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Studie - Wirtschaftsmotor Alter - Pluspunkt Erfahrung

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Information<br />

Wir t schaf t smotor<br />

<strong>Alter</strong><br />

Endbericht


Wir t schaf t smotor<br />

<strong>Alter</strong><br />

Endbericht<br />

Autoren:<br />

Stefan Schaible<br />

Roland Berger Strategy Consultants<br />

Ashok Kaul<br />

Universität Mainz<br />

Melanie Lührmann<br />

Institute for Fiscal <strong>Studie</strong>s, London<br />

Bertram Wiest<br />

Roland Berger Strategy Consultants<br />

Per Breuer<br />

Roland Berger Strategy Consultants


Inhalt<br />

Zusammenfassung 1<br />

Ein roter Faden durch die <strong>Studie</strong> 6<br />

A. <strong>Alter</strong>ung und Haushaltsstruktur in Deutschland 7<br />

A.1 Bevölkerungsentwicklung 7<br />

A.1.1 Allgemeine und geschlechtsspezifische Trends in der Vergangenheit 7<br />

A.1.2 Prognose der Bevölkerungsstruktur bis 2035 und bis 2050 13<br />

A.2 Entwicklung der Haushaltsstruktur 19<br />

A.2.1 Haushaltszahl, Haushaltsgröße und Haushaltseinkommen 19<br />

A.2.2 Mögliche Ursachen 23<br />

A.2.3 Kleiner Ausblick in die Zukunft 26<br />

A.3 Fazit 29<br />

B. Konsumentenverhalten in Deutschland zwischen<br />

1983 und 2003 30<br />

B.1 Datengrundlage: die Einkommens- und<br />

Verbrauchsstichprobe (EVS) 30<br />

B.2 Ein deskriptiver Überblick 31<br />

B.2.1 Wie unterscheiden sich Haushalte verschiedenen <strong>Alter</strong>s? 31<br />

B.2.2 Wofür haben die Haushalte ihr Geld ausgegeben? 35<br />

B.2.3 Wo liegen die Unterschiede im Konsumverhalten verschiedener<br />

<strong>Alter</strong>sgruppen? 37<br />

B.3 Multivariate Analyse des Konsumverhaltens von<br />

Haushalten 41<br />

B.3.1 Die ökonomische Theorie eines Nachfragesystems 41<br />

B.3.2 Ökonometrische Schätzung des empirischen Modells 43<br />

B.4 Ergebnisse 44<br />

B.4.1 <strong>Alter</strong>sspezifische Präferenzheterogenität 44<br />

B.4.2 Die Rolle von Einkommen und Konsumbudget: Engelkurven 48<br />

B.4.3 Andere Einflussfaktoren 56


B.5 Exkurs: Nach Lebensalter unterschiedene<br />

Präferenzen und Wertvorstellungen 57<br />

B.5.1 Erhobene Daten und Berechnung operationaler Präferenzindikatoren:<br />

Die Roland Berger Brand Power <strong>Studie</strong> 58<br />

B.5.2 Statistischer Zusammenhang zwischen Archetypen und<br />

nachfragerelevanten Faktoren 60<br />

Anhang A:<br />

Anhang B:<br />

Anhang C:<br />

Definition der Güterkategorien (inkl. Angabe der<br />

Variablencodes in den Scientific Use Files der EVS) 63<br />

Detaillierte Einzelübersichten für die Alten und Neuen<br />

Bundesländer sowie für Gesamtdeutschland 68<br />

Die Ergebnisse der Schätzung des empirischen<br />

Modells im Detail 69<br />

C. Prognose der Konsumstruktur und Implikationen<br />

für die Beschäftigung 75<br />

C.1 Szenarienwahl und Prognosemethodik 75<br />

C.1.1 <strong>Alter</strong>sstrukturverschiebung: Der (rein) demografische Effekt<br />

(Szenario 0) 77<br />

C.1.2 Die veränderte Haushaltsstruktur (Szenario 0’) 77<br />

C.1.3 <strong>Alter</strong>ssicherungssysteme und intergenerative Einkommensverteilung<br />

(Szenarien 1 und 2) 79<br />

C.1.4 Aggregation und Prognosemethodik 85<br />

C.2 Ergebnisse 86<br />

C.2.1 Die reine <strong>Alter</strong>sstrukturverschiebung (Szenario 0) 86<br />

C.2.2 Änderungen in der Haushaltszusammensetzung (Szenario 0’) 98<br />

C.2.3 <strong>Alter</strong>ssicherungssysteme und intergenerative Einkommensverteilung<br />

(Szenarien 1 und 2) 101<br />

C.2.4 Exkurs: Wertewandel, demografischer Wandel und Prognose<br />

der Konsumstruktur 108<br />

C.3 Beschäftigungseffekte 112<br />

C.4 Fazit 115<br />

Anhang: Kurze Beschreibung des Makro-Simulationsmodells 120<br />

ii


D. Trends auf der Angebotsseite 121<br />

D.1 Einleitung 121<br />

D.2 Charakteristika und Ausdifferenzierung des<br />

Seniorenmarktes 122<br />

D.3 Produkttrends und Innovationen in den Bereichen der<br />

Gerontotechnologie und Medizintechnik 131<br />

D.4 Zusammenfassung und Ausblick 133<br />

Literaturverzeichnis 136<br />

Autoren 138<br />

iii


Verzeichnis der Abbildungen<br />

Abbildung A.1 <strong>Alter</strong>spyramide 1910/1950/2001 8<br />

Abbildung A.2a Anzahl der über 65-Jährigen und ihr Anteil an der<br />

Erwerbsbevölkerung (20 bis 64 Jahre): „<strong>Alter</strong>squotient“ 8<br />

Abbildung A.2b Anzahl der über 75-Jährigen und ihr Anteil an der<br />

Gesamtbevölkerung 9<br />

Abbildung A.3 Anzahl der Lebendgeborenen vs. Gesamtbevölkrung 10<br />

Abbildung A.4 Übersicht über die Entwicklung der <strong>Alter</strong>sstruktur 10<br />

Abbildung A.5 Geschlechterverhältnisse in ausgewählten <strong>Alter</strong>sgruppen<br />

2005 11<br />

Abbildung A.6 Aufteilung der Erwerbstätigen nach Geschlecht 12<br />

Abbildung A.7 Erwerbstätigkeit der Frau (Voll- oder Teilzeit) 12<br />

Abbildung A.8 Gesamtbevölkerungsentwicklung 14<br />

Abbildung A.9 Entwicklung der <strong>Alter</strong>sstruktur 2005/2035/2050 14<br />

Abbildung A.10 Hochbetagtenquotient, Seniorenquotient und <strong>Alter</strong>squotient<br />

für 1950/1970/2005/2035/2050 15<br />

Abbildung A.11 Geschlechteraufteilung in <strong>Alter</strong>sgruppen 2035 16<br />

Abbildung A.12 Kohorteneffekt 17<br />

Abbildung A.13 <strong>Alter</strong>sstruktur der Seniorinnen und Senioren 17<br />

Abbildung A.14a Aufteilung der Kategorie 50+ nach Geschlecht 18<br />

Abbildung A.14b Aufteilung der Kategorie 95+ nach Geschlecht 19<br />

Abbildung A.15 Entwicklung der Anzahl Haushalte 20<br />

Abbildung A.16 Haushaltsmitglieder je Haushalt 20<br />

Abbildung A.17 Einpersonen- vs. Mehrpersonenhaushalte 21<br />

Abbildung A.18 Entwicklung der Subkategorien der MPH 22<br />

Abbildung A.19 Prozentuale Aufteilung der Einpersonen- und Mehrpersonenhaushalte<br />

nach Nettoeinkommensklassen 2004 23<br />

Abbildung A.20 Anzahl Rentnerinnen und Rentner in Einpersonenhaushalten 24<br />

Abbildung A.21 Elternkind- vs. Paargemeinschaften ohne Kinder 25<br />

Abbildung A.22 Anzahl Scheidungen und Eheschließungen pro Jahr 25<br />

Abbildung A.23 Anzahl der in Einpersonenhaushalten lebenden Personen 26<br />

Abbildung A.24 Anzahl der Haushalte und ihre Grösse 27<br />

iv


Abbildung A.25 Entwicklung der verschiedenen Haushalte 28<br />

Abbildung A.26 Prozentuale Aufteilung der Haushalte nach Haushaltsgrösse 28<br />

Abbildung A.27 Paare ohne Kinder vs. Paare mit Kindern 29<br />

Abbildung B.1 Entwicklung der <strong>Alter</strong>sverteilung in der Einkommensund<br />

Verbrauchsstichprobe, 1993 versus 2003 31<br />

Abbildung B.2: Verteilung der Haushaltsgröße für die Jahre 1993 und 2003 33<br />

Abbildung B.3: Durchschnittliche Haushaltsgröße nach vier detaillierten<br />

<strong>Alter</strong>sgruppen 34<br />

Abbildung B.4 Verteilung der Haushaltsgröße nach <strong>Alter</strong> 35<br />

Abbildung B.5 Verteilung der realen Gesamtausgaben für den privaten<br />

Verbrauch, 1993 versus 2003 36<br />

Abbildung B.6 Durchschnittliche Ausgaben nach detaillierten<br />

Gütergruppen in Gesamtdeutschland, 1993-2003 37<br />

Abbildung B.7 Durchschnittlicher privater Verbrauch pro Monat von<br />

Haushalten Gesamtdeutschland nach vier <strong>Alter</strong>skategorien,<br />

1993 und 2003 38<br />

Abbildung B.8 Anteile der Konsumausgaben nach detaillierten<br />

Gütergruppen und zwei Hauptaltersgruppen 39<br />

Abbildung B.9a Engelkurvenverläufe für Nahrungsmittel/Getränke 49<br />

Abbildung B.9b Engelkurvenverläufe für Energie 49<br />

Abbildung B.9c Engelkurvenverläufe für Kommunikation 50<br />

Abbildung B.10a Engelkurvenverläufe für Möbel 50<br />

Abbildung B.10b Engelkurvenverläufe für Restaurantbesuche 51<br />

Abbildung B.10c Engelkurvenverläufe für Reisen 51<br />

Abbildung B.11a Engelkurvenverläufe für Bekleidung, Schuhe und Schmuck 52<br />

Abbildung B.11b Engelkurvenverläufe für Freizeitgestaltung 53<br />

Abbildung B.11c Engelkurvenverläufe für Körperpflege 53<br />

Abbildung B.12a Engelkurvenverläufe für Gesundheit 54<br />

Abbildung B.12b Engelkurvenverläufe für Verkehr 55<br />

Abbildung B.12c Engelkurvenverläufe für Home Entertainment 55<br />

Abbildung B.13 Verteilung der Typen in der Bevölkerung 59<br />

v


Abbildung B.14 Archetypen für junge und alte Menschen 60<br />

Abbildung C.1 Schematische Darstellung des Prognosemodells<br />

und der Szenarien 76<br />

Abbildung C.2 Wachstum in Prozent und Entwicklung des BIP,<br />

2005-2050 im Basisszenario (Szenario 1) 81<br />

Abbildung C.3 Wachstumsraten der realen Konsumausgaben nach<br />

<strong>Alter</strong>sgruppen in Szenario 1 zwischen 2010 und 2035<br />

(relativ zu 2003), trendbereinigt 81<br />

Abbildung C.4 Wachstumsraten der realen Konsumausgaben nach<br />

<strong>Alter</strong>sgruppen in Szenario 2 zwischen 2010 und 2035<br />

(relativ zu 2003), trendberenigt 83<br />

Abbildung C.5 Wachstum in Prozent und Entwicklung des BIP,<br />

2005-2050 im Reformszenario (Szenario 2) 84<br />

Abbildung C.6 Unterschied in der intergenerativen Umverteilung<br />

zwischen den Szenarien 1 und 2 84<br />

Abbildung C.7 Veränderung der aggregierten Ausgabenanteile der<br />

Detaillierten Konsumgruppen im Zeitverlauf<br />

(relativ zum Jahr 2003), Szenario 0 86<br />

Abbildung C.8 Konsumanteile an den Gesamtausgaben für<br />

Nahrungsmittel, Getränke und Tabakwaren , Szenario 0 88<br />

Abbildung C.9 Konsumanteile an den Gesamtausgaben für<br />

Bekleidung, Schuhe und Schmuck , Szenario 0 89<br />

Abbildung C.10 Konsumanteile an den Gesamtausgaben für Energie,<br />

Szenario 0 90<br />

Abbildung C.11 Konsumanteile an den Gesamtausgaben für<br />

Haushaltsgeräte, Möbel , Szenario 0 91<br />

Abbildung C.12 Konsumanteile an den Gesamtausgaben<br />

für Gesundheit, Szenario 0 92<br />

Abbildung C.13 Konsumanteile an den Gesamtausgaben für<br />

Verkehr, Szenario 0 93<br />

vi


Abbildung C.14 Konsumanteile an den Gesamtausgaben für<br />

Kommunikation, Szenario 0 94<br />

Abbildung C.15 Konsumanteile an den Gesamtausgaben für<br />

Aktive Freizeitgestaltung 95<br />

Abbildung C.16 Konsumanteile an den Gesamtausgaben für<br />

Home Entertainment, Szenario 0 96<br />

Abbildung C.17 Konsumanteile an den Gesamtausgaben für Restaurants<br />

und Cafes , Szenario 0 97<br />

Abbildung C. 18 Konsumanteile an den Gesamtausgaben für<br />

Reisen und Hotels, Szenario 0 98<br />

Abbildung C.19 Veränderung der aggregierten Ausgabenanteile der<br />

detaillierten Konsumgruppen im Zeitverlauf<br />

(relativ zum Jahr 2003), Szenario 0' 99<br />

Abbildung C.20 Konsumanteile an den Gesamtausgaben für Nahrungsmittel,<br />

Getränke und Tabakwaren, Szenario 0 100<br />

Abbildung C. 21 Konsumanteile an den Gesamtausgaben für Nahrungsmittel,<br />

Getränke und Tabakwaren, Szenario 0’ 101<br />

Abbildung C.22 Veränderung der aggregierten Ausgabenanteile der<br />

detaillierten Konsumgruppen im Zeitverlauf<br />

(relativ zum Jahr 2003), Szenario 1 102<br />

Abbildung C.23 Konsumanteile an den Gesamtausgaben für<br />

Reisen und Hotels, Szenario 1 103<br />

Abbildung C.24 Konsumanteile an den Gesamtausgaben<br />

für Reisen und Hotels, Szenario 0 104<br />

Abbildung C.25 Veränderung der aggregierten Ausgabenanteile der<br />

Detaillierten Konsumgruppen im Zeitverlauf<br />

(relativ zum Jahr 2003), Szenario 2 105<br />

Abbildung C.26 Konsumanteile an den Gesamtausgaben<br />

für Gesundheit, Szenario 1 106<br />

Abbildung C.27 Konsumanteile an den Gesamtausgaben<br />

für Gesundheit, Szenario 2 107<br />

vii


Abbildung C.28 Prozentuale Veränderung der Häufigkeit der Archetypen<br />

zwischen 2005 und 2035 110<br />

Abbildung C.29 Prozentuale Veränderung der Häufigkeit der Archetypen<br />

zwischen 2005 und 2035 111<br />

Abbildung C.30 Relative Beschäftigungsveränderung durch<br />

demografischen Wandel, Szenario 1 (Basisszenario) 113<br />

Abbildung C.31 Relative Beschäftigungsveränderung durch<br />

demografischen Wandel, Szenario 2 (Reformszenario) 114<br />

Abbildung C.32: Konsumanteile der unter und über 50-Jährigen in 2005<br />

und 2035 ohne politische Reformen bzgl. Erwerbsbeteiligung,<br />

Abgaben und Haushaltspolitik (Basisszenario) 116<br />

Verzeichnis der Tabellen<br />

Tabelle B.1<br />

Tabelle B.2<br />

Tabelle B.3<br />

Tabelle B.4<br />

Tabelle B.5<br />

Tabelle C.1<br />

Entwicklung der Haushaltszusammensetzung in<br />

Gesamtdeutschland zwischen 1993 und 2003 32<br />

Entwicklung der Haushaltszusammensetzung zwischen<br />

1993 und 2003 im West-Ost-Vergleich 32<br />

Konsumausgaben insgesamt (ohne Wohnausgaben und<br />

Kfz Käufe) nach den Hauptaltersgruppen im<br />

Ost-West-Vergleich (in Euro und Preisen von 2000) 40<br />

Schätzergebnisse für die <strong>Alter</strong>skoeffizienten auf Basis der<br />

EVS aus den Jahren 1983-2003 45<br />

Zusammenhang zwischen Orientierung und sozioökonomischen<br />

und soziodemografischen Faktoren 61<br />

Prognose der Veränderungen der Anzahl der Haushalte<br />

nach Größe und <strong>Alter</strong>sgruppe 77<br />

viii


Zusammenfassung<br />

1. Im Jahr 2035 wird fast die Hälfte der Bevölkerung über 50 Jahre alt sein. Die<br />

Haushaltsgröße sinkt, die Zahl der Ein- und Zweipersonenhaushalte hat bereits<br />

in den letzten 10 Jahren stark zugenommen.<br />

Die Vorausberechnungen des Statistischen Bundesamtes belegen die fortschreitende<br />

<strong>Alter</strong>ung der Bevölkerung in Deutschland. Der Anteil der über 50-Jährigen lag im<br />

Jahr 2005 bereits bei über 37 Prozent der Bevölkerung und wird bis 2035 auf fast 50<br />

Prozent ansteigen, bis 2050 sogar über 50 Prozent. Die Zahl der Menschen im <strong>Alter</strong><br />

50+ wächst im Zeitraum von 2005 bis 2050 um knapp 21 Prozent, wobei die Gesamtbevölkerungszahl<br />

um knapp 10 Prozent sinkt.<br />

Die demografische Entwicklung ist einerseits auf die geringe Geburtenrate und andererseits<br />

auf die erhöhte Lebenserwartung zurückzuführen. Dabei gibt es deutliche<br />

Unterschiede zwischen den Geschlechtern: Je höher das <strong>Alter</strong>, desto größer der<br />

Anteil der Frauen.<br />

Geburtenrate und Lebenserwartung prägen vor allem auch die Struktur der Haushalte.<br />

Die Anzahl der Haushalte ist zwischen 1991 und 2004 um 11 Prozent gestiegen,<br />

während das Bevölkerungswachstum nur 2,4 Prozent betrug.<br />

Dementsprechend gesunken ist die durchschnittliche Mitgliederzahl der Haushalte.<br />

Die Zahl der Einpersonen-Haushalte ist seit 1991 mit 22,4 Prozent deutlich am<br />

stärksten gestiegen – doch auch die Zweipersonenhaushalte haben innerhalb der<br />

Gruppe der Mehrpersonenhaushalte stark zugenommen. Der Trend zu kleineren<br />

Haushalten bleibt auch in Zukunft bestehen.<br />

2. Menschen verschiedenen <strong>Alter</strong>s konsumieren unterschiedliche Güter. Das<br />

Konsumentenverhalten ist Ergebnis eines komplexen Mix aus Präferenzen,<br />

finanziellen Verhältnissen, dem Zusammenleben im Haushalt und anderer<br />

Charakteristika, die sich bei jüngeren und älteren Menschen unterscheiden.<br />

Das Konsumentenverhalten ist altersspezifisch unterschiedlich. Beispielsweise geben<br />

über 75-Jährige grob gerechnet doppelt so viel für Gesundheit aus als 20- bis<br />

49-Jährige, aber nur halb so viel für Verkehrsmittel.<br />

Das Konsumentenverhalten wird jedoch durch einen komplexen Mix aus unterschiedlichen<br />

Präferenzen und unterschiedlichen Lebenssituationen (finanziellen<br />

Verhältnissen, der Zusammensetzung der Haushalte, dem Erwerbsstatus usw.) bestimmt.<br />

Es gibt also eine Vielzahl von Charakteristika, die über die <strong>Alter</strong>sgruppen<br />

hinweg variieren. Sie alle beeinflussen die Konsumentscheidungen. Insbesondere<br />

die Kombination aus altersspezifischer Präferenz und finanzieller Situation spielt<br />

eine entscheidende Rolle.<br />

1


3. Die über 50-Jährigen bilden bereits in der Gegenwart sowohl zahlenmäßig<br />

als auch finanziell eine wichtige Konsumentengruppe. In der Zukunft werden<br />

sie die wichtigste Konsumentengruppe sein und die Konsumstruktur bis 2035<br />

substantiell verändern.<br />

Bereits heute sind die über 50-Jährigen in vielen Gütergruppen (z.B. Nahrungsmittel,<br />

Bekleidung, Reisen) für annähernd 50 Prozent der Konsumausgaben verantwortlich.<br />

Damit sind sie jetzt schon weitaus einflussreichere Konsumenten als zum<br />

Beispiel ihre Präsenz in der Werbung suggeriert. Es gibt also einen „Konsummotor<br />

<strong>Alter</strong>“.<br />

Der Einfluss der älteren Bevölkerung wird weiter steigen. In keiner einzigen der von<br />

uns untersuchten Gütergruppen sind die 20- bis 49-Jährigen eine „Wachstumszielgruppe“.<br />

Das bedeutet: Ihr Anteil an der Gesamtnachfrage wird in keiner einzigen<br />

der betrachtetetn zwölf Gütergruppen wachsen oder auch nur konstant bleiben. Die<br />

über 50-Jährigen sind damit die Zielgruppe der Zukunft, und innerhalb dieser Gruppe<br />

haben besonders die über 65-Jährigen ein hohes Wachstumspotenzial als Konsumentengruppe.<br />

Dabei weisen die die Hochbetagten (über 75-Jährigen) bis 2035<br />

den höchsten Anstieg des Anteils am Gesamtkonsum auf.<br />

In unserer Prognose der Konsumnachfrage haben wir drei verschiedene Szenarien<br />

erstellt. Zunächst wurde als Vorüberlegung die demografische Entwicklung isoliert<br />

analysiert. Die Fragen lauten: Wenn sich die sonstigen Parameter des Konsumentenverhaltens<br />

überhaupt nicht verändern, sondern nur die Zahl der jüngeren Haushalte<br />

sinkt und die der älteren Haushalte steigt, wie entwickelt sich dann die<br />

Konsumstruktur? Und welches Gewicht haben die über 50-Jährigen dann als Konsumentengruppe?<br />

Die Veränderungen der Konsumstruktur bis 2035 sind substantiell. Dabei stechen<br />

insbesondere zwei Gütergruppen ins Auge: Gesundheit sowie Reisen und Hotels.<br />

Ihre Ausgabenanteile werden alleine aufgrund der demografischen Entwicklung bis<br />

zum Jahr 2035 um 12 bzw. 6 Prozent steigen. Großer Verlierer der demografischen<br />

Entwicklung sind die Ausgabenanteile für Verkehrsmittel 1 : Sie werden bis 2035 um<br />

5 Prozent sinken.<br />

4. Die Bedeutung des „Konsummotors <strong>Alter</strong>“ wird wesentlich davon abhängen,<br />

wie sich die sozialen Sicherungssysteme und andere Determinanten des<br />

Einkommens von Seniorinnen und Senioren in Zukunft entwickeln.<br />

In unserem Basisszenario (Status Quo Szenario) berücksichtigen wir, dass die demografische<br />

Entwicklung nicht isoliert betrachtet werden darf, sondern Auswirkungen<br />

auf die sozialen Sicherungssysteme hat, also Beitragszahlungen und<br />

Renteneinkommen beeinflusst. Damit ändert sich die Einkommensverteilung zwischen<br />

den Generationen. In einem Makrosimulationsmodell wurde daher unter Be-<br />

1 Private Kfz sind in diese Größe nicht einbezogen<br />

2


ücksichtigung des bereits eingeführten Rentennachhaltigkeitsfaktors berechnet, wie<br />

sich die demografische Entwicklung auf die Verteilung der Einkommen auswirkt.<br />

Es zeigt sich, dass die demografische Entwicklung im Basisszenario zu hohen zusätzlichen<br />

finanziellen Lasten der Beitragszahler und -zahlerinnen führen wird. Dieser<br />

Verteilungsaspekt wird sich ganz wesentlich auf die zukünftige Konsumstruktur<br />

auswirken. Gesundheit mit einem Zuwachs von 40 Prozent sowie Reisen und Hotels<br />

mit einem Zuwachs von 13 Prozent werden zusätzlich an Gewicht am Gesamtkonsum<br />

gewinnen. Hingegen werden Bekleidung, Schuhe und Schmuck sowie Verkehr<br />

und Home Entertainment an Gewicht verlieren.<br />

Wir betrachten weiterhin ein hypothetisches, umfassendes politisches Reformszenario.<br />

Es wird unterstellt, dass tief greifende Reformen am Arbeitsmarkt und Maßnahmen<br />

zur verbesserten Vereinbarkeit von Familie und Beruf die Erwerbsquote<br />

insbesondere von Frauen und von über 50-jährigen Männern schrittweise bis zum<br />

Jahr 2035 auf schwedisches bzw. US-amerikanisches Niveau erhöhen. Dies speigelt<br />

die von der Bundesregierung beschlossene Erhöhung des Renteneintrittsalters<br />

wider. Des Weiteren wird in Anlehnung an die formulierten Ziele der Bundesregierung<br />

eine in dem Zeitraum von 2010-2015 greifende Haushaltskonsolidierung mit<br />

einer Nettoneuverschuldung von Null unterstellt.<br />

Die quantitativen Unterschiede zwischen Basisszenario und Reformszenario sind<br />

beträchtlich. Ohne Reformen, die neue Wachstums- und Beschäftigungsimpulse<br />

setzen, wird dieser Verteilungsaspekt die Verschiebungen in der zukünftigen Konsumstruktur<br />

in Folge der demografischen Entwicklung verstärken (Basisszenario).<br />

Im Reformszenario wird der Umverteilungsaspekt durch zusätzliches Wachstum und<br />

die ausgeweitete Erwerbstätigkeit Älterer abgeschwächt. Einerseits wird die Abgabenbelastung<br />

der Beschäftigten reduziert, was sich positiv auf deren Konsum auswirkt,<br />

andererseits erwirtschaften über 50-Jährige zusätzliches Einkommen, das<br />

nachfragewirksam wird.<br />

Der Ausgabenanteil für die Gütergrupe „Gesundheit“ wird bis 2035 etwas weniger<br />

um ca. 37 Prozent steigen, der Anteil von Ausgaben für „Reisen“ wird um über 15<br />

Prozent wachsen. Zwei neue Gütergruppen mit deutlichem Wachstumspotenzial<br />

sind in diesem Szenario „Körperpflege“ und die Ausgaben für „Möbel und Haushaltsgeräte“.<br />

Den stärksten Rückgang verzeichnen die Gütergruppen „Verkehr“ sowie<br />

„Nahrungsmittel, Getränke und Tabakwaren“ mit Schrumpfungsraten, die 5<br />

Prozent deutlich überschreiten.<br />

5. Die veränderte Haushaltsstruktur scheint die Struktur des privaten<br />

Verbrauchs aller Haushalte nur wenig zu beeinflussen. Für eine genauere Analyse<br />

wäre eine offizielle, detaillierte Haushaltsprognose notwendig.<br />

Die Begleiteffekte der demografischen Entwicklung auf die Haushaltszusammensetzung<br />

haben wir in einem eigenen Szenario berücksichtigt, indem wir die demografische<br />

Prognose durch eine Haushaltsprognose ersetzt haben, die alters- und<br />

3


haushaltsgrößenspezifisch ist. Die Ergebnisse dieser Prognose unterscheiden sich<br />

wenig von denen des rein demografischen Szenarios.<br />

6. Die Beschäftigungseffekte des demografischen Wandels sind ohne weitere<br />

Reformen negativ. Sie werden jedoch wesentlich durch die zukünftige technologische<br />

Entwicklung – vom Erfindungs- und Innovationsreichtum Deutschlands,<br />

zum Beispiel im Seniorenmarkt – sowie die Bildung und Ausbildung der<br />

Erwerbstätigen determiniert. Mit umfassenden Reformen können in Zukunft<br />

positive Beschäftigungseffekte im Zuge der <strong>Alter</strong>ung der deutschen Gesellschaft<br />

erreicht werden.<br />

Schreibt man die heute geringen Erwerbsquoten in älteren <strong>Alter</strong>sgruppen in die Zukunft<br />

fort, so übersetzt sich die <strong>Alter</strong>ung der Bevölkerung in ein geringeres Beschäftigungsvolumen<br />

und Gesamt-Konsumniveau in Deutschland in der Zukunft. Die<br />

Beschäftigungseffekte durch den demografischen Wandel sind im Basisszenario<br />

grundsätzlich negativ. Im Basisszenario geht die Beschäftigung im Vergleich zu<br />

2005 bis 2035 um 20 Prozent zurück. Ohne weitere Reformen ist der demografische<br />

Wandel mit drastischen Konsequenzen für Beschäftigung und Wachstum in<br />

Deutschland verbunden.<br />

Im Reformszenario kann dagegen die Beschäftigung von 2005 bis 2025 um bis zu<br />

10 Prozent ansteigen. Danach folgt bis 2035 wieder ein Abfall auf das Ausgangsniveau.<br />

Reformen in den Bereichen Arbeitsmarkt, Abgabenbelastung und Staatsverschuldung<br />

zahlen sich also aus. Diese Effekte können durch Innovation und<br />

technischen Fortschritt noch weiter vergrößert werden, wenn diese 1,3 Prozent p.a.<br />

überschreiten.<br />

7. Der Seniorenmarkt selbst bietet viel Raum für innovative Produkt-Markt-<br />

Kombinationen. Dabei ist die potentielle Marktgröße ein zentraler Bestimmungsfaktor<br />

für das Innovationstempo.<br />

Auf dem Seniorenmarkt ist bereits viel in Bewegung gekommen. Im Unterschied zu<br />

bahnbrechenden technologischen Umbrüchen wird sich der Seniorenmarkt aber<br />

langsamer entwickeln. Das Tempo dieser "stillen Revolution" wird durch die zunehmende<br />

<strong>Alter</strong>ung der Gesellschaft bestimmt werden. Steigende Marktvolumina und<br />

Verschiebungen der relativen Preise werden die Wettbewerbsintensität im Seniorenmarkt<br />

sukzessive erhöhen – und damit auch sein Entwicklungstempo. Dabei ist<br />

die potentielle Marktgröße ein zentraler Bestimmungsfaktor. Denn je größer der<br />

Markt ist, auf dem das neu entwickelte Produkt abgesetzt werden kann, desto höher<br />

sind die potentiellen Firmengewinne und damit die Investitionsanreize.<br />

Aus diesem „Marktgrößen“-Argument resultiert für Deutschland als eine der am frühesten<br />

alternden Gesellschaften Europas eine aussichtsreiche Startposition im internationalen<br />

Handel. Unternehmen, die sich früh auf dem heimischen<br />

Seniorenmarkt positionieren, können sich auf dem zeitlich verzögert wachsenden<br />

4


internationalen Markt für Seniorenprodukte strategische Wettbewerbsvorteile erschließen.<br />

Lernkurveneffekte in Entwicklung, Produktion und Vermarktung von Produkten<br />

und Dienstleistungen für Ältere ermöglichen einen Wettbewerbsvorsprung<br />

gegenüber ausländischen Wettbewerbern, wenn diese erst mit verzögerter <strong>Alter</strong>ung<br />

auf ihren Heimmärkten aktiv werden.<br />

Der "Wettbewerb als Entdeckungsverfahren" wird dabei nicht nur innovative Produkt-Markt-Kombinationen<br />

hervorbringen, sondern auch die Präferenzen der Seniorinnen<br />

und Senioren weiter aufdecken und zu einer Ausdifferenzierung und<br />

Vergrößerung des Seniorenmarktes führen - ein Win-Win-Szenario für Unternehmen<br />

und die ältere Generation.<br />

5


Ein roter Faden durch die <strong>Studie</strong><br />

Diese <strong>Studie</strong> befasst sich mit der Frage: Wie wird sich durch den demografischen<br />

Wandel die Nachfrage der Konsumenten in Deutschland ändern, die eine wichtige<br />

Komponente des Wirtschaftswachstums ist? Des Weiteren sollen Beschäftigungseffekte<br />

quantifiziert werden. Schließlich skizzieren wir auf der Angebotsseite Möglichkeiten<br />

und Trends im Bereich von Produktinnovation, Forschung und Entwicklung.<br />

In Teil A der <strong>Studie</strong> werden wichtige demografische Trends skizziert. Hierzu gehören<br />

historische und prognostizierte Änderungen in der <strong>Alter</strong>sstruktur der Bevölkerung<br />

sowie Änderungen in der Haushaltsstruktur. Ein besonderes Augenmerk liegt<br />

auf geschlechtsspezifischen Unterschieden. Da Männer und Frauen sehr unterschiedliche<br />

Produkte konsumieren, sind geschlechtsspezifische Unterschiede in der<br />

<strong>Alter</strong>sstruktur direkt für die Konsummachfrage relevant.<br />

Teil B der <strong>Studie</strong> analysiert die Frage, wie sich die Güternachfrage in der Gesamtwirtschaft<br />

ändert, wenn sich die Bevölkerung wandelt. Welche Strukturen ergeben<br />

sich? Und wenn es so viele ältere Menschen in einer Bevölkerung gibt, wie wird ihr<br />

Anteil am Produktumsatz aussehen? Wir analysieren in Teil B das Konsumentenverhalten<br />

in Deutschland zwischen 1983 und 2003. Dies geschieht mit der Einkommens-<br />

und Verbrauchsstichprobe (EVS) des Statistischen Bundesamtes. Wir<br />

schätzen dabei ein so genanntes Nachfragesystem. Zuerst einmal fragen wir, ob<br />

ältere Menschen tatsächlich andere Güter konsumieren als jüngere. Im zweiten<br />

Schritt geht es darum, die eventuellen Konsumunterschiede danach aufzuteilen, ob<br />

sie aus altersspezifisch unterschiedlichen Präferenzen resultieren – oder weil das<br />

Einkommen der betrachteten Personen unterschiedlich ist.<br />

Erst wenn diese historische Betrachtung abgeschlossen ist, kann eine Prognose<br />

gewagt werden: Sie findet sich in Teil C der <strong>Studie</strong>. Wir verwenden dort die Ergebnisse<br />

der Nachfragesystemschätzung aus Teil B und kombinieren sie mit einem<br />

Prognosemodell. Dieses benutzt demograhische Prognosen sowie Informationen<br />

über die zukünftige Einkommensverteilung in verschiedenen Politikszenarien. Letztere<br />

gewinnen wir aus einem Makro-Simulationsmodell.<br />

Teil D der <strong>Studie</strong> befasst sich mit der Produktangebotsseite. Es werden Trends und<br />

Visionen im Bereich der Güter und Dienstleistungen für Seniorinnen und Senioren<br />

skizziert. Des Weiteren werten wir Informationen aus Unternehmensinterviews aus.<br />

6


A. <strong>Alter</strong>ung und Haushaltsstruktur in Deutschland<br />

In den vergangenen Jahren ist die Zahl der Neugeborenen in den Industrieländern<br />

deutlich gesunken. Gleichzeitig werden die Menschen immer älter. Dieser demografische<br />

Wandel setzt sich fort und wird in den nächsten Jahren zu einer <strong>Alter</strong>ung der<br />

Gesellschaft führen – ein Trend, der in die Zukunft weist. Das Statistische Bundesamt<br />

prognostiziert, dass der Anteil der über 50-Jährigen an der Gesamtbevölkerung<br />

von deutlich unter 40 Prozent (im Jahr 2005) auf über 50 Prozent im Jahr 2050 ansteigen<br />

wird. Bislang hat man sich angesichts dieser Entwicklung hauptsächlich mit<br />

der Frage befasst, ob und wie das Sozialsystem sie tragen kann. Mittlerweile aber<br />

rückt auch eine andere Frage in den Blick: Wie wird sich durch den demografischen<br />

Wandel die Nachfrage der Konsumenten ändern, die eine wichtige Komponente des<br />

Wirtschaftswachstums ist? Eine genaue Betrachtung der Bevölkerungsstatistiken<br />

kann zeigen, welche Auswirkungen die künftige <strong>Alter</strong>ung der Gesellschaft auf den<br />

Konsum haben wird.<br />

A.1 Bevölkerungsentwicklung<br />

Zu den wichtigsten Determinanten einer solchen Untersuchung zählen die Entwicklung<br />

der Bevölkerung, also die so genannte <strong>Alter</strong>spyramide, und die Zusammensetzung<br />

der Haushalte. Unter Bevölkerungsentwicklung versteht man die Veränderung<br />

der Einwohnerzahl und die damit einhergehende Veränderung der <strong>Alter</strong>sstruktur.<br />

Besonders wichtig ist es dabei, Männer und Frauen getrennt zu betrachten. Denn<br />

die Entwicklung der beiden Geschlechter unterscheidet sich deutlich, zum Beispiel<br />

in der Lebenserwartung, aber auch in der Erwerbsbeteiligung.<br />

Die Veränderung der Haushaltsstrukturen ist im Wesentlichen demografisch und<br />

durch eine Veränderung der Lebensweisen bestimmt. Zum Beispiel können höhere<br />

Scheidungsraten dazu führen, dass die Anzahl der Haushalte trotz einer rückläufigen<br />

Bevölkerung zunimmt. Die folgenden Daten beleuchten diese beiden wichtigen<br />

Schlüssel einer künftigen Konsumentennachfrage genauer.<br />

A.1.1 Allgemeine und geschlechtsspezifische Trends in der Vergangenheit<br />

Ein Vergleich mit der Vergangenheit zeigt eine deutliche Veränderung der <strong>Alter</strong>spyramide.<br />

Diese schichtet die Bevölkerungszahlen je <strong>Alter</strong>sgruppe übereinander und<br />

trennt dabei nach Männern und Frauen. Die klassische Form der <strong>Alter</strong>spyramide,<br />

wie sie für 1910 noch zu sehen ist, konnte im Verlauf des 20. Jahrhunderts nicht<br />

bestehen bleiben. Die steigende Lebenserwartung schlägt sich in einer Verbreiterung<br />

der Pyramidenspitze nieder, die rückläufige Fertilitätsrate in der schmaleren<br />

Basis der Pyramide (Abb. A.1).<br />

7


Abbildung A.1: <strong>Alter</strong>spyramide 1910/ 1950/ 2001<br />

Quelle: Statistisches Bundesamt<br />

25000<br />

20000<br />

15000<br />

10000<br />

5000<br />

0<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

1950 1955 1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2035 2050<br />

Anzahl der 65+ (in Tsd) prozentualer Anteil 65+ an Erwerbsbevölkerung<br />

Abbildung A.2a: Anzahl (in Tsd) der über 65-Jährigen und ihr Anteil (in Prozent) an<br />

der Erwerbsbevölkerung (20 bis 64 Jahre): „<strong>Alter</strong>squotient“<br />

Quelle: Statistisches Bundesamt<br />

8


16000<br />

14000<br />

12000<br />

10000<br />

8000<br />

6000<br />

4000<br />

2000<br />

0<br />

1950 1955 1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2035 2050<br />

25%<br />

20%<br />

15%<br />

10%<br />

5%<br />

0%<br />

Anzahl der 75+ (in Tsd)<br />

prozentualer Anteil der 75+ an Erwerbsbevölkerung<br />

Abbildung A.2b: Anzahl (in Tsd.) der über 75-Jährigen und ihr Anteil (in Prozent) an<br />

der Gesamtbevölkerung<br />

Quelle: Statistisches Bundesamt<br />

Die Entwicklung des <strong>Alter</strong>squotienten (Abb. A.2a) und der starke Anstieg des prozentualen<br />

Anteils der über 75-Jährigen zeigen den Trend zur <strong>Alter</strong>ung der Gesellschaft<br />

(Abb. A.2b).<br />

Trotz eines Geburtenrückgangs um rund 30 Prozent in der zweiten Hälfte des 20.<br />

Jahrhunderts konnte die Bevölkerungszahl aufgrund einer zunehmenden Lebenserwartung<br />

um ein Fünftel zunehmen.<br />

9


1400<br />

1300<br />

1200<br />

1100<br />

1000<br />

900<br />

800<br />

700<br />

600<br />

1950 1955 1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000<br />

85 000<br />

80 000<br />

75 000<br />

70 000<br />

65 000<br />

60 000<br />

Anzahl Lebendgeborene<br />

Gesamtbevölkerung<br />

Abbildung A.3: Anzahl der Lebendgeborenen vs. Gesamtbevölkerung (in Tsd.)<br />

Quelle: Statistisches Bundesamt<br />

8000<br />

7000<br />

6000<br />

5000<br />

4000<br />

3000<br />

2000<br />

1000<br />

0<br />

0-4 10-<br />

14<br />

20-<br />

24<br />

30-<br />

34<br />

40-<br />

44<br />

50-<br />

54<br />

60-<br />

64<br />

70-<br />

74<br />

80-<br />

84<br />

90-<br />

94<br />

100+<br />

1950 2005<br />

Abbildung A.4: Übersicht über die Entwicklung der <strong>Alter</strong>sstruktur (in Tsd.)<br />

Quelle: Statistisches Bundesamt<br />

In Abbildung A.4 sind nochmals alle Effekte in einer Graphik zu sehen. Die geburtenstarken<br />

Jahrgänge 1955-1965, die so genannte Babyboomer-Generation, macht<br />

sich durch die Spitze der graublauen Kurve in der <strong>Alter</strong>skategorie 30-45 Jahre bemerkbar.<br />

Gleich darauf folgt der berühmte „Pillenknick“: Es wurden deutlich weniger<br />

Kinder geboren. Die rückläufigen Geburtenraten und die höhere Lebenserwartung<br />

10


sind an der auffälligen Verschiebung der Kurven am unteren und oberen Ende der<br />

<strong>Alter</strong>skategorien zu erkennen.<br />

Bislang haben wir die allgemeinen Tendenzen der demografischen Entwicklung<br />

aufgezeigt. Jedoch bleibt die Frage offen, ob Frauen und Männer davon unterschiedlich<br />

betroffen sind. Das ist deshalb wichtig, weil Männer und Frauen sehr unterschiedliche<br />

