Stabilität von Fahrzeugaufbauten - Ladungssicherung.de
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<strong>Ladungssicherung</strong><br />
Stabilität <strong>von</strong><br />
<strong>Fahrzeugaufbauten</strong><br />
Als Regel <strong>de</strong>r Technik wird in diesem Beitrag mit <strong>de</strong>r DIN EN 12642 eine<br />
europäische Norm vorgestellt, die die Stabilität <strong>de</strong>r <strong>Fahrzeugaufbauten</strong><br />
regelt. Diese Norm trat zum April 2002 in Deutschland in Kraft und wur<strong>de</strong><br />
zum Januar 2007 entschei<strong>de</strong>nd verän<strong>de</strong>rt.<br />
Die einfachste, schnellste und daher mit<br />
Abstand beliebteste Art <strong>de</strong>r <strong>Ladungssicherung</strong><br />
besteht darin, ein Fahrzeug<br />
zu bela<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>n Fahrzeugaufbau zu<br />
schließen und ohne zusätzliche Maßnahmen<br />
die Ladung sicher zu transportieren.<br />
„Das ist doch nichts Neues“,<br />
mag da <strong>de</strong>r eine o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re erwi<strong>de</strong>rn,<br />
„das mache ich doch schon lange so“.<br />
Allerdings liegen dabei die tägliche Praxis<br />
und die gesetzliche Anfor<strong>de</strong>rung oft<br />
weit auseinan<strong>de</strong>r.<br />
Beson<strong>de</strong>rs beim Transport <strong>von</strong> Getränken,<br />
Altpapierballen und palettiertem<br />
Stückgut, wie z. B. Sackware o<strong>de</strong>r Big-<br />
Bag´s, vertrauen viele Fahrer und Verla<strong>de</strong>r<br />
ausschließlich auf die Stabilität<br />
<strong>de</strong>s Fahrzeugaufbaus und das ohne zu<br />
wissen, welche Kräfte er wirklich aufnehmen<br />
kann. Immer noch hört man Argumente<br />
wie: „Der Aufbau ist so stabil,<br />
<strong>de</strong>r hält die Ladung problemlos auf!“<br />
O<strong>de</strong>r: „Je<strong>de</strong>r Gurt <strong>de</strong>r Schiebeplane<br />
hält zwei Tonnen!“ Natürlich sind diese<br />
Argumente alt und vielen kommen sie<br />
schon abgedroschen vor, <strong>de</strong>nnoch sind<br />
sie immer noch nicht ausgestorben und<br />
wer<strong>de</strong>n immer wie<strong>de</strong>r geäußert – und<br />
das aus tiefster Überzeugung. In <strong>de</strong>r<br />
Praxis wird somit oft nur mit Vermutungen<br />
argumentiert. Und viele gehen<br />
wie selbstverständlich da<strong>von</strong> aus, dass<br />
sie ihre Kurvengeschwindigkeit je<strong>de</strong>rzeit<br />
im Griff haben.<br />
Klare Vorgabe<br />
Der Gesetzgeber hingegen verlangt im<br />
§ 22 StVO, dass die Ladung auch in<br />
Extremsituationen wie Vollbremsungen,<br />
plötzlichen Ausweichmanövern<br />
und schlechter Wegstrecke sicher auf<br />
<strong>de</strong>m Fahrzeug gehalten wer<strong>de</strong>n kann.<br />
Aus Sicht <strong>de</strong>r <strong>Ladungssicherung</strong> gibt<br />
es nur zwei Möglichkeiten: Entwe<strong>de</strong>r<br />
ist <strong>de</strong>r Fahrzeugaufbau in <strong>de</strong>r Lage,<br />
eine Ladung zu sichern o<strong>de</strong>r er ist es<br />
nicht. Wann aber ist ein Aufbau in <strong>de</strong>r<br />
Lage die Kräfte aufzunehmen, die in<br />
diesen Extremsituationen wirken?<br />
Die Richtlinie VDI 2700 stellt bei uns die<br />
Basis <strong>de</strong>r <strong>Ladungssicherung</strong> dar. Von<br />
<strong>de</strong>n <strong>Fahrzeugaufbauten</strong> for<strong>de</strong>rt sie,<br />
