Nicht-abelsche Eichtheorien - Physikzentrum der RWTH Aachen
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Kapitel 4<br />
<strong>Nicht</strong>-<strong>abelsche</strong> <strong>Eichtheorien</strong>;<br />
Quantisierung von<br />
<strong>Eichtheorien</strong><br />
4.1 Eichsymmetrien und eichinvariante Lagrange-<br />
Dichten<br />
Grundlage <strong>der</strong> folgenden Betrachtungen sind Materiefel<strong>der</strong> ψ αa (x), mit a,<br />
dem Index bezüglich innerer Symmetrie und dem Lorentz-Index α (Spinor-,<br />
Vektor-,... Index). Letzterer spielt im Folgenden keine Rolle und wird unterdrückt.<br />
Ziel dieses Kapitels ist die Konstruktion einer Lagrange-Dichte, die invariant<br />
unter <strong>der</strong> Transformation<br />
ψ a (x) → D ab (g −1 ) (x) ψ b (x) (4.1)<br />
ist. Dabei ist D(g) eine Darstellung <strong>der</strong> Symmetriegruppe G. Man erlaubt<br />
jetzt, dass die Matrix D(g) von x abhängt. Eine solche Symmetrie-Transformation<br />
bezeichnet man als lokale Symmetrie o<strong>der</strong> Eichsymmetrie.<br />
Wie üblich gehen wir davon aus, dass es sich bei <strong>der</strong> Symmetriegruppe um<br />
eine Lie-Gruppe handelt, so dass wir zur infinitesimalen Version <strong>der</strong> Symmetrie<br />
-Transformation übergehen können:<br />
ψ ′ a (x) − ψ a(x) = δψ a (x) = iε A (x)T A ab ψ b(x), A = 1,... ,D , (4.2)<br />
147
wobei D die Dimension <strong>der</strong> Symmetriegruppe ist. ε A (x) sind reelle Funktionen.<br />
Bei den Erzeugenden o<strong>der</strong> Generatoren Tab A handelt es sich um D<br />
n × n-Matrizen, wenn n die Dimension <strong>der</strong> Darstellung ist. Sie hängen von<br />
<strong>der</strong> gewählten Darstellung ab, erfüllen aber immer die Lie-Algebra<br />
[<br />
T A ,T B] = if CAB T C . (4.3)<br />
Die Strukturkonstanten f CAB sind dagegen unabhängig von <strong>der</strong> Darstellung<br />
und hängen nur von <strong>der</strong> Symmetriegruppe G ab, da die Lie-Algebra allein<br />
aus den Gruppeneigenschaften folgt. Die Strukturkonstanten sind reell, da<br />
die ε A reell sind.<br />
Warum betrachtet man lokale Symmetrien?<br />
In <strong>der</strong> Natur gibt es masselose Vektorteilchen (Photonen) und Wechselwirkungen<br />
(QCD), die zumindest bei hohen Energien gut durch den Austausch<br />
von masselosen Vektorteilchen, den Gluonen, beschrieben werden können,<br />
was nahe legt, dass diese als fundamentale Fel<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Lagrange-Dichte<br />
auftreten. Man benötigt also eine Quantentheorie von masselosen Vektorfel<strong>der</strong>n.<br />
In <strong>der</strong> “Relativistischen Quantentheorie” (Kap. 3.3.5) hatten wir festgestellt,<br />
dass man keine Lorentz-kovarianten Fel<strong>der</strong> für masselose Spin-1 Teilchen mit<br />
zwei Helizitätszuständen ±1 konstruieren kann. Stattdessen transformieren<br />
solche Fel<strong>der</strong> unter Lorentz-Transformationen wie folgt:<br />
U(Λ)A µ (x)U −1 (Λ) = ( Λ −1) µν A ν (Λx) + ∂ µ θ Λ (Λx) (4.4)<br />
Der die Kovarianz zerstörende, berechenbare Zusatzterm hat jedoch keine<br />
Konsequenz, wenn:<br />
(a) A µ an einen erhaltenen Strom j µ koppelt, d.h j µ A µ . Dies suggeriert<br />
die Notwendigkeit einer inneren Symmetrie mit j µ als Noetherstrom.<br />
(b) L nicht nur Lorentz-invariant ist, son<strong>der</strong>n auch invariant unter<br />
für beliebige Funktionen θ(x).<br />
A µ (x) → A µ (x) + ∂ µ θ(x) (4.5)<br />
Wir werden sehen, dass dies genau durch die Eichsymmetrie geleistet wird,<br />
wobei wir gleich die allgemeine Möglichkeit behandeln, dass die innere Symmetrie<br />
G ist und nicht nur U(1) (Phasenrotationen) wie im bisher diskutierten<br />
Fall <strong>der</strong> Quantenelektrodynamik.<br />
148
4.1.1 Konstruktion <strong>der</strong> eichinvarianten Lagrange-Dichte<br />
Unter <strong>der</strong> Transformation<br />
sind Ausdrücke wie<br />
ψ a (x) → ψ a (x) + δψ a (x) = ψ a (x) + iε A (x)T A ab ψ b(x) (4.6)<br />
∂ µ φ † ∂ µ φ − m 2 φ † φ, (4.7)<br />
¯ψ (iγ µ ∂ µ − m)ψ (4.8)<br />
nur invariant, wenn ε A (x) = const (globale Symmetrie). Das Problem liegt<br />
offensichtlich darin, dass ∂ µ ψ a nicht dasselbe Transformationsverhalten wie<br />
ψ a hat:<br />
δ(∂ µ ψ) = ∂ µ<br />
(<br />
iε A T A ψ ) = iε A T A ∂ µ ψ + i(∂ µ ε µ ) T A ψ . (4.9)<br />
Um den unerwünschten Term zu eliminieren, führen wir ein Feld A A µ (d.h. D<br />
reelle Vektorfel<strong>der</strong>) ein und for<strong>der</strong>n ein Transformationsverhalten unter <strong>der</strong><br />
Symmetrie, so dass sich eine eichinvariante Lagrange-Dichte ergibt. Das Feld<br />
A A µ heißt Eichfeld. Sein Vektor- und Symmetrieindex sind dadurch festgelegt,<br />
dass man aus A A µ die kovariante Ableitung<br />
D µ,ab ≡ δ ab ∂ µ − iA A µ (x)T A ab (4.10)<br />
konstruiert. Das Transformationsverhalten von A A µ ist durch folgende For<strong>der</strong>ung<br />
festgelegt:<br />
Dann sind<br />
δ(D µ ψ) ! = iε A T A D µ ψ . (4.11)<br />
(D µ φ) † D µ φ − m 2 φ † φ, (4.12)<br />
¯ψ (iγ µ D µ − m)ψ (4.13)<br />
invariant unter <strong>der</strong> lokalen Symmetrie-Transformation, die durch unitäre<br />
Matrizen U = D(g −1 ) (x) vermittelt wird (später wird gezeigt, dass U unitär<br />
ist, vgl. Kap. 4.1.2).<br />
149
Transformationseigenschaft von A A µ<br />
Wir betrachten zunächst<br />
δ(D µ ψ) = δ(∂ µ ψ) − iδA A µ T A ψ − iA A µ T A iε B T B ψ . (4.14)<br />
Unter Verwendung von (4.9) und (4.10) lässt sich (4.14) in folgen<strong>der</strong> Form<br />
schreiben:<br />
Daraus folgt<br />
δ(D µ ψ) = iε A T A D µ ψ − iδA A µ T A ψ + i ( ∂ µ ε A) T A ψ<br />
+ iε A T A iA B µ T B ψ − iA A µT A iε B T B ψ<br />
!<br />
= iε A T A D µ ψ . (4.15)<br />
δA A µ T A = ( ∂ µ ε A) T A + iε A [ T A ,T B] A B µ<br />
= ( ∂ µ ε A + f ABC ε C A B µ<br />
)<br />
T A , (4.16)<br />
wobei verwendet wurde, dass f CAB = −f CBA . Für das (infinitesimale)<br />
Transformationsverhalten von A A µ erhält man somit<br />
A A µ → A A µ + ∂ µ ε A + f ABC ε C A B µ . (4.17)<br />
Der letzte Term verschwindet für eine <strong>abelsche</strong> Eichsymmetrie (U(1)), da<br />
dann nur ein Generator existiert, so dass [T,T] = 0 und f ABC = 0.<br />
Große (d.h nicht-infinitesimale) Eichtransformationen generiert man wie<br />
üblich durch Exponentieren, so dass<br />
womit gilt<br />
ψ → D ( g −1) (x) ψ ≡ Uψ mit U = eiεA (x) T A , (4.18)<br />
A µ ≡ A A µT A → UA µ U † + iU∂ µ U † , (4.19)<br />
D µ → UD µ U † , (4.20)<br />
D µ ψ → UD µ ψ . (4.21)<br />
150
Feldstärke-Tensor<br />
Die Lagrange-Dichte muss auch Ableitungen von A A µ enthalten, wenn A A µ ein<br />
dynamisches Feld sein soll (→ Teilchen mit Spin 1). In <strong>der</strong> Elektrodynamik<br />
ist<br />
F µν ≡ ∂ µ A ν − ∂ ν A µ = i[D µ ,D ν ] (4.22)<br />
eichinvariant. [D µ ,D ν ] sieht wie ein Differentialoperator aus, ist aber eine<br />
Funktion, da [∂ µ ,∂ ν ] = 0. Für den allgemeinen Fall definiert man<br />
G µν = G A µν T A ≡ i[D µ ,D ν ]<br />
= ∂ µ A ν − ∂ ν A µ − i[A µ ,A ν ]<br />
= ( ∂ µ A A ν − ∂ νA A µ + fABC A B )<br />
µ AC ν T<br />
A<br />
(4.23)<br />
mit dem Transformationsverhalten<br />
G µν → UG µν U † , (4.24)<br />
bzw. G A µν → fABC ε C G B µν (4.25)<br />
für infinitesimale Transformationen. Aus diesen Eigenschaften folgt, dass<br />
Größen wie tr (G µν G µν ) eichinvariant sind.<br />
Anmerkung: ∂ µ ist ein Vektor unter Lorentz-Transformationen. Folglich<br />
for<strong>der</strong>n wir dies auch für A µ , d.h.<br />
A µ (x) → ( Λ −1) µν<br />
Aν (Λx). (4.26)<br />
Wir wissen schon, dass dann ein Problem auftreten muss, wenn man versucht<br />
A µ als Feld für die Helizitätszustände eines Spin-1 Teilchens mit Masse 0<br />
zu interpretieren. Dieses Problem wird uns später bei <strong>der</strong> Quantisierung<br />
beschäftigen.<br />
Die allgemeine eichinvariante Lagrange-Dichte setzt sich zusammen aus<br />
und dem jeweiligen Adjungierten, sowie<br />
ψ, D µ ψ, D µ1 D µ2 ψ,... (4.27)<br />
G A µν , D ρG A µν , D ρ 1<br />
D ρ2 G A µν ,... (4.28)<br />
und Produkten davon. Das Eichfeld A A µ selbst tritt nicht auf, da es kein<br />
homogenes, kovariantes Transformationsverhalten hat.<br />
151
Beschränkt man sich auf die Terme mit den niedrigsten Massendimensionen<br />
(die Rechtfertigung hierfür erfolgt aus <strong>der</strong> Renormierungstheorie) erhält man<br />
mit [A µ ] = 1 (wegen [D µ ] = 1) und [G µν ] = 2:<br />
L = − 1 4 g ABG A µνG B,µν − 1 2 θ AB ǫ µνρσ G A,µν G B,ρσ + L M<br />
+ [Terme höherer Dimension], (4.29)<br />
mit einer symmetrischen und konstanten Matrix g AB . L M enthält die jeweiligen<br />
Beiträge <strong>der</strong> Materiefel<strong>der</strong>, z.B.<br />
L M = (D µ φ) † D µ φ − m 2 φ † φ für das skalare Feld, (4.30)<br />
L M = ¯ψ (i ̸D − m)ψ für das Dirac-Feld. (4.31)<br />
Der θ AB -Term verletzt die Paritätssymmetrie, von <strong>der</strong> man experimentell<br />
weiß, dass sie in reinen Eichwechselwirkungen in guter Näherung erhalten<br />
ist. Dieser Term wird deshalb nicht betrachtet, d.h. θ AB ≡ 0. (Der θ AB -Term<br />
ist außerdem eine totale Ableitung und spielt deshalb nur bei gewissen nicht<br />
perturbativen, topologischen Effekten eine Rolle.)<br />
4.1.2 Gruppentheoretische Ergänzung<br />
Bisher wurde nichts darüber gesagt, welche Lie-Gruppen bzw. -Algebren für<br />
eine nicht-<strong>abelsche</strong> Eichtheorie in Frage kommen. An dieser Stelle können<br />
wir diese durch zwei physikalische For<strong>der</strong>ungen einschränken:<br />
(1) Die symmetrische Matrix g AB muss positiv definit sein (damit die<br />
kinetische Energie im Hamilton-Operator positiv ist).<br />
(b) Es muss<br />
g AB f BCD + g CB f BAC = 0 (4.32)<br />
gelten. An<strong>der</strong>enfalls ist g AB G A µν GB µν nicht eichinvariant, denn unter<br />
einer infinitesimalen Transformation gilt nach (4.25):<br />
δ ( g AB G A µν GB,µν) = g AB f ACD ε D G C µν GB,µν + g AB f BCD ε D G A µν GC,µν<br />
= ( g AB f BCD + g CB f BAD) ε D G A µν GC,µν<br />
!<br />
= 0 (4.33)<br />
152
Diese zwei For<strong>der</strong>ungen haben weitreichende Konsequenzen (Beweis, siehe<br />
Weinberg Kap. 15, App. A):<br />
(a) Es existiert eine Basis <strong>der</strong> Lie-Algebra, so dass f ABC vollständig antisymmetrisch<br />
ist (und nicht nur in B ↔ C). Dies gilt dann für alle<br />
Darstellungen.<br />
(b) Die Lie-Gruppe (Lie-Algebra) ist ein direktes Produkt (direkte Summe)<br />
von kompakten und einfachen und U(1) Untergruppen (Unteralgebren),<br />
d.h.<br />
mit G i kompakt und einfach.<br />
G = G 1 ⊗ ... ⊗ G m ⊗ U(1) ⊗ ... ⊗ U(1), (4.34)<br />
Anmerkung: Eine Gruppe heißt einfach, wenn keine invariante Untergruppe<br />
H existiert, d.h. eine Untergruppe für die<br />
ghg −1 ∈ H, ∀ h ∈ H, g ∈ G . (4.35)<br />
Eine Gruppe heißt kompakt, wenn sie eine kompakte Gruppenmannigfaltigkeit<br />
besitzt.<br />
(c) Die endlich-dimensionalen Darstellungen von kompakten Lie-Gruppen<br />
sind unitär, d.h. die Operatoren U sind unitäre Matrizen. In diesem<br />
Fall sind die Generatoren hermitesch, denn<br />
U = e iεA T A unitär ⇒ T A = T A† . (4.36)<br />
(d) Durch eine weitere Basistransformation kann g AB in die Form<br />
⎛ ⎫<br />
⎞<br />
1<br />
g1<br />
2 ⎪⎬<br />
g AB =<br />
⎜<br />
⎝<br />
. ..<br />
1<br />
g 2 1<br />
⎪⎭<br />
G 1<br />
. ..<br />
1<br />
g 2 m<br />
...<br />
1<br />
g 2 m<br />
U(1)-Faktoren<br />
⎫<br />
⎪⎬<br />
⎪⎭ G m<br />
⎧<br />
⎪⎨<br />
⎪⎩<br />
1<br />
g ′ 1 2 1<br />
g ′ 2 2 . ..<br />
1<br />
g ′ n 2<br />
⎟<br />
⎠<br />
(4.37)<br />
153
gebracht werden.<br />
Daraus folgt, dass die Gruppe G und die Lagrange-Dichte L in unabhängige<br />
Teile zerfallen, welche den Gruppenfaktoren entsprechen.<br />
O.B.d.A. können wir also im Folgenden annehmen, dass entwe<strong>der</strong><br />
und damit<br />
G = einfach, kompakt o<strong>der</strong> G = U(1) (4.38)<br />
