2003 Russlanddeutsche zwischen Herkunft und Ankunft ... - ORNIS
2003 Russlanddeutsche zwischen Herkunft und Ankunft ... - ORNIS
2003 Russlanddeutsche zwischen Herkunft und Ankunft ... - ORNIS
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Informationen des Beauftragten<br />
der B<strong>und</strong>esregierung für<br />
Aussiedlerfragen <strong>und</strong> nationale<br />
Minderheiten<br />
Информация Уполномоченного<br />
федерального правительства по<br />
делам переселенцев и<br />
национальных меньшинств<br />
<strong>Russlanddeutsche</strong><br />
<strong>zwischen</strong> <strong>Herkunft</strong><br />
<strong>und</strong> <strong>Ankunft</strong><br />
Российские<br />
немцы: между<br />
происхождением<br />
и рождением<br />
ISSN 1430-1504<br />
44<br />
<strong>2003</strong><br />
InfoDienst<br />
Deutsch-russische Ausgabe · Немецко-русское издание
2|<br />
Inhalt | Grußwort<br />
4 Jochen Welt im Gespräch: „Fördern <strong>und</strong> Fordern sind<br />
Gr<strong>und</strong>pfeiler unserer Zusammenarbeit“<br />
5 Integration von Aussiedlern in Deutschland wird<br />
schwieriger<br />
6 Katharina Schäfer-Olejnik: neue Referentin des<br />
Aussiedlerbeauftragten<br />
10 Zwischen <strong>Herkunft</strong> <strong>und</strong> <strong>Ankunft</strong> – Was bestimmt<br />
russlanddeutsche Identität?<br />
13 Ukraine: Jubiläen werfen ihre Schatten voraus<br />
14 Schätze der Erinnerung – Ausstellung präsentiert<br />
Objekte von Zuwanderern<br />
Foto auf der Titelseite:<br />
Der Computer kennt<br />
keine Grenzen, auch<br />
keine Altersgrenzen:<br />
Othilie Les aus Asowo<br />
war Teilnehmerin einer<br />
Umfrage zur Identität<br />
der <strong>Russlanddeutsche</strong>n<br />
Liebe Leserin, lieber Leser,<br />
ein deutscher Wissenschaftler hat kürzlich in Russland, Kasachstan <strong>und</strong> in Deutschland<br />
eine Umfrage gemacht: Was entscheidet darüber, hat er gefragt, wer <strong>Russlanddeutsche</strong>r<br />
ist? Die Antwort darauf fiel eindeutig aus. Die überwiegende Mehrheit der<br />
<strong>Russlanddeutsche</strong>n, auch der Aussiedler in Deutschland, sagte: die deutsche Sprache.<br />
Ich freue mich darüber, besonders weil die B<strong>und</strong>esregierung seit langem die Wiedergewinnung<br />
<strong>und</strong> Förderung der deutschen Sprache unterstützt <strong>und</strong> damit so rege<br />
Zustimmung unter den <strong>Russlanddeutsche</strong>n erhält.<br />
Doch es gibt auch einen Wermutstropfen. Viele von denen, die sagten, die deutsche<br />
Sprache entscheide über die Identität als <strong>Russlanddeutsche</strong>m, sprechen selbst kaum<br />
oder überhaupt nicht deutsch. Ist deshalb für sie russlanddeutsche Identität nur ein<br />
Lippenbekenntnis ohne besondere Bedeutung? Wir haben eine Menge unternommen,<br />
damit die Deutschen in Russland die deutsche Sprache nicht verlieren, sei es als Angehörige<br />
einer Bevölkerungsgruppe in Russland, Kasachstan <strong>und</strong> anderswo, sei es ganz<br />
besonders als Aussiedler in Deutschland.<br />
Sprachförderung ist ein wichtiges Standbein unserer Politik zu Gunsten der russlanddeutschen<br />
Bevölkerungsgruppe. Integration <strong>und</strong> Akzeptanz sind ohne ausreichende<br />
Sprachkenntnisse <strong>und</strong>enkbar. Darüber <strong>und</strong> über weitere Schwerpunkte unserer Arbeit<br />
berichte ich im vorliegenden Heft.<br />
Mit besten Grüßen<br />
Jochen Welt<br />
17 Kyrgyzstan: Minderheiten stärker beteiligen – OSZE<br />
sieht Unterstützungsbedarf auf dem Arbeitsmarkt<br />
18 Altai: Zehn Jahre Entwicklungsgesellschaft Halbstadt<br />
16 Dörfer – ein Landkreis<br />
22 Medien<br />
22 „Deutsche Allgemeine Zeitung“ im Internet<br />
„Zeitung für Dich“ wieder im alten Format<br />
23 Neuerscheinungen<br />
23 „Um zu leben – <strong>und</strong> nicht zu sterben“ – Erinnerung an<br />
die Trudarmisten von Glasow<br />
24 Die letzte Seite<br />
Johannes Luff, Pjotr Lewin, Erna Wolf, Hendrik Sittig<br />
http://www.aussiedlerbeauftragter.de<br />
InfoDienst 44-<strong>2003</strong><br />
IMPRESSUM<br />
Text <strong>und</strong> Redaktion: SEXTANT - Konzeption+Publikation, Berlin;<br />
Mitarbeiter <strong>und</strong> Mitarbeiterinnen dieser Ausgabe: Erna Berg, Slawgorod; Stefanie Conrad, Slawgorod; Corinna Kühn, Almaty; Josef<br />
Schleicher, Bergisch-Gladbach; Olga Schtscherbina, Slawgorod; Fotos: Jurij Barygin, Almaty; Joachim Liebe, Potsdam; OSZE, Wien; Karsten<br />
Roesler, Münster; Übersetzung: Ilona <strong>und</strong> Alexander Litzenberger, Köln; Satz <strong>und</strong> Gestaltung: KOMBO MedienDesign, Siegburg;<br />
Druck <strong>und</strong> Vertrieb: Internationaler Verband der deutschen Kultur (IVdK), Moskau.<br />
Auflage: 20.000 ISSN 1430-1504
InfoDienst 44-<strong>2003</strong><br />
Снимок на обложке:<br />
Компьютер не знает<br />
границ, в том числе<br />
и возрастных: Отилия<br />
Лес из Азово участвовала<br />
в опросе об идентичности<br />
российских<br />
немцев.<br />
44<br />
6 Беседа с Йохеном Вельтом: “Помогать и<br />
требовать - краеугольные камни нашего<br />
сотрудничества“<br />
8 Интеграция переселенцев в Германии<br />
становится сложнее<br />
9 Новый референт Уполномоченного по делам<br />
переселенцев<br />
11 Между происхождением и рождением Что<br />
определяет идентичность российских немцев?<br />
13 Украина: В предверии юбилеев<br />
15 Сокровища памяти На выставке экспонируются<br />
предметы, принадлежащие иммигрантам<br />
Дорогие читатели!<br />
содержание | Приветственное слово | 3<br />
Недавно одним германским учёным был проведён социологический опрос на<br />
тему: “Какой критерий определяет, является ли человек российским немцем?“<br />
Опрос проводился в России, Казахстане и Германии. Подавляющее большинство<br />
российских немцев, в том числе и поздних переселенцев, ответили: немецкий<br />
язык. Я очень рад этому результату ещё и потому, что федеральное правительство<br />
уже долгое время оказывает помощь в восстановлении и развитии немецкого<br />
языка. Эта политика находит в среде российских немцев широкую поддержку.<br />
Однако, одно обстоятельство всё же удручает: многие из тех, кто сказал, что<br />
определяющим для российских немцев является немецкий язык, сами либо<br />
вовсе не говорят на немецком языке, либо слабо владеют им. Значит ли это, что<br />
для них немецкая идентичность всего лишь символ, пустой звук? Мы предприняли<br />
немало усилий, чтобы российские немцы в России не утратили родного<br />
языка, будь они представителями национального меньшинства в России, Казахстане<br />
и других государствах, или поздними переселенцами в Германии.<br />
Поддержка языка является краеугольным камнем нашей политики помощи<br />
российским немцам. Интеграция и готовность местного населения к приёму<br />
российских немцев немыслимы без достаточных знаний немецкого языка. Об<br />
этом и о других направлениях нашей работы рассказывается в этом выпуске.<br />
С наилучшими пожеланиями,<br />
Йохен Вельт<br />
17 Кыргызстан: сильнее вовлекать меньшинства<br />
ОБСЕ усматривает недостатки в<br />
государственной поддержке в сфере занятости<br />
20 Алтай: Десять лет Обществу развития<br />
Гальбштадт<br />
Шестнадцать сёл - один район<br />
22 СМИ<br />
22 “Дойче Альгемайне Цайтунг“ в интернете<br />
“Цайтунг фюр дих“ снова в прежнем формате<br />
23 Книжные новинки: “Чтобы жить - не умирать“<br />
Воспоминания трудармейцев из Глазова<br />
24 Последняя страница:<br />
Йоханнес Люфф, Пётр Левин, Эрна Вольф,<br />
Хендрик Зиттих<br />
http://www.aussiedlerbeauftragter.de<br />
Выходные данные<br />
Текст и редакция: SEXTANT - Konzeption+Publikation, Berlin; В создании номера участвовали: Erna Berg, Slawgorod; Stefanie Conrad, Slawgorod;<br />
Corinna Kühn, Almaty; Josef Schleicher, Bergisch-Gladbach; Olga Schtscherbina, Slawgorod;Фото: Jurij Barygin, Almaty; Joachim Liebe,<br />
Potsdam; OSZE, Wien; Karsten Roesler, Münster; Перевод: Ilona <strong>und</strong> Alexander Litzenberger, Köln; Набор и вёрстка: KOMBO MedienDesign,<br />
Siegburg; Печать и распространение: Internationaler Verband der deutschen Kultur (IVdK), Moskau.<br />
Тираж 20.000 ISSN 1430-1504
4|<br />
Interview | Интервью<br />
InfoDienst 44-<strong>2003</strong><br />
Jochen Welt im Gespräch:<br />
„Fördern <strong>und</strong> Fordern sind Gr<strong>und</strong>pfeiler<br />
unserer Zusammenarbeit“<br />
Der Aussiedlerbeauftragte der B<strong>und</strong>esregierung,<br />
Jochen Welt, absolviert auch in diesem Jahr ein<br />
umfangreiches Reiseprogramm, um sich ein Bild von<br />
der Lage der deutschen Gemeinden zu machen <strong>und</strong><br />
Projekte zu besichtigen, die von der B<strong>und</strong>esregierung<br />
gefördert werden. Im April hatte Welt Polen besucht,<br />
später Rumänien <strong>und</strong> die Baltischen Republiken. Auf<br />
dem Besuchsprogramm standen zudem Westsibirien<br />
<strong>und</strong> Kasachstan sowie voraussichtlich noch Kyrgyzstan.<br />
Im Gespräch mit der Redaktion des InfoDienstes<br />
äußert sich der Aussiedlerbeauftragte<br />
zur Fortsetzung der Hilfen für russlanddeutsche<br />
Gemeinden <strong>und</strong> über<br />
neue Akzente der Politik – auch im<br />
Verhältnis zu Aussiedlern in<br />
Deutschland:<br />
Frage: Das deutsch-russische Verhältnis<br />
scheint ungetrübt. Gilt das auch<br />
beim Thema deutsche Minderheit in<br />
Russland?<br />
Jochen Welt: Wir haben ein sehr<br />
gutes Verhältnis zur russischen<br />
Administration.<br />
Bei meinen Besuchen<br />
stelle ich immer wieder<br />
fest, es gibt eine<br />
enorme Aufgeschlossenheit.<br />
Das gilt<br />
auch für Aktivitäten,<br />
bei<br />
denen die<br />
russische Seite finanzielle Verpflichtungen übernimmt<br />
– etwa bei Förderprogrammen im Rahmen des<br />
Präsidentenprogramms oder Etat-Titeln für den Kulturbereich.<br />
Ich erhalte auch Berichte, dass sich die<br />
Zentralregierung in den Deutsch-Nationalen Rayons<br />
stark engagiert.<br />
Von den Gebietsgouverneuren habe ich ohnehin<br />
den Eindruck, dass sie sehr aufgeschlossen sind, was<br />
die Lösung der Probleme der <strong>Russlanddeutsche</strong>n angeht.<br />
Nach meiner Einschätzung hat sich ihre Einstellung<br />
sehr positiv entwickelt. In Russland selbst gibt es<br />
ja zudem ein starkes Interesse, dass die Deutschen<br />
nicht aussiedeln, sondern bleiben. Wie häufig werde<br />
ich in Russland gefragt: Was kann man gemeinsam<br />
tun, damit die Menschen hier auch wieder eine Per-<br />
spektive sehen?<br />
Nicht immer machen es die Länder den Deutschen<br />
leicht, in den <strong>Herkunft</strong>sgebieten zu bleiben.<br />
Das ist von Land zu Land unterschiedlich. Es gibt eine<br />
offizielle Regierungspolitik, es gibt das praktische<br />
Handeln von Regierungen, <strong>und</strong> es gibt die Praxis vor<br />
Ort. Und alle drei Dinge müssen nicht unbedingt<br />
übereinstimmen. In Kasachstan beispielsweise haben<br />
staatliche Stellen keine Vorbehalte den Deutschen gegenüber.<br />
Andererseits empfinden die Menschen häufig<br />
staatliches Handeln als Schikane. Nehmen Sie die<br />
Vorschrift, die kasachische Sprache zu erlernen – das<br />
gilt für die Deutschen wie für alle anderen Nationalitäten.<br />
Das wird subjektiv als Belastung empf<strong>und</strong>en.<br />
Belastend war über lange Zeit gewiss auch, dass Russland<br />
<strong>und</strong> Deutschland sich nicht über die Eigentumsübertragung<br />
– etwa der Gewerbebetriebe – einigen<br />
konnten, die von der B<strong>und</strong>esregierung mitfinanziert<br />
