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executive review - Roland Berger

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1/2005 Engineered Products & High Tech<br />

<strong>executive</strong> <strong>review</strong><br />

GLOBALISIERUNG<br />

> Chinesen erobern westliche Märkte<br />

> Interne Widerstände minimieren<br />

> Der Schlüsselkunde ist Kaiser


"Wir analysieren aktuelle Managementthemen nach ihren<br />

Konsequenzen für die Entscheidungsträger der Investitionsgüterindustrie."<br />

Axel Schmidt


1/2005 Engineered Products & High Tech<br />

<strong>executive</strong> <strong>review</strong><br />

GLOBALISIERUNG


2 | Inhalt<br />

Titelthema<br />

> Chinesen erobern westliche Märkte –<br />

Globalisierung chinesischer Unternehmen 4<br />

Interview<br />

> Interview mit Manfred Grundke, Vorstandsvorsitzender<br />

der Bosch Rexroth AG, zum Thema Globalisierung<br />

der Wertschöpfung – Schlüsselmärkte erschließen 14<br />

Chinesische Unternehmen investieren<br />

zunehmend in ausländische Märkte.<br />

Wie steht es tatsächlich um chinesische<br />

Auslandsinvestitionen und wie werden<br />

sie sich entwickeln?<br />

Methoden<br />

> Interne Widerstände minimieren –<br />

Initiativen zum Einkauf in Niedriglohnländern 20<br />

> Der Schlüsselkunde ist Kaiser –<br />

Key Account Management in stagnierenden Märkten 28<br />

> Das Kompetenzzentrum Engineered Products &<br />

High Tech 34<br />

Impressum<br />

Herausgeber:<br />

<strong>Roland</strong> <strong>Berger</strong> Strategy Consultants GmbH<br />

Arabellastr. 33, 81925 München<br />

Verantwortlich:<br />

Axel Schmidt<br />

Reinhard Geissbauer<br />

Redaktion:<br />

Thomas Ferchland<br />

Norbert Rauh<br />

Isabel Rincón<br />

Fotografien:<br />

Corbis (S. 2, 4, 13, 14, 20, 28)<br />

Layout:<br />

Thirdeye:Design, München<br />

Druck:<br />

Typo Weber, München<br />

Auflage: 2.000<br />

Erscheinungsweise: dreimal jährlich<br />

ISSN 1617-4194<br />

© nur mit Erlaubnis des Herausgebers


<strong>executive</strong> <strong>review</strong> 1/2005 Editorial | 3<br />

mein Foto an dieser Stelle verweist bereits auf einige Änderungen bei unserer "<strong>executive</strong> <strong>review</strong>".<br />

So habe ich nun von Felix Hess die erfreuliche Aufgabe übernommen, die Themenplanung und<br />

Ausrichtung des Magazins zu leiten. Künftig werden wir als Neuerung in jedem Heft ein Schwerpunktthema<br />

aus verschiedenen Perspektiven beleuchten. Wie in der Vergangenheit, möchten<br />

wir Ihnen komprimierte Informationen, fundierte Meinungen und konkrete Handlungshilfen<br />

zu aktuellen Fragen der Investitionsgüterindustrie bieten.<br />

Die Entwicklung und die Konsequenzen der Globalisierung bestimmen die wirtschaftlichen Diskussionen<br />

und damit die Agenden wirtschaftlicher wie politischer Gipfelgespräche. Welche Folgerungen<br />

sich für Unternehmen ergeben, erörtern wir im vorliegenden Themenheft.<br />

Im Zuge der Globalisierung werden nicht nur europäische Firmen international aktiv, auch internationale<br />

Unternehmen entdecken unsere heimischen Märkte. Was auf europäische Unternehmen<br />

zukommen kann, wenn sich beispielsweise chinesische Unternehmen verstärkt in Europa engagieren,<br />

beschreibt unser Titelbeitrag "Chinesen erobern westliche Märkte".<br />

Manfred Grundke, der Vorsitzende des Vorstands der Bosch Rexroth AG, berichtet in unserem<br />

Interview von seinen Erfahrungen mit Internationalisierungsstrategien und seiner Einschätzung<br />

über bevorstehende Trends.<br />

Durch Einkauf in Niedrigpreisländern lassen sich Kosten sparen, wenn im Unternehmen selbst<br />

nicht gegen interne Widerstände gekämpft werden muss. Welche Weichenstellungen notwendig<br />

sind, um entsprechende Initiativen erfolgreich durchzuführen, zeigt der Artikel "Interne Widerstände<br />

minimieren".<br />

"Der Schlüsselkunde ist Kaiser" erörtert, warum sich Unternehmen gerade in stagnierenden Märkten<br />

auf ihre Schlüsselkunden konzentrieren sollten, und gibt Hinweise, worauf dabei zu achten ist.<br />

Wenden Sie sich mit Anregungen oder Fragen gerne an uns: <strong>executive</strong>_<strong>review</strong>@rolandberger.com<br />

Eine lohnende Lektüre wünscht<br />

Axel Schmidt<br />

Leiter des Kompetenzzentrums Engineered Products & High Tech<br />

Spend a little time with us – <strong>Roland</strong> <strong>Berger</strong> Strategy Consultants.


4| Globalisierung chinesischer Unternehmen


<strong>executive</strong> <strong>review</strong> 1/2005 Globalisierung chinesischer Unternehmen | 5<br />

Globalisierung chinesischer Unternehmen<br />

> Chinesen erobern westliche<br />

Märkte<br />

Chinesische Unternehmen investieren zunehmend in ausländische<br />

Märkte. Henning Arndt, Consultant, gibt einen Einblick in aktuelle<br />

Auslandsinvestitionen und erläutert, warum das chinesische Engagement<br />

in Europa und Amerika weiter steigen wird.<br />

Aschersleben, Sachsen-Anhalt, 2004: Der Insolvenzverwalter der<br />

Schiess AG sucht Investoren. Und findet mehrere Interessenten.<br />

Drei Unternehmen, die über die Übernahme des renommierten<br />

Werkzeugmaschinenbauers verhandeln, stammen aus China.<br />

Schließlich kauft Ende des Jahres die Shenyang Machine Tool<br />

Group die Schiess AG. Einst ein ungewohntes Bild, entdecken<br />

chinesische Unternehmen längst die internationalen Märkte.<br />

Noch erschließen chinesische Unternehmen die Weltmärkte<br />

hauptsächlich über den Export ihrer Waren. Mit zweistelligen<br />

Wachstumsraten gehört China bei zahlreichen Produktgruppen<br />

längst zur Weltspitze, so bei Computern, Telekommunikationsanlagen,<br />

TV- und Audiogeräten, Bekleidung, aber auch zunehmend bei<br />

höherwertigen Technologiegütern. Unter den führenden Herstellern,<br />

die sich zu Multinationals gemausert haben, sind dabei<br />

sowohl "echte" Kinder der neuen chinesischen Privatwirtschaft als<br />

auch komplett oder teilprivatisierte Staatsbetriebe. Prominente<br />

Beispiele sind der Computerhersteller Lenovo, die TCL Gruppe<br />

(Fernsehgeräte), Haier (Hersteller Weißer Ware), das Stahlunternehmen<br />

Baosteel oder der Telekommunikations-Ausrüster Huawei.<br />

Für sie ist der Export oft nur die Vorstufe zu weitergehendem<br />

lokalen Engagement in den Zielländern, so wie es auch bei vielen<br />

europäischen und amerikanischen Multinationals war.


6 | Globalisierung chinesischer Unternehmen<br />

Steigende Direktinvestitionen im Ausland<br />

Chinesische Unternehmen investieren immer mehr im Ausland<br />

und werden in den europäischen und amerikanischen Heimatmärkten<br />

ernstzunehmende Wettbewerber werden. An der Zahl<br />

der chinesischen Auslandsdirektinvestitionen (FDI) lässt sich diese<br />

Entwicklung allerdings bisher nur begrenzt ablesen, weshalb sich<br />

noch wenige Europäer und Amerikaner damit auseinander setzen.<br />

Von den weltweit kumulierten Auslandsdirektinvestitionen (FDI)<br />

machten die chinesischen FDI mit kumulierten 37 Mrd. USD bis<br />

heute zwar nur knapp ein Prozent aus, die jährlichen Neuinvestitionen<br />

wachsen jedoch stark. Nach Angabe des chinesischen<br />

Handelsministeriums (MOFCOM) flossen 2004 rund 3,6 Mrd.<br />

USD aus China ins Ausland, das sind 24 Prozent mehr als im<br />

Vorjahr. Doch bei der Bewertung dieser Zahlen ist Vorsicht geboten.<br />

Der größte Teil der Auslandsinvestitionen geht immer noch in<br />

die chinesische Sonderverwaltungszone Hongkong und in die<br />

britischen Überseekolonien, die Caiman- und die Jungferninseln.<br />

Oft dienen gerade diese Ziele als steuergünstige Verschiebeplätze<br />

zur Reinvestition ins Ursprungsland. Auf diese Weise lässt sich der<br />

Status einer Foreign Investment Enterprise und die damit verbundenen<br />

Vergünstigungen erlangen.<br />

Jährliche chinesische Auslandsdirektinvestitionen [Mrd. USD]<br />

Chinas Auslandsdirektinvestitionen 2003 nach Branchen [%]<br />

Kumulierte<br />

FDI bis<br />

heute<br />

30,5<br />

33,4 37,0<br />

2,5<br />

+16% +24%<br />

2,9<br />

3,6<br />

Sonstige<br />

Bergbau<br />

Wohnungsbau 8<br />

4<br />

4<br />

Agrar<br />

6<br />

Transport/<br />

Verkehr<br />

7<br />

27<br />

Verarbeitendes<br />

Gewerbe<br />

Baugewerbe<br />

11<br />

14<br />

19<br />

Einzelhandel<br />

2002<br />

2003 2004<br />

Handel<br />

Quelle: UNCTAD; MOFCOM<br />

Quelle: MOFCOM; BFAI


<strong>executive</strong> <strong>review</strong> 1/2005 Globalisierung chinesischer Unternehmen | 7<br />