− 1 4 g ABG A µνG B,µν → − 1<br />
4g 2 GA µνG A,µν . (4.39)<br />
Falls G ein direktes Produkt ist, führt man für jeden Faktor die ihm<br />
entsprechenden Eichfel<strong>der</strong> ein (→ Gluonen, Photonen, W-Bosonen,<br />
...).<br />
Klassifikation von kompakten, einfachen Lie-Gruppen (Cartan)<br />
(a) SU(N): unitäre N × N-Matrizen U mit det U = 1 (N ≥ 2).<br />
Die Generatoren T A sind hermitesch und es gilt tr T A = 0, denn<br />
detU = e tr log U = e tr iεA T A !<br />
= 1 ∀ ε A . (4.40)<br />
Eine hermitesche, spurfreie N × N-Matrix hat N − 1 unabhängige<br />
reelle Diagonalelemente und N(N−1)<br />
2<br />
komplexe Elemente oberhalb <strong>der</strong><br />
Diagonalen. Die Elemente unterhalb <strong>der</strong> Diagonalen sind dann fixiert,<br />
so dass für die Dimension D <strong>der</strong> Gruppe folgt:<br />
D = 2 ·<br />
N(N − 1)<br />
2<br />
+ N − 1 = N 2 − 1. (4.41)<br />
(b) SO(N): unitäre N × N-Matrizen mit det U = 1, die das euklidische<br />
Skalarprodukt x a δ ab y b invariant lassen (x,y reelle N-<br />
komponentige Vektoren).<br />
Die Invarianz des euklidischen Skalarprodukts ist gerade die Eigenschaft<br />
von Rotationen im N-dimensionalen Raum. Die Matrizen U<br />
sind also reell. Die Generatoren T A müssen dann hermitesche, spurfreie<br />
Matrizen sein, die die Gleichung<br />
T A∗ = −T A , (wegen U = 1 + iε A T A ) (4.42)<br />
erfüllen. Die Dimension <strong>der</strong> Gruppe ist N(N−1)<br />
2<br />
.<br />
154
(c) Sp(2N): unitäre 2N ×2N-Matrizen U, die das Skalarprodukt x a ε ab y b<br />
invariant lassen, wobei<br />
( )<br />
½N×N<br />
ε ab =<br />
. (4.43)<br />
−½N×N<br />
Die Gruppe hat die Dimension D = 2N(2N+1)<br />
2<br />
.<br />
(d) Es gibt weitere spezielle Gruppen, die hier allerdings nicht benötigt<br />
werden, beispielsweise<br />
G 2 (D = 14), F 4 (D = 52), E 6 (D = 78), E 7 (D = 133), E 8 (D = 248).<br />
Da wir in <strong>der</strong> Regel komplexwertige Fel<strong>der</strong> betrachten, sind für uns die<br />
Gruppen SU(N) und U(1) am wichtigsten.<br />
Darstellungen<br />
Ordnet man jedem Gruppenelement g (z.B. SU(N), SO(N),... Matrix) eine<br />
n × n-Matrix D(g) zu, d.h.<br />
g → D(g) = e iεA (g) T A R , (4.44)<br />
so spricht man von einer Darstellung. Der Index R <strong>der</strong> Generatoren T A R<br />
zeigt die jeweilige Darstellung an. Die Matrizen D(g) respektieren das Verknüpfungsgesetz<br />
<strong>der</strong> Gruppe, d.h.<br />
D(g 1 g 2 ) = D(g 1 )D(g 2 ). (4.45)<br />
n bezeichnet man dann als die Dimension <strong>der</strong> Darstellung. D(g) wirkt auf einem<br />
Vektorraum und heißt irreduzibel, wenn es keinen invarianten Teilraum<br />
gibt.<br />
In <strong>der</strong> Feldtheorie sind die Vektoren die Feldoperatoren ψ a , und wir betrachten<br />
irreduzible Darstellungen. Reduzible Darstellungen können immer<br />
in irreduzible zerlegt werden. Die kleinsten invarianten Unterräume bilden<br />
dann den Raum für Feldoperatoren, auf denen die Darstellungen irreduzibel<br />
sind. Für die SO(3) bzw. SU(2) Gruppe entspricht diese Zerlegung dem<br />
Verfahren <strong>der</strong> Drehimpulsaddition (Produktdarstellung) und anschließen<strong>der</strong><br />
Zerlegung in Teilräume mit festem Gesamtspin (irreduzible Darstellungen).<br />
155
Fundamentale Darstellung<br />
Bei <strong>der</strong> fundamentalen Darstellung ist die Darstellungsmatrix D(g) gleich<br />
dem Gruppenelement g selbst, d.h.<br />
g = U → D(U) = U . (4.46)<br />
Für SU(N) und SO(N) ist diese Darstellung N-dimensional.<br />
Da die Generatoren TF A (F steht für “Fundamentale Darstellung”) hermitesch<br />
sind, ist die Matrix tr TF AT F B symmetrisch und positiv definit und kann<br />
somit diagonalisiert und anschließend reskaliert werden, so dass wir schreiben<br />
können<br />
tr T A F T B F = 1 2 δAB . (4.47)<br />
Der Faktor 1 2 ist Konvention. Die Basis, die tr T A T B diagonalisiert, ist genau<br />
dieselbe, die auch g AB diagonalisiert. Es gilt dann<br />
tr T A R T B R = T R δ AB (4.48)<br />
in je<strong>der</strong> irreduziblen Darstellung R. T R heißt Dynkin-Index <strong>der</strong> Darstellung.<br />
Adjungierte Darstellung<br />
Ausgehend von <strong>der</strong> Jacobi-Identität<br />
[[<br />
T A ,T B] ,T C] + [[ T C ,T A] ,T B] + [[ T B ,T C] ,T A] = 0 (4.49)<br />
erhält man unter Verwendung <strong>der</strong> Lie-Algebra (4.3) unabhängig von <strong>der</strong><br />
Darstellung<br />
f DAB f EDC + f DCA f EDB + f DBC f EDA = 0. (4.50)<br />
Daraus folgt, dass die Generatoren<br />
(<br />
T<br />
A<br />
ad<br />
)<br />
BC ≡ −ifBCA (4.51)<br />
die Lie-Algebra erfüllen, denn diese liefert dann gerade die Jacobi-Identität<br />
(4.50). Tad A sind die Generatoren <strong>der</strong> adjungierten Darstellung<br />
[ ]<br />
g → D(g) = e iεA (g)Tad<br />
A . (4.52)<br />
BC<br />
156
Die Dimension dieser Darstellung ist gleich <strong>der</strong> Dimension D <strong>der</strong> Gruppe.<br />
Bei <strong>der</strong> adjungierten Darstellung handelt es sich um eine reelle Darstellung,<br />
da iε A Tad A reell ist.<br />
Wir betrachten nun D Fel<strong>der</strong> φ B , die sich gemäß <strong>der</strong> adjungierten Darstellung<br />
transformieren, d.h.<br />
[ ]<br />
φ B → e iεA Tad<br />
A BC φC , (4.53)<br />
und eine beliebige Darstellung mit Generatoren Tab A<br />
definieren die n × n-Matrix<br />
<strong>der</strong> Dimension n. Wir<br />
Dann transformiert sich φ ab gemäß<br />
φ ab = φ A T A ab . (4.54)<br />
φ ab → U aa ′φ a ′ b ′U † b ′ b , (4.55)<br />
mit U = e iεA T A und T A den Generatoren <strong>der</strong> beliebigen Darstellung.<br />
Beweis:<br />
e iεA T A φ A T A e −iεA T A = φ A T A + iε A [ T A ,T B] φ B + ...<br />
= φ A T A + iε A if CAB T C φ B + ... = ( δ CB + iε A ( Tad<br />
A )<br />
CB)<br />
φ B T C + ...<br />
[ ]<br />
= e iεA Tad<br />
A CB φB T C = φ C ′ T C = φ ′ ab (4.56)<br />
G A µν transformiert sich also gemäß <strong>der</strong> adjungierten Darstellung (vgl. (4.24)),<br />
nicht aber A A µ wegen des inhomogenen Terms. Dies ist konsistent mit <strong>der</strong><br />
Annahme, dass A A µ und G A µν reelle Fel<strong>der</strong> sind (→ hermitesche Operatoren).<br />
✷<br />
157
Resultate für SU(N)<br />
Man benötigt selten explizite Ausdrücke für die Generatoren. Für SU(2)<br />
sind diese proportional zu den Pauli-Matrizen σ A :<br />
T A = σA 2 , A = 1,2,3 und fABC = ε ABC , (4.57)<br />
mit dem total antisymmetrischen ε-Symbol. Wichtiger dagegen sind Summen<br />
und Spuren. Für die fundamentale Darstellung <strong>der</strong> SU(N) findet man<br />
tr T A T B = 1 2 δAB , (4.58)<br />
und<br />
(<br />
T A T B) ab = N2 − 1<br />
2N δ ab , (4.59)<br />
tr Tad A T ad B = ( Tad<br />
A ) (<br />
CD T<br />
B<br />
ad<br />
)DC = −fCDA f DCB<br />
= f ACD f BCD = N δ AB , (4.60)<br />
(<br />
T<br />
A<br />
ad Tad)<br />
A BC = ( Tad<br />
A ) (<br />
T<br />
A<br />
ad<br />
)DC = −fBDA f DCA<br />
BD<br />
= f BDA f CDA = N δ BC (4.61)<br />
für die adjungierte Darstellung.<br />
4.1.3 Endgültige Form <strong>der</strong> Lagrange-Dichte und Bewegungsgleichungen<br />
In Kap. 4.1.1 hatten wir den Ausdruck<br />
L = − 1<br />
4g 2 GA µν GA,µν + L(Materiefel<strong>der</strong>) (4.62)<br />
für die eichinvarante Lagrange-Dichte abgeleitet. Wir führen nun eine Feldreskalierung<br />
A A µ ≡ gÃA µ durch und verwenden anschließend wie<strong>der</strong> die Bezeichnung<br />
A A µ für ÃA µ . Mit dieser Konvention gilt:<br />
L = − 1 4 GA µν GA,µν + L(Materiefel<strong>der</strong>), (4.63)<br />
158
D µ = ∂ µ − igA A µ T A , (4.64)<br />
G µν = i g [D µ,D ν ] , (4.65)<br />
bzw. G A µν = ∂ µ A A ν − ∂ µ A A µ + gf ABC A B µ A C ν (4.66)<br />
und für die Transformation des Eichfeldes<br />
bzw. infinitesimal<br />
A µ → UA µ U † + i g U∂ µ U † , (4.67)<br />
A A µ → AA µ + 1 g ∂ µ ε A + f ABC ε C A B µ . (4.68)<br />
Für einfache, nicht-<strong>abelsche</strong> Gruppen ist T A für alle Darstellungen durch<br />
die Normierung tr TF AT F<br />
B = 1 2 δAB fixiert, bzw. durch die Basis, die f ABC<br />
festlegt. Wegen [ T A ,T B] = if ABC T C besteht keine Reskalierungsfreiheit<br />
mehr, d.h. <strong>der</strong> Parameter g ist für alle Darstellungen <strong>der</strong>selbe. Es gibt für<br />
jeden einfachen, nicht-<strong>abelsche</strong>n Faktor G nur eine Kopplungskonstante g.<br />
Für U(1)-Gruppen (mit [T,T] = 0) ist T = −e ψ mit e ψ einer beliebigen<br />
Konstanten möglich, so dass U = e −iεe ψ<br />
auf einem Feld ψ. e ψ ist dann die<br />
entsprechende Ladung des ψ-Feldes bezüglich <strong>der</strong> U(1)-Symmetrie.<br />
Beispiele für <strong>Eichtheorien</strong><br />
U(1) em<br />
Quantenelektrodynamik (QED)<br />
Das relevante Materienfeld ist das Fermionfeld ψ mit<br />
ψ(x) → e −iε(x)e ψ<br />
ψ(x) (4.69)<br />
SU(3) c<br />
und dem Photon als Eichboson.<br />
Quantenchromodynamik (QCD)<br />
Die Materiefel<strong>der</strong> sind hier die Quarkfel<strong>der</strong> q a (x) in <strong>der</strong> fundamentalen<br />
Darstellung, welche wie folgt transformieren:<br />
(<br />
q a (x) → e iεA (x)T A) q b(x). (4.70)<br />
ab<br />
(A = 1,... ,8) bezeichnet man als Gluo-<br />
Die Eichbosonen A A µ<br />
nen.<br />
159
SU(2)<br />
Schwache Wechselwirkung<br />
In die schwache Wechselwirkung sind nur linkshändige Quarkund<br />
Leptonfel<strong>der</strong>, sowie das Higgsboson (falls es existiert) in <strong>der</strong><br />
fundamentalen Darstellung involviert. Rechtshändige Quarkund<br />
Leptonfel<strong>der</strong> transformieren nicht.<br />
Die Eichbosonen W A µ A = 1,2,3 sind die W-Bosonen.<br />
Dies ist im wesentlichen schon das Standardmodell <strong>der</strong> Elementarteilchen.<br />
Die spezifischen Eigenschaften des Standardmodells werden in <strong>der</strong> “Quantenfeldtheorie<br />
II” behandelt.<br />
Feynman-Regeln (QED und QCD)<br />
Im Folgenden sei die zugrundeliegende Eichsymmetrie U(1) o<strong>der</strong> SU(N).<br />
Das Materiefeld sei ein Dirac-Feld. Für die Lagrange-Dichte gilt:<br />
L = − 1 4 GA µν GA,µν + ¯ψ (i̸D − m) ψ<br />
= − 1 (<br />
∂µ A A ν ∂ µ A A,ν − ∂ µ A A ν ∂ ν A A,µ) +<br />
2<br />
¯ψ (i̸∂ − m) ψ<br />
+ g ¯ψγ µ T A ψA A µ − gf ABC ( ∂ µ A A )<br />
ν A B,µ A C,ν<br />
− 1 4 g2 f ABC f ADE A B µ AC ν AD,µ A E,ν .<br />
}<br />
L 0<br />
⎫<br />
⎪⎬<br />
⎪⎭ L int<br />
(4.71)<br />
Das Fermionfeld ψ αa (x) trägt den Spinorindex α = 1,... ,4 und den SU(N)-<br />
Index a = 1,... ,N.<br />
Wegen f ABC ≠ 0 gibt es für nicht-<strong>abelsche</strong> Theorien eine Eichboson-Selbstwechselwirkung.<br />
Diese ist durch die Eichsymmetrie vollständig festgelegt.<br />
Man beachte, dass ein Term <strong>der</strong> Form 1 2 m2 A A µ AA,µ in <strong>der</strong> Lagrange-Dichte<br />
nicht erlaubt ist, d.h. die Eichbosonen sind masselos. Später werden wir<br />
zeigen, dass auch die Selbstwechselwirkung daran nichts än<strong>der</strong>t, zumindest<br />
in <strong>der</strong> Störungstheorie.<br />
Eine nicht-<strong>abelsche</strong> Eichtheorie enthält zunächst drei Vertizes. Die den Vertizes<br />
entsprechenden Feynman-Regeln im Impulsraum erhält man durch Einsetzen<br />
in die geeigneten n-Punkt-Funktionen (vgl. Kap. 2.2.3):<br />
160
A,µ<br />
= igT A ab γµ αβ<br />
b,β<br />
a,α<br />
k,A,µ<br />
p,B,ν<br />
q,C,ρ<br />
Impulse p,q, k einlaufend<br />
=<br />
gf ABC[ (k − p) ρ g µν<br />
+ (p − q) µ g νρ + (q − k) ν g ρµ<br />
]<br />
A,µ<br />
D,σ<br />
B,ν<br />
C,ρ<br />
=<br />
−ig 2[ f ABE f CDE (g µρ g νσ − g µσ g νρ )<br />
+ f ACE f BDE (g µν g ρσ − g µσ g νρ )<br />
+ f ADE f BCE (g µν g ρσ − g µρ g νσ ) ]<br />
Für den Fermionpropagator erhält man<br />
ψ αa (x) ¯ψ βb (y) Impulsraum<br />
−→<br />
i(̸p + m) αβ<br />
p 2 − m 2 + iε δ ab . (4.72)<br />
Versucht man den Eichboson-Propagator zu bestimmen, so führt L 0 auf<br />
