Ursachen der Verarbeitungsschwierigkeiten von Zellwolle ... - Lenzing
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DEZEMBER 1954 LENZINGER BERICHTE FOLGE3<br />
~~<br />
entwe<strong>der</strong> im Rohstoff selbst o<strong>der</strong> in Mängeln <strong>der</strong> Weiterverarbeitung<br />
in ‘<strong>der</strong> Spinnerei gelegen sein können.<br />
Wir brauchen wohl nicht eigens zu betonen, daß wir<br />
gerade den Verzugseigenschaften unserer <strong>Zellwolle</strong> die<br />
größte Aufmerksamkeit und Sorgfalt angedeihen lassen.<br />
Bekanntlich hängen diese Eigenschaften ab:<br />
1. <strong>von</strong> <strong>der</strong> Faserstruktur und Kräuselung,<br />
2. <strong>von</strong> <strong>der</strong> Beschaffenheit <strong>der</strong> Avivage.<br />
Die Bestimmung <strong>der</strong> Kräuselungswerte gehört zu unserer<br />
laufenden Betriebsüberwachung. Selbst über lange<br />
Zeit betrachtet, liegen die Werte gut und gleichmäßig.<br />
Auch <strong>von</strong> unseren Kunden wurden uns in dieser Hinsicht<br />
keine abweichenden Beobachtungen mitgeteilt.<br />
Heikler ist schon das Problem ,,Avivage”. In den<br />
ersten Nachkriegsjahren war es schwierig, ja fast unmöglich<br />
gewesen, die geeigneten Produkte zu erhalten,<br />
die noch dazu starken Qualitätsschwankungen unterworfen<br />
waren. Heute jedoch ist das an<strong>der</strong>s geworden.<br />
Die bewährten Produkte sind wie<strong>der</strong> in alter Qualität<br />
und Gleichmäßigkeit in je<strong>der</strong> beliebigen Menge erhältlich<br />
und es besteht daher für eine <strong>Zellwolle</strong>fabrik<br />
keine Veranlassung, <strong>von</strong> dem langjährig erprobten und<br />
für gut befundenen Rezept leichtfertig abzugehen.<br />
Das schließt aber nicht aus, daß wir dennoch aufmerksam<br />
die Entwicklung neuer Avivagemittel verfolgen,<br />
Doch gehen wir dabei äußerst vorsichtig zu Werke. Zuerst<br />
werden Proben im Labormaßstab angefertigt. Nur<br />
wenige Präparate, die dieser ersten Prüfung standhalten,<br />
werden weiterverfolgt. Als nächster Schritt werden,<br />
<strong>von</strong> <strong>der</strong> Normalproduktion selbstverständlich<br />
streng getrennt, entsprechend größere Partien angefertigt,<br />
die in <strong>der</strong> werkseigenen Versuchsspinnerei zu Garnen<br />
verarbeitet werden. Das ist die zweite Prüfung, die<br />
bestanden werden muß. Sollten sich auf Grund <strong>der</strong> bei<br />
dieser Versuchsverspinnung in unserem eigenen Betriebe<br />
gemachten Erfahrungen Versuche größeren Maßstabs<br />
als angezeig’: erweisen, dann wird das Urteil<br />
unserer Abnehmer eingeholt, indem wir eine genügend<br />
große Partie nach vorheriger Absprache einem unserer<br />
Kunden zur Verfügung stellen und ihn bitten, uns seine<br />
eigenen Beobachtungen bei <strong>der</strong> Verarbeitung mitzuteilen.<br />
Selbst wenn diese dritte Prüfung günstig ausfällt,<br />
dann heißt das noch nicht, daß wir daraufhin schon<br />
eine neue Betriebsavivage einführen. Eine <strong>der</strong>artige<br />
Umstellung würde niemals ohne Wissen und Zustimmung<br />
unserer Kunden erfolgen.<br />
Geringe GriffuntIerschiede, die bisweilen auftreten<br />
können, sind somit nicht auf eine Avivageän<strong>der</strong>ung zurückzuführen,<br />
sie kommen auch bei Verwendung stets<br />
gleicher Produkte vor, nicht nur bei unserer, son<strong>der</strong>n<br />
auch bei je<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en <strong>Zellwolle</strong>marke. Wir haben<br />
jedenfalls noch keine nachteiligen Auswirkungen auf<br />
die Laufeigenschaften feststellen können.<br />
Unabhängig <strong>von</strong> <strong>der</strong> Art des verwendeten Avivagemittels<br />
ist auch die IMenge <strong>der</strong> auf <strong>der</strong> Faser befindlichen<br />
-4vivage auf die Verzugseigenschaften <strong>von</strong> Einfluß.<br />
Auch sie wird dauernd <strong>von</strong> uns unter Kontrolle gehalten<br />
Jede autorisierte Prüfanstalt ist heute in <strong>der</strong> Lage,<br />
die Menge <strong>der</strong> auf (einer Faserprobe vorhandenen Präparation<br />
zu bestimmen. Auf diesem Wege läßt sich ein<br />
etwa bestehen<strong>der</strong> Zweifel an <strong>der</strong> Verläßlichkeit unserer<br />
diesbezüglichen Angaben leicht beseitigen. Neben den<br />
genannten gibt es noch an<strong>der</strong>e Probleme, die jedoch<br />
