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Schwerpunktthema: - Fraktion DIE LINKE im Sächsischen Landtag

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von<br />

<strong>Fraktion</strong> <strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong><br />

<strong>im</strong> <strong>Sächsischen</strong> <strong>Landtag</strong><br />

Dokumente und Standpunkte<br />

11-12/2010<br />

Worüber klagen<br />

Bürgermeister?<br />

Wer<br />

spart<br />

unser<br />

Land<br />

kaputt?<br />

Warum bleibt Hartz IV<br />

Armut per Gesetz?<br />

Warum bleibt die<br />

Rundfunkgebühr Topthema?<br />

<strong>Schwerpunktthema</strong>:<br />

Schwarz-Gelb vs. Soziales Sachsen<br />

Weshalb steigt der<br />

Strompreis wirklich?<br />

Wo hält schon bald<br />

kein Bus mehr?<br />

Was wird<br />

aus dem<br />

kulturellen<br />

Reichtum<br />

Sachsens?<br />

Warum bekommen<br />

die Kirchen<br />

so viel Geld?


Das Erste<br />

Inhalt<br />

Liebe Leserin, lieber Leser,<br />

das Internet lässt die Auflage der klassischen<br />

Abo-Zeitungen abstürzen, die Serie<br />

der Enthüllungen von Wikileaks über die Hintergründe<br />

internationaler Regierungs- und<br />

Kriegstaktik treiben führende Nachrichtenmagazine<br />

in die Enge – die Revolution der<br />

Kommunikationstechnologie, deren eigentlicher<br />

Träger das World Wide Web ist, dessen<br />

20. Jahrestag wir <strong>im</strong> kommenden August begehen<br />

können, sprengt nun die gesamte bisherige<br />

Medienlandschaft in die Luft. Auch<br />

wir als <strong>Landtag</strong>sfraktion haben uns diesen<br />

rasanten Entwicklungen zu stellen, wenn wir<br />

am Puls der Zeit bleiben wollen.<br />

Deshalb kann man das PVL wie alle Broschüren<br />

und Faltblätter noch vor Erscheinen<br />

der Druckausgaben online auf der <strong>Fraktion</strong>s-<br />

Homepage lesen – und es gibt inzwischen<br />

virtuelle Flugblätter zu aktuellen Themen:<br />

Unsere neue Serie „LINKS – Logisch!“ bezieht<br />

in max<strong>im</strong>al 1.000 Zeichen Text kurz<br />

und knapp Position und wird überhaupt<br />

nur noch bei Bedarf gedruckt. Neben allen<br />

Pressemitteilungen gehen auch sämtliche<br />

parlamentarische Initiativen sofort online<br />

Parlament von links (pvl) ist das Magazin der <strong>Fraktion</strong><br />

<strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong> <strong>im</strong> <strong>Sächsischen</strong> <strong>Landtag</strong>. Pvl erscheint künftig<br />

vier Mal <strong>im</strong> Jahr und ist kostenlos. Abo unter:<br />

Bernhard-von-Lindenau-Platz 1<br />

01067 Dresden<br />

Telefon: 0351/493 5800<br />

Telefax: 0351/493 5460<br />

E-Mail: linksfraktion@slt.sachsen.de<br />

http://www.linksfraktion-sachsen.de<br />

– http://www.linksfraktion-sachsen.de<br />

gehört allein schon vom politischen Nutzwert<br />

her zu den Top-Adressen sächsischer<br />

Landespolitik. Überall und jederzeit abrufbar<br />

– ob am PC, per Laptop, Handy mit Internet-Zugang<br />

oder iPhone.<br />

Zu den neuen Weisheiten unseres Zeitalters<br />

gehört die Feststellung, dass reine<br />

Nachrichten <strong>im</strong>mer mehr an Wert verlieren<br />

– wer täglich bei Google News oder anderen<br />

Plattformen <strong>im</strong> Netz stöbert, findet einen<br />

Großteil von dem, was am nächsten Tag<br />

in der Zeitung steht. Das „Parlament von<br />

links“ bietet genau das, was zurzeit <strong>im</strong> Wert<br />

steigt: Erklärung von Zusammenhängen,<br />

Hintergrund-Analyse, lebensnahe Reportagen,<br />

also alles das, an dem es in der Welt<br />

der schnellen Klicks oft fehlt. Und für diese<br />

Werte lohnt es sich auch in Zukunft, Papier<br />

zu bedrucken, ganz davon abgesehen, dass<br />

sich PVL auf dem Sofa in Papierform <strong>im</strong>mer<br />

noch am bequemsten lesen lässt.<br />

Im neuen Jahr erscheint das PVL ein Mal pro<br />

Quartal (das ist neu) und wird neben den interessierten<br />

Empfängern in aller Welt jeweils<br />

flächendeckend in einer sächsischen Region<br />

an alle Haushalte verteilt (das ist ebenfalls<br />

neu), womit <strong>im</strong>mer ein regionales <strong>Schwerpunktthema</strong><br />

verbunden ist (das ist die dritte<br />

Neuerung). Damit werden die Stärken des<br />

PVL weiter gestärkt und noch viel mehr Menschen<br />

zugänglich gemacht. Außerdem bahnen<br />

sich in der linken Zeitschriften-Szene<br />

Sachsens Veränderungen an, die der <strong>Fraktion</strong><br />

weitere Informationskanäle ermöglichen. So<br />

planen wir in diesem Zusammenhang einen<br />

„Parlaments-Report“, gedruckt wie online.<br />

Lassen Sie sich überraschen. Wir werden<br />

unsere Leser und Leserinnen jedenfalls<br />

auch darüber ständig auf dem Laufenden<br />

halten. Und nun wünsche ich genug Muße<br />

für eine ungestörte Lektüre dieses thematisch<br />

wie <strong>im</strong>mer prall gefüllten Heftes!<br />

Ihr<br />

Marcel Braumann<br />

Impressum:<br />

V.i.S.d.P.: Marcel Braumann<br />

Redaktion: Elke Fahr<br />

Layout: Carola Müller<br />

Auflage: 15.000 Stück<br />

Druck: Druckhaus Dresden GmbH<br />

Namentlich gezeichnete Beiträge geben nicht unbedingt<br />

die Positionen der <strong>Fraktion</strong> <strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong> wieder.<br />

Diese Publikation dient der Information und darf in einem<br />

Wahlkampf nicht zur Parteienwerbung eingesetzt werden.<br />

Titelfoto (efa): Mehr als 12.000 Menschen aus ganz Sachsen protestieren<br />

am 3. November dieses Jahres in Dresden vor dem <strong>Sächsischen</strong><br />

<strong>Landtag</strong> gegen die von der Landesregierung geplanten<br />

Kürzungen, vor allem <strong>im</strong> Sozialbereich. Veranstalter war das Bündnis<br />

„Zukunft und Zusammenhalt“, ein Zusammenschluss von Gewerkschaften,<br />

Sozialverbänden, Studierendenvertretungen u.v.a.m.<br />

Seite 24: Cartoon: Harm Bengen/toonpool.com<br />

Das Erste 2<br />

Getrickst und gekürzt –<br />

Sachsen hat den Schaden 3<br />

Dresden – Abu Dhabi – Katar<br />

und zurück 4<br />

Strom-Preistreiberei ist pure Abzocke 5<br />

5 Punkte gegen Armut in Sachsen<br />

Armes Ehremamt –<br />

Es geht ums Ganze 6–7<br />

Kommunen nicht <strong>im</strong> Regen<br />

stehen lassen<br />

Knochenjob Bürgermeister 18–9<br />

Der neue Rundfunkstaatsvertrag 10<br />

Gibt’s da nicht was von Ratiopharm? 11<br />

<strong>Fraktion</strong>s-Denkschmiede 11<br />

Schwarz-Gelb versus<br />

Soziales Sachsen 12–13<br />

Nach dem Marsch ist vor dem Marsch 14<br />

Beamten-Mahnwache gegen<br />

Gehaltskürzungen 14<br />

Lehrerbildung in Sachsen 15<br />

Parlamentarische Initiativen 16<br />

Plakate über eine vieldeutige politische<br />

Landschaft 16<br />

Die Neuordnung der<br />

EU-Strukturpolitik<br />

und ihre Auswirkungen auf Sachsen 17<br />

Operation gelungen,<br />

Patient tot 18–19<br />

20 Jahre <strong>LINKE</strong> Politik in Sachsen 20<br />

Rumba zum Rücktritt vom Rücktritt 20<br />

Braucht Deutschland staatlich<br />

al<strong>im</strong>entierte Religionsgemeinschaften? 21<br />

Serbska Strona 22<br />

Resümee einer parlamentarischen<br />

Landpartie durch die Lausitz 23<br />

Ganz LINKS be<strong>im</strong> Tag der offenen Tür 23<br />

Das Letzte 16<br />

2 pvl 11-12/2010


Getrickst und gekürzt –<br />

Sachsen hat den Schaden<br />

Die schwarz-gelbe sächsische Koalition<br />

geriet be<strong>im</strong> Haushalt-Machen gleich mehrfach<br />

aus der Fassung: Zunächst ging man<br />

von einer Etat-Schrumpfung um 1,7 Milliarden<br />

Euro allein <strong>im</strong> Jahr 2011 aus. Einige<br />

Monate später war dann noch von einer<br />

Abnahme des 2011er Haushaltsvolumens<br />

von 1,2 Milliarden die Rede, ehe erneut<br />

korrigiert wurde: Steuermehreinnahmen<br />

für die beiden nächsten Jahre in Höhe von<br />

500 Millionen Euro.<br />

Die Taktik ist ebenso einfach wie leicht<br />

durchschaubar: Man kündigt exorbitante<br />

Streichungen an, lässt den Protest stoisch<br />

über sich ergehen und spielt sich dann<br />

noch als Wohltäter auf, der verkündet, dass<br />

alles doch nicht ganz so schl<strong>im</strong>m komme.<br />

Wochenlang publizieren die Koalitionsfraktionen<br />

fast <strong>im</strong> Tagestakt Änderungen des<br />

Haushalts, die verglichen mit den großen<br />

Grausamkeiten insbesondere <strong>im</strong> Jugendund<br />

Sozialbereich aber letztlich nur Peanuts<br />

sind. CDU und FDP versuchen so, die<br />

gesamte Schieflage ihrer Haushaltspolitik<br />

in den Hintergrund der öffentlichen Wahrnehmung<br />

zu verdrängen: Der Sozialetat<br />

schrumpft prozentual um die Hälfte mehr<br />

als der Gesamtetat, was in einer Zeit zunehmender<br />

sozialer Spaltung der Gesellschaft<br />

ein handfester Skandal ist.<br />

Schon das Augusthochwasser 2010 ließ<br />

regierungsamtliche Wirklichkeitswahrnehmungsstörungen<br />

des Kabinetts Tillich zutage<br />

treten. Wie schon be<strong>im</strong> Haushalt insgesamt<br />

gelang es der Staatsregierung nicht<br />

mehr, ihr Handeln als Erfolg zu verkaufen:<br />

Dass sich der Freistaat gemessen am Gesamtschaden<br />

betroffener Bürger und Kommunen<br />

nur mit einem Promilleanteil durch<br />

Soforthilfen bei der Schadensbewältigung<br />

eingebracht hat, wurde von den Betroffenen<br />

zu Recht als Verhöhnung empfunden.<br />

Umso mehr, als der gebetsmühlenhafte<br />

Aufruf von Ministerpräsident Tillich<br />

zur Selbsthilfe durch Versicherung schon<br />

– wie von uns vorausgesagt – bei seinem<br />

„Versicherungsgipfel“ durch die Fakten widerlegt<br />

wurde: 17.000 Gebäude in Sachsen<br />

sind derzeit nicht gegen Hochwasserschäden<br />

versicherbar. Unsere Forderung<br />

nach einer gesetzlich geregelten solidarischen<br />

Elementarschadenpflichtversicherung<br />

für alle Gebäudebesitzer bleibt also<br />

aktuell.<br />

Toppen konnte diesen getrübten politischen<br />

Blick nur noch eine Ausstellung des<br />

Bundesamtes für Verfassungsschutz, die<br />

in Dresden Station gemacht hat und bei<br />

der eine Goebbels-Figur Bindeglied zwischen<br />

Nazi-Größen und verantwortlichen<br />

DDR-Politikern war, die unter den Nazis in<br />

Zuchthäusern bzw. <strong>im</strong> KZ gesessen haben.<br />

Nach unserem Protest wurde dieser<br />

Gipfel der Geschmacklosigkeit zwar<br />

geräuschlos beseitigt, aber die jüngste<br />

Affäre um die Verleihung des <strong>Sächsischen</strong><br />

Demokratiepreises hat gezeigt,<br />

dass die demokratische<br />

Kultur<br />

hierzulande erheblichen<br />

Nachholbedarf<br />

hat.<br />

Dass<br />

engagierte<br />

Menschen aus<br />

Projekten, die sich<br />

<strong>im</strong> Alltag gegen<br />

Fremdenfeindlichkeit<br />

und Rassismus<br />

engagieren, alle ihre<br />

Kooperationspartner<br />

mit Hilfe des<br />

Verfassungsschut-<br />

zes auf „Extremismus“<br />

überprüfen lassen<br />

sollen, ist eine<br />

Frechheit. Deshalb<br />

habe ich mit großem<br />

Respekt die Entscheidung<br />

des nativen Kultur- und<br />

Bildungszentrums<br />

(AKuBiZ) aus Pirna aufgenommen, unter<br />

diesen Bedingungen die Entgegennah-<br />

Alter-<br />

me des Preises abzulehnen. Natürlich hatte<br />

ich mich über die Preisverleihung durch<br />

eine unabhängige Jury an diesen Verein<br />

aus der <strong>Sächsischen</strong> Schweiz, wo ich<br />

selbst zu Hause bin, sehr gefreut, da in unserer<br />

Gegend bekanntlich die NPD und<br />

ihre Vorfeldorganisationen in besonders<br />

übler Weise ihr Unwesen treiben. Wer sich<br />

aber zu amtlichen Gesinnungsprüfungen<br />

erpressen lässt, kann nicht für Zivilcourage<br />

eintreten – insofern hat AKuBiZ durch seine<br />

Ablehnung des Preises unter den vom<br />

Regierungsvertreter in der Jury durchgesetzten<br />

Bedingungen seine Preiswürdigkeit<br />

unter Beweis gestellt.<br />

Zwei Jahrzehnte nach Einführung des demokratischen<br />

Systems in Sachsen merken die<br />

Menschen – nicht nur in Stuttgart rund um<br />

einen höchst umstrittenen Bahnhofsneubau<br />

–, dass diese Welt noch längst nicht<br />

die beste aller möglichen ist. Hatte Ministerpräsident<br />

Stanislaw Tillich anlässlich des<br />

Festaktes zu 20 Jahren Neugründung des<br />

<strong>Sächsischen</strong> <strong>Landtag</strong>es noch Bemerkenswertes<br />

über die Bedeutung der Opposition<br />

gesagt, waren seine Abfälligkeiten über<br />

den schwäbischen Bürgerprotest bodenlos,<br />

vor allem aber seine Weigerung, <strong>im</strong> <strong>Landtag</strong><br />

