Tunnelsicherheit - Rhomberg Bahntechnik
Tunnelsicherheit - Rhomberg Bahntechnik
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TUNNELSICHERHEIT<br />
Hans Wehr / Karl Schmid / Peter Ablinger<br />
RHOMBERG<br />
BAHNTECHNIK<br />
<strong>Tunnelsicherheit</strong>smaßnahmen für den<br />
Wolfsgrubentunnel<br />
Ganzheitliche Gestaltung von Bahnanlagen im Tunnel unter<br />
Berücksichtigung der <strong>Tunnelsicherheit</strong><br />
Auf Grund der letzten Katastrophen bei<br />
Tunnelbränden ist das Thema <strong>Tunnelsicherheit</strong><br />
hoch aktuell. In St.Anton am<br />
Arlberg wurde der neue Wolfgrubentunnel<br />
derart ausgerüstet, dass er als Bahntunnel<br />
mit den vorhandenen Einsatzfahrzeugen<br />
der örtlichen Feuerwehren direkt befahren<br />
werden kann. In diesem Zusammenhang<br />
beschreibt der vorliegende Artikel die<br />
sicherheits- und bautechnischen<br />
Maßnahmen im Wolfsgrubentunnel.<br />
Die 60 km lange eingleisige Gebirgsbahnstrecke<br />
über den Arlberg wurde 1884 in<br />
Betrieb genommen. Nur der etwa 10 km lange<br />
Arlbergtunnel zwischen St. Anton und Langen<br />
am Arlberg wurde von Anfang an zweigleisig<br />
gebaut.<br />
Die Steigerung des Verkehrsaufkommens ließ<br />
vor ca. 15 Jahren den Entschluss reifen, die<br />
Die Autoren<br />
Dipl.-Ing. Dr. Hans Wehr, Österreichische<br />
Bundesbahnen, Planung-Engineering Projektleiter<br />
Ausbau Arlbergstrecke, Dipl.-Ing.<br />
Karl Schmid, Österreichische Bundesbahnen,<br />
Planung-Engineering stellvertretender<br />
Projektleiter Ausbau Arlbergstrecke, Dipl.-<br />
Ing. Dr. Peter Ablinger, ibt <strong>Bahntechnik</strong> -<br />
Innovation Beratung Technologie<br />
Abb.1: Betonzug im Arbeitseinsatz für das zweite Gleis<br />
Durchlassfähigkeit der Arlbergstrecke zu erhöhen.<br />
Dies sollte vor allem durch eine<br />
Verlängerung des zweigleisigen Abschnittes auf<br />
beiden Seiten der Arlbergstrecke durch<br />
Ausbaumaßnahmen im Stanzer- als auch im<br />
Klostertal ermöglicht werden. Durch den zweigleisigen<br />
Ausbau zwischen Langen und<br />
Klösterle auf der Vorarlberger Seite bzw. die<br />
Bahnverlegung St. Anton wurde im<br />
Zusammenhang mit bereits ausgebauten<br />
Abschnitten im Stanzertal eine rund 23 km<br />
lange Doppelspurinsel geschaffen, welche mehr<br />
als ein Drittel der gesamten Streckenlänge der<br />
Arlbergstrecke ausmacht.<br />
Die beiden genannten Ausbauabschnitte beinhalten<br />
jeweils die Errichtung eines zweigleisigen<br />
Neubautunnels, dem rund 1800 m langen<br />
Wolfsgrubentunnel auf der Tiroler, und dem<br />
rund 2400 m langen Blisadonatunnel auf der<br />
Vorarlberger Seite. Zwischen diesen<br />
Neubautunnels und dem Arlbergtunnel liegen<br />
die Bahnhöfe St.Anton und Langen am Arlberg<br />
(siehe Abb 1 und 2).<br />
Diese Aneinanderreihung von Tunnels, vor<br />
allem aber die in letzter Zeit aufgetretenen und<br />
die öffentliche Meinung stark bewegenden<br />
Tunnelbrände (Mont Blanc-Straßentunnel,<br />
Tauern-Straßentunnel), aber auch das große<br />
Interesse, dass der unmittelbar nach<br />
Abb. 1: Streckenband<br />
der Arlbergstreecke<br />
von Landeck bis<br />
Bludenz<br />
Abb. 2: Übersicht<br />
Tunnnelkette<br />
Wolfsgrubentunnel -<br />
Arlbergtunnel -<br />
BlisadonaTunnel<br />
