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Finanzsystem und Krise in Argentinien und Chile1 - Beigewum

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<strong>F<strong>in</strong>anzsystem</strong> <strong>und</strong> <strong>Krise</strong><br />

<strong>in</strong> Argent<strong>in</strong>ien <strong>und</strong> Chile 1<br />

Joachim Becker, Johannes Jäger, Andres Musacchio<br />

Argent<strong>in</strong>ien ist »Dank« tiefer <strong>Krise</strong> auch hierzulande immer wieder <strong>in</strong> den Schlagzei~<br />

len.Wiewohl oberflächliche <strong>Krise</strong>nerklärungen meist kOffilpte Politiker daftir verantwortlich<br />

machen, wird <strong>in</strong> der Fachpresse gelegentlich auch die Peso-Dollar-<br />

13<strong>in</strong>dung <strong>und</strong> darnit (<strong>in</strong>direkt) das <strong>F<strong>in</strong>anzsystem</strong> zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong>s Spiel gebracht. Um<br />

Chile, den bis vor kurzem lauthals gefeierten Pionier neoliberaler Politik, ist es mittlerweile<br />

ruhiger geworden. Auch dieses Land steckt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er ökonomischen <strong>Krise</strong>,<br />

wenn es sich auch <strong>in</strong>l Vergleich zu Argent<strong>in</strong>ien <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er weit weniger dramatischen<br />

Lage bef<strong>in</strong>det. Die Analyse der Ursachen der krisenhaften Entwicklungen, sowie der<br />

doch markant unterschiedlichen Entwicklungen <strong>in</strong> beiden Staaten, ist Gegenstand<br />

des vorliegenden Textes. Die l3lockierung des b<strong>in</strong>nenorientierten Entwicklungsmodells<br />

<strong>in</strong> den 70er Jahren war <strong>in</strong> beiden Staaten ähnlich. In beiden Ländern leiteten<br />

Militärdiktaturen e<strong>in</strong>en wirtschaftspolitischen Kurswechsel e<strong>in</strong>. Dieser g<strong>in</strong>g zwar <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>e ähnliche, aber nicht dieselbe Richtung. In Chile s<strong>in</strong>d aus F<strong>in</strong>anzkrisen der 70er<br />

<strong>und</strong> frühen 80er Jahre Konsequenzen für die Regulienmg von F<strong>in</strong>anzrnärkten ge~<br />

troffen worden, <strong>in</strong> Argent<strong>in</strong>ien h<strong>in</strong>gegen nicht. Wie ist das zu erklären? Hauptgr<strong>und</strong><br />

daftir stellen die unterschiedlichen politökonomischen Konstellationen - <strong>und</strong> damit<br />

die relative Bedeutung des F<strong>in</strong>anzkapitals -<strong>und</strong> die daraus resultierenden Politikmuster<br />

im Bereich der F'<strong>in</strong>anz- <strong>und</strong> Währungspolitik dar.<br />

Argent<strong>in</strong>ien: e<strong>in</strong> Negativmodell<br />

Die Wende zum Neoliberalisl11us erfolgte <strong>in</strong> Chile wie <strong>in</strong> Argent<strong>in</strong>ien <strong>in</strong> den 70er<br />

Jahren. Damals erschöpfte sich das b<strong>in</strong>nenrnarktorientierte Moden des »peripheren<br />

Fordisrnus« (Conceiyao 1990: 216 ff.). Über den weiteren Entwicklungsweg<br />

gab es heftige Konflikte. Die <strong>in</strong> mehrere Fraktionen gespaltene L<strong>in</strong>ke wollte e<strong>in</strong>e<br />

Vertiefung der nationalstaatszentrierten Industrialisierung, Kräfte der Rechten widersetzten<br />

sich dem. E<strong>in</strong> Militärputsch entschied den Konflikt zugunsten der Rechten<br />

- e<strong>in</strong>e Generation von Aktivist<strong>in</strong>nen, etwa 30.000 Menschen, wurde liquidiert.<br />

Der Putsch bedeutete aber auch e<strong>in</strong>e Vere<strong>in</strong>heitlichung des herrschenden<br />

Blocks. Hier setzten sich e<strong>in</strong>ige große Wirtschaftsgruppen durch, die ihr Heil<br />

primär <strong>in</strong> F<strong>in</strong>anzanlagen suchten. So wurde e<strong>in</strong>e »f<strong>in</strong>anzgetriebene« Akkumulation<br />

etabliert (sh. Rapoport et a1. 2000, Becker 2002a). Diese ist typisch fi.irstruktu~<br />

relle <strong>Krise</strong>n, <strong>in</strong> denen die produktive Akkumulation blockiert ist, <strong>und</strong> die Zu~<br />

kunftsaussichten sehr unsicher s<strong>in</strong>d (sh. Arrighi 1994).<br />

Das MilitärregiIne begünstigte ab 1977 die F<strong>in</strong>anzspekulation durch e<strong>in</strong>e breite<br />

Refonn des F<strong>in</strong>anzsektors, die e<strong>in</strong>erseits die freie Kapitalbewegung mit dem Ausland<br />

erlaubte <strong>und</strong> anderseits den F<strong>in</strong>anzmarkt im Inland stark deregulierte. Das<br />

Kur>wechsel 3/2002


<strong>F<strong>in</strong>anzsystem</strong> <strong>und</strong> <strong>Krise</strong> <strong>in</strong> Argent<strong>in</strong>ien <strong>und</strong> Chile<br />

wurde durch e<strong>in</strong>e passive Geldpolitik ergänzt (der »enfoque morlctario dei balance de<br />

pa,gos«), <strong>in</strong> der die Geldmenge durch Devisenzufluss oder -abfluss bestimmt wurde.<br />

Kurz danach wurde der Wechselkurs durch die so genannte »Tablita« eng an<br />

den Dollar geb<strong>und</strong>en. Der Effekt war e<strong>in</strong>e reale AufWertung des Pesos. Begründet<br />

wurde die Tablita mit der Inflationsbekämpfung, real ebnete sie aber durch e<strong>in</strong>e<br />

künstliche Aufwertung des Pesos e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en M<strong>in</strong>derheit ungeahnte Möglichkeiten<br />

der Bereicherung. Um das aus der Überbewertung resultierende Leistungsbilanzdefizit<br />

über Kapitalzuflüsse aus dem Ausland zu decken, wurden hohe Z<strong>in</strong>sen<br />

offeriert. Argent<strong>in</strong>ische Spekulanten verschuldeten sich <strong>in</strong> US-Dollar zu<br />

niedrigen Z<strong>in</strong>sen, legten diese <strong>in</strong> Argent<strong>in</strong>ien zu hohen Z<strong>in</strong>sen an <strong>und</strong> transferierten<br />

die Gew<strong>in</strong>ne dann wieder <strong>in</strong>s Ausland. Das Resultat war e<strong>in</strong>e zwischen 1976<br />

<strong>und</strong> 1982 von 9,7 Mrd. US$ auf43,6 Mrd. US$ hochschnellende Auslandsschuld<br />

