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logistics – Das KunDenmagazin nr. 01| 09<br />

PiRaten<br />

Wer macht<br />

die Schifffahrt<br />

sicherer? S. 32<br />

Das KunDenmagazin nr. 01 | 09<br />

Geschäfte<br />

der Zukunft?<br />

netZWeRk<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> baut<br />

in Uk Routen auf<br />

das Festland S. 38<br />

Die Logistikbranche leidet unter<br />

der Rezession. Jetzt aber ist die<br />

Zeit, neue Geschäftsmodelle und<br />

Strategien zu planen S. 12<br />

MeSSen<br />

High-Speed-<br />

Logistik für den<br />

großen auftritt S. 46


Liebe Geschäftspartner und<br />

Freunde von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong>,<br />

Chancen der Krise:<br />

Mal ehrlich, mögen Sie<br />

das Wort Krise auch<br />

nicht mehr hören? Ganz<br />

drumherum kommen wir<br />

nicht. Nur eine bewusste<br />

Auseinandersetzung mit<br />

der Situation und mit unterschiedlichen<br />

Perspektiven verschiedener<br />

Player schafft Raum für neues Denken. Ein<br />

Versuch ist es Wert. Lesen Sie ab Seite 12, was<br />

andere tun und was Fachleute zur aktuellen<br />

Entwicklung sagen.<br />

Dabei sind die Industrien unterschiedlich<br />

stark von der Wirtschaftsschwäche betroffen.<br />

Die Luftfahrt zum Beispiel hat langfristig<br />

sehr gute Perspektiven. Warum, erklärt<br />

Professor Dieter Schmitt von der deutschen<br />

Denkschmiede Bauhaus Luftfahrt ab Seite 24.<br />

Schwierig ist es für die Schifffahrt.<br />

Überkapazitäten, sinkende Frachtraten und<br />

Piraterie bringen die Reeder ins Schlingern.<br />

Endlich aber hat sich die internationale<br />

Gemeinschaft zum Kampf gegen die<br />

Freibeuter vor Afrikas Küsten entschlossen.<br />

Ab Seite 32 erfahren Sie, was das bringt.<br />

Und schließlich möchte ich Sie zur größten<br />

Transport- und Logistikmesse der Welt einladen.<br />

Kommen Sie im Mai nach München<br />

und lassen Sie sich von unseren Angeboten,<br />

unserer Produktvielfalt und natürlich von<br />

unserer Gastfreundschaft begeistern.<br />

Ich freue mich auf Sie,<br />

Ihre<br />

Dr. Antje Lüssenhop<br />

Leiterin Kommunikation<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong><br />

Fotos: M.Lautenschläger, Thomas Dashuber/VISUM, H.Müller-Elsner/<strong>DB</strong> AG Grafik: KircherBurkhardt Infografik<br />

{ Prof. Dieter Schmitt, Bauhaus Luftfahrt }<br />

»In der Flugzeug-<br />

industrie haben nur<br />

finanzstarke Zulieferer<br />

eine Chance.« 24<br />

Power<br />

12 Weltwirtschaft<br />

Globaler Einbruch im<br />

Handel? Jetzt ist Zeit,<br />

um Strategien und<br />

Geschäftsmodelle zu<br />

überdenken und das<br />

Unternehmen fit für<br />

die Zukunft zu<br />

machen<br />

Vision<br />

32 Piraten<br />

EU und Nato gehen gegen<br />

kriminelle Banden<br />

vor Somalias Küsten vor<br />

38 Rail-Netzwerk<br />

Die britische <strong>DB</strong><br />

<strong>Schenker</strong>-Tochter<br />

wird zum Türöffner zu<br />

Westeuropas Märkten<br />

2 | Logistics Logistics | 3<br />

0 m<br />

0 m<br />

–300 m<br />

–300 m<br />

solution<br />

Inhalt MaI 2009<br />

Das Messegeschäft<br />

ist immer rasant. Erfahrung<br />

und Kompetenz<br />

sind unverzichtbar. <strong>DB</strong><br />

<strong>Schenker</strong> behält auch im<br />

internationalen Trubel<br />

klaren Kopf 46<br />

News<br />

aktuelle Informationen 4<br />

Nachgefragt<br />

aus für Hamburgs Freihafen 9<br />

Wie funktioniert ...<br />

… unterirdische CO₂-<br />

Speicherung? 10<br />

People<br />

Mitarbeiter weltweit 28<br />

Globetrotter<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong>-Chef Dr. Norbert<br />

Bensel unterwegs 58<br />

Update<br />

Fakten, Trends und News 54<br />

Impressum 55<br />

Sie suchen einen Ansprechpartner?<br />

Unsere Adressen<br />

finden Sie auf Seite 57<br />

CO₂-Speicherung macht<br />

Elektromobilität<br />

klimafreundlich 10


News News<br />

500-Tonnen-Bagger<br />

auf Breitspur<br />

Schwergewicht mit Übermaß: Im Hafen<br />

Mukran auf der deutschen Ostseeinsel Rügen<br />

treffen die Bauteile eines gigantischen<br />

Baggers ein. Ziel der Fracht: Kasachstan<br />

■ Die Last bringt die Eisenbahnfähre<br />

nicht aus dem Gleichgewicht: Kaum ist<br />

die Beladung abgeschlossen, setzt sich<br />

das mächtige Schiff in Fahrt. An Bord:<br />

unter anderem 14 Waggons mit besonders<br />

schwerer Fracht. Ende letzten Jahres<br />

haben die Speziallogistiker von <strong>DB</strong><br />

<strong>Schenker</strong> einen 500 Tonnen schweren<br />

Bagger aus Dortmund nach Kasachstan<br />

gebracht. Bis zum Hafen Mukran auf<br />

Rügen wurden die 36 Einzelteile mit<br />

dem Lkw transportiert. „Wegen der<br />

Übermaße konnten wir die Teile erst<br />

in Mukran auf Waggons verladen“,<br />

erzählt Karl Hammerschmidt, der bei<br />

der <strong>Schenker</strong> Deutschland AG in Hagen<br />

für Spezialtransporte verantwortlich<br />

ist. Auf russischen Breitspurwagen<br />

gelangten die Bauteile in wenigen<br />

Wochen zu ihrem Ziel, einer Erzmine.<br />

Für den Transport durch Litauen und<br />

Weißrussland bis nach Kasachstan war<br />

das <strong>DB</strong> Unternehmen OOO Railion<br />

Russia Services verantwortlich. Weitere<br />

acht Tage dauerte es, bis Arbeiter<br />

das Schwergefährt montiert hatten.<br />

„Der Vorteil der Eisenbahnfähre in<br />

Mukran ist, dass wir dort russische<br />

Breitspur haben“, sagt Hammerschmidt.<br />

„Bei <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> Logistics<br />

kooperieren die Leute aus meinem<br />

Team perfekt mit den Breitspurspezialisten<br />

von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> Rail und den<br />

OOO Railion Russia Services-Mitarbeitern<br />

in Kaliningrad und Moskau.“<br />

Bagger-Bauer Terex ist seit Langem<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong>-Kunde. Der Logistiker<br />

hat mit den Spezialaufträgen viel zu<br />

tun. „Insgesamt haben wir monatlich<br />

rund 360 Schwertransporte“, sagt<br />

Hammerschmidt nicht ohne Stolz.<br />

4 | Logistics<br />

Fotos: M. Neuhaus/<strong>DB</strong> AG (3)<br />

Mukran: Per Eisenbahnfähre gelangen die Baggerteile nach Russland.<br />

Im Fährhafen arbeiten die <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong>-Teams eng zusammen<br />

Auf See: Sicher vertäut und auf Breitspurwaggons verladen nehmen<br />

die Terex-Güter den direkten Weg nach Russland<br />

Logistics | 5


News<br />

Präsenz auf der<br />

Fußball-Messe<br />

■ Noch gut ein Jahr, dann findet die<br />

Fußball-WM zum ersten Mal in Südafrika<br />

statt. Im Fokus des Fußballs<br />

steht das Land aber schon länger. Im<br />

vergangenen November trafen sich<br />

4 000 Delegierte und 300 Aussteller<br />

aus 95 Ländern in Johannesburg zur<br />

weltgrößten Fußball-Messe „Soccerex“.<br />

Deutschland präsentierte sich<br />

unter der Dachmarke „Land der<br />

Ideen“; die Initiative wurde angeregt<br />

von der Bundesregierung und der<br />

Wirtschaft. Die <strong>Schenker</strong> Deutschland<br />

AG war ebenfalls zu Gast. Die<br />

Sportlogistiker von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong>,<br />

die viele Großevents versorgten,<br />

darunter die Olympischen Spiele in<br />

Peking, stellten ihre Leistungen vier<br />

Tage lang am eigenen Stand vor.<br />

www.soccerex.com<br />

Der <strong>DB</strong><br />

<strong>Schenker</strong>-<br />

Stand auf<br />

der Soccerex in<br />

Südafrika<br />

Papierlose Luftfracht<br />

■ <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> und Lufthansa Cargo<br />

haben im September vergangenen<br />

Jahres die erste papierlose<br />

Luftfracht von Deutschland aus<br />

verschickt. Das Frachtstück flog an<br />

Bord der Lufthansa-Maschine<br />

LH 712 von Frankfurt am Main in<br />

die südkoreanische Hauptstadt<br />

Seoul. Die Abwicklung erfolgte<br />

komplett digital, per e-freight.<br />

„Mit dieser Premiere zeigen wir<br />

unseren Kunden, wie weit vorne<br />

Neue Trends: Stolz in den Autos der Zukunft – hier Bentley-Entwicklungschef Ulrich Eichhorn<br />

Bürokratie:<br />

e-freight sorgt für<br />

genauere Daten und<br />

schont die Umwelt<br />

wir im Wettbewerb beim Thema Innovation<br />

stehen“, sagt Dr. Norbert<br />

Bensel, als Chef von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> im<br />

Vorstand der <strong>DB</strong> Mobility Logistics<br />

AG für das Ressort Transport und<br />

Logistik verantwortlich. Nach dem<br />

erfolgreichen Erstflug, der in enger<br />

Zusammenarbeit mit den deutschen<br />

Behörden und dem Zoll vorbereitet<br />

wurde, soll auf der Strecke Deutschland–Korea<br />

das e-freight-Aufkommen<br />

sukzessive gesteigert werden.<br />

Prototypen<br />

für die Umwelt<br />

■ Zuversicht in der Krise: Im Januar<br />

reisten wieder zahlreiche Autobauer<br />

zur weltweit größten und wichtigsten<br />

Automesse nach Detroit. „Auch in<br />

diesem Jahr haben uns wieder zahlreiche<br />

Automobilhersteller die Logistik<br />

für ihren Messestand anvertraut“,<br />

sagt Michael Korn, stellvertretender<br />

Vorstandsvorsitzender der <strong>Schenker</strong><br />

Deutschland AG. Schwerpunkt der<br />

Leistungsschau lag auf umweltfreundlichen<br />

und innovativen Prototypen.<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> beförderte mehrere<br />

Fahrzeuge mit Elektro- und Hybridantrieb.<br />

Viele Modelle traten die Reise<br />

unter größter Geheimhaltung an.<br />

6 | Logistics Logistics | 7<br />

Fotos: AP Images (2), <strong>DB</strong> AG (3)<br />

Neue <strong>DB</strong>-Tochter: Eine<br />

Lok der PCC Logistics. Das<br />

Unternehmen ist auf dem<br />

polnischen Markt stark<br />

<strong>DB</strong> kauft Polens zweitgrößte Güterbahn<br />

■ Die Deutsche Bahn wird auf dem polnischen<br />

Markt im Schienengüterverkehr<br />

aktiv. Mit der Übernahme der Logistiksparte<br />

des polnischen Mischkonzerns<br />

PCC durch <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> gehören die<br />

beiden großen privaten polnischen Güterbahnen<br />

ausländischen Investoren.<br />

Ende 2007 hatte ein britischer Finanzier<br />

die Mehrheit an der CTL Logistics<br />

übernommen. Mit <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> bei<br />

PCC Logistics steige nun aber der europäische<br />

Logistik-Gigant schlechthin<br />

ein, wird in Polen betont. <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong><br />

Chef Dr. Norbert Bensel hob in Warschau<br />

die strategische Bedeutung des<br />

Kaufs hervor: „PCC Logistics ist die<br />

Firma, die uns in der Region gefehlt<br />

hat.“ Immer mehr Unternehmen verlegten<br />

die Produktion von West- nach<br />

Osteuropa und verlangten dort nach<br />

umfassenden Logistikangeboten. „Wir<br />

wollen die PCC Logistics in unserem<br />

europäischen <strong>DB</strong>-<strong>Schenker</strong>-Netzwerk<br />

zum Standbein für Osteuropa weiterentwickeln“,<br />

so Bensel. Polen sei als<br />

zweitgrößter Eisen bahnmarkt Europas<br />

Schnittstelle zwischen Deutschland<br />

und Russland, dem Baltikum sowie der<br />

Ukraine. Auch die PCC betrachtet sich<br />

als Gewinner. „Wir haben als größter<br />

privater Bahnbetreiber Polens eine<br />

solche Größe erreicht, dass nun der<br />

richtige Zeitpunkt gekommen war, mit<br />

Gewinner: PCC-Inhaber Waldemar Preussner<br />

(l.) und <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong>-Chef Dr. Norbert Bensel<br />

dem Verkauf geschaffene Werte zu realisieren,“<br />

sagte Waldemar Preussner,<br />

Gründer und Alleinaktionär des Mischkonzerns<br />

PCC. Der Verkaufserlös werde<br />

auch in Umladeterminals des Tochterunternehmens<br />

PCC Intermodal S.A.<br />

investiert, versicherte er. Nun steht<br />

noch die Zustimmung der zuständigen<br />

Gremien und Kartellbehörden aus.<br />

PCC Logistics umfasst regional operierende<br />

Firmen, die sich auf Transporte<br />

von Kohle, Chemieprodukten und Baustoffen<br />

spezialisiert haben. 2008 hatte<br />

das Unternehmen mit 5 800 Mitarbeitern<br />

einen Umsatz von 350 Millionen<br />

Euro erwirtschaftet. Die Kooperation<br />

mit der Gütersparte der polnischen<br />

Staatsbahn PKP werde fortgeführt,<br />

sagte Bensel. „Wir haben in den zurückliegenden<br />

Jahren gut zusammengearbeitet.<br />

Das werden wir auch unter<br />

den neuen Umständen fortsetzen.“<br />

www.pccrail.pl


News<br />

Regatta: 100 Jachten<br />

kämpften in der<br />

Tasmanischen See<br />

Nachschub<br />

fürs Büro<br />

■ Scandinavian Business Seating und<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> in Norwegen arbeiten<br />

seit Dezember zusammen. „Der Einigung<br />

über den Dreijahresvertrag<br />

ging ein intensiver Wettbewerb unter<br />

den führenden Fracht- und Logistikfirmen<br />

voraus“, sagt Michael Holmstrøm,<br />

Managing Director, <strong>Schenker</strong><br />

AS. „Scandinavian Business<br />

Seating will der führendeHersteller<br />

von Bürostühlen<br />

in<br />

Europa werden<br />

– und<br />

diesem Anspruch<br />

mussten die<br />

Konzepte gerecht werden.“<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong>s globales Netzwerk<br />

und proaktive Logistiklösungen<br />

standen bei der Bewerbung und<br />

Entscheidung im Vordergrund.<br />

Darauf soll Europa<br />

sitzen: Ein Bürostuhl<br />

von Scandinavian<br />

Business Seating<br />

Walross in<br />

asiatischer See<br />

■ Ein Walross mit politischer Mission:<br />

Die Jacht Walross IV des Akademischen<br />

Segler-Vereins aus der deutschen<br />

Hauptstadt segelt seit März unter<br />

einem großen Berliner Bären-Spinnaker<br />

durch Asiens Gewässer. Erst<br />

zu den Olympischen Sommerspielen<br />

2008 in China, Ende Dezember als<br />

einzige deutsche Jacht bei der Hochseeregatta<br />

von Sydney nach Hobart.<br />

„Mit einem 43. Platz nach gesegelter<br />

und einem 65. Platz nach berechneter<br />

Zeit haben wir erfolgreich abgeschlossen“,<br />

sagte Schiffer Christian Masilge.<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> hat die Jacht logistisch<br />

unterstützt. Im Mai 2009 wird das<br />

Schiff in Deutschland zurückerwartet.<br />

www.walross.org<br />

Präzision: Der <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong>-Laster in<br />

einer der engen Gassen Londons<br />

Berüchtigtes<br />

London<br />

■ Das Problem ist uralt: In Londons<br />

berühmt-berüchtigten engen<br />

Gassen um Covent Garden stoßen<br />

Lieferanten an ihre Grenzen.<br />

Volvo Truck and Bus Centre East<br />

Anglia hat <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> jetzt mit<br />

einer Spezialanfertigung gezeigt,<br />

dass in den schmalen Sträßchen<br />

sogar 12-Tonner für Lieferdienste<br />

eingesetzt werden können. „Wir<br />

waren beeindruckt, mit welcher<br />

Genauigkeit und Professionalität<br />

die Leute von Volvo Truck operierten“,<br />

sagte Chris Keogh, Logistics<br />

Contract Manager <strong>Schenker</strong> Ltd.<br />

Netzwerk<br />

heißt Réseau<br />

■ Die französische <strong>Schenker</strong>-Joyau SA hat<br />

im Dezember 2008 ihre Niederlassung<br />

in Massy im Süden der Hauptstadt<br />

eröffnet. Sie verfügt über 8 000 Quadratmeter<br />

Fläche, 110 Ladedocks und<br />

entspricht modernsten Sicherheitsanforderungen.<br />

Die neue Anlage<br />

ersetzt die alten Räumlichkeiten<br />

in Rungis. „Die Einrichtung<br />

ergänzt unser Netzwerk von<br />

fünf Niederlassungen in der<br />

Region Ile de France“, sagt<br />

<strong>Schenker</strong>-Joyau-Präsident<br />

Jacques Godet. In<br />

Massy arbeiten 140<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong>-<br />

Mitarbeiter.<br />

Empfang: Japanerinnen mit frisch<br />

eingetroffenen Flaschen aus Europa<br />

Wein aller<br />

Klassen<br />

Paris: In der<br />

Logistik ist <strong>DB</strong><br />

<strong>Schenker</strong> in<br />

Frankreich an<br />

98 Standorten<br />

flächendeckend<br />

präsent<br />

■ Alljährlich im November ist Beaujolais-Zeit:<br />

Dann darf der erste französische<br />

Rotwein des Jahrgangs<br />

entkorkt werden – meist findet<br />

das in festlichem Rahmen statt. Im<br />

vergangenen Jahr erneut in Japan:<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> brachte 500 000 Flaschen<br />

Wein per Luftfracht nach<br />

Tokio. Rechtzeitig zu verschiedenen<br />

Partys in Kaufhäusern und Restaurants.<br />

„Das Schöne an diesem<br />

Wein ist, dass er alle Klassen und<br />

Schichten vereint“, sagt Lutz Wempe,<br />

Produktmanager Weinlogistik<br />

der <strong>Schenker</strong> Deutschland AG.<br />

Nachgehakt<br />

Freie<br />

Fahrt durch<br />

den Hafen<br />

Hamburg schafft den<br />

Freihafen fast vollständig<br />

ab. Ein Grund: der Verkehr<br />

■ 120 Jahre ist der Hamburger Freihafen<br />

im letzten Oktober alt geworden. Ein<br />

stolzes Jubiläum und zugleich sein letztes.<br />

Am 1. Januar 2011 wird der 17,5 Kilometer<br />

lange Zollzaun abgerissen und<br />

das Gelände deutlich verkleinert: von<br />

derzeit 1 460 auf 60 Hektar.<br />

Die Abschaffung komme vor allem Spediteuren<br />

und Logistikunternehmen<br />

entgegen, sagt Arne Olbrisch, Ökonom<br />

der Hamburger Handelskammer. „Das<br />

Wachstum des Hafens hat dazu geführt,<br />

dass sich an den Zollstationen der Verkehr<br />

häufig staut. Diese Flaschenhälse<br />

werden abgeschafft.“ Zudem sei der historische<br />

Zollvorteil im Freihafen längst<br />

nicht mehr so groß wie bei der Gründung<br />

1888. „Die Zölle sind niedriger<br />

geworden, und in diesem Jahr fällt die<br />

anmeldefreie Lagerung von Waren aus<br />

Nicht-EU-Ländern ohnehin weg“, sagt<br />

Olbrisch.<br />

Vom 1. Juli an müssen Waren vor der<br />

Ankunft im Hafen gemeldet werden.<br />

Grund dafür sind unter anderem neue<br />

Sicherheitsvorschriften, die eine bessere<br />

Kontrolle der Güter ermöglichen<br />

sollen. Bislang wissen Zöllner nicht immer,<br />

was in den Kisten und Containern<br />

steckt, die im Freihafen lagern.<br />

Bevor die Zone quasi abgeschafft wird,<br />

muss ein Bundesgesetz die Details regeln.<br />

Der Beschluss aber gilt als sicher.<br />

Und dann finden statt mehr als 500 nur<br />

noch 20 Unternehmen im Freihafen<br />

Platz. Es werden vor allem Lager- und<br />

Umschlagfirmen sein. „Die Interessen<br />

sind extrem gegenläufig“, sagt Olbrisch,<br />

„deswegen mussten wir einen<br />

Kompromiss finden.“ Das war politisch<br />

wichtig – und dient auch dem Image<br />

Hamburgs als Hafen- und Handelsstadt.<br />

Ganz verzichten wollte man auf<br />

den Freihafen dann doch nicht. Nicht<br />

nach 120 Jahren.<br />

8 | Logistics Logistics | 9<br />

Fotos: <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong>, HÅG, istockphoto, dpa


