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Stadtführer Koblenz - Landeshauptarchiv Koblenz

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In unmittelbarer Nachbarschaft, an der Ecke Karmeliterstraße<br />

/ Rheinstraße, lag das <strong>Koblenz</strong>er Stadtgefängnis „Karmelitergefängnis“<br />

in dem 1803 säkularisierten Karmeliterkloster.<br />

Bereits lange vor der Machtübernahme der Nationalsozialisten als<br />

Gefängnis genutzt, wurde es schon kurze Zeit nach dem 30. Januar<br />

1933 mit in „Schutzhaft“ genommenen politischen Gegnern belegt.<br />

Anders als im Gestapo-Gefängnis bestand hier jedoch das Wachpersonal<br />

aus regulären Justizvollzugsbeamten. So kam es zwar<br />

nicht zu vergleichbaren Übergriffen, doch die bedrückende Enge<br />

und schlechte Ernährung sowie die Angst vor einer Verlegung in<br />

das Gestapo-Gefängnis quälten die Gefangenen.<br />

Insbesondere die ersten Jahre der nationalsozialistischen Herrschaft<br />

in <strong>Koblenz</strong> waren von der Verfolgung politischer, aber auch<br />

vor allem religiöser Gegner geprägt. Neben dem Vorwurf antinationalsozialistischer<br />

Propaganda warf man gerade den katholischen<br />

Priestern häufig homosexuelle Neigungen und Aktivitäten<br />

vor, um sie aus dem öffentlichen Leben entfernen zu können. Von<br />

der Stapoleitstelle Im Vogelsang aus wurden auch die Unterdrückung<br />

und Verfolgung der jüdischen Bevölkerung gesteuert, wie<br />

auch die Verfolgung der Sinti und Roma, der Zeugen Jehovas und<br />

anderer gesellschaftlicher Gruppen, die außerhalb der propagierten<br />

„Volksgemeinschaft“ standen.<br />

Mit Ausbruch des Krieges richtete sich das Hauptaugenmerk<br />

der Beamten jedoch auf die zahlreichen Zwangsarbeiter sowie<br />

Gegner des „totalen Krieges“. Immer arbeitete die Gestapo eng<br />

mit den anderen polizeilichen Einrichtungen zusammen, dem<br />

Sicherheitsdienst der SS (SD) und der Kriminalpolizei, auch wenn<br />

es gerade zwischen Gestapo und SD immer wieder zu Kompetenzkonflikten<br />

und Auseinandersetzungen kam, die sich auch in den<br />

Akten niederschlugen. Da diese jedoch nicht nach außen drangen,<br />

entstand für die Bevölkerung der Eindruck, einem übermächtigen<br />

Gegner gegenüberzustehen, der alle Bereiche des Lebens kontrollierte<br />

und vor dem es kein Entrinnen gab.<br />

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