PDF herunterladen - DB Schenker
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logistics – Das KunDenmagazin nr. 02| 09<br />
Ready<br />
to go!<br />
usa in der flaute. wir bieten Ihnen<br />
einblick in den größten Logistikmarkt<br />
der welt – und zeigen, was das<br />
mit Ihnen zu tun hat s. 12<br />
KraftwerKsbau<br />
weltweite<br />
Lieferkette für<br />
Kuwait s. 32<br />
Das KunDenmagazin nr. 02 | 09<br />
erfahrung<br />
Mit dem Kombinierten<br />
Verkehr quer durch<br />
europa s. 38<br />
ZuKunft<br />
Mobilitätsforscher<br />
Prof. Dr. Jens-uwe<br />
fischer s. 24
liebe Geschäftspartner und<br />
Freunde von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong>,<br />
Let’s do it – das ist vielleicht<br />
die wesentlichste<br />
Aussage in der amerikanischen<br />
Mentalität. Wir haben<br />
hinter die Kulissen der<br />
größten Wirtschaft der Welt<br />
geschaut und die Rezepte<br />
gefunden, mit denen die USA<br />
den Aufschwung von morgen planen.<br />
Mobilität für alle und alles, das ist das<br />
Credo der modernen Gesellschaft. Wir<br />
haben einen von Deutschlands führenden<br />
Mobilitätsplanern gebeten, uns zu erklären,<br />
wie das in Zukunft funktionieren soll.<br />
Was Güter betrifft, so sind wir im<br />
Kombinierten Verkehr schon einen Schritt<br />
weiter als andere. Schauen Sie mit uns nach<br />
Dänemark zu den Menschen, die Ihre Waren<br />
quer durch Europa transportieren.<br />
Eines aber bleibt unverändert: Damit<br />
schwerste Güter pünktlich ans Ziel gelangen,<br />
müssen die Logistiker mit Herzblut<br />
arbeiten. Begleiten Sie uns auf einer See- und<br />
Landpartie von Antwerpen nach Kuwait.<br />
Zu guter Letzt möchte ich mich von Ihnen<br />
verabschieden. Im Herbst wird Bernd Weiler<br />
meinen Job übernehmen, während ich nach<br />
2½ Jahren in die Kommunikation für den<br />
Gesamtkonzern wechseln werde. Aber ich bin<br />
überzeugt, auch weiterhin die Zeit zu finden,<br />
dieses Magazin mit Begeisterung zu lesen. Es<br />
hat immer großen Spaß gemacht – danke!<br />
Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre.<br />
Ihre<br />
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schtes_Lieferdatum_10011101010100111100<br />
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1001100101010100011110010011001100111<br />
Bestelleingang<br />
1 TV<br />
Name<br />
Liefertermin<br />
Adresse<br />
Forward<br />
to local<br />
Sony<br />
Warehouse<br />
Dr. Antje Lüssenhop<br />
Leiterin Kommunikation<br />
<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong><br />
Fotos: Titel: Kai-Uwe Gundlach, Seite 2–3: M. Lautenschläger, Steffen Jänicke, Chad Ehlers/TIPS/Agentur Focus Grafik: KircherBurkhardt Infografik<br />
{ Prof. Dr. Jens-Uwe Fischer }<br />
»Wer Mobilität<br />
plant, muss an<br />
Städte denken.« 24<br />
010110100111010101010011101010011001100111010100110101010001010100110<br />
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Bestelleingang<br />
1 TV<br />
Name<br />
Liefertermin<br />
Adresse<br />
Forward<br />
to local<br />
Sony<br />
Warehouse<br />
Vision<br />
44 Umwelt<br />
Wissenschaftler wollen<br />
blinde Passagiere<br />
im Ballastwasser von<br />
Schiffen bekämpfen<br />
solution<br />
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32 Projektlogistik<br />
<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> liefert<br />
für ein Kraftwerk in<br />
Kuwait schwere<br />
Bauteile aus aller Welt<br />
38 Intermodal<br />
Kombinierter Verkehr<br />
über Tausende<br />
Kilo meter quer<br />
durch Europa<br />
Inhalt JulI 2009<br />
News<br />
Aktuelle Informationen von<br />
<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> 4<br />
Wie funktioniert ...<br />
… Kontraktlogistik? 10<br />
Interview<br />
Prof. Dr. Jens-uwe Fischer zur<br />
Mobilität von morgen 24<br />
People<br />
Mitarbeiter weltweit 28<br />
Update<br />
Fakten, Trends und News 46<br />
Nachgefragt<br />
Wie lang stehen stillgelegte<br />
Flugzeuge still? 50<br />
Impressum 47<br />
Sie suchen einen Ansprechpartner?<br />
Unsere Adressen<br />
finden Sie auf Seite 49<br />
2 | Logistics<br />
Wie funktioniert …<br />
... Kontraktlogistik, zum<br />
Beispiel für Sony in den uSA? 10<br />
Logistics | 3<br />
UsA<br />
Die größte Marktwirtschaft<br />
der Welt bietet<br />
logistikern vor allem<br />
bei der Kontraktlogistik<br />
enorme Chancen. Noch<br />
aber liegt die Wirtschaft<br />
am Boden 12
News<br />
Absolute Maßarbeit: Um den Porsche Panamera der Öffentlichkeit vorstellen zu können, muss das edle Gefährt in den 94. Stock des Shanghai<br />
World Financial Center gelangen – per Fahrstuhl. Vorsichtig wird das Fahrzeug auf einen Schlitten in den Lift geschoben und aufgerichtet<br />
4 | Logistics<br />
Fotos: Porsche AG (4)<br />
Wer drückt den Knopf? Ein chinesischer<br />
Sicherheitsmann neben dem senkrechten Porsche<br />
Logistik in ihrer 4. Dimension –<br />
für den Porsche Panamera<br />
Praxistest Schienenkompetenz für die Oberklasse –<br />
<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> Rail bringt per Bahn Porsche-Karosserien in<br />
Europas modernste Autofabrik nach Leipzig<br />
■ Anfang April: Premiere auf der Auto<br />
Shanghai. Der neue Porsche Panamera<br />
wird im Shanghai World Financial Center<br />
der Weltöffentlichkeit vorgestellt.<br />
Zuvor reiste das Gefährt mit dem Fahrstuhl<br />
in den 94. Stock des Gebäudes –<br />
senkrecht!<br />
Seit Juni 2009 wird der Panamera,<br />
Porsches jüngste Baureihe, produziert.<br />
Die Endmontage des viertürigen Sportwagens<br />
erfolgt im Porsche-Werk in Leipzig.<br />
Bei der Zulieferung von Karosserien<br />
setzt die Porsche AG auf <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong><br />
Rail, die Güterbahn der Deutschen<br />
Bahn AG. Vom Volkswagen-Standort<br />
Hannover aus werden die Karosserien<br />
mit der Bahn zur Endmontage ins<br />
Porsche-Werk Leipzig transportiert. Ab<br />
August soll die Produktion in Leipzig<br />
soweit angelaufen sein, dass wöchentlich<br />
drei Ganzzüge mit jeweils 24 Wagen<br />
fahren können. „Wir sind seit 25 Jahren<br />
Partner von Porsche, seit 2002 versorgen<br />
wir das Leipziger Werk per Schiene<br />
mit Karosserien für den Cayenne“, sagt<br />
Dr. Karl-Friedrich Rausch, im Vorstand<br />
der <strong>DB</strong> Mobility Logistics AG verantwortlich<br />
für das Ressort Transport<br />
und Logistik. Porsche sucht die enge<br />
Verbindung zur <strong>DB</strong>. In der Vergangenheit<br />
hat der ehemalige Vorstandsvorsitzende<br />
der Porsche AG, Dr. Wendelin<br />
Wiedeking, sich immer wieder zur Bahn<br />
bekannt: „Wir setzen auf die Schiene,<br />
weil uns die Straße am Herzen liegt.“<br />
Das Besondere der Transporte für<br />
Leipzig besteht in der exakten Taktung<br />
der beiden Versorgungsströme<br />
für die Fahrzeugtypen Panamera und<br />
Cayenne. Zudem müssen die Wagen in<br />
spezieller Reihenfolge sowie seitengerecht<br />
gestellt werden, damit die Züge<br />
automatisch entladen werden können.<br />
Die korrekte Reihenfolge ist erforderlich,<br />
da Porsche die Produktion der individuell<br />
auf Kundenwunsch gefertigten<br />
Fahrzeuge genau getaktet hat.<br />
www.dbschenker.com<br />
Logistics | 5
News<br />
Schienenaffine<br />
Logistics<br />
■ <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> Logistics hat sich jetzt<br />
europaweit auf schienenaffine Logistik<br />
eingestellt: <strong>DB</strong> SCHENKERrailog<br />
steht für bahnspeditionelle Logistik<br />
und ist Teil des Landverkehrs von <strong>DB</strong><br />
<strong>Schenker</strong>. Damit bündelt <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong><br />
das Know-how der ehemaligen<br />
Töchter Railog und Fertrans. „Wir<br />
unterstützen unsere Kunden jetzt<br />
noch besser, die Bahn in Planungen<br />
und Abläufe einzubinden“, sagt Karl<br />
Nutzinger, als Mitglied des Vorstandes<br />
der <strong>Schenker</strong> AG für den Landverkehr<br />
verantwortlich. Die Verantwortung<br />
für den Service hat seit April 2009<br />
Daniel Wieland übernommen.<br />
Railog bündelt die bahnaffine Logistikkompetenz<br />
von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> Logistics<br />
Preisverleihung: Dr. Karl-Friedrich Rausch,<br />
Vorstand für Transport und Logistik der <strong>DB</strong><br />
Mobility Logistics AG (Mitte)<br />
Tor nach Asien: Istanbul ist dank der <strong>DB</strong> AG näher an Mitteleuropa gerückt<br />
Asien–Europa in 37 Stunden<br />
■ In nur noch 37 statt bisher rund<br />
60 Stunden ist im März ein Test-<br />
Containerzug von Europa nach Asien<br />
gefahren. Der Zug aus Ljubljana<br />
Richtung Istanbul ist ein gemeinsames<br />
Projekt der Staatsbahnen<br />
von Slowenien (SZ), Kroatien (HZ),<br />
Serbien (ZS), Bulgarien (BDZ) und<br />
der Türkei (TCDD). Mitarbeiter des<br />
<strong>DB</strong>-Konzerns haben die Bahnen als<br />
Berater und Moderator unterstützt.<br />
Die größten Zeitgewinne werden<br />
durch eine engere Kooperation der<br />
fünf Bahnen, straffere Zollprozesse<br />
und durch den Einsatz einer Doppeltraktion<br />
aus einer Mehrsystem- und<br />
einer Diesellok erzielt. Durch bauliche<br />
und betriebliche Verbesserungen<br />
soll die Fahrzeit auf der 1 577 Kilometer<br />
langen Strecke bis 2014 auf 25<br />
Stunden sinken. Dann wäre der Zug<br />
doppelt so schnell wie ein Lkw, der<br />
zwischen Slowenien und der Türkei<br />
bis zu 57 Stunden unterwegs ist.<br />
VW prämiert<br />
<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong><br />
■ Ende Juni hat der Volkswagen-Konzern<br />
<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> als<br />
Premium-Lieferant mit dem<br />
„Group Award 2009“ ausgezeichnet.<br />
Hintergrund war<br />
das herausragende Engagement<br />
von <strong>Schenker</strong> Automotive<br />
Railnet (SAR)<br />
beim Logistikkonzept zur<br />
Versorgung des neuen<br />
Volkswagen/Skoda-<br />
Werkes im russischen<br />
Kaluga. SAR, Teil der <strong>DB</strong><br />
<strong>Schenker</strong> Automotive Rail,<br />
koordiniert Lieferverkehre<br />
mit verschiedenen Eisenbahnen<br />
und garantiert hohe<br />
Liefersicherheit in Kaluga.<br />
Fotos: <strong>DB</strong> AG (2), istockphoto, Guido Harari/laif, Abu Dhabi Classics<br />
Klassik-Szene am Persischen Golf<br />
■ Cecilia Bartoli ist unbestritten eine der<br />
führenden Künstlerinnen im Bereich<br />
der klassischen Musik. Die außerordentliche<br />
Anzahl von sechs Millionen<br />
verkauften CDs, die mehr als 100 Wochen<br />
in den internationalen Pop-Charts<br />
standen, zahlreiche Goldene Schallplatten,<br />
vier Grammys, sieben Echos und<br />
ein Bambi, zwei Classical Brit Awards,<br />
der Victoire de la Musique sowie viele<br />
andere renommierte Preise spiegeln<br />
den enormen Erfolg ihrer Alben wider.<br />
Und sie hat, nach eigenen Angaben, den<br />
gesicherten Status als „Künstlerin mit<br />
den derzeit besten Verkaufsziffern“ erreicht.<br />
Einer ihrer Konzerthöhepunkte<br />
war kürzlich in Abu Dhabi: Dort gab die<br />
Mezzo-Sopranistin Ende vergangenen<br />
Jahres gemeinsam mit dem Kammerorchester<br />
Basel Werke von Rossini, Bellini<br />
und anderen Komponisten zum Besten.<br />
Mit „The Romantic Revolution“ verzauberte<br />
Bartoli das Publikum.<br />
Eröffnung: Oscar-Preisträger Jeremy Irons<br />
lud zur musikalischen Weltreise<br />
Weltstar Cecilia Bartoli:<br />
Ende 2008 eroberte die Diva<br />
das Publikum in Abu Dhabi<br />
Hintergrund der Show ist die Konzertserie<br />
Abu Dhabi Classics. Das kleine,<br />
zahlungskräftige Emirat Abu Dhabi<br />
lädt Kulturgenießer seit 2008 zu einer<br />
Reihe hochkarätiger Konzerte, zum<br />
Beispiel der Bayreuther Festspiele, der<br />
Wiener Philharmoniker, des London<br />
Philharmonic Orchestras, mit den Dirigenten<br />
Christian Thielemann, Lorin<br />
Maazel und Zubin Mehta sowie Solisten<br />
wie Cecilia Bartoli oder dem Pianisten<br />
Lang Lang. Bis Mai rückten die weltbekannten<br />
Stars das Emirat ins Zentrum<br />
der internationalen klassischen Musikszene.<br />
Dass Künstler und ihre kostbaren<br />
Instrumente pünktlich und zuverlässig<br />
nach Abu Dhabi gelangen, lag in<br />
den Händen von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong>.<br />
Logistics | 7
Temporausch: Die IndyCar-Rennen sind die Formel 1 der USA<br />
Logistik für IndyCars<br />
■ <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> ist in den USA offizieller<br />
Sponsor der Indy Racing League<br />
(IRL) geworden. Die IRL koordiniert<br />
als Veranstalter der IndyCar Series-<br />
Rennen die Logistik über das <strong>DB</strong><br />
<strong>Schenker</strong> Sports Events-Team und die<br />
<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong>-Geschäftsstelle in<br />
Freeport im Bundesstaat New York.<br />
<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> steuert 2009 den Transport<br />
von vier Sicherheitsautos zu<br />
allen IndyCar Series-Rennen in den<br />
USA und in Kanada. Für die Sicherheitsautos,<br />
die in bestimmten Situa-<br />
<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> in<br />
seinem Element<br />
■ „Let Love Flow!“ – unter diesem Motto<br />
tanzte Wien im Mai 2009 auf dem<br />
17. Life Ball der Aidshilfe. Der Event,<br />
der in diesem Jahr dem Element Wasser<br />
gewidmet war, verlangte nicht nur<br />
von den Festgästen hohen Kostümaufwand.<br />
Auch die Dekoration des Wiener<br />
Rathauses stellte <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> als<br />
Logistikpartner vor enorme Herausforderungen.<br />
Zu den aufwendigsten<br />
Requisiten der karitativen Veranstaltung<br />
gehörte ein Wasserbecken mit<br />
25 Millionen Liter Fassungsvermögen.<br />
www.lifeball.org<br />
8 | Logistics<br />
tionen das Tempo der Fahrer drosseln,<br />
hat <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> sogar ein<br />
Transportfahrzeug besonders gestalten<br />
lassen. Die IndyCar Series gelten<br />
als US-Pendant zur Formel 1. „Wir<br />
freuen uns, <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> als Indy-<br />
Car Series-Partner willkommen zu<br />
heißen“, sagt IRL-Vice President<br />
Greg Gruning. „Logistik ist ein<br />
wesentlicher Teil des Geschäfts.<br />
Die globale Reichweite und Erfahrung<br />
von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> entsprechen<br />
unseren Bedürfnissen.“<br />
Blumenpracht<br />
in Schwerin<br />
■ Mehr als 1,5 Millionen Besucher werden<br />
bis Mitte Oktober im ostdeutschen<br />
Schwerin erwartet. Grund: die Blumen-<br />
und Pflanzenpracht rund um das<br />
Schweriner Schloss. Für die diesjährige<br />
Bundesgartenschau (BUGA) ist <strong>DB</strong><br />
<strong>Schenker</strong> offizieller Logistikpartner.<br />
Seit Herbst 2008 versorgen die Logistikexperten<br />
die fast 40 000 Quadratmeter<br />
große Ausstellungsfläche, die<br />
mit insgesamt rund 6 000 Bäumen,<br />
30 000 Rosen und 55 000 Pflanzen<br />
bestückt ist. Zudem versorgt <strong>DB</strong><br />
<strong>Schenker</strong> die 21 Hallenschauen über<br />
die gesamte Ausstellungszeit hinweg<br />
mit frischen Gewächsen. Just in time.<br />
„Dazu haben wir ein speziell auf die<br />
BUGA abgestimmtes Logistikkonzept<br />
erstellt“, erklärt Winfried Palmen-<br />
Dréan von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> in Güstrow.<br />
Duftende Pracht: <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> liefert<br />
Blumen an für die BUGA in Schwerin<br />
Tue Gutes und sprich<br />
darüber: 4 000 Gäste<br />
kamen zur Aidshilfe-Gala<br />
Fotos: LAT/dpa, Max Lautenschläger (2), Laurent Ziegler/Lifeball 2009, Britta Demmer/UNICEF, Claudia Kempf/<strong>DB</strong> AG<br />
Hilfe für Kambodschas Kinder<br />
■ Mit 20 000 Euro unterstützt <strong>DB</strong><br />
<strong>Schenker</strong> Kinder in Kambodscha. Einen<br />
Scheck in dieser Höhe überreichte<br />
der scheidende <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong>-Chef<br />
Dr. Norbert Bensel auf der diesjährigen<br />
Branchenmesse transport logistic<br />
in München an einen Repräsentanten<br />
der Ann-Kathrin-Linsenhoff-Stiftung<br />
für UNICEF. Mit der Spende unterstützt<br />
<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> ausgewählte<br />
Projekte für Straßenkinder und<br />
Premiere<br />
ohne CO₂<br />
■ Kunden von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> können<br />
Schienentransporte auf europäischen<br />
Relationen CO₂-frei buchen. <strong>DB</strong><br />
<strong>Schenker</strong> garantiert, dass der Traktionsstrom<br />
aus regenerativen Energien,<br />
zum Beispiel Wasserkraft, stammt.<br />
„Damit können wir den CO₂-Footprint<br />
unserer Kunden ganz erheblich verbessern“,<br />
sagt Dr. Klaus Kremper, CEO<br />
von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> Rail. Das Angebot<br />
