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logistics – Das KunDenmagazin nr. 02| 09<br />

Ready<br />

to go!<br />

usa in der flaute. wir bieten Ihnen<br />

einblick in den größten Logistikmarkt<br />

der welt – und zeigen, was das<br />

mit Ihnen zu tun hat s. 12<br />

KraftwerKsbau<br />

weltweite<br />

Lieferkette für<br />

Kuwait s. 32<br />

Das KunDenmagazin nr. 02 | 09<br />

erfahrung<br />

Mit dem Kombinierten<br />

Verkehr quer durch<br />

europa s. 38<br />

ZuKunft<br />

Mobilitätsforscher<br />

Prof. Dr. Jens-uwe<br />

fischer s. 24


liebe Geschäftspartner und<br />

Freunde von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong>,<br />

Let’s do it – das ist vielleicht<br />

die wesentlichste<br />

Aussage in der amerikanischen<br />

Mentalität. Wir haben<br />

hinter die Kulissen der<br />

größten Wirtschaft der Welt<br />

geschaut und die Rezepte<br />

gefunden, mit denen die USA<br />

den Aufschwung von morgen planen.<br />

Mobilität für alle und alles, das ist das<br />

Credo der modernen Gesellschaft. Wir<br />

haben einen von Deutschlands führenden<br />

Mobilitätsplanern gebeten, uns zu erklären,<br />

wie das in Zukunft funktionieren soll.<br />

Was Güter betrifft, so sind wir im<br />

Kombinierten Verkehr schon einen Schritt<br />

weiter als andere. Schauen Sie mit uns nach<br />

Dänemark zu den Menschen, die Ihre Waren<br />

quer durch Europa transportieren.<br />

Eines aber bleibt unverändert: Damit<br />

schwerste Güter pünktlich ans Ziel gelangen,<br />

müssen die Logistiker mit Herzblut<br />

arbeiten. Begleiten Sie uns auf einer See- und<br />

Landpartie von Antwerpen nach Kuwait.<br />

Zu guter Letzt möchte ich mich von Ihnen<br />

verabschieden. Im Herbst wird Bernd Weiler<br />

meinen Job übernehmen, während ich nach<br />

2½ Jahren in die Kommunikation für den<br />

Gesamtkonzern wechseln werde. Aber ich bin<br />

überzeugt, auch weiterhin die Zeit zu finden,<br />

dieses Magazin mit Begeisterung zu lesen. Es<br />

hat immer großen Spaß gemacht – danke!<br />

Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre.<br />

Ihre<br />

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schtes_Lieferdatum_10011101010100111100<br />

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Bestelleingang<br />

1 TV<br />

Name<br />

Liefertermin<br />

Adresse<br />

Forward<br />

to local<br />

Sony<br />

Warehouse<br />

Dr. Antje Lüssenhop<br />

Leiterin Kommunikation<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong><br />

Fotos: Titel: Kai-Uwe Gundlach, Seite 2–3: M. Lautenschläger, Steffen Jänicke, Chad Ehlers/TIPS/Agentur Focus Grafik: KircherBurkhardt Infografik<br />

{ Prof. Dr. Jens-Uwe Fischer }<br />

»Wer Mobilität<br />

plant, muss an<br />

Städte denken.« 24<br />

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Bestelleingang<br />

1 TV<br />

Name<br />

Liefertermin<br />

Adresse<br />

Forward<br />

to local<br />

Sony<br />

Warehouse<br />

Vision<br />

44 Umwelt<br />

Wissenschaftler wollen<br />

blinde Passagiere<br />

im Ballastwasser von<br />

Schiffen bekämpfen<br />

solution<br />

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32 Projektlogistik<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> liefert<br />

für ein Kraftwerk in<br />

Kuwait schwere<br />

Bauteile aus aller Welt<br />

38 Intermodal<br />

Kombinierter Verkehr<br />

über Tausende<br />

Kilo meter quer<br />

durch Europa<br />

Inhalt JulI 2009<br />

News<br />

Aktuelle Informationen von<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> 4<br />

Wie funktioniert ...<br />

… Kontraktlogistik? 10<br />

Interview<br />

Prof. Dr. Jens-uwe Fischer zur<br />

Mobilität von morgen 24<br />

People<br />

Mitarbeiter weltweit 28<br />

Update<br />

Fakten, Trends und News 46<br />

Nachgefragt<br />

Wie lang stehen stillgelegte<br />

Flugzeuge still? 50<br />

Impressum 47<br />

Sie suchen einen Ansprechpartner?<br />

Unsere Adressen<br />

finden Sie auf Seite 49<br />

2 | Logistics<br />

Wie funktioniert …<br />

... Kontraktlogistik, zum<br />

Beispiel für Sony in den uSA? 10<br />

Logistics | 3<br />

UsA<br />

Die größte Marktwirtschaft<br />

der Welt bietet<br />

logistikern vor allem<br />

bei der Kontraktlogistik<br />

enorme Chancen. Noch<br />

aber liegt die Wirtschaft<br />

am Boden 12


News<br />

Absolute Maßarbeit: Um den Porsche Panamera der Öffentlichkeit vorstellen zu können, muss das edle Gefährt in den 94. Stock des Shanghai<br />

World Financial Center gelangen – per Fahrstuhl. Vorsichtig wird das Fahrzeug auf einen Schlitten in den Lift geschoben und aufgerichtet<br />

4 | Logistics<br />

Fotos: Porsche AG (4)<br />

Wer drückt den Knopf? Ein chinesischer<br />

Sicherheitsmann neben dem senkrechten Porsche<br />

Logistik in ihrer 4. Dimension –<br />

für den Porsche Panamera<br />

Praxistest Schienenkompetenz für die Oberklasse –<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> Rail bringt per Bahn Porsche-Karosserien in<br />

Europas modernste Autofabrik nach Leipzig<br />

■ Anfang April: Premiere auf der Auto<br />

Shanghai. Der neue Porsche Panamera<br />

wird im Shanghai World Financial Center<br />

der Weltöffentlichkeit vorgestellt.<br />

Zuvor reiste das Gefährt mit dem Fahrstuhl<br />

in den 94. Stock des Gebäudes –<br />

senkrecht!<br />

Seit Juni 2009 wird der Panamera,<br />

Porsches jüngste Baureihe, produziert.<br />

Die Endmontage des viertürigen Sportwagens<br />

erfolgt im Porsche-Werk in Leipzig.<br />

Bei der Zulieferung von Karosserien<br />

setzt die Porsche AG auf <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong><br />

Rail, die Güterbahn der Deutschen<br />

Bahn AG. Vom Volkswagen-Standort<br />

Hannover aus werden die Karosserien<br />

mit der Bahn zur Endmontage ins<br />

Porsche-Werk Leipzig transportiert. Ab<br />

August soll die Produktion in Leipzig<br />

soweit angelaufen sein, dass wöchentlich<br />

drei Ganzzüge mit jeweils 24 Wagen<br />

fahren können. „Wir sind seit 25 Jahren<br />

Partner von Porsche, seit 2002 versorgen<br />

wir das Leipziger Werk per Schiene<br />

mit Karosserien für den Cayenne“, sagt<br />

Dr. Karl-Friedrich Rausch, im Vorstand<br />

der <strong>DB</strong> Mobility Logistics AG verantwortlich<br />

für das Ressort Transport<br />

und Logistik. Porsche sucht die enge<br />

Verbindung zur <strong>DB</strong>. In der Vergangenheit<br />

hat der ehemalige Vorstandsvorsitzende<br />

der Porsche AG, Dr. Wendelin<br />

Wiedeking, sich immer wieder zur Bahn<br />

bekannt: „Wir setzen auf die Schiene,<br />

weil uns die Straße am Herzen liegt.“<br />

Das Besondere der Transporte für<br />

Leipzig besteht in der exakten Taktung<br />

der beiden Versorgungsströme<br />

für die Fahrzeugtypen Panamera und<br />

Cayenne. Zudem müssen die Wagen in<br />

spezieller Reihenfolge sowie seitengerecht<br />

gestellt werden, damit die Züge<br />

automatisch entladen werden können.<br />

Die korrekte Reihenfolge ist erforderlich,<br />

da Porsche die Produktion der individuell<br />

auf Kundenwunsch gefertigten<br />

Fahrzeuge genau getaktet hat.<br />

www.dbschenker.com<br />

Logistics | 5


News<br />

Schienenaffine<br />

Logistics<br />

■ <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> Logistics hat sich jetzt<br />

europaweit auf schienenaffine Logistik<br />

eingestellt: <strong>DB</strong> SCHENKERrailog<br />

steht für bahnspeditionelle Logistik<br />

und ist Teil des Landverkehrs von <strong>DB</strong><br />

<strong>Schenker</strong>. Damit bündelt <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong><br />

das Know-how der ehemaligen<br />

Töchter Railog und Fertrans. „Wir<br />

unterstützen unsere Kunden jetzt<br />

noch besser, die Bahn in Planungen<br />

und Abläufe einzubinden“, sagt Karl<br />

Nutzinger, als Mitglied des Vorstandes<br />

der <strong>Schenker</strong> AG für den Landverkehr<br />

verantwortlich. Die Verantwortung<br />

für den Service hat seit April 2009<br />

Daniel Wieland übernommen.<br />

Railog bündelt die bahnaffine Logistikkompetenz<br />

von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> Logistics<br />

Preisverleihung: Dr. Karl-Friedrich Rausch,<br />

Vorstand für Transport und Logistik der <strong>DB</strong><br />

Mobility Logistics AG (Mitte)<br />

Tor nach Asien: Istanbul ist dank der <strong>DB</strong> AG näher an Mitteleuropa gerückt<br />

Asien–Europa in 37 Stunden<br />

■ In nur noch 37 statt bisher rund<br />

60 Stunden ist im März ein Test-<br />

Containerzug von Europa nach Asien<br />

gefahren. Der Zug aus Ljubljana<br />

Richtung Istanbul ist ein gemeinsames<br />

Projekt der Staatsbahnen<br />

von Slowenien (SZ), Kroatien (HZ),<br />

Serbien (ZS), Bulgarien (BDZ) und<br />

der Türkei (TCDD). Mitarbeiter des<br />

<strong>DB</strong>-Konzerns haben die Bahnen als<br />

Berater und Moderator unterstützt.<br />

Die größten Zeitgewinne werden<br />

durch eine engere Kooperation der<br />

fünf Bahnen, straffere Zollprozesse<br />

und durch den Einsatz einer Doppeltraktion<br />

aus einer Mehrsystem- und<br />

einer Diesellok erzielt. Durch bauliche<br />

und betriebliche Verbesserungen<br />

soll die Fahrzeit auf der 1 577 Kilometer<br />

langen Strecke bis 2014 auf 25<br />

Stunden sinken. Dann wäre der Zug<br />

doppelt so schnell wie ein Lkw, der<br />

zwischen Slowenien und der Türkei<br />

bis zu 57 Stunden unterwegs ist.<br />

VW prämiert<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong><br />

■ Ende Juni hat der Volkswagen-Konzern<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> als<br />

Premium-Lieferant mit dem<br />

„Group Award 2009“ ausgezeichnet.<br />

Hintergrund war<br />

das herausragende Engagement<br />

von <strong>Schenker</strong> Automotive<br />

Railnet (SAR)<br />

beim Logistikkonzept zur<br />

Versorgung des neuen<br />

Volkswagen/Skoda-<br />

Werkes im russischen<br />

Kaluga. SAR, Teil der <strong>DB</strong><br />

<strong>Schenker</strong> Automotive Rail,<br />

koordiniert Lieferverkehre<br />

mit verschiedenen Eisenbahnen<br />

und garantiert hohe<br />

Liefersicherheit in Kaluga.<br />

Fotos: <strong>DB</strong> AG (2), istockphoto, Guido Harari/laif, Abu Dhabi Classics<br />

Klassik-Szene am Persischen Golf<br />

■ Cecilia Bartoli ist unbestritten eine der<br />

führenden Künstlerinnen im Bereich<br />

der klassischen Musik. Die außerordentliche<br />

Anzahl von sechs Millionen<br />

verkauften CDs, die mehr als 100 Wochen<br />

in den internationalen Pop-Charts<br />

standen, zahlreiche Goldene Schallplatten,<br />

vier Grammys, sieben Echos und<br />

ein Bambi, zwei Classical Brit Awards,<br />

der Victoire de la Musique sowie viele<br />

andere renommierte Preise spiegeln<br />

den enormen Erfolg ihrer Alben wider.<br />

Und sie hat, nach eigenen Angaben, den<br />

gesicherten Status als „Künstlerin mit<br />

den derzeit besten Verkaufsziffern“ erreicht.<br />

Einer ihrer Konzerthöhepunkte<br />

war kürzlich in Abu Dhabi: Dort gab die<br />

Mezzo-Sopranistin Ende vergangenen<br />

Jahres gemeinsam mit dem Kammerorchester<br />

Basel Werke von Rossini, Bellini<br />

und anderen Komponisten zum Besten.<br />

Mit „The Romantic Revolution“ verzauberte<br />

Bartoli das Publikum.<br />

Eröffnung: Oscar-Preisträger Jeremy Irons<br />

lud zur musikalischen Weltreise<br />

Weltstar Cecilia Bartoli:<br />

Ende 2008 eroberte die Diva<br />

das Publikum in Abu Dhabi<br />

Hintergrund der Show ist die Konzertserie<br />

Abu Dhabi Classics. Das kleine,<br />

zahlungskräftige Emirat Abu Dhabi<br />

lädt Kulturgenießer seit 2008 zu einer<br />

Reihe hochkarätiger Konzerte, zum<br />

Beispiel der Bayreuther Festspiele, der<br />

Wiener Philharmoniker, des London<br />

Philharmonic Orchestras, mit den Dirigenten<br />

Christian Thielemann, Lorin<br />

Maazel und Zubin Mehta sowie Solisten<br />

wie Cecilia Bartoli oder dem Pianisten<br />

Lang Lang. Bis Mai rückten die weltbekannten<br />

Stars das Emirat ins Zentrum<br />

der internationalen klassischen Musikszene.<br />

Dass Künstler und ihre kostbaren<br />

Instrumente pünktlich und zuverlässig<br />

nach Abu Dhabi gelangen, lag in<br />

den Händen von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong>.<br />

Logistics | 7


Temporausch: Die IndyCar-Rennen sind die Formel 1 der USA<br />

Logistik für IndyCars<br />

■ <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> ist in den USA offizieller<br />

Sponsor der Indy Racing League<br />

(IRL) geworden. Die IRL koordiniert<br />

als Veranstalter der IndyCar Series-<br />

Rennen die Logistik über das <strong>DB</strong><br />

<strong>Schenker</strong> Sports Events-Team und die<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong>-Geschäftsstelle in<br />

Freeport im Bundesstaat New York.<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> steuert 2009 den Transport<br />

von vier Sicherheitsautos zu<br />

allen IndyCar Series-Rennen in den<br />

USA und in Kanada. Für die Sicherheitsautos,<br />

die in bestimmten Situa-<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> in<br />

seinem Element<br />

■ „Let Love Flow!“ – unter diesem Motto<br />

tanzte Wien im Mai 2009 auf dem<br />

17. Life Ball der Aidshilfe. Der Event,<br />

der in diesem Jahr dem Element Wasser<br />

gewidmet war, verlangte nicht nur<br />

von den Festgästen hohen Kostümaufwand.<br />

Auch die Dekoration des Wiener<br />

Rathauses stellte <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> als<br />

Logistikpartner vor enorme Herausforderungen.<br />

Zu den aufwendigsten<br />

Requisiten der karitativen Veranstaltung<br />

gehörte ein Wasserbecken mit<br />

25 Millionen Liter Fassungsvermögen.<br />

www.lifeball.org<br />

8 | Logistics<br />

tionen das Tempo der Fahrer drosseln,<br />

hat <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> sogar ein<br />

Transportfahrzeug besonders gestalten<br />

lassen. Die IndyCar Series gelten<br />

als US-Pendant zur Formel 1. „Wir<br />

freuen uns, <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> als Indy-<br />

Car Series-Partner willkommen zu<br />

heißen“, sagt IRL-Vice President<br />

Greg Gruning. „Logistik ist ein<br />

wesentlicher Teil des Geschäfts.<br />

Die globale Reichweite und Erfahrung<br />

von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> entsprechen<br />

unseren Bedürfnissen.“<br />

Blumenpracht<br />

in Schwerin<br />

■ Mehr als 1,5 Millionen Besucher werden<br />

bis Mitte Oktober im ostdeutschen<br />

Schwerin erwartet. Grund: die Blumen-<br />

und Pflanzenpracht rund um das<br />

Schweriner Schloss. Für die diesjährige<br />

Bundesgartenschau (BUGA) ist <strong>DB</strong><br />

<strong>Schenker</strong> offizieller Logistikpartner.<br />

Seit Herbst 2008 versorgen die Logistikexperten<br />

die fast 40 000 Quadratmeter<br />

große Ausstellungsfläche, die<br />

mit insgesamt rund 6 000 Bäumen,<br />

30 000 Rosen und 55 000 Pflanzen<br />

bestückt ist. Zudem versorgt <strong>DB</strong><br />

<strong>Schenker</strong> die 21 Hallenschauen über<br />

die gesamte Ausstellungszeit hinweg<br />

mit frischen Gewächsen. Just in time.<br />

„Dazu haben wir ein speziell auf die<br />

BUGA abgestimmtes Logistikkonzept<br />

erstellt“, erklärt Winfried Palmen-<br />

Dréan von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> in Güstrow.<br />

Duftende Pracht: <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> liefert<br />

Blumen an für die BUGA in Schwerin<br />

Tue Gutes und sprich<br />

darüber: 4 000 Gäste<br />

kamen zur Aidshilfe-Gala<br />

Fotos: LAT/dpa, Max Lautenschläger (2), Laurent Ziegler/Lifeball 2009, Britta Demmer/UNICEF, Claudia Kempf/<strong>DB</strong> AG<br />

Hilfe für Kambodschas Kinder<br />

■ Mit 20 000 Euro unterstützt <strong>DB</strong><br />

<strong>Schenker</strong> Kinder in Kambodscha. Einen<br />

Scheck in dieser Höhe überreichte<br />

der scheidende <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong>-Chef<br />

Dr. Norbert Bensel auf der diesjährigen<br />

Branchenmesse transport logistic<br />

in München an einen Repräsentanten<br />

der Ann-Kathrin-Linsenhoff-Stiftung<br />

für UNICEF. Mit der Spende unterstützt<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> ausgewählte<br />

Projekte für Straßenkinder und<br />

Premiere<br />

ohne CO₂<br />

■ Kunden von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> können<br />

Schienentransporte auf europäischen<br />

Relationen CO₂-frei buchen. <strong>DB</strong><br />

<strong>Schenker</strong> garantiert, dass der Traktionsstrom<br />

aus regenerativen Energien,<br />

zum Beispiel Wasserkraft, stammt.<br />

„Damit können wir den CO₂-Footprint<br />

unserer Kunden ganz erheblich verbessern“,<br />

sagt Dr. Klaus Kremper, CEO<br />

von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> Rail. Das Angebot<br />

koste den Kunden je nach Relation<br />

rund zwei Prozent mehr als herkömmliche<br />

Transporte, so Kremper. Der<br />

Energieverbrauch des Transports<br />

wird auf der Basis des Umweltbilanzierungstools<br />

EcoTransIT berechnet.<br />

www.dbschenker.com/ecotransit<br />

Waisenkinder in<br />

Kambodscha: Die<br />

UNICEF will ihnen eine<br />

Perspektive geben<br />

HIV-infizierte Jugendliche. Über<br />

200 Straßenkinder haben allein im<br />

vergangenen Jahr über die UNICEF-<br />

Partnerorganisation „Friends – Mith<br />

Samlanh“ Hilfe erhalten. Bürgerkrieg<br />

und Aids haben die Gesellschaft in<br />

Kambodscha stark zerrüttet. Rund<br />

580 000 Kinder haben Mutter, Vater<br />

oder beide Eltern verloren; rund<br />

12 000 Kinder sind HIV-positiv.<br />

www.linsenhoff-unicef-stiftung.de<br />

Wasserkraft: Die <strong>DB</strong> AG setzt auch im<br />

Güterverkehr auf nachhaltige Energie<br />

Rail im neuen<br />

Gewand<br />

News<br />

■ Der Schienengüterverkehr der<br />

Deutschen Bahn fährt ab sofort unter<br />

der Bezeichnung „<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong><br />