Güter und Dienstleistungen nachfragen. Wenn sich die Geschlechter<br />

also in der demografischen Entwicklung deutlich unterscheiden, wird dies Auswirkungen<br />

auf die zukünftige Nachfrage haben.<br />

Bei der geschlechterspezifischen Analyse gibt es einen zentralen Ansatzpunkt:<br />

Frauen haben eine weit höhere Lebenserwartung als Männer. Die Abbildung A.4<br />

zeigt für das Jahr 2005 die Geschlechterverhältnisse in den verschiedenen <strong>Alter</strong>sgruppen.<br />

Während das Verhältnis bis zur <strong>Alter</strong>sgruppe der unter 65-Jährigen ausgeglichen<br />

ist, steigt der Anteil der Frauen in den älteren Gruppen markant an. Diese<br />

Momentaufnahme für das Jahr 2005 hat unterschiedliche Ursachen. Die beiden<br />

Weltkriege etwa haben große Verluste an Männern in bestimmten Jahrgängen erzeugt.<br />

Außerdem schlägt sich in der Statistik nieder, dass mehr Männer in körperlich<br />

anstrengenden und belastenden Berufen wie etwa in Bergwerken, in der Landwirtschaft<br />

oder in Fabriken, gearbeitet haben – oder dies noch tun.<br />

100%<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

49% 50% 53%<br />

51% 50% 47%<br />

65%<br />

35%<br />

79%<br />

21%<br />

0%<br />

0-49 50-64 65-74 75-94 95+<br />

Männer<br />

Frauen<br />

Abbildung A.5: Geschlechterverhältnisse in ausgewählten <strong>Alter</strong>sgruppen 2005<br />

Quelle: Statistisches Bundesamt<br />

Neben dem Unterschied in der Lebenserwartung ist ein zweiter geschlechtsspezifischer<br />

Unterschied für die Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen von großer<br />

11


Bedeutung, nämlich die Erwerbstätigkeit. Mit ihr verbunden ist ein Unterschied in<br />

der Kaufkraft. Frauen haben, das zeigt ein Blick in die Vergangenheit, mehr und<br />

mehr am Erwerbsleben teilgenommen (Abb. A.6). Der Befund ist deutlich, auch<br />

wenn die deutsche Frauenerwerbsquote im internationalen Vergleich immer noch<br />

auf den hinteren Rängen zu finden ist.<br />

60%<br />

58%<br />

55%<br />

53%<br />

50%<br />

48%<br />

45%<br />

43%<br />

40%<br />

1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004<br />

Frauen<br />

Männer<br />

Abbildung A.6: Aufteilung der Erwerbstätigen nach Geschlecht<br />

Quelle: Statistisches Bundesamt<br />

75%<br />

70%<br />

65%<br />

60%<br />

55%<br />

50%<br />

45%<br />

40%<br />

35%<br />

30%<br />

25%<br />

1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004<br />

Teilzeit<br />

Vollzeit<br />

Abbildung A.7: Erwerbstätigkeit der Frau (Voll- oder Teilzeit)<br />

Quelle: Statistisches Bundesamt<br />

12


Diese Zunahme der Frauenerwerbsquote ist unter anderem darauf zurückzuführen,<br />

dass es mehr Teilzeitstellen gibt. Die Anzahl Vollzeitstellen ist in derselben Periode<br />

gesunken (Abb. A.7).<br />

Die Kombination von höherer Lebenserwartung und zunehmender Erwerbstätigkeit<br />

der Frauen spielt also voraussichtlich eine wesentliche Rolle im künftigen Konsumverhalten.<br />

Denn mit einer größeren Zahl von arbeitenden Frauen steigt auch die<br />

Kaufkraft.<br />

A.1.2 Prognose der Bevölkerungsstruktur bis 2035 und bis 2050<br />

Bislang wurden Entwicklungen der Vergangenheit wiedergegeben. Nach der Bevölkerungsvorausberechnung<br />

des Statistischen Bundesamtes werden sich diese in den<br />

nächsten 50 Jahren weiter fortsetzen. Die <strong>Alter</strong>spyramide (Abb. A.1) wird nach dieser<br />

Prognose dann auf dem Kopf stehen. Was das bedeutet, werden wir später<br />

noch genauer betrachten.<br />

Diese Analyse basiert auf der zehnten koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung<br />

des Statistischen Bundesamtes (Variante 5: „mittlere Bevölkerung“). 2 In dieser<br />

Berechnung gibt es bestimmte Grundannahmen zu Migration, Geburtenhäufigkeit<br />

und Lebenserwartung. Demnach beträgt der Zuwanderungssaldo für Deutsche (im<br />

Wesentlichen Aussiedler und Aussiedlerinnen) anfangs jährlich 80.000 und wird bis<br />

2040 auf ein Nullniveau abgebaut. Der Zuwanderungssaldo nach Deutschland für<br />

Ausländer beträgt über die ganze Zeit jährlich 200.000. Die Geburtenrate wird für<br />

den ganzen Prognosezeitraum als konstant angenommen und liegt bei 1.400 Kindern<br />

pro 1.000 Frauen. Die Lebenserwartung für Männer beträgt bei der Geburt<br />

81,1 Jahre, im <strong>Alter</strong> von 60 Jahren noch 23,7 Jahre. Die Lebenserwartung für Frauen<br />

beträgt hingegen bei der Geburt 86,6 Jahre, im <strong>Alter</strong> von 60 Jahren noch 28,2<br />

Jahre.<br />

Überblick über die Gesamtbevölkerungsentwicklung<br />

In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ist die Bevölkerung gewachsen, obwohl<br />

die Geburtenrate immer weiter zurückging. Für die erste Hälfte des 21. Jahrhunderts<br />

gilt dieses Phänomen nicht mehr, was die Abbildung A.8 deutlich zeigt: Die niedrige<br />

Geburtenrate wird nicht mehr durch die höhere Lebenserwartung oder durch Migration<br />

kompensiert.<br />

2 Zum Zeitpunkt der Erstellung lagen nur die Daten der 10. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung<br />

des Statistischen Bundesamtes vor. Auch unter Berücksichtigung der mittlerweile<br />

vorliegenden 11. koordinierten Bevölkerlungsvorausberechung würden sich jedoch<br />

keine Veränderungen an den Ergebnissen dieser <strong>Studie</strong> ergeben.<br />

13


84<br />

82<br />

80<br />

78<br />

76<br />

74<br />

72<br />

2005 2008 2011 2014 2017 2020 2023 2026 2029 2032 2035 2038 2041 2044 2047 2050<br />

Gesamtbevölkerung in Mio<br />

Abbildung A.8: Gesamtbevölkerungsentwicklung (in Mio.)<br />

Quelle: Statistisches Bundesamt<br />

8000<br />

7000<br />

6000<br />

5000<br />

4000<br />

3000<br />

2000<br />

1000<br />

0<br />

0-4 10-<br />

14<br />

20-<br />

24<br />

30-<br />

34<br />

40-<br />

44<br />

50-<br />

54<br />

60-<br />

64<br />

70-<br />

74<br />

80-<br />

84<br />

90-<br />

94<br />

100+<br />

2005 2035 2050<br />

Abbildung A.9: Entwicklung der <strong>Alter</strong>sstruktur 2005/2035/2050 (in Tsd.)<br />

Quelle: Statistisches Bundesamt<br />

14


Im Gegensatz zum Bevölkerungswachstum ist bei der <strong>Alter</strong>sstruktur keine Trendumkehr<br />

zu erkennen. Die Abbildung A.9 zeigt die Entwicklung und nimmt dafür die<br />

beiden Jahre 2005 und 2035. Wie schon in der Abbildung A.4 für die Periode 1950<br />

bis 2005 sind zwei klare Trends ersichtlich: Die steigende Lebenserwartung, das<br />

heißt, die Kurve verschiebt sich weiter nach rechts, und die niedrige Geburtenrate,<br />

die Kurve flacht also dort ab, wo die jüngeren Jahrgänge liegen. Der Rückgang um<br />

38 Prozent in der <strong>Alter</strong>skategorie 40-45 Jahre ist auf die geburtenstarken Jahrgänge<br />

zurückzuführen. Die „Babyboomer“-Generation (Jahrgang 1955-1965) geht nun in<br />

die Rente, was den <strong>Alter</strong>squotienten nochmals deutlich ansteigen lässt.<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

1950 1970 2005 2035 2050<br />

Hochbetagtenquotient Seniorenquotient <strong>Alter</strong>squotient<br />

Abbildung A.10: Hochbetagtenquotient, Seniorenquotient und <strong>Alter</strong>squotient für<br />

1950/1970/2005/2035/2050<br />

Quelle: Statistisches Bundesamt<br />

Die Abbildung A.10 veranschaulicht die Konsequenzen auf den prozentualen Anteil<br />

der über 64-Jährigen an der Erwerbsbevölkerung (20-64). Dieser sogenannte <strong>Alter</strong>squotient<br />

steigt von knapp 31 Prozent im Jahr 2005 auf 54 Prozent im Jahr 2035<br />

und 60 Prozent im Jahr 2050. Der von uns definierte Seniorenquotient (der Anteil<br />

der über 50-Jährigen an der Gesamtbevölkerung) steigt bis 2035 auf knapp 50 Prozent<br />

und bis 2050 sogar über 50 Prozent. Besonders deutlich wird die <strong>Alter</strong>ung der<br />

Gesellschaft, wenn man den von uns definierten Hochbetagtenquotienten betrachtet<br />

(den Anteil der über 75-Jährigen an der Gesamtbevölkerung). Dieser steigt von unter<br />

10 Prozent im Jahr 2005 auf etwa 15 Prozent im Jahr 2035 und etwa 20 Prozent<br />

im Jahr 2050.<br />

15


120%<br />

100%<br />

80%<br />

60%<br />

49% 51% 53%<br />

60%<br />

76%<br />

40%<br />

20%<br />

51% 49% 47%<br />

40%<br />

24%<br />

0%<br />

0-49 50-64 65-74 75-94 95+<br />

Männer<br />

Frauen<br />

Abbildung A.11: Geschlechteraufteilung in <strong>Alter</strong>sgruppen 2035<br />

Quelle: Statistisches Bundesamt<br />

Abb. A.11 zeigt, dass Frauen im Jahr 2035 zwar noch immer eine höhere Lebenserwartung<br />

haben werden als Männer, der Frauenanteil in höheren <strong>Alter</strong>sklassen<br />

wird dann aber längst nicht mehr so hoch sein wie noch im Jahr 2005.<br />

Analyse der Zielgruppe der über 50-Jährigen<br />

Die Statistiken machen deutlich: Will man abschätzen, wie der Konsum sich verändert,<br />

wenn die Gesellschaft altert, muss die Gruppe der über 50-Jährigen genauer<br />

betrachtet werden. In diesem Kapitel geht es nur um sie, die Gruppe 50+. Diese<br />

<strong>Alter</strong>skategorie wächst im Zeitraum von 2005 bis 2050 um knapp 21 Prozent, wobei<br />

die Gesamtbevölkerungszahl um knapp 10 Prozent sinkt. Es wird also ein großes<br />

Nachfragepotenzial von dieser Gruppe ausgehen. Kapitel B wird dies ausführlich<br />

beschreiben.<br />

In der Abb. A.12 werden zwei Faktoren für den Anstieg der Bevölkerungsgruppe der<br />

Seniorinnen und Senioren ersichtlich. Zum einen wirkt der so genannte Kohorteneffekt,<br />

der unter dem Schlagwort der „Babyboomer“ schon beschrieben worden ist:<br />

Die Jahrgänge 1955 bis 1965 sind besonders starke Jahrgänge. Außerdem steigt<br />

die Lebenserwartung: Das zeigt ein genereller Aufwärtstrend aller <strong>Alter</strong>skategorien,<br />

insbesondere jener ab 80 Jahre.<br />

16


25000<br />

20000<br />

15000<br />

10000<br />

50-64<br />

65-74<br />

75-94<br />

95+<br />

5000<br />

0<br />

2005 2010 2015 2020 2025 2030 2035 2040 2045 2050<br />

Abbildung A.12: Kohorteneffekt (in Tsd.)<br />

Quelle: Statistisches Bundesamt<br />

100%<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

18% 18% 20% 18% 19% 19%<br />

22% 25%<br />

26% 24%<br />

29% 28% 24% 24%<br />

27%<br />

34%<br />

31% 26% 18% 25%<br />

49% 50% 52% 51%<br />

48%<br />

41% 40% 41%<br />

41% 40%<br />

2005 2010 2015 2020 2025 2030 2035 2040 2045 2050<br />

50-64 65-74 75-94 95+<br />

Abbildung A.13: <strong>Alter</strong>sstruktur der Seniorinnen und Senioren<br />

Quelle: Statistisches Bundesamt<br />

17


Schaut man genauer darauf, wie die über 50-Jährigen in den vier <strong>Alter</strong>skategorien<br />

verteilt sind, stellt man fest, dass die <strong>Alter</strong>sgruppen 50-64 und 65-74 immer die dominierenden<br />

Gruppen bilden (Abb. A.13). Zusammen machen sie über die Jahre<br />

hinweg zwischen 60 Prozent und 80 Prozent der Seniorinnen und Senioren aus.<br />

Betrachtet man jedoch die Veränderung über die gewählte Periode 2005 bis 2035,<br />

ist auffällig, dass der Anteil der 75- bis 94-Jährigen von 18 Prozent (2005) über 22<br />

Prozent (2035) auf 24 Prozent (2050) steigt.<br />

100%<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

55% 54% 53% 53% 53% 53% 53% 53% 54% 54%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

45% 46% 47% 47% 47% 47% 47% 47% 46% 46%<br />

10%<br />

0%<br />

2005 2010 2015 2020 2025 2030 2035 2040 2045 2050<br />

Männer<br />

Frauen<br />

Abbildung A.14a: Aufteilung der Kategorie 50+ nach Geschlecht<br />

Quelle: Statistisches Bundesamt<br />

18


100%<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

81% 82% 81% 80%<br />

19% 18% 19% 20%<br />

74% 73% 72% 72% 71% 71%<br />

26% 27% 28% 28% 29% 29%<br />

0%<br />

2005 2010 2015 2020 2025 2030 2035 2040 2045 2050<br />

Männer<br />

Frauen<br />

Abbildung A.14b: Aufteilung der Kategorie 95+ nach Geschlecht<br />

Quelle: Statistisches Bundesamt<br />

Getrennt in Männer und Frauen ergibt sich für die Gruppe 50+ kein klarer Trend.<br />

Der Frauenanteil schwankt über die ganze Periode zwischen 53 Prozent und 55<br />

Prozent (Abb. A.14a). In den höheren <strong>Alter</strong>skategorien bleibt der Anteil der Frauen<br />

nach wie vor sehr hoch. Jedoch ist in der Abbildung A.14b eine deutliche Zunahme<br />

des Männeranteils feststellbar. Weil die Lebenserwartung der Männer überdurchschnittlich<br />

ansteigt, tragen sie zu einem Bevölkerungswachstum in der Gruppe der<br />

über 50-Jährigen bei.<br />

A.2 Entwicklung der Haushaltsstruktur<br />

Nicht nur die Größe der Bevölkerung und ihre <strong>Alter</strong>sstruktur haben sich gewandelt.<br />

Auch die Art, in der Menschen leben und zusammen leben, hat sich verändert. Erfasst<br />

wird die Lebensform in unterschiedlichen Typen von Haushalten. Nach den<br />

jeweiligen Bedürfnissen zeigt sich ein jeweils eigenes Konsumprofil dieser Typen.<br />

A.2.1 Haushaltszahl, Haushaltsgröße und Haushaltseinkommen<br />

Will man herausfinden, wie sich die Lebensweisen in einer Bevölkerung verändern,<br />

geben zwei Zahlen Aufschluss: Die Größe der Haushalte und deren Anzahl. Wenn<br />

man die reine Anzahl der Haushalte betrachtet, ergibt sich seit 1991 eine deutliche<br />

19


Zunahme: Bis 2004 sind sie um 11 Prozent gewachsen (Abb. A.15). Im gleichen<br />

Zeitraum hat die Gesamtbevölkerung jedoch nur um 2,4 Prozent zugenommen.<br />

40<br />

39<br />

38<br />

37<br />

36<br />

35<br />

34<br />

33<br />

1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004<br />

Anzahl Haushalte (in Mio)<br />

Abbildung A.15: Entwicklung der Anzahl Haushalte (in Mio.)<br />

Quelle: Statistisches Bundesamt<br />

2.30<br />

2.25<br />

2.20<br />

2.15<br />

2.10<br />

1991 1993 1995 1997 1999 2001 2003<br />

Haushaltsmitglieder je Haushalt<br />

Abbildung A.16: Haushaltsmitglieder je Haushalt<br />

Quelle: Statistisches Bundesamt<br />

20


Die enorme Steigerung der Haushalte trotz des geringen Bevölkerungswachstums<br />

liegt an der Verkleinerung der Haushalte: Seit 1991 haben sie immer weniger Mitglieder.<br />

Im Durchschnitt lebten in einem Haushalt 1991 noch 2,27 Personen – im<br />

Jahr 2004 waren es 2,12 (Abb. A.16).<br />

100%<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004<br />

EPH<br />

MPH<br />

Abbildung A.17: Einpersonen- vs. Mehrpersonenhaushalte (in Prozent)<br />

Quelle: Statistisches Bundesamt<br />

Auffallend deutlich ist die Zahl derjenigen gestiegen, die alleine leben, die so genannten<br />

Einpersonenhaushalte. Dieser Haushaltstyp hat seit 1991 um 22,8 Prozent<br />

zugenommen. Im Gegensatz dazu hat die Zahl derjenigen, die zusammen leben,<br />

deutlich weniger zugenommen: Die Mehrpersonenhaushalte wuchsen in dieser Zeit<br />

um 5 Prozent.<br />

Wenn man nun einen Schritt weiter geht und die Haushalte, in denen mehrere Personen<br />

zusammen leben, in verschiedene Kategorien unterteilt, wird die Entwicklung<br />

noch deutlicher. In der jüngsten Vergangenheit ist eine einzige Kategorie von Haushalten,<br />

in denen mehr als ein Mensch lebt, gewachsen: Diejenige der Zweipersonenhaushalte.<br />

Sie hat in den Jahren 1991 bis 2004 um 22,7 Prozent zugenommen.<br />

Von den 5 Prozent Zuwachs im Typ der Mehrpersonenhaushalte ist also dem Zweipersonenhaushalt<br />

ein großer Teil zuzuschreiben: Es zeichnet sich ein Trend zu kleineren<br />

Haushalten ab (Abb. A.18).<br />

21


100%<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

7%<br />

14%<br />

11%<br />

29%<br />

34%<br />

Einpersonenhaushalt<br />

5%<br />

14%<br />

22%<br />

19%<br />

7%<br />

10%<br />

4%<br />

Mehrpersonenhaushalt<br />

bis 899 EUR 900 - 1299 EUR 1300 - 1499 EUR<br />

1500 - 1999 EUR 2000 - 2599 EUR 2600 - 3199 EUR<br />

4500 - 5999 EUR 6000+ EUR<br />

Abbildung A.19: Prozentuale Aufteilung der Einpersonen- und Mehrpersonenhaushalte<br />

nach Nettoeinkommensklassen 2004<br />

Quelle: Statistisches Bundesamt<br />

A.2.2 Mögliche Ursachen<br />

Für dieses Bild der Haushaltsstruktur gibt es verschiedene Ursachen. Sie liegen in<br />

der demografischen Entwicklung, die im Anfangskapitel erläutert wurde, und in einer<br />

unterschiedlichen Lebensweise. Die steigende Lebenserwartung und die rückläufige<br />

Geburtenrate sind demografische Ursachen. Sie erklären die Anzahl der kinderlosen<br />

Ein- oder Zweipersonenhaushalte junger Leute. Am stärksten aber wirkt sich der<br />

steigende Anteil der Rentnerinnen und Rentner an der Gesamtbevölkerung darauf<br />

aus, dass es immer mehr kleinere Haushalte gibt.<br />

23


5400<br />

5300<br />

5200<br />

5100<br />

5000<br />

4900<br />

4800<br />

4700<br />

4600<br />

4500<br />

1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004<br />

Abbildung A.20: Anzahl Rentnerinnen und Rentner, die in einem Einpersonenhaushalt<br />

leben (in Tsd.)<br />

Quelle: Statistisches Bundesamt<br />

Abbildung A.20 zeigt, dass seit 1991 die Anzahl der Rentnerinnen und Rentner, die<br />

in Einpersonenhaushalte leben, um mehr als 10 Prozent zugenommen hat. Der prozentuale<br />

Anteil dieser <strong>Alter</strong>sgruppe an den allein lebenden Personen betrug im Jahr<br />

2004 36,8 Prozent. Die niedrige Geburtenrate hingegen führt gleichzeitig dazu, dass<br />

es die mittlerweile klassisch gewordene Familie mit zwei Kindern immer seltener<br />

gibt. Zusammen genommen erklärt sich also, warum es eine deutliche Zunahme der<br />

kleinen Haushalte gibt.<br />

In Abb. A.21 ist diese Entwicklung graphisch dargestellt. Die Anzahl der Paare, die<br />

zusammen ohne Kinder leben, ist seit 1996 deutlich um 9,4 Prozent gestiegen. Im<br />

Jahr 2004 machten die allein lebenden Paare etwa ein Drittel aller Menschen aus,<br />

die in Mehrpersonenhaushalten lebten. In der gleichen Zeit hat die Zahl jener, die in<br />

einer so genannten Eltern-Kind-Gemeinschaft leben, um 5,6 Prozent abgenommen.<br />

Sie betrug im Jahr 2004 knapp 64 Prozent.<br />

65+<br />

24


50000<br />

45000<br />

40000<br />

35000<br />

30000<br />

25000<br />

20000<br />

15000<br />

10000<br />

5000<br />

0<br />

1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004<br />

Elternkindgemeinschaft<br />

Paargemeinschaft ohne Kinder<br />

Abbildung A.21: Elternkindgemeinschaften vs. Paargemeinschaften ohne Kinder (in<br />

Tsd.)<br />

Quelle: Statistisches Bundesamt (Mikrozensus 2004)<br />

500<br />

450<br />

400<br />

350<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004<br />

Eheschliessungen<br />

Scheidungen<br />

Abbildung A.22: Anzahl Scheidungen und Eheschließungen pro Jahr (in Tsd.)<br />

Quelle: Statistisches Bundesamt(wird noch bearbeitet)<br />

25


5000<br />

4500<br />

4000<br />

3500<br />

3000<br />

2500<br />

2000<br />

1500<br />

1000<br />

500<br />

0<br />

1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004<br />

25 bis unter 45 Jahre 45 bis unter 65 Jahre<br />

Abbildung A.23: Anzahl der in Einpersonenhaushalten lebenden Personen (in Tsd.)<br />

Quelle: Statistisches Bundesamt<br />

Nicht nur die Entwicklung der Lebenserwartung und der Geburtenrate spielen eine<br />

wichtige Rolle bei der Verteilung der Haushaltstypen. Genauso bedeutsam ist es,<br />

Veränderungen in der Lebensweise zu betrachten, soweit sie in Statistiken zu erfassen<br />

sind. In diese Kategorie fallen zum Beispiel Scheidungen und Eheschließungen.<br />

Abb. A.22 zeigt die Stagnation der jährlichen Eheschließungen und den markanten<br />

Anstieg der jährlichen Scheidungen. Dieser Trend hat Auswirkungen auf die Entwicklung<br />

der Einpersonenhaushalte. In Abb. A.23 ist deutlich zu sehen, dass immer<br />

mehr Menschen der beiden <strong>Alter</strong>sgruppen 25-45 und 45-65 Jahre in Einpersonenhaushalten<br />

leben. Beide Erhebungen zeigen also einen Zusammenhang: Die Zahl<br />

der Eheschließungen stagniert, die Scheidungsrate steigt, und im gleichen Zeitraum<br />

leben immer mehr Menschen allein.<br />

A.2.3 Kleiner Ausblick in die Zukunft<br />

Das DIW Berlin (Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung) hat eine <strong>Studie</strong> „Auswirkungen<br />

des demografischen Wandels auf die private Nachfrage nach Gütern und<br />

Dienstleistungen in Deutschland bis 2050“ erarbeitet. Auf deren Ergebnisse stützt<br />

sich die folgende kleine Zusammenfassung, die einen Ausblick in die Zukunft der<br />

Haushaltsstruktur unternimmt. Eine genauere Prognose von ProFamy in Zusammenarbeit<br />

mit dem Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (bib) wird im Teil B<br />

dieser <strong>Studie</strong> verwendet.<br />

26


In der Zukunft wird es laut DIW weiterhin einen Zuwachs der kleineren Haushalte<br />

geben, bis zum Jahr 2050 wird die durchschnittlich Haushaltsgröße auf fast zwei<br />

Mitglieder sinken. Im Gegensatz dazu ist bei der Anzahl der Haushalte eine leichte<br />

Trendumkehr festzustellen. Denn nach den Berechnungen des DIW steigt die Anzahl<br />

der Haushalte aufgrund der demografischen Entwicklung bis 2020 auf 40,7<br />

Millionen an. Danach aber soll sie deutlich unter das Niveau von 2003 sinken (Abb.<br />

A.24).<br />

41000<br />

40500<br />

40000<br />

39500<br />

39000<br />

38500<br />

38000<br />

37500<br />

37000<br />

36500<br />

36000<br />

35500<br />

2003 2010 2020 2030 2040 2050<br />

2.14<br />

2.12<br />

2.10<br />

2.08<br />

2.06<br />

2.04<br />

2.02<br />

2.00<br />

1.98<br />

1.96<br />

Anzahl Haushalte<br />

Haushaltsmitglieder je Haushalt<br />

Abbildung A.24: Anzahl der Haushalte und ihre Grösse (in Tsd.)<br />

Quelle: Statistisches Bundesamt<br />

Betrachtet man genauer, wie sich dem DIW zufolge die Haushaltsstruktur in der<br />

Zukunft entwickeln wird, ergibt sich eine deutliche Zunahme der Zweipersonenhaushalte<br />

(Abb. A.25). Die Einpersonenhaushalte hingegen nehmen nicht mehr so<br />

stark zu. Der Grund liegt bei dieser Prognose in der steigenden Lebenserwartung<br />

der Männer: Je länger sie leben, desto weniger Frauen leben im höheren <strong>Alter</strong> allein<br />

(Abb. A.26).<br />

27


120<br />

110<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

2003 2010 2020 2030 2040 2050<br />

1 Person 2 Personen 3 Personen<br />

4 Personen 5 oder mehr Personen<br />

Abbildung A.25: Entwicklung der verschiedenen Haushalte (indexiert 2003=100)<br />

Quelle: Statistisches Bundesamt<br />

100%<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

4%<br />

4% 4% 4% 4% 4%<br />

11% 10% 9% 9% 9% 8%<br />

14%<br />

13%<br />

12% 12% 11% 11%<br />

34% 35% 38% 39% 40% 40%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

37% 38% 37% 37% 37% 37%<br />

10%<br />

0%<br />

2003 2010 2020 2030 2040 2050<br />

1 Person 2 Personen 3 Personen 4 Personen 5 oder mehr Personen<br />

Abbildung A.26: Prozentuale Aufteilung der Haushalte nach Haushaltsgrösse<br />

Quelle: Statistisches Bundesamt<br />

28


Deutlich nimmt dagegen, wie man in der Abb. A.27 sehen kann, der Haushalttyp<br />

„Paare mit Kindern“ ab. Es wird etwa 20 Prozent weniger Haushalte dieses Typs<br />

geben. Das heißt, dass im Jahr 2050 nur noch jedes vierte Paar mindestens ein<br />

Kind haben wird.<br />

16000<br />

14000<br />

12000<br />

10000<br />

8000<br />

6000<br />

4000<br />

2000<br />

0<br />

2003 2010 2020 2030 2040 2050<br />

Paare ohne Kinder<br />

Paare mit Kinder<br />

Abbildung A.27: Paare ohne Kinder vs. Paare mit Kindern (in Tsd.)<br />

Quelle: Statistisches Bundesamt<br />

A.3 Fazit<br />

Die Vorausberechnungen des Statistischen Bundesamtes und eine genauere Analyse<br />

all der Daten, die bis jetzt vorliegen, belegen die fortschreitende <strong>Alter</strong>ung der<br />

Bevölkerung in Deutschland. Der Anteil der über 50-Jährigen lag im Jahr 2005 bereits<br />

bei über 37 Prozent der Bevölkerung und wird bis 2035 auf fast 50 Prozent<br />

ansteigen, bis 2050 sogar über 50 Prozent. Diese demografische Entwicklung ist<br />

einerseits auf die geringe Geburtenrate und andererseits auf die erhöhte Lebenserwartung<br />

zurückzuführen. Dabei gibt es deutliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern:<br />

Je höher das <strong>Alter</strong>, desto größer der Anteil der Frauen. Diese Tendenz<br />

wird sich fortsetzen und dabei eine große Bedeutung für die Nachfrage nach Konsum<br />

bekommen. Geburtenrate und Lebenserwartung prägen deutlich die Struktur<br />

der Haushalte. Die Anzahl der Haushalte ist gestiegen und ihre durchschnittliche<br />

Mitgliederzahl gefallen. Die Zahl der Haushalte wird ab 2020 voraussichtlich nicht<br />

mehr zunehmen. Der Trend zu kleineren Haushalten bleibt jedoch auch in Zukunft<br />

bestehen.<br />

29


B. Konsumentenverhalten in Deutschland zwischen 1983 und<br />

2003 3<br />

Wenn eine Bevölkerung sich so deutlich wandelt, verändern sich Angebot und<br />

Nachfrage. Die Gestaltung von Produkten und Dienstleistungen und deren Vermittlung<br />

an den Konsumenten ändern sich, Marketing und Markenmanagement richten<br />

sich auf diese Strömungen ein, formulieren ihre Zielgruppen um. Dahinter aber steht<br />

eine grundsätzliche Frage: Wenn sich eine Bevölkerung wandelt, wie wird sich die<br />

Güternachfrage in der Gesamtwirtschaft ändern? Welche Strukturen ergeben sich?<br />

Und wenn es so viele ältere Menschen in einer Bevölkerung gibt, wie wird ihr Anteil<br />

am Produktumsatz aussehen?<br />

Um zu diesen Fragen vorzudringen, müssen andere vorab beantwortet werden.<br />

Zuerst einmal, ob ältere Menschen tatsächlich andere Güter konsumieren als jüngere.<br />

Im zweiten Schritt soll es darum gehen, die eventuellen Konsumunterschiede<br />

danach aufzuteilen, ob sie aus altersspezifisch unterschiedlichen Präferenzen resultieren<br />

– oder weil das Einkommen der betrachteten Personen unterschiedlich ist.<br />

Erst wenn diese Untersuchung abgeschlossen ist, kann eine Prognose gewagt werden.<br />

Sie findet sich in Kapitel C.<br />

B.1 Datengrundlage: die Einkommens- und Verbrauchsstichprobe (EVS)<br />

Die im Folgenden vorgestellten Ergebnisse basieren auf fünf Wellen der Einkommens-<br />

und Verbrauchsstichprobe (EVS) des Statistischen Bundesamtes, nämlich für<br />

die Jahre 1983, 1988 für Westdeutschland und 1993, 1998 und 2003 für Gesamtdeutschland.<br />

In der EVS werden etwa 0,2 Prozent der Haushalte des Erhebungsgebietes<br />

zu der Zusammensetzung ihres Haushaltes, zu ihrem Einkommen,<br />

Sparverhalten und anderen wirtschaftlichen und sozialen Charakteristika befragt.<br />

Die EVS ist zur Analyse des Konsumverhaltens besonders geeignet, da sie mit dem<br />

Anspruch entwickelt wurde, zuverlässige Informationen über einen repräsentativen<br />

Querschnitt der Bevölkerung zu liefern. 4<br />

Das Kernstück der EVS ist die detaillierte Erfassung der Ausgaben und Einnahmen<br />

von Haushalten. Der Konsum wird über Haushaltsbücher erfragt, die über drei aufeinander<br />

folgende Monate geführt werden sollten. Diese Haushaltsbücher erfassen<br />

alle Ausgaben, aber keine Mengenangaben. Ergänzt werden diese Angaben durch<br />

3 Die Ergebnisse in Teil B beruhen auf einer laufenden Forschungskooperation von Ashok<br />

Kaul (Universität Mainz) und Melanie Lührmann (Institute for Fiscal <strong>Studie</strong>s, London).<br />

4 Aus Anonymisierungsgründen werden jedoch nur Haushalte mit einem monatlichen Nettohaushaltseinkommen<br />

unterhalb einer gewissen Grenze erfasst. Diese betrug 1998 35.000<br />

DM. Weiterhin werden die Haushalte per Quotenverfahren auf Basis der sozialen Stellung<br />

des Haupteinkommensbeziehers, des monatlichen Haushaltsnettoeinkommens und des<br />

Haushaltstyps ausgewählt [siehe Fleck und Papastefanou (2006)].<br />

30


Feinanschreibungshefte, in denen einen Monat lang detaillierte Angaben über Nahrungsmittel,<br />

Getränke und Tabakwaren gemacht werden sollten. Die EVS stellt damit<br />

die umfassendste Datenquelle seitens der amtlichen Statistik zur Erfassung des<br />

Konsumentenverhaltens dar. Pro Jahr werden zwischen 40.000 und 50.000 Haushalte<br />

befragt. Aufgrund der deutschen Wiedervereinigung ergibt sich ein natürlicher<br />

Strukturbruch in den Daten. Wir betrachten daher in den zwei Befragungen aus den<br />

achtziger Jahren Westdeutsche und von 1990 an Haushalte aus Gesamtdeutschland.<br />

5<br />

B.2 Ein deskriptiver Überblick<br />

B.2.1 Wie unterscheiden sich Haushalte verschiedenen <strong>Alter</strong>s?<br />

Vergleicht man die in der EVS vertretenen Haushalte zwischen 1993 und 2003,<br />

zeigt sich schon in dieser kurzen Spanne von zehn Jahren eine Verschiebung der<br />

<strong>Alter</strong>sstruktur: Von einer Vielzahl junger Haushalte wandelt sich das Bild hin zu einer<br />

Mehrheit von Haushalten mit einem Haushaltsvorstand mittleren <strong>Alter</strong>s (Abb.<br />

B.1). So hat sich das <strong>Alter</strong> in der Stichprobe im Median von 47 auf 49 Jahre erhöht,<br />

während die durchschnittliche Haushaltsgröße von 2,6 auf 2,4 Personen gesunken<br />

ist.<br />

0 5 10 15<br />

20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 75 80<br />

1993 2003<br />

Abbildung B.1: Entwicklung der <strong>Alter</strong>sverteilung in der Einkommens- und<br />

Verbrauchsstichprobe, 1993 versus 2003 (relative Häufigkeit in Prozent)<br />

5 Wir gehen im Haupttext nur auszugsweise auf die Unterschiede zwischen den alten und<br />

den neuen Bundesländern ein. In Anhang C finden sich die im Folgenden für Gesamtdeutschland<br />

abgebildeten Tabellen getrennt für die alten Bundesländer von 1983 an und für<br />

die neuen von 1994 an.<br />

31


Am deutlichsten zeigt sich die demografische Entwicklung, wenn man die Zusammensetzung<br />

der Haushalte genauer betrachtet (Tabelle B.1): Während im Jahr 1993<br />

noch in 46,7 Prozent der Haushalte Kinder lebten, hatte sich dieser Anteil 2003 auf<br />

31,2 Prozent reduziert. Damit waren 2003 fast 70 Prozent der Haushalte kinderlos.<br />

Etwas weniger drastisch, aber ebenfalls deutlich zurückgegangen ist auch der Anteil<br />

der Familien mit einem Kind. Er lag 1993 noch bei 19,4 Prozent und fiel bis 2003 auf<br />

14 Prozent.<br />

1993 2003<br />

Medianalter des Haushaltsvorstandes 47 49<br />

Durchschnittl. Haushaltsgröße 2.6 2.4<br />

Durchschnittl. Kinderzahl 0.85 0.54<br />

Anteil kinderloser Haushalte [%] 53.3 68.8<br />

Anteil Haushalte mit einem Kind [%] 19.4 14.0<br />

Tabelle B.1: Entwicklung der Haushaltszusammensetzung in Gesamtdeutschland<br />

zwischen 1993 und 2003<br />

Im Vergleich der neuen und der alten Bundesländer zeigen sich nur leichte demografische<br />

Unterschiede, wie Tabelle B.2 zeigt.<br />

1993 1998 2003<br />

ABL NBL ABL NBL ABL NBL<br />

Medianalter des 47 46 46 47 49 49<br />

Haushaltsvorstandes<br />

Durchschnittl. Haushaltsgröße<br />

2.6 2.6 2.6 2.5 2.4 2.4<br />

Durchschnittl. Kinderzahl<br />

0.86 0.83 0.69 0.60 0.56 0.44<br />

Anteil kinderloser 54.1 50.3 61.9 62.5 68.4 70.4<br />

Haushalte [%]<br />

Anteil Haushalte mit 18.6 22.4 15.1 18.7 13.1 17.8<br />

einem Kind [%]<br />

Tabelle B.2: Entwicklung der Haushaltszusammensetzung zwischen 1993 und 2003<br />

im West-Ost-Vergleich<br />

Anmerkung: ABL = alte Bundesländer, NBL = neue Bundesländer<br />

Insgesamt zeigt sich, dass in der Stichprobe insgesamt und pro Jahr die Single-<br />

Haushalte zunehmen. Inzwischen machen sie 36 Prozent der Haushalte in Gesamtdeutschland<br />

aus. Zugleich zeigt die Erhebung einen Rückgang von Haushalten mit<br />

drei und mehr Personen, also der klassischen Familien mit Kindern (Abb. B.2): Sie<br />

ist inzwischen auf weniger als 30 Prozent aller Haushalte gesunken.<br />

32


1993<br />

0 10 20 30 40<br />

32.27 32.52<br />

17.46<br />

13.29<br />

4.46<br />

0 1 2 3 4 5<br />

2003<br />

0 10 20 30 40<br />

36.44<br />

34.69<br />

13.48<br />

11.33<br />

4.065<br />

0 1 2 3 4 5<br />

Abbildung B.2: Verteilung der Haushaltsgröße für die Jahre 1993 und 2003 (in Prozent)<br />

Die Haushaltsgröße verändert sich, je nachdem wie alt die erfasste Person ist. Bis<br />

zum 40. Lebensjahr etwa befindet sich der Haushaltsvorstand in der Phase der Familiengründung,<br />

was steigende Haushaltsgrößen zur Folge hat. Später im Lebenszyklus<br />

sinkt die durchschnittliche Haushaltsgröße jedoch auch wieder: Die Kinder<br />

werden erwachsen und ziehen aus. In Kapitel A wurde gezeigt, wie Geburtenent-<br />

33


wicklung, Familienbildung und Scheidungsverhalten sich darstellen – sie beeinflussen<br />

auch die altersspezifische Entwicklung der Haushaltsgröße.<br />

0 .5 1 1.5 2 2.5 3<br />

20-49 50-64 65-74 75+<br />

Abbildung B.3: Durchschnittliche Haushaltsgröße nach vier detaillierten <strong>Alter</strong>sgruppen<br />

Betrachtet man, wie sich die Größe der Haushalte auf die vier Hauptaltersgruppen<br />

verteilt, wird deutlich, dass eine relativ ausgewogene Mischung von Haushalten unterschiedlicher<br />

Größe sich, je älter die untersuchten Personen werden, auf Haushalte<br />

kleinerer Größe konzentriert (Abb. B.4). Während in Haushalten mit einem 50-64<br />

Jahre alten Vorstand noch knapp 20 Prozent der Haushalte drei Mitglieder haben,<br />

vermutlich vorwiegend aufgrund von noch zu Hause lebenden Kindern, sind in der<br />

<strong>Alter</strong>sgruppe über 65 Jahre fast nur noch Ein- oder Zweipersonenhaushalte zu finden.<br />

In der <strong>Alter</strong>sgruppe bis 74 Jahre sind weniger als 10 Prozent der Haushalte<br />

größer. Weil Männer und Frauen unterschiedliche Lebenserwartungen haben und<br />

Männer im Durchschnitt etwa zwei Jahre älter sind als ihre Partnerin, leben die über<br />

75-Jährigen am häufigsten in Einpersonenhaushalten.<br />

34


0 10 20 30 40 50 60 70<br />

20-49-Jährige<br />

0 1 2 3 4 5<br />

0 10 20 30 40 50 60 70<br />

50-64-Jährige<br />

0 1 2 3 4 5<br />

0 10 20 30 40 50 60 70<br />

65-74-Jährige<br />

0 1 2 3 4 5<br />

0 10 20 30 40 50 60 70<br />

über 75-Jährige<br />

0 1 2 3 4 5<br />

Abbildung B.4: Verteilung der Haushaltsgröße nach <strong>Alter</strong> (in Prozent)<br />

Es gibt viele weitere Charakteristika, in denen sich Haushalte unterscheiden. Teilweise<br />

liegen sie im <strong>Alter</strong> der Mitglieder begründet und potentiell beeinflussen sie<br />

das Konsumverhalten. In der empirischen Analyse des nächsten Kapitels wird daher<br />

eine multivariate Analyse durchgeführt, die diese zusätzlichen Einflussfaktoren berücksichtigt.<br />

B.2.2<br />

Wofür haben die Haushalte ihr Geld ausgegeben?<br />

Um das Konsumverhalten von Seniorinnen und Senioren besser verstehen zu können,<br />

muss zunächst der Durchschnitt der Verbraucher betrachtet werden: Wofür gibt<br />

er sein Geld aus und wie hat sich im Verlauf der Zeit das allgemeine Konsumverhalten<br />

verändert? Auf solche allgemeine Konsumtrends fällt der Blick zuerst. Aber im<br />

Mittelpunkt steht bei dieser Untersuchung der Konsument 50+.<br />

Die Einzelbetrachtung der jüngsten drei Befragungsjahre zeigt, dass die nominalen<br />

