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Zoogamie in der Klasse der Liliopsida

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Samenanlagen als Obergrenze nivellierend wirkt, d.h. es lohnt sich zunächst nicht, mehr Pollen<br />

auf die Narbe e<strong>in</strong>er an<strong>der</strong>en Pflanze zu übertragen, als <strong>in</strong> ihr Samenanlagen vorhanden s<strong>in</strong>d).<br />

Dadurch gelange Individuen zu mehr Nachkommen, welche ihren Pollen den Bestäubern <strong>in</strong><br />

Paketen übergeben, womit sich auch die Erbanlagen für diese Eigenschaft ausbreiten. Wenn mehr<br />

Pollen mit e<strong>in</strong>em Schlag übertragen werden, haben wie<strong>der</strong>um auch die Pflanzen, welche<br />

m<strong>in</strong>destens so viele Samenanlagen wie empfangene Pollenkörner, die ja auch unter Umständen<br />

von mehreren an<strong>der</strong>en Pflanzen stammen können, im Gynoeceum aufweisen, e<strong>in</strong>e höhere<br />

Nachkommenzahl, zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong> Form von Samen, als solche welche aufgrund weniger<br />

Samenanlagen den Pollen nicht voll ausnutzen können. So könnten sich die Herausbildung von<br />

Poll<strong>in</strong>ien und die Vermehrung <strong>der</strong> Samenanlagen gegenseitig gesteigert haben. Problematisch<br />

ersche<strong>in</strong>t allerd<strong>in</strong>gs die mit Samenanlagenvermehrung verbundene Reduktion <strong>der</strong> Samengröße,<br />

durch die die Vermehrung <strong>der</strong> Samenzahl auf Kosten <strong>der</strong> Entwicklungsfähigkeit des e<strong>in</strong>zelnen<br />

Samens und damit des Anteils <strong>der</strong> keimenden an <strong>der</strong> Gesamtzahl <strong>der</strong> Samen g<strong>in</strong>g. Allerd<strong>in</strong>gs ist<br />

im Samen gewissermaßen e<strong>in</strong>e Option auf die Zukunft angelegt: Er kann sehr lange<br />

keimungsfähig bleiben und mith<strong>in</strong> auf günstige Bed<strong>in</strong>gungen warten. Dies mag den Erfolg <strong>der</strong><br />

Strategie begründet haben.<br />

E<strong>in</strong> ähnliches evolutives Wechselspiel mag <strong>der</strong> Koevolution von Blüten und Bestäubern, wie es<br />

sich beispielhaft bei Kolibris o<strong>der</strong> Schwärmern und den an sie angepaßten Blüten zeigt, zugrunde<br />

gelegen haben. Un es ist auch gar nicht so schwer, sich die Evolution von Trugblumen, wie den<br />

Ragwurzen, vorzustellen. Bei dieser Entwicklung standen sicherlich von <strong>der</strong> Blüte ausgehende<br />

Geruchsreize am Anfang. E<strong>in</strong>zelne Blüte e<strong>in</strong>er ursprünglichen Art, die vielleicht bereits vorher<br />

ihre Bestäuber durch Täuschung lockte, o<strong>der</strong> aber auch Nektar anbot, produzierten Duftstoffe,<br />

welche den Sexualpheromonen bestimmter Hymenopterenweibchen ähnelten. Gelegentlich<br />

verirrten sich Männchen <strong>der</strong> Hautflügler <strong>in</strong> Erwartung e<strong>in</strong>es Weibchens auf die Blüten, wobei sie<br />

Blüten umso häufiger aufsuchten, je ähnlicher <strong>der</strong>en Geruch dem <strong>der</strong> Weibchen war, und je<br />

ähnlicher die Blüten den Weibchen sahen, da sie sonst häufiger bereits vor <strong>der</strong> Landung ihren<br />

Irrtum erkannten. Dies hatte zur Folge, daß sie Pollen bevorzugt von zwischen den Blüten<br />

übertrugen, welche die weiblichen Sexualpheromone und die äußere Ersche<strong>in</strong>ung <strong>der</strong> Weibchen<br />

am überzeugendsten nachahmten. Mith<strong>in</strong> selektierte sich e<strong>in</strong>e Entwicklungsl<strong>in</strong>ie h<strong>in</strong> zu immer<br />

verfe<strong>in</strong>erterer Imitation jener Duftstoffe und <strong>der</strong> Blütengestalt heraus. Doch damit Pollen<br />

übertragen werden konnte, mußte er erst e<strong>in</strong>mal am Überträger befestigt werden, wozu die<br />

Hautflügler mit <strong>der</strong> Säule <strong>in</strong> Berührung kommen mußten. Dies wurde begünstigt, wenn sie sich<br />

lange auf <strong>der</strong> Blüte aufhielten, sofern sie auch <strong>in</strong> <strong>der</strong>en Mitte gelangten. Nun kann man sich<br />

vorstellen, daß zufällig das e<strong>in</strong> o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Männchen, betört von dem olfaktorischen Stimulus,<br />

versuchte, die Kopulation e<strong>in</strong>zuleiten, und dabei beispielsweise mit dem Kopf an die Viscidien<br />

stieß. Die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit für e<strong>in</strong> solches Verhalten ist umso höher, je ähnlicher die von <strong>der</strong><br />

Blüte ausgehenden Reize denen <strong>der</strong> Weibchen s<strong>in</strong>d, welche bei den Männchen die Kopulation<br />

stimulieren. Dies führte zu e<strong>in</strong>er Selektion <strong>der</strong> Blüten auch h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong><br />

Oberflächenbeschaffenheit, wie z.B. ihrer Behaarung. So läßt sich eigentlich recht e<strong>in</strong>fach e<strong>in</strong><br />

plausibles graduelles Szenario schaffen, welches die Entwicklung <strong>der</strong> Pseudokopulation darstellt.<br />

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