Rail“ und bündelt alle nationalen<br />

und europäischen Logistikaktivitäten<br />

auf der Schiene. „Damit reagieren<br />

wir auf den Konsolidierungsdruck<br />

im Wettbewerb“, sagte Dr.<br />

Klaus Kremper, CEO von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong><br />

Rail. „Was wir hier entwickeln,<br />

hat Vorreiterfunktion in Europa.<br />

Mit unseren 36 000 Mitarbeitern<br />

bauen wir unseren Spitzenplatz als<br />

führende Güterbahn in Europa weiter<br />

aus.“ In <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> Rail gehen<br />

die Unternehmen der Railion-Gruppe<br />

sowie die Güterbahn English,<br />

Welsh & Scottish Railway Holding<br />

Ltd. – heute <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> Rail (UK)<br />

Ltd. –, die spanische Transfesa, die<br />

Beteiligung an der italienischen<br />

Nordcargo sowie die polnische PCC<br />

Logistics auf. <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> Rail<br />

verfügt mit 120 000 Güterwagen<br />

und 3 900 Lokomotiven über den<br />

europaweit größten Fuhrpark und<br />

ist in die Geschäftseinheiten<br />

West, Central<br />

und East sowie die<br />

regionenübergreifendenEinheiten<br />

Automotive<br />

und Intermodal<br />

untergliedert.<br />

Klaus Kremper: CEO<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> Rail


Wie funktioniert ...<br />

… Kontraktlogistik?<br />

Effiziente Bündelung von mehreren logistischen Funktionen:<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> bietet für individuelle Kundenwünsche Leistungen<br />

aus einer Hand – zum Beispiel für Sony in den USA<br />

6. Auslieferung<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> liefert das TV-Gerät<br />

aus, stellt es auf und holt das alte<br />

Gerät ab.<br />

10 | Logistics Logistics | 11<br />

26 | LOGISTICS 26 | LOGISTICS<br />

1<br />

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1. Online-Bestellung<br />

Kunden bestellen ein neues Fernsehgerät unter<br />

sonystyle.com. Anschließend legen sie fest,<br />

wann das neue Gerät geliefert werden soll.<br />

6<br />

7. Entsorgung<br />

Den alten Fernseher bringt <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong><br />

zum eigenen Terminal zurück und verschickt<br />

ihn von dort zum Recycling ins Sony-Entsorgungszentrum<br />

in Pittsburgh.<br />

5. Transport<br />

Nachdem die Waren im <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong>-Terminal<br />

je nach Zielort zusammengestellt wurden,<br />

verlassen sie nun auf Lastwagen das Terminal.<br />

Eilige Sendungen gelangen über das Luftfrachtnetzwerk<br />

und anschließend mit dem Laster<br />

rasch zum Kunden.<br />

Bestelleingang Bestelleingang<br />

Forward<br />

1 TV 1 TV to local<br />

Sony<br />

Name<br />

Name Warehouse<br />

Liefertermin<br />

Adresse<br />

Liefertermin<br />

Adresse<br />

5<br />

Forward<br />

to local<br />

Sony<br />

Warehouse<br />

7<br />

Los Angeles<br />

San Diego<br />

(Zentrale)<br />

El Paso<br />

010110100111010101010011101010011001100111010100110101010001010100110<br />

01100101010100011101010101001110101001100100111010100110010011101010<br />

0101011001110101010011Bestellung&Lieferdatum_Okay_11000001101010011001<br />

111000101010011010101101001110101010100111010100110011001110101001101<br />

01010001010100110011001010101000111100100110011001110101001101010100<br />

2<br />

Laredo<br />

2. Bestätigung<br />

Am Sony-Hauptsitz in San Diego an der<br />

US-Westküste werden der Auftrag und das<br />

Auslieferungsdatum bestätigt.<br />

3<br />

Chicago<br />

Pittsburgh<br />

(Recycling Altgeräte)<br />

4. Planung<br />

Im <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong>-Terminal werden die Lieferpapiere<br />

elektronisch erfasst. Die Mitarbeiter im Global<br />

Services Center (GSC) planen nun die Auslieferroute<br />

entsprechend dem vom Kunden gewünschten Lieferzeitpunkt.<br />

Gleichzeitig können die Mitarbeiter im GSC<br />

alle Sendungen bis zur Auslieferung verfolgen.<br />

Netzwerk für Sony:<br />

Für den Kunden nutzt <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> sein<br />

gesamtes US-Netzwerk. <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong>-Terminals<br />

befinden sich in Los Angeles, El Paso, Laredo<br />

und Chicago. Mehr als 65 000 Sony-Sendungen<br />

werden so pro Jahr verschickt.<br />

3. Abholung<br />

Vom <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong>-Terminal fahren Lkw los, um die<br />

Waren im Sony-Warehouse abzuholen. Sie kehren<br />

anschließend mit Fernsehgeräten und anderen<br />

Bestellungen zum Terminal zurück.<br />

4<br />

Grafik: KircherBurkhardt Infografik


Power<br />

Ruhige Gewässer:<br />

Ein Binnenschiff<br />

auf dem East River<br />

passiert New York<br />

12 | Logistics<br />

Vorbereitung<br />

auf die zukunft<br />

Sinkende Frachtvolumina und Überkapazitäten beim<br />

Transportraum prägen den weltweit größten Logistikmarkt.<br />

Die US-Regierung pumpt Milliarden summen in die Wirtschaft,<br />

um die Infrastruktur zu erneuern. Nicht alle Logistiker sind<br />

gleich betroffen von der Krise. Experten sagen dem Markt<br />

für Kontraktlogistik ein starkes Wachstum im nächsten Jahr<br />

voraus. Der Trend zum Outsourcing hält weiter an<br />

[ Text ] Humphrey Leigh<br />

Foto: Alan Schein/corbis


Power<br />

trucks sind die<br />

LasteseL der nation<br />

transporte in den usa finden überwiegend<br />

auf der Straße statt – und daran wird sich auch in<br />

Zukunft nichts ändern. Im Gegenteil<br />

Prozent 2008 (insgesamt 14,7 Milliarden Tonnen)<br />

Prognose 2020 (insgesamt 18,7 Milliarden Tonnen)<br />

Abfall<br />

Anstieg<br />

Zehn Container-Blocks<br />

entsprechen einem Prozent<br />

Kreditklemme und sinkende Konsumausgaben<br />

– das sind die beiden Elemente, die<br />

der US-Wirtschaft und dem Logistiksektor<br />

den Boden unter den Füßen weggezogen<br />

haben. Der Freight-Transportation-Services-Index,<br />

mit dem die US-Regierung<br />

das Frachtaufkommen misst, erreichte im<br />

April 2009 den niedrigsten Stand seit sieben Jahren: Laster,<br />

Bahnen, Flugzeuge, Binnenschiffe und Pipelines transportierten<br />

ein Fünftel weniger Volumen als vor einem Jahr.<br />

Doch das Gesamtbild der Branche ist ein wenig komplizierter.<br />

Kontraktlogistikdienstleister zum Beispiel, in den<br />

USA 3PL genannt (für Third Party Logistics), machen weitaus<br />

bessere Gewinne als die reinen Straßenspediteure. Weil<br />

viele Verlader Innovationsprogramme auflegen, um ihre Logistikkosten<br />

zu senken, sichern sie gleichzeitig Potenzial für<br />

künftiges Wachstum. Weil die Lastwagenflotten aufgrund<br />

hoher Überkapazitäten reduziert wurden, sind Experten<br />

nun besorgt, ob in näherer Zukunft genügend Frachtraum<br />

zur Verfügung steht, wenn die Wirtschaft wieder anspringt.<br />

14 | Logistics<br />

68,8 / 70,9<br />

STärkerer AnTeil<br />

Während der Gesamtmarkt wächst,<br />

gewinnen Trucker immer mehr Marktanteile.<br />

Alle anderen Verkehr sträger<br />

verlieren Anteile, obwohl auch sie 2020<br />

mehr transportieren als heute<br />

Die Aussichten für Kontraktlogistiker sind gut. Der Druck,<br />

den Gürtel enger zu schnallen, zwingt die Unternehmen,<br />

Kosten bei internen Prozessen und der Verteilung zu senken<br />

und gleichzeitig ihr Eigenkapital zu stärken. Daher werden<br />

viele Unternehmen vermutlich stärker als zuvor gezwungen<br />

sein, Aufträge an Dritte zu vergeben, die das Transport-,<br />

Warehousing- und Verteilungshandwerk beherrschen und<br />

sich gleichzeitig bestens mit der Vielfalt behördlicher Auflagen<br />

auskennen.<br />

Dr. Thomas C. Lieb, Vorsitzender des Board of Management<br />

der <strong>Schenker</strong> AG, sieht hier Chancen: „Die USA<br />

befinden sich in der Krise. Daher ist unsere Präsenz in Nordamerika<br />

wichtig. Denn unser Ziel ist es, mit voll integrierten<br />

Logistikdienstleistungen die beiden größten Märkte miteinander<br />

zu verbinden: die USA und Europa.“<br />

Selbst 2008, als die Rezession weltweit Fuß fasste, stieg der<br />

Nettoumsatz der US-Kontraktlogistiker um acht auf 127<br />

Milliarden Dollar, so die Unternehmensberater von Arm-<br />

strong & Associates. Zwar werde der Umsatz in diesem Jahr<br />

13,8 / 13,3<br />

Grafik: KircherBurkhardt Infografik<br />

um neun Milliarden Dollar sinken und erst 2010 wieder auf<br />

das Niveau von 2008 klettern (siehe Grafik oben). Doch insgesamt<br />

legten die 3PL-Umsätze auf dem gesamten US-Markt<br />

um mehr als 15 Prozent zu.<br />

Dieser Trend gilt auch international. Nach einer Studie<br />

der Unternehmensberater Frost & Sullivan von März 2008<br />

wächst die weltweite Nachfrage nach 3PL-Dienstleistungen<br />

um zehn bis 15 Prozent. Auf 648,6 Milliarden US-Dollar Umsatz<br />

wird sich dieser Markt im Jahr 2014 belaufen.<br />

Zwei Faktoren sind für die steigende Nachfrage verantwortlich:<br />

die zunehmende Komplexität der internationalen<br />

Lieferketten und der Wunsch von Unternehmen, sich auf<br />

ihre Kernkompetenzen zu besinnen – und andere Bereiche<br />

auszulagern beziehungsweise an Dritte zu vergeben. „Der<br />

weltweite Logistikmarkt befindet sich in einer überaus produktiven<br />

Phase seiner Entwicklung“, sagt Archana Rajagopalan<br />

von Frost & Sullivan. Dr. Thomas C. Lieb sagt: „In<br />

den kommenden Jahren werden wir erleben, wie die Globalisierung<br />

im Welthandel voranschreitet. Zwar wird sich die<br />

Globalisierung nach regionalen Ausrichtungen verändern,<br />

aber sie wird nicht stehen bleiben.“<br />

Die Amerikanische Gesellschaft der Bauingenieure<br />

vergibt regelmäßig Schulnoten zur US-Infrastruktur.<br />

Das soll den Verkehrspolitikern helfen, bei der<br />

erneuerung der infrastruktur Prioritäten zu<br />

setzen. Doch die Aufgaben sind immens.<br />

9,9 / 8,5 6,3 / 5,7 0,1 / 0,1<br />

Power<br />

VeränderTer MArkT<br />

Das US-Frachtvolumen steigt bis 2020 voraussichtlich<br />

auf fast 19 Milliarden Tonnen. nach<br />

ATA-Prognosen wird das Volumen auf der Schiene<br />

um ein Fünftel wachsen. dabei verlieren die<br />

eisenbahnen Anteile am Gesamtmarkt<br />

Quelle: ATA/US Freight Transportation Forecast to 2020<br />

Derzeit steht die US-Wirtschaft mit ihren niedrigen Frachtvolumina<br />

und schwierigen Kreditbedingungen im Mittelpunkt<br />

der Aufmerksamkeit. „Finanzielle Sorgen überwiegen<br />

alle anderen“, erklärte Timothy P. Manning, Vice President<br />

of Transportation beim US-Logistikgiganten C. H.<br />

Robinson Worldwide, im Frühjahr auf einer Handelsmesse.<br />

„Alle bemühen sich um Produktivität, Effizienz und Cashflow.“<br />

Doch gleichzeitig schauen alle auf die Konsumenten.<br />

Deren Ausgaben machen mehr als zwei Drittel der Wirtschaft<br />

aus und geben den Anstoß zu weltweiten Lieferketten:<br />

Wenn Produkte nicht nachgefragt werden, werden sie<br />

nicht hergestellt und auch nicht transportiert.<br />

Die Amerikaner jedoch, schuldenbeladen, von kollabierenden<br />

Immobilienpreisen und Aktienmärkten geschüttelt<br />

und zudem von Job-Unsicherheiten bedroht, haben ihre<br />

Konsumausgaben auf unbestimmte Zeit gedrosselt: 110 Milliarden<br />

US-Dollar weniger geben die Bürger voraussichtlich<br />

in den kommenden zehn Jahren aus, haben die Unternehmensberater<br />

von MergeGlobal festgestellt. Das wiederum<br />

senkt das US-Bruttoinlandsprodukt von ursprünglich anvisierten<br />

3,1 Prozent Wachstum auf 2,3 Prozent.<br />

straßen: note 4<br />

Ein Drittel aller Straßen sind in schlechtem Zustand<br />

oder marode. Jedes Jahr verbringen die Amerikaner<br />

durchschnittlich 4,2 Milliarden stunden im Stau.<br />

><br />

Logistics | 15


Power<br />

{ Ray LaHood, US-Verkehrsminister }<br />

»Im Gütertransport entwickeln wir<br />

neue nationale Güterverkehrs-<br />

korridore, um Laster, Schiffe und<br />

Eisenbahnen besser zu nutzen.«<br />

Unbemerkt davon haben die Kontraktlogistiker kräftig<br />

zulegen können. Sie haben Aufgaben wie Bestellmanagement,<br />

Warehousing, Kundenvermittlung und Compliance<br />

übernommen. Doch der Mehrwert, den sie Unternehmen<br />

versprechen, basierte vor allem auf einem, auf regelmäßigen<br />

und wachsenden Transporten. 2006 jedoch traten die<br />

USA in die gegenwärtige Rezession ein – und damit sank<br />

die Zahl der zu transportierenden Güter. „Es ist ganz klar:<br />

Das Wachstum in Lieferketten wird lange beschränkt bleiben,<br />

weil es einfach nicht genug Fracht gibt“, sagt Rosalyn<br />

Wilson von der gleichnamigen Unternehmensberatung in<br />

Arlington im US-Bundesstaat Virgina.<br />

Sie legt mit der Handelsgruppe Council of Supply Chain<br />

Management Professionals (CSCMP) alljährlich einen<br />

„Bericht über den Stand der Logistikbranche“ vor. Anfang<br />

dieses Jahres erkannte Wilson ein weiteres Problem: „Viele<br />

Verlader entscheiden heute unter starkem Überlebensdruck.<br />

Das bedeutet dauernde Verschiebungen von Frachtvolumina<br />

und -aufträgen innerhalb der Branche, vor allem<br />

auf der Straße.“<br />

Doch zumindest die Kontraktlogistiker hatten Glück,<br />

so Wilson. Denn sie wurden von der Krise in der amerikanischen<br />

Bau- und Autoindustrie nicht so betroffen. Dennoch<br />

führt das nicht automatisch zu einer Kehrtwende der<br />

Transportbranche, so Wilson: „Solange die Trucker nicht<br />

auf die Beine kommen, misslingt das der gesamten Logistikbranche.“<br />

Der Einschlag der Rezession wird hier auch dann<br />

noch Wellen schlagen, wenn der Abschwung längst aus dem<br />

Bewusstsein der Bürger verschwunden ist.<br />

So sind zum Beispiel die ehemals umfangreichen Frachtraum-Kapazitäten<br />

auf der Straße durch Insolvenzen und<br />

kollabierende Auslieferungen neuer Trailer und Wechselbrücken<br />

drastisch reduziert worden.<br />

Die heutigen Frachtraten allerdings bleiben niedrig, weil<br />

die Nachfrage immer noch stärker fällt als die Kapazitäten.<br />

Dennoch werden die Frachtraten auf der Straße, so prognostizieren<br />

es Experten, dann raketenartig ansteigen, wenn<br />

sich die Nachfrage eines Tages stabilisiert hat – frühestens<br />

Mitte kommenden Jahres.<br />

Amerikas Brücken sind im Durchschnitt 43 Jahre alt<br />

und zum Teil nur auf 50 Jahre Nutzung ausgelegt.<br />

Ein Viertel aller brücken ist marode. Die Zahl einstürzender<br />

Brücken steigt. Manche Staaten wollen<br />

nun mehr Geld in die Brückensanierung stecken.<br />

16 | Logistics<br />

Die beiden Westküstenhäfen Los Angeles und Long Beach,<br />

die noch vor zwei Jahren durch lawinenartige Asienimporte<br />

mit enormen Verspätungen zu kämpfen hatten, haben ihre<br />

Aktivitäten verringert, seitdem der Bedarf an chinesischen<br />

Gütern gesunken ist. Das wirkt noch 3 000 Meilen östlich<br />

nach, wo die Häfen Boston und New York weniger Güter<br />

aus dem Westen aufsaugen müssen.<br />

Hohe Kosten und fehlende Kredite bringen US-Importeure<br />

und ihre Logistiker dazu, über ihre Strategien nachzudenken.<br />

Zum Beispiel das Sourcing von Arbeitskräften und<br />

Material in Asien. Schon 2008 trieb der Ölpreis die Kosten<br />

internationaler Transporte in die Höhe und stellte dieses<br />

Verfahren infrage. Auch heute fragen sich viele, ob sich der<br />

Aufwand noch lohnt, wenn Seefracht drei bis vier Wochen<br />

bis in die US-Häfen benötigt und so die Inventarkosten in<br />

die Höhe treibt. Reine Luftfracht wird sowieso nur bei sehr<br />

hochwertigen Gütern in Betracht gezogen.<br />

Niedrige Kosten und hohe Produktivität lassen viele<br />

Hersteller in China bleiben. Doch Unternehmen planen<br />

immer öfter, die Produktion näher zum Endkunden zu bringen.<br />

So überlegt zum Beispiel ein Möbelhersteller aus dem<br />

US-Bundesstaat Indiana – der ungenannt bleiben möchte –,<br />

seine Werke aus China in die USA zu verlagern, um Transitzeiten<br />

sowie Transport- und Lagerkosten zu verringern.<br />

Der schwedische Möbelhersteller Ikea lässt in einer neuen<br />

Fabrik in Martinsville in Virginia fertigen, statt aus Übersee<br />

in die USA zu transportieren. Aussagekräftig sind die Möbelhersteller<br />

deswegen, weil ihre schweren, großräumigen<br />

Waren beachtliche Transportkosten nach sich ziehen.<br />

Unabhängig davon, wie die Rezession die Logistik der<br />

weltweiten Produktion umgestaltet, betrachtet Dr. Lieb von<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> die US-Unternehmen als immens wichtig, weil<br />

sie starke Marken vertreten, die rund um die Welt erkannt<br />

werden. „Globale Player benötigen eine starke Präsenz in<br />

den USA“, so Dr. Lieb. „Das galt vor der Krise und wird auch<br />

dann gültig sein, wenn sie vorbei ist.“<br />

Doch auch an anderen Themen für die Industrie mangelt<br />

es nicht, angefangen bei volatilen Ölpreisen und stetig<br />

brücken: note 4<br />

Jährlich sind geschätzte 17 Milliarden us-dollar<br />

nötig, um die Brücken zu sanieren. Aktuell stehen<br />

dafür aber nur 10 Milliarden US-Dollar bereit.<br />

Foto: Peter Endig/dpa Grafik: KircherBurkhardt Infografik<br />

><br />

KNOTeNpUNKTe Im WeLTHaNDeL<br />

Neuausrichtung für amerikas Hafenstädte<br />

■ Der Güterverkehr zwischen den US-Häfen ist, nach TEU-Containern<br />

(20-Fuß-Einheiten) gemessen, im vergangenen Jahr um<br />

2,6 Prozent gesunken, so der Bericht des Council of Supply Chain<br />

Management Professionals. Zuwachs im Umschlag verzeichneten<br />

New York, Savannah und Norfolk an der Ostküste. Die Westküstenhäfen<br />

erlitten Einbußen. Möglich ist, dass sie diese Verluste<br />

nicht mehr kompensieren, denn andere Häfen haben ihre Anlagen<br />

verbessert und sind damit attraktiver geworden.<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