Inbetriebnahme des Wolfsgrubentunnels<br />
durchgeführten Alpinen Ski-WM 2001 entgegen<br />
gebracht wurde, veranlassten die Österreichischen<br />
Bundesbahnen, der Frage der<br />
Sicherheit des Wolfsgrubentunnels besondere<br />
Aufmerksamkeit zu schenken.<br />
Folgende Aspekte wurden in diesem<br />
Zusammenhang berücksichtigt:<br />
Sicherheitsphilosophen von Eisenbahnunternehmen<br />
und Rettungskräften,<br />
Ermittlung eines realistischen Unfallszenarios,<br />
Daraus abgeleitete Maßnahmenplanung auf<br />
der Basis der Selbstrettung der Reisenden<br />
und ausreichende Einsatzmöglichkeiten für<br />
die Einsatzkräfte,<br />
Evaluierung der Maßnahmenplanung unter<br />
Berücksichtung der gesamten Tunnelkette,<br />
mit dem Ziel ausreichende Kompatibilität<br />
herzustellen.<br />
Das Sicherheitsverständnis von Eisenbahn und<br />
Feuerwehr ist grundverschieden. Zweck aller<br />
Eisenbahnsicherungsanlagen ist es, außergewöhnliche<br />
Ereignisse zu verhindern. Alle<br />
Sicherungsanlagen funktionieren nach dem<br />
„Fail-Save-Prinzip“. Die grundlegende<br />
Sicherheitsphilosophie der Eisenbahn tendiert<br />
zu ereignisverhindernden Maßnahmen.<br />
Feuerwehren und Rettungsorganisationen<br />
gehen davon aus, dass ein Unfall oder ein<br />
Brandereignis bereits eingetreten ist. Ihr<br />
Selbstverständnis liegt im Bergen, Retten und<br />
Löschen, ihr Beitrag zur Risikoreduktion liegt in<br />
der Ausmaßverringerung eines Unfalles.<br />
Diese unterschiedlichen Sichtweisen ergänzen<br />
sich sehr gut. Da die Einsatzkräfte jedoch keine<br />
Kosten eines Infrastrukturprojektes zu verantworten<br />
haben, besteht die Gefahr von zu weitreichenden<br />
Sicherheitsinvestitionen und mangelnder<br />
Kompatibilität zwischen ereignisverhindernden<br />
und ausmaßreduzierenden<br />
Maßnahmen.<br />
Grundlage aller Planung von <strong>Tunnelsicherheit</strong>smaßnahmen<br />
bildete daher das an<br />
und für sich sehr unwahrscheinliche Szenario<br />
eines im Tunnel liegen gebliebenen und in<br />
Brand geratenen Reisezuges. Für dieses<br />
Szenario wurde ein in sich schlüssiges<br />
Maßnahmenpaket entwickelt, dessen<br />
Anwendbarkeit für andere, weniger spektakuläre<br />
Unfallszenarien immer im Auge behalten<br />
wurden.<br />
1<br />
Veröffentlicht im EI - Eisenbahningenieur (52) 9/2001 Seite 32-37<br />
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RHOMBERG<br />
BAHNTECHNIK<br />
Wie Berichte von Brandunfällen in Tunnels zeigen<br />
und wie sich auch bei den<br />
Tunnelbrandversuchen in Norwegen 1992 im<br />
Zuge des EUREKA-Projektes bestätigte [1], [2]<br />
vergehen rund 15 Minuten nach Beginn eines<br />
Brandes, bis der Tunnel am Brandherd vollkommen<br />
verqualmt ist. Die wirksamste<br />
Maßnahme stellt daher die rasche Evakuierung<br />
des liegengebliebenen Zuges dar.<br />
<strong>Tunnelsicherheit</strong>skonzept<br />
Wolfsgrubentunnel<br />
Die baulichen Maßnahmen wurden daher so<br />
getroffen, dass die Reisenden innerhalb einer<br />
Zeit von 15 Minuten eine gute Chance haben,<br />
den gefährlichen Tunnelbereich im Sinne der<br />
Selbstrettung rechtzeitig zu verlassen.<br />
Breite Randwege, Orientierungsbeleuchtung,<br />
Handläufe, eine deutliche Fluchtwegkennzeichnung<br />
und ein Ausgang ins Freie durch<br />
