PDF herunterladen - DB Schenker
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logistics – Das KunDenmagazin nr. 01| 09<br />
PiRaten<br />
Wer macht<br />
die Schifffahrt<br />
sicherer? S. 32<br />
Das KunDenmagazin nr. 01 | 09<br />
Geschäfte<br />
der Zukunft?<br />
netZWeRk<br />
<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> baut<br />
in Uk Routen auf<br />
das Festland S. 38<br />
Die Logistikbranche leidet unter<br />
der Rezession. Jetzt aber ist die<br />
Zeit, neue Geschäftsmodelle und<br />
Strategien zu planen S. 12<br />
MeSSen<br />
High-Speed-<br />
Logistik für den<br />
großen auftritt S. 46
Liebe Geschäftspartner und<br />
Freunde von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong>,<br />
Chancen der Krise:<br />
Mal ehrlich, mögen Sie<br />
das Wort Krise auch<br />
nicht mehr hören? Ganz<br />
drumherum kommen wir<br />
nicht. Nur eine bewusste<br />
Auseinandersetzung mit<br />
der Situation und mit unterschiedlichen<br />
Perspektiven verschiedener<br />
Player schafft Raum für neues Denken. Ein<br />
Versuch ist es Wert. Lesen Sie ab Seite 12, was<br />
andere tun und was Fachleute zur aktuellen<br />
Entwicklung sagen.<br />
Dabei sind die Industrien unterschiedlich<br />
stark von der Wirtschaftsschwäche betroffen.<br />
Die Luftfahrt zum Beispiel hat langfristig<br />
sehr gute Perspektiven. Warum, erklärt<br />
Professor Dieter Schmitt von der deutschen<br />
Denkschmiede Bauhaus Luftfahrt ab Seite 24.<br />
Schwierig ist es für die Schifffahrt.<br />
Überkapazitäten, sinkende Frachtraten und<br />
Piraterie bringen die Reeder ins Schlingern.<br />
Endlich aber hat sich die internationale<br />
Gemeinschaft zum Kampf gegen die<br />
Freibeuter vor Afrikas Küsten entschlossen.<br />
Ab Seite 32 erfahren Sie, was das bringt.<br />
Und schließlich möchte ich Sie zur größten<br />
Transport- und Logistikmesse der Welt einladen.<br />
Kommen Sie im Mai nach München<br />
und lassen Sie sich von unseren Angeboten,<br />
unserer Produktvielfalt und natürlich von<br />
unserer Gastfreundschaft begeistern.<br />
Ich freue mich auf Sie,<br />
Ihre<br />
Dr. Antje Lüssenhop<br />
Leiterin Kommunikation<br />
<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong><br />
Fotos: M.Lautenschläger, Thomas Dashuber/VISUM, H.Müller-Elsner/<strong>DB</strong> AG Grafik: KircherBurkhardt Infografik<br />
{ Prof. Dieter Schmitt, Bauhaus Luftfahrt }<br />
»In der Flugzeug-<br />
industrie haben nur<br />
finanzstarke Zulieferer<br />
eine Chance.« 24<br />
Power<br />
12 Weltwirtschaft<br />
Globaler Einbruch im<br />
Handel? Jetzt ist Zeit,<br />
um Strategien und<br />
Geschäftsmodelle zu<br />
überdenken und das<br />
Unternehmen fit für<br />
die Zukunft zu<br />
machen<br />
Vision<br />
32 Piraten<br />
EU und Nato gehen gegen<br />
kriminelle Banden<br />
vor Somalias Küsten vor<br />
38 Rail-Netzwerk<br />
Die britische <strong>DB</strong><br />
<strong>Schenker</strong>-Tochter<br />
wird zum Türöffner zu<br />
Westeuropas Märkten<br />
2 | Logistics Logistics | 3<br />
0 m<br />
0 m<br />
–300 m<br />
–300 m<br />
solution<br />
Inhalt MaI 2009<br />
Das Messegeschäft<br />
ist immer rasant. Erfahrung<br />
und Kompetenz<br />
sind unverzichtbar. <strong>DB</strong><br />
<strong>Schenker</strong> behält auch im<br />
internationalen Trubel<br />
klaren Kopf 46<br />
News<br />
aktuelle Informationen 4<br />
Nachgefragt<br />
aus für Hamburgs Freihafen 9<br />
Wie funktioniert ...<br />
… unterirdische CO₂-<br />
Speicherung? 10<br />
People<br />
Mitarbeiter weltweit 28<br />
Globetrotter<br />
<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong>-Chef Dr. Norbert<br />
Bensel unterwegs 58<br />
Update<br />
Fakten, Trends und News 54<br />
Impressum 55<br />
Sie suchen einen Ansprechpartner?<br />
Unsere Adressen<br />
finden Sie auf Seite 57<br />
CO₂-Speicherung macht<br />
Elektromobilität<br />
klimafreundlich 10
News News<br />
500-Tonnen-Bagger<br />
auf Breitspur<br />
Schwergewicht mit Übermaß: Im Hafen<br />
Mukran auf der deutschen Ostseeinsel Rügen<br />
treffen die Bauteile eines gigantischen<br />
Baggers ein. Ziel der Fracht: Kasachstan<br />
■ Die Last bringt die Eisenbahnfähre<br />
nicht aus dem Gleichgewicht: Kaum ist<br />
die Beladung abgeschlossen, setzt sich<br />
das mächtige Schiff in Fahrt. An Bord:<br />
unter anderem 14 Waggons mit besonders<br />
schwerer Fracht. Ende letzten Jahres<br />
haben die Speziallogistiker von <strong>DB</strong><br />
<strong>Schenker</strong> einen 500 Tonnen schweren<br />
Bagger aus Dortmund nach Kasachstan<br />
gebracht. Bis zum Hafen Mukran auf<br />
Rügen wurden die 36 Einzelteile mit<br />
dem Lkw transportiert. „Wegen der<br />
Übermaße konnten wir die Teile erst<br />
in Mukran auf Waggons verladen“,<br />
erzählt Karl Hammerschmidt, der bei<br />
der <strong>Schenker</strong> Deutschland AG in Hagen<br />
für Spezialtransporte verantwortlich<br />
ist. Auf russischen Breitspurwagen<br />
gelangten die Bauteile in wenigen<br />
Wochen zu ihrem Ziel, einer Erzmine.<br />
Für den Transport durch Litauen und<br />
Weißrussland bis nach Kasachstan war<br />
das <strong>DB</strong> Unternehmen OOO Railion<br />
Russia Services verantwortlich. Weitere<br />
acht Tage dauerte es, bis Arbeiter<br />
das Schwergefährt montiert hatten.<br />
„Der Vorteil der Eisenbahnfähre in<br />
Mukran ist, dass wir dort russische<br />
Breitspur haben“, sagt Hammerschmidt.<br />
„Bei <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> Logistics<br />
kooperieren die Leute aus meinem<br />
Team perfekt mit den Breitspurspezialisten<br />
von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> Rail und den<br />
OOO Railion Russia Services-Mitarbeitern<br />
in Kaliningrad und Moskau.“<br />
Bagger-Bauer Terex ist seit Langem<br />
<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong>-Kunde. Der Logistiker<br />
hat mit den Spezialaufträgen viel zu<br />
tun. „Insgesamt haben wir monatlich<br />
rund 360 Schwertransporte“, sagt<br />
Hammerschmidt nicht ohne Stolz.<br />
4 | Logistics<br />
Fotos: M. Neuhaus/<strong>DB</strong> AG (3)<br />
Mukran: Per Eisenbahnfähre gelangen die Baggerteile nach Russland.<br />
Im Fährhafen arbeiten die <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong>-Teams eng zusammen<br />
Auf See: Sicher vertäut und auf Breitspurwaggons verladen nehmen<br />
die Terex-Güter den direkten Weg nach Russland<br />
Logistics | 5
News<br />
Präsenz auf der<br />
Fußball-Messe<br />
■ Noch gut ein Jahr, dann findet die<br />
Fußball-WM zum ersten Mal in Südafrika<br />
statt. Im Fokus des Fußballs<br />
steht das Land aber schon länger. Im<br />
vergangenen November trafen sich<br />
4 000 Delegierte und 300 Aussteller<br />
aus 95 Ländern in Johannesburg zur<br />
weltgrößten Fußball-Messe „Soccerex“.<br />
Deutschland präsentierte sich<br />
unter der Dachmarke „Land der<br />
Ideen“; die Initiative wurde angeregt<br />
von der Bundesregierung und der<br />
Wirtschaft. Die <strong>Schenker</strong> Deutschland<br />
AG war ebenfalls zu Gast. Die<br />
Sportlogistiker von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong>,<br />
die viele Großevents versorgten,<br />
darunter die Olympischen Spiele in<br />
Peking, stellten ihre Leistungen vier<br />
Tage lang am eigenen Stand vor.<br />
www.soccerex.com<br />
Der <strong>DB</strong><br />
<strong>Schenker</strong>-<br />
Stand auf<br />
der Soccerex in<br />
Südafrika<br />
Papierlose Luftfracht<br />
■ <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> und Lufthansa Cargo<br />
haben im September vergangenen<br />
Jahres die erste papierlose<br />
Luftfracht von Deutschland aus<br />
verschickt. Das Frachtstück flog an<br />
Bord der Lufthansa-Maschine<br />
LH 712 von Frankfurt am Main in<br />
die südkoreanische Hauptstadt<br />
Seoul. Die Abwicklung erfolgte<br />
komplett digital, per e-freight.<br />
„Mit dieser Premiere zeigen wir<br />
unseren Kunden, wie weit vorne<br />
Neue Trends: Stolz in den Autos der Zukunft – hier Bentley-Entwicklungschef Ulrich Eichhorn<br />
Bürokratie:<br />
e-freight sorgt für<br />
genauere Daten und<br />
schont die Umwelt<br />
wir im Wettbewerb beim Thema Innovation<br />
stehen“, sagt Dr. Norbert<br />
Bensel, als Chef von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> im<br />
Vorstand der <strong>DB</strong> Mobility Logistics<br />
AG für das Ressort Transport und<br />
Logistik verantwortlich. Nach dem<br />
erfolgreichen Erstflug, der in enger<br />
Zusammenarbeit mit den deutschen<br />
Behörden und dem Zoll vorbereitet<br />
wurde, soll auf der Strecke Deutschland–Korea<br />
das e-freight-Aufkommen<br />
sukzessive gesteigert werden.<br />
Prototypen<br />
für die Umwelt<br />
■ Zuversicht in der Krise: Im Januar<br />
reisten wieder zahlreiche Autobauer<br />
zur weltweit größten und wichtigsten<br />
Automesse nach Detroit. „Auch in<br />
diesem Jahr haben uns wieder zahlreiche<br />
Automobilhersteller die Logistik<br />
für ihren Messestand anvertraut“,<br />
sagt Michael Korn, stellvertretender<br />
Vorstandsvorsitzender der <strong>Schenker</strong><br />
Deutschland AG. Schwerpunkt der<br />
Leistungsschau lag auf umweltfreundlichen<br />
und innovativen Prototypen.<br />
<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> beförderte mehrere<br />
Fahrzeuge mit Elektro- und Hybridantrieb.<br />
Viele Modelle traten die Reise<br />
unter größter Geheimhaltung an.<br />
6 | Logistics Logistics | 7<br />
Fotos: AP Images (2), <strong>DB</strong> AG (3)<br />
Neue <strong>DB</strong>-Tochter: Eine<br />
Lok der PCC Logistics. Das<br />
Unternehmen ist auf dem<br />
polnischen Markt stark<br />
<strong>DB</strong> kauft Polens zweitgrößte Güterbahn<br />
■ Die Deutsche Bahn wird auf dem polnischen<br />
Markt im Schienengüterverkehr<br />
aktiv. Mit der Übernahme der Logistiksparte<br />
des polnischen Mischkonzerns<br />
PCC durch <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> gehören die<br />
beiden großen privaten polnischen Güterbahnen<br />
ausländischen Investoren.<br />
Ende 2007 hatte ein britischer Finanzier<br />
die Mehrheit an der CTL Logistics<br />
übernommen. Mit <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> bei<br />
PCC Logistics steige nun aber der europäische<br />
Logistik-Gigant schlechthin<br />
ein, wird in Polen betont. <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong><br />
Chef Dr. Norbert Bensel hob in Warschau<br />
die strategische Bedeutung des<br />
Kaufs hervor: „PCC Logistics ist die<br />
Firma, die uns in der Region gefehlt<br />
hat.“ Immer mehr Unternehmen verlegten<br />
die Produktion von West- nach<br />
Osteuropa und verlangten dort nach<br />
umfassenden Logistikangeboten. „Wir<br />
wollen die PCC Logistics in unserem<br />
europäischen <strong>DB</strong>-<strong>Schenker</strong>-Netzwerk<br />
zum Standbein für Osteuropa weiterentwickeln“,<br />
so Bensel. Polen sei als<br />
zweitgrößter Eisen bahnmarkt Europas<br />
Schnittstelle zwischen Deutschland<br />
und Russland, dem Baltikum sowie der<br />
Ukraine. Auch die PCC betrachtet sich<br />
als Gewinner. „Wir haben als größter<br />
privater Bahnbetreiber Polens eine<br />
solche Größe erreicht, dass nun der<br />
richtige Zeitpunkt gekommen war, mit<br />
Gewinner: PCC-Inhaber Waldemar Preussner<br />
(l.) und <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong>-Chef Dr. Norbert Bensel<br />
dem Verkauf geschaffene Werte zu realisieren,“<br />
sagte Waldemar Preussner,<br />
Gründer und Alleinaktionär des Mischkonzerns<br />
PCC. Der Verkaufserlös werde<br />
auch in Umladeterminals des Tochterunternehmens<br />
PCC Intermodal S.A.<br />
investiert, versicherte er. Nun steht<br />
noch die Zustimmung der zuständigen<br />
Gremien und Kartellbehörden aus.<br />
PCC Logistics umfasst regional operierende<br />
Firmen, die sich auf Transporte<br />
von Kohle, Chemieprodukten und Baustoffen<br />
spezialisiert haben. 2008 hatte<br />
das Unternehmen mit 5 800 Mitarbeitern<br />
einen Umsatz von 350 Millionen<br />
Euro erwirtschaftet. Die Kooperation<br />
mit der Gütersparte der polnischen<br />
Staatsbahn PKP werde fortgeführt,<br />
sagte Bensel. „Wir haben in den zurückliegenden<br />
Jahren gut zusammengearbeitet.<br />
Das werden wir auch unter<br />
den neuen Umständen fortsetzen.“<br />
www.pccrail.pl
News<br />
Regatta: 100 Jachten<br />
kämpften in der<br />
Tasmanischen See<br />
Nachschub<br />
fürs Büro<br />
■ Scandinavian Business Seating und<br />
<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> in Norwegen arbeiten<br />
seit Dezember zusammen. „Der Einigung<br />
über den Dreijahresvertrag<br />
ging ein intensiver Wettbewerb unter<br />
den führenden Fracht- und Logistikfirmen<br />
voraus“, sagt Michael Holmstrøm,<br />
Managing Director, <strong>Schenker</strong><br />
AS. „Scandinavian Business<br />
Seating will der führendeHersteller<br />
von Bürostühlen<br />
in<br />
Europa werden<br />
– und<br />
diesem Anspruch<br />
mussten die<br />
Konzepte gerecht werden.“<br />
<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong>s globales Netzwerk<br />
und proaktive Logistiklösungen<br />
standen bei der Bewerbung und<br />
Entscheidung im Vordergrund.<br />
Darauf soll Europa<br />
sitzen: Ein Bürostuhl<br />
von Scandinavian<br />
Business Seating<br />
Walross in<br />
asiatischer See<br />
■ Ein Walross mit politischer Mission:<br />
Die Jacht Walross IV des Akademischen<br />
Segler-Vereins aus der deutschen<br />
Hauptstadt segelt seit März unter<br />
einem großen Berliner Bären-Spinnaker<br />
durch Asiens Gewässer. Erst<br />
zu den Olympischen Sommerspielen<br />
2008 in China, Ende Dezember als<br />
einzige deutsche Jacht bei der Hochseeregatta<br />
von Sydney nach Hobart.<br />
„Mit einem 43. Platz nach gesegelter<br />
und einem 65. Platz nach berechneter<br />
Zeit haben wir erfolgreich abgeschlossen“,<br />
sagte Schiffer Christian Masilge.<br />
<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> hat die Jacht logistisch<br />
unterstützt. Im Mai 2009 wird das<br />
Schiff in Deutschland zurückerwartet.<br />
www.walross.org<br />
Präzision: Der <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong>-Laster in<br />
einer der engen Gassen Londons<br />
Berüchtigtes<br />
London<br />
■ Das Problem ist uralt: In Londons<br />
berühmt-berüchtigten engen<br />
Gassen um Covent Garden stoßen<br />
Lieferanten an ihre Grenzen.<br />
Volvo Truck and Bus Centre East<br />
Anglia hat <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> jetzt mit<br />
einer Spezialanfertigung gezeigt,<br />
dass in den schmalen Sträßchen<br />
sogar 12-Tonner für Lieferdienste<br />
eingesetzt werden können. „Wir<br />
waren beeindruckt, mit welcher<br />
Genauigkeit und Professionalität<br />
die Leute von Volvo Truck operierten“,<br />
sagte Chris Keogh, Logistics<br />
Contract Manager <strong>Schenker</strong> Ltd.<br />
Netzwerk<br />
heißt Réseau<br />
■ Die französische <strong>Schenker</strong>-Joyau SA hat<br />
im Dezember 2008 ihre Niederlassung<br />
in Massy im Süden der Hauptstadt<br />
eröffnet. Sie verfügt über 8 000 Quadratmeter<br />
Fläche, 110 Ladedocks und<br />
entspricht modernsten Sicherheitsanforderungen.<br />
Die neue Anlage<br />
ersetzt die alten Räumlichkeiten<br />
in Rungis. „Die Einrichtung<br />
ergänzt unser Netzwerk von<br />
fünf Niederlassungen in der<br />
Region Ile de France“, sagt<br />
<strong>Schenker</strong>-Joyau-Präsident<br />
Jacques Godet. In<br />
Massy arbeiten 140<br />
<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong>-<br />
Mitarbeiter.<br />
Empfang: Japanerinnen mit frisch<br />
eingetroffenen Flaschen aus Europa<br />
Wein aller<br />
Klassen<br />
Paris: In der<br />
Logistik ist <strong>DB</strong><br />
<strong>Schenker</strong> in<br />
Frankreich an<br />
98 Standorten<br />
flächendeckend<br />
präsent<br />
■ Alljährlich im November ist Beaujolais-Zeit:<br />
Dann darf der erste französische<br />
Rotwein des Jahrgangs<br />
entkorkt werden – meist findet<br />
das in festlichem Rahmen statt. Im<br />
vergangenen Jahr erneut in Japan:<br />
<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> brachte 500 000 Flaschen<br />
Wein per Luftfracht nach<br />
Tokio. Rechtzeitig zu verschiedenen<br />
Partys in Kaufhäusern und Restaurants.<br />
„Das Schöne an diesem<br />
Wein ist, dass er alle Klassen und<br />
Schichten vereint“, sagt Lutz Wempe,<br />
Produktmanager Weinlogistik<br />
der <strong>Schenker</strong> Deutschland AG.<br />
Nachgehakt<br />
Freie<br />
Fahrt durch<br />
den Hafen<br />
Hamburg schafft den<br />
Freihafen fast vollständig<br />
ab. Ein Grund: der Verkehr<br />
■ 120 Jahre ist der Hamburger Freihafen<br />
im letzten Oktober alt geworden. Ein<br />
stolzes Jubiläum und zugleich sein letztes.<br />
Am 1. Januar 2011 wird der 17,5 Kilometer<br />
lange Zollzaun abgerissen und<br />
das Gelände deutlich verkleinert: von<br />
derzeit 1 460 auf 60 Hektar.<br />
Die Abschaffung komme vor allem Spediteuren<br />
und Logistikunternehmen<br />
entgegen, sagt Arne Olbrisch, Ökonom<br />
der Hamburger Handelskammer. „Das<br />
Wachstum des Hafens hat dazu geführt,<br />
dass sich an den Zollstationen der Verkehr<br />
häufig staut. Diese Flaschenhälse<br />
werden abgeschafft.“ Zudem sei der historische<br />
Zollvorteil im Freihafen längst<br />
nicht mehr so groß wie bei der Gründung<br />
1888. „Die Zölle sind niedriger<br />
geworden, und in diesem Jahr fällt die<br />
anmeldefreie Lagerung von Waren aus<br />
Nicht-EU-Ländern ohnehin weg“, sagt<br />
Olbrisch.<br />
Vom 1. Juli an müssen Waren vor der<br />
Ankunft im Hafen gemeldet werden.<br />
Grund dafür sind unter anderem neue<br />
Sicherheitsvorschriften, die eine bessere<br />
Kontrolle der Güter ermöglichen<br />
sollen. Bislang wissen Zöllner nicht immer,<br />
was in den Kisten und Containern<br />
steckt, die im Freihafen lagern.<br />
Bevor die Zone quasi abgeschafft wird,<br />
muss ein Bundesgesetz die Details regeln.<br />
Der Beschluss aber gilt als sicher.<br />
Und dann finden statt mehr als 500 nur<br />
noch 20 Unternehmen im Freihafen<br />
Platz. Es werden vor allem Lager- und<br />
Umschlagfirmen sein. „Die Interessen<br />
sind extrem gegenläufig“, sagt Olbrisch,<br />
„deswegen mussten wir einen<br />
Kompromiss finden.“ Das war politisch<br />
wichtig – und dient auch dem Image<br />
Hamburgs als Hafen- und Handelsstadt.<br />
Ganz verzichten wollte man auf<br />
den Freihafen dann doch nicht. Nicht<br />
nach 120 Jahren.<br />
8 | Logistics Logistics | 9<br />
Fotos: <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong>, HÅG, istockphoto, dpa
Wie funktioniert ...<br />
Erdboden geologisch<br />
gut geeignet<br />
Geeignetes<br />
geologisches Profil<br />
Quelle: IPCC<br />
Hafen-<br />
terminal<br />
... unterirdische<br />
CO₂-Speicherung?<br />
Die Klimabelastung durch<br />
den Verkehr ist hoch. Auch<br />
beim Elektroantrieb wird<br />
das Klimagas CO₂ freigesetzt.<br />
Forscher testen, ob das<br />
an fallende Gas für lange Zeit<br />
tief in der Erde gelagert werden<br />
kann. Ein Blick in die Zukunft<br />