koste den Kunden je nach Relation<br />
rund zwei Prozent mehr als herkömmliche<br />
Transporte, so Kremper. Der<br />
Energieverbrauch des Transports<br />
wird auf der Basis des Umweltbilanzierungstools<br />
EcoTransIT berechnet.<br />
www.dbschenker.com/ecotransit<br />
Waisenkinder in<br />
Kambodscha: Die<br />
UNICEF will ihnen eine<br />
Perspektive geben<br />
HIV-infizierte Jugendliche. Über<br />
200 Straßenkinder haben allein im<br />
vergangenen Jahr über die UNICEF-<br />
Partnerorganisation „Friends – Mith<br />
Samlanh“ Hilfe erhalten. Bürgerkrieg<br />
und Aids haben die Gesellschaft in<br />
Kambodscha stark zerrüttet. Rund<br />
580 000 Kinder haben Mutter, Vater<br />
oder beide Eltern verloren; rund<br />
12 000 Kinder sind HIV-positiv.<br />
www.linsenhoff-unicef-stiftung.de<br />
Wasserkraft: Die <strong>DB</strong> AG setzt auch im<br />
Güterverkehr auf nachhaltige Energie<br />
Rail im neuen<br />
Gewand<br />
News<br />
■ Der Schienengüterverkehr der<br />
Deutschen Bahn fährt ab sofort unter<br />
der Bezeichnung „<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong><br />
Rail“ und bündelt alle nationalen<br />
und europäischen Logistikaktivitäten<br />
auf der Schiene. „Damit reagieren<br />
wir auf den Konsolidierungsdruck<br />
im Wettbewerb“, sagte Dr.<br />
Klaus Kremper, CEO von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong><br />
Rail. „Was wir hier entwickeln,<br />
hat Vorreiterfunktion in Europa.<br />
Mit unseren 36 000 Mitarbeitern<br />
bauen wir unseren Spitzenplatz als<br />
führende Güterbahn in Europa weiter<br />
aus.“ In <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> Rail gehen<br />
die Unternehmen der Railion-Gruppe<br />
sowie die Güterbahn English,<br />
Welsh & Scottish Railway Holding<br />
Ltd. – heute <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> Rail (UK)<br />
Ltd. –, die spanische Transfesa, die<br />
Beteiligung an der italienischen<br />
Nordcargo sowie die polnische PCC<br />
Logistics auf. <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> Rail<br />
verfügt mit 120 000 Güterwagen<br />
und 3 900 Lokomotiven über den<br />
europaweit größten Fuhrpark und<br />
ist in die Geschäftseinheiten<br />
West, Central<br />
und East sowie die<br />
regionenübergreifendenEinheiten<br />
Automotive<br />
und Intermodal<br />
untergliedert.<br />
Klaus Kremper: CEO<br />
<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> Rail
Wie funktioniert ...<br />
… Kontraktlogistik?<br />
Effiziente Bündelung von mehreren logistischen Funktionen:<br />
<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> bietet für individuelle Kundenwünsche Leistungen<br />
aus einer Hand – zum Beispiel für Sony in den USA<br />
6. Auslieferung<br />
<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> liefert das TV-Gerät<br />
aus, stellt es auf und holt das alte<br />
Gerät ab.<br />
10 | Logistics Logistics | 11<br />
26 | LOGISTICS 26 | LOGISTICS<br />
1<br />
010110100111010101010011101010011001100111010100110101010001010100110<br />
01100101010100011101010101001110101001100100111010100110010011101010<br />
010101110101001Bestellung&gewünschtes_Lieferdatum_10011101010100111100<br />
000110101001100111100010101001101010110100111010101010011101010011001<br />
10011101010011010101000101010011001100101010100011110010011001100111<br />
1. Online-Bestellung<br />
Kunden bestellen ein neues Fernsehgerät unter<br />
sonystyle.com. Anschließend legen sie fest,<br />
wann das neue Gerät geliefert werden soll.<br />
6<br />
7. Entsorgung<br />
Den alten Fernseher bringt <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong><br />
zum eigenen Terminal zurück und verschickt<br />
ihn von dort zum Recycling ins Sony-Entsorgungszentrum<br />
in Pittsburgh.<br />
5. Transport<br />
Nachdem die Waren im <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong>-Terminal<br />
je nach Zielort zusammengestellt wurden,<br />
verlassen sie nun auf Lastwagen das Terminal.<br />
Eilige Sendungen gelangen über das Luftfrachtnetzwerk<br />
und anschließend mit dem Laster<br />
rasch zum Kunden.<br />
Bestelleingang Bestelleingang<br />
Forward<br />
1 TV 1 TV to local<br />
Sony<br />
Name<br />
Name Warehouse<br />
Liefertermin<br />
Adresse<br />
Liefertermin<br />
Adresse<br />
5<br />
Forward<br />
to local<br />
Sony<br />
Warehouse<br />
7<br />
Los Angeles<br />
San Diego<br />
(Zentrale)<br />
El Paso<br />
010110100111010101010011101010011001100111010100110101010001010100110<br />
01100101010100011101010101001110101001100100111010100110010011101010<br />
0101011001110101010011Bestellung&Lieferdatum_Okay_11000001101010011001<br />
111000101010011010101101001110101010100111010100110011001110101001101<br />
01010001010100110011001010101000111100100110011001110101001101010100<br />
2<br />
Laredo<br />
2. Bestätigung<br />
Am Sony-Hauptsitz in San Diego an der<br />
US-Westküste werden der Auftrag und das<br />
Auslieferungsdatum bestätigt.<br />
3<br />
Chicago<br />
Pittsburgh<br />
(Recycling Altgeräte)<br />
4. Planung<br />
Im <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong>-Terminal werden die Lieferpapiere<br />
elektronisch erfasst. Die Mitarbeiter im Global<br />
Services Center (GSC) planen nun die Auslieferroute<br />
entsprechend dem vom Kunden gewünschten Lieferzeitpunkt.<br />
Gleichzeitig können die Mitarbeiter im GSC<br />
alle Sendungen bis zur Auslieferung verfolgen.<br />
Netzwerk für Sony:<br />
Für den Kunden nutzt <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> sein<br />
gesamtes US-Netzwerk. <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong>-Terminals<br />
befinden sich in Los Angeles, El Paso, Laredo<br />
und Chicago. Mehr als 65 000 Sony-Sendungen<br />
werden so pro Jahr verschickt.<br />
3. Abholung<br />
Vom <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong>-Terminal fahren Lkw los, um die<br />
Waren im Sony-Warehouse abzuholen. Sie kehren<br />
anschließend mit Fernsehgeräten und anderen<br />
Bestellungen zum Terminal zurück.<br />
4<br />
Grafik: KircherBurkhardt Infografik
Power<br />
Ruhige Gewässer:<br />
Ein Binnenschiff<br />
auf dem East River<br />
passiert New York<br />
12 | Logistics<br />
Vorbereitung<br />
auf die zukunft<br />
Sinkende Frachtvolumina und Überkapazitäten beim<br />
Transportraum prägen den weltweit größten Logistikmarkt.<br />
Die US-Regierung pumpt Milliarden summen in die Wirtschaft,<br />
um die Infrastruktur zu erneuern. Nicht alle Logistiker sind<br />
gleich betroffen von der Krise. Experten sagen dem Markt<br />
für Kontraktlogistik ein starkes Wachstum im nächsten Jahr<br />
voraus. Der Trend zum Outsourcing hält weiter an<br />
[ Text ] Humphrey Leigh<br />
Foto: Alan Schein/corbis
Power<br />
trucks sind die<br />
LasteseL der nation<br />
transporte in den usa finden überwiegend<br />
auf der Straße statt – und daran wird sich auch in<br />
Zukunft nichts ändern. Im Gegenteil<br />
Prozent 2008 (insgesamt 14,7 Milliarden Tonnen)<br />
Prognose 2020 (insgesamt 18,7 Milliarden Tonnen)<br />
Abfall<br />
Anstieg<br />
Zehn Container-Blocks<br />
entsprechen einem Prozent<br />
Kreditklemme und sinkende Konsumausgaben<br />
– das sind die beiden Elemente, die<br />
der US-Wirtschaft und dem Logistiksektor<br />
den Boden unter den Füßen weggezogen<br />
haben. Der Freight-Transportation-Services-Index,<br />
mit dem die US-Regierung<br />
das Frachtaufkommen misst, erreichte im<br />
April 2009 den niedrigsten Stand seit sieben Jahren: Laster,<br />
Bahnen, Flugzeuge, Binnenschiffe und Pipelines transportierten<br />
ein Fünftel weniger Volumen als vor einem Jahr.<br />
Doch das Gesamtbild der Branche ist ein wenig komplizierter.<br />
Kontraktlogistikdienstleister zum Beispiel, in den<br />
USA 3PL genannt (für Third Party Logistics), machen weitaus<br />
bessere Gewinne als die reinen Straßenspediteure. Weil<br />
viele Verlader Innovationsprogramme auflegen, um ihre Logistikkosten<br />
zu senken, sichern sie gleichzeitig Potenzial für<br />
künftiges Wachstum. Weil die Lastwagenflotten aufgrund<br />
hoher Überkapazitäten reduziert wurden, sind Experten<br />
nun besorgt, ob in näherer Zukunft genügend Frachtraum<br />
zur Verfügung steht, wenn die Wirtschaft wieder anspringt.<br />
14 | Logistics<br />
68,8 / 70,9<br />
STärkerer AnTeil<br />
Während der Gesamtmarkt wächst,<br />
gewinnen Trucker immer mehr Marktanteile.<br />
Alle anderen Verkehr sträger<br />
verlieren Anteile, obwohl auch sie 2020<br />
mehr transportieren als heute<br />
Die Aussichten für Kontraktlogistiker sind gut. Der Druck,<br />
den Gürtel enger zu schnallen, zwingt die Unternehmen,<br />
Kosten bei internen Prozessen und der Verteilung zu senken<br />
und gleichzeitig ihr Eigenkapital zu stärken. Daher werden<br />
viele Unternehmen vermutlich stärker als zuvor gezwungen<br />
sein, Aufträge an Dritte zu vergeben, die das Transport-,<br />
Warehousing- und Verteilungshandwerk beherrschen und<br />
sich gleichzeitig bestens mit der Vielfalt behördlicher Auflagen<br />
auskennen.<br />
Dr. Thomas C. Lieb, Vorsitzender des Board of Management<br />
der <strong>Schenker</strong> AG, sieht hier Chancen: „Die USA<br />
befinden sich in der Krise. Daher ist unsere Präsenz in Nordamerika<br />
wichtig. Denn unser Ziel ist es, mit voll integrierten<br />
Logistikdienstleistungen die beiden größten Märkte miteinander<br />
zu verbinden: die USA und Europa.“<br />
Selbst 2008, als die Rezession weltweit Fuß fasste, stieg der<br />
Nettoumsatz der US-Kontraktlogistiker um acht auf 127<br />
Milliarden Dollar, so die Unternehmensberater von Arm-<br />
strong & Associates. Zwar werde der Umsatz in diesem Jahr<br />
13,8 / 13,3<br />
Grafik: KircherBurkhardt Infografik<br />
um neun Milliarden Dollar sinken und erst 2010 wieder auf<br />
das Niveau von 2008 klettern (siehe Grafik oben). Doch insgesamt<br />
legten die 3PL-Umsätze auf dem gesamten US-Markt<br />
um mehr als 15 Prozent zu.<br />
Dieser Trend gilt auch international. Nach einer Studie<br />
der Unternehmensberater Frost & Sullivan von März 2008<br />
wächst die weltweite Nachfrage nach 3PL-Dienstleistungen<br />
um zehn bis 15 Prozent. Auf 648,6 Milliarden US-Dollar Umsatz<br />
wird sich dieser Markt im Jahr 2014 belaufen.<br />
Zwei Faktoren sind für die steigende Nachfrage verantwortlich:<br />
die zunehmende Komplexität der internationalen<br />
Lieferketten und der Wunsch von Unternehmen, sich auf<br />
ihre Kernkompetenzen zu besinnen – und andere Bereiche<br />
auszulagern beziehungsweise an Dritte zu vergeben. „Der<br />
weltweite Logistikmarkt befindet sich in einer überaus produktiven<br />
Phase seiner Entwicklung“, sagt Archana Rajagopalan<br />
von Frost & Sullivan. Dr. Thomas C. Lieb sagt: „In<br />
den kommenden Jahren werden wir erleben, wie die Globalisierung<br />
im Welthandel voranschreitet. Zwar wird sich die<br />
Globalisierung nach regionalen Ausrichtungen verändern,<br />
aber sie wird nicht stehen bleiben.“<br />
Die Amerikanische Gesellschaft der Bauingenieure<br />
vergibt regelmäßig Schulnoten zur US-Infrastruktur.<br />
Das soll den Verkehrspolitikern helfen, bei der<br />
erneuerung der infrastruktur Prioritäten zu<br />
setzen. Doch die Aufgaben sind immens.<br />
9,9 / 8,5 6,3 / 5,7 0,1 / 0,1<br />
Power<br />
VeränderTer MArkT<br />
Das US-Frachtvolumen steigt bis 2020 voraussichtlich<br />
auf fast 19 Milliarden Tonnen. nach<br />
ATA-Prognosen wird das Volumen auf der Schiene<br />
um ein Fünftel wachsen. dabei verlieren die<br />
eisenbahnen Anteile am Gesamtmarkt<br />
Quelle: ATA/US Freight Transportation Forecast to 2020<br />
Derzeit steht die US-Wirtschaft mit ihren niedrigen Frachtvolumina<br />
und schwierigen Kreditbedingungen im Mittelpunkt<br />
der Aufmerksamkeit. „Finanzielle Sorgen überwiegen<br />
alle anderen“, erklärte Timothy P. Manning, Vice President<br />
of Transportation beim US-Logistikgiganten C. H.<br />
Robinson Worldwide, im Frühjahr auf einer Handelsmesse.<br />
„Alle bemühen sich um Produktivität, Effizienz und Cashflow.“<br />
Doch gleichzeitig schauen alle auf die Konsumenten.<br />
Deren Ausgaben machen mehr als zwei Drittel der Wirtschaft<br />
aus und geben den Anstoß zu weltweiten Lieferketten:<br />
Wenn Produkte nicht nachgefragt werden, werden sie<br />
nicht hergestellt und auch nicht transportiert.<br />
Die Amerikaner jedoch, schuldenbeladen, von kollabierenden<br />
Immobilienpreisen und Aktienmärkten geschüttelt<br />
und zudem von Job-Unsicherheiten bedroht, haben ihre<br />
Konsumausgaben auf unbestimmte Zeit gedrosselt: 110 Milliarden<br />
US-Dollar weniger geben die Bürger voraussichtlich<br />
in den kommenden zehn Jahren aus, haben die Unternehmensberater<br />
von MergeGlobal festgestellt. Das wiederum<br />
senkt das US-Bruttoinlandsprodukt von ursprünglich anvisierten<br />
3,1 Prozent Wachstum auf 2,3 Prozent.<br />
straßen: note 4<br />
Ein Drittel aller Straßen sind in schlechtem Zustand<br />
oder marode. Jedes Jahr verbringen die Amerikaner<br />
durchschnittlich 4,2 Milliarden stunden im Stau.<br />
><br />
Logistics | 15
Power<br />
{ Ray LaHood, US-Verkehrsminister }<br />
»Im Gütertransport entwickeln wir<br />
neue nationale Güterverkehrs-<br />
korridore, um Laster, Schiffe und<br />
Eisenbahnen besser zu nutzen.«<br />
Unbemerkt davon haben die Kontraktlogistiker kräftig<br />
zulegen können. Sie haben Aufgaben wie Bestellmanagement,<br />
Warehousing, Kundenvermittlung und Compliance<br />
übernommen. Doch der Mehrwert, den sie Unternehmen<br />
versprechen, basierte vor allem auf einem, auf regelmäßigen<br />
und wachsenden Transporten. 2006 jedoch traten die<br />
USA in die gegenwärtige Rezession ein – und damit sank<br />
die Zahl der zu transportierenden Güter. „Es ist ganz klar:<br />
Das Wachstum in Lieferketten wird lange beschränkt bleiben,<br />
weil es einfach nicht genug Fracht gibt“, sagt Rosalyn<br />
Wilson von der gleichnamigen Unternehmensberatung in<br />
Arlington im US-Bundesstaat Virgina.<br />
Sie legt mit der Handelsgruppe Council of Supply Chain<br />
Management Professionals (CSCMP) alljährlich einen<br />
„Bericht über den Stand der Logistikbranche“ vor. Anfang<br />
dieses Jahres erkannte Wilson ein weiteres Problem: „Viele<br />
Verlader entscheiden heute unter starkem Überlebensdruck.<br />
Das bedeutet dauernde Verschiebungen von Frachtvolumina<br />
und -aufträgen innerhalb der Branche, vor allem<br />
auf der Straße.“<br />
Doch zumindest die Kontraktlogistiker hatten Glück,<br />
so Wilson. Denn sie wurden von der Krise in der amerikanischen<br />
Bau- und Autoindustrie nicht so betroffen. Dennoch<br />
führt das nicht automatisch zu einer Kehrtwende der<br />
Transportbranche, so Wilson: „Solange die Trucker nicht<br />
auf die Beine kommen, misslingt das der gesamten Logistikbranche.“<br />
Der Einschlag der Rezession wird hier auch dann<br />
noch Wellen schlagen, wenn der Abschwung längst aus dem<br />
Bewusstsein der Bürger verschwunden ist.<br />
So sind zum Beispiel die ehemals umfangreichen Frachtraum-Kapazitäten<br />
auf der Straße durch Insolvenzen und<br />
kollabierende Auslieferungen neuer Trailer und Wechselbrücken<br />
drastisch reduziert worden.<br />
Die heutigen Frachtraten allerdings bleiben niedrig, weil<br />
die Nachfrage immer noch stärker fällt als die Kapazitäten.<br />
Dennoch werden die Frachtraten auf der Straße, so prognostizieren<br />
es Experten, dann raketenartig ansteigen, wenn<br />
sich die Nachfrage eines Tages stabilisiert hat – frühestens<br />
Mitte kommenden Jahres.<br />
Amerikas Brücken sind im Durchschnitt 43 Jahre alt<br />
und zum Teil nur auf 50 Jahre Nutzung ausgelegt.<br />
Ein Viertel aller brücken ist marode. Die Zahl einstürzender<br />
Brücken steigt. Manche Staaten wollen<br />
nun mehr Geld in die Brückensanierung stecken.<br />
16 | Logistics<br />
Die beiden Westküstenhäfen Los Angeles und Long Beach,<br />
die noch vor zwei Jahren durch lawinenartige Asienimporte<br />
mit enormen Verspätungen zu kämpfen hatten, haben ihre<br />
Aktivitäten verringert, seitdem der Bedarf an chinesischen<br />
Gütern gesunken ist. Das wirkt noch 3 000 Meilen östlich<br />
nach, wo die Häfen Boston und New York weniger Güter<br />
aus dem Westen aufsaugen müssen.<br />
Hohe Kosten und fehlende Kredite bringen US-Importeure<br />
und ihre Logistiker dazu, über ihre Strategien nachzudenken.<br />
Zum Beispiel das Sourcing von Arbeitskräften und<br />
Material in Asien. Schon 2008 trieb der Ölpreis die Kosten<br />
internationaler Transporte in die Höhe und stellte dieses<br />
Verfahren infrage. Auch heute fragen sich viele, ob sich der<br />
Aufwand noch lohnt, wenn Seefracht drei bis vier Wochen<br />
bis in die US-Häfen benötigt und so die Inventarkosten in<br />
die Höhe treibt. Reine Luftfracht wird sowieso nur bei sehr<br />
hochwertigen Gütern in Betracht gezogen.<br />