Gut ein Drittel der chinesischen Auslandsdirektinvestitionen fließt<br />

in das verarbeitende Gewerbe, etwa ein weiteres Drittel in den<br />

Handel. Darin enthalten sind jeweils die Investitionen in den<br />

Abbau und Handel natürlicher Rohstoffe, wie Kohle, Öl oder Gas,<br />

die hier eine entscheidende Rolle spielen. Sie spiegeln den riesigen<br />

Ressourcenhunger wider, den Chinas große Petrochemie- und<br />

Mining-Unternehmen wie CNPC, Sinopec, China Minmetals<br />

Corp. oder Sinochem im Ausland zu stillen versuchen. Viele ihrer<br />

Investitionen gehen nach Australien, Afrika oder Südamerika,<br />

neuerlich auch in den Mittleren Osten. Ende 2004 unterzeichnete<br />

die chinesische Sinopec Gruppe im Iran einen Vertrag über 100<br />

Mrd. USD zur Lieferung von Flüssiggas, der ihr auch die Beteiligung<br />

an Exploration, Bohrungen, Pipelines, Service und weiteren<br />

Projekten vor Ort zusichert.<br />

Die chinesischen Auslandsinvestitionen verteilen sich auf 139<br />

Länder, klare Schwerpunkte liegen aber in Asien und Nordamerika.<br />

Hongkong und die britischen Überseekolonien ausgenommen<br />

investieren Chinesen am meisten in die USA, gefolgt von Australien<br />

und Korea. Deutschland nimmt in der Statistik des chinesischen<br />

Handelsministeriums als zweites europäisches Land hinter<br />

Spanien den zwölften Platz ein. Chinesische Unternehmen favorisieren<br />

die USA, weil der Markt hier homogener ist als die vielfältigen<br />

europäischen Märkte. Zudem ist China durch die vielen<br />

Übersee-Chinesen, die in den USA leben oder studiert haben,<br />

enger an die USA gebunden als an Europa. Die gute Platzierung<br />

Deutschlands gegenüber anderen europäischen Ländern zeigt<br />

allerdings, dass Deutschland als Tor zum europäischen Markt<br />

gesehen wird.<br />

Top-15-Zielländer chinesischer Auslandsdirektinvestitionen bis 2003 1)<br />

Rang<br />

Zielland<br />

Anteil an kumulierten FDI [%]<br />

1 USA<br />

2 Australien<br />

3 Korea<br />

4 Singapur<br />

5 Thailand<br />

6 Sambia<br />

7 Peru<br />

8 Spanien<br />

9 Malaysia<br />

10 Mexiko<br />

11 Japan<br />

12 Deutschland<br />

13 Großbritannien<br />

14 Dänemark<br />

15 Russland<br />

4,0<br />

3,7<br />

3,5<br />

3,1<br />

2,5<br />

2,4<br />

2,4<br />

2,2<br />

2,0<br />

1,8<br />

1,8<br />

1,5<br />

5,7<br />

10,1<br />

12,2<br />

1) Exkl. Hongkong, Macao, Caiman Inseln, Brit. Jungferninseln<br />

Quelle: MOFCOM; BFAI


8 | Globalisierung chinesischer Unternehmen<br />

Engagement chinesischer Firmen in Deutschland<br />

Der Trend steigender Auslandsinvestitionen insbesondere im<br />

verarbeitenden Gewerbe ist unverkennbar.<br />

Der Rathenower Druckgasflaschenhersteller Welz wurde 2000 als<br />

erste deutsche Firma von einem chinesischen Privatunternehmen<br />

akquiriert. Die Hamburger Huapeng Trading GmbH, eine Tochter<br />

der Shanghaier Huasheng Enterprises Group, hatte Welz aus der<br />

Insolvenz übernommen. Bis dato konnte bei einer Lieferzeit von<br />

vier Wochen nur das Niedrigpreissegment zufrieden gestellt<br />

werden. Nun können sie den anspruchsvolleren europäischen<br />

Markt deutlich schneller mit kundenindividuell angepassten<br />

Produkten bedienen und ein kundennahes Servicenetz anbieten.<br />

Bei besagter Übernahme von Schiess ging es der Shenyang<br />

Machine Tool Group darum, die kostspielig zu transportierenden<br />

schweren Drehmaschinen in Europa zu fertigen und zusätzlich die<br />

kleineren Shenyang-Maschinen über das Netzwerk von Schiess zu<br />

vertreiben. Im Gegenzug profitiert Schiess von Shenyangs Knowhow<br />

für eine bessere Bearbeitung des chinesischen Marktes.<br />

Doch nicht immer verlaufen chinesische Übernahmen in Europa<br />

so positiv. Die chinesische D'Long Gruppe musste bei der Übernahme<br />

von Fairchild Dornier selbst Insolvenz anmelden – die<br />

Übernahme platzte. Auch der Fall Schneider Electronics war aus<br />

deutscher Sicht kein Erfolg. Die neue chinesische Muttergesellschaft<br />

TCL konnte die Arbeitsplätze in Deutschland nicht halten.<br />

Die verbliebene Fertigung ist nach Osteuropa abgewandert, nur<br />

60 Mitarbeiter sind in Türkheim übriggeblieben.<br />

Beispiele chinesischer Akquisitionen in Deutschland<br />

Investor/Käufer<br />

Ziel/Übernahmekandidat<br />

Jahr der Übernahme<br />

Branche/Produkte<br />

Grund der Übernahme<br />

Huapeng Trading<br />

Welz<br />

Zylinderherstellung<br />

2000<br />

Druckgasflaschen<br />

Kurze Lieferzeiten und schneller Service im High-End-Markt;<br />

Belieferung des Low-End-Markts aus China<br />

Shenyang Machine<br />

Tool Group<br />

Schiess<br />

2004<br />

Spanende Werkzeugmaschinen<br />

Optimierung von Produktionsstandorten (keine Maschinen<br />

in China; schwere Maschinen mit hohen Transportkosten<br />

in Deutschland; Cross-Selling von Shenyang und Schiess<br />

Maschinen; Ausbau von Schiess als F&E-Zentrum und<br />

Produktionsstandort für Hochleistungsmaschinen<br />

TCL<br />

Schneider Electronics<br />

2002<br />

TV-Geräte<br />

Erschließung neuer Absatzmärkte; Erwerb der Marken<br />

Schneider und Dual; Erwerb eines Vertriebsnetzes<br />

SAIC<br />

MG Rover<br />

2005 (geplanter<br />

Kooperationsvertrag<br />

noch nicht abgeschlossen)<br />

Automobil<br />

Zugriff auf Markenrechte; Nutzung des internationalen<br />

Vertriebsnetzes; Produktionsverlagerung eines Modells<br />

von Großbritannien nach China<br />

Shanggong Gruppe<br />

Dürrkopp Adler<br />

2005 (Übernahme<br />

noch nicht abgeschlossen)<br />

Nähmaschinen<br />

Erwerb einer Traditionsmarke; Zugang zum europäischen<br />

Vertriebsnetz; Erweiterung der eigenen Produktpalette um<br />

elektronisch gesteuerte Spezialnähmaschinen mit Hilfe von<br />

Dürkopp-Adler-Technologie<br />

D'Long Gruppe<br />

Fairchild Dornier<br />

Übernahme 2004 geplatzt<br />

Flugzeugbau<br />

Technoligieerwerb<br />

Techtronic Industries (TTI)<br />

AEG Werkzeuge<br />

2004<br />

Elektrowerkzeuge<br />

Übernahme einer am Markt bereits gut eingeführten Marke;<br />

Ausbau von Marktanteilen in Kooperation mit führenden<br />

Handelsgruppen; AEG und Milwaukee als Wachstumstreiber<br />

mit breiter Synergiewirkung für die Gruppe<br />

ZQ Tools<br />

Lutz<br />

2004<br />

Trennmaschinen<br />

Erwerb der Marke; Know-how; Hochqualifiziertes Personal<br />

und 65-jährige Tradition; Günstiger Standort für die<br />

Expansion nach Osteuropa<br />

Quelle: <strong>Roland</strong> <strong>Berger</strong> Strategy Consultants


<strong>executive</strong> <strong>review</strong> 1/2005 Globalisierung chinesischer Unternehmen | 9<br />

Für Akquisitionen im Ausland spricht einiges<br />

Für chinesische Unternehmen gibt es viele gute Gründe, sich im<br />

Ausland zu engagieren. Dabei ziehen sie Akquisitionen und Joint<br />

Ventures einem "Grüne-Wiese-Ansatz" vor. Mit Akquisitionen<br />

können sie – im Gegensatz zum zeitaufwendigen stufenweisen<br />

Aufbau lokaler Marktbearbeitung – gleich auf mehreren Ebenen<br />

einen Quantensprung erreichen:<br />

Eine Marke erwerben<br />

Für chinesische Unternehmen, als Niedrigpreisanbieter und<br />

Kopisten weltbekannt, ist Markenbildung das Stiefkind. Mit einer<br />

starken Marke steigt aber das Kundenvertrauen und es wird<br />

möglich, bei preissensitiven Produkten einen Premiumpreis zu<br />

verlangen und so die Mindestmarge zu sichern. Um den deutlichen<br />

Rückstand gegenüber namhaften europäischen und amerikanischen<br />

Unternehmen aufzuholen, wären langjährige Anstrengungen<br />

notwendig, um eigene Marken aufzubauen. Im Gegensatz zu<br />

Produkten lassen sich Marken nicht kopieren. Durch den Erwerb<br />

eines etablierten ausländischen Unternehmens können Chinesen<br />

auf einen Schlag im gehobenen Marktsegment mitspielen.<br />

Im unteren und mittleren Preissegment sind sie ohnehin schon<br />

stark. Mit Unternehmenskäufen können sie in allen Segmenten<br />

den chinesischen wie die westlichen Märkte bearbeiten.<br />

Technologisches Know-how erschließen<br />

Auch im technologischen Bereich ist durch die Akquisition eines<br />

westlichen Unternehmens für die chinesischen Unternehmen ein<br />

Quantensprung möglich. Nach einer unserer Studien entscheiden<br />

sich 16 Prozent der chinesischen Unternehmen ins Ausland zu<br />

expandieren, um fortgeschrittene Technologien zu erwerben.<br />

Mit einer Akquisition gewinnen sie nicht nur die notwendigen<br />

Patente, um technologisch führende Produkte herzustellen,<br />

sondern auch Ingenieure und geeignete Mitarbeiter, die helfen,<br />

den technologischen Vorsprung zu erhalten und auszubauen.<br />

Kundenbeziehungen und Markterschließung übernehmen<br />

Für 60 Prozent der von uns befragten chinesischen Top-50-Unternehmen<br />

liegt der Hauptgrund für eine Expansion darin, die ausländischen<br />

Märkte zu erschließen. Mit einer Akquisition von etablierten<br />

Unternehmen erwerben sie in den Zielmärkten Marktanteile<br />

und Kundenbeziehungen gleich mit. Bei langjährigen Kundenbeziehungen,<br />

wie in der Automobilzulieferindustrie üblich, sichern<br />

sie damit auch den Grundumsatz. Vorhandene Handelshemmnisse<br />

werden mit dem Kauf eines Tochterunternehmens im Zielmarkt<br />

umgangen.<br />

Vertriebs- und Servicenetze nutzen<br />

So schwer es Europäern oder Amerikanern fällt, in China die<br />

richtigen Vertriebspartner und -wege aufzubauen, so schwer<br />

fällt es Chinesen, in Europa oder Nordamerika Fuß zu fassen.<br />

Die Akquisition eines Unternehmens mitsamt seines etablierten<br />

Vertriebsnetzes bietet einen effektiven Ausweg. Gleiches gilt für<br />

die Übernahme eines lokalen Servicenetzes – bislang einer der<br />

Schwachpunkte chinesischer Anbieter.<br />

Skaleneffekte erzielen<br />

Zwar verfügen chinesische Unternehmen ohnehin über einen<br />

riesigen Heimatmarkt, aber um zusätzliche Skaleneffekte in<br />

Produktion und Einkauf zu erzielen, ist es für sie vorteilhaft, ins<br />

Ausland zu expandieren. Dies umfasst die Option, lohnkostenintensive<br />

Produkte des akquirierten Unternehmens nach China zu<br />

verlagern. Eine Übernahme bietet unter Umständen besseren<br />

Zugang zu bisher unbekannten oder unzugänglichen Zulieferern.<br />

Natürliche Ressourcen erschließen<br />

Zwanzig Prozent der in der Studie befragten Top-50-Unternehmen<br />

expandieren vorrangig deshalb, um im Ausland natürliche Ressourcen<br />

zu erschließen. Das unterstreicht die wichtige Rolle, die


10 | Globalisierung chinesischer Unternehmen<br />

Chinas Energie- und Ressourcenriesen wie China National Petroleum<br />

Corp., China National Offshore Oil Corp. oder PetroChina<br />

Co. für die chinesische Wirtschaft spielen. Ausgestattet mit günstigen<br />

Krediten von staatlichen Banken oder frischem Kapital von der<br />

Börse und unter unverkennbarem Drängen der Regierung sind die<br />

chinesischen Öl- und Mining-Unternehmen auf weltweiter Einkaufstour,<br />

um den unbändigen Rohstoffbedarf Chinas zu decken.<br />

Auf Europa mit seinen relativ begrenzten natürlichen Ressourcen<br />

wirkt sich dieser Beweggrund kaum aus.<br />

Auf Konkurrenzdruck im Heimatmarkt reagieren<br />

Chinesische Firmen reagieren mit zunehmenden Expansionen<br />

nicht zuletzt auf den Konkurrenzdruck, den sie auf ihrem Heimatmarkt<br />

durch westliche Unternehmen erfahren. Der Schritt ins<br />

Ausland ist gerade für chinesische Unternehmen aus vergleichs-<br />

weise konsolidierten Branchen überlebenskritisch. Nur so können<br />

sie langfristig gegen die zahlreichen internationalen und lokalen<br />

Spieler bestehen, die ihnen den Heimatmarkt streitig machen.<br />

Anreize der chinesischen Regierung abschöpfen<br />

Bis vor kurzem versuchte die chinesische Regierung den Kapitalabfluss<br />

durch Auslandsinvestitionen einzudämmen und prüfte jede<br />

Investition penibel. In jüngster Zeit hat sich diese Politik deutlich<br />

gewandelt. Neben der berühmten "Einkaufsliste" der Regierung,<br />

die die weltweite Wettbewerbsfähigkeit Chinas in ausgesuchten<br />

Branchen stärken soll, hat auch der Aufwertungsdruck auf den<br />

chinesischen Yuan dazu geführt, dass die Regierung Auslandsinvestitionen<br />

– und damit abfließenden Devisen – besonders ihrer<br />

nationalen Champions begrüßend gegenübersteht. Dies äußert<br />

sich in günstigen staatlichen Krediten und weiteren Subventionen<br />

der Regierung.<br />

Gründe für Auslandsakquisitionen durch chinesische Unternehmen<br />

Erschließung technischen<br />

Know-hows<br />

Erwerb einer Marke<br />

Aufkauf eines Vertriebsund<br />

Servicenetzes<br />

Reaktion auf Anreize durch<br />

die chinesische Regierung<br />

Kauf von Kundenbeziehungen<br />

und Marktanteilen/Markterschließung<br />

Auslandsakquisitionen<br />

Erzielen von<br />

Skaleneffekten<br />

Reaktion auf zunehmenden<br />

Konkurrenzdruck im<br />

Heimatmarkt China<br />

Erschließen natürlicher<br />

Ressourcen<br />

Quelle: <strong>Roland</strong> <strong>Berger</strong> Strategy Consultants


<strong>executive</strong> <strong>review</strong> 1/2005 Globalisierung chinesischer Unternehmen | 11<br />

Einige Schwächen durch Akquisitionen beheben<br />

Starke Treiber also, die chinesische Unternehmen motivieren, ins<br />

Ausland zu expandieren. Gleichzeitig bieten sich derzeit gerade in<br />

Deutschland attraktive Übernahmemöglichkeiten. Chinesische<br />

Unternehmen durchforsten kleine und mittlere Unternehmen des<br />

deutschen Maschinen- und Anlagenbaus, die durch wirtschaftliche<br />

Engpässe oder Nachfolgeprobleme gebeutelt sind, nach Schnäppchen.<br />

Doch nicht jedes vermeintliche Schnäppchen garantiert den<br />

späteren Erfolg. Während die Chinesen einige ihrer typischen<br />

Schwachpunkte durch Akquisitionen gezielt beheben können,<br />

lassen sich andere auch durch Zukauf nicht beseitigen und führen<br />

letztlich zum Niedergang des akquirierten Unternehmens.<br />

Chinesische Unternehmen sind für ihre exzellenten Fähigkeiten<br />

bekannt, durch die Nutzung billiger Arbeitskräfte bereits entwickelte<br />

Produkte extrem günstig zu fertigen. An der Innovationsfront<br />

haben sie bislang wenig nennenswerte Erfolge vorzuweisen.<br />

Erfolgreiche Akquisitionen können hier wichtige Impulse für<br />

gesteigerte Innovationsfähigkeit setzen.<br />

Die Ausbildung und Kultivierung von international bewanderten,<br />

multilingualen Managern wird noch zu sehr vernachlässigt, wie<br />

unsere Befragung der chinesischen Top-50-Unternehmen ergeben<br />

hat. Auch bei der Wettbewerbskenntnis und in dem Aufbau von<br />

Marktkenntnis außerhalb Chinas zeigen chinesische Unternehmen<br />

oft Schwächen. Sie beherrschen auch noch nicht westliches<br />

Management-Know-how, insbesondere in den Bereichen Finanzen,<br />

Controlling und Strategie. Die Fähigkeiten, die durch den Zukauf<br />

eines europäischen oder amerikanischen Unternehmens erworben<br />

werden, bieten dem gesamten Mutterunternehmen Chancen.<br />

Erstaunlicherweise wird ein Aspekt beim lokalen Markteintritt<br />

gerne übersehen: Der größte Wettbewerbsvorteil chinesischer<br />

Unternehmen, die niedrigen Produktionskosten, geht verloren,<br />

wenn sie in Europa oder den USA produzieren wollen oder müssen.<br />

Auch durch den neuen Eigentümer können die akquirierten<br />

Unternehmen ihre oft zu hohen Produktionskosten nicht senken –<br />

die Verlagerung nach Osteuropa oder China steht an. Für international<br />

tätige chinesische Unternehmen wird "Global Footprint" –<br />

die weltweite Optimierung ihres gesamten Wertschöpfungsnetzwerkes<br />

– künftig genauso wichtig wie für westliche Unternehmen.<br />

Chinesische Unternehmen machen heute die gleichen Erfahrungen<br />

und Fehler, die europäische und amerikanische Unternehmen<br />

bei ihrem Markteintritt in China gemacht haben:<br />

> Sie bringen zu wenig Markt- und Wettbewerbskenntnisse für<br />

ihre Zielmärkte mit. Dies äußert sich zum Beispiel darin, dass<br />

veraltete, längst "verblühte" Marken akquiriert werden oder<br />

Marktunterschiede innerhalb des europäischen Marktes nicht<br />

berücksichtigt werden<br />

> Sie unterschätzen den Kulturunterschied zwischen den beteiligten<br />

Unternehmen<br />

> Sie unterschätzen behördliche Auflagen und Anforderungen.<br />

Umweltauflagen sind beispielsweise für viele chinesische<br />

Unternehmen bisher eher ein Fremdwort und werden in<br />

Europa oft nicht angemessen berücksichtigt.<br />

Es wird deutlich, dass das Engagement chinesischer Industrieunternehmen<br />

im Ausland keine vorübergehende Erscheinung,<br />

sondern der Anfang einer bedeutenden Entwicklung ist. Die Zahl<br />

chinesischer Akquisitionen in Europa wird weiter zunehmen.<br />

Mit jeder Akquisition werden die Erfahrungswerte steigen,<br />

die Schwächen minimiert. Zukünftig wird es mehr und immer<br />

erfolgreichere chinesische Akquisitionen im Ausland geben.