dazu auch Rede und Antwort zu stehen.<br />

Mit Bekenntnissen<br />

wie<br />

„Keine Schulden“,<br />

die wie eine Litanei unabhängig<br />

von allen Gegebenheiten<br />

vorgetragen werden, wird das Land<br />

nicht vorangebracht. Wir hatten klar<br />

gemacht, dass Kredite für den Staat – wie<br />

für Privatleute auch – eine legit<strong>im</strong>e Einnahmequelle<br />

sind, die bei Bedarf – in Krisenzeiten<br />

oder bei größeren Investitionen<br />

– genutzt werden darf. Letztlich kommen<br />

unsere Änderungsvorschläge zum Haushaltsentwurf<br />

der Staatsregierung aber<br />

ohne neue Schulden aus. Stattdessen nutzen<br />

wir u. a. Haushalts-Rücklagen, die genau<br />

für solche Zeiten bereitliegen. So konnten<br />

wir mit 135 Änderungsanträgen zeigen,<br />

wie sozialer Ausgleich, Vorrang für Bildung<br />

und ein Schutzschirm für Kommunen funktionieren<br />

könnten, wenn es in Sachsen andere<br />

Mehrheiten gäbe.<br />

Foto: efa<br />

MdL Dr.<br />

André Hahn<br />

<strong>Fraktion</strong>svorsitzender<br />

pvl 11-12/2010<br />

3


Dresden – Abu Dhabi – Katar<br />

und zurück<br />

Reisebericht von Dr. André Hahn, <strong>Fraktion</strong>svorsitzender<br />

Ein deutscher Unternehmer, seit Jahren <strong>im</strong><br />

arabischen Raum aktiv, erklärte am Rande<br />

eines Gespräches, wenn man ermessen wolle,<br />

welche Entwicklung die Emirate in den<br />

letzten drei Jahrzehnten genommen haben,<br />

dann sollten wir uns vor Augen halten, dass<br />

unsere Gesprächspartner aus Regierung<br />

und Wirtschaft, wenn sie heute z.B. 45 Jahre<br />

alt sind, vor 30 Jahren noch auf dem Kamel<br />

durch die Wüste geritten sind. Und in der<br />

Tat: was sich in den Vereinigten Arabischen<br />

Emiraten und auch anderswo am Persischen<br />

Golf in den zurückliegenden Dekaden infolge<br />

der Milliardengewinne durch Öl und Gas getan<br />

hat, ist schlichtweg atemberaubend und<br />

beeindruckend.<br />

Dass ich dem trist-kalten Herbst in Deutschland<br />

für einige Tage den Rücken kehrte, lag<br />

an einem Novum. 20 Jahre nach der Wiedergründung<br />

des <strong>Sächsischen</strong> <strong>Landtag</strong>s „durfte“<br />

erstmals ein <strong>LINKE</strong>R Abgeordneter den<br />

Ministerpräsidenten (MP) als Mitglied einer<br />

Regierungsdelegation begleiten. Was in<br />

anderen Bundesländern längst normal ist,<br />

war nunmehr auch in der politischen Kultur<br />

Sachsens angekommen. Deshalb also flog<br />

ich mit nach Abu Dhabi und Katar.<br />

Politiker-Reisen sind nicht selten umstritten.<br />

Ich selbst habe zum Beispiel den Regierungstrip<br />

zu den Olympischen Spielen nach Vancouver<br />

wegen deren eher touristischen Ausrichtung<br />

auf Kosten der Steuerzahler massiv<br />

kritisiert – und dazu stehe ich nach wie vor.<br />

Dr. André Hahn auf staatlicher Dienstreise in Abu Dhabi (VAE)<br />

Andererseits ist es in Zeiten globaler Wirtschaftskontakte<br />

und weltweiten Problemen<br />

wie dem Kl<strong>im</strong>awandel geboten, internationale<br />

Kontakte aufrecht zu erhalten oder neu zu<br />

knüpfen. Deshalb ist es grundsätzlich richtig,<br />

dass auch Sachsen sich hieran beteiligt.<br />

Und so war es mit über 50 Vertretern aus<br />

Politik, Wissenschaft und Wirtschaft wohl<br />

die größte offizielle Regierungsdelegation,<br />

die bislang von Dresden aufgebrochen ist.<br />

Neben dem MP und dessen Regierungssprecher<br />

gehörten der Staatskanzleichef, der,<br />

Wirtschafts-Staatsekretär, ein CDU-Abgeordneter<br />

und ich zum „politischen Teil“ der<br />

Delegation. Der Bereich Wissenschaft und<br />

Kunst war u.a. durch den Rektor der TU Dresden,<br />

den Chef des Instituts für Orientalische<br />

Studien an der Uni Leipzig, den Generaldirektor<br />

der Staatlichen Kunstsammlungen,<br />

das Fraunhofer-Institut sowie den Präsidenten<br />

der Architektenkammer des Freistaates<br />

Sachsen vertreten. Die Wirtschaft wurde<br />

u.a. repräsentiert durch den Geschäftsführer<br />

der <strong>Sächsischen</strong> Wirtschaftsförderung,<br />

die Chefs der Industrie- und Handwerkskammern<br />

von Dresden und Chemnitz sowie<br />

durch den Präsidenten der EADS Elbe Flugzeugwerke<br />

in Dresden.<br />

In wechselnder Zusammensetzung absolvierte<br />

die Delegation in Abu Dhabi, Al Ain<br />

und in Katar gut vier Tagen mehr als dreißig<br />

Termine. Gemeinsam mit dem CDU-Kollegen<br />

habe ich an allen Gesprächen des<br />

Foto: privat<br />

Ministerpräsidenten mit den Regierungsvertretern<br />

unserer Gastgeber teilgenommen,<br />

und es war durchaus interessant zu erleben,<br />

wie derartige Treffen ablaufen und welch unterschiedliche<br />

Themen dabei angesprochen<br />

werden. Bei aller grundsätzlichen Kritik an<br />

der Politik von Stanislaw Tillich, an der sich<br />

auch mit dem Golf-Trip nichts geändert hat,<br />

habe ich kein Problem festzustellen, dass<br />

sich der MP in den Emiraten wirklich ernsthaft<br />

darum bemüht hat, sächsischen Erfinderreichtum,<br />

sächsische Handwerkskunst<br />

sowie sächsische Unternehmen anzupreisen<br />

und den Weg für künftige Vertragsabschlüsse<br />

zu ebnen.<br />

Und da ist durchaus einiges möglich: Es wird<br />

Ausstellungen der Kunstsammlungen in Abu<br />

Dhabi und Katar geben, sächsische Architekten<br />

werden bei großen Bauvorhaben ebenso<br />

zum Zuge kommen wie hiesige Baufirmen,<br />

arabische Fluggesellschaften werden<br />

demnächst ihren Frachtverkehr vielleicht<br />

auch über Leipzig abwickeln oder in Dresden<br />

Flugzeuge umbauen lassen. Und wenn Katar<br />

den Bau einer U-Bahn in Doha plant, warum<br />

sollen die Züge dafür nicht auch in Sachsen<br />

hergestellt werden? Schließlich ist auch<br />

die Wasseraufbereitung und -versorgung in<br />

Wüstenstaaten ein wichtiges Feld, auf dem<br />

Sachsen über wertvolles Know-how verfügt.<br />

Öl und Gas haben die meisten Golf-Staaten<br />

reich gemacht. Die Städte explodieren regelrecht<br />

und so mangelt es weder an Projekten<br />

und Aufträgen noch an Geld. Wenn Sachsen<br />

daran partizipieren kann, ist das gut für den<br />

Erhalt und die Schaffung von Arbeitsplätzen.<br />

Manchmal fragt man sich allerdings, wer<br />

denn die unzähligen neuen Hochhäuser jemals<br />

bewohnen soll oder ob wirklich jemand<br />

ein 8,5 km langes Shopping-Center (natürlich<br />

das größte der Welt…) braucht, das gerade<br />

von einer deutschen Firma in Katar gebaut<br />

wird. Und ob es ökologisch tatsächlich<br />

vertretbar ist, Milliardenbeträge für eine Fußballweltmeisterschaft<br />

und neue Stadien auszugeben,<br />

die aufgrund der großen Hitze mit<br />

riesigen Dächern sowie Kl<strong>im</strong>aanlagen versehen<br />

werden müssen, um sie von 50 auf 24<br />

Grad herunterkühlen zu können. Nachhaltigkeit<br />

sieht sicher anders aus.<br />

Ich war zu ersten Mal <strong>im</strong> arabischen Raum<br />

zu Gast und es war eine überaus interessante<br />

Erfahrung, Länder mit jahrhundertealten<br />

Traditionen kennenzulernen, die sich dennoch<br />

alles andere als fundamentalistisch,<br />

sondern weitgehend weltoffen präsentierten.<br />

Dass wir in machen Bereichen (Demokratie,<br />

Gleichstellung u.ä.) noch Defizite sehen,<br />

ist bekannt, aber ich denke, Abu Dhabi<br />

wie auch Katar sind auf einem guten Weg.<br />

4 pvl 11-12/2010


Strom-Preistreiberei ist pure Abzocke<br />

Macht Öko-Energie den Strom wirklich teuer?<br />

In den letzten zehn Jahren sind die Stromkosten<br />

für private Haushalte um rund 60<br />

Prozent gestiegen. Die nun fürs neue Jahr<br />

angekündigte erneute Preisanstiegswelle<br />

hat es in dieser Form noch nie gegeben:<br />

344 Versorger in Deutschland erhöhen zum<br />

Jahreswechsel die Tarife für 22 Mio. Haushalte.<br />

Die durchschnittliche Preissteigerung<br />

liegt bei sieben Prozent. Der drittgrößte<br />

Energiemonopolist EnBW erhöht seinen<br />

Online-Tarif gar um zwölf Prozent und Vattenfall<br />

verlangt in Berlin und Hamburg rund<br />

zehn Prozent mehr.<br />

Begründet wird das von den Versorgern<br />

mit dem deutlichen Anstieg der ÖKO-Umlage<br />

für erneuerbare Energien um 1,5 Cent<br />

pro Kilowattstunde. Das ist nach Meinung<br />

des Präsidenten der Bundesnetzagentur<br />

Matthias Kurth sachlich nicht gerechtfertigt<br />

und ein bewusstes Täuschungsmanöver<br />

der Energieversorger. Die konventionellen<br />

Energieerzeuger wollen die privaten Verbraucher<br />

gegen den weiteren Ausbau der<br />

erneuerbaren Energien mobilisieren und<br />

deren Akzeptanz untergraben. Dieser Interessenkonflikt<br />

zwischen konventionellen<br />

Energieerzeugern und der Erneuerbaren<br />

Energiebranche wurde zuerst über Klageverfahren<br />

be<strong>im</strong> Verfassungsgericht in Karlsruhe<br />

und be<strong>im</strong> Europäischen Gerichtshof<br />

ausgetragen. Ohne Erfolg für die konventionellen<br />

Energieerzeuger.<br />

Die erneuerbaren Energien wirken sich<br />

preisdämpfend auf die Großhandelspreise<br />

für Strom aus, weil sie sukzessive teure<br />

Kraftwerke aus dem Energiehandel verdrängen.<br />

Dadurch ergäbe sich sogar ein<br />

Spielraum für Preissenkungen in einer Größenordnung<br />

von drei Cent pro Kilowattstunde,<br />

so Kurth. Verschwiegen wird von<br />

den Energieunternehmen, dass die Großhandelspreise<br />

für Strom von 2010 zu 2011<br />

kräftig sinken! Nach Angaben des Internetportals<br />

Verivox sind die Einkaufspreise für<br />

Strom auch schon in den vergangenen zwei<br />

Jahren sogar um rund 20 Prozent gesunken.<br />

Doch dieser Preisrutsch kommt bei den Verbraucherinnen<br />

und Verbrauchern nicht an.<br />

Im Gegenteil, deren Preise sind um durchschnittlich<br />

acht Prozent gestiegen …<br />

Die <strong>Fraktion</strong> <strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong> machte dies über<br />

einen Antrag in der Novembersitzung des<br />

<strong>Landtag</strong>s öffentlich. Wir wollten den zuständigen<br />

FDP-Wirtschaftsminister Morlok als<br />

Chef des Landeskartellamtes und der Landesregulierungsbehörde<br />

dazu ermuntern,<br />

die Preiserhöhungen sämtlicher in Sachsen<br />

tätige Energieerzeuger durch unabhängige<br />

Kontrolleure prüfen zu lassen. Dazu jedoch<br />

fehlt dem Minister der Wille. Stattdessen<br />

wälzt er die Verantwortung allein auf die<br />

Verbraucherinnen und Verbraucher ab, die<br />

schließlich den Versorger wechseln könnten,<br />

wenn ihnen die Preiserhöhung nicht<br />

passt.<br />

Wir sehen eine der Hauptursachen für die<br />

unverschämte Abzocke der privaten Haushalte<br />

darin, dass die Schröder-Regierung<br />

die gesetzliche Preisgenehmigungspflicht<br />

für Strompreiserhöhungen durch die Landeskartellämter<br />

abgeschafft hat. Seitdem<br />

langen die Energieversorger regelmäßig<br />

und dreist zu. In der Folge können <strong>im</strong>mer<br />

mehr Menschen ihre Stromrechnungen<br />

© Thorben Wengert / PIXELIO<br />

nicht mehr bezahlen und es wird ihnen der<br />

Strom abgedreht. Allein in Leipzig, Dresden<br />

und Chemnitz wurden <strong>im</strong> vergangenen Jahr<br />

9.900 Haushalte von der Stromversorgung<br />

abgeschaltet. Tendenz steigend. Das ist für<br />

<strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong> keinesfalls hinnehmbar, gehört<br />

doch die Energieversorgung zum Kernbereich<br />

des grundgesetzlichen Auftrages zur<br />

Daseinsvorsorge. Wir fordern seit Jahren,<br />

die staatliche Preisgenehmigungspflicht<br />

wieder einzuführen. Das aber ist von CDU<br />

und FDP, ja sogar teilweise seitens der SPD<br />

und der Grünen politisch nicht gewollt. Zudem<br />

fordern wir einen Sozialtarif für Strom<br />

mit einer Bonusregelung, wie in Belgien bereits<br />

erfolgreich praktiziert, um einkommensschwache<br />

Bürgerinnen und Bürger zu<br />

entlasten.<br />

Der zweite, tiefer liegende Grund für die<br />

enormen Strompreissteigerungen liegt in<br />

den Monopolstrukturen der Energiewirtschaft<br />

Deutschlands. Die unter Schröder<br />

genehmigten Fusionen von Energieunternehmen<br />

gegen das Veto des Bundeskartellamtes<br />

– in einem Fall sogar mit besonderer<br />

Ministererlaubnis – hat zur „Vermachtung“<br />

der „Marktstrukturen“ geführt. Für 80 Prozent<br />

des Stromhandels existiert faktisch<br />

kein Markt. Die vier großen Konzerne E.ON,<br />

RWE, EnBW und Vattenfall beherrschen ihn.<br />

Auch an der Energiebörse. Deshalb fordert<br />

<strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong>, endlich dem Gesetz „Gegen<br />

Wettbewerbsbeschränkungen“ (Kartellrecht)<br />

wieder Geltung zu verschaffen. Das<br />

hätte die Entflechtung der vier Konzerne zur<br />

Konsequenz, was <strong>im</strong> Übrigen auch die EU-<br />

Kommission beabsichtigte. Das aber wurde<br />

von Bundeskanzlerin Merkel und Frankreichs<br />

Präsidenten Sarkozy in Brüssel<br />

erfolgreich verhindert.<br />

Last but not least halten wir es für unabdingbar,<br />

dass die Übertragungsnetze der<br />

öffentlich-rechtlichen Hand übertragen<br />

werden, damit die diskr<strong>im</strong>inierungsfreie<br />

Einspeisung des Stromes von allen Anbietern<br />

garantiert und ein Netzmanagement<br />

<strong>im</strong> Interesse des Gemeinwohls ermöglicht<br />

werden kann. Und wir fordern schnellstens<br />

eine Markttransparenzstelle an der Energiebörse<br />

Leipzig einzurichten, damit künftig<br />

Preismanipulationen sofort verhindert werden<br />

können.<br />

MdL Dr.<br />

Monika Runge<br />

Sprecherin für<br />

Energiepolitik<br />

pvl 11-12/2010<br />

5


5 Punkte gegen Armut in Sachsen<br />

In den vergangenen drei Jahren hat die <strong>Fraktion</strong><br />

<strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong> unter Federführung ihres Sozialexperten<br />

Dr. Dietmar Pellmann vier Fachkonferenzen<br />

zum Thema Armut durchgeführt.<br />

In verschiedenen Regionen Sachsens wurden<br />

die unterschiedlichen Facetten von Armut analysiert<br />

und über Fallbeispiele konkretisiert. So<br />

ging es <strong>im</strong> Oktober 2007 in Borna um die generelle<br />

Armutslage in Sachsen, <strong>im</strong> Januar 2009<br />

wurden in Dresden Aspekte der Kinderarmut<br />

untersucht, <strong>im</strong> April des gleichen Jahres stand<br />

in Leipzig die Altersarmut auf der Tagesordnung<br />

und <strong>im</strong> erzgebirgischen Schneeberg wurde<br />

Ende Oktober dieses Jahres der Zusammenhang<br />

von Hartz IV und Armutsentwicklung debattiert.<br />

Ziel aller Konferenzen war, die soziale Situation<br />

in Sachsen zu analysieren, die Staatsregierung<br />

nach Verfassungsauftrag zu kontrollieren<br />

und vor allem alternative Lösungsvorschläge<br />

zur Überwindung von Hartz IV als wichtigste<br />

Voraussetzung für Armutsbekämpfung zu unterbreiten.<br />

Über die vier Konferenzen und drei<br />

Anhörungen zur Großen Anfrage der <strong>LINKE</strong>N zu<br />

„5 Jahre Hartz IV“ wurden bestehende Beziehungen<br />

zu Gewerkschaften, Wohlfahrtsverbänden<br />

sowie Arbeitsloseninitiativen vertieft<br />

und neue Partner für den Kampf gegen<br />

Armut gewonnen. Zum Abschluss der letzten<br />

Armutskonferenz der <strong>Fraktion</strong> <strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong> wurde<br />

folgende Erklärung“ verabschiedet:<br />

Foto: efa<br />

Hartz IV war und ist Armut per Gesetz. Allein<br />

in Sachsen sind nach wie vor mehr<br />

als eine halbe Million Menschen auf diese<br />

Leistung auf Sozialhilfeniveau angewiesen.<br />

Seit Inkrafttreten der Hartz-IV-Regelungen<br />

<strong>im</strong> Januar 2005 ist die offizielle Armutsquote<br />

in Sachsen weiter angestiegen und<br />

liegt heute mit 20 Prozent weit über dem<br />

Bundesdurchschnitt und sogar über dem<br />

Durchschnitt der fünf neuen Bundesländer.<br />

Besonders dramatisch ist, dass inzwischen<br />

mehr als ein Viertel der Kinder und über 40<br />

Prozent der Alleinerziehenden <strong>im</strong> Freistaat<br />

unmittelbar von Armut betroffen sind.<br />

Entgegen der Behauptung der Staatsregierung<br />

und der sie tragenden schwarz-gelben<br />

Koalition ist Sachsen nicht das ostdeutsche<br />

Vorzeigeland für soziale Gerechtigkeit, sondern<br />

vielmehr das Musterland der besonders<br />

restriktiven Umsetzung von Hartz IV,<br />

der Minijobs und des Niedriglohnes. Mehr<br />

als 130.000 Erwerbstätige, darunter 17.000<br />

Selbständige, sind in Sachsen als Aufstocker<br />

auf ergänzende Sozialleistungen angewiesen.<br />

Nach wie vor hält die Abwanderung<br />

aus Sachsen an, so dass die sächsische Bevölkerung<br />

seit 2005 um weitere 120.000,<br />

vornehmlich junge Menschen zurückgegangen<br />

ist.<br />

Wer Armut wirklich überwinden will, muss<br />

für die Überwindung von Hartz IV eintreten.<br />

Die Anhebung des Regelsatzes um lediglich<br />

5 Euro und der Verzicht auf einen eigenen<br />

Regelsatz für Kinder ist eine Beleidigung für<br />

die Verfassungsrichter und insbesondere<br />

für die von Hartz IV Betroffenen. Als unverzichtbare<br />

Schritte auf diesem Weg fordern<br />

wir von der Staatsregierung und der sie tragenden<br />

Koalition:<br />

1. Ablehnung des von der Bundesregierung<br />

am 20. Oktober verabschiedeten<br />

Änderungsgesetzes zu Hartz IV <strong>im</strong> Bundesrat<br />

und Einbringung eigener Vorschläge<br />

zur sachgerechten Umsetzung des Urteils<br />

des Bundesverfassungsgerichtes vom<br />

9. Februar dieses Jahres. Der Regelsatz<br />

muss auf mindestens 420 Euro angehoben<br />

werden. Darüber hinaus sind Beiträge zur<br />

gesetzlichen Rentenversicherung zu leisten,<br />

um spätere Altersarmut zu verhindern.<br />

2. Initiative zur Einführung eines flächendeckenden<br />

gesetzlichen Mindestlohns, der<br />

über der Armutsgrenze liegt und garantiert,<br />

dass Beschäftigte von ihren Arbeitseinkommen<br />

auch leben können.<br />

3. Einführung eines Landesbeschäftigungsprogramms<br />

zur Schaffung Existenz sichernder<br />

Arbeitsplätze aus Landesmitteln,<br />

anstatt weiterhin auf prekäre Beschäftigung<br />

zu setzen.<br />

4. Aufstockung der finanziellen Mittel für<br />

Verbände und Vereine zumindest auf das<br />

bisherige Niveau. Rücknahme der Vorhaben<br />

der Staatsregierung zur Beschneidung des<br />

vor allem für Hilfebedürftige unverzichtbaren<br />

bürgerschaftlichen Engagements.<br />

5. Rücknahme der drohenden Sozialkürzungen<br />

<strong>im</strong> Doppelhaushalt 2011/2012, um<br />

eine Ausweitung und Zementierung von<br />

Armut zu verhindern.<br />

Unter dem Titel Die Hartz-Lüge hat die <strong>Fraktion</strong> <strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong> <strong>im</strong> <strong>Sächsischen</strong> <strong>Landtag</strong><br />

eine Broschüre verfasst, die die Positionen der CDU-FDP Regierung in Sachsen<br />

zum angeblichen Erfolgsmodell Harzt IV auf den Prüfstand stellt und durch Fakten<br />

widerlegt.<br />

Hilfe zur Selbsthilfe bietet die Broschüre Hartz IV: Mit Betroffenen <strong>im</strong><br />

Gespräch, welche sich anhand von Praxisbeispielen mit Hartz-IV-Stolperfallen –<br />

von A wie Arbeitsgelegenheit bis Z wie Zusatzbeitrag Krankenkasse – befasst.<br />

Die kostenlosen Hefte können über die <strong>Fraktion</strong>s-Homepage www.linksfraktionsachsen.de<br />

heruntergeladen oder als Broschüre bestellt werden. Anfragen für den<br />

Postversand werden auch über die <strong>im</strong> Impressum angegebene Adresse bearbeitet.<br />

6 pvl 11-12/2010


Armes Ehrenamt – Es geht ums Ganze<br />

Seit Deutschland zur Kenntnis nehmen<br />

musste, dass es allerorten viele Menschen<br />

gibt, die schon lange ohne Arbeit und ohne<br />

Aussicht auf Veränderung sind, und dies<br />

eben NICHT der Markt regelt, wird ein Programm<br />

nach dem anderen aufgelegt, um<br />

Langzeitarbeitslose aus der Statistik zu<br />

kriegen. Immer irgendwie von irgendwem<br />

kofinanziert, fast nie an selber Stelle und<br />

in gleicher Weise zu beantragen, mit <strong>im</strong>mer<br />

unterschiedlichen Laufzeiten und stetig<br />

schrumpfenden Entgeldern bzw. Aufwandsentschädigungen.<br />

Immer aber mit Maßnahme-Trägern,<br />

die zunehmend schier verzweifeln<br />

bei all dem Chaos zwischen ABM,<br />

Aktion 55, Kommunal-Kombi oder der nun<br />

wiederaufgelegten Bürgerarbeit.<br />

In Sachsen war TAURIS, die „jüngste Sau,<br />

die durchs Dorf getrieben“ wurde – und<br />

Ende dieses Jahres zur Schlachtung steht.<br />

Das alarmiert zahlreiche lokale Initiativen,<br />

auch Dresden Tafel-Chefi n Edith Franke<br />

ist entsetzt: „Das Ende von TAURIS bedroht<br />

die Tafeln in Sachsen. Mit der Kappung<br />

dieses Landesprogramms wird der Prozess<br />

der kontinuierlichen Kürzung der Ehrenamtsförderung<br />

fortgesetzt. Der ministerielle<br />

Verweis auf das nun aufgelegte<br />

© Klaus-Uwe Gerhardt / PIXELIO<br />

Sorgt sich um die Zukunft der Tafeln in Sachsen:<br />

Dr. Edith Franke, MdL der <strong>Fraktion</strong> <strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong> und<br />

Alterspräsidentin des <strong>Sächsischen</strong> <strong>Landtag</strong>s<br />

Folgeprogramm LOS greift<br />

nicht, da darüber erstens<br />

neu konzipierte Projekte<br />

und zweitens keine Personen<br />

gefördert werden. Zudem<br />

ist die LOS-Förderung<br />

auf ein Jahr begrenzt und<br />

muss <strong>im</strong> Wettbewerbverfahren<br />

erstritten werden.“<br />

Foto: efa<br />

1995 hatte Edith Franke in Dresden die erste<br />

ostdeutsche Tafel mit aus der Taufe gehoben.<br />

Heute gibt es sachsenweit 35 davon.<br />

Die knapp 100 Tafel-Ausgabestellen<br />

erreichen ca. 100.000 Bedürftige. Allein<br />

die Dresdner Tafel bewegt <strong>im</strong> Jahr rund<br />

2.500 Tonnen Lebensmittel – damit könnte<br />

man gut 200 Schwerlastzüge füllen! „Was<br />

damals in Ostdeutschland für wenige Obdachlose,<br />

Sozialhilfeempfänger und die ersten<br />

Arbeitslosenhilfe-Empfänger gedacht<br />

war, ist zu einem stetig wachsenden Versorgungssystem<br />

für eine wachsende Anzahl<br />

arm gewordener Normalbürger geworden.<br />

Dass das überhaupt funktioniert, verdanken<br />

wir auch den landesweit 277 Ehrenamtlern,<br />

die – selbst seit Jahren ohne Job – mit<br />

TAURIS überhaupt erst in die Lage versetzt<br />

werden, bei den Tafeln zu helfen“, so Franke.<br />

Bis zu 78 Euro erhalten TAURIS-Nutzer<br />

für max<strong>im</strong>al 56 Arbeitsstunden <strong>im</strong> Monat,<br />

bei vielen geht das Geld schon für die Anfahrt<br />

zur Tafel drauf.<br />

Alles Mahnen lief ins Leere, Sachsen hält<br />

am Aus für Tauris fest – und Franke versucht,<br />

das zu verstehen: „Die Expansion<br />

der Tafeln macht die soziale Spaltung der<br />

Gesellschaft in einer Weise sichtbar, wie es<br />

<strong>im</strong> bisherigen wohlfahrtsstaatlichen Konzept<br />

nicht denkbar war, was sicher nicht jedem<br />

in den Kram passt. Tafeln zeigen Armut<br />

<strong>im</strong> reichen Land, prangern soziale<br />

Ungerechtigkeit an, fordern Hilfe ein und<br />

kritisieren Hartz IV. Mit dem Entstehen von<br />

deutschlandweit mehr als 900 Tafeln entwickelte<br />

sich eine der größten sozialen Bewegungen<br />

unserer Zeit.“ so Franke: „Die<br />

Existenz der Tafeln weist aber auch darauf<br />

hin, dass die Probleme unserer Zeit mit tradierten<br />

Mustern nicht mehr hinreichend zu<br />

lösen sind. Andererseits werden die Tafeln<br />

aber durchaus von Staat und Politik benutzt,<br />

tragen sie doch zum sozialen Frieden<br />

bei und gleichen in gewissem Maße Ungerechtigkeit<br />

aus. Im Umkehrschluss kommt<br />

den Tafeln damit politische Verantwortung<br />

<strong>im</strong> Kampf gegen Armut und Ausgrenzung<br />

zu, also müssten sie entsprechend gefördert<br />

werden.“<br />

Auf Bundes- wie Landesebene führt die<br />

Existenz von Armut offenbar nur dazu,<br />

Hartz-IV-Betroffene weiter zu reglementieren<br />

und den Niedriglohnsektor auszuweiten,<br />

da „wer arbeitet<br />

mehr haben soll, als<br />

wer nicht arbeitet“.<br />

Dass das gesamtgesellschaftliche<br />

Gefahren<br />

birgt, wird ignoriert.<br />

„Es bildet sich<br />

ein gesellschaftlich<br />

abgekoppelter Bevölkerungsteil,<br />

der teils<br />

schon heute durch<br />

den Mangel an Teilhabe über große Defizite<br />

verfügt, <strong>im</strong> Sozialverhalten, bei der Bildung,<br />

bis hin zu Ernährung und Gesundheit“, konstatiert<br />

Edith Franke. Die Abkoppelung Arbeitsloser<br />

beginnt für die Sprecherin für Armutsbekämpfung<br />

der <strong>Fraktion</strong> <strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong><br />

bereits bei der verbalen Ansprache: „Langzeitarbeitslose<br />

gelten als Versager, werden<br />

schon verbal entwürdigt und entmündigt.<br />

Man sieht sie in der Hängematte und muss<br />

sie in Arbeit bringen …“.<br />

B. Brecht: Armer Mann und<br />

reicher Mann trafen sich und<br />

sahen sich an. Und der Arme<br />

sagte bleich: Wäre ich nicht<br />

arm, wärst Du nicht reich!<br />

Edith Franke brennt für die Tafeln, weil sie<br />

den Kampf gegen Armut kämpft. Gewonnen<br />

ist der aber erst, wenn es keine Tafeln<br />

mehr braucht. Davon ist Deutschland, ist<br />

Sachsen weiter entfernt denn je. Deshalb<br />

sieht Franke gerade auch für <strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong> drei<br />