ein unsinniges Resultat, da <strong>der</strong> Koeffizient <strong>der</strong> quadratischen Terme nicht<br />
invertierbar ist. Die Eichung muss noch fixiert werden, damit die Dynamik<br />
von A A µ bestimmt ist (vgl. Kap. 4.2). Dies führt zu weiteren Vertizes.<br />
Euler-Lagrange-Gleichungen<br />
Ausgehend von <strong>der</strong> Lagrange-Dichte<br />
L = − 1 4 GA µν GA,µν + L M (ψ,D µ ψ) (4.73)<br />
wollen wir nun die Euler-Lagrange-Gleichungen (ohne Eichfixierung) ableiten.<br />
Dabei können wir annehmen, dass L M neben ψ von D µ ψ statt von ∂ µ ψ<br />
abhängt, da ∂ µ ψ wegen <strong>der</strong> Eichinvarianz nur als D µ ψ auftreten kann.<br />
161
Es ist<br />
Somit folgt:<br />
∂L<br />
∂ (∂ µ A A ν ) = −1 2 GB ρσ<br />
∂ (∂ µ A A ν ) = −GA,µν . (4.74)<br />
∂G B,ρσ<br />
∂ µ G A,µν = − ∂L<br />
∂A A ν<br />
= 1 ∂G B,ρσ<br />
2 GB ρσ<br />
∂A A ν<br />
− ∂L M<br />
∂A A ν<br />
= 1 ∂G B,ρσ<br />
2 GB ρσ<br />
∂A A ν<br />
−<br />
∂L M ∂ (D ρ ψ)<br />
∂ (D ρ ψ) ∂A A ν<br />
= g G B,νρ f BAC A C ρ + ig ∂L M<br />
∂ (D ν ψ) T A ψ<br />
≡ −gj Aν . (4.75)<br />
−j A,ν ist in <strong>der</strong> Tat <strong>der</strong> Noether-Strom zur zugehörigen globalen Eichtransformation<br />
denn nach (1.189) gilt für den Noether-Strom<br />
δψ = iε A T A ψ , (4.76)<br />
δA C µ = fCBA ε A A B µ , (4.77)<br />
−j A,ν =<br />
∂L<br />
∂ ( ∂ ν A C µ<br />
) f CBA A B µ + ∂L<br />
∂ (∂ ν ψ) iT A ψ<br />
= −G C,νµ f CBA A B ∂L M<br />
µ + i<br />
∂ (D ν ψ) T A ψ . (4.78)<br />
Mit <strong>der</strong> Umbenennung B ↔ C und <strong>der</strong> Vertauschung von A,C in f stimmt<br />
(4.78) mit dem durch (4.75) definiert Ausdruck für j A,ν überein. Für Fel<strong>der</strong>,<br />
die den Bewegungsgleichungen genügen, gilt somit<br />
∂ µ j A,µ = 0. (4.79)<br />
We<strong>der</strong> j A,µ noch ∂ µ noch ∂ µ G A,µν sind eichinvariant o<strong>der</strong> haben ein kovariantes<br />
Transformationsverhalten. Dies liegt daran, dass die nicht-<strong>abelsche</strong>n<br />
Eichbosonen wechselwirken und selbst zum Strom beitragen.<br />
Um eine eichinvariante Bewegungsgleichung zu erhalten, definieren wir den<br />
Materiestrom<br />
j A,µ<br />
M<br />
≡ −i ∂L M<br />
∂ (D µ ψ) T A ψ . (4.80)<br />
162
Dann gelten folgenden Gleichungen:<br />
D AB<br />
µ GB,µν = −g j A,ν<br />
M , (4.81)<br />
D AB<br />
µ j A,µ<br />
M<br />
= 0. (4.82)<br />
Beweis:<br />
Aus Gleichung (4.75) folgt<br />
−g j A,µ<br />
M = ( ∂ µ δ AB + gf BAC A C )<br />
µ G<br />
B,µν<br />
(<br />
= ∂ µ δ AB − ig ( Tad<br />
C ) AB<br />
)<br />
A<br />
C<br />
µ G B,µν (4.83)<br />
(<br />
∂ µ δ AB − ig ( Tad<br />
C ) ) AB A<br />
C<br />
µ ist die kovariante Ableitung in <strong>der</strong> adjungierten<br />
Darstellung, wenn D µ auf G µν wirkt. Man erhält also<br />
−g j A,µ<br />
M<br />
= DAB µ G B,µν . (4.84)<br />
Zum Beweis von (4.82) verwenden wir zunächst (4.81):<br />
Dµ AB j A,µ<br />
M<br />
= −1 g DAB µ Dν BC G C,νµ = − 1<br />
2g [D µ,D ν ] AC<br />
G C,νµ , (4.85)<br />
da G C,νµ anitsymmetrisch in den Indizes µ,ν ist. Weiter gilt:<br />
(4.85) = i (<br />
2 GB µν T<br />
B ) AC GC,νµ = 1 2 fACB G B µν GC,νµ<br />
= 1 2 fABC G B µν GC,µν = 0. (4.86)<br />
Der letzte Ausdruck verschwindet, da f ABC anitsymmetrisch in den Indizes<br />
B,C ist und G B µνG C,µν symmetrisch.<br />
Für eine <strong>abelsche</strong> (U(1)) Symmetrie ist f ABC = 0 und die Gleichungen<br />
reduzieren sich auf die bekannten Maxwellgleichungen.<br />
Für L M = ¯ψ (i̸D − m) ψ ist <strong>der</strong> Materiestrom<br />
j A,µ<br />
M = ¯ψ a T A ab γµ ψ b . (4.87)<br />
Mit T = −e ψ liefert diese Gleichung den Ladungsstrom in <strong>der</strong> QED.<br />
✷<br />
163
4.2 Quantisierung von <strong>Eichtheorien</strong> mit <strong>der</strong> Faddeev-Popov-Methode<br />
4.2.1 Pfadintegral in axialer Eichung<br />
Wir verfolgen dieselbe Strategie wie bei <strong>der</strong> Quantisierung eines massiven<br />
Vektorfeldes (vgl. Kap. 2.1.4). Ausgehend von <strong>der</strong> Lagrange-Dichte L<br />
<strong>der</strong> Theorie, identifiziert man die kanonischen Variablen und berechnet die<br />
Hamilton-Dichte H mittels einer Legendre-Transformation. Mit <strong>der</strong> Hamilton-Dichte<br />
kann man nun das Hamiltonsche Pfadintegral angeben, in dem<br />
sowohl über die Koordinaten selbst als auch über die konjugierten Koordinaten<br />
integriert wird. Genau wie im Fall des massiven Vektorfelds führt<br />
man dann das Feld A A,0 , welches keiner kanonischen Koordinate entspricht,<br />
wie<strong>der</strong> als Hilfsvariable ein. Durch Integration über die konjugierten Fel<strong>der</strong><br />
gelangt man letztendlich zur Lagrange-Version des Pfadintegrals.<br />
Allerdings ergibt sich für das masselose Vektorfeld (Eichfeld) eine mit <strong>der</strong><br />
Eichsymmetrie verknüpfte zusätzliche Komplikation, die dazu führt, dass<br />
man weitere Terme zur Lagrange-Dichte hinzufügen muss.<br />
Identifikation <strong>der</strong> kanonischen Variablen und Eichfixierung<br />
Ausgangspunkt <strong>der</strong> folgenden Überlegungen ist die in Kap. 4.1.3 abgeleitete<br />
Lagrange-Dichte<br />
L = − 1 4 GA µνG A,µν + L M (ψ,D µ ψ) . (4.88)<br />
Daraus erhält man für das kanonisch konjugierte Feld des Eichfelds<br />
Π A µ =<br />
∂L<br />
∂ (∂ 0 A µ ) = GA µ0 . (4.89)<br />
Analog zum massiven Vektorfeld folgt aus <strong>der</strong> Antisymmetrie des Feldstärketensors<br />
G A µν die Nebenbedingung Π A 0 = 0 (4.90)<br />
164
d.h. A A 0 kann nicht als kanonische Variable verwendet werden. Damit dies<br />
konsistent ist, muss Π A 0 = 0 für alle Zeiten gelten. Die Euler-Lagrange-<br />
Gleichung für A A 0 lautet (vgl. (4.75))<br />
wobei ∂ 0 Π A,0 = 0 damit Π A 0<br />
∂ 0 Π A,0 − ∂ i Π A,i + g Π B,i f ABC A C,i + gj A,0<br />
m = 0, (4.91)<br />
= 0 für alle Zeiten gilt.<br />
Für das massive Vektorfeld konnte die Gleichung (4.91) aufgrund des Massenterms<br />
verwendet werden, um A 0 durch A i und Π i auszudrücken. Hier ist<br />
die Gleichung jedoch von A 0 unabhängig, wenn man A i und Π i als kanonische<br />
Variablen und ihre Konjugierten betrachtet. Man erhält die weitere<br />
Nebenbedingung<br />
C A ≡ ⃗ ∇ · ⃗Π A + gf ABC ⃗ ΠB · ⃗A C + gj A,0<br />
M<br />
= 0. (4.92)<br />
In <strong>der</strong> Elektrodynamik (f ABC = 0) entspricht dies gerade dem Gauß-Gesetz<br />
mit ⃗ E = ⃗ Π und gj A,0<br />
M → −ej 0 .<br />
div ⃗ E = ̺, (4.93)<br />
Die Dynamik <strong>der</strong> Fel<strong>der</strong> A A,0 ist also nicht festgelegt. Diese Situation tritt<br />
bei Eichsymmetrien immer auf, insofern als die Eichsymmetrie erlaubt, die<br />
Fel<strong>der</strong> um ein beliebiges Feld zu verschieben, also<br />
A A µ → AA µ + 1 g ∂ µε A + f ABC ε C A B µ , (4.94)<br />
d.h. es liegt eine Feldredundanz vor. Die Umkehrung gilt ebenfalls: liegt eine<br />
nicht auflösbare Nebenbedingung vor (Nebenbedingung 1. Klasse im Gegensatz<br />
zu 2. Klasse), dann besitzt das dynamische System eine Eichsymmetrie.<br />
Die Lösung des Problems besteht in <strong>der</strong> Eichfixierung. Man wählt zusätzliche<br />
Nebenbedingungen, welche die Eichinvarianz brechen, so dass das System<br />
aller Nebenbedingungen auflösbar wird. Wir werden später sehen, dass<br />
physikalische Größen von <strong>der</strong> Wahl <strong>der</strong> Eichfixierung nicht abhängen.<br />
Die Quantisierung <strong>der</strong> Elektrodynamik in <strong>der</strong> “Relativistischen Quantentheorie”<br />
hat uns automatisch zur Coulomb-Eichung A 0 = 0, ⃗ ∇ · ⃗ A = 0<br />
geführt. In diesem Fall hätte man die drei Koordinaten A i , die noch einer<br />
zusätzlichen Bedingung genügen.<br />
165
Einfacher ist es, die axiale Eichung A 3 ≡ 0 zu wählen (allgemeiner n · A =<br />
0). Diese Eichung ist nicht kovariant, doch ist die Lorentz-Kovarianz im<br />
Hamilton-Formalismus ohnehin nicht manifest.<br />
Bemerkung: Die Bedingung A 3 (x) ≡ 0 kann immer gestellt werden. Sei<br />
zunächst A 3 (x) ≠ 0 und U = e iεA (x) T A . Wir suchen nun dasjenige ε A (x), so<br />
dass<br />
UA 3 U † + i g U∂3 U † = A 3 ′<br />
= 0<br />
⇒ ∂ 3 e −iεA (x) T A = ig A 3 (x)e −iεA (x) T A . (4.95)<br />
Diese Gleichung kann immer gelöst werden (wenn A 3 (x) nicht zu pathologisch<br />
ist).<br />
Im Folgenden werden wir also nur noch<br />
A A,µ , µ = 1,2 (4.96)<br />
als kanonische Variablen betrachten. Dies stimmt mit <strong>der</strong> erwarteten Zahl<br />
von zwei Helizitätszuständen überein. Da Π A,3 jetzt kein kanonischer Impuls<br />
mehr ist, kann A A,0 aus dem Gauß-Gesetz bestimmt werden, denn mit<br />
folgt aus (4.92):<br />
Π A,3 = G A,30 A 3 ≡0<br />
= ∂ 3 A A,0 (4.97)<br />
− ( ∇ 3) 2<br />
A A,0 + ∇ i Π A,i + gf ABC Π B,i A C,i + g j A,0<br />
M<br />
= 0, (4.98)<br />
wobei über i = 1,2 summiert wird. Diese Gleichung kann nach A A,0 aufgelöst<br />
werden.<br />
Einführung von A A,0 als Hilfsfeld<br />
Die weitere Prozedur ist ähnlich wie beim massiven Vektorfeld. Zunächst<br />
bestimmt man den Hamilton-Operator bzw. die Hamilton-Dichte H:<br />
H = −Π i ∂ 0 A i + Π ψ ∂ 0 ψ + 1 4 G µνG µν − L M<br />
= −Π A,i ( G A,0i + ∂ i A A,0 − gf ABC A B,0 A C,i) + H M<br />
166
+ 1 2 GA 0iG A,0i + 1 2 GA 03G A,03 + 1 2 GA i3G A,i3 + 1 4 GA ijG A,ij<br />
= H M + 1 2 ΠA,i Π A,i − Π A,i ( ∂ i A A,0 − gf ABC A B,0 A i,C)<br />
+ 1 4 GA ij GA,ij + 1 2 ∂3 A A,i ∂ 3 A A,i − 1 2 ∂3 A A,0 ∂ 3 A A,0 . (4.99)<br />
H hängt somit von A 0 und A 3 ab, wobei A 3 = 0 und A 0 aus dem Gauß-<br />
Gesetz bestimmt wird. Dieses folgt wie<strong>der</strong>um aus <strong>der</strong> Bewegungsgleichung<br />
für A 0 .<br />
Übergangsmatrixelemente und Green-Funktionen werden aus dem Hamilton-Pfadintegral<br />
∫<br />
〈Ω|T(O(x 1 )...O(x n )) |Ω〉 = N D [ A A,i] D [ Π A,i] D [ ]<br />
ψ, Π ψ<br />
( ∫<br />
× exp i<br />
d 4 x ( −Π i ∂ 0 A i + Π ψ ∂ 0 ψ − H + iε-Terme ))<br />
× O(x 1 )...O(x n ) (4.100)<br />
gewonnen, wobei stets über i = 1,2 summiert wird. Wir führen nun A 0<br />
wie<strong>der</strong> als eine Integrationsvariable ein, d.h. A A,0 in H ist nicht mehr durch<br />
das Gauß-Gesetz festgelegt. Dann geht (4.100) über in<br />
∫<br />
〈Ω|T(O(x 1 )...O(x n )) |Ω〉 = N D [ A A,0 , A A,i] D [ Π A,i] D [ ]<br />
ψ, Π ψ<br />
( ∫<br />
× exp i<br />
d 4 x ( −Π i ∂ 0 A i + Π ψ ∂ 0 ψ − H + iε-Terme ))<br />
× O(x 1 )...O(x n ). (4.101)<br />
Gleichung (4.100) und (4.101) sind äquivalent, denn die Integration über<br />
A A,0 setzt A A,0 gleich dem stationären Punkt des Exponenten, d.h.<br />
0 ! =<br />
δ<br />
∂H<br />
(Exponent) = −<br />
δAA,0 ∂A A,0<br />
= ∂ i Π A,i + gf BAC Π B,i A C,i + ( ∂ 3) 2<br />
A A,0 − gj A,0<br />
M<br />
= −∇ i Π A,i − gf ABC Π B,i A C,i + ( ∇ 3) 2<br />
A A,0 − gj A,0<br />
M<br />
= C A . (4.102)<br />
167
Dies ist gerade das Gauß-Gesetz (4.92). Außerdem ist <strong>der</strong> Koeffizient <strong>der</strong><br />
quadratischen Terme, ( ∂ 3) 2 δ (3) (⃗x − ⃗y), feldunabhängig, so dass die Determinate<br />
beim Ausführen des Gauß-Integrals eine irrelevante Konstante ergibt.<br />
Wir nehmen an, dass H M quadratisch in Π ψ ist und führen das Integral über<br />
Π A,i und Π ψ aus. (Für fermionisches ψ erübrigt sich die Integration über<br />
Π ψ .) Außerdem nehmen wir an, dass <strong>der</strong> Koeffizient <strong>der</strong> quadratischen Terme<br />
feldunabhängig ist, so dass auch die Determinante bei <strong>der</strong> Π-Integration<br />
irrelevant ist. Der Exponent wird dann auf seinen stationären Punkt bzgl.<br />
Π ψ bzw. Π A,i gesetzt:<br />
0 = δ<br />
δΠ ψ<br />
(Exponent) = ∂ 0 ψ − ∂H M<br />
∂Π ψ<br />
(4.103)<br />
0 = δ<br />
δΠ A,i (Exponent) = −∂0 A i − Π A,i + ∂ i A 0,A − gf ABC A B,0 A C,i<br />
= G A,i0 − Π A,i , (4.104)<br />
so dass im Exponenten schließlich die ursprüngliche Lagrange-Dichte (mit<br />
A A,3 = 0) steht. Folglich erhält man für die Pfadintegral-Formel:<br />
〈Ω|T(O(x 1 )... O(x n )) |Ω〉<br />