(Rapoport 2000: 812, Tab. 7.13).<br />

Als Empfanger der Anlagen hatten die Banken <strong>in</strong> diesem Geldkreislauf die Hauptrolle.<br />

Sie konnten aber die Geldanlagen aufgr<strong>und</strong> der Rezession <strong>und</strong> der hohen<br />

Z<strong>in</strong>sen nicht weiterverleihen. Weiters hätte die Kreditausdehnung der Stabili6tspolitik<br />

der Regierung widersprochen. Aus diesem letzten Gr<strong>und</strong> waren die llanken<br />

gezwungen, das Geld bei der Zentralbank zu veranlagen, die dafur die Z<strong>in</strong>sen<br />

zahlte. In letzter Instanz f<strong>in</strong>anzierte also der Staat die Spekulation.<br />

Als die Z<strong>in</strong>sen <strong>in</strong> den USA Ende der 70er Jahre stark h<strong>in</strong>aufgesetzt wurden <strong>und</strong><br />

sich die Leistungsbilanz ständig verschlechterte, war diese Politik nicht mehr durchhaltbar.<br />

Den wichtigsten F<strong>in</strong>anzkonzernen gelang es jedoch, dank ihrer engen<br />

Beziehungen mit der Regierung, noch vor dem Zusammenbruch der Tablita ihr<br />

Geld im Ausland <strong>in</strong> Sicherheit zu br<strong>in</strong>gen. Der Staat stellte die nötigen Devisen<br />

zur Verfugung, <strong>in</strong>dern sich die öffentlichen Firmen verschuldeten, um Dollars auf<br />

deIn freien Markt anbieten zu können. Die »Fiesta« der Spekulation endete <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er dramatischen Abwertung, e<strong>in</strong>er Verstaatlichung der privaten Auslandsschulden<br />

<strong>und</strong> e<strong>in</strong>er scharfen Rezession. Durch den llankrott vieler Privatbanken verlor<br />

die Mittelklasse e<strong>in</strong>en wesentlichen Teil ihrer Ersparnisse. E<strong>in</strong>e Schlüsselfigur der<br />

rentierfre<strong>und</strong>lichen Wirtschaftspolitik war der damalige Zentralbankdirektor Dom<strong>in</strong>go<br />

Cavallo.<br />

Die der Militärdiktatur folgende Zivilregierung der Union Civica Radical (UCR)<br />

hatte dann die Aufgabe, mit der Verschuldungskrise fertig zu werden. Unter dem<br />

Druck der Gläubiger setzte sie vorübergehend auf die Erzielung e<strong>in</strong>es Exportüberschusses,<br />

der die lledienung der Auslandsschuld ermöglichen sollte. Es gelang<br />

ihr jedoch nicht, e<strong>in</strong> tragf:ihiges Wirtschaftsmodell zu etablieren. Im Gegenteil:<br />

die Verteilungskonflikte spitzten sich zu <strong>und</strong> f.'mden ihren Ausfluss <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Hyper<strong>in</strong>flation.<br />

Trotz der schweren Wirtschaftsprobleme konnte der F<strong>in</strong>anzsektor <strong>in</strong> der zweiten<br />

Hälfte der 80er Jahre e<strong>in</strong>e neue Spekulationswelle aufblasen. Da der Staat die<br />

E<strong>in</strong>nahmen <strong>in</strong> der heimischen W;ihrung - Australes - bekam, sollten die Devisen<br />

fur die Z<strong>in</strong>senzahlung der Außenverschuldung auf dem Markt gekauft werden.<br />

Man versuchte aber gleichzeitig die dadurch entstandene Expansion der Geldmenge,<br />

die im Widerspruch zum Stabilitätsziel stand, durch Wertpapiere zu sterilisieren.<br />

Die Folge war e<strong>in</strong> unkontrolliertes Wachstum der Innenverschuldung -<br />

das »Bondsfestival« -, das wieder die Z<strong>in</strong>ss;itze stark erhöhte <strong>und</strong> die Spekulation<br />

<strong>in</strong> Gang setzte. Mit der Hochz<strong>in</strong>spolitik explodierte das Budgetddizit erneut, die<br />

K71rswechsel312002<br />

33


34<br />

JOMäßigung«ihrer Lohnforderungen gezwungen<br />

werden. Konzeptionell wies diese Wirtschaftspolitik frappierende Parallelen<br />

mit der Militärdiktatur auf, ihr Architekt, Wirtschaftsm<strong>in</strong>ister Dom<strong>in</strong>go Cavallo,<br />

war auch bereits während der Diktatur fiihrend tätig gewesen. In den 70er wie <strong>in</strong><br />

den 90er Jahren war e<strong>in</strong>e rentierfre<strong>und</strong>liche Politik von Währungsüberbewertung,<br />

hohen Z<strong>in</strong>sen <strong>und</strong> hohen Kapitalimporten nur möglich, weil es <strong>in</strong> den Staaten<br />

des Zentrums überschüssiges Geldkapital gab, das dr<strong>in</strong>gend Anlage suchte.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs waren die Ausstiegskosten aus dem Wirtschaftsmodell 90er Jahre wegen<br />

der fortgeschrittenen Dollarisierung absehbar noch höher als beim Modell der<br />

Diktatur (sh. Heymann/Kosacoff 2000: 17), denn es wurden beachtliche Schulden<br />

<strong>in</strong> Dollar aufgehäuft, die laufenden E<strong>in</strong>kornmen jedoch <strong>in</strong> Pesos bezogen.<br />

Auch die Preise wurden teilweise dollarisiert. Die Liberalisierung des Außenhandels<br />

bedeutete die faktische Dollarisierung e<strong>in</strong>es zunehmenden Teils der Industrie-<br />

<strong>und</strong> Agrargüter, während die »Dollarklausel« <strong>in</strong> den Privatisierungsverträgen<br />

die Preise der Dienstleistungen <strong>in</strong> Dollars fixierte. Nur Löhne <strong>und</strong> Staatse<strong>in</strong>nahmen<br />

blieben gnmdsätzlich »pesofiziert«.<br />

Die Bevölkerung, die der Inflation müde war, nahm die Maßnahmen mit Erleichterung<br />

auf Die Gewerkschaften nahmen die liberal-peronistische Politik ohne<br />

Proteste h<strong>in</strong>. Die Verteilungsfrage wurde zugunsten der dom<strong>in</strong>anten Sektoren<br />

entschieden. Diese konnten sich wieder auf die gleiche Art bereichern wie während<br />

der Diktatur, nUll allerd<strong>in</strong>gs im Kontext e<strong>in</strong>er dollarisierten Wirtschaft. Erneut<br />

erfreuten sich die Anleger e<strong>in</strong>er fixen Parität <strong>und</strong> konnten hohe Z<strong>in</strong>sdifferenziale<br />

zwischen Argent<strong>in</strong>ien <strong>und</strong> dem Ausland nutzen. Aber auch ausländische<br />

Anleger kamen auf ihre Kosten. Ihnen eröffneten sich lukrative Anlagemöglich-<br />