Kernaufgaben: „1. Die Tafeln mit aller Kraft<br />

stützen und somit die Not der Armen lindern<br />

helfen. 2. Bündnispartner gewinnen<br />

und deren Willen fördern, sich einzubringen<br />

und solidarisch zu zeigen. 3. Wege finden,<br />

gesellschaftliche Realitäten aufzuzeigen<br />

und Bereitschaft wecken, Armut auf<br />

gesellschaftlicher wie politischer Ebene zu<br />

bekämpfen.“<br />

efa<br />

pvl 11-12/2010<br />

7


Kommunen nicht <strong>im</strong><br />

Regen stehen lassen!<br />

Großenhainer <strong>LINKE</strong> verweigern die Annahme des Sparpakets!<br />

Einen Monat lang waren wir von der <strong>Fraktion</strong><br />

<strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong> <strong>im</strong> Spätherbst in Sachsen<br />

unterwegs, um vor Ort und gemeinsam mit<br />

den Kommunalpolitikerinnen und -politikern<br />

auf die Finanzmisere der Kommunen aufmerksam<br />

zum machen und <strong>LINKE</strong> Alternativen<br />

aufzuzeigen und unsere parlamentarischen<br />

Änderungsvorschläge vorzustellen.<br />

Die insgesamt 51 Veranstaltungen in 44<br />

sächsischen Städten und Gemeinden hatten<br />

wir unter das Motto „Kommunen in Not!<br />

– Schutzschirm für Kommunen“ gestellt.<br />

Der Startschuss fiel Anfang Oktober <strong>im</strong> erzgebirgischen<br />

Schneeberg, in Bad Düben in<br />

Nordsachsen setzten wir den Schlusspunkt<br />

unter unsere Aktionswochen. Dazwischen<br />

lagen zahleiche Gespräche mit Gemeinderäten<br />

und Bürgermeistern und Bürgern, gab<br />

es u.a. Podiumsdiskussionen, Infostände<br />

und eine Kommunalpolitische Konferenz in<br />

Zwickau.<br />

Dass unsere letzte Tourstation in Nordsachsen<br />

lag, war kein Zufall. Der Landkreis,<br />

seit 20 Jahren CDU-geführt, hat massive<br />

Haushaltsprobleme. Im aktuellen Haushalt<br />

klafft ein 25-Mio.-Euro-Loch. Bis 2014<br />

wird dieses Defizit auf über 150 Mio. Euro<br />

angewachsen sein. Eine Folge der politischen<br />

Fehler <strong>im</strong> Zuge der Kreisreform von<br />

2008. Mit Delitzsch und Torgau-Oschatz<br />

waren zwei wirtschaftlich schwache Kreise<br />

„verheiratet“ worden, deren Mitgift aus<br />

Schuldenbergen bestand. Hinzu kommt<br />

eine 21-Mio.-Euro-Bürgschaft für die Sanierung<br />

der gescheiterten Sparkasse Torgau-<br />

Oschatz.<br />

Foto: Harald Kühne<br />

Landkreise, Städte oder Gemeinden, die in<br />

Not geraten sind, brauchen jede Hilfe und<br />

Unterstützung. Deshalb muss die Landesregierung<br />

<strong>im</strong> Falle Nordsachsen umgehend<br />

handeln und dem Landkreis eine einmalige<br />

Bedarfszuweisung nach Paragraph 22 FAG<br />

(Finanzausgleichsgesetz) gewähren! Die<br />

Staatsregierung ist rechtlich und moralisch<br />

dazu verpflichtet, schließlich fällt all das,<br />

was die Kreisgebietsreform von 2008 nach<br />

sich zieht, in ihre Verantwortung.<br />

Die Kommunen sind das Fundament unserer<br />

Gesellschaft. Damit das Fundament<br />

stabil bleibt, muss der Staat investieren.<br />

Seit Jahren werden den Kommunen Sachsens<br />

mehr und mehr Aufgaben übergeholfen,<br />

ohne dass die dafür nötige Finanzausstattung<br />

aufgabengerecht angepasst wird.<br />

Die Landesregierung ist jedoch nach dem<br />

Grundgesetz und der Landesverfassung<br />

verpflichtet, die Landkreise und die Gemeinden<br />

so auszustatten, dass diese ihre<br />

Angelegenheiten in eigener Verantwortung<br />

regeln können.<br />

Bei unserer Tour durch die Kommunen hörten<br />

wir <strong>im</strong>mer wieder, dass es nicht nur einen<br />

„Schutzschirm für Banken“ geben darf,<br />

sondern auch und vor allem für den Bereich,<br />

der die Schwerpunkte der Daseinsvorsorge<br />

für die Menschen bündelt: die<br />

Kommunen. Was die Kommunen unseres<br />

Landes brauchen sind, mehr Einnahmen,<br />

mehr Eigenverantwortung und mehr Mitsprache!<br />

Deshalb fordern wir die Staatsregierung<br />

auf, gemeinsam mit dem <strong>Landtag</strong><br />

und den kommunalen Spitzenverbänden<br />

ein Kommunalfinanzkonzept zu erarbeiten.<br />

Um die kommunalen Einnahmen zu stärken,<br />

brauchen wir auf Bundesebene eine<br />

Gemeindefinanzreform! Dafür muss sich<br />

die Sächsische Staatsregierung stark machen<br />

und sich <strong>im</strong> Bundesrat für eine sozial<br />

gerechte Steuerreform einsetzen.<br />

In etlichen Anträgen hat die Linksfraktion<br />

dem Parlament <strong>im</strong>mer wieder Vorschläge<br />

zur Verbesserung der Finanzsituation der<br />

Kommunen gemacht, viele der insgesamt<br />

135 Anträge, die die <strong>Fraktion</strong> in die Beratungen<br />

zum Landeshaushalt einbrachte, waren<br />

auf die Kommunen ausgerichtet. Darunter<br />

die Forderung, Investitionsbudgets <strong>im</strong> Finanzausgleichsgesetz<br />

einzuführen, nach<br />

denen die kreisfreien Städte und Landkreise<br />

jährlich ein Regionalbudget in Höhe von<br />

90 Mio. Euro zur Unterstützung von Investitionen<br />

in ihre kommunale Infrastruktur erhalten.<br />

Die Verteilung dieser Finanzmittel<br />

auf die Landkreise und kreisfreien Städte<br />

sollten nach deren Einwohnerzahl erfolgen.<br />

Die Landkreise müssen sicherstellen, dass<br />

mindestens zwei Drittel der ihnen hiernach<br />

zustehenden Mittel ihren kreisangehörigen<br />

Gemeinden zur Verwendung zur Verfügung<br />

stehen.<br />

Als weitere Maßnahme zur Stützung der<br />

Kommunen soll eine jährliche Investitionspauschale<br />

für Infrastrukturmaßnahmen in<br />

Höhe von bis zu 75 Mio. Euro ausgereicht<br />

werden. Die Gegenfinanzierung ist durch<br />

die Aussetzung der jährlichen Tilgung zu<br />

leisten. Durch die geplanten Kürzungen <strong>im</strong><br />

investiven Bereich schrumpft die Investitionskraft<br />

der sächsischen Kommunen um<br />

82 Prozent, weshalb diese Pauschale unbedingt<br />

notwendig ist.<br />

Mit der verfassungsmäßigen Verpflichtung<br />

des Freistaates, die kommunale Selbstverwaltung<br />

zu gewährleisten, kann <strong>im</strong> übrigen<br />

nicht nur die Erfüllung von Pflichtaufgaben<br />

gemeint sein, sondern auch die Sicherstellung<br />

eines breiten kulturellen, sozialen und<br />

infrastrukturellen Angebots. Dafür jedoch<br />

braucht es ein Höchstmaß an allgemeinen<br />

Deckungsmitteln sowie pauschalierten Investitionsmitteln<br />

zur Stärkung der kommunalen<br />

Investitionskraft. Konkret fordern wir<br />

für das Kulturraumgesetz <strong>im</strong> kommenden<br />

Jahr 7 Mio. Euro (2012: 7 Mio. €), für den<br />

ÖPNV knapp 51 Mio. Euro (2012: 50,3 Mio.<br />

€), 1 Mio. Euro für Investitionen in die Kitas<br />

(2012: 1 Mio. €), 4,6 Mio. Euro für Sportstätten<br />

(2012: 6,6 Mio. €) und für den Schulhausbau<br />

<strong>im</strong> nächsten Jahr 17,8 Mio. Euro<br />

(2012: 21 Mio. €).<br />

MdL<br />

Marion Junge<br />

Sprecherin für<br />

Kommunalpolitik<br />

8 pvl 11-12/2010


Knochenjob Bürgermeister –<br />

vom Gestalter zum Mangelverwalter<br />

Wie heißt es so schön? Wenn einer eine Reise<br />

tut, dann kann er was erzählen! Was aber,<br />

wenn zwei über drei Monate hinweg eine<br />

komplette Tour machen und dabei 32 Stationen<br />

anfahren? Dann bekommt der Reisebericht<br />

Buchstärke, zumindest, wenn es sich<br />

bei dem Tourmarathon um die „Bürgermeistertour<br />

2010“ der <strong>Fraktion</strong> <strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong> handelt.<br />

Zwischen Juli und September haben die<br />

<strong>Fraktion</strong>s-Kommunalexpertin Marion Junge<br />

und ich an die Türen von ca. 30 sächsischen<br />

Rathäusern und Gemeindeämtern geklopft,<br />

um uns vor Ort über die Probleme in<br />

den Kommunalverwaltungen zu informieren<br />

und dies für unsere politisch-parlamentarische<br />

Arbeit aufzubereiten. Bei den vielen interessanten<br />

Gesprächen<br />

mit denjenigen<br />

<strong>LINKE</strong>N, die in ihren<br />

Kommunen täglich die<br />

sprichwörtlichen Mühen<br />

der Täler zu meistern<br />

haben, kristallisierten<br />

sich schnell<br />

drei Themen heraus,<br />

die am meisten Kopfzerbrechen<br />

bereiten:<br />

Erstens die kommunale<br />

Finanznot, zweitens<br />

drohende oder bereits vollzogene Schulschließungen<br />

und drittens die Problematik<br />

der Gemeinde-Zusammenschlüsse.<br />

Bei den Kommunalfinanzen wird unisono<br />

beklagt, dass es fast keine kommunale<br />

Selbstverwaltung mehr gibt und man<br />

sich vielfach nur noch als Mangelverwalter<br />

sieht. Das Geld reicht kaum mehr zur Erfüllung<br />

der Pflichtaufgaben, an freiwillige<br />

„Kür“ ist kaum zu denken. Nach Einschätzung<br />

der Kommunalpolitiker/innen hat das<br />

Land Aufgaben in Größenordungen an die<br />

Kommunen delegiert, ohne deren Erfüllung<br />

ausreichend finanziell abzusichern. Zudem<br />

wird befürchtet, dass die Kürzungen <strong>im</strong> Investitions-<br />

und Verwaltungshaushalt mit<br />

aller Kraft durchschlagen werden. Schon<br />

heute können die Kommunen kaum noch<br />

Fördermittel in Anspruch nehmen, da die<br />

übrigens…<br />

… arbeiten derzeit 34 <strong>LINKE</strong> bzw.<br />

mit Unterstützung der <strong>LINKE</strong>N gewählte<br />

oder mit ihr sympathisierende<br />

kommunale Entscheidungsträger<br />

in Sachsen, darunter fünf<br />

Oberbürgermeister/innen, ebenso<br />

viele Beigeordnete, elf Bürgermeister/innen<br />

<strong>im</strong> Haupt- und Ehrenamt<br />

sowie 13 Ortsvorsteher/innen.<br />

dafür erforderlichen Eigenanteile nicht aufzubringen<br />

sind.<br />

Sehr kritisch wird die brutale Schulschließungspolitik<br />

der Staatsregierung gesehen.<br />

Gerade für ländliche Räume hat die Schließung<br />

der Schule <strong>im</strong> Ort existenzielle Folgen,<br />

da damit die Gemeinde gerade für Familien<br />

massiv an Attraktivität verliert. Und: Längere<br />

Schulwege verursachen höhere Transportkosten.<br />

Außerdem bleiben die Nachnutzungskosten<br />

für verwaiste Schulgebäude oft<br />

an den Kommunen hängen. Forderungen, die<br />

mit der Ausdünnung des sächsischen Schulnetzes<br />

einhergehen, sind die nach veränderbaren<br />

Schulbezirksgrenzen bzw. nach der<br />

Abschaffung der Einzugsbereiche für Grundschulen.<br />

Dann könnten<br />

Eltern und Gemeinden<br />

bei der Schulwahl<br />

flexibel auf „fehlende<br />

Schüler“ reagieren, um<br />

die erforderliche Mindestschülerzahl<br />

zu erreichen.<br />

So bleibt die<br />

kleine Schule am Ort<br />

und Eltern müssten<br />

nicht eine teils sinnlos<br />

weit entfernte Schule<br />

„wählen“, die dann<br />

– wenn’s ganz schl<strong>im</strong>m kommt – auch noch<br />

überbelegt ist. Generell sollte den Kommunen<br />

mehr Freiheit <strong>im</strong> Umgang mit den angemeldeten<br />

Schülerzahlen eingeräumt werden,<br />

damit sie einer mittel- und langfristigen<br />

Schulperspektive gerecht werden können.<br />

Keinen einzigen positiven Aspekt konnten<br />

unsere Gesprächspartner den vollzogenen<br />

wie möglicherweise kommenden Gemeindefusionen<br />

abgewinnen. Weder wurde/<br />

wird dadurch die kommunale Finanznot beseitigt,<br />

noch die demokratische Teilhabe<br />

der Bürger/innen erhöht. Ein großes Problem<br />

bei kommunalen Zusammenschlüssen<br />

sind die unterschiedlichen Sätze bei der<br />

Grunderwerbssteuer. Auch wird die gesetzliche<br />

Grundlage für die Zusammenlegungen<br />

vermisst und der vor allem durch die CDU-<br />

Landräte und -Bürgermeister aufgebaute<br />

Druck aufgrund lockender „Hochzeitsprämien“<br />

beklagt.<br />

Neben der Diskussion über fachspezifische<br />

Kommunalprobleme stellten wir aber auch<br />

die Zusammenarbeit der <strong>LINKE</strong>N <strong>Landtag</strong>sfraktion<br />

mit „ihren“ Bürgermeistern, Beigeordneten<br />

und Ortsvorstehern auf den Prüfstand<br />

und diskutierten das Pro und Kontra<br />

kommunaler Verantwortung durch <strong>LINKE</strong><br />

Politiker und Politikerinnen, die als Teil einer<br />

Kommunalverwaltung auch wenig populäre<br />

Entscheidungen zu transportieren haben<br />

und sich mitunter in Kontraposition zur<br />

eigenen <strong>Fraktion</strong> begeben. Hier unterstrich<br />

die „Bürgermeistertour 2010“ erneut, wie<br />

wichtig es ist, die Verbindung zu „unseren“<br />

kommunalen Entscheidungsträgern an 365<br />

Tagen <strong>im</strong> Jahr zu halten und als Ansprechpartner<br />

zur Verfügung zu stehen. Wir werden<br />

künftig einen Regionaltag pro Quartal<br />

durchführen und uns dabei mit den <strong>LINKE</strong>N<br />

Stadtoberhäuptern, Beigeordneten oder<br />

Ortsvorstehern austauschen. Auch das Bürgermeistertreffen,<br />

von der <strong>Fraktion</strong> zwe<strong>im</strong>al<br />

<strong>im</strong> Jahr in der Kommune eines <strong>LINKE</strong>N Gemeindeoberhauptes<br />

organisiert, wird weiterhin<br />

den Rahmen für Schulung und Erfahrungsaustausch<br />

bilden. Außerdem soll sich<br />

<strong>im</strong> <strong>Landtag</strong> ein Kommunalpolitischer Gesprächskreis<br />

etablieren und 2012 werden<br />

wir erneut auf „Bürgermeistertour“ gehen.<br />

Im Nachgang zu unserer Kommunaltour haben<br />

wir bereits einen Antrag zur Sicherung<br />

der Kommunalen Selbstverwaltung in den<br />

<strong>Landtag</strong> eingebracht und mehrere Kleine<br />

Anfragen zu konkreten lokalen Problemen<br />

gestellt. Fortsetzung ist garantiert!<br />

MdL<br />

Andrea Roth<br />

Sprecherin für<br />

direkte Demokratie /<br />

Bürgerbeauftragte<br />

pvl 11-12/2010<br />

9


Unausgegoren und sozial daneben:<br />

Der neue Rundfunkstaatsvertrag<br />

Der Termin zur Unterzeichnung des 15. Rundfunkänderungsstaatsvertrages<br />

durch die Ministerpräsidenten<br />

der 16 Bundesländer fällt<br />

so ziemlich genau in die letzte Plenartagung<br />

des <strong>Sächsischen</strong> <strong>Landtag</strong>s Mitte Dezember,<br />

weshalb es kaum überraschen kann, dass<br />

das Thema auch dort auf der Tagesordnung<br />

steht: Die <strong>Fraktion</strong> <strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong> fordert MP Tillich<br />