Wie funktioniert ...<br />

Erdboden geologisch<br />

gut geeignet<br />

Geeignetes<br />

geologisches Profil<br />

Quelle: IPCC<br />

Hafen-<br />

terminal<br />

... unterirdische<br />

CO₂-Speicherung?<br />

Die Klimabelastung durch<br />

den Verkehr ist hoch. Auch<br />

beim Elektroantrieb wird<br />

das Klimagas CO₂ freigesetzt.<br />

Forscher testen, ob das<br />

an fallende Gas für lange Zeit<br />

tief in der Erde gelagert werden<br />

kann. Ein Blick in die Zukunft<br />

Mögliche Speicherorte weltweit<br />

Besondere geologische Formationen bieten sich nach<br />

Angaben des Weltklimarates IPCC weltweit als mögliche<br />

Speicherstätten an, sogenannte saline Aquifere: poröse,<br />

salzwasserführende Gesteinsschichten in unterschiedlichen<br />

Tiefen unter der Erdoberfläche. Sie könnten in ihren Poren<br />

das Kohlendioxid wie ein Schwamm aufnehmen<br />

Kraftwerk: Elektrische<br />

Antriebe können<br />

dank CO₂­neutraler<br />

Stromproduktion die<br />

Klimabilanz des<br />

Verkehrs verbessern<br />

Bohrinsel<br />

Offshore: CO₂ wird in<br />

Erdgas lagerstätten<br />

ge pumpt. Ausgebeutete<br />

Erd öl­ oder<br />

Erdgas lagerstätten<br />

sind gute Speicherorte<br />

Sicherheit:<br />

Messsonden<br />

ermitteln Lecks<br />

Grafik: KircherBurkhardt Infografik<br />

Pipeline<br />

Speicherkopf<br />

Gasdichte<br />

Gesteinsschicht<br />

Poröse<br />

Gesteinsschicht<br />

–300 m<br />

–300 m<br />

–600 m<br />

–600 m<br />

–900 m<br />

–900 m<br />

–1200 m<br />

–1200 m<br />

–1500 m<br />

–1500 m<br />

0 m<br />

0 m<br />

Zugterminal<br />

LKW-<br />

Terminal<br />

Tief versenkt: Unterschiedliche,<br />

undurchlässige Ge steinsschichten<br />

sorgen dafür, dass das geruchslose<br />

Gas nicht an die Oberfläche dringt.<br />

Das poröse Gestein hält das Gas in<br />

Tausenden Metern Tiefe fest<br />

Verursacher<br />

Industrie, Handel und Verkehr stoßen Kohlendioxid aus.<br />

Elektroantriebe könnten den Ausstoß verringern, wenn das Gas<br />

an der Quelle – im Kraftwerk – abgeschieden wird<br />

Luft<br />

Brennstoff<br />

Sauerstoff<br />

Teures Verfahren<br />

Kosten der CO2-Speicherung in US-Dollar je Tonne<br />

Abscheidung im Kohle- oder Gaskraftwerk<br />

15 bis 75<br />

Abscheidung aus industriellen Prozessen 5 bis 115<br />

Transport 1 bis 8<br />

unterirdische Speicherung 0,6 bis 8,3<br />

Offshore-Speicherung 5 bis 30<br />

Dampferzeuger<br />

Dampfturbine<br />

Energie<br />

Dampf<br />

Stickstoff Asche<br />

Wasser<br />

10 | Logistics Logistics | 11<br />

Oxfuel-<br />

Kraftwerk<br />

Geologie: Als Lagerstätten für<br />

Kohlendioxid kommen alle großen<br />

Hohlräume in der Erdkruste<br />

in frage. Sie müssen geologisch so<br />

stabil sind, dass sie das CO₂ auf<br />

Dauer sicher vorm Entweichen in<br />

die Atmosphäre abhalten<br />

Teures Verfahren<br />

Transportketten<br />

Interkontinentale Transporte<br />

könnten das Gas zu<br />

Speichern an Land und auf<br />

See bringen: per Lastwagen,<br />

Kesselwaggon, Pipeline<br />

oder Tankschiff. Derzeit<br />

wird es zum Beispiel in<br />

Erdgasstätten gepumpt, um<br />

Restgas besser zu fördern<br />

Speicherung<br />

Mehrere Kilometer unter<br />

der Erde ruht das Klimagas<br />

für Jahrtausende sicher.<br />

Kostentreiber des gesamten<br />

Verfahrens ist nicht die<br />

Speicherung im Gestein,<br />

sondern die Abscheidung<br />

des Gases: Das kostet<br />

je nach Industrie oder<br />

Kraftwerk zwischen 5 und<br />

115 US-Dollar pro Tonne<br />

Quelle: IPCC<br />

Abscheidung im Kraftwerk<br />

Derzeit gibt es verschiedene Verfahren, Kohlen dioxid<br />

schon bei der Verbrennung abzuscheiden und zu verflüssigen.<br />

Beim sogenannten Oxyfuel-Verfahren, das<br />

erstmals in Deutschland in einer Pilotanlage angewendet<br />

wird, verbrennt Kohle mit reinem Sauerstoff. Das so<br />

entstandene hochreine CO₂ wird abtransportiert<br />

Strom<br />

Kohlendioxid<br />

Kohlendioxid-<br />

Kompressor


Power<br />

Potenzieller Nachwuchs: Der Mangel an<br />

gut geschulten Mitarbeitern wird nach der<br />

Krise viele Unternehmen bremsen<br />

Foto: Imagesource-Black/F1online<br />

strategen<br />

der zukunft<br />

Die Konjunktur lahmt. Wer jetzt Chancen nutzen will, sollte aktiv<br />

werden. Schlaue Firmen bilden ihre Mitarbeiter weiter und überdenken<br />

ihre Strategie. Denn eines Tages endet auch die längste Krise<br />

[ Text ] Axel Novak


Raffinerie in Mexiko:<br />

Globalisierung<br />

heißt auch, dass<br />

die aufstrebenden<br />

Volkswirtschaften mehr<br />

Energie benötigen<br />

Die Energiekosten werden langfristig weiter<br />

steigen – und damit zu einem bestimmenden<br />

Element in der Logistik.<br />

Die turbulente Preisentwicklung auf dem<br />

Ölmarkt im vergangenen Jahr hat gezeigt, wie<br />

unsicher Prognosen sind. Doch gehen alle<br />

Fachleute davon aus, dass die Preise für Energie<br />

in den kommenden Jahren kräftig steigen. In der<br />

Logistik führt das möglicherweise zur Regionalisierung<br />

von Lieferketten und zu neuen<br />

intelligenteren Verkehrskonzepten.<br />

14 | Logistics<br />

Fotos: Corbis, EBS<br />

R<br />

und um den Globus dümpeln leere Containerschiffe<br />

in den Häfen, Frachtflugzeuge<br />

stehen eingemottet weitab der Rollfelder<br />

und Güterwaggons warten in den Rangierhöfen<br />

auf Transportgut. Die Krise hat die<br />

Weltwirtschaft im Griff, die Prognosen<br />

bleiben düster. Experten streiten darüber,<br />

wann die Konjunktur wieder an Fahrt aufnimmt. Spediteure,<br />

Transporteure und Logistiker haben sich vom Wachstum<br />

verabschiedet. Es gibt derzeit nicht viel zu tun.<br />

Oder doch? „Gerade jetzt ist die Zeit, darüber nachzudenken,<br />

was man will“, sagt Wirtschaftsingenieur Heiko von<br />

der Gracht. Die aktuelle Situation biete vielen Unternehmen<br />

die Chance, ihre Strategie und ihr Geschäftsmodell zu<br />

überprüfen. Der Moment sei für Entscheider in den Unternehmen<br />

gekommen, über die Zukunft der Branche und über<br />

die eigenen Geschäftsmodelle nachzudenken. Die vergangenen<br />

Jahre des Booms hätten strategische Überlegungen in<br />

den Hintergrund gerückt. Jetzt aber, nach dem Abflauen des<br />

Booms, mache es Sinn, sich mit strategischen Planungstools<br />

auseinanderzusetzen.<br />

Doch von der Gracht ist skeptisch, ob es den Unternehmen<br />

gelingt, diese Chancen zu nutzen. Seit vier Jahren beschäftigt<br />

er sich als einer der wenigen Wirtschaftsforscher<br />

mit Szenarien, wie es um die Transportbranche in einigen<br />

Jahren und Jahrzehnten bestellt sein könnte, und leitet<br />

heute das Center für Zukunftsforschung am Supply Chain<br />

Management Institute der European Business School in<br />

Oestrich-Winkel. Vor allem die Art und Weise, wie Logistiker<br />

ihre Unternehmen strategisch ausrichten, hat ihn interessiert.<br />

Dutzende Firmen hat er zu ihrer Planungsfähigkeit<br />

befragt – mit ernüchterndem Ergebnis: Die mittelständischen<br />

Logistiker seien eher reaktiv, sie träten selten mit eigenen<br />

Innovationen an die Kunden heran. In ihrer strategischen<br />

Ausrichtung orientierten sich viele Firmen weniger<br />

an denkbaren, zukünftigen Entwicklungen des Marktes,<br />

sondern hangelten sich häufig von einer Entscheidung zur<br />

nächsten.<br />

Einen Grund dafür sieht der Forscher darin, dass viele Dienstleister<br />

aufgrund der vergangenen Boom-Jahre stark operativ<br />

ausgerichtet seien. „Das Tagesgeschäft entscheidet“, hat<br />

von der Gracht festgestellt. Statt langwieriger Diskussionen<br />

unter den Führungskräften sei es bei Mittelständlern häufig<br />

der Fall, dass der Geschäftsführer eine Nacht über wichtige<br />

Fragen schlafe und anschließend – eher aus dem Bauch<br />

heraus – einfach entscheide. Bei anderen, größeren Dienstleistern<br />

heißt es: „Flexibilität ersetzt die Vorausschau“,<br />

was allzu oft mangelndes strategisches Operieren verbirgt.<br />

Manchmal zu Recht, denn eine solche Flexibilität hält oft<br />

die Investitionskosten niedrig. Gelegentlich zu Unrecht,<br />

Power<br />

{ Heiko von der Gracht, EBS }<br />

»Es reicht nicht, an eine Zukunft<br />

zu denken. Wir müssen jetzt lernen,<br />

in Alternativen zu denken.«<br />

denn mangelnde Vorausschau führt dazu, dass im turbulenten<br />

Umfeld Antworten fehlen.<br />

Zum Beispiel beim Thema Energie, einem Dauerbrenner<br />

unter den Vertretern einer Branche, die stark von der Entwicklung<br />

der Treibstoffpreise abhängig ist. „Die Strategen<br />

in den Unternehmen begründen ihre Planungen häufig<br />

mit einem Ölpreis von rund 120 US-Dollar pro Barrel“, sagt<br />

von der Gracht. „Aber im vergangenen Jahr hat sich der Ölpreis<br />

ganz anders entwickelt, als vorhergesagt. Was machen<br />

nun die Unternehmen bei einem Preis von 230 oder bei nur<br />

50 US-Dollar? Auf diese Möglichkeit hat es häufig keine<br />

Antwort gegeben.“<br />

Szenarien nennt von der Gracht mehr oder weniger<br />

wahrscheinliche Ereignisse und Konstellationen, die das<br />

wirtschaftspolitische Umfeld und das unternehmerische<br />

Handeln von einem Tag auf den anderen auf den Kopf stellen<br />

können. Mithilfe analytischer Methoden sollen die<br />

Strategen von Unternehmen auch die unwahrscheinlichsten<br />

Szenarien berücksichtigen oder zumindest bedenken.<br />

Seminare stehen nicht nur Großkonzernen, sondern auch<br />

kleineren und mittleren Unternehmen offen. Fünfstellige<br />

Euro-Beträge lassen es sich Firmen kosten, damit ihre Manager<br />

auf solchen Veranstaltungen nicht nur ungehemmt in<br />

die Zukunft schauen dürfen, sondern sich auch erschöpfend<br />

in Vorstellungen ergehen können, was wäre wenn ...<br />

„Es reicht nicht, an eine Zukunft zu denken“, sagt von der<br />

Gracht. „Wir müssen lernen, in Alternativen zu denken.“<br />

Szenarien beruhen auf einigen grundlegenden Faktoren.<br />

Wer also in die Zukunft schauen will, muss sehen, wo er<br />

herkommt. Gerade die Logistikbranche kann auf eine einzigartige<br />

Boom-Zeit zurücksehen: Vier Jahre Aufschwung<br />

in Folge, das hat der Branche einen ungeheuren Schub gegeben.<br />

Während sich die Logistik vor wenigen Jahren allein<br />

auf den Transport von Gütern von A nach B beschränkte, ist<br />

die Branche heute zur strategischen Management-Funktion<br />

avanciert. Neben dem Vertrieb und den Marketingabteilungen<br />

haben sich die Logistiker in der Unternehmensführung<br />

als wichtige Partner etabliert, wenn es darum geht, strategische<br />

Entscheidungen zu treffen.<br />

Heute lehren steigende Energiekosten die globalisierte<br />

Welt den Preis der weltweiten Verfügbarkeit. In der Hierarchie<br />

der Unternehmen sind die einst belächelten Männer im<br />

Blaumann mit den smarten Marketing- und Vertriebsleuten<br />

gleichgezogen.<br />

Zwar ist in den Industrien die Standortentscheidung immer<br />

von logistischen Faktoren beeinflusst gewesen, doch<br />

nie zuvor in der Geschichte haben diese Faktoren die Art<br />

und Weise so stark bestimmt, wie Güter industriell gefertigt<br />

werden. Just-in-time- und Just-in-sequence-Konzepte<br />

konnten nur deshalb umgesetzt werden, weil Logistiker<br />

><br />

Logistics | 15


Power<br />

Dr. Norbert Bensel,<br />

im <strong>DB</strong> Konzern für<br />

die Transport- und<br />

Logistiksparte verantwortlich<br />

In der aktuellen Wirtschaftskrise bereitet <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong><br />

schon jetzt den kommenden Aufschwung vor<br />

Die Finanz- und Kapitalmarktkrise in den USA<br />

hat sich zu einer globalen Wirtschaftskrise<br />

entwickelt. Das betrifft natürlich auch <strong>DB</strong><br />

<strong>Schenker</strong>, einen weltweit führenden integrierten<br />

Logistikdienstleister. Dessen Antworten<br />

auf die Krise sind heterogen. So bündelt das konzernweite<br />

Programm „react 2009“ alle Kräfte des Unternehmens, um<br />

die Wettbewerbsposition weltweit zu verbessern. Zudem<br />

sollen Überstunden und Arbeitszeiten sinken. Gleichzeitig<br />

will das Unternehmen investieren. „Wir werden weiter<br />

wachsen und gestärkt aus der Krise hervorgehen“, sagt<br />

Dr. Norbert Bensel, der im Vorstand der <strong>DB</strong> AG für die<br />

Transport- und Logistiksparte verantwortlich ist. So wollen<br />

Manager im internationalen Logistikgeschäft früh davon<br />

profitieren, wenn sich Schlüsselmärkte wie die USA oder<br />

die Asien-Pazifik-Region vor der EU erholen. Auch der<br />

Schienengüterverkehr bereitet das Wachstum vor. „Wir<br />

werden unsere Kapazitäten – Infrastruktur, Lokomotiven,<br />

Wagen und Personal – in jedem Fall so anpassen, dass wir<br />

die Kundenanforderungen nach dem Ende der Krise erfüllen<br />

können“, sagt Dr. Klaus Kremper, CEO der <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong><br />

Dr. Klaus Kremper: Schwierige Zeiten für <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> Rail<br />

Dr. Thomas Lieb: <strong>DB</strong><br />

<strong>Schenker</strong> Logistics will<br />

gestärkt aus der Krise<br />

hervorgehen<br />

„Wir müssen gerüstet sein“<br />

Rail. Gleichzeitig muss <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> Antworten auf die vier<br />

Mega trends finden, die die Logistik voraussichtlich auch in<br />

den kommenden Jahren beherrschen werden.<br />

Kundenanforderungen<br />

Weil sich die Anforderungen der Kunden rasant geändert<br />

haben, hat auch <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> seine Vertriebsstrukturen<br />

weiter entwickelt. „Wir stellen unsere Kunden noch<br />

mehr in den Mittelpunkt und profitieren in der jetzigen<br />

wirtschaftlichen Situation von unseren weltweit guten<br />

Beziehungen“, sagt Thomas Schenzle, der bei <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong><br />

für das Key-Account-Management verantwortlich ist. So<br />

erfahren Kunden, wie sie Kosten sparen können – zum<br />

Beispiel durch die Verlagerung von Luftfracht auf Sea-/Air-<br />

oder Seafreight oder durch die Verlagerung von Seehafen-<br />

Hinterlandverkehren vom Lastwagen auf die Schiene oder<br />

das Binnenschiff. Gleichzeitig analysiert <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> die<br />

Kunden-Supply-Chains und bietet die Möglichkeit, neue<br />

Produktionsprozesse mit kostengünstigen Lieferketten zu<br />

verbinden. Durch die Einbindung in integrierte Netzwerke<br />

erhält der Kunde einen Wettbewerbsvorteil gegenüber<br />

seinen Konkurrenten. Intern bedeutet das für <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong><br />

Logistics, Prozesse kontinuierlich zu verbessern und Standards<br />

für das Key-Account-Management einzuführen.<br />

Auch der Vertrieb von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> Rail hat ein umfassendes<br />

Paket geschnürt, um in dem derzeit schwierigen Umfeld<br />

Verkehre zu halten oder neu zu gewinnen. „Wir halten<br />

nach wie vor für unsere Kunden ein komplettes Leistungspaket<br />

vor. Dabei schöpfen wir alle Möglichkeiten in der Logistikabwicklung<br />

und Preisgestaltung aus, um eine umfassende<br />

und nachhaltige Zusammenarbeit anzubieten“, sagt<br />

Karsten Sachsenröder, Vertriebsvorstand bei <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong><br />

Rail. „Damit sind wir ein starker, verlässlicher Partner. Unser<br />

Ziel ist es, gemeinsam mit den Kunden durch die Krise<br />

zu gehen.“<br />

Globalisierung<br />

Die Globalisierung bestimmt weiterhin die Wirtschaftsentwicklung.<br />

„Wenn wir neuesten Studien folgen, wird Globalisierung<br />

eher bedeuten, dass sich bestimmte Industrien in<br />

ausgewählten Regionen konzentrieren“, sagt Dr. Thomas<br />

Lieb, der Chef von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> Logistics. Als Beispiel<br />

führt er Singapur an, wo ein Schwerpunkt der Biomedizin<br />

entsteht. Für <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> bedeute das, in diesen Industriezentren<br />

mit eigener Infrastruktur und seinen Spezialisten<br />

präsent sein zu müssen. „Nur die Logistikdienstleister werden<br />

das Rennen gewinnen, die sich wie ein Chamäleon am<br />

besten anpassen können“, so Lieb.<br />

Ölpreise<br />

Bestimmend für die Entwicklung der gesamten Logistikbranche<br />

ist auch der Ölpreis. Für <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> bedeutet das<br />

zweierlei. Zum einen, die Internationalisierungsstrategie<br />

beizubehalten. Denn eine Studie, die <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> jüngst<br />

mit der WHU – Otto Beisheim School of Management<br />

bei Koblenz durchgeführt hat, ergab, dass die Ölpreise die<br />

Globalisierung nur unwesentlich beeinflussen. Hohe Lohndifferenzen<br />

führten auch bei steigenden Ölpreisen zu Einsparungen<br />

in der Produktion. Zum anderen sind weiterhin<br />

Investitionen in Personal und Material notwendig. Bessere<br />

und energieeffezientere Transportmittel heben den Effekt<br />

höherer Ölpreise teilweise auf.<br />

Grüne Logistik<br />

Angesichts des Klimawandels ist auch die Verkehrsbranche<br />

gefragt, einen Beitrag zur Reduzierung von klimaschädlichen<br />

Emissionen zu leisten. Denn während die meisten Sektoren<br />

ihre Emissionen verringert haben, sind allein die Emissionen<br />

in der Transportbranche gestiegen – auf heute rund<br />

24 Prozent des weltweiten CO₂-Ausstoßes. „Nachhaltigkeit<br />

ist fester Bestandteil der Unternehmensphilosophie“, unterstreicht<br />

<strong>DB</strong>-Vorstand Dr. Norbert Bensel. <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> verknüpft<br />

ganzheitlich und ressourcenschonend die Verkehrsträger<br />

Bahn, Lkw, Schiff und Flugzeug, indem die besonders<br />

umweltfreundlichen Verkehrsmittel Schiene und Schiff<br />

optimal mit den anderen kombiniert werden. So entlastet<br />

das Unternehmen mit seinen täglich über 5 000 Güterzügen<br />

die Umwelt um mehr als 4,4 Millionen Tonnen CO₂-Ausstoß<br />

jährlich. Zudem hat <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> in den einzelnen Landesgesellschaften<br />

eigene Nachhaltigkeitsprogramme gestartet.<br />

Sie reichen von neuen Fahrzeugen über Schulungen bis zu<br />

gänzlich neu konzipierten logistischen Angeboten.<br />

Nordlicht: Ungeheure<br />

Energien und Rohstoffe<br />

warten außerhalb der Erdatmosphäre<br />

darauf, nutzbar<br />

gemacht zu werden<br />

Die Weltraumlogistik ist – in Zukunft –<br />

ein Geschäftsfeld mit lukrativen Möglichkeiten.<br />

Ob Nachschub für Stationen und Hotels im<br />

All oder Bergbau auf Kometen und anderen<br />

extraterrestrischen Objekten: In wenigen<br />

Jahren schon könnte die Weltraumlogistik<br />

zum ernst zu nehmenden Geschäft für<br />

private Unternehmen werden.<br />

tiefen Einblick in die Herstellungsabläufe gewannen und<br />

diese nach ihren Anforderungen bestimmen konnten.<br />

Dieser Wandel der Branche vom Transporteur zum Koproduzenten<br />

hat die Beziehungen zwischen den Herstellern<br />

und den Transporteuren von Produkten tief greifend verändert.<br />

Statt Kapazität zählt heute geschmeidige Anpassungsfähigkeit.<br />

Statt reinen Laderaums sind ausgefeilte, individuelle<br />

Prozesse gefragt, die die Produktionsabläufe in der<br />

Industrie perfekt und spiegelbildlich reflektieren.<br />

„Die globalen Wertschöpfungsnetze der Hersteller werden<br />

immer komplexer und erfordern schnellere Entscheidungen“,<br />

sagte Prof. Frank Straube, Leiter des Bereichs<br />

Logistik am Institut für Technologie und Management der<br />

Technischen Universität Berlin. „Kunden erwarten von<br />

ihren Dienstleistern passende Lösungen und hohe Flexibilität.“<br />

Entscheidende Faktoren für den zukünftigen Erfolg<br />

seien qualifizierte mobile Mitarbeiter, weltweit einheitliche<br />

Standards sowie hohe Kompetenz in eigener IT und<br />

neue Technologien. Zudem gewinne Beratung vor dem<br />

Leistungsangebot und ständige Leistungsoptimierung zunehmend<br />

an Bedeutung, so Straube bei der Vorstellung der<br />

Studie +2015.<br />

Mehr als 100 Entscheider aus fünf Branchen hat der Wissenschaftler<br />

mit seinem Berliner Team befragt. Die Ergebnisse<br />

für die international operierenden Logistiker sind klar:<br />

Der Trend zur Auslagerung großer Teile der Wertschöpfung<br />

bleibt ungebrochen. Logistikunternehmen sollten ihre<br />

Transportnetze weltweit steuern und umweltfreundliche<br />

Lösungen umsetzen. „Logistikdienstleister sind gefordert,<br />

Kompetenzen in diesen Bereichen weiter auszubauen. Sie<br />

erhalten dadurch perspektivisch auch die Möglichkeit in die<br />

16 | Logistics Logistics | 17<br />

Fotos: NIcole Maskus (2), Marc Darchinger, Millennium Images Limited/plainpicture<br />

