Pariskop 29 Dezember 2012 - Landesverband Paritätischer ...
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Paritätischer Wohlfahrtsverband Cuxhaven<br />
PARISKOP<br />
Ausgabe <strong>29</strong><br />
3| <strong>2012</strong><br />
■ Erziehungsberatungsstelle: Leiter Dr. Pagels<br />
verabschiedet / Nachfolgerin: Diplom-<br />
Psychologin Sylvia Dreist, Seite 2 / 6<br />
■ Der Paritätische hakt nach,<br />
Podiumsdiskussion mit Landtags -<br />
kandidaten, Seite 3<br />
■ Pflegebedürftige Behinderte:<br />
Abgedrängt ins Altersheim, Seite 12<br />
■ Paritätischer sucht Helfer für die Betreuung<br />
Demenzkranker, Seite 5
2 PARISKOP<br />
„Dem Team Raum geben für Ressourcen und Kreativität“<br />
Diplom-Psychologin Sylvia Dreist neue Leiterin der Erziehungsberatungsstelle / Kooperation wichtig<br />
Sylvia Dreist tritt die Nachfolge<br />
des bisherigen Leiters der Erzieungsberatungsstelle<br />
(EB) des<br />
aritätischen, Dr. Herbert Pagels,<br />
n. Nach 17-jähriger Tätigkeit als<br />
Diplom-Psychologin und Teamoordinatorin<br />
der Beratungsstelle<br />
für Kinder, Jugendliche und<br />
Eltern des Landkreises in Otterndorf<br />
wird die 46-Jährige zum<br />
nächstmöglichen Zeitpunkt 2013<br />
im neuen Jahr ihre Arbeit in Cuxhaven<br />
aufnehmen.<br />
Zu ihren Schwerpunkten zählen<br />
Psychologische Diagnostik, Hochbegabung,<br />
präventive Gruppenarbeit,<br />
Arbeit mit Kindern und Jugendlichen<br />
mit den methodischen<br />
Ansätzen Verhaltenstherapie, Kreative<br />
Kindertherapie und Psychodynamisch-Imaginative<br />
Traumatherapie.<br />
„Ich möchte zunächst die Kollegen<br />
und ihre Ausrichtungen näher<br />
kennen lernen und weiterführen,<br />
was Dr. Pagels, den ich sehr schätze,<br />
versiert gemacht hat, dem Team<br />
Raum geben mit all seinen<br />
Ressourcen und der vorhandenen<br />
Kreativität“, beschreibt Sylvia Dreist<br />
erste Pläne. Schon bisher habe es<br />
enge Verbindungen zwischen den<br />
Beratungsstellen des Landkreises<br />
in Otterndorf und Bremerhaven<br />
und der EB des Paritätischen gegeben.<br />
Abstimmungen über Gruppenangebote,<br />
Teststandards, Informationen<br />
über Fortbildungen,<br />
eueste Literatur, Therapiematerialien<br />
und Einzelfallberatungen<br />
seien üblich. Diese Zusammenarbeit<br />
möchte die gebürtige Meck -<br />
lenburgerin auf jeden Fall fortsetzen.<br />
„Nach Möglichkeit werde ich die<br />
offene Gruppe für Eltern von hochbegabten<br />
Kindern mit an die Erziehungsberatungsstelle<br />
Cuxhaven<br />
nehmen“, so Sylvia Dreist. Dort<br />
kommen seit zwölf Jahren unter ihrer<br />
Leitung Väter und Mütter von<br />
Hochbegabten ca. vier Mal im Jahr<br />
zusammen, um sich über Probleme,<br />
Chancen und die Forderungsmöglichkeiten<br />
ihrer etwa vier- bis<br />
18-jährigen Töchter und Söhne<br />
auszutauschen. Das bisherige Angebot<br />
der EB ergänzen könnte<br />
eventuell auch der Ferien-Kurs<br />
„Starke Kinder“. „Den habe ich<br />
schon erfolgreich in Otterndorf angeboten:<br />
Er richtet sich an unsichere<br />
Kinder und hilft ihnen dabei,<br />
ihr Selbstbewusstsein zu erhöhen<br />
und ihre Stärken herauszuarbeiten“,<br />
verrät die Diplom-Psychologin.<br />
Nach einer Weiterbildung in<br />
Psychodynamisch-Imaginativer<br />
Traumatherapie ist Sylvia Dreist in<br />
der Lage, mit diesem „bildhaften<br />
und sehr kreativen Ansatz“ zu arbeiten.<br />
Kindern und Jugendlichen<br />
mit Traumata kann nachvollziehbar<br />
verdeutlicht werden, welche<br />
Reaktionen in ihrem Körper ablaufen.<br />
„Sie lernen, wie sie ihre individuellen<br />
Ressourcen nutzen können,<br />
Diplom-Psychologin Sylvia Dreist übernimmt die Leitung der<br />
Erziehungsberatungsstelle des Paritätischen von Dr. Herbert<br />
Pagels, der in den Ruhestand verabschiedet wurde. Foto: Wehr<br />
um Zustände wie etwa Hypererregbarkeit<br />
oder Schlafstörungen zu<br />
reduzieren“, so Sylvia Dreist. Gerade<br />
Pflege- und Adoptiveltern beziehungsweise<br />
Mitarbeiter in Jugendhilfe-Einrichtungen<br />
hätten oft<br />
mit traumabelasteten Kindern und<br />
Jugendlichen zu tun.<br />
Berufserfahrungen sammeln<br />
konnte die neue EB-Leiterin nach<br />
ihrem Studium an der Humboldt-<br />
Universität in Berlin als wissenschaftliche<br />
Mitarbeiterin an der<br />
Akademie der Pädagogischen Wissenschaften<br />
und als Beraterin der<br />
Kindertagesstätten am Bezirksamt<br />
Berlin. Nach dem Umzug nach Cuxhaven<br />
1993 – „unsere damals ein<br />
und drei Jahre alten Kinder waren<br />
krank und sollten auf Empfehlung<br />
des Arztes besser auf dem Land<br />
wohnen“ – nahm Sylvia Dreist verschiedene<br />
Lehrtätigkeiten auf, unter<br />
anderem an der Krankenpflegeschule<br />
und der Altenpflegeschule,<br />
und arbeitete in eigener<br />
Psychotherapeutischen Praxis.<br />
Der Wechsel zum Paritätischen<br />
komme nun „zum genau richtigen<br />
Zeitpunkt“, meint sie lächelnd. Wie<br />
sie sich beschreiben würde? „Recht<br />
humorvoll, freundlich, sehr offen<br />
für Ideen, kreativ, sehr ehrlich und<br />
als Logikerin“, sagt sie nach kurzem<br />
Zögern. Neben der Arbeit widmet<br />
Sylvia Dreist sich begeistert dem<br />
Sport im Fitnessstudio, tanzt gerne<br />
und malt mit Acrylfarben, liebt<br />
Spaziergänge und frische Luft; an<br />
erster Stelle steht jedoch die Familie.<br />
„Die Erziehungsberatungsstelle nach innen und außen geprägt“<br />
Diplom-Psychologe Dr. Herbert Pagels nach 28 1 /2 Jahren in den Ruhestand verabschiedet<br />
Die Erziehungsberatungsstelle<br />
des Paritätischen Cuxhaven ohe<br />
den Namen Pagels ist unvortellbar<br />
– und doch musste Gechäftsführer<br />
Klaus-Dieter Forteyer<br />
„einen der langjährigsten<br />
ari-Mitarbeiter“ nach 28 1 /2<br />
Dienstjahren im Oktober in den<br />
uhestand verabschieden.<br />
Die Verdienste des Leiters der Eriehungsberatungsstelle<br />
(EB), Dr.<br />
Herbert Pagels, wurden auf dessen<br />
eigenen Wunsch ausschließlich im<br />
kleinen Kollegenkreis in der Paritätischen<br />
Berufsfachschule für Altenpflege<br />
gewürdigt. Nachfolgerin<br />
wird Diplom-Psychologin Sylvia<br />
Dreist (siehe oben stehender Bericht).<br />
„Du gehörst zu einer aussterbenden<br />
Gattung Mensch; es gelingt<br />
kaum noch jemandem, so lange<br />
an einer Stelle tätig zu sein. Berufliche<br />
Karrieren sind heute wechselvoller“,<br />
sagte Fortmeyer. Tatsächlich<br />
war der Diplom-Psychologe<br />
von Beginn bis zum Ende seiner<br />
Zeit beim Paritätischen als EB-Leiter<br />
tätig (siehe auch Interview auf<br />
Seite 6).<br />
Im April 1984 übernahm der gebürtige<br />
Hamburger die Leitung der<br />
Einrichtung in einer Zeit des Umbruchs<br />
– die Stadt Cuxhaven hatte<br />
die EB just in die Trägerschaft des<br />
Paritätischen übertragen. Zuvor<br />
war Pagels eineinhalb Jahre beim<br />
Kinderschutzbund beschäftigt gewesen,<br />
wo ihn Fortmeyer „abgeworben<br />
hat“. „Schon damals hat<br />
Herbert den Eindruck vermittelt,<br />
dass er Umfangreicheres vorhatte“,<br />
erinnert sich der Geschäftsführer<br />
des Paritätischen Cuxhaven lächelnd.<br />
Es sei schwer, sich die Er-<br />
Fortsetzung auf Seite 6 unten
PARISKOP<br />
3<br />
ie Landtagskandidaten stellten sich den Fragen des Moderators Andreas Mohr (links) und Pari-Geschäftsführers Klaus-Dieter Fortmeyer<br />
4.v.re.). Fotos: Wehr<br />
Paritätischer befragt Niedersachsens<br />
andtagskandidaten zum Thema Soziales<br />
Volles Haus bei Podiumsdiskussion im Kulturbistro / Zukunftsvertrag umstritten<br />
Als einziger Tagesordnungspunkt<br />
der Kreisverbandsversammlung<br />
des Paritätischen<br />
stand am 8. November im Vorfeld<br />
der niedersächsischen Landtagswahl<br />
eine Podiumsdiskussion<br />
zu sozialen Themen mit den<br />
Kandidaten aller Parteien auf<br />
dem Programm.<br />
Im bis zum letzten Platz besetzten<br />
Kulturbistro (KuBi) der Lebenshilfe<br />
stellten sich Uwe Santjer (SPD),<br />
Thiemo Röhler (CDU), Bernd Vogel<br />
(FDP), Eva Viehoff (Bündnis 90/Die<br />
Grünen), Guido Hagelstede (Die<br />
Linke), Ilona König (Freie Wähler)<br />
und Hajo Zingel (Piratenpartei)<br />
dem interessierten Fachpublikum.<br />
Neben anderen sozialen Aspekten<br />
wurden insbesondere die Auswirkungen<br />
des Zukunftsvertrages und<br />
der Schuldenbremse kontrovers<br />
dis kutiert.<br />
Klaus-Dieter Fortmeyer, Geschäftsführer<br />
des Paritätischen, beürchtete,<br />
dass Zukunftsverträge<br />
ommunale Gebietskörperschafen<br />
zu massiven Einsparungen<br />
wingen. Vieles im sozialen Bereich<br />
ürde als Freiwillige Leistungen<br />
eklariert, die abgebaut werden<br />
üssten. Für ihn ergibt sich daraus<br />
in Widerspruch: „Einerseits wird<br />
esagt, die demografische Entwick -<br />
ung führt zu Problemen, soziale<br />
ienstleistung müssten ausgebaut<br />
nd die soziale Infrastruktur erhalen<br />
bleiben und andererseits solen<br />
Schulden zulasten sozialer Leistungen<br />
abgebaut werden?“ Guido<br />
Hagelstedes Linke ist „gnadenlos<br />
gegen den Zukunftsvertrag“. Er<br />
bestätigte Fortmeyers Befürchtungen<br />
und meint, nun zehn Jahre<br />
lang gebunden zu sein und keine<br />
sozialen Projekte mehr finanzieren<br />
zu können. Er forderte stattdessen<br />
die Einführung der Vermögensteuer.<br />
Diskussion über den<br />
Zukunftsvertrag<br />
Die Bündnisgrüne Kreistagsabgeordnete<br />
Eva Viehoff hingegen<br />
hat dem Zukunftsvertrag („besser<br />
Entschuldungsvertrag“) zugestimmt<br />
und „gemeinsam mit der<br />
SPD darauf bestanden, dass im sozialen<br />
Bereich bei Kindern und Jugendlichen<br />
nicht gespart werden<br />
dürfe“.<br />
Für Bernd Vogel muss es das<br />
oberste Ziel sein, „zu einer vernünftigen<br />
Haushaltskonsolidierung<br />
zu kommen, aber nicht im sozialen<br />
Bereich bei Kindern und Jugendlichen<br />
zu sparen“. Die Schuldenbremse<br />
sei dringend erforderlich,<br />
meint der der FDP-Politiker: „Wenn<br />
wir uns entschuldet haben, haben<br />
wir die Einnahmen wieder, die notwendig<br />
sind, um all die anderen<br />
notwendigen Projekte zu bezahlen.“<br />
Der Zukunftsvertrag soll die<br />
Zukunft der kommenden Generationen<br />
sichern; immerhin sind die<br />
Haushalte der kommunalen Gebietskörperschaften<br />
so überschuldet,<br />
„dass es so nicht mehr weitergehen<br />
kann“, so Thiemo Röhler. 75<br />
Prozent der aufgelaufenen Kassenkredite<br />
werden durch das Land<br />
getilgt, das verschaffe allen wieder<br />
Luft. Nur bei 100 Prozent habe das<br />
Sinn, konterte Uwe Santjer, sonst<br />