12 | Globalisierung chinesischer Unternehmen<br />

Drei-Elemente-Strategie<br />

Sich gegen chinesische Markteroberer in Europa behaupten<br />

Europäische Unternehmen, die durch den Eintritt von chinesischen Konkurrenten in ihrem Heimatmarkt bedroht werden, sollten ihre Strategie<br />

aus drei Elementen zusammenstellen: Die chinesischen Konkurrenten in deren eigenem Heimatmarkt schwächen, die eigene Wertschöpfung<br />

global optimieren und den Heimvorteil nutzen, die lokalen Kundenbedürfnisse besser befriedigen zu können.<br />

1. Selbst in die Offensive gehen<br />

Schon der chinesische Kriegsgelehrte Sun Tsu rät in "Die Kunst<br />

des Krieges", dem Gegner zuvorzukommen, anstatt sich von ihm<br />

treiben zu lassen. Der weise General, so Sun Tsu weiter, sei<br />

derjenige, der seine Truppen aus dem Boden des Gegners ernährt.<br />

Für europäische Unternehmen, die ihre Heimatmärkte durch<br />

chinesische Konkurrenten bedroht sehen, bedeutet dies im<br />

Einzelnen:<br />

> Den Konkurrenten in dessen Heimatmarkt schwächen<br />

Je mehr Probleme chinesische Unternehmen durch europäische<br />

Konkurrenz im eigenen Markt haben, desto weniger Ressourcen<br />

können sie für Expansionsbestrebungen aufbringen.<br />

Nur ausreichende Gewinne aus den Heimatmärkten bilden das<br />

finanzielle Polster, um den risikoreichen Schritt ins Ausland zu<br />

wagen. Damit dürfen sich Europäer in China nicht auf ihre<br />

bisherigen Hochpreissegmente beschränken, sondern müssen<br />

ihre chinesischen Wettbewerber schwächen. Und zwar da,<br />

wo es sie am härtesten trifft, im mittleren Technologie- und<br />

Preissegment. Hindert man chinesische Unternehmen nicht<br />

daran, sich im eigenen Land widerstandslos auszuweiten,<br />

werden sie versuchen, ihren Erfolg zunehmend im Ausland<br />

fortzusetzen.<br />

> Akquisitionschancen in China nutzen, so lange sie sich<br />

noch bieten<br />

Viele chinesische Unternehmen, die heute mit den Europäern<br />

im chinesischen Markt konkurrieren, stehen noch relativ am<br />

Anfang ihrer Entwicklung. Einige sind noch dabei, sich vom<br />

staatlichen zum privat geführten Betrieb zu transformieren oder<br />

haben dies gerade abgeschlossen. Andere sind bereits als private<br />

Unternehmungen entstanden und wachsen sehr schnell von<br />

einer kleinen Basis aus. Unter ihnen sind viele, die ihre vorhandenen<br />

Möglichkeiten und Ressourcen noch nicht voll ausgeschöpft<br />

haben und daher günstige Akquisitionskandidaten sind.<br />

Drei-Elemente-Strategie zur Behauptung im Heimmarkt<br />

Drei-Elemente-Strategie<br />

Selbst in die Offensive<br />

gehen<br />

Den eigenen Global<br />

Footprint optimieren<br />

Den Heimvorteil nutzen<br />

> Den Konkurrenten in<br />

dessen Heimatmarkt<br />

schwächen<br />

> Die eigene weltweite<br />

Wertschöpfung optimieren,<br />

um wettbewerbsfähig<br />

zu bleiben<br />

> Europäische Kundenbedürfnisse<br />

gezielt<br />

befriedigen<br />

> Akquisitionsmöglichkeiten<br />

in China nutzen,<br />

solange sie sich noch<br />

bieten<br />

> Schlüsselmärkte mit<br />

lokal angepassten<br />

Produkten bedienen<br />

> Ein stabiles Netzwerk in<br />

Europa knüpfen<br />

Quelle: <strong>Roland</strong> <strong>Berger</strong> Strategy Consultants


<strong>executive</strong> <strong>review</strong> 1/2005 Globalisierung chinesischer Unternehmen | 13<br />

2. Den eigenen Global Footprint optimieren<br />

Wer sich nicht auf ein oft winziges Premiumsegment seines<br />

Marktes beschränken möchte, wird sich mittelfristig einem direkten<br />

Preisvergleich mit Wettbewerbern – zumindest im mittleren<br />

Marktsegment – nicht entziehen können. Hier hilft nur ein ganzheitlich<br />

und weltweit optimiertes Wertschöpfungsnetzwerk. Für<br />

europäische Unternehmen rückt durch die EU-Erweiterung besonders<br />

Osteuropa als verlängerte Werkbank für industrielle Fertigung<br />

und Montage in den Blickpunkt. Unternehmen, die ihren Global<br />

Footprint optimieren wollen, sollten sich jedoch nicht nur auf<br />

klassische Produktionsfragestellungen konzentrieren, sondern die<br />

gesamte Wertschöpfungskette einbeziehen. Für F&E, Engineering,<br />

Vertrieb, Service, Produktion und auch administrative Funktionen<br />

sollten sie die jeweils optimalen Standorte auswählen und in<br />

einem weltweiten Netzwerk verbinden.<br />

3. Den Heimvorteil nutzen<br />

Die bessere Vernetzung im eigenen Heimatmarkt sowie größere<br />

Fähigkeiten, lokale Kundenbedürfnisse zu erkennen und diese<br />

auch zu befriedigen, sind zwei Haupthindernisse, die westlichen<br />

Unternehmen den Weg nach so China schwer machen. Die gleichen<br />

Hemmnisse gelten aber ebenso für chinesische Unternehmen,<br />

die versuchen, westliche Märkte zu erschließen.<br />

Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass westliche Unternehmen,<br />

die in beiden Punkten gezielt ihre lokale Verwurzelung einsetzen,<br />

sich zumindest mittelfristig Marktanteile im Heimatmarkt sichern<br />

können.<br />

> Europäische Kundenbedürfnisse befriedigen<br />

Europäische Unternehmen müssen sicherstellen, die spezifischen<br />

Bedürfnisse ihrer europäischen Kunden auch zukünftig<br />

besser zu befriedigen, als dies chinesische Unternehmen können.<br />

Sie müssen innovative Produkte anbieten, über fundierte<br />

Marktkenntnis verfügen, besseren Service bieten und die<br />

eigenen Produkte zielgerichteter vermarkten. Gerade in diesen<br />

Bereichen haben die Chinesen erfahrungsgemäß die größten<br />

Schwierigkeiten. Die Flexibilität, Produkte kundenindividuell<br />

anpassen zu können, kann ein weiterer wichtiger Differenzierungsfaktor<br />

gegenüber der fernöstlichen Konkurrenz sein.<br />

> Ein stabiles Netzwerk in Europa knüpfen<br />

Ebenso wie sich europäische Unternehmen in China oft einem<br />

undurchsichtigen und teilweise undurchdringlichen Netzwerk<br />

von chinesischen Konkurrenten gegenüber sehen, sollten sie<br />

das in ihrem Heimatmarkt zu ihrem Vorteil ummünzen.<br />

So können sie dazu bessere Vertriebs- und Lieferantennetze<br />

knüpfen und andere wichtige Kontakte, beispielsweise zu<br />

Verbänden, Behörden und in die Politik, intensiver pflegen.


14| Interview Bosch Rexroth AG<br />

Interview mit Manfred Grundke, Vorstandsvorsitzender<br />

der Bosch Rexroth AG, zum Thema Globalisierung der<br />

Wertschöpfung<br />

Schlüsselmärkte erschließen<br />

<strong>executive</strong> <strong>review</strong>: Herr Grundke, Bosch Rexroth hat bereits vor vielen<br />

Jahren mit der Internationalisierung seiner Zielmärkte und Wertschöpfung<br />

begonnen. Wie weit haben Sie Ihre Internationalisierungsziele<br />

bereits erreicht?<br />

Manfred Grundke: Internationalisierung erfolgt bei Bosch Rexroth<br />

üblicherweise in einem dreistufigen Prozess. Am Anfang steht die<br />

Bearbeitung eines Marktes durch lokale Vertriebs- und Servicestrukturen.<br />

Diesen folgt ein lokales Applikations-Engineering,<br />

damit wir spezifischen Kundenbedürfnissen gerecht werden<br />

können. Die dritte Ausbaustufe ist der Aufbau einer lokalen<br />

Wertschöpfung durch lokale Produktion und/oder Beschaffung.<br />

Ziel ist dabei nicht nur die Bedienung der lokalen Märkte, sondern<br />

auch die Einbindung der Fertigung in unseren internationalen<br />

Wertschöpfungsverbund.


<strong>executive</strong> <strong>review</strong> 1/2005 Interview Bosch Rexroth AG | 15<br />

Bosch Rexroth ist heute mit rund 40 Produktionsstandorten,<br />

38 eigenen Landesgesellschaften sowie Vertriebspartnern in über<br />

80 Ländern vertreten und ist in den Märkten sehr präsent. Die<br />

Internationalisierungsziele bei den Vertriebs- und Servicestrukturen<br />

sind damit weitgehend erreicht. Auch das Applikations-<br />

Engineering ist bereits sehr gut in den Ländern vertreten.<br />

Verbesserungspotenzial sehen wir hingegen noch in der globalen<br />

Wertschöpfung. Unsere weltweite Umsatzverteilung entspricht<br />

nicht unserer Wertschöpfungsverteilung. Wir möchten den Anteil<br />

unserer Wertschöpfung in unseren Wachstumsmärkten erhöhen.<br />

Dabei geht es zum einen darum, nah am Kunden zu produzieren,<br />

zum anderen geht es auch um die Fertigung an kostengünstigeren<br />

Standorten. Um ein ausgewogeneres Verhältnis zu schaffen,<br />

investieren wir zum einen stark in ausländische Produktionsstandorte,<br />

zum anderen arbeiten wir daran, unsere globale Beschaffung<br />

weiter zu intensivieren.<br />

"Wir möchten den Anteil unserer<br />

Wertschöpfung in unseren<br />

Wachstumsmärkten erhöhen."<br />

<strong>executive</strong> <strong>review</strong>: An welche Länder denken Sie dabei besonders?<br />

Manfred Grundke: Einer unserer Investitionsschwerpunkte ist die<br />

weitere Erschließung Zentral- und Osteuropas, insbesondere<br />

Russlands. So haben wir beispielsweise 2004 ein neues Werk zur<br />

Fertigung von Elektromotoren in Slowenien in Betrieb genommen<br />

und massiv ausgebaut. In Eger (Ungarn) investieren wir in die<br />

Produktion von pneumatischen Komponenten. Von dort bedienen<br />

wir nicht nur den europäischen, sondern auch den amerikanischen<br />

und asiatischen Markt. 2005 werden wir darüber hinaus in ein<br />

neues Werk zur Herstellung von Mobilhydraulikkomponenten in<br />

Bursa (Türkei) investieren.<br />

Außerhalb Europas investieren wir natürlich auch stark in China.<br />

Hier sind innerhalb der nächsten drei Jahre Investitionen von<br />

insgesamt 83 Millionen Euro vorgesehen. Noch im April 2005<br />

werden wir ein neues Werk in Peking eröffnen. Unsere erst 2004<br />

in Betrieb genommene Produktionsstätte in Wujin wird 2005 in<br />

einem zweiten Bauabschnitt nochmals deutlich erweitert. Mit der<br />

Fertigung bedienen wir vorwiegend den lokalen Markt, aber ein<br />

Teil geht auch in unser weltweites Fertigungsnetzwerk.<br />

Auch im amerikanischen Raum werden wir unsere lokale Wertschöpfung<br />

massiv ausbauen. Dies betrifft vor allem unsere Werke<br />

in South Carolina und im brasilianischen Pomerode. In Pomerode<br />

haben wir vor, unsere derzeitigen Kapazitäten zu verdoppeln.<br />

"Mit der Fertigung in China<br />

bedienen wir vorwiegend den<br />

lokalen Markt, aber ein Teil geht<br />

auch in unser weltweites Fertigungsnetzwerk."<br />

<strong>executive</strong> <strong>review</strong>: Wie wird das Globalisierungskonzept von Bosch<br />

Rexroth in den Bereichen Fertigung und Entwicklung konkret umgesetzt?<br />

Manfred Grundke: Wir verfolgen bei Bosch Rexroth wie auch in der<br />

gesamten Bosch-Gruppe das so genannte Leitwerkkonzept. Das<br />

heißt, wir haben Leitwerke, in denen Prozesse und Fertigungsmethoden<br />

definiert und entwickelt werden. Hier findet auch das<br />

Produkt-Engineering statt. Leitwerke haben Patenschaftsfunktion<br />

und sind gleichzeitig verantwortlich für die Performance der so<br />

genannten Fertigungswerke. So ist zum Beispiel Bursa in der<br />

Türkei ein Fertigungswerk für die Leitwerke in Horb und Elchingen<br />

in Deutschland. Diese Zuordnungen stellen sicher, dass alle<br />

Werke innerhalb eines Verbundes die jeweils optimale Wertschöp-<br />

"Leitwerke haben Patenschaftsfunktion<br />

und sind gleichzeitig<br />

verantwortlich für die Performance<br />

der so genannten Fertigungswerke.<br />

"