Kurswech,


<strong>F<strong>in</strong>anzsystem</strong> <strong>und</strong> <strong>Krise</strong> <strong>in</strong> Argcnt<strong>in</strong>ien <strong>und</strong> Chile<br />

keiten, um ihr überschüssiges Kapital anzulegen. Internationale Organisationen<br />

wie IWF , Weltbank <strong>und</strong> Inter-Amerikanischc Entwicklungsbank unterstützen<br />

ausdrücklich das Konvertibilitätsmodell (Ndfa 1998: 333).<br />

Zunächst schien das Modell erfolgreich. Nach e<strong>in</strong>em Jahrzehnt der Stagnation<br />

war zwischen 1991 <strong>und</strong> 1994 erstmals wieder e<strong>in</strong> starkes Wirtschaftswachstum zu<br />

verzeichnen (Rapoport 2000: 981, Tab. 8.22). Die Nachfrage wurde durch zwei<br />

Faktoren stimuliert. Die Armen, die sich nicht gegen die Hyper<strong>in</strong>flation hatten<br />

schützen können, gewannen vorübergehend wieder etwas Kaufkraft. Entscheidender<br />

war, dass der erneute Zugang zu Konsumentenkrediten - <strong>in</strong> US-Dollarden<br />

Konsurn der Mittelklasse <strong>und</strong> Bourgeoisie anregte. In von der äußeren Konkurrenz<br />

geschützten Sektoren, wie Handel, Dienstleistungen <strong>und</strong> ßauwirtschaft,<br />

nahmen die Investitionen zu. Branchen, die auf den Konsum der Hoche<strong>in</strong>kommensbezieher<br />

ausgerichtet war, wuchsen stark (z.B. Auto<strong>in</strong>dustrie), während Branchen<br />

rnit Orientierung auf den Massenkonsum oder starker auswärtiger Konkurrenz<br />

entweder stagnierten oder wie die Kapitalgüter<strong>in</strong>dustrie weitgehend<br />

verschwanden (Heymann/Kosacoff 2000: 22 ff, Rapoport et al. 2000: 1024 ff).<br />

Die Wirtschaftsstruktur wurde )reprimitivisiert({, die Importabhängigkeit stieg, die<br />

soziale Ungleichheit nahm zu.<br />

Damit s<strong>in</strong>d die <strong>in</strong>neren Widersprüche des Modells schon angedeutet. Die Importe<br />

wuchsen ungleich schneller als die Exporte. E<strong>in</strong>e gewisse Stützung flir die<br />

Austllhren, speziell im Agrarbereich, stellte der 1991 gegründete Mercado Comün<br />

dd Sur (Mercosur) mit Brasilien, Paraguay <strong>und</strong> Umguay dar. Dies galt speziell [ur<br />

die Phase der Hochwährungspolitik <strong>in</strong> Brasilien zwischen 1994 <strong>und</strong> Anfang 1999<br />

(Becker 2002b: 25). Die Handelsbilanz verschlechterte sich, die Leistungsbilanz<br />

mtschte <strong>in</strong> die roten Zahlen. Damit drohte e<strong>in</strong> Rückgang der Devisenreserven,<br />

der sich über die Konvertibilitätsregeln unmittelbar auf die <strong>in</strong>ländische Geldbasis<br />

ausgewirkt hätte. Daher hatte die Anziehung von Kapital- <strong>in</strong> jeder Form - höchste<br />

Priorität. Über den Geldnexus ist, so der argent<strong>in</strong>ische Ökonom GuillernlO<br />

Vitelli (2001: 73), »e<strong>in</strong>e der perversesten B<strong>in</strong>dungen geschaffen worden, die e<strong>in</strong>e<br />

Wirtschaftspolitik auferlegen kann: Sie band das <strong>in</strong>nere Wirtschaftswachstum an<br />

die Außenverschuldung.({<br />

In e<strong>in</strong>er hochverschuldeten Wirtschaft wie der Argent<strong>in</strong>iens hätte der Plan e<strong>in</strong>en<br />

stmkturellen Handdsbilanzüberschuss <strong>und</strong> e<strong>in</strong>en starken Budgetüberschuss<br />

als langfristige Voraussetzungen gehabt. Die Währungspolitik <strong>und</strong> die Spezialisierung<br />

Argent<strong>in</strong>iens Branchen mit relativ stagnierter Nachfrage ergaben aber e<strong>in</strong><br />

Handelsdefizit. Außerdem wurde das staatliche Budget durch e<strong>in</strong>e Steuerrefonn<br />

<strong>und</strong> die Privatisierung des Pensionssystems belastet, so dass der primäre Haushaltsüberschuss<br />

fiir e<strong>in</strong>e vollständige Abdeckung der Z<strong>in</strong>szahlungen nicht genügte. Die<br />

Lücken wurden mit ausländischen F<strong>in</strong>anzierungen gedeckt, die durch hohe Z<strong>in</strong>ssätze<br />

angezogen wurden. Die wachsende Verschuldung ließ aber auch die Z<strong>in</strong>szahlungen,<br />

welche die F<strong>in</strong>anzierungsnachfrage <strong>und</strong> dementsprechend hohen Z<strong>in</strong>ss;itze<br />

mit sich brachten, wachsen (Musacchio 2(02).<br />

Kapital wurde <strong>in</strong> Form von Direkt<strong>in</strong>vestitionen <strong>und</strong> Auslandsschulden angezogen.<br />

Der öffentliche Sektor wurde - unter oft skandalösen Bed<strong>in</strong>gungen - abverkauft.<br />

Die Käufer waren nationale Konglomerate, die mit der Militärdiktatur eng<br />

verb<strong>und</strong>en gewesen waren, <strong>und</strong> ausländische Konzerne. Die <strong>in</strong>ländischen Konglomerate<br />

verkauften oft die privatisierten Unternehmensteile an ausländische Un-<br />

Kurswecbsel3/2002<br />

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36<br />

Joachirn Hecker, Johannes Jäger, Andres Musacchio<br />

ternehmen weiter <strong>und</strong> veranlagten die Kauferlöse im Ausland. Die Direkt<strong>in</strong>vestitionen<br />

konzentrierten sieh bei den früher öffentlichen Infrastrukturnl0nopolen,<br />

e<strong>in</strong>igen Dienstleistungssektoren <strong>und</strong> ausgewählten Industriebranchen (Rapoport<br />

et al. 2000: 987 ff., Chudnovsky/L6pez 2001: 56, Tab. 1). Weiters wurde umkurzfristiges<br />

- Geldkapital mit hohen Z<strong>in</strong>ssätzen geworben (Heymann 2000: 92<br />

ff., 126, Tab. 19). Die hohen Z<strong>in</strong>sen schlugen sich auch unmittelbar negativ auf<br />

dem staatlichen Budget nieder. Die Auslandsverschuldung stieg zwischen 1992<br />

<strong>und</strong> 1998 um 123,7%, was <strong>in</strong> Late<strong>in</strong>arnerika das relativ höchste Wachstum war.<br />