auf, dem Vertragswerk nicht zuzust<strong>im</strong>men<br />

und begründet dies in ihrem Antrag<br />

(Drucksache 5/4278) ausführlich.<br />

Das neue Finanzierungsmodell für den öffentlich-rechtlichen<br />

Rundfunk ist weder unbürokratisch<br />

noch <strong>im</strong> Sinne des Datenschutzes<br />

abgesichert und schon gar nicht gerecht.<br />

Schon heute gilt dieser Änderungsstaatsvertrag<br />

aufgrund grober handwerklicher Fehler<br />

als heißer Kandidat für das Bundesverfassungsgericht.<br />

Dabei unterstützen wir die<br />

Abschaffung der längst überholten Gebührenerhebung<br />

nach Gerätebesitz und die beabsichtigte<br />

Abschaffung der Bespitzelung durch<br />

die Gebührenjäger der GEZ. Auch ist es richtig,<br />

das Ganze künftig korrekt als Beitrag zu<br />

klassifizieren, den man für die Existenz des öffentlich-rechtlichen<br />

Rundfunks zu leisten hat.<br />

Es geht hier aber nicht nur um Gebührenzahlungen,<br />

die alle Menschen betreffen. Es geht<br />

auch um die Erhebung und Verwendung sensibler<br />

Daten. Was für uns den Rundfunkänderungsstaatsvertrag<br />

nicht zust<strong>im</strong>mungsfähig<br />

macht, sind vor allen die groben Gemeinheiten,<br />

die er enthält. So ist es nicht nachvollziehbar,<br />

weshalb Menschen, die bisher – sei<br />

es aufgrund niedrigen Einkommens oder einer<br />

Behinderung – von der Gebühr befreit<br />

waren, künftig in vollem Umfang belastet<br />

werden sollen.<br />

Anstatt das Naheliegende zu tun, und den<br />

Rundfunkbeitrag von allen steuerpflichtigen<br />

Erwachsenen in einer angemessenen Höhe<br />

zu erheben, soll es nun eine in mehrfacher<br />

Hinsicht problematische Haushalts- und<br />

Betriebsstättenabgabe geben. „Haushalt“<br />

klingt zwar schön einfach, ist es aber nicht.<br />

Pragmatisch bedient man sich der Formel:<br />

Haushalt = Wohnung. Dabei ist es schon in<br />

einem Mietshaus recht einfach, aus zwei<br />

Wohnungen eine zu machen. Noch größer<br />

sind die Gestaltungsmöglichkeiten in einem<br />

Mehrgenerationen-Einfamilienhaus. Andererseits<br />

wird sich mancher, der aus beruflichen<br />

Gründen eine kleine Nebenwohnung<br />

am Arbeitsort braucht, jetzt wundern, dass<br />

er zwe<strong>im</strong>al den vollen Rundfunkbeitrag entrichten<br />

soll.<br />

Man folgt einer Logik, die genauso unzeitgemäß<br />

ist wie die Geräteabgabe. Als Leitbild<br />

gilt die Vorstellung, dass sich alle Bewohner<br />

der Wohnung abends in der guten Stube<br />

um den Fernseher versammeln, um gemeinsam<br />

den Abendfilm zu sehen. Wie weiland<br />

bei Alfred Tetzlaff – Ein Herz und eine Seele<br />

– und ein Fernseher … War das vor vierzig<br />

Jahren vielleicht noch zutreffend, ist es heute<br />

nur noch Nostalgie. Rundfunk-, Fernsehund<br />

Mult<strong>im</strong>edianutzung hat weder etwas<br />

mit Wohnungsbesitz, noch mit gemeldetem<br />

Wohnsitz oder der Haushalts- und Familienstruktur<br />

zu tun. Man ersetzt also eine Reglung<br />

aus den 50ern durch eine Reglung, die<br />

in den 80er Jahren gerade noch gepasst hätte,<br />

und heute gar nicht mehr geht.<br />

Der unsinnige Ansatz verursacht zudem weitere<br />

Probleme. So muss künftig jede Person<br />

einem Haushalt bzw. einer Wohnung<br />

© Sigrid Rossmann/PIXELIO; Fantastista©Fotolia.de; Collage: efa<br />

zugeordnet werden, die Adresse reicht da<br />

nicht mehr aus. Dazu wiederum muss eine<br />

große Datenmenge erhoben und dann natürlich<br />

auch gegen Missbrauch gesichert<br />

werden. Die Datenschützer laufen bereits<br />

Sturm! Und nicht nur wir hätten es einfacher<br />

und praktikabler gefunden, bei jedem<br />

Steuerpflichtigen einen personengebundenen<br />

Betrag vom Finanzamt mit einziehen<br />

zu lassen. Keine zusätzliche Behörde.<br />

Keine überflüssige Datenerhebung und<br />

ein einkommensabhängiger solidarischer<br />

Rundfunkbeitrag.<br />

Höchst kritikwürdig ist die geplante Betriebsstättenabgabe<br />

für Unternehmen. Diesbezüglich<br />

häuft sich bei uns die Post, denn<br />

hier werden willkürliche Kriterien angelegt.<br />

Sowohl die degressive Staffelung nach Mitarbeiterzahlen,<br />

als auch der höchst unpräzise<br />

Betriebsstättenbegriff und die Einbeziehung<br />

von Betriebsfahrzeugen in die<br />

Ermittlung der Beitragshöhe sind nur dazu<br />

geeignet, einzelne Branchen oder Betriebsformen<br />

oder Betriebsgrößen völlig willkürlich<br />

zu bevorzugen oder zu benachteiligen.<br />

Je nachdem, ob sie mehrere Betriebsstätten<br />

brauchen oder nicht, ob sie eine Fahrzeugflotte<br />

brauchen oder nicht. Und natürlich benachteiligt<br />

die degressive Staffung gerade<br />

die kleineren Unternehmen. Im Grunde haben<br />

wir es hier mit unsystematischen Überbleibseln<br />

der alten Geräteabgabe in der neuen<br />

Form der Betriebsstättenabgabe zu tun.<br />

Nach einer Musterrechnung der IHK Chemnitz<br />

steigt die Gebühr z.B. für einen Getränkegroßhandel<br />

mit drei Betriebstätten, insgesamt<br />

210 Beschäftigten und 78 Fahrzeugen<br />

von heute 97,92 auf satte 665,01 Euro. Für<br />

ein Transportunternehmen mit 78 Beschäftigten<br />

in einer Betriebstätte und 30 Kfz<br />

steigt die Gebühr von heute 155,33 Euro<br />

auf 263,61 Euro und der Lebensmitteleinzelhändler<br />

mit drei Betriebsstätten, 42 Beschäftigten<br />

und zwei Autos zahlt künftig<br />

knapp 60 statt heute 17,98 Euro. Wohlgemerkt<br />

<strong>im</strong> Monat!<br />

Gerecht und modern geht anders! Der Rundfunkänderungsstaatsvertrag<br />

in der vorliegenden<br />

Form ist ungeeignet: Er bedarf<br />

grundsätzlicher Änderungen!<br />

MdL<br />

Falk Neubert<br />

Sprecher für<br />

Medienpolitik<br />

10 pvl 11-12/2010


Gibt’s da nicht was von Ratiopharm?<br />

AWD-Beschäftigte demonstrieren am 3. November 2010 <strong>im</strong> Rahmen der Kundgebung gegen Sozialabbau<br />

für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze vor dem <strong>Sächsischen</strong> <strong>Landtag</strong> in Dresden.<br />

Ob die „Ratiopharm-Zwillinge“ aus der Werbung<br />

schon mal was von AWD (Arzne<strong>im</strong>ittelwerk<br />

Dresden) am Standort Radebeul gehört<br />

haben? Wohl kaum, liegt die AWD.parma<br />

GmbH doch tief <strong>im</strong> Osten. Dennoch gibt es<br />

was Verbindendes: Beide, Ratiopharm und<br />

AWD, gehören zum israelischen Pharma-Riesen<br />

TEVA, die AWD seit 2009, Ratiopharm<br />

seit Frühjahr 2010. Das alles wäre kaum der<br />

Rede wert, betriebe der milliardenschwere<br />

Mutterkonzern nicht eine befremdliche „Familienplanung“:<br />

Bis Ende 2011 will Teva seine<br />

„Tochter“ in Radebeul schließen und sein<br />

Deutschlandgeschäft am Ratiopharm-Standort<br />

Ulm bzw. in Berlin konzentrieren.<br />

Dagegen regt sich Widerstand, nicht nur bei<br />

den von Jobverlust bedrohten knapp 300<br />

AWD-Beschäftigten. Unter dem Motto „135<br />

Jahre Arzne<strong>im</strong>ittel aus Dresden – wir bleiben<br />

hier!“ machen die Radebeuler seit Monaten<br />

mobil: Über 6.000 Menschen haben schon<br />

Foto: efa<br />

für den Erhalt des Werkes unterschrieben,<br />

unter „www.awd-wirbleibenhier.de“ sind die<br />

Standortverfechter <strong>im</strong> World Wide Web präsent.<br />

Am Rande des CDU-Parteitags in Bautzen<br />

verschafften sich die AWDler lautstark<br />

Gehör, ebenso wie Anfang November inmitten<br />

der Massendemo vorm <strong>Sächsischen</strong><br />

<strong>Landtag</strong>. Zuvor schon hatte der Betriebsrat<br />

die <strong>Landtag</strong>sfraktionen zum Vor-Ort-Termin<br />

eingeladen. Das Angebot angenommen hatte<br />

jedoch nur <strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong>, deren Wirtschaftsexperte<br />

Karl-Friedrich Zais dann dafür sorgte,<br />

dass die Staatsregierung <strong>im</strong> Wirtschaftsauschuss<br />

zur Zukunft des sächsischen Traditionsbetriebes<br />

Stellung nehmen musste. Fast<br />

zeitgleich unterzeichneten die Ausschuss-<br />

Obleute der <strong>Fraktion</strong>en von CDU, SPD, LIN-<br />

KE, GRÜNE und FDP in fast historischem<br />

Schulterschluss einen gemeinsamen Brief an<br />

die TEVA-Geschäftsführung und machten sich<br />

darin eindringlich für die Erhaltung des hochprofitablen<br />

sächsischen Betriebes stark.<br />

Ob’s hilft, wird sich erst noch zeigen müssen.<br />

Zurückhaltung ist auch angesichts der Tatsache<br />

angebracht, dass Ministerpräsident Tillich<br />

den weltweit größten Generika-Hersteller<br />

TEVA erst <strong>im</strong> Juli dieses Jahres <strong>im</strong> Rahmen<br />

seiner Israel-Reise besucht hatte. Mit ihm<br />

war auch Radebeuls Stadtoberhaupt Bert<br />

Wendsche zur AWD-Mutter gereist – und ist<br />

jetzt stocksauer, denn <strong>im</strong> sommerlichen Jerusalem<br />

war mitnichten von Schließung die<br />

Rede. Dementsprechend überrascht war<br />

auch der AWD-Betriebsrat, der lange in dem<br />

Glauben gelassen wurde, der Standort Radebeul<br />

sei nicht in Gefahr. „Dann aber kippte<br />

die St<strong>im</strong>mung und aus uns nicht ersichtlichen<br />

Gründen wurde plötzlich der Standort<br />

Berlin favorisiert. Begründet wurde das bis<br />

heute nicht“, so die Chefin des AWD-Betriebsrates<br />

Karin Roßberg. Die darauf erzwungenen<br />

Gespräche mit Vertretern der<br />

Konzernführung änderten daran nichts, als<br />

Verhandlungsgegenstand waren ausschließlich<br />

Interessenausgleich und Sozialplan vorgesehen.<br />

„Wir mussten zur Kenntnis nehmen,<br />

dass die Standortfrage nicht mehr zur Debatte<br />

stand“, so Roßberg.<br />

Die Radebeuler arbeiten inzwischen an einem<br />

Alternativkonzept zur Beschäftigungssicherung<br />

vor Ort und außerhalb der TEVA und<br />

hoffen, bei dessen Umsetzung auf größtmögliche<br />

politische Unterstützung: „Das<br />

wurde uns mehrfach zugesagt“, so Karin<br />

Roßberg. Seitens der <strong>LINKE</strong>N kann sie sich<br />

dessen jedenfalls sicher sein: „Wir wollen,<br />

dass es in Radebeul weitergeht. Über unsere<br />

Aktivitäten <strong>im</strong> Wirtschaftsausschuss<br />

sowie direkt über den Ministerpräsidenten<br />

konnten wir <strong>im</strong>merhin schon dazu beitragen,<br />

dass die Belegschaft gegenwärtig zumindest<br />

neue Hoffnung schöpfen kann“, hält MdL<br />

Karl-Friedrich Zais fest: „Ich versichere den<br />

AWD-Beschäftigten, auch bei dem schwierigeren<br />

Teil der Umsetzung des neuen Konzeptes<br />

2011 politisch alle Unterstützung zu<br />

geben.“<br />

efa<br />

<strong>Fraktion</strong>s-Denkschmiede heißt jetzt DENKwerk_LINKS<br />

Leipziger Vorschlag überzeugte<br />

In der pvl-Sommerausgabe schickten wir einen<br />

Hilferuf übers Sachsenland, um bei der<br />

Namenssuche für unsere gerade aufgelegte<br />

<strong>LINKE</strong> Denkwerkstatt nicht nur „<strong>im</strong> eigenen<br />

Saft“ schmoren zu müssen. Griffig und eindeutig<br />

sollte er sein, der Name für unsere<br />

Gedankenschmiede, zu der wir künftig regelmäßig<br />

und in größeren Abständen einladen<br />

wollen, um ohne Gedankenschranken<br />

über gesellschaftliche Entwicklungen<br />

und <strong>LINKE</strong> Ideen zur Gestaltung der Zukunft<br />

nachzudenken.<br />

Die pvl-Leserinnen und -Leser zu befragen,<br />

war goldrichtig! Sämtliche Namensvorschläge,<br />

die uns seit August ins Haus flatterten,<br />

waren kreativ und treffend. Deshalb<br />

musste eine Mehrheitsentscheidung her,<br />

und die wiederum fiel eindeutig aus: Unter<br />

dem Namen DENKwerk_LINKS wird künftig<br />

auf hohem Niveau diskutiert, gestritten<br />

und nach vorn gedacht! Rüdiger Tauer aus<br />

Leipzig hatte mit <strong>im</strong>merhin sechs Namensideen<br />

nicht nur die meisten Vorschläge auf<br />

die Reise geschickt, sondern mit DENKwerk<br />

LINKS auch den<br />

überzeugendsten<br />

ersonnen. Wie versprochen,<br />

wird der Namensgeber nun Ehrengast<br />

be<strong>im</strong> ersten DENKwerk_LINKS in der<br />

Landeshauptstadt sein, und das voraussichtlich<br />

wieder auf dem Theater-Kahn auf der<br />

Elbe am Dresdner Terrassenufer. Herzlichen<br />

Dank und herzlichen Glückwunsch!<br />

pvl 11-12/2010<br />

11


Schwarz-Gelb versu<br />

Foto: AK<br />

Wenn die letzte pvl-Ausgabe dieses Jahres in<br />

den Druck geht, steht die entscheidende Plenartagung<br />

zum Landes-Doppelhaushalt 2011/12<br />

noch bevor. Wenn Sie, liebe Leserinnen und<br />

Leser, ihr pvl dann in den Händen halten, wird<br />

der größte Sparhaushalt des Freistaats samt<br />

der ihm innewohnenden sozialen Grausamkeiten<br />

beschlossen sein und den Landespetitionsausschuss<br />

und den Gerichten künftig<br />

viel Arbeit bescheren. Schon heute steht fest,<br />

dass der Haushalt zumindest in Teilen, wie bei<br />

der Kulturförderung und dem Öffentlichen Personennahverkehr<br />

(siehe unten stehende Beiträge)<br />

offenbar gegen geltendes Recht verstößt.<br />

Schwarz-Gelb will keine Schulden machen<br />

und in den beiden kommenden Jahren 2,6<br />

Mrd. Euro weniger ausgeben. Dafür wird der<br />

Landeshaushalt zusammengestrichen, wobei<br />

die Verteilung der Lasten äußerst ungerecht<br />

daherkommt. Mit einem Etat-Minus von fast<br />

13 Prozent muss der Bereich Soziales überdurchschnittlich<br />

bluten, ohne dass sich die<br />

zuständige CDU-Ministerin Clauß auch nur<br />

einmal dagegen positioniert hätte. Die fatalen<br />

Folgen werden vor allem Verbände, Vereine<br />

und Initiativen der Kinder- und Jugendarbeit<br />

zu tragen haben, einige werden den Hieb der<br />

Sparaxt nicht überleben, andere ihre Angebote<br />

drastisch zusammenstreichen müssen.<br />

Das erst vor einem Jahr mit stolz geschwellter<br />

Brust eingeführte kostenlose Vorschuljahr<br />

wird sang- und klanglos wieder abgeschafft.<br />

Die dringend verbesserungswürdige<br />

Kinder-Erzieher-Relation in Kitas, von Stanislaw<br />

Tillich (dem mit Abstand bestbezahlten<br />

Ministerpräsidenten <strong>im</strong> Osten) kurz nach seinem<br />

Amtsantritt vollmundig versprochen,<br />

rückt in weite Ferne. Mit dem sturen Festhalten<br />

an den Personalabbauplänen bei der Polizei<br />

setzt die CDU-FDP Koalition die Sicherheit<br />

Kulturförderung in Sachsen: wenige Gewinner & viele Verlierer<br />

Sachsen versteht sich als Kulturstaat.<br />

Zu Recht: Kultur steht nicht nur als Staatsziel<br />

in der Landesverfassung, sondern zählt<br />

zu den Kernkompetenzen des Freistaates.<br />

Allerdings fragen sich nicht nur zahlreiche<br />

Kulturakteure zwischen Torgau und Zittau<br />

nach den Beratungen zum Doppelhaushalt<br />

2011/2012, wie gefährdet das Kulturland<br />

Sachsen derzeit ist. Es ist ja schon bedrohlich<br />

genug, dass sich die sächsischen Kulturausgaben<br />

nach offiziellen Angaben der<br />

Staatsregierung in einem kontinuierlichen<br />

Sinkflug befinden und nur noch knapp zwei<br />

Prozent der Gesamtausgaben betragen. Von<br />

geradezu dramatischer Wirkung ist aber die<br />

nunmehr geplante Aushöhlung des <strong>Sächsischen</strong><br />

Kulturraumgesetzes durch Schwarz-<br />

Gelb. Mit der Teilfinanzierung der Landesbühnen<br />

Radebeul in Höhe von 3,7 Mio. Euro<br />

aus Kulturraummitteln begeht die Koalition<br />

den kulturpolitischen Sündenfall und legt die<br />

Axt an dieses bundesweit einmalige<br />

Instrumentarium<br />

der soli darischen<br />

Kultur-<br />

finanzierung, das ja erst 2008 vom <strong>Landtag</strong><br />

einmütig entfristet worden war. Dieser verfassungsrechtlich<br />

bedenkliche Akt geht zu<br />

Lasten aller Kulturräume <strong>im</strong> Land, trifft aber<br />

Leipzig mit einer Kürzung von über einer Million<br />

Euro mit besonderer Härte. Es ist in diesem<br />

Kontext übrigens mehr als grotesk, ja<br />

geradezu bizarr, dass ausgerechnet ein linker<br />

Kulturbürgermeister in der Messestadt<br />

den mit diesen Kürzungen verknüpften parteipolitischen<br />

Ränkespielen zum Opfer fallen<br />

und abgewählt werden soll.<br />

Neben der Demontage des Kulturraumgesetzes,<br />

mit der es geradezu zwangsläufig<br />

zum Kulturabbau <strong>im</strong> gesamten Land kommen<br />

wird, gibt es weitere Verlierer <strong>im</strong> neuen<br />

Doppelhaushalt. Dazu zählen die 25<br />

öffentlich geförderten Musikschulen, die<br />

rund vier Prozent weniger Zuschüsse erhalten<br />

sollen, obwohl deren Schülerzahlen<br />

gegen den demografischen<br />

Trend in den letzten<br />

Jahren auf über<br />

43.000 angestiegen<br />

sind.<br />

Kürzungen müssen darüber hinaus die Kunsthochschulen<br />

und die Bibliotheken hinnehmen.<br />

Über eine Etaterhöhung hingegen darf sich<br />

neben den beiden kulturellen Leuchttürmen<br />

in der Landeshauptstadt – Semperoper und<br />

Staatliche Kunstsammlungen – auch das<br />

Sächsische Industriemuseum freuen, das in<br />

der Vergangenheit zu einem Tod auf Raten verurteilt<br />

schien. Im Bereich der Industriekultur,<br />

die das Erscheinungsbild Sachsens bekanntlich<br />

erheblich prägt, steht aber keinesfalls alles<br />

zum Besten. Noch weigert sich die Staatsregierung<br />

hartnäckig, das Welterbe-Projekt<br />

Montanregion Erzgebirge aus Landesmitteln<br />

zu fördern, obwohl sie 1998 die Bewerbung<br />

initiierte und 2011 die entscheidenden Weichen<br />

gestellt werden. Nach dem Desaster<br />

bei der Waldschlösschenbrücke droht hier ein<br />

erneutes Versagen der CDU. Mit ihrem Antrag,<br />

eine eigene Titelgruppe zur Unterstützung<br />

dieses wichtigen landespolitischen Vorhabens<br />

in den Haushalt einzuführen, hat die<br />

<strong>Fraktion</strong> <strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong> wie mit 13 anderen Änderungsanträgen<br />

<strong>im</strong> Bereich Kunst und Kultur<br />

genau diese kulturpolitischen Fehlsteuerungen<br />

der Koalition thematisiert und den Widerstand<br />

gegen Kultur-Kürzungen unterstützt.<br />

Sachsens Doppelhaushalt bedroht die Kulturvielfalt <strong>im</strong> Land<br />

Foto: AK<br />

MdL Dr.<br />

Volker Külow<br />

Sprecher für<br />

Kulturpolitik<br />

12 pvl 11-12/2010


s Soziales Sachsen<br />

in Sachsen aufs Spiel und mit den Kürzungen<br />

be<strong>im</strong> Ehrenamt und den Freiwilligendiensten<br />

geraten ganze Sozialstrukturen ins Rutschen.<br />

Die erfreulicherweise doch wieder höheren<br />

Steuermehreinnahmen versickern dagegen<br />

<strong>im</strong> Absicherungsfonds für die verzockte Landesbank<br />

und in diverse Rücklagen. Ach ja,<br />

und für eine neue Dachmarke zur Imagepflege<br />

des Freistaats braucht es in den nächsten<br />

beiden Jahren auch noch ca. fünf Mio. Euro …<br />

Die <strong>Fraktion</strong> <strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong> will die Gerechtigkeitslücke<br />