Mögliche Speicherorte weltweit<br />
Besondere geologische Formationen bieten sich nach<br />
Angaben des Weltklimarates IPCC weltweit als mögliche<br />
Speicherstätten an, sogenannte saline Aquifere: poröse,<br />
salzwasserführende Gesteinsschichten in unterschiedlichen<br />
Tiefen unter der Erdoberfläche. Sie könnten in ihren Poren<br />
das Kohlendioxid wie ein Schwamm aufnehmen<br />
Kraftwerk: Elektrische<br />
Antriebe können<br />
dank CO₂neutraler<br />
Stromproduktion die<br />
Klimabilanz des<br />
Verkehrs verbessern<br />
Bohrinsel<br />
Offshore: CO₂ wird in<br />
Erdgas lagerstätten<br />
ge pumpt. Ausgebeutete<br />
Erd öl oder<br />
Erdgas lagerstätten<br />
sind gute Speicherorte<br />
Sicherheit:<br />
Messsonden<br />
ermitteln Lecks<br />
Grafik: KircherBurkhardt Infografik<br />
Pipeline<br />
Speicherkopf<br />
Gasdichte<br />
Gesteinsschicht<br />
Poröse<br />
Gesteinsschicht<br />
–300 m<br />
–300 m<br />
–600 m<br />
–600 m<br />
–900 m<br />
–900 m<br />
–1200 m<br />
–1200 m<br />
–1500 m<br />
–1500 m<br />
0 m<br />
0 m<br />
Zugterminal<br />
LKW-<br />
Terminal<br />
Tief versenkt: Unterschiedliche,<br />
undurchlässige Ge steinsschichten<br />
sorgen dafür, dass das geruchslose<br />
Gas nicht an die Oberfläche dringt.<br />
Das poröse Gestein hält das Gas in<br />
Tausenden Metern Tiefe fest<br />
Verursacher<br />
Industrie, Handel und Verkehr stoßen Kohlendioxid aus.<br />
Elektroantriebe könnten den Ausstoß verringern, wenn das Gas<br />
an der Quelle – im Kraftwerk – abgeschieden wird<br />
Luft<br />
Brennstoff<br />
Sauerstoff<br />
Teures Verfahren<br />
Kosten der CO2-Speicherung in US-Dollar je Tonne<br />
Abscheidung im Kohle- oder Gaskraftwerk<br />
15 bis 75<br />
Abscheidung aus industriellen Prozessen 5 bis 115<br />
Transport 1 bis 8<br />
unterirdische Speicherung 0,6 bis 8,3<br />
Offshore-Speicherung 5 bis 30<br />
Dampferzeuger<br />
Dampfturbine<br />
Energie<br />
Dampf<br />
Stickstoff Asche<br />
Wasser<br />
10 | Logistics Logistics | 11<br />
Oxfuel-<br />
Kraftwerk<br />
Geologie: Als Lagerstätten für<br />
Kohlendioxid kommen alle großen<br />
Hohlräume in der Erdkruste<br />
in frage. Sie müssen geologisch so<br />
stabil sind, dass sie das CO₂ auf<br />
Dauer sicher vorm Entweichen in<br />
die Atmosphäre abhalten<br />
Teures Verfahren<br />
Transportketten<br />
Interkontinentale Transporte<br />
könnten das Gas zu<br />
Speichern an Land und auf<br />
See bringen: per Lastwagen,<br />
Kesselwaggon, Pipeline<br />
oder Tankschiff. Derzeit<br />
wird es zum Beispiel in<br />
Erdgasstätten gepumpt, um<br />
Restgas besser zu fördern<br />
Speicherung<br />
Mehrere Kilometer unter<br />
der Erde ruht das Klimagas<br />
für Jahrtausende sicher.<br />
Kostentreiber des gesamten<br />
Verfahrens ist nicht die<br />
Speicherung im Gestein,<br />
sondern die Abscheidung<br />
des Gases: Das kostet<br />
je nach Industrie oder<br />
Kraftwerk zwischen 5 und<br />
115 US-Dollar pro Tonne<br />
Quelle: IPCC<br />
Abscheidung im Kraftwerk<br />
Derzeit gibt es verschiedene Verfahren, Kohlen dioxid<br />
schon bei der Verbrennung abzuscheiden und zu verflüssigen.<br />
Beim sogenannten Oxyfuel-Verfahren, das<br />
erstmals in Deutschland in einer Pilotanlage angewendet<br />
wird, verbrennt Kohle mit reinem Sauerstoff. Das so<br />
entstandene hochreine CO₂ wird abtransportiert<br />
Strom<br />
Kohlendioxid<br />
Kohlendioxid-<br />
Kompressor
Power<br />
Potenzieller Nachwuchs: Der Mangel an<br />
gut geschulten Mitarbeitern wird nach der<br />
Krise viele Unternehmen bremsen<br />
Foto: Imagesource-Black/F1online<br />
strategen<br />
der zukunft<br />
Die Konjunktur lahmt. Wer jetzt Chancen nutzen will, sollte aktiv<br />
werden. Schlaue Firmen bilden ihre Mitarbeiter weiter und überdenken<br />
ihre Strategie. Denn eines Tages endet auch die längste Krise<br />
[ Text ] Axel Novak
Raffinerie in Mexiko:<br />
Globalisierung<br />
heißt auch, dass<br />
die aufstrebenden<br />
Volkswirtschaften mehr<br />
Energie benötigen<br />
Die Energiekosten werden langfristig weiter<br />
steigen – und damit zu einem bestimmenden<br />
Element in der Logistik.<br />
Die turbulente Preisentwicklung auf dem<br />
Ölmarkt im vergangenen Jahr hat gezeigt, wie<br />
unsicher Prognosen sind. Doch gehen alle<br />
Fachleute davon aus, dass die Preise für Energie<br />
in den kommenden Jahren kräftig steigen. In der<br />
Logistik führt das möglicherweise zur Regionalisierung<br />
von Lieferketten und zu neuen<br />
intelligenteren Verkehrskonzepten.<br />
14 | Logistics<br />
Fotos: Corbis, EBS<br />
R<br />
und um den Globus dümpeln leere Containerschiffe<br />
in den Häfen, Frachtflugzeuge<br />
stehen eingemottet weitab der Rollfelder<br />
und Güterwaggons warten in den Rangierhöfen<br />
auf Transportgut. Die Krise hat die<br />
Weltwirtschaft im Griff, die Prognosen<br />
bleiben düster. Experten streiten darüber,<br />
wann die Konjunktur wieder an Fahrt aufnimmt. Spediteure,<br />
Transporteure und Logistiker haben sich vom Wachstum<br />
verabschiedet. Es gibt derzeit nicht viel zu tun.<br />
Oder doch? „Gerade jetzt ist die Zeit, darüber nachzudenken,<br />
was man will“, sagt Wirtschaftsingenieur Heiko von<br />
der Gracht. Die aktuelle Situation biete vielen Unternehmen<br />
die Chance, ihre Strategie und ihr Geschäftsmodell zu<br />
überprüfen. Der Moment sei für Entscheider in den Unternehmen<br />
gekommen, über die Zukunft der Branche und über<br />
die eigenen Geschäftsmodelle nachzudenken. Die vergangenen<br />
Jahre des Booms hätten strategische Überlegungen in<br />
den Hintergrund gerückt. Jetzt aber, nach dem Abflauen des<br />
Booms, mache es Sinn, sich mit strategischen Planungstools<br />
auseinanderzusetzen.<br />
Doch von der Gracht ist skeptisch, ob es den Unternehmen<br />
gelingt, diese Chancen zu nutzen. Seit vier Jahren beschäftigt<br />
er sich als einer der wenigen Wirtschaftsforscher<br />
mit Szenarien, wie es um die Transportbranche in einigen<br />
Jahren und Jahrzehnten bestellt sein könnte, und leitet<br />
heute das Center für Zukunftsforschung am Supply Chain<br />
Management Institute der European Business School in<br />
Oestrich-Winkel. Vor allem die Art und Weise, wie Logistiker<br />
ihre Unternehmen strategisch ausrichten, hat ihn interessiert.<br />
Dutzende Firmen hat er zu ihrer Planungsfähigkeit<br />
befragt – mit ernüchterndem Ergebnis: Die mittelständischen<br />
Logistiker seien eher reaktiv, sie träten selten mit eigenen<br />
Innovationen an die Kunden heran. In ihrer strategischen<br />
Ausrichtung orientierten sich viele Firmen weniger<br />
an denkbaren, zukünftigen Entwicklungen des Marktes,<br />
sondern hangelten sich häufig von einer Entscheidung zur<br />
nächsten.<br />
Einen Grund dafür sieht der Forscher darin, dass viele Dienstleister<br />
aufgrund der vergangenen Boom-Jahre stark operativ<br />
ausgerichtet seien. „Das Tagesgeschäft entscheidet“, hat<br />
von der Gracht festgestellt. Statt langwieriger Diskussionen<br />
unter den Führungskräften sei es bei Mittelständlern häufig<br />
der Fall, dass der Geschäftsführer eine Nacht über wichtige<br />
Fragen schlafe und anschließend – eher aus dem Bauch<br />
heraus – einfach entscheide. Bei anderen, größeren Dienstleistern<br />
heißt es: „Flexibilität ersetzt die Vorausschau“,<br />
was allzu oft mangelndes strategisches Operieren verbirgt.<br />
Manchmal zu Recht, denn eine solche Flexibilität hält oft<br />
die Investitionskosten niedrig. Gelegentlich zu Unrecht,<br />
Power<br />
{ Heiko von der Gracht, EBS }<br />
»Es reicht nicht, an eine Zukunft<br />
zu denken. Wir müssen jetzt lernen,<br />
in Alternativen zu denken.«<br />
denn mangelnde Vorausschau führt dazu, dass im turbulenten<br />
Umfeld Antworten fehlen.<br />
Zum Beispiel beim Thema Energie, einem Dauerbrenner<br />
unter den Vertretern einer Branche, die stark von der Entwicklung<br />
der Treibstoffpreise abhängig ist. „Die Strategen<br />
in den Unternehmen begründen ihre Planungen häufig<br />
mit einem Ölpreis von rund 120 US-Dollar pro Barrel“, sagt<br />
von der Gracht. „Aber im vergangenen Jahr hat sich der Ölpreis<br />
ganz anders entwickelt, als vorhergesagt. Was machen<br />
nun die Unternehmen bei einem Preis von 230 oder bei nur<br />
50 US-Dollar? Auf diese Möglichkeit hat es häufig keine<br />
Antwort gegeben.“<br />
Szenarien nennt von der Gracht mehr oder weniger<br />
wahrscheinliche Ereignisse und Konstellationen, die das<br />
wirtschaftspolitische Umfeld und das unternehmerische<br />
Handeln von einem Tag auf den anderen auf den Kopf stellen<br />
können. Mithilfe analytischer Methoden sollen die<br />
Strategen von Unternehmen auch die unwahrscheinlichsten<br />
Szenarien berücksichtigen oder zumindest bedenken.<br />
Seminare stehen nicht nur Großkonzernen, sondern auch<br />
kleineren und mittleren Unternehmen offen. Fünfstellige<br />
Euro-Beträge lassen es sich Firmen kosten, damit ihre Manager<br />
auf solchen Veranstaltungen nicht nur ungehemmt in<br />
die Zukunft schauen dürfen, sondern sich auch erschöpfend<br />
in Vorstellungen ergehen können, was wäre wenn ...<br />
„Es reicht nicht, an eine Zukunft zu denken“, sagt von der<br />
Gracht. „Wir müssen lernen, in Alternativen zu denken.“<br />
Szenarien beruhen auf einigen grundlegenden Faktoren.<br />
Wer also in die Zukunft schauen will, muss sehen, wo er<br />
herkommt. Gerade die Logistikbranche kann auf eine einzigartige<br />
Boom-Zeit zurücksehen: Vier Jahre Aufschwung<br />
in Folge, das hat der Branche einen ungeheuren Schub gegeben.<br />
Während sich die Logistik vor wenigen Jahren allein<br />
auf den Transport von Gütern von A nach B beschränkte, ist<br />
die Branche heute zur strategischen Management-Funktion<br />
avanciert. Neben dem Vertrieb und den Marketingabteilungen<br />
haben sich die Logistiker in der Unternehmensführung<br />
als wichtige Partner etabliert, wenn es darum geht, strategische<br />
Entscheidungen zu treffen.<br />
Heute lehren steigende Energiekosten die globalisierte<br />
Welt den Preis der weltweiten Verfügbarkeit. In der Hierarchie<br />
der Unternehmen sind die einst belächelten Männer im<br />
Blaumann mit den smarten Marketing- und Vertriebsleuten<br />
gleichgezogen.<br />
Zwar ist in den Industrien die Standortentscheidung immer<br />
von logistischen Faktoren beeinflusst gewesen, doch<br />
nie zuvor in der Geschichte haben diese Faktoren die Art<br />
und Weise so stark bestimmt, wie Güter industriell gefertigt<br />
werden. Just-in-time- und Just-in-sequence-Konzepte<br />
konnten nur deshalb umgesetzt werden, weil Logistiker<br />
><br />
Logistics | 15
Power<br />
Dr. Norbert Bensel,<br />
im <strong>DB</strong> Konzern für<br />
die Transport- und<br />
Logistiksparte verantwortlich<br />
In der aktuellen Wirtschaftskrise bereitet <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong><br />
schon jetzt den kommenden Aufschwung vor<br />
Die Finanz- und Kapitalmarktkrise in den USA<br />
hat sich zu einer globalen Wirtschaftskrise<br />
entwickelt. Das betrifft natürlich auch <strong>DB</strong><br />
<strong>Schenker</strong>, einen weltweit führenden integrierten<br />
Logistikdienstleister. Dessen Antworten<br />
auf die Krise sind heterogen. So bündelt das konzernweite<br />
Programm „react 2009“ alle Kräfte des Unternehmens, um<br />
die Wettbewerbsposition weltweit zu verbessern. Zudem<br />
sollen Überstunden und Arbeitszeiten sinken. Gleichzeitig<br />
will das Unternehmen investieren. „Wir werden weiter<br />
wachsen und gestärkt aus der Krise hervorgehen“, sagt<br />
Dr. Norbert Bensel, der im Vorstand der <strong>DB</strong> AG für die<br />
Transport- und Logistiksparte verantwortlich ist. So wollen<br />
Manager im internationalen Logistikgeschäft früh davon<br />
profitieren, wenn sich Schlüsselmärkte wie die USA oder<br />
die Asien-Pazifik-Region vor der EU erholen. Auch der<br />
Schienengüterverkehr bereitet das Wachstum vor. „Wir<br />
werden unsere Kapazitäten – Infrastruktur, Lokomotiven,<br />
Wagen und Personal – in jedem Fall so anpassen, dass wir<br />
die Kundenanforderungen nach dem Ende der Krise erfüllen<br />
können“, sagt Dr. Klaus Kremper, CEO der <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong><br />
Dr. Klaus Kremper: Schwierige Zeiten für <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> Rail<br />
Dr. Thomas Lieb: <strong>DB</strong><br />
<strong>Schenker</strong> Logistics will<br />
gestärkt aus der Krise<br />
hervorgehen<br />
„Wir müssen gerüstet sein“<br />
Rail. Gleichzeitig muss <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> Antworten auf die vier<br />
Mega trends finden, die die Logistik voraussichtlich auch in<br />
den kommenden Jahren beherrschen werden.<br />
Kundenanforderungen<br />
Weil sich die Anforderungen der Kunden rasant geändert<br />
haben, hat auch <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> seine Vertriebsstrukturen<br />
weiter entwickelt. „Wir stellen unsere Kunden noch<br />
mehr in den Mittelpunkt und profitieren in der jetzigen<br />
wirtschaftlichen Situation von unseren weltweit guten<br />
Beziehungen“, sagt Thomas Schenzle, der bei <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong><br />
für das Key-Account-Management verantwortlich ist. So<br />
erfahren Kunden, wie sie Kosten sparen können – zum<br />
Beispiel durch die Verlagerung von Luftfracht auf Sea-/Air-<br />
oder Seafreight oder durch die Verlagerung von Seehafen-<br />
Hinterlandverkehren vom Lastwagen auf die Schiene oder<br />
das Binnenschiff. Gleichzeitig analysiert <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> die<br />
Kunden-Supply-Chains und bietet die Möglichkeit, neue<br />
Produktionsprozesse mit kostengünstigen Lieferketten zu<br />
verbinden. Durch die Einbindung in integrierte Netzwerke<br />
erhält der Kunde einen Wettbewerbsvorteil gegenüber<br />
seinen Konkurrenten. Intern bedeutet das für <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong><br />
Logistics, Prozesse kontinuierlich zu verbessern und Standards<br />
für das Key-Account-Management einzuführen.<br />
Auch der Vertrieb von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> Rail hat ein umfassendes<br />
Paket geschnürt, um in dem derzeit schwierigen Umfeld<br />
Verkehre zu halten oder neu zu gewinnen. „Wir halten<br />
nach wie vor für unsere Kunden ein komplettes Leistungspaket<br />
vor. Dabei schöpfen wir alle Möglichkeiten in der Logistikabwicklung<br />
und Preisgestaltung aus, um eine umfassende<br />
und nachhaltige Zusammenarbeit anzubieten“, sagt<br />
Karsten Sachsenröder, Vertriebsvorstand bei <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong><br />
Rail. „Damit sind wir ein starker, verlässlicher Partner. Unser<br />
Ziel ist es, gemeinsam mit den Kunden durch die Krise<br />
zu gehen.“<br />
Globalisierung<br />
Die Globalisierung bestimmt weiterhin die Wirtschaftsentwicklung.<br />
„Wenn wir neuesten Studien folgen, wird Globalisierung<br />
eher bedeuten, dass sich bestimmte Industrien in<br />
ausgewählten Regionen konzentrieren“, sagt Dr. Thomas<br />
Lieb, der Chef von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> Logistics. Als Beispiel<br />
führt er Singapur an, wo ein Schwerpunkt der Biomedizin<br />
entsteht. Für <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> bedeute das, in diesen Industriezentren<br />
mit eigener Infrastruktur und seinen Spezialisten<br />
präsent sein zu müssen. „Nur die Logistikdienstleister werden<br />
das Rennen gewinnen, die sich wie ein Chamäleon am<br />
besten anpassen können“, so Lieb.<br />
Ölpreise<br />
Bestimmend für die Entwicklung der gesamten Logistikbranche<br />
ist auch der Ölpreis. Für <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> bedeutet das<br />
zweierlei. Zum einen, die Internationalisierungsstrategie<br />
beizubehalten. Denn eine Studie, die <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> jüngst<br />
mit der WHU – Otto Beisheim School of Management<br />
bei Koblenz durchgeführt hat, ergab, dass die Ölpreise die<br />
Globalisierung nur unwesentlich beeinflussen. Hohe Lohndifferenzen<br />
führten auch bei steigenden Ölpreisen zu Einsparungen<br />
in der Produktion. Zum anderen sind weiterhin<br />
Investitionen in Personal und Material notwendig. Bessere<br />
und energieeffezientere Transportmittel heben den Effekt<br />
höherer Ölpreise teilweise auf.<br />
Grüne Logistik<br />
Angesichts des Klimawandels ist auch die Verkehrsbranche<br />
gefragt, einen Beitrag zur Reduzierung von klimaschädlichen<br />
Emissionen zu leisten. Denn während die meisten Sektoren<br />
ihre Emissionen verringert haben, sind allein die Emissionen<br />
in der Transportbranche gestiegen – auf heute rund<br />
24 Prozent des weltweiten CO₂-Ausstoßes. „Nachhaltigkeit<br />
ist fester Bestandteil der Unternehmensphilosophie“, unterstreicht<br />
<strong>DB</strong>-Vorstand Dr. Norbert Bensel. <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> verknüpft<br />
ganzheitlich und ressourcenschonend die Verkehrsträger<br />
Bahn, Lkw, Schiff und Flugzeug, indem die besonders<br />
umweltfreundlichen Verkehrsmittel Schiene und Schiff<br />
optimal mit den anderen kombiniert werden. So entlastet<br />
das Unternehmen mit seinen täglich über 5 000 Güterzügen<br />
die Umwelt um mehr als 4,4 Millionen Tonnen CO₂-Ausstoß<br />
jährlich. Zudem hat <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> in den einzelnen Landesgesellschaften<br />
eigene Nachhaltigkeitsprogramme gestartet.<br />
Sie reichen von neuen Fahrzeugen über Schulungen bis zu<br />
gänzlich neu konzipierten logistischen Angeboten.<br />
Nordlicht: Ungeheure<br />
Energien und Rohstoffe<br />
warten außerhalb der Erdatmosphäre<br />
darauf, nutzbar<br />
gemacht zu werden<br />
Die Weltraumlogistik ist – in Zukunft –<br />
ein Geschäftsfeld mit lukrativen Möglichkeiten.<br />
Ob Nachschub für Stationen und Hotels im<br />
All oder Bergbau auf Kometen und anderen<br />
extraterrestrischen Objekten: In wenigen<br />
Jahren schon könnte die Weltraumlogistik<br />
zum ernst zu nehmenden Geschäft für<br />
private Unternehmen werden.<br />
tiefen Einblick in die Herstellungsabläufe gewannen und<br />
diese nach ihren Anforderungen bestimmen konnten.<br />
Dieser Wandel der Branche vom Transporteur zum Koproduzenten<br />
hat die Beziehungen zwischen den Herstellern<br />
und den Transporteuren von Produkten tief greifend verändert.<br />
Statt Kapazität zählt heute geschmeidige Anpassungsfähigkeit.<br />
Statt reinen Laderaums sind ausgefeilte, individuelle<br />
Prozesse gefragt, die die Produktionsabläufe in der<br />
Industrie perfekt und spiegelbildlich reflektieren.<br />
„Die globalen Wertschöpfungsnetze der Hersteller werden<br />
immer komplexer und erfordern schnellere Entscheidungen“,<br />
sagte Prof. Frank Straube, Leiter des Bereichs<br />
Logistik am Institut für Technologie und Management der<br />
Technischen Universität Berlin. „Kunden erwarten von<br />
ihren Dienstleistern passende Lösungen und hohe Flexibilität.“<br />
Entscheidende Faktoren für den zukünftigen Erfolg<br />