>


End-to-end-Steuerung der Kundennetze eingebunden zu<br />

werden“, sagte Straube.<br />

Umso abrupter fällt der Rückgang aus, der derzeit die Industrie<br />

und ihre Dienstleister erwischt. Weil Aufträge und Einkäufe<br />

weltweit eingebrochen sind, sinkt das Volumen der zu<br />

transportierenden Güter und damit die Umsätze der Logistiker.<br />

In den Häfen liegen leere Schiffe, Güterwaggons warten<br />

auf abgelegenen Gleisen auf neue Kunden, Lkw werden<br />

zur Überbrückung vorzeitigen Wartungsfristen unterzogen<br />

und Frachtflugzeuge bleiben am Boden. Die großen Unternehmen<br />

haben es einfach. Sie legen ihre Transportmittel<br />

still, um den Überkapazitäten zu begegnen. Schwierig wird<br />

es für die kleinen und mittelständisch operierenden Unternehmen,<br />

die mangels Aufträgen Mitarbeiter entlassen und<br />

Kredite neu verhandeln müssen. Vor allem im Straßengüterverkehr<br />

ist die Lage angespannt.<br />

„Über der Speditions- und Logistikbranche sind dunkle<br />

Wolken aufgezogen. Nicht nur deutliche Nachfragerückgänge<br />

in allen Verkehrsbereichen und schlechte Geschäftserwartungen,<br />

auch die Verkehrspolitik der Bundesregierung<br />

verderben den Unternehmen gründlich die Stimmung“,<br />

heißt es etwa beim Deutschen Speditions- und<br />

Logistik verband.<br />

Nicht mehr weit ist es da zu einer weltweiten Zweiklassengesellschaft:<br />

Hier die kleinen Speditionen, die sich<br />

mit Müh und Not durch den Markt kämpfen und nun vor<br />

existenziellen Schwierigkeiten stehen. Dort die großen<br />

Dienstleister, die internationalen Partner von Industrie<br />

und Handel, denen die Krise zumindest schwer zu schaffen<br />

macht, die aber allein aufgrund ihrer Größe hoffen können,<br />

Wasser – Grundstoff Nummer eins des<br />

Lebens – wird in naher Zukunft zum<br />

kostbaren, gefragten Transportgut.<br />

Nicht nur die Reichtümer dieser Welt sind<br />

ungerecht verteilt, es fängt schon beim<br />

Grundstoff des Lebens an, dem Wasser.<br />

Umso wichtiger ist die Verteilung dieser<br />

Ressource, die im beginnenden Klimawandel<br />

in manchen Regionen immer kostbarer<br />

wird. Das verlangt nach ausge feilten<br />

Lieferkonzepten zwischen Regionen,<br />

Ländern oder Kontinenten.<br />

18 | Logistics<br />

{ Karim Barkawi, Unternehmensberater }<br />

»Die Konsolidierung setzt sich fort:<br />

Das wäre auch ohne Krise passiert,<br />

sie beschleunigt den Prozess aber.«<br />

aus der Krise unbeschadet hervorzugehen – oder gar durch<br />

günstige Zukäufe gestärkt.<br />

„Die Gefahr besteht natürlich, dass der eine oder andere<br />

Anbieter vom Markt verschwinden wird. Dementsprechend<br />

wird sich auch die Konsolidierung weiter fortsetzen“,<br />

sagt Karim Barkawi, Gründer und Geschäftsführer von Barkawi<br />

Management Consultants. „Das wäre aber auch ohne<br />

die Krise passiert, sie beschleunigt den Prozess nur etwas.“<br />

Beherrschendes Thema sind weiterhin die Kosten. Sinkende<br />

Umsätze verlangen in der Regel sinkende Kosten.<br />

Daher setzen Kunden und Verlader noch stärker auf Einsparungen,<br />

um Erträge und Beschäftigung sichern zu können.<br />

Die Dienstleister müssten damit rechnen, dass die Kunden<br />

diesen Druck weitergeben und mit neuen und weiter reichenden<br />

Anforderungen als bisher an sie herantreten. „Optimierungsprogramme<br />

für die eigene Logistik werden in<br />

diesen Tagen noch mehr zum Thema als bisher, denn hier<br />

schlummern in den meisten Unternehmen nach wie vor gewaltige<br />

Einsparungspotenziale“, sagt Barkawi.<br />

Sein Unternehmen, eine auf Logistik spezialisierte Unternehmensberatung,<br />

spürt diese Entwicklung anhand der<br />

Projektanfragen, mit denen die Logistikdienstleister an<br />

Barkawi herantreten. Von strategischen Fragestellungen<br />

hat sich die Beratung auf die Optimierung von Organisations-<br />

und Prozessstrukturen sowie das Produktmarketing<br />

und den Vertrieb ausgeweitet. „Viele Dienstleister sind in<br />

den letzten Jahren sehr schnell gewachsen. Dabei kam meist<br />

die Anpassung und Optimierung der eigenen Strukturen<br />

zu kurz“, sagt Oliver Landgraf, Vice President Distribution<br />

and Logistics Service Providers im Unternehmen. Das aller-<br />

„Ich bin der Meinung, dass in dieser außergewöhnlichen<br />

Krise auch außergewöhnliche Chancen für die Logistik entstehen.<br />

Unternehmen sind bereit, radikalere Veränderungen<br />

anzugehen, die auch zu neuen Logistikabläufen und<br />

Rollenverteilungen zwischen Logistikpartnern führen können“,<br />

sagt Barkawi. „Dies kann bei den Logistik anbietern zu<br />

zusätzlichen Umsätzen und Margen führen.“<br />

Aufseiten der Dienstleister haben die großen Netzwerkanbieter<br />

die Chance, den Markt der Standarddienstleistungen<br />

weiter für sich zu erobern, wenn sie ihre Kostenstrukturen<br />

optimal gestaltet haben und bessere Einkaufspreise<br />

an die Verlader weitergeben können. Die Chance<br />

der kleineren Logistiker aber liegt in der stärkeren Spezialisierung.<br />

Nach wie vor gilt, dass Produkte und Dienstleistungen<br />

immer individueller gestaltet sein müssen. Dementsprechend<br />

forderten Kunden auch maßgeschneiderte<br />

Lösungsansätze in der Logistik. Mittelgroße Generalisten<br />

werden früher oder später in die eine oder andere Richtung<br />

tendieren müssen, so Landgraf. „Für alle gilt, dass die Verlader<br />

mehr bereit sind, Dienstleister zu wechseln. Dadurch<br />

können vertriebsstarke und leistungsfähige Unternehmen<br />

gewinnen.“<br />

Aufseiten der Verlader wird der Trend stärker, Externe mit<br />

Dienstleistungen zu beauftragen, stellt Landgraf fest. Jüngstes<br />

Beispiel sei die 300-Millionen-Euro-Vergabe der Logistik<br />

eines globalen Bergbaukonzerns. Sie sei mit der Begründung<br />

erfolgt, die globale Wachstumsstrategie des Unternehmens<br />

sei nur mit einem weltweit präsenten und erfahrenen<br />

Logistikpartner überhaupt möglich. Globales Wachstum ist<br />

ohne die Kompetenz der Logistikanbieter oft nicht mehr realisierbar.<br />

„Unsere Projekterfahrung und zahlreiche Studien zeigen<br />

einen ungebrochenen Trend zum Outsourcing“, sagt Landgraf.<br />

Es sei für viele Unternehmen einfacher, Leistungen<br />

an einen erfahrenen Partner auszulagern, statt die eigenen<br />

Abläufe zu verbessern. Zudem ließen sich durch Outsourcing<br />

massiv Kosten sparen. Schließlich muss das Unternehmen<br />

nicht mehr in Infrastruktur und Technik investieren,<br />

dings bietet den Dienstleistern eine Menge Möglichkeiten. um die Supply Chains auf den neuesten Stand zu bringen. ><br />

Nothilfe: Immer mehr<br />

Staaten und Regionen<br />

sind von Wasserlieferungen<br />

abhängig<br />

Fotos: A. Cubillos/AP Photo, K. Barkawi Grafik: KircherBurkhardt Infografik<br />

AUSBLicK<br />

Schwieriges Jahr 2009<br />

KLARER EINBRUCH<br />

Globales Wachstum in % gg. Vorjahr<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

18<br />

15<br />

12<br />

9<br />

6<br />

3<br />

0<br />

'03 '05 '07 '09*<br />

KEIN ENDE IN SICHT<br />

Wachstum in der weltweiten Luftfracht, in Prozent gegenüber Vorjahr<br />

10<br />

5<br />

0<br />

-5<br />

-10<br />

'01 '03<br />

'05 '07<br />

SCHIENE UND STRASSE GEWINNEN<br />

Verkehrsleistung in Deutschland in Mrd. Tkm<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

'03 '05 '07 '09*<br />

DEUTLICHE VERLANGSAMUNG<br />

Welthandel in % gg. Vorjahr<br />

3,0<br />

2,0<br />

1,0<br />

0<br />

'03 '05 '07 '09*<br />

SCHIFFFAHRT STAGNIERT<br />

Wachstum im weltweiten Containerumschlag, in Prozent gegenüber Vorjahr<br />

Power<br />

■ Die Abwärtsbewegung in der Weltwirtschaft setzt<br />

sich voraussichtlich in den kommenden Monaten fort. Der<br />

einbrechende Welthandel führt dazu, dass weniger Güter<br />

transportiert werden. Das kann für Unternehmen mit großen<br />

kostenträchtigen Netzwerken problematisch werden.<br />

■ Vor allem in der Schifffahrt, dem Rückgrat des Welthandels,<br />

sind die Frachtraten eingebrochen. Hohe Überkapazitäten<br />

belasten sämtliche Verkehrsträger.<br />

'09*<br />

'03 '05 '07 '09*<br />

Straße Schiene<br />

Wasser<br />

Rohr<br />

* Prognose<br />

Quelle: Prognos, IATA, <strong>DB</strong> Research


Die teuren Ausflüge in die Welt der technischen Neuheiten<br />

übernimmt der Dienstleister. Und nur der bleibt erfolgreich<br />

am Markt, der solcherlei Ausflüge finanzieren kann.<br />

Große Krise, große chancen? „Vieles deutet auf eine längere<br />

Krise hin“, sagt Eric Heymann, Logistikexperte von <strong>DB</strong> Research,<br />

dem Wirtschaftsanalysedienst der Deutschen Bank<br />

in Frankfurt am Main. Und die berge viele Chancen, zum<br />

Beispiel für Ausrüster der Logistikdienstleister, also die<br />

Hersteller von Waggons und Loks. So sei jetzt der geeignete<br />

Moment für die Eisenbahnen, die eigene Flotte zu modernisieren,<br />

sagt der 36-jährige Ökonom.<br />

Russlands Staatsbahn RZD investiert in neue Güterwaggons<br />

und Rangierbahnhöfe – und will damit die Konjunktur<br />

stützen. Die französische SNCF steckt 2009 und 2010<br />

zusätzlich 700 Millionen Euro in Netz, Bahnhöfe und neue<br />

Züge, um der Wirtschaft des Landes zu helfen. Die Deutsche<br />

Bahn AG hat Anfang Januar einen milliardenschweren<br />

Rahmenvertrag mit dem Schienenausrüster Bombardier abgeschlossen<br />

und kauft neue Lokomotiven. Auch das stützt<br />

die Konjunktur.<br />

Anders hingegen sieht es bei den Werften und den Herstellern<br />

von Lastwagen aus. Dort sorgen bestehende Überkapazitäten<br />

dafür, dass Aufträge storniert oder gar nicht<br />

erst erteilt werden. Nur die Flugzeugindustrie rechnet noch<br />

damit, dass die großen Hersteller eine Bugwelle von Aufträgen<br />

vor sich herschieben und damit das zerbrechliche Gefüge<br />

der Lieferanten stabilisieren können.<br />

Solange die Unternehmen straucheln, geistert vor allem<br />

eines als konjunkturelles Allheilmittel durch die Medien:<br />

„Jetzt ist die Zeit, Infrastrukturanpassungen vorzunehmen“,<br />

sagt Deutsche Bank-Forscher Heymann. „In der<br />

Boom-Zeit ist der Ausbau von Infrastruktur wie eine Operation<br />

am offenen Herzen. Vieles spricht dafür, jetzt den Ausbau<br />

vorzunehmen, wenn es ruhiger läuft.“<br />

Neue Flughäfen und Häfen lösten einen Konjunkturimpuls<br />

aus, so Heymann. Daher sehen sich die Regierungen<br />

weltweit gefordert, den Ausbau von Infrastruktur voranzutreiben<br />

– vor allem vor einem arbeitsmarktpolitischen Hintergrund.<br />

„Die Bauwirtschaft – also Hoch- und Tiefbau –<br />

ist einer der wichtigsten Motoren unserer Wirtschaft. Eine<br />

Investition von einer Milliarde Euro sichert und schafft<br />

20 000 bis 25 000 Arbeitsplätze pro Jahr“, erläutert Achim<br />

Großmann, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium.<br />

„Wir wollen sicherstellen, dass das<br />

Wirtschaftswachstum und die Arbeitsplätze, auf die wir zur<br />

Wohlstandssicherung angewiesen sind, nicht durch Engpässe<br />

im Verkehrssystem verringert werden.“<br />

Aus diesem Grund greift Berlin wie viele andere Staaten<br />

tief in die Tasche. „2009 werden wir so viel Geld in die Verkehrsinfrastruktur<br />

und in die Gebäudesanierung investieren<br />

wie nie zuvor“, sagt Großmann. Allein 12,2 Milliarden<br />

20 | Logistics<br />

{ Prof. Dr.-ing. Frank Straube, TU Berlin }<br />

»Logistikdienstleister sind gefordert,<br />

Kompetenzen im Bereich Netzwerk<br />

und Umweltschutz auszubauen.«<br />

Euro sollen in die Verkehrswege fließen. Darin enthalten<br />

sind die Zusatzeinnahmen aus der Maut: 2009 bis 2012 stehen<br />

insgesamt 3,1 Milliarden Euro mehr zur Verfügung: Davon<br />

sind 2,9 Milliarden Euro für Schiene, Straße und Wasserstraße<br />

vorgesehen, der Rest geht in Umschlaganlagen des<br />

Kombinierten Verkehrs und die Gleisanschlussförderung.<br />

In der Logistikbranche stoßen diese Vorhaben nur begrenzt<br />

auf Begeisterung. Die Speditionen ächzen unter der<br />

jüngsten Mauterhöhung. Die internationalen Dienstleister<br />

leiden mit ihren Kunden. Und noch liegt der nächste Boom<br />

fern, der zu Staus in den Verkehrskorridoren führen könnte.<br />

Doch wissen auch die Logistiker: Die großen Megatrends<br />

bleiben unverändert und verlangen nach Aktionen. Grüne<br />

Logistik bleibt weiterhin ein wichtiges Thema – weltweit.<br />

„Logistikdienstleister sind gefordert, Kompetenzen in diesen<br />

Bereichen – Netzwerk und Umweltschutz – weiter auszubauen“,<br />

unterstreicht der Berliner Professor Straube.<br />

Auch die Globalisierung bleibt als Trend ungebrochen.<br />

„Sollte Europa in eine massive und lang anhaltende Wirtschaftskrise<br />

rutschen, kann die Präsenz in den asiatischen<br />

Soziallogistik gewinnt an Bedeutung.<br />

Heute lebt die Hälfte der Menschheit in<br />

Städten.<br />

Der Preis der Urbanisierung: Hilfsbedürftige<br />

und Hilfe kommen heute oft nicht<br />

zusammen. Die Logistik kann helfen –<br />

und hohe Gewinne machen, wenn sie Angebot<br />

und Nachfrage effektiv und effizient<br />

miteinander verknüpft.<br />

Megacity einmal<br />

anders: Obdachlose in<br />

einer Passage in Japans<br />

Hauptstadt Tokio<br />

Fotos: Presse- u. Informationsamt d. Bundesregierung, laif, F1 ONLINE<br />

><br />

Die gute Nachricht zuerst:<br />

„Die Trucker-Branche<br />

wird vermutlich als erste<br />

spüren, dass es möglicherweise<br />

wieder aufwärts<br />

geht“, sagt Bill Graves, der an der<br />

Spitze des US-Truckerverbands ATA<br />

steht. Die schlechte Nachricht: Die<br />

größte Volkswirtschaft der Welt leidet<br />

am stärksten unter der Wirtschaftskrise.<br />

Das Rezept, mit dem die Regierung<br />

die Folgen der Krise abfedern will, ist<br />

unkompliziert: Mit einem gewaltigen<br />

Konjunkturprogramm sollen der Konsum<br />

angekurbelt und Unternehmen<br />

gerettet werden, gleichzeitig wollen<br />

die USA ihre Infrastruktur sanieren<br />

und für zukünftige Verkehre fit machen.<br />

„Das (Verkehrs-)System ist<br />

morsch und wird zu einem Risiko für<br />

die Wirtschaft des ganzen Landes“,<br />

stellte die renommierte US-Denkfabrik<br />

RAND Corporation unlängst fest.<br />

US-Präsident Barack Obama hatte<br />

schon im Dezember des Vorjahres die<br />

größte Investition in die Infrastruktur<br />

des Landes seit einem halben Jahrhundert<br />

angekündigt. Mehr als 2,5 Millionen<br />

Arbeitsplätze sollen so gesichert<br />

oder neu geschaffen werden, indem<br />

öffentliche Einrichtungen einschließlich<br />

Straßen und Brücken modernisiert<br />

werden. Im Transport- und Infrastrukturausschuss<br />

des Parlaments<br />

stellte der Ausschussvorsitzende<br />

James L. Oberstar das Vorhaben vor:<br />

Insgesamt 85 Milliarden US-Dollar sollen<br />

in die Infrastruktur fließen, davon<br />

allein 30 Milliarden in Autobahnen<br />

und Brücken, je 5 Milliarden in Schienenwege<br />

und die Luftfahrt; 14 Milliarden<br />

werden ökologisch verbaut und<br />

rund 7 Milliarden US-Dollar erhalten<br />

die Ingenieure der US-Armee, die vor<br />

allem bei großen zivilen Wasserbauprojekten<br />

Bauleistungen erbringen.<br />

Bei den US-amerikanischen Eisenbahnen<br />

ist man sich sicher, dass das<br />

Konjunkturprogramm der richtige<br />

Schritt ist. „Wir unterstützen diesen<br />

Plan als einen wichtigen Beitrag<br />

zur wirtschaftlichen Erholung“, sagt<br />

Edward R. Hamberger, Präsident des<br />

Verbands der nordamerikanischen<br />

Eisenbahnen AAR. „Der Fokus auf die<br />

Infrastruktur schafft nicht nur Millionen<br />

neuer Jobs, sondern langfristig<br />

Gewinn, weil die Kapazitäten für den<br />

Transport von Gütern und Menschen<br />

wachsen.“<br />

Auch die Trucker freuen sich über<br />

das Vorhaben. „Wir unterstützen Investitionen<br />

in unsere Straßen, Autobahnen<br />

und Brücken“, sagt Trucker-<br />

Chef Graves. „Unser Verband erhofft<br />

sich mehr Unterstützungen für den<br />

Gütertransport, der für die US-Wirtschaft<br />

lebenswichtig ist.“ Vor allem<br />

die häufig mittelständisch aufgestellten<br />

Trucker leiden unter der Krise. Sie<br />

Power<br />

Wettlauf der<br />

Rettungspläne<br />

Ob Nordamerika oder<br />

Asien: Gewaltige<br />

Summen sollen in die<br />

Infrastruktur fließen,<br />

um die Wirtschaft in<br />

Schwung zu halten<br />

liefern fast sämtliche Konsumgüter<br />

aus und haben am gesamten US-Verkehrsmarkt<br />

einen Anteil von 70 Prozent.<br />

Selbst bei wachsenden Anteilen<br />

der Bahn und von Schiffen behalten<br />

die Trucks als intermodaler Verkehrsträger<br />

weiter ihre Bedeutung.<br />

Das Verkehrsministerium habe<br />

schließlich errechnet, so Graves,<br />

dass jede Milliarde US-Dollar, die der<br />

Bund in Autobahnen investiert, bis zu<br />

34 799 Jobs sichern würde. Zudem<br />

könnten mehr als 3 000 Autobahn-<br />

und Brückenprojekte für rund<br />

17,9 Milliarden US-Dollar binnen<br />

90 bis 120 Tagen begonnen werden.<br />

Ähnliche Rezepte auf der anderen<br />

Seite des Pazifiks, in Asien. Es sind harte<br />

Zeiten für die Staaten, die als Werkstätten<br />

der Weltindustrie über Jahre<br />

enorme Wachstumsraten verzeichnet<br />

haben. Nun sinken Investitionen, Produktion<br />

und Exporte; die steigende Arbeitslosigkeit<br />

könnte die Region destabilisieren.<br />

Vor allem der Gigant China<br />

muss durch die Wirtschaftskrise seine<br />

ehrgeizigen Ziele zurückstecken.<br />

Daher will die chinesische Führung<br />

in den kommenden zwei Jahren ein<br />

Konjunkturprogramm in Höhe von<br />

umgerechnet rund 450 Milliarden Euro<br />

umsetzen. Fast die Hälfte soll in den<br />

Bau von Eisenbahnen, Straßen, Flughäfen<br />

oder andere Infrastrukturprojekte<br />

fließen.<br />

Logistics | 21


Aus Schrott wird<br />

Rohstoff: Schon heute<br />

werden vielerorts Metalle<br />

wie Aluminium und<br />

Kupfer gesammelt und<br />

wiederverwertet<br />

Urban Mining: Statt in den Berg gehen<br />

die Minenarbeiter von morgen auf die<br />

Müllhalden der Städte.<br />

Ungeheure Reichtümer schmeißt die Wegwerfgesellschaft<br />

weg. Angesichts wachsender<br />

Rohstoffpreise wird es lukrativer sein,<br />

den Müll zu recyceln, als neue Minen zu<br />

eröffnen. Mit entsprechenden Chancen für<br />

Logistiker in Ballungsräumen.<br />

Fotos: DEVILLE MARC/Gamma/Eyedea Presse/laif, M. Joppen, Microzoa Ltd/Getty Images<br />