worden waren.<br />
Beiden Seiten haben ihre eigenen Interessen, <strong>und</strong> die<br />
muss man in aller Fre<strong>und</strong>schaft beim Namen nennen.<br />
Unser Interesse sieht so aus: Wir geben Hilfen zum<br />
Nutzen der <strong>Russlanddeutsche</strong>n, <strong>und</strong> wir müssen darauf<br />
achten, dass die Hilfen Wirkung erzielen – dass sie<br />
die Menschen erreichen. Dabei haben wir natürlich<br />
auch eine Verantwortung gegenüber dem Steuerzahler<br />
hier in Deutschland. Es geht darum, im Einklang mit<br />
den russischen Gesetzen die Eigentumsübertragung<br />
vorzunehmen. Unser Ziel muss sein, Erträge aus den<br />
Wirtschaftsbetrieben Initiativen <strong>und</strong> Projekten für die<br />
<strong>Russlanddeutsche</strong>n zu Gute kommen zu lassen.<br />
Nach meinem Gespräch mit Vizeminister<br />
Zikanow vom zuständigen Ministerium für wirtschaftliche<br />
Entwicklung <strong>und</strong> Handel der Russischen<br />
Föderation ist erfreulicherweise eine akzeptable Lösung<br />
gef<strong>und</strong>en worden, die bei der nächsten Sitzung<br />
der Regierungskommission formell bestätigt wird.<br />
Gibt es schon einen Termin für die nächste R<strong>und</strong>e der<br />
Deutsch-Russischen Regierungsverhandlungen?<br />
Nachdem eine Lösung für die Eigentumsübertragung<br />
der mit deutschen Mitteln geschaffenen Vermögenswerte<br />
gef<strong>und</strong>en wurde <strong>und</strong> auch die Arbeitsgruppe<br />
zur Vorbereitung der Verhandlungen in den bisherigen<br />
drei Sitzungen gute Ergebnisse erzielt hat, gehe
InfoDienst 44-<strong>2003</strong><br />
ich davon aus, dass die Verhandlungen der Kommission<br />
in absehbarer Zeit in Berlin stattfinden werden.<br />
Bliebe noch eine andere Klippe: die Zerstrittenheit unter<br />
den russlanddeutschen Organisationen selber. Wie<br />
gehen Sie damit um?<br />
Bei meinen Reisen treffe ich beispielsweise mit Funktionären<br />
der Nationalen Kulturautonomie zusammen.<br />
Die Leute vor Ort haben ja ein ganz praktisches Denken.<br />
Wir haben einen recht offenen Umgangston miteinander.<br />
Die Auseinandersetzungen innerhalb der<br />
russlanddeutschen Bewegungen sind allerdings in der<br />
Tat nicht förderlich. Darauf habe ich immer hingewiesen.<br />
Das ist allgemein so: Wenn man Kräfte zerfasert<br />
<strong>und</strong> nicht zusammenführt, wenn die russlanddeutschen<br />
Verbände nicht miteinander sondern gegeneinander<br />
arbeiten, dann schadet das der Sache.<br />
Man schadet damit den <strong>Russlanddeutsche</strong>n. Die gesellschaftliche<br />
Wirkung der russlanddeutschen Organisationen<br />
ist deswegen nicht groß, weil sie nicht gemeinsam<br />
handeln. Deshalb ist mein Appell nach wie<br />
vor aktuell, dass die russlanddeutschen Verbände sich<br />
endlich zu einer Zusammenarbeit bereit finden.<br />
Könnte dadurch in Deutschland die Bereitschaft zum<br />
Engagement für die <strong>Russlanddeutsche</strong>n erlahmen?<br />
Ich glaube, dass das in der deutschen Öffentlichkeit<br />
nicht so sehr zur Kenntnis genommen wird. Es gibt<br />
zwar ein interessiertes Fachpublikum, das informiert<br />
ist, <strong>und</strong> im parlamentarischen Bereich wird hin <strong>und</strong><br />
wieder danach gefragt. Es hat aber nie die Ansicht ge-<br />
Integration von Aussiedlern wird schwieriger<br />
In Deutschland bereitet die Integration<br />
von Aussiedlern wachsende Probleme.<br />
Hauptgr<strong>und</strong> sind fehlende Sprachkenntnisse<br />
der Einreisenden. Jochen<br />
Welt fordert deshalb stärkere Bereitschaft,<br />
vor der Ausreise Deutsch zu lernen.<br />
Dringend müsse auch das Zuwanderungsgesetz<br />
verabschiedet werden.<br />
Bei einer Pressekonferenz in Berlin<br />
sagte der Politiker Anfang Juni, zwar<br />
kämen in<strong>zwischen</strong> weniger Spätaussiedler<br />
nach Deutschland, doch ihre<br />
gesellschaftliche Integration werde immer<br />
schwieriger. Von über 6000 Spätaussiedlern,<br />
die im Mai eingereist sind, sprechen<br />
fast 5000 kein Deutsch. So falle es<br />
den Menschen schwer, Arbeit zu finden<br />
<strong>und</strong> Kontakte zu knüpfen. Sie blieben<br />
weitgehend auf staatliche Unterstützung<br />
angewiesen. Für diese Hilfen kommen<br />
Städte <strong>und</strong> Gemeinden auf, die ohnehin<br />
schon in finanzieller Not sind. Jochen<br />
Welt: „Eine unzumutbare Situation.“<br />
Umso dringlicher müsse das von der<br />
B<strong>und</strong>esregierung geplante Zuwanderungsgesetz<br />
in Kraft treten. Das Gesetz<br />
verlangt auch von mitreisenden Familienangehörigen<br />
ausreichende Sprachkenntnisse.<br />
Nur wer nachweislich<br />
deutsch spricht, kann somit als Spätaussiedler<br />
oder Familienangehöriger nach<br />
Deutschland kommen. Das Zuwanderungsgesetz<br />
war im Dezember vergangenen<br />
Jahres vom B<strong>und</strong>esverfassungsgericht<br />
allerdings für „nichtig“ erklärt worden.<br />
Entscheidend für das Urteil war nicht<br />
der Inhalt des Gesetzes sondern der<br />
Umstand, dass es nach Feststellung des<br />
Gerichts im B<strong>und</strong>esrat nicht die erforderliche<br />
Mehrheit erhalten hatte.<br />
Deutschstämmige <strong>und</strong> ihre Angehörigen,<br />
die die Ausreise planen, rief Welt<br />
dringend auf, sich auf die Zukunft in der<br />
B<strong>und</strong>esrepublik besser vorzubereiten,<br />
indem sie die deutsche Sprache lernen.<br />
Interview | Интервью | 5<br />
geben, wegen der Zerstrittenheit der russlanddeutschen<br />
Organisationen unsere Hilfen zu kürzen.<br />
Ich will auch nicht, dass die <strong>Russlanddeutsche</strong>n<br />
als Bevölkerungsgruppe unter dem Größenwahn einiger<br />
Personen <strong>und</strong> dem desolaten Verbandsgeschehen<br />
leiden. Wir wollen mit den <strong>Russlanddeutsche</strong>n weiter<br />
arbeiten, weiter helfen, <strong>und</strong> das machen wir nicht davon<br />
abhängig, ob sich da einige Verbandsfunktionäre<br />
quer stellen.<br />
Welche sind die Pfeiler der weiteren Zusammenarbeit?<br />
Die Gr<strong>und</strong>züge haben wir definiert, jetzt wird akzentuiert<br />
fortgesetzt, was wir angefangen haben: Weg<br />
von den großen Projekten – da sind wir auf einem guten<br />
Weg – <strong>und</strong> Defizite ausglei-<br />
„Es geht darum, junge<br />
Leute für die Idee zu gewinnen,<br />
Brücke <strong>zwischen</strong><br />
Russland <strong>und</strong> Deutschland<br />
zu sein <strong>und</strong> das auch aktiv<br />
wahrnehmen zu können.“<br />
chen, wo sie noch bestehen. Damit<br />
meine ich das Bildungswesen.<br />
Viele Menschen hatten nie<br />
die Chancen zu lernen, <strong>und</strong> ich<br />
glaube, es ist eine wichtige <strong>und</strong><br />
große Aufgabe, hier zu helfen<br />
<strong>und</strong> Lernmöglichkeiten zu schaffen.<br />
Personen, die sich zur Selbständigkeit entschließen,<br />
also kleine Existenzen aufbauen wollen,<br />
unterstützen wir auch nachhaltig.<br />
Ein anderer Aspekt ist die Sprachförderung. Wenn<br />
sich die deutsche Minderheit in Russland weiter<br />
etablieren will, <strong>und</strong> wenn russlanddeutsche Aussiedler<br />
in Deutschland integriert werden wollen, dann ist<br />
die Kenntnis der deutschen Sprache einfach existenzielle<br />
Voraussetzung. Welche Legitimation hätte denn<br />
die deutsche Minderheit in<br />
Russland, wenn sie nicht über<br />
die Sprache identifizierbar wäre?<br />
Neben beruflicher Qualifizierung<br />
<strong>und</strong> Sprachausbildung<br />
ist die Jugendarbeit die wichtigste<br />
Komponente unserer Unterstützung.<br />
Es geht darum, junge<br />
Leute für die Idee zu gewinnen,<br />
Brücke <strong>zwischen</strong> Russland <strong>und</strong><br />
Deutschland zu sein <strong>und</strong> das<br />
auch aktiv wahrnehmen zu können.<br />
Trifft der Eindruck zu, dass Sie im<br />
Blick auf <strong>Russlanddeutsche</strong> in den<br />
<strong>Herkunft</strong>sgebieten, aber auch im<br />
Blick auf Aussiedler in Deutschland,<br />
in jüngerer Zeit <strong>und</strong>uldsamer<br />
geworden sind?<br />
Ja, das hat auch seinen Gr<strong>und</strong>.<br />
Ich habe ja Erfahrungen aus Ge-
6|<br />
Interview | Интервью<br />
Neue Referentin des Aussiedlerbeauftragten<br />
Seit Anfang <strong>2003</strong> ist Katharina Schäfer-Olejnik persönliche<br />
Referentin des Aussiedlerbeauftragten Jochen Welt <strong>und</strong><br />
damit Nachfolgerin von Markus Priesterath. Die 47-jährige<br />
Juristin war zuvor im Verkehrsministerium tätig. Seit ihrer<br />
Zeit als wissenschaftliche Mitarbeiterin eines B<strong>und</strong>estagsabgeordneten<br />
aus der nordrhein-westfälischen Stadt<br />
Espelkamp, in der zahlreiche Aussiedler leben, ist ihr das<br />
sprächen mit <strong>Russlanddeutsche</strong>n in<br />
den <strong>Herkunft</strong>sländern sammeln<br />
können <strong>und</strong> ebenso aus vielen Zusammenkünften<br />
hier in Deutschland.<br />
Wenn ich zuweilen mit <strong>Russlanddeutsche</strong>n<br />
über unsere Gesellschaft<br />
spreche <strong>und</strong> erfahre, welche<br />
Erwartungen man häufig an Autoritäten<br />
hat oder welche Anforderungen<br />
an unserer Gesellschaft gestellt<br />
werden, dann frage ich mich<br />
manchmal, ob wir die gleiche Sprache<br />
sprechen. Mir scheint, dass viele<br />
Aussiedler aus ihrer früheren<br />
InfoDienst 44-<strong>2003</strong><br />
Heimat von einem bestimmten Verhältnis zu Autoritäten<br />
– Behörden, Politik etc. – geprägt sind, das sie<br />
dazu verleitet, dasselbe auch bei uns zu erwarten.<br />
Eigenverantwortung scheint manchmal ein Fremdwort<br />
zu sein.<br />
Heute betone ich den Aspekt des Forderns stärker<br />
als früher. Ich habe immer gesagt, Fördern <strong>und</strong> Fordern<br />
gehören zusammen – ich hatte dabei wesentlich<br />
stärker das Fördern in den Mittelpunkt gestellt <strong>und</strong><br />
zwar im Blick auf Freiwilligkeit. Die Akzentuierung<br />
hat sich verändert: Stärker an das Fordern zu erinnern,<br />
halte ich für wichtig – auch in den <strong>Herkunft</strong>sländern.<br />
»Помогать и требовать – краеугольные<br />
камни нашего сотрудничества«<br />
полномоченный по делам переселенцев<br />
УЙохен Вельт и в этом году много путешествует,<br />
чтобы на месте ознакомиться с<br />
Jochen Welt: „Wenn sich die deutsche Minderheit in Russland weiter etablieren will,<br />
dann ist die Kenntnis der deutschen Sprache existenzielle Voraussetzung.“<br />
Йохен Вельт: “Если российские немцы хотят и в будущем сохраниться<br />
как национальное меньшинство в России, то знания немецкого языка<br />
являются для этого жизненно важной предпосылкой“.<br />
derzeitige Arbeitsthema gut vertraut. „Ich habe erlebt,<br />
dass sprachliche Defizite das größte Hindernis bei der<br />
Integration darstellen“, sagt sie rückblickend. Die Tochter<br />
eines Wolgadeutschen ist mit einem aus Polen stammenden<br />
Aussiedler verheiratet <strong>und</strong> tritt dafür ein, dass Spätaussiedler<br />
auch ihre erlernte Sprache in Deutschland weiter<br />
pflegen: „Zweisprachigkeit ist immer auch eine Bereicherung<br />
für die Gesellschaft.“<br />
Беседа с Йохеном Вельтом:<br />
положением российских немцев и ходом реализации<br />
проектов, которым оказывается помощь<br />
федерального правительства. В апреле Вельт<br />
посетил Польшу, позже – Румынию и республики<br />
Прибалтики. В планах поездок значатся<br />
ещё Западная Сибирь и Казахстан, а также,<br />
предположительно, Кыргызстан. В беседе с<br />