Sie erreichte 1998 die Höhe von 140,5 Mrd. US$ (CepaI200l: Tab. A-16). Das<br />

Fluchtvermögen von Argent<strong>in</strong>ier<strong>in</strong>nen im Ausland war kaum ger<strong>in</strong>ger. E<strong>in</strong>e Folge<br />

des argent<strong>in</strong>ischen Kapitalimports waren stark steigende Überweisungen von Z<strong>in</strong>sen<br />

<strong>und</strong> Gew<strong>in</strong>nen <strong>in</strong>s Ausland. Diese belasteten ihrerseits die argent<strong>in</strong>ische Leistungsbilanz,<br />

wodurch die Abhängigkeit vom Kapitalimport noch akzentuiert wurde.<br />

Die Verw<strong>und</strong>barkeit des Modells wurde deutlich, als Mexiko zur Jahreswende<br />

1994/1995 <strong>in</strong> die <strong>Krise</strong> geriet. Mexiko hatte e<strong>in</strong>e ähnliche Politik verfolgt wie<br />

Argent<strong>in</strong>ien, <strong>und</strong> die Kapitalzutlüsse versiegten. Die argent<strong>in</strong>ische Regierung stand<br />

vor der Frage: abwerten oder nicht abwerten. Angesichts der hohen Dollarisierung,<br />

entschied sie sich nicht abzuwerten. E<strong>in</strong>e Abwertung hätte die Mittelklasse,<br />

die <strong>in</strong> Dollars verschuldet war, aber Pesos verdiente, schwer getroffen. Damit<br />

blieb als Alternative e<strong>in</strong>e deflationär ausgerichtete, pro-zyklische Politik. Diese<br />

setzte die Regierung Menem mit Unterstützung des IWF <strong>in</strong>s Werk. Zwischen<br />

1996 <strong>und</strong> 1998 konnte die Wirtschaftslage noch e<strong>in</strong>mal - sche<strong>in</strong>bar - stabilisiert<br />

werden.<br />

Oftmals wird die Abwertung Brasiliens, dem wichtigsten Absatzmarkt Argent<strong>in</strong>iens,<br />

Anfang 1999 als Anfang vom Ende des Konvertibilitätsmodells präsentiert<br />

(z.B. Eichengreen 2001:4). So versuchen liberale Ökonomen die Gründe des Misserfolgs<br />

zu externalisieren. Doch die Widersprüche des Modells waren schon von<br />

Anfang an da, <strong>und</strong> die Rezession begann auch schon vor der Abwertung (Boris<br />

2001: 475). Der Wegfall des Sicherheitsventils beschleunigte die Zuspitzung der<br />

<strong>Krise</strong> nur. Die Kapitalzuflüsse reichten immer weniger, um das Leistungsbilanzdefizit<br />

abzudecken. Um Kapital anzuziehen, wurden die Z<strong>in</strong>sen immer stärker erhöht.<br />

Damit gerieten auch die Budgets zunehmend aus dem Lot. Über Ausgabenkürzungen<br />

bis h<strong>in</strong> zu Nom<strong>in</strong>allohnkürzungen suchten die argent<strong>in</strong>ischen Regierungen<br />

- zunächst peronistischer dann aber 1999 UCR-Frepaso-Färbung - dem Bud~<br />

getdefizit Herr zu werden. Die Prov<strong>in</strong>zen g<strong>in</strong>gen zum Teil dazu über, ihre<br />

Angestellten partiell <strong>in</strong> Gutsche<strong>in</strong>en - mit so hübschen Namen wie Patacones<br />

oder Cecacor benannt - zu bezahlen. Diese zirkulierten nun ebenfalls als Währung.<br />

Der IWF stützte diese Politik mit hohen Krediten. Zuletzt war dies im<br />

August 2001 der Fall. Damals gab es h<strong>in</strong>ter den Kulissen allerd<strong>in</strong>gs bereits e<strong>in</strong>en<br />

Konflikt. Die USA wollten weiter IWF-Kredite vergeben, während der IWF-<br />

Präsident Horst Köhler laut Folha de Sao Paulo vom 11.8.2001 (S. B6) der Me<strong>in</strong>ung<br />

war, »dass das argent<strong>in</strong>ische Wechselkursregime auch mit neuer <strong>in</strong>ternationaler<br />

Unterstützung kaum dem Dmck des Marktes standhält.«<br />

Tatsächlich war die Wirkung des IWF-Krcdites nur ger<strong>in</strong>g. Abzug von Bankguthaben<br />

<strong>und</strong> Kapitalflucht setzten sich fort. Daher verhängte Wirtschaftsm<strong>in</strong>ister<br />

Dom<strong>in</strong>go Cavallo, der erneut als Retter <strong>in</strong> der Not gerufen worden war, Anfang<br />

Dezember 20(H Beschränkungen bei der Behebung von Bankguthaben <strong>und</strong> dem<br />

Kurswechsel 3/2002


<strong>F<strong>in</strong>anzsystem</strong> <strong>und</strong> <strong>Krise</strong> <strong>in</strong> Argent<strong>in</strong>ien <strong>und</strong> Chile 37<br />

Devisenverkehr mit dem Ausland. Damit war es mit der Unterstützung des IWF<br />

vorbei. Die Mittelklasse, die um ihre Ersparnisse ftirchtete, g<strong>in</strong>g auf die Straße,<br />

auch die Marg<strong>in</strong>albevölkerung protestierte. Der Peronismus witterte se<strong>in</strong>e St<strong>und</strong>e<br />

<strong>und</strong> forcierte die Proteste. In kurzem Abstand traten Cavallo als Wirtschaftsm<strong>in</strong>ister<br />

<strong>und</strong> Fernando de la Rua als Präsident zurück. Innerhalb der peronistischen<br />

Partei kam es zu heftigen Ause<strong>in</strong>andersetzungen, bei denen sich der bonarensische<br />

Politiker Eduardo Duhalde gegen e<strong>in</strong>e Gruppierung um den Kurzzeitpräsidenten<br />

A. Rodriguez Sia durchsetzte. Ke<strong>in</strong> halbes Jahr im Amt, kündigte Duhalde An-<br />

6ngJuli 2002 wiederum vorgezogene Präsidentschaftswahlen ftir den März 2003<br />

an. Die ökonomische <strong>Krise</strong> wurde durch die politische <strong>Krise</strong> verdoppelt.<br />

Duhalde zeigte sich als Politiker nach dem Vorbild von Lampedusas literarischen<br />

»Leoparden«, »der sagt, dass er ändern wird, was er auf ke<strong>in</strong>en Fall ändern<br />

wird« (Giard<strong>in</strong>elli 2002). Duhalde sprach von der Stärkung des produktiven Sektors,<br />

suchte aber die F<strong>in</strong>anzwelt zu schützen. Er suchte verbal den Schulterschluss<br />

mit dem Mercosur, real aber die Unterstützung der USA, um erneute Kredite<br />

vom IWF zu bekommen. Die Hoffimng auf den IWF ist jedoch eher illusionär.<br />

So merkt Neue Zürcher Zeitung am 4. Juli 2002 süffisant an: »Der W;ihrungsfonds<br />

- se<strong>in</strong>e Politik wird maßgeblich von der amerikanischen Regierung gesteuert<br />

