InfoDienst - ORNIS
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ISSN 14 30-15 04<br />
49<br />
<strong>InfoDienst</strong><br />
Deutsch-russische Ausgabe<br />
Немецко-русское издание<br />
2006<br />
Informationen des Beauftragten<br />
der Bundesregierung für<br />
Aussiedlerfragen und nationale<br />
Minderheiten<br />
Информация Уполномоченного<br />
федерального правительства<br />
по делам переселенцев и<br />
национальных меньшинств<br />
Archiv der<br />
Wolgadeutschen in Engels<br />
Архив немцев Поволжья в<br />
Энгельсе<br />
www. aussiedlerbeauftragter.de
Grußwort<br />
Приветственное слово<br />
Liebe Leserin, lieber Leser,<br />
Ende Januar 2006 lege ich mein Amt als Beauftragter der<br />
Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale<br />
Minderheiten nieder. Meine Nachfolge tritt der parlamentarische<br />
Staatssekretär im Bundesministerium des Innern,<br />
Herr Dr. Christoph Bergner, an.<br />
Auch wenn es zu einem Personalwechsel im Amt des<br />
Aus siedlerbeauftragten kommen wird, so wird, davon bin<br />
ich überzeugt, die bisherige Hilfenpolitik der Bundesregierung<br />
in großer Kontinuität fortgesetzt werden.<br />
Die Christliche Union und die Sozialdemokratische Partei,<br />
die gemeinsam die neue Regierung bilden, haben in ihrem<br />
Koalitionsvertrag festgeschrieben: „Wir bekennen uns<br />
auch weiterhin zu der Verantwortung sowohl für diejenigen<br />
Menschen, die als Deutsche in Ost- und Südosteuropa<br />
sowie in der Sowjetunion unter den Folgen des Zweiten<br />
Weltkrieges gelitten haben und in ihrer jetzigen Heimat<br />
bleiben wollen, als auch für jene, die nach Deutschland aussiedeln.“<br />
Über die Parteigrenzen hinweg waren sich die Koalitionäre<br />
einig, dass die Hilfenpolitik für Angehörige der deutschen<br />
Bevölkerungsgruppe in Russland, Kasachstan und anderen<br />
Ländern trotz der Notwendigkeit der Haushaltskonsolidierung<br />
auf bisherigem Niveau fortgesetzt werden soll.<br />
„Angehörigen der deutschen Minderheit in den Herkunftsgebieten<br />
der Aussiedler soll über die Gewährung von Hilfen<br />
aus Deutschland, deren Effektivität wir steigern wollen,<br />
eine bessere Lebens- und Zukunftsperspektive in den Herkunftsgebieten<br />
ermöglich werden“.<br />
Für den neuen Innenminister Dr. Wolfgang Schäuble, der<br />
schon einmal – von April 1989 bis November 1991 – dieses<br />
Amt innehatte, steht die Integration von Aussiedlern und<br />
anderen Zuwanderern ganz oben auf der Agenda: „Wir<br />
müssen die Integration verbessern, insbesondere der jungen<br />
Leute. Das heißt zuallererst: Sie müssen die deutsche<br />
Sprache beherrschen. Dann brauchen wir eine gute Schulbildung<br />
und mehr Chancen auf Lehrstellen und Arbeitsplätze.<br />
Ganz wichtig ist auch die soziale Integration, zum<br />
Beispiel im Sport, in Vereinen.“<br />
Abschließend danke ich Ihnen allen für das große Vertrauen,<br />
das Sie mir entgegengebracht haben. Ich bitte Sie,<br />
dieses Vertrauen auch auf meinen Nachfolger zu übertragen.<br />
Дорогие читатели и читательницы!<br />
В конце января 2006 года я покидаю пост<br />
Уполномоченного федерального правительства по<br />
делам переселенцев и национальных меньшинств.<br />
Моим преемником станет парламентский секретарь в<br />
Министерстве внутренних дел д-р Кристоф Бергнер.<br />
Даже если в Управлении Уполномоченного по делам<br />
переселенцев и произойдёт смена кадров, я уверен, что<br />
прежняя политика помощи федерального правительства<br />
будет последовательно продолжаться.<br />
Христианский Союз и Социал-демократическая партия<br />
составили новое правительство и в своём коалиционном<br />
соглашении записали: «Мы по-прежнему признаём<br />
свою ответственность как за людей в Восточной и<br />
Юго-Восточной Европе, а также в Советском Союзе,<br />
пострадавших из-за немецкой национальности от<br />
последствий Второй мировой войны и желающих остаться<br />
на своей нынешней родине, так и за тех из них, кто<br />
переселяется в Германию».<br />
Невзирая на партийные разногласия, участники коалиции<br />
к пришли соглашению, что помощь для немецкого<br />
меньшинства в России, Казахстане и других странах,<br />
несмотря на необходимость консолидации бюджета,<br />
должна быть продолжена в прежнем объёме.<br />
В коалиционном договоре говорится: «Представителям<br />
немецкого меньшинства в местах, откуда к нам прибывают<br />
переселенцы, путём помощи из Германии, эффективность<br />
которой мы намерены повысить, должна быть обеспечена<br />
лучшая перспектива жизни на местах».<br />
Для нового министра внутренних дел доктора Вольфганга<br />
Шойбле, который уже занимал этот пост с апреля 1989<br />
по ноябрь 1991 года, интеграция переселенцев и других<br />
иммигрантов является одним их главных приоритетов:<br />
«Мы должны улучшить интеграцию, особенно молодых<br />
людей. Это означает в первую очередь, что они должны<br />
владеть немецким языком. Нам нужно также хорошее<br />
школьное образование и больше шансов при получении<br />
профобразования и трудоустройстве. Очень важной<br />
является и социальная интеграция, к примеру, через спорт,<br />
общественные организации».<br />
В заключение я благодарю Вас всех за высокое доверие,<br />
оказанное мне. Я прошу Вас сохранить его и в отношении<br />
моего преемника.<br />
Mit besten Grüßen<br />
Ihr<br />
С наилучшими пожеланиями,<br />
Ваш<br />
Hans-Peter Kemper<br />
Ханс-Петер Кемпер<br />
2
Inhalt<br />
Содержание<br />
1Deutsche Hilfe<br />
Archiv der Wolgadeutschen in Engels neu eröffnet<br />
Wohnungen und Betriebe werden als Pilotprojekt im<br />
Altaigebiet privatisiert Seite 4<br />
2<br />
Soziales<br />
Wenn das Heimweh zu stark wird – Aussiedler kehren<br />
zurück<br />
Kaum beachtet: Rückkehrer Seite 6<br />
3<br />
Sprache<br />
Babylon an der Wolga – Eine russlanddeutsche<br />
Sprache hat sich nie entwickelt Seite 10<br />
4<br />
Medien<br />
• DAZ: Neuer Webauftritt<br />
• ZfD: Letzter Auftritt<br />
• Kommentar: „Ein letzter Spatenstich“<br />
5<br />
Neuerscheinungen<br />
• Aufgewachsen im 20. Jahrhundert<br />
• Wie Integration gelingen kann<br />
• Wegweiser für Spätaussiedler<br />
• „Niemand wird allein gelassen“ - Ratgeber<br />
Gesundheit für Zuwanderer<br />
6<br />
Seite 12<br />
Seite 14<br />
Die letzte Seite<br />
Luise Kunze, Claus Dieter Storm, Eugen Miller,<br />
Michael Grau, Viktor Djakonow<br />
Seite 18<br />
Помощь из Германии<br />
Вновь открыт архив немцев Поволжья в Энгельсе<br />
В рамках пилотного проекта на Алтае<br />
приватизируются жильё и предприятия<br />
Страница 5<br />
Социальная сфера<br />
Когда ностальгия становится невыносимой -<br />
переселенцы возвращаются назад<br />
Вне поля зрения общественности – возвращенцы<br />
Страница 8<br />
Язык<br />
Вавилон на Волге<br />
Единый для всех российских немцев язык так и не<br />
сформировался Страница 11<br />
СМИ<br />
• ДАЦ: Новый интернетсайт<br />
• ЦфД: Последний выход<br />
• Комментарий: «Последняя горсть земли на<br />
могилу» Страница 13<br />
Книжные новинки<br />
• Поколения 20-го века<br />
• Как интеграция может стать успешной<br />
• Путеводитель для поздних переселенцев<br />
• «Никто не останется в одиночестве» - Справочник<br />
о здоровье для иммигрантов<br />
Страница 16<br />
Последняя страница<br />
Луизе Кунце, Клаус Дитер Шторм, Ойген Миллер,<br />
Михаэль Грау, Виктор Дьяконов<br />
Страница 18<br />
Fotos Titelseite: das neue Archiv in Engels mit<br />
Dokumenten aus der Zeit wolgadeutscher Besiedlung,<br />
seine Leiterin Elisabeta Erina sowie ein jüngst restauriertes<br />
Dokument<br />
Фото на обложке: новый архив в Энгельсе с<br />
документами времени заселения немцами Поволжья,<br />
его директор Елизавета Ерина, а также недавно<br />
отреставрированный документ.<br />
IMPRESSUM<br />
Text und Redaktion: SEXTANT – Konzeption+Publikation, Berlin<br />
Mitarbeiter dieser Ausgabe: Maria Alexenko, Slawgorod; Anna Ernst, Slawgorod;<br />
Aljona Judina, Almaty; Josef Schleicher, Bergisch-Gladbach; Alexander Trofimow,<br />
Moskau; Tobias Zihn, Slawgorod/ Moskau<br />
Fotos: Bundesministerium des Innern, Berlin; Irina Franzewa, Engels; Irina<br />
Kaechtina, Kislowodsk; Zentrum der deutschen Kultur, Engels<br />
Übersetzung: Ilona und Alexander Litzenberger, Köln<br />
Satz und Gestaltung: KOMBO MedienDesign, Siegburg<br />
Выходные данные<br />
Текст и редакция: SEXTANT – Konzeption+Publikation, Berlin;<br />
При участии: Maria Alexenko, Slawgorod; Anna Ernst, Slawgorod; Aljona<br />
Judina, Almaty; Josef Schleicher, Bergisch Gladbach; Alexander Trofimow,<br />
Moskau; Tobias Zihn, Slawgorod/Moskau<br />
Фото: Bundesministerium des Innern, Berlin; Irina Franzewa, Engels; Irina<br />
Kaechtina, Kislowodsk; Zentrum der deutschen Kultur, Engels<br />
Перевод: Ilona und Alexander Litzenberger, Köln;<br />
Набор и оформление: KOMBO MedienDesign, Siegburg<br />
ISSN 14 30-15 04<br />
3
1Deutsche Hilfe<br />
Archiv der Wolgadeutschen<br />
in Engels neu eröffnet<br />
Als einen Höhepunkt seiner letzten Russlandreise als<br />
Aussiedlerbeauftragter hat Hans-Peter Kemper die Eröffnung<br />
des Erweiterungsbaus für das staatliche Archiv der<br />
Wolgadeutschen in Engels bezeichnet. Durch das gemeinsam<br />
mit der russischen Seite durchgeführte Projekt der<br />
Rekonstruktion des Archivs wird der einmalige und historisch<br />
bedeutende Bestand an russlanddeutschen<br />
Archivalien aus der Zeit Katharinas der Großen bis zum<br />
Ende der autonomen Republik der Wolgadeutschen, der<br />
durch die räumlichen Bedingungen und die Überbelegung<br />
des Archivs gefährdet war, für die Zukunft erhalten.<br />
Mit der Fertigstellung des Anbaus wurde ein bedeutender<br />
Schritt zur Gesamtsanierung des Archivs erreicht. Das<br />
Projekt, das von der Bundesregierung in Höhe von ca.<br />
400.000 Euro unterstützt wird, hat sich viele Jahre hingezogen.<br />
Zwischen Planung und Fertigstellung lagen sechs<br />
Jahre, wobei die Bauzeit selbst nur neun Monate betrug.<br />
Für die nächsten hundert Jahre sei das Archiv nun dank<br />
der deutschen Hilfe ausgerüstet, sagte Vizegouverneur<br />
Viktor Budylew auf der Eröffnungsfeier.<br />
Schon seit 1930 befinden sich die russlanddeutschen<br />
