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Predigt über Lk 2, 30-32 Vierzig Tage nach der Geburt Jesu ... - Neues

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<strong>Predigt</strong> <strong>über</strong> <strong>Lk</strong> 2, <strong>30</strong>-<strong>32</strong><br />

<strong>Vierzig</strong> <strong>Tage</strong> <strong>nach</strong> <strong>der</strong> <strong>Geburt</strong> <strong>Jesu</strong> zogen Josef und Maria mit ihrem Erstgeborenen <strong>nach</strong><br />

Jerusalem, um ihr Kind Gott zu weihen. Dies Kind - ein Geschenk des Himmels - gehört<br />

immer noch einem an<strong>der</strong>en. Dies deutlich zu machen, betreten die Eltern den Tempel.<br />

Und siehe, da standen zwei Leute, ihr Kind zu begrüßen... Wie bereits Elisabeth und Zacha-<br />

rias, die Eltern des Täufers, treten jetzt Simeon und Hanna hinzu... Und alle singen ihr Lied -<br />

einen Lobgesang für den, <strong>der</strong> dar<strong>über</strong> wohnen will - auf den Lobgesängen Isarels: Maria singt<br />

das bekannte Magnifacat - Zacharias das Bedenedictus, mit dem wir eben begonnen haben -<br />

und <strong>der</strong> alte Simenon sein Nunc dimittis - zum Abendgebet <strong>der</strong> Kirche ist es geworden.<br />

Herr, nun lässt du deinen Diener in Frieden fahren, <strong>nach</strong> deinem Wort, denn meine Augen<br />

haben dein Heil gesehen, das du bereitet hast vor allen Völkern, ein Licht zur Erleuchtung<br />

aller Nationen und Herrlichkeit für dein Volk Israel.<br />

Simeon - heißt Gott hört. Ein Gerechter - ein Gottesfürchtiger - voller Erwartung, dass<br />

Gott das Elend seines Volkes ansieht, wie damals in Ägyptenland - dass er wie<strong>der</strong> kommt es<br />

zu trösten und Befreiung, Erlösung zu schenken. Dieser alte Mann lebt von geschenkter<br />

Gewissheit - er werde den Tod nicht sehen, ehe er dem Messias - dem Christus - dem<br />

Gesalbten begegnen würde.<br />

Und da kommen sie an diesem Tag - die Eltern mit dem Kind - wie viele an<strong>der</strong>e zuvor - die<br />

ihn manchmal vielleicht nur gestört haben in seiner Andacht - <strong>der</strong>en Bil<strong>der</strong> ihn aber auch<br />

berührt haben mögen... Jetzt bei diesen dreien weiß Simeon sofort: dieser ist es - Gottes<br />

beson<strong>der</strong>es Menschenkind - und er nimmt ihn auf die Arme und spricht <strong>über</strong> ihn den Segen<br />

Gottes.<br />

Der große holländische Maler Rembrandt hat diese wun<strong>der</strong>bare Szene am Anfang des<br />

Lukasevangeliums - am Anfang <strong>der</strong> diesjährigen Ökumenischen Bibelwoche - mehrfach<br />

dargestellt. Nach seinem Tod fand man in seinem Amsterdamer Atelier sein letztes noch<br />

unvollendetes Gemälde: Wie<strong>der</strong> diese Begegnung - <strong>der</strong> fast blinde Erzvater, <strong>der</strong> in seinen<br />

zitternden Händen das Kind hält - <strong>der</strong> Welt enthoben - in heiliger Verzückung in diesem<br />

Kleinen das Heil, das allen Menschen leuchtet... so lange hat er darauf gewartet...<br />

Nun lässt du Herr, deinen Diener in Frieden fahren - wun<strong>der</strong>bar - ergreifend<br />

Und wenn es an<strong>der</strong>s kommt - wir sterben, ohne das Heil Gottes so gesehen zu haben...<br />

Der Evangelist erzählt von Simeon im Wissen darum, dass kein Mensch <strong>nach</strong> Himmel fahrt<br />

mehr so direkt - so intensiv - dem Heiland, diesem Menschen - zu Bethlehem geboren -<br />

begegnen kann.