1<br />

50<br />

0<br />

In Mio. t<br />

270<br />

260<br />

DIE 8 WICHTIGSTEN HÄFEN<br />

In Mio. t<br />

250<br />

2005 2006 2007<br />

In Mio. t<br />

90<br />

80<br />

70<br />

2005 2006 2007<br />

NEW ORLEANS, LA<br />

262,4<br />

1<br />

2<br />

In Mio. t<br />

260<br />

250<br />

240<br />

In Mio. t<br />

80<br />

70<br />

60<br />

NEW ORLEANS, LA<br />

HOUSTON/GALVESTON, TX<br />

3 LOS ANGELES, CA<br />

4 NEW YORK CITY, NY<br />

5 PHILADELPHIA, PA<br />

6 PORT ARTHUR, TX<br />

7 MOBILE, AL<br />

8 SEATTLE, WA<br />

In Mio. t<br />

130<br />

120<br />

110<br />

80<br />

2005 2006 2007 2005 2006 2007 2005 2006 2007<br />

5 PHILADELPHIA, PA<br />

6 PORT ARTHUR, TEXAS<br />

7 MOBILE, ALABAMA<br />

8<br />

76,1<br />

2005 2006 2007<br />

Quelle: US Bureau of Transportation/Plunkett Research Ltd.<br />

In Mio. t<br />

60<br />

50<br />

40<br />

8<br />

3<br />

6<br />

2<br />

2 HOUSTON/GALVESTON, TX 3 LOS ANGELES, CA<br />

4<br />

253,4<br />

62,4<br />

2005 2006 2007<br />

Wichtigster US-Zollhafen für Seefracht<br />

ist New Orleans in Louisiana<br />

127,8<br />

54,3<br />

2005 2006 2007<br />

In Mio. t<br />

100<br />

90<br />

In Mio. t<br />

60<br />

50<br />

40<br />

1<br />

7<br />

4<br />

5<br />

NEW YORK CITY, NY<br />

SEATTLE, WASHINGTON<br />

Power<br />

■ Das US-Konjunkturpaket sieht 4,6 Milliarden US-Dollar allein<br />

für Wasserwege vor. Darin sind Mittel für Häfen, Brücken, Staubrücken<br />

und Projekte im Landschaftsschutz enthalten.<br />

■ Im Güterumschlag nach Tonnen liegt New Orleans bei Einfuhren<br />

vorn, hat das Verkehrsministerium festgestellt. Gemessen am<br />

Warenwert führt jedoch Los Angeles mit 337 Milliarden US-Dollar<br />

im Jahr 2007 die Reihe der Häfen an.<br />

87,2<br />

47,4<br />

2005 2006 2007<br />

Logistics | 17


Power<br />

wachsenden Kosten für die Sicherheit, über eine veraltete<br />

Infrastruktur bis zu hohen Umweltschutzauflagen. Fraglich<br />

ist zudem, ob der 787-Dollar-Milliarden-Konjunkturplan<br />

von Präsident Barack Obama, der das veraltete Transportsystem<br />

wieder aufbauen soll, wirkt. In den kommenden<br />

fünf Jahren will die US-Regierung 500 Milliarden US-Dollar<br />

in die Infrastruktur stecken. Das Geld stammt zum einen<br />

aus Obamas Konjunkturpaket, zum anderen aus einem<br />

Transportwege-Fonds, den der Kongress frühestens im September<br />

verabschieden könnte. Dabei sind die investierten<br />

Summen höher als der Betrag, der nötig war, um einst das<br />

komplette US-Autobahnnetz zu bauen.<br />

Kein Zweifel besteht daran, dass dieses Geld notwendig<br />

ist; das US-Verkehrsministerium prognostiziert, dass der<br />

Gütertransport sich bis zum Jahr 2035 verdoppelt. 48 Milliarden<br />

US-Dollar soll das Verkehrsministerium in Straßen,<br />

Brücken, Transitsysteme, Häfen und andere Infrastrukturanlagen<br />

stecken, so Verkehrsminister Ray LaHood. Auf<br />

dem internationalen Verkehrsforum in Leipzig sagte er vor<br />

Kurzem: „Im Gütertransport entwickeln wir derzeit neue<br />

nationale Güterverkehrskorridore, die uns helfen, Laster,<br />

Binnenschiffe und Eisenbahnen besser zu nutzen.“ Die intermodalen<br />

Verbindungen, die er in Europa gesehen habe,<br />

könnten als „ausgezeichnetes Modell für die USA“ dienen,<br />

unterstrich LaHood.<br />

Und schließlich gibt es grundsätzliche Überlegungen. So<br />

zwingt zum einen die Verringerung an Lkw-Kapazitäten die<br />

Logistikdienstleister, langfristig höhere Frachtraten zahlen<br />

zu müssen, während sie zugleich höhere Kosten für Sicherheit<br />

und Zollabwicklung tragen. Zum anderen werden auch<br />

die Kosten steigen, die mit dem allgemeinen Geschäft verbunden<br />

sind, zum Beispiel im Gesundheitswesen.<br />

außerdem gibt es langfristige Überlegungen zu Umweltschutz<br />

und Nachhaltigkeit, die die Eisenbahnen gegen die<br />

Trucker ausspielen könnten. Gesetze, die Eisenbahnen im<br />

Kongress unterstützten, bieten Unternehmen Steuererleichterungen,<br />

die mehr Fracht auf die Schiene bringen.<br />

Wenn zehn Prozent aller Langstreckenverkehre dauerhaft<br />

von der Straße auf die Schiene verlegt würden, entspräche<br />

das bei den CO₂-Emissionen dem Verzicht auf zwei Millionen<br />

Autos oder 280 Millionen neu gepflanzten Bäumen, so<br />

die Eisenbahnen.<br />

Die Straßenspediteure hingegen, die mit der Schiene<br />

konkurrieren, gleichzeitig aber bei intermodalen Transporten<br />

auf sie angewiesen sind, verhalten sich abwartend, so<br />

Clayton Boyce vom amerikanischen Truckerverband ATA,<br />

der die großen Trucker-Unternehmen repräsentiert.<br />

Grundsätzlich gilt, dass der größte Anteil am CO₂-<br />

Fußabdruck von Unternehmen nicht in der Supply Chain<br />

entsteht, sondern wenn Rohstoffe aus dem Boden gefördert<br />

und zu ersten Rohmaterialien verarbeitet werden. Dennoch<br />

ist es vor allem in der Supply Chain am einfachsten, CO₂-<br />

Emissionen zu identifizieren und zu reduzieren.<br />

18 | Logistics<br />

><br />

»Stabil auf<br />

niedrigem<br />

Niveau«<br />

Heiner murmann<br />

ist seit Januar 2008<br />

CEO von <strong>Schenker</strong><br />

Americas<br />

<strong>Schenker</strong> Americas-CEO sieht<br />

noch keinen wirtschaftlichen<br />

Aufschwung<br />

[ Interview ] Kevin Cote [ Foto ] Judy alexander<br />

H<br />

err murmann, was ist die größte Herausforderung<br />

für <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> in den USa?<br />

Das ist ohne Frage der Wirtschaftsabschwung<br />

und die sinkenden Frachtvolumen, die wir derzeit<br />

erleben. Es ist eine gewaltige Herausforderung,<br />

unser Netzwerk dennoch aufrechtzuerhalten. Wir müssen<br />

die adäquate Antwort finden. Wir dürfen nicht überreagieren<br />

– das wäre problematisch, wenn die Wirtschaft wieder an<br />

Fahrt gewinnt – oder zu wenig reagieren und uns so in eine<br />

finanziell schwierige Lage manövrieren. Das exakt auszujustieren,<br />

ist bei weitem die größte Herausforderung.<br />

Wie lange werden die Volumina noch sinken?<br />

Ich kann schon jetzt Anzeichen dafür erkennen, dass sich der<br />

Markt stabilisiert. Aber diese Stabilisierung findet auf einer<br />

sehr viel niedrigeren Ebene statt als in der Vergangenheit.<br />

Unsere Premium-Luftfracht-Produkte sind außergewöhnlich<br />

stark betroffen. Die Frage ist, ob das nur eine Überreaktion<br />

des Marktes ist oder schon ein neuer Trend.<br />

experten sagen voraus, dass die Logistikbranche schon im<br />

kommenden Jahr in einigen Bereichen wieder wächst. Wo ist <strong>DB</strong><br />

<strong>Schenker</strong> am besten aufgestellt, um dann profitieren zu können?<br />

Wir sind in allen unseren Bereichen gut aufgestellt. Unsere<br />

Kontraktlogistik-Angebote bieten den Kunden sehr viel<br />

Mehrwert. Wir können unseren Kunden helfen, im Abschwung<br />

Kosten zu reduzieren und dann Wachstum zu generieren,<br />

wenn die Märkte wieder stärker werden. Bei internationalen<br />

Transporten halten wir weiterhin gute Marktanteile<br />

in der Luft- und Seefracht. Da können wir in dem Moment<br />

wachsen, wenn der Markt wieder loslegt. Unsere heimischen<br />

Landtransporte in den USA, die wir 2006 durch den Erwerb<br />

von BAX Global ausgebaut haben, stärken unsere Position<br />

dann, wenn die Verbraucher wieder mehr kaufen. Deshalb<br />

machen uns unsere internationalen Kapazitäten mit unserem<br />

ausgedehnten nordamerikanischen Vertriebsnetzwerk zu einem<br />

attraktiven Partner für all die Unternehmen, die auf den<br />

mächtigen US-Markt drängen.<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> ist ein Unternehmen mit Sitz in europa und weltweiter<br />

Geltung. Doch was unterscheidet <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> in den USa<br />

von seinen Wettbewerbern?<br />

Wir unterscheiden uns von anderen europagestützten Wettbewerbern<br />

dadurch, dass wir über ein integriertes Netzwerk<br />

verfügen, das weltweiten Zugang mit lokaler Präsenz verknüpft.<br />

Wir bewegen nicht nur Güter von Asien, Europa oder<br />

anderen Märkten in die USA. Sondern wir steuern auch die<br />

Verteilung im Landverkehr und die Auslieferung bis zum<br />

Endkunden. Mit unserem heimischen Netzwerk können wir<br />

die letzte Meile integriert bedienen. Das ist einmalig.<br />

VITa<br />

Zwischen den Welten<br />

■ Heiner murmann ist in Essen geboren. Mit 15 Jahren zog er<br />

nach Kanada um, absolvierte die dortige Highschool und erwarb<br />

einen BA-Abschluss in Vancouver. 1990 startete er eine<br />

internationale Trainee-Ausbildung bei der Stinnes AG in Mülheim<br />

und New York. 1993 zog er nach Montreal und war dort<br />

in verschiedenen Positionen für <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> in Kanada tätig,<br />

ab 1999 als CEO. Murmann ist seit 2003 CEO von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong><br />

in den USA und seit 2008 CEO von <strong>Schenker</strong> Americas.<br />

Power<br />

Was unterscheidet denn die Logistikbranche in den USa von der<br />

in anderen Staaten?<br />

Obwohl die aktuelle Situation sehr anspruchsvoll ist, haben<br />

die USA im Laufe der Zeit immer wieder bewiesen, dass sie<br />

das „Land der unbegrenzten Möglichkeiten“ sind. Die Geografie<br />

ist gigantisch, die wirtschaftliche Dichte hoch und<br />

selbst im Abschwung ist hier der weltweit größte Markt. Unsere<br />

Stärken ergänzen diesen Markt. Wir verfügen über ein<br />

integriertes, ganzheitlich ausgerichtetes Netzwerk, das alle<br />

Bereiche der US-Industrie bedient. Wir sind in allen Großstädten<br />

präsent. Und wir haben innovative, serviceorientierte<br />

Mitarbeiter für qualitativ hochwertige Services.<br />

Bei der <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong>-mutter, der Deutschen Bahn aG, ist Dr.<br />

Rüdiger Grube auf Hartmut mehdorn als Vorstandsvorsitzender<br />

gefolgt. Wie ist die Reaktion in den USa?<br />

Das betrifft unsere Kunden nicht wirklich. Aber im Unternehmen<br />

sind wir dankbar über die Unterstützung, die wir<br />

von Hartmut Mehdorn und von Dr. Bensel, dem ehemaligen<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong>-Chef, erfahren haben. Beide haben uns mehrmals<br />

besucht und vor allem in schwierigen Zeiten geholfen.<br />

Nun freuen wir uns darauf, Dr. Grube und Dr. Rausch zu treffen<br />

und mit ihnen über Chancen und Risiken zu sprechen.<br />

Der erwerb von BaX Global war ein meilenstein in der<br />

Internationalisierung der <strong>DB</strong>. Hat die Integration funktioniert?<br />

Und was sagen die größten Kunden?<br />

Wir haben Anfang Juni die letzte Phase der Integration<br />

abgeschlossen. Es ist sehr komplex, zwei Unternehmen in<br />

den USA zusammenzuführen. Wir mussten zwei sich ergänzende<br />

Unternehmen integrieren, die auf unterschiedlichen<br />

Geschäftsmodellen aufbauen. Das hatte neben den Veränderungen<br />

in täglichen Operationen auch Auswirkungen auf<br />

das Gesamtsystem. Der Erfolg allerdings zeigte, dass es sich<br />

wirklich gelohnt hat. Wir können nun unseren Kunden integrierte<br />

Lösungen anbieten, die zuvor nicht möglich waren.<br />

Bestes Beispiel und zugleich unsere größte Erfolgsstory ist<br />

Cisco Systems. Cisco ist ein Unternehmen, das in der Kommunikations-<br />

und Netzwerktechnik führend ist. Die Produkte<br />

sind sehr teuer, nehmen viel Platz in Anspruch und sind<br />

sehr empfindlich. Das heißt, sie verlangen nach einer einzigartigen<br />

Mischung aus sorgfältiger, sicherer Abwicklung und<br />

wirtschaftlicher Auslieferung.<br />

Wir haben dafür eine Lösung erarbeitet, die internationale<br />

Transporte mit bestandsgeführten Hubs in den USA und<br />

Asien – bald auch in Europa – und einem zentral gesteuerten<br />

Kontrollsystem mit absoluter Transparenz verbindet. Produkte<br />

können nun zentral in die ganze Welt versandt werden.<br />

Weder BAX Global noch <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> hätten eine solche Lösung<br />

allein anbieten oder dieses Geschäft gewinnen können.<br />

Nur gemeinsam haben wir diese und andere innovative und<br />

attraktive Lösungen für ausgesprochen anspruchsvolle Kunden<br />

entwerfen und umsetzen können. Cisco ist heute einer<br />

der drei wichtigsten Partner von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong>.<br />

Logistics | 19


Power<br />

{ Dr. Thomas C. Lieb, Vorsitzender des Board of management der <strong>Schenker</strong> aG }<br />

»Green Logistics ist für uns<br />

sowohl eine Lösung als auch eine<br />

Kundenanforderung. Wir hoffen auf<br />

Zuwachs in den nächsten Jahren.«<br />

Der chinesische Logistikgigant Cosco hat IBM damit beauftragt<br />

herauszufinden, wie Emissionen in der heimischen<br />

chinesischen Lieferkette reduziert werden könnten. IBM<br />

kam zu dem Ergebnis, dass allein die Verringerung der Vertriebszentren<br />

von derzeit 100 auf 40 die Logistikkosten um<br />

23 Prozent und die CO₂-Emissionen um 15 Prozent senkt.<br />

Cosco könnte rund 100 000 Tonnen CO₂ einsparen.<br />

Nachhaltigkeit wird ein immer wichtigeres Kriterium für Logistikkunden,<br />

hat auch <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> festgestellt. Das Unternehmen<br />

arbeitet gegenwärtig mit Kunden bei einer Reihe<br />

von Initiativen zusammen, um Emissionen im Straßenverkehr<br />

zu senken, CO₂-Ausstoß durch intermodale Transporte<br />

zu verringern und Kunden bei nachhaltigen Transportketten<br />

beratend zu unterstützen. „Grüne Logistik ist sowohl<br />

eine Lösung als auch eine Erfordernis von Kunden“, sagte<br />

Dr. Thomas Lieb von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong>. „Über die letzten Jahre<br />

hat die Sensibilität unserer Kunden für Nachhaltigkeit kontinuierlich<br />

zugenommen. Wir gehen davon aus, dass die Bedeutung<br />

von Green Logistics in Zukunft eher noch stärker<br />

wächst.“ Logistikdienstleister müssen sich dem anpassen<br />

und ihre Netzwerke entsprechend ausbauen, in entsprechendes<br />

Personal investieren und in der Lage sein, schon in<br />

früherem Stadium entsprechende Lösungen anzubieten.<br />

Die Anforderungen der Verlader jedoch bleiben unverändert.<br />

Der Einzelhandelsgigant WalMart zum Beispiel verlangt<br />

weiterhin von den Herstellern, dass die Ware binnen<br />

zwei Tagen im Regal liegt. Und der Konsumgüterhersteller<br />

Kimberly-Clark legt letzte Hand an eine vier Jahre andauernde<br />

Umstrukturierung des nordamerikanischen Vertriebsnetzwerks,<br />

um aus 70 öffentlichen Warehouses – von mehreren<br />

Verladern betrieben – nur noch neun Mega-Vertriebszentren<br />

zu machen. In das Projekt sind eine Vielzahl von<br />

Spediteuren und Kontraktlogistikdienstleistern involviert.<br />

Erfolgreiche Logistikdienstleister aber müssen vor allem<br />

auf ihre Fähigkeiten setzen, zu investieren und Kosten zu<br />

senken, indem sie Kompetenzen des Kunden übernehmen<br />

und seine Supply Chain verbessern, sagt Charles Clowdis,<br />

Managing Director North America bei der Unternehmens-<br />

Präsident Barack Obama finanziert mit dem<br />

Konjunkturpaket die Entwicklung von Hochgeschwindigkeitszügen.<br />

Mehr Passagiere werden<br />

allerdings auch mehr staus bewirken, denn Güter-<br />

und Personenverkehr nutzen das gleiche Netz.<br />

20 | Logistics<br />

beratung IHS Global Insight. Das unterliege keinem Wirtschaftszyklus.<br />

Ideal wäre, dass die Kontraktlogistikdienstleister<br />

den Kapazitätsabbau steuern. Allerdings müssten<br />

die Dienstleister auch halten können, was sie versprechen.<br />

„3PL-Dienstleister werden immer stärker zeigen müssen,<br />

wie sie das Geld ihrer Kunden sparen und wie viel“, so<br />

Clowdis.<br />

Bis 2007 hat sich der US-Argarkonzern John Deere &<br />

Co. bei Anlieferungen auf ein eigenes nordamerikanisches<br />

Netzwerk verlassen. In diesem Jahr hat John Deere C. H.<br />

Robinson beauftragt, die Logistik umzugestalten. Robinson<br />

hat daraufhin ein Logistik-Management-Zentrum ins Leben<br />

gerufen. Von hier aus analysiert Robinson nun Lieferketten,<br />

Nachfrage und Transportdetails von John Deere und entwickelt<br />

Maßnahmen, um die Logistik vom Materialeinkauf<br />

über die Auswahl der Spediteure bis zur Einzelleistung zu<br />

verbessern. Damit hat Robinson Deere viel Geld erspart und<br />

die Qualität und Verfügbarkeit der Dienstleistungen verbessert,<br />

geben auch externe Experten zu.<br />

Noch vor wenigen Jahren nutzten Verlader Kontraktlogistikdienstleister<br />

vor allem, um niedrige Frachtraten zu<br />

erzielen. Heute übernehmen ausgefeilte Online-Tools diese<br />

Aufgabe ebenso effizient. Im Laufe der Zeit haben die Verlader<br />

daher Kontraktlogistikdienstleister mit den Aufgaben<br />

betraut, die sie zuvor inhouse erbrachten.<br />

So zeigt das John-Deere-Robinson-Beispiel, dass ein Kontraktlogistikdienstleister<br />

in jedem wirtschaftlichen Umfeld<br />

für seinen Auftraggeber Werte erwirtschaften kann. Es<br />

zeigt zudem, warum sich dieser Bereich der Branche in der<br />

Vergangenheit so gut entwickelt hat und warum er – wenn<br />

auch verlangsamt – weiter wächst.<br />

Doch nicht alle Unternehmen werden wieder auf die<br />

Beine kommen. Experten sagen Dienstleistern, die aufs<br />

Transportmanagement spezialisiert sind, ausgezeichnete<br />

Ergebnisse voraus, weil Firmen alle oder zumindest große<br />

Teile ihrer Transportfunktionen vergeben – was mehr als<br />

die Hälfte der Gesamtlogistikkosten der Unternehmen ausmacht.<br />

Das mag ein Grund dafür sein, weshalb einige Kontraktlogistikdienstleister<br />

weiterhin Wachstum vorweisen<br />

schiene: note 3<br />

Der Bedarf an Schienengüterverkehr könnte<br />

sich bis 2035 auf 37,2 Mrd. t verdoppeln, dafür<br />

müssten die USA 148 Mrd. US-Dollar investieren.<br />

><br />

Foto: Michael Neuhaus/<strong>DB</strong> AG Grafik: KircherBurkhardt Infografik<br />

kosten iM VergLeich<br />

strassentransporte Machen rund die Hälfte der Logistikkosten in den USA aus.<br />

