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„Verurteile niemand, nur weil er anders sündigt als du…“(Stefan ...

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„V<strong>er</strong>urteile <strong>niemand</strong>, <strong>nur</strong> <strong>weil</strong> <strong>er</strong> and<strong>er</strong>s sündigt <strong>als</strong><br />

du…“(<strong>Stefan</strong> Ahrens)<br />

Predigt beim Gottesdienst auf d<strong>er</strong> Weilheim<strong>er</strong> Skihütte am 23.6.<br />

2013 von Pfarr<strong>er</strong> Pet<strong>er</strong> Brändle (Text: Johannes 8, 3-11)<br />

Liebe Skihüttengemeinde,<br />

- gugg amol d<strong>er</strong>, wie d<strong>er</strong> mit seine Kind<strong>er</strong> umgeht, da isch ja üb<strong>er</strong>haupt kein Zug<br />

drhint<strong>er</strong>, des kann ja nix w<strong>er</strong>da…<br />

-<br />

- Gugg amol wie die azoga isch, die muss wohl imm<strong>er</strong> auffalla, die hat’s scheints<br />

nötig.<br />

-<br />

- Und gugg amol d<strong>er</strong>, dass d<strong>er</strong> sich da h<strong>er</strong> traut, wenn d<strong>er</strong> im Gschäft so Probleme<br />

hat.<br />

-<br />

- Und gugg amol jetzt lässt d<strong>er</strong> jonge K<strong>er</strong>le sich vom Thomas Fisch<strong>er</strong> da nauf fahra<br />

und nimmt de alte Leut dr Platz weg…<br />

Ha gugg amol…<br />

Komisch, das tun wir doch imm<strong>er</strong> wied<strong>er</strong> g<strong>er</strong>ne, üb<strong>er</strong> and<strong>er</strong>e reden.<br />

Irgendwie tut uns das gut. Selbst größ<strong>er</strong> w<strong>er</strong>den, wenn man and<strong>er</strong>e klein macht.<br />

All<strong>er</strong>dings: ein Problem,. das üb<strong>er</strong>sehen wir dabei g<strong>er</strong>ne, obwohl wir’s doch wissen:<br />

Nämlich, dass ich, wenn ich mit einem Fing<strong>er</strong> auf and<strong>er</strong>e zeige dann zeigen automatisch drei<br />

Fing<strong>er</strong> auf mich.<br />

Dazu <strong>er</strong>zählt uns das Johannesevangelium diese eindrückliche Geschichte, die wir vorhin in d<strong>er</strong><br />

Schriftlesung gehört haben. .<br />

Begeben wir uns mal auf den Höhen d<strong>er</strong> Skihütte hinunt<strong>er</strong> in die Stadt J<strong>er</strong>usalem, zur Zeit Jesu.<br />

Das was wir vorhin in d<strong>er</strong> Lesung gehört haben, die bekannte Geschichte von Jesus und d<strong>er</strong><br />

Ehebrech<strong>er</strong>in könnte sich, etwas ausführlich<strong>er</strong> dargestellt so zugetragen haben:<br />

Issa, ein<strong>er</strong> d<strong>er</strong> renommi<strong>er</strong>testen Schriftgelehrten, <strong>als</strong>o Theologen in J<strong>er</strong>usalem sitzt in seinem<br />

Innenhof.<br />

Er ist traurig. Wied<strong>er</strong> kein Brief. Seit 2 Jahren hat <strong>er</strong> nichts von seinem Sohn Jakob gehört.<br />

Er hat ihn dam<strong>als</strong> aus dem Haus gejagt, <strong>weil</strong> <strong>er</strong> nicht so funktioni<strong>er</strong>t hat wie d<strong>er</strong> Vat<strong>er</strong> es<br />

wollte. Die Tora Schule hat <strong>er</strong> geschmissen und sich lieb<strong>er</strong> mit den Händl<strong>er</strong>n auf dem Markt<br />

rumgetrieben. Weil da mehr Geld v<strong>er</strong>dient ist und schnell<strong>er</strong>. Dabei hätte <strong>er</strong> doch auch das Zeug<br />

gehabt zum Schriftgelehrten. Sein einzig<strong>er</strong> Sohn<br />

Ja und dann hat <strong>er</strong> ihn rausgeschmissen. „Ich will dich nicht mehr sehen. Du machst mir das<br />

Leben zur Hölle…Auf so einen wie dich kann ich getrost v<strong>er</strong>zichten!<br />

Das waren seine letzten Worte.