bekämen alle schnell wieder<br />
„Schnappatmung“.<br />
Den schwierigen Alltag in einer<br />
Krippe mit zwei Erzieherinnen und<br />
15 Kindern schilderte die Geschäftsführerin<br />
der Aktion Kinderbetreuung,<br />
Helle Vanini: „Das Land<br />
muss die dritte Kraft festschreiben<br />
und bezahlen; das Kindertagesstättengesetz<br />
ist von 1993, da wurde<br />
noch nicht an Krippen gedacht.<br />
Versäumnisse bei der frühen Bildung<br />
können wir uns nicht mehr<br />
leisten als Gesellschaft.“<br />
Ilona König von den Freien Wählern<br />
forderte, mehr Geld in die Ausbildung<br />
der Erzieherinnen zu ste -<br />
cken und die Bezahlung an die einer<br />
Grundschullehrkraft anzugleichen.<br />
Für Thiemo Röhler ist das<br />
Thema Kinderkrippe jahrzehntelang<br />
in Niedersachsen verschlafen<br />
worden. Mit der derzeitigen Personalknappheit<br />
müsse man sich auseinandersetzen;<br />
es sei zwar umstritten,<br />
aber es könnten vorübergehend<br />
nicht eingesetzte Lehrer in<br />
Krippen oder Kitas aushelfen. Künftig<br />
sollte der Beruf Erzieherin attraktiver<br />
gemacht werden. Auch für<br />
Hajo Zingel von den Piraten ist eine<br />
angemessene Bezahlung für Erzieherinnen<br />
unausweichlich. Er forderte<br />
zudem eine Anerkennung<br />
von ausländischen Berufsabschlüssen.<br />
Eva Viehoff sprach sich<br />
für eine Absenkung des Betreuungsschlüssels<br />
in Krippen aus: „Eine<br />
Erzieherin auf drei Kinder.“<br />
Wirtschaftsförderung durch<br />
frühkindliche Bildung<br />
Das gehe aber nicht von einem<br />
Tag auf den anderen, das Personal<br />
sei nicht vorhanden. Sie plädierte<br />
für eine bessere Bezahlung, um die<br />
Attraktivität des Berufs zu erhöhen.<br />
In Bildungsbereichen seien<br />
Rot/Grün sehr nah beieinander, so<br />
Uwe Santjer und brachte kopfschüttelnd<br />
das Betreuungsgeld ins<br />
Spiel. „Wir hätten das Geld für andere<br />
Zwecke viel besser gebraucht;<br />
wir haben genug Geld im System,<br />
aber haben es aus meiner Sicht völlig<br />
falsch investiert.“ Jeder Euro, den<br />
man in die frühkindliche Bildung<br />
stecke, bekomme man vier Mal<br />
wieder raus; bei gefährdeten Kindern<br />
sogar sieben Mal. „Das ist Wirtschaftsförderung,<br />
aber das sieht die<br />
Politik nicht“, sagte der SPD-Kandidat.<br />
2009 habe die Linke bereits einen<br />
Antrag in den Landtag eingebracht,<br />
in dem eine Erzieherin für<br />
vier Kinder gefordert wurde, so Guido<br />
Hagelstede. Auch er fordere<br />
mehr Geld, um dem Fachkräftemangel<br />
entgegenzuwirken.<br />
Fortsetzung auf Seite 4 unten
Kai Uhlhorn, Abteilungsleiter Juendarbeit<br />
beim Paritätischen, kläre<br />
darüber auf, dass das Kindernd<br />
Jugendhilfegesetz vorschreibt,<br />
inen angemessenen Anteil der<br />
ommunalen Finanzen für Juendarbeit<br />
vorzusehen. Dabei vaiieren<br />
die Ausgabe in den einzelen<br />
Gemeinden im Landkreis jedoch<br />
stark von 87 Euro bis 365 Euro<br />
pro Jugendlichen und Jahr. Seine<br />
Frage: Sollten hier nicht von Landesseite<br />
Mindeststandards festgelegt<br />
werden, damit klamme Kommunen<br />
nicht immer weniger<br />
zahlen? Der Pirat Hajo Zingel sieht<br />
in den unterschiedlichen Gemeinden<br />
unterschiedliche Bedarfe. Auch<br />
für Bernd Vogel sollte das nicht zentral<br />
geregelt werden. Für Eva Viehoff<br />
müsste das Land eine bestimmte<br />
finanzielle Vorgabe machen,<br />
wenn es in Kommunen nicht<br />
funktioniert. Uwe Santjer wünscht<br />
sich, dass flächendeckend Familienzentren<br />
eingerichtet werden<br />
und eine präventive Struktur geschaffen<br />
wird, damit „Kinder gar<br />
nicht erst in den Brunnen fallen“.<br />
Offene Jugendarbeit geht nicht ohne<br />
Zuschüsse vom Land, meint Guido<br />
Hagelstede. Der Zukunftsvertrag,<br />
so Bernd Vogel, trage dazu<br />
bei, dass Kommunen zur Finanzierung<br />
der Jugendarbeit wieder in<br />
die Lage versetzt werden.<br />
4 PARISKOP<br />
Erste Interkulturelle Woche ein voller Erfolg<br />
Durch Bürgerfest, interreligiöses Gebet und Lesungen Vielfalt sichtbar gemacht<br />
„Herzlich Willkommen – wer immer<br />
du bist“ – unter diesem Motto<br />
fand im September erstmals<br />
eine Interkulturelle Woche in<br />
Cuxhaven statt. Der Paritätische<br />
vertreten durch Dagmar Matthies<br />
vom Projekt zur gesellschaftlichen<br />
und sozialen Integration<br />
von Zuwanderern (GIZ)<br />
und Edita Saltyte-Boussouf vom<br />
Jugendmigrationsdienst (JMD)<br />
hat die Veranstaltungen gemeinsam<br />
mit der Caritas und der<br />
Stadt Cuxhaven organisiert.<br />
Die Woche endete mit einer Zukunftswerkstatt<br />
im Mehrgenerationenhaus,<br />
wo schnell feststand:<br />
Auch 2013 soll es eine Interkulturelle<br />
Woche geben.<br />
Bei der Auftaktveranstaltung,<br />
dem Bürgerfest auf dem Kaemmererplatz,<br />
kamen alle Nationalitäten<br />
in lockerer Atmosphäre zusammen,<br />
um Cuxhavens Vielfalt zu genießen<br />
– sei es durch das Angebot internationaler<br />
Speisen oder durch das<br />
multikulturell geprägte Programm.<br />
Am Stand der Organisatorinnen<br />
waren VertreterInnen vieler Herkunftsländer<br />
dabei und stellten ihre<br />
Aktivitäten vor, wie beispielsweise<br />
die russisch-sprachige Gruppe<br />
SamoWir, das MiMi-Gesundheitsprojekt,<br />
die Kreative<br />
Schreibwerkstatt für interkulturelle<br />
Begegnung oder das Internationae<br />
Frauencafé.<br />
Ein Schwerpunkt wurde beim<br />
erstmalig veranstalteten interreligiösen<br />
Gebet am Sonntag, 23. September<br />
in der Marienkirche gesetzt:<br />
Katholische und evangelische Christen<br />
beteten in einer Atmosphäre<br />
Katholische und evangelische Christen beteten in einer Atmosphäre<br />
gegenseitigen Respekts und großer Offenheit mit Muslimen beim<br />
ersten interreligiösen Gebet in Cuxhaven. Foto: Redeker<br />
gegenseitigen Respekts und großer<br />
Offenheit gemeinsam mit Muslimen<br />
und setzten so ein Zeichen<br />
für ein friedliches Miteinander von<br />
Menschen unterschiedlichen Glaubens.<br />
Ein Wechsel aus Worten aus<br />
Bibel und Koran, Gebeten, musikalischer<br />
Begleitung durch die Orgel<br />
und mehrere Chöre machte das Zusammentreffen<br />
lebendig. Insbesondere<br />
durch den anschließenden<br />
Austausch im Pfarrhaus hatte dieser<br />
Tag eine hohe integrative Wirkung.<br />
Superintendent Jörg Meyer-<br />
Möllmann sprach sich dafür aus,<br />
den interreligiösen Dialog regelmäßig<br />
fortzusetzen; Imam Zeynel<br />
Tural lud die Anwesenden erneut<br />
zu einem Besuch in die Moschee<br />
ein. Am Montag, 24. September,<br />
richtete sich der Blick auf das<br />
Schick sal von Flüchtlingsfrauen, deren<br />
Bilder in der Ausstellung „Trotz<br />
allem - ich lebe“ der UNO-Flüchtlingshilfe<br />
im Rathaus zu sehen waren.<br />
Als Redner sprachen unter anderem<br />
Oberbürgermeister Dr.<br />
Getsch und Pari-Geschäftsführer<br />
Klaus-Dieter Fortmeyer, der die besonderen<br />
Leistungen der Flüchtlingsfrauen<br />
hervorhob: “Das erste<br />
Kunststück war es, aus Gewalt und<br />
Krieg lebend zu fliehen. Das zweite,<br />
die Behördengänge zu meistern,<br />
um überhaupt formal in Deutschland<br />
anzukommen, und das dritte,<br />
die Traumata auszuhalten und das<br />
Erlebte zu ertragen.“ Die Jugendwerkstatt<br />
des Paritätischen bereitete<br />
das Buffet zu, die Bedienung<br />
des Publikums haben Teilnehmerinnen<br />
vom SprinT-Projekt des Paritätischen<br />
übernommen.<br />
Den Impuls des interreligiösen<br />
Gebetes griff der Islamwissenschaftler,<br />
Schriftsteller und Künstler<br />
Anis Hamadeh aus Mainz auf: Er<br />
las von Dienstag bis Donnerstag an<br />
vier Schulen (Realschule, Süderwisch,<br />
Altenbruch und den BBS) sowie<br />
in der Moschee aus seinem<br />
Buch „Islam für Kids“ und erreichte<br />
mit seinen Lesungen rund 400<br />
Personen. Diskutiert wurden Fragen<br />
rund um den Islam. Gemeinsamkeiten<br />
und Verbindungen zwischen<br />
Christentum und Islam wurden<br />
gesucht und aktuelle Fragestellungen<br />
zu den Unruhen in der<br />
islamischen Welt unter dem Aspekt<br />
beleuchtet, wie man trotz allem<br />
wieder zusammen finden und Zukunft<br />
gemeinsam friedlich gestalten<br />
kann.<br />
Für die Organisatorinnen ist das<br />
Ziel der Interkulturellen Woche erreicht:<br />
„Ausschnitte der kulturellen<br />
und religiösen Vielfalt in Cuxhaven<br />
konnten sicht- und erlebbar gemacht<br />
werden und durch die verschiedenen<br />
Veranstaltungen und<br />
Angebote sowohl der interkulturelle<br />
als auch der interreligiöse Dialog<br />
vor Ort gefördert werden“, so<br />
Dagmar Matthies. Im Februar 2013<br />
soll das erste Planungstreffen für<br />
die zweite Interkulturelle Woche in<br />
Cuxhaven stattfinden. Wer dazu<br />
eingeladen werden möchte kann<br />
sich schon jetzt beim Caritasverband<br />
Cuxhaven unter 04721-<br />
7075568 (Ute Feldt) und unter<br />
04721-6<strong>29</strong>82 (Anne Redeker) melden.<br />
Der Islamwissenschaftler,<br />
Schriftsteller und Künstler Anis<br />
Hamadeh aus Mainz las während<br />
der Interkulturellen Woche<br />
an vier Schulen, hier an den BBS<br />
Cuxhaven, aus seinem Buch<br />
„Islam für Kids“. Foto: Redeker<br />
Fortsetzung von Seite 3 – Paritätischer befragt Landtagskandidaten…
PARISKOP<br />
Paritätischer sucht Helfer für die Betreuung Dementer<br />
Schulung von Helferkreisen in Bederkesa, Neuenkirchen und Cuxhaven<br />
5<br />
Im Landkreis Cuxhaven leben<br />
weit mehr als 3000 demenzkranke<br />
Menschen. Etwa 80 bis 90<br />
Prozent von ihnen werden zu<br />
Hause durch Angehörige gepflegt<br />
und betreut. Zur Unterstützung<br />
der pflegenden Angehörigen<br />
will der Paritätische ab<br />
Januar in Bad Bederkesa, Neuenkirchen<br />
sowie Cuxhaven Freiwillige<br />
ausbilden, die danach in<br />
Helferinnen- und Helferkreisen<br />
für Menschen mit Demenz arbeiten.<br />
Gesucht werden Menschen,<br />
die dabei mitwirken<br />
möchten.<br />
Demenz hat vielfältige Symptome<br />
– von Gedächtnis-, Sprach- und<br />
Orientierungsstörungen bis hin zu<br />
Verhaltensauffälligkeiten wie Depression,<br />
Aggression und allgemeinen<br />
Unruhezuständen. Deswegen<br />
kommt die Betreuung für<br />
Angehörige oftmals einem „Full -<br />
timejob“ gleich. Viele Angehörige<br />
fühlen sich körperlich und seelisch<br />
schwer belastet. Sie können ihre<br />
Zeit nicht mehr selber einteilen.<br />
Mangelnde Balance zwischen den<br />
eigenen Bedürfnissen und den Bedürfnissen<br />
des Demenzkranken<br />