Ausgaben für den privaten Verbrauch zwar zwischen 1993 und 2003 kontinuierlich<br />

gestiegen sind. Doch die inflationsbereinigten Daten belegen, dass es zwar insgesamt<br />

einen Anstieg um etwa 5 Prozent gegenüber dem Niveau von 1993 gab. Die<br />

realen Ausgaben sind aber zwischen 1998 und 2003 im Mittel um etwa 3 Prozent<br />

gesunken.<br />

35


Betrachtet man, wie die Gesamtkonsumausgaben des Jahres 1993 verteilt waren<br />

und vergleicht diese mit den Daten des Jahres 2003, kann man außerdem deutlich<br />

sehen, dass diese Ausgaben 2003 noch unterschiedlicher auf die Haushalte verteilt<br />

sind als zuvor.<br />

1993 2003<br />

0 2 4 6<br />

0 1000 2000 3000 4000 5000 6000 7000<br />

0 1 2 3 4 5<br />

0 1000 2000 3000 4000 5000 6000 7000<br />

Abbildung B.5: Verteilung der realen Gesamtausgaben für den privaten Verbrauch<br />

(in Prozent und in Preisen des Jahres 2000), 1993 versus 2003<br />

Der Löwenanteil des Gesamtkonsums, über zehn Jahre betrachtet, entfällt mit etwa<br />

23 Prozent auf Speisen und Getränke. Gleich darauf folgen die Ausgaben für Verkehr,<br />

die rund 11 Prozent der Gesamtausgaben ausmachen. Jeweils etwa 9 Prozent<br />

entfallen auf Bekleidung, Energie sowie auf Möbel und Haushaltsgeräte. Für ihre<br />

Körperpflege geben die Deutschen etwa 3,5 Prozent aus, für Reisen stehen 5,4<br />

Prozent des Gesamtkonsums zur Verfügung. Gut 4 Prozent der gesamten Konsumausgaben<br />

werden privat, also ohne die Leistungen der Krankenkassen mitzuberechnen,<br />

für die Gesundheit ausgegeben. Mehr Geld als dafür geben die Deutschen<br />

im Schnitt für Restaurantbesuche mit 5,6 Prozent aus. 7,5 Prozent des Gesamtkonsums<br />

machen Leistungen der Unterhaltungsindustrie und -elektronik, das so genannte<br />

Home Entertainment, aus, fast genauso viel wird für die aktive<br />

Freizeitgestaltung verwendet (Abb. B.6).<br />

Im Zeitablauf lässt sich vor allem ein wesentlicher Trend ablesen: Sinkende Ausgabenanteile<br />

für Güter, die elementare Lebensbedürfnisse decken - wie etwa Nahrungsmittel<br />

und Getränke sowie Bekleidung und Schuhe. Auch der Anteil für<br />

Energieausgaben fällt grundsätzlich in diese Kategorie. Allerdings variiert er stark<br />

aufgrund der starken Preisschwankungen von Rohöl. Der Ausgabenanteil für Gesundheit<br />

ist hingegen im Zeitverlauf gestiegen.<br />

36


5.6% 3.5%<br />

5.4%<br />

23.3%<br />

7.7%<br />

7.5%<br />

9.0%<br />

4.4%<br />

11.1%<br />

4.3%<br />

9.3%<br />

8.8%<br />

Essen, Trinken<br />

Energie<br />

Gesundheit<br />

Kommunikation<br />

Aktive Freizeitgestaltung<br />

Restaurants<br />

Bekleidung, Schuhe, Schmuck<br />

Möbel, Haushaltsgeräte<br />

Verkehr<br />

Home Entertainment<br />

Reisen<br />

Körperpflege<br />

Abbildung B.6: Durchschnittliche Ausgaben nach detaillierten Gütergruppen in Gesamtdeutschland<br />

(in Prozent der Gesamtausgaben), 1993-2003<br />

B.2.3 Wo liegen die Unterschiede im Konsumverhalten verschiedener <strong>Alter</strong>sgruppen?<br />

In verschiedenen Lebensphasen konsumieren Menschen anders. Weil die Zielgruppe<br />

dieser Betrachtung die große Gruppe 50+ ist, lohnt es sich, diese genauer zu<br />

betrachten. Dazu wird die Gesamtzahl der Haushalte in vier <strong>Alter</strong>skategorien unterteilt:<br />

Die erste Gruppe bilden die 20- bis 49-Jährigen. Die nächsten drei Gruppen<br />

ermöglichen eine feinere Analyse der Generation 50+: Unterteilt wird in 50 bis 64-<br />

Jährige, 65 bis 74-Jährige und alle über 75 Jahre alten Personen. Außerdem werden<br />

diese vier Haushaltsgruppen für Ost- und Westdeutschland getrennt betrachtet.<br />

Das <strong>Alter</strong> eines Haushaltes wird dabei vom <strong>Alter</strong> der so genannten Bezugsperson<br />

bestimmt. Diese ist bei einem Paarhaushalt in der Regel der Mann.<br />

Haushalte in der <strong>Alter</strong>skategorie 50-64 Jahre haben im Gesamtvergleich die höchsten<br />

Konsumbudgets (siehe Abb. B.7). Mit Erreichen des Rentenalters sinken die<br />

Konsumausgaben je Haushalt um durchschnittlich 20 Prozent. Nochmals knapp 20<br />

Prozent weniger geben die Haushalte der über 75-Jährigen für den privaten<br />

Verbrauch aus.<br />

37


Alle Haushalte zusammen geben im Durchschnitt 1386 Euro pro Monat aus (ohne<br />

Wohungsausgaben und Kfz-Käufe). Betrachtet man Ostdeutschland alleine, liegt<br />

der Durchschnitt dort um 220 Euro niedriger als der Gesamtdurchschnitt. Trotz dieser<br />

Niveauunterschiede ist jedoch das <strong>Alter</strong>sprofil der Konsumausgaben im Osten<br />

und Westen ähnlich. Es gibt aber einen einzigen deutlichen Unterschied: Im Westen<br />

ist es die Gruppe der 50- bis 64-Jährigen, die am meisten für Konsum ausgibt. Im<br />

Osten hingegen sind die 20 bis 49 Jahre alten Haushalte die finanzstärkste Konsumgruppe.<br />

0 500 1,000 1,500<br />

1549<br />

1429<br />

1216<br />

980<br />

20-49 50-64 65-74 75+<br />

Abbildung B.7: Durchschnittlicher privater Verbrauch pro Monat von Haushalten in<br />

Gesamtdeutschland nach vier <strong>Alter</strong>skategorien (real in Preisen von 2000, in Euro),<br />

1993-2003<br />

Nicht nur in der Höhe, sondern auch in der Struktur ihrer Konsumausgaben unterscheiden<br />

sich Haushalte verschiedenen <strong>Alter</strong>s. Am deutlichsten wird dies am Beispiel<br />

der Ausgaben für Verkehrsgüter und Verkehrsdienstleistungen. Ihr<br />

prozentualer Anteil an den Gesamtausgaben ist in der <strong>Alter</strong>sgruppe der über 75-<br />

Jährigen nur halb so hoch wie in der <strong>Alter</strong>sgruppe der 20- bis 49-Jährigen (siehe<br />

Abb. B.8). Das umgekehrte Bild ergibt sich bei den Gesundheitsausgaben: Von 3,0<br />

Prozent des monatlichen Gesamtbudgets bei den 20 bis 49 Jahre alten Haushalte<br />

steigen sie auf 7,7 Prozent (Abb. B.8). Auch der Anteil der Energieausgaben erhöht<br />

sich, von 8 steigt er auf 11,3 Prozent (Abb. B.8). Während sich die Ausgabenanteile<br />

der über 75-Jährigen für Nahrungsmittel und Getränke im Vergleich zu den 20- bis<br />

49-Jährigen nur leicht erhöhen, sinkt der Ausgabenanteil für Kleidung etwas.<br />

38


20-49-Jährige<br />

0 5 10 15 20 25<br />

23.1<br />

9.3<br />

8.0<br />

8.7<br />

3.0<br />

12.7<br />

4.7<br />

8.3 8.2<br />

4.7<br />

6.1<br />

3.3<br />

Essen, Trinken<br />

Energie<br />

Gesundheit<br />

Kommunikation<br />

Aktive Freizeitgestaltung<br />

Restaurants<br />

Bekleidung, Schuhe<br />

Möbel, Haushaltsgeräte<br />

Verkehr<br />

Home Entertainment<br />

Reisen, Hotels<br />

Körperpflege<br />

über 75-Jährige<br />

0 5 10 15 20 25<br />

23.8<br />

7.5<br />

11.3<br />

8.7<br />

7.7<br />

6.5<br />

4.4<br />

7.1<br />

7.7<br />

5.5 5.1 4.7<br />

Essen, Trinken<br />

Energie<br />

Gesundheit<br />

Kommunikation<br />

Aktive Freizeitgestaltung<br />

Restaurants<br />

Bekleidung, Schuhe<br />

Möbel, Haushaltsgeräte<br />

Verkehr<br />

Home Entertainment<br />

Reisen, Hotels<br />

Körperpflege<br />

Abbildung B.8: Anteile der Konsumausgaben nach detaillierten Gütergruppen und<br />

zwei Hauptaltersgruppen (in Prozent)<br />

Betrachtet man die Gesamtausgaben in Ost und West getrennt, ist der Anteil, der<br />

für grundlegende Güter wie Nahrungsmittel und Energie ausgegeben wird, im Osten<br />

39


deutlich höher. Das ist deswegen nicht erstaunlich, weil die Haushalte im Osten zum<br />

einen weniger Geld zur Verfügung haben. Zum anderen aber gehören Nahrungsmittel<br />

zu den elementaren Gütern, die eine so genannte geringe Einkommenselastizität<br />

aufweisen. Das heißt, die Summe des Konsums nimmt nicht nennenswert zu, wenn<br />

das Einkommen steigt. Ärmere Haushalte geben daher tendenziell einen höheren<br />

Anteil ihres schmalen Budgets für Nahrungsmittel aus, aber weniger für Luxusgüter.<br />

Mindestens um einen Prozentpunkt höher als in Westdeutschland ist auch der Anteil<br />

für Haushaltswaren und Möbel, während die Ausgaben für Verkehr geringer sind.<br />

Man hätte erwarten können, dass es größere Unterschiede in den Ausgabenanteilen<br />

gibt, wenn man die verschiedenen <strong>Alter</strong>sgruppen betrachtet. Dies ist nicht der<br />

Fall (siehe Abb. B.8). Dort, wo sich die Konsumstruktur je nach der <strong>Alter</strong>sgruppe<br />

auffallend verändert, betrifft das meist Ausgaben, die in direkter Verbindung mit den<br />

körperlichen Einschränkungen des <strong>Alter</strong>s stehen: Gesundheit, Verkehr und Energie.<br />

Unterschiedliche Präferenzen der <strong>Alter</strong>sgruppen, etwa in der Freizeitgestaltung,<br />

kann man nur schwach erkennen.<br />

Gesamtdeutschlanländeländer<br />

Alte Bundes-<br />

Neue Bundes-<br />

Differenz<br />

Insgesamt 1386 1430 1166 +23%<br />

20-49 Jahre 1429 1456 1293 +13%<br />

50-64 Jahre 1549 1624 1183 +37%<br />

65-74 Jahre 1216 1271 963 +32%<br />

> 75 Jahre 980 1015 775 +31%<br />

Tabelle B.3: Konsumausgaben insgesamt (ohne Wohnausgaben und Kfz-Käufe)<br />

nach den Hauptaltersgruppen im Ost-West-Vergleich (in Euro und Preisen von<br />

2000)<br />

40


B.3 Multivariate Analyse des Konsumverhaltens von Haushalten<br />

Aus den deskriptiven Ergebnissen lässt sich vermuten, dass die altersspezifischen<br />

Konsumunterschiede nicht ausschließlich auf unterschiedliche Präferenzen und<br />

Bedürfnisse zurückzuführen sind. Sie dürften auch mit den Einkommensunterschieden<br />

zusammenhängen, die in Verbindung mit dem <strong>Alter</strong> stehen. Doch nicht nur das<br />

Einkommen und dessen Verteilung in Ost und West, sondern auch andere Faktoren<br />

können den altersspezifischen Konsum beeinflussen. So kann man erwarten, dass<br />

große Haushalte pro Kopf weniger für Nahrungsmittel ausgeben als kleinere, weil<br />

sie Skalenerträge nutzen können, das heißt: Sie können größere Mengen einkaufen,<br />

die zu einem niedrigeren Stückpreis angeboten werden. Dazu kommen weitere<br />

Gründe, etwa dass in einem größeren Haushalt weniger Lebensmittel weggeworfen<br />

werden.<br />

Die Charakteristika von Haushalten beeinflussen das jeweilige Konsumverhalten.<br />

Sind etwa in einem Haushalt mehr Mitglieder erwerbstätig, geben sie aller Voraussicht<br />

nach einen höheren Anteil ihres Konsumbudgets für Verkehr, Kleidung und<br />

Essen in Restaurants aus als andere Haushalte. Dafür aber dürften sie geringere<br />

Energieausgaben haben – sie sind seltener zu Hause. Außerdem stehen diese<br />

Haushaltscharakteristika potentiell in einem Zusammenhang mit dem <strong>Alter</strong> der Bezugsperson.<br />

Will man also verstehen, welchen Einfluss ältere Haushalte auf die<br />

Wirtschaft haben, wenn man von einem „<strong>Wirtschaftsmotor</strong> <strong>Alter</strong>“ spricht, müssen<br />

diese charakteristischen Unterschiede berücksichtigt werden. Daher ist eine multivariate<br />

Regressionsanalyse notwendig, die den Einfluss der einzelnen Haushaltscharakteristika<br />

auf den Konsum identifizieren und quantifizieren kann. Die Methodik und<br />

die Ergebnisse dieser Analyse werden im Folgenden vorgestellt.<br />

Empirische Analysen des Konsumverhaltens beruhen auf der ökonomischen Theorie<br />

des Nachfrageverhaltens. Aus ihr kann ein System von Nachfragen nach einzelnen<br />

Gütergruppen abgeleitet werden.<br />

B.3.1 Die ökonomische Theorie eines Nachfragesystems<br />

Die Präferenzen von Haushalten, für alle Güter betrachtet, werden in der Nutzenfunktion<br />

U(q,z) repräsentiert, wobei q die konsumierten Mengen der Güter bezeichnet<br />

und z die Charakteristika des Haushalts. Bei gegebener Budgetbeschränkung<br />

x=pq, wobei p die Preise und x die Gesamtausgaben bezeichnet, maximieren die<br />

Haushalte ihren Nutzen. Dabei abstrahieren wir für unsere Analyse von der Sparentscheidung<br />

der Haushalte: Wir gehen davon aus, dass die Entscheidung zwischen<br />

Sparen und Konsumieren schon gefallen ist und konzentrieren uns darauf,<br />

wie das Konsumbudget auf die einzelnen Güter verteilt ist.<br />

Weiterhin klammern wir Ausgaben für langlebige Güter mit Investitionscharakter<br />

aus. Dazu gehören etwa Wohnungen, Häuser, Autos oder Motorräder. Denn diese<br />

Güter sind zugleich Konsumgüter und Investitionsobjekte. Außerdem hängt ihr An-<br />

41


kauf von Kreditrestriktionen 6 und auch von verschiedenen Kaufstrategien ab. Deshalb<br />

müssen solche Güter separat betrachtet werden und spielen für unsere Analyse<br />

keine Rolle.<br />

Das Nutzenmaximierungsproblem kann dann in einem Kostenminimierungsansatz<br />

folgendermaßen ausgedrückt werden:<br />

wobei a(.), b(.) und g(.) Funktionen von Preisen und Haushaltscharakteristika sind.<br />

c(.) bezeichnet die Kosten (Ausgaben) des Haushaltes. Nachfragesysteme mit der<br />

oben aufgeführten funktionalen Form heißen „Almost Ideal Demand Systems“ (siehe<br />

Deaton und Muellbauer (1980) sowie Deaton (1992) und Banks, Blundell und Lewbel<br />

(1997)). Die Funktionen a(.), b(.) und g(.) werden in „Almost Ideal Demand Systems“<br />

folgendermaßen charakterisiert:<br />

Z k sind sozioökonomische Charakteristika, p i bezeichnet den Preis des Gutes i und<br />

p j den des Gutes j. α, β, γ, λ, und η sind die interessierenden Parameter des Modells,<br />

die im Folgenden abgeleitet werden sollen. Der Kostenminimierungsansatz<br />

ergibt folgende Marshallsche Nachfragefunktionen, die als Ausgabenanteile w(x,p,z)<br />

ausgedrückt werden:<br />

6 Kreditrestriktionen sind Beschränkungen, die Haushalte davon abhalten, sich kurz- oder<br />

mittelfristig beliebig zu verschulden. Dazu gehören bspw. negativ ausfallende Bonitätsprüfungen<br />

von Banken oder der Mangel an Kreditsicherheiten.<br />

42


Ein Ausgabenanteil ist der Anteil, den die Konsumausgaben für ein Gut an den<br />

Konsumausgaben insgesamt ausmachen.<br />

B.3.2<br />

Ökonometrische Schätzung des empirischen Modells<br />

Unter Verwendung der Haushaltsdaten aus den fünf EVS-Befragungen von 1983,<br />

1988, 1993, 1998 und 2003 kann dieses Modell nun genutzt werden. Aufgrund der<br />

Annahme, dass die Summe aller Einzelausgaben eines Haushalts seine Gesamtausgaben<br />

ergeben soll, addieren sich die Ausgabenanteile zu eins. Daher wird bei<br />

der Ableitung eine der Gütergruppen ausgelassen, da sie durch die restlichen determiniert<br />

wird. Die Kategorie, die ausgelassen wird, ist hier die Körperpflege. Der<br />

quantitative Effekt der betrachteten Einflussfaktoren für die ausgelassene Kategorie<br />

kann dann aus den Ergebnissen für die anderen Kategorien berechnet werden. Wir<br />

berücksichtigen außer dem <strong>Alter</strong> des Haushalts in unserer Analyse folgende Haushaltscharakteristika:<br />

Haushaltsgröße: Aufgrund der bereits angesprochenen möglichen Skalenerträge<br />

wird die Haushaltsgröße berücksichtigt. So können Aussagen über die Konsumunterschiede<br />

zwischen verschiedenen Haushaltstypen getroffen werden.<br />

Anzahl der Kinder im Haushalt: Vor allem kleine Kinder beeinflussen das Konsumverhalten<br />

eines Haushalts entscheidend. In jungen Familien wird vergleichsweise<br />

wenig Geld für abendliches Ausgehen ausgegeben, dafür aber relativ viel für Babybekleidung.<br />

Anzahl der Erwerbstätigen: Vor allem für das Essen außer Haus, die Bekleidung<br />

und Verkehr fallen für Erwerbstätige erhöhte Ausgaben an, die in direktem Bezug zu<br />

ihrer Beschäftigung stehen. Dies kann zu Konsumunterschieden im Vergleich zu<br />

älteren Konsumenten führen, die nur darauf beruhen, dass diese nicht mehr erwerbstätig<br />

sind.<br />

Selbständige/Landwirte/Arbeitslose/Rentner: Diese vier Gruppen unterscheiden sich<br />

alle durch bestimmte Merkmale von abhängig beschäftigten Arbeitnehmerinnen und<br />

-nehmern. Landwirte bspw. geben oft weniger Geld für Nahrungsmittel aus, weil sie<br />

Nahrungsmittel selbst produzieren oder günstig im Direktverkauf beziehen.<br />

Größe der Wohnung/des Hauses in Quadratmetern: Größere Wohnungen verursachen<br />

tendenziell höhere Heizkosten. Es steht also zu erwarten, dass es eine Verbindung<br />

zwischen der Wohnungsgröße und dem Ausgabenanteil für Energie gibt.<br />

Größe der Stadt: Das Leben auf dem Land und in der Stadt unterscheidet sich in<br />

der Regel, was das Freizeit- und Kulturangebot, die Infrastruktur und andere für die<br />

Ausgaben relevante Strukturen betrifft. Diese Unterschiede könnten sich in höheren<br />

Verkehrsausgaben und geringeren Freizeitausgaben auf dem Land niederschlagen.<br />

43


Andere Haushaltscharakteristika umfassen den Bildungsstand 7 , Mieter- oder Eigentümerstatus,<br />

den Gebietsstand, das Befragungsjahr und das Bundesland sowie eine<br />

Variable, die misst, ob der Haushalt Aktien besitzt oder nicht.<br />

Ferner werden die Höhe der Gesamtausgaben für den Konsum als quadratische<br />

Funktion sowie Interaktionen zwischen dem Ausgabenniveau und dem <strong>Alter</strong> des<br />

Haushalts berücksichtigt.<br />

B.4. Ergebnisse<br />

B.4.1 <strong>Alter</strong>sspezifische Präferenzheterogenität<br />

Die Ergebnisse weisen auf deutlich mit dem Lebensalter variierende Konsumpräferenzen<br />

hin. Während der Ausgabenanteil für Energie über den gesamten Lebenszyklus<br />

kontinuierlich steigt, geht der Ausgabenanteil für Möbel und Haushaltsgeräte<br />

ebenso kontinuierlich zurück. Die Ausgabenanteile für Nahrungsmittel steigen bis<br />

zum <strong>Alter</strong> von 55 Jahren und gehen dann leicht zurück. Deutliche <strong>Alter</strong>seffekte sind<br />

aber auch bei der Gesundheit zu verzeichnen. Dieser Ausgabenanteil verändert sich<br />

bis zum <strong>Alter</strong> von 50 Jahren relativ wenig. Dann aber steigt er deutlich. Dies sind die<br />

drastischsten Effekte.<br />

Etwas geringer ausgeprägt sind die altersspezifischen Konsumprofile der Kategorien<br />

Körperpflege und aktive Freizeitgestaltung. Während der Ausgabenanteil für<br />

Freizeit langsam, aber stetig sinkt, bleiben die Ausgaben für Körperpflege bis zum<br />

<strong>Alter</strong> von 50 Jahren relativ konstant und sinken erst dann. Das altersspezifische<br />

Konsumprofil für Restaurantausgaben gleicht dem der aktiven Freizeitgestaltung.<br />

Etwa ab dem 50. Lebensjahr sinkt der Ausgabenanteil für Bekleidung, Schuhe und<br />

Schmuck.<br />

Auch das Phänomen des „Reisefiebers“, das nach dem Auszug der Kinder aus dem<br />

Haushalt eintritt, lässt sich beobachten: Ab dem 55. Lebensjahr steigt der Ausgabenanteil<br />

für Reisen an.<br />

In unserer Analyse haben wir zusätzlich zu den <strong>Alter</strong>sgruppen noch eine Variable<br />

einbezogen, die uns erlaubt, Rentnerinnen und Rentner von Erwerbstätigen zu unterscheiden.<br />

Obwohl die empirischen Ergebnisse für etwa die Hälfte der Güterkategorien<br />

auf einen statistisch signifikanten Rentnerinnen- und Rentnereffekt<br />

hinweisen, ist dieser quantitativ eher vernachlässigbar. Es scheint, dass die Veränderung<br />

der Konsumpräferenzen deutlich stärker durch das <strong>Alter</strong> geprägt wird als<br />

durch den Rentnerstatus.<br />

7 Der Bildungsstand kann lediglich in den Schätzungen berücksichtigt werden, in denen wir<br />

uns auf die drei Befragungen nach der Wiedervereinigung konzentrieren, da dieses Merkmal<br />

in den Befragungen von 1983 und 1988 nicht erhoben wurde.<br />

44


Tabelle B.4: Schätzergebnisse für die <strong>Alter</strong>skoeffizienten auf Basis der EVS aus den Jahren 1983-2003<br />

(1) (2) (3) (4) (5)<br />

Nahrungsmittel, Getränke,<br />

Bekleidung, Schuhe, Energie<br />

Haushaltsgeräte, Gesundheit<br />

Genussmittel Schmuck<br />

Möbel<br />

Rentner 0.00085 -0.00142 0.00083 0.00607 0.00739<br />

(0.97) (2.30)** (1.69)* (5.97)*** (11.18)***<br />

<strong>Alter</strong> 25-29 0.25280 -0.10457 0.24475 -0.26145 -0.07618<br />

(9.94)*** (5.85)*** (17.24)*** (8.87)*** (3.97)***<br />

<strong>Alter</strong> 30-34 0.47354 -0.18451 0.46465 -0.49192 -0.12277<br />

(10.09)*** (5.60)*** (17.74)*** (9.05)*** (3.47)***<br />

<strong>Alter</strong> 35-39 0.65136 -0.24307 0.65610 -0.70114 -0.14342<br />

(10.12)*** (5.37)*** (18.26)*** (9.40)*** (2.96)***<br />

<strong>Alter</strong> 40-44 0.78550 -0.28282 0.82322 -0.88215 -0.13607<br />

(10.08)*** (5.17)*** (18.93)*** (9.77)*** (2.32)**<br />

<strong>Alter</strong> 45-49 0.87413 -0.30553 0.96388 -1.03209 -0.10003<br />

(9.98)*** (4.96)*** (19.72)*** (10.17)*** (1.52)<br />

<strong>Alter</strong> 50-54 0.91987 -0.31120 1.07871 -1.14479 -0.03889<br />

(9.83)*** (4.73)*** (20.64)*** (10.55)*** (0.55)<br />

<strong>Alter</strong> 55-59 0.91801 -0.29783 1.16754 -1.23006 0.05125<br />

(9.54)*** (4.40)*** (21.73)*** (11.03)*** (0.71)<br />

<strong>Alter</strong> 60-64 0.87711 -0.26861 1.22721 -1.29829 0.16818<br />

(9.15)*** (3.99)*** (22.94)*** (11.69)*** (2.33)**<br />

<strong>Alter</strong> 65-69 0.79299 -0.22225 1.26322 -1.33519 0.31513<br />

(8.52)*** (3.40)*** (24.32)*** (12.38)*** (4.49)***<br />

<strong>Alter</strong> 70-74 0.66727 -0.15887 1.27596 -1.34534 0.49207<br />

(7.50)*** (2.54)** (25.68)*** (13.05)*** (7.34)***<br />

<strong>Alter</strong> 75-79 0.50181 -0.08468 1.26189 -1.32561 0.70285<br />

(5.87)*** (1.41) (26.45)*** (13.38)*** (10.91)***


<strong>Alter</strong> 80+ 0.30080 -0.00090 1.22398 -1.28051 0.94780<br />

(3.53)*** (0.01) (25.73)*** (12.97)*** (14.76)***<br />

Anzahl Haushalte 220465 220465 220465 220465 220465<br />

R 2 0.35 0.09 0.38 0.13 0.12<br />

(6) (7) (8) (9) (10) (11)<br />

Verkehr Kommunikation Aktive Freizeitgestaltung<br />

Home<br />

Reisen<br />

Restaurants<br />

Entertainment<br />

Rentner -0.00381 0.00033 -0.00424 -0.00069 -0.00232 -0.00305<br />

(5.20)*** (1.14) (6.76)*** (1.18) (2.94)*** (5.05)***<br />

<strong>Alter</strong> 25-29 -0.02868 0.12114 -0.03204 0.06062 -0.13488 -0.03422<br />

(1.35) (14.23)*** (1.76)* (3.59)*** (5.89)*** (1.96)*<br />

<strong>Alter</strong> 30-34 -0.05527 0.22438 -0.07367 0.11033 -0.25107 -0.07678<br />

(1.41) (14.29)*** (2.19)** (3.54)*** (5.94)*** (2.38)**<br />

<strong>Alter</strong> 35-39 -0.07204 0.30734 -0.11678 0.15489 -0.33943 -0.11990<br />

(1.34) (14.27)*** (2.53)** (3.62)*** (5.85)*** (2.71)***<br />

<strong>Alter</strong> 40-44 -0.07416 0.37441 -0.16871 0.19190 -0.40820 -0.16635<br />

(1.14) (14.37)*** (3.03)*** (3.71)*** (5.82)*** (3.11)***<br />

<strong>Alter</strong> 45-49 -0.06401 0.42112 -0.22131 0.22015 -0.45594 -0.21590<br />

(0.88) (14.37)*** (3.53)*** (3.79)*** (5.78)*** (3.59)***<br />

<strong>Alter</strong> 50-54 -0.04795 0.44760 -0.27560 0.24043 -0.48325 -0.26651<br />

(0.61) (14.29)*** (4.11)*** (3.87)*** (5.73)*** (4.14)***<br />

<strong>Alter</strong> 55-59 -0.02192 0.45515 -0.33205 0.25595 -0.48714 -0.32042<br />

(0.27) (14.13)*** (4.82)*** (4.00)*** (5.62)*** (4.84)***<br />

<strong>Alter</strong> 60-64 0.01677 0.44318 -0.39169 0.26287 -0.46217 -0.36946<br />

(0.21) (13.82)*** (5.71)*** (4.13)*** (5.35)*** (5.61)***<br />

<strong>Alter</strong> 65-69 0.06318 0.41266 -0.45687 0.26464 -0.41754 -0.42212<br />

46


(0.81) (13.25)*** (6.86)*** (4.28)*** (4.98)*** (6.60)***<br />

<strong>Alter</strong> 70-74 0.11422 0.36507 -0.52308 0.25912 -0.35526 -0.47576<br />

(1.54) (12.26)*** (8.21)*** (4.38)*** (4.43)*** (7.78)***<br />

<strong>Alter</strong> 75-79 0.17710 0.29632 -0.59155 0.24772 -0.27608 -0.53087<br />

(2.48)** (10.36)*** (9.67)*** (4.36)*** (3.59)*** (9.04)***<br />

<strong>Alter</strong> 80+ 0.25085 0.20764 -0.66231 0.22728 -0.18269 -0.58352<br />

(3.53)*** (7.28)*** (10.86)*** (4.02)*** (2.38)** (9.96)***<br />

Anzahl Haushalte 220465 220465 220465 220465 220465 220465<br />

R 2 0.20 0.21 0.07 0.06 0.10 0.08<br />

Anmerkung: Absolutwert der t-Statistik in Klammern; * Signifikanzniveau 10%; ** 5%; *** 1%<br />

47


B.4.2 Die Rolle von Einkommen und Konsumbudget: Engelkurven<br />

Wie schon im deskriptiven Teil dieser <strong>Studie</strong> deutlich wurde, hängt das altersspezifische<br />

Konsumverhalten nicht nur von je nach Lebensalter unterschiedlichen Präferenzen<br />

ab. Wichtig sind auch weitere Charakteristika der Haushalte, zum Beispiel<br />

ihre finanziellen Ressourcen.<br />

Will man illustrieren, wie sich die je nach <strong>Alter</strong> unterschiedlichen Ressourcen auf<br />

das Konsumverhalten auswirken, ist das Konstrukt der Engelkurve besonders hilfreich.<br />

Das Konzept ist nach dem Statistiker Ernst Engel (1821-1896) benannt. Engelkurven<br />

beschreiben den Zusammenhang zwischen der Konsumnachfrage nach<br />

einem Gut und dem Einkommen. Aus der angestellten Schätzung ergeben sich die<br />

nun folgenden Engelkurven. Anstelle des Einkommens werden die Gesamtkonsumausgaben<br />

beziehungsweise die Ausgabenanteile verwendet, da die Sparentscheidung<br />

des Haushaltes als exogen gegeben betrachtet wird.<br />

Die Konstruktion der Engelkurven ergibt sich aus den Schätzergebnissen für die<br />

Einflussfaktoren Gesamtkonsumausgaben und die Interaktionen mit der <strong>Alter</strong>svariablen.<br />

Für die Konstruktion der Engelkurven werden alle anderen Einflussfaktoren<br />

herausgerechnet. So zeigen die Abbildungen nur den Effekt des altersspezifischen<br />

Konsumbudgets auf die Ausgabenanteile für die einzelnen Gütergruppen. Es werden<br />

also isoliert Konsumunterschiede, die auf das <strong>Alter</strong>sprofil des Haushalts in seinen<br />

Gesamtausgaben zurückzuführen sind, betrachtet.<br />

Nahrungsmittel und Getränke sowie Energie und Kommunikation<br />

Nahrungsmittel sind der klassische Fall eines Gutes, dessen Ausgabenanteil mit<br />

zunehmendem Wohlstand des Haushalts sinkt. Das ist in Abbildung B.9a deutlich zu<br />

sehen. Denn die Engelkurven beschreiben, wie die Nachfrage von Haushalten auf<br />

eine Änderung des Gesamtbudgets reagiert. Sie gehen von konstanten Preisen<br />

(und konstanten Haushaltscharakteristika) aus. 8<br />

Ist die Steigung der Engelkurve negativ, so handelt es sich um ein Gut, das mit steigendem<br />

Einkommen im Verhältnis zu anderen Gütern weniger konsumiert wird. Hier<br />

werden zwar zur Berechnung Gesamtausgaben anstelle des Einkommens benutzt.<br />

Die Gesamtausgaben sind jedoch ein guter Einkommensproxy. Unsere Analyse<br />

zeigt, dass der Zusammenhang zwischen dem Gesamtkonsum und dem Ausgabenanteil<br />

für Nahrungsmittel weitgehend altersunabhängig ist, denn es sind weder<br />

im Niveau noch im Kurvenverlauf deutliche Unterschiede zwischen den <strong>Alter</strong>sgruppen<br />

zu verzeichnen. Dasselbe ergibt sich für die Ausgabenanteile für Energie und<br />

Kommunikation(siehe Abb. B.9).<br />

8 Da wir hier die geschätzten altersspezifischen Einkommenseffekte isoliert betrachten, interessiert<br />

uns lediglich der unterschiedliche Kurvenverlauf der Engelkurven für die einzelnen<br />

<strong>Alter</strong>sgruppen. Daher wurden die Kurven normiert.


Nahrungsmittel/Getränke<br />

-.1 0 .1 .2<br />

0 5000 10000 15000<br />

20-50 50-64<br />

65-75 75+<br />

Abbildung B.9a: Engelkurvenverläufe für Nahrungsmittel/Getränke (Euro p.a.)<br />

Energie<br />

-.05 0 .05 .1 .15<br />

0 5000 10000 15000<br />

20-50 50-64<br />

65-75 75+<br />

Abbildung B.9b: Engelkurvenverläufe für Energie (Euro p.a.)<br />

49


Kommunikation<br />

-.02 0 .02 .04<br />

0 5000 10000 15000<br />

20-50 50-64<br />

65-75 75+<br />

Abbildung B.9c: Engelkurvenverläufe für Kommunikation (Euro p.a.)<br />

Möbel und Haushaltsgeräte; Restaurantbesuche und Reisen<br />

Möbel/Haushaltsgeräte<br />

-.1 -.05 0 .05 .1<br />

0 5000 10000 15000<br />

20-50 50-64<br />

65-75 75+<br />

Abbildung B.10a: Engelkurvenverläufe für Möbel/Haushaltsgeräte (Euro p.a.)<br />

50


Restaurantbesuche<br />

-.06 -.04 -.02 0 .02<br />

0 5000 10000 15000<br />

20-50 50-64<br />

65-75 75+<br />

Abbildung B.10b: Engelkurvenverläufe für Restaurantbesuche (Euro p.a.)<br />

Reisen<br />

-.08 -.06 -.04 -.02 0 .02<br />

0 5000 10000 15000<br />

20-50 50-64<br />

65-75 75+<br />

Abbildung B.10c: Engelkurvenverläufe für Reisen (Euro p.a.)<br />

Die Ausgabenanteile für Möbel und Haushaltsgeräte, Restaurants sowie die für Reisen<br />

und Hotels nehmen in allen <strong>Alter</strong>sgruppen mit dem Gesamtbudget zu (siehe<br />

51


Abb. B.10). Das gilt vor allem für die jüngste <strong>Alter</strong>sgruppe: Sie hat als einzige ein<br />

individuelles Steigungsprofil. Während dieses Profil bei Möbeln/Haushaltsgeräten<br />

stärker ausgeprägt ist als in den anderen <strong>Alter</strong>sgruppen, fällt es bei den Reise- und<br />

Restaurantanteilen schwächer aus.<br />

Bislang sind also in allen sechs untersuchten Kategorien – Nahrungsmittel, Energie,<br />

Kommunikation, Möbel und Haushaltsgeräte, Reisen und Restaurantausgaben –<br />

kaum altersspezifische Profile zu erkennen.<br />

Bekleidungsartikel, Schuhe und Schmuck sowie Aktive Freizeitgestaltung und Körperpflege<br />

Ein deutlicheres Bild zeigt sich für die Ausgabenanteile der drei Gruppen Bekleidung,<br />

Schuhe und Schmuck, aktive Freizeitgestaltung und Körperpflege. Alle diese<br />

Kategorien zeigen ein ähnliches Profil (siehe Abb. B.11): Sie steigen zunächst mit<br />

zunehmendem Gesamtbudget deutlich an und verlaufen dann eher flach. Doch<br />

kann man deutliche <strong>Alter</strong>sprofile erkennen: Die älteste <strong>Alter</strong>sgruppe verhält sich im<br />

Bereich der unteren Einkommen deutlich einkommenselastischer in ihren Ausgaben<br />

für Bekleidung und Schuhe als alle anderen <strong>Alter</strong>sgruppen. Dieser Trend kehrt sich<br />

im oberen Einkommensbereich um. Insgesamt betrachtet sind die Ausgabenanteile<br />

für diese Kategorien allerdings in den Haushalten der beiden jüngeren <strong>Alter</strong>sgruppen<br />

am einkommenselastischsten.<br />

Bekleidung, Schuhe und Schmuck<br />

-.03 -.02 -.01 0 .01<br />

0 5000 10000 15000<br />

20-50 50-64<br />

65-75 75+<br />

Abbildung B.11a: Engelkurvenverläufe für Bekleidung (Euro p.a.)<br />

52


Freizeitgestaltung<br />

-.04 -.02 0 .02<br />

0 5000 10000 15000<br />

20-50 50-64<br />

65-75 75+<br />

Abbildung B.11b: Engelkurvenverläufe für Freizeitgestaltung (Euro p.a.)<br />

Körperpflege<br />

-.03 -.02 -.01 0 .01<br />

0 5000 10000 15000<br />

20-50 50-64<br />

65-75 75+<br />

Abbildung B.11c: Engelkurvenverläufe für Körperpflege (Euro p.a.)<br />

53


Gesundheit, Verkehr und Home Entertainment<br />

Die größte Heterogenität bei den altersspezifischen Engelkurven zeigt sich in den<br />

nun noch verbleibenden Kategorien von Gütern: Bei Gesundheit, Verkehr und Home<br />

Entertainment sind die Unterschiede deutlich (Abb. B.12).<br />

Während die über 75-Jährigen die höchste Einkommenselastizität aufweisen, ist der<br />

Ausgabenanteil für Gesundheit in der jüngsten <strong>Alter</strong>sgruppe am wenigsten einkommenselastisch,<br />

das heißt, es gibt kaum einen Unterschied zwischen den höheren<br />

und den niedrigeren Einkommensbereichen. Dieses Ergebnis mag auf die Tatsache<br />

zurückzuführen sein, dass die Wertschätzung für Gesundheit im <strong>Alter</strong> steigt. Gesundheitsprodukte<br />

werden dann wie ein Luxusgut konsumiert.<br />

Im Gegensatz zur Gesundheit sinkt der Ausgabenanteil für Verkehr mit dem steigenden<br />

Gesamtbudget. Dieser Zusammenhang ist in der ältesten Gruppe von<br />

Haushalten am schwächsten, in der jüngsten am stärksten ausgeprägt. Dies ist gut<br />

erklärbar: Den Kauf von Kraftfahrzeugen haben wir aus der Kategorie Verkehr herausgerechnet,<br />

weil Investitionen von Konsumverhalten getrennt werden sollten. Da<br />

ältere Haushalte in der Regel weniger mobil sind als jüngere und seltener oder nur<br />

kürzere Strecken mit dem Fahrrad oder zu Fuß zurücklegen, sind sie stärker auf<br />

öffentliche Verkehrsmittel, die den Löwenanteil dieser Kategorie ausmachen, angewiesen.<br />

Gesundheit<br />

-.1 -.05 0 .05<br />

0 5000 10000 15000<br />

20-50 50-64<br />

65-75 75+<br />

Abbildung B.12a: Engelkurvenverläufe für Gesundheit (Euro p.a.)<br />

54


Verkehr<br />

-.04 -.02 0 .02 .04<br />

0 5000 10000 15000<br />

20-50 50-64<br />

65-75 75+<br />

Abbildung B.12b: Engelkurvenverläufe für Verkehr (Euro p.a.)<br />

Home Entertainment<br />

-.01 -.005 0 .005 .01 .015<br />

0 5000 10000 15000<br />

20-50 50-64<br />

65-75 75+<br />

Abbildung B.12c: Engelkurvenverläufe für Home Entertainment (Euro p.a.)<br />

Ebenfalls sehr unterschiedlich sehen die Engelkurven für das Home Entertainment<br />

aus, betrachtet man die verschiedenen <strong>Alter</strong>sgruppen (Abb. B.12c). Unter die Kate-<br />

55


gorie Home Entertainment fallen Ausgaben für Unterhaltung durch Fernsehen, HiFi<br />

und Computer. Während das Profil für die jüngeren Konsumenten im <strong>Alter</strong> von 20<br />

bis 49 Jahren leicht steigend und für die 50- bis 64-Jährigen fast flach verläuft, also<br />

nahezu unabhängig vom Gesamtbudget ist, nimmt sie für die beiden älteren Konsumentengruppen<br />

stark im Gesamtbudget ab.<br />

B.4.3<br />

Andere Einflussfaktoren<br />

Die Untersuchung zeigt, dass Haushalte verschiedenen <strong>Alter</strong>s sich in zweierlei unterscheiden:<br />

Zum einen bevorzugen sie je nach <strong>Alter</strong> verschiedene Konsumgüter.<br />

Zum anderen haben sie eine unterschiedliche Kaufkraft, also Ressourcen, die sie<br />

für den Konsum verwenden können oder wollen (siehe Abb. B.7 und Tabelle B.3).<br />

