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Nachwuchs<br />

Hazal - Dreh in Istanbul<br />

Im Herbst 2008 kam Sedat Aslan mit der<br />

Idee zu Hazal auf mich zu, eine deutsch-türkische<br />

Liebesgeschichte, die in Istanbul<br />

spielt: Der junge Deutsch-Türke Sinan kommt<br />

nach Istanbul, um dort Ceylan, in die er sich<br />

in München verliebt hat, wiederzusehen. Am<br />

Treffpunkt taucht sie allerdings nicht auf.<br />

Sinan begibt sich auf eine aussichtslose<br />

Suche, an deren Ende eine unerwartete<br />

Erkenntnis stehen wird.<br />

Die Begeisterung für <strong>The</strong>ma und Setting ließ<br />

uns der Herausforderung ins Auge blicken,<br />

eine solch ambitionierte Vision am östlichen<br />

Rand Europas als Sonderprojekt der Hochschule<br />

für Fernsehen und Film München<br />

mit entsprechend reduziertem Bud<strong>get</strong> auf<br />

die Beine zu stellen. »Mission: Impossible«,<br />

hätte man sich denken können. »Take the<br />

money and run«, dachten wir uns und machten<br />

uns auf eine einjährige Reise; gedreht<br />

werden sollte unbedingt während des Ramadan,<br />

der Ende August 2009 beginnen würde.<br />

Die erste Station war, Hazal auf dem von Michaela<br />

Haberlander ins Leben gerufenen 2. Tür-<br />

Markus Brandmair (r.) mit Kameramann Eugen<br />

Gritschneder und Hauptdarsteller Nusret Toplar vor<br />

der Moschee Yeni Camii<br />

kisch-Bayerischen Koproduzententreffen<br />

in München vorzustellen und die türkischen<br />

Produzenten um Ratschläge zu bitten. Dort<br />

lernten wir Sevda Kaygisiz von der Produktionsfi<br />

rma 24Kare aus Istanbul kennen, die<br />

mit ihrem Support und ihrem Know-how von<br />

unschätzbarem Wert für die Realisierung des<br />

Films werden sollte.<br />

Bei den Recherchereisen haben wir gemerkt,<br />

dass uns diese chaotische, monströse Stadt<br />

eine gewisse Planungssicherheit nicht zubil-<br />

Penicillin– Dreh in Ghana<br />

Der HFF-Abschlussfi lm feiert auf den 43. Internationalen Hofer Filmtagen 2009 seine Premiere.<br />