einen Seitenstollen wurden bei der<br />
Bauausführung berücksichtigt und stellen die<br />
effektivsten Maßnahmen zur Erleichterung der<br />
Selbstrettung dar. Durch den Seitenstollen<br />
beträgt der Abstand zwischen zwei sicheren<br />
Bereichen nie mehr als 900 m, den Reisenden<br />
wird daher ein maximaler Fußweg von 450 m<br />
bis zu einem sicheren Bereich zugemutet.<br />
An den Portalen sind beleuchtete<br />
Rettungsplätze situiert, welche mit<br />
Straßenfahrzeugen leicht erreicht werden<br />
können.<br />
Die Hilfeleistung durch die Feuerwehren wird<br />
durch die rasche Alarmierungsmöglichkeit und<br />
durch die gute Organisation der Feuerwehren<br />
sehr erleichtert. Es ist davon auszugehen, dass<br />
die Rettungskräfte innerhalb von ca. 10<br />
Minuten voll ausgerüstet an den Tunnelportalen<br />
erscheinen können. Um diesen Vorteil voll ausnützen<br />
zu können, war das Ziel der weiteren<br />
Maßnahmenplanung, ein möglichst ungehindertes<br />
Einfahren in den Wolfsgrubentunnel sicherzustellen<br />
und den Feuerwehren durch den<br />
Einbau einer dauernd betriebsfähigen<br />
Löschwasserleitung, die Möglichkeit einer effektiven<br />
Einsatzdurchführung zu bieten.<br />
Unter Bedachtnahme auf den Arlbergtunnel<br />
wird die Feuerwehr in St. Anton daher mit<br />
einem Rüstlöschfahrzeug mit Zweiwegeeinrichtung<br />
für Tunneleinsätze ausgerüstet. Auf<br />
diese Weise ist eine rasche Anfahrt vom<br />
Feuerwehrhaus zum Portal, aber auch eine<br />
schnelle Einfahrt in die Tunnels möglich.<br />
Zusätzlich wurde erstmals in Österreich die<br />
Gleiskonstruktion im Wolfsgrubentunnel so<br />
Die Ausführung der Gleise in Form einer<br />
„Festen Fahrbahn“ kam in den letzten Jahren<br />
auch bei den Österreichischen Bundesbahnen<br />
immer mehr zur Anwendung. Oberste<br />
Prämisse ist es, eine stabile Gleislage zu erreichen<br />
und den Erhaltungsaufwand zu minimieren.<br />
Bei den Österreichischen Bundesbahnen<br />
wird die „Feste Fahrbahn“ vor allem bei<br />
Neubautunnels ausgeführt.<br />
Durch die glatten Betonoberflächen im Tunnel<br />
und der fehlenden Schalldämmung an der<br />
Waggonunterseite kam es vermehrt zu<br />
Beschwerden der Reisenden. Besonders<br />
Reisende im Schlaf- bzw. Liegewagen haben<br />
diese Lärmbelästigung als sehr störend empfunden.<br />
In umfangreichen Versuchen wurden „Akustikplatten“<br />
zur Verminderung der Schallrefflektionen<br />
von der glatten Betonoberfläche<br />
zum Wagenboden entwickelt. Die bis zu diesem<br />
Zeitpunkt errichteten Neubautunnels<br />
wurden mit derartigen Akustikplatten<br />
nachgerüstet.<br />
Zufolge der Errichtung vieler Tunnels bei den<br />
Neubaustrecken und nicht zuletzt aufgrund der<br />
bedauerlichen Ereignisse in Tunnels wurde die<br />
Sicherheit auch in Eisenbahntunnels eingehend<br />
untersucht und Lösungsmöglichkeiten zur<br />
Steigerung des Sicherheitsniveaus erarbeitet.<br />
Abb. 3: Rettunsausfahrt beim Westportal<br />
Abb. 4: Befahren des Tunnels bei einer Feuerwehreinsatzübung<br />
ausgeführt, dass der Tunnel wie in Abb. 4 dargestellt,<br />
mit Straßenfahrzeugen befahrbar ist.<br />
Im Folgenden werden die technische Lösung<br />
für diese befahrbare „Feste<br />
Fahrbahnkonstruktion“ bzw. die technischen<br />