Damit gehen altersspezifische Engelkurven einher, also unterschiedliche Einkommenselastizitäten<br />

der Ausgabenanteile je nach <strong>Alter</strong>sgruppe.<br />

Wie schon in der deskriptiven Analyse erwähnt, variieren jedoch noch weitere Charakteristika<br />

im Lebenszyklus der Menschen. Offensichtliche Charakteristika sind<br />

dabei die Haushaltsgröße und, damit eng verbunden, die Zahl der im Haushalt lebenden<br />

Kinder. Daher haben wir zum einen die (logarithmierte) Haushaltsgröße,<br />

zum anderen ein Polynom 2. Ordnung in der Kinderzahl in unsere Schätzungen mit<br />

aufgenommen. Dies ermöglicht uns, Skaleneffekte bei der Nachfrage zu erfassen.<br />

Die Ergebnisse zeigen insbesondere für Nahrungsmittel und Getränke, aber auch<br />

für Kleidung, Energie, Haushaltsgeräte und Möbel sowie für Gesundheit geringere<br />

Ausgabenanteile, je mehr Kinder im Haushalt leben. Diese Trends kehren sich jeweils<br />

um, wenn mehr als vier Kinder im Haushalt leben. Für die ersten drei Güter ist<br />

dieser auf den ersten Blick vielleicht erstaunliche Effekt leicht erklärbar: Es handelt<br />

sich hierbei um klassische Güter mit positiven Skalenerträgen, wie sie schon bei<br />

den Nahrungsmitteln gezeigt wurden, außerdem kann beispielsweise ein jüngeres<br />

Kind die Kleider des älteren Geschwisterkindes tragen.<br />

Je größer der Haushalt insgesamt ist, desto größer sind die Ausgabenanteile für<br />

Nahrungsmittel, Energie und Verkehr. Gleichzeitig sind die Ausgabenanteile für Bekleidung,<br />

Haushaltsgeräte und Möbel, Gesundheit, Kommunikation, Aktive Freizeitgestaltung,<br />

Home Entertainment, Restaurants und Reisen deutlich geringer.<br />

Die Hypothese, dass Bewohner von größeren Wohnungen und Häusern einen größeren<br />

Anteil ihres Budgets für Energie ausgeben, wird durch die Ergebnisse bestätigt.<br />

Außerdem geben Wohneigentümer mehr für Haushaltsgeräte und Möbel aus.<br />

Da die EVS es nicht erlaubt, ein konsistentes Vermögensmaß über alle Befragungsjahre<br />

zu konstruieren, benutzen wir in der Schätzung einen Dummy. Dieser gibt an,<br />

ob der befragte Haushalt Aktien oder sonstige Wertpapiere besitzt und dient als<br />

rudimentärer Proxy für Vermögen, d.h. ersetzt eine fehlende Vermögensvariable<br />

näherungsweise. Wir interpretieren Haushalte, die im Besitz von Wertpapieren sind,<br />

56


als vermögend 9 - in der Schätzung können allerdings keine Aussagen darüber getroffen<br />

werden, wie hoch das Vermögen ist. Nach diesem Proxy geben vermögende<br />

Haushalte einen höheren Anteil ihres Budgets für Bekleidung, Gesundheit, Verkehr,<br />

Aktive Freizeitgestaltung, Home Entertainment, Reisen und Restaurants aus.<br />

„<strong>Wirtschaftsmotor</strong> <strong>Alter</strong>“: Diskussion der Ergebnisse<br />

Diese Ergebnisse zeigen eindrucksvoll, dass es nicht ausreicht, nur zu betrachten,<br />

welche Gütergruppen in welchem <strong>Alter</strong> konsumiert werden. Daraus ergeben sich<br />

noch keine deutlichen Schlüsse auf die Konsumnachfrage, die es ermöglichen, einen<br />

„<strong>Wirtschaftsmotor</strong> <strong>Alter</strong>“ näher zu beschreiben. Das Konsumverhalten hängt<br />

nicht allein vom <strong>Alter</strong> der Haushalte ab, sondern auch von ihren finanziellen Ressourcen.<br />

Dazu kommt eine Vielzahl von Charakteristika, die über die <strong>Alter</strong>sgruppen<br />

hinweg variieren.<br />

Um das Konsumverhalten zu verstehen, müssen also verschiedene Wirkungskanäle<br />

isoliert werden. Dann kann eine künftige Konsumentwicklung verlässlich vorausgesagt<br />

werden, politische Schlussfolgerungen werden möglich. Das wird an einem<br />

Beispiel deutlich, das den Zusammenhang zwischen Sozialpolitik und dem Konsum<br />

von Seniorinnen und Senioren zeigt: Die Rentenreformen der vergangenen Jahre<br />

haben gezeigt, dass im Sinne der Generationengerechtigkeit eine Neuverteilung der<br />

demografischen Lasten erfolgen muss. Das wurde mit dem Nachhaltigkeitsfaktor<br />

erreicht. Er verteilt die Lasten, indem er das Verhältnis von Erwerbstätigen zu Rentnerinnen<br />

und Rentnern berücksichtigt. Die Kürzung der Renteneinkommen legt die<br />

Schlussfolgerung nahe, dass in allen Gütergruppen auch der Konsum anteilig proportional<br />

sinkt. Wenn man aber die Engelkurvenrelation betrachtet, wie in dieser<br />

Analyse, zeigt sich, dass diese Folgerung eine grobe Fehleinschätzung ist.<br />

B.5 Exkurs: Nach Lebensalter unterschiedene Präferenzen und Wertvorstellungen<br />

In den vorhergehenden Abschnitten dieses Kapitels, insbesondere in Kapitel B.4.1,<br />

wurden starke empirische Hinweise in den EVS-Daten gefunden, dass sich die Präferenzen<br />

von Konsumenten je nach ihrem <strong>Alter</strong> unterscheiden. Die EVS bietet aber<br />

keine Informationen, um die altersspezifischen Unterschiede in diesen Präferenzen<br />

näher zu beschreiben oder zu analysieren. Präferenzen aber, das ist eine klassische<br />

Aussage der empirischen Marketingstudien, bestimmen wesentlich das Käu-<br />

9 Die Ergebnisse verändern sich durch die Einbeziehung dieses Maßes nur unwesentlich.<br />

Ferner besteht eine positive Korrelation zwischen dem Haushaltsnettoeinkommen und dem<br />

Wertpapierbesitz. Der potentielle Einwand, dass Wertpapiere altersspezifisch unterschiedlich<br />

stark als Vermögensanlageinstrumente benutzt werden, scheint zumindest nicht stark ausgeprägt,<br />

denn der Anteil der Wertpapierbesitzer ist in den <strong>Alter</strong>sgruppen 20-49 Jahre und<br />

65-74 Jahre fast identisch und liegt bei 42%. Lediglich unter den über 75-Jährigen ist er mit<br />

36% gering.<br />

57


ferverhalten – ob es sich um eine Bevorzugung von fair gehandelten Waren, von<br />

umweltschonend hergestellten oder besonders eleganten Produkten handelt 10 .<br />

Auch <strong>Studie</strong>n von Roland Berger bestätigen diesen Zusammenhang zwischen Präferenzen<br />

und Kaufverhalten. Dabei hängt nicht nur die Entscheidung, ob zum Beispiel<br />

fair gehandelter Kaffee gekauft wird, stark von den Vorlieben der Haushalte ab.<br />

Das Wissen um die Präferenzen der Kunden ist auch von makroökonomischer Bedeutung.<br />

In mehreren <strong>Studie</strong>n hat Roland Berger Strategy Consultants nachgewiesen,<br />

dass insbesondere auch emotionale Gründe eine wichtige Rolle beim<br />

Kaufverhalten spielen. So ist beim Kauf eines Autos beispielsweise mit entscheidend,<br />

wie der jeweilige Fahrzeugtyp bei der relevanten Bezugsgruppe angesehen<br />

wird – ob der Konsument ihn mit Eleganz, Lebensfreude oder Abenteuerlust verbindet.<br />

Der Kern der aus diesen <strong>Studie</strong>n entwickelten Philosophie besagt, dass die<br />

Nachfrage nach einem Produkt vor allem auch durch die „weichen“ Vorstellungen<br />

der Konsumenten und nicht nur durch die „harten“ Attribute des Produktes verstanden<br />

werden kann.<br />

Dieses Kapitel stellt für Deutschland einen empirischen Zusammenhang zwischen<br />

dem <strong>Alter</strong> von Konsumenten und deren Wertvorstellungen her, sofern diese für die<br />

Nachfrage von Produkten bedeutsam sind. Wir belegen, dass die Präferenzen in<br />

verschiedenen <strong>Alter</strong>sgruppen sehr unterschiedlich sind und dass bei älteren Menschen<br />

bestimmte für die Produktnachfrage relevante Werteprofile besonderes hervorstechen.<br />

Dies ist deshalb von zunehmender Bedeutung, weil die Nachfrage<br />

älterer Menschen ein immer größer werdender Teil der Gesamtnachfrage ist. Doch<br />

die Marktstudien und die Marketinganstrengungen für diese <strong>Alter</strong>sgruppe konzentrieren<br />

sich meist darauf, schon bestehende Produkte zu verändern oder einen altersgemäßen<br />

Service zu bieten. Ein Marken-Management, das sich gezielt mit den<br />

älteren Konsumenten beschäftigt, ist vernachlässigt worden. Das heißt, die Marken<br />

haben verpasst, sich auf die Bedürfnisse und die Präferenzen Älterer auszurichten.<br />

Nach einer <strong>Studie</strong> von Roland Berger entsprechen nur etwa 7 Prozent der analysierten<br />

Marken dem Konsumbedürfnis dieser <strong>Alter</strong>sgruppen.<br />

B.5.1 Erhobene Daten und Berechnung operationaler Präferenzindikatoren: Die<br />

Roland Berger Brand Power <strong>Studie</strong><br />

Die in diesem Kapitel verwendete Datenbasis beruht auf einer Markenerhebung<br />

vom Frühjahr 2005, der Brand Power <strong>Studie</strong> von Roland Berger Strategy Consultants.<br />

Für den Datensatz wurden 2004 repräsentative in Deutschland lebende Personen<br />

zwischen 16 und 69 Jahren in persönlichen Interviews befragt. Die Fragen<br />

betrafen zum einen sozioökonomische Faktoren wie Einkommen und Bildungsstand,<br />

zum anderen soziodemografische Aspekte wie <strong>Alter</strong> und Geschlecht. Außerdem<br />

wurden dabei auch subjektive Eigenschaften wie Werte und Präferenzen<br />

berücksichtigt. Die sozioökonomischen und -demografischen Eigenschaften der<br />

10 Siehe auch Bajari und Benkard (2005).<br />

58


Grundgesamtheit decken sich aufgrund der Repräsentativität weitgehend mit denen<br />

in der EVS und werden daher an dieser Stelle nicht weiter beschrieben.<br />

Die für die Brand Power <strong>Studie</strong> wichtige Ermittlung von subjektiven Eigenschaften,<br />

die sich auf die Nachfrage auswirken, wurde in einer Marktforschungsanalyse mit<br />

150.000 Konsumenten aus 15 Ländern ermittelt. Dabei hat Roland Berger 19 allgemeine<br />

für die Nachfrage relevante Werte identifizieren können. Ausgehend von diesen<br />

Werten werden durch Aggregation statistisch verwertbare Indikatoren ermittelt,<br />

die Präferenzausprägungen anzeigen. Die Individuen werden durch so genannte<br />

Archetypen charakterisiert. Bei diesem Verfahren weist man jedem Individuum, je<br />

nach seinem Verhalten, eine Typenklasse zu. Die Typenklassen werden so gewählt,<br />

dass sie sich deutlich genug voneinander unterscheiden. Kennt man also den Typ,<br />

kann man ein bestimmtes Verhalten voraussagen - und jedes Verhaltensmuster<br />

lässt auf einen bestimmten Typen schließen. Es wurden folgende acht Archetypen<br />

identifiziert: Humanist, Minimalist, Traditionalist, Performer, Individualist, Träumer,<br />

Maximalist, Hedonist.<br />

Für den Menschen vom Typ Hedonist etwa entsteht demnach folgendes Bild: Er<br />

besitzt starke Präferenzen für die neuesten und „coolsten“ Trends, für Aktivitäten,<br />

die Spaß machen. Gern hat er etwas Nervenkitzel mit im Spiel. Von maßgeschneiderten,<br />

natürlichen oder kostengünstigen Produkten hält er nicht viel: Der Hedonist<br />

bevorzugt stets das neueste, auffälligste und teuerste Produkt. Alle acht Typen können<br />

so eindeutig charakterisiert werden. Da jedem Individuum genau ein Typ zugeordnet<br />

werden kann, bildet sich folgende Typenverteilung in der Bevölkerung:<br />

0.18<br />

0.16<br />

0.14<br />

0.12<br />

0.1<br />

0.08<br />

0.06<br />

0.04<br />

0.02<br />

0<br />

Humanist Minimalist Traditionalist Performer Individualist<br />

Träumer Maximalist Hedonist<br />

Abbildung B.13: Verteilung der Typen in der Bevölkerung<br />

59


B.5.2 Statistischer Zusammenhang zwischen Archetypen und nachfragerelevanter<br />

Faktoren<br />

Dieser Abschnitt soll den systematischen Zusammenhang zwischen der nachfragerelevanten<br />

Unterscheidung in Archetypen und dem individuellen Charakteristikum<br />

<strong>Alter</strong> sowie anderer sozioökonomischer Faktoren wie Bildungsstand, Geschlecht<br />

und Einkommen aufdecken. Abb. B.14 zeigt die Archetypen in Abhängigkeit zweier<br />

<strong>Alter</strong>sklassen. Die rote Klasse umfasst die jüngeren Teilnehmer (jünger als 50 Jahre)<br />

und die blaue Klasse steht für die älteren Teilnehmer mit einem <strong>Alter</strong> von 50 o-<br />

der mehr Jahren. Das Diagramm zeigt, dass unter den älteren Menschen<br />

Archetypen wie Humanist, Traditionalist und Träumer zahlreicher sind, während bei<br />

jüngeren Personen Minimalisten, Performer, Individualisten, Maximalisten und Hedonisten<br />

als Archetypen dominieren.<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

Humanist Minimalist Traditionalist Performer Individualist Träumer Maximalist Hedonist<br />

Jünger als 50 Jahre<br />

50 Jahre und älter<br />

Abbildung B.14 : Archetypen für junge und alte Menschen (Zahl der Nennungen)<br />

Um einen multivariaten statistischen Zusammenhang herzustellen, wird eine ökonometrische<br />

Analyse mittels einer logistischen Regression unternommen. Mit Hilfe<br />

dieses Verfahrens lässt sich für jeden Archetypen bestimmen, ob er von sozioökonomischen<br />

und soziodemografischen Faktoren positiv oder negativ beeinflusst wird.<br />

Die nachfolgende Tabelle B.5 lässt sich also folgendermaßen interpretieren. Eine<br />

positive (oder negative) Zahl, der Koeffizient, besagt, dass die Zustimmung mit dem<br />

<strong>Alter</strong>, dem Bildungsstand oder dem Einkommen zunimmt (oder abnimmt). Dabei<br />

sind Koeffizienten, die mit zwei Sternen gekennzeichnet sind, auf dem 5 Prozent-<br />

Niveau signifikant. Unsere Interpretation beschränkt sich auf diese hochsignifikanten<br />

Ergebnisse. Beispielsweise bedeutet ein positiver Koeffizient, der mit zwei Sternen<br />

gekennzeichnet ist, für einen bestimmtem Archetypen bei der Variablen Geschlecht,<br />

dass Frauen im Vergleich zu Männern eine statistisch deutlich höhere Wahrschein-<br />

60


lichkeit aufweisen, diesem Archetypen anzugehören oder sich durch diesen beschreiben<br />

zu lassen.<br />

Tabelle B.5 zeigt alle Ergebnisse und Zusammenhänge zur Regressionsanalyse:<br />

Archetyp <strong>Alter</strong> Geschlecht Bildung Einkommen<br />

Humanist 0,0396** 0,6600** -0,0570 -0,0670<br />

Minimalist -0,0167** -0,5220** -0,1610 -0,0170<br />

Traditionalist 0,0416** 0,433** 0,0810 -0,0467<br />

Performer -0,002 0,247 0,279** 0,126**<br />

Individualist -0,022** -0,406** -0,121 -0,041<br />

Träumer 0,038** 0,196 -0,335** -0,191**<br />

Maximalist -0,0742** -0,891** 0,152** 0,056<br />

Hedonist -0,0224** -0,1690 -0,0009 0,1420**<br />

Tabelle B.5: Zusammenhang zwischen Orientierung und sozioökonomischen und<br />

soziodemografischen Faktoren; ** signifikant auf 5%-Niveau<br />

Die statistische Analyse zeigt, dass der Archetyp Humanist bei älteren Menschen<br />

(Koeffizient 0,0396 > 0) und Frauen wahrscheinlicher ist. Ebenso verbreitet unter<br />

älteren Personen ist der Archetyp Traditionalist, wobei dies auch für Frauen gilt.<br />

Archetypen wie Minimalist, Individualist, Maximalist und Hedonist finden sich bei<br />

den älteren Personen seltener (Koeffizienten -0,0167, -0,022, -0,0742, -0,0224, alle<br />

< 0), auch Frauen gehören seltener zu diesen Archetypen. Dass diese beiden Aussagen<br />

für ältere Menschen und Frauen in die gleiche Richtung gehen, könnte damit<br />

zusammenhängen, dass Frauen unter den Älteren nach wie vor dominieren, wie im<br />

A-Teil dieses Kapitel 1 bereits diskutiert wurde. Dieses Bild könnte sich aber in den<br />

nächsten 50 Jahren mit dem steigenden Anteil an älteren Männern verändern.<br />

Menschen mit mehr Geld sind dem Typ Träumer eher abgeneigt; sie zählen eher zu<br />

den Hedonisten oder Performern. Ein Umstand, der daher rühren dürfte, dass sich<br />

die neuesten Trends und die fortschrittlichsten Technologien nur mit höherem finanziellen<br />

Aufwand erschließen lassen.<br />

In gleicher Weise wie Personen mit höherem Einkommen mag auch der gebildete<br />

Mensch sich offenbar nicht als Träumer betrachten. Er steht mit beiden Beinen in<br />

der Realität, weiß, was er will, möchte das Bestmögliche aus dem Leben gewinnen<br />

und entspricht somit den Archetypen Performer oder Maximalist.<br />

Generell kommen also unter höher gebildeten Menschen die Archetypen Performer<br />

und Maximalisten häufiger vor, während Träumer eher selten sind. Das könnte da-<br />

61


mit zusammenhängen, dass Personen mit höherer Bildung eine stärkere Präferenz<br />

für gute Qualität und maßgeschneiderte Produkte hegen und ein größeres Interesse<br />

und breiteres Wissen besitzen, das für neue Technologien empfänglich macht.<br />

Meist geht ein gehobener Bildungsstandard mit einem höheren verfügbaren Einkommen<br />

einher. Das zeigt sich auch in den ähnlichen Archetypen-Ausprägungen.<br />

Ältere Menschen hingegen haben eine Tendenz zum „Träumer“. Sie haben die turbulente<br />

Zeit bereits durchlebt, haben sich profiliert und befinden sich nun in einer<br />

Lebensspanne, in der es ruhiger und entspannter zugeht. Eventuell ermöglichen sie<br />

sich dann die Verwirklichung eines Jugendtraums.<br />

Allerdings verfügen Rentnerinnen und Rentner meist über weniger Geld als noch<br />

zur Erwerbszeiten. Er verfolgt weniger die neuesten Trends, bevorzugt aber qualitativ<br />

hoch stehende und bewährte Produkte nach dem Motto „weniger ist mehr“. So<br />

ergibt sich auch die Tendenz zum Traditionalisten und Humanisten bei den Älteren.<br />

Die Vermutung liegt nahe, dass junge Menschen in guten Einkommensverhältnissen<br />

eher geneigt sind, neue Technologien und hochwertige Produkte zu erwerben, also<br />

eher Hedonisten oder Performer sind.<br />

Die Ergebnisse der statistischen Analyse zeigen also, dass ältere Menschen bei den<br />

Humanisten, Traditionalisten und den Träumer deutlich überproportional vertreten<br />

sind. Umgekehrt sind die Archetypen Minimalist, Performer, Individualist, Maximalist<br />

und Hedonist bei jüngeren Menschen weiter verbreitet: Die Statistik bestätigt, was<br />

Alltagsbeobachtungen in der Gesellschaft nahe legen.<br />

62


Anhang A – Definition der Güterkategorien (inkl. Angabe der Variablencodes in den Scientific Use Files der EVS)<br />

1983 1988 1993 1998 2003<br />

Essen<br />

Nahrungsmittel, Getränke,<br />

Tabakwaren<br />

125<br />

Nahrungsmittel, Getränke 544 544 642-643 51<br />

+ Genussmittel 545 545 + 547 644 52<br />

Kleidung, Schuhe, Schmuck<br />

Kleidung 547-576<br />

+ 582<br />

548-577<br />

+ 583<br />

664-693<br />

+ 699<br />

741-<br />

746<br />

230-<br />

237<br />

+ 701<br />

+ Schuhe 577-581<br />

+ 583<br />

578-581<br />

+ 582<br />

694-698<br />

+ 700<br />

747-<br />

750<br />

238-<br />

242<br />

+ 584<br />

+ Schmuck 680 687 +815 855 352<br />

Energie<br />

Energie 42 33 112 128 57<br />

Haushaltsgeräte und Möbel<br />

Haushaltsgeräte und Möbel<br />

43 34 113<br />

(inklusive Schönheitsreparaturen)


Möbel, Haushaltsgeräte<br />

und andere Güter für<br />

die Haushaltsführung<br />

129 58<br />

- Haushaltsdienstleistungen 611 613-614 736-737 797 279<br />

- Werkzeug 606 608 730 795 276<br />

(berechnet aus den<br />

Wohnausgaben minus<br />

allen Ausgaben außer<br />

Schönheitsrep.)<br />

127<br />

+ Schönheitsreparaturen<br />

minus<br />

751-<br />

765<br />

+ Schönheitsreparaturen<br />

56<br />

Gesundheit<br />

Gesundheit 130 Gesundheit 59<br />

Gesundheit und Körperpflege<br />

44 35 114<br />

(inkl. Altenpflege/Pflegeheime)<br />

- Körperpflege 620-624 625-629 750-754<br />

+ Altenpflege 857 + Altenpflege 354<br />

Verkehr<br />

Verkehr 131 Verkehr 60<br />

Verkehr und Nachrichtenübermittlung<br />

45 36 115<br />

- Nachrichtenübermittlung 641-642 646-647 774-775<br />

64


- Kfz-Käufe 625-627 630-632 755-757 805-<br />

807<br />

292-<br />

294<br />

- Kraftstoffe und fremde Verkehrsdienstleistungen<br />

für<br />

Reisen<br />

638-639 643-644 773<br />

+768<br />

- Fremde Verkehrsdienstleistungen<br />

auf<br />

Reisen<br />

308<br />

+ 306<br />

- Sonstige Ferienausgaben<br />

776 + Unterstellte Mietzahlungen<br />

für Garagen und<br />

Stellplätze<br />

765 + Leasing von Kraftfahrzeugen<br />

und<br />

Krafträdern<br />

356<br />

Nachrichtenübermittlung<br />

Nachrichtenübermittlung s.o. s.o. 774-775 132 61<br />

Home Entertainment<br />

Fernseher, Radios, Phonogeräte,<br />

Fotoapparate, Filmkameras,<br />

Dia- Projektoren,<br />

Kopierer, Schreibmaschinen,<br />

PCs etc.<br />

643-651 648-656 777-785 822-<br />

827<br />

314-<br />

319<br />

Spielwaren 653 658 789 830 322<br />

Verbrauchsgüter für Foto- und<br />

Kinozwecke<br />

662 667 796 In<br />

827<br />

In 316<br />

oder so<br />

Sonstige Verbrauchsgüter für<br />

Bildung, Unterhaltung, Freizeit<br />

663 668 797 841 336<br />

65


(bzw, Schreibwaren etc.)<br />

Bücher,<br />

Schreibwaren<br />

Zeitschriften,<br />

660-661 665-666 794-795 839-<br />

840<br />

333-<br />

334<br />

Rundfunk- und Fernsehgebühren,<br />

Ausleihgebühren<br />

667 673 802 835-<br />

836<br />

330-<br />

331<br />

Glücksspiel 838 332<br />

Aktive Freizeitgestaltung<br />

Freizeit, Bildung, Unterhaltung<br />

(inkl. Kinderbetreuung)<br />

46 Freizeit, Bildung,<br />

Unterhaltung (inkl.<br />

Kinderbetreuung)<br />

37<br />

Freizeit, Bildung,<br />

Unterhaltung<br />

116<br />

Freizeit,<br />

Kultur<br />

Unterhaltung,<br />

133 62<br />

+ Bildungwesen 134 63<br />

- Home Entertainment s.o. s.o. s.o. s.o. s.o.<br />

+ Haushaltsdienstleistungen s.o. s.o. s.o. s.o. s.o.<br />

+ Werkzeug s.o. s.o. s.o. s.o. s.o.<br />

- Pauschalreisen bzw. sonst.<br />

Ferienausgaben<br />

Restaurants<br />

679 686 842-<br />

843<br />

+ Kinderbetreuung 858<br />

337-<br />

338<br />

66


Verzehr außer Haus 546 546 645 847-<br />

850<br />

343-<br />

344<br />

Reisen & Hotels<br />

Übernachtungen 684-688 691-695 819-823 851-<br />

852<br />

+ Pauschalreisen 689-692 696-699 824-827 842-<br />

843<br />

345<br />

337-<br />

338<br />

+ Kraftstoffe und fremde Verkehrsdienstleistungen<br />

für<br />

Reisen<br />

s.o. s.o. s.o.<br />

+ Sonstige Ferienausgaben 679 + Sonstige Ferienausgaben<br />

s.o. + Fremde Verkehrsdienstleistungen<br />

auf Reisen<br />

s.o.<br />

Körperpflege<br />

Körperpflege s.o. s.o. s.o. 853-<br />

854<br />

346-<br />

350<br />

67


Anhang B – Detaillierte Einzelübersichten für die Alten und Neuen Bundesländer sowie für Gesamtdeutschland<br />

Alte Bundesländer:<br />

1983 1988 1993 1998 2003<br />

Durchschnittsalter des Haushaltsvorstandes 48.35 49.29 49.21 48.57 50.44<br />

Medianalter des Haushaltsvorstandes 46 48 47 46 49<br />

Durchschnittl. Haushaltsgröße 2.8 2.7 2.6 2.6 2.4<br />

Durchschnittl. Kinderzahl 0.97 0.90 0.86 0.69 0.56<br />

Anteil kinderloser Haushalte [%] 45.5 49.1 54.1 61.9 68.4<br />

Anteil Haushalte mit einem Kind [%] 22.9 21.9 18.6 15.1 13.1<br />

Neue Bundesländer:<br />

1993 1998 2003<br />

Durchschnittsalter des Haushaltsvorstandes 47.4 49.2 50.3<br />

Medianalter des Haushaltsvorstandes 46 47 49<br />

Durchschnittl. Haushaltsgröße 2.6 2.5 2.4<br />

Durchschnittl. Kinderzahl 0.83 0.60 0.44<br />

Anteil kinderloser Haushalte [%] 50.3 62.5 70.4<br />

Anteil Haushalte mit einem Kind [%] 22.4 18.7 17.8<br />

Deutschland:<br />

1993 1998 2003<br />

Durchschnittsalter des Haushaltsvorstandes 48.8 48.7 50.4<br />

Medianalter des Haushaltsvorstandes 47 46 49<br />

Durchschnittl. Haushaltsgröße 2.6 2.6 2.4<br />

Durchschnittl. Kinderzahl 0.85 0.67 0.54<br />

Anteil kinderloser Haushalte [%] 53.3 62.0 68.8<br />

Anteil Haushalte mit einem Kind [%] 19.4 15.8 14.0<br />

68


Anhang C – Die Ergebnisse der Schätzung des empirischen Modells im Detail<br />

(1) (2) (3) (4) (5)<br />

Nahrungsmittel, Bekleidung, Energie Haushaltsgeräte, Gesundheit<br />

Getränke,<br />

Genußmittel<br />

Schuhe,<br />

Schmuck<br />

Möbel<br />

Kinderzahl -0.01623 0.01134 0.00106 0.00044 0.00112<br />

(23.29)*** (23.14)*** (2.74)*** (0.54) (2.13)**<br />

Kinderzahl 2 0.00203 -0.00191 -0.00083 -0.00061 -0.00013<br />

(10.72)*** (14.34)*** (7.84)*** (2.79)*** (0.90)<br />

Log. Haushaltsgröße 0.11544 -0.01366 0.01221 -0.02159 -0.01132<br />

(164.97)*** (27.77)*** (31.26)*** (26.63)*** (21.47)***<br />

Selbständige 0.00537 0.00172 0.00197 -0.01712 0.00093<br />

(6.34)*** (2.89)*** (4.16)*** (17.46)*** (1.45)<br />

Arbeitslose 0.01845 -0.00369 0.00754 0.00329 -0.00997<br />

(18.07)*** (5.14)*** (13.23)*** (2.78)*** (12.97)***<br />

Rentner 0.00085 -0.00142 0.00083 0.00607 0.00739<br />

(0.97) (2.30)** (1.69)* (5.97)*** (11.18)***<br />

Landwirte 0.03670 -0.00410 0.00255 0.00742 -0.00173<br />

(17.39)*** (2.76)*** (2.16)** (3.03)*** (1.09)<br />

Anzahl Erwerbstätige -0.00221 0.00420 -0.00136 -0.00545 -0.00587<br />

(5.89)*** (15.91)*** (6.48)*** (12.53)*** (20.76)***<br />

Wohnungsgröße -0.00012 -0.00004 0.00030 -0.00010 0.00000<br />

(17.15)*** (7.92)*** (78.78)*** (13.45)*** (0.62)<br />

Stadt -0.00330 0.00086 0.00039 -0.00999 0.00262<br />

(6.66)*** (2.47)** (1.40) (17.44)*** (7.04)***<br />

Großstadt 0.00174 -0.00145 -0.00221 -0.00665 0.00142<br />

(2.43)** (2.89)*** (5.53)*** (8.03)*** (2.64)***<br />

Wohneigentümer -0.01527 -0.00394 0.00516 0.02149 -0.00178<br />

(31.82)*** (11.70)*** (19.26)*** (38.66)*** (4.93)***<br />

Aktienbesitz -0.02123 0.00166 -0.00607 -0.00482 0.00107<br />

(52.46)*** (5.85)*** (26.86)*** (10.28)*** (3.51)***<br />

log. Ausgaben 0.37400 -0.02409 0.22225 -0.93387 -0.26687<br />

(7.00)*** (0.64) (7.46)*** (15.10)*** (6.63)***<br />

log. Ausgaben 2 -0.02611 0.00103 -0.01352 0.06472 0.01929<br />

(7.87)*** (0.44) (7.30)*** (16.83)*** (7.72)***<br />

log. Ausgaben * <strong>Alter</strong> -0.01899 0.00695 -0.01504 0.02095 0.01151<br />

(8.67)*** (4.52)*** (12.31)*** (8.26)*** (6.98)***<br />

log. Ausgaben 2 * <strong>Alter</strong> 0.00103 -0.00034 0.00077 -0.00140 -0.00080<br />

(7.61)*** (3.56)*** (10.19)*** (8.91)*** (7.82)***<br />

log. Ausgaben * <strong>Alter</strong> 2 0.00018 -0.00007 0.00011 -0.00015 -0.00016<br />

(8.72)*** (4.66)*** (9.02)*** (6.28)*** (10.00)***<br />

log. Ausgaben 2 * <strong>Alter</strong> 2 -0.00001 0.00000 -0.00001 0.00001 0.00001<br />

(7.75)*** (3.52)*** (7.22)*** (6.78)*** (11.23)***


<strong>Alter</strong> 25-29 0.25280 -0.10457 0.24475 -0.26145 -0.07618<br />

(9.94)*** (5.85)*** (17.24)*** (8.87)*** (3.97)***<br />

<strong>Alter</strong> 30-34 0.47354 -0.18451 0.46465 -0.49192 -0.12277<br />

(10.09)*** (5.60)*** (17.74)*** (9.05)*** (3.47)***<br />

<strong>Alter</strong> 35-39 0.65136 -0.24307 0.65610 -0.70114 -0.14342<br />

(10.12)*** (5.37)*** (18.26)*** (9.40)*** (2.96)***<br />

<strong>Alter</strong> 40-44 0.78550 -0.28282 0.82322 -0.88215 -0.13607<br />

(10.08)*** (5.17)*** (18.93)*** (9.77)*** (2.32)**<br />

<strong>Alter</strong> 45-49 0.87413 -0.30553 0.96388 -1.03209 -0.10003<br />

(9.98)*** (4.96)*** (19.72)*** (10.17)*** (1.52)<br />

<strong>Alter</strong> 50-54 0.91987 -0.31120 1.07871 -1.14479 -0.03889<br />

(9.83)*** (4.73)*** (20.64)*** (10.55)*** (0.55)<br />

<strong>Alter</strong> 55-59 0.91801 -0.29783 1.16754 -1.23006 0.05125<br />

(9.54)*** (4.40)*** (21.73)*** (11.03)*** (0.71)<br />

<strong>Alter</strong> 60-64 0.87711 -0.26861 1.22721 -1.29829 0.16818<br />

(9.15)*** (3.99)*** (22.94)*** (11.69)*** (2.33)**<br />

<strong>Alter</strong> 65-69 0.79299 -0.22225 1.26322 -1.33519 0.31513<br />

(8.52)*** (3.40)*** (24.32)*** (12.38)*** (4.49)***<br />

<strong>Alter</strong> 70-74 0.66727 -0.15887 1.27596 -1.34534 0.49207<br />

(7.50)*** (2.54)** (25.68)*** (13.05)*** (7.34)***<br />

<strong>Alter</strong> 75-79 0.50181 -0.08468 1.26189 -1.32561 0.70285<br />

(5.87)*** (1.41) (26.45)*** (13.38)*** (10.91)***<br />

<strong>Alter</strong> 80+ 0.30080 -0.00090 1.22398 -1.28051 0.94780<br />

(3.53)*** (0.01) (25.73)*** (12.97)*** (14.76)***<br />

1988 -0.00454 0.00508 -0.01027 -0.00836 0.00151<br />

(6.57)*** (10.45)*** (26.61)*** (10.44)*** (2.89)***<br />

1993 -0.00200 -0.00377 -0.01074 -0.01836 0.00823<br />

(3.04)*** (8.17)*** (29.35)*** (24.16)*** (16.65)***<br />

1998 -0.01795 -0.02092 -0.02533 -0.01519 0.01593<br />

(27.52)*** (45.63)*** (69.58)*** (20.10)*** (32.42)***<br />

2003 -0.01741 -0.03142 -0.01283 -0.03036 0.01541<br />

(26.64)*** (68.42)*** (35.17)*** (40.10)*** (31.31)***<br />

Hamburg 0.00860 0.00166 -0.00207 0.00132 -0.00820<br />

(5.64)*** (1.55) (2.44)** (0.75) (7.14)***<br />

Niedersachsen -0.00742 0.00504 -0.00496 0.00797 -0.00075<br />

(6.62)*** (6.40)*** (7.93)*** (6.14)*** (0.89)<br />

Bremen -0.00357 0.00268 -0.00370 0.00812 -0.00637<br />

(1.40) (1.50) (2.60)*** (2.76)*** (3.32)***<br />

Nordrhein-Westfalen 0.00005 0.01188 -0.00419 0.00274 -0.00153<br />

(0.05) (16.39)*** (7.28)*** (2.29)** (1.96)**<br />

Hessen -0.00777 0.00417 -0.00560 0.00290 0.00015<br />

(6.78)*** (5.17)*** (8.75)*** (2.18)** (0.17)<br />

Rheinland-Pfalz -0.00296 0.00663 -0.00694 0.00214 0.00204<br />

(2.43)** (7.75)*** (10.21)*** (1.51) (2.23)**<br />

Baden-Württemberg -0.01095 0.00635 -0.00887 0.00075 0.00137<br />

70


(10.35)*** (8.54)*** (15.03)*** (0.61) (1.72)*<br />

Bayern -0.01329 0.00759 -0.01258 0.00163 0.00454<br />

(12.76)*** (10.37)*** (21.64)*** (1.35) (5.78)***<br />

Saarland 0.00986 0.00886 0.00124 0.00796 -0.00665<br />

(5.52)*** (7.06)*** (1.24) (3.85)*** (4.94)***<br />

Berlin(West) -0.01383 -0.00135 -0.00289 0.00533 -0.00656<br />

(9.39)*** (1.30) (3.51)*** (3.12)*** (5.91)***<br />

Brandenburg -0.01453 0.00575 -0.00069 0.02940 -0.00693<br />

(9.50)*** (5.36)*** (0.81) (16.61)*** (6.02)***<br />

Mecklenburg-Vorp. -0.00247 0.00944 -0.00282 0.02499 -0.00813<br />

(1.42) (7.72)*** (2.90)*** (12.40)*** (6.20)***<br />

Sachsen -0.02061 0.00445 -0.01171 0.03121 -0.00606<br />

(15.89)*** (4.88)*** (16.17)*** (20.76)*** (6.20)***<br />

Sachsen-Anhalt -0.01100 0.00805 -0.00390 0.03457 -0.00963<br />

(7.20)*** (7.49)*** (4.57)*** (19.53)*** (8.37)***<br />

Thüringen -0.01208 0.00526 -0.00395 0.03255 -0.00711<br />

(7.37)*** (4.57)*** (4.32)*** (17.14)*** (5.76)***<br />

Berlin (Ost) -0.02679 -0.00050 -0.00309 0.03848 -0.01094<br />

(9.21)*** (0.24) (1.90)* (11.42)*** (4.99)***<br />

Konstante 0.26582 -0.29617 0.37682 2.10069 0.32431<br />

(3.36)*** (5.33)*** (8.54)*** (22.93)*** (5.44)***<br />

Anzahl Haushalte 220465 220465 220465 220465 220465<br />

R 2 0.35 0.09 0.38 0.13 0.12<br />

Absoluter Wert der t-Statistik in Klammern<br />

* signifikant auf einem 10%-Niveau; ** signifikant auf 5%-Niveau;<br />

*** signifikant auf 1%-Niveau<br />

(6) (7) (8) (9) (10) (11)<br />

Verkehr Kommunikation<br />

Aktive Home Reisen Restaurants<br />

Freizeit-<br />

gestaltung<br />

Entertainment<br />

Kinderzahl -0.01409 -0.00018 0.01789 0.00317 -0.00361 -0.00758<br />

(24.22)*** (0.79) (35.87)*** (6.86)*** (5.75)*** (15.82)***<br />

Kinderzahl 2 0.00229 0.00006 -0.00219 0.00012 0.00076 0.00146<br />

(14.46)*** (1.00) (16.13)*** (0.94) (4.45)*** (11.21)***<br />

Log. Haushaltsgröße 0.01123 -0.00377 -0.02056 -0.01352 -0.02131 -0.01940<br />

(19.23)*** (16.10)*** (41.06)*** (29.10)*** (33.82)*** (40.35)***<br />

Selbständige -0.00387 0.00314 0.00510 -0.00578 0.00235 0.00759<br />

(5.48)*** (11.08)*** (8.42)*** (10.29)*** (3.08)*** (13.05)***<br />

Arbeitslose 0.00020 0.00479 -0.00721 -0.00125 -0.01092 -0.00407<br />

(0.23) (14.02)*** (9.88)*** (1.85)* (11.88)*** (5.80)***<br />

Rentner -0.00381 0.00033 -0.00424 -0.00069 -0.00232 -0.00305<br />

(5.20)*** (1.14) (6.76)*** (1.18) (2.94)*** (5.05)***<br />

71


Landwirte 0.00221 -0.00141 -0.01352 -0.00675 -0.01328 -0.01063<br />

(1.25) (1.99)** (8.95)*** (4.81)*** (6.99)*** (7.33)***<br />

Anzahl Erwerbstätige 0.01477 -0.00108 -0.00505 -0.00239 -0.00117 0.00637<br />

(47.12)*** (8.56)*** (18.81)*** (9.57)*** (3.45)*** (24.70)***<br />

Wohnungsgröße 0.00008 0.00002 0.00008 -0.00003 -0.00005 -0.00007<br />

(13.49)*** (9.40)*** (16.22)*** (6.98)*** (8.51)*** (15.44)***<br />

Stadt -0.00993 0.00254 0.00242 0.00285 0.00880 0.00268<br />

(24.05)*** (15.32)*** (6.83)*** (8.67)*** (19.74)*** (7.90)***<br />

Großstadt -0.00526 0.00168 0.00323 -0.00013 0.00319 0.00554<br />

(8.82)*** (7.02)*** (6.31)*** (0.27) (4.95)*** (11.28)***<br />

Wohneigentümer 0.00904 -0.00358 0.00277 -0.00435 -0.00170 -0.00265<br />

(22.57)*** (22.31)*** (8.08)*** (13.66)*** (3.94)*** (8.04)***<br />

<strong>Alter</strong> 25-29 -0.02868 0.12114 -0.03204 0.06062 -0.13488 -0.03422<br />

(1.35) (14.23)*** (1.76)* (3.59)*** (5.89)*** (1.96)*<br />

<strong>Alter</strong> 30-34 -0.05527 0.22438 -0.07367 0.11033 -0.25107 -0.07678<br />

(1.41) (14.29)*** (2.19)** (3.54)*** (5.94)*** (2.38)**<br />

<strong>Alter</strong> 35-39 -0.07204 0.30734 -0.11678 0.15489 -0.33943 -0.11990<br />

(1.34) (14.27)*** (2.53)** (3.62)*** (5.85)*** (2.71)***<br />

<strong>Alter</strong> 40-44 -0.07416 0.37441 -0.16871 0.19190 -0.40820 -0.16635<br />