16 | Interview Bosch Rexroth AG<br />

fung erbringen. Das Leitwerkkonzept spiegelt unsere Auffassung<br />

wider, dass Produktion, Entwicklung und Qualitätssicherung<br />

organisatorisch nicht getrennt, sondern zusammengehalten werden<br />

sollten.<br />

"Im Bereich Entwicklung setzen<br />

wir auf Deutschland als Standort<br />

für hoch komplexe Lösungen<br />

und Produkte."<br />

Im Bereich der Entwicklung setzen wir auf Deutschland als<br />

Standort für hoch komplexe Lösungen und Produkte. Denn wenn<br />

Sie Deutschland und auch die Region Norditalien, Österreich und<br />

Tschechien sowie Teile von Frankreich nehmen, dann gibt es<br />

weltweit nirgends so viel Know-how in der Investitionsgüterindustrie<br />

wie hier. Europa ist damit in diesem Bereich das Silicon<br />

Valley des Maschinenbaus. Gleichzeit streben wir ein "Design to<br />

Region" an. Unsere internationalen Kunden, beispielsweise in<br />

Asien, dringen zunehmend mit eigenen Produkten in das Mediumsegment<br />

vor und betätigen sich immer stärker im internationalen<br />

Umfeld. Wir müssen diesen Kunden ein ebenso attraktives Angebot<br />

machen können, wie wir dies für unsere europäische Kunden<br />

tun. "Design to Region" bedeutet für uns, dass asiatische Bosch<br />

Rexroth-Ingenieure Lösungen für Produkte unserer asiatischen<br />

Kunden entwickeln, die diese in lokalen sowie internationalen<br />

Märkten erfolgreich absetzen können. Dazu benötigen wir eine<br />

Regionalisierung von Entwicklungskapazitäten, die über das<br />

Applikations-Engineering hinaus geht.<br />

<strong>executive</strong> <strong>review</strong>: Gibt es zwischen den Geschäftsbereichen von Bosch<br />

Rexroth und innerhalb der Bosch-Gruppe eine Abstimmung und Synergien<br />

in Ihrer Internationalisierungsstrategie? Wer trifft die Entscheidungen<br />

über das globale Standortkonzept?<br />

Manfred Grundke: Natürlich stimmen wir uns innerhalb von Bosch<br />

Rexroth intensiv über ein gemeinsames Standortkonzept ab. Mit<br />

einer eigenständigen Entscheidung über ihre Globalisierung der<br />

Wertschöpfung wären die einzelnen Geschäftsbereiche sehr stark<br />

belastet und es würde keine übergreifende Optimallösung geben.<br />

Auf Bosch Rexroth-Ebene ist das einfacher, deshalb existiert mit<br />

unserem Standortkonzept eine Strategie, die die Bedürfnisse aller<br />

Geschäftsbereiche berücksichtigt.<br />

"Neue Produktionsstandorte<br />

sind in der Regel integrierte<br />

Werke, die mehrere Technologiefelder<br />

beherbergen."<br />

Wenn wir neue Produktionsstandorte aufbauen, dann handelt es<br />

sich dabei in der Regel um integrierte Werke, die mehrere Technologiefelder<br />

beherbergen. Damit das reibungslos funktionieren<br />

kann, ist es wichtig, dass die Prozesse in diesen "Mischwerken"<br />

standardisiert sind und eine klare Abstimmung über die Verteilung<br />

von Verantwortlichkeiten und Kosten besteht. Auch hier kommt<br />

unser Leitwerkkonzept zum Tragen.<br />

Synergien in der Globalisierung ergeben sich aber auch im Einkauf.<br />

Der Einkauf von Bosch Rexroth arbeitet sehr eng mit Bosch<br />

zusammen und es existiert hier ein reger Informationsaustausch.<br />

Bosch verfügt traditionell über eine starke Einkaufsstruktur mit<br />

strategischen und globalen Sourcingkomponenten, die wir etwa in<br />

China voll mitnutzen. Trotzdem haben wir als Bosch Rexroth im<br />

Einkauf häufig besondere Anforderungen, die es zu berücksichtigen<br />

gilt. Darüber hinaus greifen wir auch auf Dienstleistungen von<br />

Bosch zurück, wenn es zum Beispiel um den Aufbau lokaler<br />

Infrastruktur geht.


<strong>executive</strong> <strong>review</strong> 1/2005 Interview Bosch Rexroth AG | 17<br />

<strong>executive</strong> <strong>review</strong>: China ist sicherlich einer der großen Wachstumsmärkte.<br />

Gilt für Bosch Rexroth nach wie vor "ungebremster Boom" oder<br />

flacht das Nachfragewachstum in vielen Produktsegmenten inzwischen<br />

bereits ab?<br />

Manfred Grundke: Nach unserer Einschätzung geht der chinesische<br />

Markt von einer anfänglichen Überhitzungsphase nun in eine<br />

stabile Wachstumsphase über. Das soll nicht bedeuten, dass das<br />

starke Wachstum vorbei ist. Doch die Chinesen haben die drohende<br />

Überhitzung in den letzten Jahren sehr effizient in den Griff<br />

bekommen. Wir gehen für die kommenden fünf bis zehn Jahre von<br />

Wachstumsraten im hohen einstelligen, wenn nicht gar zweistelligen<br />

Bereich aus. Unsere Produkte treffen die Bedürfnisse Chinas<br />

beim Aufbau industrieller Kapazitäten und beim Ausbau seiner<br />

Infrastruktur. Von einem Ende des Booms kann nicht die Rede<br />

sein.<br />

"Die Chinesen haben die<br />

drohende Überhitzung in den<br />

letzten Jahren sehr effizient in<br />

den Griff bekommen."<br />

<strong>executive</strong> <strong>review</strong>: Wie stark hat sich die chinesische Konkurrenz in Ihren<br />

Produktsegmenten bereits etabliert? Gibt es noch ein exklusives Premiumsegment,<br />

oder greift die lokale Konkurrenz in allen Segmenten an?<br />

Manfred Grundke: Bosch Rexroth bietet in den meisten Sparten<br />

keine Produkte im sehr preissensitiven Low End-Segment an.<br />

Stattdessen ist es unsere Strategie, im Medium- und High End-<br />

Bereich die Alleinstellungsmerkmale unserer Produkte zu stärken<br />

und damit ein Premium zu erzielen. Der Schlüssel dazu sind<br />

Technologien und Prozesse: Die meisten chinesischen Wettbewerber<br />

beschäftigen sich bisher hauptsächlich mit dem Kopieren von<br />

Einzelkomponenten, besonders im Bereich der Industrie- und<br />

Mobilhydraulik. Die Aktivitäten haben hier eher zugenommen,<br />

genauso wie das Tempo. Ein Komplettprodukt mit internationaler<br />

Qualität, das internationalen Anforderungen entspricht, können<br />

die meisten lokalen Wettbewerber bisher noch nicht anbieten.<br />

Allerdings sind wir gezwungen, unsere Produkte technisch und<br />

preislich ständig weiterzuentwickeln, da die chinesischen Konkurrenten<br />

mit hohem Tempo aufholen.<br />

Um unsere Alleinstellungsmerkmale zu sichern, ist es wichtig,<br />

die Entwicklung und Fertigung technologieintensiver Teile und<br />

kritischer Prozesse in den Leitwerken zu halten. Weniger kritische<br />

Teile lassen sich an ausländische Standorte verlagern, vor allem,<br />

um die Kostenvorteile dort zu nutzen. Gleichzeitig sind zur<br />

Sicherstellung unserer Wettbewerbsfähigkeit Produktivitätssteigerungen<br />

an den deutschen Standorten notwendig. Das geschieht<br />

zum Beispiel durch innovative Produktionssysteme, durch globales<br />

Sourcing, aber auch durch Flexibilität in Arbeitszeit- und Entlohnungsmodellen.<br />

Sollten wir allerdings keine Vereinbarungen mit<br />

den Arbeitnehmervertretungen zur Erhöhung der Flexibilität<br />

treffen können, bleiben uns als nächster Schritt nur weitere<br />

Auslandsverlagerungen.<br />

"Zur Sicherstellung unserer Wettbewerbsfähigkeit<br />

sind Produktivitätssteigerungen<br />

an den deutschen<br />

Standorten notwendig."


18 | Interview Bosch Rexroth AG<br />

<strong>executive</strong> <strong>review</strong>: Was wird der nächste Wachstumsmarkt nach China<br />

sein? Wo liegen weitere Chancen für Bosch Rexroth?<br />

"Indien ist nicht nur als Entwicklungsstandort,<br />

sondern auch als<br />

kostengünstiger Standort in der<br />

Produktion attraktiv."<br />

Manfred Grundke: Indien ist sicherlich nicht nur als Entwicklungsstandort,<br />

sondern auch als kostengünstiger Standort in der Produktion<br />

attraktiv und bietet zudem ein großes Marktpotenzial. Die<br />

Entwicklung in Indien wird zwar langsamer vonstatten gehen als<br />

in China, aber auch hier schreiten die Industrialisierung und der<br />

Ausbau der Infrastruktur mit großen Schritten voran. Im Vergleich<br />

zu China ist außerdem die Gefahr von Kopien in Entwicklung und<br />

Fertigung deutlich geringer und die Qualität indischer Ingenieure<br />

ist hervorragend.<br />

Die Erschließung von Zentral- und Osteuropa, speziell Russland,<br />

hat für uns derzeit höchste Priorität. Russland ist für uns als Markt<br />

interessant, weil das Land reich an Rohstoffen ist. Diese Rohstoffe<br />

werden in den kommenden Jahren verstärkt abgebaut werden,<br />

und in der Schaffung der dazu notwendigen Infrastruktur ergeben<br />

sich vielfältige Einsatzmöglichkeiten für Bosch Rexroth-Produkte.<br />

Deshalb bauen wir unser Vertriebs- und Servicenetz in Russland<br />

derzeit massiv aus.<br />

<strong>executive</strong> <strong>review</strong>: Zurückblickend, was sind die größten Erfolge und<br />

Herausforderungen bei der Internationalisierung von Bosch Rexroth?<br />

Was sind Ihre "Lessons learned"?<br />

"Wir haben es verstanden, in<br />

den Märkten immer sehr früh<br />

aktiv zu werden."<br />

Manfred Grundke: Bei Bosch Rexroth haben wir es verstanden, in<br />

den Märkten immer sehr früh aktiv zu werden. Nur so konnten<br />

und können wir Marktmechanismen und Produktanforderungen<br />

verstehen und den Chancen entsprechend ausbauen. So sind wir<br />

bereits seit den siebziger Jahren in China und Indien aktiv. Seit der<br />

politischen Wende Anfang der neunziger Jahre sind wir auch in<br />

Russland mit eigenen Vertretungen präsent.<br />

Ein weiterer Erfolgsfaktor ist auch das oben schon erwähnte<br />

dreistufige Vorgehen in unseren Internationalisierungsbemühungen.<br />

Am Anfang steht die Bearbeitung eines Marktes durch lokale<br />

Vertriebs- und Servicestrukturen. Erst dann werden Kapazitäten<br />

zur Anpassung der Produkte an lokale Anforderungen geschaffen.<br />

In einem dritten Schritt bauen wir schließlich eine lokale Fertigung<br />

auf.


<strong>executive</strong> <strong>review</strong> 1/2005 Interview Bosch Rexroth AG | 19<br />

Eine wichtige Erfolgskomponente in China war für uns sicherlich,<br />

zunächst mit Joint Ventures zu beginnen, aber dann sehr zügig auf<br />

eigenständige Unternehmen in unserem vollständigen Besitz<br />

umzuschalten.<br />

Natürlich hätten wir auch einiges noch besser machen können.<br />

Die Globalisierung der Wertschöpfung bei Bosch Rexroth hätten<br />

wir schon früher angehen müssen. Bis Ende der neunziger Jahre<br />

kam uns die verhaltene Globalisierung unserer Wertschöpfung<br />

durch günstige Wechselkurse eher zugute. Spätestens mit dem<br />

Jahrtausendwechsel hat sich dieses Blatt nun gewendet, und die<br />

Wechselkurse agieren bei einem hohen Wertschöpfungsanteil in<br />

Europa eher zu unserem Nachteil.<br />

Zusammenfassend ist es entscheidend, bei der Globalisierung eine<br />

klare Vision und Strategie zu verfolgen. Die Formulierung einer<br />

effizienten Globalisierungsstrategie ist zunächst Chefsache. Aber<br />

diese Strategie muss bis hinunter in die Ebene der Abteilungsleitung<br />

verstanden und umgesetzt werden. Die mittlere Führungsebene<br />

ist für den reibungslosen Ablauf in den Auslandswerken<br />

verantwortlich und damit letztendlich für den Erfolg der Globalisierung.<br />

"Die Formulierung einer Globalisierungsstrategie<br />

ist zunächst<br />

Chefsache. Aber sie muss bis in<br />

die Ebene der Abteilungsleitung<br />

verstanden und umgesetzt werden."<br />

<strong>executive</strong> <strong>review</strong>: Herr Grundke, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.<br />

Das Gespräch für die <strong>executive</strong> <strong>review</strong> führte<br />

Dr. Reinhard Geissbauer, Partner in unserem<br />

Münchener Büro<br />

Die Bosch Rexroth AG, ein Unternehmen der Bosch-Gruppe, erzielte<br />

im Jahr 2004 mit 26.400 Mitarbeitern einen Umsatz von rund<br />

4,1 Milliarden Euro. Das Unternehmen bietet unter der Marke<br />

Rexroth alle relevanten Technologien des Antreibens, Steuerns<br />

und Bewegens – von der Mechanik über die Hydraulik und Pneumatik<br />

bis hin zur Elektronik und dem zugehörigen Service. In über<br />

80 Ländern und für 500.000 Kunden ist der Global Player ein<br />

starker Partner und umfassender Ausrüster in der Industrie- und<br />

Fabrikautomation sowie für mobile Anwendungen.