und organisatorischen Vorkehrungen, um den<br />
Einsatzfall mit Rettungskräften auf dem Gleis im<br />
Tunnel von der normalen Betriebsführung<br />
abzugrenzen, beschrieben.<br />
Technische und organisatorische<br />
Vorkehrungen<br />
Zammer Tunnel<br />
Beim Zammer - Tunnel (Strecke Innsbruck -<br />
Landeck) wurden im Zuge des<br />
Genehmigungsverfahrens im Jahre 1992 lediglich<br />
begehbare Randwege mit mind. 1,20 m<br />
Breite, Rettungsnischen mit einem maximalen<br />
Abstand von 50 m sowie ein durchgehender<br />
Handlauf vorgeschrieben. Möglichkeiten des<br />
Rettungsfunks waren durch die Neuausrüstung<br />
mittels Schlitzkabel gegeben. Für die<br />
Ausrüstung der Feuerwehren war die<br />
Beschaffung von Zweiwegefahrzeugen vorgesehen.<br />
Da die Betriebsbewilligung nicht mit dem<br />
eisenbahnrechtlichen Baubescheid ausgesprochen<br />
worden ist, wurden in Abstimmung mit<br />
den Behörden und deren Sachverständigen<br />
und im engen Kontakt mit den Feuerwehren<br />
einvernehmliche Maßnahmen zur sicherheitstechnischen<br />
Aufrüstung des Zammer-Tunnels<br />
getroffen, die letztlich zum positiven Abschluss<br />
des im Jahre 2000 durchgeführten eisenbahnrechtlichen<br />
Betriebsbewilligungsverfahrens<br />
geführt haben.<br />
Als zusätzliche Maßnahmen wurden eine, an<br />
der rechten Tunnelulme montierte,<br />
Löschwasserleitung samt Löschwasserbehälter<br />
mit 108 m³ Volumen am Tunnelostportal eingebaut,<br />
eine Orientierungsbeleuchtung und<br />
2<br />
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Fluchtwegkennzeichnungen im Tunnel montiert,<br />
Rettungsplätze und<br />
Kommunikationseinrichtungen (-räume) an<br />
den Tunnelportalen hergestellt sowie eine<br />
Aufgleisvorrichtung für das 2-Wege-Fahrzeug<br />
der Feuerwehr beim Ostportal mit elektrisch<br />
verriegeltem Einfahrtstor gebaut.<br />
Wolfsgrubentunnel<br />
All diese Maßnahmen wurden beim<br />
Wolfsgrubentunnel bereits in der<br />
Planungsphase in das Projekt eingearbeitet<br />
(siehe Abb. 5).<br />
Fluchtstollen (L = 180 m): Bedingt<br />
durch den engen Bauterminplan für die<br />
Herstellung des Wolfsgrubentunnels musste<br />
dieser zusätzlich über einen seitlichen<br />
Zufahrtstunnel aufgefahren werden. Dieser<br />
seitliche Zufahrtstunnel wird nunmehr als<br />
Fluchtstollen verwendet und mündet circa in<br />
der Tunnelmitte in den Haupttunnel. Durch<br />
den baubetrieblich bedingten größeren<br />
Querschnitt war es auch möglich, über den<br />
Fluchtstollen eine Zufahrtsmöglichkeit für<br />
Einsatzfahrzeuge in den Haupttunnel zu<br />
schaffen.<br />
Rettungsschleuse (25 m²): Im<br />
Kreuzungsbereich des Haupttunnels mit<br />
dem Fluchtstollen wurde eine rauchdichte<br />
Rettungsschleuse ausgebildet, sodass ein<br />
sicherer Aufenthalt für mindestens 90<br />
Minuten gewährleistet ist. Für die Reisenden<br />
ergibt sich dadurch ein maximaler Fußweg<br />
von 450 m bis zu einem sicheren Bereich.<br />
Die Errichtung von Rettungsschleusen hat<br />
vor allem im alpinen Bereich große<br />
Bedeutung, da der Abstand des<br />
Haupttunnels, wie das Beispiel des<br />
Blisadonatunnels in Langen mit 420 m<br />
Fluchstollenlänge zeigt, zur freien Natur eine<br />
wesentliche Verlängerung des Fluchtweges<br />
verursachen kann.<br />
