2003 Russlanddeutsche zwischen Herkunft und Ankunft ... - ORNIS
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Halbstadt | Гальбштадт<br />
Altai: Zehn Jahre<br />
Entwicklungsgesellschaft Halbstadt<br />
Die Entwicklungsgesellschaft (EG) Halbstadt im<br />
gleichnamigen Deutschen Nationalen Rayon unweit<br />
der Altaistadt Slawgorod ist für die regionale Entwicklungsplanung<br />
des Landkreises <strong>und</strong> mehrerer<br />
Nachbargebiete zuständig. Die B<strong>und</strong>esrepublik<br />
Deutschland fördert ihre Arbeit, um die Lebensbedingungen<br />
der hier siedelnden Angehörigen der deutschen<br />
Minderheit <strong>und</strong> der übrigen Bewohner zu verbessern.<br />
Der EG-Halbstadt gehören die örtliche<br />
Agrargenossenschaft „Brücke“ <strong>und</strong> die Deutsche Gesellschaft<br />
für Technische Zusammenarbeit (GTZ) an.<br />
Am 23. Mai <strong>2003</strong> bestand die Entwicklungsgesellschaft<br />
zehn Jahre.<br />
16 Dörfer – ein Landkreis<br />
Durch Erlass des Obersten Sowjets in Moskau von Juli 1991 wurden<br />
16 Ortschaften mit insgesamt 20.700 Einwohnern zu einer<br />
Regionaleinheit vereinigt, dem Deutschen Nationalen Rayon<br />
Halbstadt. Die Mehrzahl der Einwohner waren <strong>Russlanddeutsche</strong>.<br />
Das wirtschaftliche Rückgrat bildeten elf Kolchosen, die zuvor zu<br />
den beiden Nachbarkreisen Slawgorod <strong>und</strong> Chabary gehörten.<br />
Die Wiederherstellung des deutschen Landkreises fiel in eine Zeit<br />
dramatischer Umbrüche. In Russland begannen auch auf dem Land<br />
marktwirtschaftliche Gr<strong>und</strong>sätze Fuß zu fassen. Manche<br />
Veränderungen waren von den örtlichen Kolchosen frühzeitig<br />
erkannt, teilweise gar vorweggenommen worden. So hatten sie sich<br />
eigene Möglichkeiten der Produktverarbeitung <strong>und</strong> Vermarktung<br />
geschaffen <strong>und</strong> mit den Überschüssen eine breit angelegte materielle<br />
<strong>und</strong> soziale Infrastruktur finanziert.<br />
Die Ortschaften des neuen Landkreises verfügten beizeiten über<br />
asphaltierte Straßen mit Gehsteigen <strong>und</strong> Beleuchtung, über eine<br />
„In den vergangenen zehn Jahren ist hier unheimlich<br />
viel geschaffen <strong>und</strong> aufgebaut worden.“ Detlev<br />
Pröfrock darf sich Eigenlob leisten, der Chef der Entwicklungsgesellschaft<br />
Halbstadt ist erst wenige Monate<br />
im Amt – aber lange genug, um die Leistungen<br />
von Vorgängern <strong>und</strong> Mitarbeitern würdigen zu können.<br />
In Halbstadt heißt die Aufgabe der GTZ ›Regionalentwicklung‹,<br />
daher reicht das Tätigkeitsfeld der<br />
Entwicklungsgesellschaft auch über die engeren<br />
Grenzen des Landkreises hinaus.<br />
Im Mittelpunkt der Arbeit steht die berufliche<br />
Fortbildung <strong>und</strong> Gewerbeförderung, Beratung in<br />
Wirtschaftsfragen <strong>und</strong> Kreditvergabe, Hilfe im<br />
InfoDienst 44-<strong>2003</strong><br />
zentrale Wasserversorgung, ein Fernwärmenetz, medizinische<br />
Gr<strong>und</strong>versorgung, Kindergärten, Schulen <strong>und</strong> Bibliotheken,<br />
Kulturhäuser sowie über Sport- <strong>und</strong> Freizeiteinrichtungen.<br />
Nachholbedarf gab es auf einem anderen Gebiet – bei Kultur <strong>und</strong><br />
Verwaltung. Eine funktionsfähige Behörde musste in Halbstadt neu<br />
aufgebaut werden. Es galt, Arbeitsabläufe zu organisieren <strong>und</strong> zu<br />
modernisieren. Zahlreiche Funktionsträger <strong>und</strong> Fachleute wurden<br />
geschult.<br />
Anfang der neunziger Jahre schon hatte die B<strong>und</strong>esrepublik<br />
Deutschland im Einvernehmen mit den russischen Behörden begonnen,<br />
deutsche Kultur <strong>und</strong> Sprache in diesem Gebiet zu fördern <strong>und</strong><br />
neu zu beleben. Kulturhäuser erhielten Bücher für ihre Bibliotheken,<br />
Fachleute wurden entsandt, um in den Schulen der deutschen<br />
Dörfer die Sprachausbildung zu unterstützen. Krankenhäuser <strong>und</strong><br />
Ambulanzen erhielten dringend benötigte Medikamente <strong>und</strong> medizinisches<br />
Gerät. Diese Aktivitäten kamen auch den Menschen in den<br />
benachbarten Rayons zugute.