(1.14) (14.37)*** (3.03)*** (3.71)*** (5.82)*** (3.11)***<br />

<strong>Alter</strong> 45-49 -0.06401 0.42112 -0.22131 0.22015 -0.45594 -0.21590<br />

(0.88) (14.37)*** (3.53)*** (3.79)*** (5.78)*** (3.59)***<br />

<strong>Alter</strong> 50-54 -0.04795 0.44760 -0.27560 0.24043 -0.48325 -0.26651<br />

(0.61) (14.29)*** (4.11)*** (3.87)*** (5.73)*** (4.14)***<br />

<strong>Alter</strong> 55-59 -0.02192 0.45515 -0.33205 0.25595 -0.48714 -0.32042<br />

(0.27) (14.13)*** (4.82)*** (4.00)*** (5.62)*** (4.84)***<br />

<strong>Alter</strong> 60-64 0.01677 0.44318 -0.39169 0.26287 -0.46217 -0.36946<br />

(0.21) (13.82)*** (5.71)*** (4.13)*** (5.35)*** (5.61)***<br />

<strong>Alter</strong> 65-69 0.06318 0.41266 -0.45687 0.26464 -0.41754 -0.42212<br />

(0.81) (13.25)*** (6.86)*** (4.28)*** (4.98)*** (6.60)***<br />

<strong>Alter</strong> 70-74 0.11422 0.36507 -0.52308 0.25912 -0.35526 -0.47576<br />

(1.54) (12.26)*** (8.21)*** (4.38)*** (4.43)*** (7.78)***<br />

<strong>Alter</strong> 75-79 0.17710 0.29632 -0.59155 0.24772 -0.27608 -0.53087<br />

(2.48)** (10.36)*** (9.67)*** (4.36)*** (3.59)*** (9.04)***<br />

<strong>Alter</strong> 80+ 0.25085 0.20764 -0.66231 0.22728 -0.18269 -0.58352<br />

(3.53)*** (7.28)*** (10.86)*** (4.02)*** (2.38)** (9.96)***<br />

1988 0.00618 0.00316 0.01327 0.00516 -0.02237 0.00827<br />

(10.70)*** (13.67)*** (26.82)*** (11.23)*** (35.92)*** (17.42)***<br />

1993 0.00437 0.00676 0.00855 0.00780 -0.01004 -0.00083<br />

(7.99)*** (30.81)*** (18.22)*** (17.91)*** (17.00)*** (1.85)*<br />

1998 0.03913 0.01390 0.01968 0.02455 -0.03281 -0.00341<br />

(71.86)*** (63.69)*** (42.17)*** (56.69)*** (55.86)*** (7.61)***<br />

2003 0.04571 0.02407 0.01647 0.01894 -0.03221 -0.00708<br />

(83.79)*** (110.11)*** (35.22)*** (43.64)*** (54.73)*** (15.76)***<br />

Hamburg 0.00305 -0.00468 -0.00044 -0.00102 -0.00054 0.00260<br />

(2.39)** (9.17)*** (0.40) (1.00) (0.40) (2.48)**<br />

72


Niedersachsen -0.00313 0.00005 -0.00172 0.00203 0.00014 0.00164<br />

(3.34)*** (0.13) (2.15)** (2.73)*** (0.14) (2.13)**<br />

Bremen -0.00291 0.00084 -0.00039 -0.00359 0.00459 0.00291<br />

(1.37) (0.98) (0.21) (2.12)** (2.00)** (1.66)*<br />

Nordrhein-Westfalen 0.00123 -0.00339 -0.00878 -0.00343 0.00030 0.00428<br />

(1.43) (9.83)*** (11.90)*** (5.01)*** (0.32) (6.04)***<br />

Hessen 0.00235 -0.00046 -0.00674 0.00026 0.00170 0.00811<br />

(2.46)** (1.20) (8.22)*** (0.35) (1.65)* (10.30)***<br />

Rheinland-Pfalz 0.00385 -0.00064 -0.01182 -0.00131 -0.00246 0.00895<br />

(3.79)*** (1.58) (13.56)*** (1.62) (2.24)** (10.69)***<br />

Baden-Württemberg 0.00759 -0.00139 -0.00596 0.00028 0.00037 0.00907<br />

(8.60)*** (3.93)*** (7.88)*** (0.40) (0.39) (12.48)***<br />

Bayern 0.00755 -0.00150 -0.00457 0.00090 -0.00445 0.01311<br />

(8.68)*** (4.31)*** (6.12)*** (1.29) (4.75)*** (18.31)***<br />

Saarland 0.00622 -0.00589 -0.01338 -0.00443 -0.01101 0.00466<br />

(4.18)*** (9.85)*** (10.47)*** (3.74)*** (6.84)*** (3.80)***<br />

Berlin(West) 0.00161 -0.00671 -0.00013 0.00605 0.01712 0.00027<br />

(1.31) (13.60)*** (0.13) (6.18)*** (12.90)*** (0.27)<br />

Brandenburg -0.00504 -0.00566 -0.00311 0.00277 0.00227 -0.00646<br />

(3.95)*** (11.07)*** (2.85)*** (2.73)*** (1.65)* (6.15)***<br />

Mecklenburg-Vorp. -0.00553 -0.00698 0.00314 -0.00086 -0.00414 -0.00909<br />

(3.81)*** (12.00)*** (2.53)** (0.74) (2.64)*** (7.60)***<br />

Sachsen -0.00099 -0.01037 0.00002 0.00023 0.01419 -0.00067<br />

(0.91) (23.90)*** (0.02) (0.26) (12.15)*** (0.75)<br />

Sachsen-Anhalt -0.00790 -0.01027 -0.00238 0.00035 0.00558 -0.00586<br />

(6.20)*** (20.09)*** (2.18)** (0.34) (4.06)*** (5.58)***<br />

Thüringen -0.00435 -0.00945 -0.00621 0.00044 0.00492 -0.00018<br />

(3.18)*** (17.24)*** (5.30)*** (0.41) (3.34)*** (0.16)<br />

Berlin (Ost) -0.00626 -0.01732 0.00838 0.01864 0.00949 -0.00954<br />

(2.58)*** (17.80)*** (4.03)*** (9.65)*** (3.62)*** (4.77)***<br />

Aktienbesitz 0.00441 -0.00160 0.00582 0.00388 0.01549 0.00563<br />

(13.05)*** (11.84)*** (20.11)*** (14.46)*** (42.52)*** (20.24)***<br />

log. Ausgaben 0.29369 0.23194 0.00737 0.18649 -0.17018 0.04219<br />

(6.59)*** (12.98)*** (0.19) (5.26)*** (3.54)*** (1.15)<br />

log. Ausgaben 2 -0.02073 -0.01597 -0.00095 -0.01193 0.00974 -0.00495<br />

(7.48)*** (14.38)*** (0.40) (5.41)*** (3.26)*** (2.17)**<br />

log. Ausgaben * <strong>Alter</strong> 0.00271 -0.01080 -0.00073 -0.00520 0.00994 -0.00037<br />

(1.48) (14.74)*** (0.46) (3.58)*** (5.04)*** (0.25)<br />

log. Ausgaben 2 * <strong>Alter</strong> -0.00011 0.00069 0.00014 0.00036 -0.00051 0.00013<br />

(0.96) (15.25)*** (1.42) (3.97)*** (4.20)*** (1.42)<br />

log. Ausgaben * <strong>Alter</strong> 2 -0.00005 0.00010 0.00004 0.00004 -0.00010 0.00002<br />

(2.58)*** (14.11)*** (2.39)** (3.14)*** (5.03)*** (1.56)<br />

log. Ausgaben 2 * <strong>Alter</strong> 2 0.00000 -0.00001 -0.00000 -0.00000 0.00001 -0.00000<br />

(2.33)** (14.66)*** (3.46)*** (3.69)*** (4.33)*** (2.44)**<br />

73


Konstante -1.13941 -0.09824 -0.02089 -0.33022 0.05335 -0.06909<br />

(17.26)*** (3.71)*** (0.37) (6.29)*** (0.75) (1.27)<br />

Anzahl Haushalte 220465 220465 220465 220465 220465 220465<br />

R 2 0.20 0.21 0.07 0.06 0.10 0.08<br />

74


C. Prognose der Konsumstruktur und Implikationen für die Beschäftigung<br />

11<br />

Nachdem wir uns in den ersten Teilen mit der vergangenheitsbezogenen Analyse<br />

des Konsumverhaltens befasst haben, soll nun die künftige Konsumnachfrage älterer<br />

Haushalte prognostiziert werden. In diesem Kapitel verwenden wir die Ergebnisse<br />

der Nachfragesystemschätzung des bisherigen vergangenheitsbezogenen<br />

Modells und kombinieren diese mit einem statistischen Prognosemodell.<br />

In seiner zehnten koordinierten Bevölkerungsvorausschätzung prognostiziert das<br />

Statistische Bundesamt, dass der prozentuale Anteil der über 50-Jährigen an der<br />

Gesamtbevölkerung von rund 37 Prozent (2005) auf knapp 50 Prozent (2050) ansteigen<br />

wird. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, wie stark die Konsumkraft<br />

der über 50-Jährigen wirklich ist und wie diese <strong>Alter</strong>sgruppe die zukünftige Konsumstruktur<br />

beeinflussen wird. Gibt es wirklich den „<strong>Wirtschaftsmotor</strong> <strong>Alter</strong>“ im Bereich<br />

der Konsumnachfrage? Die Antwort auf diese Frage spielt für Beschäftigungseffekte<br />

eine Rolle, die wir in Kapitel C.3 genauer betrachten wollen. Außerdem steht und<br />

fällt mit ihr ein Ausblick auf mögliche Produktinnovationen, den Kapitel D bieten<br />

wird.<br />

C.1 Szenarienwahl und Prognosemethodik<br />

Unser Prognosemodell, das in Abbildung C.1 schematisch veranschaulicht wird,<br />

verbindet die nach <strong>Alter</strong> unterschiedenen Konsumnachfrageprofile von Haushalten<br />

aus Kapitel B mit den makroökonomischen Prognosen der <strong>Alter</strong>sstrukturentwicklung,<br />

der Haushaltsentwicklung und den Prognosen zur intergenerativen Einkommensverteilung<br />

aus einem eigenen Makro-Simulationsmodell. Wir prognostizieren in<br />

vier Szenarien, die in den Unterkapiteln genauer beschrieben sind.<br />

11 Die Ergebnisse in Teil C beruhen auf einer laufenden Forschungskooperation von Ashok<br />

Kaul (Universität Mainz) und Melanie Lührmann (Institute for Fiscal <strong>Studie</strong>s, London).<br />

75


<strong>Alter</strong>sgruppe<br />

20-49 Jahre<br />

Bevölkerung 2003<br />

<strong>Alter</strong>sgruppe<br />

50-64 Jahre<br />

<strong>Alter</strong>sgruppe<br />

> 65 Jahre<br />

Wie entwickelt sich die Nachfrage dieser „Referenzbevölkerung“, wenn man annimmt, dass sich die<br />

Menschen und ihr Konsumverhalten in der Zukunft nicht verändern, es aber weniger junge und<br />

mehr ältere Menschen geben wird?<br />

<strong>Alter</strong>sgruppe<br />

20-49 Jahre<br />

<strong>Alter</strong>sgruppe<br />

50-64 Jahre<br />

<strong>Alter</strong>sgruppe<br />

> 65 Jahre<br />

Bevölkerung 2035<br />

… und sich aufgrund der Ausgestaltung<br />

der sozialen Sicherungssysteme<br />

die intergenerative Verteilung der<br />

Einkommen bzw. des privaten<br />

Verbrauchs ändern wird?<br />

… und sich aufgrund der Entwicklung<br />

von Fertilität und Lebenserwartung<br />

die Haushaltszusammensetzung ändern<br />

wird?<br />

Abbildung C.1: Schematische Darstellung des Prognosemodells und der Szenarien<br />

76


C.1.1 <strong>Alter</strong>sstrukturverschiebung: Der (rein) demografische Effekt (Szenario 0)<br />

Das erste Szenario isoliert den rein demografischen Effekt auf die Konsumnachfrage.<br />

Es ist damit das restriktivste Szenario, das wir betrachten. Hier treffen wir die<br />

Annahme, dass sich die soziodemografischen Charakteristika von Haushalten in der<br />

Zukunft nicht ändern werden, dass es also weiterhin innerhalb einer <strong>Alter</strong>sgruppe<br />

genau den selben Anteil an Ein-, Zwei- und Mehrpersonenhaushalten geben wird,<br />

dass sich deren Erwerbsverhalten nicht ändern wird und dass ihre soziale Stellung<br />

im Beruf (selbständig, Landwirt oder ähnliche) ebenfalls konstant bleibt. Außerdem<br />

nehmen wir an, dass sowohl die Höhe als auch die Verteilung des Gesamtkonsumbudgets<br />

auf dem Niveau des Basisjahres bleibt. Als Basisjahr haben wir 2003 gewählt,<br />

das Jahr, in dem die letzte EVS-Welle verfügbar ist.<br />

Dieses Szenario ist sehr restriktiv und wenig realistisch. Vor allem ist nicht anzunehmen,<br />

dass die Einkommensverteilung in den nächsten 30 Jahren unverändert<br />

bleiben wird. Außerdem wissen wir schon heute, dass Prozesse wie Heirat und Familienbildung<br />

im Vergleich zu früher zeitlich verzögert stattfinden, was langfristige<br />

Konsequenzen für die künftige Verteilung der Haushaltsgrößen innerhalb der <strong>Alter</strong>sgruppen<br />

hat. Wir betrachten daher dieses Szenario als ein Gedankenexperiment:<br />

Was passiert, wenn sich das Konsumverhalten des Einzelhaushalts im<br />

Zeitverlauf überhaupt nicht ändert und es lediglich mehr Haushalte mit beispielsweise<br />

einem 60-jährigen Haushaltsvorstand gibt als heute und weniger Haushalte mit<br />

einem 30-jährigen Vorstand?<br />

C.1.2 Die veränderte Haushaltsstruktur (Szenario 0’)<br />

Das rein demografische Szenario beruht auf der Annahme, dass sich das Verhältnis<br />

der Haushaltsvorstände zu den gleichaltrigen Personen insgesamt über die Zeit<br />

nicht verändert, sprich: wenn etwa die Zahl der 30-Jährigen um 10 Prozent sinkt,<br />

sinkt auch die Zahl der 30-jährigen Haushaltsvorstände um 10 Prozent. Zudem<br />

bleibt auch der Anteil der 30-jährigen Haushaltsvorstände, die in Ein- oder Mehrpersonenhaushalten<br />

leben, über die Zeit konstant. Dies gilt für alle anderen <strong>Alter</strong>sgruppen<br />

analog.<br />

<strong>Alter</strong> Anzahl der Haushaltsmitglieder Ingesamt<br />

1 2 3+<br />

2003<br />

20-39 Jahre 4.92 1.52 3.76 10.19<br />

40-59 Jahre 3.20 3.82 6.29 13.31<br />

60-79 Jahre 4.23 5.76 1.23 11.23<br />

Über 79 Jahre 1.96 0.61 0.33 2.90<br />

Insgesamt 14.67 11.81 11.63 38.01<br />

2010<br />

20-39 Jahre 6.49 1.16 2.95 10.70<br />

77


40-59 Jahre 4.46 4.15 5.69 14.30<br />

60-79 Jahre 4.46 5.75 0.89 11.10<br />

Über 79 Jahre 2.52 0.95 0.21 3.58<br />

Insgesamt 19.07 12.01 9.74 40.81<br />

2015<br />

20-39 Jahre 6.93 0.95 3.11 11.00<br />

40-59 Jahre 4.89 4.01 4.85 13.75<br />

60-79 Jahre 4.79 5.76 0.87 11.42<br />

Über 79 Jahre 2.68 1.08 0.20 3.95<br />

Insgesamt 20.52 11.90 8.93 41.36<br />

2020<br />

20-39 Jahre 6.96 0.88 3.29 11.13<br />

40-59 Jahre 5.18 3.73 3.91 12.93<br />

60-79 Jahre 5.02 5.66 0.85 11.54<br />

Über 79 Jahre 3.23 1.42 0.19 4.74<br />

Insgesamt 21.49 11.69 8.35 41.53<br />

2025<br />

20-39 Jahre 6.59 0.64 3.38 10.62<br />

40-59 Jahre 5.44 3.23 3.37 12.14<br />

60-79 Jahre 5.64 5.78 0.84 12.36<br />

Über 79 Jahre 3.49 1.55 0.19 5.23<br />

Insgesamt 22.31 11.30 7.78 41.39<br />

2030<br />

20-39 Jahre 6.25 0.53 3.17 9.94<br />

40-59 Jahre 5.68 2.73 3.15 11.55<br />

60-79 Jahre 6.58 5.91 0.83 13.31<br />

Über 79 Jahre 3.56 1.56 0.18 5.20<br />

Insgesamt 22.88 10.82 7.42 41.13<br />

Tabelle C.1: Prognose der Veränderungen der Anzahl der Haushalte nach Größe<br />

und <strong>Alter</strong>sgruppe (jeweils in Tsd.)<br />

In Szenario 0’ wird diese Annahme aufgehoben. Wir verwenden hier nicht mehr die<br />

individuenbasierte Bevölkerungsprognose, sondern die ProFamy-<br />

Haushaltsprognose, die in Zusammenarbeit des Bundesinstitutes für Bevölkerungsforschung<br />

(bib) mit Demografieforschern entstand. Sie wurde uns freundlicherweise<br />

von Herrn Dr. Hullen zur Verfügung gestellt. Haushaltsprognosen werden auf Basis<br />

von demografischen Prognosen erstellt. Zusätzlich verwenden sie aber noch Annahmen<br />

über die Entwicklung von Mustern des Zusammenlebens, der Familiengründung<br />

und -auflösung, über die Heterogenität des Fertilitätsverhaltens innerhalb<br />

von Haushalten und weitere Faktoren [siehe Hullen (2003)].<br />

78


Wir lockern in diesem Szenario die Annahme des Szenarios 0, dass sich die Haushaltszusammensetzung<br />

im Zeitverlauf nicht ändert. Um dies zu erreichen, benötigen<br />

wir eine Zukunftsprognose der Anzahl der Haushalte nach <strong>Alter</strong> des Haushaltsvorstandes<br />

und nach der Haushaltsgröße. Selbstverständlich ließen sich diese Veränderungen<br />

der Haushaltszusammensetzung noch nach weiteren Kriterien wie der<br />

Anzahl der Kinder, der Bundeslandzugehörigkeit und Ähnlichem analysieren. Wir<br />

betrachten jedoch die Dekomposition nach der Haushaltsgröße als das wichtigste<br />

Kriterium, da sie einen direkten Bezug zum Partnerschafts- und Fertilitätsverhalten<br />

hat und auch das Sinken der Haushaltsgröße durch den Wegzug der Kinder sowie<br />

den Tod des Lebenspartners abbilden kann.<br />

Die durch das bib bereitgestellten Daten liefern leider keine sehr detaillierte Unterteilung<br />

der verschiedenen Haushaltsgrößen und <strong>Alter</strong>sgruppen 12 (siehe Tabelle C.1).<br />

Daher ersetzen wir nicht, wie ursprünglich geplant, die Bevölkerungsprognose komplett<br />

durch die Haushaltsprognose, sondern kombinieren beide. Denn vor allem<br />

durch die Unterscheidung von lediglich vier <strong>Alter</strong>sgruppen, wie in Tabelle C.1 gezeigt,<br />

würden wir einen bedeutenden Teil der demografischen Variation verlieren.<br />

Daher benutzen wir aus der Bevölkerungsprognose weiterhin die weitaus feinere<br />

Unterscheidung in 5-Jahres-<strong>Alter</strong>sgruppen innerhalb der vier groben Kategorien.<br />

Unter der damit notwendigen Annahme, dass innerhalb dieser groben <strong>Alter</strong>sgruppen<br />

die Verteilung der Haushalte nach ihrer Größe homogen ist, erhalten wir dann eine<br />

approximative Haushaltsprognose, die besser als bisher Veränderungen im Konsumverhalten<br />

von Haushalten abbilden kann.<br />

C.1.3<br />

<strong>Alter</strong>ssicherungssysteme und intergenerative Einkommensverteilung (Szenarien<br />

1 und 2)<br />

Szenario 1 erweitert das rein demografische Szenario 0, indem es die Annahme der<br />

konstanten Einkommensverteilung lockert. Grundsätzlich hätten wir gerne eine<br />

Haushaltsprognose wie in Szenario 0’ zugrunde gelegt. Wir konnten jedoch keine<br />

Prognosegrundlage finden, die hinsichtlich beider Dimensionen – <strong>Alter</strong> und Haushaltsgröße<br />

- detailliert genug gewesen wäre. Darum werden wir im Folgenden auf<br />

Szenario 0 aufbauen.<br />

Die intensiven Reformen und Diskussionen der vergangenen Jahre über das Rentensystem<br />

und die <strong>Alter</strong>svorsorge in Deutschland fußen auf zwei Grundfragen:<br />

1. Wie kann man die finanzielle Stabilität der <strong>Alter</strong>svorsorge sichern, wenn die<br />

Bevölkerung altert?<br />

12 In den ProFamy Prognosen existiert das Konzept des Haushaltsvorstandes, wie er in der<br />

EVS definiert wird, nicht. Daher wurden die Zahlen in Tabelle C.1 durch Summieren der<br />

Haushalte mit männlicher Bezugsperson und der ohne männliche Bezugsperson errechnet.<br />

Die Bezugsperson wird dann – vermutlich ohne größere Präzisionseinbußen der Prognose –<br />

dem Haushaltsvorstand gleichgesetzt.<br />

79


2. Wie sollen die zusätzlichen Finanzierungslasten zwischen den Generationen<br />

aufgeteilt werden?<br />

Während alle Reformvorschläge zumindest das Ziel einer nachhaltigen Finanzierung<br />

der <strong>Alter</strong>ssicherung in Deutschland verfolgen, unterscheiden sie sich in der<br />

intergenerativen Verteilung zukünftiger Ressourcen. Diese wird im Wesentlichen<br />

durch die Kombination von Beitrags- und Rentenniveau gesteuert.<br />

Im Folgenden entwerfen wir zwei Szenarien, die auf einem eigenen Makro-<br />

Simulationsmodell beruhen. Die Grundvoraussetzungen und die Modellstruktur sind<br />

im Anhang beschrieben. Wichtig ist, dass in beiden Szenarien, im Gegensatz zu<br />

Szenario 0, von einem exogenen Trend im Technologiewachstum ausgegangen<br />

wird. Dieses Trendwachstum liegt bei 1,3 Prozent p.a., einem Wert, der nach den<br />

Entwicklungen in Deutschland in den vergangen Jahren realistisch ist. Wir betrachten<br />

die Ausgestaltung der sozialen Sicherungssysteme in zwei sehr unterschiedlichen<br />

Szenarien 1 und 2. Im Fokus steht dabei die intergenerative<br />

Einkommensumverteilung, also Umverteilung zwischen verschiedenen <strong>Alter</strong>sgruppen<br />

zu einem bestimmten Zeitpunkt.<br />

1. Basisszenario (Szenario 1):<br />

Dieses Szenario berücksichtigt die bisher umgesetzten Reformen der Rentenversicherung.<br />

Außerdem sieht es einen Maastricht konformen öffentlichen Haushalt in<br />

jeder 5-Jahresperiode bis 2035 vor. Dazu nehmen wir eine Erwerbsbeteiligung und<br />

dadurch induzierte Einkommens- und Rentenzahlungen an, wie sie im Wesentlichen<br />

heute existieren.<br />

Auf die Empfehlungen der Rürup-Kommission hin wurde 2004 die Einführung eines<br />

Rentennachhaltigkeitsfaktors beschlossen. Dieser besteht aus einem politisch festzulegenden<br />

Gewichtungsfaktor und dem so genannten Rentnerquotienten. Der Rentennachhaltigkeitsfaktor<br />

ermöglicht es, die Renten künftig so anzupassen, dass die<br />

demografischen Effekte berücksichtigt werden: Das veränderte Verhältnis von<br />

Rentnerinnen und Rentnern zu Beitragszahlerinnen und -zahlern geht ebenso ein<br />

wie die Entwicklung der Einkommen der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten.<br />

Wir haben diese Reform in unserer Einkommensprognose in Szenario 1 eingearbeitet.<br />

Abbildung C.2 demonstriert die aggregierten Wachstumseffekte des Basisszenarios<br />

mit exogenem technischen Fortschritt von 1,3 Prozent p.a. Trotz des historisch festgeschriebenen<br />

Fortschritts greift die <strong>Alter</strong>ung massiv. Die Grundbotschaft des Basisszenarios:<br />

Ohne weitere Reformen in Deutschland wird es ein sinkendes und<br />

über zehn Jahre (2015 bis 2025) sogar ein negatives Wirtschaftswachstum geben!<br />

80


WACHSTUM BASIS-SZENARIO<br />

ø Wachstumsrate je Periode %<br />

ENTWICKLUNG BIP<br />

2,0<br />

1,5<br />

1,0<br />

0,5<br />

0,0<br />

-0,5<br />

1,2<br />

0,9<br />

0,7 0,6 0,6<br />

0,4<br />

0,4<br />

0,3<br />

-0,05<br />

-0,1<br />

'05 '10 '15 '20 '25 '30 '35 '40 '45 '50<br />

130<br />

125<br />

120<br />

115<br />

110<br />

105<br />

100<br />

95<br />

90<br />

85<br />

80<br />

106<br />

121 124<br />

118<br />

113 113<br />

111 112 114<br />

'05 '10 '15 '20 '25 '30 '35 '40 '45 '50<br />

Abbildung C.2: Wachstum in Prozent und Entwicklung des BIP (indexiert:<br />

2005=100), 2005-2050 im Basisszenario (Szenario 1)<br />

Abbildung C.3 enthält die trendbereinigte Wachstumsrate der Konsumausgaben,<br />

das heißt der technische Fortschritt wurde herausgerechnet. Diese Einkommensverteilung<br />

liegt unserer Prognose zu Grunde.<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

20<br />

-10<br />

30 40 50 60 70 80 90<br />

-20<br />

2010<br />

2020<br />

2030<br />

2035<br />

-30<br />

-40<br />

-50<br />

Abbildung C.3: Wachstumsraten der realen Konsumausgaben nach <strong>Alter</strong>sgruppen<br />

im Basisszenario (Szenario 1) zwischen 2010 und 2035 (relativ zu 2003), trendbereinigt<br />

(in Prozent)<br />

81


2. Ein hypothetisches, umfassendes (Arbeitsmarkt-, Abgaben-, Verschuldungs-)<br />

Reformszenario (Szenario 2):<br />

Dieses Szenario zieht die Konsequenzen aus der Wachstumsprognose des Basisszenarios<br />

und legt tief greifende weitere Reformen zu Grunde. Sie betreffen die Erwerbsbeteiligung,<br />

das effektive Renteneintrittsalter und die Staatsverschuldung. Im<br />

Wesentlichen profitieren von den Reformen die Erwerbstätigen, während die Rentnerinnen<br />

und Rentner verlieren. Es profitieren aber auch die Menschen zwischen 60<br />

und 65 Jahren finanziell, denn ihre Erwerbsquote steigt im Reformszenario im Vergleich<br />

zum Basisszenario (siehe Abb. C. 4).<br />

Es wird angenommen, dass es in Deutschland bis 2035 gelingt, die Beschäftigungsquote<br />

der 30- bis 65-Jährigen und die der über 65-Jährigen zu heben. Ziel ist<br />

es, den Arbeitskräfteschwund aufgrund der demografischen Entwicklung annähernd<br />

zu kompensieren. Genauer gesagt: Die <strong>Alter</strong>skohorten zwischen 30 und 55 Jahren<br />

müssen eine Beschäftigungsquote von bis zu 86 Prozent erreichen. Der höchste<br />

Wert für eine der mittleren <strong>Alter</strong>skohorten liegt heute noch bei 82 Prozent. Soll eine<br />

solche Zahl erreicht werden, muss der Anteil an erwerbstätigen Frauen steigen. Bei<br />

den 60- bis 65-Jährigen darf die Beschäftigungsquote nicht mehr wie heute auf 23<br />

Prozent sinken, sondern muss beispielsweise auf dem heutigen schwedischem Niveau<br />

(78 Prozent), bei den über 65-Jährigen beispielsweise auf dem heutigen amerikanischem<br />

Niveau (26 Prozent bei den 65- bis 70-Jährigen) gehalten werden.<br />

Letzteres ist angesichts der verabschiedeten stufenweisen Erhöhung des Renteneintrittsalters<br />

durchaus realistisch. Das Reformszenario unterstellt, dass es tatsächlich<br />

gelingt, das effektive Renteneinrittsalter graduell im Laufe der Jahrzehnte zu<br />

erhöhen.<br />

Für die Staatsverschuldung wird angenommen, dass die öffentlichen Haushalte zwischen<br />

2010 und 2015 im Durchschnitt nur 1 Prozent Nettoneuverschuldung als Anteil<br />

am BIP aufgenommen wird. Bis 2025, also 10 Jahre lang, soll keine<br />

Nettoneuverschuldung aufgenommen werden. Erst dann werden bis 2035 Maastricht<br />

konform neue Schulden aufgenommen. So kann Abgabenbelastung in den<br />

demografisch schwierigen Jahren 2025-2035 gering gehalten werden.<br />

Wie man aus Abbildung C.4 und C.6 sieht, gibt es in beiden Szenarien im Vergleich<br />

zum rein demografischen Szenario 0 eine andere Verteilung der Einkommen. Sie<br />

geht zu Gunsten der über 60-Jährigen und zu Lasten der 30- bis 50-Jährigen. Dies<br />

wird von der demografischen Entwicklung forciert, die im Renten-Umlageverfahren<br />

zu steigenden Lasten der Beitragszahler und -zahlerinnen führt. Jedoch unterscheiden<br />

sich die beiden Szenarien deutlich im Ausmaß ihrer Umverteilung (siehe Abbildung<br />

C.6) sowie im <strong>Alter</strong> der Gewinner- und Verlierergruppe. Während das<br />

Reformszenario (Szenario 2) insgesamt weniger umverteilt als Szenario 1, konzentriert<br />

sich dieser Unterschied ganz wesentlich auf die 55- bis 65-Jährigen als Gewinnergruppe<br />

und die 35- bis 45-Jährigen als Verlierer.<br />

82


Das Basisszenario (Szenario 1) hingegen wirkt günstiger für alle über 60- bis 65-<br />

Jährigen und finanziert dies zum Teil zu Lasten aller Beitragszahler im <strong>Alter</strong> von 25<br />

bis 60 Jahren. Denn dieses Reformszenario erhöht das effektive Renteneintrittsalter<br />

und trifft alle, die von 2020 an über 65 Jahre alt sind. Gleichzeitig wird die Abgabenbelastung<br />

der zukünftigen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Vergleich zum<br />

Reformszenario (Szenario 1) verringert und die Erwerbsquote erhöht. Damit steigt<br />

das Einkommen aller, die von 2020 an über 60 Jahre alt sind.<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

20<br />

-10<br />

30 40 50 60 70 80 90<br />

2010<br />

2020<br />

2030<br />

2035<br />

-20<br />

-30<br />

Abbildung C.4: Wachstumsraten der realen Konsumausgaben nach <strong>Alter</strong>sgruppen<br />

im Reformszenario (Szenario 2) zwischen 2010 und 2035 (relativ zu 2003), trendbereinigt<br />

(in Prozent)<br />

Folgende Abbildung C.5 verdeutlicht, dass mit weiteren Reformen die negativen<br />

Wachstumsraten, wie sie im Basisszenario (Szenario 1) dargestellt werden, vermieden<br />

werden können. 40 Prozent BIP Wachstum bis 2035 sind möglich, verglichen<br />

mit nur 14 Prozent im Basisszenario. Allerdings wird auch ersichtlich, dass selbst<br />

mit tief greifenden Reformen jene Zeiten hoher Wachstumsraten in Deutschland<br />

nicht erreicht werden können.<br />

83


Abbildung C.5: Wachstum in Prozent pro Jahr und Entwicklung des BIP (indexiert:<br />

2005=100), 2005-2050 im Reformszenario (Szenario 2)<br />

Abbildung C.6 verdeutlicht noch einmal die Verteilungsunterschiede zwischen dem<br />

Basisszenario und dem Reformszenario. Das Reformszenario berücksichtigt die<br />

Erwerbstätigen deutlich besser.<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

20 30 40 50 60 70 80 90<br />

-10<br />

2035<br />

2030<br />

2020<br />

2010<br />

-20<br />

Abbildung C.6: Unterschied in der intergenerativen Umverteilung zwischen den<br />

Szenarien 1 und 2 (in Prozentpunkten)<br />

84


C.1.4<br />

Aggregation und Prognosemethodik<br />

Anhand dieser Szenarien lässt sich auch unsere Aggregations- und Prognosemethodik<br />

anschaulich erklären. Zunächst betrachten wir nicht die Entwicklung in der<br />

Zukunft, sondern lediglich die Gegenwart. Um die gesamtwirtschaftliche Konsumstruktur<br />

des Haushaltssektors 13 in den EVS-Befragungsjahren zu bestimmen, müssen<br />

wir die Haushalte zunächst aggregieren, d.h. aus dem Einzelkonsum jedes<br />

Haushaltes den Gesamtkonsum aller Haushalte berechnen. Dazu wählen wir eines<br />

der EVS-Befragungsjahre als Basisjahr, hier das Jahr 2003. Wir betrachten die<br />

Stichprobenbevölkerung dieses Jahres als unsere Referenzbevölkerung. Die Hochrechnungsfaktoren<br />

der EVS (im Folgenden als EVSgewicht bezeichnet) geben an,<br />

wie viele Haushalte in der deutschen Bevölkerung durch einen bestimmten Stichprobenhaushalt<br />

repräsentiert werden. Der Beitrag eines Haushalts zur aggregierten<br />

Konsumstruktur hängt jedoch zusätzlich von der Höhe seiner Konsumausgaben<br />

insgesamt (x) ab. Aus diesen zwei Erwägungen ergeben sich folgende Aggregationsgewichte<br />

für das Jahr 2003, als aggrgewicht bezeichnet:<br />

aggrgewicht<br />

= EVSgewicht<br />

⋅ x<br />

a, h,2003<br />

a,<br />

h,2003<br />

a,<br />

h,2003<br />

In dieser Gleichung bezeichnet a die <strong>Alter</strong>sgruppe und h den Haushalt. Der gesamtwirtschaftliche<br />

Ausgabenanteil für Nahrungsmittel errechnet sich danach zum<br />

Beispiel als gewichtete Summe der auf Basis der Schätzergebnisse vorhergesagten<br />

Ausgabenanteile der einzelnen Haushalte.<br />

Da wir jedoch auch Prognosen über die zukünftige Entwicklung treffen wollen, stellt<br />

sich die Frage, wie sich diese Gewichte in der Zukunft verändern. Wie bereits gesagt<br />

nehmen wir in den Szenarien an, dass sich der Anteil der 30-Jährigen Haushaltsvorstände<br />

proportional zu dem Anteil der 30-Jährigen an der<br />

Gesamtbevölkerung verändert. Demnach erhält man die Prognosegewichte mittels<br />

der Aggregationsgewichte und einem Faktor, der das Verhältnis zwischen den 30-<br />

Jährigen im Jahr 2003 und dem Prognosejahr abbildet:<br />

progngewicht<br />

a,<br />

h,<br />

t<br />

= aggrgewicht<br />

a,<br />

h,2003<br />

⋅<br />

pop<br />

pop<br />

a,<br />

t<br />

a,2003<br />

pop gibt in dieser Gleichung den Bevölkerungsanteil der betreffenden <strong>Alter</strong>sgruppe<br />

in dem bezeichneten Jahr an.<br />

Dies ist das Prognosegewicht für das Szenario 0. In Szenario 0’ wird lediglich das<br />

Verhältnis der Bevölkerungsanteile in Basis- und Prognosejahr durch das Verhältnis<br />

der Anteile von Haushalten der <strong>Alter</strong>sgruppe a an allen Haushalten in Basis- und<br />

Prognosejahr ersetzt.<br />

13 Die Konsumnachfrage des Staats- und Unternehmenssektors werden in der EVS nicht<br />

erfasst und sind nicht Thema dieser <strong>Studie</strong>.<br />

85


In den Szenarien 1 und 2 wird das Prognosegewicht aus Szenario 0 noch um den<br />

trendbereinigten Faktor angepasst, mit dem sich das Ausgabenbudget der einzelnen<br />

<strong>Alter</strong>sgruppen verschiebt. Wenn eine Rentenreform zum Beispiel das Beitragsniveau<br />

zu Gunsten der Erhaltung des Rentenniveaus erhöhen würde, verteilte sie zu<br />

Gunsten der älteren Menschen um. Dies stellt das Prognosegewicht dar: Das Ausgabengewicht<br />

der Haushalte, die zu den älteren <strong>Alter</strong>sgruppen zählen, wird dann<br />

höher. Außerdem dienen die geschätzten Koeffizienten dazu, die Veränderung des<br />

Gesamtbudgets auch bei der Vorhersage der Ausgabenanteile zu berücksichtigen.<br />

C.2 Ergebnisse<br />

C.2.1 Die reine <strong>Alter</strong>sstrukturverschiebung (Szenario 0)<br />

Im ersten Szenario haben wir lediglich betrachtet, wie sich die Verschiebung der<br />

<strong>Alter</strong>sstruktur auswirkt, wenn wir keine Begleiteffekte, etwa auf die Verteilung der<br />

Einkommen oder die Zusammensetzung von Haushalten, berücksichtigen. Die Ergebnisse<br />

sind in Abbildung C.7 illustriert.<br />

Sie zeigen einen deutlichen Anstieg der Ausgaben für Gesundheit und Reisen an<br />

den Gesamtausgaben, in Höhe von etwa 12 respektive 6 Prozent bis 2035. Ebenfalls<br />

steigend, um knapp 4 Prozent, ist der Ausgabenanteil für Körperpflege, während<br />

die Energienachfrage lediglich um 2 Prozent steigt. Gleichzeitig sinkt der<br />

Ausgabenanteil für Verkehrsgüter um etwa 5 Prozent, und die Ausgabenanteile für<br />

Home Entertainment, Aktive Freizeitgestaltung und Restaurants um etwa 1 bis 2<br />

Prozent.<br />

-6 -4 -2 0 2 4 6 8 10 12<br />

Essen, Trinken<br />

Bekleidung, Schuhe<br />

Energie<br />

Möbel, Haushaltsgeräte<br />

Gesundheit<br />

Verkehr<br />

Kommunikation<br />

Home Entertainment<br />

Aktive Freizeitgestaltung<br />

Reisen,Hotels<br />

Restaurants<br />

Körperpflege<br />

2005 2010 2020 2030 2035<br />

Abbildung C.7: Veränderung der aggregierten Ausgabenanteile der detaillierten<br />

Konsumgruppen im Zeitverlauf (in Prozent relativ zum Jahr 2003), Szenario 0<br />

86


Die folgenden Abbildungen betrachten genauer, welcher Art ein „<strong>Wirtschaftsmotor</strong><br />

<strong>Alter</strong>“ sein könnte. Sie zeigen, welcher Anteil der heute und in Zukunft konsumierten<br />

Gütern von den Seniorinnen und Senioren konsumiert wird und welcher von jüngeren<br />

Haushalten. Drei Ergebnisse sind besonders frappierend:<br />

1. Schon im Jahr 2003 hatten die über 50-Jährigen bereits einen Konsumanteil von<br />

mindestens 45 Prozent bei allen Konsumgütergruppen. Besonders hoch ist der Anteil<br />

bei den Gesundheitsgütern und bei Reisen, dort liegt er über 60 Prozent. Damit<br />

stellen die über 50-Jährigen bereits jetzt fast in allen Bereichen etwa die Hälfte der<br />

Konsumnachfrage.<br />

2. Es zeigt sich, dass in keiner einzigen Gütergruppe die 20 bis 49-Jährigen eine<br />

„Wachstumszielgruppe“ sind. Das heißt: Ihr Anteil an der Gesamtnachfrage nach<br />

einem Gut wird in keiner einzigen der zwölf aggregierten Gütergruppen wachsen<br />

oder auch nur konstant bleiben. Dies schließt zwar nicht aus, dass sie bei einzelnen<br />

Gütern, die in der Analyse nicht betrachtet werden können, eine Zielgruppe mit<br />

Wachstumspotenzial darstellen können. Grundsätzlich aber gilt in diesem Szenario:<br />

Die über 50-Jährigen sind die Zielgruppe der Zukunft, und innerhalb dieser Gruppe<br />

haben besonders die über 65-Jährigen ein hohes Wachstumspotenzial als Konsumentengruppe.<br />

3. Weiterhin kann man sehen, wie sich die <strong>Alter</strong>sstruktur verschiebt, indem man die<br />

Konsumanteile der einzelnen <strong>Alter</strong>sgruppen im Zeitverlauf vergleicht. Im Allgemeinen<br />

nimmt der Konsumanteil der 50- bis 64-Jährigen bis 2020 zu und sinkt dann<br />

langsam wieder. Dies liegt daran, dass der demografische Wandel sich zunächst in<br />

einem größeren Bevölkerungsanteil dieser <strong>Alter</strong>sgruppe niederschlägt, nach 2020<br />

aber hauptsächlich zu einem Anwachsen der beiden älteren <strong>Alter</strong>sgruppen über 65<br />

Jahre führen wird.<br />

Die Gütergruppen Nahrungsmittel und Getränke sowie Bekleidung, Schuhe und<br />

Schmuck weisen zwar unterschiedliche Konsumanteile der einzelnen <strong>Alter</strong>sgruppen<br />

auf, aber ihre Zeitprofile sind sich sehr ähnlich. 2003 geben die über 50-Jährigen<br />

knapp unter 50 Prozent der Gesamtsumme für diese beiden Gütergruppen aus. Ihr<br />

Anteil wird in Zukunft weiter steigen – in diesem Szenario auf etwa 60 Prozent.<br />