Power<br />

{ Eric Heymann, Deutsche Bank Research }<br />

»Die Vergangenheit hat gezeigt, dass<br />

die Logistikbranche sehr viel innovativer<br />

ist, als man gedacht hat.«<br />

Märkten für die Dienstleister sogar zu einer Überlebensfrage<br />

werden“, sagt Unternehmensberater Karim Barkawi.<br />

Auch die Sicherheit wird weiter ein wichtiges Thema<br />

sein. Neben der Stabilität der Supply Chains stehen Beschaffungs-<br />

und Absatzrisiken. Hinzu kommen Katastrophen,<br />

Streiks, Terroranschläge oder die Insolvenz von Wertschöpfungspartnern.<br />

Doch über das Überleben der Unternehmen entscheidet vor<br />

allem eins: ihr Vermögen, sich durch Einfallsreichtum bei<br />

Produkten, Dienstleistungen und der Akquise aus dem<br />

wirtschaftlichen Schlamassel zu ziehen. Ist also jetzt der<br />

Moment gekommen für die Visionäre und die Spieler im<br />

Management? „Es lohnt sich, über die Zukunft und neue<br />

Geschäftsmodelle nachzudenken“, sagt Zukunftsforscher<br />

von der Gracht. Viele Szenarien müssten angedacht oder<br />

neu durchdacht werden: Innovationen, Geschäftsmodelle,<br />

Visionen, Netzwerke. Möglich, dass steigende Treibstoffkosten<br />

den Globalisierungstrend umdrehen: Der Apfel in<br />

deutschen Supermärkten kommt nicht mehr aus Kapstadt,<br />

sondern vom Bodensee. Oder Weltraumressourcen: Nicht<br />

nur von der Gracht ist davon überzeugt, dass sich extraterrestrische<br />

Rohstoffe künftig zu einem der lukrativsten<br />

Geschäftsfelder der Logistikkonzerne entwickeln.<br />

Zum Geschäftsfeld könnte Wasserlogistik werden – angesichts<br />

anstehender Verteilungskämpfe um das schlicht<br />

überlebensnotwendige Gut könnte die Logistik zur Hochsicherheitsbranche<br />

mutieren – Stichwort: gepanzerte Sprudel-Laster<br />

– mit Weltrettungscharakter und entsprechenden<br />

Margen.<br />

Im Jahrhundert der Urbanisierung ist in den Großstädten<br />

noch viel zu bewegen: Die Soziallogistik kommt, die<br />

Hilfsbedürftige und Hilfe aufgrund aktueller ineffizienter<br />

Prozesse zusammenbringt. Das sogenannte Urban Mining<br />

macht „aus Müll Gold“. Nach Einschätzung von Fachleuten<br />

ist die systematische Aufbereitung unserer Siedlungsabfälle<br />

in den nächsten 20 Jahren oft wirtschaftlicher als der klassische<br />

Bergbau.<br />

Ein ganz anderer Trend schließlich könnte die gesamte<br />

Logistik über den Haufen werfen: Personal Fabrication<br />

heißt das Phänomen. Die Forscher der deutschen Fraunhofer-Gesellschaft<br />

tüfteln genauso wie die in der amerikanischen<br />

Denkfabrik MIT an handlichen dreidimensionalen<br />

Druckern und Scannern. Sie sollen schon in 20 Jahren in<br />

jedem Haushalt verfügbar sein und fertigen aus wenigen<br />

Grundmaterialien sämtliche Gegenstände des täglichen Lebens.<br />

Für viele Spediteure und Transporteure wäre das das<br />

Aus. Vorbei die hoch komplizierten Supply Chains in die<br />

Industrieparks dieser Welt. Übrig bleibt der Transport von<br />

einigen wenigen Kunstharzen, Metallen und möglicherweise<br />

Ersatzteilen für die Drucker zu kleinen regionalen Hubs<br />

oder zum Endkunden.<br />

Noch sind viele Dienstleister weit davon entfernt, sich auf<br />

solche Szenarien einzulassen. Zu viel Zukunft für ein als<br />

reaktiv verrufenes Segment der globalen Industrien?<br />

„Die Vergangenheit hat gezeigt, dass die Branche sehr<br />

viel innovativer ist, als man gedacht hat“, ist Deutsche<br />

Bank-Analyst Heymann zuversichtlich. „Dem Ideenreichtum<br />

sind keine Grenzen gesetzt.“ ■<br />

www.logistik.tu-berlin.de<br />

www.fraunhofer.de<br />

Tisch aus der Schachtel:<br />

Die Fabriken der Zukunft<br />

stehen im Keller der<br />

Endkunden<br />

Personal Fabrication heißt, jeder baut<br />

sich mit ein paar Grundstoffen, was er<br />

will, wo er will.<br />

Ein Trend, der schon in Kürze Realität sein<br />

könnte: Hochkomplexe 3-D-Drucker errichten<br />

aus Harzen, Kunststoffen und Metallen<br />

Gegenstände des täglichen Bedarfs. Das<br />

wäre das Ende vieler Logistik- und Produktionskonzepte,<br />

die wir heute kennen.<br />

Logistics | 23


Thinktank der Zukunft:<br />

Prof. Dieter Schmitt,<br />

Vorstand des Bauhaus<br />

Luftfahrt e.V.<br />

Branche im Zyklus<br />

Technische Innovationen setzen sich in der Flugzeugindustrie erst in<br />

Jahrzehnten durch. Wie die Branche funktioniert, erklärt Professor Dieter<br />

Schmitt, Chef der Münchener Denkschmiede Bauhaus Luftfahrt<br />

Herr Professor Schmitt, der Luftfahrt geht es derzeit<br />

schlecht. Ist die Branche dauerhaft am Boden?<br />

Der Luftverkehr reagiert sehr sensibel auf die<br />

Konjunktur. Geht es der Wirtschaft schlecht<br />

wie gegenwärtig, geht es der Luftfahrt schlecht.<br />

Doch was die Flugzeugindustrie betrifft, so glaube ich nicht,<br />

dass das die Branche sehr heftig erwischt. Die beiden großen<br />

Flugzeugbauer haben für fünf Jahre volle Auftragsbücher,<br />

auch wenn da mit Sicherheit noch einige Besteller abspringen.<br />

Aber die Luftfahrt lebt nun mal mit Fünf-Jahres-Zyklen<br />

– insofern erleben wir derzeit einen zyklischen Abschwung,<br />

nach Wachstumsraten von vier bis fünf Prozent in der Passagierluftfahrt<br />

und bis zu sieben Prozent jährlich bei Cargo.<br />

Die großen Airlines können Einbrüche sicher durch ihr<br />

Netzwerk und ihre Allianzen auffangen. Problematisch ist,<br />

dass die Airlines in der Luftfahrt nur eine geringe Gewinnmarge<br />

erwirtschaften, rund zwei Prozent des Umsatzes, und<br />

das bei starker Konkurrenz. Bei der Luftfracht ist das besser,<br />

da liegen die Margen bei sieben Prozent. Aktuell ist der<br />

Markt tatsächlich problematisch. Aber ich bin zuversichtlich,<br />

dass die Luftfahrt diesen Abwärtszyklus überwindet.<br />

Wäre jetzt nicht der Moment gekommen, um visionäre,<br />

zukunftsweisende Luftfahrtkonzep-<br />

te zu entwickeln?<br />

Visionen in der Luftfahrt brauchen<br />

einen sehr langen Atem. Vor<br />

zehn Jahren haben wir am Lehrstuhl<br />

für Luftfahrttechnik der TU<br />

München ein Logistikkonzept<br />

für den Alpenraum entwickelt.<br />

Angesichts hoher Milliardenbeträge<br />

für die Untertunnelung der<br />

Alpen haben wir mit unserem<br />

Team einen Großfrachter mit 250<br />

Tonnen Nutzlast und ein Netz<br />

von ehemaligen Militärflughäfen<br />

im Alpenraum entwickelt, die als<br />

Frachthubs hätten dienen können.<br />

Leider hat bislang niemand<br />

dieses Logistikkonzept aufgegrif-<br />

[ Interview ] Axel Novak [ Fotos ] Thomas Dashuber<br />

Prof. DIeTer ScHMITT<br />

Praxis und Lehre<br />

■ Gestern: Der Maschinenbauer Prof. h.c.<br />

Dr.-Ing. Dr. h.c. Dieter Schmitt promovierte in<br />

Darmstadt zum Thema Flugmechanik und unterrichtete<br />

Luftfahrttechnik an der Technischen Universität<br />

München. Lange Jahre arbeitete er in der<br />

Industrie, zuletzt als Vice-President Future Project<br />

and Technology bei Airbus SAS in Toulouse.<br />

■ Morgen: Dem Bauhaus Luftfahrt steht Schmitt<br />

seit Dezember 2008 vor. Der Verein will als<br />

Ideenschmiede mit einem multidisziplinären<br />

Team von rund 40 Mitarbeitern tragfähige und<br />

innovative Zukunftslösungen für Flugreisen und<br />

den Lufttransport von morgen und übermorgen<br />

entwickeln.<br />

Interview<br />

fen und umgesetzt. Das Thema eines neuen europäischen<br />

Luftfrachtkonzeptes ist also nach wie vor offen.<br />

Die Luftfahrt gilt als ökologisch bedenklich: Wie kann die<br />

Branche umweltverträglicher werden?<br />

Man muss wissen, dass der Luftverkehr weltweit nur für<br />

einen geringen Anteil der Klima verändernden Gase verantwortlich<br />

ist. Und es gibt keine Unterschiede zwischen<br />

den Emissionen am Boden und in der Luft. Schadstoffe wie<br />

Brom, Fluor, Chlor in der Stratosphäre werden von Aktivitäten<br />

am Erdboden emittiert. Was wir uns wünschen, sind<br />

detaillierte Informationen der Atmosphärenforscher über<br />

die Effekte der Luftfahrt.<br />

Was ist denn technisch heute machbar?<br />

Mit den heute neu entwickelten Triebwerken sind Treibstoffeinsparungen<br />

von bis zu 20 Prozent möglich. Zudem<br />

werden Flugzeuge in Zukunft vermutlich langsamer und<br />

häufiger mit Propellerantrieb fliegen. Ein weiterer Punkt<br />

sind alternative Kraftstoffe. Denkbar ist die Umwandlung<br />

von Biomasse in kerosinähnliche Kraftstoffe. Derzeit gibt<br />

es aber auch vielversprechende Pilotprojekte mit Sonnenenergie.<br />

Nur sind die Flugzeuge für die nötigen Solarmodule<br />

noch nicht groß genug. Auch<br />

neue Materialien sind wichtig:<br />

Die Kohlefaserverbundstoffe<br />

(CFK) sparen gegenüber dem traditionell<br />

verwandten Aluminium<br />

fast ein Viertel des Gewichts.<br />

Diese Neuentwicklungen werden<br />

aber erst in vielen Jahren auf<br />

dem Markt sein. Das Flugzeug,<br />

das nur zwei Liter Treibstoff pro<br />

Passagier auf 100 Kilometer benötigt,<br />

fliegt vermutlich erst in<br />

zwanzig Jahren; das Ein-Liter-<br />

Flugzeug wird sicher noch einige<br />

Jahrzehnt mehr benötigen.<br />

Warum dauert das so lange?<br />

Ein Flugzeug ist ein sehr kom-<br />

><br />

Logistics | 25


Visionär: Der vom Bauhaus Luftfahrt<br />

konzipierte Claire Liner. Tragflächen und<br />

Antrieb sind besonders energieeffizient<br />

Foto: P.S.I.BONN/ullstein bild<br />

plexes Produkt. Ein neuer Typ verlangt von der Idee bis zur<br />

Marktreife 20 Jahre Entwicklung, die rund 10 Milliarden<br />

Euro kostet. Um diese Entwicklungskosten hereinzuholen,<br />

müssen Sie 150 bis 200 Maschinen verkaufen. Außerdem<br />

werden Flugzeuge eines Typs mindestens 20 Jahre lang gefertigt.<br />

Der A320 zum Beispiel wird seit 1988 und vermutlich<br />

noch weitere Jahrzehnte gebaut. Oder die Boeing 747,<br />

das ist eine Entwicklung aus den 60er Jahren, ist 1969 erstmals<br />

geflogen und wird – mit neuer Technik und neuen Materialien<br />

– noch weitere zehn Jahre verkauft werden.<br />

Also keine Anleihe bei den schnellen Produktionsprozessen zum<br />

Beispiel der Autoindustrie?<br />

Die Flugzeugindustrie ist ganz anders organisiert, weil die<br />

Stückzahlen viel kleiner sind. Früher ging man bei der Konstruktion<br />

eines Flugzeugs davon aus, dass maximal 500 Maschinen<br />

verkauft werden. Heute rechnet man bei Programmen<br />

vom Typ A350 oder Boeing 787 Dreamliner eher mit<br />

2 000 Flugzeugen. Doch die Branche nähert sich der Autoindustrie<br />

an. Der Verbundstoff CFK zum Beispiel erlaubt<br />

mehr Automatisierung als Metalle, die sehr personalintensiv<br />

verarbeitet werden. Zudem hat heute der Fertigungsprozess<br />

einen größeren Stellenwert bei der Entwicklung neuer<br />

Maschinen gewonnen. Doch auch wenn wir versuchen, die<br />

Fertigung zu beschleunigen, so ist das noch keine industrielle<br />

Massenproduktion wie beim Auto.<br />

Angesichts der Probleme beim A380 und beim Dreamliner:<br />

Beide hatten ja angekündigt, die Zahl der Zulieferer stark zu<br />

begrenzen. funktioniert das?<br />

Das ist schwierig, denn die Zulieferer sind in die Entwicklung<br />

von Flugzeugen eng eingebunden. Den beiden großen<br />

Flugzeugbauern Boeing und Airbus zum Beispiel stehen<br />

drei große Hersteller von Motoren gegenüber: General<br />

Electric, Rolls-Royce und Pratt & Whitney. Bei jeder Neukonstruktion<br />

versuchen Boeing oder Airbus, mindestens<br />

zwei dieser drei dabeizuhaben. Diese müssen garantieren,<br />

in einem bestimmten Zeitraum eine feste Anzahl von Modellen<br />

zur Verfügung zu stellen und möglicherweise weitere<br />

Entwicklungsschritte zu übernehmen. Die Zulieferer haben<br />

also enorme Kosten, die erst nach Jahren wieder reinkommen.<br />

Das bedeutet, dass nur sehr finanzkräftige Zulieferer<br />

eine Chance haben – das ist natürlich gerade in der aktuellen<br />

Finanzkrise ein Problem.<br />

Hinzu kommt, dass es viele Probleme zwischen den Zulieferern<br />

und ihren eigenen Zulieferern gibt. Früher haben<br />

die großen Hersteller über das Know-How im Haus verfügt,<br />

um solche Lieferketten zu kontrollieren. Heute haben sie<br />

diese Kompetenz an Zulieferer abgegeben. Deshalb könnte<br />

es für die Hersteller von Vorteil sein, Teile der Entwicklung<br />

und der Kontrollen in das Unternehmen zurückzuholen.<br />

fertigung: Neue Materialien beschleunigen den Bau von Flugzeugen<br />

Wie sind denn die chancen für neue Hersteller aus china oder<br />

russland?<br />

Unternehmen aus diesen Ländern können technisch gesehen<br />

Flugzeuge bauen. Aber sie müssen den Airlines auf<br />

dem Weltmarkt erst einmal garantieren, dass Probleme bei<br />

den Maschinen rasch und weltweit gelöst werden können.<br />

Das Flugzeug am Boden, das sogenannte AOG, müssen die<br />

Airlines unbedingt vermeiden. Für den Hersteller bedeutet<br />

das, ein weltweites Konzept für Ersatzteile zu entwickeln –<br />

und das treibt natürlich die Kosten am Anfang von Modellreihen<br />

hoch. Es wird also vermutlich noch ein bis zwei Jahrzehnte<br />

dauern, bis sich Produkte aus Russland und China<br />

am Weltmarkt durchsetzen.<br />

Gilt das auch für cargo-Maschinen?<br />

Cargo-Flugzeuge benötigen möglichst ein Front- oder Heckladetor,<br />

um effizient beladen zu werden, das können derzeit<br />

aber nur die Antonow und die Boeing B747, und bei der liegt<br />

es daran, dass sie für die militärische Anwendung entwickelt<br />

wurde. Aber das Frachtflugzeug der Zukunft ist noch<br />

nicht konstruiert. Wir haben beim Bauhaus Luftfahrt ein<br />

Konzept entworfen, den Claire Liner, der vor allem auch als<br />

Frachter denkbar ist. Es ist nicht primär das Ziel der großen<br />

Flugzeugbauer, einen Frachter zu konstruieren. Sie verkaufen<br />

lieber mehr Passagiermaschinen. Diese werden nach<br />

einigen Jahren Flugbetrieb umgerüstet und legen dann als<br />

Frachter eine zweite Karriere hin.<br />

www.bauhaus-luftfahrt.net<br />

Interview<br />

»Bei neuen Flugzeugtypen gehen Hersteller und<br />

Zulieferer jahrzehntelang in Vorleistung.«<br />

Logistics | 27


Foto: Stefan Freund<br />

Teamwork Luftfracht:<br />

Harry Langkand, Christian<br />

Oelschläger, Michael Imig,<br />

Guido Steinweg, Norbert<br />

Kölzer (v. l. n. r.) von<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> an der Ladeluke<br />

einer Boeing 747-400 auf dem<br />

Flughafen Frankfurt-Hahn<br />

Flight Operations:<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> in<br />

Frankfurt Hahn<br />

Luftfracht Lebt vom Tempo und von<br />

exzellenten Teams: So hat sich <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong><br />

weltweit unter die ersten drei Airfreight-<br />

Dienstleister vorgearbeitet<br />

■ Flight Operations in Frankfurt-Hahn: Dahinter stehen fünf Mitarbeiter,<br />

die an dem 120 km westlich von Frankfurt/Main gelegenen<br />

Airport für <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> tätig sind. „Wir sind der Inhouse-Luftfracht-Carrier<br />

von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong>“, sagt Christian Oelschläger. Der<br />

Leiter des Luftfracht-Europa-Hubs in Kelsterbach ist auch für die<br />

Flight Operations zuständig. Die eigenen Flüge ergänzen die konventionellen<br />

Flüge von europäischen Großflughäfen. „Wir organisieren<br />

keine Charterflüge, sondern planen Routen zwischen Asien,<br />

Europa und Nordamerika, die nach einem festen Flugplan bedient<br />

werden.“ Von Europa nach Asien und Nordamerika werden hauptsächlich<br />

Lederartikel, Kfz-Teile und pharmazeutische Erzeugnisse<br />

geflogen, aus Asien vorwiegend elektronische Waren wie Laptops<br />

oder Digitalkameras und Bekleidung. Für große Kunden, die auch<br />

zu Spitzenzeiten hohe Volumen versenden, sind die Flüge vorteilhaft.<br />

„Wir halten ganzjährig Kapazitäten für unsere Key Accounts<br />

vor, auch bei knappem Frachtraum“, sagt Oelschläger.<br />

Der Standort Frankfurt-Hahn ist wegen der möglichen Nachtflüge<br />

und der zentralen Lage in Europa ideal. Auch am Boden ist das<br />

Tempo hoch. „Eine voll beladene 747 kann in Hahn in vier Stunden<br />

ent- und wieder beladen werden und weiterfliegen.“ Seit 2003 ist<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> hier aktiv, seit 2004 leitet Oelschläger die Einheit.<br />

Jetzt steht er vor neuen Herausforderungen. Denn bisher ist die<br />

Luftfracht Jahr für Jahr stark gewachsen. In der aktuellen wirtschaftlichen<br />

Lage hat sich das Wachstum allerdings verlangsamt.<br />

Vor allem vor Weihnachten ist normalerweise Spitzenzeit. Die Ware<br />

staut sich in Hongkong und Schanghai, um rechtzeitig in den Geschäften<br />

in Europa und Nordamerika auszuliegen. 2008 jedoch<br />

stellte sich eine andere Lage dar: Der Markt war entspannt, es stand<br />

ausreichend Kapazität zur Verfügung. Angesichts rückläufiger<br />

Mengen muss nun <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> Anpassungen vornehmen. „Wir<br />

verhandeln bereits mit unseren Partner-Airlines, um unsere Kapazitäten<br />

den neuen Marktgegebenheiten anzupassen“, sagt Oelschläger.<br />

2009 wird auch in der Luftfracht ein sehr spannendes Jahr.<br />

People<br />

Logistics | 29


3 fragen an LILy wANG<br />

Doppelte Herausforderung<br />

Lily wang setzt sich in den USA für mehr Umweltschutz ein<br />

1<br />

Frau Wang, was machen Sie als Compliance<br />

Managerin für Qualitäts- und<br />

Umweltfragen bei <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong>?<br />

Ich habe im Oktober 2008 angefangen<br />

und arbeite in Freeport, New York.<br />

Dort überwache ich die Entwicklung<br />

des Umweltmanagement-Programms<br />

in Amerika. Vorher war ich Entwicklungsmanagerin<br />

für strategische<br />

Fragen, Übernahmen und Fusionen.<br />

2<br />

Jeder spricht über grüne Logistik.<br />

Worin liegt die Herausforderung?<br />

Umwelt-Engagement ist in Amerika<br />

eher freiwillig. Deshalb sind das<br />

Bewusstsein und die Technologien dafür<br />

weniger ausgeprägt als in Europa.<br />

Die meisten unserer Tätigkeiten sind<br />

ausgelagert, deshalb haben wir keine<br />

Kontrolle über diese Prozesse. Um zukünftig<br />

etwa unseren CO₂-Ausstoß zu<br />

30 | Logistics<br />

reduzieren, müssen wir Wege entwickeln,<br />

diese Prozesse zu beeinflussen.<br />

3 Hatten Sie schon Erfolg?<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> ist führend bei der<br />

Einhaltung von Umweltauflagen<br />

in Europa. Wir haben eigene<br />

Programme entwickelt, und unsere<br />

Investitionen in die Forschung sind<br />

enorm. Ich bin Teil einer weltweit<br />

vernetzten Organisation. Unser jüngstes<br />

Pilotprojekt zur Reduzierung von<br />

Emissionen von Seeschiffen war innovativ,<br />

ambitioniert und erfolgreich.<br />

Lily Wang fing bei <strong>DB</strong><br />

<strong>Schenker</strong> in China nach<br />

ihrem Studium an und ging<br />

1997 nach New york.<br />

Das internationale<br />

Frachtgeschäft hat sie auf<br />

vielen Stationen gelernt<br />

Karl Nutzinger im <strong>DB</strong><br />

<strong>Schenker</strong>-Terminal<br />

Frankfurt: „wir wollen<br />

die erfolgreiche Arbeit<br />

weiterführen.“<br />

Rückkehrer<br />

mit neuen<br />

Aufgaben<br />

■ „Der Kunde interessiert sich nicht<br />

dafür, wie wir organisiert sind. Er<br />

möchte eine integrierte Lösung für sein<br />

Problem.“ Karl Nutzingers Schlussfolgerung<br />

aus dieser Feststellung:<br />

„Wir brauchen bei <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> ein<br />

besseres Zusammenspiel, von dem<br />

der Kunde profitiert. Vor allem unsere<br />

multinationalen Kunden erwarten<br />

länderübergreifende Standards und<br />

Tarife.“ Und daran will der neue und<br />

zugleich alte <strong>Schenker</strong>ianer arbeiten.<br />

Nutzinger war zuletzt sechs Jahre<br />

lang bei der Konkurrenz tätig, ist jetzt<br />

aber zu <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> zurückgekehrt<br />

und sitzt seit November 2008 im<br />

Vorstand der <strong>Schenker</strong> AG in Essen.<br />

Er verantwortet das Ressort Landverkehre<br />

und die Region Europa. „In<br />

den vergangenen Jahren hat sich bei<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> viel verändert“, sagt<br />