Fluchttüren: Die Fluchttüren im Bereich<br />
des Fluchtstollens und der Rettungsschleuse<br />
sind mit einem Panikverschluss in<br />
Fluchtrichtung ausgerüstet. Ein Öffnen der<br />
gleisseitigen Türen von Außen her ist durch<br />
eine elektrische<br />
Verriegelung gesichert<br />
und kann nur<br />
nach Rücksprache<br />
und Freigabe durch<br />
die Einsatzleitung<br />
geöffnet werden.<br />
Kommunikationsräume:<br />
Für<br />
eine optimale<br />
gegenseitige Verständigung<br />
der<br />
Abb. 5:<br />
Sicherheitsschema im<br />
Wolfsgrubentunnnel<br />
Abb. 6: Ostportal<br />
mit Rettungsplatz<br />
und Absicherung des<br />
Gleisbereiches<br />
Einsatzkräfte befinden<br />
sich bei jedem<br />
Tunnelportal<br />
bzw. bei den<br />
Rettungsausgängen<br />
Kommunikationsräume,<br />
welche mit Telefon, Fax und<br />
Rettungsfunk ausgestattet sind. Die<br />
Einsatzzentrale für den Unglücksfall befindet<br />
sich in der Fahrdienstleitung des Bahnhofes<br />
von St. Anton a.A.<br />
Rettungsplatz (1.500 m²): Vorgelagert<br />
zu den Kommunikationsräumen wurden<br />
befestigte Rettungsplätze mit einer Fläche<br />
von je 1500 m² geschaffen, welche mit einer<br />
ausreichenden Beleuchtung und mit einer<br />
Absperrmöglichkeit für dauernde<br />
Freihaltung des Platzes ausgerüstet sind.<br />
Diese Rettungsplätze dienen zur Aufstellung<br />
von Rettungsfahrzeugen und von Zelten für<br />
die Erstversorgung von Verletzten. Auch<br />
während der Wintermonate ist für die<br />
Schneeräumung dieser Plätze Sorge zu tragen.<br />
Nach Möglichkeit sollte in unmittelbarer<br />
Nähe der Rettungsplätze eine<br />
Hubschrauberlandemöglichkeit zur<br />
Verfügung stehen (siehe Abb. 6).<br />
Löschwasserleitung: Bedingt durch die<br />
späte Entscheidung der Notwendigkeit, eine<br />
Löschwasserleitung zu installieren, wurde<br />
diese in einer Höhe von ca. 4,2 m wie in<br />
Abb. 7 ersichtlich an der rechten Tunnelulme<br />
angebracht. Die Löschwasserleitung besteht<br />
aus vorisolierten Rohren, die zusätzlich mit<br />
einem Heizband ausgerüstet sind. Im<br />
Abstand von jeweils max. 150 m befinden<br />
sich in den dortigen Rettungsnischen<br />
Wasserentnahmestellen (Hydranten).<br />
Desweiteren wurde die Löschwasserleitung so<br />
konzipiert, dass sie alle 450 m mit<br />
Absperrorganen versehen wurde. Bei der<br />
Löschwasserleitung handelt es sich um eine<br />
Nassleitung, d.h., dass diese dauernd mit einem<br />
Druck von mind. 7 bar gefüllt ist.<br />
Die Anspeisung erfolgt einseitig, wobei gemäß<br />
einvernehmlich getroffenen Festlegungen eine<br />
Löschwassermenge von 20 l/sec auf eine<br />
Dauer von 90 Minuten zur Verfügung stehen<br />
muss. Zu diesem Zweck wurde im Bereich der<br />
Einspeisung ein Vorratsbecken mit einem<br />
Volumen von 108 m³ und zusätzlich ein<br />
Tiefbrunnen errichtet.<br />
Abb. 7: Rettungsnische mit Löschwasserleitung und<br />
Orientierungsbeleuchtung<br />
3<br />
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Abb. 10: GFK-Gitterrost über dem Weichenbereich<br />
Abb. 8: Befahrbarkeit bei Auffüllung bis<br />
Schwellenoberkante<br />
Abb. 9: Befahrbarkeit bei Auffüllung bis<br />
Schienenoberkante<br />
4<br />
Zur größtmöglichen Verfügbarkeit der<br />
Löschwasserleitung wurde für die grundsätzlich<br />