seien qualifizierte mobile Mitarbeiter, weltweit einheitliche<br />
Standards sowie hohe Kompetenz in eigener IT und<br />
neue Technologien. Zudem gewinne Beratung vor dem<br />
Leistungsangebot und ständige Leistungsoptimierung zunehmend<br />
an Bedeutung, so Straube bei der Vorstellung der<br />
Studie +2015.<br />
Mehr als 100 Entscheider aus fünf Branchen hat der Wissenschaftler<br />
mit seinem Berliner Team befragt. Die Ergebnisse<br />
für die international operierenden Logistiker sind klar:<br />
Der Trend zur Auslagerung großer Teile der Wertschöpfung<br />
bleibt ungebrochen. Logistikunternehmen sollten ihre<br />
Transportnetze weltweit steuern und umweltfreundliche<br />
Lösungen umsetzen. „Logistikdienstleister sind gefordert,<br />
Kompetenzen in diesen Bereichen weiter auszubauen. Sie<br />
erhalten dadurch perspektivisch auch die Möglichkeit in die<br />
16 | Logistics Logistics | 17<br />
Fotos: NIcole Maskus (2), Marc Darchinger, Millennium Images Limited/plainpicture<br />
>
End-to-end-Steuerung der Kundennetze eingebunden zu<br />
werden“, sagte Straube.<br />
Umso abrupter fällt der Rückgang aus, der derzeit die Industrie<br />
und ihre Dienstleister erwischt. Weil Aufträge und Einkäufe<br />
weltweit eingebrochen sind, sinkt das Volumen der zu<br />
transportierenden Güter und damit die Umsätze der Logistiker.<br />
In den Häfen liegen leere Schiffe, Güterwaggons warten<br />
auf abgelegenen Gleisen auf neue Kunden, Lkw werden<br />
zur Überbrückung vorzeitigen Wartungsfristen unterzogen<br />
und Frachtflugzeuge bleiben am Boden. Die großen Unternehmen<br />
haben es einfach. Sie legen ihre Transportmittel<br />
still, um den Überkapazitäten zu begegnen. Schwierig wird<br />
es für die kleinen und mittelständisch operierenden Unternehmen,<br />
die mangels Aufträgen Mitarbeiter entlassen und<br />
Kredite neu verhandeln müssen. Vor allem im Straßengüterverkehr<br />
ist die Lage angespannt.<br />
„Über der Speditions- und Logistikbranche sind dunkle<br />
Wolken aufgezogen. Nicht nur deutliche Nachfragerückgänge<br />
in allen Verkehrsbereichen und schlechte Geschäftserwartungen,<br />
auch die Verkehrspolitik der Bundesregierung<br />
verderben den Unternehmen gründlich die Stimmung“,<br />
heißt es etwa beim Deutschen Speditions- und<br />
Logistik verband.<br />
Nicht mehr weit ist es da zu einer weltweiten Zweiklassengesellschaft:<br />
Hier die kleinen Speditionen, die sich<br />
mit Müh und Not durch den Markt kämpfen und nun vor<br />
existenziellen Schwierigkeiten stehen. Dort die großen<br />
Dienstleister, die internationalen Partner von Industrie<br />
und Handel, denen die Krise zumindest schwer zu schaffen<br />
macht, die aber allein aufgrund ihrer Größe hoffen können,<br />
Wasser – Grundstoff Nummer eins des<br />
Lebens – wird in naher Zukunft zum<br />
kostbaren, gefragten Transportgut.<br />
Nicht nur die Reichtümer dieser Welt sind<br />
ungerecht verteilt, es fängt schon beim<br />
Grundstoff des Lebens an, dem Wasser.<br />
Umso wichtiger ist die Verteilung dieser<br />
Ressource, die im beginnenden Klimawandel<br />
in manchen Regionen immer kostbarer<br />
wird. Das verlangt nach ausge feilten<br />
Lieferkonzepten zwischen Regionen,<br />
Ländern oder Kontinenten.<br />
18 | Logistics<br />
{ Karim Barkawi, Unternehmensberater }<br />
»Die Konsolidierung setzt sich fort:<br />
Das wäre auch ohne Krise passiert,<br />
sie beschleunigt den Prozess aber.«<br />
aus der Krise unbeschadet hervorzugehen – oder gar durch<br />
günstige Zukäufe gestärkt.<br />
„Die Gefahr besteht natürlich, dass der eine oder andere<br />
Anbieter vom Markt verschwinden wird. Dementsprechend<br />
wird sich auch die Konsolidierung weiter fortsetzen“,<br />
sagt Karim Barkawi, Gründer und Geschäftsführer von Barkawi<br />
Management Consultants. „Das wäre aber auch ohne<br />
die Krise passiert, sie beschleunigt den Prozess nur etwas.“<br />
Beherrschendes Thema sind weiterhin die Kosten. Sinkende<br />
Umsätze verlangen in der Regel sinkende Kosten.<br />
Daher setzen Kunden und Verlader noch stärker auf Einsparungen,<br />
um Erträge und Beschäftigung sichern zu können.<br />
Die Dienstleister müssten damit rechnen, dass die Kunden<br />
diesen Druck weitergeben und mit neuen und weiter reichenden<br />
Anforderungen als bisher an sie herantreten. „Optimierungsprogramme<br />
für die eigene Logistik werden in<br />
diesen Tagen noch mehr zum Thema als bisher, denn hier<br />
schlummern in den meisten Unternehmen nach wie vor gewaltige<br />
Einsparungspotenziale“, sagt Barkawi.<br />
Sein Unternehmen, eine auf Logistik spezialisierte Unternehmensberatung,<br />
spürt diese Entwicklung anhand der<br />
Projektanfragen, mit denen die Logistikdienstleister an<br />
Barkawi herantreten. Von strategischen Fragestellungen<br />
hat sich die Beratung auf die Optimierung von Organisations-<br />
und Prozessstrukturen sowie das Produktmarketing<br />
und den Vertrieb ausgeweitet. „Viele Dienstleister sind in<br />
den letzten Jahren sehr schnell gewachsen. Dabei kam meist<br />
die Anpassung und Optimierung der eigenen Strukturen<br />
zu kurz“, sagt Oliver Landgraf, Vice President Distribution<br />
and Logistics Service Providers im Unternehmen. Das aller-<br />
„Ich bin der Meinung, dass in dieser außergewöhnlichen<br />
Krise auch außergewöhnliche Chancen für die Logistik entstehen.<br />
Unternehmen sind bereit, radikalere Veränderungen<br />
anzugehen, die auch zu neuen Logistikabläufen und<br />
Rollenverteilungen zwischen Logistikpartnern führen können“,<br />
sagt Barkawi. „Dies kann bei den Logistik anbietern zu<br />
zusätzlichen Umsätzen und Margen führen.“<br />
Aufseiten der Dienstleister haben die großen Netzwerkanbieter<br />
die Chance, den Markt der Standarddienstleistungen<br />
weiter für sich zu erobern, wenn sie ihre Kostenstrukturen<br />
optimal gestaltet haben und bessere Einkaufspreise<br />
an die Verlader weitergeben können. Die Chance<br />
der kleineren Logistiker aber liegt in der stärkeren Spezialisierung.<br />
Nach wie vor gilt, dass Produkte und Dienstleistungen<br />
immer individueller gestaltet sein müssen. Dementsprechend<br />
forderten Kunden auch maßgeschneiderte<br />
Lösungsansätze in der Logistik. Mittelgroße Generalisten<br />
werden früher oder später in die eine oder andere Richtung<br />
tendieren müssen, so Landgraf. „Für alle gilt, dass die Verlader<br />
mehr bereit sind, Dienstleister zu wechseln. Dadurch<br />
können vertriebsstarke und leistungsfähige Unternehmen<br />
gewinnen.“<br />
Aufseiten der Verlader wird der Trend stärker, Externe mit<br />
Dienstleistungen zu beauftragen, stellt Landgraf fest. Jüngstes<br />
Beispiel sei die 300-Millionen-Euro-Vergabe der Logistik<br />
eines globalen Bergbaukonzerns. Sie sei mit der Begründung<br />
erfolgt, die globale Wachstumsstrategie des Unternehmens<br />
sei nur mit einem weltweit präsenten und erfahrenen<br />
Logistikpartner überhaupt möglich. Globales Wachstum ist<br />
ohne die Kompetenz der Logistikanbieter oft nicht mehr realisierbar.<br />
„Unsere Projekterfahrung und zahlreiche Studien zeigen<br />
einen ungebrochenen Trend zum Outsourcing“, sagt Landgraf.<br />
Es sei für viele Unternehmen einfacher, Leistungen<br />
an einen erfahrenen Partner auszulagern, statt die eigenen<br />
Abläufe zu verbessern. Zudem ließen sich durch Outsourcing<br />
massiv Kosten sparen. Schließlich muss das Unternehmen<br />
nicht mehr in Infrastruktur und Technik investieren,<br />
dings bietet den Dienstleistern eine Menge Möglichkeiten. um die Supply Chains auf den neuesten Stand zu bringen. ><br />
Nothilfe: Immer mehr<br />
Staaten und Regionen<br />
sind von Wasserlieferungen<br />
abhängig<br />
Fotos: A. Cubillos/AP Photo, K. Barkawi Grafik: KircherBurkhardt Infografik<br />
AUSBLicK<br />
Schwieriges Jahr 2009<br />
KLARER EINBRUCH<br />
Globales Wachstum in % gg. Vorjahr<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
18<br />
15<br />
12<br />
9<br />
6<br />
3<br />
0<br />
'03 '05 '07 '09*<br />
KEIN ENDE IN SICHT<br />
Wachstum in der weltweiten Luftfracht, in Prozent gegenüber Vorjahr<br />
10<br />
5<br />
0<br />
-5<br />
-10<br />
'01 '03<br />
'05 '07<br />
SCHIENE UND STRASSE GEWINNEN<br />
Verkehrsleistung in Deutschland in Mrd. Tkm<br />
500<br />
400<br />
300<br />
200<br />
100<br />
0<br />
'03 '05 '07 '09*<br />
DEUTLICHE VERLANGSAMUNG<br />
Welthandel in % gg. Vorjahr<br />
3,0<br />
2,0<br />
1,0<br />
0<br />
'03 '05 '07 '09*<br />
SCHIFFFAHRT STAGNIERT<br />
Wachstum im weltweiten Containerumschlag, in Prozent gegenüber Vorjahr<br />
Power<br />
■ Die Abwärtsbewegung in der Weltwirtschaft setzt<br />
sich voraussichtlich in den kommenden Monaten fort. Der<br />
einbrechende Welthandel führt dazu, dass weniger Güter<br />
transportiert werden. Das kann für Unternehmen mit großen<br />
kostenträchtigen Netzwerken problematisch werden.<br />
■ Vor allem in der Schifffahrt, dem Rückgrat des Welthandels,<br />
sind die Frachtraten eingebrochen. Hohe Überkapazitäten<br />
belasten sämtliche Verkehrsträger.<br />
'09*<br />
'03 '05 '07 '09*<br />
Straße Schiene<br />
Wasser<br />
Rohr<br />
* Prognose<br />
Quelle: Prognos, IATA, <strong>DB</strong> Research
Die teuren Ausflüge in die Welt der technischen Neuheiten<br />
übernimmt der Dienstleister. Und nur der bleibt erfolgreich<br />
am Markt, der solcherlei Ausflüge finanzieren kann.<br />
Große Krise, große chancen? „Vieles deutet auf eine längere<br />
Krise hin“, sagt Eric Heymann, Logistikexperte von <strong>DB</strong> Research,<br />
dem Wirtschaftsanalysedienst der Deutschen Bank<br />
in Frankfurt am Main. Und die berge viele Chancen, zum<br />
Beispiel für Ausrüster der Logistikdienstleister, also die<br />
Hersteller von Waggons und Loks. So sei jetzt der geeignete<br />
Moment für die Eisenbahnen, die eigene Flotte zu modernisieren,<br />
sagt der 36-jährige Ökonom.<br />
Russlands Staatsbahn RZD investiert in neue Güterwaggons<br />
und Rangierbahnhöfe – und will damit die Konjunktur<br />
stützen. Die französische SNCF steckt 2009 und 2010<br />
zusätzlich 700 Millionen Euro in Netz, Bahnhöfe und neue<br />
Züge, um der Wirtschaft des Landes zu helfen. Die Deutsche<br />
Bahn AG hat Anfang Januar einen milliardenschweren<br />
Rahmenvertrag mit dem Schienenausrüster Bombardier abgeschlossen<br />
und kauft neue Lokomotiven. Auch das stützt<br />
die Konjunktur.<br />
Anders hingegen sieht es bei den Werften und den Herstellern<br />
von Lastwagen aus. Dort sorgen bestehende Überkapazitäten<br />
dafür, dass Aufträge storniert oder gar nicht<br />
erst erteilt werden. Nur die Flugzeugindustrie rechnet noch<br />
damit, dass die großen Hersteller eine Bugwelle von Aufträgen<br />
vor sich herschieben und damit das zerbrechliche Gefüge<br />
der Lieferanten stabilisieren können.<br />
Solange die Unternehmen straucheln, geistert vor allem<br />
eines als konjunkturelles Allheilmittel durch die Medien:<br />
„Jetzt ist die Zeit, Infrastrukturanpassungen vorzunehmen“,<br />
sagt Deutsche Bank-Forscher Heymann. „In der<br />
Boom-Zeit ist der Ausbau von Infrastruktur wie eine Operation<br />
am offenen Herzen. Vieles spricht dafür, jetzt den Ausbau<br />
vorzunehmen, wenn es ruhiger läuft.“<br />
Neue Flughäfen und Häfen lösten einen Konjunkturimpuls<br />
aus, so Heymann. Daher sehen sich die Regierungen<br />
weltweit gefordert, den Ausbau von Infrastruktur voranzutreiben<br />
– vor allem vor einem arbeitsmarktpolitischen Hintergrund.<br />
„Die Bauwirtschaft – also Hoch- und Tiefbau –<br />
ist einer der wichtigsten Motoren unserer Wirtschaft. Eine<br />
Investition von einer Milliarde Euro sichert und schafft<br />
20 000 bis 25 000 Arbeitsplätze pro Jahr“, erläutert Achim<br />
Großmann, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium.<br />
„Wir wollen sicherstellen, dass das<br />
Wirtschaftswachstum und die Arbeitsplätze, auf die wir zur<br />
Wohlstandssicherung angewiesen sind, nicht durch Engpässe<br />
im Verkehrssystem verringert werden.“<br />
Aus diesem Grund greift Berlin wie viele andere Staaten<br />
tief in die Tasche. „2009 werden wir so viel Geld in die Verkehrsinfrastruktur<br />
und in die Gebäudesanierung investieren<br />
wie nie zuvor“, sagt Großmann. Allein 12,2 Milliarden<br />
20 | Logistics<br />
{ Prof. Dr.-ing. Frank Straube, TU Berlin }<br />
»Logistikdienstleister sind gefordert,<br />
Kompetenzen im Bereich Netzwerk<br />
und Umweltschutz auszubauen.«<br />
Euro sollen in die Verkehrswege fließen. Darin enthalten<br />
sind die Zusatzeinnahmen aus der Maut: 2009 bis 2012 stehen<br />
insgesamt 3,1 Milliarden Euro mehr zur Verfügung: Davon<br />
sind 2,9 Milliarden Euro für Schiene, Straße und Wasserstraße<br />
vorgesehen, der Rest geht in Umschlaganlagen des<br />
Kombinierten Verkehrs und die Gleisanschlussförderung.<br />
In der Logistikbranche stoßen diese Vorhaben nur begrenzt<br />
auf Begeisterung. Die Speditionen ächzen unter der<br />
jüngsten Mauterhöhung. Die internationalen Dienstleister<br />
leiden mit ihren Kunden. Und noch liegt der nächste Boom<br />
fern, der zu Staus in den Verkehrskorridoren führen könnte.<br />
Doch wissen auch die Logistiker: Die großen Megatrends<br />
bleiben unverändert und verlangen nach Aktionen. Grüne<br />
Logistik bleibt weiterhin ein wichtiges Thema – weltweit.<br />
„Logistikdienstleister sind gefordert, Kompetenzen in diesen<br />
Bereichen – Netzwerk und Umweltschutz – weiter auszubauen“,<br />
unterstreicht der Berliner Professor Straube.<br />
Auch die Globalisierung bleibt als Trend ungebrochen.<br />
„Sollte Europa in eine massive und lang anhaltende Wirtschaftskrise<br />
rutschen, kann die Präsenz in den asiatischen<br />
Soziallogistik gewinnt an Bedeutung.<br />
Heute lebt die Hälfte der Menschheit in<br />
Städten.<br />
Der Preis der Urbanisierung: Hilfsbedürftige<br />
und Hilfe kommen heute oft nicht<br />
zusammen. Die Logistik kann helfen –<br />
und hohe Gewinne machen, wenn sie Angebot<br />
und Nachfrage effektiv und effizient<br />
miteinander verknüpft.<br />
Megacity einmal<br />
anders: Obdachlose in<br />
einer Passage in Japans<br />
Hauptstadt Tokio<br />
Fotos: Presse- u. Informationsamt d. Bundesregierung, laif, F1 ONLINE<br />
><br />
Die gute Nachricht zuerst:<br />
„Die Trucker-Branche<br />
wird vermutlich als erste<br />
spüren, dass es möglicherweise<br />
wieder aufwärts<br />
geht“, sagt Bill Graves, der an der<br />
Spitze des US-Truckerverbands ATA<br />
steht. Die schlechte Nachricht: Die<br />
größte Volkswirtschaft der Welt leidet<br />
am stärksten unter der Wirtschaftskrise.<br />
Das Rezept, mit dem die Regierung<br />
die Folgen der Krise abfedern will, ist<br />
unkompliziert: Mit einem gewaltigen<br />
Konjunkturprogramm sollen der Konsum<br />
angekurbelt und Unternehmen<br />
gerettet werden, gleichzeitig wollen<br />
die USA ihre Infrastruktur sanieren<br />
und für zukünftige Verkehre fit machen.<br />
„Das (Verkehrs-)System ist<br />
morsch und wird zu einem Risiko für<br />
die Wirtschaft des ganzen Landes“,<br />
stellte die renommierte US-Denkfabrik<br />
RAND Corporation unlängst fest.<br />
US-Präsident Barack Obama hatte<br />
schon im Dezember des Vorjahres die<br />
größte Investition in die Infrastruktur<br />
des Landes seit einem halben Jahrhundert<br />
angekündigt. Mehr als 2,5 Millionen<br />
Arbeitsplätze sollen so gesichert<br />
oder neu geschaffen werden, indem<br />
öffentliche Einrichtungen einschließlich<br />
Straßen und Brücken modernisiert<br />
werden. Im Transport- und Infrastrukturausschuss<br />
des Parlaments<br />
stellte der Ausschussvorsitzende<br />
James L. Oberstar das Vorhaben vor:<br />
Insgesamt 85 Milliarden US-Dollar sollen<br />
in die Infrastruktur fließen, davon<br />
allein 30 Milliarden in Autobahnen<br />
und Brücken, je 5 Milliarden in Schienenwege<br />
und die Luftfahrt; 14 Milliarden<br />
werden ökologisch verbaut und<br />
rund 7 Milliarden US-Dollar erhalten<br />
die Ingenieure der US-Armee, die vor<br />
allem bei großen zivilen Wasserbauprojekten<br />
Bauleistungen erbringen.<br />
Bei den US-amerikanischen Eisenbahnen<br />
ist man sich sicher, dass das<br />
Konjunkturprogramm der richtige<br />
Schritt ist. „Wir unterstützen diesen<br />
Plan als einen wichtigen Beitrag<br />
zur wirtschaftlichen Erholung“, sagt<br />
Edward R. Hamberger, Präsident des<br />
Verbands der nordamerikanischen<br />
Eisenbahnen AAR. „Der Fokus auf die<br />
Infrastruktur schafft nicht nur Millionen<br />
neuer Jobs, sondern langfristig<br />
Gewinn, weil die Kapazitäten für den<br />
Transport von Gütern und Menschen<br />
wachsen.“<br />
Auch die Trucker freuen sich über<br />
das Vorhaben. „Wir unterstützen Investitionen<br />
in unsere Straßen, Autobahnen<br />
und Brücken“, sagt Trucker-<br />
Chef Graves. „Unser Verband erhofft<br />
sich mehr Unterstützungen für den<br />
Gütertransport, der für die US-Wirtschaft<br />
lebenswichtig ist.“ Vor allem<br />
die häufig mittelständisch aufgestellten<br />
Trucker leiden unter der Krise. Sie<br />
Power<br />
Wettlauf der<br />
Rettungspläne<br />
Ob Nordamerika oder<br />
Asien: Gewaltige<br />
Summen sollen in die<br />
Infrastruktur fließen,<br />
um die Wirtschaft in<br />
Schwung zu halten<br />
liefern fast sämtliche Konsumgüter<br />
aus und haben am gesamten US-Verkehrsmarkt<br />
einen Anteil von 70 Prozent.<br />
Selbst bei wachsenden Anteilen<br />
der Bahn und von Schiffen behalten<br />
die Trucks als intermodaler Verkehrsträger<br />
weiter ihre Bedeutung.<br />
Das Verkehrsministerium habe<br />
schließlich errechnet, so Graves,<br />
dass jede Milliarde US-Dollar, die der<br />
Bund in Autobahnen investiert, bis zu<br />
34 799 Jobs sichern würde. Zudem<br />
könnten mehr als 3 000 Autobahn-<br />
und Brückenprojekte für rund<br />
17,9 Milliarden US-Dollar binnen<br />
90 bis 120 Tagen begonnen werden.<br />
Ähnliche Rezepte auf der anderen<br />
Seite des Pazifiks, in Asien. Es sind harte<br />
Zeiten für die Staaten, die als Werkstätten<br />
der Weltindustrie über Jahre<br />
enorme Wachstumsraten verzeichnet<br />
haben. Nun sinken Investitionen, Produktion<br />
und Exporte; die steigende Arbeitslosigkeit<br />
könnte die Region destabilisieren.<br />
Vor allem der Gigant China<br />
muss durch die Wirtschaftskrise seine<br />
ehrgeizigen Ziele zurückstecken.<br />
Daher will die chinesische Führung<br />
in den kommenden zwei Jahren ein<br />
Konjunkturprogramm in Höhe von<br />
umgerechnet rund 450 Milliarden Euro<br />
umsetzen. Fast die Hälfte soll in den<br />
Bau von Eisenbahnen, Straßen, Flughäfen<br />
oder andere Infrastrukturprojekte<br />
fließen.<br />
Logistics | 21
Aus Schrott wird<br />
Rohstoff: Schon heute<br />
werden vielerorts Metalle<br />
wie Aluminium und<br />
Kupfer gesammelt und<br />
wiederverwertet<br />
Urban Mining: Statt in den Berg gehen<br />
die Minenarbeiter von morgen auf die<br />
Müllhalden der Städte.<br />
Ungeheure Reichtümer schmeißt die Wegwerfgesellschaft<br />
weg. Angesichts wachsender<br />
Rohstoffpreise wird es lukrativer sein,<br />
den Müll zu recyceln, als neue Minen zu<br />
eröffnen. Mit entsprechenden Chancen für<br />
