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Gott nahe zu se<strong>in</strong> ist (me<strong>in</strong>) Glück (Psalm 73,28)<br />

Verehrte <strong>Geme<strong>in</strong>de</strong>briefleserschaft,<br />

diese Bibelwortübertragung ist zur Losung für das Jahr 2014 auserkoren. Dar<strong>in</strong> sticht zunächst<br />

das Wort „Glück“ <strong>in</strong>s Auge. Damit s<strong>in</strong>d wir bei den Zusprüchen an Glück, die wir e<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />

zudenken, zum neuen Jahr o<strong>der</strong> anlässlich von Geburtstagen. Überhaupt leben wir <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Zeit, da das Streben nach Glück fast e<strong>in</strong>em neuen kategorischen Imperativ gleichkommt.<br />

Bücher, Zeitschriften, Ratgeber, Studien – sie alle erklären uns, wie wir das Glück f<strong>in</strong>den. Und<br />

obendre<strong>in</strong>, dass es vornehmlich <strong>in</strong> unserer Hand liege, es auch zu verwirklichen. Der Philosoph<br />

Friedrich Schmid forscht über das Thema Glück. In se<strong>in</strong>em Buch: „Unglücklich se<strong>in</strong>. E<strong>in</strong>e<br />

Ermutigung“ schreibt er: „Du musst glücklich se<strong>in</strong>, sonst lohnt sich de<strong>in</strong> Leben gar nicht. Wer<br />

unglücklich ist, beg<strong>in</strong>nt, sich Vorwürfe zu machen, dass ihm etwas fehlt und dass er den Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

des glücklichen Lebens nicht gewachsen ist. Offenkundig hat er versagt. Alle an<strong>der</strong>en<br />

sche<strong>in</strong>en es ja zu schaffen, jedenfalls arbeiten sie hart daran, diesen E<strong>in</strong>druck zu erwecken.<br />

E<strong>in</strong>e drohende Diktatur des Glücks lässt ke<strong>in</strong>en Raum dafür übrig, unglücklich zu se<strong>in</strong>.“ In e<strong>in</strong>em<br />

Interview zu diesem Thema sagt Schmid: „Wenn Menschen sich unter Druck gesetzt fühlen,<br />

unbed<strong>in</strong>gt glücklich zu se<strong>in</strong>, dann läuft was f<strong>als</strong>ch.“<br />

Worauf will denn <strong>der</strong> Psalm 73 h<strong>in</strong>aus? Der Beter ist im ganzen ersten Teil alles an<strong>der</strong>e <strong>als</strong><br />

glücklich gestimmt. Im Gegenteil sieht er se<strong>in</strong>en Glauben an die Gerechtigkeit Gottes durch das<br />

sche<strong>in</strong>bare Wohlergehen <strong>der</strong> Ruhmredigen und „Gewaltmenschen“ (Bibel <strong>in</strong> gerechter Sprache)<br />

stark <strong>in</strong> Zweifel gezogen. Es könnte sich ja womöglich lohnen, wie sie ohne Gott zu leben.<br />

In <strong>der</strong> Begegnung mit dem Heiligen, <strong>in</strong>dem er vor Gott se<strong>in</strong>e Not ausbreitet, wird ihm e<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e<br />

Sicht auf die Wirklichkeit zuteil. Er erkennt die ger<strong>in</strong>ge Halbwertzeit des sche<strong>in</strong>baren Wohlergehens<br />

<strong>der</strong> Frevler. Und er muss sich e<strong>in</strong>gestehen: Ohne diesen Rückbezug auf den Heiligen<br />

war er e<strong>in</strong> Tor, e<strong>in</strong> Narr, die Bibel <strong>in</strong> gerechter Sprache spricht hier vom „R<strong>in</strong>dvieh“. Damit wird<br />

alles bisher Gesagte und Gedachte <strong>als</strong> Unfug entlarvt. Und <strong>der</strong> Beter wird zum abermaligen Ich<br />

aber ermutigt. Ich aber bleibe dennoch an dir, du hältst mich bei me<strong>in</strong>er rechten Hand und nimmst<br />

mich endlich mit Ehren an. Und schließlich mündet diese Erfahrung <strong>der</strong> tröstlichen und wohltuenden<br />

Nähe Gottes aus <strong>in</strong> das Bekenntnis: Ich aber: Gott nahe zu se<strong>in</strong> ist (me<strong>in</strong>) Glück. Wörtlich:<br />

gereicht mir zum Guten. O<strong>der</strong> wie Luther übersetzte: Aber das ist me<strong>in</strong>e Freude, dass ich mich zu<br />

Gott halte. Diesen Psalm <strong>als</strong> ganzen bedenkend, bekommt diese Jahreslosung e<strong>in</strong> tieferes Gepräge.<br />

Sie eröffnet mir die Nähe Gottes <strong>als</strong> ständigen Quell <strong>der</strong> Geborgenheit und des Trostes.<br />

Dem Beter im Psalm wird diese Erfahrung im Heiligtum und <strong>in</strong> den Worten quälen<strong>der</strong> Klage<br />

zuteil. Vielleicht s<strong>in</strong>d unsere Gotteshäuser Orte, <strong>in</strong> denen wir dies e<strong>in</strong>üben: Mit Ihm unser Ergehen<br />

zu teilen und zugleich se<strong>in</strong>er Gegenwart und se<strong>in</strong>es Mitgefühls neu gewiss zu werden. Das<br />

kann aber auch an an<strong>der</strong>en Orten geschehen: Dass wir Gott im Gebet anrufen und zu spüren<br />

bekommen: „Gott nahe zu se<strong>in</strong>, ist me<strong>in</strong> Glück“. In diesem S<strong>in</strong>ne wünsche ich Ihnen <strong>in</strong> diesem<br />

Jahr viele Erfahrungen, die Sie die Nähe Gottes spürbar werden lassen!<br />

Ihr Pastor Heiko Jahn<br />

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