(Er)lebbare Personalstrategie - Roland Berger
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40 HR-Strategie<br />
(<strong>Er</strong>)<strong>lebbare</strong> <strong>Personalstrategie</strong><br />
PRAXIS. Die Sparkassen-Finanzgruppe hat mustergültig Leitlinien für eine<br />
konsistente Personalarbeit aus ihrer Geschäftsstrategie abgeleitet.<br />
Der Sitz des Dachverbands der Sparkassen-Finanzgruppe, des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV).<br />
Von Liane Buchholz und Maren Hauptmann <br />
Bessere <strong>Er</strong>gebnisse in einem<br />
schwierigen Marktumfeld mit intensivem<br />
Wettbewerbsdruck und<br />
neuen Kundenanforderungen:<br />
Dieses Ziel nachhaltiger Existenzsicherung<br />
stellt heute viele Unternehmen vor<br />
große Herausforderungen, so auch die<br />
Sparkassenorganisation. Deshalb hat der<br />
Deutsche Sparkassen- und Giroverband<br />
(DSGV) eine zukunftsgerichtete Geschäftsstrategie<br />
für Sparkassen entwickelt. Die<br />
darin definierten strategischen Aufgabenfelder<br />
fungieren als Umsetzungsleitfaden<br />
für die dezentrale, „operationale“<br />
Strategie der regionalen Sparkassen. Um<br />
strategische Veränderungen in dezentralen<br />
Organisationseinheiten zu verankern<br />
sowie den Vertriebs- und Dienstleistungsgedanken<br />
konsequent zu leben, bedarf es<br />
einer abgestimmten <strong>Personalstrategie</strong>.<br />
Dies identifizierte der DSGV im Rahmen<br />
der Strategiediskussion als elementaren<br />
Bestandteil eines ganzheitlichen Managementansatzes.<br />
Ein Orientierungsraster für die<br />
dezentralen Einheiten<br />
Mit dem Ziel, einheitliche Leitlinien für die<br />
Personalarbeit zu entwickeln, wurde das<br />
Projekt „<strong>Personalstrategie</strong> für Sparkassen“<br />
ins Leben gerufen und in Zusammenarbeit<br />
mit <strong>Roland</strong> <strong>Berger</strong> Strategy Consultants<br />
durchgeführt. Die aus der Geschäftsstrategie<br />
abgeleitete,<br />
unter der Leitung des DSGV<br />
erarbeitete <strong>Personalstrategie</strong><br />
ist ein Orientierungsraster für<br />
die dezentralen Einheiten. Es<br />
soll ihnen eine effizientere und<br />
systematischere Gestaltung<br />
der Personalarbeit ermöglichen.<br />
Dieses Orientierungsraster<br />
soll eine kongruente<br />
Umsetzung der personalstrategischen<br />
Ziele sicherstellen<br />
und gleichzeitig den Instituten<br />
vor Ort die notwendige Flexibilität<br />
einräumen, um auf ihre<br />
lokalspezifischen Rahmenbedingungen<br />
reagieren zu<br />
können. Eine kontinuierliche<br />
Überprüfung der Strategie<br />
soll dazu führen, veränderte<br />
Anforderungen des Markts<br />
und der Zielgruppe schnell zu<br />
erkennen und umzusetzen.<br />
Das Projekt wurde unter Einbindung<br />
von 19 Sparkassen- und sieben Regionalverbandsvertretern<br />
aus den jeweiligen<br />
Personalabteilungen durchgeführt und<br />
von allen Gremien bis hin zum DSGV-<br />
Vorstand verabschiedet. Damit wurde die<br />
Wichtigkeit der personalstrategischen<br />
Themen betont und die Führungskräfte<br />
für ihre Aufgaben sensibilisiert.<br />
© DGSV<br />
Drei Schritte bis zur Strategie<br />
Der strategische Rahmen der Personalarbeit<br />
wurde in drei Schritten erarbeitet: Aus<br />
der Analyse der internen und externen<br />
Ausgangslage wurden notwendige Handlungsfelder<br />
identifiziert und priorisiert.<br />
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organisation<br />
HR-Strategie<br />
41<br />
Die Konsequenzen sind in den „Leitlinien<br />
der Personalarbeit“ zusammengefasst.<br />
Als Basis wurden acht Elemente, die zusammen<br />
mit den Rahmenbedingungen<br />
die Grundlage für die <strong>Personalstrategie</strong><br />
bilden, ausgemacht. Alle acht Elemente<br />
greifen systematisch ineinander.<br />
Sogenannte Fokusthemen wurden als<br />
Strategieschwerpunkte mit besonderer<br />
Relevanz für die Zukunft identifiziert. Integraler<br />
Bestandteil des Projektansatzes<br />