Niedrige Kosten und hohe Produktivität lassen viele<br />
Hersteller in China bleiben. Doch Unternehmen planen<br />
immer öfter, die Produktion näher zum Endkunden zu bringen.<br />
So überlegt zum Beispiel ein Möbelhersteller aus dem<br />
US-Bundesstaat Indiana – der ungenannt bleiben möchte –,<br />
seine Werke aus China in die USA zu verlagern, um Transitzeiten<br />
sowie Transport- und Lagerkosten zu verringern.<br />
Der schwedische Möbelhersteller Ikea lässt in einer neuen<br />
Fabrik in Martinsville in Virginia fertigen, statt aus Übersee<br />
in die USA zu transportieren. Aussagekräftig sind die Möbelhersteller<br />
deswegen, weil ihre schweren, großräumigen<br />
Waren beachtliche Transportkosten nach sich ziehen.<br />
Unabhängig davon, wie die Rezession die Logistik der<br />
weltweiten Produktion umgestaltet, betrachtet Dr. Lieb von<br />
<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> die US-Unternehmen als immens wichtig, weil<br />
sie starke Marken vertreten, die rund um die Welt erkannt<br />
werden. „Globale Player benötigen eine starke Präsenz in<br />
den USA“, so Dr. Lieb. „Das galt vor der Krise und wird auch<br />
dann gültig sein, wenn sie vorbei ist.“<br />
Doch auch an anderen Themen für die Industrie mangelt<br />
es nicht, angefangen bei volatilen Ölpreisen und stetig<br />
brücken: note 4<br />
Jährlich sind geschätzte 17 Milliarden us-dollar<br />
nötig, um die Brücken zu sanieren. Aktuell stehen<br />
dafür aber nur 10 Milliarden US-Dollar bereit.<br />
Foto: Peter Endig/dpa Grafik: KircherBurkhardt Infografik<br />
><br />
KNOTeNpUNKTe Im WeLTHaNDeL<br />
Neuausrichtung für amerikas Hafenstädte<br />
■ Der Güterverkehr zwischen den US-Häfen ist, nach TEU-Containern<br />
(20-Fuß-Einheiten) gemessen, im vergangenen Jahr um<br />
2,6 Prozent gesunken, so der Bericht des Council of Supply Chain<br />
Management Professionals. Zuwachs im Umschlag verzeichneten<br />
New York, Savannah und Norfolk an der Ostküste. Die Westküstenhäfen<br />
erlitten Einbußen. Möglich ist, dass sie diese Verluste<br />
nicht mehr kompensieren, denn andere Häfen haben ihre Anlagen<br />
verbessert und sind damit attraktiver geworden.<br />
250<br />
200<br />
150<br />
100<br />
1<br />
50<br />
0<br />
In Mio. t<br />
270<br />
260<br />
DIE 8 WICHTIGSTEN HÄFEN<br />
In Mio. t<br />
250<br />
2005 2006 2007<br />
In Mio. t<br />
90<br />
80<br />
70<br />
2005 2006 2007<br />
NEW ORLEANS, LA<br />
262,4<br />
1<br />
2<br />
In Mio. t<br />
260<br />
250<br />
240<br />
In Mio. t<br />
80<br />
70<br />
60<br />
NEW ORLEANS, LA<br />
HOUSTON/GALVESTON, TX<br />
3 LOS ANGELES, CA<br />
4 NEW YORK CITY, NY<br />
5 PHILADELPHIA, PA<br />
6 PORT ARTHUR, TX<br />
7 MOBILE, AL<br />
8 SEATTLE, WA<br />
In Mio. t<br />
130<br />
120<br />
110<br />
80<br />
2005 2006 2007 2005 2006 2007 2005 2006 2007<br />
5 PHILADELPHIA, PA<br />
6 PORT ARTHUR, TEXAS<br />
7 MOBILE, ALABAMA<br />
8<br />
76,1<br />
2005 2006 2007<br />
Quelle: US Bureau of Transportation/Plunkett Research Ltd.<br />
In Mio. t<br />
60<br />
50<br />
40<br />
8<br />
3<br />
6<br />
2<br />
2 HOUSTON/GALVESTON, TX 3 LOS ANGELES, CA<br />
4<br />
253,4<br />
62,4<br />
2005 2006 2007<br />
Wichtigster US-Zollhafen für Seefracht<br />
ist New Orleans in Louisiana<br />
127,8<br />
54,3<br />
2005 2006 2007<br />
In Mio. t<br />
100<br />
90<br />
In Mio. t<br />
60<br />
50<br />
40<br />
1<br />
7<br />
4<br />
5<br />
NEW YORK CITY, NY<br />
SEATTLE, WASHINGTON<br />
Power<br />
■ Das US-Konjunkturpaket sieht 4,6 Milliarden US-Dollar allein<br />
für Wasserwege vor. Darin sind Mittel für Häfen, Brücken, Staubrücken<br />
und Projekte im Landschaftsschutz enthalten.<br />
■ Im Güterumschlag nach Tonnen liegt New Orleans bei Einfuhren<br />
vorn, hat das Verkehrsministerium festgestellt. Gemessen am<br />
Warenwert führt jedoch Los Angeles mit 337 Milliarden US-Dollar<br />
im Jahr 2007 die Reihe der Häfen an.<br />
87,2<br />
47,4<br />
2005 2006 2007<br />
Logistics | 17
Power<br />
wachsenden Kosten für die Sicherheit, über eine veraltete<br />
Infrastruktur bis zu hohen Umweltschutzauflagen. Fraglich<br />
ist zudem, ob der 787-Dollar-Milliarden-Konjunkturplan<br />
von Präsident Barack Obama, der das veraltete Transportsystem<br />
wieder aufbauen soll, wirkt. In den kommenden<br />
fünf Jahren will die US-Regierung 500 Milliarden US-Dollar<br />
in die Infrastruktur stecken. Das Geld stammt zum einen<br />
aus Obamas Konjunkturpaket, zum anderen aus einem<br />
Transportwege-Fonds, den der Kongress frühestens im September<br />
verabschieden könnte. Dabei sind die investierten<br />
Summen höher als der Betrag, der nötig war, um einst das<br />
komplette US-Autobahnnetz zu bauen.<br />
Kein Zweifel besteht daran, dass dieses Geld notwendig<br />
ist; das US-Verkehrsministerium prognostiziert, dass der<br />
Gütertransport sich bis zum Jahr 2035 verdoppelt. 48 Milliarden<br />
US-Dollar soll das Verkehrsministerium in Straßen,<br />
Brücken, Transitsysteme, Häfen und andere Infrastrukturanlagen<br />
stecken, so Verkehrsminister Ray LaHood. Auf<br />
dem internationalen Verkehrsforum in Leipzig sagte er vor<br />
Kurzem: „Im Gütertransport entwickeln wir derzeit neue<br />
nationale Güterverkehrskorridore, die uns helfen, Laster,<br />
Binnenschiffe und Eisenbahnen besser zu nutzen.“ Die intermodalen<br />
Verbindungen, die er in Europa gesehen habe,<br />
könnten als „ausgezeichnetes Modell für die USA“ dienen,<br />
unterstrich LaHood.<br />
Und schließlich gibt es grundsätzliche Überlegungen. So<br />
zwingt zum einen die Verringerung an Lkw-Kapazitäten die<br />
Logistikdienstleister, langfristig höhere Frachtraten zahlen<br />
zu müssen, während sie zugleich höhere Kosten für Sicherheit<br />
und Zollabwicklung tragen. Zum anderen werden auch<br />
die Kosten steigen, die mit dem allgemeinen Geschäft verbunden<br />
sind, zum Beispiel im Gesundheitswesen.<br />
außerdem gibt es langfristige Überlegungen zu Umweltschutz<br />
und Nachhaltigkeit, die die Eisenbahnen gegen die<br />
Trucker ausspielen könnten. Gesetze, die Eisenbahnen im<br />
Kongress unterstützten, bieten Unternehmen Steuererleichterungen,<br />
die mehr Fracht auf die Schiene bringen.<br />
Wenn zehn Prozent aller Langstreckenverkehre dauerhaft<br />
von der Straße auf die Schiene verlegt würden, entspräche<br />
das bei den CO₂-Emissionen dem Verzicht auf zwei Millionen<br />
Autos oder 280 Millionen neu gepflanzten Bäumen, so<br />
die Eisenbahnen.<br />
Die Straßenspediteure hingegen, die mit der Schiene<br />
konkurrieren, gleichzeitig aber bei intermodalen Transporten<br />
auf sie angewiesen sind, verhalten sich abwartend, so<br />
Clayton Boyce vom amerikanischen Truckerverband ATA,<br />
der die großen Trucker-Unternehmen repräsentiert.<br />
Grundsätzlich gilt, dass der größte Anteil am CO₂-<br />
Fußabdruck von Unternehmen nicht in der Supply Chain<br />
entsteht, sondern wenn Rohstoffe aus dem Boden gefördert<br />
und zu ersten Rohmaterialien verarbeitet werden. Dennoch<br />
ist es vor allem in der Supply Chain am einfachsten, CO₂-<br />
Emissionen zu identifizieren und zu reduzieren.<br />
18 | Logistics<br />
><br />
»Stabil auf<br />
niedrigem<br />
Niveau«<br />
Heiner murmann<br />
ist seit Januar 2008<br />
CEO von <strong>Schenker</strong><br />
Americas<br />
<strong>Schenker</strong> Americas-CEO sieht<br />
noch keinen wirtschaftlichen<br />
Aufschwung<br />
[ Interview ] Kevin Cote [ Foto ] Judy alexander<br />
H<br />
err murmann, was ist die größte Herausforderung<br />
für <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> in den USa?<br />
Das ist ohne Frage der Wirtschaftsabschwung<br />
und die sinkenden Frachtvolumen, die wir derzeit<br />
erleben. Es ist eine gewaltige Herausforderung,<br />
unser Netzwerk dennoch aufrechtzuerhalten. Wir müssen<br />
die adäquate Antwort finden. Wir dürfen nicht überreagieren<br />
– das wäre problematisch, wenn die Wirtschaft wieder an<br />
Fahrt gewinnt – oder zu wenig reagieren und uns so in eine<br />
finanziell schwierige Lage manövrieren. Das exakt auszujustieren,<br />
ist bei weitem die größte Herausforderung.<br />
Wie lange werden die Volumina noch sinken?<br />
Ich kann schon jetzt Anzeichen dafür erkennen, dass sich der<br />
Markt stabilisiert. Aber diese Stabilisierung findet auf einer<br />
sehr viel niedrigeren Ebene statt als in der Vergangenheit.<br />
Unsere Premium-Luftfracht-Produkte sind außergewöhnlich<br />
stark betroffen. Die Frage ist, ob das nur eine Überreaktion<br />
des Marktes ist oder schon ein neuer Trend.<br />
experten sagen voraus, dass die Logistikbranche schon im<br />
kommenden Jahr in einigen Bereichen wieder wächst. Wo ist <strong>DB</strong><br />
<strong>Schenker</strong> am besten aufgestellt, um dann profitieren zu können?<br />
Wir sind in allen unseren Bereichen gut aufgestellt. Unsere<br />
Kontraktlogistik-Angebote bieten den Kunden sehr viel<br />
Mehrwert. Wir können unseren Kunden helfen, im Abschwung<br />
Kosten zu reduzieren und dann Wachstum zu generieren,<br />
wenn die Märkte wieder stärker werden. Bei internationalen<br />
Transporten halten wir weiterhin gute Marktanteile<br />
in der Luft- und Seefracht. Da können wir in dem Moment<br />
wachsen, wenn der Markt wieder loslegt. Unsere heimischen<br />
Landtransporte in den USA, die wir 2006 durch den Erwerb<br />
von BAX Global ausgebaut haben, stärken unsere Position<br />
dann, wenn die Verbraucher wieder mehr kaufen. Deshalb<br />
machen uns unsere internationalen Kapazitäten mit unserem<br />
ausgedehnten nordamerikanischen Vertriebsnetzwerk zu einem<br />
attraktiven Partner für all die Unternehmen, die auf den<br />
mächtigen US-Markt drängen.<br />
<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> ist ein Unternehmen mit Sitz in europa und weltweiter<br />
Geltung. Doch was unterscheidet <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> in den USa<br />
von seinen Wettbewerbern?<br />
Wir unterscheiden uns von anderen europagestützten Wettbewerbern<br />
dadurch, dass wir über ein integriertes Netzwerk<br />
verfügen, das weltweiten Zugang mit lokaler Präsenz verknüpft.<br />
Wir bewegen nicht nur Güter von Asien, Europa oder<br />
anderen Märkten in die USA. Sondern wir steuern auch die<br />
Verteilung im Landverkehr und die Auslieferung bis zum<br />
Endkunden. Mit unserem heimischen Netzwerk können wir<br />
die letzte Meile integriert bedienen. Das ist einmalig.<br />
VITa<br />
Zwischen den Welten<br />
■ Heiner murmann ist in Essen geboren. Mit 15 Jahren zog er<br />
nach Kanada um, absolvierte die dortige Highschool und erwarb<br />
einen BA-Abschluss in Vancouver. 1990 startete er eine<br />
internationale Trainee-Ausbildung bei der Stinnes AG in Mülheim<br />
und New York. 1993 zog er nach Montreal und war dort<br />
in verschiedenen Positionen für <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> in Kanada tätig,<br />
ab 1999 als CEO. Murmann ist seit 2003 CEO von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong><br />
in den USA und seit 2008 CEO von <strong>Schenker</strong> Americas.<br />
Power<br />
Was unterscheidet denn die Logistikbranche in den USa von der<br />
in anderen Staaten?<br />
Obwohl die aktuelle Situation sehr anspruchsvoll ist, haben<br />
die USA im Laufe der Zeit immer wieder bewiesen, dass sie<br />
das „Land der unbegrenzten Möglichkeiten“ sind. Die Geografie<br />
ist gigantisch, die wirtschaftliche Dichte hoch und<br />
selbst im Abschwung ist hier der weltweit größte Markt. Unsere<br />
Stärken ergänzen diesen Markt. Wir verfügen über ein<br />
integriertes, ganzheitlich ausgerichtetes Netzwerk, das alle<br />
Bereiche der US-Industrie bedient. Wir sind in allen Großstädten<br />
präsent. Und wir haben innovative, serviceorientierte<br />
Mitarbeiter für qualitativ hochwertige Services.<br />
Bei der <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong>-mutter, der Deutschen Bahn aG, ist Dr.<br />
Rüdiger Grube auf Hartmut mehdorn als Vorstandsvorsitzender<br />
gefolgt. Wie ist die Reaktion in den USa?<br />
Das betrifft unsere Kunden nicht wirklich. Aber im Unternehmen<br />
sind wir dankbar über die Unterstützung, die wir<br />
von Hartmut Mehdorn und von Dr. Bensel, dem ehemaligen<br />
<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong>-Chef, erfahren haben. Beide haben uns mehrmals<br />
besucht und vor allem in schwierigen Zeiten geholfen.<br />
Nun freuen wir uns darauf, Dr. Grube und Dr. Rausch zu treffen<br />
und mit ihnen über Chancen und Risiken zu sprechen.<br />
Der erwerb von BaX Global war ein meilenstein in der<br />
Internationalisierung der <strong>DB</strong>. Hat die Integration funktioniert?<br />
Und was sagen die größten Kunden?<br />
Wir haben Anfang Juni die letzte Phase der Integration<br />
abgeschlossen. Es ist sehr komplex, zwei Unternehmen in<br />
den USA zusammenzuführen. Wir mussten zwei sich ergänzende<br />
Unternehmen integrieren, die auf unterschiedlichen<br />
Geschäftsmodellen aufbauen. Das hatte neben den Veränderungen<br />
in täglichen Operationen auch Auswirkungen auf<br />
das Gesamtsystem. Der Erfolg allerdings zeigte, dass es sich<br />
wirklich gelohnt hat. Wir können nun unseren Kunden integrierte<br />
Lösungen anbieten, die zuvor nicht möglich waren.<br />
Bestes Beispiel und zugleich unsere größte Erfolgsstory ist<br />
Cisco Systems. Cisco ist ein Unternehmen, das in der Kommunikations-<br />
und Netzwerktechnik führend ist. Die Produkte<br />
sind sehr teuer, nehmen viel Platz in Anspruch und sind<br />
sehr empfindlich. Das heißt, sie verlangen nach einer einzigartigen<br />
Mischung aus sorgfältiger, sicherer Abwicklung und<br />
wirtschaftlicher Auslieferung.<br />
Wir haben dafür eine Lösung erarbeitet, die internationale<br />
Transporte mit bestandsgeführten Hubs in den USA und<br />
Asien – bald auch in Europa – und einem zentral gesteuerten<br />
Kontrollsystem mit absoluter Transparenz verbindet. Produkte<br />
können nun zentral in die ganze Welt versandt werden.<br />
Weder BAX Global noch <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> hätten eine solche Lösung<br />
allein anbieten oder dieses Geschäft gewinnen können.<br />
Nur gemeinsam haben wir diese und andere innovative und<br />
attraktive Lösungen für ausgesprochen anspruchsvolle Kunden<br />
entwerfen und umsetzen können. Cisco ist heute einer<br />
der drei wichtigsten Partner von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong>.<br />
Logistics | 19
Power<br />
{ Dr. Thomas C. Lieb, Vorsitzender des Board of management der <strong>Schenker</strong> aG }<br />
»Green Logistics ist für uns<br />
sowohl eine Lösung als auch eine<br />
Kundenanforderung. Wir hoffen auf<br />
Zuwachs in den nächsten Jahren.«<br />
Der chinesische Logistikgigant Cosco hat IBM damit beauftragt<br />
herauszufinden, wie Emissionen in der heimischen<br />
chinesischen Lieferkette reduziert werden könnten. IBM<br />
kam zu dem Ergebnis, dass allein die Verringerung der Vertriebszentren<br />
von derzeit 100 auf 40 die Logistikkosten um<br />
23 Prozent und die CO₂-Emissionen um 15 Prozent senkt.<br />
Cosco könnte rund 100 000 Tonnen CO₂ einsparen.<br />
Nachhaltigkeit wird ein immer wichtigeres Kriterium für Logistikkunden,<br />
hat auch <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> festgestellt. Das Unternehmen<br />
arbeitet gegenwärtig mit Kunden bei einer Reihe<br />
von Initiativen zusammen, um Emissionen im Straßenverkehr<br />
zu senken, CO₂-Ausstoß durch intermodale Transporte<br />
zu verringern und Kunden bei nachhaltigen Transportketten<br />
beratend zu unterstützen. „Grüne Logistik ist sowohl<br />
eine Lösung als auch eine Erfordernis von Kunden“, sagte<br />
Dr. Thomas Lieb von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong>. „Über die letzten Jahre<br />
hat die Sensibilität unserer Kunden für Nachhaltigkeit kontinuierlich<br />
zugenommen. Wir gehen davon aus, dass die Bedeutung<br />
von Green Logistics in Zukunft eher noch stärker<br />
wächst.“ Logistikdienstleister müssen sich dem anpassen<br />
und ihre Netzwerke entsprechend ausbauen, in entsprechendes<br />
Personal investieren und in der Lage sein, schon in<br />
früherem Stadium entsprechende Lösungen anzubieten.<br />
Die Anforderungen der Verlader jedoch bleiben unverändert.<br />
Der Einzelhandelsgigant WalMart zum Beispiel verlangt<br />
weiterhin von den Herstellern, dass die Ware binnen<br />
zwei Tagen im Regal liegt. Und der Konsumgüterhersteller<br />
Kimberly-Clark legt letzte Hand an eine vier Jahre andauernde<br />
Umstrukturierung des nordamerikanischen Vertriebsnetzwerks,<br />
um aus 70 öffentlichen Warehouses – von mehreren<br />
Verladern betrieben – nur noch neun Mega-Vertriebszentren<br />
zu machen. In das Projekt sind eine Vielzahl von<br />
Spediteuren und Kontraktlogistikdienstleistern involviert.<br />