Doch auch innerhalb dieser <strong>Alter</strong>sgruppe ergeben sich Verschiebungen. Nach 2020<br />

wird im Wesentlichen die Konsumentengruppe der über 65-Jährigen gestärkt, wie<br />

die grün und orange markierten Flächen zeigen.<br />

87


0 20 40 60 80 100<br />

8.9<br />

9.6<br />

10.2<br />

12.3<br />

13.7<br />

15.3<br />

15.2<br />

16.2<br />

16.8<br />

16.1<br />

20.7<br />

21.7<br />

25.5<br />

24.8<br />

26.4<br />

31.3<br />

25.8<br />

24.3<br />

50.4<br />

49.4<br />

46.6<br />

40.3<br />

39.8<br />

38.6<br />

2003 2005 2010 2020 2030 2035<br />

20-49 Jahre 50-64 Jahre<br />

65-74 Jahre über 75 Jahre<br />

Abbildung C.8: Konsumanteile an den Gesamtausgaben für Nahrungsmittel, Getränke<br />

und Tabakwaren (in Prozent), Szenario 0<br />

88


0 20 40 60 80 100<br />

7.1<br />

7.8<br />

8.2<br />

9.8<br />

11.1<br />

12.4<br />

15.1<br />

16.2<br />

16.7<br />

16.1<br />

20.8<br />

21.9<br />

26.4<br />

25.7<br />

27.4<br />

32.6<br />

27.0<br />

25.6<br />

51.3<br />

50.4<br />

47.7<br />

41.5<br />

41.2<br />

40.1<br />

2003 2005 2010 2020 2030 2035<br />

20-49 Jahre 50-64 Jahre<br />

65-74 Jahre über 75 Jahre<br />

Abbildung C.9: Konsumanteile an den Gesamtausgaben für Bekleidung, Schuhe<br />

und Schmuck (in Prozent), Szenario 0<br />

Was Energie angeht, sind die <strong>Alter</strong>sgruppen jenseits der 50 schon heute die Abnehmer<br />

Nummer Eins. Ihr Anteil an der Nachfrage nach Energie wird laut dieses<br />

Szenarios bis 2035 von knapp über 50 Prozent auf fast 65 Prozent steigen, hauptsächlich<br />

aufgrund der höheren Energienachfrage der über 65-Jährigen. Dasselbe<br />

gilt auch für den Ausgabenanteil für Haushaltsgeräte und Möbel.<br />

89


0 20 40 60 80 100<br />

10.6<br />

11.5<br />

12.1<br />

14.6<br />

16.1<br />

17.9<br />

16.7<br />

17.8<br />

18.5<br />

17.5<br />

22.3<br />

23.3<br />

25.4<br />

24.6<br />

26.1<br />

30.7<br />

25.2<br />

23.6<br />

47.2<br />

46.1<br />

43.3<br />

37.3<br />

36.4<br />

35.2<br />

2003 2005 2010 2020 2030 2035<br />

20-49 Jahre 50-64 Jahre<br />

65-74 Jahre über 75 Jahre<br />

Abbildung C.10: Konsumanteile an den Gesamtausgaben für Energie (in Prozent),<br />

Szenario 0<br />

90


0 20 40 60 80 100<br />

8.9<br />

9.6<br />

10.1<br />

12.0<br />

13.4<br />

15.0<br />

16.8<br />

17.9<br />

18.4<br />

17.4<br />

22.4<br />

23.5<br />

28.1<br />

27.3<br />

28.9<br />

34.0<br />

28.1<br />

26.5<br />

46.2<br />

45.3<br />

42.6<br />

36.6<br />

36.1<br />

35.0<br />

2003 2005 2010 2020 2030 2035<br />

20-49 Jahre 50-64 Jahre<br />

65-74 Jahre über 75 Jahre<br />

Abbildung C.11: Konsumanteile an den Gesamtausgaben für Haushaltsgeräte, Möbel<br />

(in Prozent), Szenario 0<br />

91


0 20 40 60 80 100<br />

16.9<br />

18.0<br />

18.8<br />

22.1<br />

23.6<br />

25.8<br />

22.8<br />

23.9<br />

24.5<br />

22.4<br />

27.7<br />

28.8<br />

26.5<br />

25.1<br />

26.0<br />

30.1<br />

24.4<br />

22.2<br />

33.9<br />

33.0<br />

30.7<br />

25.4<br />

24.3<br />

23.2<br />

2003 2005 2010 2020 2030 2035<br />

20-49 Jahre 50-64 Jahre<br />

65-74 Jahre über 75 Jahre<br />

Abbildung C.12: Konsumanteile an den Gesamtausgaben für Gesundheit (in Prozent),<br />

Szenario 0<br />

92


0 20 40 60 80 100<br />

6.1<br />

6.6<br />

7.0<br />

8.5<br />

9.7<br />

10.9<br />

12.7<br />

13.6<br />

13.9<br />

13.5<br />

17.7<br />

18.7<br />

26.6<br />

26.1<br />

27.9<br />

33.2<br />

27.7<br />

26.5<br />

54.6<br />

53.8<br />

51.1<br />

44.8<br />

44.9<br />

43.9<br />

2003 2005 2010 2020 2030 2035<br />

20-49 Jahre 50-64 Jahre<br />

65-74 Jahre über 75 Jahre<br />

Abbildung C.13: Konsumanteile an den Gesamtausgaben für Verkehr (in Prozent),<br />

Szenario 0<br />

Noch ausgeprägter als bei der Energie ist die hohe Kaufkraft der Seniorinnen und<br />

Senioren im Feld Gesundheit. Fast 40 Prozent der Nachfrage werden 2003 von den<br />

über 65-Jährigen generiert, und mehr als 65 Prozent von Personen jenseits der 50.<br />

2035 werden nach unseren Berechnungen in diesem Szenario die über 65-Jährigen<br />

mehr als 50 Prozent der Gesundheitsausgaben bestreiten, mehr als 75 Prozent tätigen<br />

die Personen über 50 Jahren. Auch die Gruppe der älteren Seniorinnen und<br />

Senioren über 75 Jahre kommt dann auf einen Anteil von etwa 26 Prozent (siehe<br />

Abbildung C.12). Relativ gering nehmen sich dagegen die Veränderungen bei den<br />

Verkehrsgütern aus, wie Abbildung C.13 zeigt. Jedoch sinkt der Anteil der unter 50-<br />

Jährigen an den Gesamtausgaben auch hier von 55 auf 44 Prozent und der Anteil<br />

der über 75-Jährigen am Gesamtbudget steigt um den Faktor 1,5.<br />

Der Anteil der mittleren <strong>Alter</strong>sgruppe zwischen 50 und 64 Jahren ist bei Verkehrsgütern<br />

2003 und 2035 nahezu identisch. Aber er steigt bis 2020 um über 6 Prozentpunkte,<br />

um danach wieder abzuschmelzen. Ähnlich sieht das Bild für diese<br />

<strong>Alter</strong>sgruppe auch bei Kommunikation, Home Entertainment und Aktiver Freizeitgestaltung<br />

aus. Jedoch sinken die Konsumanteile der 50- bis 64-Jährigen hier sogar<br />

unter das Niveau von 2003. Grund für diesen zeitlichen Verlauf ist die eingangs erwähnte<br />

Verschiebung der <strong>Alter</strong>sstrukturen, die sich auch in den Konsumprofilen<br />

bemerkbar macht. Die geburtenstarken Jahrgänge gehen in den nächsten Jahren in<br />

93


Rente und verstärken dann in etwa 15 Jahren zunehmend die <strong>Alter</strong>sgruppe der über<br />

65-Jährigen. Ferner führt auch die weiterhin steigende Lebenserwartung dazu, dass<br />

mehr Menschen über 65 und sogar über 75 Jahre alt werden. Daher gewinnen die<br />

65- bis 74-Jährigen erst um 2030 deutlich an Gewicht als Zielgruppe für Verkehrsund<br />

Kommunikationsgüter. Auch was die Freizeitgestaltung und Home Entertainment<br />

angeht, steigt ihr Anteil erst von 2030 deutlich an.<br />

0 20 40 60 80 100<br />

8.5<br />

9.2<br />

9.7<br />

11.7<br />

13.1<br />

14.7<br />

15.3<br />

16.3<br />

16.9<br />

16.1<br />

20.7<br />

21.8<br />

24.9<br />

24.2<br />

25.7<br />

30.5<br />

25.3<br />

23.8<br />

51.4<br />

50.3<br />

47.7<br />

41.7<br />

40.9<br />

39.7<br />

2003 2005 2010 2020 2030 2035<br />

20-49 Jahre 50-64 Jahre<br />

65-74 Jahre über 75 Jahre<br />

Abbildung C.14: Konsumanteile an den Gesamtausgaben für Kommunikation (in<br />

Prozent), Szenario 0<br />

94


0 20 40 60 80 100<br />

8.4<br />

9.1<br />

9.7<br />

11.7<br />

13.2<br />

14.8<br />

14.4<br />

15.4<br />

16.0<br />

15.5<br />

20.0<br />

21.1<br />

24.3<br />

23.9<br />

25.8<br />

30.3<br />

25.0<br />

23.7<br />

52.9<br />

51.6<br />

48.5<br />

42.5<br />

41.8<br />

40.5<br />

2003 2005 2010 2020 2030 2035<br />

20-49 Jahre 50-64 Jahre<br />

65-74 Jahre über 75 Jahre<br />

Abbildung C.15: Konsumanteile an den Gesamtausgaben für Aktive Freizeitgestaltung<br />

(in Prozent), Szenario 0<br />

95


0 20 40 60 80 100<br />

8.2<br />

8.9<br />

9.5<br />

11.4<br />

12.8<br />

14.4<br />

14.8<br />

15.8<br />

16.3<br />

15.7<br />

20.2<br />

21.2<br />

24.1<br />

23.4<br />

25.0<br />

29.7<br />

24.6<br />

23.2<br />

53.0<br />

51.9<br />

49.2<br />

43.2<br />

42.4<br />

41.2<br />

2003 2005 2010 2020 2030 2035<br />

20-49 Jahre 50-64 Jahre<br />

65-74 Jahre über 75 Jahre<br />

Abbildung C.16: Konsumanteile an den Gesamtausgaben für Home Entertainment<br />

(in Prozent), Szenario 0<br />

96


0 20 40 60 80 100<br />

8.6<br />

9.3<br />

9.9<br />

12.0<br />

13.4<br />

15.0<br />

14.2<br />

15.1<br />

15.7<br />

14.9<br />

19.3<br />

20.3<br />

25.9<br />

25.2<br />

26.8<br />

31.6<br />

26.3<br />

24.8<br />

51.2<br />

50.3<br />

47.7<br />

41.5<br />

41.0<br />

39.8<br />

2003 2005 2010 2020 2030 2035<br />

20-49 Jahre 50-64 Jahre<br />

65-74 Jahre über 75 Jahre<br />

Abbildung C.17: Konsumanteile an den Gesamtausgaben für Restaurants und Cafes<br />

(in Prozent), Szenario 0<br />

97


0 20 40 60 80 100<br />

11.0<br />

11.8<br />

12.3<br />

14.4<br />

15.8<br />

17.6<br />

21.9<br />

23.1<br />

23.6<br />

22.2<br />

27.8<br />

29.1<br />

28.4<br />

27.2<br />

28.4<br />

33.4<br />

27.3<br />

25.2<br />

38.7<br />

38.0<br />

35.7<br />

30.1<br />

29.1<br />

28.2<br />

2003 2005 2010 2020 2030 2035<br />

20-49 Jahre 50-64 Jahre<br />

65-74 Jahre über 75 Jahre<br />

Abbildung C. 18: Konsumanteile an den Gesamtausgaben für Reisen und Hotels (in<br />

Prozent), Szenario 0<br />

Für den Reisesektor sind Personen über 50 Jahre als Zielgruppe besonders interessant.<br />

Sie hatten bereits 2003 einen „Marktanteil“ von über 60 Prozent. Dies ist<br />

wiederum auf die 50- bis 64-Jährigen zurückzuführen, die 28 Prozent ausmachen.<br />

Ihr Anteil wird bis 2020 auf 33,4 Prozent steigen. Ebenfalls deutliche Zunahmen sind<br />

in der <strong>Alter</strong>sgruppe der 65- bis 74-Jährigen zu verzeichnen. Ihr Anteil an den Gesamtausgaben<br />

für Reisen und Hotels wird im Jahr 2035 fast 30 Prozent erreicht<br />

haben. Erstaunlich ist dabei nicht so sehr, dass der Konsumanteil der 50 bis 74-<br />

Jährigen so hoch ist. Dies bestätigt lediglich das viel beschriebene Reisefieber unter<br />

Seniorinnen und Senioren, das entweder nach dem Auszug der Kinder aus dem<br />

Elternhaus oder nach dem Renteneintritt auftritt. Überraschend ist aber der hohe<br />

Konsumanteil der über 75-Jährigen von 11 Prozent im Jahre 2003 an den Reiseausgaben.<br />

Er ist zwar geringer als bei den drei anderen <strong>Alter</strong>sgruppen, wenn man<br />

aber die zunehmenden gesundheitlichen Beeinträchtigungen und die Mobilitätseinschränkungen<br />

im <strong>Alter</strong> betrachtet, relativ hoch.<br />

C.2.2 Änderungen in der Haushaltszusammensetzung (Szenario 0’)<br />

In diesem Szenario berücksichtigen wir im Vergleich zum Szenario 0 nicht nur die<br />

demografische Entwicklung, sondern auch ihre Auswirkungen auf die Haushaltsstruktur,<br />

wie zum Beispiel die sinkende Kinderzahl in jungen Haushalten.<br />

98


Diese Verfeinerung der Prognose hat Auswirkungen auf die aggregierte Konsumstruktur:<br />

Die Entwicklung der Ausgabenanteile für Gesundheit, Reisen und Hotels,<br />

Bekleidung, Schmuck und Schuhe sowie Verkehr und Home Entertainment sind<br />

relativ ähnlich. Teilweise weichen sie in ihrer Wachstumsrate um 0,5-1,2 Prozentpunkte<br />

ab.<br />

Größere Unterschiede, teilweise sogar diametrale Effekte, sind aber bei den anderen<br />

Gütergruppen zu beobachten. So steigt der Ausgabenanteil für Körperpflege bis<br />

2030 laut dieser Prognose um 6,5 Prozent im Vergleich zu knapp 3 Prozent im Szenario<br />

0. Für Energie werden 4,5 Prozent statt 1,5 Prozent mehr ausgegeben. Die<br />

vormals leicht sinkenden Ausgaben für Restaurants steigen nunmehr um 2 Prozent,<br />

ebenso wie die Güter der aktiven Freizeitgestaltung, die ebenfalls bislang als Verlustkategorien<br />

galten. Der Ausgabenanteil für Kommunikation steigt sogar um 4<br />

Prozent, während er vormals leicht sank. Für Nahrungsmittel und Haushaltsgeräte/Möbel<br />

hingegen kehrt sich die Situation um: Ihr Anteil schrumpft – um 2,5 bis 3<br />

Prozent. Vorher konnten sie positive Wachstumsraten aufweisen.<br />

-5 0 5 10<br />

Essen, Trinken<br />

Bekleidung, Schuhe<br />

Energie<br />

Möbel, Haushaltsgeräte<br />

Gesundheit<br />

Verkehr<br />

Kommunikation<br />

Home Entertainment<br />

Aktive Freizeitgestaltung<br />

Reisen,Hotels<br />

Restaurants<br />

Körperpflege<br />

2010 2020 2030<br />

Abbildung C.19: Veränderung der aggregierten Ausgabenanteile der detaillierten<br />

Konsumgruppen im Zeitverlauf (in Prozent relativ zum Jahr 2003), Szenario 0’<br />

Die Aufteilung des aggregierten Konsums auf die vier <strong>Alter</strong>sgruppen weicht in diesem<br />

Szenario vom Szenario 0 zwar etwas, aber nicht drastisch ab. Die Anteile der<br />

99


<strong>Alter</strong>sgruppe über 75 Jahre fallen durchweg höher aus, in der Regel um etwa einen<br />

Prozentpunkt, die der 50- bis 64-Jährigen geringer. Bei den beiden anderen <strong>Alter</strong>sgruppen<br />

sind die Veränderungen vernachlässigbar, wie man am Beispiel der Nahrungsmittel<br />

sieht.<br />

0 20 40 60 80 100<br />

8.9<br />

9.6<br />

10.2<br />

12.3<br />

13.7<br />

15.3<br />

15.2<br />

16.2<br />

16.8<br />

16.1<br />

20.7<br />

21.7<br />

25.5<br />

24.8<br />

26.4<br />

31.3<br />

25.8<br />

24.3<br />

50.4<br />

49.4<br />

46.6<br />

40.3<br />

39.8<br />

38.6<br />

2003 2005 2010 2020 2030 2035<br />

20-49 Jahre 50-64 Jahre<br />

65-74 Jahre über 75 Jahre<br />

Abbildung C.20: Konsumanteile an den Gesamtausgaben für Nahrungsmittel, Getränke<br />

und Tabakwaren (in Prozent), Szenario 0<br />

100


0 20 40 60 80 100<br />

8.9<br />

10.7<br />

13.4<br />

15.4<br />

15.2<br />

17.3<br />

16.4<br />

20.4<br />

25.5<br />

26.2<br />

30.4<br />

24.9<br />

50.4<br />

45.8<br />

39.9<br />

39.3<br />

2003 2010 2020 2030<br />

20-49 Jahre 50-64 Jahre<br />

65-74 Jahre über 75 Jahre<br />

Abbildung C.21: Konsumanteile an den Gesamtausgaben für Nahrungsmittel, Getränke<br />

und Tabakwaren (in Prozent), Szenario 0’<br />

C.2.3<br />

<strong>Alter</strong>ssicherungssysteme und intergenerative Einkommensverteilung<br />

(Szenarien 1 und 2)<br />

Szenario 1: Basisszenario<br />

Nun betrachten wir ein Szenario, in dem wir nicht nur eine Verschiebung der <strong>Alter</strong>sstruktur<br />

annehmen. Wir gehen auch davon aus, dass die Einkommen anders verteilt<br />

werden. Damit verändern sich die Gesamtkonsumausgaben zwischen den <strong>Alter</strong>sgruppen.<br />

Diese Umverteilung ergibt sich als Auswirkung der Rentenreform. Wir betrachten<br />

hier lediglich die intergenerative Einkommensumverteilung, also<br />

Umverteilung zwischen verschiedenen <strong>Alter</strong>sgruppen zu einem bestimmten Zeitpunkt.<br />

Innerhalb einer <strong>Alter</strong>sgruppe – also intragenerativ – nehmen wir an, dass die<br />

Einkommensverteilung konstant bleibt. 14<br />

Vergleicht man die Ergebnisse aus Abbildung C.22 mit denen des Szenarios 0 (Abb.<br />

C.7), so sieht man deutliche Unterschiede. Die höchste Wachstumsrate ergibt sich<br />

14 Wir belassen allerdings die bereits 2003 zu beobachtende, bestehende Einkommensheterogenität.<br />

Wir verändern sie nur nicht im Zeitablauf.<br />

101


mit 40 Prozent für den Ausgabenanteil Gesundheit – im Vergleich zu 12 Prozent im<br />

Szenario 0. Das ist ein deutlicher Effekt dieser intergenerativen Einkommensumverteilung.<br />

Doch auch auf den Ausgabenanteil von Reisen und Hotels wirkt sie sich<br />

aus: Bis 2035 wächst dieser Teil um 13,4 Prozent, was etwas mehr als dem Doppelten<br />

der Steigerung im Szenario 0 entspricht. Gleichzeitig wächst der Ausgabenanteil<br />

für Energie hier um etwa 4,7 Prozentstatt um 2 Prozent; der für Körperpflege bleibt<br />

annähernd gleich. Im Gegensatz dazu schrumpfen die Ausgabenanteile für Nahrungsmittel<br />

(-2.7 Prozent), Kommunikation (-3.8 Prozent), Bekleidung, Schuhe und<br />

Schmuck (-8.2 Prozent), Home Entertainment (-8 Prozent) und Aktive Freizeitgestaltung<br />

(-6 Prozent) in diesem Szenario deutlich stärker. Die Ausgabenanteile für Möbel<br />

und Haushaltsgeräte (0.6 Prozent) sowie für Restaurants (ca. -1 Prozent)<br />

hingegen werden im Jahr 2025 ähnlich hoch sein wie im Szenario 0.<br />

Diese deutlichen Veränderungen sind hauptsächlich auf die veränderte Einkommensverteilung<br />

zurückzuführen, die in Abbildung C.4 illustriert ist. Sie ist unmittelbare<br />

Folge des aktuellen Rentensystems - trotz der bereits umgesetzten<br />

Rentenreformen - und der im Zuge des demografischen Wandels steigenden Abgabenbelastung<br />

der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Vor allem die <strong>Alter</strong>sgruppen<br />

zwischen 30 und 50 Jahren werden von 2010 an massiv an Gewicht bei den<br />

Gesamtkonsumausgaben verlieren. Das wirkt sich auf deren bevorzugte Güter wie<br />

etwa Bekleidung aus.<br />

-10 0 10 20 30 40<br />

Essen, Trinken<br />

Bekleidung, Schuhe<br />

Energie<br />

Möbel, Haushaltsgeräte<br />

Gesundheit<br />

Verkehr<br />

Kommunikation<br />

Home Entertainment<br />

Aktive Freizeitgestaltung<br />

Reisen, Hotels<br />

Restaurants<br />

Körperpflege<br />

2005 2010 2020 2030 2035<br />

Abbildung C.22: Veränderung der aggregierten Ausgabenanteile der detaillierten<br />

Konsumgruppen im Zeitverlauf (in Prozent relativ zum Jahr 2003), Szenario 1<br />

102


0 20 40 60 80 100<br />

11.0<br />

12.1<br />

13.7<br />

19.5<br />

28.4<br />

31.8<br />

21.9<br />

23.3<br />

23.6<br />

25.1<br />

34.6<br />

28.4<br />

34.4<br />

31.4<br />

35.9<br />

35.2<br />

38.7<br />

33.2<br />

21.4<br />

19.7<br />

26.8<br />

20.2<br />

15.6<br />

14.2<br />

2003 2005 2010 2020 2030 2035<br />

20-49 Jahre 50-64 Jahre<br />

65-74 Jahre über 75 Jahre<br />

Abbildung C.23: Konsumanteile an den Gesamtausgaben für Reisen und Hotels (in<br />

Prozent), Szenario 1<br />

103


0 20 40 60 80 100<br />

11.0<br />

11.8<br />

12.3<br />

14.4<br />

15.8<br />

17.6<br />

21.9<br />

23.1<br />

23.6<br />

22.2<br />

27.8<br />

29.1<br />

28.4<br />

27.2<br />

28.4<br />

33.4<br />

27.3<br />

25.2<br />

38.7<br />

38.0<br />

35.7<br />

30.1<br />

29.1<br />

28.2<br />

2003 2005 2010 2020 2030 2035<br />

20-49 Jahre 50-64 Jahre<br />

65-74 Jahre über 75 Jahre<br />

Abbildung C.24: Konsumanteile an den Gesamtausgaben für Reisen und Hotels (in<br />

Prozent), Szenario 0<br />

Auch an den altergruppenspezifischen Konsumanteilen an den Ausgaben für die<br />

einzelnen Güter lässt sich dieser Effekt ablesen: Bis 2035 steigt in unserem Basisszenario<br />

der Konsumanteil der über 75-Jährigen bei allen Gütern deutlich an, weil<br />

wir die künftige intergenerative Einkommensverteilung einbeziehen. Der direkte<br />

Vergleich der Abbildungen C.23 und C.24 für Reisen und Hotels zeigt diese Unterschiede<br />

beispielhaft: Die Konsumanteile der beiden älteren <strong>Alter</strong>sgruppen sind substantiell<br />

höher und entsprechend geringer bei den unter 50-Jährigen.<br />

104


Szenario 2: Reformszenario<br />

Dieses Szenario unterscheidet sich vom vorherigen dadurch, dass insbesondere die<br />

55- bis 65-Jährigen ein deutlich höheres Einkommen beziehen werden. Denn ihre<br />

Erwerbsbeteiligung steigt im Vergleich zum Basisszenario. Auch die unter 55-<br />

Jährigen gewinnen, wenn auch nur etwas, im Vergleich zu Szenario 1. Dagegen<br />

verlieren die über 70-Jährigen durch das Reformszenario. Es begünstigt die Arbeitnehmerinnen<br />

und Arbeitnehmer relativ zu den Rentnerinnen und Rentnern .<br />

-10 0 10 20 30 40<br />

Essen, Trinken<br />

Bekleidung, Schuhe<br />

Energie<br />

Möbel, Haushaltsgeräte<br />

Gesundheit<br />

Verkehr<br />

Kommunikation<br />

Home Entertainment<br />

Aktive Freizeitgestaltung<br />

Reisen, Hotels<br />

Restaurants<br />

Körperpflege<br />

2005 2010 2020 2030 2035<br />

Abbildung C.25: Veränderung der aggregierten Ausgabenanteile der detaillierten<br />

Konsumgruppen im Zeitverlauf (in Prozent relativ zum Jahr 2003), Szenario 2<br />

Abbildung C.25 zeigt, wie sich die Ausgabenanteile für die detaillierten Konsumgüterkategorien<br />

im Reformszenario verändern. Insgesamt unterscheiden sich beide<br />

Szenarien (Basisszenario und Reformszenario) deutlich vom Szenario 0 und etwas<br />

weniger untereinander. Zunächst zu den Schlüsselkategorien: Während der Ausgabenanteil<br />

für Gesundheitsgüter hier nur um 37 statt um 41 Prozent (Szenario 1)<br />

steigt, ist die Wachstumsrate des Reiseanteils in Szenario 2 mit 16 Prozent etwas<br />

höher als im Basisszenario. Dass der Bereich Gesundheit gedämpfter ausfällt, liegt<br />

daran, dass dieses Szenario weniger stark zugunsten der über 75-Jährigen umverteilt.<br />

Diese aber konsumieren aufgrund ihres schlechteren Gesundheitszustandes<br />

diese Güter besonders intensiv. Der Zusammenhang lässt sich auch direkt im Ver-<br />

105


gleich der Abbildungen C.26 und C.27 ablesen. Während der Konsumanteil der über<br />

75-Jährigen im Basisszenario bis 2035 auf 45,3 Prozent steigt, ist er im Falle des<br />

Reformszenarios im Jahr 2035 zwar immer noch sehr hoch, liegt aber nur noch bei<br />

36,6 Prozent. Auch die verbesserte Einkommensverteilung zugunsten der 50- bis<br />

64-Jährigen ist an dem höheren Konsumanteil dieser Gruppe leicht zu erkennen.<br />

0 20 40 60 80 100<br />

16.9<br />

18.4<br />

20.9<br />

29.9<br />

41.5<br />

45.3<br />

22.8<br />

24.0<br />

24.0<br />

24.1<br />

26.5<br />

29.1<br />

31.1<br />

32.8<br />

30.3<br />

30.3<br />

33.9<br />

28.5<br />

16.2<br />

22.3<br />

14.6<br />

15.7<br />

11.1<br />

9.9<br />

2003 2005 2010 2020 2030 2035<br />

20-49 Jahre 50-64 Jahre<br />

65-74 Jahre über 75 Jahre<br />

Abbildung C.26: Konsumanteile an den Gesamtausgaben für Gesundheit (in Prozent),<br />

Szenario 1<br />

106


0 20 40 60 80 100<br />

16.9<br />

17.1<br />

18.7<br />

23.3<br />

32.2<br />

36.6<br />

22.8<br />

23.5<br />

23.3<br />

23.7<br />

31.0<br />

26.5<br />

30.2<br />

29.7<br />

34.9<br />

35.8<br />

33.9<br />

22.7<br />

20.8<br />

29.2<br />

23.2<br />

17.3<br />

14.1<br />

12.9<br />

2003 2005 2010 2020 2030 2035<br />

20-49 Jahre 50-64 Jahre<br />

65-74 Jahre über 75 Jahre<br />

Abbildung C.27: Konsumanteile an den Gesamtausgaben für Gesundheit (in Prozent),<br />

Szenario 2<br />

Der Anteil für Verkehrsausgaben ist in diesem Szenario nahezu identisch zu Szenario<br />

1, die Veränderungsrate von Kommunikationsgütern fällt mit etwa -1,8 Prozentpunkten<br />

deutlich geringer aus. Die Ausgabenanteile für Bekleidung, Schuhe und<br />

Schmuck sowie Aktive Freizeitgestaltung und Home Entertainment sinken bis 2035<br />

weitaus weniger stark, während der Anteil der Nahrungsmittel am Gesamtbudget<br />

stärker fällt. Bedingt durch die geringere Belastung jüngerer Haushalte fällt erwartungsgemäß<br />

der Ausgabenanteil von Haushaltsgeräten und Möbeln sowie von Körperpflege<br />

um 7,3 Prozent und 5,6 Prozent höher aus als im Basisszenario.<br />

Eine merkliche Veränderung ergibt sich bei den Energieausgaben. Ihr Anteil sinkt im<br />

Reformszenario bis 2035 um 2,7 Prozent, während im Basisszenario Zuwächse von<br />

bis zu 4,7 Prozent zu verzeichnen waren.<br />

Um die zukünftige Ausgabenstruktur vorherzusagen, haben wir uns zum einen auf<br />

die Nachfrageschätzung berufen, die auf der EVS beruht (Kapitel B) und zum anderen<br />

eine Vorausberechnung der Bevölkerungsentwicklung des Statistischen Bundesamtes<br />

verwendet. Um herauszufinden, wie viel Einkommen in Zukunft verfügbar<br />

sein wird und wie sich das Sparverhalten gestaltet, haben wir mit einem Makro-<br />

Simulationsmodell gerechnet.<br />

107


Die bisherigen Ergebnisse beruhen stark auf den geschätzten altersspezifischen<br />

Präferenzen wie sie heute bestehen. Um diese etwas greifbarer zu machen und<br />

herauszubekommen, wie sie sich tatsächlich ändern, befasst sich der folgende Exkurs<br />

mit den unterschiedlichen Werten und Konsumtypen von jüngeren und älteren<br />

Konsumenten.<br />

C.2.4 Exkurs: Wertewandel, demografischer Wandel und Prognose der Konsumstruktur<br />

Die vorangegangenen Projektionen berücksichtigen nur „harte“ Faktoren, da die<br />

EVS keine Präferenzen oder Werte direkt erfragt. Unser bisheriger Ansatz stützt<br />

sich daher auf die klassische mikroökonomische Haushaltstheorie. Dabei wird die<br />

Nachfrage nach einem Gut oder einer Gütergruppe durch die (relativen) Preise, das<br />

verfügbare Einkommen beziehungsweise das Vermögen eines Haushaltes, sowie<br />

seine sozioökonomischen und soziodemografischen Charakteristika wie <strong>Alter</strong>, Geschlecht<br />

und Bildung erklärt.<br />

Jetzt ergänzen wir diesen Ansatz um weiche Faktoren. Sie spielen bei der Nachfrage<br />

nach Gütern eine große Rolle [siehe Blundell (1988) und Petrin (2002)]. Dies<br />

sind sowohl Faktoren auf Seiten der Konsumenten wie Werte oder subjektive Einstellungen,<br />

als auch Faktoren, die dem Produkt anhaften, zum Beispiel ein Markenimage<br />

oder bestimmte, auf eine Zielgruppe gemünzte Eigenschaften. Diese weichen<br />

Faktoren können durch den Anbieter eines Produkts, also durch Unternehmen, beeinflusst<br />

werden. In Kapitel B.5 wurden solche Faktoren ausführlicher beschrieben.<br />

Außerdem konnte man sehen, dass weiche Faktoren sehr deutlich Aufschluss darüber<br />

geben können, wie sich Konsumenten verhalten.<br />

Wenn sich eine Gesellschaft wandelt, noch dazu in raschem Tempo, verändern sich<br />

Werte, Grundeinstellungen und Präferenzen. Dies geschieht im Zeitablauf sowohl<br />

auf individueller Ebene, als auch über Generationen hinweg. Eine Prognose des<br />

zukünftigen Konsumverhaltens benötigt somit als Input Informationen darüber, wie<br />

sich die für die Nachfrage wichtigen weichen Faktoren über die Zeit und über Generationen<br />

hinweg verändern. Jede Prognose des Konsumverhaltens macht explizit<br />

oder implizit Annahmen über zukünftige nachfragerelevante Werte und Einstellungen.<br />

Zwar können Prognosen des Wertewandels nicht ähnlich genau sein wie Bevölkerungs-<br />

oder Einkommensprognosen. Wir können aber versuchen, verschiedene<br />

Szenarien des Wertewandels zu beschreiben und quantitativ zu erfassen. Dazu<br />

brauchen wir zum einen historische Daten über Werte und Kaufverhalten von Konsumenten<br />

unterschiedlicher <strong>Alter</strong>sklassen. Diese werden mit Annahmen darüber<br />

verknüpft, wie stabil Präferenzen sich über die Zeit verhalten.<br />

Für ein Prognoseszenario könnte man zum Beispiel davon ausgehen, dass die Präferenzen<br />

und Werte, die ein Konsument im Jahr 2002 hat, bis an sein Lebensende<br />

unverändert bleiben. Man könnte aber auch annehmen, dass Präferenzen zwar mit<br />

108


sozioökonomischen Charakteristika wie Beruf oder Bildungsstand verbunden sind,<br />

sich jedoch im Lauf eines Konsumentenlebens verändern. Daher betrachten wir<br />

zwei gegensätzliche Szenarien, was die Entwicklung der Präferenzen betrifft, um die<br />

künftige intrasektorale Nachfrage vorhersagen zu können.<br />

Szenario A:<br />

Werte und Präferenzen der jeweiligen <strong>Alter</strong>skohorten bleiben im Zeitablauf konstant<br />

Szenario B:<br />

Jede Generation übernimmt die Werte und Präferenzen ihrer Elterngeneration nur<br />

unvollständig und behält teilweise ihre eigenen Werte aus ihrer Jugend.<br />

Aus der Brand Power <strong>Studie</strong> der Roland Berger Strategy Consultants haben sich 8<br />

verschiedene Archetypen ergeben (Humanist, Minimalist, Traditionalist, Performer,<br />

Individualist, Träumer, Maximalist und Hedonist). Die acht Verhaltenstypen legen für<br />

jeden der zwölf Sektoren fest, wie sich die Nachfrage innerhalb der Sektoren verteilt.<br />

So fragt zum Beispiel ein Hedonist innerhalb des Sektors Verkehr andere Fortbewegungsmittel<br />

nach als ein Traditionalist.<br />

Für die folgende ökonomische Analyse werden die harten Faktoren wie demografischer<br />

Wandel und Sparverhalten sowie weiche Faktoren wie Werte und Präferenzen<br />

getrennt betrachtet. Wir haben folgende Arbeitshypothese entwickelt, die durch<br />

die verfügbaren Daten nicht verbessert werden kann: Harte Faktoren führen hauptsächlich<br />

zu Verschiebungen zwischen den betrachteten Sektoren (intersektorale<br />

Verschiebungen), während weiche Faktoren Veränderungen innerhalb eines Sektors<br />

(intrasektorale Verschiebungen) bestimmen. Die demografische Struktur bestimmt<br />

demnach, wie viel Kaufkraft in einem Sektor ausgegeben wird und wie<br />

wichtig der Sektor für den Konsum einer jeden <strong>Alter</strong>skohorte ist. Werte und Präferenzen<br />

hingegen legen fest, welche Güter innerhalb des Sektors gekauft werden.<br />

Für jeden Archetypen kann mit unserer Arbeitshypothese nun in den beiden Szenarien<br />

prognostiziert werden, wie sich die Nachfrage zukünftig verschieben wird. Mit<br />

Hilfe der Daten aus der Roland Berger Brand Power <strong>Studie</strong> (siehe Kapitel B.5) und<br />

der demografischen Projektion des Statistischen Bundesamtes können zusätzlich zu<br />

den qualitativen Aussagen auch Verschiebungen quantifiziert werden.<br />

Szenario A („Stabile <strong>Alter</strong>spräferenzen, keine Kohortenpräferenzen“):<br />

Es wird angenommen, dass jede <strong>Alter</strong>skohorte zu jedem Zeitpunkt dieselben Werte<br />

und Präferenzen aufweist. Da eine Person während der Lebensspanne alle <strong>Alter</strong>skohorten<br />

durchläuft, verändern sich ihre Werte permanent. Kinder verfügen somit<br />

über die gleichen Werte wie ihre Eltern, wenn sie sich in deren <strong>Alter</strong> befinden. Die<br />

Eltern wiederum besitzen gleichzeitig die Präferenzen ihrer Eltern, also der Großeltern<br />

der Kinder.<br />

109


Abbildung C.28 beschreibt, wie sich die Archetypenverteilung nach Szenario 1 prozentual<br />

verschiebt.<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

-2<br />

-4<br />

-6<br />

Humanist<br />

Minimalist<br />

Traditionalist<br />

Performer<br />

Individualist<br />

Träumer<br />

Maximalist<br />

Hedonist<br />

-8<br />

-10<br />

-12<br />

Abbildung C.28: Prozentuale Veränderung der Häufigkeit der Archetypen zwischen<br />

2005 und 2035<br />

Aus dem Diagramm kann geschlossen werden, dass die Archetypen Humanist<br />

(+6,2 Prozent), Traditionalist (+6,4 Prozent) und Träumer (+6,4 Prozent) an Bedeutung<br />

gewinnen werden. Hingegen wird der prozentuale Anteil an Typen wie Minimalist<br />

(-3,5 Prozent), Performer (-2,4 Prozent), Individualist (-3,7 Prozent), Maximalist<br />

(-9,8 Prozent) und Hedonist (-2,9 Prozent) abnehmen. Diese Veränderungen werden<br />

von den Resultaten aus der Logit-Regression von Kapitel B.5, in Verbindung mit<br />

der Veränderung der <strong>Alter</strong>sstruktur der Bevölkerung impliziert. In Kapitel B.5 wurde<br />

ja gezeigt, dass sich ältere Menschen mit den Archetypen Humanist, Traditionalist<br />

und Träumer am ehesten identifizieren. Da der Anteil und die Anzahl älterer Menschen<br />

bis 2035 zunehmen werden, erhöht sich auch die relative und absolute Häufigkeit<br />

der Archetypen, die ältere Menschen repräsentieren.<br />

Szenario B („Instabile <strong>Alter</strong>spräferenzen und instabile Kohortenpräferenzen“):<br />

Für dieses Szenario nehmen wir an, dass jede Generation die Werte und Präferenzen<br />

ihrer Elterngeneration nur unvollständig übernimmt. Dies bedeutet, dass jede<br />

Generation einen Teil der Wertvorstellungen aus ihren Jugendjahren behält, wenn<br />

sie in die nächste <strong>Alter</strong>skohorte aufsteigt. Die folgende Abbildung C.29 beschreibt,<br />

wie sich unter dieser Annahme der prozentuale Anteil der Archetypen im Jahre 2035<br />

relativ zu heute verändert.<br />

110


3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

-2<br />

Humanist<br />

Minimalist<br />

Traditionalist<br />

Performer<br />

Individualist<br />

Träumer<br />

Maximalist<br />

Hedonist<br />

-3<br />

-4<br />

Abbildung C.29: Prozentuale Veränderung der Häufigkeit der Archetypen zwischen<br />

2005 und 2035<br />

Auch in diesem Szenario wird der Anteil an Archetypen wie Humanist, Traditionalist<br />

und Träumer zu- und für die übrigen Typen abnehmen. Die Verschiebungen sind<br />

allerdings weniger stark, weil im Szenario 2 die Präferenzen der älteren Generation<br />

nicht vollständig übernommen werden.<br />

Allerdings hat die Brand Power <strong>Studie</strong> die <strong>Alter</strong>sgruppe der über 70-Jährigen nicht<br />

erfasst. Wenn man aber davon ausgeht, dass diese sich ähnlich wie die 50- bis 69-<br />

Jährigen verhalten und sich von den 16- bis 49-Jährigen deutlich unterscheiden,<br />

dann kann man vermuten, dass die Effekte in Abbildung C.29 noch verstärkt würden,<br />

wenn diese <strong>Alter</strong>sgruppe hinzukäme.<br />

Es zeigt sich also, dass der demografische Wandel nicht nur die Zusammensetzung<br />

einer <strong>Alter</strong>skohorte beeinflusst, sondern auch deren Werte und Präferenzen. Im<br />

Aggregat gewinnen langfristig diejenigen Wertvorstellungen, die in stärker werdenden<br />

<strong>Alter</strong>skohorten überproportional vertreten sind. Das bedeutet, dass Nachfragesektoren<br />

und Unternehmen, die den Bedürfnissen der Archetypen Humanist,<br />

Traditionalist und Träumer entsprechen, in Zukunft als Gewinner dastehen: Mit ihnen<br />

kann sich die große Gruppe der Älteren eher identifizieren. Dieser Effekt wird<br />

jedoch abgeschwächt, wenn realistischer Weise davon ausgegangen wird, dass<br />

sich bestimmte Konsumpräferenzen mit dem <strong>Alter</strong> nicht verändern sondern konstant<br />

bleiben (Szenario B).<br />

111


C.3 Beschäftigungseffekte<br />

Die Beschäftigungseffekte aus den demografischen Veränderungen und dem Wertewandel<br />

ergeben sich aus drei unterschiedlichen Quellen. Zum einen ist das die<br />

langfristig aggregierte Nachfrage, zum anderen sind es intersektorale Verschiebungen<br />

der Nachfrage; dazu kommen intrasektorale Nachfrageveränderungen. Wir beschränken<br />

uns hier auf eine Quantifizierung der aggregierten Beschäftigung und<br />

eine Diskussion der intersektoralen Nachfrageverschiebung auf die Beschäftigung.<br />

Ob die Marktnachfrage aufgrund des demografischen Wandels steigen oder fallen<br />

wird, ist a priori nicht klar. Es wird zwar im Vergleich zu heute mehr ältere Menschen<br />

geben, dafür aber sinken die Zahl der jüngeren Menschen und ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung.<br />