∫<br />
= N D [ A A,µ] D [ ψ ] δ ( A A,3) e i R d 4 x L O(x 1 )... O(x n ). (4.105)<br />
Hier wird nun über alle A µ integriert. Die Eichbedingung A 3 = 0 wird durch<br />
die δ-Funktion implementiert, wobei die δ-Funktion wie folgt zu verstehen<br />
ist:<br />
δ ( A A,3) = ∏ ∏<br />
δ ( A A,3 (x) ) . (4.106)<br />
A Raumpunkte x<br />
Für Fermionen ist D [ ψ ] durch D [ ψ, ¯ψ ] zu ersetzen.<br />
4.2.2 Faddeev-Popov-Methode und Geister<br />
Die nicht kovariante axiale Eichung ist für praktische Rechnungen nicht<br />
günstig. Im Folgenden nehmen wir eine Umeichung vor. Dabei werden einige<br />
Subtilitäten (Gribov-Kopien), die für nicht störungstheoretisch beschreibbare<br />
Phänomene eine Rolle spielen und die noch Gegenstand <strong>der</strong> aktiven<br />
Forschung sind, übergangen. Die folgenden Resultate sind jedoch störungstheoretisch<br />
anwendbar.<br />
168
Wir nehmen an, dass das Integrationsmaß D[ψ] <strong>der</strong> Materiefel<strong>der</strong> eichinvariant<br />
ist, d.h. die Jacobi-Determinante einer Eichtransformation ist 1. (An<strong>der</strong>enfalls<br />
hätte man es mit einer Anomalie <strong>der</strong> Eichtheorie zu tun.)<br />
Für die Eichfel<strong>der</strong> ist das Maß eichinvariant, denn unter einer infinitesimalen<br />
Eichtransformation geht das Eichfeld A A µ in<br />
A A ′<br />
µ = A<br />
A<br />
µ + 1 g ∂ µε A + f ABC ε C A B µ (4.107)<br />
über, und für die Jacobi-Matrix <strong>der</strong> Transformation folgt<br />
δA A ′<br />
µ (x)<br />
δA B ν (y) = δAB δµ ν δ (4) (x − y) + δµ ν δ (4) (x − y)f ABC ε C (x). (4.108)<br />
Um die Jacobi-Determinante zu berechnen schreiben wir<br />
∣ ∣ det δAA ′<br />
µ (x) ∣∣∣∣ (<br />
)<br />
δA B ν (y) = exp tr ln δ AB δµ ν δ (4) (x − y) + δµ ν δ (4) (x − y)f ABC ε C (x)<br />
(<br />
)<br />
≈ exp tr δµ ν δ(4) (x − y)f ABC ε C (x)<br />
= 1 (4.109)<br />
Hier wurde zunächst <strong>der</strong> Logarithmus für kleine ε C entwickelt und dann<br />
ausgenutzt, dass die Spur µ = ν, A = B, x = y setzt und dass f AAC = 0<br />
ist, aufgrund <strong>der</strong> totalen Antisymmetrie.<br />
Behauptung: Sind die Operatoren O 1 (x 1 ), O 2 (x 2 ),... eichinvariant (d.h.,<br />
dass sie sich bei Eichtransformationen nicht än<strong>der</strong>n), dann gilt:<br />
∫<br />
〈Ω|T(O 1 (x 1 )O 2 (x 2 )...) |Ω〉 = N D [ A A,µ] D [ ψ ]<br />
× G [ f[A] ] det M[A] e i R d 4 x L O 1 (x 1 )O 2 (x 2 )... , (4.110)<br />
wobei f A [A] ein nicht-eichinvariantes Eichfixierungsfunktional ist, G[f] ein<br />
Funktional von Funktionen f A (x) und<br />
M[A] AB<br />
(x,y) ≡ δfA [A λ (x)]<br />
δλ B ∣ , (4.111)<br />
(y) λ=0<br />
wobei A A λ (x) das Feld ist, welches aus AA (x) durch eine infinitesimale Eichtransformation<br />
mit Parameter λ B (x) hervorgeht. f A [A] und G[f] können<br />
nahezu beliebig gewählt werden.<br />
169
Beweis:<br />
Wir zeigen dies in drei Schritten:<br />
1. (4.105) ist ein Spezialfall von (4.110).<br />
Man wähle f A [A(x)] = A A,3 (x) und G[f] = δ(f) (im Sinne eines δ-Funktionals,<br />
d.h. δ(f) = ∏ A,x δ(fA (x))). Dann stimmt (4.105) mit (4.110) überein<br />
bis auf die Determinante <strong>der</strong> Matrix M[A] AB<br />
(x,y). Für diese gilt aber:<br />
(<br />
)<br />
δ A A,3 (x) + 1<br />
M[A] AB<br />
(x,y) = g ∂3 λ A (x) + f ADC λ C (x)A D,3 (x)<br />
δλ B (y)<br />
= 1 g ∂3 (x) δAB δ (4) (x − y) + f ADB δ (4) (x − y)A D,3 (x). (4.112)<br />
Da A A,3 = 0, ist M[A] feldunabhängig. detM[A] stellt somit eine irrelevante<br />
Konstante dar, die sich mit dem Normierungsfaktor N des Pfadintegrals<br />
heraushebt.<br />
2. (4.110) ist mit <strong>der</strong> Ersetzung G[f[A]] → δ(f[A] − g) unabhängig von<br />
<strong>der</strong> Wahl von f[A] und g, d.h. <strong>der</strong> Ausdruck<br />
∫<br />
N D [ A A,µ] D [ ψ ] δ(f[A] − g) detM[A]e iS[A,ψ] O 1 (x 1 )O 2 (x 2 )... (4.113)<br />
ist unabhängig von <strong>der</strong> Wahl von f[A] und g. Wegen 1. ist die Behauptung<br />
(4.110) dann für den speziellen Fall G[f[A]] = δ(f[A] − g) gültig.<br />
Zunächst wählen wir ein festes λ(x) und ersetzen<br />
A,ψ → A λ ,ψ λ (4.114)<br />
in (4.113). Dabei handelt es sich nur um eine Umbenennung <strong>der</strong> Integrationsvariablen<br />
im Pfadintegral. Nun führen wir eine Variablentransformation<br />
A λ ,ψ λ → A,ψ (4.115)<br />
durch. Aufgrund <strong>der</strong> Eichinvarianz des Maßes, <strong>der</strong> Wirkung (S [ ]<br />
A λ ,ψ λ =<br />
S [ A,ψ ] ) und <strong>der</strong> Operatoren O i (x i ) erhält man<br />
∫<br />
(4.113) = N D [ A A,µ] D [ ψ ]<br />
× δ(f[A λ ] − g) det M[A λ ] e iS[A,ψ] O 1 (x 1 )O 2 (x 2 )... . (4.116)<br />
170
Da die linke Seite offensichtlich unabhängig von λ ist, muss dies auch für die<br />
rechte gelten. Deshalb kann man Zähler und Nenner (versteckt in N) des<br />
Pfadintegrals mit<br />
∫<br />
const = D [ λ ] (4.117)<br />
erweitern und die λ-Integration in das Pfadintegral hineinziehen. Dies ergibt<br />
∫<br />
(4.113) = N D [ A A,µ] D [ ψ ] e iS[A,ψ] O 1 (x 1 )O 2 (x 2 )<br />
∫<br />
×<br />
D [ λ ] δ(f[A λ ] − g) det δfA [A λ+ε (x)]<br />
δε B (y)<br />
∣ ... . (4.118)<br />
ε=0<br />
Man kann dieses Resultat wie folgt interpretieren. Für jede Konfiguration<br />
(A,ψ) bildet die Menge aller Konfigurationen (A λ ,ψ λ ), die durch eine<br />
Eichtransformation mit einem (beliebigen) Parameter λ aus (A,ψ) hervorgehen,<br />
den sogenannten Eichorbit im Raum <strong>der</strong> Feldkonfigurationen. Die<br />
Eichfixierungsfunktion wählt aus jedem Eichorbit einen Repräsentanten aus.<br />
(Mit <strong>der</strong> Ein- bzw. Mehrdeutigkeit des Repräsentanten verbinden sich einige<br />
subtile Fragestellungen, auf die wir hier nicht eingehen können.) Die Integration<br />
über λ fügt die Integration über den Eichorbit wie<strong>der</strong> zum Pfadintegral<br />
hinzu. Wie immer stellt sich die Frage nach <strong>der</strong> Wohldefiniertheit einer Konstanten<br />
<strong>der</strong> Form ∫ D [ λ ] , die in <strong>der</strong> Tat nur garantiert ist, wenn die Zahl <strong>der</strong><br />
Raumzeitpunkte durch Diskretisierung endlich gemacht wird. Die Endlichkeit<br />
<strong>der</strong> Integration über die Eichgruppe ist dagegen für kompakte Gruppen<br />
gegeben.<br />
Um zu zeigen, dass (4.118) unabhängig von f und g ist, führen wir das<br />
λ-Integral aus. Dazu führen wir zunächst die Variablentransformation<br />
durch, so dass<br />
∫<br />
λ A (x) → f A (x) = f A[ A λ<br />
]<br />
(x) (4.119)<br />
D [ λ ] δ ( f [ ] ) δf A[ A λ+ε (x) ]<br />
A λ − g det<br />
δε B ∣<br />
(y) ε=0<br />
∫<br />
= D [ f A] det δλA (x)<br />
δf B (y) δ( f A (x) − g ) det δfA (x)<br />
δλ B (y)<br />
∫<br />
= D [ f A] δ ( f A (x) − g ) = 1. (4.120)<br />
171
Eingesetzt in die zweite Zeile von (4.118) ergibt sich, dass (4.118) und damit<br />
(4.113) unabhängig von <strong>der</strong> Wahl von f[A] und g ist.<br />
3. (4.110) ist unabhängig von <strong>der</strong> Wahl von G[f].<br />
Die Unabhängigkeit von <strong>der</strong> Wahl von G sieht man wie folgt. Wir haben<br />
oben gezeigt, dass (4.110) unabhängig von f[A] und g ist, wenn man<br />
G[f[A]] → δ(f[A] − g) setzt. Man multipliziere nun Zähler und Nenner des<br />
Pfadintegrals (4.113) mit<br />
∫<br />
const = D[g] G[g]. (4.121)<br />
Da (4.113) unabhängig von g ist, kann man (4.121) unter das Pfadintegral<br />
schreiben und die Integration über g ausführen:<br />
∫<br />
D[g] δ(f[A] − g) G[g] = G[f[A]]. (4.122)<br />
Damit erhält man die allgemeine Gleichung (4.110). Bis auf die Konstante<br />
∫<br />
D[λ] (die gekürzt werden kann) ist (4.110) gerade gleich dem Pfadintegral<br />
über alle Eichkonfigurationen einschließlich <strong>der</strong> Integration über die Eichorbits.<br />
✷<br />
Im Folgenden verwenden wir<br />
G[f] ≡ exp<br />
( ∫<br />
i<br />
d 4 x<br />
(<br />
− 1 ) )f A f A<br />
2ξ<br />
(4.123)<br />
mit einem beliebigen Parameter ξ, so dass<br />
∫<br />
〈Ω|T(O 1 (x 1 )O 2 (x 2 )...) |Ω〉 = N D [ A A,µ] D [ ψ ] det δfA [A λ (x)]<br />
δλ B ∣<br />
(y) λ=0<br />
( ∫<br />
× exp i d 4 x<br />
(L − 1 ))<br />
2ξ fA f A · O 1 (x 1 )O 2 (x 2 )... . (4.124)<br />
In dieser Form kann man den Eichfixierungsterm als zusätzlichen Beitrag<br />
L GF = − 1 2ξ fA f A zur Lagrange-Dichte interpretieren.<br />
Schließlich soll die Determinante ebenfalls so geschrieben werden, dass sie<br />
als zusätzlicher Term zur Lagrange-Dichte interpretiert werden kann. Dazu<br />
172
verwenden wir das Gauß-Pfadintegral von Grassmann-Fel<strong>der</strong>n (vgl. Kap.<br />
2.3.1):<br />
det δfA [A λ (x)]<br />
∫<br />
δλ B ∣ = D [ c A , ¯c A]<br />
(y) λ=0<br />
(∫<br />
× exp d 4 xd 4 y ¯c A (x) δfA [A λ (x)]<br />
)<br />
δλ B ∣ c B (y) (4.125)<br />
(y) λ=0<br />
mit dem “Geistfeld” c A und dem “Anti-Geistfeld” ¯c A . Wir betrachten c A , ¯c A<br />
als unabhängige, reelle Grassmannfel<strong>der</strong>, d.h. c A∗ = c A , ¯c A∗ = ¯c A . Es besteht<br />
keinerlei Verbindung zwischen c A und ¯c A . Das Geistfeld und das Anti-<br />
Geistfeld sind skalare Fel<strong>der</strong> unter Lorentz-Transformation und tragen einen<br />
Index A = 1,... ,D = dim(G).<br />
Wir verlangen stets eine lokale Eichfixierung, d.h. die Eichfixierung am Ort<br />
x soll nicht von irgendeinem an<strong>der</strong>en Raumpunkt y abhängen, so dass<br />
δf A [A λ (x)]<br />
δλ B (y)<br />
∣ = M(x) AB δ(4) (x − y). (4.126)<br />
λ=0<br />
Die δ-Funktion eliminiert eine Integration in (4.125), so dass (4.125) als<br />
Lagrange-Dichte <strong>der</strong> Faddeev-Popov-Geister L FP geschrieben werden kann.<br />
Insgesamt erhält man<br />
L → L + L GF + L FP = L − 1 2ξ fA f A + ¯c A ( −iM AB) c B (4.127)<br />
Im Pfadintegral (4.124) muss nun auch über die Geist-Fel<strong>der</strong> integriert werden,<br />
d.h.<br />
D [ A,ψ ] → D [ A,ψ,c, ¯c ] . (4.128)<br />
Allgemeine kovariante Eichung<br />
Für die Störungsentwicklung ist die folgende Eichfixierung beson<strong>der</strong>s günstig,<br />
weil die Lorentz-Invarianz manifest bleibt:<br />
f A (x) ≡ ∂ µ A A,µ . (4.129)<br />
In dieser Eichung erhält man für die Matrix M[A] AB<br />
(x,y)<br />
( ))<br />
(∂ 1 µ g ∂µ λ A + f ADC λ C A D,µ<br />
δf A [A λ (x)]<br />
δλ B (y)<br />
δ<br />
∣ =<br />
λ=0<br />
δλ B (y)<br />
173<br />
∣<br />
λ=0
(<br />
= ∂ µ ∂ µ 1<br />
(x) δAB + gf ACB ∂ µ(x) A (x)) C,µ g δ(4) (x − y), (4.130)<br />
so dass <strong>der</strong> Faddeev-Popov-Term in <strong>der</strong> Lagrange-Dichte die Form<br />
∫<br />
∫<br />
i d 4 x L FP ≡ −i d 4 xd 4 y ¯c A (x)M AB (x,y)c B (y)<br />
= 1 g<br />
∫<br />
= i g · i ∫<br />
(<br />
d 4 xd 4 y ¯c A (x) ∂(x) 2 δ(4) (x − y)δ AB<br />
) )<br />
+ gf ACB ∂ µ(x)<br />
(A C,µ (x)δ (4) (x − y) c B (y)<br />
(<br />
d 4 x<br />
(∂µ¯c A (x) ) ( ∂ µ c A (x) )<br />
− gf ABC ( ∂ µ¯c A (x) ) )<br />
c B (x)A C,µ (x) . (4.131)<br />
annimmt. Der erste Term von L FP hat bis auf den Faktor i g<br />
dieselbe Form<br />
wie <strong>der</strong> kinetische Term eines komplexen skalaren Feldes. Um die übliche<br />
kanonische Normierung des kinetischen Terms zu erhalten, führen wir eine<br />
Redefinition des Geistfeldes<br />
c A → −igc A . (4.132)<br />
durch. Das zunächst hermitesch gewählte Geistfeld ist jetzt antihermitesch,<br />
d.h.<br />
c A† = −c A . (4.133)<br />
Da das Anti-Geistfeld nicht redefiniert wurde, bleibt es hermitesch (¯c A† =<br />
¯c A ), so dass <strong>der</strong> kinetische Term in (4.131) insgesamt hermitesch ist:<br />
[<br />
∂µ¯c A ∂ µ c A] †<br />
= −∂ µ c A ∂ µ¯c A = ∂ µ¯c A ∂ µ c A . (4.134)<br />
Man erhält somit den folgenden expliziten Ausdruck für die Lagrange-Dichte<br />
in <strong>der</strong> kovarianten Eichung:<br />
˜L = − 1 4 GA µν GA,µν − 1 2ξ<br />
(<br />
∂µ A A,µ) ( ∂ ν A A,ν)<br />
+ ∂ µ¯c A ∂ µ c A − gf ABC ( ∂ µ¯c A) c B A C,µ + L M (ψ,D µ ψ). (4.135)<br />
174
Vervollständigung <strong>der</strong> Feynman-Regeln<br />