In Europa sind es nur 36 %, sagen die Marktforscher von Armstrong & Associates<br />

Weltweit<br />

andere<br />

SÜDAMERIKA gesamt<br />

Argentinien<br />

Venezuela<br />

Brasilien<br />

ASIA/PAZIFIK ges.<br />

Asien andere<br />

Japan<br />

indien<br />

China<br />

EUROPA gesamt<br />

europa andere<br />

Großbritannien<br />

Spanien<br />

italien<br />

deutschland<br />

Frankreich<br />

NORDAMERIKA<br />

gesamt<br />

Mexiko<br />

kanada<br />

USA<br />

Transport<br />

inventarisierung<br />

Ware-<br />

housing<br />

40,4 %<br />

IM MODAL-SPLIT LIEGT DIE SCHIENE IN DEN USA VORNE<br />

50 %<br />

59,6 % 50 %<br />

kosten nach<br />

Verkehrsträger,<br />

in %<br />

Verwaltung luft<br />

Wasser Schiene Straße<br />

USA EU-27<br />

JAPAN CHINA<br />

% %<br />

% %<br />

Power<br />

In Prozent der Transportleistung (tkm) Straße See (Binnenschifffahrt/EU-27) Schiene Pipeline Binnenwasserwege<br />

3,1<br />

5,2<br />

4 1,9<br />

3,3<br />

7,8 11<br />

43,2 10,7<br />

45,6<br />

60 48<br />

13,6 36 14,4<br />

30,2 37,3<br />

24,7<br />

Quelle: EU, 2009<br />

Quelle: Armstrong & Associates<br />

Logistics | 21


Power<br />

die iMportexport-story<br />

handeLsbiLanz: Die USA kaufen<br />

mehr Güter und Dienstleistungen<br />

im Ausland ein, als sie verkaufen –<br />

einer der Gründe für den hohen<br />

Kreditbedarf<br />

kanada<br />

Mexiko<br />

Japan<br />

deutschland<br />

Import Export<br />

in Milliarden US-dollar<br />

102,3<br />

125,2<br />

152,4<br />

196,7<br />

243,5<br />

287,8<br />

China<br />

321,4<br />

Auf Binnenwasserstraßen wird viel Fracht bewegt<br />

... ein Schiff nimmt so viel Last wie 870 Lastwagen<br />

auf. Die USA verfügen über 12 000 Meilen<br />

Wasserstraßen und kanäle. Die meisten<br />

Schleusen hingegen sind 60 Jahre alt.<br />

22 | Logistics<br />

337,8<br />

China<br />

169,9<br />

163,4<br />

160,9<br />

189,9<br />

ChinA Und kAnAdA<br />

Sind WiChTiGSTe<br />

hAndelSPArTner<br />

Mehr als 16 Prozent aller<br />

US-importe stammen aus<br />

China – nach Wert gerechnet.<br />

rund ein Fünftel der<br />

US-exporte geht nach<br />

kanada<br />

211,9<br />

230,7<br />

248,9<br />

260,0<br />

Wasser: note 4<br />

257 Schleusen gibt es in den USA, 30 von ihnen<br />

wurden im 19. Jahrhundert errichtet. Ihre<br />

Erneuerung kostet rund 125 Milliarden US-Dollar.<br />

kanada<br />

Mexiko<br />

China<br />

Japan<br />

deutschland<br />

Quelle: Plunkett Research Ltd.<br />

Grafik: KircherBurkhardt Infografik<br />

können, während ihre Transportaktivitäten zahlenmäßig<br />

gesunken sind, sagt Evan Armstrong, Präsident der Unternehmensberatung<br />

Armstrong & Associates.<br />

Anders sieht es allerdings bei Logistikern aus, die ihre<br />

Services ausschließlich um Warehousing und Vertriebszentren<br />

aufgebaut haben. Weil die Transportnachfrage gering<br />

bleibt und die Kreditkrise die Kapitalkosten treibt – was<br />

Transporte und Lagerhaltung verteuert –, sehen die US-Importeure<br />

weniger Bedarf für zusätzliche große Warehouses<br />

und Vertriebszentren. Auslaufende Verträge für solche Anlagen<br />

werden daher vermutlich eher die Lagerflächen verringern,<br />

sagen Experten voraus. Auch Neuverträge werden<br />

vermutlich eher geringere Lagerflächen betreffen als noch<br />

vor zwei oder drei Jahren. Doch weil die Importeure so kostenbewusst<br />

sind, sind auch andere Maßnahmen denkbar,<br />

zum Beispiel Lagerhäuser mit anderen zu teilen.<br />

Logistikdienstleister, die vor allem in diesem Bereich aktiv<br />

sind, werden die Hauptlast des Abschwungs ertragen<br />

müssen, so Armstrong. „Vor allem Operationen wie<br />

Warehousing und Vertriebszentren-Steuerung werden in<br />

Schwierigkeiten geraten“, so Armstrong.<br />

Nach der Rezession werden die führenden US-Logistiker<br />

vermutlich finanzstark sein und in einzelnen Bereichen<br />

stark aufgestellt sein. Überlebende könnten dann ihre Fähigkeiten<br />

auf mehrere Industriebereiche ausweiten, um<br />

kontinuierlich Einkommen zu erzielen, so Clowdis von IHS<br />

Global Insight. Benjamin Gordon, Gründer der US-Unternehmensberatung<br />

BGSA Strategic Advisors, prognostiziert,<br />

dass die Konsolidierung innerhalb drei unterschiedlicher<br />

Bereiche stattfindet: unter Firmen, die sämtliche Services<br />

anbieten; unter Unternehmen, die auf bestimmte Dienstleistungen<br />

spezialisiert sind, und unter Firmen, die nur ausgewählten<br />

Branchen Dienstleistungen anbieten, wie zum<br />

Beispiel der Telekommunikation oder dem Einzelhandel.<br />

Die Logistikbranche schreitet in ihrer Konsolidierung<br />

voran. 2018 werden die 50 führenden US-Dienstleister voraussichtlich<br />

80 Prozent des nordamerikanischen Marktes<br />

beherrschen, zurzeit sind es rund 50 Prozent, so BGSA-<br />

Schätzungen.<br />

Die vergangenen fünf Jahre haben nach Gordons Einschätzung<br />

die „Konzentration“ von Supply Chain Services<br />

belegt. So hat zum Beispiel der Warehousing- und Vertriebsgigant<br />

Exel das Unternehmen Power Packaging gekauft, um<br />

Warehousing und Verpackung miteinander zu verbinden.<br />

Weil die Unternehmen die Zahl ihrer Logistikdienstleister<br />

reduzieren, wird eine solche Konzentration zum dauerhaften<br />

Trend. Dienstleister, die in dem Segment Lösungen anbieten,<br />

werden dafür reichlich belohnt werden, so Gordon.<br />

„Der Schlüssel dafür ist zielgerichtete Expansion mit<br />

leicht zu integrierenden Services, die spezifischen Kundenanforderungen<br />

genügen“, sagt Gordon. „Unternehmen, die<br />

diese Ziele erfüllen, werden zu den Gewinnern gehören.“<br />

Das erklärt, warum <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> die Präsenz auf dem<br />

nordamerikanischen Markt zum strategischen Ziel ernannt<br />

hat. „Wir werden die engen Beziehungen zu unseren US-<br />

Kunden beibehalten“, so Dr. Lieb vom Logistikdienstleister<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong>. „Unser wichtigstes Anliegen ist, dass wir<br />

rasch auf deren Bedürfnisse reagieren können – vor allem<br />

auf diesem Markt, der besonders rasch grundlegende Veränderungen<br />

erfährt.“ ■<br />

ReZeSSION<br />

Weniger Fracht für<br />

die Logistiker<br />

Power<br />

■ Weniger Verkehr: Die Fracht auf den Straßen ist im April<br />

um 2,2 % gefallen, im März sogar um 4,5 %, so der Truckerverband<br />

ATA. Die Rezession trifft vor allem Speditionen.<br />

■ Weniger Kosten: Die Logistikkosten sind auf 9,4 % des<br />

BIP gesunken. Vor der Rezession waren sie auf mehr als<br />

10 % gestiegen.<br />

■ Weniger Wachstum: In diesem Jahr werden Kontraktlogistiker<br />

voraussichtlich kein Wachstum verzeichnen können.<br />

ATA-INDEX FÜR FRACHTRAUM AUF DER STRASSE<br />

In Tonnen, saisonbereinigt, 2000 = 100; bis April 2009<br />

125<br />

115<br />

105<br />

95<br />

LOGISTIKKOSTEN IN DEN USA<br />

In Prozent des BIP<br />

9,9<br />

10,3<br />

9,5<br />

8,8 8,6 8,8<br />

9,5<br />

9,9 10,1<br />

9,4<br />

1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008<br />

KONTRAKTLOGISTIKMARKT IN DEN USA<br />

In Mrd. US-Dollar (* 2009 /2010 Prognose)<br />

65,3<br />

1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 '09<br />

71,1<br />

76,9<br />

89,4<br />

Quelle: American Trucking Association<br />

Quelle: CSCMP<br />

103,7 113,6 119,0 127,0 118,0 125,0<br />

2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009* 2010*<br />

Quelle: Armstrong & Associates<br />

Logistics | 23


»In Zukunft ist Mobilität Verdichtung sowie<br />

intelligentes, integriertes Verkehrsmanagement.«<br />

Vernetzte Bewegung<br />

Die Mobilität von morgen hängt davon ab, wie Menschen<br />

und Güter in und zwischen den Städten zirkulieren. Prof. Dr. Jens-Uwe Fischer<br />

fordert daher ein radikales Umdenken<br />

Mobilität und Infrastruktur: Das sind die beiden<br />

Themen, denen sich Prof. Dr. Jens-Uwe<br />

Fischer verschrieben hat. Ursprünglich aus<br />

dem Sanierungsmanagement stammend,<br />

unterrichtet Fischer heute an der ehrwürdigen<br />

Universität Leipzig und gilt als einer der profiliertesten<br />

Mobilitätsforscher in der Bundesrepublik.<br />

Wie mobil sind Menschen und Güter in Zukunft?<br />

Menschen und Güter werden mobiler, weltweit. Dieser Entwicklung<br />

müssen sich alle, die Mobilität planen, stellen.<br />

Der deutsche Bundesverkehrsminister will nun nach dem<br />

Masterplan Güterverkehr einen Masterplan Personenverkehr<br />

entwickeln, um Rahmenbedingungen für die Mobilität<br />

der Bevölkerung in Deutschland zu schaffen. Die Frage ist:<br />

Wie können wir Mobilität planen, die die Bedürfnisse der<br />

künftigen Bevölkerung aufnimmt?<br />

Was sind die Bedürfnisse?<br />

Ein wichtiger Punkt ist der demografische Wandel: Was bedeutet<br />

es für Mobilität, wenn die Gesellschaft immer mehr<br />

altert? Ältere Menschen haben ganz andere Bedürfnisse in<br />

ihrer Mobilität. Sie erwarten einen bestimmten Komfort, sie<br />

sind bereit, für Serviceleistungen zu zahlen und sie akzeptieren<br />

ein geringeres Reisetempo, wenn der Service stimmt.<br />

Ältere Reisende erwarten Tür-zu-Tür-Service in vernetzten<br />

Systemen. Wir müssen ihnen das Gefühl geben, dass die gesamte<br />

Kette von Verkehrsträgern – Taxi, Bus, S-Bahn, Bahn –<br />

eine kontinuierliche Reise ist. Das ist für all diejenigen<br />

interessant, die heute Mobilitätsdienstleistungen von morgen<br />

anbieten. Das bedeutet für ein Unternehmen wie die<br />

<strong>DB</strong> AG, noch flexiblere Systeme anbieten zu müssen. Und<br />

das heißt für die Kommunen als Besteller, nicht nur einzelne<br />

Strecken auszuschreiben, sondern auf Basis des Vernetzungsgedankens<br />

Angebote für Mobilitätsketten vom<br />

Anbieter zu fordern.<br />

[ Interview ] Axel Novak [ Fotos ] Steffen Jänicke<br />

Interview<br />

Die Gesellschaft mit dem höchsten Anteil von älteren Menschen<br />

ist Japan. Kann Europa von Japan lernen?<br />

Im Unterschied zu Europa haben die Japaner die Städte an<br />

die Eisenbahn gebaut. Wir dagegen haben in den 60er Jahren<br />

die Wohnviertel vom Bahnhof und aus den Stadtzentren<br />

in die Vorstädte verlegt. Insofern können wir natürlich<br />

etwas von Japan lernen: Wir müssen jetzt den Bahnhof als<br />

Mobilitätsknotenpunkt – und damit das Stadtzentrum –<br />

wieder zum Nukleus urbaner Entwicklung werden lassen.<br />

Eigentlich müssten die Kommunen sagen: Was biete ich im<br />

Bahnhofsumfeld an, was muss zusätzlich in Bahnhofsnähe<br />

geschehen und errichtet werden, um – nach dem Motto<br />

Stadt der kurzen Wege – mehr anzubieten? Einkaufsmärkte<br />

zum Beispiel gehören an die Bahn, auch wegen des Lärmschutzes.<br />

Sportstätten, Veranstaltungsorte und natürlich<br />

Gewerbe. All das reduziert Verkehre und Leerfahrten bei<br />

Menschen und Gütern.<br />

Die Hälfte der Menschheit lebt in großen Städten in Asien oder<br />

Südamerika. In Deutschland gibt es keine Megacitys. Was<br />

bedeutet das für hiesige Mobilitätskonzepte?<br />

In Deutschland sind gewisse Simulationen möglich, zum<br />

Beispiel in Frankfurt am Main oder in München. Wir haben<br />

hier keine Megacitys, sondern Megaflächen. Das Problem<br />

in Großstädten ist, wie verknüpfe ich Urbanität und Mobilität?<br />

Derzeit findet in den Großstädten und ihrem Umland<br />

eine Fülle von Transferbewegungen zwischen Arbeiten,<br />

Wohnen und Leben statt. Das muss ich reduzieren, wenn<br />

ich in Zukunft einer mobileren Bevölkerung schnelle Mobilität<br />

bieten will, die sich die Menschen leisten können. Ich<br />

muss diese Ströme runterbrechen auf die Quartiere.<br />

Ich muss daher polyzentrisch denken. Ziel ist, in einem<br />

Viertel zu leben und zu arbeiten. Jede Region müsste eigentlich<br />

polyzentrische regionale Masterpläne erstellen. Daraus<br />

können wir Mobilitätskonzepte entwickeln, die auf Megacitys<br />

übertragbar sind.<br />

><br />

Logistics | 25


»Die <strong>DB</strong> AG ist Leadership. Sie verfügt über das<br />

im Vergleich umfassendste Mobilitätskonzept.«<br />

Foto: Sasse/laif<br />

Was für Konzepte sind das?<br />

Die Lösung heißt Verdichtung, intelligente Lösung und integriertes<br />

Verkehrsmanagement. Drei Dinge zeichnen künftig<br />

die Mobilität aus: Flexibilität, internationale Verkehre<br />

und intelligente Verknüpfung. Vor allem der letzte Punkt<br />

ist etwas, das wir weiterentwickeln müssen. Intelligenter<br />

heißt, dass Transporte rasch intermodal möglich sind. Dazu<br />

gehört die Fähigkeit, von individuellen Systemen auf standardisierte<br />

Systeme umzuschalten und zurück. Für eine<br />

Reisekette nutze ich auch eine Reihe von Verkehrsträgern.<br />

Heißt aber auch, dass die Module, die dahinterstecken, einfacher<br />

zu bedienen sind. Ein Beispiel dafür ist „Touch and<br />

Travel“, ein System, das es über das Handy ermöglicht,<br />

eine Reihe von Verkehrsträgern wie Busse, Bahnen und<br />

S-Bahnen zu nutzen. Das erhöht die Flexibilität ungemein.<br />

Wir können die Mobilitätsprobleme der Zukunft nur lösen,<br />

wenn wir die Verkehrsträger miteinander verknüpfen.<br />

Mobilität ist vom Energiepreis abhängig – ist sie in Zukunft noch<br />

bezahlbar?<br />

Wenn Sie Mobilität bezahlbar machen wollen, dann brauchen<br />

Sie Durchsatz. Mobilität ist dann teuer, wenn sie individuell,<br />

auf einzelne Gruppen und Personen ausgerichtet<br />

ist. Unsere Kunst wird weiter sein, dass der Kunde in der<br />

1. Klasse sich nicht eingeschränkt fühlt durch die überwiegende<br />

Zahl der Reisenden in der 2. Klasse. Die acatech Studie<br />

„Mobilität 2020“ hat gezeigt, dass in Deutschland bei<br />

sinkender und alternder Bevölkerung die Mobilität gleich<br />

bleibt, das Volumen der Berufsverkehre aber zurückgeht,<br />

während Freizeit- und Urlaubsverkehre zunehmen. Hier<br />

wird es weiter individuelle Angebote geben. Differenzierung<br />

findet durch Mobilität statt. Aber das Grundbedürfnis<br />

muss für alle machbar sein, das geht nur, wenn die Mengen<br />

stimmen – und so der Preis.<br />

Was halten Sie von nachhaltigen Transportkonzepten? Ist nicht<br />

der Verzicht auf Mobilität wirklich grüne Mobilität?<br />

Nein, denn Verzicht auf Mobilität würde Kommunikationsverzicht<br />

und Reduzierung von Lebensqualität bedeuten.<br />

Grüne Mobilität heißt für mich – obwohl ich den Begriff<br />

nicht schätze – nachhaltig gestaltete Mobilität im Sinne von<br />

Qualität und Ressourcenschonung. Dazu gehören reduzierte<br />

CO₂-Emissionen und Leerfahrten, gestiegene Auslastung<br />

von Verkehrsträgern und intelligente Mobilitätssysteme.<br />

Denkbar ist im Rahmen der E-Mobilität die Kooperation<br />

mit Energiekonzernen und Autoindustrie wie zum Beispiel<br />

RWE-Daimler-Evonik, die gemeinsam die Serienproduktion<br />

von mobilen Hochleistungsbatterien starten wollen. Das<br />

ist eine gute Basis für optimierte, integrierte Lösungen, das<br />

sind Chancen für grüne Mobilität.<br />

Politik setzt derzeit auf Infrastruktur. Zwei Milliarden Euro<br />

fließen in den Verkehrsbau.<br />

Das Geld für Infrastrukturinvestitionen fließt leider nicht<br />

nur dort, wo es benötigt wird. Es gibt in der Bundesrepublik<br />

eine geografische Aufspaltung zwischen einer wirtschaftlich<br />

Megacity: Mobilität und Urbanität sind heute nicht mehr zu trennen<br />

starken Region von Hamburg über die Rhein-Main-Schiene<br />

bis nach Süddeutschland und einem Restgebiet mit wirtschaftlich<br />

starken Kernen, das durch demografischen Abgang<br />

und wirtschaftliche Schwäche gekennzeichnet ist. Wir haben<br />

heute schon eine demografische Segregation. Daher gibt es<br />

Forderungen aus der Politik an die Bahn, neue Mobilitätskonzepte<br />

zu entwickeln, um diese Segregation aufzuheben.<br />

Das betrifft ja die Mobilität von Personen und von Gütern. Wo<br />

sollte denn im Logistikbereich investiert werden?<br />

Dort, wo die stetig wachsenden Logistikströme entlanggehen.<br />

Deutschland ist nicht isoliert, sondern das europäische<br />

Transferland für Waren. Die Frage ist: Wie können wir diese<br />

Verkehrsströme nutzen, die nicht nur Transferströme<br />

sind, sondern eine Wirtschaftsfunktion haben? Wie führen<br />

wir diese Ströme? Im Augenblick verteilen sie sich noch auf<br />

Hauptachsen. Aber wir müssen davon ausgehen, dass die<br />

Standardverkehre nach der Krise massiv ansteigen werden.<br />

Wir werden dann einen übergroßen Bedarf an Logistikkonzepten<br />

und Trassen haben.<br />

Woran mangelt es heute bei der Planung von Mobilität?<br />

Vor allem an vernetztem Denken. Jeder optimiert sich in seinem<br />

Bereich. Es fehlen einfach übergeordnete Projektteams<br />

auch mit den Verkehrsverbünden und der Politik.<br />

Sie unterstützen die Deutsche Bahn AG. Stoßen Sie da auf<br />

Verständnis mit Ihrer Forderung nach vernetztem Denken?<br />

Die <strong>DB</strong> ist Leadership. Im Vergleich zu anderen europäischen<br />

