Mystikum 4- 2008

Sagen und Geister
Aus den Augenwinkeln tauchen dann
die Sinnestäuschungen auf. Seltsame
Kreaturen, die ihre Hälse recken und
mit dünnen Krallen herüber winken.
Manche scheinen sich zu ärgern, andere
sind einfach nur neugierig.
Isländer sind es gewohnt, auf Zeichen
zu achten. Von Anbeginn an taten sie
nichts anderes. Mit dem Glauben an die
Macht des Übernatürlichen wirbt vor
allem die Ortschaft Hafnarfjördur im
Süden von Reykjavik. Das huldufólk,
jene den Menschen noch am ähnlichsten
kommende Spezies der Anderswelt,
soll dort schon oft gesehen worden
sein. Sogar so genannte Jardvergars,
etwa zehn Zentimeter große Gnome,
seien keine Seltenheit, heißt es. Richtig
stolz hat Hafnarfjördur aber eine ganz
reale Frau gemacht: J.R.R.Tolkiens
Nanny stammte nämlich aus dem Ort,
und mit ihren Geschichten soll sie dem
späteren „Herr der Ringe“-Schöpfer inspiriert
haben.
Sagenumwoben ist aber auch das kleine
ehemalige Fischerdorf Stokkseyri im
Süden der Insel. Didrik Haraldsson,
der 56-jährige Leiter des dortigen Geistermuseums
hat dennoch keine Angst.
Und das, obwohl Mori und Skotta erst
kürzlich wieder aktiv wurden.
Es begann vor ein paar hundert Jahren:
„Ein Bub namens Mori ertrank in
einem Fluss. Er lernte Skotta kennen,
ein Mädchen, das einst in einem See ertrunken
war. Und irgendwann begannen
die beiden, auf dumme Gedanken
zu kommen.“
Sie haben es auf Autos abgesehen. Die
nervösen Besitzer holen Abschleppdienste.
Doch sobald die da sind, lassen
sich die Fahrzeuge wieder problemlos
starten. So geschah es etwa in den 30er
Jahren mit dem ersten Milchwagen,
der diese Strecke entlang
fuhr. „Und erst vor
wenigen Wochen
spielte bei einer
Touristengruppe
im Bus kurz vor
Stokkseyri der
Tachometer
verrückt“, erinnert
sich
Didrik.
Wieder ganz im
Westen der Insel,
dort wo einen
eiskalte Sturmböen
schnell die
Zweifel aus der
Foto: Jimmy Lunghammer