Neben den Vertizes <strong>der</strong> Eichboson-Selbstwechselwirkung<br />
und dem Eichboson-Materiefeld-Vertex, <strong>der</strong> in L M enthalten ist (vgl. Kap.<br />
4.1.3), enthält eine Theorie mit <strong>der</strong> Lagrange-Dichte (4.135) einen Eichboson-Geist-Vertex<br />
µ,C<br />
Geist c<br />
¯c Antigeist<br />
= +gf ABC p µ<br />
Anitgeist ¯c<br />
B<br />
p<br />
c Geist<br />
A<br />
wobei p µ den Impuls <strong>der</strong> auslaufenden Antigeistlinie bezeichnet.<br />
In Kapitel 4.1.3 konnten wir keinen Ausdruck für den Eichboson-Propagator<br />
angeben, da die Koeffizienten <strong>der</strong> in den Eichfel<strong>der</strong>n quadratischen Terme<br />
in <strong>der</strong> Lagrange-Dichte nicht invertierbar waren. Durch die Eichfixierung ist<br />
dies nun möglich, und man erhält (vgl. Übungsaufgabe)<br />
k<br />
B, ν A, µ<br />
= δ AB ·<br />
i<br />
k 2 + iε<br />
(<br />
−g µν + (1 − ξ) k )<br />
µk ν<br />
k 2 . (4.136)<br />
Die Ableitung des Geist-Propagators verläuft analog zu den Überlegungen<br />
für den Dirac-Propagator in Kap. 2.3.3. Dazu führt man im erzeugenden<br />
Funktional einer freien Geist-Theorie<br />
∫<br />
[<br />
Z 0 η<br />
A<br />
c , ¯η c<br />
A ]<br />
∝ D [ (<br />
c A , ¯c A] ∫<br />
exp i d 4 x ( ∂ µ¯c A ∂ µ c A + ¯η c A cA + ¯c A ηc<br />
A ) )<br />
∝<br />
∫<br />
D [ c A , ¯c A] ( ∫<br />
exp i<br />
d 4 x ( −¯c A ∂ 2 c A + ¯η c A c A + ¯c A ηc<br />
A ) )<br />
(4.137)<br />
175
die Variablentransformation<br />
durch, so dass<br />
∫<br />
[<br />
Z 0 η<br />
A<br />
c , ¯η c<br />
A ]<br />
∝<br />
c A = c A′ + ( ∂ 2) −1<br />
η<br />
A<br />
c (4.138)<br />
¯c A = ¯c A′ + ( ∂ 2) −1<br />
¯η<br />
A<br />
c (4.139)<br />
D [ ∫<br />
]<br />
c A′ , ¯c A′ exp<br />
(i<br />
d 4 x<br />
(<br />
−¯c A′ ∂ 2 c A′ + ¯η A c<br />
[<br />
∂<br />
2 ] −1<br />
η<br />
A<br />
c<br />
) ) .<br />
(4.140)<br />
Nun kann das Gaußsche Pfadintegral ausgeführt werden, und man erhält<br />
( ∫<br />
)<br />
[<br />
Z 0 η<br />
A<br />
c , ¯η c<br />
A ]<br />
∝ exp − d 4 xd 4 y ¯η c A (x)∆ AB<br />
F (x − y)ηc B (y) , (4.141)<br />
wobei<br />
(−i) [ ∂ 2] ∫<br />
−1<br />
(x) ηA c (x) =<br />
d 4 y ∆ AB<br />
F (x − y)η B c (y). (4.142)<br />
Diese Gleichung wird offensichtlich gelöst, wenn ∆ AB<br />
F<br />
<strong>der</strong> Gleichung<br />
i∂ 2 (x) ∆AB F (x − y) = δ (4) (x − y)δ AB (4.143)<br />
genügt, woraus mittels Fourier-Transformation folgt<br />
i(−1) 2 (ik µ ) 2 ˜∆AB F (k) = 1 · δ AB . (4.144)<br />
Somit erhält man für den Geist-Propagator im Impulsraum:<br />
B<br />
k<br />
A<br />
= c A ¯c B = − ¯c B c A = δ AB i<br />
k 2 + iε . (4.145)<br />
Zur Berechnung von Green-Funktionen und Streumatrixelementen benötigt<br />
man das erzeugende Funktional <strong>der</strong> Theorie. Dieses lautet für eine reine<br />
Eichtheorie (L M ≡ 0):<br />
Z [ ∫<br />
Jµ A ,ηc A , ¯η c<br />
A ]<br />
≡ N D [ A A,µ ,c A , ¯c A]<br />
( ∫<br />
× exp i<br />
d 4 x ( L + L GF + L FP + Jµ A AA,µ + ¯η c A cA + ¯c A ηc<br />
A ) ) . (4.146)<br />
Die damit erzeugten n-Punkt-Funktionen von Eichboson- und Geistfel<strong>der</strong>n<br />
sind nicht eichinvariant, da A A,µ dies nicht ist. (Bei <strong>der</strong> Vertauschung von<br />
Geistern sind wie bei Dirac-Fermionen Vorzeichen zu beachten.)<br />
176
4.2.3 Quantenelektrodynamik in kovarianter Eichung<br />
In Kapitel 4.2.2 haben wir gezeigt, dass Green-Funktionen von eichinvarianten<br />
Operatoren (diese enthalten keine Geistfel<strong>der</strong>) unabhängig von <strong>der</strong> Eichfixierung<br />
sind. Streumatrixelemente werden aber aus n-Punkt-Funktionen<br />
von A µ und ψ-Fel<strong>der</strong>n berechnet, die nicht eichinvariant sind. Die Eichinvarianz<br />
<strong>der</strong> Streumatrix S ist also noch zu klären.<br />
Wir betrachten zunächst den einfachen Fall <strong>der</strong> U(1)-Eichsymmetrie (QED)<br />
in <strong>der</strong> Feynman-Eichung ξ ≡ 1.<br />
Für eine U(1)-Eichgruppe ist f ABC = 0, so dass A A,µ → A µ . Dann gibt es<br />
auch keine Photon-Geist-Kopplung. Die Geister sind also frei und können<br />
weggelassen werden, da sie mit nichts wechselwirken. Die Lagrange-Dichte<br />
in <strong>der</strong> Feynman-Eichung lautet somit<br />
L = − 1 2 g µν (∂ ρ A µ ) (∂ ρ A ν ) + L M (ψ,D µ ψ) . (4.147)<br />
Der erste Term hat eine ähnliche Form wie <strong>der</strong> kinetische Term von vier<br />
unabhängigen skalaren Fel<strong>der</strong>n, jedoch mit <strong>der</strong> Metrik −g µν . Dies bedeutet,<br />
dass A 0 einen negativen Beitrag zur kinetischen Energiedichte liefert.<br />
Ausgehend von <strong>der</strong> Theorie (4.147) untersucht man nun die Zerlegung <strong>der</strong><br />
freien Fel<strong>der</strong> in Erzeugungs- und Vernichtungsoperatoren. Da die Theorie<br />
vier Fel<strong>der</strong> A µ enthält, ist <strong>der</strong> allgemeine Ansatz eine Linearkombination<br />
<strong>der</strong> Form<br />
A µ (x) =<br />
3∑<br />
∫<br />
λ=0<br />
d 3 ⃗ k<br />
(<br />
)<br />
(2π) 3 2k 0 e −ikx ε µ (k,λ)a(k,λ) + e +ikx ε µ∗ (k,λ)a † (k,λ)<br />
(4.148)<br />
mit vier möglichen Polarisationszuständen ε µ (k,λ). Wie üblich bestimmt<br />
man nun aus <strong>der</strong> freien Theorie die allgemeine Lösung für ε µ (k,λ), so dass<br />
A µ und Ȧµ den kanonischen Vertauschungsrelationen genügen.<br />
Die vier Polarisationszustände spalten auf in zwei transversale Polarisationen<br />
(z.B. λ = 1,2, falls ⃗ k ∝ ⃗e z ), eine longitudinale (λ = 3) und eine skalare<br />
Polarisation (λ = 0). Die letzten beiden Polarisationszustände sind offensichtlich<br />
nicht physikalisch, denn aus <strong>der</strong> Quantisierung in <strong>der</strong> Coulomb-<br />
Eichung ist bekannt, dass nur zwei transversale Polarisationen, entsprechend<br />
177
den zwei Helizitätszuständen, für das masselose Vektorfeld existieren. Trotzdem<br />
enthält die Feldtheorie zunächst alle vier Polarisationzustände, die man<br />
orthogonal wählt, d.h.<br />
〈k ′ ,λ ′ |k,λ〉 = 2k 0 (2π) 3 δ (3)( ⃗ k − ⃗ k<br />
′ ) (−g λλ ′) , (4.149)<br />
mit <strong>der</strong> Metrik −g λλ ′ (vgl. 4.147). Dies bedeutet aber, dass die skalare Polarisation<br />
eine negative Norm hat (→ unphysikalisch).<br />
Um die Wahrscheinlichkeitsinterpretation <strong>der</strong> Quantentheorie aufrechtzuerhalten,<br />
muss man einen physikalischen Hilbertraum auszeichnen, in dem alle<br />
Zustände außer dem Nullvektor positive Norm haben. Wir definieren für die<br />
QED:<br />
Physikalischer Hilbertraum =<br />
Fockraum aus den in-Zuständen<br />
von transversalen Photonen<br />
Diese Definition ist aber nur konsistent, wenn die unphysikalischen Zustände<br />
(λ = 0,3) in einem Streuprozess von physikalischen Zuständen nie produziert<br />
werden können, bzw. keinen Beitrag zum Streumatrixelement liefern.<br />
In diesem Fall ist <strong>der</strong> Streuoperator S, eingeschränkt auf den physikalischen<br />
Hilbertraum, ebenfalls unitär, da (tr = transversal)<br />
〈f,tr| [ S † S ] eingeschränkt |i,tr〉 = ∑ n,tr〈f,tr|S † |n,tr〉〈n,tr|S|i,tr〉<br />
= ∑<br />
〈f,tr|S † |n〉〈n|S|i,tr〉 = 〈f,tr|S † S|i,tr〉 = 〈f,tr|i,tr〉, (4.150)<br />
alle n<br />
d.h. S † S| eingeschränkt =½| eingeschränkt .<br />
Im Folgenden wollen wir eine Bedingung für S-Matrixelemente ableiten, so<br />
dass die Einschränkung auf den Raum <strong>der</strong> transversalen Photonen im oben<br />
beschriebenen Sinne konsistent ist. Dazu betrachten wir einen beliebigen<br />
Streuprozess mit mindestens einem Photon im Endzustand, z.B. e − e + → γγ<br />
(siehe Übungsaufgabe):<br />
.<br />
ε µ∗ (k,λ)<br />
178
Das zugehörige Streumatrixelement (bzw. die Streuamplitude) muss proportional<br />
zum Polarisationsvektor ε µ∗ (k,λ) sein, d.h.<br />
M(k) µ ε µ∗ (k,λ). (4.151)<br />
Um den unpolarisierten Wirkungsquerschnitt zu erhalten, muss man das<br />
S-Matrixelement quadrieren und über die Polarisationszustände des Photons<br />
im Endzustand summieren. Im Fall <strong>der</strong> kovarianten Eichung lautet die<br />
Polarisationssumme<br />
3∑<br />
(−1) δ λ0<br />
ε µ (k,λ)ε ν∗ (k,λ) = −g µν . (4.152)<br />
λ=0<br />
Die skalare Polarisation (λ = 0) erhält ein negatives Gewicht wegen seiner<br />
negativen Norm. Man vergleiche dies mit <strong>der</strong> Polarisationssumme in<br />
<strong>der</strong> Coulomb-Eichung, bei <strong>der</strong> allein über die transversalen Polarisationen<br />
summiert wird:<br />
∑<br />
λ=1,2<br />
ε µ (k,λ)ε ν∗ (k,λ) = −g µν + k · n (kµ n ν + k ν n µ ) − k µ k ν<br />
| ⃗ k| 2<br />
= −g µν + kµ¯kν + k ν¯kµ<br />
k · ¯k<br />
(4.153)<br />
mit n = (1,⃗0) und ¯k µ = (k 0 , − ⃗ k) = 2n · k n µ − k µ . Aus <strong>der</strong> Differenz von<br />
(4.152) und (4.153) erhält man, dass<br />
− kµ¯kν + k ν¯kµ<br />
k · ¯k<br />
= ∑<br />
λ=0,3<br />
(−1) δ λ0<br />
ε µ (k,λ)ε ν∗ (k,λ) (4.154)<br />
<strong>der</strong> Beitrag <strong>der</strong> unphysikalischen Photonen zur Polarisationssumme ist.<br />
Die unphysikalischen Polarisationen tragen also nicht bei, wenn gilt:<br />
k µ M(k) µ = 0. (4.155)<br />
Genau dieselbe Bedingung erhält man aus <strong>der</strong> For<strong>der</strong>ung, dass die S-Matrix<br />
eichinvariant ist. Die S-Matrix mit einem externen Photon erhält man aus<br />
einer (amputierten) Green-Funktion mit einem Photonfeld. Unter einer Eichtransformation<br />
geht das Photonfeld in<br />
A µ → A µ + ∂ µ θ (4.156)<br />
179
über. In <strong>der</strong> Darstellung des asymptotischen Feldes durch Erzeugungs- und<br />
Vernichtungsoperatoren bedeutet dies<br />
ε µ (k,λ) → ε µ (k,λ) + const · k µ . (4.157)<br />
Damit das S-Matrixelement (4.151) unverän<strong>der</strong>t bleibt, d.h. eichinvariant<br />
ist, muss folglich k µ M(k) µ = 0 gelten. (Dies gilt damit für jede Photonlinie.)<br />
Den formalen Beweis für die Bedingung k µ M(k) µ = 0 geben wir hier nicht<br />
im Detail an. Siehe hierfür z.B.<br />
• Peskin, Schrö<strong>der</strong>, Kap. 7.4 für einen kombinatorischen Beweis<br />
• Böhm, Denner, Joos, S. 173-175 für einen formalen Beweis mit Hilfe<br />
<strong>der</strong> Ward-Takahashi-Identität für das Erzeugende Funktional <strong>der</strong><br />
zusammenhängenden Green-Funktionen W[J] (siehe auch Übungsaufgabe).<br />
Aus diesem Beweis folgt auch die Gültigkeit von (4.155) für<br />
k 2 ≠ 0 (off-shell).<br />
• “Relativistische Quantentheorie”, Kap. 3.3.5 (einfaches Beispiel).<br />
Physikalisch entscheidend ist die Erhaltung des elektromagnetischen Stroms,<br />
die natürlich mit <strong>der</strong> Eichsymmetrie verknüpft ist. Die Erhaltung des Stroms<br />
ist wie<strong>der</strong>um verknüpft mit einer Ward-Identität, die k µ M(k) µ = 0 impliziert,<br />
woraus letztlich die Eichinvarianz <strong>der</strong> S-Matrix folgt, so dass alle physikalisch<br />
relevanten Größen unabhängig von <strong>der</strong> Eichung sind.<br />
In <strong>der</strong> QED heben sich die skalaren und longitudinalen Polarisationen gegeneinan<strong>der</strong><br />
weg (da ε µ (k,0) + ε ν (k,3) ∝ k µ für ⃗ k ∝ ⃗e z ). Dies gilt auch für<br />
virtuelle Photonen im Inneren von Diagrammen, da die Identität (4.155)<br />
auch für k 2 ≠ 0 gilt. In einer nicht-<strong>abelsche</strong>n Theorie ist das nicht <strong>der</strong><br />
Fall, die unphysikalischen Polarisationen heben sich nur zusammen mit den<br />
Geistzuständen weg. Eine elegante Behandlung des Problems ist mit Hilfe<br />
<strong>der</strong> BRST-Symmetrie möglich.<br />
180
4.3 BRST-Symmetrie und Quantisierung<br />
4.3.1 B(ecchi)-R(ouet)-S(tora)-T(yutin)-Transformation<br />
Ausgangspunkt <strong>der</strong> folgenden Betrachtungen ist die in Kapitel 4.2.2 abgeleitete<br />
Form <strong>der</strong> Lagrange-Dichte<br />
˜L ≡ L − 1 2ξ fA f A + ¯c A ∆ A , (4.158)<br />
mit<br />
∫<br />
∆ A (x) ≡ −g α<br />
d 4 y δfA [A λ (x)]<br />