dass die Stirnwand, die Bordwän<strong>de</strong><br />
und die Rungen <strong>de</strong>r Transportfahrzeuge<br />
ausreichend dimensioniert sind. Sie<br />
gibt dabei allerdings nicht vor, welchen<br />
konkreten Belastungen diese Bauteile<br />
standhalten müssen. Diese Vorgaben<br />
wer<strong>de</strong>n <strong>von</strong> <strong>de</strong>r europäischen Konstruktionsnorm<br />
DIN EN 12642 gemacht,<br />
die seit April 2002 für <strong>de</strong>n Bau <strong>von</strong> Nutzkraftwagen<br />
und Anhänger über 3,5 t<br />
zulässigem Gesamtgewicht (zGG) gilt.<br />
Die folgen<strong>de</strong>n Belastungswerte<br />
müssen gemäß <strong>de</strong>r DIN EN 12642<br />
(Version 2002) als Prüfkriterium ohne<br />
bleiben<strong>de</strong> Verformung erreicht<br />
wer<strong>de</strong>n:<br />
• Stirnwand<br />
• Rückwand<br />
• Seitenwand<br />
40% <strong>de</strong>r Nutzlast,<br />
die maximal gefor<strong>de</strong>rte<br />
Prüfkraft liegt<br />
bei 5.000 daN<br />
25% <strong>de</strong>r Nutzlast,<br />
die maximal gefor<strong>de</strong>rte<br />
Prüfkraft liegt<br />
bei 3.100 daN<br />
30% <strong>de</strong>r Nutzlast,<br />
dieser Wert gilt nicht<br />
für Curtainsi<strong>de</strong>r<br />
(Tautliner)<br />
Belastbarkeit <strong>de</strong>r Stirnwand und <strong>de</strong>r<br />
Rückwand am Beispiel eines Sattelanhängers<br />
Für die gesamte Höhe<br />
Belastbarkeit <strong>de</strong>r Seitenwand am Beispiel<br />
eines Sattelanhängers mit einem<br />
Kofferaufbau<br />
Ein zertifizierter Aufbau ist in <strong>de</strong>r Lage,<br />
bestimmte Ladung mit seinem Aufbau<br />
zu sichern.<br />
Für Plane und Spriegel<br />
Für die Bordwand<br />
Belastbarkeit <strong>de</strong>r Seitenwand am Beispiel<br />
eines Sattelanhängers mit einem<br />
Hamburger Ver<strong>de</strong>ck<br />
Allerdings konnte für eine Art <strong>von</strong> Fahrzeugaufbau<br />
keine seitliche Prüfkraft<br />
festgelegt wer<strong>de</strong>n und das ist <strong>de</strong>r Curtainsi<strong>de</strong>r,<br />
auch Schiebeplanenaufbau<br />
o<strong>de</strong>r Tautliner genannt.<br />
Belastbarkeit <strong>de</strong>r Seitenwand am Beispiel<br />
eines Sattelanhängers als Standard-Curtainsi<strong>de</strong>r<br />
Das be<strong>de</strong>utet, dass Standard-Curtainsi<strong>de</strong>r<br />
mit seitlichen Schiebeplanen ihre<br />
Ladung zwar nach vorn und nach hinten,<br />
nicht aber zu <strong>de</strong>n Seiten sichern<br />
können. Wenn man sich die Transportfahrzeuge<br />
anschaut wird man allerdings<br />
schnell feststellen, dass es sich<br />
bei <strong>de</strong>r Mehrzahl <strong>de</strong>r Sattelanhänger<br />
um solche Standard-Curtainsi<strong>de</strong>r han<strong>de</strong>lt.<br />
Das ist problematisch, <strong>de</strong>nn bei<br />
vielen Unfällen ist festzustellen, dass<br />
diese ihre Ladung tatsächlich oft nicht<br />
halten können. Das Problem liegt allerdings<br />
nicht nur an <strong>de</strong>r Plane, son<strong>de</strong>rn<br />
vielmehr darin, dass <strong>de</strong>r gesamte Aufbau<br />
– auch das Dach und die Rungen<br />
– nicht in <strong>de</strong>r Lage sind, die Kräfte aufzunehmen,<br />
die in Extremsituationen<br />
<strong>von</strong> <strong>de</strong>r Ladung eingeleitet wer<strong>de</strong>n.<br />