<strong>im</strong> Landesetat durch die Umschichtung<br />

von einer Milliarde Euro schließen<br />

und hat dazu 135 Änderungsanträge<br />

in die Haushaltsberatungen eingebracht.<br />

Hauptpunkte <strong>im</strong> Paket der <strong>LINKE</strong>N Änderungsvorschläge<br />

sind der Erhalt des sozialen<br />

Ausgleichs, der gesamte Bereich Bildung<br />

und ein Schutzschirm für Kommunen.<br />

Was sich <strong>im</strong> Detail dahinter verbirgt ist, unter<br />

www.linksfraktionsachen.de nachzulesen. Obwohl<br />

<strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong> unterm Strich nicht mehr Geld<br />

ausgegeben hätte als die Koalition, wurden<br />

sämtliche <strong>LINKE</strong> Vorschläge zur Heilung des<br />

Sparhaushalts in den Fachausschüssen mit<br />

schwarz-gelber St<strong>im</strong>menmehrheit abgelehnt.<br />

Was Sachsens Bürgerinnen und Bürger davon<br />

halten, haben sie in den letzten Monaten<br />

eindrucksvoll bewiesen. Organisiert<br />

<strong>im</strong> landesweiten Bündnis „Zukunft & Zusammenhalt“<br />

– von der CDU als „Bündnis<br />

der Besitzstandswahrer“ besch<strong>im</strong>pft –<br />

machten sie ihrer Wut über Schwarz-Gelb<br />

z.B. am 3. November vorm <strong>Landtag</strong>sgebäude<br />

in Dresden Luft. Mehr als 12.000 Männer,<br />

Frauen und Kinder aus den unterschiedlichsten<br />

Bereichen, wie Kultur, Feuerwehr, Polizei,<br />

Bildung oder Gesundheitswesen waren hier<br />

aufmarschiert, um klar zumachen: „Nicht mit<br />

uns!“ und: „Wir kommen wieder!“ efa<br />

Foto: AK<br />

Schwarz-Gelb kappt ÖPNV-Förderung – Und sie wissen, was sie tun!<br />

Fahrpreiserhöhungen, Einschnitte <strong>im</strong> Service,<br />

Ausdünnen von Linien und Takten oder<br />

die Kappung kompletter Strecken <strong>im</strong> straßen-<br />

oder schienengebundenen Nahverkehr;<br />

dazu keine neuen oder umweltfreundlicheren<br />

Busse, Bahnen und Waggons:<br />

So sieht er aus, der „bunte Strauß“ möglicher<br />

Folgen der mit dem Doppelhaushalt<br />

2011/12 geplanten Kürzungen der schwarzgelben<br />

Regierungskoalition <strong>im</strong> ÖPNV-System<br />

des Freistaats.<br />

Logisch, für uns <strong>LINKE</strong> ist der öffentliche<br />

Personennahverkehr Teil der öffentlichen<br />

Daseinsvorsorge. Aber auch <strong>im</strong> so genannten<br />

Regionalisierungsgesetz (RegG) und <strong>im</strong><br />

Gesetz des Freistaates über den ÖPNV ist er<br />

so definiert. Unter FDP-Staatsminister Morlok,<br />

für den ÖPNV <strong>im</strong> Freistaat zuständig,<br />

verkümmert dieser Teil der Daseinsvorsorge<br />

nun ganz jämmerlich. Ziel des peinlichsten<br />

Ministers der sächsischen Regierungsriege<br />

ist, den Freistaat in den kommenden Jahren<br />

zum Geberland <strong>im</strong> Länderfinanzausgleich<br />

zu machen. Da wundert es wenig, dass er –<br />

wollte man dem Gemunkel<br />

aus der<br />

Koalition Glauben<br />

schenken<br />

– statt der jetzt<br />

festgesetz-<br />

ten 6,5- und<br />

8,5-prozen-<br />

tigen<br />

Streichung<br />

für 2011<br />

und 2012 pro<br />

Jahr sogar ganze<br />

15 Prozent<br />

aus seinem Ressort<br />

Wirtschaft,<br />

Arbeit und Verkehr herauspressen wollte!<br />

Ganz und gar realitätsvergessen fabulierte<br />

er von Reserven der zuständigen ÖPNV-<br />

Nahverkehrszweckverbände. Konkret darauf<br />

angesprochen, blieb es dann aber doch<br />

bei Allgemeinplätzen in der Argumentation.<br />

Ergo: Er kann keine wirklichen Reserven benennen<br />

– was eben auch wieder nicht verwundert,<br />

weil es keine gibt.<br />

Fakt ist, dass die schwarz-gelben Mittelkürzer<br />

den ÖPNV in Sachsen auf Substanzverzehr<br />

umstellen wollen. Dafür entziehen<br />

sie ihm in den beiden kommenden Jahren<br />

knapp 120 Mio. Euro an Investitionsmitteln.<br />

Pro Jahr kommen dann auch noch 43<br />

Mio. Euro hinzu, die den Betriebsmittelzuschüssen<br />

zugunsten der Landesaufgabe<br />

Schüler- und Auszubildendenverkehr genommen<br />

werden. Davon fließen pro Jahr<br />

knapp 50 Mio. Euro in die Abfinanzierung<br />

der Mehrkosten des Leipziger City-Tunnels,<br />

und zwar bis weit über 2012 hinaus. Dabei<br />

geht es hier keineswegs um Pro und Contra<br />

zum City-Tunnel, sondern darum, dass die<br />

Finanzierung der<br />

Mehrkosten nicht<br />

zu Lasten der Da-<br />

seinsvorsorge-<br />

Aufgabe Nahverkehr<br />

gehen darf.<br />

Der böse Witz<br />

am Ende des<br />

Ganzen könnte<br />

allerdings sein,<br />

dass - wie der<br />

Zweckverband<br />

für den Nahverkehrsraum<br />

Leipzig<br />

befürchtet<br />

Foto: efa<br />

— aufgrund der Kürzungen von heute gar<br />

kein Nahverkehrszug und keine S-Bahn<br />

durch den fertig gestellten City-Tunnel von<br />

morgen mehr fahren wird, weil es sie dann<br />

schlichtweg gar nicht mehr gibt.<br />

Das wiederum könnte Auto-Minister Morlok<br />

sehr zupass kommen, denn auf diesem<br />

Weg ließen sich FDP-gelbe Träume besser<br />

umsetzen und ein Paradigmenwechsel anschieben.<br />

Ein Paradigmenwechsel, der Straßenbau<br />

bevorzugt und mit Giga- oder Long-<br />

Linern (Lang-LKW) noch mehr Güterverkehr<br />

auf die Straße lotsen will und der mit der<br />

Änderung des Personenbeförderungsgesetzes<br />

zur Öffnung für mehr Busfernverkehr<br />

die direkte Konkurrenz zum Bahn-Fernverkehr<br />

bewusst als Ausdruck marktliberaler<br />

Klientelpolitik organisiert hat. ÖPNV-Nutzer<br />

werden all dies doppelt bezahlen: Mit Fahrplan-<br />

und Streckennetzausdünnung, Abbestellung<br />

von Verkehrsdienstleistungen, „mit<br />

alternde“ Fahrzeuge – und nicht zuletzt<br />

deutliche Fahrpreisanhebungen. Adressat<br />

für Ihre Beschwerden und Proteste: FDP<br />

und CDU <strong>im</strong> <strong>Sächsischen</strong> <strong>Landtag</strong>. Denn<br />

sie wissen, was sie tun!<br />

MdL Enrico Stange<br />

Sprecher für<br />

Verkehrspolitik<br />

pvl 11-12/2010<br />

13


Nach dem Marsch ist vor dem Marsch ist nach dem …<br />

Für Sachsens Landeshauptstadt ist der<br />

13. Februar ein problematisches Datum.<br />

Seit Anfang der 90er Jahre wird dieser Tag,<br />

der für viele Dresdnerinnen und Dresdner<br />

mit traumatischen Erinnerungen an die<br />

Bombardierung ihrer Stadt <strong>im</strong> Jahr 1945<br />

verknüpft ist, durch Neonazis instrumentalisiert.<br />

Ebenso lange stellen sich Jahr für<br />

Jahr couragierte Menschen der geschichtsrevisionistischen<br />

Umdeutung entgegen.<br />

Dresden 2010: <strong>LINKE</strong> MdL aus Sachsen, Thüringen und Hessen am<br />

13. Februar am Neustädter Bahnhof<br />

In diesem Jahr 2010 konnte der Aufmarsch<br />

der Jungen Landsmannschaft Ostpreußen<br />

erstmals komplett verhindert werden. Ein<br />

Erfolg des professionell arbeitenden Bündnisses<br />

„Dresden Nazifrei“, in dem auch die<br />

<strong>LINKE</strong> engagiert ist. Während sich um die Altstadtseite<br />

symbolisch ein Ring aus Menschen<br />

schloss, stellten, setzten und legten sich auf<br />

der anderen Elbseite tausende Menschen<br />

den Nazis wortwörtlich in den Weg. Darunter<br />

Vertreter/innen von Parteien,<br />

Gewerkschaften,<br />

Foto: efa<br />

Jugendverbänden oder<br />

lokalen Initiativen und<br />

überraschend viele Bürgerinnen<br />

und Bürger.<br />

Die <strong>LINKE</strong>N <strong>Landtag</strong>sfraktionen<br />

aus Sachsen,<br />

Thüringen und Hessen<br />

hielten ihre gemeinsame<br />

achtstündige <strong>Fraktion</strong>ssitzung<br />

unter freiem H<strong>im</strong>mel<br />

und in sichtweite des<br />

Nazi-Sammelpunkts am<br />

Neustädter Bahnhof ab<br />

(pvl berichtete).<br />

Der Erfolg vom Februar<br />

2010 war hart erarbeitet.<br />

Schon <strong>im</strong> Vorfeld hatte die<br />

Dresdner Staatsanwaltschaft<br />

großen Druck auf<br />

das Bündnis ausgeübt und bis heute werden<br />

Mobilisierer des Protestes strafrechtlich verfolgt.<br />

Positiver Nebeneffekt: Die politische<br />

Auseinandersetzung über die Legit<strong>im</strong>ität<br />

von Naziaufmärschen und zivilem Ungehorsam<br />

werden endlich öffentlich geführt.<br />

Seit Herbst laufen die Vorbereitungen dafür,<br />

an den Erfolg von 2010 anzuknüpfen. Im November<br />

gab das Bündnis „Dresden Nazifrei“<br />

mit der Aktion „Noch 100 Tage“ den Startschuss<br />

zur bundesweiten Mobilisierung, Arbeitsgruppen<br />

wurden eingesetzt, ein Aufruf<br />

veröffentlicht (www.dresden-nazifrei.com)<br />

und ein Infobüro in Dresden eröffnet. Dort,<br />

am Bischofsplatz kann man sich umfassend<br />

informieren und auch erfahren, wie man<br />

sich am besten einbringen kann.<br />

Nach derzeitigem Kenntnisstand plant die<br />

„Junge Landsmannschaft Ostdeutschland“<br />

2011 sogar zwei Aufmärsche, einen am<br />

13. und einen am 19. Februar. Wir von der<br />

<strong>LINKE</strong>N werden uns mit dem Bündnis<br />

„Dresden Nazifrei“ selbstverständlich wieder<br />

am öffentlichen Bekenntnis für Demokratie<br />

und Toleranz, gegen Neonazismus<br />

und Gewalt beteiligen.<br />

Annekatrin Klepsch, MdL aus Dresden,<br />

Sarah Buddeberg, linksjugend Dresden<br />

Beamten-Mahnwache gegen Gehaltskürzungen<br />

Fünf Tage lang harrten sie rund um die Uhr<br />

und bei klirrender Kälte <strong>im</strong> Zelt vor dem<br />

<strong>Sächsischen</strong> <strong>Landtag</strong> in Dresden aus. Die<br />

Vertreter des <strong>Sächsischen</strong> Beamtenbundes<br />

(sbb) wollten mit ihrer Mahnwache darauf<br />

aufmerksam machen, dass Schwarz-Gelb ihnen<br />

die bislang rechtlich garantierten Sonderzahlungen<br />

(Weihnachtsgeld) streichen<br />

und damit de facto ihre Gehälter kürzen will.<br />

Der sbb vertritt in Sachsen <strong>im</strong>merhin 35<br />

verschiedene Berufsfelder, darunter die der<br />

Lehrer, Polizisten, Forstleute, Justizbeamte<br />

oder auch der Lebensmittelkontrolleure.<br />

Die <strong>Fraktion</strong> <strong>DIE</strong> LNKE lehnt die Streichung<br />

der so genannten Sonderzahlung ab und hatte<br />

dazu bereits <strong>im</strong> August einen Antrag eingebracht.<br />

Im Rahmen der Änderungsanträge<br />

der <strong>Fraktion</strong> zum Haushaltbegleitgesetz<br />

wurde die Rücknahme der Streichpläne<br />

erneut gefordert, was die Vertreter von<br />

Schwarz-Gelb <strong>im</strong> Haushalts- und Finanzausschuss<br />

freilich ablehnten. „Die Streichung<br />

der Sonderzahlung bedeutet nichts<br />

anderes, als eine faktische und spürbare<br />

Kürzung des Familieneinkommens von Polizisten<br />

oder Justizbediensteten. Eine Einkommenssenkung,<br />

die sich die Abgeordneten<br />

von CDU und FDP selbst niemals antun<br />

würden – jedenfalls haben sie am Index zur<br />

Berechnung der Einkommensentwicklung<br />

der Abgeordneten so lange herumgebastelt,<br />

dass ihnen ein vergleichbares Schicksal erspart<br />

bleibt. Deshalb tragen die Beamten ihren<br />

Protest auch zu Recht vors Parlament,<br />

weil es die Abgeordneten in der Hand haben,<br />

die einseitige Kürzung der Jahreseinkommen<br />

der Beamten zurückzunehmen“, so der Vorsitzende<br />

der <strong>Fraktion</strong> <strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong> Dr. André<br />

Hahn, der der sbb-Mahnwache einen Besuch<br />

abstattete und neben Glühwein und Lebkuchen<br />

auch die solidarischen Grüße seiner<br />

<strong>Fraktion</strong> überbrachte. <br />

efa<br />

Dr. André Hahn (2.v.li.) bei der sbb-Mahnwache vorm <strong>Sächsischen</strong> <strong>Landtag</strong>. Über wärmenden Glühwein<br />

und die Unterstützung freuten sich Jan Prignitz (stellv. Landesvorsitzender sbb, li.), Andrea Pilz<br />

und Elke Schatan von der Deutschen Steuer-Gewerkschaft, LV Sachsen (1.u.2.v.re.) und Lebensmittelkontrolleur<br />

Maik Maschke (3.v.re.)<br />

14 pvl 11-12/2010


Lehrerbildung in Sachsen:<br />

Kein Schritt nach vorn und drei zurück<br />

Sachsen sei Bildungsland, rühmt sich die<br />

CDU/FDP-Regierungskoalition allenthalben.<br />

Wo denn? Und wie lange noch? Möchte man<br />

ihnen beherzt zurufen, wohl wissend, dass<br />

es eh nichts nützt. Reform, nennt Schwarz-<br />

Gelb die jetzige Änderung zur Änderung zur<br />

Änderung bei der Lehrerausbildung. Etikettenschwindel,<br />

nennen wir das.<br />

Angehende Pädagogen sollen mehr von der<br />

Praxis mitkriegen und nicht mehr so lange<br />

studieren. Ab dem Wintersemester 2011/12<br />

kehrt also das Staatsexamen zurück und<br />

das Lehrerstudium ist wieder in Grund- und<br />

Hauptstudium untergliedert. Die Regelstudienzeit<br />

für künftige Grundschullehrerinnen<br />

und -lehrer wird um ein Jahr auf acht und<br />

bei Mittelschullehrern auf neun Semester<br />

verkürzt. Das Referendariat soll ebenfalls<br />

um die Hälfte verkürzt werden und die Ausbildung<br />

wird nicht mehr nur in Leipzig konzentriert.<br />

Wie so oft erfuhren die Volksvertreter<br />

davon erst aus der Zeitung bzw. über<br />

Pressemitteilungen aus dem Kultus- bzw.<br />

Wissenschaftsministerium.<br />

Mit der Absage an Bachelor- und Masterstudiengänge<br />

für künftige Lehrer unterläuft<br />

der Freistaat den Bologna-Prozess. Mit<br />

der Verkürzung der Regelstudienzeit verringert<br />

sich die Zeit zur Wissensaneignung<br />

und damit der Qualität der Lehrerbildung.<br />

Mit der (begrüßenswerten!) Wiederaufnahme<br />

der Lehrerausbildung in Dresden widerspricht<br />

sich die Koalition selbst und macht<br />

das ohnehin schon vorhandene Chaos in<br />

dem Bereich perfekt. Ganz zu schweigen<br />

von der anhaltenden Verunsicherung der<br />

Studierenden.<br />

CDU-Kultusminister Wöller nennt die<br />

„Lehrerreform“ eine strategische Entscheidung<br />

und zur langfristigen Sicherung des<br />

Lehrerbedarfs unumgänglich. Dem muss<br />

heftig widersprochen werden. Denn diese<br />

Reform wird dazu führen, angehende Lehrer<br />

aus dem Land zu treiben. Dafür gibt es<br />

mehrere Gründe. Zum einen sieht sich, wer<br />

hierzulande Lehrer werden will, einer permanenten<br />

Hü-und-Hott-Politik gegenüber.<br />

Sicherheit schaffende Kontinuität gibt es<br />

nicht. Der geplante Sonderweg in der Ausbildung<br />

für Grundschullehrer führt zudem<br />

dazu, dass sächsische Absolventinnen und<br />

Absolventen anschließend außerhalb des<br />

Freistaats nicht beschäftigt werden könnten,<br />

da ihr Abschluss nicht mit dem anderer<br />

Bundesländern kompatibel ist.<br />

Was macht die Verkürzung der Ausbildung<br />

<strong>im</strong> Grundschulbereich für Schwarz-Gelb so<br />

attraktiv? Erstens soll bei der Ausbildung<br />

Geld gespart werden. Zweitens lassen sich<br />

damit diejenigen, die jetzt ihr Grundschulstudium<br />

beginnen, zwingen, in Sachsen zu<br />

bleiben. Man will wohl verhindern, dass<br />

das eintritt, was heute bei angehenden Mittelschullehrern<br />

bereits Realität ist: Ganze<br />

acht davon haben nach ihrem Bachelor<br />

mit dem Masterstudium begonnen. Die anderen<br />

flüchteten in andere Bundesländer,<br />

weil man nach einer Mittelschullehrer-Ausbildung<br />

in Sachsen in anderen Bundesländern<br />

kaum eine Chance hat. Und drittens,<br />

wie die Lehrergewerkschaft GEW vermutet,<br />

egalisiert die aktuelle Ausbildung die<br />

Lehrer an Grund-, Mittelschule und Gymnasium,<br />

was eine Angleichung ihrer Gehälter<br />

rechtfertigen würde. Grundschullehrer<br />

könnten demnach das gleiche Gehalt verlangen<br />

wie heutige Gymnasiallehrer. Sinkt<br />

aber die Studiendauer, lässt sich der Lohnunterschied<br />

rechtfertigen. Alles ziemlich<br />

jämmerlich für einen PISA-Krösus.<br />

Hintergrund der Malaise ist, dass es bis<br />

heute – wie von der <strong>LINKE</strong>N seit Jahre gefordert<br />

– kein belastbares Personalentwicklungskonzept<br />

für den Bildungsbereich gibt.<br />

Stattdessen wird ständig wiederholt, dass<br />

es dafür keine Notwendigkeit gebe, da es<br />

an den Schulen doch pr<strong>im</strong>a liefe. Da frage<br />

ich mich, woher die Staatsregierung ihre Informationen<br />

bezieht, denn das wahre Leben<br />

sieht wahrlich anders aus. Da wird Lehrpersonal<br />

von Mittelschulen und Gymnasien in<br />

Größenordnungen an Grundschulen abgeordnet<br />

bzw. versetzt, um dort den Unterricht<br />

abzusichern! Da steht dann der ausgebildete<br />

Gymnasiallehrer vor den Kleinen und<br />

hält Anfangsunterricht. Aus meiner Sicht<br />

ist das eine Katastrophe. Nicht nur für den<br />

sachfremd eingesetzten Gymnasiallehrer,<br />

© Thomas Kölsch / PIXELIO<br />

sondern auch für die Kinder, die das Lernen<br />

gerade erst lernen. Und in Sachsen<br />

geht man inzwischen noch weiter! Seit kurzem<br />

gibt es die erste Lehramtsstudentin,<br />

die als Lehrkraft in einer Grundschule eingestellt<br />

wurde. Das erste Staatsexamen in<br />

der Tasche, ohne den Hauch einer Aussicht<br />

auf eine Referendariatsstelle und fest entschlossen,<br />

<strong>im</strong> Freistaat zu bleiben. So groß<br />

also ist die tatsächliche Not <strong>im</strong> Bildungsland<br />

Sachsen.<br />

Die <strong>Fraktion</strong> <strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong> fordert eine Lehrerausbildung,<br />

die sich am tatsächlichen Bedarf<br />

orientiert, und zwar personell wie inhaltlich.<br />

Wir brauchen eine Ausbildung, die<br />

Integration fördert. Wir brauchen eine Ausbildung,<br />

die Diagnostik wesentlich umfangreicher<br />

durchführt, und mehr Wert auf Methodik<br />

legt. Wir fordern, dass endlich ein<br />

fundiertes Personalentwicklungskonzept<br />

vorgelegt und ein zeitgemäßes Lehrerbildungsgesetz<br />

erarbeitet wird. Und: Lehrer<br />

müssen so ausgebildet werden, dass<br />

ihre Abschlüsse bundesweit anerkannt<br />

werden.<br />

MdL<br />

Cornelia Falken<br />

Sprecherin für<br />

Schulpolitik<br />

pvl 11-12/2010<br />

15


Katalog 19.10.2010 10:10 Uhr Seite 1<br />

Parlamentarische <strong>LINKE</strong> Initiativen<br />

September bis Anfang Dezember 2010<br />

Gesetzentwurf<br />

Drs 5/4013 Gesetz zur Neuordnung des<br />

Gaststättenrechts in Sachsen<br />

Drs 5/4309 Gesetz zur Gewährleistung eines<br />

wirksamen Schutzes des kommunalen<br />

Baumbestandes durch die sächsischen Gemeinden<br />

– Sächsisches Baumschutzgesetz<br />

(SächsBaumSchG)<br />

Große Anfragen<br />

Drs 5/3781 Stand der Herstellung der tatsächlichen<br />

Einheit Deutschlands <strong>im</strong> 20. Jahr<br />

des Einigungsvertrages aus Sicht der Verhältnisse<br />

<strong>im</strong> Freistaat Sachsen<br />

Drs 5/4109 Die Zukunft des Öffentlichen<br />

Dienstes in Sachsen<br />

Drs 5/4321 Zur sozialen Lage und gesundheitlichen<br />

Betreuung von an HIV/AIDS-<br />

Erkrankten <strong>im</strong> Freistaat Sachsen<br />

Anträge<br />

Drs 5/3741 Gravierende Benachteiligung<br />

der <strong>im</strong> Prozess der Hochschulerneuerung berufenen<br />

Professorinnen und Professoren neuen<br />

Rechts in der Altersversorgung beenden<br />

Drs 5/3742 Situation der Erzieherinnen und<br />

Erzieher in sächsischen Kindertageseinrichtungen<br />

Drs 5/3743 Maßnahmen zur Verbesserung<br />

der derzeitigen Situation <strong>im</strong> Bereich des<br />

Tierschutzes und der Tierhe<strong>im</strong>e in Sachsen<br />

ergreifen!<br />

Drs 5/3745 Monopolpreise bei Strom und<br />

Gas u.a. durch verschärfte staatliche Kontrollen<br />

verhindern und Einrichtung einer Marktüberwachungsstelle<br />

für den Energiehandel<br />

an der Energiebörse Leipzig<br />

Drs 5/3784 Stand der Erarbeitung von<br />

Grundsätzen für freiwillige Zusammenschlüsse<br />

von Gemeinden <strong>im</strong> Freistaat Sachsen<br />

Drs 5/4005 <strong>LINKE</strong>, SPD<br />

Keine Haushaltskonsolidierung auf Kosten<br />

wichtiger Zukunftsinvestitionen und sozialer<br />

Infrastruktur in Sachsen<br />

Drs 5/4009 GKV-Finanzierungsgesetz<br />

ablehnen, solidarische Bürgerinnen- und<br />

Bürgerversicherung einführen!<br />

Drs 5/4033 Analysebericht der Staatsregierung<br />

über die gesundheitliche Situation<br />

<strong>im</strong> Freistaat Sachsen<br />

Drs 5/4034 Langfristige Perspektive für<br />

das Lehramtsstudium in Sachsen<br />

Drs 5/4111 Maßnahmen der Staatsregierung<br />

zur rechtzeitigen Abwendung absehbarer<br />

Abfallgebührensteigerungen <strong>im</strong> Gebiet<br />

des Regionalen Abfallverbandes Oberlausitz-Niederschlesien<br />

(RAVON)<br />

Drs 5/4221 Keine Einleitung einer erneuten<br />

Personal- und Strukturreform bei der sächsischen<br />

Landespolizei ohne Einbeziehung des<br />

<strong>Sächsischen</strong> <strong>Landtag</strong>es<br />

Drs 5/4241 <strong>LINKE</strong>, GRÜNE, SPD<br />

Hochwasserschutz und -vorsorge an Gewässern<br />

II. Ordnung verbessern!<br />

Drs 5/4277 Zukunftsweisende Ausgestaltung<br />

der gemeinsamen europäischen Agrarpolitik<br />

(GAP) nach 2013<br />

Drs 5/4278 Verabschiedung des neuen<br />

Rundfunkbeitragsstaatsvertrages aufschieben<br />

– Datenschutz und Sozialverträglichkeit<br />

bei der Neuregelung der Rundfunkfi nanzierung<br />

sichern!<br />

Drs 5/4318 Sächsischer Weiterbildungsbericht<br />

Drs 5/4320 Einführung einer solidarischen<br />

Bürgerversicherung<br />

Dringlicher Antrag<br />

Drs 5/3754 Existenzmin<strong>im</strong>um sichern und<br />

Armut bekämpfen – SGB II-Regelleistungen<br />

jetzt deutlich anheben!<br />

Drs = Drucksache<br />

PLAKATE ÜBER EINE VIELDEUTIGE POLITISCHE LANDSCHAFT<br />

Seit November schmücken sie die Flure<br />

des Sitzes der <strong>Fraktion</strong> <strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong> <strong>im</strong> <strong>Sächsischen</strong><br />