»Meningitis-Epidemie unter Kontrolle« so betitelt<br />

die Hilfsorganisation »Ärzte ohne Grenzen«<br />

einen Artikel vom 12. Mai 2009 und führt<br />

aus: »Die große Meningitis-Impfkampagne in<br />

Nigeria und Niger ist fast vorbei. […] etwa<br />

7,5 Millionen Menschen [wurden]<br />

geimpft und viele infi zierte<br />

Patienten behandelt.«<br />

Eine ähnliche Meldung war für<br />

Mike Viebrock Auslöser und<br />

Motivation zugleich, einen Film<br />

über Meningitis anzugehen.<br />

Der Spielfi lm Penicillin erzählt<br />

von einer jungen afrikanischen<br />

Ärztin, die mit einer Meningitis-Epidemie<br />

und dem Mangel<br />

an Medikamenten konfrontiert<br />

wird.<br />

Gedreht wurde auf Grund der vorhandenen<br />

Landschaft sowie politischer und wirtschaftlicher<br />

Stabilität in Ghana. Mit Joana Adu-<br />

Gyamfi aus Hamburg fanden wir die passende<br />

Besetzung der Hauptrolle.<br />

ligen wollte. Umso wichtiger war es, die Produktion<br />

überschaubar zu halten.<br />

Im September 2009 war es dann endlich<br />

soweit. Die Entscheidung, mit der kleinstmöglichen<br />

Teamgröße von sieben (zähen)<br />

Mann zu arbeiten - und das bei einem Dreh<br />

auf der RED -, und dafür lieber eine etwas<br />

längere Drehzeit von zehn Tagen anzusetzen,<br />

hat sich letztendlich nicht nur aus fi nanziellen<br />

Gründen als die richtige herausgestellt,<br />

wenn man den täglichen Drehablauf zum<br />

Maßstab nimmt. Wir konnten den Film mit<br />

einer Crew aus lauter Kumpeln autark drehen,<br />

waren aber doch beweglich genug, um<br />

auf kurzfristige Änderungen im Plan reagieren<br />

zu können, von denen es wie erwartet<br />

zahlreiche gab.<br />

Dass dies eine enorme Belastung für jeden<br />

bedeutete, liegt auf der Hand, von den alltäglichen<br />

Sprachhindernissen und anderen, eher<br />

unerwarteten Missgeschicken ganz zu schweigen.<br />

Sei es, dass unser Technikwagen mitten<br />

im Take abgeschleppt, vom Produktionsassistenten<br />

aber auf offener Fahrbahn wagemutig<br />

gestoppt und zurückerobert wurde, bevor er<br />

in den verwinkelten Straßen Istanbuls verschwunden<br />

wäre. Oder, dass ein Teamkollege<br />

sich nach beendetem Nachtdreh an der<br />

Hafenkante am Goldenen Horn zu erleichtern<br />

suchte, dank glitschigem Untergrund, hinfi el,<br />

Nur wenige Crewmitglieder kamen aus<br />

Deutschland, während wir das restliche Team<br />

von der ghanaischen Filmschule und aus<br />

der dortigen Fernsehbranche rekrutierten.<br />

Wegen krankheitsbedingter Ausfälle, Technik<br />

am Limit und dem Wegfall<br />

von Motiven,<br />

gestalteten sich die<br />

Dreharbeiten als<br />

schwierig, Improvisation<br />

gehörte zum Alltag.<br />

Koproduzenten sind<br />

die HFF München, der<br />

Bayerische Rund-<br />

funk und arte sowie<br />

creative pictures.<br />

Gefördert wurde der<br />

Film von FFF <strong>Bayern</strong>, FFA, BKM, Förderverein<br />

der HFF und der Fritz und Hildegard Berg-<br />

Stiftung. Sachsponsorings, besonders Flugmeilen,<br />

halfen, die Finanzierung zu schließen.<br />

Benedikt Böllhoff, Max Frauenknecht,<br />

Alexander Krötsch<br />

Regisseur Mike Viebrock mit Kameramann<br />

Nik Summerer in Ghana<br />

und ohne größere Blessuren, aber dafür übel<br />

riechend wieder rausgezogen werden konnte.<br />

Die große Hilfsbereitschaft der Istanbuler<br />

und ihr Verständnis haben uns auf der anderen<br />

Seite Dinge ermöglicht, bei denen wir<br />

schon damit rechneten, uns die Zähne ausbeißen<br />

zu müssen. Beispielsweise konnten<br />

wir unentgeltlich zu nachtschlafener Zeit im<br />

Bahnhof Sirkeci drehen, der historischen<br />

Endhaltestelle des legendären Orient-<br />

Express. Gerade der Terminus »Studentenfilm«<br />

hat uns eine Tür nach der anderen<br />

geöffnet. Ohne dies - und eine ordentliche<br />

Prise Glück - hätten wir niemals ein derartiges<br />

Vorhaben im Rahmen unserer Möglichkeiten<br />

durchführen können. Daher denke ich<br />

mit Dankbarkeit an die orientalische Gastfreundschaft<br />

und Unterstützung zurück.<br />

Zurück in Deutschland befi nden wir uns in<br />

der Postproduktion. Unser Fazit: Mit der<br />

richtigen Portion Ehrgeiz, Enthusiasmus und<br />

Wahnsinn, eine gewisse Unterstützung<br />

vorausgesetzt, kann auch mit kleinsten Mitteln<br />

ein ambitionierter (und, wie wir uns<br />

wünschen, auch schöner) Film gedreht werden.<br />

Rock’n’Roll is back? Mit Hazal ist in dieser<br />

Hinsicht nicht das erste, aber sicher auch<br />

nicht das letzte Wort gesprochen.<br />

Markus Brandmair<br />

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