Nutzinger. Umsatz und Volumen sind<br />

ebenso wie die geografische Abdeckung<br />

und das Produktportfolio stark<br />

gewachsen. „Das Geschäft ist komplexer<br />

geworden. Daher ist es natürlich<br />

wichtig, verkehrsträgerübergreifende<br />

Lösungen zu schaffen.“ Und das europaweit.<br />

„Ich will Europa als Ganzes<br />

betrachten“, sagt der gebürtige Bayer.<br />

Das bedeute ein stärkeres integriertes<br />

Auftreten. „In den Fachbereichen<br />

arbeiten wir mit den Kollegen gut<br />

zusammen.“ Auch die gegenwärtige<br />

Wirtschaftskrise macht dem gelernten<br />

Speditionskaufmann keine allzu großen<br />

Sorgen: „Diese Krise bietet auch<br />

große Chancen. Dazu gehört für uns,<br />

verstärkt Marktanteile zu gewinnen.“<br />

Fotos: Bernd Roselieb, Stefan Thomas Kroeger, <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> (2)<br />

Technologie<br />

für Menschen<br />

■ „Für uns steht der Mensch im Mittelpunkt,<br />

der auf technische Hilfe angewiesen<br />

ist“, sagt Thorsten Schmitt.<br />

„Deshalb ist die Verfügbarkeit der<br />

Artikel entscheidend. Erst dann<br />

denken wir an die Verbesserung des<br />

Lagerumschlags.“ Der 46-jährige<br />

Produktionstechniker ist als Chief<br />

Operating Officer oberster Logistiker<br />

beim deutschen Medizintechnik-Unternehmen<br />

Otto Bock: „Mein Bereich<br />

hält den Bauchladen zusammen“,<br />

sagt Schmitt lächelnd. Otto Bock,<br />

Technologie- und Weltmarktführer in<br />

Orthetik und Prothetik, kann 40 000<br />

verkaufsfähige Produkte liefern,<br />

binnen 24 Stunden in ganz Europa.<br />

25 000 Produkte sind im zentralen<br />

Logistikzentrum in Duderstadt in<br />

Deutschland vorrätig. Dabei muss jede<br />

Prothese den individuellen Erfordernissen<br />

des Kunden perfekt entsprechen.<br />

Allein bei Füßen gibt es linke<br />

und rechte in sechs Größen, mit jeweils<br />

unterschiedlichen dynamischen<br />

Eigenschaften und Farben. Rund<br />

200 der weltweit 3 730 Otto Bock-<br />

Mitarbeiter sind in der Logistik tätig.<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> übernimmt als Dienstleister<br />

den Transport der Waren. „Der<br />

hohe Qualitätsanspruch, den wir an<br />

unsere Produkte stellen, gilt ebenso<br />

für die Lieferprozesse“, sagt Schmitt.<br />

www.ottobock.de<br />

Brian Martin,<br />

Vice President<br />

für Sales und<br />

Marketing bei<br />

der <strong>Schenker</strong> of<br />

Canada Ltd.<br />

Thorsten Schmitt vor der Hightech-Prothese<br />

C-Leg, die weltweit<br />

mehr als 20 000 Menschen nutzen<br />

win-win-Situation in der Krise<br />

■ Es ist eine etwas zwiespältige Ehrung,<br />

kurz vor der weltweit größten Finanzkrise<br />

seit dem Zweiten Weltkrieg<br />

Topmanager zu werden. Doch Brian<br />

Martin, der Vice President Sales und<br />

Marketing von <strong>Schenker</strong> of Canada<br />

Ltd., sieht Handlungsspielraum für<br />

sich: „Unsere Kunden stehen stark<br />

unter Druck, weil die kanadische und<br />

die globale Wirtschaft leiden“, sagt<br />

Martin, der seit fünf Jahren bei <strong>DB</strong><br />

<strong>Schenker</strong> arbeitet. „Die Kunden versuchen,<br />

ihre Kosten zu reduzieren und<br />

strukturieren ihre Supply Chain um.“<br />

Es reiche daher nicht, einfach die<br />

Preise zu reduzieren, sagt Martin.<br />

Stattdessen haben er und seine<br />

People<br />

Kollegen eine Serie von Initiativen<br />

veranlasst und bieten jetzt „lösungsorientierte<br />

Pakete“ an. Zum Beispiel<br />

bündeln sie Warehousing oder Transloading<br />

über mehrere Verkehrsträger<br />

mit der Seefracht. „Das Ergebnis ist<br />

eine Win-win-Situation für unsere<br />

Kunden und für <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong>“, sagt<br />

Martin. „<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> kann auf die<br />

Gesamtkosten der Supply Chain einwirken<br />

und gleichzeitig das Endergebnis<br />

positiv gestalten.“ Mehr als 600<br />

Millionen Euro setzt <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> pro<br />

Jahr um und ist einer der führenden<br />

integrierten Logistikdienstleister<br />

Kanadas. Das Unternehmen unterhält<br />

40 Büros im ganzen Land.<br />

Logistics | 31


Himmels-Eskorte:<br />

Soldaten sichern ein<br />

Schiff, das für die UN<br />

Lebensmittel nach<br />

Mogadischu bringt<br />

Foto: Sven Torfinn/laif<br />

StörtebekerS<br />

erben im viSier<br />

Die Piraten vor Ostafrika gefährden den Welthandel. Nun<br />

schicken die Handelsnationen Kriegsschiffe. Doch nur an Land<br />

kann das Phänomen wirksam bekämpft werden<br />

[ Text ] Henning Sietz<br />

Vision<br />

Logistics | 33


Vision<br />

{ Pottengal Mukundan, Chef des International Maritime Bureau }<br />

»Wenn ein Schiff vergeblich angegriffen wurde,<br />

ist das eine wertvolle Information. Denn in dem<br />

Gebiet gibt es später meist weitere Angriffe.«<br />

Macht des Lärms: Schallkanonen sollen Angreifer in die Flucht<br />

schlagen – vorausgesetzt, sie werden rechtzeitig entdeckt<br />

SICHErHEIt<br />

7 Maßnahmen, um Piraten<br />

in die Flucht zu schlagen<br />

■ Blendscheinwerfer und Laserkanonen können nächtliche<br />

Angreifer irritieren, im Kegel der Scheinwerfer ist den Piraten<br />

das Überraschungsmoment genommen.<br />

■ Elektromagnetische Kanonen („Active Denial Systems“)<br />

setzen Angreifer durch Mikrowellen von 95 Gigahertz außer<br />

Gefecht. Die Hitzewirkung reicht über große Strecken.<br />

■ Infraschall-Kanonen erzeugen nicht hörbare, nicht<br />

stoppbare Vibrationen unter 20 Hertz, die große Distanzen<br />

überbrücken und selbst Schiffe und Gebäude durchdringen.<br />

Infraschall ruft Unwohlsein, Furcht und Panik hervor.<br />

■ Schallkanonen („Long Range Acoustic Device“) bestehen<br />

unter anderem aus einem runden Schirm, der wie ein Megafon<br />

benutzt werden kann. Die Kanonen erzeugen einen Lärm<br />

von 150 Dezibel, der über 500 Meter weit wirkt. Mit ihrer Hilfe<br />

soll Anfang November 2005 der Angriff auf das Kreuzfahrtschiff<br />

„Seabourn Spirit“ vor der somalischen Küste verhindert<br />

worden sein.<br />

■ Wasserkanonen („Water Jets“) fegen auf kurzen Distanzen<br />

Angreifer um und können den Moment des Enterns<br />

verhindern.<br />

■ Stromzäune werden in Höhe der Reling als blanke Drähte<br />

um das Schiff gespannt und unter 9 000 Volt Spannung gesetzt.<br />

Das System verhindert das Einhängen von Enterhaken.<br />

■ Schussfeste Sicherheitsräume bieten der Crew eines<br />

geenterten Frachters Schutz bis zum Eintreffen von Marineschiffen.<br />

34 | Logistics<br />

Hätte es jemand prophezeit, niemand hätte<br />

ihm geglaubt: Mitte November letzten<br />

Jahres entführten somalische Piraten<br />

eines der größten Schiffe weltweit, den<br />

Supertanker „Sirius Star“. Es war erstaunlich<br />

leicht, das 300 Meter lange Schiff mit<br />

seiner Ladung von 318 000 Tonnen Rohöl<br />

zu entern. In 15 Minuten war alles entschieden. Die schwer<br />

bewaffneten Seeräuber zwangen den Kapitän, die Küste Somalias<br />

anzulaufen, dort ging der Tanker mit seiner Ladung<br />

im Wert von 100 Millionen US-Dollar vor Anker. Dann traf<br />

bei der saudi-arabischen Reederei Aramco die Lösegeldforderung<br />

ein. 25 Millionen US-Doller wollten die Entführer<br />

haben.<br />

Die Nachricht schlug ein wie eine Bombe. Mit der Entführung<br />

der „Sirius Star“, dem bisher spektakulärsten Fall,<br />

trat die Piraterie in eine neue Dimension. Die Seeräuber<br />

operieren Hunderte Seemeilen vor der Küste, sie greifen<br />

größte Schiffe an, und sie fordern ruinöse Lösegelder. War<br />

das Seeräubertum bisher wie Nadelstiche gegen die Schifffahrtsindustrie,<br />

bedroht es vor der somalischen Küste und<br />

im Golf von Aden zwei internationale Schifffahrtswege – die<br />

mit rund 16 000 Schiffen im Jahr stark befahrene Sueskanal-<br />

Route, der wichtigste Seeweg überhaupt, und die Route der<br />

Öltanker vom Mittleren Osten um die Südspitze von Afrika<br />

in den Atlantik. Die somalische Piraterie hat eine neue Qualität<br />

erreicht. Sie bedroht den Welthandel.<br />

Piraterie ist ein typisches Phänomen der Dritten Welt und der<br />

Schwellenländer. Drei Schwerpunkte lassen sich beobachten:<br />

Nigeria, Somalia und Südostasien. Jedes dieser Gebiete<br />

hat seine eigenen Bedingungen und Gegebenheiten.<br />

In Nigeria konzentrieren sich die Piraten auf den Hafen<br />

der Hauptstadt Lagos samt Reede und auf die Ölförderanlagen<br />

vor der Küste. Zwischenzeitlich bekamen die nigerianischen<br />

Sicherheitskräfte die Lage scheinbar in den Griff,<br />

doch seit einigen Jahren nehmen die Angriffe wieder zu.<br />

Sicherheitsdienste bezeichnen die Lage als katastrophal. Internationale<br />

Ölkonzerne wie Shell, die in Nigeria Öl fördern,<br />

wollen sich aus dem Land zurückziehen, sie können nicht<br />

für die Sicherheit ihrer Mitarbeiter garantieren.<br />

Charakteristisch für die Piraterie Nigerias sind schnell<br />

ausgeführte Überfälle krimineller Banden, die die Schiffsmannschaften<br />

ausrauben und gelegentlich Personen zwecks<br />

Lösegelderpressung entführen. Auffällig ist, dass die Zahl<br />

der Überfälle immer dann stark zunahm, wenn Stammesfehden<br />

das innere Gefüge des Landes erschütterten. Entführungen<br />

von Schiffen samt der Besatzung kommen nicht vor,<br />

im Kern handelt es sich um Kleinkriminalität. Die Lage ist<br />

aber nicht hoffnungslos: Sobald es gelingt, die Sicherheitskräfte<br />

zu stärken, werden die Überfälle abnehmen.<br />

Fotos: atcsd, dpa (2), laif (2)<br />

Wendige Angreifer: Von kleinen Speedbooten aus attackieren die Piraten. Die nur scheinbar<br />

