Ursachen der Verarbeitungsschwierigkeiten von Zellwolle ... - Lenzing
Ursachen der Verarbeitungsschwierigkeiten von Zellwolle ... - Lenzing
Ursachen der Verarbeitungsschwierigkeiten von Zellwolle ... - Lenzing
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
DEZEMBER 1954 LENZINGER BERICHTE FOLGE 3<br />
hosen. Austausch über Anfor<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Betriebsabteilung.<br />
9. Belehrung <strong>der</strong> ISchmierer, auf die Führungsstäbe <strong>der</strong><br />
Preßstempel das Minimum an 01 aufzutragen.<br />
10. Die Führungsstäbe wan<strong>der</strong>n nunmehr durch Filzringe,<br />
die ein eventuelles Ubermaß an 01 abfangen.<br />
Im Vergleich zu früheren Zeiten ist <strong>der</strong> Schmierzustand<br />
dieser Stäbe als vorzüglich anzusprechen.<br />
11. Vor wenigen Tagen schlug unsere technische Abteilung<br />
im Zuge einer gemeinsamen Begehung <strong>der</strong><br />
Packerei vor, die Führungsstäbe zusätzlich in Hosen<br />
zu stecken. Diese Maßnahme wird im Laufe <strong>der</strong><br />
nächsten Zeit <strong>von</strong> Presse zu Presse durchgeführt<br />
werden.<br />
12. Weiters wurde beschlossen, die Hosen in Töpfe zu<br />
setzen, die mit <strong>der</strong> Preßstempelfläche verschweißt<br />
sind, um ein -- trotz aller vorgenannten Maßnahmen<br />
- doch noch zustandekommendes Ölablaufen<br />
auf den Stempel zu vermeiden.<br />
Diese Aufzählung sei lediglich ein Beispiel für die<br />
gründliche Bearbe:ltung aller Hinweise.<br />
Hier möchte ich einfügen, daß einer unserer Kunden<br />
wegen einer Lieferung verschmutzter Garne eine Reklamation<br />
erhalten hat. Diese Beanstandung hatte er<br />
nun, mit einer Handvoll schmutziger Wolle belegt, an<br />
uns weitergeleitet. Um den Beweis dafür zu erbringen,<br />
daß die beiden Mangel in keinem Zusammenhang stehen<br />
können, haben wir mit absichtlich verschmutzter<br />
<strong>Zellwolle</strong> unter noch ungünstigeren Verhältnissen als<br />
sie beim Kunden ‘bestanden haben, eine Versuchsausspinnung<br />
durchgeführt. Die Ergebnisse werden Ihnen<br />
anschließend an meine Ausführungen vorgelegt werden.<br />
Nun möchte ich aber zum heikleren Teil meiner Ausführungen<br />
komme:n. Meine Aufgabe wäre nur unvollständig<br />
erfüllt, wenn ich nicht auch jene Möglichkeiten<br />
erörtern würde, die in den Spinnereien selbst zu <strong>Verarbeitungsschwierigkeiten</strong><br />
führen.<br />
Ich möchte da<strong>von</strong> Abstand nehmen, <strong>der</strong>artige Mängel<br />
systematisch anzuführen. Zu diesem Kapitel ist es wohl<br />
am zweckmäßigsten, wenn ich Ihnen einige konkrete<br />
Fälle vortragen darf.<br />
Die Prüfräume in den Spinnereien sind in erster Linie<br />
darauf eingerichtet, die fertigen Garne zu kontrollieren.<br />
Nur die wenigsten Spinnereien verfügen über Laboratorien<br />
mit <strong>der</strong> nötigen Einrichtung, um auch die Rohprodukte<br />
prüfen zu können. Man ist also noch vielfach<br />
darauf angewiesen, aus dem Ausfall des Garnes auf die<br />
Qualität <strong>der</strong> Spinnfaser rückschließen zu müssen. Meistens<br />
können aber auch die Prüfungen des fertigen Garnes<br />
aus verschiedenen Gründen nur in einem so kleinen<br />
Umfang vorgenommen werden, daß diese Ergebnisse<br />
statistisch nicht genügend gesichert sind, die die<br />
Grundlage zur nachträglichen Beurteilung <strong>der</strong> Faser<br />
bilden sollen.<br />
Noch schlimmer wird es aber, wenn man selbst diesen<br />
wenigen Ergebnissen nicht die entsprechende Aufmerksamkeit<br />
schenkt und dann durch die Reklamation seiner<br />
Kunden unliebsam überrascht wird. Hier ein Beispiel<br />
für einen <strong>der</strong>artigen Fall:<br />
Es handelte sich um eine ausländische Spinnerei, die<br />
uns mitteilte:<br />
,,Wir verwenden Ihre <strong>Zellwolle</strong> vom Typ 1.5/32<br />
zu Beimischungen im Verhältnis 33 : 67 und 40 : 60.<br />
Wir haben jetzt <strong>von</strong> unseren Abnehmern eine Reklamation<br />
<strong>von</strong> größtem Ausmaß erhalten. Es han-<br />