Wir alle, die wir nicht mehr zu <strong>Jesu</strong> Erdenzeit leben, müssen den Kontakt zu ihm ganz an<strong>der</strong>s<br />

suchen... im Glauben, im Gebet, im Gottesdienst, in Menschen, die Gott mir in den Weg<br />

schickt. Da will er da sein - hat er ganz zum Schluss den Seinen versprochen - bei uns - mit<br />

uns - bis an das Ende aller <strong>Tage</strong>.<br />

Dabei wissen wir alle - nicht erst seit dieser Woche, in <strong>der</strong> uns <strong>der</strong> plötzliche Tod eines<br />

Freundes erschüttert hat - es gibt, wie es aussieht, Zeiten und Situationen im Leben von<br />

Menschen, da spürt einer in seiner Not von Gottes Gegenwart nichts, aber auch gar nichts.<br />

Mein Gott, warum hast du mich verlassen... Ich bin nie<strong>der</strong>geschlagen und habe allen Mut<br />

verloren... Alles, was mein Leben sonst ausmacht, scheint furchtbar weit weg zu sein...<br />

Gott, wo bist du für mich? - so hat er gebetet - auch er <strong>Jesu</strong>s hat diese Anfechtung erfahren.<br />

Wir alle wissen längst, dass Glaube kein Besitz ist - dass es fast immer ein lebenslanges<br />

Kämpfen um Mut und Hoffnung und die Kraft zum Leben bedeutet...<br />

Aber dann gibt es wohl manche, die landen noch einmal ganz an<strong>der</strong>s - unten - in <strong>der</strong> Tiefe -<br />

im Abgrund - und sind ganz allein, mit dem Gefühl, da ist keiner auch nicht Gott, <strong>der</strong> mich<br />

sieht und hört und mich stärkt...<br />

Nehmen wir wahr, auch <strong>der</strong> alte Simeon hat sich seinen Glauben und die Erfüllung seiner<br />

Sehnsucht nicht verdient und selbst gemacht...<br />

Nehmen wir wahr, dass es allein Gottes Heiliger Geist war, <strong>der</strong> ihm die Verheißung für sein<br />

Leben schenkte und dann auch die Erfüllung in diesem Kind erkennen ließ.<br />

Wie auch bei Hiob deutlich ist, <strong>der</strong> <strong>nach</strong> allen Schicksalsschlägen und Prüfungen - elend am<br />

Boden - verlassen - enttäuscht - mit einem Mal zu einem großartigen Bekenntnis befähigt<br />

wird... Ich weiß, dass mein Erlöser lebt.<br />

Nur Gott kann das schenken, diese Wende... Niemand erarbeitet sich das selbst... Gott<br />

schenkt das und wir können darum bitten - immer wie<strong>der</strong> - und darauf warten wie Simeon,<br />

aber sind - wie er - darauf angewiesen, dass ein Wun<strong>der</strong> geschieht.<br />

Warum bei diesem und bei jenem nicht, hören wir nicht auf zu fragen... Warum bleibt, wie es<br />

aussieht, <strong>der</strong> eine von Zweifel und Anfechtung verschont, <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e - stürzt - ins tiefe Loch<br />

Liebe Gemeinde, darauf gibt es keine Antwort - so wenig wie auf die Frage <strong>nach</strong> allem<br />

unbegründbaren Leid dieser Welt... Wir müssen - so schwer es uns fällt - dies im Geheimnis<br />

Gottes lassen... sicher auch in <strong>der</strong> Unergründbarkeit menschlichen Lebens... aber nun doch<br />

auch vor allem bei Ihm.<br />

Er kennt uns alle - da dürfen wir seit Simeons Zeiten gewiss sein, wenn gilt, dass Gottes Licht<br />

in <strong>Jesu</strong>s nicht nur Israel son<strong>der</strong>n alle Völker und Nationen meint...


