KONSUM: FLACHBILD- FERNSEHER IM CHECK 39 ... - Es-Presso
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48<br />
INTERVIEW<br />
und sich das alles durchliest und es des Öfteren<br />
diesen „ah, stimmt, so war das“ – Effekt gibt.<br />
Man kann dabei dann immer wieder Vergleiche<br />
ziehen und für sich selbst überlegen, wie<br />
man gedacht hat. Zum Beispiel, wie man früher<br />
getanzt hat. Da denkt man sich nur, das<br />
sieht ja schrecklich aus, aber man hat das eben<br />
auch so gemacht.<br />
MS: Naja, so richtig neu nicht. Aber für mich,<br />
als jemand der aus der DDR kommt, erlebt<br />
man schon, dass es Dinge in der Geschichte<br />
gibt, die hier in der alten Bundesrepublik ganz<br />
andere Gewichtungen haben. Ich denke solche<br />
Dinge sind einfach interessante Aspekte<br />
bei der Arbeit an diesem Stück, die, wie ich<br />
glaube, auch für das Ensemble, das doch auch<br />
noch etwas jünger ist, auf jeden Fall interessant<br />
gewesen ist.<br />
e: Herr Soubeyrand, was ist für Sie der Reiz an<br />
<strong>Es</strong>slingen und an der WLB?<br />
MS: Nun, zuerst natürlich einmal, dass ich hier<br />
die Chance bekommen habe, Intendant zu<br />
werden. Der Reiz an <strong>Es</strong>slingen…. (nachdenklich)<br />
Zum ersten Mal lebe ich in einer Stadt, auf<br />
die keine Bombe gefallen ist - und das merkt<br />
ES-PRESSO MAI 06<br />
man! Der zweite Reiz ist für mich das Kontrastprogramm<br />
des Südens. Hier herrscht ja manchmal<br />
ein schon fast mediterraner Touch, der<br />
mich immer wieder überrascht.<br />
e: In „Das Ballhaus“ wird Vieles allein mit Tanz<br />
ausgedrückt. Welcher Musikstil beziehungsweise<br />
welche Epochen gefallen Ihnen persönlich<br />
am besten und weshalb?<br />
MS: Ich war extrem überrascht, wie erotisch<br />
die Tänze aus den Zwanziger Jahren sind!<br />
Da versteht man langsam mal so richtig, was<br />
es früher eigentlich hieß, Tanzen zu gehen.<br />
Wie da die Mädels beim Rock’n’Roll manchmal<br />
die Beine spreizen, da würde die heutige<br />
Generation ja völlig... ich weiß auch nicht. Damals<br />
in den 20er Jahren machten die Männer<br />
so (führt einen zweideutigen Hüftschwung<br />
vor) als Tanzschritt, das würde es doch heute<br />
nicht mehr geben. Und dann kommen wir uns<br />
immer so liberal vor.<br />
e: Wie haben Sie Ihre Schauspieler auf diese<br />
„andere“ Art des Theaters vorbereitet? Gab es<br />
besonderes Tanztraining?<br />
MS: Dafür hatten wir gar nicht wirklich die<br />
Zeit. Unsere Schauspieler haben wir natürlich<br />
schon zum Training geschickt, damit<br />
BARBARA FUMIAN UND<br />
MANUEL SOUBEYRAND VON DER<br />
WÜRTTEMBERGISCHEN LANDESBÜHNE