sind ein stringentes <strong>Er</strong>gebniskommunikationskonzept<br />
und die Unterstützung<br />
der Institute bei der Umsetzung. Hierfür<br />
wurden die bereits bestehenden Instrumente,<br />
die bei der Implementierung der<br />
lokalen <strong>Personalstrategie</strong> hilfreich sein<br />
können, dokumentiert. Die Blaupause für<br />
einen lokalen <strong>Personalstrategie</strong>prozess<br />
liefert den Sparkassen zudem einen Vorschlag,<br />
wie und innerhalb welcher Zeitabfolge<br />
und mit welcher Unterstützung<br />
sie die <strong>Personalstrategie</strong> in den eigenen<br />
Geschäftsstellen umsetzen können. Darüber<br />
hinaus wird die <strong>Personalstrategie</strong> im<br />
Rahmen eines bereits gestarteten zentralen<br />
Pilotierungsprozesses auf die Probe<br />
gestellt; die Umsetzungshilfen werden<br />
weiterentwickelt.<br />
Interne Ausgangslage<br />
Stärken und Verbesserungspotenziale der<br />
derzeitigen <strong>Personalstrategie</strong> sowie mögliche<br />
Schwerpunktthemen und Soll-ausprägungen<br />
der künftigen Personalarbeit<br />
wurden systematisch analysiert. Vorstände<br />
und Personalverantwortliche wurden<br />
mithilfe eines ausführlichen Fragebogens<br />
interviewt. Darin waren alle wesentlichen<br />
Elemente der Personalarbeit enthalten:<br />
Personalplanung, Personalgewinnung,<br />
Personaleinsatz, Beurteilung, Personalentwicklung,<br />
Anreizsysteme, Austrittsmanagement<br />
und Führung.<br />
Insgesamt wurden deutschlandweit<br />
123 Fragenbögen an Personalexperten<br />
von Sparkassen und Verbänden versandt.<br />
Die Rücklaufquote von 88 Prozent unterstreicht<br />
die Belastbarkeit der Analyse.<br />
Externe Ausgangslage<br />
Um die Zukunftsfähigkeit der <strong>Personalstrategie</strong><br />
sicherzustellen, wurden<br />
anhand einer Metaanalyse sechs Trends<br />
mit wesentlichem Einfluss auf die <strong>Personalstrategie</strong><br />
herausgearbeitet. Als<br />
wesentlich erachtet wurden folgende<br />
Megatrends:<br />
● Urbanisierung<br />
● Globalisierung<br />
● Digitalisierung<br />
● Wissensgesellschaft<br />
● Demografie<br />
● Wertewandel<br />
Die <strong>Er</strong>gebnisse der Ist-Analyse bilden die<br />
Grundlage für die Formulierung der Leitlinien<br />
der <strong>Personalstrategie</strong>: Diese Leitideen<br />
beschreiben die Zielsetzung und<br />
den künftigen Fokus der Personalarbeit.<br />
Sie thematisieren die notwendigen Verbesserungen,<br />
um die Geschäftsstrategie<br />
Daten und Fakten<br />
Deutscher Sparkassen- und Giroverband<br />
● zirka 366.000 Mitarbeiter in 429 Sparkassen, sieben<br />
Landesbanken, zehn Landesbausparkassen, elf <strong>Er</strong>stversicherergruppen<br />
und zahlreichen weiteren Finanzdienstleistungsunternehmen<br />
● Der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV) ist der<br />
Dachverband der Sparkassen-Finanzgruppe<br />
● Beispiel für mustergültige Herleitung der <strong>Personalstrategie</strong><br />
● Kontakt: deutsche-sparkassenakademie@dsgv.de<br />
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organisation<br />
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der Sparkassen konsequent umzusetzen,<br />
externen Risiken zu begegnen und<br />
Marktchancen zu nutzen.<br />
Leitlinien der <strong>Personalstrategie</strong><br />
Die Leitlinien orientieren sich an den<br />
acht personalstrategischen Elementen.<br />
Am Anfang jedes Elements steht ein<br />
Kernsatz, der den personalstrategischen<br />
Aspekt beschreibt und verdeutlicht, was<br />
in Zukunft für dieses Element besonders<br />
wichtig ist. So lautet für das Element<br />
„Personalplanung“ der Kernsatz: „Systematische<br />
Personalplanung ist die Grundlage<br />
für eine erfolgreiche Umsetzung.“<br />
Auf diese allgemeingültige Überschrift<br />
folgen die eigentlichen Leitlinien, die die<br />
inhaltlich wichtigsten <strong>Er</strong>gebnisse aus der<br />
Projektarbeit hervorheben. Kernaspekte<br />
