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Die Kopfwerker - Wissensmanagement in der Praxis - PS:PR

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70 | development<br />

kümmert sich Handwerksmeister Rolf Steffen<br />

um die Schulung se<strong>in</strong>er Kollegen <strong>in</strong><br />

an<strong>der</strong>en Betrieben – und teilt mit ihnen<br />

se<strong>in</strong>e Erfolgsrezepte. Zum an<strong>der</strong>en herrscht<br />

auch <strong>in</strong>nerhalb des Betriebs, den er geme<strong>in</strong>sam<br />

mit se<strong>in</strong>em Bru<strong>der</strong> Udo führt, konsequente<br />

Offenheit.<br />

Interne Informationsforen<br />

Das fängt mit kle<strong>in</strong>en Kommunikationshilfen<br />

an – beispielsweise mit <strong>der</strong> Planungstafel,<br />

die dort seit fast 15 Jahren für Übersichtlichkeit<br />

sorgt. Das großformatige Tableau<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Zentrale des Unternehmens zeigt,<br />

wer sich im Laufe <strong>der</strong> Woche wann wo aufhält:<br />

Für jeden Kundenterm<strong>in</strong> gibt es e<strong>in</strong>e<br />

Auftragskarte, die horizontal e<strong>in</strong>em Techniker<br />

und vertikal e<strong>in</strong>em Term<strong>in</strong> zugeordnet<br />

und an entsprechen<strong>der</strong> Stelle <strong>in</strong> die Planungstafel<br />

geheftet wird. So kann die Zentrale<br />

Serviceanfragen direkt beantworten<br />

und ohne Rücksprache neue Term<strong>in</strong>e vergeben.<br />

Alle an<strong>der</strong>en erkennen, womit die<br />

Kollegen beschäftigt s<strong>in</strong>d, und sehen an <strong>der</strong><br />

Zahl <strong>der</strong> Karteikarten nebenbei auch, wie<br />

gut die Auftragslage des Unternehmens ist.<br />

Bestückt wird die Tafel <strong>in</strong> <strong>der</strong> täglichen<br />

Frühbesprechung. Hier treffen sich die<br />

Techniker und e<strong>in</strong> Vertreter des Servicebereichs<br />

zwanzig M<strong>in</strong>uten vor Arbeitsbeg<strong>in</strong>n,<br />

um die anstehenden Projekte für den Tag zu<br />

verteilen. <strong>Die</strong> Installateure liefern zudem<br />

ihren Innendienstkollegen die Berichte vom<br />

Vortag, auf <strong>der</strong>en Basis die Rechnungen<br />

gestellt werden. Nebenbei wird jede Menge<br />

Wissen ausgetauscht, versichert Andreas<br />

Kamps, Leiter des Leitungscenters (LC)<br />

Industriekunden bei Team Steffen. Da<br />

werden beispielsweise Produktfehler o<strong>der</strong><br />

Bedienungsprobleme angesprochen – und<br />

gleich die Tricks dazu verraten, mit denen<br />

sie sich beheben lassen. „Vor allem die jungen<br />

Kollegen s<strong>in</strong>d für jeden H<strong>in</strong>weis dankbar“,<br />

erklärt <strong>der</strong> LC-Leiter.<br />

Offenheit kommt von oben<br />

Dass <strong>der</strong> Austausch an <strong>der</strong> Basis funktioniert,<br />

liegt aber nicht nur an solch simplen<br />

Strukturen. Er funktioniert vor allem, weil<br />

<strong>der</strong> offene Umgang mit Wissen und Infor-<br />

Sieben Kennzeichen für exzellente<br />

Wissensorganisationen<br />

1. <strong>Die</strong> Verankerung von <strong>Wissensmanagement</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ausrichtung des Unternehmens: <strong>Die</strong> Team<br />

Steffen AG setzt auf hohe Produkt- und Servicequalität – e<strong>in</strong> Anspruch, den nur gut ausgebildete und<br />

umfassend <strong>in</strong>formierte Mitarbeiter verlässlich e<strong>in</strong>lösen können, so die Überzeugung des Vorstands.<br />