elektrisch betriebenen Pumpen zusätzlich eine<br />
Notstromversorgung mit Notstromaggregat<br />
vorgesehen.<br />
Bei den nächsten Neubautunnels wird die<br />
Löschwasserleitung im Bereich des Randweges<br />
versenkt eingebaut und an beiden<br />
Tunnelportalen ein Löschwasservorratsbecken<br />
errichtet. Damit soll möglichen Beschädigungen<br />
im Katastrophenfall vorgebeugt werden.<br />
Rettungsnischen: Im gesamten<br />
Tunnelbereich wurden beidseitig<br />
Rettungsnischen in einem Abstand von max.<br />
50 m errichtet. Jene Nischen, bei denen<br />
Wasserentnahmestellen aus der<br />
Löschwasserleitung hergestellt wurden, wurden<br />
zusätzlich mit Energieentnahmestellen<br />
ausgerüstet (Abb. 7).<br />
Orientierungsbeleuchtung: Über jeder<br />
Rettungsnische wurde eine Orientierungsbeleuchtung<br />
angebracht. Diese ist so<br />
ausgestattet, dass sie mittels beleuchteten<br />
Taster von jedermann im Tunnel eingeschaltet<br />
werden kann. Ein Ausschalten der<br />
Orientierungsbeleuchtung kann jedoch<br />
lediglich von der Einsatzzentrale aus erfolgen.<br />
Randweg: Die Randwegbreite beträgt 1,30<br />
m, ist grundsätzlich auf Höhe der<br />
Schienenoberkante angeordnet und muss<br />
von jeglichen sonstigen Einbauten freigehalten<br />
werden.<br />
Befahrbarkeit: Für die Befahrbarkeit der<br />
Eisenbahntunnel wurden die Akustikplatten<br />
den statischen Erfordernissen entsprechend<br />
verstärkt, was bei einer Schienenhöhe von<br />
rund 19 cm problemlos möglich war.<br />
Problematisch ist die Ausbildung der schallabsorbierenden<br />
Oberfläche. Eine<br />
Beschädigung im Katastrophenfall wird nicht<br />
ausgeschlossen, bei Einsatzübungen ist entsprechende<br />
Sorgfalt erforderlich.<br />
Die Befahrbarkeit wurde im Bereich zwischen<br />
den Schienen mit befahrbaren Absorberplatten<br />
hergestellt, der Bereich zwischen den beiden<br />
Streckengleisen wurde bis auf Höhe der<br />
Schwellenoberkante mittels Filterbeton ebenfalls<br />
befahrbar ausgeführt. In den Portalbereichen<br />
sowie im Kreuzungsbereich mit dem<br />
Fluchtstollen wurde der Bereich zwischen den<br />
beiden Gleisen bis auf Höhe Schienenoberkante<br />
verfüllt, damit sich Flüchtende<br />
möglichst ohne Hindernisse in Sicherheit<br />
bringen können.<br />
Auch für die Einsatzfahrzeuge beim Auffahren<br />
auf die Gleise sowie beim Umkehren an<br />
bestimmten Stellen im Tunnel sollten dadurch<br />
Erleichterungen geschaffen werden.<br />
Einsatzübungen im Tunnel haben gezeigt, dass<br />
ein Auffüllen bis Oberkante Schiene wesentliche<br />
Vorteile beim Begegnen sowie Überholen<br />
von Einsatzfahrzeugen im Tunnel bringt. Beim<br />
nächsten Tunnel in Langen am Arlberg<br />
(Blisadonatunnel) wird diese Auffüllung im gesamten<br />
Tunnel auf Höhe Schienenoberkante<br />
ausgeführt. In Folge der gleichen Ebene über<br />
den gesamten Tunnelquerschnitt ist jedoch<br />
nicht auszuschließen, dass Einsatzfahrzeuge den<br />
Randweg befahren und die dort befindlichen<br />
Kabeltröge ebenso mit befahrbaren Deckeln<br />
ausgerüstet werden müssen (Abb. 8 und 9).<br />
Im Bereich der Weichen musste aufgrund des<br />
sich stetig ändernden Abstandes zwischen den<br />
Fahrschienen auf Sonderkonstruktionen<br />
zurückgegriffen werden. Diese wurden in Form<br />