20 | Einkauf in Niedriglohnländern<br />

Initiativen zum Einkauf in Niedriglohnländern<br />

> Interne Widerstände<br />

minimieren


<strong>executive</strong> <strong>review</strong> 1/2005 Einkauf in Niedriglohnländern | 21<br />

Um wettbewerbsfähig zu bleiben, kaufen viele Unternehmen verstärkt in<br />

Niedriglohnländern ein. Der Hauptgrund, warum derartige "Einkaufs-"<br />

Projekte oft scheitern, kommt für viele unerwartet: Widerstände im<br />

eigenen Unternehmen verhindern den Projekterfolg. Negative Einstellung<br />

der Mitarbeiter und Schwarzmalerei wird leicht zu einer "sich selbst<br />

erfüllenden Prophezeiung". Ein strategisches Projekt wird zu einem<br />

reinen Einkaufsprojekt degradiert. Thomas Rinn, Partner, und Martin<br />

Weiss, Senior Consultant, geben Hinweise, wie interne Widerstände<br />

minimiert und Mitarbeiter sogar so positiv motiviert werden können,<br />

dass sich eine positive Prophezeiung erfüllt.<br />

Schlechte Stimmung bei PrelumTech 1 . Der Konstruktionsleiter<br />

Werner Mansbach 1 hat seinem Kollegen vom Vertrieb gleich<br />

prophezeit, dass es bald schwierig werden würde, die hochtechnisierten<br />

Pressen zu verkaufen. Schließlich kämen bald wichtige<br />

Bauteile aus China und deren Qualität sei bekanntermaßen<br />

schlecht. Beide sind sich einig: Die Pläne der Unternehmensleitung,<br />

sich von Firmen aus Niedriglohnländern beliefern zu lassen,<br />

müssen scheitern, das könne nicht gut gehen.<br />

Dieser Tage diskutieren in vielen Firmen Mitarbeiter die Nachteile,<br />

die mit dem Einkauf aus Niedriglohnländern verbunden sind.<br />

Zweifellos sind auch Nachteile damit verbunden, aber die Vorteile<br />

wiegen sie bei weitem auf. Vorprodukte in China, Mexiko oder<br />

Osteuropa einzukaufen, ist ein Überlebensfaktor für westliche<br />

Industriefirmen geworden. Die Frage, ob der Bezug von Teilen in<br />

Niedriglohnländer verlagert werden soll, ist längst beantwortet:<br />

Wer wettbewerbsfähig bleiben will, muss es tun.<br />

Es stellt sich eine ganz andere Frage: Wie kann man erfolgreich<br />

und möglichst reibungslos die neue Einkaufsstrategie gestalten?<br />

Dazu sind einige Hürden zu nehmen. Die größte und erfolgskritischste<br />

Hürde sind die Widerstände im eigenen Unternehmen.<br />

Auch das fremde kulturelle, wirtschaftliche und rechtliche<br />

Umfeld, die fehlende Markttransparenz, die ungewohnten Verhandlungsstrategien<br />

und die unterentwickelte Logistik-Infrastruktur<br />

erschweren das Unterfangen, sind aber leichter zu lösen.<br />

Unserer Projekterfahrung nach, scheitern die sogenannten Low-<br />

Cost-Country-Sourcing-Initiativen am ehesten an internen Widerständen.<br />

Gelingen können solche weitreichenden Veränderungen nur,<br />

wenn die Mitarbeiter den Veränderungsprozess im besten Fall<br />

mittragen oder zumindest nicht torpedieren.<br />

1 Namen von der Redaktion geändert


22 | Einkauf in Niedriglohnländern<br />

Damit wird auch die besondere Schwierigkeit deutlich, gerade<br />

diese Hürde zu überwinden: Das psychologische Moment.<br />

In diesem speziellen Fall hat es noch dazu einen besonders großen<br />

Einfluss, da grundlegende ethische und politische Wertvorstellungen<br />

betroffen sind: Sind solche Initiativen volkswirtschaftlich<br />

vertretbar? Sägen wir nicht selbst den Ast ab, auf dem wir sitzen?<br />

Können diese "Entwicklungsländer" überhaupt unsere Qualität<br />

produzieren? Alleine die große Ferne zu den Ländern, das Unbekannte<br />

und Fremde wirkt bedrohlich. Und die für uns Menschen<br />

typische Aversion gegenüber Veränderungen führt zu Blockaden.<br />

Überwiegen diese Widerstände in einer Organisation und können<br />

nicht ausgeräumt werden, dann ist es schwer, die Initiative zu<br />

einem Erfolg werden zu lassen, schwer die Einsparungspotenziale<br />

zu realisieren. Jede einzelne Funktion und deren Mitarbeiter<br />

können die gesamte LCC-Sourcing-Initiative zum Misserfolg<br />

führen – bewusst oder unbewusst.<br />

Die Konsequenz muss sein, die Risiken zu erkennen und sie<br />

gezielt zu minimieren. Damit alle Glieder der Kette aus den<br />

unterschiedlichsten Funktionen halten und eine übergreifende<br />

Zusammenarbeit sichergestellt ist.<br />

Einflüsse von Low-Cost-Country-Sourcing auf die Wertschöpfungskette<br />

> Höhere Verlässlichkeit<br />

von<br />

Produktkomponenten<br />

> Konfrontation<br />

mit neuen<br />

Entwicklungskapazitäten<br />

> etc.<br />

> Neue Anforderungen<br />

an<br />

Sprachen<br />

> Neue Kontakte<br />

> Bruch mit alten<br />

Lieferanten<br />

> Globalisierung<br />

der eigenen<br />

Tätigkeit<br />

> etc.<br />

> Änderung<br />

Lieferzeiten<br />

> Reduktion der<br />

Flexibilität<br />

> Änderung der<br />

Losgrößen<br />

> Erhöhung der<br />

Kosten<br />

> etc.<br />

> Reduktion der<br />

Wertschöpfungskette<br />

> Änderung des<br />

Produktionsprozesses<br />

> Höhere Konsequenz<br />

beim<br />

Einfluss auf<br />

konstruktive<br />

Änderungen<br />

> etc.<br />

> Konkrete Definition<br />

der Anforderungen<br />

> Umfassende<br />

neue Prüfungen<br />

> Entwicklung<br />

neuer Lieferanten<br />

> Änderung von<br />

Ersatzteilversorgung<br />

> Vermarktung<br />

von "neuen"<br />

Komponenten<br />

> Weiter Standardisierungsdiskussionen<br />

Entwicklung Einkauf Logistik Produktion Qualität Vertrieb<br />

Quelle: <strong>Roland</strong> <strong>Berger</strong> Strategy Consultants


<strong>executive</strong> <strong>review</strong> 1/2005 Einkauf in Niedriglohnländern | 23<br />

Erfolgsfaktoren von LCC-Sourcing-Initiativen<br />

Der Erfolg basiert auf der Haltung des Managements: Es muss sich<br />

über den gravierenden Einfluss der Mitarbeiter auf das Ergebnis<br />

bewusst sein und die Bedenken der Mitarbeiter ernst nehmen.<br />

Diese Bedenken erwachsen einerseits aus den schon erwähnten<br />

unterschwelligen psychologischen Vorbehalten, andererseits aus<br />

sachlichen Erwägungen. So machen sich auch Mitarbeiter der<br />

verschiedensten Ebenen darüber Gedanken, dass der Faktor Zeit<br />

eine neue Bedeutung bekommt, da beispielsweise Produkte nicht<br />

zu oft geändert werden können, weil die Bestelllose größer werden.<br />

Oder dass die Reaktions- und Lieferzeiten der Lieferanten<br />

schon wegen der räumlichen Distanz deutlich langsamer werden.<br />

Oder über Veränderungen in der Lagerhaltung, da tendenziell<br />

größere Bestände aufgebaut werden, was wiederum Bestandsreduktionszielen<br />

widerspricht.<br />

Kennt man die Bedenken, kann man bewusst gegensteuern:<br />

Erfahrungsgemäß kristallisieren sich bei den meisten Unternehmen<br />

acht zentrale Erfolgsfaktoren für LCC-Sourcing-Initiativen<br />

heraus.<br />

Die Erfolgsfaktoren einer LCC-Sourcing Initiative<br />

I<br />

Im Top-Management verankern<br />

Projektplanung umfassend<br />

durchdenken<br />

V<br />

II<br />

Alle Konsequenzen zu Beginn<br />

offen darstellen<br />

Den gesamten Prozess<br />

transparent darstellen<br />

VI<br />

III<br />

Ein funktionsübergreifendes<br />

Team bilden<br />

Erfolgsfaktoren<br />

Faktenbasiert argumentieren<br />

VI<br />

IV<br />

Die richtigen Warengruppen<br />

auswählen<br />

Kapital und Zeit investieren<br />

VIII<br />

Quelle: <strong>Roland</strong> <strong>Berger</strong> Strategy Consultants


24| Einkauf in Niedriglohnländern<br />

1. Im Top-Management verankern<br />

LCC Sourcing muss als funktionsübergreifend getriebene Top-<br />

Management-Aufgabe positioniert werden – und nicht als "Einkaufsthema".<br />

Wird der Einkauf als alleiniger "Owner" der Initiative<br />

positioniert, besteht keine Instanz, die die natürlichen Konflikte<br />

zwischen den Funktionen lösen oder entscheiden kann. Funktionsinterne<br />

Ziele treten in den Vordergrund, anstatt die Initiative<br />

an den Gesamtzielen des Unternehmens auszurichten. Durch den<br />

Top-Management-Fokus erhält die gesamte Initiative naturgemäß<br />

eine höhere Priorität, Unterstützung und dadurch Umsetzungsstärke.<br />

In einer Befragung von vielen Unternehmen aus unterschiedlichsten<br />

Industrien mit langjähriger Erfahrung im LCC-Sourcing wurde<br />

dieser Punkt fast immer an oberster Stelle genannt. Ein Unternehmen<br />

aus der Pharmaindustrie, das eine LCC Initiative als Pilot in<br />

einem einzelnen Geschäftsfeld gestartet hat, ohne die anderen<br />

Geschäftsfelder frühzeitig einzubeziehen, sah sich in der weiteren<br />

Umsetzung und Ausdehnung deutlichen internen Widerständen<br />

ausgesetzt. Diese zu überwinden war für das Unternehmen mit<br />

immensem Aufwand verbunden.<br />

Bei früherer Einbindung hätte nicht nur dieser Aufwand vermieden<br />

werden können. Die Initiative wäre von mehr Personen<br />

getragen worden, hätte die gesamte Organisation stärker motiviert<br />

und mobilisiert. Zudem hätten einige Hürden wie beispielsweise<br />

grundsätzliche Fragestellungen nicht mehrfach und immer wieder<br />

von Neuem überwunden werden müssen. Diese Erfahrung deckt<br />

sich mit unseren Projekterfahrungen und ist ohne Zweifel auch auf<br />

alle anderen Industrien übertragbar.<br />

2. Alle Konsequenzen zu Beginn offen darstellen<br />

LCC-Sourcing-Aktivitäten haben weitreichende Konsequenzen für<br />

die Organisation, weil sämtliche Stufen der Wertschöpfung betroffen<br />

sind. Die Mitarbeiter sind sich darüber bewusst, dass umfassende<br />

und einschneidende Veränderungen folgen müssen. Aus<br />

ernstzunehmenden, teils existentiellen Ängsten vor Arbeitsplatzverlust<br />

oder volkswirtschaftlichen Konsequenzen sträuben sie sich<br />

gegen diese Veränderungen. Interne Widerständen entstehen.<br />

Um unbegründete Ängste erst gar nicht entstehen zu lassen,<br />

müssen die Konsequenzen von der Beginn an offen dargestellt<br />

werden. Nur so lassen sich falsche Vermutungen und der Aufbau<br />

von Widerständen vermeiden oder wenigstens in eine sachliche<br />

Diskussion überführen. Eine unter der Oberfläche brodelnde<br />

Gerüchteküche vergiftet die Atmosphäre, ohne dass dem viel<br />

entgegengesetzt werden kann. Offene Informationspolitik verhindert<br />

unbegründete Ängste und begründeten Ängsten kann sachlich<br />

begegnet werden. Die Auswirkungen können strategischer,<br />

prozessualer, organisatorischer oder persönlicher Art sein.<br />

Insbesondere negative Konsequenzen sollten nicht verschwiegen<br />

werden. Im Gegenteil: hier kann die Unternehmensführung<br />

zeigen, dass die Initiative durchdacht und gut geplant angegangen<br />

wird und sämtliche mögliche Konsequenzen berücksichtigt wurden<br />

– auch wenn negative Konsequenzen nur minimiert werden<br />

können.<br />

Bei einem von uns betreuten Unternehmen der Textilindustrie<br />

stand die Entwicklung dem Vorhaben, Teile aus China zu beziehen,<br />

äußerst skeptisch gegenüber. Sie sorgten sich vor allem<br />

darüber, dass das entscheidende technische Know-how dem<br />

Lieferanten preisgegeben wird und damit auch potenziellen<br />

Wettbewerbern. So antizipierten sie das Risiko, dass chinesische<br />

Unternehmen die Produkte kopieren und so die eigene Marktstellung<br />

gefährden könnten. Die Unternehmensführung konnte die<br />

Entwicklung von der neuen Einkaufsstrategie überzeugen, indem<br />

sie deutlich gemacht hat, dass sie diese Risiken bedacht und bei<br />

der Auswahl der Warengruppen berücksichtigt hat.<br />

Gleichzeitig muss man die Karten offen auf den Tisch legen –<br />

warum sollten mechanische Komponenten nicht kopierbar sein?<br />

Deshalb ist es sinnvoll, sich parallel Gedanken zum "Wissensschutz"<br />

von Know-how und zu den Kernkompetenzen des Unternehmens<br />

zu machen.