Erfolgreiche Logistikdienstleister aber müssen vor allem<br />
auf ihre Fähigkeiten setzen, zu investieren und Kosten zu<br />
senken, indem sie Kompetenzen des Kunden übernehmen<br />
und seine Supply Chain verbessern, sagt Charles Clowdis,<br />
Managing Director North America bei der Unternehmens-<br />
Präsident Barack Obama finanziert mit dem<br />
Konjunkturpaket die Entwicklung von Hochgeschwindigkeitszügen.<br />
Mehr Passagiere werden<br />
allerdings auch mehr staus bewirken, denn Güter-<br />
und Personenverkehr nutzen das gleiche Netz.<br />
20 | Logistics<br />
beratung IHS Global Insight. Das unterliege keinem Wirtschaftszyklus.<br />
Ideal wäre, dass die Kontraktlogistikdienstleister<br />
den Kapazitätsabbau steuern. Allerdings müssten<br />
die Dienstleister auch halten können, was sie versprechen.<br />
„3PL-Dienstleister werden immer stärker zeigen müssen,<br />
wie sie das Geld ihrer Kunden sparen und wie viel“, so<br />
Clowdis.<br />
Bis 2007 hat sich der US-Argarkonzern John Deere &<br />
Co. bei Anlieferungen auf ein eigenes nordamerikanisches<br />
Netzwerk verlassen. In diesem Jahr hat John Deere C. H.<br />
Robinson beauftragt, die Logistik umzugestalten. Robinson<br />
hat daraufhin ein Logistik-Management-Zentrum ins Leben<br />
gerufen. Von hier aus analysiert Robinson nun Lieferketten,<br />
Nachfrage und Transportdetails von John Deere und entwickelt<br />
Maßnahmen, um die Logistik vom Materialeinkauf<br />
über die Auswahl der Spediteure bis zur Einzelleistung zu<br />
verbessern. Damit hat Robinson Deere viel Geld erspart und<br />
die Qualität und Verfügbarkeit der Dienstleistungen verbessert,<br />
geben auch externe Experten zu.<br />
Noch vor wenigen Jahren nutzten Verlader Kontraktlogistikdienstleister<br />
vor allem, um niedrige Frachtraten zu<br />
erzielen. Heute übernehmen ausgefeilte Online-Tools diese<br />
Aufgabe ebenso effizient. Im Laufe der Zeit haben die Verlader<br />
daher Kontraktlogistikdienstleister mit den Aufgaben<br />
betraut, die sie zuvor inhouse erbrachten.<br />
So zeigt das John-Deere-Robinson-Beispiel, dass ein Kontraktlogistikdienstleister<br />
in jedem wirtschaftlichen Umfeld<br />
für seinen Auftraggeber Werte erwirtschaften kann. Es<br />
zeigt zudem, warum sich dieser Bereich der Branche in der<br />
Vergangenheit so gut entwickelt hat und warum er – wenn<br />
auch verlangsamt – weiter wächst.<br />
Doch nicht alle Unternehmen werden wieder auf die<br />
Beine kommen. Experten sagen Dienstleistern, die aufs<br />
Transportmanagement spezialisiert sind, ausgezeichnete<br />
Ergebnisse voraus, weil Firmen alle oder zumindest große<br />
Teile ihrer Transportfunktionen vergeben – was mehr als<br />
die Hälfte der Gesamtlogistikkosten der Unternehmen ausmacht.<br />
Das mag ein Grund dafür sein, weshalb einige Kontraktlogistikdienstleister<br />
weiterhin Wachstum vorweisen<br />
schiene: note 3<br />
Der Bedarf an Schienengüterverkehr könnte<br />
sich bis 2035 auf 37,2 Mrd. t verdoppeln, dafür<br />
müssten die USA 148 Mrd. US-Dollar investieren.<br />
><br />
Foto: Michael Neuhaus/<strong>DB</strong> AG Grafik: KircherBurkhardt Infografik<br />
kosten iM VergLeich<br />
strassentransporte Machen rund die Hälfte der Logistikkosten in den USA aus.<br />
In Europa sind es nur 36 %, sagen die Marktforscher von Armstrong & Associates<br />
Weltweit<br />
andere<br />
SÜDAMERIKA gesamt<br />
Argentinien<br />
Venezuela<br />
Brasilien<br />
ASIA/PAZIFIK ges.<br />
Asien andere<br />
Japan<br />
indien<br />
China<br />
EUROPA gesamt<br />
europa andere<br />
Großbritannien<br />
Spanien<br />
italien<br />
deutschland<br />
Frankreich<br />
NORDAMERIKA<br />
gesamt<br />
Mexiko<br />
kanada<br />
USA<br />
Transport<br />
inventarisierung<br />
Ware-<br />
housing<br />
40,4 %<br />
IM MODAL-SPLIT LIEGT DIE SCHIENE IN DEN USA VORNE<br />
50 %<br />
59,6 % 50 %<br />
kosten nach<br />
Verkehrsträger,<br />
in %<br />
Verwaltung luft<br />
Wasser Schiene Straße<br />
USA EU-27<br />
JAPAN CHINA<br />
% %<br />
% %<br />
Power<br />
In Prozent der Transportleistung (tkm) Straße See (Binnenschifffahrt/EU-27) Schiene Pipeline Binnenwasserwege<br />
3,1<br />
5,2<br />
4 1,9<br />
3,3<br />
7,8 11<br />
43,2 10,7<br />
45,6<br />
60 48<br />
13,6 36 14,4<br />
30,2 37,3<br />
24,7<br />
Quelle: EU, 2009<br />
Quelle: Armstrong & Associates<br />
Logistics | 21
Power<br />
die iMportexport-story<br />
handeLsbiLanz: Die USA kaufen<br />
mehr Güter und Dienstleistungen<br />
im Ausland ein, als sie verkaufen –<br />
einer der Gründe für den hohen<br />
Kreditbedarf<br />
kanada<br />
Mexiko<br />
Japan<br />
deutschland<br />
Import Export<br />
in Milliarden US-dollar<br />
102,3<br />
125,2<br />
152,4<br />
196,7<br />
243,5<br />
287,8<br />
China<br />
321,4<br />
Auf Binnenwasserstraßen wird viel Fracht bewegt<br />
... ein Schiff nimmt so viel Last wie 870 Lastwagen<br />
auf. Die USA verfügen über 12 000 Meilen<br />
Wasserstraßen und kanäle. Die meisten<br />
Schleusen hingegen sind 60 Jahre alt.<br />
22 | Logistics<br />
337,8<br />
China<br />
169,9<br />
163,4<br />
160,9<br />
189,9<br />
ChinA Und kAnAdA<br />
Sind WiChTiGSTe<br />
hAndelSPArTner<br />
Mehr als 16 Prozent aller<br />
US-importe stammen aus<br />
China – nach Wert gerechnet.<br />
rund ein Fünftel der<br />
US-exporte geht nach<br />
kanada<br />
211,9<br />
230,7<br />
248,9<br />
260,0<br />
Wasser: note 4<br />
257 Schleusen gibt es in den USA, 30 von ihnen<br />
wurden im 19. Jahrhundert errichtet. Ihre<br />
Erneuerung kostet rund 125 Milliarden US-Dollar.<br />
kanada<br />
Mexiko<br />
China<br />
Japan<br />
deutschland<br />
Quelle: Plunkett Research Ltd.<br />
Grafik: KircherBurkhardt Infografik<br />
können, während ihre Transportaktivitäten zahlenmäßig<br />
gesunken sind, sagt Evan Armstrong, Präsident der Unternehmensberatung<br />
Armstrong & Associates.<br />
Anders sieht es allerdings bei Logistikern aus, die ihre<br />
Services ausschließlich um Warehousing und Vertriebszentren<br />
aufgebaut haben. Weil die Transportnachfrage gering<br />
bleibt und die Kreditkrise die Kapitalkosten treibt – was<br />
Transporte und Lagerhaltung verteuert –, sehen die US-Importeure<br />
weniger Bedarf für zusätzliche große Warehouses<br />
und Vertriebszentren. Auslaufende Verträge für solche Anlagen<br />
werden daher vermutlich eher die Lagerflächen verringern,<br />
sagen Experten voraus. Auch Neuverträge werden<br />
vermutlich eher geringere Lagerflächen betreffen als noch<br />
vor zwei oder drei Jahren. Doch weil die Importeure so kostenbewusst<br />
sind, sind auch andere Maßnahmen denkbar,<br />
zum Beispiel Lagerhäuser mit anderen zu teilen.<br />
Logistikdienstleister, die vor allem in diesem Bereich aktiv<br />
sind, werden die Hauptlast des Abschwungs ertragen<br />
müssen, so Armstrong. „Vor allem Operationen wie<br />
Warehousing und Vertriebszentren-Steuerung werden in<br />
Schwierigkeiten geraten“, so Armstrong.<br />
Nach der Rezession werden die führenden US-Logistiker<br />
vermutlich finanzstark sein und in einzelnen Bereichen<br />
stark aufgestellt sein. Überlebende könnten dann ihre Fähigkeiten<br />
auf mehrere Industriebereiche ausweiten, um<br />
kontinuierlich Einkommen zu erzielen, so Clowdis von IHS<br />
Global Insight. Benjamin Gordon, Gründer der US-Unternehmensberatung<br />
BGSA Strategic Advisors, prognostiziert,<br />
dass die Konsolidierung innerhalb drei unterschiedlicher<br />
Bereiche stattfindet: unter Firmen, die sämtliche Services<br />
anbieten; unter Unternehmen, die auf bestimmte Dienstleistungen<br />
spezialisiert sind, und unter Firmen, die nur ausgewählten<br />
Branchen Dienstleistungen anbieten, wie zum<br />
Beispiel der Telekommunikation oder dem Einzelhandel.<br />
Die Logistikbranche schreitet in ihrer Konsolidierung<br />
voran. 2018 werden die 50 führenden US-Dienstleister voraussichtlich<br />
80 Prozent des nordamerikanischen Marktes<br />
beherrschen, zurzeit sind es rund 50 Prozent, so BGSA-<br />
Schätzungen.<br />
Die vergangenen fünf Jahre haben nach Gordons Einschätzung<br />
die „Konzentration“ von Supply Chain Services<br />
belegt. So hat zum Beispiel der Warehousing- und Vertriebsgigant<br />
Exel das Unternehmen Power Packaging gekauft, um<br />
Warehousing und Verpackung miteinander zu verbinden.<br />
Weil die Unternehmen die Zahl ihrer Logistikdienstleister<br />
reduzieren, wird eine solche Konzentration zum dauerhaften<br />
Trend. Dienstleister, die in dem Segment Lösungen anbieten,<br />
werden dafür reichlich belohnt werden, so Gordon.<br />
„Der Schlüssel dafür ist zielgerichtete Expansion mit<br />
leicht zu integrierenden Services, die spezifischen Kundenanforderungen<br />
genügen“, sagt Gordon. „Unternehmen, die<br />
diese Ziele erfüllen, werden zu den Gewinnern gehören.“<br />
Das erklärt, warum <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> die Präsenz auf dem<br />
nordamerikanischen Markt zum strategischen Ziel ernannt<br />
hat. „Wir werden die engen Beziehungen zu unseren US-<br />
Kunden beibehalten“, so Dr. Lieb vom Logistikdienstleister<br />
<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong>. „Unser wichtigstes Anliegen ist, dass wir<br />
rasch auf deren Bedürfnisse reagieren können – vor allem<br />
auf diesem Markt, der besonders rasch grundlegende Veränderungen<br />
erfährt.“ ■<br />
ReZeSSION<br />
Weniger Fracht für<br />
die Logistiker<br />
Power<br />
■ Weniger Verkehr: Die Fracht auf den Straßen ist im April<br />
um 2,2 % gefallen, im März sogar um 4,5 %, so der Truckerverband<br />
ATA. Die Rezession trifft vor allem Speditionen.<br />
■ Weniger Kosten: Die Logistikkosten sind auf 9,4 % des<br />
BIP gesunken. Vor der Rezession waren sie auf mehr als<br />
10 % gestiegen.<br />
■ Weniger Wachstum: In diesem Jahr werden Kontraktlogistiker<br />
voraussichtlich kein Wachstum verzeichnen können.<br />
ATA-INDEX FÜR FRACHTRAUM AUF DER STRASSE<br />
In Tonnen, saisonbereinigt, 2000 = 100; bis April 2009<br />
125<br />
115<br />
105<br />
95<br />
LOGISTIKKOSTEN IN DEN USA<br />
In Prozent des BIP<br />
9,9<br />
10,3<br />
9,5<br />
8,8 8,6 8,8<br />
9,5<br />
9,9 10,1<br />
9,4<br />
1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008<br />
KONTRAKTLOGISTIKMARKT IN DEN USA<br />
In Mrd. US-Dollar (* 2009 /2010 Prognose)<br />
65,3<br />
1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 '09<br />
71,1<br />
76,9<br />
89,4<br />
Quelle: American Trucking Association<br />
Quelle: CSCMP<br />
103,7 113,6 119,0 127,0 118,0 125,0<br />
2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009* 2010*<br />
Quelle: Armstrong & Associates<br />
Logistics | 23
»In Zukunft ist Mobilität Verdichtung sowie<br />
intelligentes, integriertes Verkehrsmanagement.«<br />
Vernetzte Bewegung<br />
Die Mobilität von morgen hängt davon ab, wie Menschen<br />
und Güter in und zwischen den Städten zirkulieren. Prof. Dr. Jens-Uwe Fischer<br />
fordert daher ein radikales Umdenken<br />
Mobilität und Infrastruktur: Das sind die beiden<br />
Themen, denen sich Prof. Dr. Jens-Uwe<br />
Fischer verschrieben hat. Ursprünglich aus<br />
dem Sanierungsmanagement stammend,<br />
unterrichtet Fischer heute an der ehrwürdigen<br />
Universität Leipzig und gilt als einer der profiliertesten<br />
Mobilitätsforscher in der Bundesrepublik.<br />
Wie mobil sind Menschen und Güter in Zukunft?<br />
Menschen und Güter werden mobiler, weltweit. Dieser Entwicklung<br />
müssen sich alle, die Mobilität planen, stellen.<br />
Der deutsche Bundesverkehrsminister will nun nach dem<br />
Masterplan Güterverkehr einen Masterplan Personenverkehr<br />
entwickeln, um Rahmenbedingungen für die Mobilität<br />
der Bevölkerung in Deutschland zu schaffen. Die Frage ist:<br />
Wie können wir Mobilität planen, die die Bedürfnisse der<br />
künftigen Bevölkerung aufnimmt?<br />
Was sind die Bedürfnisse?<br />
Ein wichtiger Punkt ist der demografische Wandel: Was bedeutet<br />
es für Mobilität, wenn die Gesellschaft immer mehr<br />
altert? Ältere Menschen haben ganz andere Bedürfnisse in<br />
ihrer Mobilität. Sie erwarten einen bestimmten Komfort, sie<br />
sind bereit, für Serviceleistungen zu zahlen und sie akzeptieren<br />
ein geringeres Reisetempo, wenn der Service stimmt.<br />
Ältere Reisende erwarten Tür-zu-Tür-Service in vernetzten<br />
Systemen. Wir müssen ihnen das Gefühl geben, dass die gesamte<br />
Kette von Verkehrsträgern – Taxi, Bus, S-Bahn, Bahn –<br />
eine kontinuierliche Reise ist. Das ist für all diejenigen<br />
interessant, die heute Mobilitätsdienstleistungen von morgen<br />
anbieten. Das bedeutet für ein Unternehmen wie die<br />
<strong>DB</strong> AG, noch flexiblere Systeme anbieten zu müssen. Und<br />
das heißt für die Kommunen als Besteller, nicht nur einzelne<br />
Strecken auszuschreiben, sondern auf Basis des Vernetzungsgedankens<br />
Angebote für Mobilitätsketten vom<br />
Anbieter zu fordern.<br />
[ Interview ] Axel Novak [ Fotos ] Steffen Jänicke<br />
Interview<br />
Die Gesellschaft mit dem höchsten Anteil von älteren Menschen<br />
ist Japan. Kann Europa von Japan lernen?<br />
Im Unterschied zu Europa haben die Japaner die Städte an<br />
die Eisenbahn gebaut. Wir dagegen haben in den 60er Jahren<br />
die Wohnviertel vom Bahnhof und aus den Stadtzentren<br />
in die Vorstädte verlegt. Insofern können wir natürlich<br />
etwas von Japan lernen: Wir müssen jetzt den Bahnhof als<br />
Mobilitätsknotenpunkt – und damit das Stadtzentrum –<br />
wieder zum Nukleus urbaner Entwicklung werden lassen.<br />
Eigentlich müssten die Kommunen sagen: Was biete ich im<br />
Bahnhofsumfeld an, was muss zusätzlich in Bahnhofsnähe<br />
geschehen und errichtet werden, um – nach dem Motto<br />
Stadt der kurzen Wege – mehr anzubieten? Einkaufsmärkte<br />
zum Beispiel gehören an die Bahn, auch wegen des Lärmschutzes.<br />
Sportstätten, Veranstaltungsorte und natürlich<br />
Gewerbe. All das reduziert Verkehre und Leerfahrten bei<br />
Menschen und Gütern.<br />
Die Hälfte der Menschheit lebt in großen Städten in Asien oder<br />
Südamerika. In Deutschland gibt es keine Megacitys. Was<br />
bedeutet das für hiesige Mobilitätskonzepte?<br />
In Deutschland sind gewisse Simulationen möglich, zum<br />
Beispiel in Frankfurt am Main oder in München. Wir haben<br />
hier keine Megacitys, sondern Megaflächen. Das Problem<br />
in Großstädten ist, wie verknüpfe ich Urbanität und Mobilität?<br />
Derzeit findet in den Großstädten und ihrem Umland<br />
eine Fülle von Transferbewegungen zwischen Arbeiten,<br />
Wohnen und Leben statt. Das muss ich reduzieren, wenn<br />
ich in Zukunft einer mobileren Bevölkerung schnelle Mobilität<br />
bieten will, die sich die Menschen leisten können. Ich<br />
muss diese Ströme runterbrechen auf die Quartiere.<br />
Ich muss daher polyzentrisch denken. Ziel ist, in einem<br />
Viertel zu leben und zu arbeiten. Jede Region müsste eigentlich<br />
polyzentrische regionale Masterpläne erstellen. Daraus<br />
können wir Mobilitätskonzepte entwickeln, die auf Megacitys<br />
übertragbar sind.<br />
><br />
Logistics | 25
»Die <strong>DB</strong> AG ist Leadership. Sie verfügt über das<br />
im Vergleich umfassendste Mobilitätskonzept.«<br />
Foto: Sasse/laif<br />
Was für Konzepte sind das?<br />
Die Lösung heißt Verdichtung, intelligente Lösung und integriertes<br />
Verkehrsmanagement. Drei Dinge zeichnen künftig<br />
die Mobilität aus: Flexibilität, internationale Verkehre<br />
und intelligente Verknüpfung. Vor allem der letzte Punkt<br />
ist etwas, das wir weiterentwickeln müssen. Intelligenter<br />
heißt, dass Transporte rasch intermodal möglich sind. Dazu<br />
gehört die Fähigkeit, von individuellen Systemen auf standardisierte<br />
Systeme umzuschalten und zurück. Für eine<br />
Reisekette nutze ich auch eine Reihe von Verkehrsträgern.<br />
Heißt aber auch, dass die Module, die dahinterstecken, einfacher<br />
zu bedienen sind. Ein Beispiel dafür ist „Touch and<br />
Travel“, ein System, das es über das Handy ermöglicht,<br />
eine Reihe von Verkehrsträgern wie Busse, Bahnen und<br />
S-Bahnen zu nutzen. Das erhöht die Flexibilität ungemein.<br />
Wir können die Mobilitätsprobleme der Zukunft nur lösen,<br />
wenn wir die Verkehrsträger miteinander verknüpfen.<br />
Mobilität ist vom Energiepreis abhängig – ist sie in Zukunft noch<br />
bezahlbar?<br />
Wenn Sie Mobilität bezahlbar machen wollen, dann brauchen<br />
Sie Durchsatz. Mobilität ist dann teuer, wenn sie individuell,<br />
auf einzelne Gruppen und Personen ausgerichtet<br />
ist. Unsere Kunst wird weiter sein, dass der Kunde in der<br />
1. Klasse sich nicht eingeschränkt fühlt durch die überwiegende<br />
Zahl der Reisenden in der 2. Klasse. Die acatech Studie<br />
„Mobilität 2020“ hat gezeigt, dass in Deutschland bei<br />
sinkender und alternder Bevölkerung die Mobilität gleich<br />