Logistiker in Ballungsräumen.<br />
Fotos: DEVILLE MARC/Gamma/Eyedea Presse/laif, M. Joppen, Microzoa Ltd/Getty Images<br />
Power<br />
{ Eric Heymann, Deutsche Bank Research }<br />
»Die Vergangenheit hat gezeigt, dass<br />
die Logistikbranche sehr viel innovativer<br />
ist, als man gedacht hat.«<br />
Märkten für die Dienstleister sogar zu einer Überlebensfrage<br />
werden“, sagt Unternehmensberater Karim Barkawi.<br />
Auch die Sicherheit wird weiter ein wichtiges Thema<br />
sein. Neben der Stabilität der Supply Chains stehen Beschaffungs-<br />
und Absatzrisiken. Hinzu kommen Katastrophen,<br />
Streiks, Terroranschläge oder die Insolvenz von Wertschöpfungspartnern.<br />
Doch über das Überleben der Unternehmen entscheidet vor<br />
allem eins: ihr Vermögen, sich durch Einfallsreichtum bei<br />
Produkten, Dienstleistungen und der Akquise aus dem<br />
wirtschaftlichen Schlamassel zu ziehen. Ist also jetzt der<br />
Moment gekommen für die Visionäre und die Spieler im<br />
Management? „Es lohnt sich, über die Zukunft und neue<br />
Geschäftsmodelle nachzudenken“, sagt Zukunftsforscher<br />
von der Gracht. Viele Szenarien müssten angedacht oder<br />
neu durchdacht werden: Innovationen, Geschäftsmodelle,<br />
Visionen, Netzwerke. Möglich, dass steigende Treibstoffkosten<br />
den Globalisierungstrend umdrehen: Der Apfel in<br />
deutschen Supermärkten kommt nicht mehr aus Kapstadt,<br />
sondern vom Bodensee. Oder Weltraumressourcen: Nicht<br />
nur von der Gracht ist davon überzeugt, dass sich extraterrestrische<br />
Rohstoffe künftig zu einem der lukrativsten<br />
Geschäftsfelder der Logistikkonzerne entwickeln.<br />
Zum Geschäftsfeld könnte Wasserlogistik werden – angesichts<br />
anstehender Verteilungskämpfe um das schlicht<br />
überlebensnotwendige Gut könnte die Logistik zur Hochsicherheitsbranche<br />
mutieren – Stichwort: gepanzerte Sprudel-Laster<br />
– mit Weltrettungscharakter und entsprechenden<br />
Margen.<br />
Im Jahrhundert der Urbanisierung ist in den Großstädten<br />
noch viel zu bewegen: Die Soziallogistik kommt, die<br />
Hilfsbedürftige und Hilfe aufgrund aktueller ineffizienter<br />
Prozesse zusammenbringt. Das sogenannte Urban Mining<br />
macht „aus Müll Gold“. Nach Einschätzung von Fachleuten<br />
ist die systematische Aufbereitung unserer Siedlungsabfälle<br />
in den nächsten 20 Jahren oft wirtschaftlicher als der klassische<br />
Bergbau.<br />
Ein ganz anderer Trend schließlich könnte die gesamte<br />
Logistik über den Haufen werfen: Personal Fabrication<br />
heißt das Phänomen. Die Forscher der deutschen Fraunhofer-Gesellschaft<br />
tüfteln genauso wie die in der amerikanischen<br />
Denkfabrik MIT an handlichen dreidimensionalen<br />
Druckern und Scannern. Sie sollen schon in 20 Jahren in<br />
jedem Haushalt verfügbar sein und fertigen aus wenigen<br />
Grundmaterialien sämtliche Gegenstände des täglichen Lebens.<br />
Für viele Spediteure und Transporteure wäre das das<br />
Aus. Vorbei die hoch komplizierten Supply Chains in die<br />
Industrieparks dieser Welt. Übrig bleibt der Transport von<br />
einigen wenigen Kunstharzen, Metallen und möglicherweise<br />
Ersatzteilen für die Drucker zu kleinen regionalen Hubs<br />
oder zum Endkunden.<br />
Noch sind viele Dienstleister weit davon entfernt, sich auf<br />
solche Szenarien einzulassen. Zu viel Zukunft für ein als<br />
reaktiv verrufenes Segment der globalen Industrien?<br />
„Die Vergangenheit hat gezeigt, dass die Branche sehr<br />
viel innovativer ist, als man gedacht hat“, ist Deutsche<br />
Bank-Analyst Heymann zuversichtlich. „Dem Ideenreichtum<br />
sind keine Grenzen gesetzt.“ ■<br />
www.logistik.tu-berlin.de<br />
www.fraunhofer.de<br />
Tisch aus der Schachtel:<br />
Die Fabriken der Zukunft<br />
stehen im Keller der<br />
Endkunden<br />
Personal Fabrication heißt, jeder baut<br />
sich mit ein paar Grundstoffen, was er<br />
will, wo er will.<br />
Ein Trend, der schon in Kürze Realität sein<br />
könnte: Hochkomplexe 3-D-Drucker errichten<br />
aus Harzen, Kunststoffen und Metallen<br />
Gegenstände des täglichen Bedarfs. Das<br />
wäre das Ende vieler Logistik- und Produktionskonzepte,<br />
die wir heute kennen.<br />
Logistics | 23
Thinktank der Zukunft:<br />
Prof. Dieter Schmitt,<br />
Vorstand des Bauhaus<br />
Luftfahrt e.V.<br />
Branche im Zyklus<br />
Technische Innovationen setzen sich in der Flugzeugindustrie erst in<br />
Jahrzehnten durch. Wie die Branche funktioniert, erklärt Professor Dieter<br />
Schmitt, Chef der Münchener Denkschmiede Bauhaus Luftfahrt<br />
Herr Professor Schmitt, der Luftfahrt geht es derzeit<br />
schlecht. Ist die Branche dauerhaft am Boden?<br />
Der Luftverkehr reagiert sehr sensibel auf die<br />
Konjunktur. Geht es der Wirtschaft schlecht<br />
wie gegenwärtig, geht es der Luftfahrt schlecht.<br />
Doch was die Flugzeugindustrie betrifft, so glaube ich nicht,<br />
dass das die Branche sehr heftig erwischt. Die beiden großen<br />
Flugzeugbauer haben für fünf Jahre volle Auftragsbücher,<br />
auch wenn da mit Sicherheit noch einige Besteller abspringen.<br />
Aber die Luftfahrt lebt nun mal mit Fünf-Jahres-Zyklen<br />
– insofern erleben wir derzeit einen zyklischen Abschwung,<br />
nach Wachstumsraten von vier bis fünf Prozent in der Passagierluftfahrt<br />
und bis zu sieben Prozent jährlich bei Cargo.<br />
Die großen Airlines können Einbrüche sicher durch ihr<br />
Netzwerk und ihre Allianzen auffangen. Problematisch ist,<br />
dass die Airlines in der Luftfahrt nur eine geringe Gewinnmarge<br />
erwirtschaften, rund zwei Prozent des Umsatzes, und<br />
das bei starker Konkurrenz. Bei der Luftfracht ist das besser,<br />
da liegen die Margen bei sieben Prozent. Aktuell ist der<br />
Markt tatsächlich problematisch. Aber ich bin zuversichtlich,<br />
dass die Luftfahrt diesen Abwärtszyklus überwindet.<br />
Wäre jetzt nicht der Moment gekommen, um visionäre,<br />
zukunftsweisende Luftfahrtkonzep-<br />
te zu entwickeln?<br />
Visionen in der Luftfahrt brauchen<br />
einen sehr langen Atem. Vor<br />
zehn Jahren haben wir am Lehrstuhl<br />
für Luftfahrttechnik der TU<br />
München ein Logistikkonzept<br />
für den Alpenraum entwickelt.<br />
Angesichts hoher Milliardenbeträge<br />
für die Untertunnelung der<br />
Alpen haben wir mit unserem<br />
Team einen Großfrachter mit 250<br />
Tonnen Nutzlast und ein Netz<br />
von ehemaligen Militärflughäfen<br />
im Alpenraum entwickelt, die als<br />
Frachthubs hätten dienen können.<br />
Leider hat bislang niemand<br />
dieses Logistikkonzept aufgegrif-<br />
[ Interview ] Axel Novak [ Fotos ] Thomas Dashuber<br />
Prof. DIeTer ScHMITT<br />
Praxis und Lehre<br />
■ Gestern: Der Maschinenbauer Prof. h.c.<br />
Dr.-Ing. Dr. h.c. Dieter Schmitt promovierte in<br />
Darmstadt zum Thema Flugmechanik und unterrichtete<br />
Luftfahrttechnik an der Technischen Universität<br />
München. Lange Jahre arbeitete er in der<br />
Industrie, zuletzt als Vice-President Future Project<br />
and Technology bei Airbus SAS in Toulouse.<br />
■ Morgen: Dem Bauhaus Luftfahrt steht Schmitt<br />
seit Dezember 2008 vor. Der Verein will als<br />
Ideenschmiede mit einem multidisziplinären<br />
Team von rund 40 Mitarbeitern tragfähige und<br />
innovative Zukunftslösungen für Flugreisen und<br />
den Lufttransport von morgen und übermorgen<br />
entwickeln.<br />
Interview<br />
fen und umgesetzt. Das Thema eines neuen europäischen<br />
Luftfrachtkonzeptes ist also nach wie vor offen.<br />
Die Luftfahrt gilt als ökologisch bedenklich: Wie kann die<br />
Branche umweltverträglicher werden?<br />
Man muss wissen, dass der Luftverkehr weltweit nur für<br />
einen geringen Anteil der Klima verändernden Gase verantwortlich<br />
ist. Und es gibt keine Unterschiede zwischen<br />
den Emissionen am Boden und in der Luft. Schadstoffe wie<br />
Brom, Fluor, Chlor in der Stratosphäre werden von Aktivitäten<br />
am Erdboden emittiert. Was wir uns wünschen, sind<br />
detaillierte Informationen der Atmosphärenforscher über<br />
die Effekte der Luftfahrt.<br />
Was ist denn technisch heute machbar?<br />
Mit den heute neu entwickelten Triebwerken sind Treibstoffeinsparungen<br />
von bis zu 20 Prozent möglich. Zudem<br />
werden Flugzeuge in Zukunft vermutlich langsamer und<br />
häufiger mit Propellerantrieb fliegen. Ein weiterer Punkt<br />
sind alternative Kraftstoffe. Denkbar ist die Umwandlung<br />
von Biomasse in kerosinähnliche Kraftstoffe. Derzeit gibt<br />
es aber auch vielversprechende Pilotprojekte mit Sonnenenergie.<br />
Nur sind die Flugzeuge für die nötigen Solarmodule<br />
noch nicht groß genug. Auch<br />
neue Materialien sind wichtig:<br />
Die Kohlefaserverbundstoffe<br />
(CFK) sparen gegenüber dem traditionell<br />
verwandten Aluminium<br />
fast ein Viertel des Gewichts.<br />
Diese Neuentwicklungen werden<br />
aber erst in vielen Jahren auf<br />
dem Markt sein. Das Flugzeug,<br />
das nur zwei Liter Treibstoff pro<br />
Passagier auf 100 Kilometer benötigt,<br />
fliegt vermutlich erst in<br />
zwanzig Jahren; das Ein-Liter-<br />
Flugzeug wird sicher noch einige<br />
Jahrzehnt mehr benötigen.<br />
Warum dauert das so lange?<br />
Ein Flugzeug ist ein sehr kom-<br />
><br />
Logistics | 25
Visionär: Der vom Bauhaus Luftfahrt<br />
konzipierte Claire Liner. Tragflächen und<br />
Antrieb sind besonders energieeffizient<br />
Foto: P.S.I.BONN/ullstein bild<br />
plexes Produkt. Ein neuer Typ verlangt von der Idee bis zur<br />
Marktreife 20 Jahre Entwicklung, die rund 10 Milliarden<br />
Euro kostet. Um diese Entwicklungskosten hereinzuholen,<br />
müssen Sie 150 bis 200 Maschinen verkaufen. Außerdem<br />
werden Flugzeuge eines Typs mindestens 20 Jahre lang gefertigt.<br />
Der A320 zum Beispiel wird seit 1988 und vermutlich<br />
noch weitere Jahrzehnte gebaut. Oder die Boeing 747,<br />
das ist eine Entwicklung aus den 60er Jahren, ist 1969 erstmals<br />
geflogen und wird – mit neuer Technik und neuen Materialien<br />
– noch weitere zehn Jahre verkauft werden.<br />
Also keine Anleihe bei den schnellen Produktionsprozessen zum<br />
Beispiel der Autoindustrie?<br />
Die Flugzeugindustrie ist ganz anders organisiert, weil die<br />
Stückzahlen viel kleiner sind. Früher ging man bei der Konstruktion<br />
eines Flugzeugs davon aus, dass maximal 500 Maschinen<br />
verkauft werden. Heute rechnet man bei Programmen<br />
vom Typ A350 oder Boeing 787 Dreamliner eher mit<br />
2 000 Flugzeugen. Doch die Branche nähert sich der Autoindustrie<br />
an. Der Verbundstoff CFK zum Beispiel erlaubt<br />
mehr Automatisierung als Metalle, die sehr personalintensiv<br />
verarbeitet werden. Zudem hat heute der Fertigungsprozess<br />
einen größeren Stellenwert bei der Entwicklung neuer<br />
Maschinen gewonnen. Doch auch wenn wir versuchen, die<br />
Fertigung zu beschleunigen, so ist das noch keine industrielle<br />
Massenproduktion wie beim Auto.<br />
Angesichts der Probleme beim A380 und beim Dreamliner:<br />
Beide hatten ja angekündigt, die Zahl der Zulieferer stark zu<br />
begrenzen. funktioniert das?<br />
Das ist schwierig, denn die Zulieferer sind in die Entwicklung<br />
von Flugzeugen eng eingebunden. Den beiden großen<br />
Flugzeugbauern Boeing und Airbus zum Beispiel stehen<br />
drei große Hersteller von Motoren gegenüber: General<br />
Electric, Rolls-Royce und Pratt & Whitney. Bei jeder Neukonstruktion<br />
versuchen Boeing oder Airbus, mindestens<br />
zwei dieser drei dabeizuhaben. Diese müssen garantieren,<br />
in einem bestimmten Zeitraum eine feste Anzahl von Modellen<br />
zur Verfügung zu stellen und möglicherweise weitere<br />
Entwicklungsschritte zu übernehmen. Die Zulieferer haben<br />
also enorme Kosten, die erst nach Jahren wieder reinkommen.<br />
Das bedeutet, dass nur sehr finanzkräftige Zulieferer<br />
eine Chance haben – das ist natürlich gerade in der aktuellen<br />
Finanzkrise ein Problem.<br />
Hinzu kommt, dass es viele Probleme zwischen den Zulieferern<br />
und ihren eigenen Zulieferern gibt. Früher haben<br />
die großen Hersteller über das Know-How im Haus verfügt,<br />
um solche Lieferketten zu kontrollieren. Heute haben sie<br />
diese Kompetenz an Zulieferer abgegeben. Deshalb könnte<br />
es für die Hersteller von Vorteil sein, Teile der Entwicklung<br />
und der Kontrollen in das Unternehmen zurückzuholen.<br />
fertigung: Neue Materialien beschleunigen den Bau von Flugzeugen<br />
Wie sind denn die chancen für neue Hersteller aus china oder<br />
russland?<br />
Unternehmen aus diesen Ländern können technisch gesehen<br />
Flugzeuge bauen. Aber sie müssen den Airlines auf<br />
dem Weltmarkt erst einmal garantieren, dass Probleme bei<br />
den Maschinen rasch und weltweit gelöst werden können.<br />
Das Flugzeug am Boden, das sogenannte AOG, müssen die<br />
Airlines unbedingt vermeiden. Für den Hersteller bedeutet<br />
das, ein weltweites Konzept für Ersatzteile zu entwickeln –<br />
und das treibt natürlich die Kosten am Anfang von Modellreihen<br />
hoch. Es wird also vermutlich noch ein bis zwei Jahrzehnte<br />
dauern, bis sich Produkte aus Russland und China<br />
am Weltmarkt durchsetzen.<br />
Gilt das auch für cargo-Maschinen?<br />
Cargo-Flugzeuge benötigen möglichst ein Front- oder Heckladetor,<br />
um effizient beladen zu werden, das können derzeit<br />
aber nur die Antonow und die Boeing B747, und bei der liegt<br />
es daran, dass sie für die militärische Anwendung entwickelt<br />
wurde. Aber das Frachtflugzeug der Zukunft ist noch<br />
nicht konstruiert. Wir haben beim Bauhaus Luftfahrt ein<br />
Konzept entworfen, den Claire Liner, der vor allem auch als<br />
Frachter denkbar ist. Es ist nicht primär das Ziel der großen<br />
Flugzeugbauer, einen Frachter zu konstruieren. Sie verkaufen<br />
lieber mehr Passagiermaschinen. Diese werden nach<br />
einigen Jahren Flugbetrieb umgerüstet und legen dann als<br />
Frachter eine zweite Karriere hin.<br />
www.bauhaus-luftfahrt.net<br />
Interview<br />
»Bei neuen Flugzeugtypen gehen Hersteller und<br />
Zulieferer jahrzehntelang in Vorleistung.«<br />
Logistics | 27
Foto: Stefan Freund<br />
Teamwork Luftfracht:<br />
Harry Langkand, Christian<br />
Oelschläger, Michael Imig,<br />
Guido Steinweg, Norbert<br />
Kölzer (v. l. n. r.) von<br />
<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> an der Ladeluke<br />
einer Boeing 747-400 auf dem<br />
Flughafen Frankfurt-Hahn<br />
Flight Operations:<br />
<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> in<br />
Frankfurt Hahn<br />
Luftfracht Lebt vom Tempo und von<br />
exzellenten Teams: So hat sich <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong><br />
weltweit unter die ersten drei Airfreight-<br />
Dienstleister vorgearbeitet<br />
■ Flight Operations in Frankfurt-Hahn: Dahinter stehen fünf Mitarbeiter,<br />
die an dem 120 km westlich von Frankfurt/Main gelegenen<br />
Airport für <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> tätig sind. „Wir sind der Inhouse-Luftfracht-Carrier<br />
von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong>“, sagt Christian Oelschläger. Der<br />
Leiter des Luftfracht-Europa-Hubs in Kelsterbach ist auch für die<br />
Flight Operations zuständig. Die eigenen Flüge ergänzen die konventionellen<br />
Flüge von europäischen Großflughäfen. „Wir organisieren<br />
keine Charterflüge, sondern planen Routen zwischen Asien,<br />
Europa und Nordamerika, die nach einem festen Flugplan bedient<br />
werden.“ Von Europa nach Asien und Nordamerika werden hauptsächlich<br />
Lederartikel, Kfz-Teile und pharmazeutische Erzeugnisse<br />
geflogen, aus Asien vorwiegend elektronische Waren wie Laptops<br />
oder Digitalkameras und Bekleidung. Für große Kunden, die auch<br />
zu Spitzenzeiten hohe Volumen versenden, sind die Flüge vorteilhaft.<br />
„Wir halten ganzjährig Kapazitäten für unsere Key Accounts<br />
vor, auch bei knappem Frachtraum“, sagt Oelschläger.<br />
Der Standort Frankfurt-Hahn ist wegen der möglichen Nachtflüge<br />
und der zentralen Lage in Europa ideal. Auch am Boden ist das<br />
Tempo hoch. „Eine voll beladene 747 kann in Hahn in vier Stunden<br />
ent- und wieder beladen werden und weiterfliegen.“ Seit 2003 ist<br />
<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> hier aktiv, seit 2004 leitet Oelschläger die Einheit.<br />
Jetzt steht er vor neuen Herausforderungen. Denn bisher ist die<br />
Luftfracht Jahr für Jahr stark gewachsen. In der aktuellen wirtschaftlichen<br />
Lage hat sich das Wachstum allerdings verlangsamt.<br />
Vor allem vor Weihnachten ist normalerweise Spitzenzeit. Die Ware<br />
staut sich in Hongkong und Schanghai, um rechtzeitig in den Geschäften<br />
in Europa und Nordamerika auszuliegen. 2008 jedoch<br />
stellte sich eine andere Lage dar: Der Markt war entspannt, es stand<br />
ausreichend Kapazität zur Verfügung. Angesichts rückläufiger<br />
Mengen muss nun <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> Anpassungen vornehmen. „Wir<br />
verhandeln bereits mit unseren Partner-Airlines, um unsere Kapazitäten<br />
den neuen Marktgegebenheiten anzupassen“, sagt Oelschläger.<br />
2009 wird auch in der Luftfracht ein sehr spannendes Jahr.<br />
People<br />
Logistics | 29
3 fragen an LILy wANG<br />
Doppelte Herausforderung<br />
Lily wang setzt sich in den USA für mehr Umweltschutz ein<br />
1<br />
Frau Wang, was machen Sie als Compliance<br />
Managerin für Qualitäts- und<br />
Umweltfragen bei <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong>?<br />
Ich habe im Oktober 2008 angefangen<br />
und arbeite in Freeport, New York.<br />
Dort überwache ich die Entwicklung<br />
des Umweltmanagement-Programms<br />
in Amerika. Vorher war ich Entwicklungsmanagerin<br />
für strategische<br />
Fragen, Übernahmen und Fusionen.<br />
2<br />
Jeder spricht über grüne Logistik.<br />
Worin liegt die Herausforderung?<br />
Umwelt-Engagement ist in Amerika<br />
eher freiwillig. Deshalb sind das<br />
Bewusstsein und die Technologien dafür<br />
weniger ausgeprägt als in Europa.<br />
Die meisten unserer Tätigkeiten sind<br />
ausgelagert, deshalb haben wir keine<br />
Kontrolle über diese Prozesse. Um zukünftig<br />
etwa unseren CO₂-Ausstoß zu<br />
30 | Logistics<br />
reduzieren, müssen wir Wege entwickeln,<br />
diese Prozesse zu beeinflussen.<br />
3 Hatten Sie schon Erfolg?<br />
<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> ist führend bei der<br />
Einhaltung von Umweltauflagen<br />
in Europa. Wir haben eigene<br />
Programme entwickelt, und unsere<br />
Investitionen in die Forschung sind<br />
enorm. Ich bin Teil einer weltweit<br />
vernetzten Organisation. Unser jüngstes<br />
Pilotprojekt zur Reduzierung von<br />
Emissionen von Seeschiffen war innovativ,<br />
ambitioniert und erfolgreich.<br />
Lily Wang fing bei <strong>DB</strong><br />
<strong>Schenker</strong> in China nach<br />
ihrem Studium an und ging<br />
1997 nach New york.<br />
Das internationale<br />
Frachtgeschäft hat sie auf<br />
vielen Stationen gelernt<br />
Karl Nutzinger im <strong>DB</strong><br />
<strong>Schenker</strong>-Terminal<br />
Frankfurt: „wir wollen<br />
die erfolgreiche Arbeit<br />