- zeigt <strong>in</strong> den Umschuldungsverhandlungen sehr wenig Bereitschaft zu irgende<strong>in</strong>em<br />

Entgegenkommen. Es entsteht der E<strong>in</strong>druck, dass hier e<strong>in</strong> Exempel<br />

statuiert werden soll: Argent<strong>in</strong>ien zahlt se<strong>in</strong>e Schulden oder muss sich alle<strong>in</strong> weiterhelfen.<br />

Das Land bietet sich fur e<strong>in</strong> solches Experiment der harten Gangart an.<br />

Anders als die Türkei oder Japan liegt es fern von allen wichtigen geostrategischen<br />

Interessenpunkten, <strong>und</strong> es ist ganz anders als vor h<strong>und</strong>ertjahren ke<strong>in</strong>e große Volkswirtschaft<br />

mehr.«<br />

Die peronistischen Regierungen werteten den Peso ab. Zunächst erfolgte e<strong>in</strong>e<br />

begrenzte Abwertung, dann e<strong>in</strong>e völlige Kursfreigabe. Bis Ende Mai 2002 fiel der<br />

Peso-Kurs auf e<strong>in</strong> Tauschverhältnis von 1:3,7 zum US-Dollar. E<strong>in</strong>e solche Abwertung<br />

würde verbliebenen ausländischen Interessenten e<strong>in</strong>en billigen Kauf der<br />

argent<strong>in</strong>ischen Konkursmasse erlauben. Für die produktiven Aktivitäten <strong>und</strong> Dollarschuldner<br />

gegenüber dem Ausland, darunter dem argent<strong>in</strong>ischen Staat, s<strong>in</strong>d die<br />

starke Abwertung bzw. hohe Währungsvolatilität h<strong>in</strong>gegen ungünstig. Über den<br />

Zusammenhang von Geld- <strong>und</strong> Währungspolitik e<strong>in</strong>erseits <strong>und</strong> Budgetdefizit andererseits<br />

will der IWF nicht reden. Er forderte hartnäckig e<strong>in</strong>e Radikalisierung<br />

der staatlichen Ausgabenkürzungen. Von der Alternativmöglichkeit e<strong>in</strong>es relativ<br />

fixen Wechselkurses <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit Entschuldungsmaßnahmen <strong>und</strong> dauerhaften<br />

Kapitalverkehrskontrollen wollen jedoch weder der IWF noch dom<strong>in</strong>ante<br />

Sektoren <strong>in</strong> Argent<strong>in</strong>ien etwas wissen.<br />

Zusammen mit der Währungspolitik waren die Bewertung von Forderungen<br />

<strong>und</strong> Guthaben, sowie der Umgang mit den e<strong>in</strong>gefrorenen Konten zentraler Konfliktpunkt<br />

der argent<strong>in</strong>ischen Wirtschaftspolitik. Das Ziel, sowohl des IWF als<br />

auch der argent<strong>in</strong>ischen Regierung war, die Banken vor dem Totalkollaps zu bewahren.<br />

Dem IWF geht es vor allem um die Wahnmg der Interessen der ausländischen<br />

Banken. Ihre Verluste sollen sozialisiert, ihr Wiedere<strong>in</strong>stieg <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en - prospektive<br />

irgendwann e<strong>in</strong>mal wieder stabilisierten - argent<strong>in</strong>ischen Markt erleichtert<br />

werden. Die Staatsbanken sollen h<strong>in</strong>gegen schärfer an die Kandare genommen<br />

werden. Die Zentralbankspitze soll nach dem Willen des IWF bei ihrer Gebarung<br />

Kur.


3H<br />

JoachilTl Rccker, Johanncs Jäger, Andres Musacchio<br />

Immunität genießen (www.pag<strong>in</strong>a12.com.ar. 1.7.2(02). Es s<strong>in</strong>d bereits Milliardenbeträge<br />

<strong>in</strong> die Stützung des F<strong>in</strong>anzsektors geflossen (www.observa.com.uy.<br />

21.5.2(02). Starke 13eschränkungen des Zahlungsverkehrs blieben <strong>in</strong> Kraft, obwohl<br />

sie die Wirtschaftsaktividt abdrosselten <strong>und</strong> <strong>in</strong> der Bevölkerung massiven Unmut<br />

hervorriefen. Die Details der Zahlungsbeschränkungen veränderten sich manchmal<br />

täglich, was auf die Planlosigkeit des Vorgehens <strong>und</strong> die wechselnde Machtbalance<br />

kle<strong>in</strong>ster, aber wichtiger Interessengruppen schließen lässt.<br />

Wie schon <strong>in</strong> der Vergangenheit wird der Konflikt um die Verteilung der <strong>Krise</strong>nkosten<br />

nicht zuletzt über die Inflation »gelöst«. Verlierer<strong>in</strong>nen s<strong>in</strong>d die ständig<br />

wachsende Marg<strong>in</strong>albevölkerung <strong>und</strong> die Lohnabhängigen. In den ersten vier Monaten<br />

dieses Jahres stiegen die Kosten fiir e<strong>in</strong>en gr<strong>und</strong>legenden Warenkorb <strong>in</strong><br />

Buenos Aires nach offiziellen Angaben tun 42% (www.sitioirna.com.ar). die Löhne<br />

sanken nom<strong>in</strong>al. Die Zahl der Beschäftigten sank alle<strong>in</strong> im Großraum Buenos<br />

Aires zwischen Mai 2001 <strong>und</strong> Mai 2002 um 10,3% (M<strong>in</strong>isterio de Econornia 2002:<br />

4).57% der Argent<strong>in</strong>ierlnnen gelten offiziell als ann (Economist, 27.4.2002), Tendenz<br />

stark steigend. Auch frühere Mittclklasseangehörige müssen jetzt die Armenspeisung<br />

nutzen. Das Brutto<strong>in</strong>landsprodukt ist im freien Fall.<br />

Trotz geEihmter Produktion, e<strong>in</strong>gefrorener Guthaben, rapid steigender Ammt<br />

ist es nicht zu e<strong>in</strong>er gnmdlegenden Neuausrichtung der Wirtschaftsstrategie gekommen.<br />

Auch wenn im herrschenden Block Une<strong>in</strong>igkeit über die Verteilung<br />

der <strong>Krise</strong>nkosten besteht, so ist er sich doch e<strong>in</strong>ig, die Rentiersorientierung der<br />

Politik fortzusetzen. Sek<strong>und</strong>äre Widersprüche bestehen zwischen F<strong>in</strong>anzrentiers<br />

<strong>und</strong> der m<strong>in</strong>oritären Gruppe der Export<strong>in</strong>teressen. Die b<strong>in</strong>nenmarktorientierte<br />

Industrie spielt politisch ke<strong>in</strong>e Rolle mehr. Die Opposition ist sozial <strong>und</strong> politisch<br />

fragmentiert. Die mit den Kochtöpfen protestierende Mittelklasse wünscht Zugang<br />

zu Dollars. Arbeiter<strong>in</strong>nenschaft <strong>und</strong> Marg<strong>in</strong>albevölkerung geht es um weitergehende<br />