delt sich um Nummernschwankungen. Wir vermuten,<br />
daß Ihre <strong>Zellwolle</strong> diese verursacht hat und<br />
bitten deshalb um Ihren Besuch.”<br />
Bei meinem Eintreffen wurde mir die sehr umfangreiche<br />
Garnsendung gezeigt, die zurückgenommen werden<br />
mußte. Stichprobenweise vorgenommene Sortierungen<br />
ergaben Nummernabweichungen bis ca 25 O/o.<br />
Einigermaßen überrascht war ich bei <strong>der</strong> Durchsicht des<br />
Sortierbuches. Die <strong>von</strong> mir gefundenen Abweichungen<br />
sind auf Monate zurück auch im Sortierbuch aufgezeichnet<br />
gewesen. Bei einem reinen Zellwollgarn, das aus<br />
einer deutschen <strong>Zellwolle</strong> gesponnen worden war, zeigte<br />
sich das gleiche Bild. Auf meinen diesbezüglichen<br />
Hinweis wurde mir bloß erwi<strong>der</strong>t, daß das Zurzeit keine<br />
Sorge macht, da diese Garne ein sehr wenig anspruchsvoller<br />
Kunde bekommt.<br />
Beim Rundgang durch den Betrieb schickte <strong>der</strong> Spinnereileiter<br />
gleich selbst voraus, daß die Batteure absolut<br />
abbruchreif sind und auch in absehbarer Zeit durch neue<br />
Maschinen ersetzt würden. Wir haben an 10 Wickeln<br />
die Ungleichmäßigkeiten <strong>von</strong> Meter zu Meter bestimmt.<br />
Die gefundenen Werte lagen zwischen 18 und 28 Oio. Auf<br />
Grund gewisser Beobachtungen, die ich tagsüber machen<br />
konnte, ersuchte ich abends darum, den vorhandenen<br />
Wickelvorrat nachzuwägen. Ergebnis: 60 O/o aller vorhandenen<br />
Wickel lagen z. T. ganz erheblich außerhalb<br />
<strong>der</strong> noch erträglichen Grenzen.<br />
Die Kar<strong>der</strong>ie bestand aus Maschinen neuester Bauart<br />
und zeigte auch keinerlei Mängel.<br />
Die Wickel aus unserer <strong>Zellwolle</strong> liefen im Gegensatz<br />
zu einer an<strong>der</strong>en <strong>Zellwolle</strong>, bei <strong>der</strong> sie stark schälten,<br />
gut ab. Das veranlaßte den Kunden, auch für die<br />
Reinverspinnung auf unsere Flocke überzugehen.<br />
Bei den Strecken war man ebenfalls <strong>der</strong> Auffassung,<br />
daß alles in Ordnung sein müßte, da es auch nur solche<br />
neuester Bauart wären. Die Maschinen waren mit elektrischer<br />
Abstellung versehen. Es wurde nicht nur ~0%<br />
son<strong>der</strong>n auch auf große Kannen gearbeitet. Da vor und<br />
zwischen den Strecken genügend Platz vorhanden war,<br />
wurden die Kannen nicht wie üblich angesetzt, son<strong>der</strong>n<br />
es wurde, um Zugänge für das Bedienungspersonal zu<br />
schaffen, zwischen je<strong>der</strong> Ablieferung ein Gang freigehalten<br />
Sicher in bezug auf das Ansetzen und Sauberhalten<br />
<strong>der</strong> Maschinen hin betrachtet ein gut gemeinter<br />
Einfall. Die Nachteile dieser Maßnahme aber waren sehr<br />
offensichtlich: Die Ablaufstrecke <strong>der</strong> Lunten aus den<br />
hinteren Kannen wurde verdoppelt und die Möglich-<br />
keit, zu Fehlverzügen zu kommen, dadurch vergrößert.<br />
Bei planmäßig Gfacher Doublierung fiel eine einzelne<br />
Ablieferung auf, in die nur vier Bän<strong>der</strong> einliefen, ohne<br />
die Abstellung auszulösen. Die Streckerin, <strong>von</strong> uns darauf<br />
aufmerksam gemacht, ging zurück, zog aber lediglich<br />
ein fünftes Band ein und ließ wie<strong>der</strong> laufen, Das aber<br />
wahrscheinlich nur, weil das arme Mädchen durch unsere<br />
Anwesenheit nervös geworden war.<br />
Vom Betriebsleiter zur Rede gestellt, ob das Versagen<br />
<strong>der</strong> Abstellvorrichtung öfters vorkäme, bejahte sie dies.<br />
Auf die weitere Frage, warum sie <strong>der</strong>artige Mängel<br />
nicht unverzüglich melde, erklärte die Arbeiterin, daß<br />
sie das bereits vor etwa 3 Stunden getan hätte. Der zuständige<br />
Elektriker hätte sie aber angefahren, ob sie<br />
denn <strong>der</strong> Meinung wäre, daß er nichts an<strong>der</strong>es zu tun<br />
hätte, als sich die ganze Zeit an diese Strecken hinzustellen.<br />
Ich möchte dies nur als Beispiel dafür anführen, wie<br />
leicht durch ein solches Verhalten untergeordneter Or-<br />
25