Dokumente, darunter das gesamte Personenstandsregister<br />
der Wolgarepublik, in jenem Gebäude, das nun<br />
den neuen Anbau erhielt. Von 1941 bis nach Kriegsende<br />
war es geschlossen, hatte nach der Wiedereröffnung allerdings<br />
nie eine Sanierung erfahren. Der schlechte Gebäudezustand<br />
wie auch die ständige Nutzung der Archivmaterialien<br />
zum Beispiel durch Russlanddeutsche, die in<br />
Dokumente aus mehreren Jahrhunderten lagern in den<br />
Regalen des Archivs<br />
Документы многих столетий хранятся на полках архива.<br />
den Akten nach Familienangehörigen suchten, führten<br />
schließlich zur 1999 beschlossenen deutsch-russischen<br />
Rettungsaktion. Bei der finanziellen Unterstützung sei es<br />
nicht allein um die Aufarbeitung der einmaligen Quellen<br />
gegangen, sagte Kemper zur Eröffnung am 18. August,<br />
sondern zugleich um den Ausbau der Beziehungen zwischen<br />
Deutschland und Russland. „Trotz zahlreicher<br />
Schwierigkeiten haben es die Verantwortlichen beider<br />
Länder geschafft“, kommentierte die in Engels erscheinende<br />
russlanddeutsche Zeitung „Nachrichten“ das<br />
Ereignis, „ihre Vision des Projektes umzusetzen. Die<br />
Menschen in Engels und des<br />
gesamten Saratower Gebietes<br />
werden es ihnen danken. Denn<br />
mit dem Archiv haben sie nun die<br />
Möglichkeit, die Geschichte ihrer<br />
Heimat aufzuarbeiten.“<br />
Elisabeta Erina leitet seit 40 Jahren das<br />
Archiv in Engels<br />
Елизавета Ерина 40 лет руководит<br />
архивом в Энгельсе<br />
Wohnungen und Betriebe werden<br />
als Pilotprojekt im Altaigebiet<br />
privatisiert<br />
Die Gespräche waren nicht leicht und dauerten eine Weile,<br />
doch nun ist es soweit: Die deutsche Seite und das russische<br />
Wirtschaftsministerium haben sich auf den zügigen<br />
Verkauf von Wohnungen und Wirtschaftsbetrieben<br />
geeinigt, die nach 1992 mit deutschen Geldern für<br />
Angehörige der russlanddeutschen Minderheit im Gebiet<br />
Altai errichtet worden sind. Sie sollen Bewohnern und<br />
Nutzern übertragen werden, sagte Aussiedlerbeauftragter<br />
Hans-Peter Kemper nach einem Treffen mit dem<br />
russischen Wirtschaftsminister German Gref, das Mitte<br />
August in Moskau stattfand.<br />
Den Verkaufserlös verwaltet die Stiftung „Altai“, die am<br />
7. Dezember 2005 in Halbstadt gegründet worden ist. Sie<br />
wird dafür sorgen, dass die Einnahmen in Form eines so<br />
genannten revolvierenden Fonds wieder ausschließlich<br />
für Projekte der deutschen Minderheit in Russland verwendet<br />
werden. Mit dem Verkauf der Wohnungen soll nicht<br />
zuletzt der Bundeshaushalt, der die laufenden Unterhaltskosten<br />
für die Gebäude getragen hat, finanziell entlastet<br />
werden. Eine deutsch-russische Arbeitsgruppe wird sich<br />
mit der praktischen Umsetzung des Beschlusses befassen.<br />
Außerdem sollen grundsätzliche Fragen der Eigentumsübertragung<br />
auch auf dem nächsten Treffen der Deutsch-<br />
Russischen Regierungskommission erörtert werden, das<br />
voraussichtlich im ersten Halbjahr des Jahres 2006 in<br />
Russland stattfinden wird.<br />
4
Помощь из Германии<br />
Вновь открыт архив немцев<br />
Поволжья в Энгельсе<br />
Одним из кульминационных моментов своей последней<br />
поездки в Россию в качестве Уполномоченного<br />
по делам переселенцев Ханс-Петер Кемпер назвал<br />
открытие пристройки к государственному архиву<br />
немцев Поволжья в Энгельсе. Этот совместный<br />
проект реконструкции архива позволяет сохранить<br />
для будущего уникальные архивные документы<br />
начиная от времени Екатерины Великой и заканчивая<br />
роспуском республики немцев Поволжья. Из<br />
тесноты и перегруженности архива этим ценным для<br />
истории документам грозила опасность. Сооружение<br />
пристройки стало важным шагом на пути санации<br />
здания архива. Проект, стоимость которого в сумме<br />
400000 евро переняла германская сторона, длился<br />
вот уже многие годы. От фазы планирования до<br />
окончания строительства прошло шесть лет, причём<br />
само возведение здания длилось лишь девять месяцев.<br />
Как выразился на церемонии открытия Вице-губернатор<br />
Виктор Будылёв, на ближайшие сто лет архив, благодаря<br />
германской помощи, обеспечен всем необходимым.<br />
В здании архива, получившем пристройку, уже с<br />
1930 года хранятся документы российских немцев,<br />
в том числе итоги переписи в Республике немцев<br />
Поволжья. С 1941 года и до конца войны архив был<br />
закрыт, однако после открытия ни разу не подвергался<br />
капитальному ремонту. Плохое состояние здания, а<br />
также постоянное использование архивных материалов,<br />
к примеру, российскими немцами, разыскивавшими<br />
членов своих семей, привели в 1999 году к совместной<br />
германо-российской спасательной операции. При<br />
оказании финансовой помощи, как сказал Кемпер на<br />
церемонии открытия 18 августа, речь шла не только<br />
о сохранении уникальных исторических источников,<br />
но и о расширении отношений между Германией и<br />
Россией. «Несмотря на многочисленные трудности<br />
обеим сторонам удалось реализовать своё видение<br />
проекта,- комментировала это событие выходящая<br />
в Энгельсе газета российских немцев «Нахрихтен».<br />
– Люди в Энгельсе и во всей Саратовской области будут<br />
им благодарны. Ведь теперь у них есть возможность<br />
с помощью архива глубже изучить историю своей<br />
родины».<br />
В рамках пилотного проекта на<br />
Алтае приватизируются жильё и<br />
предприятия<br />
Переговоры были длительными и сложными. И наконец<br />
достигнуто согласие: германская сторона и российское<br />
Министерство экономики договорились о быстрой<br />
продаже жилья и предприятий, построенных на Алтае<br />
после 1992 года на германские средства для российских<br />
немцев. Они должны быть переданы жильцам и<br />
пользователям, как сказал Уполномоченный по делам<br />
переселенцев Ханс-Петер Кемпер после встречи с<br />
российским министром экономики Германом Грефом в<br />
середине августа в Москве.<br />
Средства от продаж будут аккумулироваться в фонде<br />
«Алтай», созданном в Гальбштадте в декабре 2005 года.<br />
В его задачу входит применение полученных средств<br />
через структуру так называемого револьвирующего<br />
фонда вновь исключительно для проектов помощи<br />
немецкому меньшинству России. Продажа жилья<br />
должна облегчить финансовое бремя германского<br />
федерального бюджета, из которого осуществлялось<br />
финансирование расходов на содержание жилого фонда.<br />
Для практической реализации достигнутых соглашений<br />
была создана германо-российская рабочая группа. Кроме<br />
того на следующем заседании германо-российской<br />
межправительственной Комиссии, которое состоится по<br />
всей вероятности в первой половине 2006 года, в России<br />
должны будут обсуждаться основополагающие вопросы<br />
передачи собственности.<br />
Im glänzenden Türschild spiegelt sich das gegenüberliegende Gebäude<br />
В новой вывеске архива отражается здание напротив<br />
5
2Soziales<br />
Wenn das Heimweh zu stark wird<br />
Aussiedler kehren zurück<br />
Eineinhalb Jahre hat die Familie Kowalenko in<br />
Deutschland gelebt. Dann zogen die Eltern Galina<br />
und Igor, heute 30 und 32 Jahre alt, mit Tochter<br />
Oxana, Sohn Serjoscha und Großmutter Olga Noll<br />
zurück nach Redkaja Dubrawa im Deutschen<br />
Nationalen Rayon Halbstadt. Auch Irina und<br />
Alexander Schröder und ihr mittlerweile halbwüchsiger<br />
Sohn Arthur sehnten sich nach Hause zurück.<br />
Anfang der neunziger Jahre waren sie als Aussiedler<br />
nach Nordrhein-Westfalen gekommen. Gerade zehn<br />
Monate dauerte ihr Aufenthalt in Deutschland.<br />
Heute leben sie wieder in Westsibirien – in ihrem<br />
Heimatdorf Degtjarka, ebenfalls im deutschen<br />
Landkreis Halbstadt.<br />
Nicht selten befällt Aussiedler in Deutschland<br />
Heimweh – nach ihrem Dorf in Russland oder<br />
Kasachstan, nach Nachbarn und Freunden, nach der<br />
früheren Arbeit, häufig auch nach der Landschaft,<br />
in der sie aufgewachsen sind. Doch für die weit<br />
überwiegende Mehrheit ist der Entschluss für ein<br />
Leben in Deutschland endgültig. Nicht nur, weil sie<br />
in der alten Heimat Haus und Hof aufgegeben haben<br />
und für die Rückreise oft das Geld fehlt, sondern vor<br />
allem, weil sie sich in der neuen Umgebung zunehmend<br />
wohl fühlen, neue Freunde gefunden haben<br />
und zudem manche Annehmlichkeiten, die es in<br />
den Herkunftsländern nicht gab. Wie viele Russlanddeutsche<br />
sich dennoch entschließen, die<br />
Strapazen einer Rückkehr auf sich zu nehmen, ist<br />
unbekannt. Offizielle Angaben gibt es nicht, doch<br />
hin und wieder berichten die Medien über Familien,<br />
die den Schritt zurück gewagt haben und bereit<br />
sind, offen darüber zu sprechen.<br />
Wie die Schröders zum Beispiel: Sie litten<br />
darunter, trotz guter Deutschkenntnisse keine<br />
Arbeit und soziale Kontakte gefunden zu haben.<br />
„Wir waren in Deutschland einsam und haben<br />
höchstens mal die Schwiegereltern besucht“,<br />
beschreibt Irina Schröder ihre Zeit im nordrhein-<br />
westfälischen Hamm. Schlimmer noch sei allerdings<br />
das Gefühl gewesen, abhängig von der Hilfe<br />
anderer zu sein. Ihr Mann, in Russland selbständiger<br />
Unternehmer mit eigener Mühle, fand in Deutschland<br />
allenfalls Aushilfsjobs und wurde zusehends<br />
schweigsam. Der ausgebildeten Deutschlehrerin<br />
Irina selbst war schließlich eine Lehrstelle als<br />
Erzieherin angeboten worden. Doch da stand die<br />
Rückreise schon fest. Ihr Haus im Heimatdorf<br />
Degtjarka hatten sie bei ihrer Ausreise nur vermietet<br />
und nicht verkauft, so dass sie bald wieder eine<br />
Bleibe hatten und schnell heimisch wurden. Für<br />
Irina hat der „goldene Westen“ an Glanz verloren,<br />
auch wenn sie hin und wieder vergleicht und<br />
Schwierigkeiten in Russland ihr „jetzt doch viel<br />
stärker auffallen“.<br />
Auch Igor und Galina Kowalenko konnten in<br />
Deutschland nicht Fuß fassen. Gegenüber der<br />
russlanddeutschen „Zeitung für Dich“ brachte<br />
6<br />
Bleiben ...<br />
Оставаться ...