редакцией Инфодинст Уполномоченный по<br />
делам переселенцев касается вопросов продолжения<br />
помощи российским немцам и расстановки<br />
новых акцентов политики, в том числе, и<br />
по отношению к поздним переселенцам.<br />
Вопрос: Германо-российские отношения кажутся<br />
безоблачными. Применима ли эта характеристика<br />
и к теме немецкого меньшинства в России?<br />
Йохен Вельт: У нас очень хорошие отношения
InfoDienst 44-<strong>2003</strong><br />
с российскими государственными структурами.<br />
Во время поездок я убеждаюсь вновь и вновь,<br />
что российская сторона открыта для сотрудничества<br />
с нами. Это касается и проектов, в<br />
которых российская сторона берёт на себя<br />
финансовые обязательства. Взять, к примеру,<br />
проекты в рамках Президентской программы<br />
или бюджетные статьи расходов на культуру. Я<br />
получаю сообщения и о том, что центральное<br />
российское правительство оказывает серьёзную<br />
поддержку немецким национальным районам.<br />
Что касается губернаторов, то у меня и без<br />
того сложилось впечатление, что они весьма<br />
заинтересованы в решении проблем российских<br />
немцев. По моему мнению, их отношение к<br />
этой проблематике значительно улучшилось.<br />
Россия в целом заинтересована в том, чтобы<br />
российские немцы оставались, не уезжали.<br />
Меня часто спрашивают в России, что можно<br />
сделать совместными усилиями, чтобы у российских<br />
немцев здесь вновь появилась перспектива?<br />
Не всегда в этих странах стараются помочь<br />
немцам остаться.<br />
Это отличается от страны к стране. Есть<br />
официальная политика, есть практические действия<br />
правительств и есть практика местных<br />
органов власти. И эти три компонента не обязательно<br />
должны совпадать. Например, в Казахстане<br />
у государственных органов нет никаких<br />
предубеждений в отношении немцев. С другой<br />
же стороны люди часто воспринимают действия<br />
государства как издевательство. Возьмите хотя<br />
бы предписание изучать казахский язык, которое<br />
касается и немцев, и представителей других<br />
национальностей. Субъективно это воспринимается<br />
как бремя.<br />
Долгое время отношения России и Германии,<br />
конечно же, осложнялись противоречиями в<br />
вопросе передачи собственности, промышленных<br />
объектов, построенных при финансовой помощи<br />
германского правительства.<br />
Обе стороны имеют свои интересы, и при всей<br />
дружественности отношений их нужно называть<br />
своими именами. Наш интерес таков: мы<br />
предоставляем помощь в пользу российских<br />
Interview | Интервью | 7<br />
немцев и мы должны следить<br />
за тем, чтобы эта помощь<br />
оказывалась действенной, чтобы<br />
она доходила до людей.<br />
При этом, естественно, мы<br />
несём ответственность перед<br />
налогоплательщиками здесь, в<br />
Германии. Речь идёт о том,<br />
чтобы в соответствии с российскими<br />
законами передать собственность.<br />
Мы ставим себе<br />
целью направить доходы от<br />
предприятий, инициатив и<br />
проектов на пользу российским<br />
немцам.<br />
К счастью, после моего разговора с Цикановым,<br />
заместителем министра экономического<br />
развития и торговли Российской Федерации,<br />
было найдено взаимоприемлемое решение. На<br />
следующем заседании межправительственной<br />
комиссии оно будет формально утверждено.<br />
Установлена ли уже дата следующего заседания<br />
Германо-российской межправительственной<br />
комиссии?<br />
После того, как было найдено решение проблемы<br />
передачи собственности, созданной на германские<br />
средства, а также были достигнуты<br />
хорошие результаты на трёх заседаниях рабочей<br />
группы по подготовке переговоров, я исхожу из<br />
того, что переговоры Комиссии состоятся, вероятно,<br />
ещё в этом году в Берлине.<br />
Остаётся ещё один “подводный камень“: разногласия<br />
среди общественных организаций самих<br />
российских немцев. Как Вы поступаете в этом<br />
вопросе?<br />
Во время моих командировок я встречаюсь, к<br />
примеру, с функционерами Национальной<br />
культурной автономии. Люди с мест мыслят<br />
практически. Мы ведём открытый диалог. Разногласия<br />
среди общественных организаций<br />
российских немцев, действительно, не идут на<br />
пользу делу. На это я обращал внимание всегда.<br />
Это вообще так: если силы не объединяются, а<br />
распыляются, если общественные организации<br />
российских немцев работают не вместе, а друг
8|<br />
Interview | Интервью<br />
против друга, то от этого<br />
страдает дело. Этим<br />
наносится ущерб<br />
российским немцам.<br />
Общественное значение<br />
организации российских<br />
немцев потому невелико,<br />
что действуют они разрозненно.<br />
Поэтому, как и<br />
прежде, я призываю российские<br />
общественные<br />
организации к сотрудничеству.<br />
Пострадает ли от этого<br />
готовность Германии<br />
оказывать помощь немцам<br />
в России?<br />
Речь идёт о том, чтобы<br />
привлечь молодёжь к идее<br />
стать мостом между Россией<br />
и Германией и<br />
активно внедрять эту идею<br />
в жизнь.<br />
Я думаю, что эта проблема<br />
не привлекает к себе<br />
особого внимания немецкой<br />
общественности.<br />
Правда, существует заинтересованная<br />
группа специалистов,<br />
которая хорошо<br />
информирована. На<br />
парламентском уровне<br />
время от времени делаются запросы на эту<br />
тему. Однако, у нас никогда не было намерения<br />
из-за разногласий организаций российских<br />
немцев сокращать нашу помощь. Я не хочу,<br />
чтобы российские немцы как национальное<br />
меньшинство страдали из-за мании величия<br />
отдельных личностей и безысходного состояния<br />
общественных организаций.<br />
Мы твёрдо намерены и дальше<br />
работать с российскими немцами,<br />
оказывать им помощь и это<br />
безотносительно того, что<br />
отдельные функционеры становятся<br />
поперёк дороги.<br />
Каковы основные направления<br />
дальнейшего сотрудничества?<br />
Основные черты мы определили, теперь будет<br />
продолжено то, что уже начато: прочь от<br />
Интеграция переселенцев в Германии<br />
становится сложнее<br />
Интеграция переселенцев в Германии<br />
создаёт всё больше проблем.<br />
Главная причина – незнание<br />
немецкого языка приезжающими,<br />
поэтому Йохен Вельт требует<br />
большей готовности изучать<br />
немецкий язык до переезда<br />
в ФРГ. По его мнению, срочно<br />
должен быть принят Закон об<br />
иммиграции.<br />
На пресс-конференции в Берлине<br />
в начале июня этот политик<br />
заявил, что хотя в Германию<br />
прибывают меньше поздних<br />
переселенцев, однако интегрировать<br />
их в общество становится<br />
всё сложнее. Из более чем<br />
6000 поздних переселенцев,<br />
прибывших в мае, почти 5000<br />
вообще не знают немецкого.<br />
Таким образом, по словам Вельта,<br />
людям всё сложнее найти<br />
работу и установить контакты.<br />
Часто они зависят от государственной<br />
поддержки. Эту помощь<br />
им оказывают города и<br />
общины, которые и без того<br />
страдают от недостатка<br />
InfoDienst 44-<strong>2003</strong><br />
средств. Как выразился Вельт:<br />
“Подобная ситуация – непосильное<br />
бремя“.<br />
Тем скорее должен вступить в<br />
силу Закон об иммиграции. Этот<br />
закон требует и от членов семьи<br />
переселенца достаточных знаний<br />
языка. Только тот, кто докажет,<br />
что знает немецкий, может<br />
быть в правовом плане признан<br />
поздним переселенцем или членом<br />
его семьи. Правда, в декабре<br />
прошлого года этот закон был<br />
признан Федеральным конституционным<br />
судом недействительным.<br />
Основанием для постановления<br />
было не содержание закона,<br />
а то обстоятельство, что, по<br />
мнению суда, этот закон не получил<br />
большинства в бундесрате.<br />
Вельт настоятельно призвал российских<br />
немцев и членов их семей,<br />
которые планируют переехать<br />
в Германию, лучше подготовиться<br />
к переезду, изучая немецкий<br />
язык.<br />
больших проектов. Здесь мы на правильном<br />
пути, и следует исправить дефициты там, где<br />
они ещё есть. Под этим я понимаю образовательную<br />
сферу. Многие люди не имели возможности<br />
учиться и я думаю, что это важная и<br />
большая задача – помочь в этом, создать возможности<br />
для обучения. Мы оказываем также<br />
постоянную поддержку тем, кто решает стать<br />
индивидуальным предпринимателем, берёт<br />
свою судьбу в собственные руки.<br />
Другой аспект – это поддержка языка. Если<br />
российские немцы хотят и в будущем сохраниться<br />
как национальное меньшинство в России,<br />
а переселенцы – интегрироваться в Германию,<br />
то знания немецкого языка становятся<br />
жизненно важной предпосылкой. Какой статус<br />
имело бы немецкое меньшинство в России,<br />
если бы его нельзя было определить по языку?
InfoDienst 44-<strong>2003</strong><br />
Наряду с профессиональной ориентацией и<br />
языковой подготовкой важнейшим компонентом<br />
нашей помощи является работа с молодёжью.<br />
Речь идёт о том, чтобы привлечь молодёжь<br />
к идее стать мостом между Россией и<br />
Германией и активно внедрять эту идею в<br />
жизнь.<br />
Верно ли впечатление, что по отношению к<br />
российским немцам в странах происхождения, а<br />
также к поздним переселенцам в Германии, Вы<br />
стали в последнее время менее терпимым?<br />
Да, и на это есть свои основания. Из разговоров<br />
с российскими немцами в странах происхождения,<br />
а также на всякого рода общественных<br />
мероприятиях здесь в Германии, у меня<br />
была возможность сформировать своё мнение.<br />
Иногда, когда я беседую с российскими немцами<br />
о нашем обществе и узнаю, насколько высоки<br />
ожидания в отношении авторитетов или<br />
какие требования предъявляются нашему обществу,<br />
то порой я спрашиваю себя, на одном<br />
ли мы говорим языке. Мне кажется, что личности<br />
многих переселенцев сформировались в<br />
Новый референт Уполномоченного по делам переселенцев<br />
С начала <strong>2003</strong> года новым референтом Уполномоченного<br />
по делам переселенцев стала Катарина<br />
Шефер-Олейник, сменившая на этом посту Маркуса<br />
Пристерата. Прежде она работала в структурах<br />
Министерства транспорта. По образованию<br />
новый референт – юрист, ей 47 лет. С тех пор, как<br />
она работала научной сотрудницей одного депутата<br />
бундестага из города Эспелькамп (Северный<br />
Рейн-Вестфалия), где проживают много переселенцев,<br />
ей хорошо знакома переселенческая<br />
Interview | Интервью | 9<br />
определённой зависимости от авторитетов –<br />
государственных органов, политики и т.д., поэтому<br />
у нас они ожидают нечто похожее. Инициатива<br />
кажется для многих чуждым словом.<br />
Сегодня я сильнее, чем раньше, делаю упор<br />
на слове “требовать“. Я всегда утверждал, что<br />
“поощрение“ и “требовательность“ – неразделимые<br />
понятия, акцент я делал на слове “поощрять“<br />
в комбинации с “добровольно“. Теперь<br />
акценты изменились: я считаю важным чаще<br />
напоминать о “требовательности“, в том числе<br />
и в странах происхождения.<br />
тематика. “Я убедилась, что языковые проблемы –<br />
самая большая трудность в интеграционном процессе“,<br />
– говорит она, оглядываясь на прошлое.<br />
Шефер-Олейник родилась в семье поволжского<br />
немца, замуж вышла за переселенца из Польши.<br />
Она выступает за то, чтобы переселенцы не утрачивали<br />
в Германии приобретённые знания языка:<br />
“Двуязычие всегда обогащает общество“.