weiterführen.“<br />
Rückkehrer<br />
mit neuen<br />
Aufgaben<br />
■ „Der Kunde interessiert sich nicht<br />
dafür, wie wir organisiert sind. Er<br />
möchte eine integrierte Lösung für sein<br />
Problem.“ Karl Nutzingers Schlussfolgerung<br />
aus dieser Feststellung:<br />
„Wir brauchen bei <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> ein<br />
besseres Zusammenspiel, von dem<br />
der Kunde profitiert. Vor allem unsere<br />
multinationalen Kunden erwarten<br />
länderübergreifende Standards und<br />
Tarife.“ Und daran will der neue und<br />
zugleich alte <strong>Schenker</strong>ianer arbeiten.<br />
Nutzinger war zuletzt sechs Jahre<br />
lang bei der Konkurrenz tätig, ist jetzt<br />
aber zu <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> zurückgekehrt<br />
und sitzt seit November 2008 im<br />
Vorstand der <strong>Schenker</strong> AG in Essen.<br />
Er verantwortet das Ressort Landverkehre<br />
und die Region Europa. „In<br />
den vergangenen Jahren hat sich bei<br />
<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> viel verändert“, sagt<br />
Nutzinger. Umsatz und Volumen sind<br />
ebenso wie die geografische Abdeckung<br />
und das Produktportfolio stark<br />
gewachsen. „Das Geschäft ist komplexer<br />
geworden. Daher ist es natürlich<br />
wichtig, verkehrsträgerübergreifende<br />
Lösungen zu schaffen.“ Und das europaweit.<br />
„Ich will Europa als Ganzes<br />
betrachten“, sagt der gebürtige Bayer.<br />
Das bedeute ein stärkeres integriertes<br />
Auftreten. „In den Fachbereichen<br />
arbeiten wir mit den Kollegen gut<br />
zusammen.“ Auch die gegenwärtige<br />
Wirtschaftskrise macht dem gelernten<br />
Speditionskaufmann keine allzu großen<br />
Sorgen: „Diese Krise bietet auch<br />
große Chancen. Dazu gehört für uns,<br />
verstärkt Marktanteile zu gewinnen.“<br />
Fotos: Bernd Roselieb, Stefan Thomas Kroeger, <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> (2)<br />
Technologie<br />
für Menschen<br />
■ „Für uns steht der Mensch im Mittelpunkt,<br />
der auf technische Hilfe angewiesen<br />
ist“, sagt Thorsten Schmitt.<br />
„Deshalb ist die Verfügbarkeit der<br />
Artikel entscheidend. Erst dann<br />
denken wir an die Verbesserung des<br />
Lagerumschlags.“ Der 46-jährige<br />
Produktionstechniker ist als Chief<br />
Operating Officer oberster Logistiker<br />
beim deutschen Medizintechnik-Unternehmen<br />
Otto Bock: „Mein Bereich<br />
hält den Bauchladen zusammen“,<br />
sagt Schmitt lächelnd. Otto Bock,<br />
Technologie- und Weltmarktführer in<br />
Orthetik und Prothetik, kann 40 000<br />
verkaufsfähige Produkte liefern,<br />
binnen 24 Stunden in ganz Europa.<br />
25 000 Produkte sind im zentralen<br />
Logistikzentrum in Duderstadt in<br />
Deutschland vorrätig. Dabei muss jede<br />
Prothese den individuellen Erfordernissen<br />
des Kunden perfekt entsprechen.<br />
Allein bei Füßen gibt es linke<br />
und rechte in sechs Größen, mit jeweils<br />
unterschiedlichen dynamischen<br />
Eigenschaften und Farben. Rund<br />
200 der weltweit 3 730 Otto Bock-<br />
Mitarbeiter sind in der Logistik tätig.<br />
<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> übernimmt als Dienstleister<br />
den Transport der Waren. „Der<br />
hohe Qualitätsanspruch, den wir an<br />
unsere Produkte stellen, gilt ebenso<br />
für die Lieferprozesse“, sagt Schmitt.<br />
www.ottobock.de<br />
Brian Martin,<br />
Vice President<br />
für Sales und<br />
Marketing bei<br />
der <strong>Schenker</strong> of<br />
Canada Ltd.<br />
Thorsten Schmitt vor der Hightech-Prothese<br />
C-Leg, die weltweit<br />
mehr als 20 000 Menschen nutzen<br />
win-win-Situation in der Krise<br />
■ Es ist eine etwas zwiespältige Ehrung,<br />
kurz vor der weltweit größten Finanzkrise<br />
seit dem Zweiten Weltkrieg<br />
Topmanager zu werden. Doch Brian<br />
Martin, der Vice President Sales und<br />
Marketing von <strong>Schenker</strong> of Canada<br />
Ltd., sieht Handlungsspielraum für<br />
sich: „Unsere Kunden stehen stark<br />
unter Druck, weil die kanadische und<br />
die globale Wirtschaft leiden“, sagt<br />
Martin, der seit fünf Jahren bei <strong>DB</strong><br />
<strong>Schenker</strong> arbeitet. „Die Kunden versuchen,<br />
ihre Kosten zu reduzieren und<br />
strukturieren ihre Supply Chain um.“<br />
Es reiche daher nicht, einfach die<br />
Preise zu reduzieren, sagt Martin.<br />
Stattdessen haben er und seine<br />
People<br />
Kollegen eine Serie von Initiativen<br />
veranlasst und bieten jetzt „lösungsorientierte<br />
Pakete“ an. Zum Beispiel<br />
bündeln sie Warehousing oder Transloading<br />
über mehrere Verkehrsträger<br />
mit der Seefracht. „Das Ergebnis ist<br />
eine Win-win-Situation für unsere<br />
Kunden und für <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong>“, sagt<br />
Martin. „<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> kann auf die<br />
Gesamtkosten der Supply Chain einwirken<br />
und gleichzeitig das Endergebnis<br />
positiv gestalten.“ Mehr als 600<br />
Millionen Euro setzt <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> pro<br />
Jahr um und ist einer der führenden<br />
integrierten Logistikdienstleister<br />
Kanadas. Das Unternehmen unterhält<br />
40 Büros im ganzen Land.<br />
Logistics | 31
Himmels-Eskorte:<br />
Soldaten sichern ein<br />
Schiff, das für die UN<br />
Lebensmittel nach<br />
Mogadischu bringt<br />
Foto: Sven Torfinn/laif<br />
StörtebekerS<br />
erben im viSier<br />
Die Piraten vor Ostafrika gefährden den Welthandel. Nun<br />
schicken die Handelsnationen Kriegsschiffe. Doch nur an Land<br />
kann das Phänomen wirksam bekämpft werden<br />
[ Text ] Henning Sietz<br />
Vision<br />
Logistics | 33
Vision<br />
{ Pottengal Mukundan, Chef des International Maritime Bureau }<br />
»Wenn ein Schiff vergeblich angegriffen wurde,<br />
ist das eine wertvolle Information. Denn in dem<br />
Gebiet gibt es später meist weitere Angriffe.«<br />
Macht des Lärms: Schallkanonen sollen Angreifer in die Flucht<br />
schlagen – vorausgesetzt, sie werden rechtzeitig entdeckt<br />
SICHErHEIt<br />
7 Maßnahmen, um Piraten<br />
in die Flucht zu schlagen<br />
■ Blendscheinwerfer und Laserkanonen können nächtliche<br />
Angreifer irritieren, im Kegel der Scheinwerfer ist den Piraten<br />
das Überraschungsmoment genommen.<br />
■ Elektromagnetische Kanonen („Active Denial Systems“)<br />
setzen Angreifer durch Mikrowellen von 95 Gigahertz außer<br />
Gefecht. Die Hitzewirkung reicht über große Strecken.<br />
■ Infraschall-Kanonen erzeugen nicht hörbare, nicht<br />
stoppbare Vibrationen unter 20 Hertz, die große Distanzen<br />
überbrücken und selbst Schiffe und Gebäude durchdringen.<br />
Infraschall ruft Unwohlsein, Furcht und Panik hervor.<br />
■ Schallkanonen („Long Range Acoustic Device“) bestehen<br />
unter anderem aus einem runden Schirm, der wie ein Megafon<br />
benutzt werden kann. Die Kanonen erzeugen einen Lärm<br />
von 150 Dezibel, der über 500 Meter weit wirkt. Mit ihrer Hilfe<br />
soll Anfang November 2005 der Angriff auf das Kreuzfahrtschiff<br />
„Seabourn Spirit“ vor der somalischen Küste verhindert<br />
worden sein.<br />
■ Wasserkanonen („Water Jets“) fegen auf kurzen Distanzen<br />
Angreifer um und können den Moment des Enterns<br />
verhindern.<br />
■ Stromzäune werden in Höhe der Reling als blanke Drähte<br />
um das Schiff gespannt und unter 9 000 Volt Spannung gesetzt.<br />
Das System verhindert das Einhängen von Enterhaken.<br />
■ Schussfeste Sicherheitsräume bieten der Crew eines<br />
geenterten Frachters Schutz bis zum Eintreffen von Marineschiffen.<br />
34 | Logistics<br />
Hätte es jemand prophezeit, niemand hätte<br />
ihm geglaubt: Mitte November letzten<br />
Jahres entführten somalische Piraten<br />
eines der größten Schiffe weltweit, den<br />
Supertanker „Sirius Star“. Es war erstaunlich<br />
leicht, das 300 Meter lange Schiff mit<br />
seiner Ladung von 318 000 Tonnen Rohöl<br />
zu entern. In 15 Minuten war alles entschieden. Die schwer<br />
bewaffneten Seeräuber zwangen den Kapitän, die Küste Somalias<br />
anzulaufen, dort ging der Tanker mit seiner Ladung<br />
im Wert von 100 Millionen US-Dollar vor Anker. Dann traf<br />
bei der saudi-arabischen Reederei Aramco die Lösegeldforderung<br />
ein. 25 Millionen US-Doller wollten die Entführer<br />
haben.<br />
Die Nachricht schlug ein wie eine Bombe. Mit der Entführung<br />
der „Sirius Star“, dem bisher spektakulärsten Fall,<br />
trat die Piraterie in eine neue Dimension. Die Seeräuber<br />
operieren Hunderte Seemeilen vor der Küste, sie greifen<br />
größte Schiffe an, und sie fordern ruinöse Lösegelder. War<br />
das Seeräubertum bisher wie Nadelstiche gegen die Schifffahrtsindustrie,<br />
bedroht es vor der somalischen Küste und<br />
im Golf von Aden zwei internationale Schifffahrtswege – die<br />
mit rund 16 000 Schiffen im Jahr stark befahrene Sueskanal-<br />
Route, der wichtigste Seeweg überhaupt, und die Route der<br />
Öltanker vom Mittleren Osten um die Südspitze von Afrika<br />
in den Atlantik. Die somalische Piraterie hat eine neue Qualität<br />
erreicht. Sie bedroht den Welthandel.<br />
Piraterie ist ein typisches Phänomen der Dritten Welt und der<br />
Schwellenländer. Drei Schwerpunkte lassen sich beobachten:<br />
Nigeria, Somalia und Südostasien. Jedes dieser Gebiete<br />
hat seine eigenen Bedingungen und Gegebenheiten.<br />
In Nigeria konzentrieren sich die Piraten auf den Hafen<br />
der Hauptstadt Lagos samt Reede und auf die Ölförderanlagen<br />
vor der Küste. Zwischenzeitlich bekamen die nigerianischen<br />
Sicherheitskräfte die Lage scheinbar in den Griff,<br />
doch seit einigen Jahren nehmen die Angriffe wieder zu.<br />
Sicherheitsdienste bezeichnen die Lage als katastrophal. Internationale<br />
Ölkonzerne wie Shell, die in Nigeria Öl fördern,<br />
wollen sich aus dem Land zurückziehen, sie können nicht<br />
für die Sicherheit ihrer Mitarbeiter garantieren.<br />
Charakteristisch für die Piraterie Nigerias sind schnell<br />
ausgeführte Überfälle krimineller Banden, die die Schiffsmannschaften<br />
ausrauben und gelegentlich Personen zwecks<br />
Lösegelderpressung entführen. Auffällig ist, dass die Zahl<br />
der Überfälle immer dann stark zunahm, wenn Stammesfehden<br />
das innere Gefüge des Landes erschütterten. Entführungen<br />
von Schiffen samt der Besatzung kommen nicht vor,<br />
im Kern handelt es sich um Kleinkriminalität. Die Lage ist<br />
aber nicht hoffnungslos: Sobald es gelingt, die Sicherheitskräfte<br />
zu stärken, werden die Überfälle abnehmen.<br />
Fotos: atcsd, dpa (2), laif (2)<br />
Wendige Angreifer: Von kleinen Speedbooten aus attackieren die Piraten. Die nur scheinbar<br />
überlegenen Handelsschiffe haben kaum eine Chance, ihnen zu entkommen<br />
Fast positiv dagegen ist die Lage mittlerweile in Südost-<br />
und Ostasien. Noch in den späten neunziger Jahren war das<br />
Ostchinesische Meer Schauplatz höchst brutaler Überfälle<br />
chinesischer Banden, die die Schiffsbesatzungen entweder<br />
umbrachten oder in kleinen Booten auf offener See aussetzten.<br />
China konnte die Lage durch die Hinrichtung zahlreicher<br />
Täter entschärfen, unter denen auch hohe chinesische<br />
Beamte als Drahtzieher waren. In derselben Zeit war auch<br />
die Straße von Malakka der Schrecken der internationalen<br />
Schifffahrt, wo Schiffe geraubt und zwecks Ladungsdiebstahls<br />
mit falschen Dokumenten ausgestattet wurden. Hier<br />
konnten die Anrainerstaaten, allen voran Philippinen,<br />
Malaysia und Singapur, die gefährliche Lage durch ein lückenloses<br />
Verkehrsüberwachungssystem, Marinemanöver,<br />
Schiffskontrollen und nachrichtendienstliche Aufklärung<br />
entschärfen. Überfälle kommen jedoch immer noch vor.<br />
Die Piraterie vor Somalia hat vor allem seit August letzten Jahres<br />
stark zugenommen. Den Piraten kommt die Größe des<br />
Seegebietes zugute. Bei einer Küstenlinie von rund 3 000<br />
Kilometern ist das Gebiet etwa so groß wie Westeuropa. Die<br />
Bilanz des letzten Jahres: Bei rund 110 Angriffen wurden<br />
42 Schiffe samt Besatzung entführt. Die Gesamtsumme<br />
der gezahlten Lösegelder kennt niemand, die Schätzungen<br />
liegen zwischen 35 und 120 Millionen US-Dollar. Wie hoch<br />
auch immer die jeweils gezahlten Gelder sind, der entstandene<br />
Gesamtschaden liegt ein Vielfaches über diesem<br />
Betrag. Anfang Januar 2009 waren 14 Schiffe mit über<br />
240 Besatzungsmitgliedern in der Hand der Seeräuber.<br />
Meist nähern sie sich einem Schiff in mehreren Speedbooten<br />
und fordern, an Bord gelassen zu werden. Wird der<br />
Zugriff verweigert, beginnt der Beschuss mit Sturmgewehren<br />
und Panzerfäusten. Langsam fahrende Schiffe mit niedrigem<br />
Freibord, zum Beispiel voll beladene Öltanker, haben<br />
Entführt: Piraten kaperten im September<br />
2008 vor Somalia die ukrainische MV Faina<br />
Gegenschlag: Nach der Entführung der<br />
„Sirius Star“ begann die „Operation Atalanta“<br />
keine Chance. Nach dem Entern werden die Kabinen der<br />
Besatzungsmitglieder geplündert und der Safe des Schiffes<br />
geleert. Dann wird das gekaperte Schiff an die Küste gefahren,<br />
die Lösegeld-Verhandlungen beginnen, die sich mitunter<br />
über Monate hinziehen. Gezahlt wird in US-Dollar, und<br />
immer in kleinen Scheinen, was die Aufteilung auf die verschiedenen<br />
Sippen und Clans, die in die Piraterie investiert<br />
haben, erleichtert. Manche der Piratengruppen verfügen inzwischen<br />
über Geldzählautomaten. Das macht es einfacher.<br />
Trotz der dramatischen Lage konnten knapp zwei Drittel<br />
der angegriffenen Schiffe entkommen. Wichtigste Voraussetzung<br />
dafür ist ständige Aufmerksamkeit, was ganz<br />
praktisch das Aufstellen von Wachposten bedeutet, tagsüber<br />
und nachts, im Vorschiff und am Heck. Nur wenn ein<br />
Asiatische Freibeuter: Im Ostchinesischen Meer sind Piraten bis<br />
heute aktiv. China konnte die Zahl der Überfälle aber deutlich senken<br />
><br />
Logistics | 35
Vision<br />
OPErAtION AtALANtA<br />
„Für den Kommandeur<br />
ist das eine leidige Sache“<br />
Herr Professor Heintschel von Heinegg, kann die<br />
„Operation Atalanta“ die Piraterie beseitigen?<br />
Zunächst einmal: Dass wir einen Einsatz wie „Operation Atalanta“<br />
haben, ist eine tolle Sache. Das ist ein großer Schritt<br />
im Hinblick auf ein System kollektiver Sicherheit. „Atalanta“<br />
kann jedoch nur Symptome beseitigen, das Seegebiet ist zu<br />
groß. Das einzig Sichere wäre Geleitschutz für Schiffe. Das<br />
Problem der Piraten ist nur an Land zu lösen, man muss ihnen<br />
die Operationsbasis nehmen.<br />
Gibt es Einsatzregeln, was genau die Marinen tun dürfen?<br />
Die an „Atalanta“ beteiligten Nationen haben ihre Einsatzregeln,<br />
die „rules of engagement“. Darüber hinaus haben die<br />
beteiligten Länder eigene nationale Einsatzregeln und nationale<br />
Vorbehalte in Bezug auf bestimmte Einsätze. So denkt<br />
keiner der beteiligten Staaten ernsthaft daran, ein gekapertes<br />
Schiff freizukämpfen.<br />
Also verhalten sich die Nationen unterschiedlich?<br />
Absolut. Für den Kommandeur von „Atalanta“ ist das natürlich<br />
eine leidige Sache. Er muss schauen, was welche Einheit<br />
tun darf. Er kann bestimmte Nationen zu bestimmten<br />
Zwecken gar nicht einsetzen.<br />
Die Dänen haben gefangene Piraten während der Mission<br />
wieder freilassen müssen. Warum?<br />
Der Grund liegt im jeweiligen nationalen Recht. Auch<br />
Deutschland tut sich da schwer. Inzwischen gibt es bilaterale<br />
Vereinbarungen mit Kenia, Piraten zu verurteilen. Aber das<br />
macht kein Staat umsonst.<br />
Also ist jeder Fall anders.<br />
Ja, und das stellt die Effektivität von „Atalanta“ infrage. Das<br />
bedeutet, dass Piraten abschätzen können, welche Schiffe sie<br />
mehr fürchten müssen als andere.<br />
Angesichts der Entführungen musste man den Eindruck<br />
gewinnen, als ob Deutschland seine nationalen Interessen<br />
nicht kennen würde. Was war der Grund für das Zögern?<br />
Dahinter steht die überholte Auffassung, dass Auslandseinsätze<br />
der Bundeswehr nicht zulässig seien, sowie das<br />
Trennungsgebot: Die Bundeswehr könne keine polizeilichen<br />
Aufgaben übernehmen. Man meinte, Einsätze gegen Piraten<br />
seien eine Aufgabe der Polizei. Das Verteidigungsministerium,<br />
das Auswärtige Amt und das Justizministerium blockierten<br />
sich gegenseitig. Man brachte einen bunten Strauß von<br />
vermeintlich rechtlichen Bedenken vor. Den Ministerien fehlt<br />
das Verständnis für die Dimension, die Beamten denken so,<br />
als finde Piraterie an Land statt. Die juristische Auffassung ist<br />
jedoch klar: Das Trennungsgebot gilt nicht im Ausland.<br />
Wolff Heintschel von Heinegg ist Korvettenkapitän der Reserve<br />
und lehrt als Seerechtsexperte an der Rechtswissenschaftlichen<br />
Fakultät der EuropaUniversität Viadrina Frankfurt (Oder).<br />
36 | Logistics<br />
Angriff früh erkannt wird, kann der Schiffsführer reagieren:<br />
Er kann das Tempo erhöhen und versuchen, die Boote auszumanövrieren.<br />
Je schneller ein Schiff, desto größer das Risiko<br />
für die Angreifer. Bei bestimmten Geschwindigkeiten<br />
treten hohe Bugwellen auf, die ein Kapitän nutzen kann,<br />
die kleinen Speedboote zu bedrängen. Auch wenn das Schiff<br />
ein hohes Freibord hat, stehen die Chancen gut. Einige Besatzungen<br />
konnten Angriffe erfolgreich mit Löschkanonen<br />
abwehren, andere setzten Schallkanonen ein, die das Trommelfell<br />
der Piraten platzen lassen sollen.<br />
Wie hoch die wirkliche Zahl der angegriffenen Schiffe<br />
ist, weiß niemand. Um zu vermeiden, dass Versicherungen<br />
die Prämien erhöhen, melden nicht alle Reeder. Das sei ein<br />
großer Fehler, sagt Pottengal Mukundan, Chef des International<br />
Maritime Bureau (IMB), das Piraterie weltweit analysiert.<br />
„Die Tatsache, dass ein Schiff in einem bestimmten<br />
Gebiet erfolglos angegriffen wurde, ist eine wertvolle Information.<br />
Denn in demselben Gebiet gibt es meist kurz danach<br />
weitere Angriffe gegen Schiffe.“ Die Piraten operieren zum<br />
Teil bis zu 250 Seemeilen vor der somalischen Küste. Dazu<br />
brauchen sie Mutterschiffe als Stützpunkte, von denen aus<br />
sie in kleinen, schnellen Booten ihre Angriffe starten. Mukundan:<br />
„Man sollte sich auf diese Mutterschiffe konzentrieren<br />
und sie durchsuchen. Sind Waffen an Bord, handelt<br />
es sich um Piraten. Man sollte ihre Waffen vernichten, dann<br />
müssen sie an die Küste, um sich neu zu bewaffnen.“<br />
Die Piraten lernen schnell dazu. Bei jedem erfolgreichen Überfall<br />
konnten sie sich logistisch besser ausstatten. Gekaperte<br />
Schiffe werden geplündert, elektronische Geräte ausgebaut.<br />
So erfahren die Banden mithilfe des Automatischen Identifikationssystems<br />
AIS die wichtigsten Daten vorbeifahrender<br />
Schiffe: Schiffsnamen, Größe, Flaggenstaat, Ziel,<br />
Kurs, Geschwindigkeit und Ladung. Und das bei Schiffen,<br />
die jenseits des Horizonts fahren. Weitere nützliche Mittel<br />