Galina ihre Ansicht der Dinge vor und vermutete,<br />
die materielle Hilfe für Aussiedler sei wohl mit der<br />
Einführung der Euro-Währung gekürzt worden. In<br />
dem Weindorf Wicker bei Frankfurt am Main, wo<br />
die Familie lebte, fand die Deutschlehrerin keine<br />
Arbeit. Zwei bis drei Jahre hätte sie nochmals<br />
studieren müssen, weil ihr russisches Diplom in<br />
Deutschland nicht anerkannt worden sei. Ihr Mann<br />
Igor hatte Pech: Kaum hatte er eine Stelle als<br />
Bäckergehilfe gefunden, wurde er bald darauf<br />
krank. Die Rückreise war rasch geplant. Zunächst<br />
verließ im Januar 2004 die Großmutter Deutschland,<br />
ein halbes Jahr später kam die Familie nach.<br />
„Unsere Heimat ist hier“, sagte Galina, als sie wieder<br />
in Redkaja Dubrawa war. Inzwischen haben sie auch<br />
wieder Arbeit gefunden.<br />
Solche Beispiele geglückter Rückkehr sind eher<br />
Ausnahmefälle. Doch stellen sich offenbar immer<br />
mehr Russlanddeutsche die Frage, ob für sie eine<br />
Ausreise nach Deutschland überhaupt zur Debatte<br />
steht. „Mir gefällt es hier“, sagt der Deutschstämmige<br />
Wladimir Tschomutzki aus der Stadt Kitschkass<br />
im Orenburger Gebiet in einer Sendung des Kölner<br />
Deutschlandfunks. „Die Lebensbedingungen sind<br />
bei uns jetzt genauso wie in Deutschland. Naja,<br />
vielleicht nicht ganz. Aber leben kann man auch bei<br />
uns.“ Der selbständige Landwirt und Besitzer eines<br />
Cafés bedauert, dass so viele Landsleute die Oblast<br />
verlassen haben. Von den einst 40.000 Russlanddeutschen<br />
sei nur ein Sechstel geblieben. „Wir<br />
hatten mehrere Kolchosen und Sowchosen, die von<br />
Deutschen bewirtschaftet wurden. Jetzt sind die<br />
Deutschen weg, und seitdem stehen diese Betriebe<br />
leer“, klagt Wenali Amelin, der Vorsitzende des<br />
Ausschusses für Nationalitäten in der Orenburger<br />
Gebietsverwaltung.<br />
Der deutschstämmige Gouverneur des Gebiets<br />
Jekaterinburger, Eduard Rossel, will „seine“ Russlanddeutschen<br />
nicht nur halten, am liebsten würde<br />
er Aussiedler aus Deutschland für das Swerdlowsker<br />
Gebiet gewinnen. Er lockt mit 46.000 offenen Stellen<br />
für Handwerker und Facharbeiter. Bislang fand sein<br />
Appell kaum Gehör.<br />
Es stand in der russlanddeutschen Zeitschrift<br />
‚Semljaki’: Die Organisation „Heimatgarten“<br />
hilft Flüchtlingen in Deutschland, in ihre<br />
Heimatländer zurückzukehren – auch nach<br />
Osteuropa. Die kurze Notiz zeigte unerwartete<br />
Wirkung. Knapp vier Wochen später hatten über<br />
hundert russlanddeutsche Aussiedlerfamilien<br />
bei „Heimatgarten“ um Rückkehrhilfe gebeten.<br />
„Die meisten fühlten sich unglücklich in<br />
der Bundesrepublik“, sagt Mitarbeiter Zafar<br />
Sharajabov.<br />
Sharajabov stammt aus Usbekistan und<br />
lebt seit fünf Jahren in Deutschland. Vielen<br />
Ratsuchenden ist es schon eine große Hilfe,<br />
in einer vertrauten Sprache – Russisch – mit<br />
jemandem sprechen zu können. Arbeitslosigkeit,<br />
fehlende Sprachkenntnisse, allgemein falsche<br />
Erwartungen vom Leben in Deutschland, häufig<br />
auch Krankheit – und immer wieder Heimweh<br />
Kaum beachtet: Rückkehrer<br />
sind die Ursachen für Zweifel und nicht selten<br />
auch Verzweiflung.<br />
Wenn dann noch Streitigkeiten in der<br />
eigenen Familie hinzukommen, ist für viele<br />
der Zeitpunkt gekommen, Deutschland den<br />
Rücken zu kehren. Doch: „Sie haben Angst, sich<br />
zu äußern“, sagt Zafar Sharajabov. Wer möchte<br />
schon als undankbar gelten gegenüber dem Staat,<br />
der ihn als Aussiedler aufgenommen hat?<br />
Jedoch finanzielle Unterstützung kann<br />
niemand erwarten. So drastisch das im Einzelfall<br />
klingen mag: Wer als Deutscher in ein anderes<br />
Land auswandern möchte, kann nicht auf<br />
staatliche Hilfe zählen. Es bleibt seine private<br />
Entscheidung. Allerdings geraten zuweilen<br />
Aussiedler ohne eigenes Verschulden in Not. Das<br />
Projekt „Heimatgarten“ der Arbeiterwohlfahrt<br />
(AWO) in Bremerhaven unterstützt diese<br />
Menschen bei der Rückkehr in ihre Heimatländer.<br />
7
2Социальная сфера<br />
8<br />
Когда ностальгия становится невыносимой<br />
Переселенцы возвращаются<br />
назад<br />
Семья Коваленко прожила в Германии полтора<br />
года. А затем родители Галина и Игорь (сегодня<br />
им 30 и 32 года), дочь Оксана, сын Серёжа и<br />
бабушка Ольга Нолл уехали назад в Редкую<br />
Дубраву что в Немецком национальном районе<br />
Гальбштадт. Ирина и Александр Шрейдер и их<br />
сын Артур очень скучали по дому. В начале 90-<br />
х годов они в качестве переселенцев приехали в<br />
Северный Рейн-Вестфалию. Всего десять месяцев<br />
пробыли они в Германии. Сегодня они вновь<br />
живут в Западной Сибири – в своём родном<br />
селе Дегтярка, что также находится в Немецком<br />
национальном районе Гальбштадт.<br />
Нередко переселенцы в Германии испытывают<br />
сильную ностальгию – по селу в России или<br />
Казахстане, по соседям и друзьям, по прежней<br />
работе, а также по привычной природе. Однако<br />
для большинства решение жить в Германии<br />
является окончательным. И не только потому,<br />
что на прежней родине они расстались со<br />
своим домом и имуществом, а для возвращения<br />
часто просто нет денег, а ещё и потому, что в<br />
новом окружении они чувствуют себя всё более<br />
комфортно. Они нашли здесь новых друзей,<br />
а также и некоторые удобства, которых нет<br />
на старой родине. Число российских немцев,<br />
осмелившихся, невзирая на трудности, вернуться,<br />
неизвестно. Официальных данных нет, но в<br />
СМИ время от времени сообщается о семьях,<br />
решившихся на возврат и готовых открыто<br />
говорить об этом.<br />
Например, семья Шрейдер: они страдали от<br />
того, что, несмотря на хорошее знание языка,<br />
не смогли найти работу и друзей. «В Германии<br />
мы были одиноки и ходили в гости разве что<br />
к родителям мужа», - описывает то время в<br />
городе Хамм (Северный Рейн-Вестфалия)<br />
Ирина Шрейдер. Ещё хуже было чувство<br />
зависимости от других. Её муж, в России бывший<br />
предпринимателем и владевший собственной<br />
мельницей, в Германии перебивался подручной<br />
работой и со временем всё больше замыкался<br />
в себе. Самой Ирине, по профессии учителю<br />
немецкого языка, в конце-концов предложили<br />
переучиться на воспитателя детского сада. Но к<br />
этому времени решение вернуться уже созрело.<br />
Свой дом в родной Дегтярке перед отъездом они<br />
не продали, а сдали внаём, поэтому они быстро<br />
обрели крышу над головой и вновь освоились на<br />
старом месте. Для Ирины блеск западного мира<br />
сильно потускнел, хотя она время от времени<br />
сравнивает и проблемы в России ей теперь<br />
«бросаются в глаза сильнее».<br />
Игорь и Галина Коваленко также не<br />
смогли осесть в Германии. В разговоре с<br />
корреспондентом газеты российских немцев<br />
«Цайтунг фюр Дих» Галина поделилась своим<br />
взглядом на жизнь и высказала предположение,<br />
что материальная помощь переселенцам с<br />
введением Евро была сокращена. В деревне<br />
... oder gehen?<br />
... или уезжать?