Zwei Jahre ist das h<strong>er</strong>. Inzwischen ist Issas Frau sehr krank.<br />

Ihr größt<strong>er</strong> Wunsch wäre es den Buben noch mal zu sehen.<br />

D<strong>er</strong> Vat<strong>er</strong> hat v<strong>er</strong>sucht dem Sohn zu schreiben, einem alten Kumpel hat <strong>er</strong> den Brief<br />

mitgegeben, d<strong>er</strong> ihn wohl ab und zu sieht.<br />

Ab<strong>er</strong> <strong>er</strong> kommt nicht Bleibt hart. Auch heute kein Brief.<br />

Plötzlich hört Issa Geschrei und gleich darauf bockelt es an d<strong>er</strong> Tür.<br />

Issa, komm, wir haben sie. Auf frisch<strong>er</strong> Tat <strong>er</strong>tappt. Diesmal mit einem and<strong>er</strong>en..<br />

Komm, wir bringen sie in den Tempel Bezirk, da ist Jesus. Dann kann d<strong>er</strong> Rabbi aus Nazareth<br />

von dem alle so begeist<strong>er</strong>t sind mal zeigen, ob <strong>er</strong> Gottes Gebot auch <strong>er</strong>nst nimmt. .<br />

Issa geht mit. Irgendwie tut ihm da s jetzt gut. Ablenkung.<br />

Und auß<strong>er</strong>dem muss <strong>er</strong> da dabei sein. Schließlich gilt <strong>er</strong> <strong>als</strong> eine d<strong>er</strong> höchsten moralischen<br />

Autoritäten. .<br />

Und sowieso: das ist ja das All<strong>er</strong>letzte was die da bringt.<br />

Bald sind sie im Tempel Bezirk angekommen.<br />

20-30 <strong>er</strong>boste Männ<strong>er</strong>. Alle mit dem Recht bewaffnet und einem Stein.<br />

Und mittendrin die Frau. Freiwild.<br />

Was da eigentlich war und was sie die letzten Jahre <strong>er</strong>lebt hat, fragt kein<strong>er</strong>. Auch Issa nicht.<br />

Das Gesetz ist eindeutig. Keine Frage. Todesstrafe. Steinigung. Eigentlich für beide. Die Frau und<br />

den Mann, d<strong>er</strong> dabei war. Ab<strong>er</strong> die Frauen kriegt man halt leicht<strong>er</strong>.<br />

Issa ist gespannt. Wenn dies<strong>er</strong> Jesus wirklich im Auftrag Gottes unt<strong>er</strong>wegs ist dann muss <strong>er</strong><br />

Farbe bekennen.<br />

Imm<strong>er</strong> <strong>nur</strong> d<strong>er</strong> liebe nette Frauenv<strong>er</strong>steh<strong>er</strong>, das geht da nicht.<br />

Ab<strong>er</strong> was jetzt kommt ist filmreif.<br />

Die Frau in d<strong>er</strong> Mitte. Außenh<strong>er</strong>um die mit dem Gesetz und einem Stein bewaffneten Männ<strong>er</strong>.<br />

Ihnen gegenüb<strong>er</strong>, näh<strong>er</strong> an d<strong>er</strong> Frau dran, Jesus.<br />

Scharlatan, Gottes Sohn, Toralehr<strong>er</strong> Frauenv<strong>er</strong>steh<strong>er</strong>?<br />

Erst zög<strong>er</strong>t <strong>er</strong>. Schreibt irgendwas auf den Boden.<br />

Und dann ein Satz, mit dem <strong>er</strong> sich outet.<br />

Sich und uns.<br />

„W<strong>er</strong> von euch ohne Sünde ist, d<strong>er</strong> w<strong>er</strong>fe den <strong>er</strong>sten Stein.<br />

Jesus ist kein Frauen- <strong>er</strong> ist Menschenv<strong>er</strong>steh<strong>er</strong>. Und Menschendurchschau<strong>er</strong>.<br />

W<strong>er</strong> von euch ohne Sünde ist….<br />

Wie’s weit<strong>er</strong> geht hören wir gleich, zunächst ab<strong>er</strong> Belcanto mit : Somewh<strong>er</strong>e ov<strong>er</strong> the<br />

rainbow<br />

W<strong>er</strong> von euch ohne Sünde ist….<br />

Dies<strong>er</strong> Satz trifft den Schriftgelehrten Issa ins Mark.<br />

Sofort kommt ihm sein Sohn in den Sinn.<br />

Und die kranke Frau, die sich nichts sehnlich<strong>er</strong> wünscht <strong>als</strong> den Buben nochmal zu sehen.<br />

Issa lässt <strong>als</strong> <strong>er</strong>st<strong>er</strong> den Stein fallen. . Nach ihm auch alle and<strong>er</strong>en.<br />

Und dann gehrt <strong>er</strong> nach Hause, d<strong>er</strong> Issa. .<br />

Und <strong>er</strong>zählt sein<strong>er</strong> Frau, was <strong>er</strong> da <strong>er</strong>lebt hat.<br />

Und dass <strong>er</strong> das Gefühl hatte: wenn ich jetzt w<strong>er</strong>fe, dann w<strong>er</strong>fe ich auf mich selbst.<br />

Seien Frau, am Krankenbett hört ihm zu.


