Der afrikanische Film in Original und Übersetzung - Afrikaner in Wien
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Vergleichen Sie das mit der <strong>Übersetzung</strong>: <strong>Der</strong> Kore, S<strong>in</strong>nbild des lebhaften menschlichen Geistes,<br />
etc.....<br />
D.h. im französischen Text spricht man von zwei verschiedenen Geheimbünden (Komo <strong>und</strong> Kore),<br />
die zum Verständnis des <strong>Film</strong>s auch von allerhöchster Wichtigkeit s<strong>in</strong>d, im deutschen Text fällt e<strong>in</strong>er,<br />
der Komo, unter den Tisch. Dies ist nicht unwichtig, weil es im <strong>Film</strong> ja darum geht, daß sich e<strong>in</strong><br />
Jugendlicher Geheimwissen der Geheimbünde angeeignet hat <strong>und</strong> es bestimmte Geheimbünde gibt,<br />
eben z.B. den Komo, die der Bestrafung von Übeltätern dienen können <strong>und</strong> andere, den Kore, zum<br />
F<strong>in</strong>den der letzten Weisheit.<br />
Die mit Untertiteln dargebotene Information unterdrückt allzuoft Informationen, die im Orig<strong>in</strong>altext<br />
vorhanden s<strong>in</strong>d:<br />
<strong>Der</strong> junge Mann ruft e<strong>in</strong>em Alten zu: dugutigi, i ni ce. <strong>Übersetzung</strong>: dugutigi, vielen Dank. dugutigi<br />
heißt aber Dorfchef <strong>und</strong> ist ke<strong>in</strong> Eigenname, was zum Verständnis der Situation nicht wesentlich<br />
beiträgt.<br />
Oder e<strong>in</strong>e Geheimb<strong>und</strong>szene, eben im besagten verschwiegenen Komo-B<strong>und</strong>: Soma, ruft jemand<br />
e<strong>in</strong>en anderen an, du hast Recht mit De<strong>in</strong>en Äußerungen. Soma ist ke<strong>in</strong> Eigenname, sondern<br />
bezeichnet den höchsten Initiationsgrad e<strong>in</strong>es E<strong>in</strong>geweihten im Geheimb<strong>und</strong> Komo.<br />
Diese Informationen mögen nur wenigen zugänglich se<strong>in</strong> <strong>und</strong> die Falsch<strong>in</strong>terpretation als<br />
Eigennamen daher entschuldbar. Nicht entschuldbar ist aber, wenn <strong>in</strong> der Szene, wo der junge Mann<br />
<strong>in</strong> den Dogon-Bergen zu e<strong>in</strong>em Wasserfall kommt <strong>und</strong> e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>heimischen Alten nach dem Ursprung<br />
des Wassers fragt, wo doch ke<strong>in</strong> Wasserlauf sichtbar sei, folgende Antwort bekommt. Zuerst im<br />
Orig<strong>in</strong>al:<br />
jisòròcogo wèrè bè a la: Es gibt e<strong>in</strong>e andere Art, Wasser zu bekommen.<br />
In der deutschen <strong>Übersetzung</strong>: Wir zünden die heilige Pfeife an <strong>und</strong> beten zum Gott des Feuers.<br />
Wie es überhaupt <strong>in</strong> der <strong>Übersetzung</strong> nur so von Göttern wimmelt, wo im gesprochenen Orig<strong>in</strong>al<br />
ke<strong>in</strong>e Spur davon ist. Das nennt man Verschmelzung der Kulturen oder gegenseitige Befruchtung: bei<br />
der Betrachtung e<strong>in</strong>er Szene der Bambaragesellschaft fügt der europäische Betrachter e<strong>in</strong>fach e<strong>in</strong><br />
paar Wunschgötter dazu. Dies wird umso witziger, weil <strong>in</strong> der ORF-E<strong>in</strong>leitung <strong>in</strong> der Serie Kunststücke<br />
gesagt wird: Y., das ist e<strong>in</strong>e Kampfansage an alle Klischees, die wir gegenüber Afrika nun e<strong>in</strong>mal<br />
haben.<br />
Bereits auf der Ebene der gefilterten Information hätte der deutschsprachige Konsument nur mehr<br />
e<strong>in</strong>en sehr beschränkten Zugang zum <strong>Film</strong>. Gerade durch se<strong>in</strong>e tiefen Gedanken, zu deren