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Kommt die neue Berechnungsnorm? - Ladungssicherung.de

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Aktuell<br />

<strong>Ladungssicherung</strong><br />

<strong>Kommt</strong> <strong>die</strong> <strong>neue</strong> <strong>Berechnungsnorm</strong>?<br />

Wer seine Ladung richtig sichern will<br />

muss wissen, wie hoch <strong>de</strong>r Sicherungsaufwand<br />

ist o<strong>de</strong>r kurz gesagt<br />

wie viele Gurte er braucht bzw. wie<br />

stark <strong>die</strong> Ketten sein müssen. Die<br />

meisten schätzen <strong>die</strong>se Werte, nur<br />

von wenigen wer<strong>de</strong>n sie berechnet.<br />

Müssen wir bald alle um<strong>de</strong>nken?<br />

Laut § 22 Absatz 1 StVO ist <strong>die</strong> Ladung<br />

einschließlich Geräte zur <strong>Ladungssicherung</strong><br />

sowie La<strong>de</strong>einrichtungen so zu<br />

verstauen, dass sie selbst bei Vollbremsungen<br />

o<strong>de</strong>r plötzlichen Ausweichbewegungen<br />

nicht verrutschen, umfallen,<br />

herabfallen o<strong>de</strong>r hin- und herrollen kann.<br />

Dabei sind <strong>die</strong> anerkannten Regeln <strong>de</strong>r<br />

Technik zu beachten. Um <strong>die</strong>se Regeln<br />

<strong>de</strong>r Technik geht es, genauer gesagt um<br />

ihre Anerkennung.<br />

Die <strong>Ladungssicherung</strong>svorschriften in<br />

Deutschland basieren auf <strong>de</strong>n VDI Richtlinien<br />

2700 ff und <strong>de</strong>n durch das europäische<br />

Institut für Normung (CEN) ausgearbeiteten<br />

europäischen Normen, <strong>die</strong><br />

bislang in Deutschland generell als DIN<br />

EN Normen übernommen wur<strong>de</strong>n und<br />

somit <strong>de</strong>n Status einer anerkannten<br />

Regel <strong>de</strong>r Technik erhielten. Das gilt unter<br />

an<strong>de</strong>rem auch für folgen<strong>de</strong> Normen:<br />

EN 12195 – Teil 1 Berechnung von Zurrkräften<br />

(Stand 2003)<br />

EN 12195 – Teil 2 Zurrgurte aus Chemiefasern<br />

EN 12195 – Teil 3 Zurrketten<br />

EN 12195 – Teil 4 Zurrdrahtseile<br />

EN 12640<br />

EN 12642<br />

Zurrpunkte an Nutzfahrzeugen<br />

zur Güterbeför<strong>de</strong>rung<br />

Aufbauten an<br />

Nutzfahrzeugen<br />

Dieser Automatismus könnte sich<br />

jedoch bald än<strong>de</strong>rn.<br />

Die <strong>Berechnungsnorm</strong><br />

wur<strong>de</strong> überarbeitet<br />

Das CEN hat im Laufe <strong>de</strong>r letzten<br />

Jahre eine umfangreiche Än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r<br />

EN-12195 – Teil 1: „Berechnung von<br />

Sicherungskräften“ erarbeitet. Diese Än<strong>de</strong>rungen<br />

betreffen <strong>die</strong> Berechnungen<br />

<strong>de</strong>r <strong>Ladungssicherung</strong> für <strong>de</strong>n Bereich<br />

<strong>de</strong>s Nie<strong>de</strong>rzurrens, Direktzurrens und<br />

<strong>de</strong>s Sicherns durch Blockieren.<br />

Mittlerweile wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r zehnte Entwurf<br />

verabschie<strong>de</strong>t und liegt <strong>de</strong>m <strong>de</strong>utschen<br />

Institut für Normung (DIN) vor.<br />

Innerhalb <strong>de</strong>s DIN und an<strong>de</strong>rer involvierter<br />

Verbän<strong>de</strong> sowie unter <strong>de</strong>utschen<br />

Fachleuten und Sachverständigen wird<br />

<strong>die</strong>ser Entwurf sehr kritisch diskutiert.<br />

Es wird <strong>die</strong> Meinung vertreten, dass <strong>die</strong><br />

durch <strong>die</strong> Norm gefor<strong>de</strong>rten Sicherungsmaßnahmen<br />

nicht mehr ausreichen,<br />

um <strong>die</strong> Verkehrssicherheit zu<br />

gewährleisten.<br />

Die bisherige DIN EN 12195-1 gilt in<br />

Deutschland als anerkannte Regel <strong>de</strong>r<br />

Technik im Sinne <strong>de</strong>s § 22 <strong>de</strong>r StVO, da<br />

sie auf <strong>de</strong>n VDI Richtlinien 2700 ff beruht.<br />

Bei <strong>de</strong>r aktuellen Überarbeitung<br />

wur<strong>de</strong>n <strong>die</strong> Anfor<strong>de</strong>rungen in Bezug auf<br />