2. <strong>Die</strong> Rolle <strong>der</strong> Führung als Vorbild und Treiber: Rolf Steffen ist beispielhafter Multiplikator: Er gibt<br />

se<strong>in</strong> Wissen <strong>in</strong>tern und extern systematisch weiter.<br />

3. Wertschätzung <strong>der</strong> Mitarbeiter als zentrale Wissensträger: Steffen führt se<strong>in</strong>e Mitarbeiter zielorientiert:<br />

Statt zu kontrollieren, för<strong>der</strong>t er eigenverantwortliches Handeln, <strong>in</strong>dem er se<strong>in</strong>en Angestellten<br />

anspruchsvolle Aufgaben und die notwendigen Informationen dazu anvertraut. <strong>Die</strong> LEO-Gew<strong>in</strong>nbeteiligung<br />

sorgt für f<strong>in</strong>anzielle Anerkennung.<br />

4. Geme<strong>in</strong>sames Schaffen von optimalen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen für den Umgang mit Wissen:<br />

Interne Kommunikationsplattformen – wie Frühbesprechungen, Planungstafel und ZDF-Frühstück – unterstützen<br />

<strong>der</strong> Weitergabe von Wissen. Für Verbesserungsvorschläge gibt es e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>faches Formular und die<br />

Möglichkeit, Ideen praktisch auszuprobieren. Weiterbildungswünsche werden gern berücksichtigt.<br />

5. Ergebnisorientiertes Lernen und Verbessern von Kernaktivitäten:<br />

<strong>Die</strong> Lernbereitschaft <strong>der</strong> Team-Steffen-Mitarbeiter zeigt sich u. a. dar<strong>in</strong>, dass sie freiwillig zu den Besprechungen<br />

kommen. Sie tragen durch konkrete Produkt- und Market<strong>in</strong>gideen sowie Vorschläge für die <strong>in</strong>terne<br />

Prozessoptimierung zum Unternehmenserfolg bei. Was s<strong>in</strong>nvoll sche<strong>in</strong>t, wird ausprobiert. Spezifische<br />

Weiterbildung ist selbstverständlich.<br />

6. Zielgerichtete Vernetzung mit an<strong>der</strong>en Know-how-Trägern: Im Netzwerk „Profis im Handwerk“<br />

tauschen sich ehemalige Teilnehmer <strong>der</strong> Team-Steffen-Sem<strong>in</strong>are langfristig aus, geme<strong>in</strong>sam wollen sie<br />

e<strong>in</strong>e Qualitätsmarke im Handwerk etablieren. Auch mit an<strong>der</strong>en Institutionen – etwa <strong>der</strong> FH Aachen o<strong>der</strong><br />

dem Bundes<strong>in</strong>stitut für Berufsbildung – pflegt Rolf Steffen den Austausch.<br />

7. <strong>Die</strong> Bereitschaft, sich konsequent selbst zu h<strong>in</strong>terfragen o<strong>der</strong> sich <strong>in</strong>frage stellen zu lassen:<br />

Insbeson<strong>der</strong>e durch die Besuche <strong>der</strong> Sem<strong>in</strong>arteilnehmer <strong>in</strong> den Abteilungen <strong>der</strong> Team Steffen AG werden<br />

<strong>in</strong>terne Prozesse regelmäßig von den Mitarbeitern rekapituliert und von Vertretern an<strong>der</strong>er Unternehmen<br />

h<strong>in</strong>terfragt.<br />

Quelle: Initiative exzellente Wissensorganisationen, Bielefeld/eigene Recherche<br />

mationen an <strong>der</strong> Unternehmensspitze e<strong>in</strong>drücklich<br />

vorgelebt wird. Für <strong>Wissensmanagement</strong>-Experte<br />

Kastrup e<strong>in</strong> entscheidendes<br />

Kennzeichen echter Wissensorganisationen:<br />

„<strong>Wissensmanagement</strong> ist e<strong>in</strong>e Führungsaufgabe“,<br />

unterstreicht er.<br />

Rolf Steffen erlaubt se<strong>in</strong>en Mitarbeitern<br />

e<strong>in</strong>en vollständigen E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> das unternehmerische<br />