Bahnen sind wir diejenigen, die nach der Krise weiterhin<br />

das umfassendste Mobilitätskonzept anbieten.<br />

www.uni-leipzig.de<br />

Interview<br />

Logistics | 27


Kühle Ware: Das<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong>-Team am<br />

Flughafen Oslo (v. l. Erik<br />

Thorud, Gro Dalen, Kari<br />

Lehtinen, Georg Øhquist)<br />

mit frischem Lachs aus<br />

norwegischer Zucht<br />

Foto: Jan Erik Svendsen<br />

People<br />

Frischer<br />

Fisch<br />

für den<br />

Weltmarkt<br />

aus dem meer direkt auf<br />

den Tisch: Für maritime<br />

Köstlichkeiten knüpft<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> aufwendige<br />

Lieferketten<br />

■ „Wenn etwas schiefgeht, dann meist<br />

am Tag der Abreise“, seufzt Kari<br />

Lehtinen aus Erfahrung. Er leitet das<br />

<strong>DB</strong> SCHENKERjetcargo fresh-Team<br />

am norwegischen Flughafen Oslo, das<br />

verderbliche Ware per Luftfracht in<br />

alle Welt bringt. Das Land ist einer der<br />

größten Fischexporteure, bei Lachs<br />

für Japans Sushi-Küchen liegt es an der<br />

Spitze. „Im Durchschnitt exportieren<br />

wir 300 Tonnen Fisch wöchentlich“, erklärt<br />

Lehtinen. „Der Großteil geht nach<br />

Hongkong, Tokio und Osaka.“<br />

Das Geschäft mit der verderblichen<br />

Ware ist straff organisiert. Fünf Key-<br />

Account-Manager betreuen die Kunden,<br />

rund 15 norwegische Fischexporteure.<br />

Am Flughafen Oslo ist das <strong>DB</strong><br />

<strong>Schenker</strong>-Team rund um die Uhr abrufbereit,<br />

um notfalls einzugreifen. „Wir<br />

buchen Laderaum für den Fisch und<br />

versuchen, die besten Preise und Lösungen<br />

für unsere Kunden zu erzielen“,<br />

sagt Lehtinen. Anschließend prüft das<br />

Team, ob die Ladung pünktlich und<br />

unbeschädigt eingetroffen ist. Die Ausfuhr<br />

muss ausführlich dokumentiert<br />

werden: Labels, Zollerklärungen und<br />

Gesundheitszeugnisse ergänzen die<br />

Sendung. Maximal vier Tage dauert es,<br />

bis der Fisch beim Kunden ankommt.<br />

„Falls gewünscht, übernehmen wir<br />

Transporte auch von anderen Flughäfen<br />

oder liefern die Ware bis zum Kunden<br />

direkt aus“, erklärt Lehtinen. „Bei<br />

möglichen Verspätungen können wir<br />

auf das weltweite <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong>-Netzwerk<br />

zugreifen.“<br />

Logistics | 29


People<br />

»Ich habe Respekt<br />

vor <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong>«<br />

Seit Juni ist Dr. Karl-Friedrich<br />

rausch für das Logistikressort<br />

der <strong>DB</strong> Mobility Logistics aG<br />

verantwortlich<br />

■ <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> bleibt auf Kurs: Anfang<br />

Juni hat Dr. Karl-Friedrich Rausch das<br />

Transport und Logistikressort der<br />

<strong>DB</strong> Mobility Logistics übernommen.<br />

„Ich habe höchsten Respekt für die<br />

Art und Weise, wie man in den vergangenen<br />

Jahren den Transport- und<br />

Logistikbereich in ein schlagkräftiges<br />

Unternehmen von Weltgeltung<br />

ausgebaut hat“, sagte der gebürtige<br />

Hesse. „Dadurch stehen wir mit<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> gerade in der jetzigen<br />

schwierigen Situation besser da als<br />

30 | Logistics<br />

viele Konkurrenten. Wir müssen<br />

unsere Alleinstellungsmerkmale wie<br />

das weltweite, verkehrsträgerübergreifende<br />

Netzwerk mit einer starken<br />

Schiene in Europa ausspielen. Noch<br />

weiß niemand, wann die Rezession<br />

wieder in Wachstum übergeht.<br />

Aber ich sehe das als besondere<br />

Herausforderung: Auch heute unseren<br />

Kunden weltweit qualitativ<br />

hochwertige Services mit unserem<br />

gesamten Netzwerk anzubieten“,<br />

so Rausch. „Wir müssen Lösungen<br />

Zuhören, begreifen,<br />

entscheiden: Dr. Karl-<br />

Friedrich rausch lotet<br />

derzeit in persönlichen<br />

Gesprächen aus, wie<br />

das Unternehmen am<br />

besten auf den Wirtschaftswandel<br />

reagiert<br />

für den Moment bereithalten, wenn<br />

die Nachfrage nach weltweiten Versorgungsketten<br />

wieder steigt.“<br />

Der Wirtschaftsingenieur verfügt<br />

über profunde Kenntnisse in der<br />

Verkehrsbranche. Rausch arbeitete<br />

15 Jahre bei der Lufthansa, bevor er<br />

2001 zur Deutschen Bahn als Technik-<br />

Vorstand kam. Seit 2003 leitete er das<br />

Vorstandsressort Personenverkehr<br />

bei der <strong>DB</strong> AG und von Juni 2008 bis<br />

Ende Mai 2009 das gleiche Ressort<br />

bei der <strong>DB</strong> Mobility Logistics AG.<br />

Fotos: Marc Darchinger/<strong>DB</strong> AG, Max Lautenschläger (2), Pablo Castagnola<br />

Netzwerkerin: Heute arbeitet Dr. Weddewer bei einer Unternehmensberatung<br />

Ausgezeichnete Arbeit<br />

■ <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> hat im Mai Dr. Martina<br />

Weddewer von der Universität<br />

Paderborn mit dem <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong><br />

Award 2008 ausgezeichnet. Weddewer<br />

promovierte am Lehrstuhl<br />

für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere<br />

Produktionswirtschaft,<br />

bei Prof. em. Dr. Otto Rosenberg.<br />

Ihre Arbeit über Verrechnungspreissysteme<br />

für horizontale<br />

Speditionsnetzwerke „leiste einen<br />

wertvollen, anregenden Beitrag für<br />

Unternehmen“, sagte der ehemalige<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong>-Chef Dr. Norbert<br />

Bensel anlässlich der Preisverleihung.<br />

Die wissenschaftlich fundierte<br />

und innovative Arbeit biete praktische<br />

Elemente, um solche Koope-<br />

rationen zu verbessern. Weddewer<br />

erhielt ein Preisgeld in Höhe von<br />

10 000 Euro, weitere 5 000 Euro bekam<br />

ihr Doktorvater Professor Otto<br />

Rosenberg für seinen Lehrstuhl.<br />

Mit dem <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> Award prämiert<br />

eine unabhängige Jury wissenschaftliche<br />

Arbeiten rund um<br />

die Logistik. Der Award gehört mit<br />

einem Preisgeld von 10 000 Euro<br />

zu den wichtigsten internationalen<br />

Auszeichnungen der Branche; ab<br />

2009 hat <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> das Preisgeld<br />

für den Lehrstuhl auf 10 000<br />

Euro verdoppelt. Die Bewerbungsfrist<br />

für den <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> Award<br />

2009 läuft noch bis zum 1. August.<br />

www.dbschenker.com<br />

Preisträgerin<br />

Dr. Weddewer mit Prof.<br />

rosenberg (l.) und dem<br />

damaligen <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong>-<br />

Chef Dr. Bensel<br />

People<br />

3 Fragen an HanS-GEOrG WErnEr<br />

Kampf um<br />

Kunden und<br />

Fracht<br />

Hans-Georg Werner erklärt,<br />

wie <strong>DB</strong> Intermodal auf<br />

sinkende Verkehre reagiert<br />

1<br />

Wie gehen Sie mit sinkenden<br />

Transportvolumen und wachsender<br />

Konkurrenz bei <strong>DB</strong> Intermodal um?<br />

Ich rechne für 2009 mit 20 Prozent<br />

weniger Verkehren als 2008. Aber wir<br />

steuern mit vielen Mitteln gegen: Wir<br />

bauen Relationen neu auf und erhöhen<br />

Frequenzen – zum Beispiel im Albatros-Netz<br />

um zehn Prozent. Stichwort<br />

Konkurrenz: Wir kommen unseren<br />

Kunden sehr entgegen. So gehen wir<br />

bei den Preisen runter und streichen<br />

Mindestmengen-Verpflichtungen.<br />

2<br />

Wie ist die Lage für die Operateure?<br />

Die mussten ihr Netz an vielen<br />

Stellen kappen. Aber um ein verlässliches<br />

Angebot zu halten und die<br />

Operateure zu stärken, teilen wir zum<br />

Beispiel in einigen Fällen das Auslastungsrisiko<br />

und fahren Relationen<br />

trotz geringerer Auslastung weiter.<br />

3<br />

Reicht das aus, um den Abwärtstrend<br />

zu stoppen?<br />

Gerade jetzt müssen neue Denkansätze<br />

her. Wir führen mit vielen<br />

Partnern Gespräche. Warum nicht<br />

stärker kooperieren, also statt zwei<br />

halbleerer Züge für zwei Operateure<br />

nur noch einen fahren? Oder Einzelwagen<br />

in Kombizügen mitlaufen<br />

lassen? Oder neue Standorte stärker in<br />

den Fokus nehmen? Vor allem müssen<br />

wir weiter an der Qualität arbeiten.<br />

Hans-Georg Werner<br />

leitet <strong>DB</strong> Intermodal<br />

seit Oktober 2008.<br />

Davor war er Chef<br />

des Marktbereichs<br />

Chemie/Mineralöl/<br />

Düngemittel und<br />

Geschäftsführer der<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> BTT<br />

GmbH<br />

Logistics | 31


Solution<br />

Leidenschaft: Wer sperrige,<br />

übergewichtige Güter pünktlich<br />

durch die ganze Welt<br />

transportieren will, muss mit<br />

Herzblut bei der Sache sein<br />

Heavy lifts<br />

fUr die scHeicHs<br />

Ein 400 Tonnen schwerer Siemens-Transformator soll auf eine<br />

Kraftwerksbaustelle in Kuwait? <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> übernimmt<br />

[ Text ] Axel Novak [ Fotos ] Pablo Castagnola<br />

Logistics | 33


Solution<br />

Mülheim Deutschland<br />

2 Dampfturbinen à 132 t<br />

Nürnberg Deutschland<br />

1 Transformator à 392 t<br />

Norfolk USA<br />

2 Generatoren à 307 t<br />

{ Christoph Hilgers, <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> }<br />

»Minutiöse Vorplanung und<br />

Vorbereitung sind für solche Jobs<br />

der halbe Weg zum Erfolg.«<br />

Antwerpen, Anfang März, 5:00 Uhr morgens.<br />

Die Wintersonne ist noch nicht aufgegangen,<br />

aber im Hafen herrscht schon<br />

Betrieb. Im fahlen Licht der Scheinwerfer<br />

liegt der Stückgutfrachter BBC Greenland<br />

am Quai. Bald schiebt sich ein Schwimmkran<br />

aus dem Dunkel an die Bordwand<br />

des Frachters und hievt schwere Last ins Schiff. Keine zwanzig<br />

Minuten dauert es, bis das Schwergut auf dem unteren<br />

Ladedeck ruht.<br />

„Das ist ein Siemens-Trafo für Kuwait, fast 400 Tonnen<br />

schwer“, sagt Günter Gauls, Logistiker in der Abteilung<br />

Global Projects der <strong>Schenker</strong> Deutschland AG. Er ist die<br />

ganze Zeit hin- und hergewandert an Deck und hat begutachtet,<br />

wie und wohin die Fracht verladen wird. Routiniert<br />

mustert er Mannschaft und Schiff. Günter Gauls ist seit<br />

Jahrzehnten in dieser Branche tätig, die ihn um die Welt<br />

führt. Jetzt stützt er die Ellbogen auf das Brückengeländer<br />

der BBC Greenland und beobachtet, wie auf dem „lower<br />

hold“, dem Unterdeck des Frachters, die Stauer die Ladung<br />

sichern. Während der Schwimmkran weitere Stückgüter an<br />

Bord hebt, strömt unablässig Wasser in die Ballasttanks der<br />

BBC Greenland, um das Gewicht der Fracht auszugleichen.<br />

Arbeiter schweißen stählerne Ringe auf dem Frachtdeck<br />

fest. Stahlseile und Stopper halten später den Trafo gegen<br />

das Rollen und Stampfen des Schiffes fest. „Wenn so ein<br />

Frachtstück bei Seegang in Bewegung gerät, dann gefährdet<br />

es Schiff und Besatzung“, sagt Gauls.<br />

GLoBALer JoB<br />

Schwere Güter für Kuwait<br />

HCMC Vietnam<br />

Laem Chabang Thailand<br />

Kuwait<br />

24 Diverter Damper à 23-35 t<br />

Banten Indonesien<br />

4 Kondensatormodule à 53 t<br />

4 Kondensatormodule à 51 t<br />

8 Boxen à 31-36 t<br />

Der Trafo hat bereits eine lange Reise hinter sich: Bei seinem<br />

Bau schon hatten die Ingenieure im Siemens-Werk in Nürnberg<br />

den späteren Transportweg im Auge. Damit er auf dem<br />

Weg vom Nürnberger Werk zum Donauhafen unter einer<br />

Straßenbrücke hindurchgeführt werden konnte, durfte er<br />

nicht länger als 13,6 Meter sein.<br />

Im Hafen setzten die Logistiker Deutschlands größten<br />

mobilen Kran ein, auf dem Binnenschiff MS Breydel galt es<br />

schließlich, das schlechte Wetter zu meistern. Winterlicher<br />

Schnee und vereiste Staustufen – insgesamt 42 Schleusen<br />

sind zwischen Nürnberg und der Rheinmündung zu überwinden<br />

– drohten die Fahrt über Donau und Rhein um Tage<br />

zu verzögern. Und dann kündigte auch noch das Seeschiff<br />

Verspätung an, das den Trafo im Hafen aufnehmen sollte.<br />

Der Apparat ist Herzstück einer gigantischen Baustelle.<br />

Beim Großprojekt „Siemens Az Zour CC Extension/Kuwait“<br />

baut der Technikkonzern ein Gaskraftwerk für die kuwaitische<br />

Regierung aus. Mit der Logistik des Projekts beauftragte<br />

Siemens das <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> Global Projects-Team:<br />

Hunderte von einzelnen Komponenten und Containern –<br />

insgesamt 13 000 Tonnen Fracht, 52 000 Frachttonnen –<br />

müssen nun bis Ende dieses Jahres an den Arabischen Golf<br />

gelangen. Erst die exakte Planung und Kontrolle der einzelnen<br />

Etappen macht es möglich, dass viele teils Hunderte<br />

von Tonnen schwere Einzelstücke perfekt getimt zu Puzzlestücken<br />

einer Großbaustelle werden. Doch was das Az<br />

Zour-Projekt so besonders macht, ist weniger das immense<br />

Gewicht der einzelnen Bauteile, sondern die internationale<br />

Herkunft aller Komponenten.<br />

Das Motto „ein Hersteller, ein Land“ hat in der Globalisierung<br />

nicht überlebt. So bestellte Siemens technische<br />

Komponenten weltweit, in den USA, in Indonesien, Thailand<br />

oder Vietnam, um den extrem engen Zeitplan in Az<br />

Zour halten zu können. Die Bauteile gelangten per Bahn,<br />

per Laster oder mit dem Binnenschiff in die Seehäfen und<br />

wurden von dort mit Schwergutfrachtern nach Kuwait ge-<br />

bracht.<br />

Dass all dies Material pünktlich im Hafen eintrifft, rechtzeitig<br />

verladen werden kann und wie vereinbart auf der mehrere<br />

tausend Kilometer entfernten Baustelle montiert werden<br />

kann, das ist die Aufgabe von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> Global Projects.<br />

„Minutiöse Vorplanung und Vorbereitung sind für solche<br />

Jobs Voraussetzung und der halbe Weg zum Erfolg“, sagt<br />

Christoph Hilgers, der als Projektlogistiker bei der <strong>Schenker</strong><br />