<strong>Landtag</strong>: 60 Plakate, geschaffen<br />

vom Dresdner Grafikkünstler Klaus<br />

Schmidt. Wobei die Schau mitnichten eine<br />

Plakatausstellung heutiger Lesart ist, weder<br />

werden einem „Preisknüller“ um die<br />

Ohren gehauen, noch brüllt wer, er sei doch<br />

nicht blöd. Schmidts Plakate setzten deutlich<br />

andere Akzente, seine Werke sind politische<br />

Kunst, hinterfragen gesellschaftspolitische<br />

Vorgänge und verbildlichen deren<br />

Ursache und Wirkung. Was Klaus Schmidt<br />

erschuf, ist eine ebenso fein- wie scharfsinnige<br />

Analyse deutscher Befindlichkeiten<br />

und der Versuch der Korrektur eines einseitigen<br />

Deutschlandbildes.<br />

„Klaus Schmidt untern<strong>im</strong>mt mit seinen<br />

Plakaten den Versuch, vor allem Deformierungen<br />

in Politik, Wirtschaft, Finanzwesen,<br />

Sport, (Un-) Kultur, Unterhaltung<br />

und anderen Bereichen bloßzustellen: die<br />

Janusköpfigkeit, den Opportunismus, die<br />

egoistische Habgier, die bewusste Desinformation,<br />

die Bigotterie und nicht zuletzt<br />

auch die rigide Kommerzialisierung.“<br />

So beschrieb <strong>Fraktion</strong>svorsitzender<br />

Dr. André Hahn die Plakat-Kunst Schmidts<br />

bei der Eröffnung der Ausstellung in Dresden.<br />

Einträge <strong>im</strong> Gästebuch geben ihm<br />

Recht: „Der kritische politische Blick ist<br />

wichtig gegen die Plattheiten der Medien,“<br />

ist da zu lesen, und: „Eine mutige Ausstellung,<br />

die sehr beeindruckt.“<br />

efa<br />

Die Wanderausstellung<br />

PLAKATE ÜBER EINE<br />

VIELDEUTIGE POLITISCHE LANDSCHAFT<br />

kann – auch in Teilen – kostenfrei ab Januar 2011<br />

ausgeliehen werden.<br />

Mehr Infos und Bildbeispiele zur Ausstellung gibt<br />

es unter www.linksfraktionsachsen.de<br />

(Untermenü: Wanderausstellungen).<br />

Interessenten wenden sich an:<br />

Dr. Armin Krause, <strong>Fraktion</strong> <strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong> <strong>im</strong> <strong>Sächsischen</strong> <strong>Landtag</strong>,<br />

Telefonkontakt über die zentrale Einwahl: 0351-403 5800<br />

Anfragen per e-Mail über linksfraktion@slt.sachsen.de<br />

Anfragen per Post über die <strong>im</strong> Impressum angegebene Adresse<br />

Foto: efa<br />

16 pvl 11-12/2010


Die Neuordnung der EU-Strukturpolitik<br />

und ihre Auswirkungen auf Sachsen<br />

Zurzeit wird in der EU die seit 1986 vertraglich<br />

vereinbarte Struktur- und Regionalpolitik<br />

einschließlich der gemeinsamen Agrarpolitik<br />

neu verhandelt. Mit Programmen zur<br />

Kohäsionspolitik* hat die EU zwischen 1988<br />

und 2004 insgesamt 500 Mrd. Euro ausgereicht.<br />

Allein nach Sachsen fließen bis<br />

2013 ca. 15 Mrd. Euro, die zur Entwicklung<br />

von Wirtschaft, Technologie, Arbeit, Bildung<br />

Landwirtschaft und des ländlichen Raumes<br />

eingesetzt werden. Auch diese Investition<br />

hat ihren Anteil daran, dass Sachsen bei<br />

86,1 Prozent des durchschnittlichen Bruttoinlandsproduktes<br />

(BIP) angelangt ist. Dennoch<br />

gibt es nach wie vor Entwicklungsdefizite.<br />

Aus dem „Prognose-Atlas 2010“ geht<br />

hervor, dass die wirtschaftlich schwächsten<br />

Regionen noch <strong>im</strong>mer in Ostdeutschland liegen.<br />

Nur Jena, Dresden und Potsdam gelten<br />

als Regionen mit Zukunftschancen.<br />

Neben einer stärkeren Ausdifferenzierung<br />

der Entwicklung <strong>im</strong> Westen ist der Unterschied<br />

zwischen den 271 EU-Regionen größer<br />

als der innerhalb der BRD. Sechs EU-<br />

Mitgliedsstaaten liegen mit ihrem BIP unter<br />

einem Drittel des durchschnittlichen Europäischen<br />

BIP. <strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong> <strong>im</strong> EU-Parlament unterstützt<br />

es daher, dass arme Mitgliedsstaaten<br />

mehr gefördert werden sollen. Aber wir<br />

fordern auch, dass künftig alle EU-Regionen<br />

in den Genuss der Regional- und Strukturförderung<br />

kommen, da es auch in reichen Staaten<br />

stark zukunftsgefährdete Regionen gibt.<br />

Mit dem Auslaufen des Solidarpaktes kommen<br />

z.B. auf Ostdeutschland finanzielle Defizite<br />

zu. Wir verlangen, dass der auszustellende<br />

EU-Haushalt 2014–20 bezüglich der<br />

* Kohäsion (von lat. cohaerere „zusammenhängen“)<br />

steht in der Politik für den Zusammenhalt<br />

zwischen einzelnen Staaten<br />

und Regionen.<br />

© Gerd Altmann / PIXELIO<br />

Kohäsionsmittel für Wachstum und Beschäftigung<br />

angemessen ausgestattet wird, dass<br />

auch für die Erhaltung und Bewirtschaftung<br />

natürlicher Ressourcen ausreichende Mittel<br />

eingestellt werden. Von der Haushaltsfrage<br />

wird wesentlich abhängen, inwieweit die EU<br />

als ausgleichendes Instrument zwischen den<br />

Mitgliedsstaaten tätig werden kann.<br />

Die EU-Mitgliedsstaaten müssen die Ziele<br />

ihrer zukünftigen Förderung klar best<strong>im</strong>men<br />

und Prioritäten setzen. Technologie-, Forschungs-,<br />

Bildungs-, und Beschäftigungsförderung,<br />

Umweltschutz, Energie, aber auch<br />

die Förderung sozialer Zwecke müssen dabei<br />

<strong>im</strong> Vordergrund stehen. Mit dem Vertrag<br />

von Lissabon stehen die Bundesländer in<br />

Mitverantwortung für die Entscheidungen <strong>im</strong><br />

Europäischen Parlament. Sachsen wäre gut<br />

beraten, einen eigenständigen Europaausschuss<br />

einzurichten, der die politischen Leitlinien<br />

für die europapolitische Mitverantwortung<br />

Sachsens erarbeitet und begleitet.<br />

Nicht nur Ostdeutschland, auch andere Regionen,<br />

die die 75-Prozent-Hürde des EU-<br />

BIP übersprungen haben und deshalb nicht<br />

mehr die Ziel-1-Förderung erhalten werden,<br />

müssen weiter gefördert werden. Wir wollen,<br />

dass Übergangsregelungen geschaffen<br />

werden, damit die Strukturförderung nicht<br />

abrupt wegbricht. Neben der Bemessung<br />

nach dem Pro-Kopf-BIP sollten auch demografische<br />

und geografische Faktoren mit heran<br />

gezogen werden. Angesichts der Armut<br />

in vielen Mitgliedsstaaten muss auch mehr<br />

Wert auf Armutsbekämpfung gelegt werden.<br />

Dafür wäre der Europäische Sozialfonds<br />

auszubauen.<br />

Die künftig verstärkte Förderung städtischer<br />

Gebiete darf nicht zu Lasten des ländlichen<br />

Raumes gehen. Deren Förderung muss<br />

nicht nur beibehalten, sondern weiter ausgebaut<br />

werden. Neben der Landwirtschaft<br />

in den ärmeren Ländern müssen Kultur-,<br />

Kl<strong>im</strong>aschutz- und Umweltleistungen honoriert<br />

werden. Wir von der <strong>LINKE</strong>N schlagen<br />

vor, eine Umwelt- und eine Arbeitsprämie<br />

(nach Beschäftigungsgrad) einzuführen. Unter<br />

Einbeziehung der Positionen aller <strong>LINKE</strong>R<br />

<strong>Landtag</strong>sfraktionen werden wir in den kommenden<br />

Wochen eine Stellungnahme zum<br />

5. Kohäsionsbericht erarbeiten und unsere<br />

Schlussfolgerungen zusammenfassen.<br />

MdEP<br />

Dr. Cornelia Ernst<br />

Europaabgeordnete<br />

aus Sachsen<br />

Vor der eigenen Haustür kehren<br />

Der Entwurf für Sachsens neuen Doppelhaushalt<br />

lässt erkennen, dass die Staatsregierung<br />

Landesmittel durch EU-Mittel ersetzt.<br />

Schon vor zwei Jahren ruhten die<br />

Hoffnungen auf der „Veredlung“ von EU-Mitteln<br />

durch revolvierende Fonds. Noch haben<br />

diese keine Wirkung entfaltet. Was aber<br />

passiert, wenn <strong>im</strong> Doppelhaushalt 2013/14<br />

das Gros der gewohnten Strukturfondsmittel<br />

ausbleibt? Laut mittelfristiger Finanzplanung<br />

schrumpfen diese bis 2014 von derzeit<br />

knapp 800 Mio. auf 170 Mio. Euro.<br />

Sachsens Ministerium für Justiz und Europa<br />

hat dazu „Sächsische Anregungen<br />

zur Ausgestaltung der Kohäsionspolitik<br />

ab 2014“ vorgelegt. Auch der Sächsische<br />

Städte- und Gemeinde- und der<br />

Landkreistag machen sich Gedanken über<br />

die Zukunft der Strukturfondspolitik. Die<br />

kommunalen Spitzenverbände fordern<br />

neben dem sogenannten Gleitzonen modell<br />

auch die Einführung einer Demografiekomponente.<br />

Und sie warnen davor, dass<br />

die Mittel der Kohäsionspolitik zum Abfangen<br />

von Versäumnissen anderer Politikbereiche<br />

missbraucht werden könnten.<br />

Zu den Hausaufgaben Sachsens gehört,<br />

zunächst die Förderperiode 2000–2006<br />

abzurechnen. Und die Strukturprobleme<br />

Ostdeutschlands zu klären, und zwar innerhalb<br />

Deutschlands und nicht über die EU.<br />

MdL<br />

Verena Meiwald<br />

Expertin für<br />

Förderpolitik<br />

pvl 11-12/2010<br />

17


Operation gelungen, Patient tot<br />

Mit Jahresbeginn 2011 kommt das „Gesetz von Arbeitnehmern zu zahlenden Sonder-<br />

zur nachhaltigen und sozial ausgewogenen beitrag von 0,9 Prozent. Nach der Bei-<br />

Finanzierung der Gesetzlichen Krankenkassen“<br />

über uns. Glaubt man<br />

2011 werden also ab dem darauf-<br />

der Bundesregierung, ist dieses<br />

folgenden Jahr die Zusatzbeiträge<br />

Gesetzeswerk zur Umsetzung ei-<br />

massiv steigen.<br />

ner Finanzreform <strong>im</strong> Gesundheitswesen<br />

transparent, stabil und ge-<br />

Die Anhebung des Beitragssatzes<br />

recht und somit der ganz große<br />

um 0,6 Punkte erhöht natürlich die<br />

tragssatzerhöhung zum 1. Januar<br />

Wurf. Pvl sprach dazu mit der<br />

Abzüge vom Lohn. Zusammen<br />

Sprecherin für Gesundheitspolitik<br />

der <strong>Sächsischen</strong> Land-<br />

Erhöhung des Beitragssatzes<br />

mit der gesetzlich verankerten<br />

tags-<strong>LINKE</strong>N, MdL Kerstin<br />

zur Arbeitslosenversicherung<br />

Lauterbach.<br />

MdL Kerstin Lauterbach<br />

um 0,2 Punkte auf drei Prozent<br />

machen die Sozialbeiträge, die<br />

Was genau kommt in Sachen Gesundheitswesen<br />

ab 2011 auf uns zu? Was Hälfte finanziert werden, ab Jahresanfang<br />

von Arbeitgebern und Arbeitnehmern je zur<br />

ändert sich am System?<br />

2012 dann 39,45 Prozent des Bruttoeinkommens<br />

aus (Rentenversicherung 19,9 Prozent,<br />

Das ist eine ganze Menge - und nichts davon<br />

ist wirklich gut. Die Reform ist keine Arbeitnehmer wird es noch teurer! Sie füh-<br />

Pflegeversicherung 1,95 Prozent). Für die<br />

und ist der erste Schritt in die Privatisierung<br />

der gesetzlichen Krankenversicherung, Sozialbeiträgen ab. Kinderlose Arbeitnehren<br />

dann weit über 20 Prozent des Lohns an<br />

sie baut die Brücke zur Einführung der Kopfpauschale.<br />

Und das sind die „Brückenbau-<br />

Pflegeversicherung. Das also hat Schwarzmer<br />

zahlen zudem 0,25 Punkte mehr in der<br />

elemente“ <strong>im</strong> Einzelnen:<br />

Gelb gemeint, als sie mit „mehr Netto vom<br />

Brutto“ in den Wahlkampf zogen …<br />

Der Beitragssatz zur Gesetzlichen Krankenversicherung<br />

(GKV) steigt 2011 von 14,9<br />

Prozent auf 15,5 Prozent. Die Anhebung<br />

um 0,6 Punkte, die etwa sechs Milliarden<br />

Euro einbringt, tragen Arbeitgeber und Arbeitnehmer<br />

letztmals gemeinsam. Der Anteil<br />

der Arbeitgeber wird dann auf 7,3 Prozent<br />

festgeschrieben. Es bleibt bei dem nur<br />

© Gerd Altmann / PIXELIO<br />

Die Krankenkassen können mit der „Reform“<br />

einen Zusatzbeitrag in unbegrenzter<br />

Höhe verlangen, den die Versicherten alleine<br />

bezahlen müssen. Bisher ist dieser Beitrag<br />

bei 37,50 Euro <strong>im</strong> Monat oder einem<br />

Prozent des beitragspflichtigen Einkommens<br />

gedeckelt. Damit Versicherte nicht<br />

überfordert werden, mussten sie bisher<br />

höchstens zwei Prozent ihres Einkommens<br />

als Zusatzbeitrag zahlen.<br />

In den Krankenhäusern soll für Leistungen,<br />

die über die vertraglich vereinbarte<br />

Leistungen hinausgehen, ein Abschlag<br />

von 30 Prozent eingeführt werden. Das soll<br />

eine Einsparung in Höhe von 350 Mio. Euro<br />

bringen. Außerdem werden die Krankenhausausgaben<br />

an die Lohnentwicklung gekoppelt.<br />

Dadurch sollen 150 Millionen Euro<br />

weniger ausgegeben werden.<br />

Die Verwaltungskosten der Krankenkassen<br />

dürfen in den kommenden beiden Jahren<br />

<strong>im</strong> Vergleich zu 2010 nicht steigen.<br />

Dadurch sollen rund 300 Millionen Euro gespart<br />

werden.<br />

Bei Ärztehonoraren gilt folgendes: Bei der<br />

ambulanten Versorgung sollen 350 Mio.<br />

Euro gekürzt werden, da zu erwartende<br />

Kostensteigerungen gestrichen werden. Bei<br />

Hausärzten soll es ebenfalls eine Deckelung<br />

der Honorare geben, die 500 Millionen<br />

Euro oder mehr ausmachen sollen.<br />

Bei der Pharmaindustrie sollen zwei Milliarden<br />

Euro eingespart werden. Bei neuen<br />

innovativen Arzneien muss ein Zusatznutzen<br />

nachgewiesen werden. Die Preise<br />

müssen die Unternehmen mit dem GKV-<br />

Spitzenverband aushandeln und nicht wie<br />

bisher selbst festlegen. Zudem wird die<br />

Handelsspanne für den Pharmagroßhandel<br />

gekürzt. Zusätzlich hat der Bundestag<br />

unlängst eine Erhöhung des Zwangsrabatts<br />

auf verschreibungspflichtige Medikamente<br />

und ein Preismoratorium bis 2013<br />

beschlossen.<br />

Private Krankenversicherung (PKV): Die<br />

Bindungsfrist in der GKV von drei Jahren soll<br />

abgeschafft und ein Wechsel zwischen den<br />

Tarifen flexibilisiert werden. Wer das entsprechende<br />

Einkommen hat, darf bereits<br />

nach einem Jahr in die PKV wechseln.<br />

Nach den Worten von FDP-Bundesgesundheitsminister<br />

Rösler werden ab 2011 Leistungserbringer,<br />

Steuer- und Beitragszahler<br />

zur Deckung des erwarteten Defizits der<br />

Krankenversicherung von neun Milliarden<br />

Euro herangezogen, die Patienten jedoch<br />

bleiben verschont. „Die einzige Gruppe,<br />

die wir nicht belasten, sind die tatsächlich<br />

Kranken“, so Rösler wörtlich. Nun frage ich<br />

mich, wie das damit zusammenpasst, dass<br />

er nunmehr das Modell der Vorkasse propagiert.<br />

Das sähe dann so aus, dass Mitglieder<br />

der gesetzlichen Krankenkassen be<strong>im</strong><br />

Arztbesuch als erstes die Scheine auf die<br />

Empfangstheke der Praxis legen bzw. das<br />

Geld an den Arzt überweisen, um es dann<br />

Wochen später von seiner Kasse zurück<br />

überwiesen zu bekommen. Ein Prozedere<br />

also, wie es bei Privatpatienten üblich ist.<br />

Die Möglichkeit, bei der gesetzlichen Krankenversicherung<br />

einen Tarif mit Vorkasse zu<br />

wählen, gibt es übrigens bereits seit 2004.<br />

Dieser wird aus gutem Grund bislang von<br />

nur 0,2 Prozent der gesetzlich Versicherten<br />

genutzt.<br />

Seit Jahrzehnten wird in Deutschland<br />

am Gesundheitssystem herumlaboriert.<br />

Weshalb ist das so und warum scheint<br />

es nicht zu gelingen, das System <strong>im</strong><br />

Sinne der Versicherten zu verändern?<br />

Die Gesundheitsausgaben haben sich in<br />

den letzten zehn Jahren fast verdoppelt.<br />

Ein Ende ist nicht in Sicht. Bisherige Gesundheitsreformen<br />

waren <strong>im</strong>mer nur auf<br />

Kostendämpfung ausgerichtet. Wir haben<br />

in Deutschland ca.160 Krankenkassen, in<br />

Sachsen arbeiten ca. 30. Wir können uns<br />

eine Beitragsbemessungsgrenze leisten.<br />

Das heißt, nicht alle zahlen entsprechend<br />

ihres Einkommens in eine Kasse ein. Und<br />

wir leisten uns viel zu viele private und gesetzliche<br />

Krankenkassen. Die Finanzierung<br />

des Gesundheitssystems muss auf solide<br />

Füße gestellt werden. Ein weiteres Problem<br />

18 pvl 11-12/2010


© Chris Beck / PIXELIO<br />

ist die Lobbyarbeit. Pharmaindustrie, Private<br />

Krankenversicherer und Arbeitgeberverbände<br />

geben sich <strong>im</strong> Bundesgesundheitsministerium<br />

die Klinke in die Hand. Sie<br />

werden erhört. Hat schon einer je Hartz IV<br />

Betroffene erhört?<br />

Umfragen zufolge lehnen 80 Prozent<br />

der Bevölkerung die aktuelle Gesundheitsreform<br />

ab, weshalb wird sie dennoch<br />

durchgezogen?<br />

Die Gesundheitswirtschaft hat sich in<br />

den letzten Jahren zu einem riesigen Wirtschaftszweig<br />

entwickelt. Hier sind 4,2 Millionen<br />

Menschen beschäftigt. Es ist viel viel<br />

Geld <strong>im</strong> System. Wenn Gesundheit zur Ware<br />

wird, wird jede weitere Gesundheitsreform<br />

<strong>im</strong>mer wieder zu Gunsten von Lobbyistenverbänden<br />

ausfallen. Auch wenn 80 Prozent<br />

der Bevölkerung diese und viele Reformen<br />

vorher schon abgelehnt haben, haben<br />

diese doch nicht die Lobby, das System zu<br />

ändern. Das kann nur Politik.<br />

Wie sieht nach Ansicht der <strong>LINKE</strong>N eine<br />

wirklich „gesunde Krankenversicherung“<br />

aus und besteht überhaupt noch<br />

Hoffnung auf „Genesung“?<br />

Die „Reform“ ist unsozial und schlecht für<br />

die 80 Millionen gesetzlich Versicherten,<br />

denn sie führt in eine Drei-Klassen-Medizin<br />

mit privilegierten Privatversicherten, Kassenpatienten<br />

mit Vorkassentarif und ganz<br />

am Ende der Skala ganz normalen Kassenpatienten,<br />

denen das Geld zur Vorfinanzierung<br />

ihrer Behandlung fehlt. Und das ist<br />

nicht grundgesetzkonform!<br />

Ich habe die Hoffnung auf „Genesung“ dennoch<br />

nicht aufgegeben, denn <strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong> hat<br />