überlegenen Handelsschiffe haben kaum eine Chance, ihnen zu entkommen<br />

Fast positiv dagegen ist die Lage mittlerweile in Südost-<br />

und Ostasien. Noch in den späten neunziger Jahren war das<br />

Ostchinesische Meer Schauplatz höchst brutaler Überfälle<br />

chinesischer Banden, die die Schiffsbesatzungen entweder<br />

umbrachten oder in kleinen Booten auf offener See aussetzten.<br />

China konnte die Lage durch die Hinrichtung zahlreicher<br />

Täter entschärfen, unter denen auch hohe chinesische<br />

Beamte als Drahtzieher waren. In derselben Zeit war auch<br />

die Straße von Malakka der Schrecken der internationalen<br />

Schifffahrt, wo Schiffe geraubt und zwecks Ladungsdiebstahls<br />

mit falschen Dokumenten ausgestattet wurden. Hier<br />

konnten die Anrainerstaaten, allen voran Philippinen,<br />

Malaysia und Singapur, die gefährliche Lage durch ein lückenloses<br />

Verkehrsüberwachungssystem, Marinemanöver,<br />

Schiffskontrollen und nachrichtendienstliche Aufklärung<br />

entschärfen. Überfälle kommen jedoch immer noch vor.<br />

Die Piraterie vor Somalia hat vor allem seit August letzten Jahres<br />

stark zugenommen. Den Piraten kommt die Größe des<br />

Seegebietes zugute. Bei einer Küstenlinie von rund 3 000<br />

Kilometern ist das Gebiet etwa so groß wie Westeuropa. Die<br />

Bilanz des letzten Jahres: Bei rund 110 Angriffen wurden<br />

42 Schiffe samt Besatzung entführt. Die Gesamtsumme<br />

der gezahlten Lösegelder kennt niemand, die Schätzungen<br />

liegen zwischen 35 und 120 Millionen US-Dollar. Wie hoch<br />

auch immer die jeweils gezahlten Gelder sind, der entstandene<br />

Gesamtschaden liegt ein Vielfaches über diesem<br />

Betrag. Anfang Januar 2009 waren 14 Schiffe mit über<br />

240 Besatzungsmitgliedern in der Hand der Seeräuber.<br />

Meist nähern sie sich einem Schiff in mehreren Speedbooten<br />

und fordern, an Bord gelassen zu werden. Wird der<br />

Zugriff verweigert, beginnt der Beschuss mit Sturmgewehren<br />

und Panzerfäusten. Langsam fahrende Schiffe mit niedrigem<br />

Freibord, zum Beispiel voll beladene Öltanker, haben<br />

Entführt: Piraten kaperten im September<br />

2008 vor Somalia die ukrainische MV Faina<br />

Gegenschlag: Nach der Entführung der<br />

„Sirius Star“ begann die „Operation Atalanta“<br />

keine Chance. Nach dem Entern werden die Kabinen der<br />

Besatzungsmitglieder geplündert und der Safe des Schiffes<br />

geleert. Dann wird das gekaperte Schiff an die Küste gefahren,<br />

die Lösegeld-Verhandlungen beginnen, die sich mitunter<br />

über Monate hinziehen. Gezahlt wird in US-Dollar, und<br />

immer in kleinen Scheinen, was die Aufteilung auf die verschiedenen<br />

Sippen und Clans, die in die Piraterie investiert<br />

haben, erleichtert. Manche der Piratengruppen verfügen inzwischen<br />

über Geldzählautomaten. Das macht es einfacher.<br />

Trotz der dramatischen Lage konnten knapp zwei Drittel<br />

der angegriffenen Schiffe entkommen. Wichtigste Voraussetzung<br />

dafür ist ständige Aufmerksamkeit, was ganz<br />

praktisch das Aufstellen von Wachposten bedeutet, tagsüber<br />

und nachts, im Vorschiff und am Heck. Nur wenn ein<br />

Asiatische Freibeuter: Im Ostchinesischen Meer sind Piraten bis<br />

heute aktiv. China konnte die Zahl der Überfälle aber deutlich senken<br />

><br />

Logistics | 35


Vision<br />

OPErAtION AtALANtA<br />

„Für den Kommandeur<br />

ist das eine leidige Sache“<br />

Herr Professor Heintschel von Heinegg, kann die<br />

„Operation Atalanta“ die Piraterie beseitigen?<br />

Zunächst einmal: Dass wir einen Einsatz wie „Operation Atalanta“<br />

haben, ist eine tolle Sache. Das ist ein großer Schritt<br />

im Hinblick auf ein System kollektiver Sicherheit. „Atalanta“<br />

kann jedoch nur Symptome beseitigen, das Seegebiet ist zu<br />

groß. Das einzig Sichere wäre Geleitschutz für Schiffe. Das<br />

Problem der Piraten ist nur an Land zu lösen, man muss ihnen<br />

die Operationsbasis nehmen.<br />

Gibt es Einsatzregeln, was genau die Marinen tun dürfen?<br />

Die an „Atalanta“ beteiligten Nationen haben ihre Einsatzregeln,<br />

die „rules of engagement“. Darüber hinaus haben die<br />

beteiligten Länder eigene nationale Einsatzregeln und nationale<br />

Vorbehalte in Bezug auf bestimmte Einsätze. So denkt<br />

keiner der beteiligten Staaten ernsthaft daran, ein gekapertes<br />

Schiff freizukämpfen.<br />

Also verhalten sich die Nationen unterschiedlich?<br />

Absolut. Für den Kommandeur von „Atalanta“ ist das natürlich<br />

eine leidige Sache. Er muss schauen, was welche Einheit<br />

tun darf. Er kann bestimmte Nationen zu bestimmten<br />

Zwecken gar nicht einsetzen.<br />

Die Dänen haben gefangene Piraten während der Mission<br />

wieder freilassen müssen. Warum?<br />

Der Grund liegt im jeweiligen nationalen Recht. Auch<br />

Deutschland tut sich da schwer. Inzwischen gibt es bilaterale<br />

Vereinbarungen mit Kenia, Piraten zu verurteilen. Aber das<br />

macht kein Staat umsonst.<br />

Also ist jeder Fall anders.<br />

Ja, und das stellt die Effektivität von „Atalanta“ infrage. Das<br />

bedeutet, dass Piraten abschätzen können, welche Schiffe sie<br />

mehr fürchten müssen als andere.<br />

Angesichts der Entführungen musste man den Eindruck<br />

gewinnen, als ob Deutschland seine nationalen Interessen<br />

nicht kennen würde. Was war der Grund für das Zögern?<br />

Dahinter steht die überholte Auffassung, dass Auslandseinsätze<br />

der Bundeswehr nicht zulässig seien, sowie das<br />

Trennungsgebot: Die Bundeswehr könne keine polizeilichen<br />

Aufgaben übernehmen. Man meinte, Einsätze gegen Piraten<br />

seien eine Aufgabe der Polizei. Das Verteidigungsministerium,<br />

das Auswärtige Amt und das Justizministerium blockierten<br />

sich gegenseitig. Man brachte einen bunten Strauß von<br />

vermeintlich rechtlichen Bedenken vor. Den Ministerien fehlt<br />

das Verständnis für die Dimension, die Beamten denken so,<br />

als finde Piraterie an Land statt. Die juristische Auffassung ist<br />

jedoch klar: Das Trennungsgebot gilt nicht im Ausland.<br />

Wolff Heintschel von Heinegg ist Korvettenkapitän der Reserve<br />

und lehrt als Seerechtsexperte an der Rechtswissenschaftlichen<br />

Fakultät der Europa­Universität Viadrina Frankfurt (Oder).<br />

36 | Logistics<br />

Angriff früh erkannt wird, kann der Schiffsführer reagieren:<br />

Er kann das Tempo erhöhen und versuchen, die Boote auszumanövrieren.<br />

Je schneller ein Schiff, desto größer das Risiko<br />

für die Angreifer. Bei bestimmten Geschwindigkeiten<br />

treten hohe Bugwellen auf, die ein Kapitän nutzen kann,<br />

die kleinen Speedboote zu bedrängen. Auch wenn das Schiff<br />

ein hohes Freibord hat, stehen die Chancen gut. Einige Besatzungen<br />

konnten Angriffe erfolgreich mit Löschkanonen<br />

abwehren, andere setzten Schallkanonen ein, die das Trommelfell<br />

der Piraten platzen lassen sollen.<br />

Wie hoch die wirkliche Zahl der angegriffenen Schiffe<br />

ist, weiß niemand. Um zu vermeiden, dass Versicherungen<br />

die Prämien erhöhen, melden nicht alle Reeder. Das sei ein<br />

großer Fehler, sagt Pottengal Mukundan, Chef des International<br />

Maritime Bureau (IMB), das Piraterie weltweit analysiert.<br />

„Die Tatsache, dass ein Schiff in einem bestimmten<br />

Gebiet erfolglos angegriffen wurde, ist eine wertvolle Information.<br />

Denn in demselben Gebiet gibt es meist kurz danach<br />

weitere Angriffe gegen Schiffe.“ Die Piraten operieren zum<br />

Teil bis zu 250 Seemeilen vor der somalischen Küste. Dazu<br />

brauchen sie Mutterschiffe als Stützpunkte, von denen aus<br />

sie in kleinen, schnellen Booten ihre Angriffe starten. Mukundan:<br />

„Man sollte sich auf diese Mutterschiffe konzentrieren<br />

und sie durchsuchen. Sind Waffen an Bord, handelt<br />

es sich um Piraten. Man sollte ihre Waffen vernichten, dann<br />

müssen sie an die Küste, um sich neu zu bewaffnen.“<br />

Die Piraten lernen schnell dazu. Bei jedem erfolgreichen Überfall<br />

konnten sie sich logistisch besser ausstatten. Gekaperte<br />

Schiffe werden geplündert, elektronische Geräte ausgebaut.<br />

So erfahren die Banden mithilfe des Automatischen Identifikationssystems<br />

AIS die wichtigsten Daten vorbeifahrender<br />

Schiffe: Schiffsnamen, Größe, Flaggenstaat, Ziel,<br />

Kurs, Geschwindigkeit und Ladung. Und das bei Schiffen,<br />

die jenseits des Horizonts fahren. Weitere nützliche Mittel<br />

Fotos: dpa, laif (2) Grafik: KircherBurkhardt Infografik<br />

{ Pottengal Mukundan }<br />

»Man sollte die Mutterschiffe durchsuchen.<br />

Sind Waffen an Bord, handelt es sich um<br />

Piraten, und man sollte die Waffen vernichten.«<br />

sind die Satnavs, Navigationsgeräte, die die günstigste Route<br />

berechnen. Jeder Schiffsführer nutzt sie, um Treibstoff zu<br />

sparen. So fahren die Frachter wie auf einer Perlenschnur<br />

aufgereiht immer dieselben Strecken. Genau dort liegen die<br />

Mutterschiffe auf der Lauer.<br />

Lange Zeit zögerten die westlichen Staaten, entschieden gegen<br />

die Piraten vorzugehen. Dabei erlauben nationale und internationale<br />

Gesetze härtere Einsätze gegen Piraten, sagen<br />

Seerechtler. Allein es fehlte der politische Wille. Die Wende<br />

kam mit der Entführung der „Sirius Star“. Deutlicher als<br />

frühere Überfälle zeigte der Angriff die Verwundbarkeit des<br />

AFRIKA<br />

ÄTHIOPIEN<br />

KENIA<br />

Mogadischu<br />

JEMEN<br />

Golf von Aden<br />

SOMALIA<br />

Eyl<br />

Indischer Ozean<br />

Auf Patrouille: Ein deutscher<br />

Marine­Soldat beobachtet die<br />

Küste Dschibutis<br />

„AtALANtA“-EINSAtZ vOr SOMALIA<br />

Spezialtruppen<br />

1 Versorgungsschiff<br />

3 Fregatten<br />

250 km<br />

3 Aufklärungsflugzeuge<br />

N<br />

Festgesetzt: Ein Soldat bewacht vor einem Gefängnis in Somalia<br />

inhaftierte Piraten. Ihre Zukunft in dem instabilen Land ist ungewiss<br />

Auf dem trockenen: Gefangene Piraten in Somalia<br />

Welthandels auf. Reeder, die auf alternative Routen ausweichen,<br />

müssen bei einer um 20 Tage längeren Fahrt von Asien<br />

nach Europa pro Strecke mit Mehrkosten von 2,3 Millionen<br />

Euro rechnen, wie der Verband Deutscher Reeder erklärt.<br />

Mittlerweile hat die EU eine militärische Mission begonnen:<br />

„Operation Atalanta“, die erste maritime Operation der<br />

Union. Mussten die Schiffe der NATO im Indischen Ozean<br />

bisher fast tatenlos zusehen, wie Piraten mit gekaperten<br />

Frachtern davonfuhren, können Piratenschiffe nun geentert<br />

und versenkt werden. Es liegt auf der Hand, dass in einem<br />

Seegebiet der Größe Westeuropas sechs Fregatten und<br />

Zerstörer, wenngleich durch Hubschrauber und Aufklärungsflugzeuge<br />

unterstützt, einen schweren Stand haben.<br />

Die Lösung liegt auf dem Land. Politiker fordern, die<br />

Operation auf Somalia auszuweiten. Nur wenn sich die<br />

Piraten nicht mehr in einem rechtsfreien Raum bewegten<br />

und Kenia und Jemen ihre Küsten konsequent bewachten,<br />

könne man die Lage befrieden. Unvergessen sind allerdings<br />

die Erfahrungen der USA, die bei dem Einmarsch in Somalia<br />

1994 eine herbe Niederlage erlitten.<br />

Den Piraten indes, die den Supertanker „Sirius Star“ enterten<br />

und nach millionenschwerem Lösegeld wieder freigaben,<br />

hat ihre Beute kein Glück gebracht. Einige von ihnen<br />

ertranken, als ihr Schnellboot unter der Last geplünderter<br />

Gegenstände in der rauen See kenterten. ■<br />

www.icc-deutschland.de<br />

Logistics | 37


Eingetaktet:<br />

Wöchentlich fahren<br />

für <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> rund<br />

32 000 Lastwagen im<br />

Stückgut-Linienverkehr<br />

durch ganz Europa<br />

38 | Logistics<br />

[ Text ] Hans Borchert [ Fotos ] Heiner Müller-Elsner<br />

Vision<br />

logistische<br />

kettenreaktion<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> verknüpft globale Warenwelten und kombiniert die<br />

Verkehrsträger zu Lande, zu Wasser und in der Luft. Lückenlose<br />

Logistikketten von Tür zu Tür laufen über ein schnelles und effizientes<br />

Netzwerk – mit 2 000 Standorten in 130 Ländern<br />

Logistics | 39


EWS stand für die größte britische Güterbahn. Jetzt<br />

ist sie ein Pfeiler im Netzwerk von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> in UK<br />

Tunnelfahrt: Lokführer Martin Kinnear fährt Güterzüge unterm<br />

Ärmelkanal von England nach Frankreich und umgekehrt<br />

40 | Logistics<br />

Manchester: Im<br />

Hintergrund leuchtet<br />

das Fußballstadion,<br />

vorne werden im Old<br />

Trafford Terminal von<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> Container<br />

umgeschlagen<br />

Kohlezüge: Täglich rollen schwerst beladene <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong>-Waggons mit<br />

Brennstoff aus Häfen und Minen in die britischen Kraftwerke<br />

Foto: Nicole Maskus<br />

Es ist ein Elend mit dem<br />

Wetter auf der Insel.<br />

Über Dollands Moor<br />

hängen schwere, dunkle<br />

Regenwolken. Seit<br />

Stunden nieselt es<br />

schon, aber jetzt nimmt<br />

ein ausgewachsener Sturm Anlauf auf<br />

den Rangierbahnhof der Kanalstadt<br />

Folkestone. „Zeit für die Sonnenbank“,<br />

witzelt der Lokomotivführer<br />

Martin Kinnear und verabschiedet<br />

sich schleunigst gen Frankreich.<br />

Fünfzig Kilometer sind nicht die<br />

Welt, aber in seinem Job machen sie<br />

oft den Unterschied zwischen wasserfestem<br />

Anorak und dünner Sommerjacke.<br />

In Coquelles nahe Calais, wo er<br />

nach knapp 45-minütiger Fahrt das<br />

Nachbarland erreicht, verwöhnt ihn<br />

schließlich ein blitzblank blauer Himmel.<br />

Das ist zwar nicht gerecht, aber<br />

„c’est la vie“. Sagen jedenfalls seine<br />

französischen Kollegen.<br />

Martin Kinnear, 31, ist so etwas wie<br />

der klassische Grenzgänger unserer<br />

Tage. Sein Fahrplan sieht ihn in stetem<br />

Weltenwechsel, denn mehrmals<br />

täglich donnert er mit Tempo 100 und<br />

in tiefster Dunkelheit durch die Betonröhren<br />

des Eurotunnels, vierzig Meter<br />

unter dem Ärmelkanal verlaufend. Er<br />

überführt dabei bis zu 730 Meter lange<br />

Güterzüge vom Reich ihrer Majestät<br />

in die Republik des Nicolas Sarkozy.<br />

Kinnear ist zwar Brite, auch steuert<br />

er eine britische Class 92 E-Lok. Aber<br />

wahr ist ebenso: Seine Arbeit versieht<br />

er als Mitarbeiter und im Dienst von<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong>.<br />

Eine ungewöhnliche Geschichte,<br />

und man fragt sich natürlich: Wie<br />

kommt es zu dieser Konstellation?<br />

Drei Buchstaben sind Teil der Erklärung.<br />

Sie lauten EWS und standen<br />

bis Ende 2008 für Britanniens größte<br />

Güterbahn English Welsh & Scottish<br />

Railway Ltd. Das Unternehmen wurde<br />

zu Beginn 2008 von der Deutschen<br />

Bahn erworben und bildet seitdem<br />

den westlichsten Pfeiler im Schienengüterverkehrsnetz<br />

des Konzerns.<br />

Unter geändertem Namen allerdings,<br />

denn geführt wird die ehemalige EWS<br />

neuerdings als <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> Rail (UK)<br />

Ltd. mit Zusatz Region West. Die geografische<br />

Adressierung macht dabei<br />

deutlich: Im Denken der Güterbahner<br />

geht es längst nicht mehr allein um<br />

Nationen. Es geht um die Betrachtung<br />

ganz Europas.<br />

Netzwerk: <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> ist Partner des britischen Infrastrukturbetreibers Network Rail<br />

Das ist in vielen Facetten neu und ist,<br />

wie es Dr. Klaus Kremper nennt, „ein<br />

weiterer Baustein unserer Entwicklungsstrategie,<br />

die ganz viele Aktivitäten<br />

auch dort vorsieht, wo wir mit unseren<br />

Partnern gar keine gemeinsamen<br />

Grenzen haben. Wir bauen eben ein<br />

großes europäisches Netzwerk auf.“<br />

Kremper ist Chef von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong><br />

Rail. Anhand einer Europakarte, die<br />

an seiner Mainzer Bürowand hängt,<br />

erläutert er das Konzept der neu eingeführten<br />

Organisationsstruktur im<br />

internationalen Geschäftsfeld des<br />

Schienengüterverkehrs. Dabei heißt<br />

es Abschied nehmen vom altvertrauten<br />

Vokabular, denn es gibt na-<br />

mentlich kein Railion mehr und auch<br />

kein <strong>DB</strong> Cargo. Alles gliedert sich<br />

seit Anfang 2009 unter der Europagesellschaft<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> Rail in fünf<br />

Einheiten, die heißen Region West,<br />

Central und East sowie Intermodal<br />

und Automotive. „Darüber, gleichsam<br />

Vision<br />

als verbindendes Element, agiert ein<br />

Europavertrieb, der Kunden auf Regionen<br />

übergreifender Ebene betreut<br />

und unsere Produkte auf den langen<br />

Strecken aus einer Hand vermarktet“,<br />

sagt Kremper und präzisiert das<br />

„pionierhafte“ Vorhaben noch weiter.<br />

„Was in seiner Region fährt, verantwortet<br />

die Region weiterhin. Interregionale<br />

Züge dagegen werden von Planung<br />

über Durchführung bis hin zur<br />

Laufüberwachung von unserem neuen<br />

Network Management geführt.“<br />

Zwei ausgebreitete Arme reichen kaum,<br />

um das Netzwerk mit seinen Korridore<br />

genannten Hauptverkehrsachsen, mit<br />

{ Dr. Klaus Kremper, CEO <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> Rail }<br />

»Wir bauen im Schienengüterverkehr<br />

ein<br />

großes europäisches<br />

Netzwerk auf.«<br />

seinen Niederlassungen, Stützpunkten<br />

und Anbindungen zu kooperierenden<br />

Partnerbahnen auf der mit Fähnchen<br />

bestückten Wandkarte aufzuzeigen.<br />

Dabei hat der 1,91 Meter große<br />

Klaus Kremper schon eine ordentliche<br />

Spannweite. Unter seiner Regie fahren<br />

><br />

Logistics | 41


Vision Vision<br />

Züge der Region West von Thurso im<br />

höchsten Norden Schottlands bis tief<br />

in den Süden der iberischen Halbinsel.<br />

Nach Lissabon in Portugal, nach<br />

Madrid und Sevilla in Spanien. Fahren<br />

in der Region Central von Lappland<br />

bis zur Stiefelspitze Italiens. Verkehren<br />

ebenso in West-Ost-Richtung von<br />

Rotterdam bis Polen, vom Hamburger<br />

Hafen verteilt in alle Ecken Europas,<br />

verkehren in der Region East über den<br />

Balkan hinweg bis nach Istanbul.<br />

Die Betreuung der Kunden findet<br />

dabei weiter nach Branchen und<br />

Marktbereichen statt, wird aber auf<br />

europaweiter Ebene mit dem Wort<br />

„Industriesektoren“ abgebildet. Stahl<br />

und sein weltgrößter Konzern Arcelor<br />

Mittal wären dafür ein Beispiel. VW<br />

oder Opel im Bereich Automotive.<br />

Ge samthafte Beratung nennt sich solche<br />

Art Betreuung im neuen Jargon<br />

der Güterbahner, und Kremper weiß:<br />

„Aus der rein deutschen Perspektive<br />

kann man solche Geschäfte nicht<br />

mehr betrachten. Wir wollen unserer<br />

Klientel vermitteln, dass wir ein<br />

Europa-Unternehmen sind, welches<br />

Verkehrslösungen überall in seinem<br />

kontinentalen Netzwerk anbietet,<br />

sei es in Rumänien, Finnland oder<br />

Spanien.“ Dazu sind Kapazitätsausgleich<br />

und Ressourcenmanagement<br />

weitere Stichworte. Lokomotiven und<br />

Wagen werden nur noch zentral eingekauft<br />

und über einen sogenannten<br />

Europa-Pool gesteuert. „Es gibt 300<br />

Gattungen von Güterwaggons, und es<br />

mag nun passieren, dass der eine oder<br />

andere Typ von Wagen in der Region<br />

Central knapp ist, in West aber gerade<br />

nicht gebraucht wird. Dann lässt sich<br />

europaweit ein Ausgleich organisieren“,<br />

sagt Kremper und verspricht<br />

mehr Effizienz, schlankere Strukturen,<br />

schnellere Geschäftsanbahnung<br />

und -abwicklung, auch mehr Ertrag.<br />

Die Akquisition von EWS war nicht<br />

Schlussstein in der neuen Organisationsmatrix.<br />

Allerdings war sie ein Türöffner<br />

für das gesamte Terrain Westeuropa.<br />

Mit ihr gelang der Deutschen<br />

Bahn nämlich endlich der Sprung nach<br />

Frankreich, wo die ehemalige EWS mit<br />

ihrer Tochtergesellschaft Euro Cargo<br />

Rail sämtliche Schienenverkehrszulassungen<br />

besitzt und schon über<br />

1 000 Mitarbeiter beschäftigt.<br />

„Unser Marktanteil dort beläuft sich<br />

mittlerweile schon auf fünf Prozent“,<br />

freut sich Kremper. Die französische<br />

Staatsbahn SNCF amüsiert das<br />

nicht unbedingt, dennoch bemühen<br />

sich die Dauerrivalen <strong>DB</strong> und SNCF<br />

um ein verträgliches Auskommen.<br />

„Coopetition“ lautet dazu Krempers<br />

Sprachschöpfung, was bedeutet: „Wir<br />

kooperieren mit der SNCF und treten<br />

zugleich in den Wettbewerb (competition)<br />

miteinander. Gleiches gilt übri-<br />

An der Zukunft bauen:<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong>-Mitarbeiter<br />

Ingo Klöpper (l.)<br />

und Rahul Krishnan im<br />

Hafen von Dubai<br />

gens für unser Verhältnis mit der polnischen<br />

Staatsbahn PKP. Ende Januar<br />

haben wir die größte polnische private<br />

Güterbahn PCC gekauft.“<br />

Aber zurück in den weniger abstrakten<br />

Alltag, zu Martin Kinnear.<br />

Dem Lokführer an der Schnittstelle<br />

von Inselreich und Festland sind solche<br />

strategischen Feinheiten weniger<br />

wichtig. Er knüpft daran nur seinen<br />

brennenden Wunsch, einmal weiter<br />

fahren zu dürfen als nur nach Folkestone<br />

oder Coquelles. Ginge es nach<br />

ihm, er wäre längst am Stück europaweit<br />

unterwegs. „Völlig egal in welche<br />

Richtung“, sagt er. „Ob nun nach London<br />

oder nach Paris. Das wäre mein<br />

Traum.“<br />

{ Jaqueline Rosenberg, <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> Rail (UK) }<br />

»Unsere individuellen<br />

Transportlösungen<br />

sind preislich und<br />

zeitlich vorteilhaft.«<br />

Lokomotiv- und Fahrzeugführerwechsel<br />

sind allerdings im Güterverkehr<br />

noch immer die Regel. Zu unterschiedlich<br />

sind Betriebsvorschriften<br />

sowie Leit- und Sicherungssysteme<br />

der verschiedenen europäischen Bahnsysteme.<br />

Daran ändert auch der vermehrte<br />

Einsatz von Mehrsystem-Zugmaschinen<br />

nichts. Dennoch fahren<br />

schon jetzt durchgehende Einheiten<br />

etwa vom Cargo Terminal Old Trafford<br />

Park, gelegen in Sichtweite der<br />

berühmten Heimstatt von Manchester<br />

United, direkt nach Mailand, nach<br />

Duisburg, auch nach Nordspanien und<br />

regelmäßig nach Belgien.<br />

Jaqueline Rosenberg, die dortige<br />

Group Commercial Managerin, setzt<br />

solche Verbindungen aufs Gleis, indem<br />

sie zuerst die Marktbedürfnisse<br />

auslotet und hernach Kunden gezielt<br />

für ein eigens durchgeplantes Produkt<br />

akquiriert. „Das Spiel heißt: Wie baue<br />

ich mir einen Zug“, sagt die forsche<br />

Deutsche.<br />

Rein geschäftlich betrachtet<br />

hat Jaqueline Rosenberg mit ihrem<br />

Team die Zugzahl von England auf<br />

das europäische Festland in zwölf<br />

Monaten fast verdoppelt, und sie<br />

stößt bei ihrem Bemühen um weitere<br />

Verkehre bei der Industrie auf ><br />

Foto: J. Rosenberg<br />

Seit Jahren gehört ein weltweit gespanntes<br />

Netzwerk zum Tagesgeschäft von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong><br />

Dubai: <strong>DB</strong>-Logistiker Christian Fazekas (l.) und Franz Herbst an der<br />

Trasse der Stadtbahn im Schatten des Wahrzeichens Burj Dubai<br />

Mobiler Luxus: Viele<br />

teure Fahrzeuge aus<br />

Übersee werden nach<br />

Dubai eingeflogen<br />

Megahub: Dubais Hafen ist ein wichtiger Umschlagplatz. Hier starten<br />

die <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> Sky-Transporte nach Asien, Europa und in die USA


Solution<br />

Premiere: Chinas größter Bau maschinenkonzern<br />

Sany nutzt die von<br />

der Messe München ausgerichtete<br />

„bauma“ in Schanghai zur Präsentation<br />

seiner neusten Maschinen<br />

die globalen<br />

Messediener<br />

Vom Superbagger bis zum 1000-Tonnen-Kran: Wer<br />

Produkte ausstellen möchte, der vertraut bei der Logistik<br />

am besten den Spezialisten von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong><br />

[ Text ] Hans Borchart [ Fotos ] Heiner Müller-Elsner<br />

Logistics | 47


Solution<br />

Deutschland ist Messe-Weltmeister. An jedem<br />

wichtigen Standort ist <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> vertreten<br />

Helm ist Pflicht: In der Aufbauphase öffnen sich morgens um neun Uhr<br />

die Messetore für Hunderte von Standbauern<br />

Alles im Griff: Exakte Pläne helfen Harald Brandl (Mitte), Bernhard<br />

Gilke, Stefan Becker, Klaus Fritz, Peter Geyer und Daxing Chen (v. l.)<br />

Diese Messe ist der Gipfel. Man frage, wen<br />

man will. Das höchste der Gefühle ist die<br />

bauma. Und da komme jetzt keiner mit<br />

IAA oder ispo, der boot, der CeBIT. „Wenn<br />

Messe, dann bauma“. Sagt mit einem<br />

Augenzwinkern Harald Brandl, 51, von<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> fairs in München, und Brandl<br />

kennt sich aus. Er ist seit 25 Jahren Messediener und die bauma<br />

ist seine Königin. „Sie waren noch nie da? Dann wird es<br />

aber allerhöchste Zeit.“<br />

Der Empfang im November 2008 ist majestätisch, jede<br />

Menge Kräne stehen Spalier, Kräne und noch mehr Kräne.<br />

Alles da und nach wochenlanger Arbeit und nahezu einjähriger<br />

Planung an seinem Platz. Im Fernen Osten allerdings<br />

und nicht in München. Chinas bauma ist nämlich auf dem<br />

Gelände des Shanghai New International Expo Center<br />

(SNIEC) seit 2002 die kleine Schwester von der großen bauma.<br />

Wobei klein relativ ist. Es sei denn, man hält 210 000<br />

voll gestellte Quadratmeter für einen Pappenstiel. Stolze<br />

500 000 Quadratmeter zählt freilich alle drei Jahre München<br />

und entsprechend lang ist dort der so offizielle Name:<br />

Internationale Fachmesse für Baumaschinen, Baustoffmaschinen,<br />

Bergbaumaschinen, Baufahrzeuge und Baugeräte.<br />

Klingt schwergewichtig, klingt nach Spezialtransporten<br />

und logistischem Kraftakt. Ist auch so: Es gibt keinen<br />

größeren Laufsteg für Gittermast-, Teleskop-, Raupen-<br />

und Mobilbaukrane. Für Hydroseilbagger, für haushohe<br />

Mischanlagen. Für Automobile, Betonpumpen und Bulldozer<br />

und Baufahrstühle und Verdichter. Für Rohrleger,<br />

Rad lader, für Rammgeräte. Ein echter Klassiker des Messegeschäfts<br />

sozusagen und damit genau das Richtige für<br />

Experten und Alleskönner vom Kaliber eines Harald<br />

Brandl. Den Mann bringt nichts aus der Ruhe – auch im<br />

fernen China nicht.<br />

Schließlich kennt und mag Brandl seine chinesischen<br />

Gastgeber. Schon 1981 war er im Reich der Mitte. Und wenn<br />

er aus jener Zeit erzählt, wünscht man sich eine Schulklasse<br />

herbei. Es ist Geschichtsunterricht aus erster Hand von Mao<br />

über die „Viererbande“ bis hin zu Deng Xiaoping. Dem kleinen<br />

Mann, der ohne ein Parteiamt zu bekleiden alle Macht<br />

innehatte, verdankt das moderne China sein Gesicht. Kaum<br />

vorstellbar die Entwicklung zur neuen Wirtschaftsmacht<br />

und „Werkbank der Welt“ ohne seine „Drei Schritte Theorie“<br />

und die damit verbundene Öffnung gen Westen. Nicht<br />

viele können heute sagen: Ich war dabei! Der Brandl Harald<br />

schon. Die Plastic Machinery Fair, kurz genannt China Plas,<br />

sah 1983 ihren ersten Messeauftritt in Peking. Zu zweit, erinnert<br />

sich der in Landsberg am Lech geborene Oberbayer,<br />

habe man als Münchner Abordnung die ganze Logistik gesteuert.<br />

Angebote schreiben, den Auf- und Abbau, „selbst<br />

das Gabelstapler fahren“.<br />

Pionierzeiten waren das. Die <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> Statthalter<br />

