<strong>F<strong>in</strong>anzsystem</strong> <strong>und</strong> <strong>Krise</strong> <strong>in</strong> Argent<strong>in</strong>icn <strong>und</strong> Chile der Ersparnisse) sowie realen Reichtums («Privatisierung
40 Joachim Becker, Johannes Jäger, Andres Musacchio Kemelement der neo-liberalen Strategie im F<strong>in</strong>anzbereich stellte die Liberalisierung sowie im Bereich der Währungspolitik e<strong>in</strong>e Quasi-Dollar-B<strong>in</strong>dung dar. E<strong>in</strong>e Strategie, wie sie im Bereich der Geldpolitik auch von anderen Ländern Südamerikas, wie Argent<strong>in</strong>ien <strong>und</strong> Uruguay, scit der zweiten Hälfte dcr 1970er Jahre verfolgt wurde. Die Inflation wurde gesenkt, die Handelsbilanz verschlechterte sich nicht zuletzt auch wegen der e<strong>in</strong>seitigen Außenöffimng dramatisch, womit die Auslandsverschuldung explodierte. Mit der monetaristischen Z<strong>in</strong>spolitik <strong>in</strong> den USA <strong>und</strong> dem damit verb<strong>und</strong>enen sprunghaften Anstieg der Schuldenlast, stürzte das Land <strong>in</strong> die bisher tief~te <strong>Krise</strong>, die dogmatische monetaristische Politik wurde rnodifiziert, e<strong>in</strong>e Währungsabwertung vorgenommen, die bankrotten Banken sowie teilweise auch die private Auslandsschuld verstaatlicht, womit der dogmatische von e<strong>in</strong>em »pragmatischen« Neo-Liberalismus ersetzt wurde (hnbusch 1995). Insbesondere im F<strong>in</strong>anz- <strong>und</strong> Bankbereich wurden nunmehr rigide staatliche Regulierungen e<strong>in</strong>gerichtet, auch spekulativen aushndischen Kapitalzuflüssen wurden strenge Regulierungen entgegengesetzt. Diese waren zunächst adm<strong>in</strong>istrativer Natur. Vor allem der Abfluss von Kapital sollte damit zum Teil e<strong>in</strong>geschränkt werden (Gallego/Loayza 2000). Angesichts e<strong>in</strong>es neuerlichen Anstiegs der Kapitalzuflüsse ab 1988 wurde ab 1991 e<strong>in</strong> neues Instrument zur Regulierung des Kapitalverkehrs e<strong>in</strong>gesetzt: Die Verpflichtung e<strong>in</strong>e Teil des <strong>in</strong>s Land fließenden Kapitals fur e<strong>in</strong> Jahr als unverz<strong>in</strong>ste E<strong>in</strong>lage bei der Zentralbank zu h<strong>in</strong>terlegen (Unremunerated Reserve Requirement - URR). Damit sollte das Land vor spekulativen Kapitalzuflüssen geschützt werden. Die Politik war erfolgreich, was auch ökonometrische Untersuchungen (Gallego et al. 2002; 397) bestätigen. Gleichzeitig wurde jedoch der Abbau traditioneller Kapitalverkehrskontrollmaßnahmen fortgesetzt. Insgesamt g<strong>in</strong>g man <strong>in</strong>l Bereich der makroökonomischen Steuerung jedoch mit mehr Bedacht vor. Im Feld der Gesellschaftspolitik blieben jedoch die neo-liberalen Refon11en (<strong>und</strong>emokratisches Wahlrecht, entrechtlichtes Arbeitsrecht, privatisierte Sozialpolitik) bis heute bestehen Qäger 20CH). Die <strong>Krise</strong> der HOerJahre hatte zu e<strong>in</strong>em erheblichen Zentralisationsprozess des Kapitals gefiihrt. Darüber h<strong>in</strong>aus war es bereits im VorfCld <strong>und</strong> <strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> der <strong>Krise</strong> zu weitreichenden Privatisierungen von Staatsbetrieben zugunsten von Personen im Umfeld der Militärdiktatur - häufig auch zugunsten der Technokrat<strong>in</strong>nen - gekommen. Damit wurden neue große <strong>und</strong> (zum Teil über UnternehmerInnenverbände) sehr e<strong>in</strong>flussreiche Unternehmenskonglomerate C~ruposeconomicos) geschaffen (Monckeberg 2001). Diesen waren dadurch charakterisiert, dass sie <strong>in</strong> den meisten Fällen branchenübergreifende Aktivitäten (etwa im F<strong>in</strong>anzbereich, im Industriebereich, irn Exportsektor) <strong>in</strong>tegrierten <strong>und</strong> vielfach oligopolistische Marktstellungen <strong>in</strong>ne hatten (Fazio 2(00). Damit wurde e<strong>in</strong>e neue Form der Bourgeoisie bzw. UnternehmerInnenschaft geschaffen. Da diese grupos econlJmicos allesamt im produktiven Bereich verankert waren, kann von ihrem Interesse an e<strong>in</strong>em hohen realen Wirtschaftswachstum ausgegangen werden. Es gelang daher e<strong>in</strong>e wachstumsorientierte Makro-Politik, <strong>in</strong>sbesondere auch im F<strong>in</strong>anz- <strong>und</strong> Währungsbereich, durchzusetzen. Entsprechend zeigten auch alle makro-ökonomischen (Politik-)Variablen <strong>in</strong> dieser Zeit e<strong>in</strong> hohes Maß an Kohärenz. Durchschnittliche Wachstumsraten von über 6% zwischen 1985 <strong>und</strong> 1997 stellten sich e<strong>in</strong> (Banco Central de Chile 2001). Damit kann von e<strong>in</strong>em Akkumulationsregime, welches primär extensive <strong>und</strong> außenorientierte Charakteristika aufwies, gesprochen werden K""wechsel312002