mit der solidarischen Bürger/innenversicherung<br />

ein Angebot einer „gesunden Krankenversicherung“<br />

anzubieten. Dazu gehört:<br />

1. Alle Menschen, die in Deutschland leben,<br />

zahlen in eine Kasse ein, sie werden<br />

Mitglied der solidarischen Bürger/innenversicherung.<br />

2. Alle, auch die privat Versicherten<br />

zahlen entsprechend ihres Einkommens<br />

in die Versicherung ein. 3. Die<br />

Beitragsbemessungsgrenze wird abgeschafft.<br />

4. Alle Einkommensarten werden<br />

einbezogen und besteuert, also Löhne, Honorare,<br />

Mieten, Pachten oder Kapitalerträge.<br />

Das heißt: Wer wenig hat, zahlt auch<br />

wenig und wer mehr zur Verfügung hat, der<br />

zahlt auch mehr. Das ist transparent, das<br />

ist fair und das ist gerecht.<br />

PS.: Unser <strong>im</strong>mer lächelnder Gesundheitsminister<br />

plant bereits die nächste Grausamkeit<br />

– die Reform der Pflegeversicherung. Damit<br />

wird dann auch dem letzten gesetzlich Versicherten<br />

<strong>im</strong> Lande das Lächeln vergehen …<br />

Überblick über all das „Werkeln“ am<br />

Gesundheitssystem nebst diverser<br />

„Nebenwirkungen“:<br />

1977 wird mit dem Kostendämpfungsgesetz<br />

die erste größere Gesundheitsreform eingeläutet.<br />

1983 steigen die Zuzahlungsbeträge<br />

für Versicherte und die bisher befreiten<br />

Rentner müssen nun einen einkommensunabhängigen<br />

Beitrag leisten. 1988 erklärt die<br />

Gesellschaft für deutsche Sprache das Wort<br />

„Gesundheitsreform“ zum Unwort des Jahres!<br />

1989 wird die Eigenbeteiligung bei Arzne<strong>im</strong>itteln,<br />

be<strong>im</strong> Krankenhausaufenthalt und bei<br />

Zahnersatz eingeführt; Bagatellmedikamente<br />

werden aus dem Leistungskatalog gestrichen<br />

Gesundheit in der Sackgasse?<br />

Welche Lösungen sind möglich?<br />

Parlamentarische Initiativen und Presseerklärungen der<br />

<strong>Fraktion</strong> <strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong> <strong>im</strong> <strong>Sächsischen</strong> <strong>Landtag</strong><br />

Oktober 2009 bis September 2010<br />

<br />

1<br />

und für Arzne<strong>im</strong>ittel werden Festbeträge eingeführt,<br />

sodass die Kassen nur noch einen<br />

festgelegten Höchstbetrag und der Patient<br />

die Differenz bezahlt. 1993 kommt das „GKV-<br />

Strukturgesetz“ und damit die erste Budgetierung.<br />

Die Selbstbeteiligung steigt und die<br />

Einführung einer Positivliste scheitert. 1997<br />

sorgt das „GKV-Neuordnungsgesetz“ dafür,<br />

dass Patienten wieder „stärker beteiligt“<br />

werden und jüngere Patienten geringere<br />

Zuschüsse für Zahnersatz erhalten. 1999<br />

schreibt das „Solidaritätsstärkungsgesetz“<br />

die Budgetierung für Arzthonorare, Krankenhaus<br />

und Arzne<strong>im</strong>ittel fest. 2004 kommt mit<br />

dem „Gesetz zur Modernisierung der GKV“<br />

die Praxisgebühr in Höhe von zehn Euro <strong>im</strong><br />

Quartal und die Erstattungsmöglichkeiten für<br />

verschreibungsfreie Medikamente entfallen.<br />

Die Selbstbeteiligung für Arzne<strong>im</strong>ittel und<br />

Heilmittel steigt auf zehn Prozent bis max<strong>im</strong>al<br />

zehn Euro. 2005 wird die Paritätische Finanzierung<br />

beendet: Arbeitgeber und Arbeitnehmer<br />

zahlten den Versicherungsbetrag bisher<br />

je zur Hälfte. Ab jetzt müssen Versicherte<br />

0,9 Prozent Sonderbeitrag zahlen. 2009 werden<br />

der Gesundheitsfonds als Geldsammelstelle<br />

und ein bundesweit einheitlicher Beitragssatz<br />

eingeführt. Die GKV erhalten eine<br />

Pauschale pro Versicherte. Jede/r Bürger/<br />

in ist verpflichtet, eine Krankenversicherung<br />

abzuschließen.<br />

In der Broschüre „Gesundheit in der<br />

Sackgasse? Welche Lösungen sind<br />

möglich?“ fasst die <strong>Fraktion</strong> <strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong> <strong>im</strong><br />

<strong>Sächsischen</strong> <strong>Landtag</strong> das Gros ihrer zwischen<br />

September 2009 und Oktober 2010<br />

eingebrachten Parlamentarischen Initiativen<br />

zur Reform des Gesundheitssystems<br />

zusammen. Das kostenlose 30 Seiten starke<br />

Heft kann über die <strong>Fraktion</strong>s-Homepage<br />

www.linksfraktionsachsen.de heruntergeladen<br />

oder als Broschüre bestellt werden.<br />

Anfragen für den Postversand werden auch<br />

über die <strong>im</strong> Impressum angegebene Adresse<br />

bearbeitet.<br />

pvl 11-12/2010<br />

19


20 Jahre <strong>LINKE</strong> Politik für Sachsen<br />

Foto: efa<br />

Das Sonderheft mit Bildern, Dokumenten und<br />

historischen Plakaten zu „20 Jahre <strong>LINKE</strong> Politik <strong>im</strong><br />

<strong>Landtag</strong>“ – vorgestellt durch Dr. Andé Hahn – ging<br />

weg wie die sprichwörtlich „warmen Semmeln“.<br />

Gemeinsam mit zahlreichen Gästen erinnerte<br />

die <strong>Fraktion</strong> <strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong> am 26.<br />

Oktober 2010 in Dresden an die Konstituierung<br />

der <strong>Fraktion</strong> vor 20 Jahren.<br />

Der Einladung zur Festveranstaltung unter<br />

dem Titel „20 Jahre <strong>LINKE</strong> Politik <strong>im</strong><br />

<strong>Landtag</strong>“ waren ehemalige <strong>Landtag</strong>sabgeordnete,<br />

Freunde und Wegbegleiter<br />

sowie Kolleginnen und Kollegen der<br />

parlamentarisch-politischen Arbeit gefolgt.<br />

Darunter der langjährige <strong>Landtag</strong>spräsident<br />

Erich Iltgen, der <strong>Fraktion</strong>svorsitzende<br />

der SPD-<strong>Fraktion</strong> Martin Dulig,<br />

Dr. Karl-Heinz Gerstenberg (Parlamentarischer<br />

Geschäftsführer) und Johannes<br />

Lichdi (rechtspolitischer Sprecher) von<br />

der <strong>Fraktion</strong> BÜNDNIS 90/<strong>DIE</strong> GRÜNEN<br />

sowie der frühere amtierende <strong>Landtag</strong>sdirektor<br />

Wolf-Hartmut Reckzeh.<br />

<strong>Fraktion</strong>svorsitzender Dr. André Hahn<br />

spannte in seiner Eröffnungsrede den Bogen<br />

von der Gründung der <strong>Fraktion</strong> bis<br />

zum aktuellen Parlamentsalltag. Klaus<br />

Bartl, erster Vorsitzender der <strong>Fraktion</strong> und<br />

bis heute <strong>Landtag</strong>sabgeordneter der LIN-<br />

KEN amüsierte das Auditorium u. a. mit<br />

Anekdoten aus den ersten Wochen und<br />

Monaten der damals noch gänzlich unbekannten<br />

demokratischen Parlamentsarbeit.<br />

Peter Porsch, der der <strong>Fraktion</strong> von<br />

der zweiten bis zur vierten Legislatur vorstand,<br />

widmete sich in seiner Rede auch<br />

den Veränderungen der politischen Landschaft<br />

und der sich daraus ergebenden<br />

Anforderungen an die Politik. Erich Iltgen,<br />

der mit 19 Amtsjahren vermutlich längstgediente<br />

<strong>Landtag</strong>spräsident Deutschlands<br />

ließ in seinem Grußwort die ersten Schritte<br />

zur Gründung des Freistaats Sachsen<br />

Revue passieren.<br />

Ein Broschüren-Sonderdruck, eine Foto-Diashow,<br />

Musik und ein kleines Buffet<br />

rundeten die Festveranstaltung zu „20<br />

Jahre <strong>LINKE</strong> Politik <strong>im</strong> <strong>Landtag</strong>“ ab und gaben<br />

den passenden Rahmen für zahlreiche<br />

Gespräche über den Weg der Linken Liste<br />

über die PDS bis zur <strong>Fraktion</strong> <strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong><br />

des Jahres 2010.<br />

Rumba zum Rücktritt vom Rücktritt<br />

Eigentlich wollte er aufhören. Zu beschwerlich<br />

war es geworden, die Verpflichtungen<br />

als <strong>Landtag</strong>svizepräsident, als Abgeordneter,<br />

als VdK-Berater und Mitstreiter zahlreicher<br />

Gremien und Initiativen mit dem Anspruch<br />

als Leistungssportler unter einen<br />

Hut zu bringen. Dennoch rollte Horst Weh-<br />

ner Anfang November in Hannover bei der<br />

Weltmeisterschaft <strong>im</strong> Rollstuhltanzsport<br />

mit aufs Parkett und stellte sich der Konkurrenz<br />

aus 23 Ländern. „Ja, wider Erwarten<br />

war ich mittendrin“, schmunzelt Wehner<br />

über den in mehrfacher Hinsicht etwas<br />

anderen Wettkampf, denn offiziell nominiert<br />

war er für die WM zunächst nicht.<br />

Dazu hätte er an den Deutschen Meister-<br />

schaften teilnehmen müssen. Hat er aber<br />

nicht. Den 1. Mai 2010 verbrachte er stattdessen<br />

in Zwickau – inmitten derer, die dort<br />

eindrucksvoll gegen einen Naziaufmarsch<br />

protestierten.<br />

Neben der fehlenden Nominierung war dem<br />

Rollstuhlsportler aber aufgrund gesundheitlicher<br />

Probleme zuvor bereits die Tanz-<br />

partnerin abhanden gekommen, sodass der<br />

verkündete Abschied vom Tanzsport folgerichtig<br />

schien. Dann aber stellte ihm sein<br />

Chemnitzer Sportclub Olivia Thiele vor: 18<br />

Jahre jung, tanzverrückt und mit einer gehörigen<br />

Portion Tanzsport-Erfahrung gesegnet.<br />

Keine fünf Monaten später empfahl der Bun-<br />

destrainer das scheinbar ungleiche Paar zur<br />

Nachnominierung für die WM. Voraus ge-<br />

gangen waren ein Sichtungstraining und die<br />

Russischen Meisterschaften <strong>im</strong> September<br />

in Petersburg, bei der das Kombipaar<br />

Wehner/Thiele bei den lateinamerikanischen<br />

Tänzen die beste<br />

Leistung<br />

<strong>im</strong> deutschen Team<br />

gezeigt hatte.<br />

Foto: privat<br />

MdL Horst Wehner, Rollstuhltänzer aus Leidenschaft<br />

„Ich habe mich sehr über die Nominie-<br />

rungsempfehlung gefreut“, so Wehner,<br />

dem wohl auch klar war, dass seine vier<br />

Deutschen Meistertitel aufgrund der Umstände<br />

hier mehr Bürde denn Antrieb sein<br />

könnten.<br />

Zwischen dem Novemberplenum des<br />

<strong>Sächsischen</strong> <strong>Landtag</strong>s und der WM in Hannover<br />

lag genau ein Tag. An Extra-Training<br />

oder ausreichend Schlaf war also nicht zu<br />

denken. „Wenn ich tanze, blende ich das<br />

aus“, beschreibt Wehner die Faszination<br />

Rollstuhltanz: „Olivia und ich haben<br />

großen Spaß daran, <strong>im</strong> Tanz Geschichten<br />

zu erzählen.“ Das haben<br />

offenbar auch die WM-Wertungsrichter<br />

bemerkt, die das Kombi-Paar vom TSC<br />

Synchron Chemnitz in der Disziplin Latein<br />

als bestes deutsches Paar sahen. Folgt für<br />

Horst Wehner nun also der Rücktritt vom<br />

Rücktritt? Immerhin ist es nicht ausgeschlossen,<br />

dass Rollstuhltanzen sogar<br />

paralympische Disziplin werden könnte.<br />

„Das wäre das Größe!“, ist ner begeistert. Aufhören ist also erst<br />

Wehmal<br />

kein Thema mehr. Dafür n<strong>im</strong>mt<br />

Wehner angriffslustig die Deutschen<br />

Meisterschaften <strong>im</strong> kommenden Jahr<br />

ins Visier und konstatiert, dass<br />

„ihm das Rollstuhl-Tanzen doch<br />

mehr gibt, als es Zeit zu rauben<br />

vermag.“<br />

efa<br />

20 pvl 11-12/2010


Braucht Deutschland staatlich<br />

al<strong>im</strong>entierte Religionsgemeinschaften?<br />

In Bund und Ländern setzen Finanzminister<br />

den Rotstift an, um die Verschuldung öffentlicher<br />

Haushalte zu reduzieren. In diesem<br />

Zusammenhang stachen einigen Politikern<br />

aus SPD, FDP und von den Grünen die hohen<br />

und ständig wachsenden Millionenbeträge<br />

ins Auge, die der Staat Jahr für Jahr<br />

an die Kirchen zahlt. Allein 2010 sind das<br />

insgesamt 460 Mio. Euro. Vor diesem Hintergrund<br />

plädieren – nicht zum ersten Mal<br />

– namhafte Politiker der drei genannten<br />

Parteien dafür, das Verhältnis von Staat und<br />

Kirche neu zu gestalten. Auch <strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong><br />