δλ B (y)<br />
∣ c B (y). (4.159)<br />
λ=0<br />
α ist eine beliebige Konstante, die in (4.135) so gewählt ist, dass <strong>der</strong> kinetische<br />
Term die Form<br />
(<br />
∂µ¯c A) ( ∂ µ c A) (4.160)<br />
hat, d.h. α = 1 (kanonische Normierung).<br />
Nach Konstruktion ist die Lagrange-Dichte ˜L nicht mehr eichinvariant. Statt<br />
dessen ist ˜L invariant unter einer globalen, fermionischen Symmetrietransformation.<br />
Diese lässt sich am einfachsten definieren, indem man ein bosonisches<br />
Hilfsfeld B A (x) (Nakanishi-Lautrup-Feld) einführt. Dazu ersetzt<br />
man<br />
G[f] ≡ exp<br />
( ∫<br />
i<br />
d 4 x<br />
(<br />
− 1 ) )<br />
f A (x)f A (x)<br />
2ξ<br />
(4.161)<br />
durch<br />
∫<br />
G[f] ≡<br />
D [ B A] ( ∫<br />
exp i<br />
(<br />
d 4 x B A (x) f A (x) + ξ ))<br />
2 BA (x) . (4.162)<br />
Integriert man über B A , so wird im Exponenten von (4.162) B A (x) =<br />
− 1 ξ fA (x) gesetzt, und man erhält die ursprüngliche Form von G[f] zurück<br />
(bis auf eine irrelevante Konstante). Die Lagrange-Dichte hat dann folgende<br />
Form:<br />
˜L ≡ L + B A f A + 1 2 ξBA B A + ¯c A ∆ A . (4.163)<br />
Im Pfadintegral wird nun auch über B A (x) integriert.<br />
181
Definition <strong>der</strong> infinitesimalen BRS-Transformation<br />
Sei λ <strong>der</strong> infinitesimale Grassmann-Parameter <strong>der</strong> BRS-Transformation. Die<br />
Variation eines beliebigen Feldes φ(x) unter dieser Transformation definieren<br />
wir durch<br />
δ λ φ(x) ≡ λsφ(x), (4.164)<br />
mit dem BRS-Operator s.<br />
Auf Materiefel<strong>der</strong>n ψ(x) und Eichfel<strong>der</strong>n A A µ (x) soll die BRS-Transformation<br />
wie eine Eichtransformation mit ε A (x) ≡ gλc A (x) wirken, so dass δ λ L = 0,<br />
da L eichinvariant ist. Auf den übrigen Fel<strong>der</strong>n definiert man die Variation<br />
δ λ so, dass sich δ λ ˜L = 0 ergibt. Wie unten gezeigt wird, wird dies durch<br />
δ λ ψ = igλc A T A ψ (4.165)<br />
δ λ A A µ = λ ( ∂ µ δ AC + gf ABC A B )<br />
µ c C = λDµ AC c C (4.166)<br />
δ λ c A = − 1 2 gλfABC c B c C (4.167)<br />
δ λ¯c A = 1 α λBA (4.168)<br />
δ λ B A = 0 (4.169)<br />
erreicht. Diese Definitionen sind konsistent mit <strong>der</strong> Antihermitizität von<br />
c A . Bei <strong>der</strong> BRS-Transformation handelt es sich also um eine nicht-lineare<br />
Transformation (da auf <strong>der</strong> rechten Seite Produkte von Fel<strong>der</strong>n auftreten)<br />
mit den folgenden Eigenschaften:<br />
(1) Die BRS-Transformation ist nilpotent, d.h.<br />
für einen beliebigen Operator.<br />
s 2 O(x) = 0 (4.170)<br />
(2) Die Lagrange-Dichte (4.163) ist invariant unter <strong>der</strong> BRS-Transformation:<br />
δ λ ˜L = 0. (4.171)<br />
182
Beweis:<br />
(1) Wir zeigen dies zunächst für die elementaren Fel<strong>der</strong> ψ,A,c, ¯c,B.<br />
Für das Materiefeld ψ ergibt sich<br />
δ λ (sψ) = ig T A δ λ<br />
(<br />
c A ψ )<br />
= − 1 2 ig2 λf ABC T A c B c C ψ + g 2 λT A c A c B T B ψ , (4.172)<br />
wobei verwendet wurde, dass c A λc B = −λc A c B . Da außerdem c A c B =<br />
−c B c A , gilt<br />
T A c A c B T B = 1 2<br />
[<br />
T A ,T B] c A c B = i 2 fABC T C c A c B (4.173)<br />
und somit folgt<br />
δ λ (sψ) = 0. (4.174)<br />
Nun betrachten wir das Eichfeld A A µ:<br />
δ λ<br />
(<br />
sA<br />
A<br />
µ<br />
)<br />
= δλ<br />
(<br />
D<br />
AB<br />
µ c B) = ∂ µ δ λ c A + gf ACB δ λ<br />
(<br />
A<br />
C<br />
µ c B)<br />
= − 1 2 gλfABC ∂ µ<br />
(<br />
c B c C) − gf CAB λ ( D CD<br />
µ c D) c B<br />
− gf CAB A C µ<br />
(− 1 2 g )<br />
λf BDE c D c E . (4.175)<br />
Der erste Term in (4.175) hebt sich mit dem ∂ µ c C -Term aus<br />
weg, so dass folgt<br />
δ λ<br />
(<br />
sA<br />
A<br />
µ<br />
)<br />
= λg<br />
2<br />
D CD<br />
µ cD = ∂ µ c C − gf CDE c D A E µ (4.176)<br />
(<br />
f CAB f CDE c D c B A E µ + 1 )<br />
2 fCAB f BDE c D c E A C µ<br />
= 1 2 λg2 A C µ c D c E ( 2f BAE f BDC + f CAB f BDE)<br />
denn<br />
= 1 2 λg2 A C µ c D c E ( f BAE f BDC − f BAD f BEC + f CAB f BDE) , (4.177)<br />
c D c E f BAE f BDC = −c E c D f BAE f BDC = −c D c E f BAD f BEC . (4.178)<br />
183
Unter <strong>der</strong> Verwendung <strong>der</strong> Jacobi-Identität für die Strukturkonstanten f<br />
folgt dann aus (4.177)<br />
δ λ<br />
(<br />
sA<br />
A<br />
µ<br />
)<br />
= 0. (4.179)<br />
Schließlich zeigen wir noch die Nilpotenz von s auf dem Geistfeld c A :<br />
δ λ<br />
(<br />
sc<br />
A ) = − 1 2 gfABC δ λ<br />
(<br />
c B c C)<br />
= 1 4 g2 f ABC ( λf BDE c D c E c C + c B λf CDE c D c E)<br />
= 1 2 g2 f ABC f BDE λc D c E c C . (4.180)<br />
Verwendet man erneut die Jacobi-Identität für die Strukturkonstanten und<br />
berücksichtigt die totale Antisymmetrie von c D c E c C , so folgt auch hier<br />
δ λ<br />
(<br />
sc<br />
A ) = 0. (4.181)<br />
Die Nilpotenz auf ¯c A und B A ist wegen δ λ B A = 0 trivial.<br />
Aus <strong>der</strong> Nilpotenz <strong>der</strong> elementaren Fel<strong>der</strong> folgt dann auch die Nilpotenz<br />
auf beliebigen Produkten von Fel<strong>der</strong>n (nicht notwendigerweise am selben<br />
Punkt), denn<br />
)<br />
δ λ (s (φ 1 φ 2 )) = δ λ<br />
(s (φ 1 )φ 2 + (−1) |φ1| φ 1 s (φ 2 )<br />
wobei<br />
= (−1) |φ 1|+1 s (φ 1 )s(φ 2 ) + (−1) |φ 1| s (φ 1 ) s (φ 2 )<br />
= 0, (4.182)<br />
|φ 1 | =<br />
{<br />
0, falls φ1 bosonisch<br />
1, falls φ 2 fermionisch .<br />
(4.183)<br />
Den zusätzlichen Faktor (−1) im ersten Term von (4.183) erhält man, da<br />
s (φ 1 ) bosonisch bzw. fermionisch ist, wenn φ 1 fermionisch bzw. bosonisch<br />
ist. Die Verallgemeinerung auf Produkte mehrerer Fel<strong>der</strong> ist trivial.<br />
(2) Zu zeigen ist, dass ˜L im Kern des BRS-Operators liegt, d.h.<br />
δ λ ˜L = δλ<br />
(<br />
L + B A f A + 1 2 ξ BA B A + ¯c A ∆ A )<br />
= δ λ<br />
(<br />
B A f A + 1 2 ξ BA B A + ¯c A ∆ A )<br />
?<br />
= 0. (4.184)<br />
184
Da δ λ auf A A µ und ψ eine Eichtransformation ist, gilt<br />
∫<br />
δ λ f A [A] =<br />
Folglich ist<br />
δ λ<br />
(<br />
¯c A f A + ξ 2 ¯cA B A )<br />
d 4 y δfA [A ω (x)]<br />
δω B (y)<br />
∣ gλc A (y) = − 1<br />
ω=0 α λ∆A . (4.185)<br />
= ( δ λ¯c A) ( f A + ξ 2 BA )<br />
+ ¯c A δ λ f A<br />
(4.185)<br />
= + 1 α λ (<br />
B A f A + 1 2 ξ BA B A + ¯c A ∆ A )<br />
. (4.186)<br />
Beim Vorzeichen des dritten Terms ist zu beachten, dass δ λ = λs bosonisch<br />
ist, aber s fermionisch.<br />
Mit (4.186) folgt dann aus (4.158)<br />
˜L = L + αs<br />
(¯c A f A + ξ )<br />
2 ¯cA B A<br />
(4.187)<br />
und wegen <strong>der</strong> Nilpotenz des BRS-Operators erhält man unmittelbar<br />
˜L liegt also im Kern des BRS-Operators.<br />
δ λ ˜L = 0. (4.188)<br />
Damit lässt sich eine noch allgemeinere Form <strong>der</strong> Lagrange-Dichte ˜L angeben:<br />
˜L = L [ A,ψ ] + sF [ A,ψ,c, ¯c,B ] , (4.189)<br />
wobei sF im Bild des BRS-Operators liegt. Die Physik <strong>der</strong> Theorie darf<br />
also nicht davon abhängen, ob man zu L einen beliebigen Term im Bild<br />
von s hinzufügt. Damit dies gewährleistet ist, muss man eine Bedingung an<br />
Zustände im physikalischen Hilbertraum stellen (siehe Kap. 4.4).<br />
✷<br />
185
BRST-Quantisierung<br />
Die Quantisierung einer Theorie mit Hilfe <strong>der</strong> BRST-Symmetrie glie<strong>der</strong>t sich<br />
in folgende Schritte. Zunächst addiere man zu L einen beliebigen Term <strong>der</strong><br />
Form sF, welcher alle Symmetrien von L respektiert außer <strong>der</strong> Eichsymmetrie.<br />
Anschließend führe man die kanonische Quantisierung in bekannter<br />
Weise durch. Zum Schluss wähle man den physikalischen Hilbertraum aus<br />
(wie unten diskutiert) und zeige, dass dieser keine Zustände mit negativer<br />
Norm enthält, sowie dass die S-Matrix auf dem physikalischen Hilbertraum<br />
unitär ist.<br />
Die BRST-Symmetrie ist entscheidend für:<br />
• Auswahl <strong>der</strong> physikalischen Zustände<br />
• Ward-Slavnov-Taylor-Identitäten, die bei <strong>der</strong> Renormierung eine Rolle<br />
spielen.<br />
4.3.2 BRS-Ladung und Ward-Takahashi-Identitäten<br />
Für den Rest dieses Kapitels verwenden wir die kovariante Eichung<br />
so dass<br />
f A (x) ≡ ∂ µ A A µ , (4.190)<br />
˜L = − 1 4 GA µν GA,µν + L M<br />
(<br />
ψ,Dµ ψ ) + B A (<br />
∂ µ A A µ + ξ 2 BA )<br />
+ ( ∂ µ¯c A) D AB<br />
µ cB .<br />
(4.191)<br />
In Kap. 4.3.1 haben wir gezeigt, dass es sich bei <strong>der</strong> BRS-Transformation<br />
δ λ φ = λsφ (4.192)<br />
um eine Symmetrie handelt. Nach dem Noether-Theorem existiert dann ein<br />
erhaltener Noether-Strom jµ BRS und die erhaltene BRS-Ladung Q BRS . Diese<br />
sollen im Folgenden bestimmt werden.<br />
Zunächst betrachten wir die Maxwell-Gleichung, die aus ˜L folgt. Es ist<br />
∂ ˜L<br />
∂ (∂ µ A A ν ) = −GA,µν . (4.193)<br />
186
Um dieses Resultat zu erhalten muss <strong>der</strong> B A ∂ µ A A ν Term aus (4.191) als<br />
− ( ∂ µ B A) A A µ geschrieben werden. Mit analogen Rechnungen wie in Kap.<br />
4.1.3 erhält man die Maxwell-Gleichung<br />
D AB<br />
µ GB,µν + g j A,ν<br />
M = ∂ν B A + gf ABC ( ∂ ν¯c B) c C , (4.194)<br />
mit dem durch (4.80) definierten Materiestrom j A,ν<br />
M .<br />
Noether-Strom<br />
Nach (1.189) gilt für den Noether-Strom:<br />
λj BRS<br />
µ =<br />
∂L<br />
∂ (∂ µ A A ν ) λDAB ν c B + ∂L<br />
+ ∂L<br />
∂ (∂ µ c A )<br />
∂ (∂ µ ψ) igλcA T A ψ +<br />
(− 1 2 g )<br />
λf ABC c B c C +<br />
∂L<br />
∂ (∂ µ¯c A )<br />
1<br />
α λBA<br />
∂L<br />
∂ (∂ µ B A · 0. (4.195)<br />
)<br />
Damit δ λ ˜L = 0, so dass keine totale Divergenz <strong>der</strong> Form ∂µ K zum Noetherstrom<br />
addiert werden muss, muss man in ˜L den Term B A ∂ µ A A µ in <strong>der</strong> Form<br />
− ( ∂ µ B A) A A µ schreiben. Tauscht man λ nach links durch, erhält man<br />
j BRS<br />
µ = −G A,ν<br />
µ DAB ν<br />
c B − g j A Mµ cA + 1 2 g ( ∂ µ¯c A) f ABC c B c C + ( D AB<br />
µ cB) B A .<br />
(4.196)<br />
Das Pluszeichen des letzten Terms rührt von <strong>der</strong> Definition <strong>der</strong> Ableitung<br />
als Rechtsableitung her. Weiter folgt mit<br />
−g j A Mµc A = ( D AB<br />
ν G B,ν µ)<br />
c A − ( ∂ µ B A) c A − g f ABC( ∂ µ¯c B) c C c A (4.197)<br />
aus (4.196):<br />
j BRS<br />
µ = − ( D AB<br />
µ cB) B A − ( ∂ µ B A) c A − 1 2 g fABC( ∂ µ¯c A) c B c C − G A,ν<br />
µ ∂ νc A<br />
+ g f ABC G A,ν<br />
µ A C ν c B + ( ∂ ν G A,ν )<br />
µ c A − g f ABC A C ν G B,ν µc A<br />
= B A (D µ c) A − ( ∂ µ B A) c A − 1 2 g fABC( ∂ µ¯c A) c B c C − ∂ ν( G A µνc A)<br />
Für die BRS-Ladung erhält man somit<br />
∫<br />
Q BRS = d 3 ⃗x j 0,BRS 187<br />
(4.198)
∫<br />
=<br />
d 3 ⃗x<br />
(B A ( D 0 c ) A (<br />
+ ∂ 0 B A) c A − 1 ( )<br />
2 gfABC ∂ 0¯c A) c B c C .(4.199)<br />
Der Term −∂ ν ( G A 0ν cA) = ⃗ ∂ · (G A 0i cA) ist eine totale Divergenz und trägt<br />
nicht zum Raum-Integral bei.<br />
Die Ladung Q BRS erzeugt die BRS-Transformation (vgl. Kap. 1.4), d.h.<br />
woraus wegen <strong>der</strong> Nilpotenz folgt, dass<br />
δ λ φ = λsφ = i [ λQ BRS ,φ ] , (4.200)<br />
(<br />
Q<br />
BRS ) 2<br />
= 0. (4.201)<br />
Aus <strong>der</strong> globalen BRS-Symmetrie und den Bewegungsgleichungen folgen<br />
Identitäten zwischen Green-Funktionen <strong>der</strong> Fel<strong>der</strong> A A µ,ψ,c A , ¯c A und B A<br />
analog zum Vorgehen in Kap. 2.4, z.B.<br />
m∑<br />
〈Ω|T ( φ n1 (x 1 )... φ nk−1 (x k−1 )λs (φ nk (x k ))φ nk+1 (x k+1 )... φ nm (x m ) ) |Ω〉<br />
k=1<br />
= 0, (4.202)<br />
wobei φ ni ∈ { ψ α ,A A µ ,cA , ¯c A ,B A} .<br />
Hier wird vorausgesetzt, dass das Integralmaß BRS-invariant ist, was man<br />
zeigen kann, falls das Maß <strong>der</strong> Materiefel<strong>der</strong> invariant ist, was wie<strong>der</strong>um<br />
gewährleistet ist, wenn nicht schon L M eine Eich-Anomalie hat.<br />