Deutschland AG den gesamten logistischen Komplex um<br />

die Erweiterung des kuwaitischen Kraftwerks steuert.<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> übernimmt die gesamte Logistik der Bauteile<br />

und sorgt dafür, dass auch schwerste Frachten mit Übermaß<br />

pünktlich nach Kuwait gelangen. „Viele Brücken tragen<br />

ein Kraftwerksteil mit 300 Tonnen Gewicht nicht. Oder<br />

Grafik: KircherBurkhardt Infografik<br />

><br />

Schutzschicht: Im<br />

Nürnberger Transformatoren-Werk<br />

wird<br />

der Apparat für den<br />

Transport verpackt<br />

Schon bei der Konstruktion des Trafos haben die<br />

Ingenieure den Transportweg berücksichtigt<br />

Know-how: Die Siemens-Logistiker nach der Verladung auf den Trailer<br />

Umschlag:<br />

Deutschlands größter<br />

mobiler Raupenkran setzt<br />

den Trafo in Nürnberg<br />

aufs Binnenschiff


Zum Schutz von Ladung, Mannschaft und Schiff<br />

wird der Trafo auf dem Unterdeck verlascht<br />

Sicherung: Ein Stauer<br />

schweißt Stahlringe<br />

am Deck fest. Sie<br />

dienen als Zurrpunkte<br />

für den Trafo<br />

Beladung: Binnen<br />

weniger Minuten<br />

hievt ein Schwimmkran<br />

den Trafo auf das<br />

Unterdeck<br />

Teamwork: Der Kapitän fliegt nach der Beladung heim nach Russland.<br />

Das Kommando nach Kuwait übernimmt sein Nachfolger aus England<br />

Foto: Olaf Linnemann<br />

Häfen: Manche können wir aufgrund der geringen Wassertiefe<br />

nicht direkt anlaufen.“ Für derlei Probleme müssen die<br />

Logistiker Lösungen parat haben: Verstärkte Brücken und<br />

speziell konstruierte Bypässe gehören dann ebenso zu den<br />

Möglichkeiten wie Bargen für Häfen mit geringem Tiefgang.<br />

„In Kuwait allerdings kommt uns ein geografischer Vorteil<br />

zupass“, ergänzt Gauls. „In dem Wüstenstaat gibt es keine<br />

Flüsse als natürliches Transporthindernis. Das bedeutet,<br />

dass wir auf einige Umwege und Improvisation verzichten<br />

können.“<br />

Die Projektlogistik ist ein Geschäft, das einen nicht mehr<br />

loslässt. Für Hilgers und Gauls käme kein anderer Job mehr<br />

infrage. Der Speditionskaufmann Hilgers ging als 23-Jähriger<br />

nach Libyen. „Ich habe so früh die Anforderungen von<br />

der Empfängerseite kennengelernt“, erzählt er. „Mir war es<br />

wichtig, auf der Baustelle zu sehen, wo der Schuh drückt.“<br />

Seit fünf Jahren arbeitet er für <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong>. Auch Gauls<br />

sammelte jahrelang Erfahrungen in der arabischen Welt,<br />

später in Russland. Nun plaudert er auf der Brücke mit dem<br />

russischen Kapitän der BBC Greenland. Im Hafen von Antwerpen<br />

treffen Welten zusammen.<br />

Kurze Zeit später läuft das Schiff aus. Bis Kuwait ist es weit:<br />

das Mittelmeer, der Suezkanal, der Golf von Aden, in dem<br />

Piraten auf Beute lauern. Das ist für die Reederei BBC nichts<br />

Neues. Vor einem Jahr wurde die BBC Trinidad gekapert<br />

und kam erst nach 21 Tagen frei. Mittlerweile bewachen<br />

Kriegsschiffe die Routen, private Sicherheitsdienste bieten<br />

sich an. Gleichzeitig verhandeln die Diplomaten der Anrainerstaaten<br />

über Friedensmissionen. Wenn der Handel ausbleibt,<br />

brechen in den arabischen Staaten die Profite weg.<br />

Die BBC Greenland sucht daher Gesellschaft. Knapp<br />

zwei Wochen nach dem Auslaufen in Antwerpen wartet<br />

sie unweit der somalischen Küste<br />

auf einen Konvoi. Die Zeit drängt,<br />

denn bis zu 25 000 Euro kostet<br />

jeder Tag. Doch kurze Zeit später<br />

stößt die BBC Greenland mit<br />

ihren drei Schwesterschiffen MS<br />

BBC Switzerland, MS BBC Leer<br />

und MS Anja zu einem indischen<br />

Kriegsschiff. In dessen Kielwasser<br />

gleiten die schwer beladenenen<br />

Schiffe aus Deutschland sicher<br />

durch den gefährlichen Golf.<br />

Doch statt Piraten überrascht<br />

ein anderes Phänomen die Logis-<br />

Am Ziel: Nach wochenlanger<br />

Reise ruht der Trafo<br />

auf seinem Fundament<br />

Solution<br />

{ Günter Gauls, <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> }<br />

»Wenn so ein Frachtstück bei<br />

Seegang in Bewegung gerät,<br />

gefährdet es Schiff und Besatzung.«<br />

tiker: Sintflutartiger Regen und Hagelschauer lassen Kuwait<br />

im Schlamm versinken. Auf der Kraftwerksbaustelle<br />

schwimmen die Wege weg und müssen neu befestigt<br />

werden.<br />

Am 6. April legt die BBC Greenland abends im Hafen von<br />

Kuwait an. Tags zuvor sind Uwe Müller, Logistiker Gauls und<br />

Kapitän Olaf Linnemann in Kuwait eingetroffen. Während<br />

Müller für Siemens den Transport überwacht, kontrolliert<br />

Linnemann als sogenannter Surveyor der Versicherung –<br />

kleine Fehler schon könnten Millionen kosten.<br />

Fast fünftausend Kilometer Seeweg liegen nun hinter<br />

der BBC Greenland und ihrer Fracht. Da sind die letzten<br />

60 Kilometer vom Hafen zur Baustelle ein Katzensprung.<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> kooperiert vor Ort mit einem festen Partner:<br />

Die Alghanim Group of Shipping & Transport im Team<br />

mit El-Hoss Engineering & Transport Co. ist Marktführer<br />

in Kuwait, wenn es darum geht, Schweres und Sperriges<br />

zu transportieren. „Wir arbeiten schon seit mehr als einem<br />

Jahrzehnt mit Alghanim zusammen“, sagt Gauls. Bei so anspruchsvollen<br />

Jobs sei es wichtig, sich auf die Partner verlassen<br />

zu können: „Never change a winning team.“<br />

Wenige Stunden nach dem Anlegen wird das Schiff entladen.<br />

Weil der Transformator im „lower hold“ steht, wird<br />

erst das Zwischendeck geleert, bis der Apparat auf einen<br />

Schwerlast-Trailer umgeladen werden kann. Nur ein solch<br />

mächtiges Gefährt mit 192 Rädern kann so schwere Last aufnehmen.<br />

Die letzten Kilometer werden zum Hindernislauf:<br />

Brücken und Straßenquerungen müssen umfahren und<br />

zu niedrige Stromleitungen angehoben werden. Dennoch<br />

arbeiten die Logistiker zwei Tage heraus, um das Wochenende<br />

zu vermeiden: Der Weitertransport hätte sich unweigerlich<br />

verzögert. Drei Tage dauert es schließlich, bis der<br />

Transport auf der Baustelle eintrifft.<br />

Und dann geht alles schnell.<br />

Ruhig gleitet das stählerne<br />

Monstrum über Schienen auf<br />

das Fundament. Arbeiter öffnen<br />

die Transportverkleidung.<br />

Der Schock-Recorder wird abgelöst<br />

und an die Ingenieure in<br />

Deutschland geschickt – das kleine<br />

Gerät hat alle Erschütterungen<br />

während des Transports aufgezeichnet.<br />

Bald darauf, am 14. April, verschickt<br />

Alghanim die Nachricht<br />

an die Auftraggeber in Deutschland:<br />

Der Trafo ist montiert.<br />

Gauls und Hilgers sind längst<br />

wieder unterwegs. Die nächsten<br />

Projekte warten schon. ■<br />

Logistics | 37


Fernweh,<br />

ausgebremst<br />

Kombinierter Verkehr, 3 000 Kilometer quer durch Europa?<br />

Das ist kein Job für Träumer. Sondern für knallharte Realisten<br />

[ Text ] Hans Borchert [ Fotos ] Christian Bruch<br />

Nachtarbeit: Das<br />

Bürogebäude am<br />

KV-Kombiterminal im<br />

Kleine Überraschung<br />

vorweg: Diese junge<br />

Frau hat neben ihrem<br />

Gespür für Züge auch<br />

sportliche Ambitionen.<br />

Karate, schwarzer<br />

Gürtel, Erster<br />

Dan. Muss man noch mehr sagen?<br />

Marie Schulz ist eine Kämpferin. Nicht<br />

nur auf der Matte, auch im Geschäft.<br />

Seit neun Monaten steht ihr<br />

Schreibtisch in Kopenhagen. Høje<br />

Taastrup, Spotorno Allé 12. Keine Adresse,<br />

die jedermann kennen müsste,<br />

es sei denn, er ist Kunde oder Partner<br />

des Kombinierten Verkehrs (KV) von<br />

<strong>DB</strong> Intermodal auf der Achse zwischen<br />

Skandinavien und Italien.<br />

Der höchste Norden, der tiefste Süden<br />

und dazwischen ganz Europa aufgerollt<br />

in unzählige KV-Verbindungen.<br />

In etwa so lässt sich das Alltagspanorama<br />

der Marie Schulz, 28, beschreiben,<br />

denn als Projektmanagerin betreut<br />

sie die Containerverkehre von<br />

<strong>DB</strong> Intermodal.<br />

Und die fahren, angebunden über<br />

Antennenverkehre, zum Beispiel von<br />

Oslo in Norwegen über Schwedens<br />

Malmö, das dänische Terminal Taulov,<br />

über Hamburg und Maschen oder<br />

die Ostseehäfen gen „Bella Italia“. In<br />

Rundläufen nach Mailand, nach Verona<br />

und noch viel weiter: durch die<br />

Marken, die Abruzzen bis tief nach<br />

Süditalien.<br />

Was für eine spektakuläre Eisenbahnverbindung.<br />

Über 3 000 Kilometer<br />

durchgehend produziert und aus einer<br />

Hand angeboten. Mit Lkw- oder<br />

Schiffsverkehren im Vor- und Nachlauf.<br />

Und mit unzähligen beteiligten<br />

Parteien, die alle an einem Strang ziehen<br />

müssen, um den Kombinierten<br />

Verkehr auf die Schiene zu stellen. Das<br />

zu koordinieren, ist die Aufgabe von<br />

Marie Schulz.<br />

Zugnummer, dazu ein bisschen<br />

Fantasie, mehr braucht es nicht. Schon<br />

wechselt vor ihrem geistigen Auge<br />

unablässig die Szenerie. Grenzüberschreitend<br />

geht es von Alpenpass<br />

zu Tunnelröhre, von Küstenlinie zu<br />

Flusstal. Von Feld, Wald und Wiese<br />

hin zum pulsierenden Leben in den<br />

Häfen, den Metropolen. Es sind keine<br />

alltäglichen Assoziationen. Natürlich<br />

nicht. „Aber das Bild im großen<br />

Rahmen“, sagt die junge Frau mit den<br />

kessen Sommersprossen im hübschen<br />

Gesicht, „lehrt immer wieder aufs<br />

Neue die ungeheure Komplexität unseres<br />

Geschäfts.“<br />

Teamwork: Für Jan T. Andersen in Taulov und<br />

Marie Schulz in Høje Taastrup bei Kopenhagen<br />

sind exakte Absprachen unabdingbar<br />

Solution<br />

<strong>DB</strong> Intermodal, das sind alleine auf<br />

der Nord-Süd-Achse – Alpentransit<br />

durch die Schweiz und Anbindung<br />

der bedeutendsten skandinavischen<br />

Häfen inklusive – 500 Züge pro Woche<br />

im vertakteten planmäßigen Verkehr.<br />

Sind 130 000 Tonnen transportierte<br />

Güter. Sind: Steuerung von Personal<br />

und Material, darunter europaweite<br />

Wagendisposition, Bereitstellung<br />

von Equipment, Depotleistung und<br />

Service rund um Ladeeinheiten wie<br />

Container, Wechselbrücken oder Sattelauflieger.<br />

Sind: Betrieb verschiedenster<br />

KV-Terminals in Dänemark,<br />

Tschechien, den Niederlanden. Sind<br />

auch enge Zusammenarbeit mit den<br />

Operateuren Kombiverkehr, Hupac,<br />

Cemat und CargoNet auf der Marktseite.<br />

Die Traktionsleistung wird in enger<br />

Kooperation mit den <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong><br />

Rail-Gesellschaften Green Cargo und<br />

BLS Cargo, RTC sowie Lokomotion<br />

konzipiert und durchgeführt.<br />

In Summe nennt sich solches Leistungstiefe,<br />

denn verknüpft werden<br />

in durchgehender Transportkette<br />

die Verkehrsträger Lkw, Schiene,<br />

Schiff. Hans-Georg Werner, Chef von<br />

<strong>DB</strong> Intermodal, meint hierzu: „Wir<br />

kombinieren die systembedingten<br />

Stärken der einzelnen Verkehrsträger<br />

dänischen Taulov ><br />

Logistics | 39


Solution<br />

miteinander, um unseren Kunden ein<br />

noch wirtschaftlicheres und umweltfreundlicheres<br />

Produkt anzubieten.“<br />

Das ist sauber gemacht und reduziert<br />

den Ausstoß von Kohlendioxid<br />

um rund 1,3 Millionen Tonnen pro<br />

Jahr. Die Stichworte dazu lauten<br />

„Green Road“, „Green Terminals“ oder<br />

„Green Logistics Networks“ und wahr<br />

ist: „Für immer mehr Kunden spielen<br />

neben den wirtschaftlichen auch die<br />

ökologischen Rahmenbedingungen<br />

eine Rolle. Energieeffizienz, die damit<br />

verbundene Ressourcenschonung und<br />

der sogenannte CO₂-Footprint sind<br />

längst wichtige Entscheidungskriterien<br />

bei der Transportbuchung.“<br />

Solches sagt Sylke Hußmann, Achsenleiterin<br />

Nord-Süd bei <strong>DB</strong> Intermodal.<br />

Zusatz: „So weit mein Blick quasi<br />

aus der Helikopter-Perspektive. Jetzt<br />

aber an die Arbeit.“<br />

Letzte Verhandlungen stehen an,<br />

deshalb ist sie, die Chefin, aus Berlin<br />

gen Dänemark gereist und wie immer<br />

freut sie sich auf die anstehenden<br />

Gespräche.<br />

„Die Atmosphäre ist stets konzentriert,<br />

ausgesprochen freundlich, sehr<br />

ruhig und harmonisch“, sagt Sylke<br />

Hußmann. „Ganz anders in Italien, wo<br />

Gespräche und Verhandlungen tem-<br />

40 | Logistics<br />

peramentvoller erfolgen. Gerade die<br />

kulturellen Unterschiede geben dem<br />

internationalen Business die Würze.“<br />

Und jetzt gut aufgepasst, verehrte<br />

Kundschaft: Ab Mitte September<br />

macht <strong>DB</strong> Intermodal ein attraktives<br />

Angebot. Dann wird ein neuer KV-Zug<br />

planmäßig an drei Tagen direkt aus<br />

dem Hamburger Hafen nach Kopenhagen,<br />

Terminal Høje Taastrup, fahren.<br />

Und zurück. Ladegewicht: 1 600 Tonnen,<br />

Länge: 615 Meter.<br />

Drei Monate hat Marie Schulz, die an<br />

der Berufsakademie Mannheim Betriebswirtschaft<br />

studierte, an Konzeption<br />

und Realisierung gearbeitet. Die<br />

Kollegen von der Produktionsplanung,<br />

dem Terminal und der Transportüberwachung<br />

standen ihr zur Seite. Es<br />

ging um Ressourcenbereitstellung,<br />

Trassen, Ladeschluss- und Bereitstellungszeiten,<br />

Kalkulation und Angebotsstrategie.<br />

Das Übliche, könnte man denken,<br />

aber dieser Zug ist etwas ganz Besonderes.<br />

„Wir sind im Hochseehafen<br />

Hamburg an alle wichtigen Containerterminals<br />

angebunden und bieten damit<br />

eine echte Alternative zu den herkömmlichen<br />

Verkehren mit Feederschiffen<br />

oder auf der Straße zwischen<br />

Planung vor Ort und in der Zentrale: Henrik<br />

Hermannsen checkt eintreffende Ladung,<br />

Sylke Hußmann ist für das Achsenmanagement<br />

Nord-Süd verantwortlich<br />

der Hansestadt und Kopenhagen“,<br />

sagt Marie Schulz.<br />

In der Kopenhagener City ist die<br />

Statue der kleinen Meerjungfrau des<br />

Dichters Hans Christian Andersen<br />

Zeuge allmählicher Zeitenwende. Die<br />

Verkehrsströme ändern sich. Große<br />

Logistik- und Distributionsunternehmen<br />

siedeln sich zunehmend am<br />

Stadtrand an so wie in Høje Taastrup.<br />

Um vermehrte Lkw-Transporte zu<br />

vermeiden, ist plötzlich die Schiene<br />

wieder im Spiel. Da gibt es erfolgreiche<br />

Beispiele.<br />

Mehrmals täglich ist der sogenannte<br />

<strong>DB</strong>danshuttle zwischen Høje<br />

Taastrup und Taulov sowie Fredericia<br />

unterwegs. Dorthin verlegte die<br />

Carlsberg-Brauerei ihre Produktionsstätte,<br />

und seitdem erreicht der frisch<br />

gebraute Gerstensaft via Bahn-Anbindung<br />

über ein Distributionscenter die<br />

durstigen Kehlen der Hauptstädter.<br />

Ähnlich verhält es sich mit der Verbindung<br />

von Høje Taastrup nach Aarhus,<br />

wo <strong>DB</strong> Intermodal und die Maersk<br />

Gruppe maritime Hinterlandverkehre<br />

aufbauen.<br />

Sie werden statt früher in den Nordseehäfen<br />

nun in der Heimat gelöscht.<br />

Für Sylke Hußmann Grund genug, um<br />

für <strong>DB</strong> Intermodal mit dem Hamburg-<br />

Foto: Max Lautenschläger<br />

><br />

Überblick: Das KV-<br />

Terminal Høje Taastrup.<br />

Nach dem <strong>DB</strong>danshuttle<br />

läuft hier in Kürze der KV-<br />

Zug Hamburger Hafen–<br />

Høje Taastrup ein


42 | Logistics<br />

Ihr Job sind KV-Züge: Preben Christensen (l.)<br />

mit seinem Reachstacker, einem Mobilkran für<br />

Container, und Lokführer Hans Christian Möller<br />

in seiner Rangierlok in Taulov<br />

Foto: Max Lautenschläger<br />

Brücke über den Großen<br />

Belt: Ein Containerzug<br />

von <strong>DB</strong> Intermodal auf<br />

dem Weg nach Italien<br />

Zug eine neue Angebotschance zu nutzen.<br />

Ein mutiger Entschluss, „denn<br />

wir alleine tragen das Auslastungsrisiko<br />

und steuern deshalb erst einmal auf<br />

Sicht“. Was bedeutet: Zum Warmlaufen<br />

gibt es sechs Monate.<br />

Alles Weitere hängt von Buchung<br />

und Auslastung ab. „Man muss strategisch<br />

denken und in die Zukunft<br />

schauen“, formuliert Sylke Hußmann,<br />

die es rein privat auch spannend liebt,<br />

bei ihrem Hobby, dem Lesen von skandinavischen<br />

Krimis.<br />

Ohne tadellose Infrastruktur und Schienenleistung<br />

wäre das eine Unmöglichkeit.<br />

Es trifft sich also bestens, dass <strong>DB</strong><br />

<strong>Schenker</strong> Rail Scandinavia, ein Produktions-Joint-Venture<br />

aus <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong><br />

und Green Cargo, unter Führung<br />

von Stig Kyster-Hansen für moderne,<br />

reibungslose, zugleich grenzüberschreitende<br />

Prozesse sorgt. Man hat<br />

100 Millionen Euro in Mehrsystem-<br />

Loks investiert und rollt schon heute<br />

mit seinen Zügen von Mittelschweden<br />

bis ins Rhein-Ruhr-Gebiet.<br />

„Bestmögliche Qualität ist unser<br />

erstes Ziel“, sagt der eloquente, lebenslustige<br />

Vater von drei Kindern und<br />

freut sich: „Durch die Reduzierung<br />

von aufwendigen Lokwechseln und<br />

den Einsatz interoperabler Loks in<br />

Schweden, Dänemark und Deutschland<br />

konnten wir unsere Qualität verbessern<br />

– zum Vorteil unserer Kunden.<br />

Nicht nur die Loks fahren durchgehend,<br />

sondern auch die Lokführer<br />

können über die Grenzen hinweg eingesetzt<br />

werden.“ Kyster-Hansens Devise<br />

ist kurz: „Das beste Verkehrskonzept<br />

muss gewinnen und deshalb glaube<br />

ich mehr denn je an die Eisenbahn.“<br />

Selbstredend tun das neben ihm auch<br />

seine Mitarbeiter. Jan T. Andersen<br />

heißt einer, der verantwortlich ist für<br />

den operativen Betrieb und für zwölf<br />

dänische Bahnhöfe und Verladestationen.<br />

Andersens Büro liegt im Terminal<br />

Taulov. Dort werden schwedische,<br />

deutsche, italienische oder dänische<br />

Wagengruppen in Empfang genommen<br />

und zu neuen Zügen zusammengestellt.<br />

Gen Norden, gen Süden.<br />

„Früher“, erinnert sich der bekennende<br />

Fußballfan und Odense SK-Supporter,<br />

„hatten wir ein stilles Leben.<br />

Dann hat man festgestellt, dass Taulov<br />

eine ideale Schienenverkehrsschnittstelle<br />

ist, hat auf 24 000 Quadratmetern<br />

den Terminal mit Rangier- und<br />

Abstellgleisen gebaut und plötzlich<br />

war alles möglich.“<br />

Der Globalisierung verdankt das<br />

kleine Dänemark nun seine neuen<br />

Wahrzeichen – die filigranen Brücken<br />

über Öresund und Großen Belt. 2018<br />

steht die Eröffnung der Fehmarnsund-<br />

Querung an und dann sucht sich<br />

der Verkehr wieder eine neue, noch<br />

schnellere Route ins Herz Europas.<br />

„Aber bis dahin ist noch viel Zeit unser<br />

Netz weiterzuentwickeln“, sagt Marie<br />

Schulz kämpferisch. „Und ich habe<br />

den 2. Dan.“ ■<br />

Solution<br />

Prof. ralf elbert leitet den von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong><br />