führen nicht selten zu emotionaler<br />
und körperlicher Überlastung der<br />
Familie. Körperliche Symptome,<br />
aber auch soziale Isolation können<br />
die Folge sein.<br />
Durch das Hinzuziehen eines Helfers<br />
können die Betroffenen Abwechslung<br />
in ihrem Alltag und eine<br />
Stärkung ihres Selbstwertgefühls<br />
erfahren. Die Angehörigen<br />
profitieren von der Möglichkeit, die<br />
Betreuungszeiten nach ihrem Bedarf<br />
individuell abzustimmen.<br />
HilDe – Hilfe bei Demenz<br />
So können sie ungestörte Minuten<br />
mit Freunden und Verwandten<br />
verbringen oder wichtige Termine<br />
planen und wahrnehmen. Darüber<br />
hinaus bietet der Helferkreis allein<br />
lebenden Menschen mit Demenz<br />
regelmäßige Kontakte. Zusammen<br />
mit anderen unterstützenden Angeboten<br />
kann so ein möglichst langes<br />
Leben in der eigenen Wohnung<br />
angestrebt<br />
werden.<br />
Die Betreuung<br />
wird von den ehrenamtlichen<br />
Helfern<br />
übernommen,<br />
die im Rahmen einer<br />
20-stündigen<br />
Grundschulung auf<br />
ihre zukünftige Tätigkeit<br />
vorbereitet<br />
werden. Die Schulung<br />
findet in Zusammenarbeit<br />
mit der Paritätischen<br />
Berufsfachschule für Altenpflege<br />
statt, ist kostenfrei für Interessierte<br />
und wird von Dipl.-Pflegewirt<br />
Ben Bethge durchgeführt. Ziel der<br />
Schulung ist ein verstehender, akzeptierender<br />
und respektierender<br />
Umgang mit demenzkranken Menschen.<br />
Zusätzlich werden grundlegende<br />
Informationen zum Krankheitsbild<br />
Demenz, zur Gestaltung<br />
der Betreuungszeiten sowie zu<br />
wichtigen Leistungen der Pflegeversicherung<br />
vermittelt, so dass die<br />
Helfer Betroffene und Angehörige<br />
kompetent und individuell beraten<br />
Aktive Senioren feiern Jubiläum: 50 Jahre LAB<br />
Senioren-Organisation besteht seit 1962 / Historischer Rückblick beim Sektempfang<br />
Mit einem Sektempfang feierte<br />
die LAB (Lange aktiv bleiben)<br />
Cuxhaven am 5. Oktober ihr 50-<br />
jähriges Bestehen. Bürgermeisterin<br />
Erika Fischer und Bürgermeister<br />
Uwe Santjer ließen es<br />
sich nicht nehmen zu gratulieren<br />
und in den Räumen an der Kirchenpauerstraße<br />
14 auf die Bedeutung<br />
der politisch und konfessionell<br />
nicht gebundenen Senioren-Organisation<br />
zu verweisen.<br />
Vorsitzende Karin Behrensen begrüßte<br />
die zahlreich erschienenen<br />
Gäste und erinnerte an die Geschichte<br />
der LAB. 1962 wurde die<br />
emeinschaft damals noch unter<br />
em Namen Lebensabend-Beweung<br />
im Haus Handwerk gegrünet.<br />
Kommissarischer Beauftragter<br />
nd 1. Vorsitzender war August<br />
Kruhl; die Zusammenkünfte fanden<br />
in der Marienstraße 50 statt. „Am<br />
14. Februar 1969 sicherte uns die<br />
Stadt Cuxhaven einen freiwilligen<br />
Zuschuss für unsere Tagesstätte zu,<br />
den sie bis heute zahlt“, freut sich<br />
Karin Behrensen. Ende des Jahres<br />
1969 konnte die Tagesstätte an der<br />
Kirchenpauerstr.14 eingeweiht werden.<br />
1972 übernahm Wilhelm Neumann<br />
die Funktion des LAB-Beauftragten,<br />
übergab das Amt jedoch<br />
bereits im Mai 1973 an Martha<br />
Wahlen, da er Cuxhaven verlassen<br />
musste. Im September 1979 ging<br />
die Leitung der Tagesstätte an Dr.<br />
Inge Missler über, die sie 30 Jahre<br />
lang führte. Gemeinsam mit Elfriede<br />
Milz und später mit Ilsetraut Albrecht<br />
und Anke Schnittka kümmerte<br />
sie sich um ältere Menschen<br />
und wurde für ihr Engagement mit<br />
dem Bundesverdienstkreuz am<br />
Bande des Verdienstordens ausgezeichnet.<br />
Im Oktober 2009 übertrug<br />
Dr. Inge Missler aus gesundheitlichen<br />
Gründen die Aufgabe an<br />
Karin Behrensen und verstarb 2011.<br />
Karin Behrensen war vor ihrer einstimmigen<br />
Wahl bereits 21 Jahre<br />
lang als Gymnastik- und Seniorentanzlehrerin<br />
bekannt gewesen. Die<br />
LAB hat heute 36 Mitglieder. An<br />
den LAB-Nachmittagen (dienstags,<br />
mittwochs und freitags) wird in den<br />
Der Paritätische sucht Helfer zur Betreuung Demenzkranker.<br />
Foto: Wehr<br />
können. Die Kosten für die Betreuung<br />
werden von der jeweiligen<br />
Pflegekasse übernommen, nachdem<br />
der Medizinische Dienst der<br />
Krankenversicherung (MDK) eine<br />
erheblich eingeschränkte Alltagskompetenz<br />
beim Betroffenen festgestellt<br />
hat. Ehrenamtliche erhalten<br />
für ihre Betreuungstätigkeit eine<br />
angemessene Aufwandsentschädigung<br />
und erfahren<br />
kontinuierliche Unterstützung<br />
durch eine Pflegefachkraft mit demenzspezifischem<br />
Erfahrungswissen.<br />
Kontakt für Infos: Seite 9.<br />
LAB-Räumen von 14.30 bis 17 Uhr<br />
gebastelt, erzählt und vorgelesen<br />
beziehungsweise Gymnastik gemacht.<br />
Auch gemeinsame Ausflüge, Vorträge,<br />
Krabbenpulen und -essen,<br />
Fußpflege, die Ausrichtung des alljährlichen<br />
Basars, Grünkohlessen<br />
und Weihnachtsfeiern stehen auf<br />
dem Programm. Neue Gäste sind<br />
jederzeit willkommen!
ziehungsberatungsstelle ohne Dr.<br />
agels vorzustellen, so Fortmeyer.<br />
Denn er habe sie nach innen und<br />
ußen geprägt. Seine herausraende<br />
Fachkompetenz, sein groes<br />
Einfühlungsvermögen in Verandlungen<br />
und Konflikten und<br />
eine Fähigkeit, auch Laien die Areit<br />
einer Erziehungsberatungstelle<br />
und psychologische Zuammenhänge<br />
deutlich machen zu<br />
können und sein gutes Verhältnis<br />
zu den Mitarbeitern seien seine<br />
Markenzeichen gewesen. Fortmeyer<br />
verwies auch auf den späten<br />
Promotionswunsch des Diplom-Psychologen,<br />
dessen Dissertation<br />
„Väter und ungewollte Trennungen“<br />
vor wenigen Jahren als<br />
Buch veröffentlicht wurde.<br />
Keinesfalls dürfe man den intellektuellen<br />
Dr. Herbert Pagels mit<br />
seinen Hamburger Wurzeln aber<br />
ohne seine Liebe zum Land und zu<br />
seiner Familie betrachten, sagte der<br />
Pari-Chef. „Dein nettes Häuschen<br />
in Geversdorf mit Blick auf die Oste,<br />
Dein Trecker-Oldie, mit dem Du<br />
durchs Dorf dieselst, Dein Boot und<br />
die Kraft, die Du aus Deiner Familie<br />
ziehst, sind ein mindestens genauso<br />
entscheidender Teil von Dir.“<br />
Großes Bedauern über den Schritt<br />
in den Ruhestand – das sei in der<br />
Öffentlichkeit sowohl über die Person<br />
als auch über die Fachkraft Dr.<br />
Pagels zu hören, so Klaus-Dieter<br />
Fortmeyer. Er wünschte ihm alles<br />
Gute und verabschiedete sich gemeinsam<br />
mit vielen Pari-Mitarbeitern<br />
im Rahmen einer internen<br />
Feier. „Ich vermisse schon jetzt meine<br />
Kollegen, es fällt mir nicht leicht,<br />
aber ich freue mich auch aufs Ausschlafen<br />
und auf meine freie Zeit“,<br />
bedankte sich Dr. Pagels nicht ohne<br />
Rührung für die „liebevolle Verabschiedung“.<br />
6 PARISKOP<br />
Interview mit dem Diplom-Psychologen Dr. Herbert Pagels<br />
„Aggressives und egozentrisches Verhalten breitet sich aus“<br />
<strong>Pariskop</strong>: Herr Dr. Pagels, Sie sind<br />
nach 28,5 Jahren Tätigkeit als Leiter<br />
der Cuxhavener Erziehungsberatungsstelle<br />
in Ruhestand gegangen.<br />
Ein Schritt, den viele bedauern…<br />
Wenn Sie zurückblicken: Welche Probleme<br />
bei Kindern und Jugendlichen<br />
haben Sie und Ihre MitarbeiterInnen<br />
in den 1980er Jahren vorgefunden?<br />
Dr. Pagels: In den 80er Jahren wurden<br />
mehr Jungen als Mädchen anemeldet,<br />
das Verhältnis betrug 2:1.<br />
Oft waren lediglich die Mütter die Aneldenden,<br />
und Beratungen wurden<br />
ehr oft nur mit Müttern durchgeührt.<br />
Parallel dazu liefen viele Spielherapien<br />
mit den Kindern, auch in<br />
orm von Gruppentherapien. Aneldegründe<br />
waren sehr oft agressives<br />
Verhalten von Jungen und<br />
epressive Symptome bei Mädchen,<br />
äufig auch im Zusammenhang mit<br />
chul- und Leistungsproblemen.<br />
<strong>Pariskop</strong>: Und in den 1990ern…<br />
Dr. Pagels: …kam es u.a. zu einem<br />
andel im Arbeitsansatz: es setzte<br />
sich allmählich die „systemische“<br />
Sichtweise durch. Wir absolvierten<br />
Zusatzausbildungen in Paar- und Failientherapien,<br />
erkannten, dass die<br />
so genannten „Symptome“, z.B. Veraltensauffälligkeiten<br />
eines Kindes,<br />
ehr oft Folge nicht gut funktionieender<br />
elterlicher Kooperation und<br />
eziehungsgestaltungen sein konnen.<br />
Wir bezogen die Väter stärker mit<br />
n die Beratung ein, arbeiteten oft mit<br />
er ganzen Familie, auch mit den Gechwistern.<br />
<strong>Pariskop</strong>: Wo liegt heute die Hauptproblematik?<br />
Dr. Pagels: Mädchen und Jungen<br />
erden gleich häufig angemeldet.<br />
Im Vordergrund stehen Probleme aus<br />
dem Trennungs- und Scheidungsontext:<br />
ca. 70 % der angemeldeten<br />
Kinder und Jugendlichen<br />
kommen aus<br />
Trennungsfamilien.<br />
Grundsätzlich beziehen<br />
wir beide Elternteile<br />
in die Beratung<br />
mit ein, sprechen oft<br />
mit Eltern, die seit Jahren<br />
massiv zerstritten<br />
sind. Diese „hochstrittigen“<br />
Elternbeziehungen<br />
sind sehr oft mit<br />
einem hohen seelischen<br />
Gesundheitsrisiko<br />
für Kinder und Jugendliche<br />
verbunden.<br />
Viele Kinder und Jugendliche werden<br />
wegen sozialer Auffälligkeiten<br />
angemeldet, der Anteil der Mädchen<br />
mit aggressivem Verhalten steigt an.<br />
Sehr viele Mütter und Väter sind „erziehungsunsicher“,<br />
haben Ängste, erzieherisch<br />
zu versagen.<br />
<strong>Pariskop</strong>: Worauf führen Sie diese<br />
Veränderungen zurück?<br />
Dr. Pagels: Gesamtgesellschaftlich<br />
scheinen sich aggressive und egozentrische<br />
Verhaltensmuster mehr<br />
auszubreiten. Es fehlt an breit anerkannten<br />
konstruktiven Vorbildern<br />
und verbindlichen Verhaltensritualen.<br />
Außerdem findet eine massive<br />
Infragestellung prosozialer Verhaltensweisen<br />
statt: wer freundlich ist,<br />
„schleimt“, wer sich anstrengt, ist ein<br />
„Streber“ usw… Die Erziehung unserer<br />
Kinder liegt eigentlich ausschließlich<br />
bei den Eltern, die ja oft<br />
auch als Mutter oder Vater im wahrsten<br />
Sinne des Wortes „alleinerziehend“<br />
sind. Es gibt den afrikanischen<br />
Spruch: „Um ein Kind aufzuziehen,<br />
braucht es ein ganzes Dorf“. In den<br />
kindlichen Alltagswelten fehlen viele<br />
wichtige ( „mit erziehende“ ) Bezugspersonen.<br />
Gesellschaftliche Einflüsse<br />
sind sehr oft erzieherisch<br />
kontraproduktiv und<br />
die Eltern haben große<br />
Probleme, konstruktiv<br />
wirkende<br />
„Gegenwelten“ zu<br />