виноделов Викер, что под Франкфуртом-на-<br />
Майне, где она, преподаватель немецкого языка,<br />
жила с семьёй, работы для неё не было. Ей<br />
пришлось бы учиться ещё два-три года, поскольку<br />
её российский диплом в Германии не признали.<br />
Её мужу Игорю просто не везло – не успел он<br />
получить место помощника пекаря, как вскоре<br />
заболел. Решение вернуться было принято быстро.<br />
Вначале Германию в январе 2004 года покинула<br />
бабушка, полгода спустя за ней последовала вся<br />
семья. «Наша родина здесь», - сказала Галина по<br />
возвращении в Редкую Дубраву. Сейчас оба они<br />
уже работают.<br />
Такие примеры счастливого возвращения<br />
являются скорее исключением. Многие<br />
российские немцы всё чаще задаются вопросом,<br />
стоит ли вообще ехать в Германию. «Мне здесь<br />
нравится», - говорит немец по происхождению<br />
Владимир Чомутский из города Кичкас что в<br />
Оренбургской области в интервью кёльнскому<br />
радио «Дойчландфунк». – «Условия жизни у нас<br />
такие же, как в Германии. Ну, может не совсем<br />
такие же. Однако жить у нас можно». Фермер<br />
и владелец кафе он сожалеет, что так много<br />
земляков покинули область. Из некогда 40000<br />
российских немцев осталась едва ли шестая<br />
часть. «У нас было много колхозов и совхозов,<br />
где трудились немцы. Теперь немцев нет и<br />
предприятия простаивают», - сетует Веналий<br />
Амелин, председатель оренбургского областного<br />
комитета по делам национальностей.<br />
Губернатор Свердловской области, немец<br />
по происхождению, Эдуард Россель хочет не<br />
только удержать «своих российских немцев»,<br />
но и заполучить переселенцев из Германии<br />
в Свердловскую область. Он надеется, что<br />
немцев привлекут 46000 вакантных мест для<br />
квалифицированных рабочих. Однако его призыв<br />
пока не услышан.<br />
Вне поля зрения общественности: возвращенцы<br />
В газете российских немцев «Земляки»<br />
было опубликовано объявление: организация<br />
«Хайматгартен» помогает беженцам в<br />
Германии вернуться на родину, в том числе и<br />
в Восточной Европе. Эффект от маленького<br />
объявления оказался неожиданным. Спустя<br />
четыре недели число семей переселенцев<br />
- российских немцев, обратившихся за<br />
помощью в «Хайматгартен» перевалило<br />
за сотню. «Большинство чувствуют себя<br />
несчастливыми в Германии»,- говорит<br />
сотрудник организации Зафар Шараябов.<br />
Сам Шараябов родом из Узбекистана<br />
и проживает в Германии 5 лет. Многим<br />
нуждающимся легче уже просто от того,<br />
что они могут поговорить на привычном<br />
русском языке. Безработица, незнание языка,<br />
неверные общие представления о жизни в<br />
Германии, зачастую и болезнь, и почти всегда<br />
– ностальгия – вот причины для сомнения, а<br />
нередко - и отчаяния.<br />
Когда и в семье начинаются разлады, то для<br />
многих наступает момент для окончательного<br />
разрыва с Германией. Однако, как отмечает<br />
Зафар Шараябов: «Они боятся говорить<br />
вслух о своих проблемах». Кому же хочется<br />
прослыть неблагодарным к стране, которая<br />
приняла его как переселенца?<br />
Однако на финансовую поддержку<br />
рассчитывать не приходится. Как это<br />
ни жёстко иной раз звучит: немецким<br />
гражданам, желающим переселиться в<br />
другую страну, не оказывается помощь со<br />
стороны государства. Решение эмигрировать<br />
является личным делом каждого.<br />
Порой многие переселенцы невольно<br />
попадают в сложные жизненные ситуации.<br />
Проект благотворительной организации<br />
AWO в Бремерхафене «Хайматгартен»<br />
помогает таким людям при возвращении на<br />
свою прежнюю родину.<br />
9
3Sprache<br />
Babylon an der Wolga<br />
Eine russlanddeutsche Sprache hat sich nie entwickelt<br />
Ein rechtes Durcheinander herrschte in den deutschen<br />
Dörfern Russlands, die bald an der Wolga entstanden,<br />
nachdem Katharina die Große dazu eingeladen hatte, den<br />
fruchtbaren und fast menschenleeren Landstrich zu<br />
besiedeln. Die zugewanderten Bauern – zwischen 1764 und<br />
1767 war ihre Zahl schon auf 23.000 angewachsen –<br />
mussten nicht nur mühsam den Boden bereiten für die<br />
ersten Ernten, sie kämpften auch mit Sprachproblemen<br />
innerhalb der eigenen Dörfer: Die Dialekte der Zuwanderer<br />
aus den deutschen Ländern waren zu verschieden.<br />
Kamen die neuen Wolgabauern doch aus Hessen, der<br />
Pfalz, Württemberg, den Rheinlanden und vielen anderen<br />
Gegenden, etwa aus dem Elsass, aus Lothringen und aus<br />
der Schweiz. Die Mundarten reichten vom Schwäbischen,<br />
Bayerischen, Hessischen, Sächsischen bis zum ‚Platt’ der<br />
niederdeutschen Regionen. Allein im Wolgadörfchen<br />
Preuß siedelten Zugereiste aus 129 teils weit auseinander<br />
liegenden Herkunftsorten. Hochdeutsch, auf das man sich<br />
hätte verständigen können, war damals noch kaum<br />
verbreitet.<br />
Unter Spätaussiedlern ist das heute noch so. Vor allem<br />
ältere Menschen, die Deutsch nicht in Sprachkursen<br />
oder an der Universität, sondern in der Familie bei Eltern<br />
und Großeltern gelernt haben, verwenden Dialekte.<br />
Die Sprachwissenschaftlerin Nina Berend vom Institut<br />
für deutsche Sprache in Mannheim hat das neugierig<br />
gemacht. Seit vielen Jahren forscht die Linguistin, die<br />
selbst als Aussiedlerin nach Deutschland kam, über die<br />
Herkunft der russlanddeutschen Dialekte. In einem<br />
Projekt zum Thema „Sprache und Dialekte der Deutschen<br />
in Russland in Geschichte und Gegenwart“ arbeitet sie<br />
derzeit mit russischen Kollegen an einer Untersuchung<br />
der russlanddeutschen Mundarten, die im Laufe der<br />
vergangenen Jahrhunderte hörbar russische Einsprengsel<br />
aufgenommen haben.<br />
Wie aber war es zu Beginn der deutschen Ansiedlung<br />
in Russland, als die Kommunikation noch schwierig war?<br />
Man wusste sich zu helfen. Die Dialekte wurden wild<br />
gemischt, bis im Dorf oder in einer Ansammlung benachbarter<br />
Dörfer endlich Verständigung herrschte. Mit<br />
diesem „atemberaubenden Prozess“, so der Sprachwissenschaftler<br />
Peter Rosenberg in einer Studie der Viadrina-<br />
Universität in Frankfurt/Oder, beschäftigte sich später der<br />
namhafte wolgadeutsche Dialektforscher Georg Dinges.<br />
Um Beispiele dafür zu finden, wie sich die Dialekte<br />
entwickelten, erwanderte er, der 1891 im Wolgadorf<br />
Blumenfeld geboren worden war, zwischen 1925 bis 1929<br />
sämtliche wolgadeutschen Mutterkolonien. Als Professor<br />
der Tschernyschewski-Universität in Saratow und Leiter<br />
der „Zentralstelle für die Erforschung der wolgadeutschen<br />
Mundarten“ in Engels ließ er sich aus Deutschland<br />
sprachwissenschaftliche Werke schicken und lud Kollegen<br />
zum wissenschaftlichen Diskurs ein.<br />
Die leidenschaftliche Beschäftigung mit den Dialekten<br />
seiner Landsleute sollte ihm jedoch bald zum Verhängnis<br />
werden. Wegen „konterrevolutionärer Aktivitäten“<br />
und „nationalistischer Propaganda“ wurde Dinges 1932<br />
verhaftet und nach Westsibirien verbannt. Sechs Monate<br />
später starb er in Tomsk an Typhus. Seine Forschungsergebnisse<br />
aber sind bis heute gültig und werden auch von<br />
Nina Berend bestätigt: Die Vermischung der Dialekte in<br />
den ersten hundert Jahren der Siedlungsgeschichte hat<br />
zwar eine Verständigung in den Dörfern ermöglicht. Doch<br />
ein eigenständiges ‚Russlanddeutsch’ für alle Ansiedlungen<br />
hat sich nicht entwickelt. Dazu war die Zeit zu<br />
kurz. „Die Deutschen in Russland haben Kolonien gebildet“,<br />
schreibt Peter Rosenberg, „jedoch nie eine einheitliche<br />
Sprachgemeinschaft.“<br />
Vollends behindert wurde der Weg zu einem allgemein<br />
verständlichen Russlanddeutsch durch die Deportationen<br />
der deutschstämmigen Bevölkerung 1941 nach<br />
Sibirien und Zentralasien. Die alten Dörfer lösten sich<br />
zwangsweise auf und setzten sich, wenn überhaupt, nach<br />
dem Krieg völlig neu zusammen mit Deutschen von der<br />
Wolga, aus dem Kaukasus, dem Schwarzmeergebiet oder<br />
von der Krim. Die unterbrochene Entwicklung der<br />
Dialekte wäre vielleicht wiederaufgenommen worden,<br />
wären sie überhaupt noch gesprochen worden. Denn<br />
fortan war es – jedenfalls in der Öffentlichkeit – verpönt,<br />
deutsch, die „Sprache der Faschisten“, zu sprechen.<br />
Mit den zumeist älteren Aussiedlern, die die russlanddeutschen<br />
Dialekte aus Kindheitstagen noch sprechen,<br />
geht die Erinnerung<br />
daran wohl bald<br />
verloren. Doch bis es<br />
soweit ist, will Nina<br />
Berend noch möglichst<br />
viel zusammentragen.<br />
Den jüngeren Generationen<br />
will sie mit ihrer<br />
Forschung ein Stück<br />
sprachlicher Heimat<br />
zurückgeben. Auch<br />
wenn sie für immer<br />
verloren ist.<br />
Die Sprachforscherin Nina Berend<br />
an ihrem Arbeitsplatz<br />
Языковед Нина Беренд на<br />
рабочем месте<br />
10
Язык<br />
Вавилон на Волге<br />