Durch die Vorgaben <strong>de</strong>r Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung<br />
(StVZO)<br />
liegt die Verantwortung für <strong>de</strong>n Einsatz<br />
10 Berufskraftfahrer-Zeitung 03/07
<strong>Ladungssicherung</strong><br />
<strong>de</strong>s geeigneten Fahrzeugs zuerst einmal<br />
beim Fahrzeughalter.<br />
§ 30 Absatz 1 StVZO<br />
Beschaffenheit <strong>de</strong>r Fahrzeuge<br />
„Fahrzeuge müssen so gebaut und<br />
ausgerüstet sein, dass<br />
1. ihr verkehrsüblicher Betrieb nieman<strong>de</strong>n<br />
schädigt o<strong>de</strong>r mehr als<br />
unvermeidbar gefähr<strong>de</strong>t, behin<strong>de</strong>rt<br />
o<strong>de</strong>r belästigt,<br />
2. die Insassen, insbeson<strong>de</strong>re bei<br />
Unfällen, vor Verletzungen möglichst<br />
geschützt sind und das Ausmaß<br />
und die Folgen <strong>von</strong> Verletzungen<br />
möglichst gering bleiben.“<br />
Bei einem Verstoß gegen diese Anfor<strong>de</strong>rung,<br />
wenn also ein ungeeignetes<br />
Fahrzeug eingesetzt wird, kann gegen<br />
<strong>de</strong>n Fahrzeughalter gemäß § 31 StV-<br />
ZO ein Bußgeld und Punkte im Verkehrszentralregister<br />
in Flensburg festgelegt<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
§ 31 Absatz 2 StVZO<br />
Verantwortung für <strong>de</strong>n Betrieb<br />
<strong>de</strong>r Fahrzeuge (Auszug)<br />
„Der Halter darf die Inbetriebnahme<br />
nicht anordnen o<strong>de</strong>r zulassen, wenn<br />
ihm bekannt ist o<strong>de</strong>r bekannt sein<br />
muss, dass (...) die Ladung (...) nicht<br />
vorschriftsmäßig ist, o<strong>de</strong>r dass die<br />
Verkehrssicherheit <strong>de</strong>s Fahrzeugs<br />
durch die Ladung o<strong>de</strong>r die Besetzung<br />
lei<strong>de</strong>t.“<br />
Allerdings begeht auch <strong>de</strong>r Fahrer einen<br />
Verstoß gegen die <strong>Ladungssicherung</strong>svorschrift<br />
aus § 22 StVO, <strong>de</strong>nn er hat<br />
die Ladung nicht nach <strong>de</strong>n anerkannten<br />
Regeln <strong>de</strong>r Technik gesichert. Diese<br />
Ordnungswidrigkeit kann ebenfalls<br />
mit einem Bußgeld und Punkten im<br />
Verkehrszentralregister in Flensburg<br />
geahn<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n.<br />
Die neue Version <strong>de</strong>r<br />
DIN EN 12642 beschreibt auch<br />
<strong>de</strong>n „verstärkten Aufbau“<br />
Dieses Problem ist natürlich nicht neu<br />
und es wur<strong>de</strong> inzwischen sogar schon<br />
gelöst. Viele Fahrzeugbauer bieten<br />
Sattelanhänger mit einem verstärkten<br />
Aufbau an. Diese Fahrzeuge entsprechen<br />
einer Norm, die seit Januar 2007<br />
in Kraft ist, <strong>de</strong>r DIN EN 12642 „Co<strong>de</strong><br />
XL“.<br />
Bei diesen verstärkten Aufbauten wur<strong>de</strong>n<br />
beson<strong>de</strong>rs folgen<strong>de</strong> Bauteile verän<strong>de</strong>rt:<br />
Dieses Dach ist durch Drahtseile verstärkt.<br />
• Steife Dachkonstruktion<br />
• Beson<strong>de</strong>rs stabile Stirnwand<br />
• Beson<strong>de</strong>rs feste Rungen<br />
• Palettenanschlag auf bei<strong>de</strong>n Fahrzeugseiten<br />
• Aluminiumeinsteckprofile o<strong>de</strong>r eine<br />
beson<strong>de</strong>rs zertifizierten Plane<br />
Die folgen<strong>de</strong>n Belastungswerte<br />
müssen gemäß <strong>de</strong>r DIN EN 12642<br />