schaffen.<br />
<strong>Pariskop</strong>: Sie haben<br />
vor wenigen Jahren<br />
Ihre Dissertation „Väter<br />
und ungewollte<br />
Trennungen“ als<br />
Buch veröffentlicht.<br />
Es enthält die erste<br />
wissenschaftliche<br />
Studie im deutschsprachigen<br />
Raum zu diesem Thema.<br />
Was ist die Kernthese?<br />
Dr. Pagels: Die Gruppe jener Väter,<br />
die gegen ihren Willen von ihrer Frau<br />
und den Kindern verlassen werden,<br />
findet zu wenig Beachtung. Dieser<br />
Personenkreis ist sehr groß, denn<br />
Zweidrittel aller Scheidungen werden<br />
von den Frauen eingereicht. Bei<br />
ca. 190 000 Scheidungen im Jahr<br />
(hinzu kommen noch die Trennungen<br />
Unverheirateter) wird die Zahl<br />
jener Väter, die eine Trennung nicht<br />
wollten, im fünfstelligen Bereich liegen...<br />
wie gesagt: pro Jahr... Je besser<br />
wir sie und ihre Lage verstehen,<br />
desto besser können wir durch Hilfsangebote<br />
problematische Entwick -<br />
lungen – bis hin zu ausgesprochen<br />
destruktiven Verläufen – vermeiden<br />
und damit großes Leid, auch bei den<br />
Kindern und Müttern, verhindern.<br />
<strong>Pariskop</strong>: Als Diplom-Psychologe sehen<br />
Sie die heutige Mediennutzung<br />
von Kindern und Jugendlichen kritischer<br />
als Laien. Warum?<br />
Dr. Pagels: Wiederholt weisen Kinderärzte,<br />
Pädagogen und viele andere<br />
Fachkräfte auf die Folgen der<br />
unadäquaten Mediennutzung hin,<br />
welche sie in ihren Arbeitsfeldern beobachten.<br />
Die Symptom-Palette ist<br />
sehr umfangreich, sehr viele zahlen<br />
einen hohen Preis. Die Forschungslage<br />
ist eindeutig. Seit zwei Jahrzehnten<br />
wird vor den Folgen problematischer<br />
Mediennutzung<br />
gewarnt. Vieles wird verharmlost, bewusst<br />
ausgeblendet. Forschungs -<br />
ergebnisse hervorragender Wissenschaftler<br />
werden nicht verwertet und<br />
umgesetzt, weil kommerzielle Interessen<br />
den Lauf der Dinge bestimmen.<br />
Opfer von Gewalt zu sein, Brutalisierung<br />
in Beziehungen, körperliche<br />
und seelische Störungen (z.B. in<br />
Form von psychischen Traumatisierungen,<br />
Verhaltensstörungen, Beziehungsunfähigkeiten)<br />
sind Themen,<br />
die immer wieder im Zusammenhang<br />
mit dem Thema Medienkonsum<br />
auftauchen.<br />
<strong>Pariskop</strong>: Wagen Sie einen Blick in die<br />
Zukunft: Mit welchen Themen muss<br />
sich die Erziehungsberatungsstelle<br />
des Paritätischen Ihrer Meinung nach<br />
in den kommenden Jahrzehnten auseinandersetzen?<br />
Dr. Pagels: Ich fürchte, finanziell<br />
wird`s immer schwieriger und das<br />
kann bedeuten, dass das Team unter<br />
schwierigeren Bedingungen in<br />
schwierigeren Fällen – die Probleme<br />
werden nicht geringer – Hilfe anbieten<br />
können muss.<br />
<strong>Pariskop</strong>: Sie haben drei Wünsche an<br />
die „Fee für Erziehungsfragen“ frei,<br />
die diese an Eltern weitergeben kann.<br />
Was würden sie ihr einflüstern?<br />
Dr. Pagels: Ich habe nur einen<br />
Wunsch: Sorge bitte dafür, dass das,<br />
was wir Fachleute wissen, seinen<br />
Weg in die Familien und die Gesellschaft<br />
findet und – wo es nötig ist -<br />
realisiert werden kann.<br />
<strong>Pariskop</strong>: Vielen Dank für das Interview<br />
und für Ihre Zukunft alles Gute!<br />
Fortsetzung von Seite 2 – Verabschiedung Dr. Herbert Pagels
PARISKOP<br />
Keine Angst vor dem PC:<br />
urs für Migrantinnen<br />
Acht Frauen aus sieben Nationen erlernen<br />
beim Paritätischen Grundkenntnisse<br />
Einen kostenlosen PC-Kurs haben<br />
im September acht Migrantinnen<br />
aus sieben Nationen beim<br />
Paritätischen besucht. Das zweitägige<br />
niedrigschwellige Angebot<br />
richtete sich nach dem Wissensstand<br />
der Teilnehmerinnen<br />
und wurde im Rahmen des Projektes<br />
zur gesellschaftlichen und<br />
sozialen Integration von Zuwanderern<br />
(GIZ) bereits zum<br />
zweiten Mal angeboten.<br />
Die GIZ-Verantwortliche Dagmar<br />
Matthies freute sich, die EDV-Dozentin<br />
Barbara Fritz vom Verein kargah<br />
e.V. (Verein für interkulturelle<br />
Kommunikation, Migrations- und<br />
Flüchtlingsarbeit) nach dem erfolg -<br />
reichen Kurs 2011 auch in diesem<br />
Jahr begrüßen zu dürfen. Die teilnehmenden<br />
Frauen aus Afghanistan,<br />
dem Iran, Serbien, Spanien,<br />
Thailand, der Türkei und Vietnam<br />
waren bei Integrationskursen und<br />
Beratungsstellen auf das PC-Angebot<br />
aufmerksam gemacht worden.<br />
Drei Teilnehmerinnen nutzten<br />
die Fortbildungsmöglichkeit<br />
bereits zum zweiten Mal, vertieften<br />
ihre Kenntnisse und lobten das<br />
angenehme Lernklima. Einige Migrantinnen<br />
hatten ihre Kinder mitgebracht,<br />
die ihren Müttern halfen.<br />
Oftmals sind Computer, ein Laptop,<br />
Handys und Internetzugang<br />
u Hause vorhanden. Die Ehemäner<br />
und Kinder benutzen die Techologien,<br />
während die Frauen oft<br />
icht oder nur unter Vorbehalten<br />
n die Geräte gehen“, weiß die Doentin.<br />
Deswegen sei es ihr erstes Anliegen,<br />
den Teilnehmerinnen die<br />
Angst zu nehmen und den Spaß an<br />
der Geräte-Nutzung zu vermitteln.<br />
Inhaltlich stellte sich Barbara Fritz<br />
individuell auf jede Frau ein. „Bei<br />
manchen ging es noch um ganz<br />
einfache Dinge wie den eigenständigen<br />
Zugang zum Computer,<br />
die Nutzung des Betriebssystems<br />
und den Umgang mit der Tastatur“,<br />
sagte die Dozentin. Andere informierten<br />
sich über die Möglichkeit<br />
der Textverarbeitung, erfuhren wie<br />
man Briefe schreibt und sich eine<br />
Email-Adresse einrichtet. Sehr beliebt<br />
waren Informationen über die<br />
Nutzung von Skype und Facebook,<br />
um Kontakt in die Heimatländer zu<br />
halten. „Auch das Überspielen von<br />
Fotos von der Kamera auf den PC,<br />
das Verkleinern und anschließende<br />
Versenden haben wir geübt“, so<br />
Barbara Fritz. Eine Teilnehmerin,<br />
die derzeit noch einen Alphabetisierungskurs<br />
besucht, hatte trotz<br />
dieser Einschränkung viel Freude<br />
an dem Erlernten und möchte gerne<br />
weitermachen, berichtet GIZ-<br />
Mitarbeiterin Dagmar Matthies. Eine<br />
weitere Frau sei fest entschlossen,<br />
sich in Kürze einen eigenen PC<br />
zuzulegen.<br />
„Sollte dieses vom Niedersächsischen<br />
Ministerium für Soziales,<br />
Frauen, Familie, Gesundheit und<br />
Integration geförderte Angebot im<br />
nächsten Jahr noch einmal gemacht<br />
werden, werden wir uns erneut<br />
um eine Durchführung in<br />
Cuxhaven bemühen“, kündigt Dagmar<br />
Matthies an.<br />
7<br />
EDV-Dozentin<br />
Barbara Fritz (re.) und<br />
Dagmar Matthies<br />
(2.v.li.) vom Paritätischen<br />
richteten sich<br />
beim PC-Kurs für<br />
Migrantinnen ganz<br />
nach dem individuellen<br />
Wissensstand der<br />
Teilnehmerinnen.<br />
Foto: Wehr
8 Mitgliedsorganisationen<br />
PARISKOP<br />
Aktion Kinderbetreuung e.V. Cuxhaven Lüderitzstr. 8, 27472 Cuxhaven Tel.: (04721) 55 48 85<br />
BDH Bundesverband Rehabilitation<br />
Kreisverband Bremerhaven, Cuxhaven und Bremen,<br />
Detlef Schäfftlein, Porschestraße 5, 27574 Bremerhaven Tel.: (0471) 35556<br />
Blinden- und Sehbehindertenverein Niedersachsen e.V.<br />
Gert Sommer Tel.: (04723) 500605<br />
Bundesverband Skoliose Selbsthilfe e.V. Rolf Dienst Tel.: (04741) 8907<br />
Deutsche ILCO e.V. Doris Meierhoff Tel. (04721) 36734<br />
Deutsche Morbus Crohn/Colitis Ulcerosa Vereinigung (DCCV) e.V. Dorte Benthin Tel.: (04721) 32348<br />
Deutsche Multiple Sklerose, Bad Bederkesa Heino Abbenseth Tel.: (04745) 326<br />
Deutsche Parkinson Vereinigung e.V. Reiner Langwaldt Tel.: (04751) 999115<br />
Deutsche Rheuma-Liga Niedersachsen e.V. AG Landkreis Niedersachsen, Gr. Hardewiek 23, 27472 Cuxhaven Tel.: (04721) 711309<br />
Deutsche Vereinigung Morbus Bechterew e.V. Joachim Ehlers Tel.: (04723) 490948<br />
Deutsche Vereinigung Morbus Bechterew e.V. Bad Bederkesa Johann Reuter Tel.: (04740) 446<br />
Deutscher Diabetiker-Bund Verband an der unteren Oste, Vera Erdbeer Tel.: (04772) 8092<br />
Deutscher Guttempler-Orden<br />
mit den Gemeinschaften »Altenwalde«, »Hohe Lieth«, »Kugelbake«,<br />
»Langen« und »Medemufer«, Kreisbeauftragter Siegfried Hein Tel.: (04721) 664981<br />
Deutscher Kinderschutzbund Stadt und Landkreis Cuxhaven e.V.<br />
Südersteinstraße 26, 27474 Cuxhaven Tel.: (04721) 62211<br />
Deutsches Jugendherbergswerk (DJH) Kreisverband Cuxhaven, Günter Rettmer Tel.: (04721) 48512<br />
mit den Jugendherbergen Cuxhaven, Otterndorf und Wingst<br />
DLRG<br />
Mit den Ortsgruppen Altenwalde, Cuxhaven, Bad Bederkesa, Beverstedt, Dorum, Hagen,<br />
Lamstedt, Langen, Loxstedt, Nordholz, Otterndorf und Wehdel<br />
DMSG Kontaktgruppe Cuxhaven e.V. Iris Hildebrand Tel.: (04721) 500645<br />
Förderkreis Waldorfpädagogik Cuxhaven e.V. Marienstr. 39/40, 27472 Cuxhaven Tel.: (04721) 38107<br />
Guttempler Sozialwerk e.V. Adaptionseinrichtung, Strichweg 85, 27472 Cux., Monika Jung Tel.: (04721) 50071-0<br />
KibiCux, Kinderbetreuung im Cuxland e.V. Marianne Pätzold, Tel.: (04751) 979626<br />
Kneipp-Verein Cuxhaven e.V. Kpt.-Alexander-Str. 40, 27472 Cuxhaven Tel.: (04721) 25222<br />
Kreisvereinigung Wesermünde der Lebenshilfe für geistig Behinderte e.V.<br />
Weißdornweg 25, 27607 Langen Tel.: (04743) 275474<br />
Lebensabend-Bewegung (LAB) Otterndorf Ursula Harland Tel.: (04751) 2544<br />
Lebensabend-Bewegung (LAB) Cuxhaven Karin Behrensen Tel.: (04721) 21260<br />
Lebenshilfe e.V. Kreisverband Land Hadeln Am Schulzentrum 8, 21745 Hemmoor Tel.: (04771) 689490<br />
PRO FAMILIA e.V. Beratungsstelle Cuxhaven, Bahnhofstr. 18–20, Ira Großmann-Berger Tel.: (04721) 31144<br />
Prostatakrebs-Selbsthilfegruppe Cuxhaven Manfred Haase, Strichweg 104, 27476 Cuxhaven Tel. (04721) 681276<br />
Schullandheimverein der Abendrothschule Cuxhaven e.V.<br />
Sabine Freers Tel.: (04721) 62753<br />
SoVD Sozialverband Deutschland Kreisverband Cuxhaven<br />
Zentrumstr. 1, 21745 Hemmoor, Christian Pramor Tel.: (04771) 2547<br />
Sozialverband VdK Niedersachsen/Bremen Segelckestr. 45–47, 27472 Cuxhaven Tel.: (04141) <strong>29</strong>78<br />
oder Lothar Grünwald Tel.: (04723) 3532<br />
Verein für Beratung und Hilfen bei Suchtfragen im Landkreis Cuxhaven e.V., Monika Liedtke<br />
Grodener Chaussee 21, 27472 Cuxhaven, vbs.cuxhaven@freenet.de Tel.: (04721) 37067<br />
Weisser Ring e.V. Silvia Martin Troyano Tel.: (04721) 444893<br />
Werkhof und Wohnstätten Lebenshilfe Cuxhaven gGmbH<br />
Neue Industriestr. 51, 27472 Cuxhaven Tel.: (04721 ) 43980
PARISKOP<br />
Arbeitsbereiche des Paritätischen Cuxhaven<br />