<strong>die</strong> Sicherheit jedoch zum Teil erheblich<br />

reduziert, <strong>de</strong>shalb hat sich <strong>die</strong> <strong>de</strong>utsche<br />

Delegation auch gegen ihre Verabschiedung<br />

ausgesprochen und auch das DIN<br />

hat <strong>die</strong>sem Entwurf noch nicht zugestimmt.<br />

Das <strong>de</strong>rzeitige Problem besteht<br />

darin, dass <strong>die</strong> <strong>neue</strong> <strong>Berechnungsnorm</strong><br />

in einigen Staaten wie z.B. Österreich<br />

und <strong>de</strong>n Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong>n schon anerkannt<br />

ist und angewen<strong>de</strong>t wird und dass nach<br />

und nach in allen an<strong>de</strong>ren CEN-Staaten<br />

ebenso verfahren wer<strong>de</strong>n wird. Nur<br />

Deutschland wird sich eventuell an<strong>de</strong>rs<br />

entschei<strong>de</strong>n und <strong>die</strong> Norm ablehnen.<br />

Es gilt hier <strong>die</strong> folgen<strong>de</strong> Empfehlung:<br />

Zur Wahrung <strong>de</strong>s in Deutschland<br />

allgemein anerkannten Sicherheitsniveaus<br />

zur <strong>Ladungssicherung</strong> wer<strong>de</strong>n<br />

im Folgen<strong>de</strong>n einige weitere<br />

Hinweise und Erläuterungen zur<br />

Anwendung <strong>de</strong>r neu überarbeiteten<br />

DIN EN 12195-1 gegeben:<br />

1) Ein höherwertiges als das in<br />

<strong>de</strong>r überarbeiteten Norm beschriebene<br />

Sicherheitsniveau<br />

kann je<strong>de</strong>rzeit angewen<strong>de</strong>t<br />

wer<strong>de</strong>n;<br />

2) Die nationalen Vorschriften, Regelwerke<br />

und Verordnungen<br />

sind zu beachten, welche<br />

durchaus ein höheres Sicherheitsniveau<br />

voraussetzen können.<br />

Im Zusammenhang mit<br />

<strong>de</strong>n Anfor<strong>de</strong>rungen an <strong>die</strong><br />

<strong>Ladungssicherung</strong> weist <strong>de</strong>r<br />

Arbeitsausschuss auf Folgen<strong>de</strong>s<br />

hin: Die Norm EN 12195-<br />

1:2010-11 a) entspricht in wesentlichen<br />

Punkten nicht <strong>de</strong>m<br />

<strong>de</strong>rzeit in Deutschland üblichen<br />

Sicherheitsniveau.<br />

(Quelle: Homepage Beuth Verlag)<br />

Somit kommt es möglicherweise<br />

dazu, dass in Deutschland <strong>die</strong><br />

Ladung nach an<strong>de</strong>ren (höheren) Vorgaben<br />

gesichert wer<strong>de</strong>n muss, als in<br />

<strong>de</strong>n restlichen CEN-Staaten. Zum<br />

<strong>de</strong>rzeitigen Zeitpunkt ist nicht bekannt,<br />

wie sich das DIN entschei<strong>de</strong>n<br />

wird, <strong>de</strong>shalb herrscht eine große<br />

rechtliche Unsicherheit in Bezug auf<br />

<strong>die</strong> Anwendung <strong>de</strong>r neu überarbeiteten<br />

Norm.


Aktuell<br />

<strong>Ladungssicherung</strong><br />

Neue Berechnungsmodalitäten: Wieviele Gurte wer<strong>de</strong>n zukünftig verlangt?<br />

Worin liegen <strong>die</strong> Unterschie<strong>de</strong>?<br />

Die neu überarbeitete EN 12195 – Teil 1 „Berechnung von Sicherungskräften” gilt für <strong>die</strong> Auslegung <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen<br />

Sicherungsverfahren zur <strong>Ladungssicherung</strong> für <strong>de</strong>n Land- und Seetransport durch Straßenfahrzeuge<br />

einschließlich ihres Transports auf Schiffen o<strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>r Schiene und/o<strong>de</strong>r einer Kombination <strong>die</strong>ser<br />

Verkehrsarten. Sie gilt nur für Fahrzeuge mit einem zulässigen Gesamtgewicht von mehr als 3.500 kg. Im<br />

Rahmen ihrer Überarbeitung wird es vor allem in folgen<strong>de</strong>n Teilbereichen zum Teil gravieren<strong>de</strong> Än<strong>de</strong>rungen<br />

geben:<br />

1. Die Reibbeiwerte än<strong>de</strong>rn sich<br />

Der bisherige Gleit-Reibbeiwert µ D wird durch <strong>de</strong>n anzunehmen<strong>de</strong>n Reibbeiwert µ ersetzt.<br />

