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Buch - Lernen im 21. Jahrhundert

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„Ich bin der Herrscher dieses Landes. Die Mauern meines Schlosses sind aus<br />

Marmor und die Dächer aus funkelndem Gold. Mir gehören Wälder und<br />

Felder. Ich spreche mit den Lilien <strong>im</strong> Schlosspark. Ich reise in einer goldenen<br />

Kutsche und nenne ein Paar Stiefel mein eigen, die jeden Weg kennen.“ Die<br />

Tränen klirrten vor Erstaunen. „Es sind da fünf Minister, die mich beraten und<br />

alle meine Wünsche erfüllen. Und ich habe einen Engel, der mich beschützt.“<br />

Der Prinz hatte gerade mit der Aufzählung all seiner Annehmlichkeiten<br />

geendet, als der Wind sich mal wieder einmischen musste.<br />

„Vergiss auch nicht den Thronsaal zu erwähnen“, machte sich der Angeber<br />

vor den Tränen wichtig. „Ihr müsst nämlich wissen, dass es mir einmal, als ich<br />

durch die geöffnete Glaskuppel <strong>im</strong> Dach des Palastes hineinwehte, fast die<br />

Sprache verschlug. Diese Größe, diese Pracht. Ich war überwältigt. Was ich<br />

erblickte, war viel schöner als alles, was ich je zuvor gesehen hatte, obwohl<br />

meine Augen Einiges gewöhnt sind“, prahlte der Wind. „Eigentlich war es<br />

meine Neugier, die mich in den Thronsaal zog, denn ich hatte schon viel über<br />

seine Herrlichkeit gehört. Ich wollte sehen, wie die Geschöpfe der Natur dem<br />

König die maßvolle Herrschaft dankten, denn er führte das Sonnenland mit<br />

großer Redlichkeit und sorgte für Harmonie.“ Arons Herz krampfte sich<br />

zusammen. „Erzähle weiter“, baten die Tränen. Sie waren jetzt genauso<br />

neugierig wie der Wind und wollten mit seinen Augen in den Thronsaal<br />

schauen. Der Wind fühlte sich geschmeichelt. Er stand <strong>im</strong> Mittelpunkt und die<br />

Tränen hingen an seinen Lippen. Nur Aron war nicht ganz klar, was der<br />

Thronsaal mit seinem Kummer zu tun haben sollte. Er sah ihn jeden Tag,<br />

deshalb war der Thronsaal für ihn normal, nichts Besonderes. „Ich fegte also<br />

fröhlich und laut wie <strong>im</strong>mer mit einer solchen Wucht in den Thronsaal, dass<br />

mich seine Schönheit fast geblendet hätte. Vor Ehrfurcht musste ich erst<br />

einmal Luft schöpfen, dann traute ich mich nur noch leise und sacht zu<br />

wehen. Die Wände waren von tausenden Sonnenkristallen übersät, die den<br />

Saal so prunkvoll erleuchteten, dass mir selbst die Sonne in den Schatten<br />

gestellt erschien.“ „Übertreibst du nicht ein wenig?“, fragte der Prinz. „Im<br />

Gegenteil, denn alles, was ich sah, übertraf bei weitem meine<br />

Vorstellungskraft. Nehmen wir zum Beispiel den Sonnenthron: Sonnen aus<br />

Gold, Edelsteinen und Perlen auf königsblauem Grund lächelten mich<br />

freundlich an. Der Thron war an seiner Rückwand wie eine riesige Acht<br />

geformt, wobei der obere Kreis gigantische Ausmaße annahm. Kreisförmige,<br />

farbige Muster umhüllten eine blaue Kugel. Davor schwebte in einer kunstvoll<br />

ineinander verschlungene Goldeinfassung ein riesiger Sonnenkristall.“ „Ein<br />

Symbol für Sonne und Erde“, ergänzte Aron. Die Tränen waren sprachlos.<br />

Leidenschaftlich fuhr der Wind in der Beschreibung des Thronsaals fort. „Soviel<br />

Schönheit auf einmal denkt man, dabei findet man alles doppelt vor, einen<br />

Thronsessel für den König und einen für die Königin. Aber hinter den<br />

Thronsesseln in ihrer Mitte, da erhebt sich bis in die Glaskuppel eine goldene<br />

Elfe auf einem goldenen Brunnen. Sie trägt ein Füllhorn, aus dem sich<br />

Wasserblüten zu einem Wasserfall ergießen. Ich kann euch sagen, dass ich so<br />

geblendet war von all dem Reichtum und der Schönheit, dass ich<br />

unwillkürlich zu dem offenen Glasdach schaute, durch das unaufhörlich<br />

Vögel und Schmetterlinge hereinströmten und wieder hinausflogen, um<br />

meinen Augen eine kleine Pause zu gönnen. Dann bewunderte ich den<br />

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