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Portrait Es beflügelt, wenn Sprache verstanden wird Portrait. ursula calarco übernimmt neu das Präsidium des Vereins der logopädinnen und logopäden des Kantons Solothurn. Mit Erfahrung, Wissen und «Gwunder» packt sie die Aufgabe an. Zur Erholung bringt sie ihren Atem zum tönen. «Als Erstklasslehrerin fragte ich ein Kind, was es beim Wort ‹Sonne› höre. Die Antwort war: m m. Das hat mich tief berührt. Es war ein Schlüsselerlebnis, das Fragen aufwarf. Was versteht das Kind nicht? Wie kann ich ihm Anreize geben, damit es versteht? Ich wollte einfach mehr wissen, beispielsweise über den Spracherwerb.» ursula calarco, logopädin in Schönenwerd und neue Präsidentin des Vereins der logopädinnen und logopäden des Kantons Solothurn (VlS) erzählt von ihrem Beruf, eher von ihrer Berufung, vom Studium und den Antworten, die sie auf ihre Fragen erhalten hat. «logopädie setzt sich aus verschiedenen Wissenschaften zusammen, ist umfassend; Medizin, Pädagogik oder linguistik sind nur drei davon. logopädie ist eine handlungswissenschaft.» Sie strahlt. Wir sind mittendrin im Gespräch, obwohl wir kaum Platz genommen haben. Erfüllung im traumjob Das logopädiezimmer im Schulhaus Feld ist gross, vom Morgenlicht durch- Schulblatt AG/SO · 21/2012 Der VlS muss Hüter der Qualität und des Berufsbildes sein. 14
Portrait flutet. «Ich bin zufrieden hier», sagt ursula calarco. «Die Kinder können aktiv sein, mitgestalten und die therapie mitbestimmen. Ich kann den Raum nach Altersgruppen einteilen, weil die Bedürfnisse ganz verschieden sind.» Das entspricht exakt dem Grundgedanken der logopädie. Es geht um das einzelne Kind, das man nicht mit einem vorgefertigten Rezept vom Bürotisch aus unterstützen kann. «lernprozesse sind unterschiedlich. Es führt immer ein anderer Weg zum Erfolg. Das umfeld des Kindes wird in die therapie mit einbezogen. Ausserdem reicht eine lektion pro Woche nicht aus, um für beide Seiten befriedigende Resultate zu erzielen. Wir sind auf die unterstützung der Eltern angewiesen. Alle müssen am gleichen Strick ziehen.» logopädie ist teamarbeit. lehrpersonen, Ärzte, Psychologen und die Familie sind in einen Prozess eingebunden. «Das fasziniert», sagt ursula calarco. «Ich habe meinen traumjob gefunden.» Gibt es bei so viel herzblut, Feuer und Flamme für den Beruf auch eine «logopädiefreie Zone»? «Ich kann sehr gut trennen. Meine Berufsrolle gehört nicht ins Privatleben. Im umgang mit Kindern analysiere ich auch nicht ständig die Sprache.» Sie lese gerne, meint sie weiter, Prosa und Sachbücher. Vor allem das Fachgebiet der Neuropsychologie hat es ihr angetan. «Das gibt mir wieder eine andere Sicht.» Ganz aussen vor bleibt die logopädie also auch in der Freizeit nicht. Das lesen von Fachliteratur verschiebt sich oft in die unterrichtsfreie Zeit. Nebst Waldspaziergängen, der unebene Waldboden bringe sie wieder auf den Boden, spielt ursula calarco Klarinette. «Ich kann meinen Atem zum tönen bringen». Ihre Sprache hat Kraft, wirkt poetisch, klar, äusserst sich in wunderbaren Bildern. Energie holt sie sich in den Freiräumen, die sie sich täglich gewährt. «Freiräume, weg vom täglichen Dreiviertelstunden-takt des unterrichts, geben mir die nötigen Ressourcen für meine Arbeit.» ursula calarco sucht nicht das Spektakuläre, ein Aufenthalt im Freien lädt die Batterien wieder. «Ich bin im Moment sehr glücklich.» Also keine Visionen, Wünsche? ursula calarco hat sich nach einem langen Prozess entschieden, das Präsidium des VlS zu übernehmen. «Das ist eine spannende herausforderung, die mich intensiv beschäftigen wird. Es hat mich gepackt, weil es nicht nur um Standespolitik geht, sondern vor allem um einen Fachverband, der aufgrund der Veränderungen gewaltig unter Druck geraten ist. Zudem hat der VlS viele Strukturen für teamarbeit, das entspricht meiner Arbeitsweise.» Einerseits möchte sich ursula calarco weiterhin für einen starken Berufsverband einsetzen. Andererseits ist es ihr aber ein grosses Anliegen, logopädie als einen wichtigen, unverzichtbaren teil im unterricht und in der Bildungspolitik zu positionieren. Es darf darum keine Abstriche bei der Qualität geben. «Der VlS muss hüter der Qualität und des Berufsbildes sein.» Keine Vision? ursula calarco hat sie, paart Wissen und Erfahrung mit «Gwunder» und Engagement, setzt ihr herzblut über das logopädiezimmer hinaus für Kinder ein, die logopädische unterstützung dringend brauchen, aber ohne die nötigen personellen als auch finanziellen Ressourcen zwischen Stuhl und Bank fallen würden. «Es beflügelt die Kinder und mich, wenn es klappt, wenn Sprache verstanden wird und angewendet werden kann», sagt ursula calarco. Sie kämpft nun an vorderster Front dafür, dass Kindern auch in Zukunft «sprachliche» Flügel wachsen. christoph Frey Schulblatt AG/SO · 21/2012 15
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