nutzten ihre Hotelzimmer als Büro und den Geschäftsver-<br />

Drang nach oben: Tagelang montieren Arbeiter die gigantischen Kräne. Der Sany-Kran im Vordergrund war später die Messeattraktion<br />

mittler spielte noch der bayerische Landesvater, Franz Josef<br />

Strauß höchstpersönlich. Brandl selbst blieb aus jenen ersten<br />

Tagen und bis heute ein chinesisches Schriftzeichen als<br />

Talisman. Es hängt an einer Halskette und verheißt „Double<br />

Happiness“. Was bedeutet: gute Gesundheit und ein langes<br />

Leben. Beides kann man gut gebrauchen, gerade in diesem<br />

Job. Messediener, das lernt sich schnell, sind ein weit gereistes,<br />

von Klima und Zeitzonenwechsel arg gebeuteltes Völkchen.<br />

Die treibt es nur so um den Erdball. Von der Detroit<br />

oder Toronto Motorshow zur Intersolar nach San Francisco,<br />

der Analytica in Vietnam, zur GTS in Bangkok, der Industry<br />

Expo nach Bratislava oder eben, so wie Brandl und seine<br />

Truppe, zur bauma der chinesischen Munich Trade Fairs<br />

Co., Ltd. Shanghai.<br />

Zugleich sind Messediener aber auch ganz bodenständige<br />

Leute mit festem Wurzelwerk und einer echten Heimatbasis.<br />

Das sind bei <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> fairs die großen Messeplätze<br />

des Messe-Weltmeisters Deutschland. Und davon gibt es<br />

reichlich. Ob nun in Köln, Düsseldorf, Berlin, Hannover,<br />

München oder an anderen Messeplätzen, im Auftrag der<br />

jeweiligen Hausherren kümmert man sich mal alleine, mal<br />

im Schulterschluss mit Wettbewerbern um den Alltag hinter<br />

den Kulissen. Und das mit großem Stolz: „Wir sind noch<br />

echte Vollspediteure, die das Geschäft von A bis Z ausüben,<br />

und zwar die ganze Palette von Luft- und Seefracht über<br />

Land- und Schwertransporte mit Lkw, mit Bahn sowie allen<br />

Nebengeräuschen wie Lagerlogistik und Verzollung.“ Sagt<br />

Roland Kreitmayr, seines Zeichens Leiter der Münchner<br />

Messe-Geschäftsstelle der <strong>Schenker</strong> Deutschland AG und<br />

damit Boss von Brandl. Auch er ist ein altgedienter Fahrensmann,<br />

im Gegensatz zu seinem Projektleiter, aber von<br />

schmaler, fast drahtiger Statur. „Carpe diem“ ist Kreitmayrs<br />

Wahlspruch. Nutze den Tag. So steht es in großen Lettern<br />

an seiner Bürowand und so definiert sich für ihn auch das<br />

Wesen des eigenen Berufsstands. „Schnell musst du sein,<br />

präzise und pünktlich, dazu flexibel und immer ganz nah<br />

beim Kunden.“<br />

Zusatz: allzeit bereit. Denn Messe ist immer irgendwo,<br />

überhaupt ist nach der Messe vor der Messe und also tanzen<br />

die Damen und Herren jeder <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> fairs-Dependance<br />

nie auf einer, sondern immer auf ganz vielen Hochzeiten.<br />

Schauplatz Messe München International, der Stammplatz<br />

der bauma. Gerade gehen Golf Europe 2008 und Expo<br />

Real zu Ende, es kündigen sich schon Systems an sowie die<br />

53. Kunstmesse und all das hält den Kollegen Georg Gartner,<br />

45, und sein Team mächtig auf Trab. „Leute“, sagt der Leiter<br />

Messeservice fröhlich, „um 16 Uhr ist Lagebesprechung.<br />

Wir haben 60 Fahrer für den Abbau Expo Real geordert und<br />

ab 18 Uhr gehen dort die Hallentore auf. Wenn euch also euer<br />

Leben lieb ist, geht besser zur Seite und aus dem Weg.“<br />

Von wegen Scherz. Es ist sein schierer Ernst. Punkt<br />

sechs und ab geht die Post. Vernehmbares Dieselaggregatbrummen<br />

und schon karriolt alles wie wild durcheinander.<br />

><br />

Logistics | 49


Solution<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> ist in<br />

Schanghai alleiniger<br />

Platzspediteur und<br />

handelt im Auftrag<br />

der Messe München<br />

International<br />

Im Lande Liliput: Einige Hersteller begnügen sich auf der Messe mit<br />

Plastikmodellen im Spielzeugformat<br />

Schafft eingelagertes Leer- oder Vollgut vor die Hallen, erledigt<br />

Express-Aufträge, stapelt Stückgutsendungen. Drinnen<br />

in den Hallen B 2, B 3, B 4 hämmert es nicht mehr, wie<br />

zuvor beim Aufbau, sondern es kracht nur noch. Die Standbauer<br />

kennen keine Gnade mit ihren kunstvoll errichteten,<br />

zuweilen mehrstöckigen Messebauwerken. Sie reißen raus,<br />

reißen nieder, schmeißen weg. Zuerst Bodenbeläge und Teppichware,<br />

danach das gesamte Interieur. Freie Fahrt jetzt für<br />

Gartners schwere bis zu sechs Tonnen Traglast-Stapler. Da<br />

sind sie auch schon, die Herren Huber und Schindlbeck, der<br />

Bognar Rudi, Babczyk Heinz, der Riyat Kerey und wie sie<br />

noch alle heißen, diese Vollblut-Messepiloten.<br />

Selbst die kühnsten Architektenträume zerbröseln<br />

nun schnell zu Schutt und Müll. Oder treten, sorgsam verpackt<br />

in sogenannten Flight Cases, wieder ihre Reise in die<br />

Heimat an.<br />

Mitten in all dem Abbau-Gewühle hockt Dieter Beck, 45, auf<br />

seinem Fahrrad und gibt den Dirigenten. Man nennt ihn<br />

Hallendisponent, denn er schaut überall nach dem Rechten.<br />

„Das mit dem Laufen habe ich mir auf der Messe abgewöhnt“,<br />

sagt er. „Wenn ich in A 6 bin, fragen die garantiert<br />

in B 1 nach mir und das summiert sich zu Kilometern.“ Also<br />

Perspektivwechsel: Blick<br />

aus 55 Meter Höhe auf<br />

den Stand des deutschen<br />

Liebherr-Konzerns<br />

tritt er in die Pedale. 44 Tonnen Vollgut harren diesmal ihres<br />

Abtransports. Das System ist einfach: Was fertig bezettelt<br />

oder beschriftet dasteht, wird abgefahren.<br />

Erst dann sind die Kisten und Kästen in <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong><br />

Obhut. Jeder Gabelstapler trägt aus Haftungsgründen eine<br />

Nummer und abgerechnet wird am Ende nach Messetarif.<br />

„Bei uns“, erklärt Georg Gartner, „macht den Erfolg<br />

die individuelle Leistung.“ Jeder Handgriff zählt. Ebenso<br />

der Einsatz von Maschinen, ihre gefahrenen Kilometer, jede<br />

angebrochene Stunde Arbeitszeit sowie die Fläche zur<br />

Zwischenlagerung.<br />

Dabei hat jede Veranstaltung ihre eigenen Gesetze und<br />

ihren eigenen Reiz. Die Expo Real etwa hat einen hohen An-<br />

teil an Luftfrachtaufkommen, bei anderen Events dominieren<br />

mehr Stückgut oder Komplettladungstransporte. Eines<br />

allerdings ist, wie Gartner sagt, bei allen Messen gleich. „Wir<br />

haben noch unmittelbaren Kontakt zum Kunden, und zwar<br />

egal ob nun zum Aussteller oder zu seinem Standbauer. Das<br />

sind zum Teil Verhältnisse, die über Jahre hinweg gewachsen<br />

sind und die eine Vokabel kennzeichnet Vertrauen.“<br />

Ein schönes Stichwort zum Schauplatzwechsel. Wer könnte<br />

aus Sicht der Messe München International und ihres Joint-<br />

Venture-Partners SNIEC mehr Vertrauen genießen als der<br />

18-malige bauma-Veteran Harald Brandl und sein Team<br />

von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> fairs. MMI-Projektleiter Collin Davis je-<br />

denfalls zollt den Logistikspezialisten in Schanghai großen<br />

Respekt. Er spricht sowohl bei Vorbereitung als auch bei<br />

Abwicklung der bauma 2008 von einer „in jeder Hinsicht<br />

herausragenden Leistung“.<br />

Wozu man wissen muss: Anders als am Standort München<br />

obliegt die gesamte Abwicklung von Auf- und Abbau<br />

allein den deutschen Experten. Sie sind auf dem Messefreigelände<br />

und in den Hallen sogenannte Platzspediteure.<br />

Planen, organisieren, steuern und überwachen alle Abläufe,<br />

stellen bei Einrichtung von Exponaten oder auch beim<br />

Standbau dazu notwendiges technisches Gerät sowie Personal.<br />

Hinzu kommt die Abwicklung von Transportaufträgen<br />

eigener Kundschaft, wie etwa die Anlieferung von Bau-<br />

50 | Logistics Logistics | 51<br />

>


Abbau: In München geht die Immobilienmesse Expo Real zu Ende. Disponent Dieter Beck (r.) bespricht, wie die teuren Modelle verpackt werden<br />

maschinen aus nahezu allen Teilen der Welt. Eine Last, die<br />

Brandl nicht alleine trägt, sondern in Zusammenarbeit mit<br />

den Kollegen im internationalen <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> fairs-Netzwerk<br />

schultert. Darunter Spanien und Italien, Japan, Korea<br />

die USA, selbstredend China und natürlich Deutschland.<br />

Ein solches Unterfangen braucht natürlich Zeit, viel<br />

Zeit. Sagt Brandl: „Eine bauma lässt sich nicht von heute<br />

auf morgen aus dem Boden stampfen. Nicht bei 1 608 Ausstellern<br />

aus 30 Ländern, nicht bei Ausmaß und Größe der<br />

ausgestellten Stücke.“ Und also erzählt er hübsch der Reihe<br />

nach. Berichtet vom internen Startschuss, dem Kick-off im<br />

September 2007. Es folgen Ausarbeitung und Vorstellung<br />

eines neuen Messeplatz-Verkehrskonzepts, die formelle Zuschlagserteilung<br />

durch Auftraggeber MMI im Februar 2008<br />

sowie Kundeninformation samt Auftragsakquisition und<br />

Schreiben der notwendigen Angebote. Es ist die Hölle an<br />

Papierkram und E-Mail-Austausch.<br />

Brandl reist in diesen Monaten mehrmals nach Schanghai,<br />

führt Gespräche mit seinem Subcontractor und Partner<br />

Bian Guo Rong von Shanghai Expotrans Limited, stellt im<br />

April dann das neu entwickelte Traffic-Management vor,<br />

welches vor allem für die avisierten 21 Turmdrehkräne einen<br />

sogenannten „Early Move In“ vorsieht. Bange Frage natürlich<br />

immer: Wird alles so klappen, wie auf dem Reißbrett geplant?<br />

Eine Karte des Freigeländes mit fein säuberlich eingezeichneten<br />

Ausstellern, ihren Standgrößen und Exponaten<br />

ist zuletzt sein ständiger Begleiter, aber erst am 9. November<br />

löst sich die Spannung. Es füllt sich ein als Anmeldezone<br />

vorgesehenes Parkareal mit Schwerlasttransportern, das<br />

52 | Logistics<br />

Tor zum Freigelände öffnet sich, und es beginnt wie im alten<br />

Rom der Einmarsch der bauma-Gladiatoren.<br />

„Dieser Moment ist mein persönliches Highlight“, gesteht<br />

Brandl, der mit seinen Leuten in einem Container Position<br />

bezogen hat und ab sofort richtig in seinem Element ist.<br />

Ihm zur Seite Sabine Auer, 39, Stefan Becker, 34, Thorsten<br />

Becker, 31, Bernhard Gilke, 42, Peter Geyer, 50, allesamt mit<br />

mindestens zehnjähriger Messeerfahrung. Man sieht sie zuweilen<br />

aufgereiht wie an einer Perlenschnur im fahlen Licht<br />

ihrer Laptop-Monitore sitzen, dann wieder radeln sie auf<br />

eigens angeschafften Fahrrädern über das Gelände. Merke:<br />

„Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.“ Gilt besonders für<br />

Anforderungen jeder Art. „Ohne Unterschrift auf einem<br />

Stück Papier geht da gar nichts.“<br />

Das logistische Kunststück dieser Messe besteht vor<br />

allem in der richtigen Reihung des Aufbaus. Was sich später<br />

hoch gen Himmel reckt, wird schließlich in vielen Einzelteilen<br />

antransportiert und belegt deshalb während der<br />

Montage weite Flächen des Freigeländes. Diese Teile also<br />

zuerst. Allen voran ein 1 000-Tonnen-Traglastkran des chinesischen<br />

Baumaschinenkonzerns Sany.<br />

Das Ungetüm erinnert in den sieben Tagen, die allein seine<br />

Montage in Anspruch nimmt, an den Riesen Gulliver im<br />

Lande Liliput. Dutzende von Mechanikern schrauben daran<br />

herum. Scheren Tragseile ein, lackieren Gitterstreben,<br />

testen die Elektronik. Davor, dahinter und daneben wachsen<br />

ebensolche Riesen empor. Manche in Kletterbauweise,<br />

andere nach bewährter Schraubermethode. Wer Spaß an<br />

Solution<br />

Ein logistisches Kunststück ist die richtige Reihung<br />

beim Aufbau und der schnellstmögliche Abbau<br />

solchen Produkten hat, der kommt jetzt auf seine Kosten.<br />

Was Rang und Namen hat, lässt die stählernen Muskeln<br />

spielen. Allen voran die chinesischen Konglomerate Zoomlion,<br />

XCMG oder Sany, aber auch die Amerikaner von<br />

Manitowoc, Hitachi aus Japan, dito der deutsche Branchenprimus<br />

Liebherr.<br />

Weniger Leute, dafür schneller fertig, eben so vollzieht<br />

sich dort unter Leitung des Messeprofis Werner Haas, 38,<br />

der Aufbau. Der Mann ist, wie er sagt, „von den eigenen Produkten<br />

und ihrer Güte geimpft“. Den Sany-Riesen jedenfalls<br />

mustert er nur mit müdem Seitenblick, wohl wissend, dass<br />

Größe allein nicht das Nonplusultra ist. Dafür steht, ausgestattet<br />

mit allerfeinster Elektronik, sein Liebherr 160 HCL<br />

8/16 Nadelauslegerkran, offenbar so etwas wie der Ferrari<br />

dieses Gewerbes. Mit Frequenzrichter für stufenloses Fahren<br />

und 220 Meter Zuggeschwindigkeit in der Minute.<br />

Solches will ausprobiert sein und also besteigt man mit Haas<br />

eine Lastentonne und schwups schon baumelt man knappe<br />

55 Meter in der Höhe. Von dort bietet sich ein grandioser<br />

Ausblick. Wie zum Ballett aufgestellt, stehen die Kranausleger<br />

Spalier und tief unten am Boden herrscht ein heilloses<br />

Gewimmel. Der Aufbau im Freigelände liegt in den letzten<br />

Zügen: Überall wird an Standbauten gearbeitet, sausen Gabelstapler<br />

herum, werden die letzten mobilen Gerätschaften<br />

herbeigefahren, darunter Straßenwalzen, Muldenkipper,<br />

Rohrleger. Beginnt auch, aber fast wie nebenbei, die<br />

Ausrüstung der Messehallen. Bis gestern gastierte dort<br />

noch Chinas größte Druckmaschinenmesse, jetzt, fünf Tage<br />

vor offizieller Eröffnung, rücken Hersteller wie Tunnelbaumaschinen-Produzent<br />

Herrenknecht, die Betonspezialisten<br />

von Putzmeister, die Straßenbauer von Wirtgen an. Sagt<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong>-Mann Stefan Becker, verantwortlich für Indoor<br />

Sektion E1 und E2: „Wunder gibt es immer wieder. Bis<br />

heute früh sah es hier schlimmer aus als auf einer Müllkippe.“<br />

Und es stöhnt Harald Brandl: „Nerven brauchst scho.“<br />

Um nun die Geschichte abzukürzen: Es kommt der Tag<br />

der Tage: 25. November 2008, Eröffnung. Alles fertig, blitzblank<br />

und hübsch dekoriert. Abertausende Besucher stürmen<br />

das Gelände, es werden an vier Tagen genau 113 000<br />

Menschen sein. 40 Prozent mehr als vor zwei Jahren.<br />

Wen man indes bei der Eröffnungsfeier nur schwer findet,<br />

das sind die Herrschaften von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> fairs. Ihr<br />

Motto ist an diesem Tag „No Show“. Erzählt Stefan Becker:<br />

„Zur Messeeröffnung lässt sich der Spediteur traditionell<br />

nicht blicken. Umgekehrt am letzten Messetag. An dem<br />

sind wir wieder gefragt wie Könige.“<br />

Muss ja alles wieder abgebaut, weggeschafft und abgerechnet<br />

werden. Das kann dauern und zieht sich bis hinein<br />

ins neue Jahr. Wozu eine alte Spediteursweisheit passt: „Die<br />

Messe ist erst zu Ende, wenn auch das letzte Shipment wieder<br />

heil zu Hause angekommen ist.“ Brummt Brandl mit<br />

vergrippter Stimme: „Du bist eben immer nur so gut wie an<br />

deinem letzten Tag.“ ■<br />

Aufräumen: Ein Messebauer entfernt Markierungen auf dem Boden.<br />

Noch während des Abbaus wird die neue Messe geplant<br />

Tempo: Bei der Einsatzbesprechung werden Gabelstapler eingewiesen.<br />

Innerhalb weniger Stunden werden die alten Stände zerlegt


Update<br />

Ziel Russland: Zwei Siemens-Züge rollen gleichzeitig an Bord der Eisenbahnfähre, um ein Ungleichgewicht des Schiffes zu vermeiden<br />

Grenzenlos: <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong><br />

aktiv rund um den Erdball<br />

54 | Logistics<br />

INTERNATIoNAL<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong>-Award<br />

n Für den diesjährigen <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong>-<br />

Award können sich Forscher mit ihrer<br />

wissenschaftlichen Arbeit bis zum<br />

9. Juni 2009 bewerben. Bedingung:<br />

Die Arbeit wurde zwischen dem<br />

28.2.2007 und dem 28.2.2009 fertiggestellt.<br />

Der Preis wird seit 1978 an<br />

Nachwuchswissenschaftler vergeben<br />

und ist mit einem Preisgeld von insgesamt<br />

20 000 Euro verbunden. Weitere<br />

Infos unter: www.dbschenker.com<br />

Lob für Seefrächter<br />

n <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> Logistics ist im November<br />

2008 in Schanghai zum „Sea<br />

Fright Forwarder of the Year 2008“<br />

gekürt worden. Unter anderem<br />

stachen Dienstleistungsstandards,<br />

Zuverlässigkeit und Verantwortungsbewusstsein<br />

bei den „2008<br />

Supply Chain Asia Logistics Awards“<br />

hervor. Das Magazin Supply Chain<br />

Asia und das gleichnamige Webportal<br />

hatten 8 700 Leser befragt.<br />

Ausgezeichnete Flexibilität<br />

n <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> in den USA ist von den<br />