9<br />
Ausbildung Hauswirtschaft / SprinT<br />
Marianne Lüers, Telefon: (04721) 57930<br />
Berufsfachschule für Altenpflege<br />
Christine Stosch-Heinze, Telefon: (04721) 64358<br />
BISS<br />
Beratungs- und Interventionsstelle gegen häusliche Gewalt<br />
Ulrike Reiter, Telefon: (04745) 7825920<br />
Erziehungsberatungsstelle<br />
für Kinder, Jugendliche und Eltern<br />
Telefon: (04721) 35066<br />
Essen auf Rädern und Mobiler Putzdienst<br />
Angelika Wilczek, Telefon: (04721) 579372<br />
Frauen- und Mädchenberatung<br />
Anne Henze, Telefon: (04721) 579392<br />
Frauenhaus<br />
Telefon: (04721) 579393<br />
Frauennotruf<br />
Telefon: (04721) 579393<br />
GIZ – Gesellschaftliche Integration von Zuwanderern<br />
Dagmar Matthies, Telefon (04721) 579318<br />
HilDe – Hilfe bei Demenz<br />
Ben Bethge, Telefon: (04721) 579319<br />
Jugendarbeit Altenwalde<br />
Aneke Döding, Telefon: (04721) 57930<br />
Jugendarbeit Am Dobrock<br />
Thorsten Soboll, Telefon: (04777) 800735<br />
Jugendarbeit Bad Bederkesa<br />
Kai Uhlhorn, Rilana Paß, Telefon: (04745) 7825925<br />
Jugendarbeit Hadeln<br />
Erwin Simmering, Telefon: (04751) 999664<br />
Jugendarbeit Hemmoor<br />
Oliver Wachtel, Rilana Paß, Telefon: (04771) 68897020<br />
Jugendarbeit Nordholz<br />
Miriam Jeromin, Telefon: (04741) 4159<br />
Jugendhilfestation Bederkesa – Schiffdorf<br />
Jost Dröge,Telefon: (04745) 7825911<br />
Jugendmigrationsdienst<br />
Edita Saltyte-Boussouf, Telefon: (04721) 579317<br />
Jugendwerkstatt Cuxhaven<br />
– Holz und Ernährung – Norbert Struve, Telefon: (04721) 64502<br />
Jugendwerkstatt Hemmoor<br />
– Ernährung, Energie, Ökologie – Gabriela Lettmann-Lindemann,<br />
Telefon: (04771) 68897025<br />
KIBIS<br />
Kontakt, Information und Beratung im Selbsthilfebereich<br />
Doris Methner, Telefon: (04721) 579332<br />
Kompetenzagentur Altkreis Hadeln<br />
Beratungsstelle für Jugendliche auf dem Weg zum Beruf<br />
Oliver Prieß, Vera Nickels<br />
Telefon: (04771) 6889700<br />
Lieferservice / Einkaufsdienst<br />
Angelika Wilczek, Telefon: (04721) 579372 bzw. gebührenfrei im<br />
Festnetz 0800-4007788<br />
Möbelhof<br />
Wolfgang Hellmann, Telefon: (0170) 6367925<br />
Mobile Soziale Hilfsdienste<br />
Angelika Wilczek, Telefon: (04721) 579372<br />
PACe Cuxhaven<br />
Beratungsstelle für Jugendliche auf dem Weg zum Beruf<br />
Anja Seelke, Jens Helbing, Telefon: (04721) 665150<br />
PACe Schiffdorf<br />
Beratungsstelle für Jugendliche auf dem Weg zum Beruf<br />
Hans-Christian Maus-Domdey, Telefon: (0151) 46756133<br />
Asta Trangolao, Telefon: (0151) 46756134<br />
Verwaltung<br />
Sekretariat/Allgemeine Verwaltung<br />
Daniela Langewitz, Telefon: (04721) 579362<br />
Finanzbuchhaltung<br />
Dörte Haack, Telefon: (04721) 579323<br />
Personalbuchhaltung<br />
Gisela Heinßen, Telefon: (04721) 579324<br />
EDV<br />
Stephan Geisler, Telefon: (04721) 579316<br />
Geschäftsführung/Abteilungsleitungen<br />
Klaus-Dieter Fortmeyer, Telefon: (04721) 579362<br />
Marianne Lüers, Telefon: (04721) 579362<br />
Kai Uhlhorn, Telefon: (04745) 7825925<br />
Paritätischer im Internet<br />
www.paricux.de<br />
cuxhaven@paritaetischer.de<br />
Beiratsmitglieder des Paritätischen Cuxhaven<br />
Helle Vanini, Vorsitzende<br />
(Aktion Kinderbetreuung e.V. Cuxhaven)<br />
Reiner Langwaldt (Deutsche Parkinson-Vereinigung e.V.)<br />
Werner Ludwigs-Dalkner<br />
(Werkhof und Wohnstätten Lebenshilfe Cuxhaven gGmbH)<br />
Lothar Grünwald (VdK–Kreisverband Cuxhaven)<br />
Bärbel Tiedemann (Lebenshilfe e.V., Hemmoor)<br />
Siegfried Hein (Deutscher Guttempler Orden)<br />
Karin Behrensen (Lebensabend-Bewegung)<br />
Sie finden das <strong>Pariskop</strong> auch im Internet www.paricux.de<br />
Impressum<br />
Verlagsbeilage PARISKOP erscheint am 12. 12. <strong>2012</strong> im Cuxhaven Kurier<br />
und Hadler Kurier.<br />
Auflage: 58 900 Exemplare, Druck: Druckzentrum Nordsee, Bremerhaven<br />
Anzeigen: Ralf Drossner, Cuxhaven/Otterndorf<br />
Redaktion: Michaela Wehr<br />
Herausgeber: Paritätischer Cuxhaven, Kirchenpauerstr. 1, 27472 Cuxhaven,<br />
cuxhaven@paritaetischer.de, Bank für Sozialwirtschaft Hannover,<br />
BLZ 251205 10, Konto-Nr. 7450 100<br />
Urheberrechtlich geschützt.
10 PARISKOP<br />
„Ziggy zeigt Zäh ne“<br />
Präventionsprojekt für Grundschulkinder in Stand und Landkreis<br />
Sexueller Missbrauch, sexuelle<br />
Übergriffe un ter Kindern oder<br />
Gefährdungen durch Handy und<br />
Internet sind Themen, die viele<br />
Eltern und PädagogInnen verunsichern.<br />
Sie haben den<br />
Wunsch, Mädchen und Jungen<br />
vor sexueller Gewalt zu schützen,<br />
ohne ihnen zusätzliche Angst zu<br />
machen. Mit dem Präventionsprojekt<br />
„Ziggy zeigt Zäh ne“ leistet<br />
pro familia einen professionellen<br />
Beitrag zur Qualifizie rung<br />
von PädagogInnen und Eltern im<br />
Um gang mit diesen Themen und<br />
zur Aufklärung und Stärkung der<br />
Kinder.<br />
Bereits an sechs Grundschulen<br />
im Landkreis haben pro-familia-MitarbeiterInnen<br />
das Projekt mit Drittund<br />
Viertklässlern in enger Kooperation<br />
mit geschulten VertreterInnen<br />
von Jugendhilfestationen, dem<br />
Kinderschutzbund und den Erziehungsberatungsstellen<br />
durchgeführt;<br />
in Bokel, Stotel, Wedel, Neuenwalde,<br />
Nordholz und Beverstedt.<br />
„Das Interesse ist groß“, freut sich<br />
Diplom-Sozialpädagogin Alexandra<br />
Kock, Projektleiterin bei pro-familia.<br />
2013 haben sich auch die ersten<br />
städtischen Grundschulen angemeldet;<br />
den Anfang macht die<br />
Süderwischschule im Februar. Vor<br />
sexueller Gewalt können Kinder nur<br />
ge schützt werden, wenn Eltern und<br />
PädagogIn nen sie dabei unterstützen,<br />
zu selbstbewuss ten aufgeklärten<br />
Menschen heran zu<br />
wachsen, die ihre Rechte kennen.<br />
„Kinder brauchen er wachsene AnsprechpartnerInnen,<br />
an die sie sich<br />
mit ihren Problemen wenden können<br />
und die ihnen helfen, diese<br />
auch durchzusetzen“, so Alexandra<br />
Kock. Pro familia bietet deshalb in<br />
Vorbereitung des Projekttages an<br />
der Schule Weiterbildungs- und Informationsveranstaltungen<br />
für alle<br />
interessierten Lehrkräfte und Eltern<br />
an. Hier erhalten sie Informationen,<br />
wie sie im Unter richts- und<br />
Erziehungsalltag dazu beitragen<br />
können, die Kinder vor sexueller<br />
Gewalt zu schützen.<br />
Am Projekttag selbst können die<br />
Kinder an fünf bis sechs Stationen<br />
des Mitmach-Par cours spielerisch<br />
und altersgerecht Wissen und Kompetenzen<br />
erwerben, die sie ermu -<br />
tigen, sich gegen sexuelle Übergriffe<br />
und Grenzverletzungen zu<br />
wehren beziehungsweise Hilfe zu<br />
holen. Der Mitmach-Parcours ist inhaltlich<br />
und methodisch so gestaltet,<br />
dass er die Kin der nicht ängstigt,<br />
sondern es ihnen ermög licht,<br />
emeinsam mit Kooperationspartnern hat pro familia das Prävenionsprojekt<br />
„Ziggy zeigt Zäh ne“ gegen sexuellen Missbrauch<br />
bereits an sechs Grundschulen im Landkreis durchgeführt. Die<br />
Vierklässler der Nordholzer Schule (unser Bild) waren begeistert.<br />
Foto: Wehr<br />
sich mit den Themen unbefangen<br />
und mit Spaß auseinander zu setzen.<br />
Dabei werden sie von pädagogischen<br />
Fach kräften der pro familia<br />
und der beteiligten KooperationspartnerInnen<br />
angeleitet und<br />
betreut.<br />
Die Themen des<br />
Mitmach-Parcours:<br />
Gefühle: Wahrnehmen und Ausdrücken<br />
der eigenen Gefühle, als<br />
Voraussetzung, um an genehme<br />
von unangenehmen Berührungen<br />
unterscheiden zu können.<br />
Dein Körper gehört dir: Vermittlung<br />
von al tersgerechtem Wissen<br />
über den eigenen Kör per und das<br />
Recht auf sexuelle Selbstbestim -<br />
mung.<br />
Förderung der Fähigkeit, bei<br />
Grenzverletzun gen, unangenehmen<br />
Berührungen und un -<br />
gewollten Zärtlichkeiten, Grenzen<br />
setzen zu können.<br />
Unterscheidung zwischen guten<br />
und schlechten Geheimnissen: Niemand<br />
darf ein Kind zwingen, ein<br />
schlechtes Geheimnis für sich zu<br />
behalten.<br />
Sexueller Missbrauch ist verboten:<br />
Kinder sind an sexuellem Missbrauch<br />
niemals schuld, auch wenn<br />
sie scheinbar freiwillig mitgemacht<br />
haben, Geschenke oder Geld da für<br />
erhalten haben.<br />
Unterstützung durch Eltern<br />
und PädagogInnen<br />
Das Pädagogische Begleitbuch<br />
bietet Lehr kräften eine Fülle von<br />
Anregungen für die langfristige<br />
präventive Arbeit im Unterricht und<br />
Hilfestellung zum Umgang bei der<br />
Ver mutung einer Kindeswohlgefährdung.<br />
Für Kinder - und Eltern -<br />
gibt es die humorvolle Kinderbroschüre<br />
„Ziggy weiß Bescheid“.<br />
Wer Interesse hat, das Präven -<br />
tionsprojekt an seiner Schule<br />
durchzuführen, und für weitere Informationen<br />
wenden Sie sich bitte<br />
an: pro familia, Beratungsstelle Cuxhaven,<br />
Bahnhofstraße 18 – 20,<br />
Tel. 0 47 21/ 3 11 44.<br />
Gelungene<br />
Fortbildung für<br />
SH-Gruppen<br />
Zum Thema „Wie kommen<br />
wir wieder zueinander? – Werkzeug<br />
für den Umgang mit Krisen<br />
und Konflikten in Selbsthilfegruppen“<br />
fand am Sonntag,<br />
4. November ein regionaler<br />
Fortbildungstag im Dünenhof<br />
in Cuxhaven-Berensch statt. Unter<br />
der Leitung von Mecht hild<br />
Dewes-Kirf, TZI-Gruppenleiterin<br />
und Doris Methner von der<br />
KIBIS, beschäftigten sich 14 Teilnehmer<br />
aus unterschiedlichen<br />
Selbsthilfegruppen mit Fragen<br />
wie<br />
– Wie gehe ich selbst mit Konflikten<br />
um?<br />
– Was heizt einen Konflikt an,<br />
was kühlt ihn ab?<br />
– Wie kann ich einen Konflikt<br />
so lösen, dass alle Beteiligten als<br />
„Gewinner“ aus der Situation<br />
gehen?<br />
Nach einem lebhaften Austausch<br />
mit vielen Anregungen<br />
und Ideen nahmen die Teilnehmer<br />
einen „Werkzeugkoffer“ für<br />
Konfliktlösungen für sich persönlich<br />
und für die Gruppen mit<br />
nach Hause.<br />
Premiere:<br />
Flohmarkt<br />
im PaJuBB<br />
Kinder- und Jugendbekleidung,<br />
Spielzeug, Geschirr und allerlei<br />
Nützliches wurde am 23. November<br />
bei einem Flohmarkt im Paritätischen<br />
Jugend- und Beratungszentrum<br />
(PaJuBB) Bad Bederkesa<br />
angeboten. Besucher jeden<br />
Alters feilschten an diversen<br />
Ständen um das größte Schnäppchen<br />
und erstanden das eine oder<br />
andere Weihnachtsgeschenk für<br />
ihre Lieben. Die erstmalig vom Paritätischen<br />
angebotene Veranstaltung<br />
wird im kommenden Jahr<br />
wiederholt.
