08.06.2014 Aufrufe

Gehilfen unserer Freude - Calvin und Luther''.pdf - reformiert-info.de

Gehilfen unserer Freude - Calvin und Luther''.pdf - reformiert-info.de

Gehilfen unserer Freude - Calvin und Luther''.pdf - reformiert-info.de

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

ten Neubereimung heute so anfÇngt: „Gott ist uns Zuflucht in BedrÇngnis / <strong>und</strong> Hilfe gegen<br />

das VerhÇngnis. / Wenn unter uns <strong>de</strong>r Bo<strong>de</strong>n bebt, / wir bangen nicht, da er uns hebt“?<br />

<strong>Calvin</strong> <strong>und</strong> Luther – zwei dramatische LebenslÇufe in einer dramatischen Zeit. <strong>Calvin</strong> <strong>und</strong><br />

Luther – in diese dramatische Zeit tief hineinverstrickt, auch in die Grausamkeiten ihrer Zeit,<br />

<strong>und</strong> gleichzeitig diese Zeit Äffnend <strong>und</strong> Öber die je eigene Lebenszeit hinaus spÇtere Generationen<br />

prÇgend bis heute.<br />

KÄnnen uns solch herausgehobene Gestalten, die Max Weber gewiss als „groâe MÇnner“<br />

beschreiben wÖr<strong>de</strong>, kÄnnen uns <strong>Calvin</strong> <strong>und</strong> Luther Öberhaupt zugÇnglich sein, wenn uns<br />

we<strong>de</strong>r die Seismograhie ihrer Zeit zugÇnglich ist, noch das jeweils ausgeprÇgte Selbstbewusstsein<br />

bei<strong>de</strong>r, die sehr wohl wussten, dass sie nicht nur Gestalten <strong>de</strong>r Geschichte waren,<br />

son<strong>de</strong>rn auch Geschichte schrieben – von <strong>de</strong>n Zerreiâproben 16 , <strong>de</strong>nen sie ausgesetzt waren,<br />

ganz zu schweigen…?<br />

Ist so etwas nachspÖrbar? Ich versuche das natÖrlich. Ich versuche, bei<strong>de</strong>n nachzuspÖren, so<br />

gut ich kann. Und doch – dreimal unterstrichen – es ist nur ein Versuch! Ein Versuch aus <strong>de</strong>r<br />

heutigen Zeit, in <strong>de</strong>r ich noch nie habe einen Kollegen trÄsten mÖssen, <strong>de</strong>m vier Kin<strong>de</strong>rn<br />

gestorben sind, wie Luther seinen Mitreformator Justus Jonas eben so trÄsten muss, ein<br />

Versuch aus <strong>de</strong>r heutigen Zeit, in <strong>de</strong>r ich noch nie wegen <strong>de</strong>r Pest Angst um meine Lieben<br />

haben musste, wie <strong>Calvin</strong> vom Regensburger Reichstag aus ebendieser Sorge um die Seinen<br />

vorzeitig aufbricht, ein Versuch aus <strong>de</strong>r heutigen Zeit, in <strong>de</strong>r ich die Lebensspanne, die <strong>Calvin</strong><br />

vergÄnnt war, schon lÇngst Öberschritten habe <strong>und</strong> mir wÖnsche, auch mit 62 Jahren - so lange<br />

zu leben war Luther vergÄnnt – (<strong>und</strong> ich mir wÖnsche) auch mit 62 noch nicht als ein Greis zu<br />

gelten, <strong>de</strong>r wie Luther lebenszermÖrbt <strong>und</strong> lebensÖberdrÖssig als Wunsch k<strong>und</strong>tut, „aus dieser<br />

teuflischen Welt <strong>und</strong> Zeit“ hinweg genommen zu wer<strong>de</strong>n, so Luther an Jakob Probst 1544. 17<br />

Sie spÖren, ich mache <strong>de</strong>utlich, was uns trennt, von Luther <strong>und</strong> <strong>Calvin</strong> trennt; ich mache das<br />

