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Pfarrbrief 06 q - Katholische Pfarrei Vilseck St. Ägidius

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Wandlungsläuten<br />

Warum läuten nicht mehr die Glocken zur Wandlung?<br />

Ich sage es frank und frei heraus: es stört mich, wenn im allerheiligsten Moment der hl. Messe<br />

die Mesnerin raus aus dem Chorstuhl geht und wieder rein in den Chorstuhl geht. Dieses Hin<br />

und Her stört mich zur Zeit ganz enorm in meiner Andacht. Als ob es in diesem Augenblick<br />

nichts Wichtigeres gäbe, als dass auf jeden Fall die Glocken läuten.<br />

Manche meinten, gerade wegen der Heiligkeit der Wandlung würden die Glocken läuten. Unsicher<br />

geworden, habe ich nachgeforscht, welchen Grund es für das Wandlungsläuten gebe. In<br />

allen meinen liturgischen Büchern (und ich habe viele) fand ich nichts, rein gar nichts zum<br />

Wandlungsläuten, keine Erklärung, keine Vorschrift – so weit erst mal zur Wichtigkeit des<br />

Wandlungsläutens in unserer römisch-katholischen Kirche!<br />

Erst im Handbuch für Mesner (!) fand ich den Eintrag, dass bei der Wandlung geläutet werden<br />

kann (!) und dass in etwa der Hälfte aller Kirchen nicht zur Wandlung geläutet wird. In Sorghof<br />

z.B. wurde schon vor meiner Zeit nicht mehr und wird auch heute nicht geläutet.<br />

Ganz woanders und rein zufällig las ich den Hinweis, dass das Läuten in der Messe in der<br />

Zeit, in der es aufkam, überhaupt nicht dem allerheiligsten Augenblick der Messe, der Wandlung,<br />

galt, sondern die Leute, die Sonntags nicht zur Messe gingen, aufmerksam machen sollte,<br />

dass auch für sie in dieser Messe mitgebetet würde. Und im umfangreichsten <strong>St</strong>andardlexikon<br />

der Kirche steht, dass das Wandlungsläuten den Fortgang der Messe anzeigt. Na gut.<br />

„Aber unsere Tradition müssen wir doch erhalten!“, sagten einige. – Ich sag Ihnen mal was zu<br />

„unserer“ Tradition! Die allerallerwenigsten Pfarrangehörigen haben anfangs überhaupt gemerkt,<br />

dass in unserer Kirche zur Wandlung nicht geläutet wurde!<br />

Und 99 Prozent aller Gläubigen heutzutage hören weder sonntags noch werktags auf dieses<br />

Läuten. Entweder schlafen sie noch, oder sie trinken Kaffee, arbeiten irgendwo, kaufen ein,<br />

ratschen miteinander, sitzen vor dem Fernseher oder stehen am Kochtopf. Ob da, wie einst<br />

noch die Landwirte auf den Feldern den Hut runter nahmen oder beim Ausmisten im <strong>St</strong>all die<br />

Gabel weglegten, alle ihre Schlafmützen ablegen, die Kaffeetasse hinstellen, den Computer<br />

ausschalten, den Mund halten, den Fernseher leiser drehen oder Kochtop Kochtopf sein lassen<br />

und an die Wandlung und an die Messe denken? Also, ich bezweifle das.<br />

„Ja“, sagte mir eine Hausfrau, „manchmal merke ich auf“. „So weit sind sie schon mit der Messe“,<br />

denke ich dann, und: „Jetzt muss ich mich beeilen, dass das Essen fertig wird“.<br />

Wenn es um Kleinigkeiten geht, entdecken viele Katholiken plötzlich ihre geballte Verantwortlichkeit<br />

für die Kirche. Aber wenn es um wirklich wichtige Anliegen der Kirche geht, ist man<br />

stumm. Da hält man sich auf ein Mal nicht für zuständig.<br />

Derzeit hören 85 von 100 Gläubigen sonntags zwar das zweimalige Läuten vor Beginn des<br />

Gottesdienstes – aber sie scheren sich nicht darum. – Das sollte unser aller Protest hervorrufen!<br />

Und alle miteinander überlegen lassen, wie wir diesem Trend entgegenwirken könnten!

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