Kohlfahrt für EinsteigerInnen - Dr. TANJA A. PUTTINGER
Kohlfahrt für EinsteigerInnen - Dr. TANJA A. PUTTINGER
Kohlfahrt für EinsteigerInnen - Dr. TANJA A. PUTTINGER
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Boßeln<br />
Beim Boßeln wird eine 800 Gramm schwere, etwa 11-12cm Durchmesser große Pockholz-, Gummi<br />
oder Kunststoffkugel, der Kloot, auf Straßen gerollt mit dem Ziel, eine vorher festgelegte Strecke mit<br />
möglichst wenig Würfen zurückzulegen. Um der Sache den nötigen<br />
Schneid zu geben, treten zwei Mannschaften gegeneinander an. Die<br />
Mannschaft, welche die Strecke mit der geringsten Anzahl von Würfen<br />
geschafft hat, hat gewonnen. Um Kollisionen mit "Nichtboßlern" zu<br />
vermeiden wird auf möglichst abgelegenen Straßen und Wegen geboßelt.<br />
Gelingt einem Boßler ein besonders guter Wurf, ist dies von den Mitspielern<br />
mit anerkennenden "Jaaaaoooouuuuhhhh", "Jaaaawolllll", "Jungedi" oder<br />
"de geit god af" -Rufen zu honorieren. Richtig gute Werfer schaffen dabei durchaus 200 bis 300 Meter.<br />
Ein unmittelbar mit dem Boßeln zusammenhängendes Spiel ist das Boßelkugelsuchen. Da sich<br />
üblicherweise neben den norddeutschen Straßen tiefe, wasserführende Gräben befinden, in die die<br />
Kugeln fast "magnetisch hineingezogen" werden, bleibt eine teilweise sehr lang andauernde Suche<br />
nicht aus. Ehrgeizige Boßelkugelsucher beteiligen sich daran mit aller Leidenschaft. Ihr Werkzeug ist<br />
der sogenannte Kraber, ein an einem Besenstiel befestigter Boßelfangkorb, der einem Apfelpflücker<br />
ähnelt. Mit diesem wird solange nach der Kugel gesucht, bis sie gefunden worden ist. Aufgeben ist<br />
unehrenhaft und somit tabu.<br />
Boßeln ist jedoch durchaus eine ernsthafte Sportart, der in der Region Oldenburg-Ostfriesland knapp<br />
50.000 Einheimische in Boßelvereinen nachgehen und sogar Meisterschaften austragen.<br />
Dieses Wettkampfboßeln hat äußerst strenge Regeln und Vorschriften, die mit dem <strong>Kohlfahrt</strong>boßeln<br />
nicht viel gemein haben. Eine davon ist ein striktes Alkoholverbot während des Spieles!!!! Das allein<br />
macht es schon schwierig diese Regeln auf einer <strong>Kohlfahrt</strong> zu befolgen.<br />
Grünkohl-Botanik<br />
Grünkohl mit der botanischen Bezeichnung Brassica oleracea L. stammt ursprünglich aus dem<br />
Mittelmeergebiet und den Westküsten Europas. Er gehört wohl zu den ältesten Kulturpflanzen. Seine<br />
Ansprüche an Klima und Boden sind weitaus geringer, als bei den anderen Kohlarten. Auch verträgt<br />
er viel mehr Frost als diese, sortenabhängig minus 10 bis minus 15 Grad C. Das ist auch der Grund,<br />
dass in normalen Wintern bis in den März hinein geerntet werden kann. Grünkohl ist ein<br />
schnellwüchsiger Blattkohl, der im ersten Jahr einen Spross mit einer oben offenen Blattrosette bildet.<br />
Erst im zweiten Jahr blüht er; er ist also zweijährig. Blattfarbe und Kräuselung variieren<br />
sortenabhängig. Je nach Länge des Strunkes (Spross) unterscheidet man niedrige, halb hohe und<br />
hohe Sorten. Für den Frischmarkt werden bevorzugt halb hohe, stark gekrauste Sorten angebaut,<br />
insbesondere solche, die nicht zum Vergilben und Abwerfen der unteren Blätter neigen. Frosthärte,<br />
hoher Blattanteil und möglichst leichtes Rupfen bei Handernte sind weitere wichtige Eigenschaften <strong>für</strong><br />
die Verarbeitungsindustrie.<br />
Jungpflanzen werden ab Mai im Freiland angezogen, wobei 200 qm ausreichen, um später 1 ha<br />
bestellen zu können. Ende Juni oder später - zumeist nach einer gemüsebaulichen oder<br />
landwirtschaftlichen Vorkultur (Wintergerste) - erfolgt die maschinelle Pflanzung (40 x 60 bzw. 40 x 80<br />
cm Abstand, Ziel: spätere Ernte <strong>für</strong> den Frischmarkt). Bei der Erzeugung <strong>für</strong> den Industrieanbau wird<br />
enger gepflanzt. Bis zum 20. Juli kann auch direkt mit einer Einzelkornsämaschine ausgesät werden,<br />
der Reihenabstand beträgt hier 45 bis 50 cm, wobei in der Reihe alle 8 bis 10 cm ein Korn abgelegt<br />
wird. Das Ernteprodukt wird dann später weiter verarbeitet. Auf eine sorgfältige Vorbereitung der<br />
Pflanzfläche wird besonders geachtet. Böden mit guter Struktur und Wasserführung sowie pH-Werten<br />
über pH 6 sind gut geeignet, auch leichtere Böden, wobei allerdings auf den schwereren Böden die<br />
höchsten Erträge erzielt werden. Die Stickstoffdüngung erfolgt in zwei Gaben, der Entzug liegt bei 70<br />
kg N/ha. Unkraut wird durch zwei bis dreimaliges Hacken (mechanisch) kurzgehalten -aber auch<br />
chemische Verfahren werden angewendet. Nur in Ausnahmefällen wird nach der Pflanzung und<br />
während Trockenperioden zusätzlich bewässert.