Единый для всех российских немцев язык так и не сформировался<br />
Настоящая разноголосица царила в немецких деревнях<br />
России, которые возникли вскоре после призыва<br />
Екатерины Великой поселиться на плодородных и<br />
почти безлюдных землях Поволжья. Прибывшие<br />
крестьяне, численность которых достигла с 1764 по 1767<br />
годы 23 тысяч человек, вынуждены были не только с<br />
большим трудом готовить почву для первых урожаев,<br />
им пришлось также преодолевать языковые проблемы<br />
в собственных поселениях: диалекты иммигрантов из<br />
немецких княжеств были слишком различны. Ведь<br />
поволжские колонисты прибыли из Гессена, Пфальца,<br />
Вюртемберга, из рейнских княжеств и многих других<br />
местностей, к примеру, из Эльзаса, Лотарингии и<br />
Швейцарии. Среди диалектов были распространены<br />
как швабский, баварский, гессенский, саксонский,<br />
так и «плат» из нижнегерманских регионов. Только в<br />
поволжской деревушке Пройс поселились выходцы из<br />
129 частично далеко друг от друга разбросанных мест<br />
происхождения в Германии. Литературный немецкий<br />
язык, который мог бы помочь установлению понимания,<br />
был тогда мало распространён.<br />
Среди переселенцев ситуация не изменилась и<br />
до сего дня. Прежде всего пожилые люди, изучавшие<br />
немецкий не на языковых курсах или в университетах,<br />
а унаследовавших его от родителей и бабушекдедушек,<br />
говорят на диалекте. Языковед Нина<br />
Беренд из института немецкого языка в Мангейме<br />
заинтересовалась этой темой. Уже многие годы<br />
лингвист Беренд, сама прибывшая в Германию в<br />
качестве переселенки, изучает происхождение диалектов<br />
российских немцев. Совместно с российскими коллегами<br />
в рамках проекта «Языки и диалекты немцев России<br />
в истории и современности» она исследует диалекты<br />
российских немцев, в которых за прошедшие столетия<br />
появились заметные вкрапления из русского языка.<br />
Как обстояли однако дела<br />
в самом начале немецкого<br />
поселения в России,<br />
когда коммуникация была<br />
ещё затруднена? Однако<br />
решение нашлось. Диалекты<br />
невероятно смешивались до<br />
тех пор, пока в деревне или<br />
группе соседних деревень<br />
наконец не возникало<br />
понимание на языковом<br />
уровне. Этим «захватывающим<br />
дух процессом», как его<br />
охарактеризовал лингвист<br />
Петер Розенберг в одном<br />
научном труде университета<br />
Виадрина (Франкфурт-на-<br />
Die Erkenntnisse von Georg Dinges hat Nina Berend im<br />
„Wolgadeutschen Sprachatlas“ verarbeitet<br />
Материалы работы Георга Дингеса Нина Беренд<br />
использовала в научном труде<br />
»Языковой атлас немцев Поволжья»<br />
Одере), занимался позднее известный исследователь<br />
диалектов поволжский немец Георг Дингес. Чтобы<br />
найти примеры того, как развивались диалекты,<br />
Дингес, родившийся в 1891 году в поволжской деревне<br />
Блюменфельд, объездил в 1925-29 гг. все материнские<br />
колонии поволжских немцев. Будучи профессором<br />
университета им.Чернышевского в Саратове и<br />
руководителем «Центра исследований диалектов<br />
поволжских немцев» в Энгельсе он выписывал из<br />
Германии лингвистическую литературу и приглашал<br />
германских коллег на научные дискуссии.<br />
Однако страстное увлечение диалектами земляков<br />
стало и его роком. В 1932 году по обвинению в<br />
«контрреволюционной деятельности» и «националистической<br />
пропаганде» Дингес был арестован и сослан в<br />
Сибирь. Шесть месяцев спустя он умер в Томске от<br />
тифа. Его исследования однако актуальны и по сей день<br />
и подтверждаются также Ниной Беренд: смешение<br />
диалектов в первые столетия поселенческой истории<br />
хотя и обеспечивало понимание в сёлах, однако общего<br />
языка российских немцев для всех поселений так и не<br />
возникло. Для этого просто не хватило времени. «Немцы<br />
в России образовали колонии, - пишет Петер Розенберг,<br />
- однако они не создали единого языкового<br />
пространства».<br />
Развитие общепонятного единого языка российских<br />
немцев было полностью блокировано депортацией<br />
немецкого населения в 1941 году в Сибирь и<br />
Центральную Азию. Старые деревни вынужденно<br />
расформировались и сложились вновь, если это<br />
вообще удалось, после войны на абсолютно новой<br />
основе немцами с Волги, Кавказа, Причерноморья и<br />
Крыма. Прерванное развитие диалектов могло бы быть<br />
продолжено, если бы они были в обращении. Ведь с<br />
того времени стало предосудительным, по меньшей<br />
мере публично, говорить<br />
по-немецки – «на языке<br />
фашистов».<br />
Вместе с преимущественно<br />
пожилыми переселенцами,<br />
которые ещё с детства говорят<br />
на диалектах российских<br />
немцев, будет вскоре утрачена<br />
и память о них. Однако,<br />
прежде чем это произойдёт,<br />
Нина Беренд намерена<br />
собрать как можно больше<br />
материала. Своей работой<br />
она хочет вернуть молодым<br />
поколениям кусочек их<br />
языковой родины. Даже если<br />
она и потеряна навсегда.<br />
11
4Medien<br />
12<br />
DAZ: Neuer Webauftritt<br />
Die „Deutsche Allgemeine Zeitung“ (DAZ) in Almaty<br />
hat ihren Internetauftritt überarbeitet und präsentiert<br />
sich jetzt frischer und übersichtlicher. In diesem<br />
Jahr begeht die DAZ ihr 40-jähriges Jubiläum.<br />
Gegründet als Organ der deutschen Minderheit in<br />
Kasachstan, wendet sie sich heute zudem an Leser<br />
mit Interesse an der deutschen Sprache, an Kultur<br />
und Gesellschaft Deutschlands. Die Wochenzeitung<br />
erscheint auf deutsch und russisch und hat eine<br />
Auflage von 2.200 Exemplaren.<br />
http://www.deutsche-allgemeine-zeitung.de<br />
ZfD: Letzter Auftritt<br />
Fast ein halbes Jahrhundert nach ihrer Gründung<br />
hat die im westsibirischen Slawgorod erscheinende<br />
„Zeitung für Dich“ (ZfD) zum Jahresende 2005 ihr<br />
Erscheinen in der bisherigen Form eingestellt. Auf<br />
Beschluss der Verwaltung der Altairegion soll ab<br />
Januar einmal monatlich eine deutsche Beilage für<br />
die in Barnaul erscheinende Tageszeitung „Altajskaja<br />
Prawda“ produziert werden. Die zunächst dreiköpfige<br />
Redaktion wird weiterhin in Slawgorod tätig<br />
sein. Nach Darstellung von Chefredakteurin Maria<br />
Alexenko könnte die Zahl der Mitarbeiter zur Jahresmitte<br />
auf fünf oder sechs erhöht werden, wenn es<br />
gelingt, die Beilage vierzehntägig herauszubringen.<br />
Darüber werde derzeit mit dem Russisch-Deutschen<br />
Haus in Barnaul und mit der Entwicklungsgesellschaft<br />
Halbstadt im gleichnamigen Deutschen Nationalen<br />
Rayon verhandelt.<br />
1957 war das Blatt in Slawgorod unter dem Titel<br />
„Rote Fahne“ geschaffen worden. Über die politischen<br />
Interessen zur Gründung deutschsprachiger<br />
Zeitungen in jenen Jahren macht sich der Historiker<br />
und spätere Chefredakteur Josef Schleicher keine Illusionen:<br />
„Die enge Verbindung der Redaktionen der<br />
deutschsprachigen Zeitungen mit den Parteistrukturen<br />
diente folgendem Hauptziel: Unterdrückung der<br />
freien Meinungsäußerung und ‚Schönschreiben’ der<br />
Wirklichkeit.“ Seit 1991 – im Gefolge von Perestroika<br />
und Glasnost - trägt die Zeitung den Titel „Zeitung<br />
für Dich“ und widmet sich neben Berichten über<br />
lokale Ereignisse auch der Geschichte und Identität<br />
der Russlanddeutschen.<br />
In jüngster Zeit war der Druck der Behörden<br />
immer stärker geworden, die deutsche Sprache zu<br />
Gunsten des Russischen aufzugeben und die ZfD-<br />
Redaktion möglichst nach Barnaul zu verlegen. Seit<br />
Oktober wird die Redaktionsarbeit vom Chef des<br />
örtlichen Pressekomitees geleitet, der zugleich Vorsitzender<br />
der Liquidierungskommissison ist.<br />
„Ein letzter Spatenstich“<br />
Bis zu seiner Ausreise nach Deutschland 1998 war der<br />
Historiker Josef Schleicher sechs Jahre lang Chefredakteur<br />
der „Zeitung für Dich“.<br />
Heute lebt er in Bergisch-Gladbach<br />
in Nordrhein-Westfalen und ist derzeit<br />
für die Landsmannschaft der<br />
Deutschen aus Russland Projektleiter<br />
der Wanderausstellung „Volk<br />
auf dem Weg“, die vom Bundesinnenministerium<br />
gefördert wird.<br />
In einem persönlichen Rückblick<br />
schreibt Schleicher:<br />
„ ... Es war eine Zeitung, die immer enge Kontakte<br />
zur ihrer Leserschaft pflegte. Wie viele tolle Aktionen<br />
führte die Redaktion durch! Es waren Leserkonferenzen,<br />
Gründung des Rote-Fahne-Klubs bzw. Wiedergeburt-Zweigstelle,<br />
Schülerwettbewerbe, Herausgabe<br />
von Kinder-, Lehr-, Geschichtsbüchern, Organisation<br />
humanitärer Hilfe, Verbreitung von deutschsprachigen<br />
Büchern usw.<br />
Es waren auch trübe Zeiten, als Anfang der neunziger<br />
Jahre die Finanzierung holperte und wir versuchten,<br />
die ersten Schritte in Richtung Marktwirtschaft<br />
zu gehen. Schade, dass die Leserschaft nicht nur der<br />
Zeitung, sondern auch Russland den Rücken kehrte.<br />