Bei <strong>der</strong> Renormierung verwendet man die entsprechenden Identitäten für<br />
das erzeugende Funktional (vgl. Übungsaufgabe für die QED).<br />
Bewegungsgleichungen<br />
Wir hatten bereits in Kap. 2.4 Bewegungsgleichungen für Green-Funktionen<br />
abgeleitet:<br />
( )<br />
δS[φn ′]<br />
〈Ω|T<br />
δφ n (x) φ n 1<br />
(x 1 )... φ nm (x m ) |Ω〉<br />
=<br />
m∑<br />
i=1,<br />
φn i<br />
vom Typ φn<br />
(<br />
iδ (4) (x − x i ) 〈Ω|T φ n1 (x 1 )... ̂φ<br />
)<br />
ni (x i )... φ nm (x m ) |Ω〉. (4.203)<br />
188
Das Feld ̂φ ni (x i ) ist jeweils wegzulassen. Für Fermionen sind wie üblich<br />
Vorzeichen zu beachten.<br />
Der Zusatz, dass nur über diejenigen i summiert wird, für die φ ni vom selben<br />
Feldtyp wie φ n ist, trat in Kap. 2.4 nicht auf. Bei verschiedenen Feldtypen<br />
hat man verschiedene Quellen und nur das J n für das Feld φ n tritt in <strong>der</strong><br />
Formel (2.297) auf.<br />
Anwendung<br />
Wir betrachten die Zweipunkt-Funktion des Eichfeldes in <strong>der</strong> wechselwirkenden<br />
Theorie:<br />
〈Ω|T ( A A µ(x)A B ν (y) ) ∫ d 4 k<br />
|Ω〉 ≡<br />
(2π) 4 e−ik(x−y) G AB<br />
µν (k) (4.204)<br />
mit<br />
G AB<br />
µν (k) =<br />
=<br />
([<br />
i<br />
k 2 −g µν + k µk ν<br />
+ iε<br />
i<br />
k 2 + iε<br />
]<br />
k 2 A(k 2 ) − k )<br />
µk ν<br />
k 2 B(k 2 ) δ AB<br />
(<br />
−g µν + (1 − ξ) k )<br />
µk ν<br />
k 2 δ AB + O(g 2 ). (4.205)<br />
Die zwei Funktionen A(k), B(k) können nur von g und von k 2 abhängen<br />
(aufgrund <strong>der</strong> Lorentz-Invarianz). Durch Vergleich mit dem freien Propagator<br />
liest man ab, dass in niedrigster Ordnung<br />
A(k 2 ) = 1 + O(g 2 ) (4.206)<br />
B(k 2 ) = ξ + O(g 2 ) (4.207)<br />
gelten muss. Wir zeigen jetzt, dass B(k 2 ) = ξ exakt ist, d.h., dass <strong>der</strong> longitudinale<br />
Anteil des Eichbosonpropagators keine Korrekturen in <strong>der</strong> Störungstheorie<br />
erfährt. Ausgehend von (4.203) erhält man<br />
( )<br />
δS<br />
0 = 〈Ω|T<br />
δB A (x) ∂µ A B µ (y) |Ω〉<br />
woraus folgt<br />
= 〈Ω|T (( ∂ ν A A ν (x) + ξB A (x) ) ∂ µ A B µ (y) ) |Ω〉, (4.208)<br />
∂ ν (x) ∂µ (y) 〈Ω|T( A A ν (x)AB µ (y)) |Ω〉 = −ξ 〈Ω|T ( s (¯c A (x) ) ∂ µ A B µ (y)) |Ω〉.<br />
(4.209)<br />
189
Um diese Gleichung weiter umzuformen, verwenden wir (4.202) in <strong>der</strong> Form<br />
0 = 〈Ω|T ( s (¯c A (x) ) ∂ µ A B µ (y)) |Ω〉 − 〈Ω|T (¯c A (x)s ( ∂ µ A B µ (y))) |Ω〉, (4.210)<br />
wobei man das Minuszeichen wegen des Durchtauschens von λ erhält. Damit<br />
geht (4.209) über in<br />
∂ ν (x) ∂µ (y) 〈Ω|T( A A ν (x)AB µ (y)) |Ω〉 = −ξ 〈Ω|T (¯c A (x)s ( ∂ µ A B µ (y))) |Ω〉<br />
= −ξ 〈Ω|T (¯c A (x)∂ µ( Dµ BC cC (y) )) ( ) δS<br />
|Ω〉 = ξ 〈Ω|T<br />
δ¯c B (y) ¯cA (x) |Ω〉<br />
(4.211)<br />
An dieser Stelle kann man erneut (4.203) verwenden, wobei man ein weiteres<br />
Vorzeichen berücksichtigen muss, da ¯c A fermionisch ist. Man erhält<br />
∂ ν (x) ∂µ (y) 〈Ω|T( A A ν (x)A B µ (y) ) |Ω〉 = −iξ δ AB δ (4) (x − y). (4.212)<br />
Mittels Fourier-Transformation folgt daraus<br />
Außerdem gilt<br />
(−ik µ ) (ik ν )G AB<br />
µν (k) = −iξ δ AB . (4.213)<br />
(−ik µ ) (ik ν )G AB<br />
µν (k) = −iB(k)δAB , (4.214)<br />
woraus aus Vergleich mit (4.213) folgt, dass B(k) = ξ exakt ist, d.h. <strong>der</strong><br />
longitudinale Anteil des Eichbosonpropagators erhält keine Korrekturen in<br />
<strong>der</strong> Störungstheorie.<br />
4.4 Physikalischer Hilbertraum; Unitarität und Eichinvarianz<br />
<strong>der</strong> S-Matrix<br />
4.4.1 Kanonische Quantisierung<br />
Im Folgenden betrachten wir die Feynman-Eichung ξ = 1, so dass die<br />
Lagrange-Dichte die Form<br />
˜L = − 1 4 GA µνG A,µν + L M (ψ,D µ ψ) − ( ∂ µ B A) A A µ + 1 2 BA B A + ( ∂ µ¯c A) (D µ c) A<br />
(4.215)<br />
190
annimmt. In dieser Eichung ist <strong>der</strong> Eichbosonpropagator beson<strong>der</strong>s einfach:<br />
k<br />
B, ν A, µ<br />
= −ig µν<br />
k 2 + iε · δAB . (4.216)<br />
Wir verfolgen nun die übliche Strategie <strong>der</strong> kanonischen Quantisierung von<br />
Feldtheorien. Für die konjugierten Impulse erhält man<br />
Π A,µ = G A,µ0 , (4.217)<br />
Π ψ =<br />
∂L M<br />
∂ (D 0 ψ) , (4.218)<br />
Π A B = −AA 0 , (4.219)<br />
Π A C = ∂ 0¯c A , (4.220)<br />
Π Ā c = − ( D 0 c ) A<br />
. (4.221)<br />
Das Minuszeichen in (4.221) ist eine Folge <strong>der</strong> Rechtsableitung. Aus (4.217)<br />
folgt die übliche Nebenbedingung<br />
Π A,0 = 0, (4.222)<br />
d.h. A A,0 ist keine kanonische Variable. Jedoch spielt A A,0 die Rolle des zu<br />
B A konjugierten Impulses. Die zugehörigen kanonischen Vertauschungsregeln<br />
lauten dann<br />
[<br />
A<br />
A<br />
i (t,⃗x),G B,j0 (t,⃗y) ] = iδ AB δ i j δ(3) (⃗x − ⃗y) , (4.223)<br />
[<br />
B A (t,⃗x), −A B,0 (t,⃗y) ] = iδ AB δ (3) (⃗x − ⃗y) , (4.224)<br />
{<br />
c A (t,⃗x),∂ 0¯c B (t,⃗y) } = iδ AB δ (3) (⃗x − ⃗y) , (4.225)<br />
{<br />
¯c A (t,⃗x), − ( D 0 c(t,⃗y) ) } B<br />
= iδ AB δ (3) (⃗x − ⃗y) . (4.226)<br />
Diese Vertauschungsregeln sind konsistent damit, dass c A antihermitesch<br />
und ¯c A hermitesch ist.<br />
Wir nehmen nun an, dass wir das System störungstheoretisch behandeln<br />
können, so dass das Spektum des Hamilton-Operators in erster Näherung<br />
durch die freie Theorie gegeben ist. Wir wollen zeigen, dass <strong>der</strong> Hilbertraum<br />
dann Zustände mit negativer Norm enthält.<br />
Für g = 0 erhält man die Bewegungsgleichungen<br />
∂ 2 A A µ = ∂2 c A = ∂ 2¯c A = 0, (4.227)<br />
191
B A = −∂ µ A A µ . (4.228)<br />
Mit (4.228) folgt aus (4.224)<br />
[<br />
∂ µ A A µ (t,⃗x),A B,0 (t,⃗y) ] = iδ AB δ (3) (⃗x − ⃗y) , (4.229)<br />
wobei nur <strong>der</strong> Summand für µ = 0 beiträgt, da A A i und A B j bei gleichen<br />
Zeiten vertauschen. Außerdem vertauscht A A i mit A B 0 , da AB 0 <strong>der</strong> kanonisch<br />
konjugierte Impuls zu B A ist, so dass (4.223) in<br />
[<br />
A A i (t,⃗x), A ˙<br />
]<br />
B<br />
j (t,⃗y) = iδ AB δ ij δ (3) (⃗x − ⃗y) . (4.230)<br />
übergeht. Die Vertauschungsregeln (4.229) und (4.230) lassen sich dann zu<br />
[<br />
A A µ(t,⃗x), A ˙<br />
]<br />
B<br />
ν (t,⃗y) = −iδ AB g µν δ (3) (⃗x − ⃗y) (4.231)<br />
zusammenfassen. Mit entsprechenden Überlegungen erhält man für die Vertauschungsregeln<br />
<strong>der</strong> Geistfel<strong>der</strong><br />
{<br />
c A (t,⃗x),∂ 0¯c B (t,⃗y) } = − {¯c A (t,⃗x),∂ 0 c B (t,⃗y) } = iδ AB δ (3) (⃗x − ⃗y) .<br />
(4.232)<br />
Der nächste Schritt in <strong>der</strong> kanonischen Quantisierung (von freien o<strong>der</strong> asymptotischen<br />
Fel<strong>der</strong>n) besteht in <strong>der</strong> Zerlegung <strong>der</strong> Fel<strong>der</strong> in Erzeugungs- und<br />
Vernichtungsoperatoren. Für das Vektorfeld benötigt man vier Polarisationsvektoren,<br />
entsprechend den vier unabhängigen Feldkomponenten, d.h.<br />
A A µ (x) =<br />
3∑<br />
∫<br />
λ=0<br />
d 3 ⃗ k<br />
(<br />
)<br />
(2π) 3 2k 0 e −ikx ε µ (k,λ,A)a(k,λ,A) + h.c. . (4.233)<br />
Für Geistfeld ist zu beachten, dass dieses antihermitesch ist, so dass<br />
∫<br />
c A (x) = −i<br />
¯c A (x) =<br />
∫<br />
d 3 ⃗ k<br />
(<br />
)<br />
(2π) 3 2k 0 e −ikx c(k,A) + h.c. , (4.234)<br />
d 3 ⃗ k<br />
(<br />
)<br />
(2π) 3 2k 0 e −ikx ¯c(k,A) + h.c. . (4.235)<br />
Aus den Vertauschungs- bzw. Antivertauschungsregeln <strong>der</strong> Fel<strong>der</strong> folgen<br />
dann die entsprechenden Vertauschungs- bzw. Antivertauschungsrelationen<br />
<strong>der</strong> Erzeugungs- und Vernichtungsoperatoren:<br />
[<br />
]<br />
a(k,λ,A),a † (k ′ ,λ ′ ,B) = −g λλ ′δ AB 2k 0 (2π) 3 δ (3) ( ⃗ k − ⃗ k ′ ), (4.236)<br />
192
{<br />
} {<br />
}<br />
c(k,A), ¯c † (k ′ ,B) = − ¯c(k,A),c † (k ′ ,B) = iδ AB 2k 0 (2π) 3 δ (3) ( ⃗ k − ⃗ k ′ ).<br />
(4.237)<br />
Nun kann man durch Anwenden <strong>der</strong> Erzeugungsoperatoren auf das Vakuum<br />
Zustände definieren und <strong>der</strong>en Norm mit Hilfe <strong>der</strong> Vertauschungsrelationen<br />
berechnen. Es zeigt sich, dass Zustände wie<br />
a(k,0,A)|0〉, (4.238)<br />
(<br />
)<br />
c † (k,A) + i¯c † (k,A) |0〉 (4.239)<br />
eine negative Norm haben. Dies verdeutlicht die Notwendigkeit <strong>der</strong> Einschränkung<br />
auf einen physikalischen Hilbertraum. Wir erwarten, dass nur<br />
transversal polarisierte Eichbosonzustände und keine Geistzustände Teil des<br />
physikalischen Hilbertraums sind.<br />
Beispiel: Wir betrachten den Streuprozess q¯q → gg in niedrigster Ordnung<br />
<strong>der</strong> Störungstheorie. Die relevanten Feynman-Diagramme sind<br />
+ +<br />
p 1<br />
B, k 2<br />
p 2<br />
A, k 1<br />
Um den unpolarisierten Wirkungsquerschnitt zu berechnen, muss man die<br />
Streumatrixelemente zunächst quadrieren und anschließend über die Polarisationszustände<br />
<strong>der</strong> Gluonen im Endzustand summieren. In <strong>der</strong> konvarianten<br />
Eichung ist die Eichboson-Polarisationssumme<br />
∑<br />
(−1) δ λ0<br />
ε ∗ µ(k,λ)ε ν (k,λ) = −g µν , (4.240)<br />
λ,λ ′ =0,...,3<br />
alle λ=0,...,3<br />
und das Resultat lässt sich in folgen<strong>der</strong> Form darstellen:<br />
∑<br />
∣ T(q¯q → g(λ)g(λ ′ )) ∣ 2 = ∑ ∣ T(q¯q → g(λ)g(λ ′ )) ∣ 2<br />
λ,λ ′ =<br />
[<br />
+ 2 · ig ¯v(p 2 )γ α T C u(p 1 )<br />
[<br />
× −ig ū(p 1 )γ β T D v(p 2 )<br />
193<br />
transvers<br />
]<br />
−i<br />
(p 1 + p 2 ) 2 gfABC k 1α<br />
]<br />
i<br />
(p 1 + p 2 ) 2 gfABD k 1β . (4.241)
In einer nicht-<strong>abelsche</strong>n Eichtheorie kann man neben unphysikalischen Eich-<br />
Bosonen auch Geist-Zustände produzieren. Der zusätzliche Term in (4.241)<br />
hat dieselbe Struktur wie<br />
p 1<br />
∣ ∣∣∣∣∣∣<br />
2<br />
= (−1) · [... ][ ... ] . (4.242)<br />
∣<br />
B, k 2<br />
p 2<br />
A, k 1<br />
Dies ist ein an<strong>der</strong>er Endzustand, <strong>der</strong> inkohärent zu (4.231) addiert werden<br />
muss. Bei <strong>der</strong> Phasenraumintegration erhält <strong>der</strong> Eichbosonterm einen Symmetriefaktor<br />
1 2<br />
für identische Teilchen im Endzustand. Folglich erhält man<br />
1<br />
2 |T(q¯q → gg)|2 alle + ∣ ∣T(q¯q → ghgh ) ∣ 2 = 1<br />
Polarisationen<br />
2 |T(q¯q → gg)|2 nur transverse .<br />
Polarisationen<br />
(4.243)<br />
Das negative Gewicht des Geistdiagramms in (4.242) erklärt sich aus <strong>der</strong><br />
Metrik auf dem Fockraum. Wenn 〈n|n ′ 〉 = G nn ′ (üblicherweise G nn ′ = δ nn ′),<br />
dann lautet die Vollständigkeitsrelation<br />
∑<br />
|n〉 ( G −1) 〈n ′ |. (4.244)<br />
nn ′<br />
n,n ′<br />
Mit <strong>der</strong> Metrik G λλ ′ = −g λλ ′<br />
erhält man beispielsweise für Eichbosonen<br />
3∑<br />
(−1) δ λ0<br />
ε ∗ (k,λ) µ ε(k,λ) ν . (4.245)<br />
λ=0<br />
Für Geister ist die Metrik durch<br />
( ) (<br />
〈gh|gh〉 〈gh| gh〉 ¯ 0 (−i)i<br />
〈 gh|gh〉 ¯ 〈 gh| ¯ gh〉 ¯ =<br />
(−i)(−i) 0<br />
)<br />
=<br />
( )<br />
0 1<br />
−1 0<br />
(4.246)<br />
gegeben, so dass man in ghgh-Produktion ein Gewicht 1 ·(−1) = −1 erhält.<br />
4.4.2 Eichinvarianz <strong>der</strong> S-Matrix und die Bedingung an den<br />
physikalischen Hilbertraum<br />
Die Streumatrix darf nicht von <strong>der</strong> Wahl <strong>der</strong> Eichfixierung abhängen. Dies<br />
soll nun verwendet werden, um den physikalischen Hilbertraum festzulegen.<br />
Nach (4.189) ist die eichfixierte Lagrange-Dichte von <strong>der</strong> Form<br />
˜L = L + sF , (4.247)<br />
194
mit dem BRS-Operator s, wobei<br />
s ˜L = 0. (4.248)<br />
Wir for<strong>der</strong>n, dass die S-Matrix von physikalischen Zuständen bei einer Variation<br />
δ F des Eichfixierungsterms F unverän<strong>der</strong>t bleibt, d.h.<br />
δ F 〈β;out|α;in〉 = 0. (4.249)<br />
Die folgende Ableitung ist etwas heuristisch. Die Variation F → F + δF<br />
impliziert eine Än<strong>der</strong>ung des Hamilton-Operators H → H + δ F H, die wir<br />
als Än<strong>der</strong>ung von H int auffassen. Die in/out-Zustände sind als Lösungen<br />