Lesern des Magazins Inbound Logistics<br />

(IL) erneut unter den zehn besten<br />

Kontrakt-Logistikdienstleitern des<br />

Landes gelistet worden. „<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong><br />

erbringt die flexiblen, innovativen<br />

Supply-Chain-Lösungen, die große<br />

und kleine Unternehmen verlangen“,<br />

sagt IL-Chefredakteur Felecia<br />

Stratton. „Das ist eine wundervolle<br />

Ehre für uns“, sagte Heiner Murmann,<br />

CEO von <strong>Schenker</strong>, Inc.<br />

EURopA<br />

Bündelung in Sassnitz<br />

n <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> passt den Eisenbahnverkehr<br />

von und nach Skandinavien<br />

der Marktsituation an. „Wir reagieren<br />

auf Angebot und Nachfrage unserer<br />

Kunden“, so Dr. Klaus Kremper,<br />

Chef des Schienengüterverkehrs von<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong>. „Daher werden wir<br />

künftig die Fährverkehre im Einzelwagensystem<br />

auf den Hafen Sassnitz<br />

konzentrieren.“ Rund 95 Prozent<br />

der Gesamtkapazität verbleiben in<br />

Rostock, das als Drehscheibe für den<br />

Kombinierten Verkehr der Ostseehafenverkehre<br />

ausgebaut werden soll. So<br />

wurde im zweiten Halbjahr 2008 die<br />

Verbindung Rostock–Wien gestartet.<br />

Geplant ist die Aufnahme von Neuverkehren<br />

in den Relationen Rostock–<br />

Duisburg sowie Rostock–Leipzig.<br />

Güterzug mit Überlänge<br />

n Anfang Dezember 2008 haben die<br />

<strong>DB</strong> AG und der niederländische Infrastrukturbetreiber<br />

KeyRail zwischen<br />

Oberhausen und Rotterdam Güter-<br />

Foto: <strong>DB</strong> AG<br />

züge von 1 000 Meter-Länge über die<br />

Betuwe-Route erprobt. Damit wollen<br />

sie die Machbarkeit von überlangen<br />

Güterzügen untersuchen. „Schienengüterverkehr<br />

hat Zukunft, weil<br />

er klimaverträglich ist. Jetzt gilt es,<br />

Kapazitäten sinnvoll international auszuweiten“,<br />

erläutert Dr. Lutz Bücken,<br />

Generalbevollmächtigter Systemverbund<br />

Bahn. Derzeit dürfen Züge im<br />

<strong>DB</strong> Netz maximal 750 Meter lang sein.<br />

<strong>DB</strong> kauft Romtrans<br />

n Erfolgreicher Neuerwerb: <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong><br />

hat die Akquisition der rumänischen<br />

S.C. Romtrans S.A. erfolgreich<br />

abgeschlossen. Die Spedition ist jetzt<br />

fester Bestandteil des internationalen<br />

Transport- und Logistiknetzwerks von<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong>. Zuvor hatten die Kartellbehörden<br />

in Rumänien, Deutschland,<br />

Österreich und Ungarn den Kauf<br />

genehmigt. „Die dichte Infrastruktur<br />

von Romtrans und das internationale<br />

Netzwerk von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> stellen<br />

eine vielversprechende Kombination<br />

dar“, sagte Elmar Wieland, Vorstandsvorsitzender<br />

der <strong>Schenker</strong> & Co AG<br />

(Wien). Die in Bukarest ansässige S.C.<br />

Romtrans S.A. ist mit einem Umsatz<br />

von mehr als 90 Millionen Euro und<br />

rund 1 500 Mitarbeitern das größte<br />

rumänische Speditionsunternehmen.<br />

Ausbau im Italien-Netz<br />

n <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> Rail Italia Services S.r.I.<br />

hält nun 49 Prozent der Anteile am<br />

Schienengüterunternehmen Nordcargo<br />

S.r.I. Die italienischen und deutschen<br />

Behörden haben die Beteiligung<br />

im Januar genehmigt. Nordcargo mit<br />

Sitz in Mailand betreibt grenzüberschreitende<br />

Schienengüterverkehre<br />

auf der Achse Deutschland–Schweiz–<br />

Italien und in Nordwestitalien. Die<br />

182 Mitarbeiter haben 2007 einen<br />

Umsatz von rund 34 Millionen Euro<br />

erwirtschaftet. „Unseren Kunden<br />

in Norditalien und auf der Nord-<br />

Süd-Achse können wir so Angebote<br />

aus einer Hand machen“, sagte Dr.<br />

Norbert Bensel, <strong>DB</strong>-Vorstand des<br />

Ressorts Transport und Logistik.<br />

Kooperation in Serbien<br />

n Die serbische Regierung und die<br />

Deutsche Bahn wollen bei der Modernisierung<br />

der Eisenbahnstrecken<br />

in Serbien zusammenarbeiten. Das<br />

vereinbarten die beiden Parteien im<br />

Dezember 2008 in Berlin. Nun soll<br />

eine Machbarkeitsstudie erstellt werden.<br />

Die Sanierung der serbischen<br />

Schienenwege könnte bis zu 3,5 Milliarden<br />

Euro aus EU-Fonds kosten.<br />

Verlaro für Russland<br />

n 625 Tonnen schwer und 250 Meter<br />

lang: Russlands neue Hochgeschwindigkeitszüge,<br />

die ab Ende des Jahres<br />

Moskau und St. Petersburg miteinander<br />

verbinden sollen, gelangen derzeit<br />

per Eisenbahnfähre nach Russland.<br />

„Die Verschiffung der russischen<br />

Hochgeschwindigkeitszüge ist ein<br />

Meilenstein in der Partnerschaft zwischen<br />

Russland und Siemens“, sagte<br />

Dr. Hans-Jörg Grundmann, Chef der<br />

Mobility Division der Siemens AG. Dr.<br />

Norbert Bensel, Chef von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong>,<br />

sagte: „Für unseren Fährbetrieb<br />

Richtung Osten und die wirtschaftliche<br />

Entwicklung des Eisenbahnfährhafens<br />

Sassnitz/Mukran bringt dieser<br />

Spezialauftrag einen guten Schub.“<br />

DEUTSCHLAND<br />

Multimodal ab Rostock<br />

n Die <strong>Schenker</strong> Deutschland AG baut<br />

multimodale Verkehre aus. Dazu hat<br />

das Unternehmen im Rostocker Hafen<br />

ein 10 000 Quadratmeter großes<br />

Umschlagzentrum mit überdachten<br />

Lagerhallen gemietet. Dieses „Baltic<br />

Sea Gate“ ist nördlicher Knotenpunkt<br />

für bahnfähige Lkw-Trailer auf<br />

einem Güterverkehrskorridor, der<br />

Nord- und Südosteuropa verbindet.<br />

Im Süden endet die Kombistrecke<br />

im oberösterreichischen Wels. Erst<br />

im Juni 2008 hatte <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> den<br />

neuen „Danube Nordic Shuttle“ auf<br />

dieser Relation in Betrieb genommen.<br />

Eröffnung in Chemnitz<br />

n In Chemnitz hat die <strong>Schenker</strong><br />

Deutschland AG im Oktober 2008<br />

offiziell das Logistikzentrum der<br />

Geschäftsstelle Chemnitz (Landverkehr/Logistik)<br />

in Betrieb genommen.<br />

Auf 23 000 Quadratmeter<br />

Grundfläche sind eine rund 8 000<br />

Quadratmeter große Logistikanlage<br />

mit neun Ladetoren sowie<br />

ein Bürogebäude entstanden.<br />

Impressum<br />

Herausgeber<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong><br />

Dr. Antje Lüssenhop (V.i.S.d.P.)<br />

<strong>DB</strong> Mobility Logistics AG<br />

Leipziger Platz 9<br />

10117 Berlin<br />

Projektleitung<br />

Michael Schmidt<br />

Redaktion, Gestaltung und Produktion<br />

KircherBurkhardt Editorial & Corporate<br />

Communication GmbH<br />

Mitarbeiter dieser Ausgabe<br />

Hans Borchert, Paul Flückiger, Nick Levis,<br />

Dr. Peter Sauer, Topper Sherwood,<br />

Henning Sietz, Marc Winkelmann<br />

Infografik<br />

KircherBurkhardt Infografik<br />

Druckvorstufe<br />

KircherBurkhardt GmbH<br />

Abonnement<br />

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erhalten? Schicken Sie uns Ihre Anschrift.<br />

Online<br />

logistics finden Sie aktuell und archiviert im<br />

Internet unter:<br />

www.dbschenker.com<br />

in der Rubrik Über <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong>,<br />

Kundenmagazine<br />

Anschrift der Redaktion<br />

KircherBurkhardt Editorial & Corporate<br />

Communication GmbH<br />

Oranienburger Str. 66<br />

10117 Berlin<br />

Tel.: 030/44032-0<br />

Fax: 030/44032-20<br />

redaktion.logistics@kircher-burkhardt.com<br />

logistics erscheint viermal jährlich in einer<br />

Gesamtauflage von 30 000 Exemplaren in<br />

deutscher und englischer Sprache. Für<br />

unverlangt eingesandte Manuskripte und<br />

Fotos übernimmt KircherBurkhardt Editorial &<br />

Corporate Communication GmbH keine<br />

Haftung. Alle Beiträge sind urheberrechtlich<br />

geschützt. Nachdruck, Aufnahme in Online-<br />

Dienste und Internet und Vervielfältigung auf<br />

Datenträgern wie CD-ROM, DVD-ROM etc. nur<br />

nach vorheriger schriftlicher Zustimmung.<br />

Logistics | 55


Szenen aus guatemala: Die Hauptstraße von<br />

Playa Grande (o.), Arbeiter einer Textilfabrik<br />

(re.), im Hafen Puerto Santo Tomás (u.)<br />

Klein ist <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong>s Ländervertretung<br />

in Guatemala,<br />

gerade mal 37 Mitarbeiter<br />

arbeiten in der Zentrale<br />

in Guatemala-Stadt im<br />

Süden des Landes. Die fehlende Größe<br />

gleicht Managing Director David<br />

Molina allerdings durch Tempo und<br />

Geschick aus. In der Seefracht und bei<br />

den Dienstleistungen im Zollbereich<br />

„sind wir einfach schneller und damit<br />

besser als die Wettbewerber“, sagt er.<br />

Die größte Bedeutung aber haben<br />

die per Luftfracht transportierten Einfuhren.<br />

Maschinen, Ersatzteile, Fahrzeuge,<br />

Kommunikationselektronik,<br />

Öl, Medizin und Computer zählen zu<br />

den am häufigsten transportierten<br />

Gütern, in die andere Richtung gehen<br />

gemahlener Kaffee, Zucker, Bananen<br />

56 | Logistics<br />

Standort: Guatemala<br />

Mit Tempo<br />

und Geschick<br />

Nicht groß, aber wendig: <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> in<br />

Guatemala plant den Ausbau des Geschäfts<br />

und Textilien zu Kunden im Ausland.<br />

Insgesamt erwirtschaftet die vor 25<br />

Jahren gegründete Zweigstelle rund eine<br />

Million Euro Umsatz pro Jahr.<br />

Das zentralamerikanische land, das im<br />

Norden und Westen an Mexiko und<br />

im Süden an Honduras und El Salvador<br />

grenzt, ist stark von der Agrarwirtschaft<br />

geprägt. Der wichtigste Handelspartner<br />

für <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> und Guatemala<br />

sind die Vereinigten Staaten,<br />

vor drei Jahren trat ein Freihandelsabkommen<br />

zwischen beiden Ländern in<br />

Kraft. 42 Prozent der Exporte gingen<br />

2007 dort hin, 28 Prozent waren für<br />

die Nachbarstaaten Mittelamerikas<br />

bestimmt, sechs Prozent für die Europäische<br />

Union. Da stets mehr Waren<br />

im- als exportiert werden, ist die<br />

Handelsbilanz stets negativ. Die Ende<br />

2007 neu gewählte Regierung des<br />

sozialdemokratischen Präsidenten<br />

Álvaro Colom strebt jetzt Reformen<br />

an, um die Wirtschaft voranzubringen.<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> will sein Geschäft<br />

ebenfalls ausbauen. David Molina<br />

plant, den Handel mit Lebensmitteln<br />

und Textilien zu intensivieren.<br />

Dass er dabei wieder die Hilfe von<br />

Sicherheitskräften in Anspruch nehmen<br />

muss, ist nicht zu erwarten. Denn<br />

im vergangenen Jahr transportierte er<br />

mit der <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> Deutschland AG<br />

Münzen und Banknoten der Nationalbank.<br />

Bewaffnete Wachen schützten<br />

den Konvoi. „Das war filmreif, aber<br />

notwendig“, sagt Molina. Die Kriminalitätsrate<br />

ist hoch in Guatemala, und<br />

Schusswaffen sind weit verbreitet. ■<br />

Fotos: actionpress, AP, Das Fotoarchiv, <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> Grafik: KircherBurkhardt Infografik<br />

ZENTRALAMERIKA<br />

MEXIKO<br />

N<br />

25 km<br />

Hauptstadt<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong>-<br />

Geschäftsstelle<br />

Seehäfen<br />

Flughäfen<br />

GUATEMALA<br />

Pazifischer Ozean<br />

Guatemala-Stadt<br />

Puerto Quetzal<br />

BIP in Prozent, *Prognose<br />

6 4,8<br />

4,5<br />

3<br />

1,5<br />

0<br />

STARKES WACHSTUM<br />

2005 2006 2007 2008*<br />

Quelle: bfai<br />

WICHTIGSTE EINFUHRGÜTER<br />

in Prozent, 2007<br />

Maschinen<br />

Mineralien<br />

Textilien<br />

Chem. Erzeugnisse<br />

Transportmittel<br />

8,3<br />

11,8<br />

11,8<br />

16,9<br />

16,4<br />

Quelle: bfai<br />

Flores<br />

Santo Tomás de Castilla<br />

Bekleidung<br />

Kaffee<br />

Zucker<br />

Bananen<br />

Früchte<br />

BELIZE<br />

EL SALVADOR<br />

HAUPTIMPORTLÄNDER<br />

in Prozent, 2007<br />

Sonstige 46,5<br />

EU 4,9<br />

WICHTIGSTE AUSFUHRGÜTER<br />

in Prozent, 2007<br />

13,6<br />

Mrd. US$<br />

4,5<br />

4,1<br />

5,2<br />

8,3<br />

Karibisches<br />

Meer<br />

Puerto Barrios<br />

HONDURAS<br />

SCHENKER guAtEMAlA<br />

Kleiner Knoten im weltweiten Netz<br />

■ Seit 25 Jahren ist <strong>DB</strong><br />

<strong>Schenker</strong> in Guatemala<br />

vertreten. Die Zentrale<br />

liegt in Guatemala-Stadt.<br />

36 Mitarbeiter beschäftigt<br />

Managing Director<br />

David Molina. Sie kümmern<br />

sich vor allem um<br />

den Im- und Export von<br />

Kaffee, Zucker, Bananen,<br />

Maschinen, Fahrzeugen,<br />

und Textilien. Größter<br />

Handelspartner der guatemaltekischenLandesvertretung<br />

sind die USA. Die<br />

Europäische Union spielt<br />

keine sehr große Rolle.<br />

■ Die Infrastruktur in<br />

dem mittelamerikanischen<br />

Land mit 13 Millionen Einwohnern<br />

ist nur zum Teil<br />

ausgebaut. Lediglich ein<br />

Drittel der Straßen ist asphaltiert,<br />

und da praktisch<br />

auch kein Schienenverkehr<br />

existiert, wird der Gütertransport<br />

über die wenigen<br />

Transitstraßen sowie per<br />

Luft- und Seefracht abgewickelt.<br />

Die Luftfracht<br />

trägt den größten Teil zum<br />

jährlichen <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong>-<br />

Umsatz von rund einer<br />

Millionen Euro bei.<br />

Managing Director:<br />

David Molina<br />

SCHENKER, S.A.<br />

Corporate Office<br />

5 Avenida 3–30, Zona 13<br />

01013 Guatemala City<br />

Guatemala<br />

Tel.: +502 2 475 4260<br />

Fax: +502 2 475 4259<br />

34,2 USA<br />

8,7 Mexiko<br />

5,7 China<br />

Quelle: bfai<br />

19,4<br />

Quelle: bfai<br />

■ <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong><br />

Leipziger Platz 9<br />

10117 Berlin<br />

Tel.: +49 30 297-0<br />

info@dbschenker.com<br />

www.dbschenker.com<br />

■ <strong>DB</strong> Intermodal<br />

Kombinierter Verkehr<br />

Leipziger Platz 9<br />

10117 Berlin<br />

Tel.: +49 30 297-0<br />

info@db-intermodal.com<br />

www.db-intermodal.com<br />

■ <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> Rail<br />

Schienengüterverkehr, Vertrieb<br />

und Produktion spezialisierter<br />

Branchenprodukte<br />

Rheinstraße 2<br />

55116 Mainz<br />

Tel.: +49 6131 159<br />

■ KundenServiceZentrum<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> Rail<br />

Masurenallee 13<br />

47055 Duisburg<br />

Tel.: +49 1805 331 050<br />

Adressen<br />

Standort: Die <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong>-Zentrale in<br />

Berlin am Leipziger Platz<br />

<strong>DB</strong> MOBIlItY lOgIStICS Ag<br />

Ansprechpartner<br />

■ <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> logistics<br />

Spedition und Logistik mit den<br />

Geschäftsfeldern Landverkehr,<br />

Luft- und Seefracht sowie Kontraktlogistik/Supply<br />

Chain Management<br />

Alfredstraße 81<br />

45130 Essen<br />

oder Postfach 10 34 44<br />

45034 Essen<br />

Tel.: +49 201 8781-0<br />

Logistics | 57


Globetrotter UnterweGs mit Dr. norbert bensel, Chef von Db sChenker<br />

Ich will die Lage nicht schönreden: Die Rezession ist<br />

da, wir müssen überall und international mit drastischen<br />

Einbrüchen rechnen. Das gilt natürlich auch<br />

für Deutschland: Ein Land, das so stark exportabhängig<br />

ist, trifft jede Absatzkrise mit voller Wucht. Und<br />

die Flut der schlechten Nachrichten reißt nicht ab. Gerade<br />

auch die Häfen, Reedereien und die international tätigen<br />

Frachtunternehmen bekommen die Krise mit voller Kraft<br />

zu spüren.<br />

Die großen Fragen, die uns alle umtreiben, lauten: Wie<br />

wird sich die aktuelle Krise und die künftige konjunkturelle<br />

Entwicklung auf die Volkswirtschaften und Industrien der<br />

gesamten Welt auswirken? Mit welchen Veränderungen<br />

müssen wir rechnen? Worauf müssen wir uns als Unternehmen<br />

einstellen? Niemand kann uns heute dazu eine fundierte<br />

Aussage geben. In Zeiten wie diesen werden stattdessen<br />

viele Experten zitiert, die den Volkswirtschaften und uns<br />

Unternehmen die unterschiedlichste Medizin zur Beendigung<br />

der Krise verschreiben wollen.<br />

Was sinnvoll getan werden kann, um die Krise zu meistern,<br />

können wir nicht beantworten, ohne sie zu verstehen<br />

und ihre Ursachen zu kennen. Therapien ohne Diagnose<br />

sind in der Regel nicht zielführend. Die Krise kann nicht alleine<br />

als Folge der Finanzkrise angesehen werden. Die Ursachen<br />

sind vielschichtiger und haben ihren Ursprung in der<br />

kontinuierlich gestiegenen Verschuldung der Staaten, der<br />

Unternehmen und der Privathaushalte.<br />

Die Krise hat einen Paradigmenwechsel eingeläutet. Wir<br />

müssen bereit sein, die heutigen Herausforderungen anzunehmen,<br />

und die bestehenden Strukturen an die veränderten<br />

Gegebenheiten anpassen. Dabei müssen wir sicherstellen,<br />

dass die Wege aus der Krise auch nach der Krise in eine<br />

erfolgreiche Zukunft führen müssen. Gerade wir als Unternehmer<br />

müssen uns unserer Verantwortung für den Stand-<br />

+++ Rezession: Deutschland ist als Exportweltmeister<br />

besonders stark betroffen +++ Hoffnung: Viele<br />

Unternehmen gut aufgestellt +++ Mitarbeiter: Bildung<br />

zählt – erst recht in der Zukunft +++<br />

»wir müssen entschieden<br />

und verantwortungsvoll<br />

handeln!«<br />

ort Deutschland bewusst werden und entschieden, aber<br />

zusätzlich auch verantwortungsvoll handeln.<br />

Die meisten deutschen Unternehmen, allen voran Konzerne<br />

wie die Deutsche Bahn AG, haben in der Vergangenheit<br />

bereits Prozesse und Strukturen verschlankt, sich breiter<br />

und globaler aufgestellt, in Zukunftstechnologien und<br />

-szenarien investiert. Dies gilt es, entschieden weiterzuverfolgen.<br />

Gerade jetzt, wo die Krise auch den Arbeitsmarkt<br />

erreicht. Die Arbeitslosigkeit ist zum ersten Mal seit drei<br />

Jahren gestiegen. Im März liegt die Arbeitslosenquote bei<br />

8,6 Prozent. Wir müssen uns der Verantwortung unseren<br />

Mitarbeitern gegenüber im Klaren sein. Gerade in der Logistik<br />

droht derzeit die Gefahr, dass zu stark an der Stellschraube<br />

Personalkosten gedreht wird. Dies ist ein fataler Fehler.<br />

Das Know-how langjähriger Mitarbeiter ist das wichtigste<br />

Gut eines Unternehmens. Ohne eine starke Mannschaft ist<br />

der Aufstieg nach der Krise nicht zu stemmen.<br />

Aus diesem Grund haben wir beim Thema Forschung<br />

und Nachwuchs – gerade für einen internationalen Logistiker<br />

ist das wichtig – eine Menge gemacht: Mit dem<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> Lab zum Beispiel schafft die <strong>DB</strong> AG an der<br />

Technischen Universität Berlin den Nukleus für ein internationales<br />

Forschungs- und Innovationsnetzwerk, das Forscher<br />

und Praktiker in der deutschen Hauptstadt mit ihren<br />

Kollegen in Russland und China verbindet.<br />

In diesem Sinne<br />

Ihr Norbert Bensel<br />

12.–15. Mai 2009<br />

Neue Messe,<br />

München<br />

58 | Logistics Logistics | 59<br />

Fotos: M. O. Schulz/<strong>DB</strong> AG, Paul D. Van HoyII/AGE/F1 ONLINE, istockphoto Illustration: N. Simon Grafik: KircherBurkhardt Infografik<br />

vorschau JUli 2009<br />

{ Projektlogistik }<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> organisiert eine internationale transportkette<br />

für einen kraftwerksneubau in kuwait<br />

{ Nordamerika }<br />

In den USA liegt die wirtschaft am boden. was bedeutet das<br />

für die logistikbranche? ein ausführliches länderporträt<br />

{ Wasser }<br />

lebenselixier und<br />

handelsgut: wasser<br />

ist mehr als nass und<br />

verlangt komplexe<br />

lieferkonzepte, um<br />

rechtzeitig beim<br />

kunden zu sein<br />

leistung: Db schenker<br />

zeigt auf der diesjährigen<br />

transport- und<br />

logistikmesse Präsenz<br />

trANSPort logIStIc 2009<br />

Die Power<br />

des Netzwerks<br />

Kommen auch Sie zur transport logistic 2009<br />

nach München? Auf der diesjährigen<br />

12. Internationalen Fachmesse für Logistik,<br />

Telematik, Verkehr stellt <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong><br />

seine Kunden ins Zentrum der Aufmerksamkeit.<br />

Unser gesamtes Vertriebsteam<br />

steht in München Rede und Antwort –<br />

mit innovativen Lösungen und Produkten<br />

für die komplette Wertschöpfungskette<br />

Ihrer Transporte.<br />

technik, trends und Märkte der Zukunft:<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> präsentiert Tag für Tag kundenorientierte<br />

Lösungen aus vielen Branchen<br />

– rund um den Globus. Fünfzehn<br />

Kompetenz- und vier Infozentren beweisen<br />

das internationale Know-how und die<br />

Power, die in einem global gespannten<br />

Netzwerk stecken – gerade in einer weltweiten<br />

Wirtschaftskrise.<br />

Jeden Messetag stellt <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> unter ein<br />

zukunftsweisendes Motto. Green Logistic,<br />

Rail, Logistic und internationale Branchenlösungen<br />

sind die Schlagwörter, die<br />

jeden Tag einen anderen Aspekt der <strong>DB</strong><br />

<strong>Schenker</strong>-Services beleuchten. In einer<br />

Reihe von Foren und Gesprächsrunden<br />

diskutieren Führungskräfte und Spitzenmanager<br />

außerdem über Trends und<br />

Märkte der Zukunft, innovative Lösungen<br />

für Kunden und effiziente, nachhaltige<br />

Branchenprodukte.<br />

Sie finden <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> an zwei Ständen in<br />

Halle B6 – Stand 209/310. Wir laden Sie<br />

ein, uns auf dieser einzigartigen Leistungsschau<br />

von mehr als 1 700 Ausstellern aus<br />

55 Ländern zu besuchen. Weitere Informationen<br />

über unsere Präsenz auf der transport<br />

logistic 2009 finden Sie unter<br />

www.transpo.dbschenker.com


Globetrotter UnterweGs mit Dr. norbert bensel, Chef von Db sChenker<br />

60 | Logistics

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