<strong>executive</strong> <strong>review</strong> 1/2005 Einkauf in Niedriglohnländern | 25<br />

3. Ein funktionsübergreifendes Team bilden<br />

Entsprechend der funktionsübergreifenden Initiative, sollte auch<br />

das Team funktionsübergreifend besetzt werden. Neben Mitarbeitern<br />

aus dem Einkauf müssen insbesondere Vertreter aus den<br />

Bereichen Entwicklung, Qualität, Logistik und Produktion einbezogen<br />

werden.<br />

Nach Möglichkeit sollten auch Mitarbeiter eingebunden werden,<br />

die mit den Spezifika der jeweiligen regionalen Rahmenbedingungen<br />

vertraut sind – selbst wenn diese nicht unmittelbar mit dem<br />

Einkauf zu tun haben.<br />

So nutzte ein Unternehmen, das bisher nur absatzseitig in China<br />

vertreten war, für seine China-Sourcing-Aktivität einen neu<br />

gewonnen lokalen Marketing Manager. Da dieser als Chinese mit<br />

den lokalen Geschäftsgebaren vertraut war, konnte er bei gemeinsamen<br />

Lieferantenbesuchen vor Ort neben einem deutlichen<br />

Zeitgewinn zu einem größeren Vertrauen der deutschen Teammitglieder<br />

gegenüber dem ganzen Projekt beitragen. Hemmungen<br />

wurden abgebaut, Missverständnisse konnten sofort gelöst und<br />

drängende Fragen beantwortet werden. Die Fragen waren nicht<br />

nur projekt- und artikelspezifisch, sondern auch grundlegender<br />

Art. Etwa Bedenken über die Einhaltung von Verträgen und<br />

Vereinbarungen, Nachteile rein lokaler Unternehmen gegenüber<br />

internationalen Joint Ventures, Nachteile staatlicher gegenüber<br />

privaten Unternehmen sowie grundlegende Ausblicke auf die<br />

politische Entwicklung. Ein in den Länderspezifika erfahrenes<br />

Teammitglied kann Bedenken im Team sofort entgegenwirken und<br />

größeres Vertrauen des gesamten Teams in das Vorhaben schaffen.<br />

Der gleiche Effekt wird erzielt, indem zunächst skeptische, aber<br />

sachlichen Argumenten aufgeschlossene Mitarbeiter eingebunden<br />

werden. Zum einen haben diese Mitarbeiter so die Gelegenheit<br />

zur Mitgestaltung, zum anderen können sie schon frühzeitig<br />

überzeugt werden und treten nicht erst sehr spät als Hindernisse<br />

auf. Ein sehr skeptischer Abteilungsleiter einer Entwicklungsabteilung<br />

konnte so "eingefangen" und als Promoter der Initiative<br />

gewonnen werden, als sich bei den Besuchen potenzieller neuer<br />

Lieferanten klar gezeigt hat, dass sie mindestens gleichwertige<br />

Qualität liefern konnten. Überzeugte, anfangs kritischere Mitarbeiter<br />

sind oft die besten Multiplikatoren!<br />

4. Die richtigen Warengruppen auswählen<br />

Mit der Auswahl der Warengruppen steht und fällt der Erfolg<br />

solcher Initiativen. Zum einen hängt es davon ab, ob Skeptiker<br />

schnell überzeugt werden können; zum anderen, ob Einsparungen<br />

realisiert werden können, damit sich das Projekt schnell amortisiert<br />

oder Kapital erwirtschaftet wird, um die Aktivitäten auszuweiten.<br />

Dazu sollten zu Beginn Warengruppen gewählt werden,<br />

die erfahrungsgemäß eine hohe Erfolgsaussicht aufweisen, etwa<br />

Produkte mit hohem Fertigungsanteil oder Standardprodukte mit<br />

hohen Stückzahlen statt komplizierter Baugruppen.<br />

Bei vielen Kunden hat sich erwiesen, dass die zu Beginn aufgewendete<br />

Zeit in die Auswahl der passenden Warengruppen sowie<br />

auch der richtigen Teile innerhalb der Warengruppen eine sinnvolle<br />

Investition war. Im Nachgang erspart dies viele "Schleifen".<br />

Zudem muss bedacht werden, dass nicht alle Länder oder Regionen<br />

jede Warengruppe kompetent herstellen können. Es empfiehlt<br />

sich, auf Erfahrungen anderer Unternehmen zurückzugreifen und<br />

die Lieferantenmärkte zu vergleichen.<br />

Selbstverständlich dürfen keine Warengruppen oder ganze Baugruppen<br />

einbezogen werden, die Kernkompetenzen oder Schlüsseltechnologien<br />

beinhalten. Die Gefahr des Verlusts von Knowhow<br />

und Wettbewerbsvorteilen wäre zu groß.<br />

Auch die Wirkung ins Unternehmen selbst ist nicht zu unterschätzen:<br />

das Unternehmen zeigt, dass es die wahre Stärke der eigenen<br />

Produkte im Markt kennt und daran arbeitet, die Stärken weiter<br />

auszubauen. Die Auswahl der Warengruppen demonstriert das<br />

Bewusstsein über die Konsequenzen der Initiative und vermittelt<br />

ein klares Bild über das Verständnis der künftigen Wertschöpfung.<br />

Bestehende Lieferantenbeziehungen dürfen allerdings nicht<br />

aufgegeben werden, bevor die Belieferung aus China nicht qualitativ,<br />

quantitativ und terminlich befriedigt.


26 | Einkauf in Niedriglohnländern<br />

5. Projektplanung umfassend durchdenken<br />

Letztlich müssen die Mitarbeiter die künftige Internationalisierung<br />

der Beschaffung in der Organisation unterstützen und umsetzen.<br />

Nur für Vertriebsfunktionen ist dies schon oft der Normalfall. Dazu<br />

müssen Mitarbeiter sowohl von der Initiative überzeugt sein, als<br />

auch von dem jeweiligen Land und den Lieferanten selbst. Deswegen<br />

sind besonders so alltägliche und sehr länderspezifische<br />

Details wie Visa-Bestimmungen, Impfungen, Reisekomfort, Essen<br />

etc. zu bedenken. Hilfestellung bei der Organisation eines auch<br />

nur kurzen Auslandsaufenthalts und gut aufbereitete Informationen<br />

über Land und Sitten erleichtern gerade die ersten Kontakte<br />

mit einem neuen Land. Je ferner das Land und je fremder die<br />

Sitten, desto mehr Unterstützung ist notwendig. Hier stellen sich<br />

die Weichen für den berühmten ersten Eindruck. Treten gleich<br />

Probleme auf, kann die Motivation des Teams und damit der<br />

gesamte Erfolg der Initiative nachhaltig gefährdet werden.<br />

Für den geplanten Lieferanten-Audit im Rahmen eines Russland-<br />

Sourcing-Projekts war bei einem Unternehmen ein straffer Zeitplan<br />

von fünf Wochen mit Besuchen in zahlreichen Regionen<br />

notwendig. Da aber besonders Reisen zu potenziellen Lieferanten<br />

in abgelegene Regionen Russlands sehr beschwerlich sein können<br />

und wegen der Verkehrsinfrastruktur spontane Reiseplanänderungen<br />

oft nicht möglich sind, wurde die Reisevorbereitung dem<br />

Team abgenommen und besonders sorgfältig geplant. Alle Termine<br />

zur Optimierung der Reisezeiten wurden aufeinander abgestimmt<br />

und die Teammitglieder vorab informiert, Flüge und Hotels entsprechender<br />

Kategorien für die gesamte Reise direkt in Russland<br />

gebucht sowie genügend Freizeit eingeplant. Dazu wurde das<br />

Team beim Essen mit Empfehlungen und Übersetzungen betreut,<br />

damit keine unguten "Überraschungen" auftraten. Das Team<br />

konnte sich während der Zeit voll auf die wesentlichen neuen<br />

Eindrücke konzentrieren, sammelte keine außergewöhnlich<br />

schlechten Erfahrungen, dafür aber grundsätzliches Vertrauen in<br />

das Land. Diese Stimmung wurde anschließend in der gesamten<br />

Organisation verbreitet. Die "Schwelle" zu dem fernen und fremden<br />

Land senkte sich deutlich. Dazu ist es notwendig, sowohl<br />

die länderspezifischen Kenntnisse als auch Dolmetscher bereitzustellen.<br />

6. Den gesamten Prozess transparent darstellen<br />

Nachdem eine Initiative zur Beschaffung aus Niedriglohnländern<br />

weitreichende Auswirkungen auf sämtliche Funktionen eines<br />

Unternehmens hat, muss man kontinuierlich den Überblick<br />

bewahren. Deswegen ist die Transparenz über den gesamten<br />

Prozess vom Start der Initiative bis zum Eintreffen und Test der<br />

Samples sowie der ersten vollständigen Lieferungen so bedeutend.<br />

Dies betrifft nicht nur den Projektablauf sondern auch die dahinter<br />

liegenden Entscheidungsprozesse. Je klarer die Transparenz und<br />

auch die Dokumentation, wie die einzelnen Mitarbeiter und<br />

Funktionen interagieren müssen und von der Arbeit untereinander<br />

abhängig sind, desto höher ist auch der Druck auf den Einzelnen<br />

zur Zusammenarbeit und die Erfolgswahrscheinlichkeit der Initiative<br />

insgesamt.<br />

Ein internes Kommunikationskonzept stellt Transparenz sicher.<br />

Um über die reine Transparenz hinaus die Organisation für die<br />

Initiative zu begeistern und zu motivieren, sollte man für das<br />

Projekt werben und ein internes Marketingkonzept erstellen.<br />

Ein Unternehmen ging so weit, regelrechte Roadshows mit Präsentationen<br />

und Broschüren durchzuführen. Dabei wurden die<br />

Personen hinter der Initiative und das Team vorgestellt, Ziele,<br />

Aufgaben und der Projektplan offen gelegt und erste Erfolgsgeschichten<br />

gezeigt. Das ist natürlich mit hohem Aufwand verbunden,<br />

war aber in diesem Falle sehr erfolgreich. Ein anderes Unternehmen<br />

hat äußerst positive Erfahrungen mit dem Einsatz von<br />

Projektmanagementtools gemacht, die den Fortschritt dokumentieren,<br />

für alle Beteiligten zugänglich sind und die Verantwortlichen<br />

beim Namen nennen.<br />

7. Faktenbasiert argumentieren<br />

Vorurteile können langfristig nur durch Fakten widerlegt werden<br />

– bestehende Vorurteile verlangsamen in der Regel die Vorgehensweise.<br />

Die Konzentration auf Fakten erhöht wiederum die Transparenz,<br />

schwächt den Einfluss unsachlicher, vager Meinungen und<br />

stärkt die Nachhaltigkeit und Endgültigkeit von Entscheidungen.<br />

Scoring-Modelle erleichtern den Zugriff auf und die Dokumentation<br />

von nachvollziehbaren, sachlichen Fakten. Vor Entscheidungen<br />

muss das Team die jeweils relevanten Einflussgrößen erarbeiten<br />

und gewichten. Besonders bei den Audits von Lieferanten<br />

bietet sich diese Arbeitsweise an. Im Anschluss an den Besuch der<br />

potenziellen Lieferanten vor Ort diskutiert und bewertet das<br />

gesamte anwesende Team die einzelnen definierten Kriterien.<br />

Über Gewichtungskriterien führt das Scoring-Modell dann zu einer<br />

Gesamtnote. Die Gesamtnoten verschiedener Lieferanten können<br />

abschließend miteinander verglichen werden. Nun muss auch


<strong>executive</strong> <strong>review</strong> 1/2005 Einkauf in Niedriglohnländern | 27<br />

geprüft werden, ob die Rangfolge auch dem Gefühl des Teams<br />

entspricht oder ob Korrekturen notwendig sind. Der subjektiven<br />

Einschätzung sollte also durchaus Raum gegeben werden.<br />

So ist das Team aber gehalten, sich bewusst zu machen, inwieweit<br />

ein ungutes Gefühl erklärbar ist und ob es von anderen geteilt<br />

wird. Auf diese Weise erarbeitet das Team eine abgestimmte und<br />

dokumentierte Einschätzung des Lieferanten. Die Einschätzung ist<br />

auch Dritten nachvollziehbar und bestimmte Schwachpunkte bei<br />

Lieferanten können gezielt beobachtet werden.<br />

Die Dokumentation der Einschätzung bewahrt auch davor, dass<br />

sich die Erinnerung an einen Lieferantenbesuch nachträglich trübt<br />

oder verselbständigt. Fakten bleiben bestehen – "Geschichten"<br />

verändern sich und lösen sich mitunter von der Realität!<br />

Zu faktenbasiertem Arbeiten gehört es auch, Volumina- und<br />

Einsparungsziele bewusst einzusetzen. Zu Beginn wird das<br />

gesamte Einkaufsvolumen und der für die Initiative geplante Anteil<br />

festgelegt. In den Anfangsphasen sollten frühzeitig Preisindikationen<br />

eingeholt werden, um erste Potenziale ableiten zu können.<br />

Diese können dann wiederum als erste "Erfolgsgeschichten"<br />

motivieren. An diesen Potenzialen orientiert und bemisst sich, wie<br />

die Initiative weiter konkretisiert wird. Einsparungen zu erzielen,<br />

ist schließlich das Hauptziel der LCC-Sourcing-Initiativen.<br />

Bei der Berechnung von Einsparungspotenzialen muss unbedingt<br />

die Vergleichbarkeit sichergestellt werden. So müssen die gleichen<br />

Qualitäten sowie die gleichen logistischen Voraussetzungen<br />

miteinander verglichen werden. Veränderungen in der Lagerhaltung,<br />

unterschiedliche Transportkosten, Anfangsinvestitionen in<br />

Werkzeuge o. Ä. müssen abgewogen werden. Ein spezifischer<br />

Total-Cost-of-Ownership-Ansatz (TCO) ist festzulegen. Das "Schönrechnen"<br />

der Initiative ist nie förderlich, letztlich wird es immer<br />

offenkundig und schadet dem Projekt.<br />

Das Unternehmen muss auch die zukünftige Entwicklung der<br />

Vorhaben abschätzen, da davon die Einkaufsvolumina abhängen.<br />

Am sinnvollsten ist es, wenn Initiativen zunächst mit einzelnen<br />

Artikeln als Pilotprojekt starten. Schritt für Schritt werden die<br />

Volumina bis zu einem bestimmten Umfang ausgeweitet. Diese<br />

geplante Ausweitung sollte ebenfalls bereits frühzeitig skizziert<br />

werden – auch um den Lieferanten attraktive Aussichten bieten<br />

zu können. Speziell im Anlagenbau ist es für Lieferanten aus<br />

Niedriglohnländern oft nicht mehr attraktiv, geringe Teilestückzahlen<br />

für kleine Pilotprojekte zu produzieren. Lieferanten erstellen<br />

dann nicht einmal ein Angebot. Auch für die Lieferanten muss ein<br />

ansehnliches Paket geschnürt oder wenigstens in Aussicht gestellt<br />

werden.<br />

8. Kapital und Zeit investieren<br />

Zwar bieten derartige Einkaufsinitiativen enorme Einsparpotenziale,<br />

sie erfordern aber auch umfangreiche Investitionen, die für<br />

eine professionelle Durchführung notwendig sind. Unternehmen<br />

kommen nicht umhin, in Vorlage zu gehen.<br />

Gerade die besonders guten Mitarbeiter braucht man auch für<br />

diese Initiative. Und just sie sind meist zeitlich bereits überbelastet.<br />

Ihnen den notwendigen Freiraum zu schaffen, kostet Geld<br />

und Kraft. Und auch in Reiseaktivitäten, die Größe des Teams und<br />

die sonstige Unterstützung für Übersetzungen, die Betreuung in<br />

den jeweiligen Ländern, Beratung, Tools, Musterstücke und<br />

Ähnliches muss man zusätzlich zuerst Kapital investieren.<br />

Investieren sollte man aber auch Zeit. Dem Team und der Initiative<br />

soll zwar ein straffer Zeitplan vorgegeben werden, aber es müssen<br />

zunächst genügend erfahrene Mitarbeiter aus den unterschiedlichen<br />

Funktionen bereitgestellt werden. Und auch das (Top-)<br />

Management muss die notwendige Zeit aufbringen.<br />

Nur wenn hier nicht an der falschen Stelle gespart wird, sind die<br />

Einsparpotenziale wirklich zu realisieren. Wird schon von Beginn<br />

an ausreichend in die Initiative investiert, erhöhen sich die Erfolgsaussichten<br />

deutlich.<br />

Ganz oder gar nicht<br />

Jede Organisation kann eine LCC-Sourcing-Initiative erfolgreich<br />

durchführen. Aber: jedes Unternehmen hat nur eine Chance für<br />

die Initiative. Scheitert diese, dann muss das Thema für lange Zeit<br />

ruhen. Im schlimmsten Fall ist das Thema für das Unternehmen<br />

endgültig erledigt. Umso sorgfältiger muss die Initiative geplant<br />

und gerade die schwierigste Hürde, die internen Widerstände,<br />

von Anfang an vermieden werden.<br />

Unternehmen müssen sich auch im Klaren sein, dass die mit der<br />

Initiative verbundenen Aufgaben die klassischen einkäuferischen<br />

Fragestellungen übersteigen. Es geht nicht ausschließlich um<br />

Lieferantensuche und -bewertung sowie Verhandlungen. Als<br />

zentrale Aufgaben kommen Projektmanagement, Change Management<br />

und internes Marketing hinzu. Gleichzeitig muss der richtige<br />

Umgang mit den Spezifika von neuen und damit meist fremden<br />

Ländern gefunden werden. Unternehmen sind aber oft nicht in<br />

den Länderspezifika bewandert oder verfügen nicht über die<br />

allgemeinen Marktkenntnisse. Unternehmen müssen für sich<br />

entscheiden, wie sie dieses Erfahrungswissen aufbauen. Intern<br />

oder durch externe Dienstleister. In jedem Fall müssen sie die<br />

fehlende Erfahrung bewusst ausgleichen. Die Frage nach einer<br />

Zusammenfassung der Erfolgsfaktoren ist deshalb einfach zu<br />

beantworten: "Do it right or leave it! Ganz oder gar nicht!".