Maßnahmen. Die sozialen Klassen demonstrieren <strong>in</strong> der Regel getrennt.<br />

Die Gewerkschaftsbewegung ist <strong>in</strong> zwei pcronistische Verbände <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e<br />

eher unabhängige Zentrale, die eTA, gespalten. Bei e<strong>in</strong>er offenen Arbeitslosigkeit<br />

von 25% ist die Streikfahigkeit begrenzt, die peronistischen Gewerkschaften<br />

nehmen darüber h<strong>in</strong>aus Rücksicht auf die peronistische Regierung. Die CT A<br />

arbeitet auch mit Arbeitslosen<strong>in</strong>iativen zusammen. Irnmer wieder unterbrechen<br />

Arbeitslose als »Piqueteros« die Straßenverb<strong>in</strong>dungen. Aber auch die Piquetero-<br />

Bewegung ist <strong>in</strong> mehrere Flügel gespalten. E<strong>in</strong> parteipolitischer Transmissionsriemen<br />

fur die Proteste fehlt. So ist trotz katastrophaler sozialer Lage ke<strong>in</strong>e politische<br />

Altemative <strong>in</strong> Sicht.<br />

Die »f<strong>in</strong>anzgetriebene« Akkumulation, die 1976 <strong>in</strong> Argent<strong>in</strong>ien etabliert wurde,<br />

zeigt deutliche Regelmäßigkeiten. Sie funktioniert durch mittelfristige SpekulationsbJasen,<br />

die durch die Deregulierung der F<strong>in</strong>anzmärkte befcirdert werden<br />

<strong>und</strong> erhebliche E<strong>in</strong>kommentransfers mit sich br<strong>in</strong>gen. Von Überbewertung der<br />

Währung, Außenöflilllng <strong>und</strong> Hochz<strong>in</strong>spolitik gehen Beschränkungen fiir die<br />

Entwicklung des produktiven Potentials aus. Die Blockierung der Wertschöpfung<br />

verengt alhnählich die Basis fiir F<strong>in</strong>anzgew<strong>in</strong>ne, so dass diese nur durch e<strong>in</strong>e stär~<br />

kere E<strong>in</strong>kommensumverteilung <strong>und</strong> Außenverschuldung erzielt werden können.<br />

Wenn diese Alimentierungsmöglichkeiten ausgeschöpft s<strong>in</strong>d, platzt die Blase. Als<br />

Folgen bleiben steigende Staatsverschuldung <strong>und</strong> Arbeitslosigkeit, niedrigere Löhne<br />

<strong>und</strong> Produktion, Entwertung des Geldreichtums (Konfiszierung oder Abwertung<br />

KurJweebsel3/2002


<strong>F<strong>in</strong>anzsystem</strong> <strong>und</strong> <strong>Krise</strong> <strong>in</strong> Argent<strong>in</strong>icn <strong>und</strong> Chile<br />

der Ersparnisse) sowie realen Reichtums («Privatisierung


40<br />

Joachim Becker, Johannes Jäger, Andres Musacchio<br />

Kemelement der neo-liberalen Strategie im F<strong>in</strong>anzbereich stellte die Liberalisierung<br />

sowie im Bereich der Währungspolitik e<strong>in</strong>e Quasi-Dollar-B<strong>in</strong>dung dar.<br />

E<strong>in</strong>e Strategie, wie sie im Bereich der Geldpolitik auch von anderen Ländern<br />

Südamerikas, wie Argent<strong>in</strong>ien <strong>und</strong> Uruguay, scit der zweiten Hälfte dcr 1970er<br />

Jahre verfolgt wurde. Die Inflation wurde gesenkt, die Handelsbilanz verschlechterte<br />

sich nicht zuletzt auch wegen der e<strong>in</strong>seitigen Außenöffimng dramatisch, womit<br />

die Auslandsverschuldung explodierte. Mit der monetaristischen Z<strong>in</strong>spolitik <strong>in</strong> den<br />

USA <strong>und</strong> dem damit verb<strong>und</strong>enen sprunghaften Anstieg der Schuldenlast, stürzte<br />

das Land <strong>in</strong> die bisher tief~te <strong>Krise</strong>, die dogmatische monetaristische Politik wurde<br />

rnodifiziert, e<strong>in</strong>e Währungsabwertung vorgenommen, die bankrotten Banken sowie<br />

teilweise auch die private Auslandsschuld verstaatlicht, womit der dogmatische<br />

von e<strong>in</strong>em »pragmatischen« Neo-Liberalismus ersetzt wurde (hnbusch 1995).<br />

Insbesondere im F<strong>in</strong>anz- <strong>und</strong> Bankbereich wurden nunmehr rigide staatliche<br />

Regulierungen e<strong>in</strong>gerichtet, auch spekulativen aushndischen Kapitalzuflüssen<br />

wurden strenge Regulierungen entgegengesetzt. Diese waren zunächst adm<strong>in</strong>istrativer<br />

Natur. Vor allem der Abfluss von Kapital sollte damit zum Teil e<strong>in</strong>geschränkt<br />

werden (Gallego/Loayza 2000). Angesichts e<strong>in</strong>es neuerlichen Anstiegs<br />

der Kapitalzuflüsse ab 1988 wurde ab 1991 e<strong>in</strong> neues Instrument zur Regulierung<br />

des Kapitalverkehrs e<strong>in</strong>gesetzt: Die Verpflichtung e<strong>in</strong>e Teil des <strong>in</strong>s Land fließenden<br />

Kapitals fur e<strong>in</strong> Jahr als unverz<strong>in</strong>ste E<strong>in</strong>lage bei der Zentralbank zu h<strong>in</strong>terlegen<br />

(Unremunerated Reserve Requirement - URR). Damit sollte das Land vor<br />

spekulativen Kapitalzuflüssen geschützt werden. Die Politik war erfolgreich, was<br />

auch ökonometrische Untersuchungen (Gallego et al. 2002; 397) bestätigen. Gleichzeitig<br />

wurde jedoch der Abbau traditioneller Kapitalverkehrskontrollmaßnahmen<br />

fortgesetzt. Insgesamt g<strong>in</strong>g man <strong>in</strong>l Bereich der makroökonomischen Steuerung<br />

jedoch mit mehr Bedacht vor. Im Feld der Gesellschaftspolitik blieben jedoch die<br />

neo-liberalen Refon11en (<strong>und</strong>emokratisches Wahlrecht, entrechtlichtes Arbeitsrecht,<br />

privatisierte Sozialpolitik) bis heute bestehen Qäger 20CH). Die <strong>Krise</strong> der<br />

HOerJahre hatte zu e<strong>in</strong>em erheblichen Zentralisationsprozess des Kapitals gefiihrt.<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus war es bereits im VorfCld <strong>und</strong> <strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> der <strong>Krise</strong> zu weitreichenden<br />

Privatisierungen von Staatsbetrieben zugunsten von Personen im<br />

Umfeld der Militärdiktatur - häufig auch zugunsten der Technokrat<strong>in</strong>nen - gekommen.<br />