von Gitterrosten ausgeführt. Bis zu 170 verschiedene<br />
Teile mussten zu diesem Zweck pro<br />
Weiche angefertigt werden. Außerdem durften<br />
diese Teile im Bereich der sicherungstechnischen<br />
Einbauten aus Erhaltungsgründen 30 kg<br />
nicht überschreiten, damit im Störungsfall ein<br />
Mann die Arbeiten alleine durchführen<br />
kann. Ebenso musste bei den<br />
Weichendiagnoseeinrichtungen, welche<br />
hinsichtlich magnetischer Störungen besonders<br />
sensibel sind, auf glasfaserverstärkte<br />
Kunststoffgitterroste zurückgegriffen werden<br />
(Abb. 10).<br />
Überall dort, wo die Fluchtwege die Gleise<br />
queren, wurde die verbleibende Lücke im<br />
Ausmaß von 18 cm zwischen der Fahrschiene<br />
und der befahrbaren Akustikplatte einerseits<br />
und dem Randweg andererseits mittels<br />
Rillenfüller aus Kunststoff geschlossen<br />
(Abb. 11).<br />
Hinkünftig wird diese „Lücke“ auf 13 cm<br />
Veröffentlicht im EI - Eisenbahningenieur (52) 9/2001 Seite 32-37<br />
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Abb. 11: Auffahrtsbereich mit Rillenfüller<br />
Abb. 12: Belastung der Gleisabdeckung mit<br />
85 kN<br />
Abb. 13: Atypische Belastung mit 85 kN im<br />
Test<br />
Abb. 14: Aufbau und Auflage der absorbierenden<br />
befahrbaren Gleisabdeckung<br />
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BAHNTECHNIK<br />
Abb. 15: Längsansicht durch die von den Schwellen entkoppelte<br />
befahrbare Gleisabdeckung<br />
verkleinert, und es kann dann auf die speziellen<br />
Rillenfüller verzichtet werden.<br />
Aufgrund der Befahrbarkeit des gesamten<br />
Tunnelbereiches, konnte in intensiven<br />
Verhandlungen mit den zuständigen<br />
Feuerwehrdienststellen erzielt werden, dass auf<br />
deren bestehende Infrastruktur zurückgegriffen<br />
werden kann. Somit waren im Vergleich zur<br />
Anschaffung und Vorhaltung eines eigenen<br />
Tunnelrettungszuges samt zugehörigem<br />
Personal nur geringfügige Adaptierungen der<br />
Ausrüstungen der Feuerwehren erforderlich.<br />
Bautechnische<br />
Ausführungen<br />
Befahrbarkeit auf Fester Fahrbahn aus<br />
Fertigteilen<br />
Die Ausbildung der gleichzeitig schallabsorbierenden<br />
und befahrbaren Ausrüstung ist eine<br />
Besonderheit. Anhand umfangreicher Tests und<br />
Versuche wurde dieses System im<br />
Zusammenwirken der Firmen Rieder und<br />
<strong>Rhomberg</strong> Bau, aufbauend auf dem in<br />
Deutschland bereits zur Betriebserprobung<br />
zugelassenen und auf der Strecke Hannover<br />
Berlin eingebauten Befahrbaren Absorbierenden<br />
Führungsschienensystem BAFS und<br />
Gleisabsorbern für den Praxiseinsatz, im<br />
Wolfsgrubentunnel gestaltet.<br />
Die Abb. 12 und 13 zeigen die Belastung der<br />
absorbierenden Gleisabdeckungen mit 85kN<br />
Radlast. Selbst bei den in Abb. 13 dargestellten,<br />
in der Praxis nicht vorkommenden Belastungen<br />
treten keine Beschädigungen auf. Lediglich die<br />
Lenkbewegungen unter voller Radlast erzeugen<br />
an den Kanten Beschädigungen. Aus diesem<br />
Grund wurden in den Auffahrtsbereichen<br />
diese Kanten zusätzlich durch Stahlwinkel<br />
geschützt.<br />
Die absorbierenden Gleisabdeckungen sind in<br />
2 Schichten mit tragendem Stahlbeton und<br />
absorbierendem Porenbeton hergestellt und<br />