<strong>der</strong> Lippmann-Schwinger-Gleichung (3.8) definiert. In erster Ordnung gilt<br />
deshalb<br />
1<br />
δ F |α;in/out〉 =<br />
E α − H 0 ± iε δ FH |α;in/out〉. (4.250)<br />
Multipliziert man diese Gleichung mit einem beliebigen in-Zustand 〈β;in|,<br />
so erhält man<br />
〈β;in|δ F |α;in/out〉 =<br />
= ∓i<br />
= ∓i<br />
∫ ∞/t<br />
t/−∞<br />
∫ ∞/t<br />
t/−∞<br />
1<br />
E α − E β ± iε 〈β;in|δ F H|α;in/out〉<br />
dt e i(Eα−E β±iε)t 〈β;in|δ F H|α;in/out〉<br />
dt 〈β;in|e −iHt δ F He iHt |α;in/out〉. (4.251)<br />
Somit folgt für die Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> in/out-Zustände in erster Ordnung<br />
δ F |α;in/out〉 = ∓i<br />
∫ ∞/t<br />
t/−∞<br />
dt e −iHt δ F He iHt |α;in/out〉. (4.252)<br />
Diese Gleichung kann man nun verwenden, um die Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> S-Matrix<br />
bei einer Variation des Eichfixierungsfunktionals F zu berechnen:<br />
δ F (〈β;out|α;in〉) = (δ F 〈β;out|) |α;in〉 + 〈β;out|(δ F |α;in〉)<br />
= −i<br />
∫ t<br />
∞<br />
dt 〈β;out|e −iHt δ F H e iHt |α;in〉<br />
− i<br />
∫ ∞<br />
t<br />
dt 〈β;out|e −iHt δ F H e iHt |α;in〉. (4.253)<br />
195
Im nächsten Schritt verwenden wir zunächst, dass |α;in/out〉 Energieeigenzustände<br />
von H sind, und anschließend die Energieerhaltung, d.h. E α = E β ,<br />
so dass<br />
δ F (〈β;out|α;in) = −i<br />
∫<br />
= i<br />
∫ ∞<br />
−∞<br />
dt 〈β;out|δ F H |α;in〉<br />
d 4 x 〈β;out|δ F ˜L |α;in〉 = i〈β;out|δF S |α;in〉, (4.254)<br />
wobei δ F S = ∫ d 4 xsδ F F ≡ sδ F ψ die Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Wirkung ist. Da die BRS-<br />
Transformation von <strong>der</strong> BRS-Ladung Q BRS erzeugt wird (vgl. (4.200)), folgt<br />
letztlich<br />
δ F (〈β;out|α;in〉) = i〈β;out|sδ F ψ |α;in〉<br />
= −〈β;out| [ Q BRS ,δ F ψ ] |α;in〉<br />
!<br />
= 0. (4.255)<br />
Das Eichfixierungsfunktional F ist beliebig, weshalb auch δ F ψ ein beliebiger<br />
Operator ist. Somit liefert (4.255) eine hinreichende Bedingung an die<br />
Zustände des physikalischen Hilbertraums:<br />
Q BRS |α;in〉 = 0. (4.256)<br />
Da Q BRS eine erhaltene Ladung ist, d.h. mit dem Hamilton-Operator vertauscht,<br />
verschwindet ebenfalls <strong>der</strong> Kommutator von Q BRS mit <strong>der</strong> Streumatrix<br />
S. Deshalb folgt auch<br />
Q BRS |β;out〉 = 0 (4.257)<br />
für die out-Zustände des physikalischen Hilbertraums.<br />
Die physikalischen Zustände liegen also im Kern ker Q BRS <strong>der</strong> BRS-Ladung.<br />
Der Kern ist aber noch nicht <strong>der</strong> physikalische Hilbertraum, da er viele<br />
Nullnormzustände enthält, nämlich alle Zustände <strong>der</strong> Form Q BRS |ψ〉 = 0<br />
für beliebiges ψ, da Q BRS nilpotent ist.<br />
Sei nun V 0 die Menge aller Nullnormzustände in ker Q BRS . Dann gilt<br />
〈f|ψ〉 = 0 ∀f ∈ ker Q BRS und |ψ〉 ∈ V 0 , (4.258)<br />
falls ker Q BRS positiv semidefinit ist, d.h. keine Zustände mit negativer Norm<br />
enthält. (Dies ist zu beweisen; siehe hierfür Kugo Kap. 5.8/5.9.)<br />
196
Beweis:<br />
Wir wählen eine beliebige Linearkombination <strong>der</strong> Form<br />
|f〉 + α |ψ〉 ∈ ker Q BRS , α ∈ C . (4.259)<br />
Da ker Q BRS positiv semidefinit ist, hat dieser Zustand eine nicht negative<br />
Norm, so dass<br />
0 ≤ (〈f| + α 〈ψ|) (|f〉 + α |ψ〉) = 〈f|f〉 + 2Re (α〈ψ|f〉) (4.260)<br />
was für beliebiges komplexes α nur möglich ist, wenn 〈ψ|f〉 = 0.<br />
Wir definieren als physikalische Zustände die Äquivalenzklassen<br />
| ̂f 〉 ≡ { |f ′ 〉 ∣ ∣ |f ′ 〉 − |f〉 ∈ V 0 , |f ′ 〉 ∈ ker Q BRS} (4.261)<br />
und den physikalischen Hilbertraum als den Quotientenraum ker Q BRS /V 0<br />
mit dem Skalarprodukt<br />
〈 ̂f |ĝ 〉 ≡ 〈f|g〉, (4.262)<br />
welches wegen (4.258) wohldefiniert ist, d.h. unabhängig von <strong>der</strong> Wahl des<br />
Repräsentanten ist. Die Metrik ist nach Konstruktion positiv definit, denn<br />
alle Nullnormzustände sind nun äquivalent zum Null-Vektor.<br />
Wir überzeugen uns an zwei weiteren Argumenten, dass Q BRS |ψ〉 = 0 die<br />
richtige Auswahlbedingung ist.<br />
✷<br />
Bewegungsgleichung<br />
Im Folgenden soll gezeigt werden, dass das Auswahlkriterium (4.256) dazu<br />
führt, dass die Feldgleichung für das Eichboson die Form einer verallgemeinerten<br />
Maxwell-Gleichung annimmt.<br />
In Kap. 4.3.2 hatten wir bereits die aus <strong>der</strong> eichfixierten Lagrange-Dichte ˜L<br />
folgende Maxwell-Gleichung<br />
D AB<br />
µ GB,µν + gj A,ν<br />
M = ∂ν B A + gf ABC ( ∂ ν¯c B) c C . (4.263)<br />
abgeleitet (vgl. (4.194)). Die Terme auf <strong>der</strong> rechten Seite dieser Gleichung<br />
sind eine Folge <strong>der</strong> Eichfixierung und treten deshalb in (4.81) nicht auf. Unter<br />
197
globalen Eichtransformationen transformieren B A ,c A , ¯c A in <strong>der</strong> adjungierten<br />
Darstellung. ˜L ist invariant, und man erhält den vollen Noether-Strom<br />
−j A,ν = f ABC A C µ G B,µν − j A,ν<br />
M + ∂L<br />
∂ (∂ ν B B ) fABC B C<br />
+ ∂L<br />
∂ (∂ ν c B ) fABC c C +<br />
∂L<br />
∂ (∂ ν¯c B ) fABC¯c C<br />
= f ABC A C ν G B,µν − j A,ν<br />
M<br />
− fABC A B,ν B C<br />
+ f ABC¯c C (D ν c) B + f ABC ( ∂ ν¯c B) c C . (4.264)<br />
Verwendet man diese Gleichung in (4.263), so folgt<br />
∂ µ G A,µν + gj A,ν = ∂ ν B A + gf ABC A B,ν B C + gf ABC¯c B (D ν c) C<br />
= s ∂ ν¯c A + gf ABC A B,ν s ¯c C + gf ABC¯c B sA C,ν<br />
= s ∂ ν¯c A + gf ABC s ( A B,ν¯c C) = s (D ν c) A<br />
{<br />
= i Q BRS ,(D ν c) A} (4.265)<br />
Im Vergleich zu (4.200) muss hier <strong>der</strong> Antikommutator verwendet werden,<br />
um den BRS-Operator durch die BRS-Ladung auszudrücken, da <strong>der</strong><br />
Grassmann-Parameter λ herausgezogen wurde.<br />
Der Term auf <strong>der</strong> rechten Seite von (4.265) verschwindet zwischen physikalischen<br />
Zuständen, so dass die Bewegungsgleichung die Form <strong>der</strong> Maxwell-<br />
Gleichung mit dem vollen Noether-Strom j A,ν bezüglich <strong>der</strong> globalen Eichsymmetrie<br />
annimmt.<br />
Asymptotische Zustände<br />
Wir wollen nun zeigen, dass das Kriterium (4.256) für die aysmptotischen<br />
Zustände tatsächlich dazu führt, dass nur transversale Eichboson-Zustände<br />
und keine Geister als physikalisch bezeichnet werden.<br />
Dazu betrachten wir die BRS-Transformation <strong>der</strong> Fel<strong>der</strong> für den Fall g = 0:<br />
δ λ ψ = 0, (4.266)<br />
δ λ A A µ = λ∂ µ c A , (4.267)<br />
198
wobei aufgrund <strong>der</strong> Bewegungsgleichung gilt<br />
δ λ c A = 0, (4.268)<br />
δ λ¯c A = λB A , (4.269)<br />
δ λ B A = 0, (4.270)<br />
B A = −∂ µ A A,µ . (4.271)<br />
Aus (4.269) folgt, dass ein Antigeistzustand nicht im Kern <strong>der</strong> BRS-Ladung<br />
liegt und somit keinen physikalischen Zustand darstellt.<br />
Weiter betrachten wir (4.267). Um zu erkennen welche <strong>der</strong> vier Polarisationszustände<br />
des Eichfeldes A A,µ nicht im Kern des BRS-Operators liegen,<br />
wählen wir die Polarisationsvektoren wie folgt:<br />
ε µ (k,λ), λ = 1,2 (transvers), (4.272)<br />
(<br />
ε ± µ (k) = √ 1 (ε µ (k,0) ∓ ε µ (k,3)) = √ 1 1, ∓ ⃗ )<br />
k ∣ ∣ . (4.273)<br />
2 2 ∣⃗ k Im Impulsraum geht (4.267) in<br />
über, so dass<br />
δ λ A A µ = −iλk µ c A (4.274)<br />
δ λ<br />
(<br />
ε µ (k,λ)A A µ (k)) = −iλε µ (k,λ)k µ c A . (4.275)<br />
Das Skalarprodukt ε − µ (k)k µ ist ungleich Null, so dass die BRS-Variation für<br />
Eichbosonen mit A A µ ∝ ε+ µ (k) nicht verschwindet. Der Polarisationszustand<br />
ε + µ (k) liegt also nicht in ker QBRS und ist somit nicht physikalisch.<br />
Umgekehrt können (4.267) und (4.269) verwendet werden, um Nullnormzustände<br />
zu identifizieren. Wegen <strong>der</strong> Bewegungsgleichung (4.271) gilt<br />
B A ∝ ∂ µ A A,µ<br />
Impulsraum<br />
−→ k µ ε µ (k,λ). (4.276)<br />
Da das Skalarprodukt für ε −µ nicht verschwindet, folgt aus (4.269), dass <strong>der</strong><br />
ε − µ -Zustand als Variation eines Anitgeist-Zustandes darstellbar ist, d.h.<br />
ε − µ (k) ∝ Q BRS |Antigeist〉. (4.277)<br />
Aufgrund <strong>der</strong> Nilpotenz von Q BRS folgt, dass ε − µ (k) ein Nullnormzustand<br />
ist.<br />
199
Entsprechend folgt aus (4.269), dass sich <strong>der</strong> Geistzustand als BRS-Variation<br />
eines ε + µ (k)-Zustands darstellen lässt. ε − µ und <strong>der</strong> Geist-Zustand sind also<br />
äquivalent zum Nullzustand und werden deshalb bei Äquivalenzklassen-<br />
Bildung eliminiert.<br />
Wie erwartet, sind also die physikalischen Zustände die transversalen Eichbosonen<br />
und die ψ-Zustände, bzw. die entsprechenden Äquivalenzklassen.<br />
4.4.3 Unitarität <strong>der</strong> S-Matrix auf dem physikalischen Hilbertraum<br />
Für eine sinnvolle Theorie ist es offensichtlich notwendig zu for<strong>der</strong>n, dass<br />
ein Streuprozess physikalische Zustände nur in physikalische Zustände überführt.<br />
Dazu muss <strong>der</strong> Streuoperator S auf dem physikalischen Hilbertraum<br />
unitär sein.<br />
Die eichfixierte Lagrange-Dichte<br />
˜L = L + sF (4.278)<br />
ist nach Konstruktion hermitesch (bzw. reell), woraus folgt, dass auch <strong>der</strong><br />
zugehörige Hamilton-Operator ˜H hermitesch ist. Der Zeitentwicklungsoperator<br />
<strong>der</strong> Quantenmechanik ist dann unitär, so dass auch <strong>der</strong> Streuoperator<br />
auf dem gesamten Fockraum von ˜H, welcher auch unphysikalische Zustände<br />
einschließt, unitär ist.<br />
Der physikalische Hilbertraum sei definiert durch<br />
V phys ≡ ker Q BRS /V 0 . (4.279)<br />
Wir nehmen wie oben ohne Beweis an, dass ker Q BRS positiv semidefinit ist,<br />
so dass V phys positiv definit ist. Der Streuoperator S bildet ker Q BRS wie<strong>der</strong><br />
in sich selbst ab, d.h.<br />
S ker Q BRS ⊂ ker Q BRS , (4.280)<br />
denn da Q BRS eine erhaltene Ladung ist vertauscht diese mit dem Streuoperator,<br />
so dass<br />
Q BRS (S |f〉) = S Q BRS |f〉 = 0 ∀ |f〉 ∈ ker Q BRS . (4.281)<br />
Folglich gilt auch<br />
S V 0 ⊂ V 0 , (4.282)<br />
200
denn für beliebige Zustände |f〉 aus ker Q BRS und |ψ〉 aus V 0 folgt<br />
〈f|(S |ψ〉) = 〈f|S|ψ〉 = (〈f|S) |ψ〉 = 0, (4.283)<br />
da S|f〉 ∈ ker Q BRS . Der Zustand S|ψ〉 hat somit Norm Null.<br />
Damit kann man die physikalische S-Matrix wie folgt definieren:<br />
S phys | ̂f 〉 ≡ Ŝ |f〉. (4.284)<br />
Wegen (4.282) ist die rechte Seite wohldefiniert, denn für jeden Repräsentanten<br />
|f〉 von | ̂f 〉 liegt S|f〉 in <strong>der</strong>selben Äquivalenzklasse.<br />
Der durch (4.284) definierte Operator ist tatsächlich unitär, d.h. S † phys S phys<br />
wirkt zwischen zwei beliebigen Äquivalenzklassen | ̂f 〉, |ĝ 〉 wie <strong>der</strong> Einheitsoperator,<br />
denn<br />
〈 ̂f |S † phys S phys |ĝ 〉 = 〈Ŝf|Ŝg〉 = 〈Sf|Sg〉 = 〈f|S† S|g〉 = 〈f|g〉 = 〈 ̂f |ĝ 〉.<br />
(4.285)<br />
4.4.4 Zusammenfassung<br />
Ausgangspunkt <strong>der</strong> Überlegungen dieses Kapitels war eine Lagrange-Dichte<br />
L, welche eine lokale Eichsymmetrie besitzt. Die Eichfixierung mittels <strong>der</strong><br />
Fadeev-Popov-Methode und die BRST-Quantisierung führten auf eine erweiterte<br />
Lagrange-Dichte <strong>der</strong> Form<br />
˜L = L + sF , (4.286)<br />
wobei ˜L eine mit <strong>der</strong> BRS-Symmetrie verknüpfte Noether-Ladung Q BRS besitzt.<br />
Bei <strong>der</strong> Quantisierung haben wir festgestellt, dass eine Theorie mit <strong>der</strong><br />
Lagrange-Dichte ˜L unphysikalische Eichboson- und Geist-Zustände enthält<br />
und auf einen Fockraum mit indefiniter Metrik führt. Dies machte die Einschränkung<br />
auf einen physikalischen Hilbertraum notwendig, welcher durch<br />
V phys ≡ ker Q BRS /V 0 (4.287)<br />
definiert wurde. Der Streuoperator S, eingeschränkt auf V phys ist unitär, und<br />
seine Matrixelemente in V phys sind unabhängig von <strong>der</strong> beliebigen Eichfixierung<br />
F.<br />
201