10 |<br />
Wie sehen sich <strong>Russlanddeutsche</strong>? Welches Selbstbild haben<br />
Aussiedler in Deutschland? Betrachten sie sich als<br />
Deutsche, als Russen, oder als Bevölkerungsgruppe mit Anteilen<br />
beider Nationen? Nicht selten wird in der B<strong>und</strong>esrepublik<br />
diese Frage gestellt – auch deshalb, weil sie sehr eng mit dem<br />
Thema Integration verb<strong>und</strong>en ist. Und in den <strong>Herkunft</strong>sgebieten<br />
in Russland <strong>und</strong> Kasachstan entscheidet das Identitätsgefühl<br />
auch darüber, wie gemeinschaftsfördernde Begegnungszentren<br />
oder Fortbildungshilfen gestaltet werden. Soeben ist an<br />
der Universität Münster im B<strong>und</strong>esland Nordrhein-Westfalen<br />
eine Studie erschienen, die sich mit dieser Frage beschäftigt.<br />
Unter dem Titel „<strong>Russlanddeutsche</strong> Identitäten <strong>zwischen</strong><br />
<strong>Herkunft</strong> <strong>und</strong> <strong>Ankunft</strong>“ hat der Politikwissenschaftler Karsten<br />
Roesler untersucht, wie <strong>Russlanddeutsche</strong> im Gebiet von Kaliningrad,<br />
im kasachischen Pawlodar, im Deutschen Nationalen<br />
Rayon Asowo in Westsibirien sowie als Spätaussiedler im norddeutschen<br />
Landkreis Cloppenburg die eigene Situation einschätzen.<br />
Der Autor stellt sich zu Anfang die Frage, ob russlanddeutsche<br />
Selbstsicht wesentlich vom „Gefühl der Heimatlosigkeit,<br />
der Entwurzelung <strong>und</strong> der Orientierungslosigkeit“ bestimmt<br />
sei: „Sitzen diese Menschen wirklich ›<strong>zwischen</strong> allen<br />
Stühlen‹, befinden sie sich noch immer auf der Suche – auf einer<br />
Odyssee?“ Und schließlich: Hat diese Suche mit der <strong>Ankunft</strong> in<br />
Deutschland etwa ihre Erfüllung gef<strong>und</strong>en?<br />
Roesler hat für seine Studie insgesamt 3.150 Fragebögen in<br />
den vier Untersuchungsgebieten verteilt, von denen nahezu 80<br />
Prozent ausgefüllt zurückkamen. 2.000 Fragebögen wertete er<br />
schließlich aus. Anders als in Russland <strong>und</strong> Kasachstan haben<br />
sich in Deutschland ebenso viele Frauen wie Männer an der Befragung<br />
beteiligt, in den <strong>Herkunft</strong>sgebieten waren die Männer<br />
zurückhaltender. 58 Prozent aller Antworten aus dieser Region<br />
stammten von Frauen.<br />
Gr<strong>und</strong>lage ihrer Identität als <strong>Russlanddeutsche</strong> sind für die<br />
Befragten die deutsche Sprache,<br />
das gemeinsame historische<br />
Schicksal der Deportation im Jahr<br />
1941 sowie Religion <strong>und</strong> Kultur –<br />
verstanden als Pflege der Traditionen<br />
<strong>und</strong> Begegnung mit Gleichgesinnten<br />
etwa bei Kirchenfesten.<br />
Knapp 95 Prozent der Befragten in<br />
Russland <strong>und</strong> Kasachstan stimmten<br />
zu, dass „unsere Kultur eine<br />
wichtige Bedeutung für unsere<br />
russlanddeutsche Identität hat“. Im<br />
deutschen Landkreis Cloppenburg<br />
<strong>Russlanddeutsche</strong> Identität | Идентичность российских немцев<br />
Zwischen <strong>Herkunft</strong> <strong>und</strong> <strong>Ankunft</strong><br />
Was bestimmt russlanddeutsche Identität?<br />
Der Autor <strong>und</strong> zwei Mitarbeiterinnen des deutschen Museums<br />
Alexandrowka<br />
Автор и две сотрудницы немецкого музея в<br />
Александровке<br />
InfoDienst 44-<strong>2003</strong><br />
sahen das nur noch 72 Prozent der Aussiedler so.<br />
Um die Bedeutung der deutschen Sprache („Muttersprache“)<br />
zu unterstreichen, gab r<strong>und</strong> ein Drittel der Befragten an,<br />
sehr gut oder gut deutsch zu sprechen. Doch da überschätzten<br />
sich die Meisten wohl, denn der Autor <strong>und</strong> seine Helfer stellten<br />
fest, dass in Wirklichkeit die Sprachkenntnisse durchweg eher<br />
schlecht waren. Und die Frage, ob es zur Bewahrung der russlanddeutschen<br />
Identität darauf ankomme, auch einen deutschstämmigen<br />
Partner zu heiraten, fand bei der Hälfte aller Befragten<br />
Zustimmung. Im eigenen Leben spielte das für die Meisten<br />
allerdings eine untergeordnete Rolle.<br />
Am stärksten weckt offenbar das Schicksal der Deportation<br />
das Gemeinschaftsgefühl der <strong>Russlanddeutsche</strong>n. R<strong>und</strong> 92 Prozent<br />
der Befragten in Russland <strong>und</strong> Kasachstan sowie 88 Prozent<br />
der befragten Spätaussiedler in Deutschland sehen Deportation,<br />
Trudarmee <strong>und</strong> die Zerstörung der Familien als besonders<br />
dramatisch für die Bevölkerungsgruppe an. Angesichts<br />
dessen überrascht allerdings, dass jugendliche Aussiedler mehrheitlich<br />
nichts über die Geschichte ihres Volkes wissen, also<br />
auch nicht die Einschätzung von Eltern <strong>und</strong> Großeltern teilen<br />
dürften.<br />
Über die Hälfte der Befragten (57 Prozent) gab an, dass<br />
Deutschland als „alte Heimat“ große Bedeutung für sie hat. Unter<br />
den jungen Spätaussiedlern im Landkreis Cloppenburg wollten<br />
das allerdings nur noch ein Drittel so sehen. Auch hier stellte<br />
der Autor eine Kluft <strong>zwischen</strong> subjektivem Empfinden <strong>und</strong><br />
dem Blick des Einzelnen auf die Bevölkerungsgruppe fest: So<br />
überwog deutlich die Zahl derer, die dem Land ihrer Vorfahren<br />
zwar große Bedeutung für die Volksgruppe beimaßen, für sich<br />
persönlich allerdings weniger. Damit wird nach Ansicht Roeslers<br />
klar, dass die „eigentlichen Triebkräfte“ der Ausreiseentscheidung<br />
kaum in einer Sehnsucht nach der alten Heimat begründet<br />
liegen. Hauptgründe seien vielmehr die Zusammengehörigkeit<br />
der Familie <strong>und</strong> die<br />
schlechte wirtschaftliche Lage in<br />
den <strong>Herkunft</strong>sgebieten.<br />
Das Bild, das sich viele <strong>Russlanddeutsche</strong><br />
im Deutschen Nationalen<br />
Rayon Asowo, in Kaliningrad<br />
<strong>und</strong> im Gebiet Pawlodar von<br />
Deutschland machen, dürfte heute<br />
wirklichkeitsnäher sein als noch zu<br />
Beginn der neunziger Jahre. Dennoch<br />
fühlen sich in Asowo nicht<br />
einmal 20 Prozent der Befragten<br />
gut informiert über die B<strong>und</strong>esre-
InfoDienst 44-<strong>2003</strong><br />
<strong>Russlanddeutsche</strong> Identität | Идентичность российских немцев | 11<br />
publik, fast 40 Prozent dagegen schlecht oder gar nicht. Im Allgemeinen<br />
sind es ausgesiedelte Fre<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Verwandte, die<br />
das Deutschlandbild prägen. Ihnen werde, so Roesler, „im<br />
Karsten Roesler (34) hat in Münster <strong>und</strong> an der Staatlichen Universität<br />
St. Petersburg Politikwissenschaft, Neuere Geschichte <strong>und</strong> Slawistik studiert.<br />
Seine Dissertation erschien unter dem Titel „<strong>Russlanddeutsche</strong> Identitäten <strong>zwischen</strong><br />
<strong>Herkunft</strong> <strong>und</strong> <strong>Ankunft</strong> – Eine Studie zur Förderungs- <strong>und</strong> Integrationspolitik<br />
des B<strong>und</strong>es“ bei Peter Lang – Europäischer Verlag der Wissenschaften,<br />
Frankfurt am Main <strong>2003</strong>. Seit 1996 ist Roesler ehrenamtlicher Leiter der Forschungsabteilung,<br />
Migration <strong>und</strong> Minderheiten’ am Institut für Politikwissenschaft<br />
der Universität Münster. Für seine Studie war er mehrere Monate in Russland<br />
<strong>und</strong> Kasachstan unterwegs <strong>und</strong> hat r<strong>und</strong> 1800 <strong>Russlanddeutsche</strong> persönlich<br />
befragt. Kontakt: KarstenRoesler@web.de<br />
Zweifelsfall eher geglaubt als einem anonymen Bericht in der<br />
Zeitung oder auch einer Informationsbroschüre in den Begegnungsstätten“.<br />
Между происхождением и рождением<br />
Что определяет идентичность российских немцев?<br />
акими видят себя российские немцы? Какое пред-<br />
Кставление о себе имеют переселенцы в Германии?<br />
Рассматривают они себя как немцев, как русских или<br />
как группу населения с компонентами обеих наций?<br />
Эти вопросы часто задаются в ФРГ ещё и потому, что<br />
они тесно связаны с темой интеграции. А в странах<br />
происхождения, России и Казахстане, ощущение национальной<br />
идентичности определяет то, как функционируют<br />
Центры встреч или мероприятия по повышению<br />
квалификации. Недавно в университете Мюнстера в<br />
Земле Северный Рейн-Вестфалия вышло в печать<br />
исследование, посвящённое этим вопросам.<br />
Учёный-политолог Карстен Рёслер назвал свой труд<br />
“Идентичность российских<br />
немцев между происхождением<br />
и рождением“. В нём он выясняет,<br />
как оценивают собственную<br />
ситуацию российские немцы<br />
в Калининградской области,<br />
казахстанском Павлодаре, в<br />
Немецком национальном районе<br />
Азово в Западной Сибири,<br />
а также поздние переселенцы в<br />
северогерманском Клоппенбурге.<br />
В самом начале автор задаётся<br />
вопросом, не определяется<br />
ли собственная оценка российских<br />
немцев “чувством отсутствия<br />
родины, потери корней и<br />
ориентации“ – он пишет:<br />
“Сидят ли эти люди, действительно,<br />
меж двух стульев,<br />
In der Gruppe lassen sich die Fragebögen leichter beantworten<br />
Отвечать на вопросы анкеты легче в группе<br />
находятся они всё ещё в пути, продолжается ли их<br />
Одиссея?“. И наконец: “Закончился ли этот поиск с<br />
приездом в Германию?“.<br />
В рамках исследования Рёслер разослал в общей<br />
сложности 3150 анкет, из которых около 80% вернулись<br />
назад заполненными. В итоге он обработал 2000 анкет.<br />
Иначе, чем в России и Казахстане, в Германии в опросе<br />
приняло участие равное количество женщин и мужчин.<br />
В странах происхождения мужчины проявили меньший<br />
интерес – 58 процентов ответов из этих областей пришло<br />
от женщин.<br />
Основанием для своей идентичности как российских<br />
немцев опрошенные назвали немецкий язык, общую
12 |<br />
<strong>Russlanddeutsche</strong> Identität | Идентичность российских немцев<br />
историческую судьбу – депортации 1941 года, а также<br />
религию и культуру, которые понимают как поддержку<br />
традиций и встречи с себе подобными, к примеру, на<br />
церковных праздниках. Почти 95 процентов опрошенных<br />
в России и Казахстане соглашаются, что “культура<br />
имеет важное значение для нашей национальной идентичности<br />
как российских немцев“. В германском<br />
Клоппенбурге лишь 72 процента соглашаются с этим<br />
утверждением.<br />
Чтобы подчеркнуть значение немецкого языка (“родного<br />
языка“), около одной трети опрошенных указали,<br />
что “очень хорошо“ или “хорошо“ говорят на немецком<br />
языке. Однако, большинство явно преувеличивает степень<br />
владения языком, ибо, как установил автор и его<br />
помощники, в действительности знания немецкого языка<br />
были скорее плохими. Половина опрошенных согласилась<br />
с тем, что для сохранения идентичности российских<br />
немцев важно вступать в брак с немецким партнёром.<br />
В собственной же жизни этот вопрос играл, однако,<br />
подчинённую роль.<br />
Сильнее всего сплачивает российских немцев, очевидно,<br />
общая историческая судьба депортации. Почти<br />
92 процента опрошенных в России и Казахстане, а также<br />
88 процентов опрошенных поздних переселенцев в<br />
Германии рассматривают депортацию, трудармию и<br />
разрушение семейных уз как особо драматичные события<br />
для немецкого меньшинства. В этой связи удивляет,<br />
что большинство молодых переселенцев ничего не знает<br />
об истории своего народа, то есть не разделяет оценок<br />
своих родителей, дедушек и бабушек.<br />
InfoDienst 44-<strong>2003</strong><br />
Более половины опрошенных (57 процентов) указали,<br />
что Германия имеет для них большое значение в качестве<br />
“старой Родины“. Среди молодых поздних переселенцев<br />
округа Клоппенбург лишь третья часть согласна<br />
с этим. Здесь автор установил разрыв между личным<br />
восприятием и взглядом со стороны: Так преобладает<br />
численность тех, кто отмечает важное значение страны<br />
предков для своего национального меньшинства, однако<br />
не для себя лично. При этом Рёслер считает, что “подлинной<br />
движущей силой“ для решения о переезде является<br />
далеко не тоска по старой Родине. Основными<br />
причинами являются чаще соединение семей и плохое<br />
экономическое положение в странах происхождения.<br />
Представление о Германии, которое имеют российские<br />
немцы в Немецком национальном районе Азово, в<br />