Daraus folgt, dass die Nachfrage der Rentnergeneration steigt<br />

und die der jüngeren Generation sinkt. Weil wir den Gesamteffekt quantifizieren<br />

wollen und dabei berücksichtigen, dass sich auch andere makroökonomische Rahmenbedingungen<br />

verändern werden, verwenden wir dasselbe Makro-<br />

Simulationsmodell wie in Kapitel C.1.2.<br />

Zunächst müssen wir hierfür eine Voraussage treffen, wie künftig das verfügbare<br />

Nettoeinkommen verteilt wird. Dafür aber müssen wir sowohl das künftige Bruttoeinkommen<br />

als auch die Steuer- und Abgabenbelastung ermitteln. Das ist insofern<br />

problematisch, als die Höhe der Abgaben unter anderem von der Beschäftigungslage<br />

und der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit abhängt. Diese wiederum sind aber<br />

Größen, die ihrerseits von den Abgaben abhängen – ein Zirkel. Um diesem Problem<br />

entgegenzuwirken, benutzen wir wiederum unser Simulationsmodell aus dem Kapitel<br />

C.1.2. Außerdem müssen wir weitere Kenngrößen berücksichtigen, etwa das<br />

Sparverhalten aller <strong>Alter</strong>skohorten, insbesondere der Rentnergeneration.<br />

Beschäftigungseffekte in Szenario 1: Basisszenario<br />

Abbildung C.30 zeigt, auf welches Niveau die Beschäftigung infolge des demografischen<br />

Wandels im Basisszenario sinken wird. Die Kurve zeigt die Effekte bis 2050.<br />

112


1,05<br />

1<br />

0,95<br />

0,9<br />

0,85<br />

0,8<br />

0,75<br />

0,7<br />

0,65<br />

0,6<br />

2005 2010 2015 2020 2025 2030 2035 2040 2045 2050<br />

Abbildung C.30: Relative Beschäftigungsveränderung durch demografischen Wandel,<br />

Szenario 1 (Basisszenario)<br />

Wie aus dem Diagramm geschlossen werden kann, beträgt die Beschäftigung im<br />

Jahre 2035 nur noch knapp 80 Prozent des heutigen Beschäftigungsniveaus. Dies<br />

bedeutet jedoch nicht, dass die Arbeitslosenquote um denselben Prozentsatz steigt.<br />

Denn gleichzeitig wird laut einer <strong>Studie</strong> von Börsch-Supan auch die Zahl der Erwerbstätigen<br />

bis 2035 voraussichtlich bis zu 20 Prozent sinken [siehe Börsch-Supan<br />

(2001, 2002)]. Außerdem hängt die Arbeitslosenquote stark davon ab, ob die Qualifikationen,<br />

die Unternehmen wünschen und die Arbeitssuchende bieten, übereinstimmen.<br />

Es wird also künftig im Wesentlichen darum gehen, welche Qualifikationen<br />

die Erwerbsbevölkerung aufweist und wie sich die Produktivität entwickelt.<br />

Beschäftigungseffekte in Szenario 2: Reformszenario<br />

Abbildung C.31 visualisiert die Beschäftigungseffekte in Szenario 2, dem Reformszenario.<br />

Aufgrund der höheren Erwerbstätigkeit insbesondere der Bevölkerung<br />

über 50 können die im Basisszenario drohenden negativen Auswirkungen der <strong>Alter</strong>ung<br />

auf die Beschäftigung neutralisiert werden. Die Beschäftigung steigt von 2005<br />

auf 2020 um etwa 10 Prozent und fällt dann bis 2035 in etwa auf das Niveau von<br />

2005 zurück.<br />

Die Seniorinnen und Senioren entfalten in zweierlei Hinsicht ihre Kraft als <strong>Wirtschaftsmotor</strong>.<br />

Zum einen steigt die Beschäftigung natürlich deshalb direkt, weil aufgrund<br />

der Reformen die Erwerbsquote der Seniorinnen und Senioren steigt. Zum<br />

zweiten erhöht sich aber auch die Kaufkraft der Seniorinnen und Senioren, da sie ja<br />

mehr Erwerbseinkommen beziehen. Diese höhere Kaufkraft wird im Reformszenario<br />

nachfragewirksam und schlägt sich dann auch in einer höheren Beschäftigung nieder.<br />

Damit wirkt die Erhöhung der Erwerbsquote bei Seniorinnen und Senioren auch<br />

indirekt positiv auf die Beschäftigung.<br />

113


1.2<br />

1.1<br />

1<br />

0.9<br />

0.8<br />

0.7<br />

0.6<br />

2005 2010 2015 2020 2025 2030 2035 2040 2045 2050<br />

Abbildung C.31: Relative Beschäftigungsveränderung durch demografischen Wandel,<br />

Szenario 2 (Reformszenario)<br />

Bislang beschränkten wir uns nur auf eine Sichtweise des Arbeitsmarktes, nämlich<br />

auf eine aggregierte Sichtweise. Den Arbeitsmarkt gibt es aber nicht. Wir haben es<br />

mit einer Vielzahl von in Sektoren unterteilten Arbeitsmärkten zu tun, deren Struktur<br />

und Größe sich ändert, je nachdem wie groß die Nachfrage und damit auch die<br />

Produktionsverschiebungen in jedem Sektor ist. Einige Sektoren werden wachsen,<br />

während andere schrumpfen. Es entsteht eine so genannte friktionelle Arbeitslosigkeit:<br />

Ein Teil der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer muss von schrumpfenden in<br />

wachsende Sektoren wechseln, temporär entstehen mehr oder weniger große Lücken<br />

in der Beschäftigung.<br />

Zusätzlich kann aber auch strukturelle Arbeitslosigkeit entstehen. Denn in den verschiedenen<br />

Sektoren, und - noch viel wichtiger - in den verschiedenen Berufen werden<br />

nicht immer die gleichen Anforderungen an das Humankapital und an die<br />

Qualifikation gestellt. Also können sich nicht alle Erwerbstätigen quer durch die Sektoren<br />

bewegen. Humankapital kann nicht beliebig schnell akkumuliert werden: Einen<br />

Landwirt oder Bergmann kann man nicht plötzlich in der Pflege alter Menschen einsetzen.<br />

Auch die Umsetzung von Forschung und Entwicklung in einem wachsenden<br />

Sektor braucht Zeit. In Kapitel C.2 haben wir Nachfrageverschiebungen illustriert.<br />

Daraus können wir vermuten, dass z.B. in den Sektoren Gesundheit und Reise die<br />

Beschäftigung wachsen wird, weil die alternde Gesellschaft dort die Nachfrage steigert.<br />

Das gilt vor allem für die Gesundheit, weil sie ein arbeitsintensiver Bereich ist.<br />

Es gibt zwar Innovationen, die darauf abzielen, den Pflegebereich kapitalintensiver<br />

zu gestalten und weniger Menschen zu beschäftigen (ein Beispiel ist der Pflegeroboter<br />

in Kapitel D), aber diese sind noch im Erprobungsstadium. Es ist also zu erwarten,<br />

dass eine Kapitalintensivierung bei der Gesundheit nur langsam erfolgt.<br />

114


Forschung, Innovation und Entwicklung neuer Produkte bieten die Chance, den bisher<br />

vorhergesagten negativen Beschäftigungseffekten im Basisszenario, die mit<br />

dem demografischen Wandel und der <strong>Alter</strong>ung der deutschen Bevölkerung einhergehen,<br />

zumindest teilweise entgegenzuwirken. Wenn die Nachfrage der Seniorinnen<br />

und Senioren nach neuen Produkten bei Unternehmen dazu führt, stärker auf<br />

deren Werte und Bedürfnisse einzugehen, wird dies voraussichtlich massive Auswirkungen<br />

auf die Innovations- und Forschungsanstrengungen von Unternehmen<br />

haben. Neue Innovationspotenziale könnten so aufgedeckt werden. Ein Blick in die<br />

umfangreiche Literatur zu Innovation und Wachstum [Romer (1986,1990), Lucas<br />

(1988), Aghion und Howitt (1992)] kann das Verständnis für die Anreize zur Produktund<br />

Prozessentwicklung aus Sicht des Unternehmens schärfen. Dabei ist die potentielle<br />

Marktgröße ein sehr wichtiger Bestimmungsfaktor. Denn je größer der Markt<br />

ist, auf dem das neu entwickelte Produkt abgesetzt werden kann, desto höher sind<br />

die Investitionsanreize: Der Gesamtgewinn fällt schließlich größer aus. Präferenzen<br />

können das Marktpotenzial im Lauf der Zeit verändern. Demzufolge müsste durch<br />

die erhöhte Nachfrage und das damit verbundene größere Marktpotenzial auch die<br />

Innovationstätigkeit steigen. Ob dies gelingt, hängt davon ab, wie schnell Unternehmen<br />

es verstehen, auf zwangsläufige Verschiebungen in der Konsumentennachfrage<br />

zu reagieren, die man relativ genau vorhersagen kann. Im Kapitel D<br />

werden wir daher den Zusammenhang zwischen Innovation und demografischem<br />

Wandel anhand von Beispielen aus den unterschiedlichsten Branchen näher beleuchten.<br />

C.4 Fazit<br />

Die Bevölkerung altert und das hat weit reichende Auswirkungen auf die Wirtschaft.<br />

Sowohl in der Öffentlichkeit als auch in der Wissenschaft wird zwar intensiv über die<br />

nachhaltige Finanzierung der sozialen Sicherungssysteme diskutiert. Auf die übrigen<br />

ökonomischen Auswirkungen der alternden Gesellschaft aber ist bislang zu<br />

wenig geachtet worden.<br />

Dieses Kapitel hat, aufbauend auf den Ergebnissen des Kapitels B, prognostiziert,<br />

wie sich das <strong>Alter</strong>n der Bevölkerung auf die künftige Konsumnachfrage von Privathaushalten<br />

auswirken wird. Informationen über Konsumtrends sind zum einen wichtig<br />

für die Industrie und Dienstleistungssektoren, die sich frühzeitig auf neue<br />

Entwicklungen einstellen müssen. Zum anderen können Veränderungen in der Konsumstruktur<br />

auch Veränderungen in der Beschäftigungsstruktur nach sich ziehen.<br />

Denn wenn ein Konsumsektor wächst, während ein anderer schrumpft, passen sich<br />

auch Produktion und Beschäftigung des jeweiligen Sektors an diese Veränderungen<br />

an. Was das veränderte Konsumverhalten für die Beschäftigung bedeutet, wird sich<br />

auch an den Beispielen aus der Praxis zeigen, die Kapitel D vorstellt.<br />

In unserer Prognose der Konsumnachfrage haben wir vier Szenarien erstellt. Zunächst<br />

wurde die demografische Entwicklung isoliert analysiert (Szenario 0). Die<br />

Fragen lauten: Wenn sich die sonstigen Parameter des Konsumentenverhaltens<br />

115


überhaupt nicht verändern, sondern nur die Zahl der jüngeren Haushalte sinkt und<br />

die der älteren Haushalte steigt, wie entwickelt sich dann die Konsumstruktur? Und<br />

welches Gewicht haben die über 50-Jährigen dann als Konsumentengruppe?<br />

1. Unsere Berechnungen zeigen, dass die über 50-Jährigen schon heute in allen<br />

Gütergruppen für annähernd 50 Prozent der Konsumausgaben verantwortlich sind.<br />

Damit sind sie jetzt schon weitaus einflussreichere Konsumenten als das zum Beispiel<br />

die Werbung vorspiegelt. Es gibt also einen „Konsummotor <strong>Alter</strong>“.<br />

50<br />

-12,5 +11,5<br />

48%<br />

42%<br />

58%<br />

52%<br />

9%<br />

5%<br />

13% 17%<br />

75+<br />

65-74<br />

34% 32%<br />

50-64<br />

2005 2035 2005 2035<br />

Abbildung C.32: Konsumanteile der unter und über 50-Jährigen in 2005 und 2035<br />

ohne politische Reformen bzgl. Erwerbsbeteiligung, Abgaben und Haushaltspolitik<br />

(Basisszenario)<br />

2. Der Einfluss der älteren Bevölkerung wird weiter steigen. In keiner einzigen Gütergruppe<br />

sind die 20- bis 49-Jährigen eine „Wachstumszielgruppe“. Das bedeutet:<br />

Ihr Anteil an der Gesamtnachfrage wird in keiner einzigen der zwölf aggregierten<br />

Gütergruppen wachsen oder auch nur konstant bleiben. Die über 50-Jährigen sind<br />

damit die Zielgruppe der Zukunft, und innerhalb dieser Gruppe haben besonders die<br />

über 65-Jährigen ein hohes Wachstumspotenzial als Konsumentengruppe.<br />

3. Man kann die Verschiebung der <strong>Alter</strong>sstruktur an der Konsumentwicklung deutlich<br />

ablesen. Im Allgemeinen nimmt der Konsumanteil der 50- bis 64-Jährigen für<br />

alle Güter bis 2020 zu, danach sinkt er langsam wieder. Dies liegt daran, dass sich<br />

die <strong>Alter</strong>ung der Bevölkerung sich zunächst darin niederschlägt, dass der Anteil dieser<br />

<strong>Alter</strong>sgruppe zunimmt. Nach 2020 aber werden hauptsächlich die beiden älteren<br />

<strong>Alter</strong>sgruppen über 65 Jahre zunehmen.<br />

4. Die Veränderungen der Konsumstruktur sind substantiell. Dabei stechen insbesondere<br />

zwei Gütergruppen ins Auge: Gesundheit sowie Reisen und Hotels. Ihre<br />

Ausgabenanteile werden im Aggregat schon im ersten Szenario bis zum Jahr 2035<br />

um 12 bzw. 6 Prozent steigen. Großer Verlierer der demografischen Entwicklung<br />

sind die Ausgabenanteile für Verkehrsmittel: Sie werden bis 2035 um 5 Prozent sin-<br />

116


ken. Nicht betrachtet ist bei unserer Untersuchung dabei der Kauf von Kraftfahrzeugen.<br />

In einem weiteren Szenario (Szenario 1) berücksichtigen wir zusätzlich, dass die<br />

demografische Entwicklung zu einer Veränderung der Beitragszahlungen und Renteneinkommen<br />

führt. Damit ändert sich die intergenerative Einkommensverteilung.<br />

Wir haben dazu berechnet, wie sich die bereits umgesetzte Rentenreform auf die<br />

Verteilung der Einkommen auswirkt. Außerdem berücksichtigen wir neben den Effekten<br />

aus Szenario 0, wie sich die Veränderung der Kaufkraft zwischen den Generationen<br />

auswirkt. Dies ist unser Basisszenario.<br />

5. Dabei zeigt sich, dass die demografische Entwicklung in jedem Fall zu einer Umverteilung<br />

zu Gunsten der älteren Bevölkerung und zu zusätzlichen demografischen<br />

Lasten der Beitragszahler, also der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, im sozialen<br />

Sicherungssystem führen wird. Dieser Verteilungsaspekt wird sich ganz wesentlich<br />

auf die zukünftige Konsumstruktur auswirken.<br />

6. Die Güter Gesundheit und Reisen und Hotels gewinnen zusätzlich an Gewicht am<br />

Gesamtkonsum. Hingegen werden Bekleidung, Schuhe und Schmuck sowie Verkehr<br />

und Home Entertainment zusätzlich an Gewicht verlieren. Dabei überwiegen<br />

quantitativ die positiven Wachstumseffekte bei Gesundheit und Reisen, die 2035 bei<br />

bis zu 40 Prozent beziehungsweise bei 12 Prozent liegen.<br />

7. Die Bedeutung des „Konsummotors <strong>Alter</strong>“ wird also wesentlich davon abhängen,<br />

wie sich die sozialen Sicherungssysteme und andere Determinanten des Senioreneinkommens<br />

in Zukunft entwickeln.<br />

Wir betrachten weiterhin ein Reformszenario, das sich konzeptionell wenig vom Basisszenario<br />

unterscheidet. Jedoch berechnen wir hier die Auswirkungen einer alternativen<br />

Variante, die weniger zu Lasten der jüngeren Menschen, also der<br />

Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, geht und weniger stark auf Transfers zu<br />

Gunsten der Älteren baut. Lediglich diejenigen, die im Jahr 2035 55 bis 65 Jahre alt<br />

sein werden, profitieren finanziell deutlich von dieser Reform. Denn sie werden eine<br />

höhere Erwerbsbeteiligung haben, da sie später in Rente gehen.<br />

8. Die quantitativen Unterschiede zwischen den beiden Varianten sind nicht unbeträchtlich,<br />

die Entwicklung läuft aber bei beiden in dieselbe Richtung. Der Ausgabenanteil<br />

für Gesundheit könnte bis 2035 um bis zu 37 Prozent steigen, der von<br />

Reisen steigt auf über 15 Prozent. Zwei neue Güter mit deutlichem Wachstumspotenzial<br />

sind in diesem Szenario Körperpflege und die Ausgaben für Möbel und<br />

Haushaltsgeräte, die stärksten Verlierer sind Verkehr und Nahrungsmittel, Getränke<br />

und Tabakwaren mit Schrumpfungsraten, die 5 Prozent überschreiten können.<br />

117


Ausgesuchte Gütergruppen<br />

Veränderungen 2035 gegenüber 2003<br />

Gesundheitspflege<br />

40%<br />

37%<br />

Reisen/Hotels<br />

13%<br />

16%<br />

Möbel/Haushaltsgeräte<br />

Körperpflege<br />

1%<br />

2%<br />

7%<br />

6%<br />

Verkehr<br />

Bekleidung<br />

Nahrungsmittel/Getränke/<br />

Tabakwaren<br />

-8%<br />

-9%<br />

-8%<br />

-6%<br />

-3%<br />

-6%<br />

Basisszenario<br />

Reformszenario<br />

Abbildung C.33: Ausgesuchte Veränderungen der Konsumstruktur von 2003 bis<br />

2035 in Basis- und Reformszenario<br />

9. Die Konsumanteile der <strong>Alter</strong>sgruppen nehmen in beiden Szenarien für die Seniorinnen<br />

und Senioren stärker zu als im Szenario 0 und sinken stärker für die unter<br />

50-Jährigen. Die Unterschiede zwischen den beiden Rentenreformszenarien im<br />

Hinblick auf die Gütergruppen entsprechen 1:1 der finanziellen Umverteilung, die sie<br />

hervorrufen.<br />

Als weiteres Szenario haben wir einen weiteren Begleiteffekt der demografischen<br />

Entwicklung analysiert (Szenario 0’). Die <strong>Alter</strong>ung der Bevölkerung ergibt sich durch<br />

die steigende Lebenserwartung und die sinkende Fertilität. Die steigende Lebenserwartung<br />

hat mehrere Auswirkungen: Zum einen führt sie dazu, dass es immer<br />

mehr ältere Haushalte gibt. Dies wurde bereits in Szenario 0 berücksichtigt. Zum<br />

anderen führt sie dazu, dass es immer mehr Paare in den höheren <strong>Alter</strong>sgruppen<br />

gibt, da beide Partner ein höheres <strong>Alter</strong> erreichen. Da aber nach wie vor die Lebenserwartung<br />

von Frauen höher ist als die von Männern, gibt es unter den über 75-<br />

Jährigen überdurchschnittlich viele Singlehaushalte, die – wie wir in Kapitel B gesehen<br />

haben – ein anderes Konsumprofil aufweisen als Mehrpersonenhaushalte. Die<br />

sinkende Fertilität liegt zum einen daran, dass sich Menschen schon heute deutlich<br />

später für eine Partnerschaft und für Familie entscheiden. Sie schlägt sich zum anderen<br />

in einer generell sinkenden Haushaltsgröße der zunächst jüngeren Haushalte<br />

nieder.<br />

Diese Begleiteffekte der demografischen Entwicklung auf die Haushaltszusammensetzung<br />

haben wir in Szenario 0’ berücksichtigt, indem wir die demografische Prognose<br />

durch eine Haushaltsprognose ersetzt haben, die alters- und<br />

haushaltsgrößenspezifisch ist.<br />

118


10. Die Ergebnisse dieser Prognose unterscheiden sich nicht drastisch von denen<br />

des rein demografischen Szenarios 0. Energie, Körperpflege und Kommunikation<br />

erhalten leicht höhere Gewichte am Gesamtkonsum, während sich die Ergebnisse<br />

für alle anderen Güter kaum verändern.<br />

11. Um genauer analysieren zu können, welche Rolle bei der künftigen Konsumentwicklung<br />

die Zusammensetzung der Haushalte spielen wird, müsste es eine detaillierte<br />

Prognose zu deren Entwicklung geben. Da viele ökonomische<br />

Entscheidungen im Familienverbund gemeinsam getroffen werden und insbesondere<br />

das Konsumentenverhalten auf Individualbasis kaum erfasst werden kann, schlagen<br />

wir vor, die unter Mitarbeit des Statistischen Bundesamtes erstellten<br />

Bevölkerungsprognosen durch eine verlässliche und detaillierte offizielle Haushaltsprognose<br />

zu ergänzen.<br />

12. Die Beschäftigungseffekte durch den demografischen Wandel sind im Basisszenario<br />

grundsätzlich negativ. Dies betrifft das Volumen an Beschäftigung beziehungsweise<br />

die Zahl der Erwerbstätigen. Im Basisszenario geht die Beschäftigung<br />

im Vergleich zu 2005 bis 2035 um 20 Prozent zurück. Im Reformszenario kann dagegen<br />

die Beschäftigung von 2005 bis 2035 leicht gesteigert werden. Reformen in<br />

den Bereichen Arbeitsmarkt, Rente und Staatsverschuldung zahlen sich also aus.<br />

Die Wirkung auf die Arbeitslosenquote können wir aber nicht beziffern. Zusätzlich<br />

könnte es durch Verschiebungen zwischen den Nachfragesektoren zu Friktionen auf<br />

dem Arbeitsmarkt kommen, die wir aber nicht quantifizieren. Diese Effekte können<br />

durch Innovation und technischen Fortschritt abgemildert werden.<br />

13. Sektoren und Unternehmen, die sich auf Werte von älteren Menschen besonders<br />

gut einstellen und dabei vor allem die Bedürfnisse der wachsenden Zahl von<br />

Archetypen wie Humanisten, Traditionalisten und Träumern berücksichtigen, können<br />

trotz des demografischen Wandels in Zukunft als Gewinner dastehen. Dies liegt<br />

daran, dass sich ältere Menschen eher mit Produkten dieser Anbieter identifizieren<br />

können und diese stärker nachfragen.<br />

119


Anhang zu Kapitel C: Kurze Beschreibung des Makro-Simulationsmodells<br />

In einem so genannten überlappenden Generationenmodell wird prognostiziert, wie<br />

sich das Gesamtsystem verändert, wenn die <strong>Alter</strong>ung der Gesellschaft und Maßnahmen<br />

der Politik zusammenspielen. Dabei werden die <strong>Alter</strong>skohorten auf Basis<br />

der Bevölkerungsdaten des Statistischen Bundesamtes zu Gruppen von fünf Jahren<br />

zusammengefasst. Das Modell geht von einer offenen Ökonomie aus. Auf der Angebotsseite<br />

entscheidet jede Generation zu jedem Zeitpunkt jeweils über ihr Arbeitsangebot,<br />

ihren Konsum und ihre Ersparnis. Sie verfügt über Erwerbs-, Kapitaloder<br />

Renteneinkommen. Die Haushalte sind mit einer bestimmten altersspezifischen<br />

Produktivität ausgestattet und besitzen ein gewisses Vermögen (Kapital). Das<br />

Verhalten der Haushalte wird maßgeblich durch die vom Staat bestimmten Parameter<br />

beeinflusst (Rentenniveau, Abgabenquote, Staatsverschuldung). Dazu kommt<br />

die Beschäftigungsquote der verschiedenen <strong>Alter</strong>skohorten und jener von Frauen<br />

und Männern. Für die Produktionsseite verwenden wir eine (Cobb-Douglas-) Produktionsfunktion<br />

mit den Faktoren Kapital, Arbeit und Technologie. Die Variablen<br />

Kapital und Arbeit ergeben sich durch Aggregation der individuellen Größen und<br />

werden im Einklang mit den aggregierten Daten aus der volkswirtschaftlichen Gesamtrechung<br />

gewählt. Das Technologiewachstum wird als exogen angenommen.<br />

Das Modell basiert auf Daten für die Jahre 2001 bis 2005 und einer Bevölkerungsprojektion<br />

bis zum Jahr 2050. Die Informationen für die Jahre 2001 bis 2005 werden<br />

dazu benutzt, freie Modellparameter so zu kalibrieren, dass wichtige Variablen für<br />

diesen Zeitraum (etwa Ersparnis, Erwerbsbeteiligung, Kapital-Output-Verhältnis)<br />

repliziert werden. Das Modell sowie zukunftsbezogene Daten (beispielsweise über<br />

die Bevölkerungsentwicklung oder über Spar- und Arbeitsmarktentscheidungen)<br />

werden benutzt, um die Entwicklung der Ökonomie zu simulieren. Dabei wird der<br />

Politikpfad des Staates je nach betrachtetem Szenario vorgegeben. So wird berechnet,<br />

wie sich wichtige Variablen wie die Staatsverschuldungsquote, das Konsumniveau<br />

der erwerbstätigen Bevölkerung im Vergleich zu den Rentnerinnen und<br />

Rentnern oder die Wachstumsrate der Ökonomie verändern.<br />

Im Wesentlichen beruht die Simulation auf drei Datenquellen: Sie stammen vom<br />

Statistischen Bundesamt, aus der Luxembourg Income Study (LIS) sowie von der<br />

OECD. Der wichtigste Input (bis zum Jahr 2050) ist die zehnte Bevölkerungsvorausberechnung<br />

des Statistischen Bundesamtes. Aus der LIS erhalten wir die altersspezifische<br />

Verteilung von Kapital- und Arbeitseinkommen sowie Sparquoten. Die<br />

OECD stellt umfangreiche alters- und geschlechtsspezifische Informationen über die<br />

Teilnahme am Arbeitsmarkt zur Verfügung. Die Information zu den Staatsausgaben<br />

erhalten wir aus der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung. Dabei benutzen wir die<br />

Daten für das Jahr 2003 zum Budgetdefizit (für alle Gebietskörperschaften), zur<br />

Zusammensetzung der Staatsausgaben (vor allem für Gesundheit, Eltern, Kinder<br />

und Jugendliche sowie Renten und Pensionen und andere Transferzahlungen) und<br />

der Sozialkassen sowie zum Schuldenstand (alle Gebietskörperschaften). Wir wählen<br />

eine Wachstumsrate der Technologie von etwa 1,3 Prozent, um damit das<br />

Wachstum in Deutschland der Jahre 2000 bis 2005 im Modell zu replizieren.<br />

120


D. Trends auf der Angebotsseite<br />

D.1 Einleitung<br />

Es sind die Älteren, deren Rolle als Konsumenten in Zukunft immer wichtiger werden<br />

wird: Die Prognose der Konsumentennachfrage in Kapitel C hat dies deutlich gezeigt.<br />

Bisher wurden die Effekte der demografischen Entwicklung auf volkswirtschaftliche<br />

Aggregate wie den Konsum unterschiedlicher <strong>Alter</strong>skohorten und die Beschäftigung<br />

analysiert. Hinter der Projektion bis zum Jahr 2035 verbergen sich jedoch eine Vielzahl<br />

marktwirtschaftlicher Anpassungsprozesse auf Ebene der Haushalte und der<br />

Unternehmen. Nur wenn es den Unternehmen in Deutschland gelingt, die Kaufkraft<br />

der Seniorinnen und Senioren durch neue Produkt- und Leistungsangebote und eine<br />

zielgruppengerechte Kundenansprache auf sich zu ziehen, können die entstehenden<br />

Nachfragepotenziale erschlossen werden.<br />

Die <strong>Alter</strong>ung der Gesellschaft ist kein Deutschland spezifisches Phänomen. Annähernd<br />

alle Industrienationen werden von einer sich verändernden <strong>Alter</strong>sstruktur im<br />

Zuge der demografischen Entwicklung betroffen sein. Diejenigen Länder, die wie<br />

Deutschland und Japan in diesem Prozess bereits weiter fortgeschritten sind, haben<br />

die Chance, auf ihrem Heimatmarkt einen Wettbewerbsvorsprung zu realisieren, den<br />

es zu kapitalisieren gilt. Die nachfolgenden Ausführungen zielen darauf ab, diese<br />

Chance durch Beschreibung bereits laufender Aktivitäten bzw. absehbarer Trends<br />

auf der Angebotsseite greifbarer zu machen. Dabei kann auf eine Vielzahl an Praxisbeispielen<br />

von Unternehmen, die sich bereits strategisch auf die demografische Entwicklung<br />

vorbereitet haben, zurück gegriffen werden. Aber noch längst nicht alle<br />

zukünftig betroffenen Unternehmen haben auf die in manchen Branchen erst mittelfristig<br />

spürbaren Veränderungen der Konsumentenstruktur reagiert. Es ist jedoch zu<br />

erwarten, dass erfolgreiche Beispiele aus der Praxis, die zunehmende Anzahl an<br />

Fachveranstaltungen sowie die anhaltende Konjunktur des Themas Demografie bei<br />

Multiplikatoren in Verlagen und Wirtschaftsredaktionen zu einer zunehmenden Sensibilisierung<br />

für den Seniorenmarkt führen wird. 15<br />

Obwohl derzeit alle Marketingexperten und -publikationen von der Verwendung der<br />

Begriffe "Seniorinnen" und "Senioren" abraten, wird er in dieser <strong>Studie</strong> zur groben<br />

Abgrenzung der sehr heterogenen Gruppe der über 50 Jährigen herangezogen. Hierdurch<br />

sollen nicht das veränderte Selbstverständnis und Verhalten der Seniorinnen<br />

und Senioren ignoriert werden. Die Auffassung, dass der Seniorinnen- und Senioren-<br />

Begriff eine negative Stereotypisierung des <strong>Alter</strong>s beinhaltet, wird jedoch nicht geteilt.<br />

Für das Aufsetzen von Marketing-Kampagnen ist es natürlich relevant, dass ältere<br />

Menschen nicht als Seniorinnen und Senioren angesprochen werden wollen. Für die<br />

Zwecke dieser <strong>Studie</strong> kann jedoch von jeglicher Sprachakrobatik und der Verwen-<br />

15 z.B. FOCUS - "50 Plus – Die Macht der neuen Alten" [Nr. 13/2004], Wirtschaftswoche - "Ich<br />

bin doch nicht alt – Wie die Generation 50 plus zum Innovationsmotor der deutschen Wirtschaft<br />

wird" [Nr.28/2006]<br />

121


dung von Anglizismen wie bspw. "best" oder "perfect ager", "silver surfer", „Woopies“<br />

(well-off older people), "golden generation" etc. abgesehen werden.<br />

Um bereits laufende Trends auf der Angebotsseite zu identifizieren, wurden umfangreiche<br />

Recherchen sowie 20 Interviews mit 22 Gesprächspartnern aus Unternehmen<br />

und mit dem Thema befassten Institutionen durchgeführt. 16 Die nachfolgend dargestellten<br />

Schlussfolgerungen erheben nicht den Anspruch einer wissenschaftlich validen<br />

empirischen Analyse, sondern wollen bestehende Trends herausarbeiten und<br />

punktuell beleuchten. So zielte die Interviewreihe insbesondere auf Unternehmen ab,<br />

die in den vergangenen Jahren ihre Produkt- und Dienstleistungspalette bereits auf<br />

die Zielgruppe der Seniorinnen und Senioren ausgerichtet haben. Die Ergebnisse<br />

sind daher nicht repräsentativ.<br />

In Kapitel D.2 werden die Charakteristika und die zunehmende Ausdifferenzierung<br />

des Seniorenmarktes durch Lern- und Wettbewerbsprozesse auf Seiten der Unternehmen<br />

dargestellt. In Kapitel D.3 werden beispielhaft Produkttrends und Produktinnovationen<br />

aus den Bereichen der Gerontotechnologie und Medizintechnik diskutiert.<br />

Kapitel D.4 fasst die Ergebnisse kurz zusammen und gibt einen Ausblick.<br />

D.2 Charakteristika und Ausdifferenzierung des Seniorenmarktes<br />

Der Seniorenmarkt läßt sich schon länger nicht mehr auf Gebissreiniger, Melissengeist,<br />

Gehhilfen und Sanitätshausprodukte reduzieren. Viele Unternehmen haben<br />

bereits auf die Verlängerung des Lebensabends sowie ein verändertes Selbstverständnis,<br />

neue Vorlieben und Bedürfnisse der Seniorinnen und Senioren reagiert.<br />

Den Analysen von <strong>Alter</strong>sforschern zufolge verhalten sich die über 60-Jährigen heute<br />

tendenziell so wie früher die 40-Jährigen. Rentnerinnen und Rentner von heute haben<br />

eine andere Einstellung: Sie betrachten ihren neuen Lebensabschnitt als Neuanfang,<br />

den es so lang wie möglich zu genießen gilt. „Die Nachkriegsgeneration ist in<br />

den Kreis der Senioren nachgerückt und löst die sparsame Kriegsgeneration ab“,<br />

erklärt Volker Nickel, Geschäftsführer des Zentralverbands der deutschen Werbewirtschaft.<br />

Damit geht ein neues <strong>Alter</strong>sbild einher.<br />

Ältere Menschen wollen länger körperlich aktiv bleiben. Das zeigt auch der steigende<br />

Anteil an Rentnerinnen und Rentnern bei Schwimm- und Laufwettbewerben. Doch es<br />

geht nicht nur um körperliche Fitness: Seniorinnen und Senioren wollen es im wahrsten<br />

Sinne des Wortes noch einmal wissen und drücken an Universitäten wieder die<br />

Schulbank. So stellt die im Reformszenario in Kapitel C dargestellte Erhöhung der<br />

Erwerbsquote unter den Seniorinnen und Senioren im Regelfall auch keine soziale<br />

Grausamkeit dar, sondern fügt sich ein in neue Lebensentwürfe der Seniorinnen und<br />

Senioren. Dies verdeutlicht auch ein Blick über den Atlantik, wo die Erwerbsquote der<br />

über 60-Jährigen deutlich über den deutschen Zahlen liegt. Eine Umfrage der US<br />

Business Week ergab, dass 75 Prozent der Rentnerinnen und Rentner weiterhin<br />

16 Eine vollständige Liste der Gesprächspartner und Unternehmen ist im Anhang aufgeführt.<br />

122


Teilzeit arbeiten wollten. Dieser Umfrage zufolge planten Seniorinnen und Senioren<br />

in den USA noch vielfach den Aufbau einer eigenen Firma oder Tätigkeiten im Dienst<br />

der Allgemeinheit.<br />

Vieles, wovon Seniorinnen und Senioren in der Jugend träumten, können sie sich<br />

heute leisten. Nischenmärkte gibt es bereits. Männer verwirklichen ihre Jugendträume<br />

mit motorisierten Statussymbolen. Eine Harley Davidson, früher das Vehikel der<br />

jungen Wilden, ist mittlerweile zum Fortbewegungsmittel distinguierter älterer Herren<br />

geworden. Sportwagen und Cabrios der höheren Preisklasse werden hauptsächlich<br />

von der <strong>Alter</strong>sklasse der über 50-Jährigen gefahren. Auch das Vorurteil, Seniorinnen<br />

und Senioren seien nicht an neuer Technologie interessiert, erweist sich den Untersuchungen<br />

nach als Trugschluss. Seniorinnen und Senioren sehen das Internet und<br />

andere technische Innovationen zunehmend als Verbündete im <strong>Alter</strong>, weil sie nützlich<br />

sind beim Erhalt eines möglichst unabhängigen Lebens. Von diesen Möglichkeiten<br />

macht bereits die nachrückende Generation von Seniorinnen und Senioren mit großer<br />

Selbstverständlichkeit Gebrauch, durch Online-Shopping oder das Abwickeln von<br />

Bankgeschäften von zu Hause aus, aber auch durch Kontaktaufbau und -pflege mit<br />

Familienmitgliedern, Freunden und <strong>Alter</strong>sgenossen wie z.B. über spezielle Internetforen<br />

für Seniorinnen und Senioren, Seniorenportale und Partner- oder Kontaktvermittlungen.<br />

Seniorinnen und Senioren können aber keinesfalls als homogene Gruppe betrachtet<br />

werden. Generell wird davon ausgegangen, dass auch bei den Seniorinnen und Senioren<br />

unterschiedliche Lebensphasen die Konsumgewohnheiten stark beeinflussen.<br />

Grob unterschieden wird generell zwischen der Phase der noch ausgeübten Berufstätigkeit,<br />

der Zeit nach dem Übergang in den Rentenbezug und einer Phase zunehmender<br />

Gesundheitsbeeinträchtigungen und -einschränkungen. Auch innerhalb<br />

dieser Lebensphasen lassen sich die Seniorinnen und Senioren entsprechend ihrer<br />

Konsumgewohnheiten, Präferenzen und Aktivitätsniveaus weiter segmentieren.<br />

„Geht man von Vorlieben in Kultur-, Geschmacks- und Konsumfragen aus, lassen<br />

sich bei den Älteren insgesamt sechs große Lebensstilgruppen unterscheiden“, erklärt<br />

bspw. Michael Cirkel von der Landesinitiative „Seniorenwirtschaft in NRW“. Diese<br />

reichten von den „jung gebliebenen Singles“ bis hin zu den „gepflegten<br />

Genießern“. An weiteren Typologisierungen der Seniorinnen und Senioren herrscht<br />

dabei kein Mangel 17 . Die jeweils relevanten Gruppen in den unterschiedlichen Lebensphasen<br />

spezifisch anzusprechen und zu bewerben, ist folglich die Herausforderung<br />

für Produktentwicklung und Marketing.<br />

Dabei herrscht auch auf Seiten der bereits im Seniorenmarkt aktiven Unternehmen<br />

zum Teil noch Unsicherheit, wie Produkt- und Leistungsangebote sowie Kundenansprache<br />

auf die jeweiligen Zielgruppen innerhalb der Seniorinnen und Senioren auszurichten<br />

sind. Ursache sind noch bestehende <strong>Erfahrung</strong>sdefizite im Vergleich zu<br />

17 Vgl. z.B. Sigma GmbH mit der Unterscheidung von 10 unterschiedlichen "Milieus", TNS<br />

Emnid <strong>Studie</strong> mit einer Unterteilung in 3 Gruppen oder das Institut für Motiv- und Marketingforschung,<br />

Zürich mit einer Differenzierung von 4 Dimensionen.<br />

123


den <strong>Alter</strong>skohorten und Werbezielgruppen der 14- bis 49 Jährigen. Durch "trial-anderror"-Prozesse<br />

wird das eigene Angebot entwickelt und weiter ausdifferenziert. Vorreiter<br />

sind dabei Branchen und Unternehmen, die die demografische Entwicklung<br />

bereits heute in ihrem Kundenstamm spüren und einen intensiven Kundenkontakt -<br />

u.a. auch durch Kundenbefragungen, CRM-Systeme etc. - pflegen.<br />

Aufbauend auf Recherchen und Interviews lassen sich folgende Handlungsstrategien<br />

von Unternehmen identifizieren:<br />

• Besseres Verstehen der spezifischen Kundenbedürfnisse durch intensive<br />

Marktforschung, Aufbau von Testgruppen, Kooperation mit bestehenden<br />

Netzwerken etc.,<br />

• zielgruppenspezifische Ausrichtung der Werbung auf die adressierten Kundensegmente<br />

im Seniorenmarkt,<br />

• Variation und Weiterentwicklung der bestehenden Leistungs- und Produktangebote,<br />

um den spezifischen und individuellen Bedürfnissen der Seniorinnen<br />

und Senioren gerecht zu werden,<br />

• Schaffen von Zusatznutzen und -komfort durch Kopplung mit neuen, gegebenenfalls<br />

auch kerngeschäftsfernen Services,<br />

• Verzicht auf eine altersspezifische Differenzierung des Leistungs- und Produktangebots<br />

durch eine "Universal Design"-Strategie, die den Bedürfnissen<br />

aller <strong>Alter</strong>s- und Kundengruppen gerecht wird.<br />

Bisher hat sich kein einheitliches Erfolgsrezept heraus kristallisiert, wie die nachfolgenden<br />

Beispiele zeigen. Vielmehr ist davon auszugehen, dass sich mit wachsender<br />

Größe des Seniorenmarktes durch Aufdecken bisher noch nicht adressierter Bedürfnisse<br />

und Nachfragepotenziale die Geschäftsmodelle und Strategien auf der Anbieterseite<br />

weiter ausdifferenzieren werden.<br />

Besseres Verstehen der Bedürfnisse von Seniorinnen und Senioren<br />

Unternehmen decken Präferenzen der Seniorinnen und Senioren durch Entwicklung<br />

neuer und Variation bestehender Produkt- und Leistungsangebote in wettbewerblichen<br />

Suchprozessen auf. Richtmaß sind die Kaufentscheidungen der Seniorinnen<br />

und Senioren. Viele Unternehmen investieren zudem in eigene Marktforschung, befragen<br />

ihre Kunden und analysieren deren Kaufhistorie, um den Seniorenmarkt besser<br />

zu verstehen. Dabei ist das Aufdecken der spezifischen Bedürfnisse von<br />

Seniorinnen und Senioren selbst bereits zu einem eigenen Markt geworden. Nicht<br />

nur Marktforschungsinstitute profitieren von den als Zielgruppe entdeckten Seniorinnen<br />

und Senioren.<br />

Durch den Einsatz von Senior-Scouts und Testimonials wird die Akzeptanz einer Seniorinnen-<br />

und Senioren-Zielgruppe auf ein bestimmtes Produkt getestet. "Die Generation<br />

der Älteren ist sehr sensibel, wenn es darum geht, richtig angesprochen zu<br />

werden" sagt Andreas Reidl, Inhaber der Agentur für Seniorenmarketing in Nürnberg.<br />