„Co<strong>de</strong> XL“ als Prüfkriterium ohne<br />
bleiben<strong>de</strong> Verformung erreicht wer<strong>de</strong>n:<br />
• Stirnwand 50% <strong>de</strong>r Nutzlast<br />
• Rückwand 30% <strong>de</strong>r Nutzlast<br />
• Seitenwand 40% <strong>de</strong>r Nutzlast<br />
Die Prüfkräfte gemäß <strong>de</strong>r DIN EN<br />
12642 „Co<strong>de</strong> XL“ müssen auf 2 / 3 <strong>de</strong>r<br />
Aufbauhöhe aufgebracht wer<strong>de</strong>n und<br />
sie gelten für alle Arten <strong>von</strong> Aufbauten,<br />
auch für Curtainsi<strong>de</strong>r. Für die <strong>Ladungssicherung</strong><br />
be<strong>de</strong>utet das, dass<br />
diese Fahrzeuge – auch Curtainsi<strong>de</strong>r –<br />
in <strong>de</strong>r Lage sind, bestimmte Ladungen,<br />
die entsprechend formschlüssig verla<strong>de</strong>n<br />
wur<strong>de</strong>n, nur mit <strong>de</strong>r Stabilität ihres<br />
Aufbaus zu sichern. Welche Art <strong>von</strong><br />
Ladung das ist und wie sie verla<strong>de</strong>n<br />
wer<strong>de</strong>n muss, kann man einem Zertifikat<br />
entnehmen.<br />
Für 2/3 <strong>de</strong>r Höhe<br />
Belastbarkeit <strong>de</strong>s verstärkten Fahrzeugaufbaus<br />
“Co<strong>de</strong> XL“ am Beispiel eines<br />
Curtainsi<strong>de</strong>rs<br />
Um ein Zertifikat für seinen Sattelanhänger<br />
zu erhalten, muss <strong>de</strong>r Fahrzeugbauer<br />
zuerst einmal min<strong>de</strong>stens<br />
ein Fahrzeug dieses Baumusters<br />
durch ein Prüfinstitut eingehend prüfen<br />
lassen. Auf dieser – bestan<strong>de</strong>nen<br />
Die Seile stören nicht, <strong>de</strong>nn sie können<br />
mit <strong>de</strong>m Dach zusammen aufgeschoben<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Anstelle <strong>von</strong> Drahtseilen können auch<br />
textile Gurte eingebaut sein.<br />
– Prüfung basiert dann ein individuelles<br />
Zertifikat, das je<strong>de</strong>m ausgelieferten<br />
Sattelanhänger mitgegeben wird.<br />
Es enthält die Fahrgestellnummer <strong>de</strong>s<br />
Fahrzeugs und die Güterart, die durch<br />
diesen Aufbau gesichert wer<strong>de</strong>n kann.<br />
Weiterhin gibt es die La<strong>de</strong>bedingungen,<br />
z. B. eine lückenlose Beladung,<br />
vor und legt fest, wie <strong>de</strong>r Fahrzeugaufbau<br />
ausgestattet sein muss.<br />
Tipp: Kopie mitnehmen<br />
Für die tägliche Praxis sollte sich eine<br />
Kopie <strong>de</strong>s Zertifikates im Fahrzeug befin<strong>de</strong>n,<br />
<strong>de</strong>nn nur so kann <strong>de</strong>m Verla<strong>de</strong>r<br />
vor Ort seine berechtigte Frage nach<br />
<strong>de</strong>r Geeignetheit <strong>de</strong>s Fahrzeugaufbaus<br />
ausreichend beantwortet wer<strong>de</strong>n. Übrigens<br />
läuft damit auch eine Verkehrskontrolle<br />
<strong>de</strong>utlich schneller ab.<br />
Wer nun befürchtet, dass nur neu gekaufte<br />
Fahrzeuge diese Kriterien erfüllen,<br />
<strong>de</strong>r kann beruhigt wer<strong>de</strong>n. Viele<br />
Aufbauten können – zumin<strong>de</strong>st wenn<br />
sie nicht schon zu alt sind – nachgerüstet<br />
wer<strong>de</strong>n. Auskünfte gibt <strong>de</strong>r<br />
Fahrzeugbauer.<br />
Alfred Lampen<br />
Berufskraftfahrer-Zeitung 03/07<br />
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