gestifteten Lehrstuhl an der TU Berlin<br />

INTerMODal<br />

Die Stärken<br />

des KV nutzen<br />

Der Kombinierte Verkehr (KV) macht<br />

schwere Zeiten durch: Wie lange noch?<br />

Wer jetzt Prognosen abgibt, der begibt<br />

sich auf Glatteis. Denn der KV steht vor<br />

zwei Herausforderungen: sinkende Transportvolumen<br />

und wachsender Preiswettbewerb<br />

durch den Straßengüterverkehr.<br />

Führt das nicht zur Konsolidierung –<br />

mit Vorteilen für die Kunden?<br />

Nicht unbedingt. Der Markt ist stark<br />

fragmentiert – je nach Relation, Transportkorridor<br />

oder -gut. Ferner verursacht<br />

der Preiswettbewerb eine ständige Verschiebung<br />

von Kontrakten zwischen KV-<br />

Anbietern. Darunter leiden Qualität und<br />

Auslastung. Der Druck auf die Branche ist<br />

so stark, dass Geschäftsmodelle infrage<br />

gestellt werden können.<br />

Wo liegen denn die Stärken des KV?<br />

KV bietet sich an, wenn Güter auf langen<br />

Distanzen nach Fahrplan transportiert<br />

werden können. Darüber hinaus sind<br />

KV-Transporte – unter bestimmten Bedingungen<br />

– umweltfreundlicher und verlässlicher<br />

als der reine Straßengüterverkehr.<br />

Warum gibt es nicht mehr KV?<br />

Beim KV müssen Vor- und Nachlauf berücksichtigt<br />

werden – was Komplexität<br />

und Kosten erhöht. Deshalb müssen alle<br />

KV-Beteiligten und Verlader intensiver ins<br />

Gespräch kommen. Nur so gelingt es, das<br />

System KV noch stärker auf die Kundenwünsche<br />

auszurichten.<br />

Logistics | 43


Vision<br />

Jagd auf Blinde<br />

Passagiere<br />

Schiffe nehmen zahllose Organismen rund um die Erde<br />

in ihren Ballasttanks mit. Das verursacht immense<br />

Schäden an der Meeresfauna und -flora. Nun sollen die<br />

Mitreisenden endgültig von Bord verschwinden<br />

[ Text ] Henning Sietz<br />

Eigentlich ist die Rippenqualle<br />

an der Ostküste Nordamerikas<br />

heimisch. In den 1970er<br />

Jahren traf sie vermutlich im<br />

Ballastwasser von Schiffen<br />

im Schwarzen Meer ein und machte<br />

sich dort über das Zooplankton her –<br />

Nahrungsgrundlage junger Fische –<br />

fraß aber auch Fischeier und -larven.<br />

In den 1980er Jahren kam es zur Katastrophe,<br />

als die Fischbestände, vor<br />

allem der Sardelle, dramatisch zurückgingen.<br />

Im November 2006 wurde die<br />

Rippenqualle auch in der Ostsee entdeckt.<br />

Meeresbiologen vom Leibniz-<br />

Institut für Meereswissenschaften an<br />

der Universität Kiel (IFM-Geomar)<br />

befürchten nun, dass sich der Eindringling<br />

über die hiesigen Bestände<br />

an Dorscheiern hermacht. „Wir haben<br />

die Rippenqualle bisher noch nicht<br />

in Ballasttanks nachweisen können,<br />

doch kann sie nur auf diesem Weg in<br />

die Ostsee gekommen sein“, erklärt<br />

Stephan Gollasch. Der Hamburger<br />

Meeresbiologe testet seit vielen Jahren<br />

Ballastwasser-Behandlungsanlagen an<br />

Bord von Schiffen.<br />

Die Rippenqualle ist kein Einzelfall. Aus<br />

Europa kommend, traf die Zebra- oder<br />

Wandermuschel vor 50 Jahren in den<br />

Großen Seen Nordamerikas ein. Sie<br />

verstopfte Filteranlagen, Kühlwassersysteme<br />

und Rohrleitungen von Kraftwerken<br />

und Fabrikanlagen und zwang<br />

deren Betreiber zu aufwendigen Säuberungs-<br />

und Reparaturmaßnahmen.<br />

Das Einfallstor war der 1959 eröffnete<br />

Sankt-Lorenz-Seeweg, der Schiffen<br />

vom Atlantik die Einfahrt in die<br />

{ Dr. Stephan Gollasch, Meeresbiologe }<br />

»Der Prozess der<br />

Verschleppung fremder<br />

Arten hält bis heute<br />

ungebrochen an.«<br />

Großen Seen erlaubt. Auch die Wandermuschel<br />

kann nur in Ballasttanks<br />

eingewandert sein.<br />

Während Schiffe früher Ballast in<br />

Form von Sand, Kies oder großen Steinen<br />

an Bord nahmen, konnte ab Ende<br />

des 19. Jahrhunderts mit Einführung<br />

von Pumpen Seewasser als Ballast in<br />

Tanks aufgenommen werden. Unmittelbar<br />

danach reisten massenhaft Meeresbewohner<br />

als blinde Passagiere ein.<br />

Bereits 1903 wurde die asiatische Alge<br />

Odontella sinensis in der Nordsee beobachtet,<br />

die giftige japanische Planktonalge<br />

wanderte in Tanks nach Australien<br />

aus, die amerikanische Schwertmuschel<br />

eroberte die Nordsee, und die<br />

chinesische Wollhandkrabbe, bereits<br />

1912 in der Aller gesichtet, sorgte vor<br />

zehn Jahren für Unruhe längs der Niederelbe.<br />

„Der Schaden allein dieses chinesischen<br />

Eindringlings in deutschen<br />

Gewässern wird auf rund 80 Millionen<br />

Euro geschätzt“, so Gollasch.<br />

Die Liste ließe sich fast beliebig fortsetzen:<br />

In der Nordsee stellten Wissenschaftler<br />

rund 175 Eindringlinge fest,<br />

davon konnten etwa 73 in Ballasttanks<br />

nachgewiesen werden. Im Mittelmeer<br />

wurden über 600 fremde Spezies gezählt,<br />

davon etwa 150 in Tanks. In<br />

australischen Gewässern zählte man<br />

sogar über 180 fremde Organismen. Jede<br />

eindringende Art kann bestehende<br />

Nahrungsketten empfindlich stören<br />

bis hin zur Ausrottung einiger Spezies.<br />

„Der Prozess der Verschleppung fremder<br />

Arten hält bis heute ungebrochen<br />

an“, hat Gollasch festgestellt.<br />

Die Brisanz dieser schleichenden<br />

Gefahr wurde bereits vor vielen Jahren<br />

erkannt. So legte die Internationale<br />

Seeschifffahrtsorganisation IMO in<br />

London 2004 eine Konvention vor,<br />

dass bis 2016 jedes größere Schiff ein<br />

geprüftes System zur Ballastwasserbehandlung<br />

haben muss. Das Problem<br />

ist, dass sich bis heute noch nicht genügend<br />

Staaten verpflichtet haben, die<br />

Konvention umzusetzen.<br />

Tritt sie jedoch in Kraft, müssen weltweit<br />

rund 60 000 Schiffe rasch mit<br />

einem entsprechenden System ausgestattet<br />

werden. Kein Wunder, dass<br />

Zebra- oder Wandermuschel:<br />

Der Neusiedler<br />

richtet in Nordamerika<br />

große Schäden an<br />

mehrere Dutzend Firmen technische<br />

Anlagen konstruiert haben – der<br />

Markt ist milliardenschwer. Die Krux<br />

liegt im Nachweis der Wirksamkeit:<br />

Die IMO fordert überwachte Tests an<br />

Land und auf See, die jeweils ein halbes<br />

Jahr dauern. Bis eine Ballastwasser-Behandlungsanlage<br />

Marktreife erlangt,<br />

vergehen mehrere Jahre. Während die<br />

technischen Probleme trotz der knappen<br />

Zeitvorgabe zu lösen sind, ist die<br />

Frage der Kontrolle von Schiffen im<br />

Hafen ungeklärt. Sie war der eigentli-<br />

che Grund, warum die IMO ihre Ballastwasser-Konvention<br />

bisher nicht<br />

verwirklichen konnte.<br />

Es gibt drei Verfahren, Ballastwasser<br />

zu behandeln: Mechanische Filter,<br />

chemische und physikalische Desinfektion.<br />

Meist werden Organismen<br />

größer als 50 Mikrometer aus dem<br />

Wasser gefiltert, anschließend wird<br />

das Wasser physikalisch mit ultraviolettem<br />

Licht bestrahlt, mit Ultraschall<br />

desinfiziert oder chemisch behandelt –<br />

dann müssen größere Mengen Chemikalien<br />

an Bord geführt werden. Problematisch<br />

bei diesen technisch bewährten<br />

Verfahren ist die Menge des Ballastwassers:<br />

Ein Öltanker mit 300 000<br />

Tonnen Tragfähigkeit braucht in Leerfahrt<br />

mehr als 100 000 Tonnen Ballastwasser.<br />

Zudem sind die Systeme<br />

aufwändig und teuer, brauchen Platz<br />

und sie müssen ständig beobachtet<br />

werden.<br />

Inzwischen haben Ingenieure<br />

Schiffe entwickelt, die weniger Ballast<br />

benötigen oder ganz darauf verzichten<br />

können. Japanische Fachleute<br />

haben ein „Non Ballast Water Ship“<br />

(NOBS) konzipiert, das sich vor allem<br />

für Tanker und Masssengutfrachter<br />

eignet. Der Entwurf beruht auf der<br />

Erkenntnis, dass breite, flach gebaute<br />

Schiffe weniger oder gar keinen Ballast<br />

brauchen, um ihre stabile Lage zu bewahren.<br />

Ein Projekt der Technischen<br />

Universität Delft sieht vor, die dem<br />

Auftrieb dienenden Schiffspartien<br />

unterhalb der Bordwände auszubauen.<br />

Das ergibt einen Querschnitt, der<br />

entfernt an einen Katamaran erinnert,<br />

daher der Name „Monomaran“ für das<br />

Ein-Rumpf-Schiff. Ein drittes Projekt,<br />

das „ballast-free ship“, stammt von Michael<br />

Parsons, emeritierter Professor<br />

der University of Michigan: Während<br />

der Fahrt öffnen sich am Vorschiff<br />

mehrere Ventile. Seewasser strömt in<br />

ein Ballasttank-Röhrensystem ein und<br />

tritt am Heck wieder aus.<br />

Doch noch sind diese Neuerungen<br />

nicht praxiserprobt. Daher läßt die<br />

IMO zur Zeit nur Ballastwasserbehandlungssysteme<br />

prüfen. Von rund<br />

30 Systemen aber haben erst fünf die<br />

Tests bestanden. ■<br />

44 | Logistics Logistics | 45<br />

Fotos: Reinhard Discherl/mauritius images, privat


Update<br />

Kultur in Linz: Mit einer Reihe hochkarätig besetzter Veranstaltungen zieht die österreichische Metropole viele Besucher in ihren Bann<br />

Grenzenlos: <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong><br />

aktiv rund um den Erdball<br />

46 | Logistics<br />

iNTErNaTioNaL<br />

Auszeichnung in Hongkong<br />

n Ende april ist <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> als bester<br />

Green Logistics Operator ausgezeichnet<br />

worden. Mit dem Preis, eine<br />

neue Kategorie der 23. Asian Freight<br />

und Supply Chain Awards, zeichnet<br />

das Logistik-Magazin „Cargonews“<br />

besonders nachhaltige Logistikkonzepte<br />

aus. Soren Poulsen, Managing<br />

Director von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> South<br />

China, nahm die Ehrung in Kowloon,<br />

Hongkong, entgegen. „Wir fühlen<br />

uns sehr geehrt“, sagte Poulsen.<br />

Nach höchsten Standards<br />

n <strong>Schenker</strong> Singapore (Pte) Ltd. handelt<br />

nun auf der Basis der strengen<br />

Standards der Luftfahrtbranche. Das<br />

Unternehmen ist als erster Kontraktlogistiker<br />

in Singapur und der gesamten<br />

Asia-Pazifik-Region nach EN/<br />

AS9120:2002 zertifiziert worden. Die<br />

Standards stellen sicher, dass Prozesse<br />

den hohen weltweiten Anforderungen<br />

der Luftfahrtindustrie genügen. „Damit<br />

beweisen wir unsere Fähigkeit,<br />

höhere Produktivität mit ständig verbesserten<br />

Leistungen zu verbinden“,<br />

sagt Charlie Kok, Managing Director,<br />

<strong>Schenker</strong> Singapore (Pte) Ltd.<br />

Luftfracht für Claas<br />

n Die Claas aG, einer der weltweit<br />

führenden Hersteller von Agrartechnologie,<br />

setzt bei der Ersatzteilversorgung<br />

nordamerikanischer Kunden<br />

auf <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong>. Die <strong>Schenker</strong><br />

Deutschland AG übernimmt seit<br />

kurzem die Versorgung Nordameri-<br />

kas mit wichtigen Ersatzteilen direkt<br />

ab Werk. Jährlich sind das rund 600<br />

Tonnen, die von Deutschland in die<br />

USA und nach Kanada gelangen.<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> darf screenen<br />

n <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> ist in den uSa als<br />

Certified Cargo Screening Facility<br />

(CCSF) zugelassen. Damit darf das<br />

Unternehmen Luftfrachtsendungen<br />

auf Übereinstimmung mit den Vorschriften<br />

der US-amerikanischen Behörde<br />

für Verkehrssicherheit (TSA)<br />

überprüfen. <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong>-Kunden<br />

vermeiden bei ihrer Luftfracht<br />

Verzögerungen. Hintergrund sind<br />

Vorschriften, nach denen Luftfracht<br />

in Passagierflugzeugen intensiv<br />

geprüft wird. Seit Februar dieses<br />

Jahres kommen 50 Prozent aller Einheiten<br />

auf den Prüfstand, ab August<br />

2010 sollen es 100 Prozent sein.<br />

Rail-Road-Verknüpfung<br />

n Die <strong>Schenker</strong> australia Pty Ltd. bündelt<br />

ihr Sydney-Geschäft seit Mai<br />

2009 in Yennora. Der neue Standort<br />

Foto: Kurt Hoerbst/Linz 2009<br />

liegt direkt an der Eisenbahnlinie, die<br />

Sydney mit Melbourne, Brisbane und<br />

Port Botany verbindet. Durch die Verknüpfung<br />

von Schienen- und Straßentransporten<br />

entlastet <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> das<br />

Stadtgebiet von Sydney. „Mehr Fracht<br />

auf der Schiene bedeutet nicht nur<br />

Entlastung für die Straße. Wichtiger<br />

ist, dass die Schiene im Vergleich zur<br />

Straße weniger Kohlendioxid ausstößt<br />

und die Sicherheit im Straßenverkehr<br />

erhöht“, sagte Ron Koehler, CEO<br />

von <strong>Schenker</strong> Australia Pty Ltd.<br />

Europa<br />

Hilfe für Kulturmetropole<br />

n Mit einem Feuerwerk an kulturellen<br />

Veranstaltungen zieht Linz in diesem<br />

Jahr Tausende Besucher aus der<br />

ganzen Welt an: Seit Januar ist die<br />

oberösterreichische Landeshauptstadt<br />

zur Kulturmetropole Europas<br />

avanciert. Unterstützt wird die<br />

Stadt durch Services von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong>,<br />

die direkt in die Organisation<br />

des Spektakels eingebunden ist.<br />

Logistik auf hoher See<br />

n Die Wilhemsen Ship Management<br />

(WSM), weltweit einer der größten<br />

Dienstleister für Schiffsmanagement,<br />

hat mit <strong>Schenker</strong> AS in Norwegen<br />

einen Fünfjahresvertrag über die<br />

Logistik für Schiffsersatzteile geschlossen.<br />

Der Vertrag umfasst die<br />

weltweite Lagerung, Abwicklung<br />

und den Transport von Ersatzteilen<br />

zu den Seeschiffen, die von<br />

WSM bewirtschaftet werden.<br />

Ausbau in Wien<br />

n Mitte Februar 2009 hat <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong><br />

in Österreich den Spatenstich für eine<br />

Erweiterung des Terminals Wien Albern<br />

vorgenommen. <strong>Schenker</strong> & Co<br />

AG baut nun am Standort Albern eine<br />

zusätzliche Umschlaghalle. Grund<br />

dafür ist der Erfolg der Geschäftsstelle<br />

Wien in den letzten Jahren.<br />

Die neue 4 100 Quadratmeter große<br />

Umschlaghalle dient als Verbindung<br />

zwischen Lager- und Transportlogistik.<br />

Künftige Prozessverbesserungen<br />

sollen die Qualität und Produktivität<br />

steigern. Das Bauvorhaben<br />

kostet rund 13 Millionen Euro.<br />

Zertifizierte Zuverlässigkeit<br />

n Die französische Landesgesellschaft<br />

von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> hat in der EU<br />

den Status des Zugelassenen Wirtschaftsbeteiligten<br />

(AEO) erreicht.<br />

AEO-Unternehmen gelten als besonders<br />

vertrauenswürdig und können<br />

Vergünstigungen in der Zollabfertigung<br />

in Anspruch nehmen. Neben<br />

Frankreich ist <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> auch<br />

in Deutschland, Finnland, Irland,<br />

Lettland, Luxemburg, Österreich<br />

und Slowenien als zugelassener<br />

Wirtschaftsbeteiligter registriert.<br />

Wechsel an der Seine<br />

n <strong>Schenker</strong> S.a. hat eine neue Führung:<br />

Mitte Juni ist Philippe de<br />

Crécy zum Vorstandsvorsitzenden<br />

der <strong>Schenker</strong> S.A. berufen<br />

worden. Er folgt Joël Moebel, der<br />

das Unternehmen auf eigenen<br />

Wunsch verlässt. Der 46-jährige<br />

de Crécy ist bereits seit 2005 im<br />

Vorstand der Gesellschaft für Luft-<br />

und Seefracht verantwortlich.<br />

DEuTSCHLaND<br />

Innovative Auszeichnung<br />

n Die <strong>Schenker</strong> Deutschland aG ist<br />

beim Innovationspreis-IT 2009 der<br />

Initiative Mittelstand ausgezeichnet<br />

worden. Sie schaffte mit dem Einsatz<br />

von RFID-Technologie beim Umzug<br />

des Internationalen Maritimen Museums<br />

in Hamburg (siehe logistics<br />

4/2007) den Sprung unter die 20<br />

Besten. Beworben hatten sich Unternehmen<br />

mit rund 2 000 Projekten.<br />

Boomende Solarbranche<br />

n Mitte Juni hat die <strong>Schenker</strong> Deutschland<br />

AG in Kaufungen bei Kassel ein<br />

Lieferantenlager für die SMA Solar<br />

Technology AG in Betrieb genommen.<br />

Aufgrund der rasch wachsenden<br />

Solarbranche hat SMA ein neues<br />

Lieferkonzept umgesetzt. Von Kaufungen<br />

aus versorgt <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> im<br />

90-Minuten-Rhythmus die SMA-<br />

Produktionsstätte rund um die Uhr.<br />

SMA Solar Technology stellt sogenannte<br />

Wechselrichter für die Solarindustrie<br />

her und ist seit drei Jahren<br />

Kunde der <strong>Schenker</strong> Deutschland AG.<br />

Impressum<br />

Herausgeber<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong><br />

Dr. Antje Lüssenhop (V. i. S. d. P.)<br />

<strong>DB</strong> Mobility Logistics AG<br />

Leipziger Platz 9<br />

10117 Berlin<br />

Projektleitung<br />

Michael Schmidt<br />

Redaktion, Gestaltung und Produktion<br />

KircherBurkhardt GmbH<br />

Mitarbeiter dieser Ausgabe<br />

Hans Borchert, Humphrey Leigh,<br />

Dr. Peter Sauer, Henning Sietz<br />

Infografik<br />

KircherBurkhardt Infografik<br />

Druckvorstufe<br />

KircherBurkhardt GmbH<br />

Abonnement<br />

Möchten Sie logistics regelmäßig und kosten los<br />

erhalten? Schicken Sie uns Ihre Anschrift.<br />

Online<br />

logistics finden Sie aktuell und archiviert im<br />

Internet unter:<br />

www.dbschenker.com<br />

in der Rubrik „Über <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong>,<br />