keinen Einfluß auf die Laufeigenschaften haben, die aber<br />
immer wie<strong>der</strong> erörtert werden. Ich meine die Einflüsse<br />
<strong>von</strong> Unterschieden im Weißgehalt, somit <strong>von</strong> Rohtonunterschieden<br />
<strong>der</strong> <strong>Zellwolle</strong>, auf die Gleichmäßigkeit<br />
<strong>der</strong> Anfärbung. Wir haben in zahlreichen Untersuchungen<br />
festgestellt, daß selbst gut wahrnehmbare Rohtonunterschiede<br />
nicht zu Anfärbedifferenzen führen müssen<br />
Rohtonunterschiede stehen in keinem ursächlichen<br />
Zusammenhang mit <strong>der</strong> Farbaffinität.<br />
Ich möchte jedoch hier nicht über Färbereiprobleme<br />
sprechen, son<strong>der</strong>n Ihnen lediglich Hinweise für die Praxis<br />
geben, wie man sich solche Probleme am besten ersparen<br />
kann. Wir halten es nämlich für richtig und<br />
notwendig, über diese Dinge ganz offen zu Ihnen zu<br />
sprechen. Es ist immer besser, Gefahrenquellen aufzuzeigen,<br />
als sie totzuschweigen. Daß nicht nur wir, son<strong>der</strong>n<br />
auch alle an<strong>der</strong>en <strong>Zellwolle</strong>werke sich mit diesen<br />
Problemen auseinan<strong>der</strong>setzen müssen, ist altbekannt,<br />
Auch die Fachliteratur befaßt sich eingehend und immer<br />
wie<strong>der</strong> gerade mit <strong>der</strong> Frage <strong>der</strong> gleichmäßigen Anfärbbarkeit.<br />
Manche <strong>Zellwolle</strong>fabriken in Europa und auch<br />
in den USA sind dazu übergegangen, ihren Kunden getrennte<br />
Verarbeitung <strong>der</strong> jeweiligen Anlieferung vorzuschreiben.<br />
Diese Lösung ist sehr bequem für die <strong>Zellwolle</strong>fabrik,<br />
aber unangenehm für den Spinner. Als wir<br />
uns mit <strong>der</strong> Frage beschäftigten, ob auch wir in Hinkunft<br />
unseren Abnehmern geson<strong>der</strong>te Verarbeitung vorschreiben<br />
sollen, sind wir uns darüber im Klaren gewesen, daß<br />
die streng getrennte Verarbeitung je<strong>der</strong> Partie nicht<br />
nur schwierig, son<strong>der</strong>n auch mit sehr hohen Unkosten<br />
für den Spinner verbunden ist. Dazu muß man noch bedenken,<br />
daß durch ein Versehen o<strong>der</strong> eine Nachlässigkeit<br />
eines Arbeiters <strong>der</strong> Erfolg einer solchen Maßnahme<br />
in Frage gestellt werden kann. Obendrein liegen spätere<br />
Garnverwechslungen im Bereich des Möglichen.<br />
Wir haben deshalb diesen Weg im Interesse unserer<br />
Kunden nicht beschritten, son<strong>der</strong>n haben in unserem<br />
Werk alle Vorkehrungen getroffen, um die Farbaffinität<br />
unserer <strong>Zellwolle</strong> so gleichmäßig wie nur irgend möglich<br />
zu erhalten. Auch die Gleichmäßigkeit <strong>der</strong> Anfärbung<br />
gehört deshalb zu unserer laufenden Betriebskontrolle.<br />
Eine absolut gleichmäßige Anfärbbarkeit zwischen zeitlich<br />
auseinan<strong>der</strong>liegenden Lieferungen ist jedoch unmöglich<br />
zu garantieren, An Stelle <strong>der</strong> Vorschreibung getrennter<br />
Verarbeitung zeigen wir Ihnen hier einen billigeren<br />
Weg:<br />
Wir sind immer wie<strong>der</strong> an unsere Kunden mit <strong>der</strong><br />
Bitte herangetreten, das Ballenlager diagonal abzubauen<br />
und die so entnommenen Ballen miteinan<strong>der</strong> zu vermischen<br />
Je größer die Ballenzahl, desto günstiger das<br />
Ergebnis. Das wird aber <strong>von</strong> <strong>der</strong> Platzfrage abhängig<br />
sein. Am vorteilhaftesten halten wir nach wie vor die<br />
Verwendung <strong>von</strong> Mischfächern. Dieser diagonale Abbau<br />
und das Vermischen sind weitaus mehr eine organisatorische<br />
Angelegenheit als eine Kostenfrage. Dazu<br />
kommt noch ein an<strong>der</strong>er Vorteil des Mischfaches: Ausgleich<br />
<strong>der</strong> Feuchtigkeit.<br />
Feuchtigkeitsdifferenzen gänzlich zu vermeiden ist<br />
unmöglich. Diese können sowohl <strong>von</strong> Ballen zu Ballen,<br />
aber auch innerhalb eines Ballens vorhanden sein.<br />
Zu unserem Vorschlag <strong>der</strong> Verwendung <strong>von</strong> Mischfächern<br />
bekommen wir oft zu hören, daß wir zu viel<br />
verlangen und daß es auch ohnedem so und so viele<br />
Monate keinerlei Schwierigkeiten gegeben habe. Das<br />
ist kein Gegenargument! Gerade diese sporadisch auf-<br />
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