bleibt, das Volumen der Berufsverkehre aber zurückgeht,<br />
während Freizeit- und Urlaubsverkehre zunehmen. Hier<br />
wird es weiter individuelle Angebote geben. Differenzierung<br />
findet durch Mobilität statt. Aber das Grundbedürfnis<br />
muss für alle machbar sein, das geht nur, wenn die Mengen<br />
stimmen – und so der Preis.<br />
Was halten Sie von nachhaltigen Transportkonzepten? Ist nicht<br />
der Verzicht auf Mobilität wirklich grüne Mobilität?<br />
Nein, denn Verzicht auf Mobilität würde Kommunikationsverzicht<br />
und Reduzierung von Lebensqualität bedeuten.<br />
Grüne Mobilität heißt für mich – obwohl ich den Begriff<br />
nicht schätze – nachhaltig gestaltete Mobilität im Sinne von<br />
Qualität und Ressourcenschonung. Dazu gehören reduzierte<br />
CO₂-Emissionen und Leerfahrten, gestiegene Auslastung<br />
von Verkehrsträgern und intelligente Mobilitätssysteme.<br />
Denkbar ist im Rahmen der E-Mobilität die Kooperation<br />
mit Energiekonzernen und Autoindustrie wie zum Beispiel<br />
RWE-Daimler-Evonik, die gemeinsam die Serienproduktion<br />
von mobilen Hochleistungsbatterien starten wollen. Das<br />
ist eine gute Basis für optimierte, integrierte Lösungen, das<br />
sind Chancen für grüne Mobilität.<br />
Politik setzt derzeit auf Infrastruktur. Zwei Milliarden Euro<br />
fließen in den Verkehrsbau.<br />
Das Geld für Infrastrukturinvestitionen fließt leider nicht<br />
nur dort, wo es benötigt wird. Es gibt in der Bundesrepublik<br />
eine geografische Aufspaltung zwischen einer wirtschaftlich<br />
Megacity: Mobilität und Urbanität sind heute nicht mehr zu trennen<br />
starken Region von Hamburg über die Rhein-Main-Schiene<br />
bis nach Süddeutschland und einem Restgebiet mit wirtschaftlich<br />
starken Kernen, das durch demografischen Abgang<br />
und wirtschaftliche Schwäche gekennzeichnet ist. Wir haben<br />
heute schon eine demografische Segregation. Daher gibt es<br />
Forderungen aus der Politik an die Bahn, neue Mobilitätskonzepte<br />
zu entwickeln, um diese Segregation aufzuheben.<br />
Das betrifft ja die Mobilität von Personen und von Gütern. Wo<br />
sollte denn im Logistikbereich investiert werden?<br />
Dort, wo die stetig wachsenden Logistikströme entlanggehen.<br />
Deutschland ist nicht isoliert, sondern das europäische<br />
Transferland für Waren. Die Frage ist: Wie können wir diese<br />
Verkehrsströme nutzen, die nicht nur Transferströme<br />
sind, sondern eine Wirtschaftsfunktion haben? Wie führen<br />
wir diese Ströme? Im Augenblick verteilen sie sich noch auf<br />
Hauptachsen. Aber wir müssen davon ausgehen, dass die<br />
Standardverkehre nach der Krise massiv ansteigen werden.<br />
Wir werden dann einen übergroßen Bedarf an Logistikkonzepten<br />
und Trassen haben.<br />
Woran mangelt es heute bei der Planung von Mobilität?<br />
Vor allem an vernetztem Denken. Jeder optimiert sich in seinem<br />
Bereich. Es fehlen einfach übergeordnete Projektteams<br />
auch mit den Verkehrsverbünden und der Politik.<br />
Sie unterstützen die Deutsche Bahn AG. Stoßen Sie da auf<br />
Verständnis mit Ihrer Forderung nach vernetztem Denken?<br />
Die <strong>DB</strong> ist Leadership. Im Vergleich zu anderen europäischen<br />
Bahnen sind wir diejenigen, die nach der Krise weiterhin<br />
das umfassendste Mobilitätskonzept anbieten.<br />
www.uni-leipzig.de<br />
Interview<br />
Logistics | 27
Kühle Ware: Das<br />
<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong>-Team am<br />
Flughafen Oslo (v. l. Erik<br />
Thorud, Gro Dalen, Kari<br />
Lehtinen, Georg Øhquist)<br />
mit frischem Lachs aus<br />
norwegischer Zucht<br />
Foto: Jan Erik Svendsen<br />
People<br />
Frischer<br />
Fisch<br />
für den<br />
Weltmarkt<br />
aus dem meer direkt auf<br />
den Tisch: Für maritime<br />
Köstlichkeiten knüpft<br />
<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> aufwendige<br />
Lieferketten<br />
■ „Wenn etwas schiefgeht, dann meist<br />
am Tag der Abreise“, seufzt Kari<br />
Lehtinen aus Erfahrung. Er leitet das<br />
<strong>DB</strong> SCHENKERjetcargo fresh-Team<br />
am norwegischen Flughafen Oslo, das<br />
verderbliche Ware per Luftfracht in<br />
alle Welt bringt. Das Land ist einer der<br />
größten Fischexporteure, bei Lachs<br />
für Japans Sushi-Küchen liegt es an der<br />
Spitze. „Im Durchschnitt exportieren<br />
wir 300 Tonnen Fisch wöchentlich“, erklärt<br />
Lehtinen. „Der Großteil geht nach<br />
Hongkong, Tokio und Osaka.“<br />
Das Geschäft mit der verderblichen<br />
Ware ist straff organisiert. Fünf Key-<br />
Account-Manager betreuen die Kunden,<br />
rund 15 norwegische Fischexporteure.<br />
Am Flughafen Oslo ist das <strong>DB</strong><br />
<strong>Schenker</strong>-Team rund um die Uhr abrufbereit,<br />
um notfalls einzugreifen. „Wir<br />
buchen Laderaum für den Fisch und<br />
versuchen, die besten Preise und Lösungen<br />
für unsere Kunden zu erzielen“,<br />
sagt Lehtinen. Anschließend prüft das<br />
Team, ob die Ladung pünktlich und<br />
unbeschädigt eingetroffen ist. Die Ausfuhr<br />
muss ausführlich dokumentiert<br />
werden: Labels, Zollerklärungen und<br />
Gesundheitszeugnisse ergänzen die<br />
Sendung. Maximal vier Tage dauert es,<br />
bis der Fisch beim Kunden ankommt.<br />
„Falls gewünscht, übernehmen wir<br />
Transporte auch von anderen Flughäfen<br />
oder liefern die Ware bis zum Kunden<br />
direkt aus“, erklärt Lehtinen. „Bei<br />
möglichen Verspätungen können wir<br />
auf das weltweite <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong>-Netzwerk<br />
zugreifen.“<br />
Logistics | 29
People<br />
»Ich habe Respekt<br />
vor <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong>«<br />
Seit Juni ist Dr. Karl-Friedrich<br />
rausch für das Logistikressort<br />
der <strong>DB</strong> Mobility Logistics aG<br />
verantwortlich<br />
■ <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> bleibt auf Kurs: Anfang<br />
Juni hat Dr. Karl-Friedrich Rausch das<br />
Transport und Logistikressort der<br />
<strong>DB</strong> Mobility Logistics übernommen.<br />
„Ich habe höchsten Respekt für die<br />
Art und Weise, wie man in den vergangenen<br />
Jahren den Transport- und<br />
Logistikbereich in ein schlagkräftiges<br />
Unternehmen von Weltgeltung<br />
ausgebaut hat“, sagte der gebürtige<br />
Hesse. „Dadurch stehen wir mit<br />
<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> gerade in der jetzigen<br />
schwierigen Situation besser da als<br />
30 | Logistics<br />
viele Konkurrenten. Wir müssen<br />
unsere Alleinstellungsmerkmale wie<br />
das weltweite, verkehrsträgerübergreifende<br />
Netzwerk mit einer starken<br />
Schiene in Europa ausspielen. Noch<br />
weiß niemand, wann die Rezession<br />
wieder in Wachstum übergeht.<br />
Aber ich sehe das als besondere<br />
Herausforderung: Auch heute unseren<br />
Kunden weltweit qualitativ<br />
hochwertige Services mit unserem<br />
gesamten Netzwerk anzubieten“,<br />
so Rausch. „Wir müssen Lösungen<br />
Zuhören, begreifen,<br />
entscheiden: Dr. Karl-<br />
Friedrich rausch lotet<br />
derzeit in persönlichen<br />
Gesprächen aus, wie<br />
das Unternehmen am<br />
besten auf den Wirtschaftswandel<br />
reagiert<br />
für den Moment bereithalten, wenn<br />
die Nachfrage nach weltweiten Versorgungsketten<br />
wieder steigt.“<br />
Der Wirtschaftsingenieur verfügt<br />
über profunde Kenntnisse in der<br />
Verkehrsbranche. Rausch arbeitete<br />
15 Jahre bei der Lufthansa, bevor er<br />
2001 zur Deutschen Bahn als Technik-<br />
Vorstand kam. Seit 2003 leitete er das<br />
Vorstandsressort Personenverkehr<br />
bei der <strong>DB</strong> AG und von Juni 2008 bis<br />
Ende Mai 2009 das gleiche Ressort<br />
bei der <strong>DB</strong> Mobility Logistics AG.<br />
Fotos: Marc Darchinger/<strong>DB</strong> AG, Max Lautenschläger (2), Pablo Castagnola<br />
Netzwerkerin: Heute arbeitet Dr. Weddewer bei einer Unternehmensberatung<br />
Ausgezeichnete Arbeit<br />
■ <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> hat im Mai Dr. Martina<br />
Weddewer von der Universität<br />
Paderborn mit dem <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong><br />
Award 2008 ausgezeichnet. Weddewer<br />
promovierte am Lehrstuhl<br />
für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere<br />
Produktionswirtschaft,<br />
bei Prof. em. Dr. Otto Rosenberg.<br />
Ihre Arbeit über Verrechnungspreissysteme<br />
für horizontale<br />
Speditionsnetzwerke „leiste einen<br />
wertvollen, anregenden Beitrag für<br />
Unternehmen“, sagte der ehemalige<br />
<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong>-Chef Dr. Norbert<br />
Bensel anlässlich der Preisverleihung.<br />
Die wissenschaftlich fundierte<br />
und innovative Arbeit biete praktische<br />
Elemente, um solche Koope-<br />
rationen zu verbessern. Weddewer<br />
erhielt ein Preisgeld in Höhe von<br />
10 000 Euro, weitere 5 000 Euro bekam<br />
ihr Doktorvater Professor Otto<br />
Rosenberg für seinen Lehrstuhl.<br />
Mit dem <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> Award prämiert<br />
eine unabhängige Jury wissenschaftliche<br />
Arbeiten rund um<br />
die Logistik. Der Award gehört mit<br />
einem Preisgeld von 10 000 Euro<br />
zu den wichtigsten internationalen<br />
Auszeichnungen der Branche; ab<br />
2009 hat <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> das Preisgeld<br />
für den Lehrstuhl auf 10 000<br />
Euro verdoppelt. Die Bewerbungsfrist<br />
für den <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> Award<br />
2009 läuft noch bis zum 1. August.<br />
www.dbschenker.com<br />
Preisträgerin<br />
Dr. Weddewer mit Prof.<br />
rosenberg (l.) und dem<br />
damaligen <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong>-<br />
Chef Dr. Bensel<br />
People<br />
3 Fragen an HanS-GEOrG WErnEr<br />
Kampf um<br />
Kunden und<br />
Fracht<br />
Hans-Georg Werner erklärt,<br />
wie <strong>DB</strong> Intermodal auf<br />
sinkende Verkehre reagiert<br />
1<br />
Wie gehen Sie mit sinkenden<br />
Transportvolumen und wachsender<br />
Konkurrenz bei <strong>DB</strong> Intermodal um?<br />
Ich rechne für 2009 mit 20 Prozent<br />
weniger Verkehren als 2008. Aber wir<br />
steuern mit vielen Mitteln gegen: Wir<br />
bauen Relationen neu auf und erhöhen<br />
Frequenzen – zum Beispiel im Albatros-Netz<br />
um zehn Prozent. Stichwort<br />
Konkurrenz: Wir kommen unseren<br />
Kunden sehr entgegen. So gehen wir<br />
bei den Preisen runter und streichen<br />
Mindestmengen-Verpflichtungen.<br />
2<br />
Wie ist die Lage für die Operateure?<br />
Die mussten ihr Netz an vielen<br />
Stellen kappen. Aber um ein verlässliches<br />
Angebot zu halten und die<br />
Operateure zu stärken, teilen wir zum<br />
Beispiel in einigen Fällen das Auslastungsrisiko<br />
und fahren Relationen<br />
trotz geringerer Auslastung weiter.<br />
3<br />
Reicht das aus, um den Abwärtstrend<br />
zu stoppen?<br />
Gerade jetzt müssen neue Denkansätze<br />
her. Wir führen mit vielen<br />
Partnern Gespräche. Warum nicht<br />
stärker kooperieren, also statt zwei<br />
halbleerer Züge für zwei Operateure<br />
nur noch einen fahren? Oder Einzelwagen<br />
in Kombizügen mitlaufen<br />
lassen? Oder neue Standorte stärker in<br />
den Fokus nehmen? Vor allem müssen<br />
wir weiter an der Qualität arbeiten.<br />
Hans-Georg Werner<br />
leitet <strong>DB</strong> Intermodal<br />
seit Oktober 2008.<br />
Davor war er Chef<br />
des Marktbereichs<br />
Chemie/Mineralöl/<br />
Düngemittel und<br />
Geschäftsführer der<br />
<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> BTT<br />
GmbH<br />
Logistics | 31
Solution<br />
Leidenschaft: Wer sperrige,<br />
übergewichtige Güter pünktlich<br />
durch die ganze Welt<br />
transportieren will, muss mit<br />
Herzblut bei der Sache sein<br />
Heavy lifts<br />
fUr die scHeicHs<br />
Ein 400 Tonnen schwerer Siemens-Transformator soll auf eine<br />
Kraftwerksbaustelle in Kuwait? <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> übernimmt<br />
[ Text ] Axel Novak [ Fotos ] Pablo Castagnola<br />
Logistics | 33
Solution<br />
Mülheim Deutschland<br />
2 Dampfturbinen à 132 t<br />
Nürnberg Deutschland<br />
1 Transformator à 392 t<br />
Norfolk USA<br />
2 Generatoren à 307 t<br />
{ Christoph Hilgers, <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> }<br />
»Minutiöse Vorplanung und<br />
Vorbereitung sind für solche Jobs<br />
der halbe Weg zum Erfolg.«<br />
Antwerpen, Anfang März, 5:00 Uhr morgens.<br />
Die Wintersonne ist noch nicht aufgegangen,<br />
aber im Hafen herrscht schon<br />
Betrieb. Im fahlen Licht der Scheinwerfer<br />
liegt der Stückgutfrachter BBC Greenland<br />
am Quai. Bald schiebt sich ein Schwimmkran<br />
aus dem Dunkel an die Bordwand<br />
des Frachters und hievt schwere Last ins Schiff. Keine zwanzig<br />
Minuten dauert es, bis das Schwergut auf dem unteren<br />
Ladedeck ruht.<br />
„Das ist ein Siemens-Trafo für Kuwait, fast 400 Tonnen<br />
schwer“, sagt Günter Gauls, Logistiker in der Abteilung<br />
Global Projects der <strong>Schenker</strong> Deutschland AG. Er ist die<br />
ganze Zeit hin- und hergewandert an Deck und hat begutachtet,<br />
wie und wohin die Fracht verladen wird. Routiniert<br />
mustert er Mannschaft und Schiff. Günter Gauls ist seit<br />
Jahrzehnten in dieser Branche tätig, die ihn um die Welt<br />
führt. Jetzt stützt er die Ellbogen auf das Brückengeländer<br />
der BBC Greenland und beobachtet, wie auf dem „lower<br />
hold“, dem Unterdeck des Frachters, die Stauer die Ladung<br />
sichern. Während der Schwimmkran weitere Stückgüter an<br />
Bord hebt, strömt unablässig Wasser in die Ballasttanks der<br />
BBC Greenland, um das Gewicht der Fracht auszugleichen.<br />
Arbeiter schweißen stählerne Ringe auf dem Frachtdeck<br />
fest. Stahlseile und Stopper halten später den Trafo gegen<br />
das Rollen und Stampfen des Schiffes fest. „Wenn so ein<br />
Frachtstück bei Seegang in Bewegung gerät, dann gefährdet<br />
es Schiff und Besatzung“, sagt Gauls.<br />
GLoBALer JoB<br />
Schwere Güter für Kuwait<br />
HCMC Vietnam<br />
Laem Chabang Thailand<br />
Kuwait<br />
24 Diverter Damper à 23-35 t<br />
Banten Indonesien<br />
4 Kondensatormodule à 53 t<br />
4 Kondensatormodule à 51 t<br />
8 Boxen à 31-36 t<br />
Der Trafo hat bereits eine lange Reise hinter sich: Bei seinem<br />
Bau schon hatten die Ingenieure im Siemens-Werk in Nürnberg<br />
den späteren Transportweg im Auge. Damit er auf dem<br />
Weg vom Nürnberger Werk zum Donauhafen unter einer<br />
Straßenbrücke hindurchgeführt werden konnte, durfte er<br />
nicht länger als 13,6 Meter sein.<br />
Im Hafen setzten die Logistiker Deutschlands größten<br />
mobilen Kran ein, auf dem Binnenschiff MS Breydel galt es<br />
schließlich, das schlechte Wetter zu meistern. Winterlicher<br />
Schnee und vereiste Staustufen – insgesamt 42 Schleusen<br />
sind zwischen Nürnberg und der Rheinmündung zu überwinden<br />
– drohten die Fahrt über Donau und Rhein um Tage<br />
zu verzögern. Und dann kündigte auch noch das Seeschiff<br />
Verspätung an, das den Trafo im Hafen aufnehmen sollte.<br />
Der Apparat ist Herzstück einer gigantischen Baustelle.<br />
Beim Großprojekt „Siemens Az Zour CC Extension/Kuwait“<br />
baut der Technikkonzern ein Gaskraftwerk für die kuwaitische<br />
Regierung aus. Mit der Logistik des Projekts beauftragte<br />
Siemens das <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> Global Projects-Team:<br />
Hunderte von einzelnen Komponenten und Containern –<br />
insgesamt 13 000 Tonnen Fracht, 52 000 Frachttonnen –<br />
müssen nun bis Ende dieses Jahres an den Arabischen Golf<br />
gelangen. Erst die exakte Planung und Kontrolle der einzelnen<br />
Etappen macht es möglich, dass viele teils Hunderte<br />
von Tonnen schwere Einzelstücke perfekt getimt zu Puzzlestücken<br />
einer Großbaustelle werden. Doch was das Az<br />
Zour-Projekt so besonders macht, ist weniger das immense<br />
Gewicht der einzelnen Bauteile, sondern die internationale<br />
Herkunft aller Komponenten.<br />
Das Motto „ein Hersteller, ein Land“ hat in der Globalisierung<br />
nicht überlebt. So bestellte Siemens technische<br />
Komponenten weltweit, in den USA, in Indonesien, Thailand<br />
oder Vietnam, um den extrem engen Zeitplan in Az<br />
Zour halten zu können. Die Bauteile gelangten per Bahn,<br />
per Laster oder mit dem Binnenschiff in die Seehäfen und<br />
wurden von dort mit Schwergutfrachtern nach Kuwait ge-<br />
bracht.<br />
Dass all dies Material pünktlich im Hafen eintrifft, rechtzeitig<br />
verladen werden kann und wie vereinbart auf der mehrere<br />
tausend Kilometer entfernten Baustelle montiert werden<br />
kann, das ist die Aufgabe von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> Global Projects.<br />
„Minutiöse Vorplanung und Vorbereitung sind für solche<br />