28 | Key Account Management<br />

Key Account Management in stagnierenden Märkten<br />

> Der Schlüsselkunde<br />

ist Kaiser


<strong>executive</strong> <strong>review</strong> 1/2005 Key Account Management | 29<br />

Die passgenaue Betreuung der wichtigsten Kunden, das Key Account<br />

Management, ist gerade in reifen Märkten der Erfolgsfaktor für weiteres<br />

Wachstum. Peter Schneidewind, Principal, und Ulf Spitzer, Project<br />

Manager, erläutern, warum sich Unternehmen gerade jetzt auf ihre<br />

Schlüsselkunden konzentrieren und worauf sie dabei achten sollten.<br />

Antonio Settembrini 1 ist verärgert. Der Werksleiter eines Automobilzulieferers<br />

ist erst vor Kurzem für seine Firma von Italien nach<br />

Jaipur, Indien, gezogen. Bei dem selben Hersteller, mit dem er<br />

auch in Europa zusammengearbeitet hatte, bestellte er wichtige<br />

Ersatzteile. Doch was geliefert wurde, entsprach nicht der Qualität,<br />

die er von diesem Unternehmen gewöhnt war.<br />

Viele Kunden wundern sich, warum sie sich beim selben Hersteller<br />

immer wieder auf andere Qualitätsstandards einrichten müssen,<br />

wenn sie von verschiedenen Ländern aus ordern. Aber auch<br />

die Preise, die Gewährleistung, die Rabatte und die Lieferbedingungen<br />

variieren oft ganz erheblich. Die Kunden müssen sich also<br />

auf jeden Hersteller so einrichten, als hätte man firmenintern noch<br />

keine Erfahrung mit ihm gesammelt, als wäre er für jedes Land<br />

jeweils ein völlig eigenständiger, ein "neuer" Anbieter.<br />

Gerade bei großen internationalen Anbietern hat der Kunde aber<br />

automatisch eine gewisse Erwartungshaltung, die auf dem Ruf des<br />

Anbieters, auf eigenen Erfahrungen, Berichten von Kollegen oder<br />

der internationalen Fachpresse beruht. Und gerade die großen<br />

internationalen Anbieter können diesen Erwartungen oft nicht<br />

entsprechen. Bei kleineren Unternehmen erwartet der Kunde<br />

nicht unbedingt festgelegte Standards. Ausgerechnet hier ist die<br />

Wahrscheinlichkeit aber viel größer, dass er zu einheitlichen<br />

Konditionen einheitliche Produkte erhält.<br />

Kleine Unternehmen haben es leichter. Ihnen gelingt es meist<br />

intuitiv, ihre Schlüsselkunden angemessen zu betreuen, da wichtige<br />

Entscheidungen in einer Hand liegen. Expandiert ein Unternehmen<br />

jedoch regional oder erweitert sein Portfolio, müssen<br />

Vertriebsstandards etabliert werden, um eine weltweit einheitliche<br />

und widerspruchsfreie Betreuungsqualität der Kunden sicherzustellen.<br />

Daher müssen Unternehmen professionelles Key Account Management<br />

etablieren und die wichtigsten Kunden fokussiert und<br />

einheitlich betreuen, Produkte spezifisch anpassen, individuelle<br />

Modelle der Zusammenarbeit erarbeiten und dem Wunsch internationaler<br />

Großunternehmen nach einer bevorzugten Behandlung<br />

entsprechen. Selbstredend verfügt fast jedes Unternehmen über<br />

Key-Account-Management-Initiativen oder über Key Account<br />

Manager. Was aber im Einzelnen darunter verstanden wird und<br />

inwieweit die Ausprägung des Beziehungsmanagements zum<br />

Schlüsselkunden ihren Möglichkeiten gerecht wird, steht auf<br />

einem ganz anderen Blatt. Die meisten Unternehmen verschenken<br />

hier eine große Chance.<br />

1 Name von der Redaktion geändert


30 | Key Account Management<br />

Dies ist umso gravierender, als in reifen Märkten der Spielraum für<br />

Wachstum eng begrenzt ist. Wegen der hohen Produktkonvergenz<br />

entscheiden nicht mehr die Produktmerkmale über einen Kauf.<br />

Vielmehr differenziert sich ein Unternehmen über die Qualität,<br />

die Intensität und die Art seiner Kundenbetreuung.<br />

Die Notwendigkeit für professionelles Key Account Management<br />

(KAM) hängt von zwei Faktoren ab. Sie steigt mit dem Reifegrad<br />

der bedienten Märkte und mit der Größe eines Unternehmens,<br />

beziehungsweise mit der Anzahl eigenständiger Geschäftseinheiten.<br />

Bedarf für dediziertes, unternehmensübergreifendes Key Account Management<br />

hoch<br />

Company A<br />

extern:<br />

Produktkonvergenz,<br />

Marktsättigung<br />

Steigende<br />

Bedeutung<br />

von KAM<br />

niedrig<br />

niedrig<br />

Company B<br />

hoch<br />

intern:<br />

Anzahl eigenständiger<br />

Geschäftseinheiten<br />

Quelle: <strong>Roland</strong> <strong>Berger</strong> Strategy Consultants<br />

Je höher der Reifegrad der bedienten Märkte und damit die Produktkonvergenz<br />

und die Marktsättigung, desto mehr muss sich<br />

ein Unternehmen auf KAM konzentrieren, um sich ein Wachstumsfeld<br />

zu eröffnen. Industrien wie der Automobilbau, der<br />

Anlagenbau oder die IT-Hardware haben einen hohen Grad der<br />

Marktreife erreicht. Über Produktmerkmale können sie sich kaum<br />

mehr differenzieren. Nur über die weltweit einheitliche, exzellente<br />

Betreuung ihrer zunehmend global agierenden Kunden<br />

können sie eine starke Kundenbindung schaffen und entscheidende<br />

Potenziale für Cross Selling erschließen.<br />

Neben diesen externen Rahmenbedingungen führen auch interne<br />

Faktoren zu verstärktem Handlungsdruck: Muss in einem größeren<br />

Unternehmen zunehmend Verantwortung delegiert werden,<br />

besteht die Gefahr, dass verschiedene Geschäftseinheiten konkurrierende<br />

Angebote erstellen oder in den verschiedenen Regionen<br />

unterschiedliche Betreuungsqualität anbieten. Um dies zu verhindern,<br />

müssen die Aktivitäten der Geschäftseinheiten sorgsam<br />

abgestimmt und über KAM unternehmensweite Standards für die<br />

Betreuungsqualität von Schlüsselkunden bindend festlegt werden.


<strong>executive</strong> <strong>review</strong> 1/2005 Key Account Management | 31<br />

Die richtigen Kunden zielgerichtet ansprechen<br />

Den tatsächlichen Bedarf für Key Account Management können<br />

Unternehmen mit einer Umsatz- und Potenzialanalyse feststellen.<br />

Dazu untersuchen sie für die wichtigsten Kunden jeweils, wie gut<br />

sie über die verschiedenen Divisionen hinweg beim Kunden<br />

präsent sind, wie groß das Potenzial genau ist und wie viel sie<br />

davon bereits ausschöpfen.<br />

Vergleich der Potenzialausschöpfung bei wichtigen Kunden<br />

Kunde A Kunde B Kunde C<br />

> Gute Durchdringung<br />

> Gute Ausschöpfung<br />

> Gute Durchdringung<br />

> Geringe Ausschöpfung<br />

> Geringe Durchdringung<br />

> Gute Ausschöpfung<br />

Div. 1 Div. 2 Div. 3 Div. 1 Div. 2 Div. 3 Div. 1 Div. 2 Div. 3<br />

Sales Anteil<br />

Potenzial<br />

Quelle: <strong>Roland</strong> <strong>Berger</strong> Strategy Consultants<br />

Eine derartige Kundenpotenzial-Segmentierung ist kein Hexenwerk<br />

– und doch ermitteln die wenigsten Unternehmen konsequent<br />

die Priorität eines Kunden. Damit bestimmt meist eine<br />

Gemengelage aus subjektiver Wahrnehmung und vagen Vorstellungen,<br />

wie Kunden eingeschätzt werden. Anhand einer Kundenpotenzial-Segmentierung<br />

kann das Key Account Management<br />

strukturiert und nachvollziehbar beantworten, wie "wichtig" ein<br />

Kunde für das Unternehmen ist.<br />

Zur Klassifizierung der wichtigsten Kunden haben sich folgende<br />

Kriterien bewährt, die neben den üblichen monetären Größen<br />

auch eine strategische Komponente umfassen:<br />

> Aktueller Kundenwert (Umsatz, Ergebnis)<br />

> Mittelfristiges Ergebnispotenzial<br />

> Bedeutung des Kunden für strategische Entscheidungen,<br />

z.B. Entwicklung einer Technologie oder Festlegung eines<br />

Standortes.


32 | Key Account Management<br />

Für jeden Schlüsselkunden wird eigens ein Team gebildet, das die<br />

entscheidenden Mitarbeiter aus verschiedenen Divisionen und<br />

Regionen in einer (virtuellen) Einheit zusammenfasst. Abhängig<br />

von den Spezifika des Unternehmens und der Industrie werden<br />

diesem Key-Account-Team unterschiedlich weit reichende Funktionen<br />

zugeordnet. Ein Unternehmen aus der Mikroelektronik hat<br />

beispielsweise einen sehr weiten Ansatz gewählt. Im Key-Account-<br />

Team sind neben Vertriebsmitarbeitern auch Entwickler und<br />

Mitarbeiter aus der Auftragsabwicklung/Logistik zusammengeschlossen.<br />

Sie verfolgen kontinuierlich alle Aufträge für ihren<br />

Kunden, um die termingerechte Lieferung zu garantieren. Der<br />

größte Teil des Key-Account-Teams befindet sich zudem in örtlicher<br />

Nähe zum Hauptquartier des Kunden. Weitere Mitglieder aus<br />

den einzelnen Vertriebsregionen sind dem Key-Account-Manager<br />

nur fachlich unterstellt (teilweise auch nur mit anteiliger Arbeitskraft).<br />

Es geht aber auch anders: Ein direkter Wettbewerber hat die<br />

Auftragsabwicklung zentralisiert und somit vom Key-Account-<br />

Team getrennt – ebenfalls mit guten Ergebnissen beim Kunden.<br />

Welche Effekte durch stringentes Account Management möglich<br />

sind, zeigt der Erfolg von "Siemens One" in den USA. Diese<br />

Initiative bündelt konsequent den Kundenauftritt aller Bereiche<br />

bei Schlüsselkunden und erschließt damit immense Cross-Selling-<br />

Potenziale. Innerhalb von nur zwei Jahren wurde u.a. mit diesem<br />

Programm das Ergebnis von -500 Mio. auf über 500 Mio. US-<br />

Dollar gesteigert.<br />

Erfolgreiches Key Account Management erfordert eine entschlossene<br />

Einführung, da es immer auf vorhandene Strukturen und<br />

eingeschliffene Vertriebsprozesse trifft. In der Umsetzung sind<br />

es daher Details, die für eine erfolgreiche Einführung ausschlaggebend<br />

sind. In unseren Projekten haben sich sechs Faktoren als<br />

entscheidend erwiesen:<br />

> Die Vision klar und offensiv kommunizieren, um deutlich zu<br />

machen, welche Ziele mit dem Key-Account-Ansatz erreicht<br />

werden sollen (z.B. Wachstumsziele oder die Intensivierung<br />

der Kooperation zwischen Geschäftsfeldern)<br />

> Verbindliche Prozesse und Spielregeln festlegen, um die Zusammenarbeit<br />

im Key-Account-Team mit den weiteren Beteiligten<br />

zu regeln<br />

> Vertriebssteuerung anpassen; dazu gehören Anreizsysteme mit<br />

Berichtslinien über die Key-Account-Teams<br />

> Pilotprojekte starten, um schnell Erfolge zu erzielen und Unterstützung<br />

für das Key-Account-Management anzuregen<br />

> Pragmatische Tools einführen, wie z.B. regelmäßiges Reporting<br />

und Reviews unter Einbindung höchster Managementebenen<br />

> Roll-out konsequent durchführen, um die Organisation und<br />

Prozesse nach der Pilotierung schnell arbeitsfähig zu gestalten.<br />

Zwei Aspekte müssen besonders betont werden, weil sie oft unterschätzt<br />

werden: Die Bedeutsamkeit, pragmatische Reporting-<br />

Werkzeuge zu nutzen und Pilotprojekte zu starten.<br />

Anders als bei üblichen Managementaufgaben muss im KAM ein<br />

virtuelles Team geführt werden. Viele Missverständnisse und<br />

Klippen die im persönlichen täglichen Kontakt quasi nebenher<br />

umgangen werden können, müssen in einem virtuellen Team<br />

ganz bewusst vermieden werden. Dazu müssen Informationsflüsse<br />

institutionalisiert werden, beispielsweise über Reporting<br />

und Kunden-Reviews.


