topthema : kinder & kreativität - Rappel-Post

12 Aktuelles
Wenn die Eltern
ständig kreisen
Der Wunsch, einfach ALLES zu überwachen, was mit dem eigenen
Kind zu tun hat, ist oftmals in der Angst begründet, etwas falsch
zu machen, etwas Wichtiges zu versäumen oder nicht wirklich alles
getan zu haben – aber wofür eigentlich?
Josef Kraus, 64 Jahre alter Gymnasialdirektor, beschreibt in seinem aktuellen
Buch „Helikopter-Eltern. Schluss mit Förderwahn und Verwöhnung“,
dass auf diese Weise eine unmündige Generation groß gezogen
wird. Man könnte auch fragen: Was trauen solche überbesorgten Eltern
ihren Kindern überhaupt noch zu?
Kinder müssen auch das eigenverantwortliche Handeln üben und spüren dürfen.
„Aber dann kann doch dies und jenes passieren!“ werden jetzt viele
erwidern. Ja, das könnte sein, aber dabei gilt es, als Eltern die Wahrscheinlichkeit
abzuschätzen und die negative und positive Seite abzuwägen. Am
Ende sollte ein Rahmen stehen, in welchem sich das Kind eigenverantwortlich
und vertrauensvoll, aber nicht ängstlich, bewegen und in seiner ganz
individuellen Persönlichkeit entwickeln kann. Dazu gehört vielleicht auch
mal das Herumstromern oder das Trödeln auf dem Schulweg.
Wie viele Kinder dürfen eigentlich heute den Schulweg noch alleine zurücklegen?
Viele werden von Müttern oder Vätern bis vor das Schultor gefahren und
abgeholt. Der ADAC hat dazu eine Studie veröffentlicht, die sich dem oftmals
regelwidrigen Anhalten und riskanten Wenden der Elterntaxis widmet. So gefährden
Eltern oftmals andere Kinder und die selbstständige Mobilität des
eigenen verschwindet immer mehr.
Manche meinen, dass die Ursache für die Überängstlichkeit von Eltern darin
liegen könnte, dass diese heutzutage oft älter sind als früher und in ihrem Alter
schon einiges mehr an Erfahrung gesammelt haben. Das könnte späte Eltern zu
besonders vorsichtigen, überbesorgten Bezugspersonen für das Kind machen.
Andere sehen einen Grund in einer zunehmend von wirtschaftlichem Wettbewerb
dominierten Gesellschaft, so dass die Angst entstünde, das eigene
Kind könnte in irgendeiner Weise nicht mithalten und würde dadurch zu
einem „Verlierer“. So erklären sich möglicherweise die Frühförderangebote
wie Fremdsprachenkurse für Babys…
Eltern sollten das eigene Verhalten stärker refl ektieren, ehrlich nach Ursachen
suchen und sich auf einen Erziehungsrahmen einlassen, der mehr dem von
Josef Kraus formulierten Motto „leichte Hilfestellung bei größtmöglicher Zurückhaltung“
folgt. Oder: Auch mal loslassen können! Ute Schlagehan
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HESSEN-
KUNDE
MIT DEM
LÖWEN
Mit ein paar Klicks den Zugang
fi nden zu Politik und Demokratie
– das haben sich die Portale von
Landesregierung und Landtag für
junge Menschen zum Ziel gesetzt.
Dabei waren die Junior-Seiten
des hessischen Landtags mit die
ersten im Internet für junge Menschen.
„Der hessische Landtag
soll zu einem Begriff werden, den
die Kinder schon einmal gehört
haben und dem sie ein paar grobe
Merkmale zuordnen können“,
sagt Bettina Peters.
Mit einer ähnlichen Zielsetzung betreibt
auch die hessische Landesregierung
das Portal, das es seit April
2010 gibt. Mit der Zahl der Haushalte
mit Internetzugang wuchsen
auf beiden Seiten die Nutzerzahlen.
Die Landesregierung verzeichnet
mehr als 20 000 Seitenzugriffe
im Monat. Auf beiden Seiten begegnen
den jungen Nutzern getreu
dem Landeswappen jede Menge
Löwen. Und die lotsen mit Spielen
vom Hessen-Dart über den Wettlauf
zum Rednerpult durch allerlei
Wissenswertes.
Zu den jüngsten Wahlen gab es
Erklärstücke, Koalitionsverhandlungen
jedoch sind kein Thema.
„Eine Kinder- und Jugendseite, die
tagesaktuelle Themen aufbereitet,
bietet der Hessische Landtag
bisher nicht an“, berichtet Peters.
Die Landesregierung indes bietet
ein Fenster mit Neuigkeiten, von
Geburten im Zoo bis zu Geburtstagen
von Prominenten. Und auch
die neue Regierung wird den jungen
Lesern vorgestellt, sagt Silvia
Sämann, Pressereferentin der
Staatskanzlei.
Wenn Jungen und Mädchen mehr
erfahren möchten, bietet der Landtag
einen ganzen Fächer an Möglichkeiten:
Seminare, Planspiele,
Besuche in Plenarsitzungen und
Gespräche mit Abgeordneten. Peters:
„So sollen Kinder erst einmal
über den Junior an den Landtag
herangeführt werden, dann aber
vor Ort und persönlich betreut den
Stoff vertiefen.“ Klaus Kühlewind
www.hessen-u15.de/
www.hessischer-landtag-junior.de