PARISKOP<br />
Schulkindbetreuung an der<br />
Abendrothschule erweitert<br />
Aktion Kinderbetreuung (AKB) bietet<br />
50 Grundschülern Essen und qualifizierte Betreuung<br />
Die Schulkindbetreuung an der<br />
Abendrothschule ist erweitert<br />
worden. Mittlerweile bietet die<br />
Aktion Kinderbetreuung (AKB)<br />
eine Nachmittagsbetreuung für<br />
insgesamt 50 Erst- bis Viertklässler<br />
an. Fünf ErzieherInnen<br />
kümmern sich gemeinsam mit<br />
der Küchen- und Reinigungskraft<br />
Antje Rennebeck um die Kinder,<br />
die von 13 bis 17 Uhr in zwei<br />
Gruppen á 20 SchülerInnen und<br />
einer zum Schuljahresbeginn<br />
neu gegründeten Gruppe mit<br />
zehn SchülerInnen untergebracht<br />
sind.<br />
Im liebevoll gestalteten Essensraum<br />
der Grundschule erhalten die<br />
Mädchen und Jungen nach Ende<br />
der Schulzeit zunächst ein warmes<br />
Mittagessen – täglich frisch von der<br />
Firma „Geschmackslabor“ aus Bremerhaven<br />
zubereitet. Die Kinder<br />
sollen sich wohl fühlen, ihr Mittag -<br />
essen einnehmen in gemütlicher<br />
Runde und haben die Möglichkeit<br />
von ihren Schulerlebnissen, Sorgen<br />
und Wünschen zu berichten. Bevor<br />
die Kinder sich an die Hausaufgaben<br />
machen, dürfen sie frei spielen<br />
und sich jeden Tag eine Stunde<br />
lang draußen oder in der Turnhalle<br />
gezielten Bewegungsangeboten<br />
widmen. So ergänzt sich das<br />
Bewegungskonzept der Aktion Kinderbetreuung<br />
und auch diese Einichtung<br />
des Vereins bestens. „Wir<br />
ind sehr froh über das Angebot<br />
es Sportamtes“, bedankt sich AKBeschäftsführerin<br />
Helle Vanini für<br />
ie kostenlosen, der Schule zusteenden<br />
Hallennutzungszeiten. Die<br />
ewegung wirke sich bei den Kinern<br />
positiv auf die Motorik und<br />
as Verhalten aus“, so Helle Vanii.<br />
Was die Gruppen, die sich selbst<br />
ie Namen „Lachmöwen“, „Silberöwen“<br />
und „Sturmmöwen“ geeben<br />
haben, im Anschluss an die<br />
etreuten Hausaufgaben gemeinam<br />
machen, wird bereits nach<br />
em Essen geplant: Gesellschaftspiele,<br />
Spiele im Außenbereich, ein<br />
Besuch in der Schulbücherei oder<br />
ein Duell an den Fußballtischen –<br />
Langeweile kommt nie auf. Die Zusammenarbeit<br />
mit den Lehrern ist<br />
eng, wie die ErzieherInnen Andy<br />
Voss, Sarah Harlichs, Mona Senger,<br />
Andreas Braatz und Stefanie Meyer<br />
versichern. Der Hort trägt dazu<br />
bei, die Sozialkompetenz zu erweitern<br />
und versteht sich als Bindeglied<br />
zwischen Schule und Elternhaus.<br />
Der Hort bietet nun auch<br />
AGs für die Kinder an, wo auf spielerische<br />
Art und Weise, die Kinder<br />
im schulischen und im sportlichen<br />
Bereich gefördert werden können.<br />
In den Ferien sowie an den<br />
Brück entagen (Ostern/Sommer/<br />
Herbst), ist die Schulkindbetreuung<br />
täglich von 7.30 Uhr bis 17 Uhr geöffnet.<br />
Im Sommer sind drei der<br />
sechs Wochen geschlossen. Wie<br />
begehrt das Nachmittagsangebot<br />
ist, zeigt die Tatsache, dass Eltern<br />
ihre Kinder ausschließlich wegen<br />
der Betreuung an der Abendrothschule<br />
angemeldet haben. Genutzt<br />
wird das Angebot von berufstätigen<br />
oder in Ausbildung befindlichen<br />
Eltern. Mit dem Hort wird ein<br />
wertvoller Beitrag für die Vereinbarkeit<br />
von Familie und Beruf gewährleistet.<br />
Interessenten für jetzt und die<br />
kommenden Jahre können sich im<br />
Hort in der Abendroth Grundschule,<br />
Abendrothstr.20, unter der<br />
Telefonnummer 0162-1028707 bei<br />
Andy Voss oder im Büro der Aktion<br />
Kinderbetreuung, Lüderitzstr. 8,<br />
Tel.: 04721-554885, melden.<br />
Bewegung in der Turnhalle –<br />
auch das gehört zum täglichen<br />
Angebot der AKB-Schulkindbetreuung.<br />
Foto: AKB<br />
11
12 PARISKOP<br />
Abgedrängt ins Altenheim<br />
Pflegebedürftige mit Behinderungen müssen umziehen<br />
Immer mehr Menschen mit Behinderungen<br />
und sehr hohem<br />
Pflegebedarf werden in klassische<br />
(Alten)-pflegeeinrichtungen<br />
abgedrängt. Seit Einführung der<br />
Pflegeversicherung 1995 und im<br />
stationären Bereich 1996 besteht<br />
in Bezug auf vollstationäre Einrichtungen<br />
für Menschen mit Behinderungen<br />
(Wohnheime und<br />
Wohngruppen) eine erhebliche<br />
Ungerechtigkeit in Bezug auf Ansprüche<br />
auf Leistungen der Pflegeversicherung.<br />
Die Hintergründe: In Wohnheimen<br />
und -gruppen für Menschen<br />
mit Behinderungen gilt die Sonderregelung<br />
des Sozialgesetzbuches<br />
XI (Pflegeversicherungsgesetz, SGB<br />
XI, § 43a): Im Falle einer anerkannten<br />
Pflegebedürftigkeit übernimmt<br />
die Pflegekasse einen Betrag von<br />
höchstens 256 Euro im Monat zur<br />
Abgeltung der pflegebedingten<br />
Aufwendungen und Aufwendungen<br />
der medizinischen Behandlungspflege<br />
sowie der sozialen Betreuung.<br />
Grund der Sonderregelung<br />
ist, dass dem Mensch mit<br />
Behinderung in seiner Wohn ein -<br />
ichtung (Wohnheim / Wohngrupe)<br />
keine „Häuslichkeit“ zuerkannt<br />
ird. Obwohl vom Beauftragten<br />
er Bundesregierung für die Beange<br />
behinderter Menschen mehrach<br />
gefordert, ist dieser Zustand<br />
n keinem der Weiterentwick -<br />
ungsgesetze des Pflegeversicheungsgesetzes<br />
geändert worden –<br />
enschen mit Behinderungen in<br />
ohnheimen und Wohngruppen<br />
aben pauschal, unabhängig von<br />
hrer festgestellten Pflegestufe, den<br />
nspruch von maximal 256 Euro<br />
ro Monat an die Pflegeversicheung.<br />
Im Vergleich die Zahlen des Anpruchs<br />
auf häusliche Pflege (Pfleesachleistungen)<br />
eines pflegebeürftigen<br />
Menschen in seiner eienen<br />
Wohnung:<br />
• Pflegestufe 1, 450,00 €<br />
pro Monat<br />
• Pflegestufe 2, 1.100,00 €<br />
pro Monat<br />
• Pflegestufe 3, 1.550,00 €<br />
pro Monat<br />
• Pflegestufe 3 und außergewöhnlicher<br />
Bedarf 1.918,00 €<br />
pro Monat.<br />
„Die Menschen mit Behinderungen<br />
leisten im Rahmen ihrer Arbeit<br />
in der Werkstatt für behinderte<br />
Menschen den ungeschmälerten<br />
Versicherungsbeitrag für ihre Pflegeversicherung.<br />
Diese Ungleichbehandlung<br />
von Menschen mit Behinderungen<br />
betrifft über 70 000<br />
Menschen, die in Einrichtungen der<br />
Behindertenhilfe betreut werden<br />
und auch pflegebedürftig im Sinne<br />
des Pflegeversicherungsgesetzes<br />
sind“, beklagt der Bereichsleiter<br />
der Lebenshilfe Cuxhaven, Michael<br />
Schreckenberger. Man müsse<br />
sich fragen, wo die Häuslichkeit<br />
eines Menschen mit Behinderung<br />
stattfindet, der im Wohnheim lebt<br />
und eventuell aufgrund seines hohen<br />
Alters keine familiären Bindungen<br />
mehr hat.<br />
„Es ist zu befürchten, dass dieser<br />
oben genannte Höchstbetrag von<br />
maximal 256 Euro pro Monat bis<br />
2015 eingefroren wird und sich dadurch<br />
der Druck auf die Einrichtungsträger<br />
verstärken wird, sich<br />
entweder bei steigendem Pflegebedarf<br />
der Bewohner in zugelassene<br />
Pflegeeinrichtungen umzuwandeln<br />
oder Bewohnerinnen und<br />
Bewohner mit hohem Pflegebedarf<br />
nicht mehr sachgerecht betreuen<br />
zu können“, meint Schreckenberger.<br />
Beide Perspektiven sind aus<br />
Sicht der Lebenshilfe völlig unannehmbar.<br />
„Es muss erreicht werden,<br />
dass Menschen mit Behinderungen<br />
in Wohnheimen und<br />
Wohngruppen den vollen Anspruch<br />
an die Leistung der Pflegeversicherung<br />
entsprechend erhalten.“<br />
Für die Lebenshilfe stelle sich<br />
hier die Frage, ob nicht Artikel 3,<br />
Satz 1 des Grundgesetzes „…alle<br />
Menschen sind vor dem Gesetz<br />
gleich…“ in eklatanter Weise verletzt<br />
wird.<br />
Runder Geburtstag:<br />
40 Jahre<br />
Lebenshilfe Hemmoor<br />
Soziale Institution plant viele Aktionen für 2013<br />
Am <strong>29</strong>. Januar 2013 feiert die Lebenshilfe<br />
Hemmoor ihr 40-jähriges<br />
Jubiläum. Der 1973 von einer<br />
Elterninitiative gegründete<br />
Verein blickt auf eine erfolgreiche<br />
Entwicklung zurück: Von einer<br />
Tagesstätte für Kinder mit<br />
Behinderung zu einer sozialen<br />
Institution, die heute Menschen<br />
in vielfältigen Lebenssituationen<br />
begleitet.<br />
Bereits im Jahr nach ihrer Gründung<br />
eröffnete die Lebenshilfe –<br />
zunächst als Provisorium – die Tagesstätte<br />
in Westerode. Der Neubau<br />
von Tagesbildungsstätte und<br />
Geschäftsstelle „Am Schulzentrum“<br />
wurde im Winter 1976 bezogen.<br />
Das Angebot für Kinder ergänzte<br />
der Verein zunächst um die pädagogische<br />
Frühförderung. Seitdem<br />
begleitet die Lebenshilfe Eltern von<br />
Kindern mit Behinderung oder mit<br />
von Behinderung bedrohten Kindern<br />
von Beginn an bei einer bestmöglichen<br />
Entwicklung.<br />
Mit dem Bau der Wohnstätte<br />
„Auf der Hörne“ öffnete die Lebenshilfe<br />
Hemmoor erwachsenen<br />
Menschen mit Behinderung im<br />
Jahr 1995 Raum für ein möglichst<br />
selbst bestimmtes Leben. Die Einführung<br />
der ersten integrativen<br />
Gruppe in der Kindertagesstätte<br />
KinderReich im Folgejahr, war ein<br />
wichtiger Schritt zur Förderung des<br />
Zusammenseins von Menschen<br />
mit und ohne Behinderung. Nachfolgend<br />
eröffnete die Lebenshilfe<br />
zwei Außenwohngruppen und<br />
setzt u. a. mit den Offenen Hilfen<br />
seit 2010 ein Zeichen für Inklusion:<br />
Freiwillige begleiten Menschen mit<br />
Behinderung in Alltag und Freizeit,<br />
Schulassistenzen<br />
unterstützen<br />
Kinder im<br />
Unterricht.<br />
Der Leitspruch<br />
vieler<br />
Lebenshilfen<br />
in Deutschland,<br />
„Es ist<br />
normal, verschieden<br />
zu<br />
sein“, sei auch<br />
für die Hemmoorer<br />
selbstverständlich,<br />
so Vorstand<br />
Bärbel Tiedemann:<br />
„Doch<br />
bis die Teilhabe<br />
von Menschen mit Behinderung<br />
an der Gesellschaft wirklich „normal“<br />
wird, ist es noch ein weiter<br />
Weg. Deshalb setzen wir uns weiter<br />
dafür ein, eine Lebenshilfe für<br />
alle Menschen zu sein.“<br />
Alle Hemmoorer<br />
sind herzlich eingeladen<br />
Das gilt auch für das Jubiläumsjahr,<br />
das ganz denen gewidmet<br />
wird, die das Gesicht der Lebenshilfe<br />
Hemmoor seit 40 Jahre prägen:<br />
Den Mitgliedern, Mitarbeitern,<br />
Freiwilligen, Freunden, Förderern<br />
und den Menschen, die der Verein<br />
begleitet, selbst. So finden zahlreiche<br />
Aktionen in den Einrichtungen<br />
statt, zu denen auch alle Hemmoorer<br />
herzlich eingeladen sein<br />
werden.