<strong>executive</strong> <strong>review</strong> 1/2005 Key Account Management | 33<br />

Eines unserer Kundenunternehmen aus der High-Tech-Industrie<br />

hat Review-Prozesse beispielhaft umgesetzt. Zweimal pro Jahr<br />

werden Planungsmeetings für jedes Land und jeden Kunden<br />

abgehalten. Neben den lokalen Account Managern und dem<br />

lokalen Sales-Leiter ist auch immer der Landeschef vertreten.<br />

Bei der strategischen Planung nimmt zusätzlich einmal jährlich<br />

der internationale Key-Account-Leiter teil, der direkt dem Vertriebsvorstand<br />

unterstellt ist. Durch diesen Prozess stimmen sich<br />

alle Beteiligten konsequent miteinander ab und identifizieren sich<br />

in hohem Maße mit den KAM-Zielen. Dieses Vorgehen hat die<br />

internationale Zusammenarbeit wesentlich verbessert. Zudem<br />

werden Systeme zur Verfolgung von Angeboten und eine Art<br />

"News Ticker" gepflegt. Im News Ticker berichten Account Manager<br />

aus allen Ländern über aktuelle Ereignisse. Alle Beteiligten,<br />

einschließlich der Vorstandspaten, können darauf zugreifen, was<br />

einerseits Handlungsdruck erzeugt, andererseits die Anerkennung<br />

von Erfolgen sicherstellt.<br />

Ein anderer oft unterschätzter Erfolgsfaktor für KAM sind Pilotprojekte.<br />

Denn damit merken alle Beteiligten sofort, dass es sich bei<br />

dem Projekt nicht etwa um eine weitere Initiative handelt, die<br />

keine große Strahlkraft auf die Arbeitsabläufe hat, sondern, dass<br />

sich wirklich viel bewegt. Zudem setzt sich die Erkenntnis durch,<br />

dass sich eigene Ideen einbringen lassen und das Projekt mitgestaltet<br />

werden kann. Die Motivation ist entsprechend groß.<br />

Aus diesen Gründen hat eines unserer Kundenunternehmen aus<br />

der Petrochemie auf eine Konzeptphase verzichtet und das<br />

gesamte Key-Account-Management-System aus den Pilotanwendungen<br />

heraus entwickelt.<br />

Das dreistufige Vorgehen eines großen Technologieunternehmens<br />

zeigt wie pragmatisch die Pilotierung von Key Account Management<br />

gestaltet werden kann. Sobald ein Schritt in der Praxis<br />

erprobt und verfeinert ist, wird er unternehmensweit implementiert,<br />

während die Pilotierung in die nächste Phase tritt.<br />

> Erster Schritt – Abgleich von Potenzialen<br />

Kundenbedarfe werden mit dem eigenen Portfolio abgeglichen<br />

und zusätzliche Potenziale aufgedeckt.<br />

> Zweiter Schritt – Executive Selling<br />

In gemeinsamen Treffen auf Top-Management-Ebene werden<br />

Möglichkeiten für eine strategischen Partnerschaft eruiert. Die<br />

Kunden sind in der Regel äußerst aufgeschlossen und geben<br />

detaillierte Informationen über ihre Bedürfnisse.<br />

> Dritter Schritt – Entwicklungspartnerschaft<br />

Über gemeinsame Entwicklungen wird eine enge Kundenbindung<br />

und ein schwer kopierbares Alleinstellungsmerkmal<br />

erzielt.<br />

Größere Unternehmen, die in reifen Märkten weiter wachsen<br />

wollen, kommen nicht ohne professionelles Key Account Management<br />

aus. Initiativen zur Potenzialermittlung können anhand<br />

obiger Systematik in jedem Unternehmen ohne großen Aufwand<br />

gestartet werden. Entsprechend zielgerichtet kann dann die<br />

Beziehung zu den Schlüsselkunden ausgebaut werden. Die Ergebnisse<br />

sind viel versprechend. Unserer Projekterfahrung nach,<br />

steigert sich der Umsatz bereits in der Pilotphase nicht selten über<br />

20 Prozent. Ein Ansatz wie man ihn gern öfters sehen würden:<br />

Viel Chance, wenig Risiko.


34| Engineered Products & High Tech<br />

> Das Kompetenzzentrum<br />

Engineered Products & High Tech<br />

<strong>executive</strong> <strong>review</strong><br />

Information spielt eine Schlüsselrolle: Nur wer sich über aktuelle<br />

Markttrends und Branchenentwicklungen auf dem Laufenden<br />

hält, kann heute die Entscheidungen treffen, die morgen das<br />

Unternehmen zum Erfolg führen. Aber die Lektüre von Fachbüchern<br />

und -zeitschriften ist eine zeitraubende Angelegenheit<br />

und oft zu theoretisch – und Ihr Terminkalender ist dicht gefüllt.<br />

Deshalb sind Sie auf komprimierte und griffig aufbereitete Informationen<br />

angewiesen.<br />

Diesen Anspruch will die <strong>Roland</strong> <strong>Berger</strong> <strong>executive</strong> <strong>review</strong> für Hersteller<br />

von Investitionsgütern erfüllen. Die Publikation erscheint<br />

mehrmals im Jahr und bietet Ihnen Beiträge zu aktuellen Themen.<br />

Sie finden Darstellungen und Interpretationen aktueller Trends<br />

zu Entwicklungen im Bereich Engineered Products & High Tech<br />

(Maschinenbau, Anlagenbau, Elektrotechnik, Mikroelektronik,<br />

Automation). Dabei wird auf Praxisbezug Wert gelegt.<br />

Ein wichtiges Anliegen der Veröffentlichung ist der Meinungs- und<br />

Erfahrungsaustausch zwischen den Fachleuten Ihrer Branche und<br />

den Beratern. Zudem werden wir auch für Sie relevante Themen<br />

aus angrenzenden Industrien aufgreifen.<br />

Wir hoffen, unsere <strong>executive</strong> <strong>review</strong> liefert Ihnen interessante<br />

Themen für Ihr Unternehmen, und würden uns über Ihre<br />

Anregungen freuen.<br />

E-Mail: <strong>executive</strong>_<strong>review</strong>@rolandberger.com<br />

Fax: +49 89 9230-8710


<strong>executive</strong> <strong>review</strong> 1/2005 Engineered Products & High Tech | 35<br />

<strong>Roland</strong> <strong>Berger</strong> Strategy Consultants<br />

Einer der Beratungsschwerpunkte von <strong>Roland</strong> <strong>Berger</strong> liegt<br />

traditionell in der Investitionsgüterindustrie. Wir haben in<br />

unserem weltweit vertretenem Kompetenzzentrum Engineered<br />

Products & High Tech in mehr als 30 Jahren Erfahrung speziell<br />

im Anlagenbau, Maschinenbau, der Elektrotechnik, der Mikroelektronik<br />

und der Automation gesammelt.<br />

Unsere Beraterinnen und Berater verfügen nicht nur über eine<br />

exzellente wirtschaftliche und technische Ausbildung, sondern<br />

ihr Verständnis für Ihr Geschäft resultiert auch aus langjähriger<br />

Praxiserfahrung. Zudem besitzen sie die notwendige Methodenund<br />

Problemlösungskompetenz, um gemeinsam mit Ihnen und<br />

Ihren Mitarbeitern innovative Konzepte zu entwickeln und<br />

umzusetzen. Und das in fast allen Regionen der Welt.<br />

<strong>Roland</strong> <strong>Berger</strong> hat allein in der Investitionsgüterindustrie in den<br />

letzten zehn Jahren über 500 Projekte durchgeführt und zahlreiche<br />

Implementierungen begleitet.<br />

Wir verfügen weltweit über gute Kontakte zu Unternehmerpersönlichkeiten.<br />

Zu den weltweiten Referenzkunden von <strong>Roland</strong><br />

<strong>Berger</strong> zählen Großunternehmen ebenso wie marktführende<br />

mittelständische Unternehmen und erfolgreiche Startups.<br />

Themenkompetenz<br />

Branchenkompetenz<br />

Soziale Kompetenz<br />

Strategie<br />

Wachstum<br />

Marketing und Vertrieb<br />

Sourcing<br />

Global Footprint<br />

Mergers + Acquisitions<br />

Innovationsmanagement<br />

Change Management<br />

Pre-/Post Merger Integration<br />

Restrukturierung<br />

Turnaround<br />

Shareholder Value<br />

Supply Chain Management<br />

Automatisierung<br />

Maschinenbau<br />

Anlagenbau<br />

Elektrotechnik<br />

Mikroelektronik<br />

Luft- und Raumfahrt<br />

Umsetzungsstärke<br />

Moderationskompetenz<br />

Integrationskompetenz<br />

Flexibilität<br />

Belastbarkeit<br />

Kommunikation auf allen Ebenen<br />

Durchsetzungsfreude<br />

Engagement<br />

Internationalität


36 | Engineered Products & High Tech<br />

> Internationales Netzwerk des Competence Center<br />

Brasilien<br />

04543-906 Itaim Bibi / São Paulo / S.P. /<br />

Avenida Presidente Juscelino Kubitschek, 510<br />

Guilherme Barretto Junqueira<br />

Tel. +55 11 30467111-7133<br />

E-mail guilherme_junqueira@br.rolandberger.com<br />

Belgien<br />

B-1170 Brüssel, 100, Boulevard du Souverain<br />

Jean-Roger de Bandt<br />

Tel. +32 2 66381-28<br />

E-Mail jean_roger_de_bandt@be.rolandberger.com<br />

China<br />

Shanghai 200040, P.R.C., 1515 Nanjing West Road,<br />

23rd Floor Shanghai Kerry Center<br />

Dr.Eugen von Keller<br />

Tel. +86 21 52986677-866<br />

E-Mail eugen_von_keller@cn.rolandberger.com<br />

Jian Wei<br />

Tel. +86 21 52986677-821<br />

E-Mail jian_wei@cn.rolandberger.com<br />

Deutschland<br />

81925 München, Arabellastraße 33<br />

70597 Stuttgart, Löffelstraße 44-46<br />

Axel Schmidt<br />

Tel. +49 711 7673-322<br />

E-Mail axel_schmidt@de.rolandberger.com<br />

Christian Androschin<br />

Tel. +49 89 9230-8571<br />

E-Mail christian_androschin@de.rolandberger.com<br />

Dr.Reinhard Geissbauer<br />

Tel. +49 89 9230-8492<br />

E-Mail reinhard_geissbauer@de.rolandberger.com<br />

Dr.Torsten Henzelmann<br />

Tel. +49 89 9230-8185<br />

E-Mail torsten_henzelmann@de.rolandberger.com<br />

Robert Ohmayer<br />

Tel. +49 711 7673-328<br />

E-Mail robert_ohmeyer@de.rolandberger.com<br />

Peter Schneidewind<br />

Tel. +49 89 9230-8871<br />

E-Mail peter_schneidewind@de.rolandberger.com<br />

Frankreich<br />

F-75017 Paris, 11, rue de Prony<br />

Stephane Albernhe<br />

Tel. +33 1 53670-320<br />

E-Mail stephane_albernhe@fr.rolandberger.com<br />

Großbritannien<br />

GB-London W1J 6RB, Lansdowne House, Berkeley Square<br />

Dr.David Stern<br />

Tel. +44 207 2904865-0<br />

E-Mail david_stern@uk.rolandberger.com


<strong>executive</strong> <strong>review</strong> 5/2004 Engineered Products & High Tech | 37<br />

Italien<br />

I-20129 Mailand, Via Sirtori, 32<br />

Marco Zurru<br />

Tel. +39 02 29501-292<br />

E-Mail marco_zurru@it.rolandberger.com<br />

Japan<br />

Minato-ku, Tokio 107-6023, 1-12-32, Akasaka<br />

ARK Mori Building 23rd Floor<br />

Isao Endo<br />

Tel. +81 3 35876-660<br />

E-Mail isao_endo@jp.rolandberger.com<br />

Ken Mori<br />

Tel. +81 3 35876-724<br />

E-Mail ken_mori@jp.rolandberger.com<br />

Portugal<br />

P-1050-120 Lissabon, Av. Fontes Pereira de Melo, 51-4° E<br />

Edifício Monumental<br />

Antonio Bernardo<br />

Tel. +351 21 3567-601<br />

E-Mail antonio_bernardo@pt.rolandberger.com<br />

Russland · Ukraine · Lettland · Polen<br />

125047 Moskau, 1st Tverskaya-Yamskaya ul., 23<br />

Dr. Uwe Kumm<br />

Tel. +49 30 39927-534<br />

E-Mail uwe_kumm@de.rolandberger.com<br />

Sergei Shibaev<br />

Tel. +7 501 72119-51<br />

E-Mail sergei_shibaev@ru.rolandberger.com<br />

Niederlande<br />

NL-1077 XX Amsterdam, Strawinskylaan 581<br />

Benno van Dongen<br />

Tel. +31 20 7960-600<br />

E-Mail benno_van_dongen@nl.rolandberger.com<br />

Schweiz<br />

CH-8008 Zürich, Neumünsterallee 12<br />

Joost Geginat<br />

Tel. +41 1 38481-74<br />

E-Mail joost_geginat@ch.rolandberger.com<br />

Österreich · Tschechien · Ungarn ·<br />

Rumänien · Kroatien<br />

A-1010 Wien, Freyung 3/2/10<br />

Dr. Manfred Reichl<br />

Tel. +43 1 53602-111<br />

E-Mail manfred_reichl@at.rolandberger.com<br />

Rupert Petry<br />

Tel. +43 1 53602-339<br />

E-Mail rupert_petry@at.rolandberger.com<br />

Spanien<br />

E-Madrid 28046, Paseo de la Castellana, 140, 3rd Floor<br />

José Antonio Bueno Oliveros<br />

Tel. +34 91 5647-361<br />

E-Mail jose_bueno@es.rolandberger.com<br />

USA<br />

Troy, MI 48084, 2401 West Big Beaver Road, Suite 500<br />

Wim van Acker<br />

Tel. +1 248 729-5110<br />

E-Mail wim_van_acker@us.rolandberger.com<br />

Dr. Antonio Benecchi<br />

Tel. +1 248 649-1794<br />

E-Mail antonio_benecchi@us.rolandberger.com


ISSN 1617-4194

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