Kundenmagazine“<br />

Anschrift der Redaktion<br />

KircherBurkhardt GmbH<br />

Oranienburger Str. 66<br />

10117 Berlin<br />

Tel.: 030/44032-0<br />

Fax: 030/44032-20<br />

redaktion.logistics@kircher-burkhardt.com<br />

logistics erscheint viermal jährlich in einer<br />

Gesamtauflage von 30 000 Exemplaren in<br />

deutscher und englischer Sprache. Für<br />

unverlangt eingesandte Manuskripte und<br />

Fotos übernimmt KircherBurkhardt GmbH<br />

keine Haftung. Alle Beiträge sind urheberrechtlich<br />

geschützt. Nachdruck, Aufnahme in Online-<br />

Dienste und Internet und Vervielfältigung auf<br />

Datenträgern wie CD-ROM, DVD-ROM etc. nur<br />

nach vorheriger schriftlicher Zustimmung.<br />

Logistics | 47


Standort: Malaysia<br />

Das Land hat einen ausgezeichneten<br />

Ruf: „Malaysia<br />

gilt als eines der Länder in<br />

Südostasien, wo Business<br />

am leichtesten fällt“, sagt<br />

Wolfgang Laabs, Managing Director<br />

der malaysischen Landesgesellschaft<br />

von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong>. Das liegt auch daran,<br />

dass alle großen Weltreligionen in<br />

dem toleranten, muslimischen Staat<br />

mit rund 28 Millionen Einwohnern<br />

friedlich miteinander leben.<br />

Doch auch andere Faktoren erleichtern<br />

internationalen Firmen den<br />

Zugang zu diesem Land, dessen Staatsgebiet<br />

sich über die Westmalaiische<br />

Halbinsel und Ostmalaysia auf Borneo<br />

erstreckt. Englisch ist Geschäftssprache.<br />

Zudem führen die weltweit wichtigsten<br />

Schifffahrtsrouten direkt an<br />

dem Inselstaat vorbei. Und schließlich<br />

hat das Land viel getan, um ausländische<br />

Investoren anzuziehen. Niedrige<br />

48 | Logistics<br />

Markante Silhouette:<br />

Malaysias Hauptstadt<br />

Kuala Lumpur<br />

Rasanter Aufstieg<br />

mit den Kunden Wolfgang<br />

In Malaysia ist <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> im Gleichklang<br />

mit der Wirtschaft rasch gewachsen<br />

Löhne und Lebenshaltungskosten helfen,<br />

dass sich Malaysia zu einer der am<br />

raschesten wachsenden Wirtschaften<br />

in Fernost entwickelt hat. Mit einer gelenkten<br />

Marktwirtschaft will das Land<br />

bis 2020 zum entwickelten Industrieland<br />

werden. Neue Quellen der Wertschöpfung<br />

sind Biotechnologie einschließlich<br />

Agro- und Pharma-Biotech,<br />

Informations- und Kommunikationstechnologien,<br />

die Modernisierung des<br />

Servicesektors sowie der Tourismus.<br />

Vom Agrar-Rohstofflieferanten in den<br />

1970er Jahren ist Malaysia zu einer der<br />

wichtigsten Handelsnationen für elektronische<br />

und IT-Güter geworden und<br />

heute weltweit führender Mikrochip-<br />

Exporteur.<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> ist seit 1972 in dem südostasiatischen<br />

Staat präsent. Damals ließ<br />

das Unternehmen in der Hauptstadt<br />

Kuala Lumpur eine Vertretung regis-<br />

Hightechproduktion: Malaysia hat im<br />

Automobilbau und in der Chip-Produktion zu<br />

westlichen Industriestaaten aufgeschlossen<br />

trieren. Heute beschäftigt die <strong>Schenker</strong><br />

Logistics (M) Sdn. Bhd. mit Sitz in<br />

Shah Alam rund 1 600 Mitarbeiter und<br />

verfügt über Einrichtungen an zehn<br />

Orten. Seit Ende 2007 ist die Integration<br />

des Logistikdienstleisters BAX<br />

Global abgeschlossen.<br />

Letzter Meilenstein in der lokalen<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong>-Story ist die Eröffnung<br />

eines zusätzlichen Logistikzentrums in<br />

Shah Alam vor einem Jahr. „Damit sind<br />

wir unserem Ziel näher gekommen,<br />

durch hochwertige Lösungen und Services<br />

für unsere Kunden optimalen<br />

Mehrwert zu schaffen“, so Laabs. ■<br />

Fotos: Jone Fuste RAGA/Explorer/Eydea Illustration/laif, Andy Wong/AP, Shepard Sherbell/corbis, <strong>DB</strong> AG, Michael Wartmann/<strong>DB</strong> AG Grafik: KircherBurkhardt Infografik<br />

Kulim<br />

Penang<br />

Shah Alam<br />

Klia<br />

INDONESIEN<br />

Ipoh<br />

Golf von<br />

Thailand<br />

MALAYSIA<br />

Kuantan<br />

Kuala Lumpur<br />

Port Klang<br />

Malacca<br />

Südchinesisches<br />

Meer<br />

Johor Bahru<br />

Port Tanjung<br />

Pelepas<br />

MaLaySia<br />

Know-how in der industrie<br />

■ Gelenkte Wirtschaft<br />

Mit dem Dritten Wirtschafts-Masterplan<br />

2006–2020 (IMP3) will<br />

die malaysische Regierung<br />

v. a. die verarbeitende<br />

Industrie, die Dienstleistungsbranche<br />

und die<br />

Landwirtschaft fördern.<br />

■ Logistische Stärken<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> in Malaysia<br />

bietet den Kunden als<br />

„One Stop Logistics“-<br />

Dienstleister sämtliche<br />

integrierte Services.<br />

Das Unternehmen hat<br />

besondere Expertise bei<br />

Hightech, Electronics,<br />

Automotive, Aero- und<br />

Marineparts, Messen und<br />

Ausstellungen, Umzügen<br />

und der Projektlogistik.<br />

Landeshauptstadt<br />

<strong>Schenker</strong> Logistics<br />

(Malaysia) Standort<br />

Ausschnitt<br />

N<br />

100 km<br />

SÜDOSTASIEN<br />

WICHTIGSTE IMPORTGÜTER WICHTIGSTE AUSFÜHRGÜTER<br />

2008<br />

Sonstige 7,6 7,6<br />

Essen 5,6 5,6<br />

Chemie- 8,8 8,8<br />

produkteSchmier-<br />

10,9<br />

stoffe<br />

Industriegüter 18,4<br />

HAUPTEXPORTSTAATEN<br />

2007, Anteil in in Prozent<br />

14,7 14,7<br />

13,8 13,8<br />

12,5 12,5<br />

10,8<br />

4,8 4,8<br />

Thailand<br />

%<br />

Vereinigte Staaten<br />

Japan<br />

■ Expertise<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> in Malaysia<br />

ist nach ISOP9000:2000<br />

zertifiziert. Die Niederlassungen<br />

in Penang<br />

und Shah Alam erfüllen<br />

im Bereich Sicherheit<br />

die strengen TAPA-A-<br />

Voraussetzungen. 2008<br />

wurde <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> mit<br />

dem Excellence-Award<br />

der Technology Business<br />

Review ausgezeichnet.<br />

SCHENKER<br />

<strong>Schenker</strong> Logistics<br />

(Malaysia) Sdn. Bhd.<br />

Lot 1 & 3, Persiaran Pasak<br />

Bumi, Bukit Jelutong Industrial<br />

Park, Seksyen U8,<br />

40150 Shah Alam,<br />

Selangor Darul Ehsan.<br />

www.schenker.com.my<br />

49 49 Maschinen<br />

Singapur<br />

China/Hongkong<br />

2008<br />

Sonstige 30,1<br />

Bekleidung<br />

Bekleidung3,4<br />

3,4<br />

Flüssiggas Flüssiggas6,1<br />

6,1<br />

Palmöl 9,8 9,8<br />

%<br />

9,9 9,9 Rohöl und und<br />

Ölprodukte<br />

ABGESCHWÄCHTES WACHSTUM<br />

BIP BIP in in Prozent, * Prognose * Prognose<br />

8 8<br />

5,3 5,3<br />

6 6<br />

4 4<br />

2 2<br />

0 0<br />

Laabs:<br />

Managing Director der<br />

<strong>Schenker</strong> Logistics<br />

(Malaysia) Sdn. Bhd.<br />

in Shah Alam<br />

38,5 Elektronik<br />

1 bis 1 bis -1 -1<br />

-2 -2<br />

2005 2006 2007 2008 2009*<br />

Quelle: <strong>DB</strong> <strong>DB</strong><br />

■ <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong><br />

Leipziger Platz 9, 10117 Berlin<br />

Tel.: +49 30 297-0<br />

info@dbschenker.com<br />

www.dbschenker.com<br />

■ <strong>DB</strong> intermodal<br />

Kombinierter Verkehr<br />

Leipziger Platz 9, 10117 Berlin<br />

Tel.: +49 30 297-0<br />

info@db-intermodal.com<br />

www.db-intermodal.com<br />

■ <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> Rail<br />

Schienengüterverkehr, Vertrieb<br />

und Produktion spezialisierter<br />

Branchenprodukte<br />

Rheinstraße 2, 55116 Mainz<br />

Tel.: +49 6131 159<br />

freight@dbschenker.eu<br />

www.dbschenker.com<br />

Adressen<br />

Standort: Die <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong>-Zentrale in<br />

Berlin am Leipziger Platz<br />

<strong>DB</strong> MOBiLiTy LOGiSTiCS aG<br />

ansprechpartner<br />

■ KundenServiceZentrum<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> Rail<br />

Masurenallee 33, 47055 Duisburg<br />

Tel.: +49 1805 331 050<br />

neukundenservice@dbschenker.eu<br />

■ <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> Logistics<br />

Spedition und Logistik mit den<br />

Bereichen Landverkehr, Luft- und<br />

Seefracht sowie Kontrakt logistik/<br />

Supply Chain Management<br />

Alfredstraße 81, 45130 Essen<br />

Tel.: +49 201 8781-0<br />

info@dbschenker.com<br />

www.dbschenker.com<br />

Alle <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> Logistics-Anschriften<br />

unter www.dbschenker.com<br />

Logistics | 49


Nachgefragt<br />

ready for take-off?<br />

Im evergreen maintenance Center im US-bundesstaat Arizona<br />

warten mehr als 200 Flugzeuge auf den Start – nach der Krise<br />

Mr. Keating, Sie betreiben mit eMC die weltweit<br />

größte Anlage für zwischengelagerte Flugzeuge.<br />

Wieso parken immer mehr Unternehmen ihre<br />

Flugzeuge bei Ihnen?<br />

Aufgrund veränderter Wirtschaftsbedingungen<br />

haben sich mehr Kunden entschieden, Flugzeuge durch<br />

uns betreuen zu lassen. In der<br />

Vergangenheit hat die Zahl der<br />

Maschinen bei uns immer geschwankt.<br />

Allerdings sind zwei<br />

Trends in den vergangenen Jahren<br />

unverändert konstant geblieben:<br />

Wir kümmern uns bei kurzer Deponierung<br />

und Instandhaltung<br />

verstärkt um eher internationale<br />

Langstreckenmaschinen sowie<br />

um Flugzeuge der nächsten Generation.<br />

Das hat den positiven<br />

Effekt, dass die Leasing- und Verkaufsprogramme<br />

von Evergreen<br />

Maintenance Center gut zulegen.<br />

Daher stellen wir zusätzliches<br />

technisches Personal ein, um den<br />

Erwartungen unserer Kunden sowohl<br />

für Wartung als auch für Instandhaltung<br />

zu entsprechen.<br />

Wie hat sich Ihr Depot- und Auftragsbestand<br />

im Vergleich zum Vorjahr<br />

verändert?<br />

Aufgrund der wirtschaftlichen<br />

Entwicklung haben wir mehr<br />

Maschinen im Depot und in der<br />

Wartung. So haben wir im vergangenen<br />

Herbst 165 Maschinen betreut,<br />

derzeit sind es mehr als 215<br />

Flugzeuge.<br />

Wie sind Ihre Perspektiven für dieses Jahr?<br />

Nach aktuellen Schätzungen gehen wir davon aus, dass wir<br />

2009 weitere zehn bis fünfzehn Prozent mehr Bestand haben<br />

werden.<br />

Was kostet es, ein Flugzeug zu parken oder zu deponieren?<br />

Das hängt natürlich von der Größe der Maschine ab. Ein<br />

Flugzeug für ein Jahr abzustellen, es kontinuierlich mit Originalteilen<br />

entsprechend der Airline-Vorgaben zu warten<br />

und anschließend wieder betriebsbereit zu machen, kostet<br />

[ Interview ] Kevin Cote [ Illustration ] Jens Bonnke<br />

bei einem Großraumflugzeug im Regelfall 60 000 US-Dollar.<br />

Bei einem Kurzstreckenflugzeug ist es ungefähr die Hälfte.<br />

eine so komplexe Maschine wie ein Flugzeug einzulagern ist<br />

keine leichte Aufgabe. Worum geht es dabei hauptsächlich?<br />

Wenn wir zum Beispiel eine Boeing 757 vorübergehend deponieren,<br />

setzen wir zuerst exakt<br />

die Anforderungen um, die von<br />

den Flugzeugbauern oder der<br />

Airline für solche Fälle erarbeitet<br />

wurden. Das beinhaltet vorgegebene<br />

Inspektionsfristen und<br />

Wartungsmaßnahmen für die<br />

gesamte Maschine von der Nase<br />

bis zum Fahrwerk. Eine längere<br />

Deponierung beinhaltet außerdem<br />

noch eine Reihe weiterer<br />

Maßnahmen, die Konstrukteur<br />

oder Airline vorgeben. Bei EMC<br />

setzen wir den Fokus auf den Erhalt<br />

komplexer, sensibler und<br />

teurer Komponenten bei einer<br />

ganzen Reihe von Systemen, vor<br />

allem beim Antrieb, den Rädern<br />

und dem Fahrwerk.<br />

Wann werden die Maschinen wieder<br />

in Betrieb genommen?<br />

Wir gehen davon aus, dass die<br />

Hälfte der derzeit in Arizona abgestellten<br />

Flugzeuge innerhalb<br />

der nächsten 24 Monate wieder<br />

in Betrieb genommen werden.<br />

Entweder durch die alte Airline<br />

oder durch eine neue. Wir sehen<br />

das so positiv, weil wir als ein von<br />

der US-Aufsichtsbehörde zertifiziertes<br />

Unternehmen unsere Kapazitäten strategisch ausgeweitet<br />

haben. So konnten wir mit den Entwicklungen bei<br />

den Herstellern Schritt halten, die die Flugzeuge der nächsten<br />

Generation bauen.<br />

John Keating ist Chef des evergreen maintenance<br />

Center, Inc. (emC), mit Sitz im US-bundesstaat<br />

Arizona. Keating hat 39 Jahre berufserfahrung in der<br />

Flugzeug branche: emC betreibt die nach eigenen<br />

Angaben weltweit größte, US-zertifizierte Anlage für<br />

Lagerung, Lackierung und Wartung von kommerziellen<br />

Verkehrsmaschinen.<br />

50 | Logistics Logistics | 51<br />

Fotos: John Keating, Pablo Castagnola, Thomas Ebert/laif, shutterstock, Jumbo Hostel<br />

Vorschau September 2009<br />

{ Dubai }<br />

Die Wüste wird grün? Die Scheichs denken schon an<br />

übermorgen und wollen tatsächlich energie sparen<br />

{ Automotive }<br />

Fahrzeuge der Oberklasse verlangen nach qualitativ hochwertigen<br />

Konzepten – in der Fertigung und in der Logistik<br />

{ Rock’n Move }<br />

Wenn Superstars auf<br />

Welttournee gehen,<br />

bleibt nichts ungeplant.<br />

Dafür sorgen ausgefeilte,<br />

globale Aufbau- und<br />

transportkonzepte<br />

honeymoon: Hochzeitssuite im ehemaligen<br />

Cockpit des Stockholmer Jumbo Hostel<br />

On the ROAD<br />

Jumbos neuer Job<br />

Auf triebwerkslärm oder starke Turbulenzen<br />

warten Passagiere dieser Boing 747<br />

vergeblich. Nur das leise Dröhnen anderer<br />

Maschinen dringt zu den schlafenden<br />

Gästen. Denn statt diese in ferne Länder<br />

zu befördern, bleibt der alte Jet am Boden,<br />

am Rande des Stockholmer Flughafens<br />

Arlanda in Schweden.<br />

hier hat der Unternehmer Oscar Diös im<br />

Januar 2009 das Jumbo Hostel in einem<br />

ausrangierten Flugzeug eröffnet. Er ließ<br />

den Flieger entkernen, die Sitze entsorgen<br />

und die Wände neu verkleiden.<br />

Heute laden im Oberdeck acht Originalsessel<br />

zu gemütlichen Abenden ein. Im<br />

Unterdeck liegen den Flur entlang 24 Zimmer.<br />

Viel Komfort gibt es nicht – nur vier<br />

Quadratmeter misst ein Doppelzimmer<br />

mit Etagenbett. Dafür ist die Aussicht<br />

auf die Lichter des Flughafens beeindruckend.<br />

Diös plant noch mehr: „Im Sommer<br />

soll ein Café vor dem Eingang Besucher<br />

anlocken und eine Tragfläche als Aussichtsterrasse<br />

auf die Rollbahn nebenan<br />

dienen.“ Die Preise sind mit 110 € für ein<br />

Doppelzimmer für schwedische Verhältnisse<br />

moderat. Zum Honeymoon unterm<br />

Technikhimmel steht Frischverheirateten<br />

die Hochzeitssuite im Cockpit offen –<br />

allerdings in Einzelbetten.<br />

Jumbo hostel, Jumbovägen 4<br />

190 47 Stockholm Arlanda<br />

www.jumbohostel.com<br />

■ Was ist Ihr Lieblingsort unterwegs?<br />

Ein Bahnhofscafé oder eine schrammelige<br />

Hafenbar? Schicken Sie Vorschläge an:<br />

redaktion.logistics@kircher-burkhardt.com

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