Fotos: dpa, laif (2) Grafik: KircherBurkhardt Infografik<br />
{ Pottengal Mukundan }<br />
»Man sollte die Mutterschiffe durchsuchen.<br />
Sind Waffen an Bord, handelt es sich um<br />
Piraten, und man sollte die Waffen vernichten.«<br />
sind die Satnavs, Navigationsgeräte, die die günstigste Route<br />
berechnen. Jeder Schiffsführer nutzt sie, um Treibstoff zu<br />
sparen. So fahren die Frachter wie auf einer Perlenschnur<br />
aufgereiht immer dieselben Strecken. Genau dort liegen die<br />
Mutterschiffe auf der Lauer.<br />
Lange Zeit zögerten die westlichen Staaten, entschieden gegen<br />
die Piraten vorzugehen. Dabei erlauben nationale und internationale<br />
Gesetze härtere Einsätze gegen Piraten, sagen<br />
Seerechtler. Allein es fehlte der politische Wille. Die Wende<br />
kam mit der Entführung der „Sirius Star“. Deutlicher als<br />
frühere Überfälle zeigte der Angriff die Verwundbarkeit des<br />
AFRIKA<br />
ÄTHIOPIEN<br />
KENIA<br />
Mogadischu<br />
JEMEN<br />
Golf von Aden<br />
SOMALIA<br />
Eyl<br />
Indischer Ozean<br />
Auf Patrouille: Ein deutscher<br />
MarineSoldat beobachtet die<br />
Küste Dschibutis<br />
„AtALANtA“-EINSAtZ vOr SOMALIA<br />
Spezialtruppen<br />
1 Versorgungsschiff<br />
3 Fregatten<br />
250 km<br />
3 Aufklärungsflugzeuge<br />
N<br />
Festgesetzt: Ein Soldat bewacht vor einem Gefängnis in Somalia<br />
inhaftierte Piraten. Ihre Zukunft in dem instabilen Land ist ungewiss<br />
Auf dem trockenen: Gefangene Piraten in Somalia<br />
Welthandels auf. Reeder, die auf alternative Routen ausweichen,<br />
müssen bei einer um 20 Tage längeren Fahrt von Asien<br />
nach Europa pro Strecke mit Mehrkosten von 2,3 Millionen<br />
Euro rechnen, wie der Verband Deutscher Reeder erklärt.<br />
Mittlerweile hat die EU eine militärische Mission begonnen:<br />
„Operation Atalanta“, die erste maritime Operation der<br />
Union. Mussten die Schiffe der NATO im Indischen Ozean<br />
bisher fast tatenlos zusehen, wie Piraten mit gekaperten<br />
Frachtern davonfuhren, können Piratenschiffe nun geentert<br />
und versenkt werden. Es liegt auf der Hand, dass in einem<br />
Seegebiet der Größe Westeuropas sechs Fregatten und<br />
Zerstörer, wenngleich durch Hubschrauber und Aufklärungsflugzeuge<br />
unterstützt, einen schweren Stand haben.<br />
Die Lösung liegt auf dem Land. Politiker fordern, die<br />
Operation auf Somalia auszuweiten. Nur wenn sich die<br />
Piraten nicht mehr in einem rechtsfreien Raum bewegten<br />
und Kenia und Jemen ihre Küsten konsequent bewachten,<br />
könne man die Lage befrieden. Unvergessen sind allerdings<br />
die Erfahrungen der USA, die bei dem Einmarsch in Somalia<br />
1994 eine herbe Niederlage erlitten.<br />
Den Piraten indes, die den Supertanker „Sirius Star“ enterten<br />
und nach millionenschwerem Lösegeld wieder freigaben,<br />
hat ihre Beute kein Glück gebracht. Einige von ihnen<br />
ertranken, als ihr Schnellboot unter der Last geplünderter<br />
Gegenstände in der rauen See kenterten. ■<br />
www.icc-deutschland.de<br />
Logistics | 37
Eingetaktet:<br />
Wöchentlich fahren<br />
für <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> rund<br />
32 000 Lastwagen im<br />
Stückgut-Linienverkehr<br />
durch ganz Europa<br />
38 | Logistics<br />
[ Text ] Hans Borchert [ Fotos ] Heiner Müller-Elsner<br />
Vision<br />
logistische<br />
kettenreaktion<br />
<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> verknüpft globale Warenwelten und kombiniert die<br />
Verkehrsträger zu Lande, zu Wasser und in der Luft. Lückenlose<br />
Logistikketten von Tür zu Tür laufen über ein schnelles und effizientes<br />
Netzwerk – mit 2 000 Standorten in 130 Ländern<br />
Logistics | 39
EWS stand für die größte britische Güterbahn. Jetzt<br />
ist sie ein Pfeiler im Netzwerk von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> in UK<br />
Tunnelfahrt: Lokführer Martin Kinnear fährt Güterzüge unterm<br />
Ärmelkanal von England nach Frankreich und umgekehrt<br />
40 | Logistics<br />
Manchester: Im<br />
Hintergrund leuchtet<br />
das Fußballstadion,<br />
vorne werden im Old<br />
Trafford Terminal von<br />
<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> Container<br />
umgeschlagen<br />
Kohlezüge: Täglich rollen schwerst beladene <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong>-Waggons mit<br />
Brennstoff aus Häfen und Minen in die britischen Kraftwerke<br />
Foto: Nicole Maskus<br />
Es ist ein Elend mit dem<br />
Wetter auf der Insel.<br />
Über Dollands Moor<br />
hängen schwere, dunkle<br />
Regenwolken. Seit<br />
Stunden nieselt es<br />
schon, aber jetzt nimmt<br />
ein ausgewachsener Sturm Anlauf auf<br />
den Rangierbahnhof der Kanalstadt<br />
Folkestone. „Zeit für die Sonnenbank“,<br />
witzelt der Lokomotivführer<br />
Martin Kinnear und verabschiedet<br />
sich schleunigst gen Frankreich.<br />
Fünfzig Kilometer sind nicht die<br />
Welt, aber in seinem Job machen sie<br />
oft den Unterschied zwischen wasserfestem<br />
Anorak und dünner Sommerjacke.<br />
In Coquelles nahe Calais, wo er<br />
nach knapp 45-minütiger Fahrt das<br />
Nachbarland erreicht, verwöhnt ihn<br />
schließlich ein blitzblank blauer Himmel.<br />
Das ist zwar nicht gerecht, aber<br />
„c’est la vie“. Sagen jedenfalls seine<br />
französischen Kollegen.<br />
Martin Kinnear, 31, ist so etwas wie<br />
der klassische Grenzgänger unserer<br />
Tage. Sein Fahrplan sieht ihn in stetem<br />
Weltenwechsel, denn mehrmals<br />
täglich donnert er mit Tempo 100 und<br />
in tiefster Dunkelheit durch die Betonröhren<br />
des Eurotunnels, vierzig Meter<br />
unter dem Ärmelkanal verlaufend. Er<br />
überführt dabei bis zu 730 Meter lange<br />
Güterzüge vom Reich ihrer Majestät<br />
in die Republik des Nicolas Sarkozy.<br />
Kinnear ist zwar Brite, auch steuert<br />
er eine britische Class 92 E-Lok. Aber<br />
wahr ist ebenso: Seine Arbeit versieht<br />
er als Mitarbeiter und im Dienst von<br />
<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong>.<br />
Eine ungewöhnliche Geschichte,<br />
und man fragt sich natürlich: Wie<br />
kommt es zu dieser Konstellation?<br />
Drei Buchstaben sind Teil der Erklärung.<br />
Sie lauten EWS und standen<br />
bis Ende 2008 für Britanniens größte<br />
Güterbahn English Welsh & Scottish<br />
Railway Ltd. Das Unternehmen wurde<br />
zu Beginn 2008 von der Deutschen<br />
Bahn erworben und bildet seitdem<br />
den westlichsten Pfeiler im Schienengüterverkehrsnetz<br />
des Konzerns.<br />
Unter geändertem Namen allerdings,<br />
denn geführt wird die ehemalige EWS<br />
neuerdings als <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> Rail (UK)<br />
Ltd. mit Zusatz Region West. Die geografische<br />
Adressierung macht dabei<br />
deutlich: Im Denken der Güterbahner<br />
geht es längst nicht mehr allein um<br />
Nationen. Es geht um die Betrachtung<br />
ganz Europas.<br />
Netzwerk: <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> ist Partner des britischen Infrastrukturbetreibers Network Rail<br />
Das ist in vielen Facetten neu und ist,<br />
wie es Dr. Klaus Kremper nennt, „ein<br />
weiterer Baustein unserer Entwicklungsstrategie,<br />
die ganz viele Aktivitäten<br />
auch dort vorsieht, wo wir mit unseren<br />
Partnern gar keine gemeinsamen<br />
Grenzen haben. Wir bauen eben ein<br />
großes europäisches Netzwerk auf.“<br />
Kremper ist Chef von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong><br />
Rail. Anhand einer Europakarte, die<br />
an seiner Mainzer Bürowand hängt,<br />
erläutert er das Konzept der neu eingeführten<br />
Organisationsstruktur im<br />
internationalen Geschäftsfeld des<br />
Schienengüterverkehrs. Dabei heißt<br />
es Abschied nehmen vom altvertrauten<br />
Vokabular, denn es gibt na-<br />
mentlich kein Railion mehr und auch<br />
kein <strong>DB</strong> Cargo. Alles gliedert sich<br />
seit Anfang 2009 unter der Europagesellschaft<br />
<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> Rail in fünf<br />
Einheiten, die heißen Region West,<br />
Central und East sowie Intermodal<br />
und Automotive. „Darüber, gleichsam<br />
Vision<br />
als verbindendes Element, agiert ein<br />
Europavertrieb, der Kunden auf Regionen<br />
übergreifender Ebene betreut<br />
und unsere Produkte auf den langen<br />
Strecken aus einer Hand vermarktet“,<br />
sagt Kremper und präzisiert das<br />
„pionierhafte“ Vorhaben noch weiter.<br />
„Was in seiner Region fährt, verantwortet<br />
die Region weiterhin. Interregionale<br />
Züge dagegen werden von Planung<br />
über Durchführung bis hin zur<br />
Laufüberwachung von unserem neuen<br />
Network Management geführt.“<br />
Zwei ausgebreitete Arme reichen kaum,<br />
um das Netzwerk mit seinen Korridore<br />
genannten Hauptverkehrsachsen, mit<br />
{ Dr. Klaus Kremper, CEO <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> Rail }<br />
»Wir bauen im Schienengüterverkehr<br />
ein<br />
großes europäisches<br />
Netzwerk auf.«<br />
seinen Niederlassungen, Stützpunkten<br />
und Anbindungen zu kooperierenden<br />
Partnerbahnen auf der mit Fähnchen<br />
bestückten Wandkarte aufzuzeigen.<br />
Dabei hat der 1,91 Meter große<br />
Klaus Kremper schon eine ordentliche<br />
Spannweite. Unter seiner Regie fahren<br />
><br />
Logistics | 41
Vision Vision<br />
Züge der Region West von Thurso im<br />
höchsten Norden Schottlands bis tief<br />
in den Süden der iberischen Halbinsel.<br />
Nach Lissabon in Portugal, nach<br />
Madrid und Sevilla in Spanien. Fahren<br />
in der Region Central von Lappland<br />
bis zur Stiefelspitze Italiens. Verkehren<br />
ebenso in West-Ost-Richtung von<br />
Rotterdam bis Polen, vom Hamburger<br />
Hafen verteilt in alle Ecken Europas,<br />
verkehren in der Region East über den<br />
Balkan hinweg bis nach Istanbul.<br />
Die Betreuung der Kunden findet<br />
dabei weiter nach Branchen und<br />
Marktbereichen statt, wird aber auf<br />
europaweiter Ebene mit dem Wort<br />
„Industriesektoren“ abgebildet. Stahl<br />
und sein weltgrößter Konzern Arcelor<br />
Mittal wären dafür ein Beispiel. VW<br />
oder Opel im Bereich Automotive.<br />
Ge samthafte Beratung nennt sich solche<br />
Art Betreuung im neuen Jargon<br />
der Güterbahner, und Kremper weiß:<br />
„Aus der rein deutschen Perspektive<br />
kann man solche Geschäfte nicht<br />
mehr betrachten. Wir wollen unserer<br />
Klientel vermitteln, dass wir ein<br />
Europa-Unternehmen sind, welches<br />
Verkehrslösungen überall in seinem<br />
kontinentalen Netzwerk anbietet,<br />
sei es in Rumänien, Finnland oder<br />
Spanien.“ Dazu sind Kapazitätsausgleich<br />
und Ressourcenmanagement<br />
weitere Stichworte. Lokomotiven und<br />
Wagen werden nur noch zentral eingekauft<br />
und über einen sogenannten<br />
Europa-Pool gesteuert. „Es gibt 300<br />
Gattungen von Güterwaggons, und es<br />
mag nun passieren, dass der eine oder<br />
andere Typ von Wagen in der Region<br />
Central knapp ist, in West aber gerade<br />
nicht gebraucht wird. Dann lässt sich<br />
europaweit ein Ausgleich organisieren“,<br />
sagt Kremper und verspricht<br />
mehr Effizienz, schlankere Strukturen,<br />
schnellere Geschäftsanbahnung<br />
und -abwicklung, auch mehr Ertrag.<br />
Die Akquisition von EWS war nicht<br />
Schlussstein in der neuen Organisationsmatrix.<br />
Allerdings war sie ein Türöffner<br />
für das gesamte Terrain Westeuropa.<br />
Mit ihr gelang der Deutschen<br />
Bahn nämlich endlich der Sprung nach<br />
Frankreich, wo die ehemalige EWS mit<br />
ihrer Tochtergesellschaft Euro Cargo<br />
Rail sämtliche Schienenverkehrszulassungen<br />
besitzt und schon über<br />
1 000 Mitarbeiter beschäftigt.<br />
„Unser Marktanteil dort beläuft sich<br />
mittlerweile schon auf fünf Prozent“,<br />
freut sich Kremper. Die französische<br />
Staatsbahn SNCF amüsiert das<br />
nicht unbedingt, dennoch bemühen<br />
sich die Dauerrivalen <strong>DB</strong> und SNCF<br />
um ein verträgliches Auskommen.<br />
„Coopetition“ lautet dazu Krempers<br />
Sprachschöpfung, was bedeutet: „Wir<br />
kooperieren mit der SNCF und treten<br />
zugleich in den Wettbewerb (competition)<br />
miteinander. Gleiches gilt übri-<br />
An der Zukunft bauen:<br />
<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong>-Mitarbeiter<br />
Ingo Klöpper (l.)<br />
und Rahul Krishnan im<br />
Hafen von Dubai<br />
gens für unser Verhältnis mit der polnischen<br />
Staatsbahn PKP. Ende Januar<br />
haben wir die größte polnische private<br />
Güterbahn PCC gekauft.“<br />
Aber zurück in den weniger abstrakten<br />
Alltag, zu Martin Kinnear.<br />
Dem Lokführer an der Schnittstelle<br />
von Inselreich und Festland sind solche<br />
strategischen Feinheiten weniger<br />
wichtig. Er knüpft daran nur seinen<br />
brennenden Wunsch, einmal weiter<br />
fahren zu dürfen als nur nach Folkestone<br />
oder Coquelles. Ginge es nach<br />
ihm, er wäre längst am Stück europaweit<br />
unterwegs. „Völlig egal in welche<br />
Richtung“, sagt er. „Ob nun nach London<br />
oder nach Paris. Das wäre mein<br />
Traum.“<br />
{ Jaqueline Rosenberg, <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> Rail (UK) }<br />
»Unsere individuellen<br />
Transportlösungen<br />
sind preislich und<br />
zeitlich vorteilhaft.«<br />
Lokomotiv- und Fahrzeugführerwechsel<br />
sind allerdings im Güterverkehr<br />
noch immer die Regel. Zu unterschiedlich<br />
sind Betriebsvorschriften<br />
sowie Leit- und Sicherungssysteme<br />
der verschiedenen europäischen Bahnsysteme.<br />
Daran ändert auch der vermehrte<br />
Einsatz von Mehrsystem-Zugmaschinen<br />
nichts. Dennoch fahren<br />
schon jetzt durchgehende Einheiten<br />
etwa vom Cargo Terminal Old Trafford<br />
Park, gelegen in Sichtweite der<br />
berühmten Heimstatt von Manchester<br />
United, direkt nach Mailand, nach<br />
Duisburg, auch nach Nordspanien und<br />
regelmäßig nach Belgien.<br />
Jaqueline Rosenberg, die dortige<br />
Group Commercial Managerin, setzt<br />
solche Verbindungen aufs Gleis, indem<br />
sie zuerst die Marktbedürfnisse<br />
auslotet und hernach Kunden gezielt<br />
für ein eigens durchgeplantes Produkt<br />
akquiriert. „Das Spiel heißt: Wie baue<br />
ich mir einen Zug“, sagt die forsche<br />
Deutsche.<br />
Rein geschäftlich betrachtet<br />
hat Jaqueline Rosenberg mit ihrem<br />
Team die Zugzahl von England auf<br />
das europäische Festland in zwölf<br />
Monaten fast verdoppelt, und sie<br />
stößt bei ihrem Bemühen um weitere<br />
Verkehre bei der Industrie auf ><br />
Foto: J. Rosenberg<br />
Seit Jahren gehört ein weltweit gespanntes<br />
Netzwerk zum Tagesgeschäft von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong><br />
Dubai: <strong>DB</strong>-Logistiker Christian Fazekas (l.) und Franz Herbst an der<br />
Trasse der Stadtbahn im Schatten des Wahrzeichens Burj Dubai<br />
Mobiler Luxus: Viele<br />
teure Fahrzeuge aus<br />
Übersee werden nach<br />
Dubai eingeflogen<br />
Megahub: Dubais Hafen ist ein wichtiger Umschlagplatz. Hier starten<br />
die <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> Sky-Transporte nach Asien, Europa und in die USA
Solution<br />
Premiere: Chinas größter Bau maschinenkonzern<br />
Sany nutzt die von<br />
der Messe München ausgerichtete<br />
„bauma“ in Schanghai zur Präsentation<br />
seiner neusten Maschinen<br />
die globalen<br />
Messediener<br />
Vom Superbagger bis zum 1000-Tonnen-Kran: Wer<br />
Produkte ausstellen möchte, der vertraut bei der Logistik<br />
am besten den Spezialisten von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong><br />
[ Text ] Hans Borchart [ Fotos ] Heiner Müller-Elsner<br />
Logistics | 47
Solution<br />
Deutschland ist Messe-Weltmeister. An jedem<br />
wichtigen Standort ist <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> vertreten<br />
Helm ist Pflicht: In der Aufbauphase öffnen sich morgens um neun Uhr<br />
die Messetore für Hunderte von Standbauern<br />
Alles im Griff: Exakte Pläne helfen Harald Brandl (Mitte), Bernhard<br />
Gilke, Stefan Becker, Klaus Fritz, Peter Geyer und Daxing Chen (v. l.)<br />
Diese Messe ist der Gipfel. Man frage, wen<br />
man will. Das höchste der Gefühle ist die<br />
bauma. Und da komme jetzt keiner mit<br />
IAA oder ispo, der boot, der CeBIT. „Wenn<br />
Messe, dann bauma“. Sagt mit einem<br />
Augenzwinkern Harald Brandl, 51, von<br />
<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> fairs in München, und Brandl<br />
kennt sich aus. Er ist seit 25 Jahren Messediener und die bauma<br />
ist seine Königin. „Sie waren noch nie da? Dann wird es<br />
aber allerhöchste Zeit.“<br />
Der Empfang im November 2008 ist majestätisch, jede<br />
Menge Kräne stehen Spalier, Kräne und noch mehr Kräne.<br />
Alles da und nach wochenlanger Arbeit und nahezu einjähriger<br />
Planung an seinem Platz. Im Fernen Osten allerdings<br />
und nicht in München. Chinas bauma ist nämlich auf dem<br />
Gelände des Shanghai New International Expo Center<br />
(SNIEC) seit 2002 die kleine Schwester von der großen bauma.<br />
Wobei klein relativ ist. Es sei denn, man hält 210 000<br />
voll gestellte Quadratmeter für einen Pappenstiel. Stolze<br />
500 000 Quadratmeter zählt freilich alle drei Jahre München<br />
und entsprechend lang ist dort der so offizielle Name:<br />
Internationale Fachmesse für Baumaschinen, Baustoffmaschinen,<br />
Bergbaumaschinen, Baufahrzeuge und Baugeräte.<br />
Klingt schwergewichtig, klingt nach Spezialtransporten<br />
und logistischem Kraftakt. Ist auch so: Es gibt keinen<br />
größeren Laufsteg für Gittermast-, Teleskop-, Raupen-<br />
und Mobilbaukrane. Für Hydroseilbagger, für haushohe<br />
Mischanlagen. Für Automobile, Betonpumpen und Bulldozer<br />
und Baufahrstühle und Verdichter. Für Rohrleger,<br />
Rad lader, für Rammgeräte. Ein echter Klassiker des Messegeschäfts<br />
sozusagen und damit genau das Richtige für<br />
Experten und Alleskönner vom Kaliber eines Harald<br />
Brandl. Den Mann bringt nichts aus der Ruhe – auch im<br />
fernen China nicht.<br />
Schließlich kennt und mag Brandl seine chinesischen<br />
Gastgeber. Schon 1981 war er im Reich der Mitte. Und wenn<br />
er aus jener Zeit erzählt, wünscht man sich eine Schulklasse<br />
herbei. Es ist Geschichtsunterricht aus erster Hand von Mao<br />
über die „Viererbande“ bis hin zu Deng Xiaoping. Dem kleinen<br />
Mann, der ohne ein Parteiamt zu bekleiden alle Macht<br />
innehatte, verdankt das moderne China sein Gesicht. Kaum<br />
vorstellbar die Entwicklung zur neuen Wirtschaftsmacht<br />
und „Werkbank der Welt“ ohne seine „Drei Schritte Theorie“<br />
und die damit verbundene Öffnung gen Westen. Nicht<br />
viele können heute sagen: Ich war dabei! Der Brandl Harald<br />
schon. Die Plastic Machinery Fair, kurz genannt China Plas,<br />
sah 1983 ihren ersten Messeauftritt in Peking. Zu zweit, erinnert<br />
sich der in Landsberg am Lech geborene Oberbayer,<br />
habe man als Münchner Abordnung die ganze Logistik gesteuert.<br />
Angebote schreiben, den Auf- und Abbau, „selbst<br />
das Gabelstapler fahren“.<br />
Pionierzeiten waren das. Die <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> Statthalter<br />