Zahlenwerk. Beim monatlichen<br />

„Zahlen-Daten-Fakten (ZDF)“-Frühstück<br />

gibt es neben Kaffee und Brötchen<br />

aktuelle Informationen zu Umsatzzahlen,<br />

Auftragsvolumen, Kundenzufriedenheit,<br />

Krankenstand und sonstigen Entwicklungen.<br />

„An<strong>der</strong>swo wird e<strong>in</strong>em vorgegaukelt,<br />

wie gut alles läuft – und plötzlich wartete<br />

man wochenlang auf den Lohn, weil die<br />

Firma nicht mehr liquide ist“, erzählt Techniker<br />

Kamps, <strong>der</strong> sich nach solchen Erfahrungen<br />

eigentlich selbstständig machen<br />

wollte. Dass er sich dann doch von Steffen<br />

hat anwerben lassen, bereut er nicht. Denn:<br />

„Hier wird nichts beschönigt.“<br />

Das kommt nicht nur bei ihm gut an. <strong>Die</strong><br />

ZDF-Treffen, die e<strong>in</strong>e Stunde vor dem offiziellen<br />

Arbeitsbeg<strong>in</strong>n um 6:45 Uhr beg<strong>in</strong>nen,<br />

s<strong>in</strong>d gut besucht, versichert Büroleiter<strong>in</strong><br />

Hatice Öztas. Der Grund, warum sich<br />

die Kollegen ihrer Me<strong>in</strong>ung nach freiwillig<br />

e<strong>in</strong>e Stunde früher aus dem Bett quälen:<br />

„Den Mitarbeitern ist klar, dass sie nur dann<br />

im Alltag richtig entscheiden und handeln<br />

können, wenn sie wissen, was im Betrieb<br />

aktuell läuft“, erklärt Öztas, die im direkten<br />

Kundenkontakt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Betriebszentrale oft<br />

schnell reagieren muss.<br />

Kennzahlen mit Konsequenz<br />

<strong>Die</strong> Motivation <strong>der</strong> Mitarbeiter, das Richtige,<br />

also das Erfolgbr<strong>in</strong>gende, zu tun, ist<br />

groß. Dafür gibt es vor allem e<strong>in</strong>e handfeste<br />

Erklärung: Sie s<strong>in</strong>d über die leistungs- und<br />

erfolgsorientierte („LEO“) Gew<strong>in</strong>nbeteiligung<br />

und demnächst auch das LEO-Lohnsystem<br />

direkt am Erfolg des Unternehmens<br />

beteiligt. So bekommen sie zum e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>en<br />

f<strong>in</strong>anziellen Bonus. Zum an<strong>der</strong>en liefern die<br />

LEO-Beteiligungen auch e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>tellektuellen<br />

Anreiz: <strong>Die</strong> Mitarbeiter s<strong>in</strong>d neugierig<br />

auf die Summe, die bei <strong>der</strong> nächsten Ausschüttung<br />

auf dem eigenen Konto landen<br />

wird – und wollen verstehen, wie sie zustande<br />

gekommen ist.<br />

<strong>Die</strong> Kennziffern dazu werden ihnen beim<br />

besagten Frühstück serviert. Das notwendige<br />

H<strong>in</strong>tergrundwissen haben die Chefs ihren<br />

Frühstücksgästen im Vorfeld ebenfalls vermittelt.<br />

So kennen die Team-Steffen-Mitarbeiter<br />

Grundsätzliches wie den Unterschied<br />

zwischen Umsatz und Gew<strong>in</strong>n und wissen,<br />

wie <strong>der</strong> eigene Lohn zustande kommt. Das<br />

managerSem<strong>in</strong>are | Heft 156 | März 2011

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