Jobs Voraussetzung und der halbe Weg zum Erfolg“, sagt<br />
Christoph Hilgers, der als Projektlogistiker bei der <strong>Schenker</strong><br />
Deutschland AG den gesamten logistischen Komplex um<br />
die Erweiterung des kuwaitischen Kraftwerks steuert.<br />
<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> übernimmt die gesamte Logistik der Bauteile<br />
und sorgt dafür, dass auch schwerste Frachten mit Übermaß<br />
pünktlich nach Kuwait gelangen. „Viele Brücken tragen<br />
ein Kraftwerksteil mit 300 Tonnen Gewicht nicht. Oder<br />
Grafik: KircherBurkhardt Infografik<br />
><br />
Schutzschicht: Im<br />
Nürnberger Transformatoren-Werk<br />
wird<br />
der Apparat für den<br />
Transport verpackt<br />
Schon bei der Konstruktion des Trafos haben die<br />
Ingenieure den Transportweg berücksichtigt<br />
Know-how: Die Siemens-Logistiker nach der Verladung auf den Trailer<br />
Umschlag:<br />
Deutschlands größter<br />
mobiler Raupenkran setzt<br />
den Trafo in Nürnberg<br />
aufs Binnenschiff
Zum Schutz von Ladung, Mannschaft und Schiff<br />
wird der Trafo auf dem Unterdeck verlascht<br />
Sicherung: Ein Stauer<br />
schweißt Stahlringe<br />
am Deck fest. Sie<br />
dienen als Zurrpunkte<br />
für den Trafo<br />
Beladung: Binnen<br />
weniger Minuten<br />
hievt ein Schwimmkran<br />
den Trafo auf das<br />
Unterdeck<br />
Teamwork: Der Kapitän fliegt nach der Beladung heim nach Russland.<br />
Das Kommando nach Kuwait übernimmt sein Nachfolger aus England<br />
Foto: Olaf Linnemann<br />
Häfen: Manche können wir aufgrund der geringen Wassertiefe<br />
nicht direkt anlaufen.“ Für derlei Probleme müssen die<br />
Logistiker Lösungen parat haben: Verstärkte Brücken und<br />
speziell konstruierte Bypässe gehören dann ebenso zu den<br />
Möglichkeiten wie Bargen für Häfen mit geringem Tiefgang.<br />
„In Kuwait allerdings kommt uns ein geografischer Vorteil<br />
zupass“, ergänzt Gauls. „In dem Wüstenstaat gibt es keine<br />
Flüsse als natürliches Transporthindernis. Das bedeutet,<br />
dass wir auf einige Umwege und Improvisation verzichten<br />
können.“<br />
Die Projektlogistik ist ein Geschäft, das einen nicht mehr<br />
loslässt. Für Hilgers und Gauls käme kein anderer Job mehr<br />
infrage. Der Speditionskaufmann Hilgers ging als 23-Jähriger<br />
nach Libyen. „Ich habe so früh die Anforderungen von<br />
der Empfängerseite kennengelernt“, erzählt er. „Mir war es<br />
wichtig, auf der Baustelle zu sehen, wo der Schuh drückt.“<br />
Seit fünf Jahren arbeitet er für <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong>. Auch Gauls<br />
sammelte jahrelang Erfahrungen in der arabischen Welt,<br />
später in Russland. Nun plaudert er auf der Brücke mit dem<br />
russischen Kapitän der BBC Greenland. Im Hafen von Antwerpen<br />
treffen Welten zusammen.<br />
Kurze Zeit später läuft das Schiff aus. Bis Kuwait ist es weit:<br />
das Mittelmeer, der Suezkanal, der Golf von Aden, in dem<br />
Piraten auf Beute lauern. Das ist für die Reederei BBC nichts<br />
Neues. Vor einem Jahr wurde die BBC Trinidad gekapert<br />
und kam erst nach 21 Tagen frei. Mittlerweile bewachen<br />
Kriegsschiffe die Routen, private Sicherheitsdienste bieten<br />
sich an. Gleichzeitig verhandeln die Diplomaten der Anrainerstaaten<br />
über Friedensmissionen. Wenn der Handel ausbleibt,<br />
brechen in den arabischen Staaten die Profite weg.<br />
Die BBC Greenland sucht daher Gesellschaft. Knapp<br />
zwei Wochen nach dem Auslaufen in Antwerpen wartet<br />
sie unweit der somalischen Küste<br />
auf einen Konvoi. Die Zeit drängt,<br />
denn bis zu 25 000 Euro kostet<br />
jeder Tag. Doch kurze Zeit später<br />
stößt die BBC Greenland mit<br />
ihren drei Schwesterschiffen MS<br />
BBC Switzerland, MS BBC Leer<br />
und MS Anja zu einem indischen<br />
Kriegsschiff. In dessen Kielwasser<br />
gleiten die schwer beladenenen<br />
Schiffe aus Deutschland sicher<br />
durch den gefährlichen Golf.<br />
Doch statt Piraten überrascht<br />
ein anderes Phänomen die Logis-<br />
Am Ziel: Nach wochenlanger<br />
Reise ruht der Trafo<br />
auf seinem Fundament<br />
Solution<br />
{ Günter Gauls, <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> }<br />
»Wenn so ein Frachtstück bei<br />
Seegang in Bewegung gerät,<br />
gefährdet es Schiff und Besatzung.«<br />
tiker: Sintflutartiger Regen und Hagelschauer lassen Kuwait<br />
im Schlamm versinken. Auf der Kraftwerksbaustelle<br />
schwimmen die Wege weg und müssen neu befestigt<br />
werden.<br />
Am 6. April legt die BBC Greenland abends im Hafen von<br />
Kuwait an. Tags zuvor sind Uwe Müller, Logistiker Gauls und<br />
Kapitän Olaf Linnemann in Kuwait eingetroffen. Während<br />
Müller für Siemens den Transport überwacht, kontrolliert<br />
Linnemann als sogenannter Surveyor der Versicherung –<br />
kleine Fehler schon könnten Millionen kosten.<br />
Fast fünftausend Kilometer Seeweg liegen nun hinter<br />
der BBC Greenland und ihrer Fracht. Da sind die letzten<br />
60 Kilometer vom Hafen zur Baustelle ein Katzensprung.<br />
<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> kooperiert vor Ort mit einem festen Partner:<br />
Die Alghanim Group of Shipping & Transport im Team<br />
mit El-Hoss Engineering & Transport Co. ist Marktführer<br />
in Kuwait, wenn es darum geht, Schweres und Sperriges<br />
zu transportieren. „Wir arbeiten schon seit mehr als einem<br />
Jahrzehnt mit Alghanim zusammen“, sagt Gauls. Bei so anspruchsvollen<br />
Jobs sei es wichtig, sich auf die Partner verlassen<br />
zu können: „Never change a winning team.“<br />
Wenige Stunden nach dem Anlegen wird das Schiff entladen.<br />
Weil der Transformator im „lower hold“ steht, wird<br />
erst das Zwischendeck geleert, bis der Apparat auf einen<br />
Schwerlast-Trailer umgeladen werden kann. Nur ein solch<br />
mächtiges Gefährt mit 192 Rädern kann so schwere Last aufnehmen.<br />
Die letzten Kilometer werden zum Hindernislauf:<br />
Brücken und Straßenquerungen müssen umfahren und<br />
zu niedrige Stromleitungen angehoben werden. Dennoch<br />
arbeiten die Logistiker zwei Tage heraus, um das Wochenende<br />
zu vermeiden: Der Weitertransport hätte sich unweigerlich<br />
verzögert. Drei Tage dauert es schließlich, bis der<br />
Transport auf der Baustelle eintrifft.<br />
Und dann geht alles schnell.<br />
Ruhig gleitet das stählerne<br />
Monstrum über Schienen auf<br />
das Fundament. Arbeiter öffnen<br />
die Transportverkleidung.<br />
Der Schock-Recorder wird abgelöst<br />
und an die Ingenieure in<br />
Deutschland geschickt – das kleine<br />
Gerät hat alle Erschütterungen<br />
während des Transports aufgezeichnet.<br />
Bald darauf, am 14. April, verschickt<br />
Alghanim die Nachricht<br />
an die Auftraggeber in Deutschland:<br />
Der Trafo ist montiert.<br />
Gauls und Hilgers sind längst<br />
wieder unterwegs. Die nächsten<br />
Projekte warten schon. ■<br />
Logistics | 37
Fernweh,<br />
ausgebremst<br />
Kombinierter Verkehr, 3 000 Kilometer quer durch Europa?<br />
Das ist kein Job für Träumer. Sondern für knallharte Realisten<br />
[ Text ] Hans Borchert [ Fotos ] Christian Bruch<br />
Nachtarbeit: Das<br />
Bürogebäude am<br />
KV-Kombiterminal im<br />
Kleine Überraschung<br />
vorweg: Diese junge<br />
Frau hat neben ihrem<br />
Gespür für Züge auch<br />
sportliche Ambitionen.<br />
Karate, schwarzer<br />
Gürtel, Erster<br />
Dan. Muss man noch mehr sagen?<br />
Marie Schulz ist eine Kämpferin. Nicht<br />
nur auf der Matte, auch im Geschäft.<br />
Seit neun Monaten steht ihr<br />
Schreibtisch in Kopenhagen. Høje<br />
Taastrup, Spotorno Allé 12. Keine Adresse,<br />
die jedermann kennen müsste,<br />
es sei denn, er ist Kunde oder Partner<br />
des Kombinierten Verkehrs (KV) von<br />
<strong>DB</strong> Intermodal auf der Achse zwischen<br />
Skandinavien und Italien.<br />
Der höchste Norden, der tiefste Süden<br />
und dazwischen ganz Europa aufgerollt<br />
in unzählige KV-Verbindungen.<br />
In etwa so lässt sich das Alltagspanorama<br />
der Marie Schulz, 28, beschreiben,<br />
denn als Projektmanagerin betreut<br />
sie die Containerverkehre von<br />
<strong>DB</strong> Intermodal.<br />
Und die fahren, angebunden über<br />
Antennenverkehre, zum Beispiel von<br />
Oslo in Norwegen über Schwedens<br />
Malmö, das dänische Terminal Taulov,<br />
über Hamburg und Maschen oder<br />
die Ostseehäfen gen „Bella Italia“. In<br />
Rundläufen nach Mailand, nach Verona<br />
und noch viel weiter: durch die<br />
Marken, die Abruzzen bis tief nach<br />
Süditalien.<br />
Was für eine spektakuläre Eisenbahnverbindung.<br />
Über 3 000 Kilometer<br />
durchgehend produziert und aus einer<br />
Hand angeboten. Mit Lkw- oder<br />
Schiffsverkehren im Vor- und Nachlauf.<br />
Und mit unzähligen beteiligten<br />
Parteien, die alle an einem Strang ziehen<br />
müssen, um den Kombinierten<br />
Verkehr auf die Schiene zu stellen. Das<br />
zu koordinieren, ist die Aufgabe von<br />
Marie Schulz.<br />
Zugnummer, dazu ein bisschen<br />
Fantasie, mehr braucht es nicht. Schon<br />
wechselt vor ihrem geistigen Auge<br />
unablässig die Szenerie. Grenzüberschreitend<br />
geht es von Alpenpass<br />
zu Tunnelröhre, von Küstenlinie zu<br />
Flusstal. Von Feld, Wald und Wiese<br />
hin zum pulsierenden Leben in den<br />
Häfen, den Metropolen. Es sind keine<br />
alltäglichen Assoziationen. Natürlich<br />
nicht. „Aber das Bild im großen<br />
Rahmen“, sagt die junge Frau mit den<br />
kessen Sommersprossen im hübschen<br />
Gesicht, „lehrt immer wieder aufs<br />
Neue die ungeheure Komplexität unseres<br />
Geschäfts.“<br />
Teamwork: Für Jan T. Andersen in Taulov und<br />
Marie Schulz in Høje Taastrup bei Kopenhagen<br />
sind exakte Absprachen unabdingbar<br />
Solution<br />
<strong>DB</strong> Intermodal, das sind alleine auf<br />
der Nord-Süd-Achse – Alpentransit<br />
durch die Schweiz und Anbindung<br />
der bedeutendsten skandinavischen<br />
Häfen inklusive – 500 Züge pro Woche<br />
im vertakteten planmäßigen Verkehr.<br />
Sind 130 000 Tonnen transportierte<br />
Güter. Sind: Steuerung von Personal<br />
und Material, darunter europaweite<br />
Wagendisposition, Bereitstellung<br />
von Equipment, Depotleistung und<br />
Service rund um Ladeeinheiten wie<br />
Container, Wechselbrücken oder Sattelauflieger.<br />
Sind: Betrieb verschiedenster<br />
KV-Terminals in Dänemark,<br />
Tschechien, den Niederlanden. Sind<br />
auch enge Zusammenarbeit mit den<br />
Operateuren Kombiverkehr, Hupac,<br />
Cemat und CargoNet auf der Marktseite.<br />
Die Traktionsleistung wird in enger<br />
Kooperation mit den <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong><br />
Rail-Gesellschaften Green Cargo und<br />
BLS Cargo, RTC sowie Lokomotion<br />
konzipiert und durchgeführt.<br />
In Summe nennt sich solches Leistungstiefe,<br />
denn verknüpft werden<br />
in durchgehender Transportkette<br />
die Verkehrsträger Lkw, Schiene,<br />
Schiff. Hans-Georg Werner, Chef von<br />
<strong>DB</strong> Intermodal, meint hierzu: „Wir<br />
kombinieren die systembedingten<br />
Stärken der einzelnen Verkehrsträger<br />
dänischen Taulov ><br />
Logistics | 39
Solution<br />
miteinander, um unseren Kunden ein<br />
noch wirtschaftlicheres und umweltfreundlicheres<br />
Produkt anzubieten.“<br />
Das ist sauber gemacht und reduziert<br />
den Ausstoß von Kohlendioxid<br />
um rund 1,3 Millionen Tonnen pro<br />
Jahr. Die Stichworte dazu lauten<br />
„Green Road“, „Green Terminals“ oder<br />
„Green Logistics Networks“ und wahr<br />
ist: „Für immer mehr Kunden spielen<br />
neben den wirtschaftlichen auch die<br />
ökologischen Rahmenbedingungen<br />
eine Rolle. Energieeffizienz, die damit<br />
verbundene Ressourcenschonung und<br />
der sogenannte CO₂-Footprint sind<br />
längst wichtige Entscheidungskriterien<br />
bei der Transportbuchung.“<br />
Solches sagt Sylke Hußmann, Achsenleiterin<br />
Nord-Süd bei <strong>DB</strong> Intermodal.<br />
Zusatz: „So weit mein Blick quasi<br />
aus der Helikopter-Perspektive. Jetzt<br />
aber an die Arbeit.“<br />
Letzte Verhandlungen stehen an,<br />
deshalb ist sie, die Chefin, aus Berlin<br />
gen Dänemark gereist und wie immer<br />
freut sie sich auf die anstehenden<br />
Gespräche.<br />
„Die Atmosphäre ist stets konzentriert,<br />
ausgesprochen freundlich, sehr<br />
ruhig und harmonisch“, sagt Sylke<br />
Hußmann. „Ganz anders in Italien, wo<br />
Gespräche und Verhandlungen tem-<br />
40 | Logistics<br />
peramentvoller erfolgen. Gerade die<br />
kulturellen Unterschiede geben dem<br />
internationalen Business die Würze.“<br />
Und jetzt gut aufgepasst, verehrte<br />
Kundschaft: Ab Mitte September<br />
macht <strong>DB</strong> Intermodal ein attraktives<br />
Angebot. Dann wird ein neuer KV-Zug<br />
planmäßig an drei Tagen direkt aus<br />
dem Hamburger Hafen nach Kopenhagen,<br />
Terminal Høje Taastrup, fahren.<br />
Und zurück. Ladegewicht: 1 600 Tonnen,<br />
Länge: 615 Meter.<br />
Drei Monate hat Marie Schulz, die an<br />
der Berufsakademie Mannheim Betriebswirtschaft<br />
studierte, an Konzeption<br />
und Realisierung gearbeitet. Die<br />
Kollegen von der Produktionsplanung,<br />
dem Terminal und der Transportüberwachung<br />
standen ihr zur Seite. Es<br />
ging um Ressourcenbereitstellung,<br />
Trassen, Ladeschluss- und Bereitstellungszeiten,<br />
Kalkulation und Angebotsstrategie.<br />
Das Übliche, könnte man denken,<br />
aber dieser Zug ist etwas ganz Besonderes.<br />
„Wir sind im Hochseehafen<br />
Hamburg an alle wichtigen Containerterminals<br />
angebunden und bieten damit<br />
eine echte Alternative zu den herkömmlichen<br />
Verkehren mit Feederschiffen<br />
oder auf der Straße zwischen<br />
Planung vor Ort und in der Zentrale: Henrik<br />
Hermannsen checkt eintreffende Ladung,<br />
Sylke Hußmann ist für das Achsenmanagement<br />
Nord-Süd verantwortlich<br />
der Hansestadt und Kopenhagen“,<br />
sagt Marie Schulz.<br />
In der Kopenhagener City ist die<br />
Statue der kleinen Meerjungfrau des<br />
Dichters Hans Christian Andersen<br />
Zeuge allmählicher Zeitenwende. Die<br />
Verkehrsströme ändern sich. Große<br />
Logistik- und Distributionsunternehmen<br />
siedeln sich zunehmend am<br />
Stadtrand an so wie in Høje Taastrup.<br />
Um vermehrte Lkw-Transporte zu<br />
vermeiden, ist plötzlich die Schiene<br />
wieder im Spiel. Da gibt es erfolgreiche<br />
Beispiele.<br />
Mehrmals täglich ist der sogenannte<br />
<strong>DB</strong>danshuttle zwischen Høje<br />
Taastrup und Taulov sowie Fredericia<br />
unterwegs. Dorthin verlegte die<br />
Carlsberg-Brauerei ihre Produktionsstätte,<br />
und seitdem erreicht der frisch<br />
gebraute Gerstensaft via Bahn-Anbindung<br />
über ein Distributionscenter die<br />
durstigen Kehlen der Hauptstädter.<br />
Ähnlich verhält es sich mit der Verbindung<br />
von Høje Taastrup nach Aarhus,<br />
wo <strong>DB</strong> Intermodal und die Maersk<br />
Gruppe maritime Hinterlandverkehre<br />
aufbauen.<br />
Sie werden statt früher in den Nordseehäfen<br />
nun in der Heimat gelöscht.<br />
Für Sylke Hußmann Grund genug, um<br />
für <strong>DB</strong> Intermodal mit dem Hamburg-<br />
Foto: Max Lautenschläger<br />
><br />
Überblick: Das KV-<br />
Terminal Høje Taastrup.<br />
Nach dem <strong>DB</strong>danshuttle<br />
läuft hier in Kürze der KV-<br />
Zug Hamburger Hafen–<br />
Høje Taastrup ein
42 | Logistics<br />
Ihr Job sind KV-Züge: Preben Christensen (l.)<br />
mit seinem Reachstacker, einem Mobilkran für<br />
Container, und Lokführer Hans Christian Möller<br />
in seiner Rangierlok in Taulov<br />
Foto: Max Lautenschläger<br />
Brücke über den Großen<br />
Belt: Ein Containerzug<br />
von <strong>DB</strong> Intermodal auf<br />
dem Weg nach Italien<br />
Zug eine neue Angebotschance zu nutzen.<br />
Ein mutiger Entschluss, „denn<br />
wir alleine tragen das Auslastungsrisiko<br />
und steuern deshalb erst einmal auf<br />
Sicht“. Was bedeutet: Zum Warmlaufen<br />
gibt es sechs Monate.<br />
Alles Weitere hängt von Buchung<br />
und Auslastung ab. „Man muss strategisch<br />
denken und in die Zukunft<br />
schauen“, formuliert Sylke Hußmann,<br />
die es rein privat auch spannend liebt,<br />
bei ihrem Hobby, dem Lesen von skandinavischen<br />
Krimis.<br />
Ohne tadellose Infrastruktur und Schienenleistung<br />
wäre das eine Unmöglichkeit.<br />
Es trifft sich also bestens, dass <strong>DB</strong><br />
<strong>Schenker</strong> Rail Scandinavia, ein Produktions-Joint-Venture<br />
aus <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong><br />
und Green Cargo, unter Führung<br />
von Stig Kyster-Hansen für moderne,<br />
reibungslose, zugleich grenzüberschreitende<br />
Prozesse sorgt. Man hat<br />
100 Millionen Euro in Mehrsystem-<br />
Loks investiert und rollt schon heute<br />
mit seinen Zügen von Mittelschweden<br />
bis ins Rhein-Ruhr-Gebiet.<br />
„Bestmögliche Qualität ist unser<br />