Калининграде и в Павлодарской области, сегодня более<br />
приближено к реальности, чем это было в начале 90-х<br />
годов. Однако, в Азово менее 20 процентов опрошенных<br />
считают свои знания о Германии хорошими, почти 40<br />
процентов – плохими или же не имеют их вовсе. В основном<br />
картина о Германии формируется благодаря<br />
выехавшим друзьям и родственникам. По словам Рёслера,<br />
“скорее поверят им, чем неизвестной статье в газете<br />
или информационной брошюре в Центре встреч“.<br />
Тридцатичетырёхлетний Карстен Рёслер изучал в Мюнстере и<br />
Санкт-Петербургском Государственном Университете политологию,<br />
новейшую историю и славистику. Его диссертация под названием<br />
“Идентичность российских немцев между происхождением и<br />
рождением – Исследование о политике федерального центра в<br />
вопросах поддержки и интеграции“ опубликована в <strong>2003</strong> году в<br />
издательстве “Петер Ланг – Ойропэишер ферлаг дер<br />
виссеншафтен“ во Франкфурте-на-Майне. С 1996 года Рёслер<br />
является почётным руководителем исследовательского отдела<br />
“Миграция и меньшинства“ в Институте политологии университета<br />
Мюнстера. В рамках своего исследования он провёл несколько месяцев в России и<br />
Казахстане и лично опросил около 1800 российских немцев.<br />
Контакт: KarstenRoesler@web.de
InfoDienst 44-<strong>2003</strong><br />
Jubiläen werfen ihre Schatten voraus<br />
Gleich zwei bedeutsame Festlichkeiten begehen<br />
die Deutschen im Süden der Ukraine in diesem<br />
Jahr. Zum 200. Mal jährt sich die Besiedlung des Gebietes<br />
Odessa durch deutschsprachige Einwanderer –<br />
Bauern <strong>und</strong> Handwerker aus dem deutschen Süden,<br />
denen die Napoleonischen Kriege schwer zugesetzt<br />
hatten <strong>und</strong> die daher hier einen Neuanfang wagten.<br />
Die Hafenstadt Odessa war knapp ein Jahrzehnt zuvor,<br />
1794, gegründet worden, <strong>und</strong> in ihrem Umkreis<br />
entstanden die deutschen Kolonien: Großliebental,<br />
Kutschurgan, Glückstal, Beresan. Das größte deutsche<br />
Kulturzentrum der Ukraine – der Wohltätigkeitsfonds<br />
„Bayerisches Haus, Odessa“ – wird zehn Jahre alt.<br />
Lebten vor dem Zweiten Weltkrieg im Schwarzmeergebiet<br />
noch r<strong>und</strong> 400.000 Deutsche, so beläuft<br />
sich ihre Zahl im Gebiet Odessa <strong>und</strong> dem angrenzenden<br />
Mykolayiv <strong>und</strong> Cherson heute auf etwa 6.000<br />
Personen. Für sie <strong>und</strong> für alle an Deutschland <strong>und</strong> der<br />
deutschen Sprache Interessierten bietet das Bayerische<br />
Haus seit 1993 ein umfangreiches Kultur- <strong>und</strong> Fortbildungsprogramm.<br />
Weit über die Region hinaus machte<br />
Mitte der neunziger Jahre die Ausstellung „Geschichte<br />
<strong>und</strong> Wirken der Deutschen in Odessa <strong>und</strong> im<br />
Schwarzmeergebiet“ von sich reden, die von der Kulturabteilung<br />
des Hauses erarbeitet worden war.<br />
Zur Zweih<strong>und</strong>ertjahrfeier der deutschen Besiedlung<br />
hat das Haus mehrere<br />
Ausstellungen vorbereitet,<br />
auf dem Programm<br />
stehen auch Fachkonferenzen<br />
<strong>und</strong> Konzerte,<br />
darunter auch der Künstlergruppen<br />
des<br />
Bayerischen Hauses.<br />
Ukraine Украина<br />
Die Hafenstadt Odessa im Jahr 1888<br />
Портовый город Одесса в 1888 году<br />
Ukraine | Украина | 13<br />
В предверии юбилеев<br />
разу два знаменательных события отметят в<br />
Сэтом году немцы на юге Украины. Двести<br />
лет назад, спасаясь от наполеоновских войн,<br />
крестьяне и ремесленники из немецких южных<br />
княжеств бежали в окрестности Одессы в<br />
надежде начать здесь новую жизнь. Портовый<br />
город Одесса возник всего лишь за десять лет<br />
до этих событий – в 1794 году. Вокруг этого<br />
города образовались немецкие колонии Грослибенталь,<br />
Кучурган, Глюксталь, Березан. Другой<br />
юбилей отмечает самый большой в Украине<br />
немецкий культурный центр – благотворительный<br />
фонд “Баварский Дом Одесса“, которому<br />
исполняется десять лет со дня основания.<br />
Если до Второй мировой войны в Причерноморье<br />
проживали около 400000 немцев, то<br />
сегодня их число в Одесской области и прилегающих<br />
Николаеве и Херсоне, составляет всего<br />
лишь 6000 человек. Для них и для всех интересующихся<br />
Германией и немецким языком Баварский<br />
Дом с 1993 года предлагает обширную<br />
программу культурных и образовательных<br />
мероприятий. Далеко за пределами региона<br />
была известна в середине 90-х годов выставка<br />
“История и влияние немцев в Одессе и Причерноморье“,<br />
организованная отделом культуры<br />
Дома.<br />
К двухсотлетнему<br />
юбилею немецких<br />
поселений Баварский<br />
Дом подготовил много<br />
выставок. В программе<br />
празднования предусмотрены<br />
также конференции<br />
специалистов<br />
и концерты, в том<br />
числе и художественных<br />
коллективов<br />
Баварского Дома.
14 |<br />
Rosa Nesterova aus Malinovka,<br />
Kasachstan<br />
Роза Нестерова из Малиновки,<br />
Казахстан<br />
Julia Schmidt aus Irkutsk<br />
Юлия Шмидт из Иркутска<br />
Ludmilla Arnautova aus Pawlodar<br />
Людмила Арнаутова из Павлодара<br />
Zuwanderung | Иммиграция<br />
Auswanderer oder Aussiedler –<br />
wer seine Heimat verlässt, um<br />
sich in einem anderen Land niederzulassen<br />
<strong>und</strong> dort zu bleiben, hat<br />
meist nicht viele Habseligkeiten,<br />
die ihn auf der Reise begleiten. Fast<br />
alle aber haben Dinge bei sich, die<br />
für sie von sehr persönlicher Bedeutung<br />
sind: Abschiedsgeschenke,<br />
Fotos der Daheimgebliebenen,<br />
Gegenstände, die mit besonderen<br />
Erinnerungen verb<strong>und</strong>en sind,<br />
Liebgewordenes zumeist ohne bedeutenden<br />
materiellen Wert. Um<br />
solche Gegenstände haben junge<br />
Wissenschaftler der Universität<br />
Tübingen Menschen gebeten, die<br />
aus zahlreichen Ländern nach<br />
Deutschland gekommen sind.<br />
„Bewegliche Habe“ hieß die<br />
Ausstellung im Schloss Hohentübingen,<br />
die das kulturwissenschaftlicheLudwig-Uhland-Institut<br />
gestaltet hat. Mehrere Monate<br />
lang hatten Projektmitarbeiter zuvor<br />
Zuwanderer im Raum Tübingen<br />
besucht, intensive Gespräche<br />
geführt <strong>und</strong> den gesammelten Objekten<br />
Portraits der Interviewpartner<br />
hinzugefügt. Unter den so Vorgestellten<br />
sind auch sieben Spätaussiedler<br />
– fünf Frauen <strong>und</strong> zwei<br />
Männer. Zum Beispiel Rosa Nesterova,<br />
die im vergangenen Jahr aus<br />
Malinovka in Kasachstan nach<br />
Deutschland gekommen war. Für<br />
sie sind ihre beiden Ohrringe von<br />
besonderer Bedeutung, obwohl sie<br />
sie erst in Deutschland von Frauen<br />
ihres Sprachkurses zum 40. Geburtstag erhalten hat.<br />
Mit diesem kleinen Luxus beweist sich Rosa, dass die<br />
Entscheidung zu einem neuen Leben in Deutschland<br />
für sie richtig war.<br />
Als Julia Schmidt <strong>und</strong> ihr dreijähriger Sohn Anfang<br />
2002 ihrem Mann nach Deutschland folgten, lebte<br />
dieser schon seit längerem in der Stadt Reutlingen.<br />
Die zurückhaltende Frau aus Irkutsk telefoniert oft mit<br />
ihren Angehörigen in Sibirien, in Reutlingen hat sie<br />
InfoDienst 44-<strong>2003</strong><br />
Schätze der Erinnerung<br />
Ausstellung präsentiert Objekte von Zuwanderern<br />
sich noch nicht recht eingelebt. Für sie zählt das goldene<br />
Diadem, das sie zur Hochzeit als Brautschmuck getragen<br />
hat, zu den liebsten Dingen. In der immer noch<br />
fremden Umgebung ist nämlich Friedrich, ihr Mann,<br />
der wichtigste Halt im Leben – <strong>und</strong> vielleicht die kleine<br />
Plüschfigur mit den aufgeklebten Fotos ihrer besten<br />
Fre<strong>und</strong>innen in Irkutsk: „Wir haben zusammen gelernt<br />
<strong>und</strong> gearbeitet, zehn Jahre.“<br />
Auf ihre beiden Bilder wollte Ludmilla Arnautova<br />
nicht verzichten: Sie zeigen Winterlandschaften mit<br />
schneebedeckten Häusern <strong>und</strong> Kirchtürmen, so wie<br />
man sie im kasachischen Pawlodar eher selten sieht.<br />
Dennoch: Ludmilla fühlt sich beim Anblick der Bilder<br />
zurückversetzt in ihre Heimatstadt, wo die Winter<br />
eiskalt <strong>und</strong> schneereich sein können. Die Bilder sind<br />
ein Geschenk der Schwägerin zu ihrem 25. Geburtstag.<br />
Damals hatte sie bereits ihren Ausreiseantrag gestellt<br />
<strong>und</strong> sich darauf vorbereitet, mit ihrem russischen<br />
Mann Konstantin <strong>und</strong> dem kleinen Sohn<br />
Pawel nach Deutschland zu gehen.<br />
Kaum jemand wird je von dem Dorf Jaschalta – unweit<br />
der kalmykischen Hauptstadt Elista – gehört haben.<br />
Hier lebte Alexander Gaus bis zu seiner Ausreise.<br />
Seinen Beruf als Geschichtslehrer konnte er nicht<br />
ausüben, stattdessen arbeitete er als Heizungswärter.<br />
Am liebsten würde er demnächst ein Studium an der<br />
Kunstakademie in Stuttgart beginnen. Ihn erinnern<br />
zwei Messer an wichtige Stationen seines Lebens. Das<br />
eine stammt von einem Fre<strong>und</strong>, mit dem er aufgewachsen<br />
ist, das andere ist das selbst gefertigte Abschiedsgeschenk<br />
eines Offiziers zum Ende des Militärdienstes<br />
im Ural.<br />
Noch leben Maria <strong>und</strong> Alexander Fischer in einem<br />
Wohnheim in Tübingen. Der ehemalige Busfahrer<br />
aus Krasnojarsk <strong>und</strong> seine Frau sind im vergangenen<br />
Jahr der jüngsten Tochter gefolgt, die bereits<br />
seit 1996 in Deutschland lebt. Genau wie in ihrer<br />
früheren Wohnung in Krasnojarsk hat Alexander ein<br />
kleines Podest gebastelt, auf dem in einer Zimmerecke<br />
zwei Ikonen lehnen. Ein Andachtsbild ist das Abschiedsgeschenk<br />
einer Tochter, das andere ist seit Generation<br />
im Familienbesitz. So ist die Verbindung wiederhergestellt<br />
zu früheren Zeiten, als die Familie noch<br />
an einem Ort wohnte <strong>und</strong> zwölf Personen zählte.<br />
Ihr größter Wunsch blieb bisher unerfüllt: Irena<br />
Besgans würde am liebsten Dolmetscherin werden,<br />
doch sie hat keinen Studienplatz erhalten. „Man muss<br />
optimistisch bleiben“, sagt sie. Vor knapp zwei Jahren
InfoDienst 44-<strong>2003</strong><br />
ist sie nach Deutschland gekommen – allein, ohne ihre<br />
Eltern <strong>und</strong> ohne Ihren Bruder, aber voller Optimismus.<br />
Ust-Kamenogorsk war ihre Heimatstadt, ihr<br />
neues Zuhause ist die Ruhrgebietsstadt Essen; hier<br />
studiert sie Sozialpädagogik. Außer einigen Fotos hat<br />
die 24-Jährige nichts mitgebracht: „Ich habe alles zu<br />
Hause gelassen – alles.“ Die Erinnerung trägt sie in<br />
Сокровища памяти<br />
На выставке экспонируются предметы,<br />
принадлежащие иммигрантам<br />
мигранты или переселенцы – те, кто поки-<br />
Эдает свою родину, чтобы поселиться в другой<br />
стране, берут с собой, как правило, самое<br />
необходимое. Однако, почти все они особо дорожат<br />
личными вещами – прощальными подарками,<br />
фотографиями оставшихся на родине,<br />
вещами, с которыми связаны личные воспоминания.<br />
Дорогие человеку вещи, в материальном<br />
плане, обычно, особой ценности из себя не<br />
представляющие. Именно такие предметы<br />
попросили молодые учёные Тюбингенского<br />
университета у людей, прибывших в Германию<br />
из многих стран.<br />
“Движимое имущество“ – так называлась<br />
выставка в замке Хоентюбинген, которую организовал<br />
культурологический институт им. Людвига<br />
Уланда. Долгие месяцы участники проекта<br />
ходили в гости к иммигрантам в Тюбингене и<br />
окрестностях, вели с ними заинтересованные<br />
беседы. Наряду со сбором предметов делались<br />
фотографии хозяина. Среди героев выставки<br />
семь переселенцев – пятеро женщин и двое<br />
мужчин. Например, Роза Нестерова, которая в<br />
прошлом году приехала в Германию из села<br />
Малиновка в Казахстане. Для неё особую ценность<br />
представляет пара серёжек, подаренных<br />
ей в Германии на сорокалетие участниками<br />
языкового курса, на котором она обучалась. Это<br />
небольшое богатство служит ей подтверждением<br />
правильности решения приехать на жительство<br />
в Германию.<br />
Юлия Шмидт вместе с трёхлетним сыном<br />
Zuwanderung | Иммиграция | 15<br />
sich <strong>und</strong> scheint dazu keine gedankliche<br />
Stütze zu benötigen.<br />
Sieben Personen, sieben Weisen,<br />
sich einen Weg in die neue<br />
Gesellschaft zu ebnen oder zumindest<br />
