Der afrikanische Film in Original und Übersetzung - Afrikaner in Wien
Der afrikanische Film in Original und Übersetzung - Afrikaner in Wien
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nahezu vollständige Absenz der Sozialwissenschaften. Da frägt man sich nicht, wie es zu e<strong>in</strong>em<br />
<strong>afrikanische</strong>n Phänomen kommt, sondern begnügt sich mit der e<strong>in</strong>fachen Antwort: Es ist nunmal so:<br />
z.B. wenn e<strong>in</strong> Rennerpreisträger von unziviliserten Staaten spricht (<strong>und</strong> nicht von Führern, die e<strong>in</strong>e<br />
aggressive Politik, ermöglicht durch bestimmte sozioökonomische Zustände, verfolgen); der ORF-<br />
Experte für Afrika, der davon spricht, daß sich die <strong>afrikanische</strong>n Staatschefs wie traditionelle<br />
Häuptl<strong>in</strong>ge verhielten (dabei s<strong>in</strong>d die meisten <strong>afrikanische</strong>n Gesellschaften eher basisdemokratisch<br />
<strong>und</strong> die Chefs unterliegen zahlreichen Kontrollmechanismen, was sie erheblich von gewohnten<br />
Diktaturen unterscheidet), da präsentierte man Idi Am<strong>in</strong> oder Jean Bedel Bokassa als <strong>afrikanische</strong><br />
Phänomene, ohne darauf h<strong>in</strong>zuweisen, daß sie, ähnlich wie Hitler, Khomenei, Stal<strong>in</strong>, um frühk<strong>in</strong>dlich<br />
gestörte Typen handelt, die sehr ähnliche erste Lebenserfahrungen machten. Da werden die<br />
Mehrzahl <strong>in</strong>terethnischer Konflikte <strong>in</strong> Afrika als Stammeskriege beschrieben, obwohl e<strong>in</strong> offener Beobachter<br />
sofort sehen müßte, daß hier zwei Gesellschaften mit unterschiedlichen Wirtschaftsformen<br />
(z.B. Nomaden gegen seßhafte Bauern) e<strong>in</strong>en Wirtschaftskrieg um knapper gewordene Ressourcen<br />
ausfechten <strong>und</strong> vieles mehr.<br />
Wir fragen nicht nach bei Afrika. Unser Bild Afrikas ähnelt oft noch dem Bild vom Edlen Wilden. Er<br />
ist es <strong>und</strong> er bleibt es.<br />
Und weil wir die im <strong>Film</strong> Yeelen die Informationen nur sehr verfälscht <strong>und</strong> ohne Zusatzerklärungen<br />
bekommen, gehen wir <strong>und</strong>, so postuliere ich, auch die Mehrzahl der Kritiker, die zur Preisverleihung<br />
beigetragen haben, an ihm vorbei. Wir erkennen nichts vom Inhalt <strong>und</strong> stützen uns nahezu<br />
ausschließlich auf ästhetische Kategorien, wie <strong>in</strong> der e<strong>in</strong>leitenden ORF-E<strong>in</strong>führung zu diesem <strong>Film</strong>:<br />
Yeelen, e<strong>in</strong> <strong>Film</strong> von e<strong>in</strong>er Schönheit, die sich nicht mit Worten beschreiben läßt. Y., e<strong>in</strong> <strong>Film</strong>, der<br />
sich majestätisch über den tristen K<strong>in</strong>oalltag h<strong>in</strong>weghebt. E<strong>in</strong> Werk voll Schönheit <strong>und</strong> Tiefe, voll<br />
Innigkeit <strong>und</strong> sanftem Humor, bei dem der Europäer längst verschüttete Wurzeln erkennen kann. .....<br />
E<strong>in</strong> Werk, das zugleich alle unsere S<strong>in</strong>ne erfüllt <strong>und</strong> uns zw<strong>in</strong>gt, alle <strong>Film</strong>kunst neu zu überdenken.<br />
Es fand se<strong>in</strong>en Weg direkt <strong>in</strong> die Herzen <strong>und</strong> S<strong>in</strong>ne der Zuseher. Warum? Y., das ist e<strong>in</strong>e<br />
Kampfansage an alle Clichés, die wir gegenüber Afrika nun e<strong>in</strong>mal haben. Yeelen räumt mit den<br />
Clichées auf, ohne das zu verlieren, was die unverwechselbare Besonderheit des <strong>afrikanische</strong>n <strong>Film</strong>s<br />
ausmacht, nämlich e<strong>in</strong>e naive <strong>und</strong> primitive Ursprünglichkeit. Die <strong>afrikanische</strong> Geschichte, bis jetzt nur<br />
wenigen <strong>und</strong> wenig bekannt, ist erstmals auf der Le<strong>in</strong>wand <strong>und</strong> voll präsent. Cissés Darstellungen auf<br />
der Le<strong>in</strong>wand haben e<strong>in</strong>e Anmut der Bewegungen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e S<strong>in</strong>nlichkeit, die ihresgleichen schlicht<br />
sucht. Nicht die Ästhetisierung der Welt oder ihre Verwandlung <strong>in</strong> Ansichtskartenromantik, sondern<br />
die unmittelbare E<strong>in</strong>heit der Körper mit ihrer Umgebung <strong>und</strong> <strong>in</strong> ihrer Umgebung, das ist das<br />
Wesentliche. Also mit e<strong>in</strong>em Wort, der Mensch, wenn er durch den Busch geht, geht er auch durch<br />
die <strong>Film</strong>e<strong>in</strong>stellung. E<strong>in</strong> Blick genügt. Die Schönheit der Schauspieler hat die Eleganz derer, die sich<br />
selbst genug s<strong>in</strong>d.