erstes Ziel“, sagt der eloquente, lebenslustige<br />
Vater von drei Kindern und<br />
freut sich: „Durch die Reduzierung<br />
von aufwendigen Lokwechseln und<br />
den Einsatz interoperabler Loks in<br />
Schweden, Dänemark und Deutschland<br />
konnten wir unsere Qualität verbessern<br />
– zum Vorteil unserer Kunden.<br />
Nicht nur die Loks fahren durchgehend,<br />
sondern auch die Lokführer<br />
können über die Grenzen hinweg eingesetzt<br />
werden.“ Kyster-Hansens Devise<br />
ist kurz: „Das beste Verkehrskonzept<br />
muss gewinnen und deshalb glaube<br />
ich mehr denn je an die Eisenbahn.“<br />
Selbstredend tun das neben ihm auch<br />
seine Mitarbeiter. Jan T. Andersen<br />
heißt einer, der verantwortlich ist für<br />
den operativen Betrieb und für zwölf<br />
dänische Bahnhöfe und Verladestationen.<br />
Andersens Büro liegt im Terminal<br />
Taulov. Dort werden schwedische,<br />
deutsche, italienische oder dänische<br />
Wagengruppen in Empfang genommen<br />
und zu neuen Zügen zusammengestellt.<br />
Gen Norden, gen Süden.<br />
„Früher“, erinnert sich der bekennende<br />
Fußballfan und Odense SK-Supporter,<br />
„hatten wir ein stilles Leben.<br />
Dann hat man festgestellt, dass Taulov<br />
eine ideale Schienenverkehrsschnittstelle<br />
ist, hat auf 24 000 Quadratmetern<br />
den Terminal mit Rangier- und<br />
Abstellgleisen gebaut und plötzlich<br />
war alles möglich.“<br />
Der Globalisierung verdankt das<br />
kleine Dänemark nun seine neuen<br />
Wahrzeichen – die filigranen Brücken<br />
über Öresund und Großen Belt. 2018<br />
steht die Eröffnung der Fehmarnsund-<br />
Querung an und dann sucht sich<br />
der Verkehr wieder eine neue, noch<br />
schnellere Route ins Herz Europas.<br />
„Aber bis dahin ist noch viel Zeit unser<br />
Netz weiterzuentwickeln“, sagt Marie<br />
Schulz kämpferisch. „Und ich habe<br />
den 2. Dan.“ ■<br />
Solution<br />
Prof. ralf elbert leitet den von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong><br />
gestifteten Lehrstuhl an der TU Berlin<br />
INTerMODal<br />
Die Stärken<br />
des KV nutzen<br />
Der Kombinierte Verkehr (KV) macht<br />
schwere Zeiten durch: Wie lange noch?<br />
Wer jetzt Prognosen abgibt, der begibt<br />
sich auf Glatteis. Denn der KV steht vor<br />
zwei Herausforderungen: sinkende Transportvolumen<br />
und wachsender Preiswettbewerb<br />
durch den Straßengüterverkehr.<br />
Führt das nicht zur Konsolidierung –<br />
mit Vorteilen für die Kunden?<br />
Nicht unbedingt. Der Markt ist stark<br />
fragmentiert – je nach Relation, Transportkorridor<br />
oder -gut. Ferner verursacht<br />
der Preiswettbewerb eine ständige Verschiebung<br />
von Kontrakten zwischen KV-<br />
Anbietern. Darunter leiden Qualität und<br />
Auslastung. Der Druck auf die Branche ist<br />
so stark, dass Geschäftsmodelle infrage<br />
gestellt werden können.<br />
Wo liegen denn die Stärken des KV?<br />
KV bietet sich an, wenn Güter auf langen<br />
Distanzen nach Fahrplan transportiert<br />
werden können. Darüber hinaus sind<br />
KV-Transporte – unter bestimmten Bedingungen<br />
– umweltfreundlicher und verlässlicher<br />
als der reine Straßengüterverkehr.<br />
Warum gibt es nicht mehr KV?<br />
Beim KV müssen Vor- und Nachlauf berücksichtigt<br />
werden – was Komplexität<br />
und Kosten erhöht. Deshalb müssen alle<br />
KV-Beteiligten und Verlader intensiver ins<br />
Gespräch kommen. Nur so gelingt es, das<br />
System KV noch stärker auf die Kundenwünsche<br />
auszurichten.<br />
Logistics | 43
Vision<br />
Jagd auf Blinde<br />
Passagiere<br />
Schiffe nehmen zahllose Organismen rund um die Erde<br />
in ihren Ballasttanks mit. Das verursacht immense<br />
Schäden an der Meeresfauna und -flora. Nun sollen die<br />
Mitreisenden endgültig von Bord verschwinden<br />
[ Text ] Henning Sietz<br />
Eigentlich ist die Rippenqualle<br />
an der Ostküste Nordamerikas<br />
heimisch. In den 1970er<br />
Jahren traf sie vermutlich im<br />
Ballastwasser von Schiffen<br />
im Schwarzen Meer ein und machte<br />
sich dort über das Zooplankton her –<br />
Nahrungsgrundlage junger Fische –<br />
fraß aber auch Fischeier und -larven.<br />
In den 1980er Jahren kam es zur Katastrophe,<br />
als die Fischbestände, vor<br />
allem der Sardelle, dramatisch zurückgingen.<br />
Im November 2006 wurde die<br />
Rippenqualle auch in der Ostsee entdeckt.<br />
Meeresbiologen vom Leibniz-<br />
Institut für Meereswissenschaften an<br />
der Universität Kiel (IFM-Geomar)<br />
befürchten nun, dass sich der Eindringling<br />
über die hiesigen Bestände<br />
an Dorscheiern hermacht. „Wir haben<br />
die Rippenqualle bisher noch nicht<br />
in Ballasttanks nachweisen können,<br />
doch kann sie nur auf diesem Weg in<br />
die Ostsee gekommen sein“, erklärt<br />
Stephan Gollasch. Der Hamburger<br />
Meeresbiologe testet seit vielen Jahren<br />
Ballastwasser-Behandlungsanlagen an<br />
Bord von Schiffen.<br />
Die Rippenqualle ist kein Einzelfall. Aus<br />
Europa kommend, traf die Zebra- oder<br />
Wandermuschel vor 50 Jahren in den<br />
Großen Seen Nordamerikas ein. Sie<br />
verstopfte Filteranlagen, Kühlwassersysteme<br />
und Rohrleitungen von Kraftwerken<br />
und Fabrikanlagen und zwang<br />
deren Betreiber zu aufwendigen Säuberungs-<br />
und Reparaturmaßnahmen.<br />
Das Einfallstor war der 1959 eröffnete<br />
Sankt-Lorenz-Seeweg, der Schiffen<br />
vom Atlantik die Einfahrt in die<br />
{ Dr. Stephan Gollasch, Meeresbiologe }<br />
»Der Prozess der<br />
Verschleppung fremder<br />
Arten hält bis heute<br />
ungebrochen an.«<br />
Großen Seen erlaubt. Auch die Wandermuschel<br />
kann nur in Ballasttanks<br />
eingewandert sein.<br />
Während Schiffe früher Ballast in<br />
Form von Sand, Kies oder großen Steinen<br />
an Bord nahmen, konnte ab Ende<br />
des 19. Jahrhunderts mit Einführung<br />
von Pumpen Seewasser als Ballast in<br />
Tanks aufgenommen werden. Unmittelbar<br />
danach reisten massenhaft Meeresbewohner<br />
als blinde Passagiere ein.<br />
Bereits 1903 wurde die asiatische Alge<br />
Odontella sinensis in der Nordsee beobachtet,<br />
die giftige japanische Planktonalge<br />
wanderte in Tanks nach Australien<br />
aus, die amerikanische Schwertmuschel<br />
eroberte die Nordsee, und die<br />
chinesische Wollhandkrabbe, bereits<br />
1912 in der Aller gesichtet, sorgte vor<br />
zehn Jahren für Unruhe längs der Niederelbe.<br />
„Der Schaden allein dieses chinesischen<br />
Eindringlings in deutschen<br />
Gewässern wird auf rund 80 Millionen<br />
Euro geschätzt“, so Gollasch.<br />
Die Liste ließe sich fast beliebig fortsetzen:<br />
In der Nordsee stellten Wissenschaftler<br />
rund 175 Eindringlinge fest,<br />
davon konnten etwa 73 in Ballasttanks<br />
nachgewiesen werden. Im Mittelmeer<br />
wurden über 600 fremde Spezies gezählt,<br />
davon etwa 150 in Tanks. In<br />
australischen Gewässern zählte man<br />
sogar über 180 fremde Organismen. Jede<br />
eindringende Art kann bestehende<br />
Nahrungsketten empfindlich stören<br />
bis hin zur Ausrottung einiger Spezies.<br />
„Der Prozess der Verschleppung fremder<br />
Arten hält bis heute ungebrochen<br />
an“, hat Gollasch festgestellt.<br />
Die Brisanz dieser schleichenden<br />
Gefahr wurde bereits vor vielen Jahren<br />
erkannt. So legte die Internationale<br />
Seeschifffahrtsorganisation IMO in<br />
London 2004 eine Konvention vor,<br />
dass bis 2016 jedes größere Schiff ein<br />
geprüftes System zur Ballastwasserbehandlung<br />
haben muss. Das Problem<br />
ist, dass sich bis heute noch nicht genügend<br />
Staaten verpflichtet haben, die<br />
Konvention umzusetzen.<br />
Tritt sie jedoch in Kraft, müssen weltweit<br />
rund 60 000 Schiffe rasch mit<br />
einem entsprechenden System ausgestattet<br />
werden. Kein Wunder, dass<br />
Zebra- oder Wandermuschel:<br />
Der Neusiedler<br />
richtet in Nordamerika<br />
große Schäden an<br />
mehrere Dutzend Firmen technische<br />
Anlagen konstruiert haben – der<br />
Markt ist milliardenschwer. Die Krux<br />
liegt im Nachweis der Wirksamkeit:<br />
Die IMO fordert überwachte Tests an<br />
Land und auf See, die jeweils ein halbes<br />
Jahr dauern. Bis eine Ballastwasser-Behandlungsanlage<br />
Marktreife erlangt,<br />
vergehen mehrere Jahre. Während die<br />
technischen Probleme trotz der knappen<br />
Zeitvorgabe zu lösen sind, ist die<br />
Frage der Kontrolle von Schiffen im<br />
Hafen ungeklärt. Sie war der eigentli-<br />
che Grund, warum die IMO ihre Ballastwasser-Konvention<br />
bisher nicht<br />
verwirklichen konnte.<br />
Es gibt drei Verfahren, Ballastwasser<br />
zu behandeln: Mechanische Filter,<br />
chemische und physikalische Desinfektion.<br />
Meist werden Organismen<br />
größer als 50 Mikrometer aus dem<br />
Wasser gefiltert, anschließend wird<br />
das Wasser physikalisch mit ultraviolettem<br />
Licht bestrahlt, mit Ultraschall<br />
desinfiziert oder chemisch behandelt –<br />
dann müssen größere Mengen Chemikalien<br />
an Bord geführt werden. Problematisch<br />
bei diesen technisch bewährten<br />
Verfahren ist die Menge des Ballastwassers:<br />
Ein Öltanker mit 300 000<br />
Tonnen Tragfähigkeit braucht in Leerfahrt<br />
mehr als 100 000 Tonnen Ballastwasser.<br />
Zudem sind die Systeme<br />
aufwändig und teuer, brauchen Platz<br />
und sie müssen ständig beobachtet<br />
werden.<br />
Inzwischen haben Ingenieure<br />
Schiffe entwickelt, die weniger Ballast<br />
benötigen oder ganz darauf verzichten<br />
können. Japanische Fachleute<br />
haben ein „Non Ballast Water Ship“<br />
(NOBS) konzipiert, das sich vor allem<br />
für Tanker und Masssengutfrachter<br />
eignet. Der Entwurf beruht auf der<br />
Erkenntnis, dass breite, flach gebaute<br />
Schiffe weniger oder gar keinen Ballast<br />
brauchen, um ihre stabile Lage zu bewahren.<br />
Ein Projekt der Technischen<br />
Universität Delft sieht vor, die dem<br />
Auftrieb dienenden Schiffspartien<br />
unterhalb der Bordwände auszubauen.<br />
Das ergibt einen Querschnitt, der<br />
entfernt an einen Katamaran erinnert,<br />
daher der Name „Monomaran“ für das<br />
Ein-Rumpf-Schiff. Ein drittes Projekt,<br />
das „ballast-free ship“, stammt von Michael<br />
Parsons, emeritierter Professor<br />
der University of Michigan: Während<br />
der Fahrt öffnen sich am Vorschiff<br />
mehrere Ventile. Seewasser strömt in<br />
ein Ballasttank-Röhrensystem ein und<br />
tritt am Heck wieder aus.<br />
Doch noch sind diese Neuerungen<br />
nicht praxiserprobt. Daher läßt die<br />
IMO zur Zeit nur Ballastwasserbehandlungssysteme<br />
prüfen. Von rund<br />
30 Systemen aber haben erst fünf die<br />
Tests bestanden. ■<br />
44 | Logistics Logistics | 45<br />
Fotos: Reinhard Discherl/mauritius images, privat
Update<br />
Kultur in Linz: Mit einer Reihe hochkarätig besetzter Veranstaltungen zieht die österreichische Metropole viele Besucher in ihren Bann<br />
Grenzenlos: <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong><br />
aktiv rund um den Erdball<br />
46 | Logistics<br />
iNTErNaTioNaL<br />
Auszeichnung in Hongkong<br />
n Ende april ist <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> als bester<br />
Green Logistics Operator ausgezeichnet<br />
worden. Mit dem Preis, eine<br />
neue Kategorie der 23. Asian Freight<br />
und Supply Chain Awards, zeichnet<br />
das Logistik-Magazin „Cargonews“<br />
besonders nachhaltige Logistikkonzepte<br />
aus. Soren Poulsen, Managing<br />
Director von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> South<br />
China, nahm die Ehrung in Kowloon,<br />
Hongkong, entgegen. „Wir fühlen<br />
uns sehr geehrt“, sagte Poulsen.<br />
Nach höchsten Standards<br />
n <strong>Schenker</strong> Singapore (Pte) Ltd. handelt<br />
nun auf der Basis der strengen<br />
Standards der Luftfahrtbranche. Das<br />
Unternehmen ist als erster Kontraktlogistiker<br />
in Singapur und der gesamten<br />
Asia-Pazifik-Region nach EN/<br />
AS9120:2002 zertifiziert worden. Die<br />
Standards stellen sicher, dass Prozesse<br />
den hohen weltweiten Anforderungen<br />
der Luftfahrtindustrie genügen. „Damit<br />
beweisen wir unsere Fähigkeit,<br />
höhere Produktivität mit ständig verbesserten<br />
Leistungen zu verbinden“,<br />
sagt Charlie Kok, Managing Director,<br />
<strong>Schenker</strong> Singapore (Pte) Ltd.<br />
Luftfracht für Claas<br />
n Die Claas aG, einer der weltweit<br />
führenden Hersteller von Agrartechnologie,<br />
setzt bei der Ersatzteilversorgung<br />
nordamerikanischer Kunden<br />
auf <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong>. Die <strong>Schenker</strong><br />
Deutschland AG übernimmt seit<br />
kurzem die Versorgung Nordameri-<br />
kas mit wichtigen Ersatzteilen direkt<br />
ab Werk. Jährlich sind das rund 600<br />
Tonnen, die von Deutschland in die<br />
USA und nach Kanada gelangen.<br />
<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> darf screenen<br />
n <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> ist in den uSa als<br />
Certified Cargo Screening Facility<br />
(CCSF) zugelassen. Damit darf das<br />
Unternehmen Luftfrachtsendungen<br />
auf Übereinstimmung mit den Vorschriften<br />
der US-amerikanischen Behörde<br />
für Verkehrssicherheit (TSA)<br />
überprüfen. <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong>-Kunden<br />
vermeiden bei ihrer Luftfracht<br />
Verzögerungen. Hintergrund sind<br />
Vorschriften, nach denen Luftfracht<br />
in Passagierflugzeugen intensiv<br />
geprüft wird. Seit Februar dieses<br />
Jahres kommen 50 Prozent aller Einheiten<br />
auf den Prüfstand, ab August<br />
2010 sollen es 100 Prozent sein.<br />
Rail-Road-Verknüpfung<br />
n Die <strong>Schenker</strong> australia Pty Ltd. bündelt<br />
ihr Sydney-Geschäft seit Mai<br />
2009 in Yennora. Der neue Standort<br />
Foto: Kurt Hoerbst/Linz 2009<br />
liegt direkt an der Eisenbahnlinie, die<br />
Sydney mit Melbourne, Brisbane und<br />
Port Botany verbindet. Durch die Verknüpfung<br />
von Schienen- und Straßentransporten<br />
entlastet <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> das<br />
Stadtgebiet von Sydney. „Mehr Fracht<br />
auf der Schiene bedeutet nicht nur<br />
Entlastung für die Straße. Wichtiger<br />
ist, dass die Schiene im Vergleich zur<br />
Straße weniger Kohlendioxid ausstößt<br />
und die Sicherheit im Straßenverkehr<br />
erhöht“, sagte Ron Koehler, CEO<br />
von <strong>Schenker</strong> Australia Pty Ltd.<br />
Europa<br />
Hilfe für Kulturmetropole<br />
n Mit einem Feuerwerk an kulturellen<br />
Veranstaltungen zieht Linz in diesem<br />
Jahr Tausende Besucher aus der<br />
ganzen Welt an: Seit Januar ist die<br />
oberösterreichische Landeshauptstadt<br />
zur Kulturmetropole Europas<br />
avanciert. Unterstützt wird die<br />
Stadt durch Services von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong>,<br />
die direkt in die Organisation<br />
des Spektakels eingebunden ist.<br />
Logistik auf hoher See<br />
n Die Wilhemsen Ship Management<br />
(WSM), weltweit einer der größten<br />
Dienstleister für Schiffsmanagement,<br />
hat mit <strong>Schenker</strong> AS in Norwegen<br />
einen Fünfjahresvertrag über die<br />
Logistik für Schiffsersatzteile geschlossen.<br />
Der Vertrag umfasst die<br />
weltweite Lagerung, Abwicklung<br />
und den Transport von Ersatzteilen<br />
zu den Seeschiffen, die von<br />
WSM bewirtschaftet werden.<br />
Ausbau in Wien<br />
n Mitte Februar 2009 hat <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong><br />
in Österreich den Spatenstich für eine<br />
Erweiterung des Terminals Wien Albern<br />
vorgenommen. <strong>Schenker</strong> & Co<br />
AG baut nun am Standort Albern eine<br />
zusätzliche Umschlaghalle. Grund<br />
dafür ist der Erfolg der Geschäftsstelle<br />
Wien in den letzten Jahren.<br />
Die neue 4 100 Quadratmeter große<br />
Umschlaghalle dient als Verbindung<br />
zwischen Lager- und Transportlogistik.<br />
Künftige Prozessverbesserungen<br />
sollen die Qualität und Produktivität<br />
steigern. Das Bauvorhaben<br />
kostet rund 13 Millionen Euro.<br />
Zertifizierte Zuverlässigkeit<br />
n Die französische Landesgesellschaft<br />
von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> hat in der EU<br />
den Status des Zugelassenen Wirtschaftsbeteiligten<br />
(AEO) erreicht.<br />
AEO-Unternehmen gelten als besonders<br />
vertrauenswürdig und können<br />
Vergünstigungen in der Zollabfertigung<br />
in Anspruch nehmen. Neben<br />
Frankreich ist <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> auch<br />
in Deutschland, Finnland, Irland,<br />
Lettland, Luxemburg, Österreich<br />
und Slowenien als zugelassener<br />
Wirtschaftsbeteiligter registriert.<br />
Wechsel an der Seine<br />
n <strong>Schenker</strong> S.a. hat eine neue Führung:<br />
Mitte Juni ist Philippe de<br />
Crécy zum Vorstandsvorsitzenden<br />