Auch ich bin weggegangen. Und die Zusammenarbeit<br />
mit der Redaktion von Deutschland aus war all die Jahre<br />
ein enger Draht zur russischen Heimat. Anderseits ist es<br />
mir klar, dass wir Deutsche in Russland als Volksgruppe<br />
keine Zukunft haben.<br />
Was nicht heißt, dass die deutsche Sprache und Kultur<br />
in dem größten Land der Welt niemanden interessieren<br />
wird. Das Beispiel, wie viele Russen jahrelang als<br />
Leser und Autoren der Zeitung treu waren, ist ein guter<br />
Beweis dafür. Leider verstehen die Herausgeber von<br />
heute nicht die Bedeutung eines Mediums in deutscher<br />
Sprache. Für mich ist die Schließung der Zeitung ein<br />
letzter Spatenstich bei der Beerdigung des Deutschtums<br />
in der Altairegion. Aber das Leben geht weiter, und den<br />
Bedarf an deutschsprachigen Medien in Russland wird<br />
es noch viele Jahre geben.“
СМИ<br />
ДАЦ: Новый интернетсайт<br />
«Дойче Альгемайне Цайтунг» (ДАЦ) в Алматы<br />
переработала своё интернет-представительство<br />
и сделало его более свежим и наглядным. В<br />
этом году ДАЦ отметит свой 40-летний юбилей.<br />
Основанная в своё время в качестве печатного<br />
органа немецкого меньшинства в Казахстане,<br />
сегодня она ориентируется также на читателей,<br />
интересующихся немецким языком, культурой и<br />
общественной жизнью Германии. Еженедельник<br />
выходит на русском и немецком языках тиражом<br />
в 2200 экземпляров.<br />
http://www.deutsche-allgemeine-zeitung.de<br />
ЦфД: Последний выход<br />
К концу 2005 года, спустя почти полстолетия<br />
со дня основания, прекратила выход в прежней<br />
форме газета «Цайтунг фюр Дих» (ЦфД) в<br />
западносибирском Славгороде. По решению<br />
руководства Алтайского края с января будет<br />
выходить раз в месяц приложение на немецком<br />
языке к выходящей в Барнауле ежедневной газете<br />
«Алтайская правда». Редакция, состоящая из пока<br />
ещё трёх человек, будет размещаться по-прежнему<br />
в Славгороде. По словам главного редактора<br />
Марии Алексенко, число сотрудников может<br />
возрасти к середине года до пяти-шести человек,<br />
если удастся выпускать приложение каждые<br />
две недели. Об этом сейчас ведутся переговоры<br />
с Российско-Немецким Домом в Барнауле и<br />
Обществом развития Гальбштадт из одноимённого<br />
Немецкого национального района.<br />
Газета возникла в 1957 году в Славгороде<br />
под названием «Роте Фане». О политических<br />
мотивах основания газеты в те годы историк<br />
и бывший главный редактор Йозеф Шляйхер<br />
не питает иллюзий: «Тесная связь редакций<br />
немецкоязычных газет с партийными структурами<br />
служила главной цели: подавлению свободы<br />
мнений и приукрашиванию действительности».<br />
С 1991 года - как следствие перестройки и<br />
гласности – газета носит название «Цайтунг фюр<br />
Дих» и наряду с освещением местных событий<br />
пишет об истории и самоидентичности российских<br />
немцев.<br />
В последнее время государственные органы<br />
оказывали всё более сильное давление с целью<br />
сменить немецкий язык в пользу русского и,<br />
по возможности, перевести редакцию ЦфД в<br />
Барнаул. С октября работой редакции руководит<br />
председатель местного Комитета по печати,<br />
который одновременно является председателем<br />
ликвидационной комиссии.<br />
«Последняя горсть земли на могилу»<br />
До переселения в Германию в 1998 году историк<br />
Йозеф Шляйхер шесть лет возглавлял газету<br />
«Цайтунг фюр Дих». Сейчас он проживает в городке<br />
Бергиш –Гладбах в Северной Рейн-Вестфалии и<br />
руководит проектом передвижной выставки «Народ<br />
в пути». Этот проект осуществляется Землячеством<br />
немцев из России при поддержке Министерства<br />
внутренних дел. В своих личных воспоминаниях<br />
Шляйхер пишет :<br />
« ... Это была газета, всегда поддерживавшая<br />
тесные контакты со своими читателями. Как<br />
много замечательных мероприятий провела<br />
редакция! Это были читательские конференции,<br />
основание клуба «Роте Фане», филиала организации<br />
«Видергебурт», олимпиады школьников, издательство<br />
детской, учебной и исторической литературы,<br />
организация гуманитарной помощи, распространение<br />
немецкоязычных книг и т.д.<br />
Бывали и мрачные времена, когда в начале<br />
90-х годов возникли проблемы с финансированием и<br />
мы пытались сделать первые шаги в направлении<br />
рыночной экономики. Жаль, что читатели отвернулись<br />
не только от газеты, но и от России. Уехал<br />
и я. Сотрудничество с редакцией уже из Германии<br />
было все эти годы тесной связью с русской Родиной.<br />
С другой стороны мне ясно, что мы – немцы в России<br />
– не имеем будущего как национальное меньшинство.<br />
Что однако не означает, что немецкий язык и<br />
культура больше никого не будут интересовать в<br />
этой самой большой стране мира. Тот факт, что<br />
многие русские, будучи читателями и авторами,<br />
годами хранили верность газете, является лучшим<br />
доказательством тому. К сожалению, современные<br />
издатели не понимают значения прессы на немецком<br />
языке. Закрытие газеты для меня – последняя горсть<br />
земли, брошенная на могилу немецкого меньшинства<br />
в Алтайском крае. Однако жизнь продолжается и<br />
потребность в немецкоязычной прессе в России будет<br />
сохраняться ещё долгие годы».<br />
13
5Neuerscheinungen<br />
Aufgewachsen im 20. Jahrhundert<br />
Fünf Jahrzehnte umfassen die Kindheits- und Jugenderinnerungen,<br />
die der Verlag eine „Anthologie<br />
des Verstehens“ nennt. Die Bandbreite reicht von<br />
Gottlieb Eirich, der 1925 in der Autonomen Wolgarepublik<br />
zur Welt kam, bis zu Eugen Maul, der seit 1993<br />
in Deutschland lebt und derzeit in Erlangen studiert.<br />
So weit gespannt der zeitliche Bogen, so vielschichtig<br />
sind die thematischen Gewichtungen der Autoren.<br />
Wie ein roter Faden durchziehen die Geschichten<br />
immer auch Überlegungen zum Verhältnis zwischen<br />
Russen und Deutschen in Russland – Beziehungen<br />
zuweilen von Misstrauen und Feindseligkeit, aber<br />
auch von Freundschaft und gegenseitigem Beistand.<br />
Da wechseln schlichte Kindheitsbetrachtungen<br />
ab mit schonungslosen Schilderungen dramatischer<br />
Familienschicksale. Immer wieder steht die Armut<br />
im Mittelpunkt des Erlebten, vor allem bei den<br />
Berichten der älteren Autoren. Auch der Verlust der<br />
Väter, die aus den Arbeitslagern nicht mehr heimgekehrt<br />
sind, zählt zu den prägendsten Erinnerungen.<br />
Aus der Reihung der Erzählungen ergibt sich zudem<br />
ein erhellendes Bild der Phasen sowjetischer Politik<br />
gegenüber der russlanddeutschen Bevölkerung über<br />
die Jahrzehnte.<br />
Literaturkreis der Deutschen aus Russland (Hg.)<br />
Kindheit in Russland – Erzählungen und Erinnerungen<br />
russlanddeutscher Autoren – Vechta-Langförden<br />
(Geest-Verlag) 2005 – 314 Seiten, 12,50 Euro,<br />
ISBN 3-937844-58-9<br />
Wie Integration gelingen kann<br />
Integration ist Aufgabe der Zuwanderer; Integration<br />
ist aber auch Aufgabe der Gesellschaft, die Zuwanderer<br />
bei sich aufnimmt; eine Binsenweisheit. Nur<br />
herumgesprochen hat sich dies noch nicht. Jedenfalls<br />
noch nicht ausreichend. Es ist ja auch noch gar<br />
nicht so lange her, da sich Staat und Regierung die<br />
Integration von Menschen aus anderen Ländern, die<br />
in Deutschland leben wollen, zur Aufgabe gemacht<br />
haben. Die lange Debatte um das so genannte Zuwanderungsgesetz<br />
hat das Thema in Kommunen, auf<br />
Länder- und Bundesebene zusätzlich entfacht. Doch<br />
immer noch sind viele Fragen offen: Welche Wege<br />
der Integration sind die besten, gibt es Modelle, von<br />
denen man lernen kann, wie lassen sich Brücken bauen<br />
zwischen den alten und neuen Einheimischen?<br />
Eine Vielzahl von Anregungen gibt „Streetsoccer<br />
& Co.“ Die Herausgeberin, Rita Süssmuth, war in den<br />
achtziger Jahren Gesundheits- und Familienministerin,<br />
später zehn Jahre lang Präsidentin des Bundestages.<br />
Darüber hinaus leitete sie den Sachverständigenrat<br />
für Zuwanderung, der das Zuwanderungsgesetz<br />
inhaltlich vorbereitet hat. Viele Initiativen, die hier<br />
vorgestellt werden, betreffen auch die zweitgrößte<br />
Gruppe von Zuwanderern in Deutschland: russlanddeutsche<br />
Aussiedler. Zum Beispiel die „Bergedorfer<br />
Gesprächswerkstatt“, die schließlich gar zu einem<br />
Buchprojekt wurde. Aussiedler aller Altergruppen<br />
berichteten aus ihrem Leben und darüber, wie sie<br />
nach Deutschland kamen. Das schafft Nähe und<br />
Verständnis und vermittelt zudem die Gewissheit,<br />
dass manche Probleme in der neuen Gesellschaft von<br />
vielen anderen geteilt werden.<br />
Rita Süssmuth (Hrsg.) – Streetsoccer und Co. – Wie<br />
Integratioin gelingen kann – Hamburg (edition Körber-<br />
Stiftung) 2005<br />
206 Seiten, 12,00 Euro, ISBN 3-89684-047-9<br />
14
Neuerscheinungen<br />
Wegweiser für Spätaussiedler<br />