mit besonderer Zukunftsrelevanz und deren<br />
Auswirkung auf das Wesen und die<br />
Kultur der Sparkassenorganisation werden<br />
hier beschrieben.<br />
„Geschäftsplanung und Personalplanung<br />
gehen Hand in Hand“: Das ist die<br />
erste Leitlinie für das Element Personalplanung.<br />
Diese Leitlinie wird anschließend<br />
mit konkreten Handlungsanweisungen<br />
hinterlegt, die verdeutlichen, wie sich<br />
die Leitlinie in der operativen Personalarbeit<br />
manifestiert. Bei der zitierten<br />
Leitlinie wird zum Beispiel detailliert auf<br />
den Planungszyklus und -horizont eingegangen<br />
und die Planungsinhalte werden<br />
festgelegt („Geplant werden die drei Dimensionen<br />
Quantitäten, Qualitäten und<br />
Kosten.“). Dieser Dreiklang ist insbesondere<br />
vor dem Hintergrund der Megatrends<br />
künftig von Bedeutung.<br />
Mithilfe der <strong>Er</strong>gebnisse der Ist-Analyse<br />
wurden auch konkrete Themen<br />
identifiziert, die bei der Sicherung der<br />
Zukunftsfähigkeit der Sparkassen eine<br />
besondere Rolle spielen. Diese Themen<br />
gelten übergreifend und stehen daher in<br />
den nächsten Jahren für alle Sparkassen<br />
im Fokus.<br />
Personalstrategische Elemente<br />
II. Personalgewinnung<br />
I. Personalplanung<br />
III. Personaleinsatz<br />
Fokusthemen der Personalarbeit<br />
Auch die Fokusthemen beginnen mit<br />
einem klaren Statement: „Für Schlüsselpositionen<br />
erfolgt eine besondere Risikovorsorge“,<br />
heißt es beispielsweise für<br />
das Fokusthema „Nachfolgeplanung“.<br />
Anschließend werden bei jedem Fokusthema<br />
die wesentlichen Inhalte, die<br />
Relevanzgründe sowie die künftig wichtigsten<br />
Aktivitäten beschrieben.<br />
Für das Fokusthema Nachfolgeplanung<br />
werden als wichtige Aktivitäten<br />
zum Beispiel beschrieben: „Die Sparkasse<br />
identifiziert und dokumentiert sämtliche<br />
Schlüsselpositionen und hinterlegt<br />
diese mit Stellenbeschreibungen und Anforderungsprofilen.(…)<br />
Je spezialisierter<br />
die Anforderungen der Schlüsselposition<br />
sind, umso frühzeitiger wird die Nachfolge<br />
bestimmt und der Wissenstransfer im<br />
Rahmen eines systematischen Übergabeprozesses<br />
gestartet.“<br />
Zentrale Pilotierung der HR-Strategie<br />
Mit dem Ziel, den Umsetzungsprozess<br />
zentral zu begleiten, wurde die Pilotierung<br />
der <strong>Personalstrategie</strong> direkt im<br />
Anschluss an die Veröffentlichung Anfang<br />
2011 gestartet. Sieben Sparkassen<br />
implementieren seit Beginn des Jahres<br />
die neue <strong>Personalstrategie</strong> und erproben<br />
Werte und Kultur<br />
VIII. Führung<br />
VI. Anreiz systeme<br />
IV. Be urteilung<br />
V. Personalentwicklung<br />
Organisation des Personalbereichs<br />
VII. Austrittsmgmt.<br />
Die Abbildung zeigt den Kreislauf der acht personalstrategischen Elemente, wie sie der<br />
DGSV im Rahmen seines Strategieprojekts identifiziert hat. Quelle: DSGV, 2011<br />
und verfeinern die erarbeiteten Umsetzungshilfen,<br />
die den anderen Instituten<br />
helfen sollen, den Einführungsprozess<br />
effizient zu gestalten. Im Herbst werden<br />
die 429 Sparkassen über die <strong>Er</strong>gebnisse<br />
informiert.<br />
Der Vorstand des Deutschen Sparkassen-<br />
und Giroverbands ist vom <strong>Er</strong>folg des<br />
Projekts „<strong>Personalstrategie</strong> für Sparkassen“<br />
überzeugt. Die breite Zustimmung<br />
innerhalb der Sparkassen-Finanzgruppe<br />
gibt ihm recht. Neben den an der Pilotierung<br />
teilnehmenden Sparkassen haben<br />
bereits weitere Institute mit der Implementierung<br />
ihrer abgeleiteten <strong>Personalstrategie</strong><br />
begonnen.<br />
Prof. Dr. Liane Buchholz<br />
ist Leiterin Deutsche<br />
Sparkassenakademie,<br />
DSGV.<br />
Maren Hauptmann<br />
ist Principal, <strong>Roland</strong><br />
<strong>Berger</strong> Strategy Consultants.<br />
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