Damit wurden neue große <strong>und</strong> (zum Teil über UnternehmerInnenverbände)<br />

sehr e<strong>in</strong>flussreiche Unternehmenskonglomerate C~ruposeconomicos) geschaffen<br />

(Monckeberg 2001). Diesen waren dadurch charakterisiert, dass sie <strong>in</strong> den meisten<br />

Fällen branchenübergreifende Aktivitäten (etwa im F<strong>in</strong>anzbereich, im Industriebereich,<br />

irn Exportsektor) <strong>in</strong>tegrierten <strong>und</strong> vielfach oligopolistische Marktstellungen<br />

<strong>in</strong>ne hatten (Fazio 2(00). Damit wurde e<strong>in</strong>e neue Form der Bourgeoisie bzw.<br />

UnternehmerInnenschaft geschaffen. Da diese grupos econlJmicos allesamt im produktiven<br />

Bereich verankert waren, kann von ihrem Interesse an e<strong>in</strong>em hohen<br />

realen Wirtschaftswachstum ausgegangen werden. Es gelang daher e<strong>in</strong>e wachstumsorientierte<br />

Makro-Politik, <strong>in</strong>sbesondere auch im F<strong>in</strong>anz- <strong>und</strong> Währungsbereich,<br />

durchzusetzen. Entsprechend zeigten auch alle makro-ökonomischen (Politik-)Variablen<br />

<strong>in</strong> dieser Zeit e<strong>in</strong> hohes Maß an Kohärenz. Durchschnittliche<br />

Wachstumsraten von über 6% zwischen 1985 <strong>und</strong> 1997 stellten sich e<strong>in</strong> (Banco<br />

Central de Chile 2001). Damit kann von e<strong>in</strong>em Akkumulationsregime, welches<br />

primär extensive <strong>und</strong> außenorientierte Charakteristika aufwies, gesprochen werden<br />

K""wechsel312002


<strong>F<strong>in</strong>anzsystem</strong> <strong>und</strong> <strong>Krise</strong> <strong>in</strong> Argent<strong>in</strong>icn <strong>und</strong> Chile 41<br />

Oäger 1999). Tatsächlich kam es trotz des seit 1981 privatisierten Pensionssystems<br />

seit Mitte der 80er Jahre bislang nicht zur Entstehung nennenswerter F<strong>in</strong>anzblasen.<br />

Im Feld der Währungspolitik war man nach der <strong>Krise</strong> zu e<strong>in</strong>er Politik des<br />

kontrollierten »Floatens« <strong>in</strong>nerhalb bestimmter Bandbreiten übergegangen (Gallego<br />

et al. 2002). Dennoch ftihrte diese Politik <strong>in</strong> den 1990er Jahren zu e<strong>in</strong>er tendenziellen<br />

Aufwertung der chilenischen Währung, die primär durch den erheblichen<br />

Zufluss von Direkt<strong>in</strong>vestitionen, aber auch durch Kredite aufrecht erhalten<br />

werden konnte. Mit dem E<strong>in</strong>setzen der »Asien-<strong>Krise</strong>« brachen ab 1997 zunächst<br />

die Exporte deutlich e<strong>in</strong>, <strong>und</strong> die Zahlungsbilanz kam zunehmend unter Druck<br />

(Banco Central de Chile 1999). Um e<strong>in</strong>e unkontrollierte Abwertung zu vermeiden,<br />

blieb im Kontext des kontrollierten »Floatens« nur die Möglichkeit, über<br />

e<strong>in</strong>en radikalen Z<strong>in</strong>sanstieg e<strong>in</strong>en Wirtschaftsabschwung e<strong>in</strong>zuleiten <strong>und</strong> damit<br />

die Nachfrage nach Importen zu drosseln, um das Ungleichgewicht <strong>in</strong> der Zahlungsbilanz<br />

zu reduzieren. Die Politik hatte zwar hohe soziale <strong>und</strong> ökonomische<br />

Kosten, war <strong>in</strong> Bezug auf ihr Zieljedoch erfolgreich. In der Folge g<strong>in</strong>g man dann<br />

seit 1999 zu e<strong>in</strong>er Politik des freien >.Floatens« über. Während die URR bereits<br />

im Oktober 1998 abgeschafft worden war, wurden die letzten noch bestehenden<br />

adm<strong>in</strong>istrativen Kapitalverkehrskontrollen im April 2001 aufgehoben (Gallego et<br />

al. 2002; 367). E<strong>in</strong> flexibler Wechselkurs war aus der Sicht der chilenischen Zentralbank<br />

e<strong>in</strong>er Dollarisierung <strong>in</strong>jedem Fall vorzuziehen (Morande/Schmidt-Hebbel<br />

2000), waren es doch zu e<strong>in</strong>em wesentlichen Teil die externen Schwankungen,<br />

<strong>in</strong>sbesondere im F<strong>in</strong>anzbereich, die die extremen Fluktuationen des Wachstums<br />

verursachten (Caballero 2(02).<br />

Wiewohl zwar e<strong>in</strong> flexibler Wechselkurs die Möglichkeit schafft, externe Schocks<br />

mit monetären an Stelle von realen Anpassungen zu bekämpfen, können dennoch<br />

von diesem Wechselkursregime auch erhebliche Instabilitäten ausgehen. Währungsschwankungen<br />

bzw. Abwertungen treffen <strong>in</strong>sbesondere die seit 1990er Jahren<br />

<strong>in</strong> Dollar verschuldeten UnternehmerInnen hart. Auch kann die hohe Volatilität<br />

die reale Wirtschaftsentwicklung bee<strong>in</strong>trächtigen. Im Zuge des flexibleren<br />

Wechselkurssystems stellte sich bislang ke<strong>in</strong>e nennenswerte Wachstumsdynamik<br />

e<strong>in</strong>. Vieles deutet darauf h<strong>in</strong>, dass es sich um e<strong>in</strong>e längerfristige <strong>Krise</strong> handelt, ja<br />

dass das AkkumuIationsregime bereits an se<strong>in</strong>e Grenzen stößt (Fazio 1998). Dies<br />

dürfte darnit zusammenhängen, dass die Probleme bzw. Wachstumsgrenzen bereits<br />

<strong>in</strong> der makro-ökonomischen Struktur des extensiven Akkumulationsregimes<br />

<strong>in</strong>begriffen waren, da dessen Expansion <strong>in</strong> den 1990er Jahren nicht zuletzt von<br />

e<strong>in</strong>ern beträchtlichen Zufluss an Direkt<strong>in</strong>vestitionen abh<strong>in</strong>g (Caputo 1994), der<br />

sich allerd<strong>in</strong>gs gegen Ende des Jahrzehnts drastisch reduzierte (Rios 2(00). Moguillansky<br />

(1999) geht davon aus, dass der Expansionszyklus an e<strong>in</strong>em vorläufigen<br />

Ende angelangt sei, worauf e<strong>in</strong> deutlicher Rückgang der Investitionsquote bereits<br />

seit Mitte der 90er Jahre h<strong>in</strong>deute. Darüber h<strong>in</strong>aus s<strong>in</strong>d dem primär exportorientierten<br />