<strong>de</strong>utlich - einfach auch <strong>de</strong>shalb, um Scheinaktualisierungen wie „Luther heute“ o<strong>de</strong>r „<strong>Calvin</strong><br />

heute“ zu verhin<strong>de</strong>rn; <strong>de</strong>nn Luther <strong>und</strong> <strong>Calvin</strong> waren bei<strong>de</strong> Kin<strong>de</strong>r ihrer Zeit <strong>und</strong> sollten <strong>de</strong>nn<br />

auch wohl zunÇchst – soweit das Öberhaupt mÄglich ist – aus ihrer Zeit heraus verstan<strong>de</strong>n <strong>und</strong><br />

in ihrer Zeit belassen wer<strong>de</strong>n. Nicht dass sie nicht bei<strong>de</strong> heute noch Çuâerst anregend sein<br />

kÄnnten! Das sind sie. Aber <strong>de</strong>r heute noch anregen<strong>de</strong> Luther bzw. <strong>de</strong>r heute noch anregen<strong>de</strong><br />

<strong>Calvin</strong> sind stets „unser“ Luther“ bzw. „unser“ <strong>Calvin</strong>, Typen , die wir Heutigen aktualisierend<br />

zu Anregungen machen d.h.: immer auch auswÇhlend darstellen, wobei zu hoffen ist,<br />

dass die Schnittmenge zu <strong>de</strong>m tatsÇchlichen Luther <strong>und</strong> <strong>de</strong>m tatsÇchlichen <strong>Calvin</strong> mÄglichst<br />

groâflÇchig ist.<br />

2. Übereinstimmungen zwischen <strong>Calvin</strong> <strong>und</strong> Luther<br />

Das vorweg gesagt, komme ich zum zweiten Teil, in <strong>de</strong>m ich eine Zusammenschau <strong>de</strong>r<br />

bei<strong>de</strong>n Reformatoren versuche, ja: hier <strong>und</strong> da sogar eine Zusammenklang intoniere.<br />

Es gibt nÇmlich durchaus auffÇllige Parallelen <strong>und</strong> ähnlichkeiten. Hatten doch bei<strong>de</strong> ehrgeizige<br />

VÇter, gegenÖber <strong>de</strong>nen sie – <strong>de</strong>nselben gehorchend <strong>und</strong> dann auch wie<strong>de</strong>r nicht<br />

gehorchend – in einem Gehorsams- wie AbwehrverhÇltnis stan<strong>de</strong>n. Waren doch bei<strong>de</strong> - klug<br />

wie sie waren - Teil <strong>de</strong>r damaligen Bildungselite, die vielleicht 1 Prozent <strong>de</strong>r BevÄlkerung<br />

ausmachte; <strong>de</strong>nn nur 5 bis 10 Prozent konnten Öberhaupt lesen <strong>und</strong> schreiben. Haben doch<br />

bei<strong>de</strong> treu zur rÄmisch - katholischen Kirche gestan<strong>de</strong>n, fÖr die - Luther als promovierter<br />

MÄnch mit beson<strong>de</strong>ren Aufgaben <strong>und</strong> <strong>Calvin</strong> als religiÄser Humanist – fÖr die die Karriereleiter<br />

ihrer Zeit (innerhalb <strong>de</strong>s rÄmisch-katholischen Systems) sehr hoch zu erklimmen<br />

gewesen wÇre, wenn, ja wenn nicht die religiÄse Gewissheitsfrage, die fÖr bei<strong>de</strong> halt noch<br />

hÄher anzusetzen ist, ihnen aus GrÖn<strong>de</strong>n theologischer Redlichkeit wie existentiellen<br />

Åberw<strong>und</strong>enseins einen an<strong>de</strong>ren Weg gewiesen hÇtte. Ist nÇmlich die Frage nach <strong>de</strong>m<br />

16 Th. Kaufmann spricht in seinem Buch „Martin Luther“, MÖnchen, 2006, offen von „Åberfor<strong>de</strong>rung“, so S. 82<br />

17 in: ML privat, S. 136<br />

3

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!