wie in Abb. 14 dargestellt auf Streifen an der<br />
Plattenaußenseite elastisch auf die<br />
Fertigteilplatten der Festen Fahrbahn aufgelegt.<br />
Zum Schutz vor dem Abwandern der Platten<br />
unter dem Einfluss der Erschütterung des<br />
Zugsbetriebes werden diese Platten mit dem<br />
Untergrund verschraubt.<br />
Befahrbarkeit auf elastisch gelagerten<br />
Monoblockschwellen<br />
In den Abschnitten mit den befahrbar ausgeführten<br />
6 Weichen und den Zwischengleisen<br />
ist eine Feste Fahrbahn mit in Gummischuhen<br />
elastisch gelagerten Monoblockschwellen eingebaut.<br />
Um die elastischen Eigenschaften der<br />
Fahrbahn und der Weichen nicht zu verändern,<br />
ist der gesamte Aufbau der Befahrbarkeit<br />
vollständig von den Schwellen zu entkoppeln.<br />
Die Abb. 15 zeigt den Längenschnitt durch diesen<br />
Aufbau.<br />
Im Schwellenzwischenfach werden Formteile<br />
auf im Füllbeton gesetzten vorbereiteten<br />
Steckeisen versetzt, eingerichtet und mit Beton<br />
aufgefüllt.<br />
Auf diese Formteile werden die absorbierenden<br />
Gleisabdeckungen aufgelegt und an den<br />
Stoßstellen mit dem Untergrund verschraubt.<br />
Außenliegende Gleisabdeckungen<br />
Die Bereiche außerhalb des Gleises werden bis<br />
auf 18 cm zur Schienenaußenkante mit<br />
Fertigteilen derart abgedeckt, dass die elastisch<br />
gelagerten Schwellen vollständig entkoppelt<br />
sind.<br />
Zusammenfassung<br />
Viele, der in diesem Bauwerk erstmalig<br />
ausgeführten Details wurden trotz der extrem<br />
kurzen Bauzeit erst während der Bauausführung<br />
in enger Abstimmung zwischen der<br />
Projektleitung der ÖBB, den Planungsbüros<br />
und der ausführenden Arbeitsgemeinschaft<br />
<strong>Bahntechnik</strong> unter technischer Führung der<br />
Abb. 16: Übergang elastisch gelagerter Einzelschwellen zu Fester<br />
Fahrbahn mit Fertigteilplatten<br />
<strong>Rhomberg</strong> Bau GbmH entwickelt und effizient<br />
in die Praxis umgesetzt.<br />
Die ganzheitliche Betrachtung der<br />
unterschiedlichsten Anforderungen durch alle<br />
Beteiligten und übergreifende technische und<br />
organisatorische Lösungen ermöglichte die<br />
firstgerechte Fertigstellung vor der SKI-WM<br />
2001 in Sankt-Anton.<br />
Safety measures for the<br />
Wolfsgruben Tunnel<br />
In zhe wake of recent disasters due to fires in<br />
tunnels, safety in tunnels is a highly topical issue.<br />
The new Wolfsgruben Tunnel in St. Anton am<br />
Arlberg has been designed so as to allow existing<br />
local firefighting vehicles direct access along<br />
the railway tunnel.<br />
Mesures de sécurité pour le<br />
tunnel du Wolfsgruben<br />
Compte tenu des dernières catastrophes dues à<br />
des incendies dans des tunnels, le thème de la<br />
sécurité est à l’ordre du jour. A St. Anton am<br />
Arlberg, le nouveau tunnel du Wolfsgruben a été<br />
équipé de facon à pouvoir être emprunté directement<br />
par les véhicles actuels du service local<br />
des pompiers.<br />
5<br />
Veröffentlicht im EI - Eisenbahningenieur (52) 9/2001 Seite 32-37<br />
<strong>Rhomberg</strong> Bau AG<br />
A-6900 Bregenz<br />
Tel.: +43 (5574) 403 0<br />
Fax : +43 (5574) 403 249<br />
hubert.rhomberg@rhombergbau.at<br />
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