Er kennt uns alle - und ich persönlich bin gewiss, dass er für uns alle auch einen Plan hat -<br />

ein Ziel - eine Aufgabe... Vielleicht gelingt es ab und an, davon etwas zu erahnen...<br />

Er kennt uns alle - und sieht uns auch in unserer Not - warum er nicht einschreitet, so wie wir<br />

es gern hätten - warum er dem Bösen - <strong>der</strong> körperlichen und <strong>der</strong> seelischen Not Raum lässt,<br />

wir wissen es nicht zu sagen.... können es Gott nur klagen<br />

Ich habe für dich gebetet, dass dein Glaube nicht aufhört... passen<strong>der</strong> könnte die<br />

Jahreslosung für dieses Jahr nicht sein.<br />

Ich persönlich will den Gedanken nicht aufgeben, dass Gott sich selbst sorgt um unser aller<br />

Glauben - auch um den von Erhard hat er sich gesorgt, dass <strong>der</strong> nicht vor die Hunde geht...<br />

aber wie er das tut - in seinem Sinne - steht uns nur selten klar vor Augen...<br />

Behaupten wir nicht leichtfertig das Gegenteil, dass er hier und da wirklich nicht mehr dabei<br />

war... behaupten wir niemals - und schon gar nicht gegen<strong>über</strong> einem, <strong>der</strong> sich so fühlt, er sei<br />

tatsächlich von Gott verlassen...<br />

Hat Gott nicht versprochen, dass sein Licht in jede Dunkelheit scheint... Kann es dann eine<br />

Finsternis geben in <strong>der</strong> nicht dabei ist... Auch wenn wir ihn nicht sehen, noch nicht spüren...<br />

Dass er uns wenigstens auffängt, wenn wir fallen... Und wir zuletzt nur in seinen Armen<br />

landen können.<br />

Damit lässt du Herr, deinen Diener in Frieden fahren.<br />

Wer von uns möchte nicht einmal sterben wie Simeon - mit solcher Gewissheit? Glücklich<br />

weil wir wenigstens eine Ahnung davon haben, dass Gott noch immer treu zu seinen<br />

Versprechen steht, die er Israel einst gegeben hat - diese Welt am Ende neu zu machen - die<br />

Gebeugten aufzurichten - die Müden zu stützen - die Kranken zu heilen - und allen, die<br />

Hunger haben satt zu machen...<br />

Lassen wir uns nicht davon abbringen - durch keine Erschütterung im großen und kleinen<br />

Geschäft dieser Welt.... Son<strong>der</strong>n wie Simeon - wohl ein Leben lang zuvor - herumlaufen und<br />

von den großartigen Verheißungen Gottes erzählen... und davon, dass Gott sie bestätigt hat -<br />

ihnen einen menschlichen Siegel aufgedrückt hat, in diesem Kind... wissend, dass wir hier<br />

und heute von Erfüllung höchstens eine Spur noch finden.<br />

Nun lässt du uns Herr in Frieden fahren.<br />

Ich denke, dem Simeon war <strong>nach</strong> dieser Szene im Tempel sein Alter und <strong>der</strong> nahe Tod egal.<br />

Er braucht es we<strong>der</strong> zu verdrängen, noch wird es zum Hauptthema seiner letzten <strong>Tage</strong>.<br />

Mitten im Leben glaubt er jetzt ganz fest an die Gegenwart Gottes, die er ihn Händen hielt -<br />

Gottes unendliche Liebe zu uns, die kein Dunkel, nicht einmal <strong>der</strong> Tod nicht <strong>über</strong>winden<br />

kann, er durfte ihr in die Augen schauen.... Wünschen wir uns einen Splitter davon - ein


kurzen gewissen Blick in Gottes Herz - dass wir in allem Leid getröstet und dann doch wie<strong>der</strong><br />

gelassen unseren Weg nun weitergehen...<br />

Und bitten wir Gott, dass er jetzt seinen Geist zu all denen schickt, die dabei sind, ihre<br />

Hoffnung zu verlieren.<br />

Gottes Friede, <strong>der</strong> höher ist als alle menschliche Vernunft, bewahre unsere Herzen in <strong>Jesu</strong>s<br />

Christus, Amen.<br />

Martin Heimbucher

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