nutzten ihre Hotelzimmer als Büro und den Geschäftsver-<br />
Drang nach oben: Tagelang montieren Arbeiter die gigantischen Kräne. Der Sany-Kran im Vordergrund war später die Messeattraktion<br />
mittler spielte noch der bayerische Landesvater, Franz Josef<br />
Strauß höchstpersönlich. Brandl selbst blieb aus jenen ersten<br />
Tagen und bis heute ein chinesisches Schriftzeichen als<br />
Talisman. Es hängt an einer Halskette und verheißt „Double<br />
Happiness“. Was bedeutet: gute Gesundheit und ein langes<br />
Leben. Beides kann man gut gebrauchen, gerade in diesem<br />
Job. Messediener, das lernt sich schnell, sind ein weit gereistes,<br />
von Klima und Zeitzonenwechsel arg gebeuteltes Völkchen.<br />
Die treibt es nur so um den Erdball. Von der Detroit<br />
oder Toronto Motorshow zur Intersolar nach San Francisco,<br />
der Analytica in Vietnam, zur GTS in Bangkok, der Industry<br />
Expo nach Bratislava oder eben, so wie Brandl und seine<br />
Truppe, zur bauma der chinesischen Munich Trade Fairs<br />
Co., Ltd. Shanghai.<br />
Zugleich sind Messediener aber auch ganz bodenständige<br />
Leute mit festem Wurzelwerk und einer echten Heimatbasis.<br />
Das sind bei <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> fairs die großen Messeplätze<br />
des Messe-Weltmeisters Deutschland. Und davon gibt es<br />
reichlich. Ob nun in Köln, Düsseldorf, Berlin, Hannover,<br />
München oder an anderen Messeplätzen, im Auftrag der<br />
jeweiligen Hausherren kümmert man sich mal alleine, mal<br />
im Schulterschluss mit Wettbewerbern um den Alltag hinter<br />
den Kulissen. Und das mit großem Stolz: „Wir sind noch<br />
echte Vollspediteure, die das Geschäft von A bis Z ausüben,<br />
und zwar die ganze Palette von Luft- und Seefracht über<br />
Land- und Schwertransporte mit Lkw, mit Bahn sowie allen<br />
Nebengeräuschen wie Lagerlogistik und Verzollung.“ Sagt<br />
Roland Kreitmayr, seines Zeichens Leiter der Münchner<br />
Messe-Geschäftsstelle der <strong>Schenker</strong> Deutschland AG und<br />
damit Boss von Brandl. Auch er ist ein altgedienter Fahrensmann,<br />
im Gegensatz zu seinem Projektleiter, aber von<br />
schmaler, fast drahtiger Statur. „Carpe diem“ ist Kreitmayrs<br />
Wahlspruch. Nutze den Tag. So steht es in großen Lettern<br />
an seiner Bürowand und so definiert sich für ihn auch das<br />
Wesen des eigenen Berufsstands. „Schnell musst du sein,<br />
präzise und pünktlich, dazu flexibel und immer ganz nah<br />
beim Kunden.“<br />
Zusatz: allzeit bereit. Denn Messe ist immer irgendwo,<br />
überhaupt ist nach der Messe vor der Messe und also tanzen<br />
die Damen und Herren jeder <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> fairs-Dependance<br />
nie auf einer, sondern immer auf ganz vielen Hochzeiten.<br />
Schauplatz Messe München International, der Stammplatz<br />
der bauma. Gerade gehen Golf Europe 2008 und Expo<br />
Real zu Ende, es kündigen sich schon Systems an sowie die<br />
53. Kunstmesse und all das hält den Kollegen Georg Gartner,<br />
45, und sein Team mächtig auf Trab. „Leute“, sagt der Leiter<br />
Messeservice fröhlich, „um 16 Uhr ist Lagebesprechung.<br />
Wir haben 60 Fahrer für den Abbau Expo Real geordert und<br />
ab 18 Uhr gehen dort die Hallentore auf. Wenn euch also euer<br />
Leben lieb ist, geht besser zur Seite und aus dem Weg.“<br />
Von wegen Scherz. Es ist sein schierer Ernst. Punkt<br />
sechs und ab geht die Post. Vernehmbares Dieselaggregatbrummen<br />
und schon karriolt alles wie wild durcheinander.<br />
><br />
Logistics | 49
Solution<br />
<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> ist in<br />
Schanghai alleiniger<br />
Platzspediteur und<br />
handelt im Auftrag<br />
der Messe München<br />
International<br />
Im Lande Liliput: Einige Hersteller begnügen sich auf der Messe mit<br />
Plastikmodellen im Spielzeugformat<br />
Schafft eingelagertes Leer- oder Vollgut vor die Hallen, erledigt<br />
Express-Aufträge, stapelt Stückgutsendungen. Drinnen<br />
in den Hallen B 2, B 3, B 4 hämmert es nicht mehr, wie<br />
zuvor beim Aufbau, sondern es kracht nur noch. Die Standbauer<br />
kennen keine Gnade mit ihren kunstvoll errichteten,<br />
zuweilen mehrstöckigen Messebauwerken. Sie reißen raus,<br />
reißen nieder, schmeißen weg. Zuerst Bodenbeläge und Teppichware,<br />
danach das gesamte Interieur. Freie Fahrt jetzt für<br />
Gartners schwere bis zu sechs Tonnen Traglast-Stapler. Da<br />
sind sie auch schon, die Herren Huber und Schindlbeck, der<br />
Bognar Rudi, Babczyk Heinz, der Riyat Kerey und wie sie<br />
noch alle heißen, diese Vollblut-Messepiloten.<br />
Selbst die kühnsten Architektenträume zerbröseln<br />
nun schnell zu Schutt und Müll. Oder treten, sorgsam verpackt<br />
in sogenannten Flight Cases, wieder ihre Reise in die<br />
Heimat an.<br />
Mitten in all dem Abbau-Gewühle hockt Dieter Beck, 45, auf<br />
seinem Fahrrad und gibt den Dirigenten. Man nennt ihn<br />
Hallendisponent, denn er schaut überall nach dem Rechten.<br />
„Das mit dem Laufen habe ich mir auf der Messe abgewöhnt“,<br />
sagt er. „Wenn ich in A 6 bin, fragen die garantiert<br />
in B 1 nach mir und das summiert sich zu Kilometern.“ Also<br />
Perspektivwechsel: Blick<br />
aus 55 Meter Höhe auf<br />
den Stand des deutschen<br />
Liebherr-Konzerns<br />
tritt er in die Pedale. 44 Tonnen Vollgut harren diesmal ihres<br />
Abtransports. Das System ist einfach: Was fertig bezettelt<br />
oder beschriftet dasteht, wird abgefahren.<br />
Erst dann sind die Kisten und Kästen in <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong><br />
Obhut. Jeder Gabelstapler trägt aus Haftungsgründen eine<br />
Nummer und abgerechnet wird am Ende nach Messetarif.<br />
„Bei uns“, erklärt Georg Gartner, „macht den Erfolg<br />
die individuelle Leistung.“ Jeder Handgriff zählt. Ebenso<br />
der Einsatz von Maschinen, ihre gefahrenen Kilometer, jede<br />
angebrochene Stunde Arbeitszeit sowie die Fläche zur<br />
Zwischenlagerung.<br />
Dabei hat jede Veranstaltung ihre eigenen Gesetze und<br />
ihren eigenen Reiz. Die Expo Real etwa hat einen hohen An-<br />
teil an Luftfrachtaufkommen, bei anderen Events dominieren<br />
mehr Stückgut oder Komplettladungstransporte. Eines<br />
allerdings ist, wie Gartner sagt, bei allen Messen gleich. „Wir<br />
haben noch unmittelbaren Kontakt zum Kunden, und zwar<br />
egal ob nun zum Aussteller oder zu seinem Standbauer. Das<br />
sind zum Teil Verhältnisse, die über Jahre hinweg gewachsen<br />
sind und die eine Vokabel kennzeichnet Vertrauen.“<br />
Ein schönes Stichwort zum Schauplatzwechsel. Wer könnte<br />
aus Sicht der Messe München International und ihres Joint-<br />
Venture-Partners SNIEC mehr Vertrauen genießen als der<br />
18-malige bauma-Veteran Harald Brandl und sein Team<br />
von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> fairs. MMI-Projektleiter Collin Davis je-<br />
denfalls zollt den Logistikspezialisten in Schanghai großen<br />
Respekt. Er spricht sowohl bei Vorbereitung als auch bei<br />
Abwicklung der bauma 2008 von einer „in jeder Hinsicht<br />
herausragenden Leistung“.<br />
Wozu man wissen muss: Anders als am Standort München<br />
obliegt die gesamte Abwicklung von Auf- und Abbau<br />
allein den deutschen Experten. Sie sind auf dem Messefreigelände<br />
und in den Hallen sogenannte Platzspediteure.<br />
Planen, organisieren, steuern und überwachen alle Abläufe,<br />
stellen bei Einrichtung von Exponaten oder auch beim<br />
Standbau dazu notwendiges technisches Gerät sowie Personal.<br />
Hinzu kommt die Abwicklung von Transportaufträgen<br />
eigener Kundschaft, wie etwa die Anlieferung von Bau-<br />
50 | Logistics Logistics | 51<br />
>
Abbau: In München geht die Immobilienmesse Expo Real zu Ende. Disponent Dieter Beck (r.) bespricht, wie die teuren Modelle verpackt werden<br />
maschinen aus nahezu allen Teilen der Welt. Eine Last, die<br />
Brandl nicht alleine trägt, sondern in Zusammenarbeit mit<br />
den Kollegen im internationalen <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> fairs-Netzwerk<br />
schultert. Darunter Spanien und Italien, Japan, Korea<br />
die USA, selbstredend China und natürlich Deutschland.<br />
Ein solches Unterfangen braucht natürlich Zeit, viel<br />
Zeit. Sagt Brandl: „Eine bauma lässt sich nicht von heute<br />
auf morgen aus dem Boden stampfen. Nicht bei 1 608 Ausstellern<br />
aus 30 Ländern, nicht bei Ausmaß und Größe der<br />
ausgestellten Stücke.“ Und also erzählt er hübsch der Reihe<br />
nach. Berichtet vom internen Startschuss, dem Kick-off im<br />
September 2007. Es folgen Ausarbeitung und Vorstellung<br />
eines neuen Messeplatz-Verkehrskonzepts, die formelle Zuschlagserteilung<br />
durch Auftraggeber MMI im Februar 2008<br />
sowie Kundeninformation samt Auftragsakquisition und<br />
Schreiben der notwendigen Angebote. Es ist die Hölle an<br />
Papierkram und E-Mail-Austausch.<br />
Brandl reist in diesen Monaten mehrmals nach Schanghai,<br />
führt Gespräche mit seinem Subcontractor und Partner<br />
Bian Guo Rong von Shanghai Expotrans Limited, stellt im<br />
April dann das neu entwickelte Traffic-Management vor,<br />
welches vor allem für die avisierten 21 Turmdrehkräne einen<br />
sogenannten „Early Move In“ vorsieht. Bange Frage natürlich<br />
immer: Wird alles so klappen, wie auf dem Reißbrett geplant?<br />
Eine Karte des Freigeländes mit fein säuberlich eingezeichneten<br />
Ausstellern, ihren Standgrößen und Exponaten<br />
ist zuletzt sein ständiger Begleiter, aber erst am 9. November<br />
löst sich die Spannung. Es füllt sich ein als Anmeldezone<br />
vorgesehenes Parkareal mit Schwerlasttransportern, das<br />
52 | Logistics<br />
Tor zum Freigelände öffnet sich, und es beginnt wie im alten<br />
Rom der Einmarsch der bauma-Gladiatoren.<br />
„Dieser Moment ist mein persönliches Highlight“, gesteht<br />
Brandl, der mit seinen Leuten in einem Container Position<br />
bezogen hat und ab sofort richtig in seinem Element ist.<br />
Ihm zur Seite Sabine Auer, 39, Stefan Becker, 34, Thorsten<br />
Becker, 31, Bernhard Gilke, 42, Peter Geyer, 50, allesamt mit<br />
mindestens zehnjähriger Messeerfahrung. Man sieht sie zuweilen<br />
aufgereiht wie an einer Perlenschnur im fahlen Licht<br />
ihrer Laptop-Monitore sitzen, dann wieder radeln sie auf<br />
eigens angeschafften Fahrrädern über das Gelände. Merke:<br />
„Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.“ Gilt besonders für<br />
Anforderungen jeder Art. „Ohne Unterschrift auf einem<br />
Stück Papier geht da gar nichts.“<br />
Das logistische Kunststück dieser Messe besteht vor<br />
allem in der richtigen Reihung des Aufbaus. Was sich später<br />
hoch gen Himmel reckt, wird schließlich in vielen Einzelteilen<br />
antransportiert und belegt deshalb während der<br />
Montage weite Flächen des Freigeländes. Diese Teile also<br />
zuerst. Allen voran ein 1 000-Tonnen-Traglastkran des chinesischen<br />
Baumaschinenkonzerns Sany.<br />
Das Ungetüm erinnert in den sieben Tagen, die allein seine<br />
Montage in Anspruch nimmt, an den Riesen Gulliver im<br />
Lande Liliput. Dutzende von Mechanikern schrauben daran<br />
herum. Scheren Tragseile ein, lackieren Gitterstreben,<br />
testen die Elektronik. Davor, dahinter und daneben wachsen<br />
ebensolche Riesen empor. Manche in Kletterbauweise,<br />
andere nach bewährter Schraubermethode. Wer Spaß an<br />
Solution<br />
Ein logistisches Kunststück ist die richtige Reihung<br />
beim Aufbau und der schnellstmögliche Abbau<br />
solchen Produkten hat, der kommt jetzt auf seine Kosten.<br />
Was Rang und Namen hat, lässt die stählernen Muskeln<br />
spielen. Allen voran die chinesischen Konglomerate Zoomlion,<br />
XCMG oder Sany, aber auch die Amerikaner von<br />
Manitowoc, Hitachi aus Japan, dito der deutsche Branchenprimus<br />
Liebherr.<br />
Weniger Leute, dafür schneller fertig, eben so vollzieht<br />
sich dort unter Leitung des Messeprofis Werner Haas, 38,<br />
der Aufbau. Der Mann ist, wie er sagt, „von den eigenen Produkten<br />
und ihrer Güte geimpft“. Den Sany-Riesen jedenfalls<br />
mustert er nur mit müdem Seitenblick, wohl wissend, dass<br />
Größe allein nicht das Nonplusultra ist. Dafür steht, ausgestattet<br />
mit allerfeinster Elektronik, sein Liebherr 160 HCL<br />
8/16 Nadelauslegerkran, offenbar so etwas wie der Ferrari<br />
dieses Gewerbes. Mit Frequenzrichter für stufenloses Fahren<br />
und 220 Meter Zuggeschwindigkeit in der Minute.<br />
Solches will ausprobiert sein und also besteigt man mit Haas<br />
eine Lastentonne und schwups schon baumelt man knappe<br />
55 Meter in der Höhe. Von dort bietet sich ein grandioser<br />
Ausblick. Wie zum Ballett aufgestellt, stehen die Kranausleger<br />
Spalier und tief unten am Boden herrscht ein heilloses<br />
Gewimmel. Der Aufbau im Freigelände liegt in den letzten<br />
Zügen: Überall wird an Standbauten gearbeitet, sausen Gabelstapler<br />
herum, werden die letzten mobilen Gerätschaften<br />
herbeigefahren, darunter Straßenwalzen, Muldenkipper,<br />
Rohrleger. Beginnt auch, aber fast wie nebenbei, die<br />
Ausrüstung der Messehallen. Bis gestern gastierte dort<br />
noch Chinas größte Druckmaschinenmesse, jetzt, fünf Tage<br />
vor offizieller Eröffnung, rücken Hersteller wie Tunnelbaumaschinen-Produzent<br />
Herrenknecht, die Betonspezialisten<br />
von Putzmeister, die Straßenbauer von Wirtgen an. Sagt<br />
<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong>-Mann Stefan Becker, verantwortlich für Indoor<br />
Sektion E1 und E2: „Wunder gibt es immer wieder. Bis<br />
heute früh sah es hier schlimmer aus als auf einer Müllkippe.“<br />
Und es stöhnt Harald Brandl: „Nerven brauchst scho.“<br />
Um nun die Geschichte abzukürzen: Es kommt der Tag<br />
der Tage: 25. November 2008, Eröffnung. Alles fertig, blitzblank<br />
und hübsch dekoriert. Abertausende Besucher stürmen<br />
das Gelände, es werden an vier Tagen genau 113 000<br />
Menschen sein. 40 Prozent mehr als vor zwei Jahren.<br />
Wen man indes bei der Eröffnungsfeier nur schwer findet,<br />
das sind die Herrschaften von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> fairs. Ihr<br />
Motto ist an diesem Tag „No Show“. Erzählt Stefan Becker:<br />
„Zur Messeeröffnung lässt sich der Spediteur traditionell<br />
nicht blicken. Umgekehrt am letzten Messetag. An dem<br />
sind wir wieder gefragt wie Könige.“<br />
Muss ja alles wieder abgebaut, weggeschafft und abgerechnet<br />
werden. Das kann dauern und zieht sich bis hinein<br />
ins neue Jahr. Wozu eine alte Spediteursweisheit passt: „Die<br />
Messe ist erst zu Ende, wenn auch das letzte Shipment wieder<br />
heil zu Hause angekommen ist.“ Brummt Brandl mit<br />
vergrippter Stimme: „Du bist eben immer nur so gut wie an<br />
deinem letzten Tag.“ ■<br />
Aufräumen: Ein Messebauer entfernt Markierungen auf dem Boden.<br />
Noch während des Abbaus wird die neue Messe geplant<br />
Tempo: Bei der Einsatzbesprechung werden Gabelstapler eingewiesen.<br />
Innerhalb weniger Stunden werden die alten Stände zerlegt
Update<br />
Ziel Russland: Zwei Siemens-Züge rollen gleichzeitig an Bord der Eisenbahnfähre, um ein Ungleichgewicht des Schiffes zu vermeiden<br />
Grenzenlos: <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong><br />
aktiv rund um den Erdball<br />
54 | Logistics<br />
INTERNATIoNAL<br />
<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong>-Award<br />
n Für den diesjährigen <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong>-<br />
Award können sich Forscher mit ihrer<br />
wissenschaftlichen Arbeit bis zum<br />
9. Juni 2009 bewerben. Bedingung:<br />
Die Arbeit wurde zwischen dem<br />
28.2.2007 und dem 28.2.2009 fertiggestellt.<br />
Der Preis wird seit 1978 an<br />
Nachwuchswissenschaftler vergeben<br />
und ist mit einem Preisgeld von insgesamt<br />
20 000 Euro verbunden. Weitere<br />
Infos unter: www.dbschenker.com<br />
Lob für Seefrächter<br />
n <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> Logistics ist im November<br />
2008 in Schanghai zum „Sea<br />
Fright Forwarder of the Year 2008“<br />
gekürt worden. Unter anderem<br />
stachen Dienstleistungsstandards,<br />
Zuverlässigkeit und Verantwortungsbewusstsein<br />
bei den „2008<br />
Supply Chain Asia Logistics Awards“<br />
hervor. Das Magazin Supply Chain<br />
Asia und das gleichnamige Webportal<br />
hatten 8 700 Leser befragt.<br />
Ausgezeichnete Flexibilität<br />
n <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> in den USA ist von den<br />
Lesern des Magazins Inbound Logistics<br />
(IL) erneut unter den zehn besten<br />
Kontrakt-Logistikdienstleitern des<br />
Landes gelistet worden. „<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong><br />
erbringt die flexiblen, innovativen<br />
Supply-Chain-Lösungen, die große<br />
und kleine Unternehmen verlangen“,<br />
sagt IL-Chefredakteur Felecia<br />
Stratton. „Das ist eine wundervolle<br />
Ehre für uns“, sagte Heiner Murmann,<br />
CEO von <strong>Schenker</strong>, Inc.<br />
EURopA<br />
Bündelung in Sassnitz<br />
n <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> passt den Eisenbahnverkehr<br />
von und nach Skandinavien<br />
der Marktsituation an. „Wir reagieren<br />
auf Angebot und Nachfrage unserer<br />
Kunden“, so Dr. Klaus Kremper,<br />
Chef des Schienengüterverkehrs von<br />
<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong>. „Daher werden wir<br />
künftig die Fährverkehre im Einzelwagensystem<br />
auf den Hafen Sassnitz<br />
konzentrieren.“ Rund 95 Prozent<br />
der Gesamtkapazität verbleiben in<br />
Rostock, das als Drehscheibe für den<br />
Kombinierten Verkehr der Ostseehafenverkehre<br />
ausgebaut werden soll. So<br />
wurde im zweiten Halbjahr 2008 die<br />
Verbindung Rostock–Wien gestartet.<br />
Geplant ist die Aufnahme von Neuverkehren<br />
in den Relationen Rostock–<br />
Duisburg sowie Rostock–Leipzig.<br />
Güterzug mit Überlänge<br />
n Anfang Dezember 2008 haben die<br />
<strong>DB</strong> AG und der niederländische Infrastrukturbetreiber<br />
KeyRail zwischen<br />
Oberhausen und Rotterdam Güter-<br />
Foto: <strong>DB</strong> AG<br />
züge von 1 000 Meter-Länge über die<br />
Betuwe-Route erprobt. Damit wollen<br />
sie die Machbarkeit von überlangen<br />
Güterzügen untersuchen. „Schienengüterverkehr<br />
hat Zukunft, weil<br />
er klimaverträglich ist. Jetzt gilt es,<br />
Kapazitäten sinnvoll international auszuweiten“,<br />
erläutert Dr. Lutz Bücken,<br />
Generalbevollmächtigter Systemverbund<br />
Bahn. Derzeit dürfen Züge im<br />
<strong>DB</strong> Netz maximal 750 Meter lang sein.<br />
<strong>DB</strong> kauft Romtrans<br />
n Erfolgreicher Neuerwerb: <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong><br />
hat die Akquisition der rumänischen<br />
S.C. Romtrans S.A. erfolgreich<br />
abgeschlossen. Die Spedition ist jetzt<br />
fester Bestandteil des internationalen<br />
Transport- und Logistiknetzwerks von<br />
<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong>. Zuvor hatten die Kartellbehörden<br />
in Rumänien, Deutschland,<br />
Österreich und Ungarn den Kauf<br />
genehmigt. „Die dichte Infrastruktur<br />