124


Zusammen mit der ConSens Forschung und Beratung GmbH und in Zusammenarbeit<br />

mit dem Deutschen Senioren Ring e.V. setzt Reidl rund 500 Personen im <strong>Alter</strong><br />

zwischen 50 und 80 Jahren ein, um generationenspezifische Besonderheiten aufzudecken<br />

und Generationen übergreifende Gemeinsamkeiten aufzuzeigen.<br />

Das Online-Portal "feierabend.de" kann aus dem Pool von 100.000 eingetragenen<br />

Mitgliedern der Community zielgenau seine Mitglieder ansprechen und diese als "Senior<br />

Consultants" an Unternehmen vermitteln. Nach eigenen Angaben wurden hierbei<br />

seit dem Jahr 2000 bereits über 500 Projekte durchgeführt. Aus diesen Testeinsätzen<br />

wurde in der Zwischenzeit eigens ein "feierabend.de - Senior-Scout Gütesiegel" entwickelt.<br />

Die gleiche Intention verfolgt die Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-<br />

Organisationen (BAGSO e.V.). Der Dachverband der Interessenvertreter für die ältere<br />

Generation hat als wesentliches Ziel die Stärkung der Verbraucherinteressen von<br />

Seniorinnen und Senioren und hierfür die BAGSO-Verbraucherempfehlung entwickelt.<br />

Ausgangspunkt der Verbraucherempfehlung ist die eingehende Prüfung eines<br />

Produkts oder Dienstleistung anhand einer Kriterienliste, die in Zusammenarbeit mit<br />

fachkundigen BAGSO-Verbänden und Experten entwickelt wurde. Konkret wird die<br />

Zielgruppenorientierung, eine verbrauchergerechte Gestaltung und der Innovationsgrad<br />

eines Produkts oder einer Dienstleistung getestet, auch hier mit dem Einsatz<br />

von Testimonials. Bei erfolgreichem Test vergibt die BAGSO diese Auszeichnung<br />

zunächst für ein Jahr. Jährliche Wiederholungsprüfungen schließen sich an.<br />

Damit sich die Produktentwickler, Marketingexperten und Vertriebsmitarbeiter in Kunden<br />

mit altersbedingten Hemmnissen auch wirklich hineinfühlen können, gibt es zudem<br />

den sogenannten „Age-Explorer“, einen Spezialanzug, der dem Träger<br />

ermöglicht, sich in die Haut einer 70-jährigen Person zu versetzen. Die Erfinder des<br />

Age-Explorers vom Meyer-Hentschel Instituts in Saarbrücken machen häufige Handicaps<br />

im <strong>Alter</strong> also praktisch fühlbar wie z.B. ein eingeschränktes Sehfeld und verringertes<br />

Hörvermögen.<br />

125


Ausrichtung der Werbung auf den Seniorenmarkt<br />

Die ältere Klientel will mit ihrer jahrzehntelangen Konsumerfahrung als Verbraucher<br />

ernst genommen werden, aber nicht direkt auf mit dem <strong>Alter</strong> verbundene Einschränkungen<br />

angesprochen werden. Oft ist eine Werbekampagne daher eine Gratwanderung<br />

zwischen erfolgreichem Marketing und einem Fettnapf. Ein Produkt und seine<br />

Eigenschaften sollten sachlich und transparent dargestellt werden. Der Nutzen eines<br />

Produktes soll deutlich hervorgehoben werden und die Werbebotschaft ist in möglichst<br />

kurzen und prägnanten Sätzen aufs Wesentliche zu beschränken.<br />

Zunehmend werden Seniorinnen und Senioren selbst in die Werbung integriert. Einerseits<br />

nimmt die Werbung das neue Selbst- und Fremdbild der Seniorinnen und<br />

Senioren auf, andererseits formt sie diese aber auch. Dabei entwickelt sich zunehmend<br />

eine neue Ästhetik des <strong>Alter</strong>sbildes, indem Falten kein Schönheitsmakel mehr<br />

sind. Was so manchem Mädchen vorträumt, ist für Christa Höhs in reifem <strong>Alter</strong> in<br />

Erfüllung gegangen. Mitten in New York wurde sie von einem Model Scout entdeckt.<br />

Damals war sie fünfzig Jahre alt. Heute führt sie die erfolgreiche Agentur „Senior Model“<br />

und ist eine der wenigen in Deutschland, die reife Werbegesichter anbietet. In<br />

ihrem Karteikästchen finden sich reife Stars wie die 53-Jährige Susanne Schönborn,<br />

mit deren Gesicht Nivea Vital erstmals für die Pflegeserie für Ältere geworben hat.<br />

Beispielhaft ist der<br />

Werbeauftritt der 96-jährigen<br />

Irene Sinclair für Dove, einem<br />

Produkt der Firma Unilever.<br />

Entdeckt wurde die schöne<br />

Urgroßmutter in einem<br />

Londoner <strong>Alter</strong>sheim und<br />

sogleich gebucht für eine<br />

Dove-Werbekampagne, die<br />

sechs „ganz normale Frauen“<br />

zeigt. Sie hält so dem<br />

gängigen Schönheitsideal und<br />

den perfekten Models eine<br />

andere Art von Schönheit entgegen, indem bspw. Irene Sinclair von einem riesigen<br />

Plakat am Times Square auf New York herunter schaute und dazu aufforderte,<br />

„wrinkled“ mit „wonderful“ gleichzusetzen.<br />

Eine weitere Strategie der Seniorenwerbung ist es, ältere Leute in einem Umfeld zu<br />

zeigen, in dem sich die Generationen mischen und das "Universal Design"-Konzept<br />

propagiert wird. In Japan fragt zum Beispiel die erfolgreiche Werbung des Mobiltelefonherstellers<br />

Tu-Ka: „Sind die heutigen Handys etwa nicht nur für die Jungen ge-<br />

126


dacht?“ Längst widmet sich die japanische Marketingbranche intensiv der betagteren<br />

Kundschaft – mit zum Teil eigenen Abteilungen für den Seniorenmarkt. 18<br />

Variation und Weiterentwicklung der bestehenden Leistungs- und Produktangebote<br />

Als einer der Pioniere unter den Herstellern von Massenkonsumgütern hat sich die<br />

Beiersdorf AG bereits Anfang der 90er Jahre mit dem Seniorenmarkt strategisch<br />

auseinandergesetzt. Ausgangspunkt waren die Ergebnisse regelmäßiger Verbraucherumfragen,<br />

denen zur Folge das bestehende Angebot viele ältere Konsumenten<br />

nicht mehr ausreichend ansprach. NIVEA Vital wurde 1994 auf dem schweizer Markt<br />

getestet und 1995 in Deutschland eingeführt. Nachdem die Marktforschung zusätzlich<br />

zur Basispflege einen zunehmenden Differenzierungsbedarf ermittelte, gibt es<br />

heute 13 Produkte unter dem Label NIVEA Vital, die unterschiedliche Bedürfnisse<br />

wie z.B. Pigmentflecken, Haut-Erschlaffung und -Trocknung etc. adressieren. Der<br />

betriebswirtschaftliche Erfolg gibt der Beiersdorf AG recht. Eine <strong>Studie</strong> zum Seniorenmarkt<br />

von PWC und der Universität St. Gallen weist für NIVEA Vital einen Marktanteil<br />

von 38% und ein prognostiziertes Wachstum von 5% p.a. aus. 19<br />

Wie Produkte erfolgreich zusammen mit ihren Kunden "altern", zeigen Beispiele auf<br />

dem Printmarkt. Der G+J-Verlag reagierte bei der Zeitschrift BRIGITTE auf die zunehmende<br />

<strong>Alter</strong>ung der Leser mit einer Diversifizierung des Angebots. Aufbauend<br />

auf die klassische BRIGITTE wurden für die reiferen Frauen die Blätter BRIGITTE<br />

Woman, BRIGITTE Balance und ferner Specials wie das BRIGITTE Rezeptheft entwickelt.<br />

Auch der WELTBILD-Verlag hat auf die <strong>Alter</strong>ung seiner Leserschaft reagiert.<br />

Die verlagseigene, seit 1967 bestehende Zeitschrift "Frau im Leben" (ehemalige Verbandszeitung<br />

des kath. Frauenbundes) wurde redaktionell mit dem neu aufgelegten<br />

LENZ-Magazin der Bayard Media GmbH Deutschland verschmolzen. Die Bayard<br />

Media bringt hierbei die internationale <strong>Erfahrung</strong> auf dem Markt der Seniorenmagazine<br />

ein. Der Schwester-Verlag gibt in Frankreich das Seniorenmagazin "Notre Temps"<br />

mit einer Auflage von 1 Mio. Exemplaren heraus, ähnliche Formate wurden bereits<br />

erfolgreich in den Niederlanden und Belgien sowie in Spanien und Kanada positioniert.<br />

Auch Versicherungen wurden durch Verbraucherumfragen auf die Lücke im Produktangebot<br />

für Ältere aufmerksam, so die Aussage von Herrn Uhlig, Bereichsleiter Marketing<br />

der Signal-Iduna. Hinzu kam, dass Kundenberater neue Angebote für Kunden<br />

über 65 Jahre forderten, um diese nicht zu verlieren und die Wiederanlage von Ver-<br />

18<br />

So zum Beispiel die Abteilung HOPE, die im Jahr 2000 als Teil der führenden japanischen<br />

Agentur für Seniorenmarketing Hakuhodo mit Sitz in Tokyo, ins Leben gerufen wurde. Definierte<br />

Zielsetzung von HOPE ist es, "to actively support and set in motion programs and<br />

initiatives that promote Health, Opportunity and Participation for Elders (HOPE); and to assist<br />

companies, governmental agencies, and other bodies in their efforts to reach out to Japanese<br />

aged 50+." HOPE unterstützt bspw. Unternehmen durch Trend-<strong>Studie</strong>n in der effektiveren<br />

Ausrichtung ihres Leistungs- und Produktprogramms.<br />

19 Siehe Price Waterhouse Coopers und Universität St. Gallen: „Generation 55+“ – Chancen<br />

für Handel und Konsumgüterindustrie, S.32<br />

127


mögen zu sichern. Aufbauend auf ein Lebensphasenmodell konzipierte die Signal-<br />

Iduna Produkte für den Ruhestand. 2000/2001 wurde die Seniorenunfallversicherung<br />

eingeführt. Seitdem haben auch andere Anbieter wie bspw. die Allianz vergleichbare<br />

Produkte auf den Markt gebracht und mit "Assistance-Leistungen" verknüpft.<br />

Ebenfalls aufbauend auf ein Lebensphasenmodell geht - beispielhaft für den Bankensektor<br />

- die Postbank davon aus, dass Seniorinnen und Senioren ihr <strong>Alter</strong> zunehmend<br />

regeln und "Langlebigkeitsrisiken" beherrschbar machen wollen. Dieser<br />

Nachfrage begegnet die Postbank derzeit durch eine speziell zugeschnittene Unfallversicherung,<br />

eine Sofortrente und eine Sterbegeldversicherung. Auch der Einrichtung<br />

eines sich aus Senioren zusammensetzenden Kundenbeirats und der<br />

Kooperation mit der BAGSO liegen die Erkenntnis zugrunde, dass Anbieter noch<br />

mehr über die Kunden lernen müssen.<br />

Auf Seniorinnen und Senioren hat auch der Reisesektor reagiert. Unter dem Motto<br />

"TUI Club Elan - das Leben gemeinsam genießen" bietet z. B. die TUI GmbH seit<br />

2003 gruppenorientierte Reisen für Ältere an. Derzeit gibt es 14 Hotels, in welchen<br />

ein spezieller Club-Urlaub für Ältere angeboten wird. Auch hier baut ein Teil des Konzeptes<br />

auf bereits bestehenden Produkten auf (bspw. besteht schon seit Ende der<br />

70er Jahre auf der Ferieninsel Mallorca ein auf ältere Kundschaft spezialisierter "Club<br />

Mallorquin"). Die restlichen Komponenten wurden z.T. aus der Sparte TUI Family<br />

ergänzt.<br />

Das Schaffen von Zusatznutzen durch ergänzende Services und Komfort-Angebote<br />

Das Eingehen auf den individuellen Kundenbedarf haben die miteinander kooperierenden<br />

Sparkassen Coburg-Lichtenfels, Hof und Fichtelgebirge fest bei ihren Mitarbeitern<br />

verankert. Auslöser ist, dass die Region aufgrund der hohen<br />

Abwanderungsquote Jüngerer bereits heute einen Vorgeschmack auf die demografische<br />

Entwicklung erhält. 60 Prozent der Sparkassen-Kunden sind bereits heute über<br />

50 Jahre alt, was zwar ein hohes Volumen an Spareinlagen, aber mittelfristig auch<br />

ein Abschmelzen des Kundenbestands durch Sterbefälle zur Folge hat. Es wurde ein<br />

Konzept entwickelt, wie die Mitarbeiter auf Beratungsbedarf auslösende Momente im<br />

Leben der Kunden wie bspw. der Beginn des Ruhestands, die Geburt eines Enkels,<br />

der Verlust des Partners reagieren sollen. Zusätzlich zu den eigenen Finanzprodukten<br />

werden hierbei auch kerngeschäftsferne Services in Zusammenarbeit mit externen<br />

Dienstleistern wie bspw. Bildungsprogramme mit der Volkshochschule, Essen<br />

auf Rädern mit dem Bayerischen Roten Kreuz und dem Diakonischen Werk oder<br />

auch Reisen über das eigene Sparkassen-Reisebüro oder in Kooperation mit einem<br />

spezialisierten Touristikunternehmen angeboten – mit positiven Effekten auf Umsatz<br />

und Ergebnis.<br />

Durch die Ergänzung des eigenen Leistungs- und Produktangebots um neue Komfort-<br />

und Service-Attribute soll ein zusätzlicher Mehrwert für die Seniorinnen und Senioren<br />

geschaffen werden. Auch das Reisepaket der Deutschen Bahn mit dem Motto:<br />

"Viel Service für wenig Geld" verknüpft den Kauf einer Fahrkarte mit zusätzlichen<br />

128


Leistungen wie bspw. einer Sitzplatzreservierung für Hin- und Rückfahrt, einem persönlichen<br />

Ein-, Um- und Aussteigeservice inkl. Gepäcktransport an ca. 80 Bahnhöfen,<br />

einem Genuss-Gutschein für die DB Zuggastronomie sowie preisreduzierten<br />

Angeboten rund ums Reisen bei Partnern der Deutschen Bahn. Das Angebot ist jedoch<br />

nicht (nur) als Serviceleistung für "Junggebliebene" konzipiert. Es richtet sich<br />

beispielsweise auch an Reisende mit viel Gepäck, Mütter mit Kinderwagen oder Familien.<br />

Ein weiteres Beispiel für die Bedeutung des Serviceaspekts ist das "Gütesiegel<br />

50plus Hotels Deutschland", welches auf professionellem Niveau seit 2004 angeboten<br />

wird. Derzeit sind in Deutschland über 85 Hotels an das Gütesiegel angeschlossen.<br />

Nach Aussage von Geschäftsführerin Zarges steht bei Vergabe des Gütesiegels<br />

neben einem sehr guten Produkt die Serviceleistung, die individuelle und persönliche<br />

Betreuung der Hotelkunden im Vordergrund. Hierbei besitzen Familien- bzw. sehr<br />

individuell geführte Betriebe einen eindeutigen Vorteil. "Komfort ist der Schlüsselbegriff,<br />

den die älteren Gäste suchen, sei es bei der Städtereise, d.h. die individuelle Organisation<br />

von Besichtigungen, oder auf dem Land mit z.B. einem Abholservice vom<br />

Bahnhof oder das Erledigen kleinerer Einkäufe."<br />

Die "Universal Design"- Strategie<br />

In der Produktentwicklung wird das Konzept des „Universal Design“ eine immer wichtigere<br />

Rolle einnehmen. Der Begriff wurde vom amerikanischen Architekten Ronald<br />

Mace in den 1980er Jahren geprägt. Unter Universal Design versteht man das Design<br />

von Produkten, die eine Benutzung unabhängig von <strong>Alter</strong>, Geschlecht, Körpergröße<br />

oder Behinderung ermöglichen. Warum überhaupt soll eine Küche, die<br />

pflegeleicht, ästhetisch ansprechend und gut bedienbar für einen 70-Jährigen ist,<br />

nicht auch für einen 30-Jährigen geeignet sein? Prof. Pöppel von der LMU in München<br />

und wissenschaftlicher Leiter des Generation Research Program (GRP) in Bad<br />

Tölz bringt es auf den Punkt: "Convenience ist keine <strong>Alter</strong>sfrage". "Seniorengerecht=nutzergerecht"<br />

ist also die Devise. 20<br />

20 BAGSO-Publikation Nr.11, S.32; Stefan Brodbeck, und Wolfgang Grundler, gemeinsame<br />

Leiter der Arbeitsgruppe "Usability & Design" am Generation Research Program (GRP) in Bad<br />

Tölz erläutern die Zielsetzung des Universal Design und von Trans-Generationenprodukten<br />

wie folgt: "Der demographische Wandel geht mit einem Wandel in der Produktwelt einher und<br />

führt zu einer Zweiteilung der Produktwelt. Es gibt mehr und mehr Produkte, die auf den körperlichen<br />

Verfall einer alternden Gesellschaft abzielen: Senioren-Handys, Sicherheitshandgriffe,<br />

Einkaufsroller etc. Gleichzeitig gibt es Produkte, die sich am technischen Fortschritt<br />

orientieren und hinsichtlich ihrer Fertigungsqualität einen Vollkommenheitsgrad erreichen, der<br />

jeden wettbewerbsfähigen Vorteil im Sinne von Funktionalität marginal erscheinen läßt. Die<br />

einen sind zwar zweckmäßig und leicht zu bedienen, werden aber häufig als unästhetisch<br />

empfunden. Die anderen sind auffällig gestaltet, überfordern aber durch ihre Komplexität und<br />

Funktionsvielfalt nicht selten die Nutzer. Trans-Generationen-Produkte haben den Anspruch<br />

diese Zweiteilung des Marktes zu durchbrechen. […] Es entstehen formschöne und funktionale<br />

Produkte, deren Benutzung Freude macht."<br />

129


Ein Blick in den Alltag führt einem vor Augen, dass sich noch große Innovationspotenziale<br />

hinter dieser Erkenntnis verbergen. Wenn Seniorentauglichkeit der Maßstab<br />

für nutzergerechte Produkte ist, dann werden sich zunehmend "spill over"-Effekte aus<br />

dem Seniorenmarkt in den Markt der unter 50-Jährigen realisieren lassen, mit entsprechend<br />

positiven Konsequenzen für die Größe des jeweils von den Unternehmen<br />

adressierten Marktpotenzials. "Entscheidend für den Erfolg entsprechender Produkte<br />

und Dienstleistungen ist, dass sie die Anforderungen des Massenmarktes erfüllen<br />

und Grundstein legen für die Entwicklung innovativer Geschäftsfelder." 21<br />

Die "Universal Design"-Strategie hat sich bspw. die Miele AG zu eigen gemacht.<br />

Nicht das Anbringen seniorentauglich großer Tasten an der Waschmaschine steht im<br />

Vordergrund, sondern der Anspruch ist es, Haushaltsgeräte zu entwickeln, die von<br />

Jung und Alt gleichermaßen nachgefragt werden. Statt kleiner Symbole, die sich nur<br />

den geübten Nutzern erschließen, werden Funktionen bspw. in Klartext ausgewiesen<br />

und beschriftet, auch wenn aufgrund der Präsenz in bis zu 26 Sprachräumen hiermit<br />

ein Mehraufwand verbunden ist.<br />

Auch bei Nestlé richtet sich die Ansprache der Kunden im Sinne einer Ernährungsaufklärung<br />

an alle <strong>Alter</strong>sklassen - oder wie die Wirtschaftswoche schreibt: "Die Alten<br />

sind gar nicht so viel anders. Orangensaft trinken alle – von 6 bis 96". 22 Dabei gibt es<br />

selbstverständlich zielgruppenspezifische Produkte wie z.B. Säuglingsnahrung, aber<br />

Functional Food 23 ist kein klassisches Seniorinnen- und Seniorenprodukt, sondern<br />

grundsätzlich für alle geeignet, die auf eine gesunde Ernährung achten.<br />

Sentha 24 (Seniorengerechte Technik im häuslichen Alltag) entwickelt im Rahmen<br />

ihrer interdisziplinären Forschung neue Produkte, um den häuslichen Alltag älterer<br />

Menschen zu erleichtern – und davon profitieren alle Nutzer. In dem Projekt "Living<br />

longer" werden Möbel, Wohnaccessoires und Einrichtungsgegenstände konzipiert,<br />

die sich an den Bedürfnissen älterer Menschen ausrichten. Aufgrund ihrer Form und<br />

Funktionalität sind sie aber gleichzeitig für einen weitaus größeren Kundenkreis attraktiv.<br />

Das Konzept des Universal Design knüpft hier auch an Möbel- und Wohntraditionen<br />

der klassischen Moderne, etwa des Bauhauses an.<br />

In Japan werden Universal Design Produkte unter den Ausdruck „kyôyôhin“ zusammengefasst.<br />

„Kyôyô“ bedeutet auf Japanisch soviel wie „gemeinsam“ oder „allgemein“<br />

und weist darauf hin, dass diese Artikel eben für alle Nutzer, ob Kind oder alter<br />

Mensch, leicht zu handhaben sind. Diese „kyôyôhin“ erfreuen sich grosser Beliebt-<br />

21 Dr. Ferdinand Peer, Vodafone Pilotentwicklung GmbH, Dokumentation Veranstaltung "Generation<br />

Plus" am GRP vom 13.-15.7.2006, S.55<br />

22 Wirtschaftswoche, 28/2006, S.52<br />

23 Mit bestimmten Inhaltsstoffen (Vitamine, Mineralstoffe, Bakterienkulturen, ungesättigte Fettsäuren)<br />

angereicherte Lebensmittel, die sich positiv auf die Gesundheit auswirken sollen.<br />

24 Beteiligt sind die Technischen Universität Berlin (TU Berlin), das Berliner Institut für Sozialforschung<br />

(BIS), das Deutschen Zentrum für <strong>Alter</strong>nsforschung in Heidelberg (DZFA), die Universität<br />

der Künste Berlin (UdK), die Brandenburgische Technischen Universität Cottbus<br />

(BTU) und das Zentrum Technik und Gesellschaft der TU Berlin (ZTG).<br />

130


heit, nicht nur bei den Seniorinnen und Senioren: Ihre funktionalen Eigenschaften in<br />

der Produktgestaltung und die hohen Sicherheitsstandards werden auch von anderen<br />

Zielgruppen geschätzt. Der Markt für diese universell nutzbaren Artikel ist in den vergangenen<br />

Jahren stark gewachsen. Gerade bei Haushaltsgeräten entfällt bereits<br />

jeder dritte Artikel in dieses Marktsegment.<br />

D.3 Produkttrends und Innovationen in den Bereichen der Gerontotechnologie<br />

und Medizintechnik<br />

Mit Gerontotechnologie bezeichnet man die technologische Weiterentwicklung von<br />

Produkten sowie die Optimierung und den Aufbau von Dienstleistungen, die vor allem<br />

älteren Menschen mit körperlichen Einschränkungen das tägliche Leben erleichtern<br />

soll.<br />

Das GRP im Forum der Generationen in Bad Tölz beschäftigt sich mit Fragen der<br />

Generationen übergreifenden Grundlagenforschung. In 10 bzw. künftig 14 interdisziplinären<br />

Arbeitsgruppen wird zu Themen wie Human & Automotive Engineering,<br />

Usability & Design, Pharmacogenetics in Rheumatology und Information and Communication<br />

Technology geforscht. Im GRP wird insofern der Notwendigkeit Rechnung<br />

getragen, dass sich aus der <strong>Alter</strong>ung der Gesellschaft auch ein Bedarf an medizintechnischen<br />

Neuentwicklungen sowie an neuen gerontologischen Produkten ergibt.<br />

Der Know how Transfer aus dieser Grundlagenforschung in die Produktentwicklungsabteilungen<br />

der deutschen Unternehmen ist laut Prof. Pöppel, wissenschaftlicher<br />

Leiter des GRP, allerdings noch ausbaufähig.<br />

In der gerontotechnologischen Forschung sehr aktiv sind auch das amerikanische<br />

MIT Age-Lab in Cambridge und das Business Design Laboratory in Tokyo. In der<br />

Ideenschmiede der Zukunft, dem amerikanischen Massachusetts Institute of Technology<br />

(MIT) im amerikanischen Cambridge, wurde ein Age-Lab eingerichtet. Das Age-<br />

Lab hat sich zum Ziel gesetzt, Forschung einzusetzen und Technologie zu schaffen,<br />

die ein gesundes und unabhängiges Leben im <strong>Alter</strong> ermöglicht und den Lebensstandard<br />

der jeweiligen Person und ihres Umfelds hebt. Das Age-Lab verbindet funktionale<br />

Technologie mit ansprechendem Design. Die neuen Produkte sollen auf die<br />

Schwächen des <strong>Alter</strong>s eingehen, aber gleichzeitig mit Spaß verbunden sein.<br />

Ein Fokus liegt auf dem Fahren im <strong>Alter</strong>. Denn für viele Menschen bedeutet Autofahren<br />

im <strong>Alter</strong> Freiheit und Selbständigkeit. Allerdings sind häufig ältere Lenker und<br />

Lenkerinnen in Kollisionen verwickelt. Das Age-Lab erforscht deshalb unter anderem<br />

das Fahrverhalten älterer Verkehrsteilnehmer. In einer Halle des Labors steht ein<br />

roter VW Käfer, den die Wissenschaftler liebevoll „Daisy“ nennen. So klapprig das<br />

Auto auch aussieht, es ist mit mehr Computertechnik ausgestattet als jeder moderne<br />

Sportwagen. Ältere Menschen steigen in den Testwagen, der ihr Fahrverhalten anhand<br />

simulierter und eingespielter Straßensituationen mit Kameras und Sensoren<br />

beobachtet. Das intelligente Gefährt kommuniziert mit dem Fahrer und gibt Anwei-<br />

131


sungen und Warnungen. Das Auto soll sich an die Schwächen des Fahrers anpassen<br />

und ihn auf mögliche Hindernisse oder Schwierigkeiten aufmerksam machen.<br />

Gui Trotti, Architekt und Industriedesigner im MIT Age Lab, verbringt die meiste Zeit<br />

damit, Lösungen für extreme Umgebungen auszuarbeiten. Dazu zählen aber nicht<br />

nur Extremsituationen im Weltall, unter Wasser und in Wüsten, sondern auch die<br />

situationsbedingten Erschwernisse des <strong>Alter</strong>ns. Er arbeitet unter anderem an Plänen<br />

für ein baukastenartiges Haus, in dem es möglich werden soll, Haushaltsgeräte, Möbelstücke<br />

und Einbauschränke zu ersetzen. Anstatt in neue Wohnungen zu ziehen,<br />

soll es für die zukünftigen Hochbetagten möglich werden, ihr Heim ihren physischen<br />

Bedürfnissen anzupassen.<br />

Robotik am Business Design Laboratory<br />

Auch die Robotik agiert im Gleichschritt mit dem demografischen Wandel. Neuerdings<br />

gibt es etwa einen Roboter-Entsendungsdienst, der so genannte Communication-Roboter<br />

zur Verfügung stellt, die auch für die Pflege alter Menschen eingesetzt<br />

werden können. Entwickelt wurden diese „kleinen Helfer“ vom japanischen Business<br />

Design Laboratory in Tokyo. So zum Beispiel der „Yorisoi-Ifuboter“. „Yorisoi“ heißt<br />

„Seite an Seite“ und ist, wie der Name des Geräts schon sagt, so konzipiert, dass er<br />

Seite an Seite mit Senior oder Seniorin Quiz spielen kann, was dem Gedächtnisschwund<br />

vorbeugen soll. Sein Weggefährte, ein niedlicher „Hello-Kitty-Robo“, verfügt<br />

dank integrierter Kamera über die Fähigkeit, Auskunft zu geben oder auch einen<br />

Gast zu begrüßen, sobald er ihn mit seinem Sensor entdeckt. Es heißt, dass ein solcher<br />

Roboter auch in Unternehmen, Krankenhäusern oder zur Nachtzeit am Hotelempfang<br />

in Hotels eingesetzt werden könne. Die Idee dahinter beruht auf harten<br />

Zahlen: Wenn immer weniger Menschen dem erwerbstätigen Teil der Bevölkerung<br />

angehören, immer mehr aber zu den pflege- oder unterstützungsbedürftigen Seniorinnen<br />

und Senioren zählen, wird ein Mangel an Personal entstehen. Diesem Defizit<br />

soll durch Roboter entgegengewirkt werden.<br />

Auch die Medizin und Medizintechnik kann noch weit mehr als bisher tun, um mit<br />

zukunftsträchtigen Innovationen zum Nutzen von Senioren Marktpotenziale zu entwickeln.<br />

Medizinische Technik, so lautet die Prämisse, soll dort eingesetzt werden, wo<br />

sie aktive Tätigkeiten im <strong>Alter</strong> ermöglicht. Nur im Notfall sollte sie Tätigkeiten ersetzen.<br />

Die physischen Fähigkeiten Älterer müssen nämlich so weit wie möglich zum<br />

Einsatz kommen oder gefördert werden, anderenfalls kommt es zu einer Beschleunigung<br />

des <strong>Alter</strong>ungsprozesses. Vielfältige Forschungs- und Entwicklungsprojekte in<br />

diesem Sektor gibt es seit einigen Jahren.<br />

Medizintechnische Neuentwicklungen des GRP in Bad Tölz zielen auf die Entwicklung<br />

von telemedizinischen Geräten, z.B. Jacken mit High-Tech-Elementen zur Ü-<br />

berwachung biometrischer Daten, z.B. von Herzpatienten. Innerhalb eines<br />

internationalen Netzwerks entwickelt das GRP für Schlaganfallpatienten zusammen<br />

mit dem Tokyo-Institute of Technology Gehhilfen und Walkmates.<br />

132


Auch die geistige Leistungsfähigkeit von Seniorinnen und Senioren kann durch Medizintechnik<br />

gefördert werden. In diese Richtung weist der Ansatz des so genannten<br />

circadianen Beleuchtungsmanagements, das sämtliche Maßnahmen umfasst, die<br />

über das Zeitgeberprofil der Netzhautbelichtung ein Optimum von Leistungsbereitschaft,<br />

Aufmerksamkeit und Befinden während der Wachphase und einen ungestörten,<br />

erholsamen Schlaf anstreben. Die Ergebnisse humanphysiologischer und<br />

klinischer <strong>Studie</strong>n lassen erwarten, dass ein solches circadianes Management das<br />

Wohlbefinden und die geistige Leistungsfähigkeit älterer Menschen bzw. insbesondere<br />

auch Demenzkranker positiv beeinflusst und auch das Schlaf-Wach-Verhalten<br />

erheblich verbessert, so Prof. Dr. Wolfgang Ehrenstein, Mediziner und Lichtforscher<br />

an der Universität Hohenheim.<br />

D.4 Zusammenfassung und Ausblick<br />

Auf dem Seniorenmarkt ist bereits viel in Bewegung gekommen, aber er steckt noch<br />

in den Kinderschuhen. Produktentwicklung und Marketing in den Unternehmen stehen<br />

vor der Herausforderung, auf die Bedürfnisse einer Seniorengeneration einzugehen,<br />

die mit über 40 Jahren Konsumerfahrung ein hohes Aktivitivätsniveau aufweist,<br />

aber auch mit ihren altersbedingten Einschränkungen ernst genommen werden will.<br />

Vorreiterunternehmen wie zum Beispiel in den Bereichen Körperpflege und Gesundheit,<br />

Touristik, Banken und Versicherungen, Automobil, aber auch Möbel- und Haushaltsgeräte<br />

richten ihr Produkt- und Dienstleistungsportfolio sowie die<br />

Kundenansprache bereits erfolgreich auf die Bedürfnisse der Älteren aus. Der "Universal<br />

Design"-Ansatz beschreibt dabei einen Paradigmenwechsel und wird zunehmend<br />

zum Leitmotiv für Produktentwicklung und Marketing – ein Trend, von dem<br />

auch die unter 50-Jährigen durch einfachere Anwendung und einen höheren Nutzwert<br />

der Produkte profitieren werden.<br />

Allerdings werden die Potenziale des Seniorenmarktes noch nicht in allen Branchen<br />

und nicht von der Breite der Unternehmen ausgeschöpft. So können beispielsweise<br />

auch bereits laufende Experimente mit spezialisierten Warenhäusern und Supermärkten<br />

für Seniorinnen und Senioren nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Einzelhandel<br />

noch unausgeschöpfte Marktentwicklungsmöglichkeiten aufweist –<br />

angefangen bei der Größe von Umkleidekabinen im Bekleidungseinzelhandel bis hin<br />

zu Produktbeschriftung und Regalabständen im Lebensmitteleinzelhandel. Dabei<br />

kommt dem Handel durch seine Sortimentsfunktion und die direkte Schnittstelle zum<br />

Kunden eine besondere Bedeutung bei der Diffusion von relevantem Marktwissen<br />

und der Übersetzung der Konsumpräferenzen von Senioren für die vorgelagerten<br />

Konsumgüter- und Verpackungsmittelhersteller zu.<br />

Im Unterschied zu bahnbrechenden technologischen Umbrüchen wie bspw. dem<br />

Aufkommen neuer elektronischer Medien, die innerhalb weniger Jahre zu einem Paradigmenwechsel<br />

in der Kommunikation, im Freizeitverhalten, im Konsum, in den<br />

Arbeitsprozessen und in der Abwicklung wirtschaftlicher Transaktionen geführt ha-<br />

133


en, wird sich der Seniorenmarkt langsamer entwickeln. Das Tempo dieser "stillen<br />

Revolution" wird durch die zunehmende <strong>Alter</strong>ung der Gesellschaft und deren Spürbarkeit<br />

bestimmt werden. Wir stehen somit erst am Anfang eines an Fahrt gewinnenden<br />

Entwicklungs- und Innovationsprozesses. Steigende Marktvolumina, positive<br />

Renditen und Verschiebungen der relativen Preise werden die Wettbewerbsintensität<br />

im Seniorenmarkt sukzessive erhöhen – und damit auch sein Entwicklungstempo.<br />

Der "Wettbewerb als Entdeckungsverfahren" wird dabei nicht nur innovative Produktund<br />

Leistungsangebote hervorbringen, sondern auch die Präferenzen der Seniorinnen<br />

und Senioren weiter aufdecken und zu einer Ausdifferenzierung und Vergrößerung<br />

des Seniorenmarktes führen - ein Win-Win-Szenario für Unternehmen und die<br />

ältere Generation.<br />

134


Anhang<br />

Liste Gesprächspartner <strong>Studie</strong> "<strong>Wirtschaftsmotor</strong> <strong>Alter</strong>"<br />

Interview-Zeitraum (1.6.2006 – 20.7.2006)<br />

Gesprächspartner Unternehmen Position<br />

E. Engel Deutsche Bahn AG Leiterin Kontaktstelle für kundenbezogene<br />

Behindertenangelegenheiten<br />

S. Hassinger TeleCarePlus GmbH Kundenberater<br />

G. Hunke Sparkasse Ravensburg Leiter Marketing<br />

F. Jacobs Miele & Cie. KG (ehem.) Designberater<br />

A. Janssen KAMPA-Haus GmbH Marketingleiter<br />

Dr. D. Khoschlessan Senio GmbH - Fachhandel für Senioren Geschäftsführer<br />

W. Kint Fraunhofer Informationszentrum Raum und Abteilungsleiter<br />

Bau Verlag<br />

J. Lutter Sparkasse Fichtelgebirge Leiter Marketing<br />

A. Maultzsch Deutsche Postbank AG Marketing Zielgruppenmanagement<br />

Plus<br />

Dr. G. Meyer-<br />

Hentschel<br />

Meyer-Hentschel Institut<br />

Gründer und Inhaber Meyer-<br />

Hentschel Institut<br />

M. Oczko TUI Deutschland GmbH Leiter Produktlinienmanagement<br />

TUI Family und TUI Club Elan<br />

Prof. Dr. E. Pöppel GRP und HWZ München Direktor<br />

A. Reidl A.GE Agentur für Generationen-Marketing Geschäftsführer<br />

P.Rogge/ H.-J. Beck-<br />

Folten<br />

Nestor Agency - Generationenmarketing<br />

Initiator und Gründer/ Creativ-<br />

Director<br />

E. Schmidt Nestlé Deutschland AG Presse-Center Nestlé<br />

I. Schütte Beiersdorf AG Marketingleiterin Nivea Vital<br />

J.Stahl/M.Turner Bayard Media GmbH Geschäftsführer/ Produktmanager<br />

W. Uhlig SIGNAL IDUNA Hauptverwaltung Dortmund Bereichsleiter Marketing<br />

A.Wild Feierabend Online Dienste für Senioren AG Gründer und Vorsitzender des<br />

Vorstandes<br />

S. Zarges 50plus Hotels Deutschland c/o TREUGAST<br />

GmbH<br />

Geschäftsführerin<br />

135


Literaturverzeichnis<br />

Aghion, P. und P. Howitt (1992): „A Model of Growth through Creative Destruction”,<br />

Econometrica 60, 323-351.<br />

Bajari, P. und L. Benkard (2005): „Demand Estimation with Heterogenous Consumers<br />

and Unobserved Product Characteristics: A Hedonic Approach”, Journal of Political<br />

Economy 113, 1239-1276.<br />

Banks, J., R. Blundell und A. Lewbel (1997): „Quadratic Engel Curves and Consumer<br />

Demand”, Review of Economics and Statistics 79, 769–88.<br />

Blundell, R. (1988): „Consumer Behaviour: Theory and Empirical Evidence - A Survey”,<br />

Economic Journal 98, 16-65.<br />

Börsch-Supan, A. (2001): „Labor Market Effects of Population Aging”, NBER Working<br />

Paper No. 8640.<br />

Börsch-Supan, A. (2002): „Kann die Finanz- und Sozialpolitik die Auswirkungen der<br />

Bevölkerungsalterung auf dem Arbeitsmarkt lindern?“, in: Genser, B. (Hrsg.): „Finanzpolitik<br />

und Arbeitsmärkte“, Schriften des Vereins für Socialpolitik, Gesellschaft<br />

für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Neue Folge Band 289, Duncker &<br />

Humblot, Berlin, 9-44.<br />

Deaton, A. (1992): „Understanding Consumption”, Oxford University Press, Oxford,<br />

UK.<br />

Deaton, A. und J. Muellbauer (1980): „Economics and consumer behaviour”, Cambridge<br />

University Press, Cambridge, UK.<br />

DIW (2006): „Auswirkungen des demografischen Wandels auf die private Nachfrage<br />

nach Gütern und Dienstleistungen in Deutschland bis 2050“, <strong>Studie</strong> im Auftrag des<br />

Bundesministeriums für Familien, Senioren, Frauen und Jugend.<br />

Ehrenstein, W. (2006): „Das Management der circadianen Beleuchtung Indikation -<br />

Anforderungen - Perspektiven", in: Kaase, H. und F. Serick (Hrsg.): Tagungsband<br />

des Fünften Symposiums „Licht und Gesundheit“, 77-105.<br />

Fleck, M. und Papastefanou, G. (2006): „Einkommens- und Verbrauchsstichprobe<br />

1998 – Design und Methodik sowie Veränderungen gegenüber Vorgängererhebungen“,<br />

ZUMA-Arbeitsbericht Nr. 2006/01, ZUMA, Mannheim.<br />

136


Hullen, G. (2003): „Projections of Living Arrangements, Household and Family Structures,<br />

in: Hullen, G. (Hrsg.), Living Arrangements and Households - Methods and<br />

Results of Demografic Projections, Materialien des Bundesinstitutes für Bevölkerungsforschung,<br />

Heft 109.<br />

Lucas, R. E. (1988): „On the Mechanics of Economic Development”, Journal of<br />

Monetary Economics 22, 3-42.<br />

137


Autoren der <strong>Studie</strong><br />

Stefan Schaible<br />

CC Civil Economics, Hamburg<br />

Roland Berger Strategy Consultants<br />

Studium der Chemie, Rechtswissenschaft und Philosophie in Konstanz<br />

Prof. Dr. Ashok Kaul<br />

Juniorprofessor für Volkswirtschaftslehre<br />

Universität Mainz<br />

Studium der Volkswirtschaftslehre in Konstanz<br />

Promotion in Volkswirtschaftslehre in Bonn<br />

Dr. Melanie Lührmann<br />

Research Associate<br />

Institute for Fiscal <strong>Studie</strong>s (IFS), London<br />

Studium der Volkswirtschaftslehre in Mannheim und Berkeley<br />

Promotion in Volkswirtschaftslehre in Mannheim<br />

Dr. Bertram Wiest<br />

CC Corporate Development, München<br />

Roland Berger Strategy Consultants<br />

Studium der Volkswirtschaftslehre in Freiburg, Sevilla und Göttingen<br />

Promotion in Volkswirtschaftslehre in Marburg<br />

Per Breuer<br />

CC Civil Economics, Hamburg<br />

Roland Berger Strategy Consultants<br />

Studium der Betriebswirtschaftslehre in Hamburg und International Management an<br />

der London School of Economics<br />

Die <strong>Studie</strong> wurde verfasst unter der Mitarbeit von Heiko Ammermann, Joachim Knodt<br />

(alle von Roland Berger Strategy Consultants), Tsewang Baru, Clelia Kanai, Karin<br />

Müller, Prof. Michael Wolf, Ph.D. (alle vom Institut für empirische Wirtschaftsforschung<br />

(IEW), Universität Zürich) und Dr. Marcus Hagedorn (Universität Frankfurt).<br />

138


Dieses PDF ist Teil der Öffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung;<br />

es wird kostenlos abgegeben und ist nicht zum Verkauf bestimmt.<br />

Herausgeber:<br />

Bundesministerium<br />

für Familie, Senioren, Frauen<br />

und Jugend<br />

11018 Berlin<br />

www.bmfsfj.de<br />

Stand:<br />

Juli 2007<br />

Gestaltung Titelseite:<br />

KIWI GmbH, Osnabrück<br />

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