Für Aussiedler im Landkreis Ludwigslust in Mecklenburg-Vorpommern<br />
hat die Migrationsbeauftragte<br />
einen Leitfaden vorgelegt, der nicht nur den Kontakt<br />
zu Behörden erleichtern soll. Der Wegweiser soll vielmehr<br />
Neuankömmlingen die ersten Schritte in den<br />
bundesdeutschen Alltag erleichtern. Der Willkommensgruß<br />
des Landkreises bietet auch viel Wissenswertes<br />
für Aussiedler, die nicht in Ludwigslust leben<br />
– und schließlich auch allen, die eine Ausreise nach<br />
Deutschland planen.<br />
Der erste Ratschlag in dem knapp 80-seitigen<br />
Wegweiser könnte sich schon als der nützlichste<br />
erweisen: „Fragen Sie lieber einmal mehr nach!!!“<br />
Der Tipp scheint aus der Erfahrung geboren. Die<br />
Autorinnen kennen offenbar ihre Gegenüber gut.<br />
Aussiedler aus Russland oder Kasachstan sind häufig<br />
eher zurückhaltend, wenn es darum geht, Interessen<br />
zu formulieren, Antworten zu fordern, Rechte zu<br />
bestimmen.<br />
Die Informationen verstehen sich darüber hinaus<br />
auch als Einladung, sich aktiv am Gemeindeleben<br />
zu beteiligen. Von der Anmeldung im Rathaus bis zu<br />
Verbraucherberatung und Wohnungssuche reichen<br />
die Ratschläge, Informationen und Anregungen.<br />
Die Broschüre ist zweisprachig – russisch und<br />
deutsch – und soll fortlaufend aktualisiert werden.<br />
Zu bestellen ist der Wegweiser bei<br />
gleichstellung@ludwigslust.de.<br />
Im Internet hält die Webseite des Kreises Ludwigslust<br />
die Broschüre als Download bereit:<br />
http://www.kreis-lwl.de (1 MB).<br />
„Niemand wird allein gelassen“<br />
Ratgeber Gesundheit für Zuwanderer<br />
Informationen zum Thema Gesundheit hält eine Broschüre<br />
des Ethno-Medizinischen Zentrums in Hannover<br />
bereit, die sich vor allem an Zuwanderer richtet.<br />
Vom Routinebesuch beim Arzt bis zu Ratschlägen<br />
für den Notfall enthält das 50-seitige Bändchen alles,<br />
um sich einigermaßen sicher durch den Dschungel<br />
des deutschen Gesundheitssystems zu bewegen. Die<br />
Broschüre mit dem Titel „Gesundheit Hand in Hand“<br />
ist in zahlreichen Sprachen erschienen, darunter<br />
auch auf Russisch.<br />
Welche Versicherung ist die richtige? In welchen<br />
Fällen bezahlt eine Versicherung und wann nicht?<br />
Darf man beim Arztbesuch als Patient auch Fragen<br />
stellen oder besser nicht? Und was ist zu bedenken,<br />
wenn man gar einmal ins Krankenhaus muss? Auf<br />
diese Fragen gibt der Gesundheitswegweiser Antworten.<br />
Nützlich ist der Ratgeber gewiss nicht nur für<br />
Aussiedler, die bereits in Deutschland leben – auch<br />
wer die Ausreise nach Deutschland plant, kann hier<br />
wichtige Kenntnisse einholen.<br />
Belegt ist, dass Zuwanderer allgemein weniger<br />
gute Chancen haben, gesund zu bleiben, weil sie das<br />
Gesundheitssystem seltener in Anspruch nehmen.<br />
Oft ist es schwierig genug, den Alltag zu bewältigen,<br />
so dass die Vorsorge für die eigene Gesundheit<br />
häufig nicht bedacht wird. Vielfach scheuen Zuwanderer<br />
auch davor zurück, zum Arzt zu gehen, oder<br />
sie warten zu lange, ärztliche Hilfe einzuholen. Das<br />
gilt vor allem für ältere Menschen, die zuweilen kein<br />
Vertrauen zu staatlichen Stellen, Behörden oder<br />
Ärzten haben.<br />
In gedruckter Form kann die kostenlose Broschüre<br />
bestellt werden bei:<br />
Ethno-Medizinisches Zentrum, Königstraße 6,<br />
30175 Hannover, Tel. 05 11 - 16 84 10 20;<br />
Fax 05 11 - 45 72 15; E-Mail: ethno@onlinehome.de.<br />
Im Internet:<br />
Download russisch (1,7 MB): http://www.bkk-promig.de/wegweiser-download/online_mimi2005_russisch_050915.pdf<br />
Download deutsch (1,6 MB): http://www.bkk-promig.de/wegweiser-download/online_mimi2005_deutsch_050915.pdf<br />
15
5Книжные<br />
новинки<br />
Поколения 20-го века<br />
Пять десятилетий охватывают воспоминания<br />
о детстве и юношестве, которые издательство<br />
называет «Антологией понимания». В книге<br />
представлены несколько поколений авторов,<br />
от Готлиба Ейриха, родившегося в 1925 году<br />
в Автономной Республике немцев Поволжья,<br />
до Ойгена Мауля, студента ВУЗа в Эрлангене,<br />
проживающего в Германии с 1993 года. Насколько<br />
широк временной диапазон, настолько же<br />
многопланов выбор тем авторами. Красной<br />
нитью через все рассказы проходит тема<br />
взаимоотношений русских и немцев в России<br />
– порой проникнутых недоверием и враждой, но<br />
также и дружбой и солидарностью.<br />
Незатейливые воспоминания о детстве<br />
перемежаются с бескомпромиссными описаниями<br />
драматических семейных историй. Вновь и вновь<br />
в центре внимания повествования оказываются<br />
бедность и лишения, прежде всего у авторов<br />
постарше. Потеря отцов, не вернувшихся из<br />
трудовых лагерей, также оставила неизгладимый<br />
след в воспоминаниях. Собранные в сборнике<br />
рассказы создают чёткую картину смены<br />
различных фаз советской политики по отношению<br />
к российским немцам.<br />
Literaturkreis der Deutschen aus Russland (Hg.)<br />
Kindheit in Russland – Erzählungen und<br />
Erinnerungen russlanddeutscher Autoren<br />
Vechta-Langförden (Geest-Verlag) 2005<br />
314 Seiten, 12,50 Euro, ISBN 3-937844-58-9<br />
Как интеграция может быть<br />
успешной<br />
Интеграция - задача не только самих<br />
иммигрантов, но и общества, принимающего<br />
иммигрантов. Это очевидная истина. Однако<br />
известна она не всем. Во всяком случае,<br />
знают о ней недостаточно много людей. Ведь<br />
с тех пор, как государство всерьёз решило<br />
заняться интеграцией людей из других стран,<br />
живущих в Германии, прошло немного времени.<br />
Продолжительные дебаты о так называемом<br />
Законе об иммиграции дополнительно разожгли<br />
споры на эту тему в коммунах, на земельном и<br />
федеральном уровнях. Однако многие вопросы всё<br />
ещё открыты: какие пути интеграции являются<br />
лучшими, существуют ли модели, у которых<br />
можно поучиться, как можно навести мосты<br />
между старым и новым местным населением?<br />
Большое количество идей содержится в книге<br />
«Streetsoccer und Co. – Wie Integration gelingen<br />
kann». Её автор Рита Зюсмут в 80-е годы была<br />
министром здравоохранения и семьи, позднее<br />
– 10 лет президентом бундестага. Кроме того она<br />
возглавляла Совет экспертов по иммиграции,<br />
который и готовил содержательно Закон об<br />
иммиграции. Многие инициативы, представленные<br />
в книге, касаются и второй по величине<br />
группы иммигрантов в Германии: переселенцев<br />
– российских немцев. К примеру, «Бергердорфер<br />
Гешпрехсверкштат», превратившаяся впоследствии<br />
даже в книжный проект. Переселенцы всех<br />
возрастных групп рассказывали о своей жизни<br />
и о том, как они прибыли в Германию. Это<br />
способствует сближению и взаимопониманию<br />
и придаёт уверенность в том, что некоторые<br />
проблемы в новом обществе разделяются многими<br />
другими.<br />
Rita Süssmuth (Hrsg.) – Streetsoccer und Co.<br />
Wie Integration gelingen kann – Hamburg<br />
(edition Körber-Stiftung) 2005 – 206 Seiten, 12,00<br />
Euro, ISBN 3-89684-047-9<br />
16
Книжные новинки<br />
Путеводитель для поздних<br />
переселенцев<br />
Для переселенцев округа Людвигслюст в<br />
земле Мекленбург-Передняя Померания<br />
Уполномоченная по делам мигрантов издала<br />
руководство, которое должно облегчить контакт<br />
не только с государственными институтами.<br />
Путеводитель должен облегчить в значительной<br />
мере новоприбывшим их первые шаги в<br />
германской повседневной жизни. Приветственный<br />
жест округа содержит много полезной<br />
информации для переселенцев, живущих не<br />
только в Людвигслюсте, а в конечном итоге для<br />
всех, кто планирует переехать на жительство в<br />
Германию.<br />
Самый первый совет в 80-страничном<br />
путеводителе может стать и самым полезным:<br />
«Лучше спросите лишний раз!!!». Этот совет,<br />
похоже, рождён практической жизнью. Авторы<br />
очевидно хорошо знают тех, о ком пишут.<br />
Переселенцы из России или Казахстана часто<br />
ведут себя нерешительно, когда речь идёт о том,<br />
чтобы сформулировать свои интересы, требовать<br />
ответов, настаивать на правах.<br />
Эта информация задумана кроме того как<br />
приглашение принять активное участие в жизни<br />
коммуны. От регистрации в городской ратуше до<br />
потребительских советов и поиска жилья – такова<br />
палитра советов, информации и идей.<br />
Брошюра двуязычна – на русском и немецком<br />
языках – и должна постоянно обновляться.<br />
Заказать путеводитель можно по электронному<br />
адресу<br />
«mailto:gleichstellung@ludwigslust.de»,<br />
либо сгрузить с интернетсайта округа<br />
Людвигслюст:<br />
http://www.kreis-lwl.de (1 MB).<br />
«Никто не останется в<br />
одиночестве»<br />
Справочник о здоровье для<br />
иммигрантов<br />
Брошюра Этномедицинского Центра в Ганновере<br />
содержит информацию на тему здоровья и<br />
обращена в первую очередь к иммигрантам.<br />
