Die Bewegung der Planeten - Didaktik der Physik
Die Bewegung der Planeten - Didaktik der Physik
Die Bewegung der Planeten - Didaktik der Physik
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
4.3 Vergleich bei<strong>der</strong> Theorien<br />
Für den Vergleich zwischen dem geozentrischen und dem heliozentrischen System ist es<br />
zunächst wichtig zu betonen, dass die Grundformen bei<strong>der</strong> Theorien geometrisch äquiva-<br />
lent sind: Man kann die beiden Modelle durch eine einfache Koordinatentransformation<br />
von <strong>der</strong> Sonne auf die bewegte Erde o<strong>der</strong> umgekehrt ineinan<strong>der</strong> umwandeln!<br />
�r EP<br />
(Verbindungslinie Erde - Planet) =<br />
�r P<br />
(Deferent) −<br />
�r E<br />
(Epizykel)<br />
Deshalb blieb auch so lange unklar, ob Copernicus selbst sein System als Bild <strong>der</strong><br />
Wirklichkeit verstand, und darum insbeson<strong>der</strong>e drehte sich auch die Auseinan<strong>der</strong>setzung<br />
zwischen Galilei und <strong>der</strong> katholischen Kirche.<br />
Bevor man voreilig das Copernicanische System für das ” richtige“, das Ptolomäische<br />
für ” falsch“, ” naiv“ o<strong>der</strong> ” überholt“ erklärt, sollte man außerdem in Rechnung stellen,<br />
dass Copernicus, um zu befriedigen<strong>der</strong> Übereinstimmung zwischen Beobachtungsdaten<br />
und Berechnungen zu kommen, so viele Verfeinerungen einbauen musste, dass sein System<br />
schließlich nicht mehr einfacher als das Ptolomäische war. Trotz dieser Verfeinerungen<br />
ermöglichte das heliozentrische System darüberhinaus zunächst keine genaueren Vorhersagen<br />
als das geozentrische.<br />
Um noch einmal Wagenschein ([11], S. 334) zu zitieren:<br />
Wer . . . dem Gedankengang . . . bis hierher folgen konnte, <strong>der</strong> darf nun freilich<br />
nicht mehr als die Möglichkeit, ja Wahrscheinlichkeit sehen, dass es sich so<br />
verhalten könnte.<br />
Für das Copernicanische System spricht zweifellos seine größere Eleganz (Abb. 10),<br />
dagegen allerdings die ungeheure Zumutung, die es für die unmittelbare Anschauung darstellt:<br />
Es erfor<strong>der</strong>t, sich an den Gedanken zu gewöhnen, dass man aufgrund <strong>der</strong> täglichen<br />
Rotation <strong>der</strong> Erde mit einer Geschwindigkeit von bis zu 1600 km/h herumgewirbelt wird<br />
und mit <strong>der</strong> Erde gar mit <strong>der</strong> unglaublichen Geschwindigkeit von 108000 km/h (=30<br />
km/s) durch den Weltraum saust – und das alles ohne auch nur das Geringste davon zu<br />
spüren!<br />
5 Kepler-<strong>Bewegung</strong>en<br />
Bisher war nur von Kreisbahnen die Rede, sogar (fast) nur von konzentrischen Kreisen.<br />
Dabei weiß doch ” fast je<strong>der</strong>“, dass sich die <strong>Planeten</strong> auf Ellipsenbahnen bewegen, und ist<br />
deshalb geneigt über unsere Vorfahren zu lächeln, die so lange an <strong>der</strong> Kreisform festhielten.<br />
Wie wir gesehen haben, lassen sich bereits mit <strong>der</strong> Annahme konzentrischer Kreisbahnen<br />
die <strong>Planeten</strong>bewegungen am Himmel recht gut erklären. <strong>Die</strong> Notwendigkeit, exzentrische<br />
Kreise o<strong>der</strong> gar Ellipsen in Betracht zu ziehen, ergibt sich erst bei wesentlich höheren<br />
Ansprüchen an die Genauigkeit <strong>der</strong> Vorhersagen.<br />
Für die Bestimmung elliptischer Bahnen fehlen den meisten unserer Studenten die mathematischen<br />
Voraussetzungen. Das war aber zur Zeit Keplers nicht an<strong>der</strong>s! Kepler musste<br />
10