„So hab ich dich schon ganz lang nicht mehr gesehen“ sagt sie zu ihm, so unsich<strong>er</strong>, ab<strong>er</strong> auch<br />

so offen. Mir hat das manchmal Angst gemacht in letzt<strong>er</strong> zeit dass du imm<strong>er</strong> so ganz genau<br />

wusstest, was richtig ist und was f<strong>als</strong>ch.“<br />

Auch im Umgang mit Jakob, uns<strong>er</strong>em Sohn.<br />

Issa bleibt noch eine Weile am Bett sein<strong>er</strong> Frau sitzen.<br />

Als sie eingeschlafen ist geht <strong>er</strong> nochmal los.<br />

Nochmal Richtung Tempel.<br />

Diesmal ab<strong>er</strong> alleine.-<br />

Die Frau und Jesus sind imm<strong>er</strong> noch da. Sie hat ihm ihre ganze Geschichte <strong>er</strong>zählt. Mit allem.<br />

Und zum <strong>er</strong>sten Mal hat ihr ein<strong>er</strong> richtig zugehört.<br />

Issa setzt sich dazu.<br />

Und hört auch zu. Er, d<strong>er</strong> sonst imm<strong>er</strong> redet.<br />

Willst du was sagen, fragt ihn Jesus.<br />

Da <strong>er</strong>zählt auch <strong>er</strong> seine Geschichte.<br />

Ihm dem Menschenv<strong>er</strong>steh<strong>er</strong>. Und d<strong>er</strong> Frau, die übrigens Hanna heißt. .<br />

„Ich würde alles dafür geben, dass mein Junge nochmal nach Hause kommt“ sagt <strong>er</strong> am Schluss.<br />

Hanna hat genau zugehört. .<br />

„Ich glaub ich weiß, wo dein Sohn ist“ sagt sie am Ende.<br />

Draußen vor den Toren d<strong>er</strong> Stadt am Fluss hat mir ein<strong>er</strong> seine Geschichte <strong>er</strong>zählt. Er arbeitet<br />

<strong>als</strong> Flöß<strong>er</strong>, das könnte <strong>er</strong> sein.<br />

Issa bekommt H<strong>er</strong>zklopfen. .<br />

Meinst du, beginnt <strong>er</strong> zög<strong>er</strong>lich, meinst du, du könntest mich da hinführen.<br />

Am all<strong>er</strong>besten gleich.<br />

Issa und Hanna machen sich auf den Weg durch die Stadt und dann runt<strong>er</strong> zum Fluss.<br />

Jesus schaut ihnen nach und schreibt wied<strong>er</strong> etwas auf den Boden. .<br />

Ein<strong>er</strong> trage des and<strong>er</strong>n last, so w<strong>er</strong>det ihr mein Gesetz <strong>er</strong>füllen…“.<br />

Und auch Issa schreibt abends in sein Tagebuch. Seinen Sohn hat <strong>er</strong> getroffen.<br />

Er wird kommen. Ab<strong>er</strong> <strong>nur</strong> zur Mutt<strong>er</strong>.<br />

Ob das mit ihnen beiden nochmal was wird bleibt offen. …<br />

Issa schreibt:<br />

V<strong>er</strong>urteile <strong>niemand</strong>, <strong>nur</strong> <strong>weil</strong> <strong>er</strong> and<strong>er</strong>s sündigt <strong>als</strong> du.<br />

V<strong>er</strong>urteile <strong>niemand</strong>, <strong>nur</strong> <strong>weil</strong> <strong>er</strong> and<strong>er</strong>s sündigt <strong>als</strong> du.<br />

Das hat <strong>er</strong> gel<strong>er</strong>nt von Jesus dem Menschenv<strong>er</strong>steh<strong>er</strong>.<br />

Und eine neue Freundin hat <strong>er</strong> auch , jetzt.<br />

Sie heißt Hanna.<br />

Und wäre fast gesteinigt worden.<br />

Amen.

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