sieht durchaus die Notwendigkeit der Neubest<strong>im</strong>mung<br />

dieses Verhältnisses, hält sich<br />

aber aufgrund der Tatsache, dass die SED<br />

zwischen 1949 und 1989 viele Gläubige benachteiligt<br />

und unterdrückt hat, in der Diskussion<br />

bisher eher zurück.<br />

Die Kirchen reagieren auf die Forderung<br />

nach Beendigung ihrer privilegierten Stellung<br />

in der Gesellschaft der Bundesrepublik,<br />

indem sie jene, die sie stellen, stereotyp<br />

mit dem Stigma der Kirchenfeindschaft<br />

belegt. Aber selbst bei der CDU, die traditionell<br />

als stabile Stütze des engen Staat-<br />

Kirche-Verhältnisses gilt, gibt es St<strong>im</strong>men,<br />

die sich für einen allmählichen Abbau der<br />

Privilegierung – etwa <strong>im</strong> Bereich kirchlicher<br />

Schulen – stark machen. In Sachsen lud der<br />

evangelische Landesbischof alle Parlamentarier,<br />

soweit sie nicht nur protestantisch<br />

fühlen, sondern auch noch Kirchensteuern<br />

zahlen, zum Gespräch ein, um die Notwendigkeit<br />

der Staatsleistungen zu erörtern. Da<br />

diese Staatsleistungen aber vom Steueraufkommen<br />

aller Bürger abgehen und nicht<br />

nur von den knapp 20 Prozent, die Kirchensteuern<br />

zahlen, hätte er besser daran getan,<br />

sämtliche Volksvertreter einzuladen.<br />

Die Begründung für den Griff ins Steuersäckel<br />

zur Kirchenfinanzierung reicht weit in<br />

die deutsche Geschichte zurück. Mit dem<br />

Reichsdeputationshauptschluss von 1803<br />

wurde die mittelalterliche Tradition geistlicher<br />

Fürstentümer beendet und deren Besitz<br />

den entschädigungsberechtigten Fürsten,<br />

die Territorien auf dem linken Rheinufer<br />

an das revolutionäre Frankreich hatten abgeben<br />

müssen, übereignet. Auch Stifte, Abteien<br />

und Klöster wurden den neuen Landesherrn<br />

zur so genannten „Säkularisation“<br />

zur Verfügung gestellt. Im Gegenzug wurden<br />

die Fürsten, die von der Säkularisation profitiert<br />

hatten, verpflichtet, der enteigneten<br />

Kirche „Dotationen“ zu zahlen. Aus Gründen<br />

der Parität und mit dem Ende der protestantischen<br />

Staatskirche 1918 erhielten schließlich<br />

beide Kirchen solche „Dotationen“.<br />

Durch Verträge – Konkordate (katholisch)<br />

und Staatskirchenverträge (evangelisch)<br />

– bekamen diese Vereinbarungen einen<br />

rechtsverbindlichen Charakter.<br />

Eine Ablösung dieser Regelung, wie sie<br />

von verschiedener Seite angeregt wird,<br />

wäre in der Tat sinnvoll, denn seit 1803<br />

hat Deutschland nicht nur fünf verschiedene<br />

Staatsformen erlebt, sondern die deutsche<br />

Gesellschaft hat sich auch grundlegend<br />

gewandelt. Heute ist gut ein Drittel<br />

der Bevölkerung konfessionslos, und auch<br />

unter denen, die Kirchensteuern zahlen,<br />

gibt es nur wenige Prozent praktizierende<br />

Christen. Die meisten sehen in ihrer Mitgliedschaft<br />

eine Art religiöses Versicherungssystem:<br />

Man kann nicht mit letzter Sicherheit<br />

sagen, dass es keinen Gott gibt,<br />

und wenn ich zahle, bin ich auf der sicheren<br />

Seite. Aber warum soll das gute Drittel<br />

der deutschen Bevölkerung, das sich klar<br />

entschieden hat, keiner Kirchen anzugehören,<br />

mit seinen Steuern kirchliche Aktivitäten<br />

subventionieren?<br />

In neuen Arbeiten zum Staatskirchenrecht<br />

– eine Unterdisziplin des Faches Rechtswissenschaft<br />

und zumeist auf Seiten kirchlicher<br />

Interessen – findet man kaum mehr<br />

den Reichsdeputationshauptschluss von<br />

1803, den Begriff „Dotation“ oder Staatsleistungen.<br />

Vielmehr ist von „staatlicher Förderung<br />

der Kirchen“ die Rede, und es wird<br />

behauptet, „dass kirchliches Handeln mittelbar<br />

staatlichen Zwecken dient“ (V. Wick),<br />

mithin also allen zugute kommt. Auf dieser<br />

Linie hat auch Sachsens Staatsminister<br />

Beermann argumentiert. Und hier muss<br />

der öffentliche Diskurs beginnen, denn mit<br />

Recht meint FDP-Generalsekretär Lindner,<br />

dass – wenn überhaupt – eine deutsche<br />

Leitkultur nicht auf religiösen, sondern auf<br />

republikanischen Werten aufbauen muss.<br />

Die BRD braucht zu ihrer Identitätsbildung<br />

keine staatlich geförderte Religion.<br />

Vielmehr sollte der demokratische Verfassungsstaat<br />

sich nicht in den freien Wettbewerb<br />

der Überzeugungssysteme einmischen,<br />

indem er die Aktivitäten best<strong>im</strong>mter<br />

Gruppierungen nachhaltig finanziell fördert.<br />

Eine Religionsgemeinschaft, die sich auf<br />

ihre eigene Kraft besinnen muss, wird von<br />

einer klaren Trennung von Staat und Kirche<br />

nur profitieren und wirklich unabhängig<br />

handeln können. Ansonsten wird sie zunehmend<br />

am Tropf der CDU hängen und kirchennahen<br />

CDU-Politikern nach dem Mund<br />

reden müssen.<br />

Literaturtipps:<br />

» Carsten Frerk, Finanzen und Vermögen<br />

der Kirchen in Deutschland, Aschaffenburg<br />

2004.<br />

» Gerhard Besier, Finanzierung kirchlicher<br />

Bildung, in: Heiner Barz (Hg.), Handbuch<br />

Bildungsfinanzierung, Wiesbaden 2010,<br />

S. 287–303.<br />

» Volker Wick, Die Trennung von Staat und<br />

Kirche, Tübingen 2007.<br />

MdL Prof.<br />

Gerhard Besier<br />

Linkspolitiker,<br />

Historiker und<br />

evangelischer<br />

Theologe<br />

Foto: © TigerL<strong>im</strong>e, Viktor-Mildenberger / PIXELIO<br />

pvl 11-12/2010<br />

21


serbska strona<br />

Politiske<br />

pućowanje<br />

po Łužicy<br />

Mjez Serbami po puću być – hdźežkuli<br />

a hdyžkuli so to hodźi – měł być<br />

prěnjorjadny nadawk serbskeho<br />

zapósłanca. Serbski teren so njekryje<br />

z moj<strong>im</strong> wólbnym wokrjesom.Tuž ničo<br />

njezbywa hač to jedne činić a to druhe<br />

njewostajić.<br />

We wólbnym boju běch sej wotnajał traktor,<br />

pobych na „trak-tourje“, z lěpšinu, zo<br />

ćehnje to kedźbnosć ludźi (a medijow) na<br />

so, ze špakom, zo so cyła tura časowje<br />

dliji.<br />

Tuž nětko hinak: Być na politiskej turje<br />

po kraju, mjenowana „partija po kraju“,<br />

po wsach, dwurěčnych kaž tež tajk<strong>im</strong>i,<br />

kiž scyła ze serbsk<strong>im</strong>i prašenjemi činić<br />

n<strong>im</strong>aja. Tola na wšěch stacijach so wukopa:<br />

načate problemy su tak abo znak<br />

wšoregionalne.<br />

W Malešecach, na prěnjej staciji, sydnjechmy<br />

so z małopředewzaćelemi<br />

hromadźe. Malešanska kónčina je krajina<br />

hatow a rybarstwa. Igor Kaltšmidt je<br />

jedyn z powołanskich rybarjow Łužicy.<br />

Rybarjenje njeje turistiska atrakcija, ně,<br />

to je twjerde, napinace, wužadace dźěło.<br />

Byrnjež Łužica jako region plahowanja<br />

karpow znata była, ma domjace rybarstwo<br />

přećiwo sylnej konkurency wobstać.<br />

Rybarstwo a ratarstwo - wažnej to stołpaj<br />

regiona. W Radworju hlada agrodrustwo<br />

za tym, kak móže so ratarske předewzaće<br />

modernizować a wokolnym wsam hospodarsce<br />

k pomocy być. Modernizacija pak<br />

njeje, ručež so wo wulkohródź jedna, bjez<br />

problemow — ani w zawodźe samym, ani<br />

w poměrje ratarskeho předewzaća k wobydlerstwu.<br />

A runje prawa wobydlerjow<br />

maja so škitać.<br />

Hač Malešecy, Radwor abo dalše stacije:<br />

Wšudźe hraješe kubłanje na wsy,<br />

w pěstowarjach abo šuli, rólu. Witajpěstowarnja<br />

w Malešecach je jedna<br />

z najstaršich a najznaćišich, dźěła<br />

wuspěšnje do zjawnosće a so jako<br />

wožiwjacy faktor wjesneho žiwjenja wopokazuje.<br />

Srjedźnu šulu maja we wsy<br />

(rědka to wěc na wsy) a chcedźa ju<br />

renowěrować. Saněrowanje swój čas<br />

trjeba. Njetrjebawšo? Z wjesnjanostu<br />

Matthiasom Seidelom, křesćansk<strong>im</strong> demokratom,<br />

sym do konstruktiwneje<br />

rozmołwy přišoł kaž tež z Radworsk<strong>im</strong> kolegu<br />

Wincencom Baberšku, kotryž měješe<br />

Wopyt w rybarsk<strong>im</strong> zawodźe Igora Kaltšmidta w Malešanskich hatach. Malešecy su prěnja stacija<br />

partije po kraju byli, kotraž wjedźeše Hajka Kozela do končin mjez Załomjom w juhu a serbsk<strong>im</strong>i<br />

končinami sewjernje Budyšina hač ke Klóšterskej wodźe. Skupinka hosćićelow a přewodźerjow turneje<br />

w rozmołwje z Igorom Kaltšmidtom (cyle nalěwo) a Hajkom Kozelom (druhi wot lěwa)<br />

tohorunja swoje mjerzanja dla nuzneho<br />

přetwara šule.<br />

Štóž jako zapósłanc opozicije do Pančic-<br />

Kukowa jědźe, njejědźe na snědań abo<br />

wječer z tam bydlacym saksk<strong>im</strong> ministersk<strong>im</strong><br />

prezidentom Stanisławom Tilichom,<br />

ale sćěhuje skerje mjenje abo<br />

bóle słyšomnej zadwělowanosći, zo je<br />

po sławnej serbskej srjedźnej šuli. Bój<br />

inicitiwy ničo wunjesł njeje, ani zasakłe<br />

zasadźenje frakcije Lěwicy we wokrjesnym<br />

sejmiku a w saksk<strong>im</strong> krajnym sejmje.<br />

Pančičenjo njejsu jeno swoju srjedźnu<br />

šulu přisadźili, ale tež iluzije, zo serbski<br />

knježerstwowy šef j<strong>im</strong> něšto na dobro a<br />

serbstwu na wužitk čini.<br />

W bliskich Worklecach je srjedźna šula<br />

tohorunja wohrožena. 8. lětnik tam wokomiknje<br />

njewobsteji. Sydnychmy so z Corneliu<br />

Falken, našej kubłanskej ekspertku,<br />

a dalš<strong>im</strong>i ze starš<strong>im</strong>i hromadźe, wědźo,<br />

zo zawrjenje serbskeje šule na kóncu<br />

woznamjenja zhubjeny čwak serbstwa.<br />

Scyła: W serbskej kónčinje so problemy<br />

kopja, njerěčo ani wo wulkich planach k<br />

změnje strukturow a profilow serbskich<br />

zarjadnišćow.<br />

Spomóžne zhromadne žiwjenje Serbow<br />

a Němcow je n<strong>im</strong>o toho dale a<br />

wohroženiše. Husto zjawnosć wot prawicarskich<br />

parolow a njeskutkow woči<br />

wotwobroća. Hdyž sy po Serbach jako<br />

zapósłanc po puću, so starosćiwje na tebje<br />

wobroća. Što ma to rěkać, što za tym<br />

tči? so ludźo prašeja. Hač wobškodźenje<br />

swjatych křižow abo zjawne hanjenje<br />

Serbow — podawki maja so chutnje<br />

brać. Tak so w SN, poćahujo so na moje<br />

naprašowanje w krajnym sejmje, konstatuje:<br />

„Na wšelake antiserbske parole<br />

na sportnišćach we a zwonka Łužicy su<br />

so mnozy serbscy sportowcy ... bohužel<br />

Foto: SK<br />

dawno zwučili ... Nětko dyrbješe so<br />

sakske krajne knježerstwo prěni króć<br />

scyła z antiserbsk<strong>im</strong>i wukročenjemi na<br />

sportnišćach zaběrać.“ Knježerstwo na<br />

to pokaza, zo tež přichodnje fanowe projekty<br />

spěchuje, kotrež přećiwo tajk<strong>im</strong> zjawam<br />

postupuja.<br />

Hornja Łužica njeje runjewon z industriju<br />

a wjetš<strong>im</strong>i předewzaćemi žohnowana.<br />

Tradicionalne firmy su so pomjeńšili a<br />

přeprofilowali. Dokelž leža blisko mjezy k<br />

Čěskej a Pólskej, so prašeja, hač je zhromadne<br />

dźěło z firmami za hranicu móžne.<br />

Stare prajidmo “Konkurenca wožiwja<br />

wobchod“ měło a móhło rěkać: Zhromadnje<br />

smy sylniši. To hraješe na najjužnišej<br />

staciji wuprawy, w Załomju, w firmje Jokey<br />

Plastik, něhdy pod mjenom Formaplast<br />

po wšěm kraju znatej, rólu, wosebje<br />

hladajo na prašenje, kak z čěsk<strong>im</strong>i<br />

firmami hromadźe dźěłać a so njedać<br />

wot wjetšich firmow z wikow wutłóčić.<br />

Byrnjež to na prěni pohlad ničo z Serbami<br />

činić njeměło, saha to do jich hospodarskeho<br />

žiwjenja a sčini region powabliwiši,<br />

za přichad ludźi a za zadźěwanje wotchadej<br />

ludźi.<br />

Hajko Kozel znowa čłon<br />

załožboweje rady<br />

Do rady Załožby za serbski lud bu znowa<br />

zapósłanc krajneho sejma (Lěwica) Hajko<br />

Kozel woleny. W dobje 2011 do 2015<br />

słuša wón k štyrjom hornjoserbsk<strong>im</strong> rjadnym<br />

čłonam załožbeje rady, kotrychž<br />

je Zwjazkowe předsydstwo Domowiny<br />

wuzwoliło. Do wólbow bě zapósłanc swoju<br />

wolu zwuraznił, tomu přinošować, zo<br />

tworja so rozsudy pod pr<strong>im</strong>atom efektiwneho<br />

hajenja serbskeje rěče a kultury a<br />

nic pod pr<strong>im</strong>atom lutowanja a šmórnjenja<br />

srědkow.<br />

22 pvl 11-12/2010


Resümee einer parlamentarischen<br />

Landpartie durch die Lausitz<br />

Sorbische Seite<br />

Der sorbische Abgeordnete der <strong>Fraktion</strong> <strong>DIE</strong><br />

<strong>LINKE</strong> Heiko Kosel tuckerte vor der letzten<br />

<strong>Landtag</strong>swahl mit einem Miet-Traktor übers<br />

Land. Das war zwar Aufsehen erregend,<br />

aber nicht übermäßig schnell, und so wählte<br />

der Politiker für seine diesjährige Landpartie<br />

durch die Lausitz doch lieber das Auto…<br />

In Malschwitz informierte sich Kosel u.a.<br />

über den dort ansässigen, ältesten und erfolgreich<br />

arbeitenden Witaj-Kindergarten sowie<br />

über die Probleme der lokalen Kleinunternehmer.<br />

Einer von ihnen ist Berufsfischer<br />

Igor Kaltschmidt, von dem Kosel erfuhr, dass<br />

sich die Bewirtschafter der Malschwitzer Teiche<br />

gegen starke Konkurrenz behaupten<br />

müssen. In Radibor informierte sich Kosel<br />

über die Modernisierungspläne der Agrargenossenschaft,<br />

die einerseits <strong>im</strong> wirtschaftlichen<br />

Interesse der umliegenden Dörfer liegen,<br />

andererseits aber wie meist, wenn es<br />

um Großstallanlagen geht, Probleme mit der<br />

Bevölkerung heraufbeschwören.<br />

Nahezu überall auf Kosels „Landpartie“<br />

spielte das Thema Bildung eine wichtige<br />

Rolle. In Malschwitz ist man froh, noch eine<br />

eigene Mittelschule zu haben und will diese<br />

nun renovieren. Wie Malschwitzs Bürgermeister<br />

Matthias Seidel muss sich sein<br />

Radiborer Amtskollege Vinzenz Baberschke<br />

mit Widrigkeiten be<strong>im</strong> nötigen Umbau<br />

der Schule herumschlagen. In Panschwitz-<br />

Kuckau wiederum, wo Sachsens Ministerpräsident<br />

Stanislaw Tillich zuhause ist,<br />

greift der Frust ob der Schließung der berühmten<br />

sorbischen Mittelschule um sich.<br />

In Räckelwitz hingegen gibt es zwar noch<br />

eine Mittelschule, ihre Existenz ist jedoch<br />

bedroht. An der Gesprächsrunde mit den<br />

Eltern vor Ort nahm auch die bildungspolitische<br />

Sprecherin der Linksfraktion Cornelia<br />

Falken teil.<br />

Ein anderes Diskussionsthema auf Heiko<br />

Kosels Informationstour waren rechtsextreme<br />

Umtriebe, die das Zusammenleben<br />

von Sorben und Deutschen bedrohen und<br />

deren Auswüchse u.a. bei der wiederholten<br />

Schändung von Kruzifixen sichtbar wer-<br />

den. Die sorbische Zeitung Serbske Nowiny<br />

berichtete u.a. über eine Kleine Anfrage<br />

Kosels zu antisorbischen Parolen auf den<br />

Sportplätzen und konstatierte, dass sich<br />

viele sorbische Sportler leider längst daran<br />

gewöhnt hätten. Hier besteht dringender<br />

Handlungsbedarf!<br />

Ein anderes Thema waren die für die Wirtschaft<br />

und das gesellschaftliche Kl<strong>im</strong>a förderlichen,<br />

grenzübergreifenden unternehmerischen<br />

Kooperationsprojekte. Die Firma<br />

Jokey Plastik (ehem. Formaplast) in Sohland,<br />

der südlichsten Station von Kosels<br />

Tour, macht z.B. „gemeinsame Sache“ mit<br />

mehreren tschechischen Firmen. Ihr Motto:<br />

„Gemeinsam sind wir stärker“.<br />

übrigens…<br />

… wurde MdL Heiko Kosel erneut in den<br />

Rat der Stiftung für das sorbische Volk gewählt,<br />

wo er als einer von vier ordentlichen<br />

obersorbischen Ratsmitgliedern künftig wie<br />

bisher mit zu Entscheidungen beitragen<br />

will, die dem Pr<strong>im</strong>at einer effektiven Förderung<br />

der sorbischen Sprache und Kultur fol-<br />

gen – und nicht dem Pr<strong>im</strong>at des Einsparens<br />

und der Mittelkürzungen.<br />

Ganz LINKS be<strong>im</strong> Tag der<br />

offenen Tür <strong>im</strong> <strong>Landtag</strong><br />

Auch in diesem Jahr strömten<br />

wieder am Tag der offenen Tür<br />

am 3. Oktober Tausende Besucher<br />

durch das <strong>Landtag</strong>sgebäude<br />

und schauten natürlich auch <strong>im</strong><br />

Saal 3 bei den <strong>LINKE</strong>N rein. Traditionell<br />

– wie seit langem, auch<br />

<strong>im</strong> 20. Jahr des Bestehens des<br />

<strong>Sächsischen</strong> <strong>Landtag</strong>es – waren<br />

die berühmten Fett- und Käsecremebemmchen<br />

unsere <strong>Fraktion</strong><br />

DER Renner und nach nicht<br />

mal drei Stunden komplett weggeputzt<br />

... Fast 30 Brote und 20<br />

große Baguettes hatten wir zuvor<br />

bestrichen und belegt. Und nicht<br />

nur die jungen Besucher griffen<br />

ebenso gern zum leckeren Eis<br />

aus Neumanns Eisbar.<br />

Nur bei der <strong>Fraktion</strong> <strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong><br />

wurden die Talkrunden mit Abgeordneten<br />

aus der <strong>Landtag</strong>sfraktion<br />

– auch das ist bei uns Tradition<br />

– musikalisch umrahmt.<br />

Kleine Sängerinnen vom Chor „Sonnenschein“ musizieren mit<br />

dem <strong>Fraktion</strong>svorsitzenden der <strong>Fraktion</strong> <strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong> André Hahn.<br />

Foto: AK<br />

Stürmisch-warmherzigen<br />

Beifall<br />

gab es diesmal für<br />

die Mädchen und Jungen<br />

des Chores „Sonnenschein“<br />

aus dem Deutsch-<br />

Russischen Zentrum Leipzig.<br />

Manche Besucher konnten<br />

sogar mitsingen. Texte, wie der<br />

von der „Kleinen weißen Friedenstaube“<br />

oder „Immer lebe<br />

die Sonne“ waren mitunter noch<br />

recht präsent.<br />

Kaum ein Besucher verließ „unseren“<br />

Saal ohne einen roten oder<br />

den h<strong>im</strong>melblauen, mit der Friedenstaube<br />

geschmückten Luftballon.<br />

Ohne Pause drehte sich<br />

das Glücksrad, bei dem es unter<br />

anderem auch unsere <strong>Fraktion</strong>s-<br />

Sonderzeitung zu gewinne gab.<br />

Thema: 20 Jahre <strong>LINKE</strong> <strong>im</strong> <strong>Landtag</strong>.<br />

Ja, auch wir hatten Grund<br />

zum Feiern!<br />

BaWe<br />

pvl 11-12/2010 23


Das pvl-Team, die Abgeordneten und Mitarbeiter<br />

der <strong>Fraktion</strong> <strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong> <strong>im</strong> <strong>Sächsischen</strong><br />

<strong>Landtag</strong> sowie der Verein Leben mit Tieren,<br />

vertreten durch oben abgebildetes Katzenkind,<br />

wünschen ein besinnliches Weihnachtsfest<br />

und uns allen für 2011, dass es nicht ganz so<br />

schl<strong>im</strong>m kommt, wie Schwarz-Gelb es plant…<br />

Waagerecht: 1. Grundgesetz/Staatsordnung,<br />

in den letzten 20 Jahren wurden einige<br />

Gesetzentwürfe der Sächs. Staatsregierung,<br />

die dieses Gesetzeswerk unterliefen, durch Initiativen<br />

der <strong>LINKE</strong>N/Opposition vom Verfassungsgericht<br />

zu Fall gebracht, 9. zu keiner Zeit,<br />

11. durch großen Karnevalsumzug bekannte<br />

nordsächs. Stadt an der Mulde, 14. Dativ von<br />

du, 15. Reifeprüfung (Kzw.), in Sachsen nach<br />

zwölf Schuljahren zu erreichen, 18. Gesamtwerk<br />

eines Künstlers, 22. latein. Vorsilbe: vor,<br />

23. Abk.: Republique Francaise, 24. Vorname<br />

des Vorsitzenden der <strong>Fraktion</strong> <strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong> <strong>im</strong><br />

Sächs. <strong>Landtag</strong> (… Hahn), 25. dt. Philosoph<br />

(Karl †1883), 27. Höhenangabe, Maßpunkt<br />

auf einer Karte, 30. vertrauliche Anrede, 31.<br />

e. Sprengstoff (Abk.), 34. Luftverkehrsanlage,<br />

z.B. in Leipzig, deren Nutzung als Drehscheibe<br />

für US-Truppentransporte, u.a. in den Irak<br />

fragwürdig ist, 35. Judosport: Verteidiger, 37.<br />

Instrument zur „Beschäftigung“ Langzeitarbeitsloser<br />

– für Betroffene oft entwürdigend;<br />

sollte durch gesetzlich geförderte Arbeit ersetzt<br />

werden<br />

Senkrecht: 2. mittelsächs. Ort bei Mittweida,<br />

3. Entdeckung von etwas Verlorenem,<br />

4. Fährte/Abdruck <strong>im</strong> Schnee, 5. Mitteleuropäer,<br />

Magyar, 6. chem. Zeichen: Nickel,<br />

7. besonders begabter Mensch, 8. irreführende<br />

Bezeichnung für die von der schwarzgelben<br />

Regierung verabschiedeten Änderungen,<br />

die oft eine Umverteilung von unten<br />

nach oben, Lobbypolitik oder aber einfach den<br />

Griff in die „Taschen“ der Mehrheit der Bevölkerung<br />

darstellen, 13. e. Hauptpolitikfeld der<br />

<strong>LINKE</strong>N, 16. Vorname des Sohnes der Comic-<br />

Familie S<strong>im</strong>pson, 19. schmaler Wanderweg,<br />

20. Erfinder des Saxophons (†1894), 22.<br />

Donauzufluss, 26. laut ansprechen, 28. Oper<br />

von Monteverdi (†1643), 29. beste Schulnote,<br />

31. Ballettröckchen, 32. Vorname Lingens<br />

(†1978), 33. Erzgebirgsstadt, hier befindet<br />

sich das Bürgerbüro des <strong>LINKE</strong>N <strong>Landtag</strong>sabgeordneten<br />

Rico Gebhardt, 36. Kfz-Z. Kiel.<br />

Mitmachen und drei prall gefüllte<br />

Präsentkörbe gewinnen! So geht’s:<br />

1. das Jahresendrätsel knacken,<br />

2. oben stehende Wortgruppe<br />

vervollständigen und …<br />

3. wissen, worauf die Linksfraktion<br />

<strong>im</strong> <strong>Sächsischen</strong> <strong>Landtag</strong> stolz ist,<br />

Lösung:<br />

4. Lösung aufschreiben (KW: „Rätsel“)<br />

und an die Impressum (S. 2) angegebene<br />

Adresse schicken,<br />

5. auf Fortuna hoffen und Daumen drücken!<br />

Einsendeschluss ist der 31. Januar 2011.<br />

Alle Gewinner werden schriftlich benachrichtigt.<br />

Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />

12 10 6 27 37 19 28 21 17 32 38 36<br />

20 JAHRE FÜR SACHSEN!<br />

pvl 11-12/2010

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