von Romtrans und das internationale<br />
Netzwerk von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> stellen<br />
eine vielversprechende Kombination<br />
dar“, sagte Elmar Wieland, Vorstandsvorsitzender<br />
der <strong>Schenker</strong> & Co AG<br />
(Wien). Die in Bukarest ansässige S.C.<br />
Romtrans S.A. ist mit einem Umsatz<br />
von mehr als 90 Millionen Euro und<br />
rund 1 500 Mitarbeitern das größte<br />
rumänische Speditionsunternehmen.<br />
Ausbau im Italien-Netz<br />
n <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> Rail Italia Services S.r.I.<br />
hält nun 49 Prozent der Anteile am<br />
Schienengüterunternehmen Nordcargo<br />
S.r.I. Die italienischen und deutschen<br />
Behörden haben die Beteiligung<br />
im Januar genehmigt. Nordcargo mit<br />
Sitz in Mailand betreibt grenzüberschreitende<br />
Schienengüterverkehre<br />
auf der Achse Deutschland–Schweiz–<br />
Italien und in Nordwestitalien. Die<br />
182 Mitarbeiter haben 2007 einen<br />
Umsatz von rund 34 Millionen Euro<br />
erwirtschaftet. „Unseren Kunden<br />
in Norditalien und auf der Nord-<br />
Süd-Achse können wir so Angebote<br />
aus einer Hand machen“, sagte Dr.<br />
Norbert Bensel, <strong>DB</strong>-Vorstand des<br />
Ressorts Transport und Logistik.<br />
Kooperation in Serbien<br />
n Die serbische Regierung und die<br />
Deutsche Bahn wollen bei der Modernisierung<br />
der Eisenbahnstrecken<br />
in Serbien zusammenarbeiten. Das<br />
vereinbarten die beiden Parteien im<br />
Dezember 2008 in Berlin. Nun soll<br />
eine Machbarkeitsstudie erstellt werden.<br />
Die Sanierung der serbischen<br />
Schienenwege könnte bis zu 3,5 Milliarden<br />
Euro aus EU-Fonds kosten.<br />
Verlaro für Russland<br />
n 625 Tonnen schwer und 250 Meter<br />
lang: Russlands neue Hochgeschwindigkeitszüge,<br />
die ab Ende des Jahres<br />
Moskau und St. Petersburg miteinander<br />
verbinden sollen, gelangen derzeit<br />
per Eisenbahnfähre nach Russland.<br />
„Die Verschiffung der russischen<br />
Hochgeschwindigkeitszüge ist ein<br />
Meilenstein in der Partnerschaft zwischen<br />
Russland und Siemens“, sagte<br />
Dr. Hans-Jörg Grundmann, Chef der<br />
Mobility Division der Siemens AG. Dr.<br />
Norbert Bensel, Chef von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong>,<br />
sagte: „Für unseren Fährbetrieb<br />
Richtung Osten und die wirtschaftliche<br />
Entwicklung des Eisenbahnfährhafens<br />
Sassnitz/Mukran bringt dieser<br />
Spezialauftrag einen guten Schub.“<br />
DEUTSCHLAND<br />
Multimodal ab Rostock<br />
n Die <strong>Schenker</strong> Deutschland AG baut<br />
multimodale Verkehre aus. Dazu hat<br />
das Unternehmen im Rostocker Hafen<br />
ein 10 000 Quadratmeter großes<br />
Umschlagzentrum mit überdachten<br />
Lagerhallen gemietet. Dieses „Baltic<br />
Sea Gate“ ist nördlicher Knotenpunkt<br />
für bahnfähige Lkw-Trailer auf<br />
einem Güterverkehrskorridor, der<br />
Nord- und Südosteuropa verbindet.<br />
Im Süden endet die Kombistrecke<br />
im oberösterreichischen Wels. Erst<br />
im Juni 2008 hatte <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> den<br />
neuen „Danube Nordic Shuttle“ auf<br />
dieser Relation in Betrieb genommen.<br />
Eröffnung in Chemnitz<br />
n In Chemnitz hat die <strong>Schenker</strong><br />
Deutschland AG im Oktober 2008<br />
offiziell das Logistikzentrum der<br />
Geschäftsstelle Chemnitz (Landverkehr/Logistik)<br />
in Betrieb genommen.<br />
Auf 23 000 Quadratmeter<br />
Grundfläche sind eine rund 8 000<br />
Quadratmeter große Logistikanlage<br />
mit neun Ladetoren sowie<br />
ein Bürogebäude entstanden.<br />
Impressum<br />
Herausgeber<br />
<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong><br />
Dr. Antje Lüssenhop (V.i.S.d.P.)<br />
<strong>DB</strong> Mobility Logistics AG<br />
Leipziger Platz 9<br />
10117 Berlin<br />
Projektleitung<br />
Michael Schmidt<br />
Redaktion, Gestaltung und Produktion<br />
KircherBurkhardt Editorial & Corporate<br />
Communication GmbH<br />
Mitarbeiter dieser Ausgabe<br />
Hans Borchert, Paul Flückiger, Nick Levis,<br />
Dr. Peter Sauer, Topper Sherwood,<br />
Henning Sietz, Marc Winkelmann<br />
Infografik<br />
KircherBurkhardt Infografik<br />
Druckvorstufe<br />
KircherBurkhardt GmbH<br />
Abonnement<br />
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erhalten? Schicken Sie uns Ihre Anschrift.<br />
Online<br />
logistics finden Sie aktuell und archiviert im<br />
Internet unter:<br />
www.dbschenker.com<br />
in der Rubrik Über <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong>,<br />
Kundenmagazine<br />
Anschrift der Redaktion<br />
KircherBurkhardt Editorial & Corporate<br />
Communication GmbH<br />
Oranienburger Str. 66<br />
10117 Berlin<br />
Tel.: 030/44032-0<br />
Fax: 030/44032-20<br />
redaktion.logistics@kircher-burkhardt.com<br />
logistics erscheint viermal jährlich in einer<br />
Gesamtauflage von 30 000 Exemplaren in<br />
deutscher und englischer Sprache. Für<br />
unverlangt eingesandte Manuskripte und<br />
Fotos übernimmt KircherBurkhardt Editorial &<br />
Corporate Communication GmbH keine<br />
Haftung. Alle Beiträge sind urheberrechtlich<br />
geschützt. Nachdruck, Aufnahme in Online-<br />
Dienste und Internet und Vervielfältigung auf<br />
Datenträgern wie CD-ROM, DVD-ROM etc. nur<br />
nach vorheriger schriftlicher Zustimmung.<br />
Logistics | 55
Szenen aus guatemala: Die Hauptstraße von<br />
Playa Grande (o.), Arbeiter einer Textilfabrik<br />
(re.), im Hafen Puerto Santo Tomás (u.)<br />
Klein ist <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong>s Ländervertretung<br />
in Guatemala,<br />
gerade mal 37 Mitarbeiter<br />
arbeiten in der Zentrale<br />
in Guatemala-Stadt im<br />
Süden des Landes. Die fehlende Größe<br />
gleicht Managing Director David<br />
Molina allerdings durch Tempo und<br />
Geschick aus. In der Seefracht und bei<br />
den Dienstleistungen im Zollbereich<br />
„sind wir einfach schneller und damit<br />
besser als die Wettbewerber“, sagt er.<br />
Die größte Bedeutung aber haben<br />
die per Luftfracht transportierten Einfuhren.<br />
Maschinen, Ersatzteile, Fahrzeuge,<br />
Kommunikationselektronik,<br />
Öl, Medizin und Computer zählen zu<br />
den am häufigsten transportierten<br />
Gütern, in die andere Richtung gehen<br />
gemahlener Kaffee, Zucker, Bananen<br />
56 | Logistics<br />
Standort: Guatemala<br />
Mit Tempo<br />
und Geschick<br />
Nicht groß, aber wendig: <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> in<br />
Guatemala plant den Ausbau des Geschäfts<br />
und Textilien zu Kunden im Ausland.<br />
Insgesamt erwirtschaftet die vor 25<br />
Jahren gegründete Zweigstelle rund eine<br />
Million Euro Umsatz pro Jahr.<br />
Das zentralamerikanische land, das im<br />
Norden und Westen an Mexiko und<br />
im Süden an Honduras und El Salvador<br />
grenzt, ist stark von der Agrarwirtschaft<br />
geprägt. Der wichtigste Handelspartner<br />
für <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> und Guatemala<br />
sind die Vereinigten Staaten,<br />
vor drei Jahren trat ein Freihandelsabkommen<br />
zwischen beiden Ländern in<br />
Kraft. 42 Prozent der Exporte gingen<br />
2007 dort hin, 28 Prozent waren für<br />
die Nachbarstaaten Mittelamerikas<br />
bestimmt, sechs Prozent für die Europäische<br />
Union. Da stets mehr Waren<br />
im- als exportiert werden, ist die<br />
Handelsbilanz stets negativ. Die Ende<br />
2007 neu gewählte Regierung des<br />
sozialdemokratischen Präsidenten<br />
Álvaro Colom strebt jetzt Reformen<br />
an, um die Wirtschaft voranzubringen.<br />
<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> will sein Geschäft<br />
ebenfalls ausbauen. David Molina<br />
plant, den Handel mit Lebensmitteln<br />
und Textilien zu intensivieren.<br />
Dass er dabei wieder die Hilfe von<br />
Sicherheitskräften in Anspruch nehmen<br />
muss, ist nicht zu erwarten. Denn<br />
im vergangenen Jahr transportierte er<br />
mit der <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> Deutschland AG<br />
Münzen und Banknoten der Nationalbank.<br />
Bewaffnete Wachen schützten<br />
den Konvoi. „Das war filmreif, aber<br />
notwendig“, sagt Molina. Die Kriminalitätsrate<br />
ist hoch in Guatemala, und<br />
Schusswaffen sind weit verbreitet. ■<br />
Fotos: actionpress, AP, Das Fotoarchiv, <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> Grafik: KircherBurkhardt Infografik<br />
ZENTRALAMERIKA<br />
MEXIKO<br />
N<br />
25 km<br />
Hauptstadt<br />
<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong>-<br />
Geschäftsstelle<br />
Seehäfen<br />
Flughäfen<br />
GUATEMALA<br />
Pazifischer Ozean<br />
Guatemala-Stadt<br />
Puerto Quetzal<br />
BIP in Prozent, *Prognose<br />
6 4,8<br />
4,5<br />
3<br />
1,5<br />
0<br />
STARKES WACHSTUM<br />
2005 2006 2007 2008*<br />
Quelle: bfai<br />
WICHTIGSTE EINFUHRGÜTER<br />
in Prozent, 2007<br />
Maschinen<br />
Mineralien<br />
Textilien<br />
Chem. Erzeugnisse<br />
Transportmittel<br />
8,3<br />
11,8<br />
11,8<br />
16,9<br />
16,4<br />
Quelle: bfai<br />
Flores<br />
Santo Tomás de Castilla<br />
Bekleidung<br />
Kaffee<br />
Zucker<br />
Bananen<br />
Früchte<br />
BELIZE<br />
EL SALVADOR<br />
HAUPTIMPORTLÄNDER<br />
in Prozent, 2007<br />
Sonstige 46,5<br />
EU 4,9<br />
WICHTIGSTE AUSFUHRGÜTER<br />
in Prozent, 2007<br />
13,6<br />
Mrd. US$<br />
4,5<br />
4,1<br />
5,2<br />
8,3<br />
Karibisches<br />
Meer<br />
Puerto Barrios<br />
HONDURAS<br />
SCHENKER guAtEMAlA<br />
Kleiner Knoten im weltweiten Netz<br />
■ Seit 25 Jahren ist <strong>DB</strong><br />
<strong>Schenker</strong> in Guatemala<br />
vertreten. Die Zentrale<br />
liegt in Guatemala-Stadt.<br />
36 Mitarbeiter beschäftigt<br />
Managing Director<br />
David Molina. Sie kümmern<br />
sich vor allem um<br />
den Im- und Export von<br />
Kaffee, Zucker, Bananen,<br />
Maschinen, Fahrzeugen,<br />
und Textilien. Größter<br />
Handelspartner der guatemaltekischenLandesvertretung<br />
sind die USA. Die<br />
Europäische Union spielt<br />
keine sehr große Rolle.<br />
■ Die Infrastruktur in<br />
dem mittelamerikanischen<br />
Land mit 13 Millionen Einwohnern<br />
ist nur zum Teil<br />
ausgebaut. Lediglich ein<br />
Drittel der Straßen ist asphaltiert,<br />
und da praktisch<br />
auch kein Schienenverkehr<br />
existiert, wird der Gütertransport<br />
über die wenigen<br />
Transitstraßen sowie per<br />
Luft- und Seefracht abgewickelt.<br />
Die Luftfracht<br />
trägt den größten Teil zum<br />
jährlichen <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong>-<br />
Umsatz von rund einer<br />
Millionen Euro bei.<br />
Managing Director:<br />
David Molina<br />
SCHENKER, S.A.<br />
Corporate Office<br />
5 Avenida 3–30, Zona 13<br />
01013 Guatemala City<br />
Guatemala<br />
Tel.: +502 2 475 4260<br />
Fax: +502 2 475 4259<br />
34,2 USA<br />
8,7 Mexiko<br />
5,7 China<br />
Quelle: bfai<br />
19,4<br />
Quelle: bfai<br />
■ <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong><br />
Leipziger Platz 9<br />
10117 Berlin<br />
Tel.: +49 30 297-0<br />
info@dbschenker.com<br />
www.dbschenker.com<br />
■ <strong>DB</strong> Intermodal<br />
Kombinierter Verkehr<br />
Leipziger Platz 9<br />
10117 Berlin<br />
Tel.: +49 30 297-0<br />
info@db-intermodal.com<br />
www.db-intermodal.com<br />
■ <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> Rail<br />
Schienengüterverkehr, Vertrieb<br />
und Produktion spezialisierter<br />
Branchenprodukte<br />
Rheinstraße 2<br />
55116 Mainz<br />
Tel.: +49 6131 159<br />
■ KundenServiceZentrum<br />
<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> Rail<br />
Masurenallee 13<br />
47055 Duisburg<br />
Tel.: +49 1805 331 050<br />
Adressen<br />
Standort: Die <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong>-Zentrale in<br />
Berlin am Leipziger Platz<br />
<strong>DB</strong> MOBIlItY lOgIStICS Ag<br />
Ansprechpartner<br />
■ <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> logistics<br />
Spedition und Logistik mit den<br />
Geschäftsfeldern Landverkehr,<br />
Luft- und Seefracht sowie Kontraktlogistik/Supply<br />
Chain Management<br />
Alfredstraße 81<br />
45130 Essen<br />
oder Postfach 10 34 44<br />
45034 Essen<br />
Tel.: +49 201 8781-0<br />
Logistics | 57
Globetrotter UnterweGs mit Dr. norbert bensel, Chef von Db sChenker<br />
Ich will die Lage nicht schönreden: Die Rezession ist<br />
da, wir müssen überall und international mit drastischen<br />
Einbrüchen rechnen. Das gilt natürlich auch<br />
für Deutschland: Ein Land, das so stark exportabhängig<br />
ist, trifft jede Absatzkrise mit voller Wucht. Und<br />
die Flut der schlechten Nachrichten reißt nicht ab. Gerade<br />
auch die Häfen, Reedereien und die international tätigen<br />
Frachtunternehmen bekommen die Krise mit voller Kraft<br />
zu spüren.<br />
Die großen Fragen, die uns alle umtreiben, lauten: Wie<br />
wird sich die aktuelle Krise und die künftige konjunkturelle<br />
Entwicklung auf die Volkswirtschaften und Industrien der<br />
gesamten Welt auswirken? Mit welchen Veränderungen<br />
müssen wir rechnen? Worauf müssen wir uns als Unternehmen<br />
einstellen? Niemand kann uns heute dazu eine fundierte<br />
Aussage geben. In Zeiten wie diesen werden stattdessen<br />
viele Experten zitiert, die den Volkswirtschaften und uns<br />
Unternehmen die unterschiedlichste Medizin zur Beendigung<br />
der Krise verschreiben wollen.<br />
Was sinnvoll getan werden kann, um die Krise zu meistern,<br />
können wir nicht beantworten, ohne sie zu verstehen<br />
und ihre Ursachen zu kennen. Therapien ohne Diagnose<br />
sind in der Regel nicht zielführend. Die Krise kann nicht alleine<br />
als Folge der Finanzkrise angesehen werden. Die Ursachen<br />
sind vielschichtiger und haben ihren Ursprung in der<br />
kontinuierlich gestiegenen Verschuldung der Staaten, der<br />
Unternehmen und der Privathaushalte.<br />
Die Krise hat einen Paradigmenwechsel eingeläutet. Wir<br />
müssen bereit sein, die heutigen Herausforderungen anzunehmen,<br />
und die bestehenden Strukturen an die veränderten<br />
Gegebenheiten anpassen. Dabei müssen wir sicherstellen,<br />
dass die Wege aus der Krise auch nach der Krise in eine<br />
erfolgreiche Zukunft führen müssen. Gerade wir als Unternehmer<br />
müssen uns unserer Verantwortung für den Stand-<br />
+++ Rezession: Deutschland ist als Exportweltmeister<br />
besonders stark betroffen +++ Hoffnung: Viele<br />
Unternehmen gut aufgestellt +++ Mitarbeiter: Bildung<br />
zählt – erst recht in der Zukunft +++<br />
»wir müssen entschieden<br />
und verantwortungsvoll<br />
handeln!«<br />
ort Deutschland bewusst werden und entschieden, aber<br />
zusätzlich auch verantwortungsvoll handeln.<br />
Die meisten deutschen Unternehmen, allen voran Konzerne<br />
wie die Deutsche Bahn AG, haben in der Vergangenheit<br />
bereits Prozesse und Strukturen verschlankt, sich breiter<br />
und globaler aufgestellt, in Zukunftstechnologien und<br />
-szenarien investiert. Dies gilt es, entschieden weiterzuverfolgen.<br />
Gerade jetzt, wo die Krise auch den Arbeitsmarkt<br />
erreicht. Die Arbeitslosigkeit ist zum ersten Mal seit drei<br />
Jahren gestiegen. Im März liegt die Arbeitslosenquote bei<br />
8,6 Prozent. Wir müssen uns der Verantwortung unseren<br />
Mitarbeitern gegenüber im Klaren sein. Gerade in der Logistik<br />
droht derzeit die Gefahr, dass zu stark an der Stellschraube<br />
Personalkosten gedreht wird. Dies ist ein fataler Fehler.<br />
Das Know-how langjähriger Mitarbeiter ist das wichtigste<br />
Gut eines Unternehmens. Ohne eine starke Mannschaft ist<br />
der Aufstieg nach der Krise nicht zu stemmen.<br />
Aus diesem Grund haben wir beim Thema Forschung<br />
und Nachwuchs – gerade für einen internationalen Logistiker<br />
ist das wichtig – eine Menge gemacht: Mit dem<br />
<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> Lab zum Beispiel schafft die <strong>DB</strong> AG an der<br />
Technischen Universität Berlin den Nukleus für ein internationales<br />
Forschungs- und Innovationsnetzwerk, das Forscher<br />
und Praktiker in der deutschen Hauptstadt mit ihren<br />
Kollegen in Russland und China verbindet.<br />
In diesem Sinne<br />
Ihr Norbert Bensel<br />
12.–15. Mai 2009<br />
Neue Messe,<br />
München<br />
58 | Logistics Logistics | 59<br />
Fotos: M. O. Schulz/<strong>DB</strong> AG, Paul D. Van HoyII/AGE/F1 ONLINE, istockphoto Illustration: N. Simon Grafik: KircherBurkhardt Infografik<br />
vorschau JUli 2009<br />
{ Projektlogistik }<br />
<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> organisiert eine internationale transportkette<br />
für einen kraftwerksneubau in kuwait<br />
{ Nordamerika }<br />
In den USA liegt die wirtschaft am boden. was bedeutet das<br />
für die logistikbranche? ein ausführliches länderporträt<br />
{ Wasser }<br />
lebenselixier und<br />
handelsgut: wasser<br />
ist mehr als nass und<br />
verlangt komplexe<br />
lieferkonzepte, um<br />
rechtzeitig beim<br />
kunden zu sein<br />
leistung: Db schenker<br />
zeigt auf der diesjährigen<br />
transport- und<br />
logistikmesse Präsenz<br />
trANSPort logIStIc 2009<br />
Die Power<br />
des Netzwerks<br />
Kommen auch Sie zur transport logistic 2009<br />
nach München? Auf der diesjährigen<br />
12. Internationalen Fachmesse für Logistik,<br />
Telematik, Verkehr stellt <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong><br />
seine Kunden ins Zentrum der Aufmerksamkeit.<br />
Unser gesamtes Vertriebsteam<br />
steht in München Rede und Antwort –<br />
mit innovativen Lösungen und Produkten<br />
für die komplette Wertschöpfungskette<br />
Ihrer Transporte.<br />
technik, trends und Märkte der Zukunft:<br />
<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> präsentiert Tag für Tag kundenorientierte<br />
Lösungen aus vielen Branchen<br />
– rund um den Globus. Fünfzehn<br />
Kompetenz- und vier Infozentren beweisen<br />
das internationale Know-how und die<br />
Power, die in einem global gespannten<br />
Netzwerk stecken – gerade in einer weltweiten<br />
Wirtschaftskrise.<br />
Jeden Messetag stellt <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> unter ein<br />
zukunftsweisendes Motto. Green Logistic,<br />
Rail, Logistic und internationale Branchenlösungen<br />
sind die Schlagwörter, die<br />
jeden Tag einen anderen Aspekt der <strong>DB</strong><br />
<strong>Schenker</strong>-Services beleuchten. In einer<br />
Reihe von Foren und Gesprächsrunden<br />
diskutieren Führungskräfte und Spitzenmanager<br />
außerdem über Trends und<br />
Märkte der Zukunft, innovative Lösungen<br />
für Kunden und effiziente, nachhaltige<br />
Branchenprodukte.<br />
Sie finden <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> an zwei Ständen in<br />
Halle B6 – Stand 209/310. Wir laden Sie<br />
ein, uns auf dieser einzigartigen Leistungsschau<br />
von mehr als 1 700 Ausstellern aus<br />
55 Ländern zu besuchen. Weitere Informationen<br />
über unsere Präsenz auf der transport<br />
logistic 2009 finden Sie unter<br />
www.transpo.dbschenker.com
Globetrotter UnterweGs mit Dr. norbert bensel, Chef von Db sChenker<br />
60 | Logistics