PARISKOP<br />
Kinder bauen Schatzkästchen und Werkzeugkisten<br />
Aktion für Knax-Club-Mitglieder in der Jugendwerkstatt des Paritätischen<br />
13<br />
„Mein Opa hat eine Werkbank,<br />
deshalb brauche ich einen Werkzeugkasten“,<br />
fand Kevin und<br />
meldete sich als Mitglied des<br />
Knax-Clubs der Sparkasse für einen<br />
Nachmittag in der Jugendwerkstatt<br />
des Paritätischen an.<br />
Der Achtjährige schraubte, hämmerte,<br />
schliff und lackierte den<br />
Kasten Anfang November als eines<br />
von 32 Kindern gemeinsam<br />
mit den Teilnehmern der Holzwerkstatt<br />
und durfte sein Werk<br />
anschließend mit nach Hause<br />
nehmen.<br />
Nachdem der Bau von Nistkästen<br />
im vergangenen Jahr in der Jugendwerkstatt<br />
bereits ein voller Erfolg<br />
gewesen war, nutzte der Knax-<br />
Club auch <strong>2012</strong> die Möglichkeit der<br />
Kooperation: Jeweils 16 Kinder in<br />
zwei Gruppen werkelten am 7. und<br />
8. November in der Papenstraße solange,<br />
bis ihre Schatzkästchen oder<br />
Werkzeugkisten zusammengebaut<br />
und fantasievoll gestaltet waren.<br />
Die Jugendwerkstatt-Teilnehmer,<br />
junge Arbeitslose zwischen 17 und<br />
24 Jahren, hatten vor der Aktion<br />
aus verleimten Platten die Schatzkästchen-<br />
und Werkzeugkisten-Teile<br />
ausgesägt, vorgeschliffen und<br />
zum Teil vorgeschraubt. Mit Hammer,<br />
Akkuschrauber, Nägeln und<br />
Schrauben machten sich die Sechsbis<br />
Elfjährigen nun daran, aus den<br />
Einzelteilen das Produkt ihrer Wahl<br />
zu bauen. „Piraten haben doch<br />
auch Schatzkisten – und ich mag<br />
Piraten“, begründete die neujährige<br />
Chantal ihre Wahl und hörte<br />
Teilnehmer Eric (20) zu, der ihr erklärte,<br />
wie sie den Akkuschrauber<br />
halten musste. Zwei Meter entfernt<br />
kümmerte sich Teilnehmer Tommy<br />
(23) darum, dass Kevins Werkzeugkasten<br />
Schrauben an den richtigen<br />
Stellen erhielt. „Die Arbeit mit<br />
Kindern macht echt Spaß“, fand<br />
Tommy. Anleiter Norbert Hecht<br />
und Wolfgang Hellmann, SSK-Mitarbeiterinnen<br />
und der Leiter der Jugendwerkstatt,<br />
Norbert Struve, begutachteten<br />
die Arbeit und halfen,<br />
wenn Not am Mann war.<br />
In der Pause stärkten sich die kleinen<br />
Handwerker bei selbstgeba -<br />
ckenen Waffeln mit Sahne, angedickten<br />
Kirschen und Kakao, die die<br />
Teilnehmer der Jugendwerkstatt<br />
Ernährung liebevoll zubereitet und<br />
auf herbstlich geschmückten Tischen<br />
bereitgestellt hatten. Die Jugendwerkstatt<br />
wird gefördert vom<br />
Europäischen Sozialfonds und dem<br />
Jobcenter Cuxhaven.<br />
Schatzkästchen und Werkzeugkisten<br />
bauten Mitglieder des<br />
Knax-Clubs Anfang November<br />
gemeinsam mit Teilnehmern<br />
der Jugendwerkstatt des<br />
Paritätischen. Foto: Wehr<br />
Jugendwerkstatt bei der Grundsteinlegung im Lehfeld<br />
Anerkennung von Sozialministerin Aygül Özkan<br />
Die acht TeilnehmerInnen der Jugendwerkstatt<br />
des Paritätischen im<br />
Bereich „Gesunde Ernährung“ sorgten<br />
bei der Grundsteinlegung des<br />
neuen Bürgerzentrums im Lehfeld<br />
fürs Buffet. Auch die Niedersächsische<br />
Sozialministerin Aygül Özkan<br />
kostete von den Köstlichkeiten -<br />
vom marinierten Ziegenkäse,<br />
Lachs-Crepes und Melonen-Sticks<br />
it Mozarella und zartem Rinderchinken<br />
bis hin zu gefüllten Hörnhen<br />
aus selbst gemachtem Buterteig<br />
war alles vorhanden. Die<br />
DU-Politikerin lobte die Arbeit<br />
nd unterhielt sich mit den arbeitslosen<br />
Frauen und Männern,<br />
die ein Jahr lang in der Einrichtung<br />
im Bereich „Gesunde Ernährung“<br />
qualifiziert werden. „Es hat Spaß<br />
gemacht, mit meinen Leuten zusammen<br />
zu arbeiten und es ist toll,<br />
was wir geschafft haben“, sagte<br />
Teilnehmerin Fabienne Baule, und<br />
Kollegin Nina Schneider ergänzte:<br />
„Ich bin stolz auf Euch!“ Hauswirtschafterin<br />
Petra Faust kümmert sich<br />
als Anleiterin um die Gruppe, die<br />
regelmäßig für ein gesundes Schulfrühstück<br />
der Ritzebütteler und<br />
Grodener Schule in Cuxhaven sorgt<br />
und täglich ein Mittagessen für sich<br />
und die Teilnehmer des Möbelhof-<br />
Projektes und der Holzwerkstatt<br />
kocht. Einkauf, Hygienevorschriften,<br />
Lagerung und Verarbeitung<br />
von Lebensmitteln sind ebenfalls<br />
Bestandteil der Arbeit und für eine<br />
Qualifizierung im Bereich der Lebensmittelindustrie<br />
wichtig. Die Jugendwerkstatt<br />
wird durch die Europäische<br />
Union und das Jobcenter<br />
Cuxhaven gefördert.<br />
Jugendwerkstatt beim interkulturellen Seminar<br />
Im Rahmen des Programms „Toleranz fördern – Kompetenz stärken“<br />
und in Zusammenarbeit mit der Caritas wurde den TeilnehmerInnen<br />
der Jugendwerkstatt ein interkulturelles Kompetenztraining unter<br />
der Leitung von Diplom-Pädagogin Gisela Röhling angeboten.<br />
Nach anfänglicher Skepsis ließen sich die TeilnehmerInnen gut auf<br />
ungewohnte Inhalte und Methoden ein. Sie erfuhren viel über Selbstund<br />
Fremdwahrnehmung sowie die Entstehung von Zuschreibungen<br />
und Vorurteilen. Am dritten Tag waren sich alle einig: Das müss -<br />
te man öfter machen!<br />
Niedersachsens Sozialministerin Aygül Özkan (3.v.li.) und Cuxhavens<br />
Oberbürgermeister Dr. Ulrich Getsch (li.) beglückwünschten<br />
die TeilnehmerInnen der Jugendwerkstatt „Ernährung“ und Anleiterin<br />
Petra Faust (re.) zu ihrem gelungenen Buffet. Foto: Jugendwerkstatt.