In <strong>de</strong>r Praxis führt das dazu, dass eine größere Reibung angenommen wird, wodurch dann <strong>die</strong> Anzahl<br />

<strong>de</strong>r zur <strong>Ladungssicherung</strong> erfor<strong>de</strong>rlichen Zurrmittel geringer ausfällt.<br />

2. Der Wankfaktor entfällt<br />

Der bisherige Wankfaktor von 0,2, <strong>de</strong>r als Sicherheitsfaktor für seitlich kippgefähr<strong>de</strong>te Ladungen generell<br />

zu beachten war, entfällt. Allerdings ist unter gewissen - aber höchst seltenen - rechnerischen Bedingungen<br />

<strong>de</strong>r <strong>neue</strong> Kippbeiwert von 0,1 zu berücksichtigen.<br />

In <strong>de</strong>r Praxis führt das dazu, dass eine seitlich kippgefähr<strong>de</strong>te Ladung, bis auf wenige Ausnahmen, nicht<br />

mehr stärker zu sichern ist, als eine standfeste Ladung.<br />

3. Der Beiwert k wird durch <strong>de</strong>n Sicherheitsbeiwert ersetzt:<br />

Der Beiwert k, überwiegend bezeichnet als k-Faktor, von 1,5, <strong>de</strong>r beim Nie<strong>de</strong>rzurren <strong>de</strong>n Verlust an Vorspannkraft<br />

durch <strong>die</strong> Reibung zwischen <strong>de</strong>m Zurrmittel und <strong>de</strong>r Ladungskante berücksichtigt, wird abgeschafft.<br />

Die Verringerung <strong>de</strong>r Vorspannkraft auf <strong>de</strong>r Gegenseite <strong>de</strong>s Spannelementes wird damit nicht<br />

entsprechend berücksichtigt.<br />

Dafür wird ein <strong>neue</strong>r Sicherheitsbeiwert eingeführt. Dieser Wert beträgt 1,1 bei <strong>de</strong>r seitlichen Ladungs-<br />

Wo liegen <strong>die</strong><br />

Probleme?<br />

Es ist zu erwarten, dass <strong>de</strong>r<br />

Transitverkehr sich auch in<br />

Deutsch land auf <strong>die</strong> eigene<br />

Umsetzung <strong>de</strong>r neu überarbeiteten<br />

EN 12195-1 berufen wird,<br />

während <strong>de</strong>r nationale Verkehr<br />

aufgrund <strong>de</strong>r <strong>de</strong>rzeitigen Situation<br />

auch weiterhin zur Umsetzung<br />

<strong>de</strong>r <strong>Ladungssicherung</strong> nach <strong>de</strong>n<br />

höheren Vorgaben <strong>de</strong>r anerkannten<br />

Regeln <strong>de</strong>r Technik, zurzeit<br />

<strong>die</strong> VDI Richtlinien 2700 ff in Verbindung<br />

mit <strong>de</strong>r alten DIN EN<br />

12195-1, verpflichtet ist.<br />

Im Scha<strong>de</strong>nsfall sind <strong>die</strong> <strong>de</strong>utschen<br />

Gerichte, Scha<strong>de</strong>nversicherer<br />

und Sachverständige gehalten,<br />

<strong>die</strong> anerkannten Regeln <strong>de</strong>r Technik<br />

für <strong>die</strong> <strong>Ladungssicherung</strong>,<br />

zurzeit <strong>die</strong> VDI Richtlinien 2700 ff<br />

und <strong>die</strong> alte DIN EN 12195-1, als<br />

Bewertungsgrundlage für eine<br />

sachgemäße <strong>Ladungssicherung</strong><br />

zugrun<strong>de</strong> zu legen.<br />

Sehr interessant ist <strong>die</strong> Frage,<br />

inwieweit <strong>die</strong> neu überarbeitete<br />

EN 12195-1 durch <strong>die</strong> Rechtsprechung<br />

als Bewertungsgrundlage<br />

für <strong>die</strong> Maßnahmen <strong>de</strong>r Kontrollorgane<br />

herangezogen wird.<br />

Fazit<br />

Sollte das DIN <strong>de</strong>r Überarbeitung<br />

<strong>die</strong>ser Norm zustimmen und<br />

sie somit anerkennen, ergäben<br />

sich einige gravieren<strong>de</strong> Än<strong>de</strong>rungen<br />

in <strong>de</strong>r Berechnung <strong>de</strong>r <strong>Ladungssicherung</strong>.<br />

Sollte das DIN <strong>de</strong>r Überarbeitung<br />

nicht zustimmen und sie<br />

somit für Deutschland ablehnen,<br />

ergäben sich gravieren<strong>de</strong> Unsicherheiten<br />

über <strong>die</strong> aktuellen<br />

Grundlagen zur Berechnung <strong>de</strong>r<br />

<strong>Ladungssicherung</strong>.

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