От обычного похода к врачу до советов для<br />
экстренных случаев описывается в 50-ти<br />
страничном справочнике, что позволит более<br />
уверенно разобраться в хитросплетениях<br />
немецкой системы здравоохранения. Брошюра под<br />
названием «Здоровье – рука об руку» вышла на<br />
многих языках, в том числе и на русском.<br />
Какая страховка более подходящая? Какие<br />
случаи страховка оплачивает, а какие – нет?<br />
Можно ли пациенту задавать вопросы врачу<br />
или же лучше промолчать? О чём необходимо<br />
подумать, если придётся лечь в больницу? На все<br />
эти вопросы в справочнике даются ответы. Этот<br />
путеводитель полезен, конечно же, не только для<br />
переселенцев, которые уже живут в Германии;<br />
также и тот, кто пока ещё планирует переселиться<br />
в Германию может почерпнуть здесь важную<br />
информацию.<br />
Доказано, что иммигранты в целом имеют<br />
меньше шансов сохранить здоровье, поскольку<br />
они реже обращаются к врачам. Зачастую итак<br />
тяжело преодолевать повседневные проблемы,<br />
потому и не думают часто о профилактике для<br />
собственного здоровья. Зачастую иммигранты<br />
не решаются идти к врачу или же затягивают<br />
с визитом к нему. Это относится прежде всего<br />
к пожилым людям, которые порой не доверяют<br />
государственным органам, ведомствам и врачам.<br />
В напечатанном виде можно заказать эту<br />
бесплатную брошюру по адресу:<br />
Ethno-Medizinisches Zentrum, Königstraße 6,<br />
30175 Hannover,<br />
Tel. 05 11-16 84 10 20;<br />
Fax 05 11- 45 72 15; электронный<br />
адрес:<br />
«mailto:ethno@onlinehome.de»<br />
В Интернете: брошюру на русском<br />
языке (1,7 MB): http://www.bkkpromig.de/wegweiser-download/online_<br />
mimi2005_russisch_050915.pdf<br />
Брошюру на немецком языке(1,6 MB):<br />
http://www.bkk-promig.de/wegweiserdownload/online_mimi2005_deutsch_<br />
050915.pdf<br />
17
6 Luise<br />
Die letzte Seite | Последняя страница<br />
Kunze, Diakonissin einer evangelischen Schwesternschaft<br />
aus dem ostdeutschen Elbingerode, hat nach zehnjähriger<br />
Tätigkeit die lutherische St. Peter und Paul-Gemeinde in Moskau<br />
verlassen und ist – inzwischen im Rentenalter – nach Deutschland<br />
zurückgekehrt. In Moskau war sie sowohl seelsorgerisch als auch<br />
sozial in der Gemeindearbeit tätig. Einmal pro Monat reiste sie in<br />
den vergangenen Jahren zudem ins nahe gelegene Kolomna, um<br />
dort Gottesdienst in einer russlanddeutschen Siedlung zu halten.<br />
Ihren zurückbleibenden Gemeindemitgliedern wünscht Luise<br />
Kunze „Mut, Ihr Leben hier zu leben“.<br />
Луизе Кунце, дьякон евангелического женского<br />
ордена из восточногерманского города Эльбингероде,<br />
достигнув пенсионного возраста, вернулась из Москвы<br />
в Германию. В российской столице она проработала в<br />
течение десяти лет в евангелическо-лютеранской общине<br />
святых Петра и Павла. Кроме того раз в месяц она<br />
посещала расположенную неподалёку Коломну, чтобы<br />
проводить там богослужения в поселении российских<br />
немцев. Оставшимся в Москве членам общины Луизе<br />
Кунце желает «мужества, чтобы прожить свою жизнь<br />
здесь».<br />
18<br />
Claus Dieter Storm, Fachberater für Deutsch, stellt<br />
der jungen Generation von Deutschlehrerinnen in Kasachstan<br />
ein gutes Zeugnis aus. In einem Pressegespräch anlässlich der<br />
jüngsten Tagung von Deutschlehrern in Almaty sagte Storm, die<br />
Lehrerinnen seien in den vergangenen Jahren sicherer geworden<br />
in der Auswahl der angebotenen Unterrichtsmaterialien und<br />
seien zudem heute wesentlich besser informiert in methodischen<br />
Fragen. Dadurch habe der Deutschunterricht in Kasachstan<br />
bedeutend an Qualität gewonnen. Im Unterschied zum Englisch-<br />
Unterricht sei die Vermittlung der deutschen Sprache in<br />
Kasachstan stärker an Lerninteressen junger Leute orientiert.<br />
Storm: „So sagen die Schüler, ‚das macht mir Spaß’.“<br />
Eugen Miller, Hochschullehrer, Verlagsleiter und Chefredakteur<br />
der Wochenzeitung „Rundschau“ in Uljanowsk,<br />
hat aus der Hand des deutschen Botschafters in Moskau das<br />
Bundesverdienstkreuz erhalten. Die Auszeichnung wird seit 1951<br />
an Personen im In- und Ausland verliehen, die sich in besonderer<br />
Weise auf kulturellem, wirtschaftlichem oder politischem Gebiet<br />
hervorgetan haben. Miller, 1929 in Engels geboren und nach der<br />
Deportation in Sibirien aufgewachsen, engagierte sich viele Jahre<br />
lang in der Nationalbewegung der Russlanddeutschen. In den<br />
neunziger Jahren setzte er sich für die Rückkehr von Deutschen<br />
aus den Verbannungsgebieten in Sibirien und Kasachstan an die<br />
Wolga ein.<br />
Michael Grau, deutscher Generalkonsul in Nowosibirsk,<br />
glaubt, dass die Modernisierung der russischen Gesellschaft auch<br />
vor den russlanddeutschen Gemeinden nicht halt machen wird.<br />
Bei einem Besuch im Deutschen Nationalen Rayon Halbstadt<br />
sagte der Diplomat in einem Zeitungsgespräch, das „traditionelle<br />
Bild russlanddeutscher Siedlungen und Gemeinschaften“ sei<br />
kaum noch der Maßstab für die Beteiligung der deutschstämmigen<br />
Bevölkerung an der russischen Gesellschaft. Künftig<br />
werde Flexibilität bei Beruf und Wohnort wichtiger. Auch<br />
in den russlanddeutschen Gemeinden werde eine stärkere<br />
Individualisierung stattfinden.<br />
Viktor Djakonow, Leiter des Kulturkomitees im Deutschen<br />
Nationalen Rayon Halbstadt, hat das traditionelle Sommerfest<br />
des Landkreises verteidigt. In diesem Jahr war es für die<br />
Veranstalter besonders schwer, die Finanzierung des Festes, an<br />
dem sich alle Dörfer des Rayons beteiligen, zu gewährleisten.<br />
Nach Ansicht Djakonows wird es für die Bewohner „immer<br />
schwieriger, die alten Traditionen und Bräuche zu befolgen“.<br />
Daher sei das gemeinsame Sommerfest eine jährlich wiederkehrende<br />
Gelegenheit, sich des Brauchtums zu erinnern und junge<br />
Leute dafür zu gewinnen. Djakonow ist zuversichtlich, dass die<br />
Veranstaltung auch in den kommenden Jahren stattfinden wird:<br />
„Das Sommerfest ist eines der Symbole des Deutschen Nationalen<br />
Rayons.“<br />
Клаус Дитер Шторм, специалист по немецкому<br />
языку, высоко оценивает уровень подготовки молодого<br />
поколения учителей немецкого языка в Казахстане.<br />
В одном из интервью по поводу недавнего семинара<br />
учителей немецкого языка в Алматы Шторм сказал, что<br />
за прошедшие годы стали подходить более уверенно<br />
к выбору предложенных материалов для занятий и к<br />
тому же более осведомлены в вопросах методики. Это<br />
привело, по его словам, к значительному повышению<br />
уровня занятий немецким языком в Казахстане. В<br />
отличие от преподавания английского языка, изучение<br />
немецкого в Казахстане сильнее ориентировано<br />
на познавательные интересы молодых людей.<br />
Шторм отмечает: «Ученики говорят: «Я делаю это с<br />
удовольствием».<br />
Ойген Миллер, преподаватель ВУЗа, издатель,<br />
главный редактор еженедельника «Рундшау» в<br />
Ульяновске, получил из рук германского посла<br />
в Москве Крест за заслуги перед Федеративной<br />
Республикой Германией. Этим орденом отмечаются с<br />
1951 года личности как в Германии, так и за рубежом,<br />
которые особым образом проявили себя в культурной,<br />
экономической и политической областях. Миллер,<br />
родившийся в 1929 году в Энгельсе и после депортации<br />
выросший в Сибири, долгие годы принимал активное<br />
участие в национальном движении российских немцев.<br />
В 90-е годы он выступал за возвращение немцев из мест<br />
ссылки в Сибири и Казахстане на Волгу.<br />
Михаэль Грау, германский генеральный консул в<br />
Новосибирске, полагает, что модернизация российского<br />
общества не обойдёт стороной и общины российских<br />
немцев. Во время визита в Немецкий национальный<br />
район Гальбштадт дипломат сказал в интервью, что<br />
«традиционная картина поселений и объединений<br />
российских немцев» не может более служить масштабам<br />
участия немецкого населения в жизни российского<br />
общества. В будущем, продолжил он, будут важнее<br />
гибкость при выборе профессии и места жительства,<br />
процессы индивидуализации усилятся и в общинах<br />
российских немцев.<br />
Виктор Дьяконов, руководитель комитета по<br />
культуре Немецкого национального района Гальбштадт,<br />
выступил в защиту традиционного летнего праздника<br />
в районе. В этом году устроителям было особенно<br />
сложно обеспечить финансирование праздника, в<br />
котором участвуют все сёла района. По мнению<br />
Дьяконова, жителям «будет всё сложнее придерживаться<br />
старых традиций и обычаев». Поэтому, по его словам,<br />
совместный летний праздник является ежегодно<br />
повторяющейся возможностью напомнить о народных<br />
обычаях и увлечь ими молодых людей. Дьяконов уверен,<br />
что это мероприятие будет проводиться и в будущем:<br />
«Летний праздник является одним из символов<br />
Немецкого национального района».