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Der afrikanische Film in Original und Übersetzung - Afrikaner in Wien

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Verständnis e<strong>in</strong> M<strong>in</strong>imum an Kulturkenntnis notwendig ist, schreit dieser <strong>Film</strong> geradezu nach<br />

Erklärungen, die z.B. <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>leitung gebracht werden könnten:<br />

In diesem <strong>Film</strong> gibt es z.B. e<strong>in</strong>e absolute Schlüsselszene, die sich vier- oder fünfmal wiederholt<br />

<strong>und</strong> zwar jedesmal <strong>in</strong> Zusammenhang mit der Verfolgung des jungen Mannes durch se<strong>in</strong>en Onkel. In<br />

dieser Schlüsselszene wird e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Junge gezeigt, der <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Wald h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>geht <strong>und</strong> an e<strong>in</strong>er<br />

Statue e<strong>in</strong>e Ziege anb<strong>in</strong>det.<br />

Ich habe weder <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>ländischen noch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er ausländischen Beschreibung des <strong>Film</strong>s jemals<br />

e<strong>in</strong>e Erklärung dafür gelesen. Tatsächlich soll diese Szene folgendes ausdrücken:<br />

Die Bambaragesellschaft kennt verschiedene Geheimbünde, jeder dieser Geheimbünde trifft sich<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em spezifischen Wald. <strong>Der</strong> Zugang <strong>in</strong> diesen Wald ist dem Nichte<strong>in</strong>geweihten bei Todesstrafe<br />

verboten. Da nur Beschnittene, also ab etwa 14 Jahren, <strong>in</strong> diesen Geheimb<strong>und</strong> aufgenommen<br />

werden, <strong>und</strong> daher nur sie <strong>in</strong> den Wald h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>gehen dürfen, ist der kle<strong>in</strong>e Junge offensichtlich dabei,<br />

e<strong>in</strong> Sakrileg zu begehen. Dies ist unverzichtbares Symbol für die ganze Handlung des <strong>Film</strong>s: die<br />

Nichtunterordnung e<strong>in</strong>es Jugendlichen unter die Autorität der Alten oder der Traditionen, das sich An-<br />

Eignen von geheimen Informationen, zu denen man ke<strong>in</strong> Recht hat <strong>und</strong> die daraus resultierende<br />

Verfolgung durch die Hüter der Ordnung.<br />

Als Laie frage ich mich, warum man bei e<strong>in</strong>er so häufig wiederkehrenden Szene, von der ich<br />

e<strong>in</strong>mal postuliere, daß sie nur die wenigsten verstanden haben, ke<strong>in</strong>e zusätzlichen Informationen<br />

e<strong>in</strong>holt, seis beim Regisseur, bei <strong>Afrikaner</strong>n aus der spezifischen Kultur, bei Ethnologen, was diese<br />

oder andere Szenen bedeuten könnten.<br />

Ist es da e<strong>in</strong> W<strong>und</strong>er, wenn die Sprecher<strong>in</strong> des NDR bei der Vorstellung des <strong>Film</strong>s sagt, daß es im<br />

<strong>Film</strong> um e<strong>in</strong>en jungen Mann gehe. Se<strong>in</strong> Vater solle ihm Geheimnisse anvertrauen, wie es die Tradition<br />

verlange <strong>und</strong> e<strong>in</strong> mörderischer Konflikt breche aus. Also eigentlich haargenau das Gegenteil dessen,<br />

wovon der <strong>Film</strong> handelt.<br />

Und man könnte hier viele vergleichbare Szenen anführen: nicht direktes Sprechen, Geist etc.<br />

Vielleicht ist es e<strong>in</strong>fach der Zeitmangel, der e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tensivere Beschäftigung mit e<strong>in</strong>em <strong>Film</strong> nicht<br />

erlaubt, vielleicht aber, <strong>und</strong> für viele mag das zutreffen, ist das aber auch e<strong>in</strong> Mangel an Glaube<br />

daran, daß Afrika etwas Prof<strong>und</strong>es zu bieten hätte, e<strong>in</strong> Mangel an Glaube daran, daß Afrika auch<br />

selbst denkt <strong>und</strong> Geschichte gestaltet.<br />

Warum glaubt man eigentlich, bei <strong>Film</strong>en aus Afrika nicht nachdenken oder nachfragen zu<br />

müssen, wie etwas geme<strong>in</strong>t ist?<br />

Aber warum sollte das anders se<strong>in</strong> als auch heute noch <strong>in</strong> nahezu allen anderen Formen der<br />

Darstellung des Kont<strong>in</strong>ents.<br />

Da wird von den meisten Berichterstattern über Afrika e<strong>in</strong> Bild e<strong>in</strong>er ungeme<strong>in</strong> statischen<br />

Gesellschaft gezeichnet, der Veränderung fremd ist, da haben wir auch bei gelehrten Analytikern e<strong>in</strong>e

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