14 PARISKOP<br />
»Gewalt kommt nicht in die Tüte“<br />
„Mein Appell an alle Männer:<br />
ehmt Euren Mut zusammen, geht<br />
zur Vorsorge, macht Eure Klappe<br />
auf und redet, redet, redet…“, sagt<br />
Manfred Haase. Der 71-Jährige ist<br />
Ende 2009 an Prostatakrebs erkrankt<br />
und gründete Mitte 2010 eine<br />
Selbsthilfegruppe. Der Grund:<br />
„Während der vier Wochen in der<br />
Reha stellte ich fest, dass man sehr<br />
alleine gelassen wird und über seine<br />
Probleme nicht reden kann.“ Die<br />
zurzeit 23 Betroffenen treffen sich<br />
an jedem vierten Donnerstag im<br />
Monat um 17 Uhr beim Paritätischen<br />
Cuxhaven in der Kirchenpauerstraße<br />
1.<br />
„Prostatakrebs ist ein Thema,<br />
über das man wahrscheinlich generationsbedingt<br />
nicht spricht, da<br />
es unter der Gürtellinie liegt“, so<br />
Manfred Haase. Die Mehrheit der<br />
Männer wisse nichts über die Funktion<br />
der Prostata. „An Prostatakrebs<br />
erkranken jährlich etwa 63 000<br />
Männer, täglich sterben 33 von ihnen,<br />
mehr als durch Autounfälle<br />
ums Leben kommen“, weiß der<br />
Gründer der Cuxhavener Selbsthilfegruppe:<br />
„Mein persönliches Bestreben<br />
ist, Männer ab 45 Jahren<br />
zur Vorsorge aufzufordern und das<br />
Thema Prostatakrebs der Öffentlichkeit<br />
näher zu bringen.“ Sämtliche<br />
Medien berichteten über Brustkrebs<br />
und riefen zu Spenden auf,<br />
so Manfred Haase. „Warum wird<br />
über Prostatakrebs immer noch<br />
„hinter vorgehaltener Hand“ gesprochen?<br />
Kein Betroffener kommt<br />
ohne Hilfe mit der Inkontinenz und<br />
der erektilen Dysfunktion (Impotenz)<br />
zurecht.“<br />
Weitere Informationen über die<br />
Gruppe sind unter der Internetseite<br />
www.prostata-selbsthilfe-cuxhaven.de<br />
zu finden. Eine Mitgliedschaft<br />
ist kostenfrei. Die Selbsthilfegruppe<br />
ist dem Bundesverband<br />
Prostatakrebs e.V. (BPS), dem Regionalverband<br />
NordWest Niedersachen<br />
und Bremen sowie der KIBIS<br />
im Paritätischen angeschlossen.<br />
Der BPS und der Regionalverband<br />
unterstützt die Gruppe finanziell<br />
und informativ. Gruppenmitglieder<br />
erhalten unter anderem dreimal<br />
jährlich eine Zeitschrift für Betroffene<br />
und Angehörige. Seit der<br />
Gruppengründung haben bereits<br />
diverse thematische Fahrten stattgefunden:<br />
Im März 2011 und <strong>2012</strong><br />
informierte die Gruppe auf der<br />
Messe „Gesund und Fit“ über ihre<br />
Aktivitäten, <strong>2012</strong> mit einer beeindruckenden<br />
begehbaren Prostata.<br />
Mitglieder besuchten Seminare zu<br />
den unterschiedlichsten Themen –<br />
von der Stressbewältigung bis hin<br />
zur Psychoonkologie. Auch Fahrten<br />
zur Martini Klinik des Universitätskrankenhaus<br />
Hamburg Eppendorf<br />
oder zum 11. Tag des Mannes<br />
in Bremerhaven mit Vorträgen zu<br />
Themen rund um die Folgen des<br />
Prostatakrebs organisierte Manfred<br />
Haase. Zum Chefarzt der Urologie<br />
im Krankenhaus Cuxhaven, Dr.med<br />
Al-Mwalad, besteht ein enger Kontakt.<br />
Brötchentüten und Frauen-Frühstück – Aktionen des Arbeitskreises „Häusliche Gewalt“<br />
Im November sahen die Brötchentüten<br />
in der Stadt und im<br />
Landkreis anders aus als sonst.<br />
Zehn Tage lang trugen sie den<br />
Aufdruck “Gewalt kommt nicht<br />
in die Tüte“. Mit diesem Projekt<br />
hat der Arbeitskreis “Häusliche<br />
Gewalt“ darauf aufmerksam gemacht,<br />
dass Gewalt an Frauen<br />
und Kindern keine Privatsache<br />
ist. Am 24. November wurde zum<br />
Abschluss der Aktionstage ein<br />
kostenloses Infofrühstück für<br />
Frauen im Mehrgenerationenhaus<br />
Cuxhaven angeboten, bei<br />
dem zwei Anwältinnen aus dem<br />
Bereich Familienrecht zur Rechtssituation<br />
bei häuslichen Konflikten<br />
referierten und Fragen der<br />
Teilnehmerinnen beantworteten.<br />
Hintergrund des Projektes war<br />
der internationale Gedenktag gegen<br />
Gewalt an Frauen am 25. November.<br />
Unter Beteiligungen der<br />
Bäckerinnungen Bremerhaven/Wesermünde<br />
und Cuxhaven/Land Hadeln<br />
sowie der Bäko in Stadt und<br />
Landkreis erhielt jeder Brötchenkäufer<br />
in Bäckereien vom 15. bis 25.<br />
November eine Mahnung als Aufdruck.<br />
75 000 Tüten seien gedruckt<br />
worden, versichert Jörg Itjen, Obermeister<br />
der Innung Cuxhaven-Land<br />
Hadeln. „Durch die gute Zusammenarbeit<br />
war es möglich, die<br />
Aktion im gesamten Landkreis und<br />
in der Stadt Cuxhaven durchzuführen“,<br />
freut sich Ulrike Reiter von<br />
der Pari-Beratungs- und Interventionsstelle<br />
gegen häusliche Gewalt<br />
(BISS).<br />
Jede vierte Frau wird laut einer<br />
Studie des Bundesfamilienministeriums<br />
mindestens einmal in ihrem<br />
Leben Opfer von häuslicher<br />
Gewalt. „Das heißt, die Gewalt geschieht<br />
dort, wo man sich eigentlich<br />
sicher fühlen sollte, im eigenen<br />
Zuhause“, sagt Ulrike Reiter. Die Aktion<br />
sollte das Thema in den Blick -<br />
punkt rücken. Freunde, Bekannte<br />
und Nachbarn sollten ermutigt<br />
werden, auf Hilfeeinrichtungen bei<br />
häuslicher Gewalt aufmerksam zu<br />
machen und Betroffene dazu animieren,<br />
sich Hilfe zu holen.<br />
Am Samstag, 17. November,<br />
unterstützten Landrat Kai-Uwe Bielefeld<br />
und Cuxhavens Oberbürgermeister<br />
Dr. Ulrich Getsch den<br />
Arbeitskreis und verteilten auf dem<br />
Cuxhavener Wochenmarkt Brötchen<br />
in den Tüten mit dem Anti-<br />
Gewalt-Aufdruck. Mitglieder des<br />
Arbeitskreises „Häusliche Gewalt“<br />
standen als Ansprechpartner zur<br />
Verfügung und verteilten Broschüren<br />
und Flyer, die auf Hilfseinrichtungen<br />
bei häuslicher Gewalt<br />
aufmerksam machten.<br />
Zum Abschluss der Aktionstage<br />
referierten die Anwältinnen Pauline<br />
Makowski und Catja Carina<br />
Warnke zu Familienrechtsfragen,<br />
zur Rechtssituation bei häuslichen<br />
Konflikten und zum Gewaltschutzgesetz.<br />
Der Arbeitskreis Häusliche Gewalt<br />
wurde 1999 gegründet. Das Frauenhaus,<br />
die Frauen- und Mädchenberatungsstelle<br />
und die BISS-<br />
Beratungsstelle des Paritätischen<br />
nehmen neben VertreterInnen aus<br />
zahlreichen Institutionen, die im<br />
Rahmen ihrer Tätigkeit in unterschiedlicher<br />
Form mit Opfern von<br />
häuslicher Gewalt konfrontiert werden,<br />
alle sechs Wochen an Treffen<br />
teil, tauschen sich über anonymisierte<br />
Fälle aus und planen öffentlichkeitswirksame<br />
Aktionen.<br />
Das Ziel: Kooperation und Vernetzung.<br />
„Mit Inkontinenz und Impotenz zurechtkommen“<br />
Selbsthilfe-Gruppe Prostatakrebs: Aufklärung und Information<br />
»Gewalt kommt<br />
nicht in die Tüte“ –<br />
Cuxhavens Oberbürgermeister<br />
Dr.<br />
Ulrich Getsch (2. v.<br />
re.) und Landrat<br />
Kai-Uwe Bielefeld<br />
(re.) unterstützten<br />
die Aktion des<br />
Arbeitskreises<br />
„Häusliche Gewalt“<br />
auf dem<br />
Wochenmarkt.<br />
Foto: Wehr
PARISKOP<br />
Großes Interesse am<br />
ltenpflege-Infostand<br />
Berufsfachschule auf der Messe „Flagge zeigen“<br />
Was machen Altenpfleger? Wie<br />
hoch ist der Verdienst? Welchen<br />
Schulabschluss braucht man?<br />
Antworten auf diese und andere<br />
Fragen gaben Auszubildende<br />
und Mitarbeiter der Paritätischen<br />
Berufsfachsschule für Altenpflege<br />
(PAF) auf der Ausbildungsmesse<br />
„Flagge zeigen“.<br />
15<br />
Sehr großes Interesse herrschte am Stand der Paritätischen Berufsfachschule<br />
für Altenpflege auf der Messe „Flagge zeigen“. Dozentin<br />
Anja Klawitter (re.) und Auszubildende informierten die Besucher<br />
über den Beruf des Altenpflegers. Foto: Wehr<br />
Die Messe am 25. und 26. September<br />
in den Berufbildenden<br />
Schulen Cuxhaven war wieder ein<br />
voller Erfolg: An beiden Tagen zeigten<br />
die jungen Besucher großes<br />
Interesse an den Angeboten des Informationsstandes,<br />
die durch die<br />
Auszubildenden des zweiten Lehrjahres<br />
vorbereitet und durch Mithilfe<br />
der Lehrkräfte der Altenpflegeschule<br />
umgesetzt wurden.<br />
Alle Beteiligten waren an beiden<br />
Tagen kontinuierlich damit beschäftigt,<br />
Interessenten zu informieren,<br />
zu beraten und von ihren<br />
eigenen Erfahrungen zu berichten.<br />
Besondere Highlights für die Messebesucher<br />
waren, ähnlich wie im<br />
Vorjahr, die Aktionen zum Ausprobieren.<br />
So wurde es interessierten<br />
Besuchern ermöglicht, an einem<br />
kleinen Selbsterfahrungsexperiment<br />
teilzunehmen: Innerhalb von<br />
Minuten konnte Interessierten mit<br />
Hilfe eines Altersimulationsanzuges<br />
das mögliche Körpergefühl im<br />
höheren Alter vermittelt werden.<br />
Für diese Form der Selbsterfahrung,<br />
die als elementarer Bestandteil der<br />
Ausbildung angesehen wird, wurden<br />
die jungen Besucher mit Gewichten,<br />
Bandagen und verschiedenen<br />
Brillen ausgestattet, um damit<br />
verschiedene Übungen durchzuführen.<br />
Hierzu zählten zum<br />
Beispiel das Laufen am Rollator, das<br />
Greifen kleiner Gegenstände, das<br />
Treppensteigen oder auch das Lesen.<br />
Die Schüler der PAF entwick -<br />
elten einen so genannten „Türöffner“,<br />
ein kleiner Aufkleber mit der<br />
Aufschrift „Wir kennen uns schon“,<br />
den die Schüler bei Interesse an der<br />
Ausbildung an der Berufsfachschule<br />
für Altenpflege ihren Bewerbungsunterlagen<br />
beifügen können,<br />
um so einen größtmöglichen<br />
Wiedererkennungswert der Bewerber<br />
sicherzustellen.<br />
Auf der Messe „Flagge zeigen“<br />
konnten sich Jugendliche, Eltern<br />
und alle Interessierten über mehr<br />
als 100 Ausbildungsberufe und viele<br />
Studiengänge informieren.<br />
Spenden für eine neue Küche im Frauenhaus<br />
VOCO und Catherine nail collection spenden / Hoffnung auf weitere Spender<br />
Rund 50 Frauen und deren Kinder<br />
finden derzeit pro Jahr im<br />
Frauenhaus für die Stadt und den<br />
Landkreis Cuxhaven unter der<br />
Trägerschaft des Paritätischen<br />
Zuflucht vor Gewalt. Sie leben bis<br />
zu sechs Monate lang in der<br />
Schutzeinrichtung und nutzen<br />
neben ihren Zimmern die Küche<br />
als zentralen Ort zum Kochen,<br />
Reden und Aufbewahren der Leensmittel.<br />
Dementsprechend<br />
och ist die Abnutzung der Einichtung,<br />
sie muss dringend erneuert<br />
werden und so brachten<br />
die bisherigen SpenderInnen<br />
durch ihre Spenden die Mitarbeiterinnen<br />
dem Ziel ein großes<br />
Stück näher.<br />
„Ich bedanke mich im Namen aller<br />
ganz herzlich“, freut sich Frauenhaus-Leiterin<br />
Martina Buhlmann.<br />
Als VOCO-Prokuristin Ines Plaumann-Sauerbier<br />
vom Spendenaufruf<br />
des Paritätischen erfuhr, erkannte<br />
sie sofort die Bedeutung für<br />
das Projekt und reagierte spontan<br />
mit einer Spende. Als Firma hat<br />
man eine gewisse Verantwortung<br />
für die Gesellschaft“, unterstreicht<br />
VOCO-Marketing-Leiter Axel Bernecker.<br />
Für das Frauenhaus bedeutet<br />
diese und die weiteren Unterstützungen<br />
viel – erste Schritte zur<br />
neuen Küche und damit zu einem<br />
Stück mehr Lebensqualität für die<br />
Bewohnerinnen.<br />
Das Frauenhaus für die Stadt und<br />
den Landkreis Cuxhaven hält acht<br />
Plätze für Frauen und deren Kinder<br />
vor. „Die Fördermittel müssen Jahr<br />
für Jahr beim Land Niedersachsen<br />
neu beantragt werden, der Landkreis<br />
Cuxhaven bezuschusst die<br />
Einrichtung mit einem festen Betrag.<br />
Diese Mittel reichen für den<br />
laufenden Betrieb. Bei größeren<br />
Neuanschaffungen sind wir aber<br />
auf Spenden angewiesen“, fasst Leiterin<br />
Martina Buhlmann die finanzielle<br />
Situation zusammen.<br />
Frauenhaus als<br />
»letzter Strohhalm«<br />
Die Schutzsuchenden – Frauen<br />
aus allen sozialen Schichten und<br />
unterschiedlichster Kultur - werden<br />
sowohl körperlich als auch psychisch<br />
bedroht. Sie sehen das Frauenhaus<br />
als „letzten Strohhalm“.<br />
„Schläge, Arbeitsverbote oder -vorschriften,<br />
Einschüchterung, Schlafentzug,<br />
soziale Kontrolle durch das<br />
Verbot von Telefonaten und Kontakten,<br />
finanzielle Abhängigkeit<br />
oder Vergewaltigungen – die Liste<br />
der Gewaltanwendungen ist lang“,<br />
so Martina Buhlmann. Gemeinsam<br />
mit ihren Kolleginnen berät und<br />
unterstützt sie die Frauen individuell<br />
in ihren Krisensituationen,<br />
begleitet sie bei Ämtergängen, ist<br />
bei der Wohnungssuche behilflich<br />
und bietet Hilfen für alle Lebenslagen<br />
an. Auch die Stärkung des<br />
Selbstwertgefühls ist ein wichtiges<br />
Thema. „Vielen wurde jahrelang<br />
eingebläut, du kannst nichts, du<br />
bist nichts“, weiß die Frauenhaus-<br />
Leiterin.<br />
Immerhin jede vierte Frau in<br />
Deutschland ist laut Statistik einmal<br />
in ihrem Leben von Gewalt bedroht.<br />
„Dennoch ist Gewalt immer<br />
noch ein Tabuthema“, bedauert<br />
Martina Buhlmann. Aufklärung wie<br />
beispielsweise durch Ausstellungen<br />
an Schulen oder Aktionen in<br />
der Öffentlichkeit sollen sensibilisieren.<br />
Noch ist die neue Küche des<br />
Frauenhauses nicht komplett finanziert.<br />
Aber Martina Buhlmann<br />
ist guter Dinge und hofft, dass sie<br />
in den nächsten zwei Monaten weitere<br />
Spender finden und dann den<br />
Einbau der Küche Anfang 2013 umsetzen<br />
kann.