der <strong>Schenker</strong> S.A. berufen<br />
worden. Er folgt Joël Moebel, der<br />
das Unternehmen auf eigenen<br />
Wunsch verlässt. Der 46-jährige<br />
de Crécy ist bereits seit 2005 im<br />
Vorstand der Gesellschaft für Luft-<br />
und Seefracht verantwortlich.<br />
DEuTSCHLaND<br />
Innovative Auszeichnung<br />
n Die <strong>Schenker</strong> Deutschland aG ist<br />
beim Innovationspreis-IT 2009 der<br />
Initiative Mittelstand ausgezeichnet<br />
worden. Sie schaffte mit dem Einsatz<br />
von RFID-Technologie beim Umzug<br />
des Internationalen Maritimen Museums<br />
in Hamburg (siehe logistics<br />
4/2007) den Sprung unter die 20<br />
Besten. Beworben hatten sich Unternehmen<br />
mit rund 2 000 Projekten.<br />
Boomende Solarbranche<br />
n Mitte Juni hat die <strong>Schenker</strong> Deutschland<br />
AG in Kaufungen bei Kassel ein<br />
Lieferantenlager für die SMA Solar<br />
Technology AG in Betrieb genommen.<br />
Aufgrund der rasch wachsenden<br />
Solarbranche hat SMA ein neues<br />
Lieferkonzept umgesetzt. Von Kaufungen<br />
aus versorgt <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> im<br />
90-Minuten-Rhythmus die SMA-<br />
Produktionsstätte rund um die Uhr.<br />
SMA Solar Technology stellt sogenannte<br />
Wechselrichter für die Solarindustrie<br />
her und ist seit drei Jahren<br />
Kunde der <strong>Schenker</strong> Deutschland AG.<br />
Impressum<br />
Herausgeber<br />
<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong><br />
Dr. Antje Lüssenhop (V. i. S. d. P.)<br />
<strong>DB</strong> Mobility Logistics AG<br />
Leipziger Platz 9<br />
10117 Berlin<br />
Projektleitung<br />
Michael Schmidt<br />
Redaktion, Gestaltung und Produktion<br />
KircherBurkhardt GmbH<br />
Mitarbeiter dieser Ausgabe<br />
Hans Borchert, Humphrey Leigh,<br />
Dr. Peter Sauer, Henning Sietz<br />
Infografik<br />
KircherBurkhardt Infografik<br />
Druckvorstufe<br />
KircherBurkhardt GmbH<br />
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Online<br />
logistics finden Sie aktuell und archiviert im<br />
Internet unter:<br />
www.dbschenker.com<br />
in der Rubrik „Über <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong>,<br />
Kundenmagazine“<br />
Anschrift der Redaktion<br />
KircherBurkhardt GmbH<br />
Oranienburger Str. 66<br />
10117 Berlin<br />
Tel.: 030/44032-0<br />
Fax: 030/44032-20<br />
redaktion.logistics@kircher-burkhardt.com<br />
logistics erscheint viermal jährlich in einer<br />
Gesamtauflage von 30 000 Exemplaren in<br />
deutscher und englischer Sprache. Für<br />
unverlangt eingesandte Manuskripte und<br />
Fotos übernimmt KircherBurkhardt GmbH<br />
keine Haftung. Alle Beiträge sind urheberrechtlich<br />
geschützt. Nachdruck, Aufnahme in Online-<br />
Dienste und Internet und Vervielfältigung auf<br />
Datenträgern wie CD-ROM, DVD-ROM etc. nur<br />
nach vorheriger schriftlicher Zustimmung.<br />
Logistics | 47
Standort: Malaysia<br />
Das Land hat einen ausgezeichneten<br />
Ruf: „Malaysia<br />
gilt als eines der Länder in<br />
Südostasien, wo Business<br />
am leichtesten fällt“, sagt<br />
Wolfgang Laabs, Managing Director<br />
der malaysischen Landesgesellschaft<br />
von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong>. Das liegt auch daran,<br />
dass alle großen Weltreligionen in<br />
dem toleranten, muslimischen Staat<br />
mit rund 28 Millionen Einwohnern<br />
friedlich miteinander leben.<br />
Doch auch andere Faktoren erleichtern<br />
internationalen Firmen den<br />
Zugang zu diesem Land, dessen Staatsgebiet<br />
sich über die Westmalaiische<br />
Halbinsel und Ostmalaysia auf Borneo<br />
erstreckt. Englisch ist Geschäftssprache.<br />
Zudem führen die weltweit wichtigsten<br />
Schifffahrtsrouten direkt an<br />
dem Inselstaat vorbei. Und schließlich<br />
hat das Land viel getan, um ausländische<br />
Investoren anzuziehen. Niedrige<br />
48 | Logistics<br />
Markante Silhouette:<br />
Malaysias Hauptstadt<br />
Kuala Lumpur<br />
Rasanter Aufstieg<br />
mit den Kunden Wolfgang<br />
In Malaysia ist <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> im Gleichklang<br />
mit der Wirtschaft rasch gewachsen<br />
Löhne und Lebenshaltungskosten helfen,<br />
dass sich Malaysia zu einer der am<br />
raschesten wachsenden Wirtschaften<br />
in Fernost entwickelt hat. Mit einer gelenkten<br />
Marktwirtschaft will das Land<br />
bis 2020 zum entwickelten Industrieland<br />
werden. Neue Quellen der Wertschöpfung<br />
sind Biotechnologie einschließlich<br />
Agro- und Pharma-Biotech,<br />
Informations- und Kommunikationstechnologien,<br />
die Modernisierung des<br />
Servicesektors sowie der Tourismus.<br />
Vom Agrar-Rohstofflieferanten in den<br />
1970er Jahren ist Malaysia zu einer der<br />
wichtigsten Handelsnationen für elektronische<br />
und IT-Güter geworden und<br />
heute weltweit führender Mikrochip-<br />
Exporteur.<br />
<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> ist seit 1972 in dem südostasiatischen<br />
Staat präsent. Damals ließ<br />
das Unternehmen in der Hauptstadt<br />
Kuala Lumpur eine Vertretung regis-<br />
Hightechproduktion: Malaysia hat im<br />
Automobilbau und in der Chip-Produktion zu<br />
westlichen Industriestaaten aufgeschlossen<br />
trieren. Heute beschäftigt die <strong>Schenker</strong><br />
Logistics (M) Sdn. Bhd. mit Sitz in<br />
Shah Alam rund 1 600 Mitarbeiter und<br />
verfügt über Einrichtungen an zehn<br />
Orten. Seit Ende 2007 ist die Integration<br />
des Logistikdienstleisters BAX<br />
Global abgeschlossen.<br />
Letzter Meilenstein in der lokalen<br />
<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong>-Story ist die Eröffnung<br />
eines zusätzlichen Logistikzentrums in<br />
Shah Alam vor einem Jahr. „Damit sind<br />
wir unserem Ziel näher gekommen,<br />
durch hochwertige Lösungen und Services<br />
für unsere Kunden optimalen<br />
Mehrwert zu schaffen“, so Laabs. ■<br />
Fotos: Jone Fuste RAGA/Explorer/Eydea Illustration/laif, Andy Wong/AP, Shepard Sherbell/corbis, <strong>DB</strong> AG, Michael Wartmann/<strong>DB</strong> AG Grafik: KircherBurkhardt Infografik<br />
Kulim<br />
Penang<br />
Shah Alam<br />
Klia<br />
INDONESIEN<br />
Ipoh<br />
Golf von<br />
Thailand<br />
MALAYSIA<br />
Kuantan<br />
Kuala Lumpur<br />
Port Klang<br />
Malacca<br />
Südchinesisches<br />
Meer<br />
Johor Bahru<br />
Port Tanjung<br />
Pelepas<br />
MaLaySia<br />
Know-how in der industrie<br />
■ Gelenkte Wirtschaft<br />
Mit dem Dritten Wirtschafts-Masterplan<br />
2006–2020 (IMP3) will<br />
die malaysische Regierung<br />
v. a. die verarbeitende<br />
Industrie, die Dienstleistungsbranche<br />
und die<br />
Landwirtschaft fördern.<br />
■ Logistische Stärken<br />
<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> in Malaysia<br />
bietet den Kunden als<br />
„One Stop Logistics“-<br />
Dienstleister sämtliche<br />
integrierte Services.<br />
Das Unternehmen hat<br />
besondere Expertise bei<br />
Hightech, Electronics,<br />
Automotive, Aero- und<br />
Marineparts, Messen und<br />
Ausstellungen, Umzügen<br />
und der Projektlogistik.<br />
Landeshauptstadt<br />
<strong>Schenker</strong> Logistics<br />
(Malaysia) Standort<br />
Ausschnitt<br />
N<br />
100 km<br />
SÜDOSTASIEN<br />
WICHTIGSTE IMPORTGÜTER WICHTIGSTE AUSFÜHRGÜTER<br />
2008<br />
Sonstige 7,6 7,6<br />
Essen 5,6 5,6<br />
Chemie- 8,8 8,8<br />
produkteSchmier-<br />
10,9<br />
stoffe<br />
Industriegüter 18,4<br />
HAUPTEXPORTSTAATEN<br />
2007, Anteil in in Prozent<br />
14,7 14,7<br />
13,8 13,8<br />
12,5 12,5<br />
10,8<br />
4,8 4,8<br />
Thailand<br />
%<br />
Vereinigte Staaten<br />
Japan<br />
■ Expertise<br />
<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> in Malaysia<br />
ist nach ISOP9000:2000<br />
zertifiziert. Die Niederlassungen<br />
in Penang<br />
und Shah Alam erfüllen<br />
im Bereich Sicherheit<br />
die strengen TAPA-A-<br />
Voraussetzungen. 2008<br />
wurde <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> mit<br />
dem Excellence-Award<br />
der Technology Business<br />
Review ausgezeichnet.<br />
SCHENKER<br />
<strong>Schenker</strong> Logistics<br />
(Malaysia) Sdn. Bhd.<br />
Lot 1 & 3, Persiaran Pasak<br />
Bumi, Bukit Jelutong Industrial<br />
Park, Seksyen U8,<br />
40150 Shah Alam,<br />
Selangor Darul Ehsan.<br />
www.schenker.com.my<br />
49 49 Maschinen<br />
Singapur<br />
China/Hongkong<br />
2008<br />
Sonstige 30,1<br />
Bekleidung<br />
Bekleidung3,4<br />
3,4<br />
Flüssiggas Flüssiggas6,1<br />
6,1<br />
Palmöl 9,8 9,8<br />
%<br />
9,9 9,9 Rohöl und und<br />
Ölprodukte<br />
ABGESCHWÄCHTES WACHSTUM<br />
BIP BIP in in Prozent, * Prognose * Prognose<br />
8 8<br />
5,3 5,3<br />
6 6<br />
4 4<br />
2 2<br />
0 0<br />
Laabs:<br />
Managing Director der<br />
<strong>Schenker</strong> Logistics<br />
(Malaysia) Sdn. Bhd.<br />
in Shah Alam<br />
38,5 Elektronik<br />
1 bis 1 bis -1 -1<br />
-2 -2<br />
2005 2006 2007 2008 2009*<br />
Quelle: <strong>DB</strong> <strong>DB</strong><br />
■ <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong><br />
Leipziger Platz 9, 10117 Berlin<br />
Tel.: +49 30 297-0<br />
info@dbschenker.com<br />
www.dbschenker.com<br />
■ <strong>DB</strong> intermodal<br />
Kombinierter Verkehr<br />
Leipziger Platz 9, 10117 Berlin<br />
Tel.: +49 30 297-0<br />
info@db-intermodal.com<br />
www.db-intermodal.com<br />
■ <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> Rail<br />
Schienengüterverkehr, Vertrieb<br />
und Produktion spezialisierter<br />
Branchenprodukte<br />
Rheinstraße 2, 55116 Mainz<br />
Tel.: +49 6131 159<br />
freight@dbschenker.eu<br />
www.dbschenker.com<br />
Adressen<br />
Standort: Die <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong>-Zentrale in<br />
Berlin am Leipziger Platz<br />
<strong>DB</strong> MOBiLiTy LOGiSTiCS aG<br />
ansprechpartner<br />
■ KundenServiceZentrum<br />
<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> Rail<br />
Masurenallee 33, 47055 Duisburg<br />
Tel.: +49 1805 331 050<br />
neukundenservice@dbschenker.eu<br />
■ <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> Logistics<br />
Spedition und Logistik mit den<br />
Bereichen Landverkehr, Luft- und<br />
Seefracht sowie Kontrakt logistik/<br />
Supply Chain Management<br />
Alfredstraße 81, 45130 Essen<br />
Tel.: +49 201 8781-0<br />
info@dbschenker.com<br />
www.dbschenker.com<br />
Alle <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> Logistics-Anschriften<br />
unter www.dbschenker.com<br />
Logistics | 49
Nachgefragt<br />
ready for take-off?<br />
Im evergreen maintenance Center im US-bundesstaat Arizona<br />
warten mehr als 200 Flugzeuge auf den Start – nach der Krise<br />
Mr. Keating, Sie betreiben mit eMC die weltweit<br />
größte Anlage für zwischengelagerte Flugzeuge.<br />
Wieso parken immer mehr Unternehmen ihre<br />
Flugzeuge bei Ihnen?<br />
Aufgrund veränderter Wirtschaftsbedingungen<br />
haben sich mehr Kunden entschieden, Flugzeuge durch<br />
uns betreuen zu lassen. In der<br />
Vergangenheit hat die Zahl der<br />
Maschinen bei uns immer geschwankt.<br />
Allerdings sind zwei<br />
Trends in den vergangenen Jahren<br />
unverändert konstant geblieben:<br />
Wir kümmern uns bei kurzer Deponierung<br />
und Instandhaltung<br />
verstärkt um eher internationale<br />
Langstreckenmaschinen sowie<br />
um Flugzeuge der nächsten Generation.<br />
Das hat den positiven<br />
Effekt, dass die Leasing- und Verkaufsprogramme<br />
von Evergreen<br />
Maintenance Center gut zulegen.<br />
Daher stellen wir zusätzliches<br />
technisches Personal ein, um den<br />
Erwartungen unserer Kunden sowohl<br />
für Wartung als auch für Instandhaltung<br />
zu entsprechen.<br />
Wie hat sich Ihr Depot- und Auftragsbestand<br />
im Vergleich zum Vorjahr<br />
verändert?<br />
Aufgrund der wirtschaftlichen<br />
Entwicklung haben wir mehr<br />
Maschinen im Depot und in der<br />
Wartung. So haben wir im vergangenen<br />
Herbst 165 Maschinen betreut,<br />
derzeit sind es mehr als 215<br />
Flugzeuge.<br />
Wie sind Ihre Perspektiven für dieses Jahr?<br />
Nach aktuellen Schätzungen gehen wir davon aus, dass wir<br />
2009 weitere zehn bis fünfzehn Prozent mehr Bestand haben<br />
werden.<br />
Was kostet es, ein Flugzeug zu parken oder zu deponieren?<br />
Das hängt natürlich von der Größe der Maschine ab. Ein<br />
Flugzeug für ein Jahr abzustellen, es kontinuierlich mit Originalteilen<br />
entsprechend der Airline-Vorgaben zu warten<br />
und anschließend wieder betriebsbereit zu machen, kostet<br />
[ Interview ] Kevin Cote [ Illustration ] Jens Bonnke<br />
bei einem Großraumflugzeug im Regelfall 60 000 US-Dollar.<br />
Bei einem Kurzstreckenflugzeug ist es ungefähr die Hälfte.<br />
eine so komplexe Maschine wie ein Flugzeug einzulagern ist<br />
keine leichte Aufgabe. Worum geht es dabei hauptsächlich?<br />
Wenn wir zum Beispiel eine Boeing 757 vorübergehend deponieren,<br />
setzen wir zuerst exakt<br />
die Anforderungen um, die von<br />
den Flugzeugbauern oder der<br />
Airline für solche Fälle erarbeitet<br />
wurden. Das beinhaltet vorgegebene<br />
Inspektionsfristen und<br />
Wartungsmaßnahmen für die<br />
gesamte Maschine von der Nase<br />
bis zum Fahrwerk. Eine längere<br />
Deponierung beinhaltet außerdem<br />
noch eine Reihe weiterer<br />
Maßnahmen, die Konstrukteur<br />
oder Airline vorgeben. Bei EMC<br />
setzen wir den Fokus auf den Erhalt<br />
komplexer, sensibler und<br />
teurer Komponenten bei einer<br />
ganzen Reihe von Systemen, vor<br />
allem beim Antrieb, den Rädern<br />
und dem Fahrwerk.<br />
Wann werden die Maschinen wieder<br />
in Betrieb genommen?<br />
Wir gehen davon aus, dass die<br />
Hälfte der derzeit in Arizona abgestellten<br />
Flugzeuge innerhalb<br />
der nächsten 24 Monate wieder<br />
in Betrieb genommen werden.<br />
Entweder durch die alte Airline<br />
oder durch eine neue. Wir sehen<br />
das so positiv, weil wir als ein von<br />
der US-Aufsichtsbehörde zertifiziertes<br />
Unternehmen unsere Kapazitäten strategisch ausgeweitet<br />
haben. So konnten wir mit den Entwicklungen bei<br />
den Herstellern Schritt halten, die die Flugzeuge der nächsten<br />
Generation bauen.<br />
John Keating ist Chef des evergreen maintenance<br />
Center, Inc. (emC), mit Sitz im US-bundesstaat<br />
Arizona. Keating hat 39 Jahre berufserfahrung in der<br />
Flugzeug branche: emC betreibt die nach eigenen<br />
Angaben weltweit größte, US-zertifizierte Anlage für<br />
Lagerung, Lackierung und Wartung von kommerziellen<br />
Verkehrsmaschinen.<br />
50 | Logistics Logistics | 51<br />
Fotos: John Keating, Pablo Castagnola, Thomas Ebert/laif, shutterstock, Jumbo Hostel<br />
Vorschau September 2009<br />
{ Dubai }<br />
Die Wüste wird grün? Die Scheichs denken schon an<br />
übermorgen und wollen tatsächlich energie sparen<br />
{ Automotive }<br />
Fahrzeuge der Oberklasse verlangen nach qualitativ hochwertigen<br />
Konzepten – in der Fertigung und in der Logistik<br />
{ Rock’n Move }<br />
Wenn Superstars auf<br />
Welttournee gehen,<br />
bleibt nichts ungeplant.<br />
Dafür sorgen ausgefeilte,<br />
globale Aufbau- und<br />
transportkonzepte<br />
honeymoon: Hochzeitssuite im ehemaligen<br />
Cockpit des Stockholmer Jumbo Hostel<br />
On the ROAD<br />
Jumbos neuer Job<br />
Auf triebwerkslärm oder starke Turbulenzen<br />
warten Passagiere dieser Boing 747<br />
vergeblich. Nur das leise Dröhnen anderer<br />
Maschinen dringt zu den schlafenden<br />
Gästen. Denn statt diese in ferne Länder<br />
zu befördern, bleibt der alte Jet am Boden,<br />
am Rande des Stockholmer Flughafens<br />
Arlanda in Schweden.<br />
hier hat der Unternehmer Oscar Diös im<br />
Januar 2009 das Jumbo Hostel in einem<br />
ausrangierten Flugzeug eröffnet. Er ließ<br />
den Flieger entkernen, die Sitze entsorgen<br />
und die Wände neu verkleiden.<br />
Heute laden im Oberdeck acht Originalsessel<br />
zu gemütlichen Abenden ein. Im<br />
Unterdeck liegen den Flur entlang 24 Zimmer.<br />
Viel Komfort gibt es nicht – nur vier<br />
Quadratmeter misst ein Doppelzimmer<br />
mit Etagenbett. Dafür ist die Aussicht<br />
auf die Lichter des Flughafens beeindruckend.<br />
Diös plant noch mehr: „Im Sommer<br />
soll ein Café vor dem Eingang Besucher<br />
anlocken und eine Tragfläche als Aussichtsterrasse<br />
auf die Rollbahn nebenan<br />
dienen.“ Die Preise sind mit 110 € für ein<br />
Doppelzimmer für schwedische Verhältnisse<br />
moderat. Zum Honeymoon unterm<br />
Technikhimmel steht Frischverheirateten<br />
die Hochzeitssuite im Cockpit offen –<br />
allerdings in Einzelbetten.<br />
Jumbo hostel, Jumbovägen 4<br />
190 47 Stockholm Arlanda<br />
www.jumbohostel.com<br />
■ Was ist Ihr Lieblingsort unterwegs?<br />
Ein Bahnhofscafé oder eine schrammelige<br />
Hafenbar? Schicken Sie Vorschläge an:<br />
redaktion.logistics@kircher-burkhardt.com