Vergangenheit <strong>und</strong> Gegenwart<br />
miteinander zu versöhnen.<br />
последовала в начале 2002 года<br />
в Германию за своим мужем,<br />
который уже давно поселился<br />
в городе Ройтлингене.<br />
Скромная по природе женщина<br />
из Иркутска часто перезванивается<br />
по телефону с родственниками<br />
в Сибири. В<br />
Ройтлингене она чувствует себя<br />
ещё чужой. Она особо дорожит<br />
золотой диадемой, которая<br />
была у неё на голове в<br />
день свадьбы. В пока ещё чужом<br />
окружении её главная<br />
опора – муж Фридрих и, наверное,<br />
маленькая плюшевая<br />
игрушка, на которую наклеены<br />
фотографии её лучших подруг<br />
в Иркутске: “Мы вместе учились<br />
и работали долгих десять<br />
лет“.<br />
С этими двумя фотографиями<br />
Людмила Арнаутова расставаться<br />
не хотела. На них<br />
изображены зимние ландшафты<br />
с покрытыми снегом дома-<br />
Alexander Gaus aus Jaschalta, Kalmykien<br />
Александр Гаус из Яшалты,<br />
Калмыкия<br />
Maria <strong>und</strong> Alexander Fischer aus<br />
Krasnojarsk<br />
Мария и Александр Фишер из<br />
Красноярска<br />
Irena Besgans aus Ust-Kamenogorsk<br />
Ирэна Бесганс из Усть-<br />
Каменогорска<br />
ми и церковными колокольнями, картины для<br />
казахстанского Павлодара скорее нетипичные.<br />
Тем не менее при взгляде на фотографии Людмила<br />
уносится в родной город, где в зиму стоят<br />
крепкие морозы и много снега. Эти фотографии<br />
– подарок золовки к её 25-летнему юбилею. В
16 |<br />
Zuwanderung | Иммиграция<br />
то время она уже подала документы на выезд и<br />
вместе со своим русским мужем Константином<br />
и маленьким сыном Павлом готовилась к переезду<br />
в Германию.<br />
Пожалуй никто не слышал о селе Яшалта,<br />
что неподалёку от калмыкской столицы Элиста.<br />
Там до своего отъезда жил Александр Гаус. По<br />
своей профессии учителя истории он работать<br />
не мог, вместо этого зарабатывал на жизнь кочегаром.<br />
Больше всего он мечтает поступить в<br />
ближайшее время в Академию искусств в<br />
Штутгарте. В напоминание о важных событиях<br />
его жизни он оставил себе два ножа. Первый<br />
подарил ему друг детства, второй нож, сделанный<br />
руками одного офицера, он получил по<br />
окончании срочной службы в армии на Урале.<br />
Мария и Александр Фишер пока ещё живут<br />
в переселенческом общежитии в Тюбингене.<br />
Бывший водитель автобуса из Красноярска и<br />
его жена последовали<br />
в прошлом году за<br />
своей младшей дочерью,<br />
которая живёт в<br />
Германии с 1996 года.<br />
Точно так же, как и в<br />
красноярской квартире,<br />
Александр соорудил<br />
в углу комнаты<br />
небольшой подест, на<br />
котором стоят две<br />
иконы. Первая подарена<br />
на прощание<br />
InfoDienst 44-<strong>2003</strong><br />
одной из дочерей, вторая – семейная реликвия,<br />
которая передаётся из поколения в поколение.<br />
Так восстанавливается связь со старыми временами,<br />
когда семья жила в одном месте и насчитывала<br />
двенадцать человек.<br />
Её самая большая мечта пока не сбылась –<br />
Ирэна Бесганс больше всего мечтает стать<br />
переводчицей, однако ей не досталось учебного<br />
места. “Нужно оставаться оптимисткой“, –<br />
говорит она. Около двух лет назад она приехала<br />
в Германию – одна, без родителей, без<br />
брата, однако полная оптимизма. Её родным<br />
городом был Усть-Каменогорск, её новым<br />
домом стал рурский город Эссен, здесь она изучает<br />
социальную педагогику. Кроме нескольких<br />
фотографий двадцатичетырёхлетняя студентка<br />
не привезла с собой ничего: “Я всё оставила<br />
дома, всё“. Память о прошлом она носит в себе<br />
и, кажется, не нуждается в вещественных напоминаниях.<br />
Семь человек, семь<br />
способов проложить<br />
дорогу в новое общество<br />
или, по крайней мере,<br />
примирить прошлое<br />
и настоящее.<br />
Begleitheft zur Ausstellung „Bewegliche Habe“<br />
Каталог выставки ”Движимое имущество“
InfoDienst 44-<strong>2003</strong><br />
Kyrgyzstan | Кыргызстан | 17<br />
Kyrgyzstan: Minderheiten stärker beteiligen<br />
OSZE sieht Unterstützungsbedarf auf dem Arbeitsmarkt<br />
Rolf Ekeus, Hoher Kommissar der Organisation für Sicherheit<br />
<strong>und</strong> Zusammenarbeit in Europa (OSZE) für nationale<br />
Minderheiten, hat sich in Kyrgyzstan für eine stärkere Beteiligung<br />
der nationalen Minderheiten am gesellschaftspolitischen<br />
Leben eingesetzt. Bei einem Treffen mit Präsident Askar Akajew<br />
in Bischkek erörterten die Politiker ein geplantes Gesetz über<br />
nationale Minderheiten in der mittelasiatischen Republik.<br />
Ekeus nahm zudem in der Stadt Osch an einer Podiumsdiskussion<br />
zum Thema „Gr<strong>und</strong>lagen der Integration: Sprachen <strong>und</strong><br />
Bildung im multinationalen Kyrgyzstan“ teil.<br />
Die OSZE ist ein Zusammenschluss von 55 Staaten Europas,<br />
der Nachfolgestaaten der Sowjetunion sowie der USA <strong>und</strong> Kanadas.<br />
Die Mitglieder verpflichten sich, Konflikte untereinander<br />
zu vermeiden <strong>und</strong> gegenseitig<br />
Rechenschaft über den Umgang<br />
mit ihren Bürgern abzulegen. Der<br />
Hohe Kommissar für Nationale Angelegenheiten<br />
berät die Mitglied-<br />
Rolf Ekeus im Gespräch<br />
mit Präsident Askar Akajew<br />
staaten bei Minderheitenproblemen. Derzeit ist der schwedische<br />
Diplomat Rolf Ekeus vor allem in den baltischen Staaten,<br />
im ehemaligen Jugoslawien, in einigen mitteleuropäischen <strong>und</strong><br />
zentralasiatischen Staaten tätig, darunter auch in Kyrgyzstan.<br />
In mehreren Empfehlungen hat die OSZE in den vergangenen<br />
Jahren Kyrgyzstan in Bezug auf die Behandlung der Minderheiten<br />
Ratschläge erteilt. Bei seinem jüngsten Besuch hob<br />
Ekeus hervor, Kyrgyzstan solle den Angehörigen nationaler<br />
Minderheiten angemessenen Zugang zu Bildung <strong>und</strong> verstärkt<br />
Gelegenheit einräumen, die eigene Sprache zu praktizieren.<br />
Nach Ansicht von Beobachtern gibt es in Kyrgyzstan keine Diskriminierung<br />
von Angehörigen der nationalen Minderheiten,<br />
der Staat lasse es allerdings an Unterstützung, insbesondere in<br />
Fragen der Arbeitsbeschaffung,<br />
fehlen. Über h<strong>und</strong>ert Bevölkerungsgruppen<br />
leben in dem mittelasiatischen<br />
Land, darunter etwa<br />
20.000 Deutsche.<br />
Кыргызстан: сильнее вовлекать меньшинства<br />
ОБСЕ усматривает недостатки в государственной поддержке в сфере занятости<br />
ольф Экеус, Верховный Комиссар по делам нацио-<br />
Рнальных меньшинств Организации по безопасности<br />
и сотрудничеству в Европе (ОБСЕ) выступил за более<br />
широкое участие национальных меньшинств в<br />
общественно-политической жизни Кыргызстана. Во<br />
время встречи в Бишкеке с президентом Аскаром Акаевым<br />
оба политика обсудили готовящийся в стране Закон<br />
о национальных меньшинствах. Кроме того, Экеус<br />
принял участие в подиумной дискуссии в городе Ош на<br />
тему “Основы интеграции: языки и образование в многонациональном<br />
Кыргызстане“.<br />
В ОБСЕ объединяются 55 государств Европы, республики<br />
бывшего Советского Союза, а также США и<br />
Канада. Члены организации обязуются избегать между<br />
собой конфликтов и отчитываться друг перед другом об<br />
отношении к своим гражданам. Верховный Комиссар по<br />
национальным вопросам консультирует страныучастницы<br />
по проблемам национальных меньшинств. В<br />
настоящее время шведский дипломат Рольф Экеус<br />
Рольф Экеус в беседе с<br />
президентом Аскаром Акаевым<br />
работает преимущественно в прибалтийских республиках,<br />
бывшей Югославии, в некоторых Среднеевропейских<br />
и Центральноазиатских республиках, в том числе<br />
и в Кыргызстане.<br />
Во многих рекомендациях ОБСЕ за последние годы<br />
прозвучали советы Кыргызстану в отношении национальных<br />
меньшинств. Во время своего последнего визита<br />
Экеус особенно подчёркивал, что Кыргызстан должен<br />
обеспечить национальным меньшинствам адекватный<br />
доступ к образованию и обеспечить возможности для<br />
развития национальных языков. По мнению наблюдателей,<br />
в Кыргызстане нет дискриминации по национальному<br />
признаку, однако, государство оказывает недостаточную<br />
поддержку, в частности, в вопросах трудоустройства.<br />
В этой среднеазиатской стране проживают<br />
более 100 национальностей, среди них 20000 немцев.
18 |<br />
Halbstadt | Гальбштадт<br />
Altai: Zehn Jahre<br />
Entwicklungsgesellschaft Halbstadt<br />
Die Entwicklungsgesellschaft (EG) Halbstadt im<br />
gleichnamigen Deutschen Nationalen Rayon unweit<br />
der Altaistadt Slawgorod ist für die regionale Entwicklungsplanung<br />
des Landkreises <strong>und</strong> mehrerer<br />
Nachbargebiete zuständig. Die B<strong>und</strong>esrepublik<br />
Deutschland fördert ihre Arbeit, um die Lebensbedingungen<br />
der hier siedelnden Angehörigen der deutschen<br />
Minderheit <strong>und</strong> der übrigen Bewohner zu verbessern.<br />
Der EG-Halbstadt gehören die örtliche<br />
Agrargenossenschaft „Brücke“ <strong>und</strong> die Deutsche Gesellschaft<br />
für Technische Zusammenarbeit (GTZ) an.<br />
Am 23. Mai <strong>2003</strong> bestand die Entwicklungsgesellschaft<br />
zehn Jahre.<br />
16 Dörfer – ein Landkreis<br />
Durch Erlass des Obersten Sowjets in Moskau von Juli 1991 wurden<br />
16 Ortschaften mit insgesamt 20.700 Einwohnern zu einer<br />
Regionaleinheit vereinigt, dem Deutschen Nationalen Rayon<br />
Halbstadt. Die Mehrzahl der Einwohner waren <strong>Russlanddeutsche</strong>.<br />
Das wirtschaftliche Rückgrat bildeten elf Kolchosen, die zuvor zu<br />
den beiden Nachbarkreisen Slawgorod <strong>und</strong> Chabary gehörten.<br />
Die Wiederherstellung des deutschen Landkreises fiel in eine Zeit<br />
dramatischer Umbrüche. In Russland begannen auch auf dem Land<br />
marktwirtschaftliche Gr<strong>und</strong>sätze Fuß zu fassen. Manche<br />
Veränderungen waren von den örtlichen Kolchosen frühzeitig<br />
erkannt, teilweise gar vorweggenommen worden. So hatten sie sich<br />
eigene Möglichkeiten der Produktverarbeitung <strong>und</strong> Vermarktung<br />
geschaffen <strong>und</strong> mit den Überschüssen eine breit angelegte materielle<br />
<strong>und</strong> soziale Infrastruktur finanziert.<br />
Die Ortschaften des neuen Landkreises verfügten beizeiten über<br />
asphaltierte Straßen mit Gehsteigen <strong>und</strong> Beleuchtung, über eine<br />
„In den vergangenen zehn Jahren ist hier unheimlich<br />
viel geschaffen <strong>und</strong> aufgebaut worden.“ Detlev<br />
Pröfrock darf sich Eigenlob leisten, der Chef der Entwicklungsgesellschaft<br />
Halbstadt ist erst wenige Monate<br />
im Amt – aber lange genug, um die Leistungen<br />
von Vorgängern <strong>und</strong> Mitarbeitern würdigen zu können.<br />
In Halbstadt heißt die Aufgabe der GTZ ›Regionalentwicklung‹,<br />
daher reicht das Tätigkeitsfeld der<br />
Entwicklungsgesellschaft auch über die engeren<br />
Grenzen des Landkreises hinaus.<br />
Im Mittelpunkt der Arbeit steht die berufliche<br />
Fortbildung <strong>und</strong> Gewerbeförderung, Beratung in<br />
Wirtschaftsfragen <strong>und</strong> Kreditvergabe, Hilfe im<br />
InfoDienst 44-<strong>2003</strong><br />
zentrale Wasserversorgung, ein Fernwärmenetz, medizinische<br />
Gr<strong>und</strong>versorgung, Kindergärten, Schulen <strong>und</strong> Bibliotheken,<br />
Kulturhäuser sowie über Sport- <strong>und</strong> Freizeiteinrichtungen.<br />
Nachholbedarf gab es auf einem anderen Gebiet – bei Kultur <strong>und</strong><br />
Verwaltung. Eine funktionsfähige Behörde musste in Halbstadt neu<br />
aufgebaut werden. Es galt, Arbeitsabläufe zu organisieren <strong>und</strong> zu<br />
modernisieren. Zahlreiche Funktionsträger <strong>und</strong> Fachleute wurden<br />
geschult.<br />
Anfang der neunziger Jahre schon hatte die B<strong>und</strong>esrepublik<br />
Deutschland im Einvernehmen mit den russischen Behörden begonnen,<br />
deutsche Kultur <strong>und</strong> Sprache in diesem Gebiet zu fördern <strong>und</strong><br />
neu zu beleben. Kulturhäuser erhielten Bücher für ihre Bibliotheken,<br />
Fachleute wurden entsandt, um in den Schulen der deutschen<br />
Dörfer die Sprachausbildung zu unterstützen. Krankenhäuser <strong>und</strong><br />
Ambulanzen erhielten dringend benötigte Medikamente <strong>und</strong> medizinisches<br />
Gerät. Diese Aktivitäten kamen auch den Menschen in den<br />
benachbarten Rayons zugute.