Modell auch ökologisch-ökonornische Kapazitätsgrenzen gesetzt. Etwa im<br />

Bereich des Kupfers zeigt sich, dass die starke Expansion der Produktion auf den<br />

Weltmarktpreis bereits äußerst negative Auswirkungen hat, <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e weitere Erhöhung<br />

der Produktion <strong>in</strong>sgesamt zu ger<strong>in</strong>geren Gesamte<strong>in</strong>nahmen fUhrt (Morales/Caputo<br />

2(01). Darüber h<strong>in</strong>aus passierte seit den 1990er Jahren e<strong>in</strong> schleichender<br />

Prozess des »Ausverkaufs der Chilenischen Ökonomie«. Dieser erfolgte<br />

<strong>in</strong>sbesondere im Exportsektor (allen voran im Bereich des Kupferbergbaus), im<br />

Kur.\Wefh ...eJ 312002


42 Joachim Becker, Johannes Jäger, Andres Musacchio<br />

Bereich der Primärenergieerzeugung, sowie irn Dienstleistungssektor (Telefonie,<br />

Transport etc.). Die CEPAL geht etwa davon aus, dass mittlerweile ca. 15% der<br />

chilenischen Ökonomie im ausländischen Eigentum stehen (Gespr:ich mit Ricardo<br />

Ffrench-Davis, 4.12.2(01). Damit zeichnet sich e<strong>in</strong>e langfristige Tendenz ab,<br />

<strong>in</strong> der Auslandskapital an Bedeutung gew<strong>in</strong>nt (Fazio 2000) <strong>und</strong> sich nationale<br />

KapitalistInnen durch den Verkauf ihrer Untemehrnen zunehmend <strong>in</strong> Rentiers<br />

verwandeln. Darüber h<strong>in</strong>aus könnte die gesteigerte Bedeutung des Auslandskapitals<br />

sowie der Auslandsverschuldung <strong>in</strong>ternationalen F<strong>in</strong>anz<strong>in</strong>stitutionen mehr E<strong>in</strong>flussmöglichkeiten<br />

bieten, was auch den Interessen des <strong>in</strong>ternationalisierten F<strong>in</strong>anzkapitals<br />

mehr E<strong>in</strong>flussmöglichkeiten verschaffen würde. Mittel- bis langfristig<br />

dürfte damit e<strong>in</strong>e stärkere Rentierorientierung der Wirtschaftspolitik, <strong>in</strong>sbesondere<br />

auch <strong>in</strong>l H<strong>in</strong>blick auf den F<strong>in</strong>anzsektor zu erwarten se<strong>in</strong>, was e<strong>in</strong>e höhere Anf;illigkeit<br />

ftir F<strong>in</strong>anzkrisen brächte. Der Abbau der Kapitalverkehrskontrollen stellt<br />

sicherlich nur e<strong>in</strong>en Schritt der Politik <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e solche Richtung dar, wiewohl<br />

durch das flexible Wechsclkursregime drarnatische Entwicklungen im Unterschied<br />

zum benachbarten Argent<strong>in</strong>ien bislang vennieden werden konnten.<br />

Heute Argent<strong>in</strong>ien, morgen Chile, übermorgen ...<br />

Der Vergleich von Chile <strong>und</strong> Argent<strong>in</strong>ien zeigt, dass abhängig von der Konstellation<br />

des herrschenden Blocks <strong>und</strong> der <strong>in</strong>ternationalen politischen Konjunktur alternative<br />

Regulierungen des kurzfristigen Kapitalverkehrs möglich s<strong>in</strong>d. In Chile,<br />

wo das exportorientierte Kapital rnaßgeblichen E<strong>in</strong>fluss auf die Wirtschaftspolitik<br />

nehrnen konnte, wurden nach schweren F<strong>in</strong>anzkrisen Restriktionen beim kurzfristigen<br />

Kapitalverkehr erlassen. I)iese ennöglichten es Chile, die Turbulenzen<br />

der Tequila-<strong>Krise</strong> Mitte der l)OerJahre besser als andere late<strong>in</strong>amerikanische Staaten<br />

zu überstehen. H<strong>in</strong>gegen war das Akkumulationsmodell Argent<strong>in</strong>iens auf den<br />

Import von Kapital <strong>in</strong>jeder Fornl angewiesen <strong>und</strong> mit se<strong>in</strong>er <strong>in</strong>neren Widerspriichlichkeit<br />

extrem krisenanf:illig.<br />

Der Fall Argent<strong>in</strong>iens zeigt aber auch, dass der ständige Import von langfristigem<br />

Kapital über Dividenden- <strong>und</strong> Z<strong>in</strong>szahlungen zur Verschlechterung der Leistungsbilanz<br />

<strong>und</strong> darnit zur spiralformig steigernden Abhängigkeit von Kapitalimporten<br />

fiihrt. In der laufenden Verhandlungsr<strong>und</strong>e der W orld Trade Organisation<br />

(WTO), der »Doha-R<strong>und</strong>e« wollen die Industrieländer die Optionen fiir e<strong>in</strong>e<br />

eigenständige Industrialisierungspolitik weiter e<strong>in</strong>schränken <strong>und</strong> fiir transnationale<br />

Konzerne grenzenlose Aktionsmäglichkeiten erreichen. Dies würde - über die<br />

bisherigen jeweils spezifischen IWF-Abkommen rnit E<strong>in</strong>zelstaaten h<strong>in</strong>aus - e<strong>in</strong>e<br />

neoliberale Regulierung verewigen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e strukturelle Abhängigkeit von Kapitalimporten<br />

verfestigen. In den laufenden Verhandlungen suchen die Länder des<br />

Zentrums bestehende Kapitalverkehrskontrollmäglichkeiten auszuhebeln. Von<br />

daher kommt der WTO <strong>in</strong> der derzeitigen <strong>in</strong>ternationalen F<strong>in</strong>anzarchitektur wohl<br />

e<strong>in</strong>e noch größere Rolle als dern lWF zu (Falk 2002: 172). So ist es von zentraler<br />

Bedeutung, die Doha-R<strong>und</strong>e der WTO <strong>und</strong> ähnlich angelegte regionale Vertragsprojekte,<br />

wie die gesamtamerikanische Freihandelszone (ALCA), aber auch<br />

auf urn6ssende Liberalisierung angelegte bilaterale Kooperationsabkommen politisch<br />

zurn Scheitern zu br<strong>in</strong>gen. Sonst wird Argent<strong>in</strong>ien noch vielen Gesellschaften<br />

ihre Zukunft aufzeigen ...<br />

Kurswechsel 3/2002


<strong>F<strong>in</strong>anzsystem</strong> <strong>und</strong> <strong>Krise</strong> <strong>in</strong> Argent<strong>in</strong>ien <strong>und</strong> Chile 43<br />

Anmerkung<br />

Di,:,s,:,rArtikel entstand im Rahm,:,n ,:,<strong>in</strong>,:,svom FWF unter d,:,r Projektnummer 14tltl3 geforderten<br />

Forschungsprojektes.<br />

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