InfoDienst 44-<strong>2003</strong><br />
Deutschunterricht im Dorf Orlowo<br />
Урок немецкого языка в селе Орлово<br />
Sozialwesen <strong>und</strong> im Ges<strong>und</strong>heitssektor. In der so genannten<br />
Breitenarbeit koordiniert die Entwicklungsgesellschaft<br />
das Unterrichtsangebot zum Erwerb der<br />
deutschen Sprache, betreut Begegnungszentren in<br />
zahlreichen Regionen des Altai <strong>und</strong> fördert die<br />
Jugendarbeit.<br />
Detlev Pröfrock <strong>und</strong> seine 25 Mitarbeiter sowie<br />
Halbstadt | Гальбштадт | 19<br />
zehn weitere Mitarbeiter der Halbstadter Wohnungsbaugesellschaft,<br />
die im Auftrag der Entwicklungsgesellschaft<br />
die in den vergangenen Jahren erworbenen<br />
oder errichteten Wohnungen verwaltet, werden noch<br />
eine Weile am Sitz der EG in der Ortschaft Schumanowka<br />
beschäftigt sein. Pröfrock: „Die Tätigkeit der<br />
EG Halbstadt ist für die nächsten Jahre gesichert.“
20 |<br />
Halbstadt | Гальбштадт<br />
Алтай: Десять лет<br />
Обществу развития Гальбштадт<br />
Общество развития Гальбштадт (ОРГ) из одноимённого<br />
Немецкого национального района<br />
неподалёку от алтайского Славгорода отвечает<br />
за планирование регионального развития национального<br />
района и многих приграничных<br />
районов. Федеративная республика Германия<br />
оказывает поддержку ОРГ с целью улучшить<br />
условия жизни поселяющихся здесь российских<br />
немцев и других жителей района. В ОРГ входят<br />
местное сельскохозяйственное общество<br />
“Брюкке Гмбх“ и Германское Общество по техническому<br />
сотрудничеству (ГТЦ). Двадцать<br />
третьего мая <strong>2003</strong> года Обществу развития исполнилось<br />
десять лет.<br />
“За прошедшие десять лет здесь была<br />
Шестнадцать сёл – один район<br />
Согласно Постановлению Верховного Совета в Москве в<br />
июле 1991 г. 16 сёл с общим числом жителей в 20700 человек<br />
были объединены в одну региональную единицу –<br />
Немецкий национальный район Гальбштадт. Большая часть<br />
жителей являлась российскими немцами. Экономический<br />
костяк образовался из 11 колхозов, ранее относившихся к<br />
соседствовавшим Cлавгородскому и Хабарскому районам.<br />
Восстановление Немецкого района выпало на период драматических<br />
переломов. Рыночная экономика в России<br />
затронула и село. Местные колхозы вовремя распознали и<br />
частично опередили некоторые изменения. Таким образом<br />
они создали возможности по переработке и сбыту продукции,<br />
а полученную прибыль смогли вкладывать в производство<br />
и социальную инфраструктуру.<br />
Населённые пункты нового района уже в то время располагали<br />
заасфальтированными улицами с тротуарами и освещением,<br />
центральным водоснабжением, системой<br />
проведена огромная созидательная работа,“ – с<br />
гордостью говорит руководитель Общества Детлеф<br />
Прёфрок. Хоть он и недавно занимает эту<br />
руководящую должность, но этого срока достаточно,<br />
чтобы по достоинству оценить заслуги<br />
предшественников и сотрудников. В Гальбштадте<br />
ГТЦ имеет своей задачей развитие региона,<br />
поэтому в сферу деятельности Общества развития<br />
попадают многие населённые пункты и далеко<br />
за пределами района.<br />
Главными направлениями деятельности ОРГ<br />
являются программы по повышению квалификации<br />
и поддержка мелкого призводства, консультации<br />
по экономическим вопросам и<br />
InfoDienst 44-<strong>2003</strong><br />
теплоснабжения, учреждениями медицинского обслуживания,<br />
детскими садами, школами и библиотеками, Домами<br />
культуры, а также спортивными и досуговыми сооружениями.<br />
Недостатки были в области культуры и управления. В<br />
Гальбштадте должен был быть создан работоспособный<br />
орган власти. Нужно было организовать и модернизировать<br />
управленческие процессы. Многие административные<br />
работники и специалисты проходили обучение на специальных<br />
курсах.<br />
В начале 90-х годов ФРГ с согласия местных органов власти<br />
начала в этой области способствовать возрождению<br />
немецкой культуры и языка. Дома культуры получили книги<br />
для своих библиотек, по школам немецких сёл были<br />
разосланы специалисты для поддержки языкового образования.<br />
В больницы и амбулатории были доставлены необходимые<br />
медикаменты и оборудование. Из этих действий<br />
извлекли пользу также жители соседних районов.
InfoDienst 44-<strong>2003</strong><br />
K. POBEDA<br />
K. STEPNOJE<br />
Kamyschi<br />
K. TSCHAKALOW<br />
Verwaltungszentrum<br />
Hauptdorf<br />
Nebendorf<br />
Kolchosgrenze<br />
Podsosnowo<br />
K. SCHUMANOW<br />
Grischkowka<br />
Nikolajewka<br />
Kusak<br />
K. KIROW<br />
K. ENGELS<br />
выдача кредитов, поддержка социальной сферы<br />
и здравоохранения. В рамках т. н. программы<br />
“Брайтенарбайт“ Общество развития координирует<br />
курсы немецкого языка, печётся о Центрах<br />
встреч в различных регионах Алтая и оказывает<br />
поддержку работе с молодёжью.<br />
Детлеф Прёфрок и 25 его сотрудников, а<br />
также десять сотрудников Жилищного общества<br />
Гальбштадт, которые управляют фондом<br />
K. MARX<br />
K. ALTAJ<br />
Halbstadt<br />
Schumanowka<br />
Protasowo<br />
Lesnoje<br />
Redkaja Dubrawa<br />
Halbstadt | Гальбштадт | 21<br />
K. ENGELS<br />
Polewoje<br />
K. LENIN<br />
K. THÄLMANN<br />
Alexandrowka<br />
Dworskoje<br />
Krasnoarmejka<br />
Degtjarka<br />
K. MOSKAU<br />
Orlowo<br />
купленного или построенного жилья, могут не<br />
беспокоиться за свои рабочие места в Шумановке.<br />
“Финансирование деятельности ОРГ на<br />
ближайшие годы гарантировано“, – говорит<br />
Прёфрок.
22 |<br />
Medien | СМИ<br />
»Цейтунг фюр дих«<br />
снова в прежнем формате<br />
Выходящий в алтайском Славгороде еженедельник<br />
“Цайтунг фюр дих“ (ЦФД) вновь обрёл<br />
свой прежний формат. В прошлые годы<br />
газета выходила в малом формате, поскольку<br />
технические возможности местной типографии<br />
не позволяли печатать газету на бумаге<br />
большого формата и качество печати было<br />
неудовлетворительным. Алтайские региональные<br />
власти, кажется, намерены<br />
„Deutsche Allgemeine Zeitung“<br />
im Internet<br />
Die in Almaty erscheinende Wochenzeitung „Deutsche<br />
Allgemeine Zeitung“ (DAZ) hat die Vorbereitungen<br />
für einen eigenen Internetauftritt abgeschlossen<br />
<strong>und</strong> ist unter der Adresse:<br />
http://www.deutsche-allgemeine-zeitung.de<br />
zu erreichen. Neben den üblichen Rubriken bietet die<br />
Online-DAZ auch ein Glossar zur Rechtsberatung für<br />
Aussiedler sowie eine Kontaktbörse. Interessenten<br />
können sich per E-Mail regelmäßig über „Neuigkeiten<br />
r<strong>und</strong> um das Leben der deutschen Minderheit in Kasachstan“<br />
informieren lassen. Verantwortlich für Gestaltung<br />
<strong>und</strong> technische Umsetzung der Webseite ist<br />
Praktikant Steffen Schneider aus dem sächsischen<br />
Mittweida, der vom Institut für Auslandsbeziehungen<br />
(IfA) in Stuttgart unterstützt wird.<br />
„Zeitung für Dich“<br />
wieder im alten Format<br />
InfoDienst 44-<strong>2003</strong><br />
Das in der Altaistadt Slawgorod erscheinende<br />
Wochenblatt „Zeitung für Dich“ (ZfD) hat wieder sein<br />
ursprüngliches Format. In den vergangenen Jahren<br />
war die Zeitung in einem Kleinformat produziert<br />
worden, weil die örtliche Druckerei das größere Format<br />
technisch nicht bewältigen konnte <strong>und</strong> das<br />
Druckergebnis unzureichend war. Die Regionsverwaltung<br />
des Altai scheint unterdessen bemüht, die<br />
einzige deutschsprachige Zeitung im Gebiet dazu zu<br />
drängen, ihre Deutschsprachigkeit aufzugeben. Auch<br />
war angeregt worden, die Redaktion nach Barnaul zu<br />
verlegen. Nach Ansicht der Ex-Chefin vom Dienst<br />
Nina Paulsen würde das den „sicheren Tod“ der ZfD<br />
bedeuten. Die Redaktion hat einen Kompromiss angeboten:<br />
Seit kurzem erscheint in jeder vierten Ausgabe<br />
eine russischsprachige Beilage.<br />
подвигнуть единственную в регионе немецкоязычную<br />
газету к тому, чтобы она полностью<br />
перешла на русский язык. Поступали и предложения<br />
перевести редакцию в Барнаул. По<br />
убеждению бывшего ответственного секретаря<br />
Нины Паульзен, это означало бы для<br />
ЦФД “полный крах“. Редакция предложила<br />
компромисс: с недавних пор в каждом четвёртом<br />
выпуске печатается русскоязычное приложение.<br />
»Дойче Альгемайне Цайтунг«<br />
в интернете<br />
Выходящий в Алматы еженедельник “Дойче<br />
Альгемайне Цайтунг“ (ДАЦ) закончил подготовку<br />
собственного интернет-сайта и доступен<br />
в Сети под адресом<br />
http://www.deutsche-allgemeine-zeitung.de.<br />
Наряду с традиционными рубриками на сайте<br />
есть глоссарий с правовой информацией для<br />
переселенцев, а также клуб знакомств.<br />
Интересующимся предлагается возможность<br />
подписаться на рассылку “Новости о жизни<br />
немецкого меньшинства в Казахстане“.<br />
Ответственным за дизайнерское оформление<br />
и техническую поддержку сайта является<br />
практикант из саксонского городка<br />
Миттвейда Штеффен Шнайдер. Он прибыл в<br />
Алматы по линии ИФА, Института<br />
международных отношений в Штутгарте.
InfoDienst 44-<strong>2003</strong><br />
„Um zu leben – <strong>und</strong> nicht zu sterben“<br />
Erinnerung an die Trudarmisten von Glasow<br />
Noch 32 ehemalige Trudarmisten leben heute in<br />
Glasow, der drittgrößten Stadt Udmurtiens. Einst<br />
waren sie tausend Deutsche in der Stadt am Tschepza-<br />
Fluss, die die Lager der Staatssicherheit überlebt hatten<br />
– Frauen <strong>und</strong> Männer, die nach 1942 zu jahrelanger<br />
Schwerstarbeit gezwungen worden waren. Ihnen hat<br />
der in Glasow lebende Autor Oskar<br />
Kelm ein Buch gewidmet.<br />
Viele sind gestorben, andere<br />
nach Deutschland ausgereist. Die<br />
Namen der noch Lebenden hat Kelm<br />
aufgezeichnet, <strong>und</strong> der Titel seiner<br />
Arbeit ist Anklage <strong>und</strong> Verheißung<br />
zugleich: „Um zu leben – <strong>und</strong> nicht<br />
zu sterben“. H<strong>und</strong>erttausende Angehörige<br />
der deutschen Bevölkerungsgruppe<br />
in der Sowjetunion<br />
sind nach 1942 in den Lagern der<br />
Staatssicherheit verschw<strong>und</strong>en, die<br />
Verhungerten <strong>und</strong> zu Tode Gesch<strong>und</strong>enen wurden nie<br />
gezählt.<br />
Den Trudarmisten der Stadt Glasow hat Kelm ein<br />
Denkmal gesetzt. Das örtliche Kulturzentrum „Wie-<br />
»Чтобы жить – не умирать«<br />
Воспоминания трудармейцев из Глазова<br />
егодня в Глазове, третьем по величине городе<br />
СУдмуртии, живут 32 бывших трудармейца.<br />
Когда-то немцев в городе на реке Чепца, прошедших<br />
через лагерь госбезопасности, насчитывалось<br />
около тысячи. Это были мужчины и женщины,<br />
обречённые после 1942 года на многолетний<br />
непосильный труд. Им посвятил свою книгу<br />
живущий в Глазове Оскар Кельм.<br />
Многие из них умерли, кто-то выехал в Германию.<br />
Кельм записал имена живых, название<br />
его работы – одновременно и обвинение, и предсказание:<br />
“Чтобы жить – не умирать“. Сотни<br />
тысяч представителей немецкого меньшинства в<br />
Советском Союзе пропали после 1942 года в лагерях<br />
Министерства госбезопасности, умерших<br />
от голода и мучений никто не считал.<br />
Книга Кельма стала своеобразным памятником<br />
трудармейцам города Глазова. Её публикация<br />
стала возможной благодаря местному культурному<br />
центру “Возрождение“. План написать<br />
книгу созрел после того, как Кельм узнал о<br />
результатах проведённого в городе опроса среди<br />
молодёжи. Молодых людей спросили, что они<br />
понимают под “трудармейцами“. Некоторые<br />
Neuerscheinungen | Книжные новинки | 23<br />
dergeburt“ hat sein Buch herausgebracht. Den Plan fasste<br />
der Autor, nachdem er von einer Umfrage unter Jugendlichen<br />
der Stadt gehört hatte. Die jungen Leute<br />
waren gefragt worden, was sie unter ›Trudarmisten‹<br />
verstehen. Manche Antworten waren nahe an der<br />
Wirklichkeit – „Deportierte“, „Deutsche, die unter Repressalien<br />
litten“, „Leute nichtrussischer Nationalität“<br />
–, viele weit davon entfernt. Häufig hieß es nur:<br />
„Ich weiß nicht.“ So „kam mir der Gedanke, Materialien<br />
über die Trudarmisten der Stadt Glasow zu sammeln<br />
<strong>und</strong> ein Buch über sie herauszugeben“, sagt der<br />
Autor.<br />
Kelm, der am örtlichen Kulturzentrum „Wiedergeburt“<br />
tätig war, führte Gespräche mit den letzten überlebenden<br />
ehemaligen Zwangsarbeitern der Stadt, gerade<br />
noch 32 Personen. „Hört man sich ihre Erzählungen<br />
an“, so Kelm, „w<strong>und</strong>ert man sich, wie diese Menschen<br />
in den Konzentrationslagern Stalins überleben konnten.“<br />
Das Umschlagbild des Buches wurde von der<br />
Künstlerin Swetlana Lusina entworfen. Für sie war die<br />
Trudarmee wie für die jungen Leute von Glasow ebenfalls<br />
unbekannt, aber die Berichte haben sie so berührt,<br />
dass sie dem Thema künftig noch weitere Arbeiten<br />
widmen will. Oskar Kelm indes arbeitet bereits an einer<br />
neuen Materialsammlung: Er will ein Buch über russlanddeutsche<br />
Frauen in der Trudarmee verfassen.<br />
ответы были близки к реальности – “депортированные“,<br />
“немцы, пострадавшие от репрессий“,<br />
“люди нерусской национальности“, но многие<br />
были очень далеки от истины. Часто звучало: “Я<br />
не знаю“. “Так мне пришла мысль собрать материалы<br />
о трудармейцах города Глазова и написать<br />
книгу“,– говорит автор.<br />
Кельм, работающий в культурном центре<br />
“Возрождение“, беседовал с оставшимися в живых<br />
бывшими каторжанами города – их осталось<br />
32 человека. “Вы бы послушали их рассказы,<br />
– говорит Кельм, – удивляешься, как только<br />
этим людям удалось выжить в сталинских концлагерях“.<br />
Рисунок на обложке книги выполнен<br />
художницей Светланой Лузиной. Она, как и<br />
большинство молодых людей Глазова, ничего не<br />
знала о трудармии, однако статьи настолько тронули<br />
её, что она хочет посвятить свои будущие<br />
работы этой теме. Оскар Кельм собирает материалы<br />
для новой книги: он хочет написать о<br />
женщинах-российских немках в трудармии.
24 |<br />
Letzte Seite | Последняя страница<br />
Johannes Luff, Wissenschaftler <strong>und</strong> Mitarbeiter des Bayerischen<br />
Landeskriminalamtes, liest seinen Landsleuten die Leviten. Er wies<br />
auf Vorurteile <strong>und</strong> mangelnde Akzeptanz gegenüber Aussiedlern<br />
hin, die zuweilen in der Bevölkerung anzutreffen seien. In einer<br />
Polizeistudie hat Luff nachgewiesen, dass Aussiedler nicht häufiger<br />
kriminelle Aktivitäten begehen als andere, auch wenn jugendliche<br />
Aussiedler vergleichsweise häufig in Drogendelikte verwickelt sind.<br />
Damit entkräftete er das Vorurteil, wonach Aussiedler in Deutschland<br />
häufiger Straftaten begingen. Bei einem Treffen mit Sozialarbeitern<br />
in der bayerischen Hauptstadt München erläuterte Luff<br />
seine Erkenntnisse. Die Teilnehmer wiesen allerdings auch darauf<br />
hin, dass mangelnde Sprachkenntnisse unter Aussiedlern primär für<br />
die schwierige Lage verantwortlich seien.<br />
Pjotr Lewin, Landwirt aus Martowka im westsibirischen Rayon<br />
Chabary, hat immer noch die gleichen Probleme wie früher: veraltete<br />
Technik <strong>und</strong> Mangel an Benzin. Das war schon so, bevor der Weizenbauer<br />
mit Frau <strong>und</strong> drei Kindern nach Deutschland aussiedelte.<br />
Fast wären sie die Letzten aus der Verwandtschaft gewesen. Und es<br />
ist wieder so, seit Lewin ein Jahr später mit Sack <strong>und</strong> Pack nach<br />
Martowka zurückgekehrt ist. Der Anfang war nicht leicht, doch in<strong>zwischen</strong><br />
steht das neue Wohnhaus, <strong>und</strong> der 22-jährige Sohn<br />
Alexander hilft bei der Arbeit auf dem eigenen Land. Deutschland<br />
war nicht die richtige Wahl, meint Pjotr Lewin rückblickend, weil er<br />
sich dort nicht gebraucht fühlte. Jetzt baut er wieder „Altaiskaja 50“<br />
an, seine bevorzugte Weizensorte, <strong>und</strong> „wenn dazu noch die nötige<br />
Technik vorhanden <strong>und</strong> die Erde fruchtbar ist, habe ich keinen anderen<br />
Wunsch“.<br />
Erna Wolf, Lehrerin aus der deutschen Kleinstadt Büren, setzt sich<br />
dafür ein, dass verstärkt „kreative Aussiedlerlehrer“ an deutschen<br />
Schulen unterrichten, besonders an Schulen mit jugendlichen Aussiedlern.<br />
Bis 1991 war sie 30 Jahre lang Lehrerin im westsibirischen<br />
Slawgorod <strong>und</strong> kennt daher den Umgang mit Schülern hüben wie<br />
drüben. „In der Schule habe ich angefangen zu verstehen, was <strong>und</strong><br />
wie Demokratie ist“, sagt Erna Wolf über ihre ersten Jahre in<br />
Deutschland. Das heißt allerdings nicht, dass sie ihre pädagogischen<br />
Erfahrungen aus der alten Heimat allesamt einfach über Bord geworfen<br />
hätte. Ihrer Meinung nach werden deutsche Schüler in jungen<br />
Jahren häufig nicht genügend gefordert, „sie können keine Märchen<br />
erzählen <strong>und</strong> lesen kaum Bücher“.<br />
Hendrik Sittig, Journalist beim Mitteldeutschen R<strong>und</strong>funk (MDR)<br />
<strong>und</strong> ehemaliger Student am Institut für Journalistik der Universität<br />
Leipzig, hat eine Diplomarbeit über „Deutschsprachige Zeitungen in<br />
Russland – Geschichte <strong>und</strong> Gegenwart“ verfasst. In seiner Analyse<br />
kommt er zu dem Schluss, dass die deutschsprachigen Zeitungen<br />
trotz mancher Defizite den Deutschen in Russland eine Orientierungsmöglichkeit<br />
geben <strong>und</strong> einen nicht zu unterschätzenden Beitrag<br />
zum „Erhalt der russlanddeutschen Volksgruppe“ leisten. Vor<br />
allem aber komme den Zeitungen eine Brückenfunktion <strong>zwischen</strong><br />
Deutschland <strong>und</strong> Russland zu, die „in Zukunft mehr an Bedeutung<br />
gewinnen könnte“. Kritik übt Sittig an der Sprachqualität mancher<br />
Zeitungen. Da sich die Blätter vielfach – wegen der schwindenden<br />
angestammten Leserschaft – an Deutschlehrer <strong>und</strong> Studenten richten<br />
<strong>und</strong> hier neue Zielgruppen gewinnen wollen, müsse stärker auf<br />
korrektes Deutsch geachtet werden.<br />
InfoDienst 44-<strong>2003</strong><br />
Йоханнес Люфф, учёный и сотрудник баварского федерального<br />
криминального ведомства читает своим землякам<br />
нравоучения. Он указал на бытующие в обществе предрассудки<br />
и недостаточное уважение по отношению к переселенцам.<br />
В своём полицейском исследовании Люфф доказал,<br />
что переселенцы совершают преступления не чаще,<br />
чем другие, даже при том, что молодые переселенцы часто<br />
задействованы в правонарушениях, связанных с наркотиками.<br />
Тем самым он опроверг предрассудок о том, что переселенцы<br />
в Германии чаще остальных совершают преступления.<br />
На встрече социальных работников в баварской столице<br />
Мюнхене Люфф пояснил свои доводы. Участники<br />
встречи, однако, указали на то, что причиной этой сложной<br />
ситуации в первую очередь являются недостаточные языковые<br />
знания среди переселенцев.<br />
Пётр Левин, фермер из Мартовки в западносибирском<br />
районе Хабары, сталкивается с теми же проблемами, что и<br />
раньше: устаревшая техника и недостаток бензина. Так<br />
было и до того, пока хлебороб с женой и тремя детьми не<br />
переехал в Германию. Они были почти последними из всех<br />
родственников. И через год, когда Левин вернулся со всем<br />
своим добром назад в Мартовку, ситуация не изменилась.<br />
Начало было нелёгким, однако, благодаря помощи 22-летнего<br />
сына Александра, уже удалось выстроить дом на своей<br />
земле. “Германия была неправильным выбором, поскольку<br />
я не ощущал там своей востребованности “,- считает Пётр,<br />
оглядываясь в прошлое. Сейчас он вновь выращивает свой<br />
любимый сорт пшеницы “Алтайская 50“. “Больше мне ничего<br />
не надо, лишь бы техника не подводила и земля была<br />
плодородной“,- говорит Левин.<br />
Эрна Вольф, учительница из германского городка Бюрен,<br />
выступает за то, чтобы больше “творческих учителей из<br />
среды переселенцев“ могли преподавать в немецких школах<br />
с большим числом переселенческой молодёжи. До 1991<br />
года она в течение 30 лет проработала учительницей в<br />
западносибирском Славгороде и знает, как нужно обращаться<br />
с учениками по эту и по ту сторону границы. “В школе<br />
я начала понимать, что такое демократия“, – говорит<br />
Эрна Вольф о своих первых годах жизни в Германии. Однако<br />
это совсем не означает, что она просто выбросила за<br />
борт весь опыт, накопленный на прежней родине. По её<br />
мнению, к немецким школьникам в юном возрасте предъявляются<br />
недостаточные требования,“они не знают сказок и<br />
читают мало книг“.<br />
Хендрик Зиттих, журналист радио МДР и бывший студент<br />
Института журналистики университета Лейпцига, написал<br />
дипломную работу на тему “Немецкоязычные газеты в<br />
России – история и современность“. В своём анализе он<br />
приходит к заключению, что немецкоязычные газеты, несмотря<br />
на некоторые недостатки, служат неким ориентиром<br />
для немцев в России и вносят неоценимый вклад в “сохранение<br />
национального меньшинства – российских немцев“.<br />
По его словам, газеты выполняют прежде всего функцию<br />
моста между Германией и Россией, что “в будущем может<br />
играть большую роль“. Зиттих критикует качество немецкого<br />
языка некоторых газет. Поскольку многие из них -<br />
из-за оттока постоянных читателей - ориентируются на учителей<br />
немецкого языка и студентов и хотят завоевать среди<br />
них читательскую аудиторию, им следует обратить внимание<br />
на правильность употребления немецкого языка на своих<br />
страницах.