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In dem Gedicht "Mit Haut und Haar" von Ulla Hahn wird die ...

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zwischen <strong>dem</strong> lyrischen Ich <strong>und</strong> seinem Partner <strong>wird</strong> also <strong>von</strong> zwei sehr<br />

unterschiedlichen Aspekten geprägt. Am Anfang der Beziehung stehen<br />

Zärtlichkeit <strong>und</strong> Fürsorge im Vordergr<strong>und</strong>, <strong>die</strong> im Verlauf der Beziehung durch<br />

<strong>die</strong> Besitzansprüche des Partners ersetzt werden <strong>und</strong> schließlich zur<br />

Selbstaufgabe des lyrischen Ichs führen.<br />

Das zweite <strong>Gedicht</strong> stammt <strong>von</strong> Erich Fried <strong>und</strong> trägt den Titel<br />

"Durcheinander". Hier thematisiert das lyrische Ich, wie verschieden <strong>die</strong><br />

Menschen mit der Liebe umgehen. Das <strong>Gedicht</strong> besteht aus zwei Strophen mit<br />

jeweils elf Zeilen ohne jede Reimstruktur. Im ersten Abschnitt <strong>wird</strong> beschrieben,<br />

dass es möglich ist, sich in einer Zeit <strong>von</strong> Krieg, Tod <strong>und</strong> Zerstörung dennoch zu<br />

lieben. <strong>In</strong> <strong>die</strong>sem Kontext ist es wichtig zu erwähnen, dass <strong>die</strong>ses <strong>Gedicht</strong> in<br />

genau so einer Zeit, nämlich 1979 geschrieben wurde. Der zweite Abschnitt<br />

beschreibt, wie Liebe in einer Beziehung aussieht. Beide Abschnitte benutzen<br />

nahezu <strong>die</strong> gleichen Textbausteine. Man bekommt den Eindruck, jemand hätte<br />

<strong>die</strong> erste Strophe zerschnitten <strong>und</strong> aus den einzelnen Segmenten <strong>die</strong> zweite<br />

Strophe geformt. Das dadurch entstandene "Durcheinander" gibt den beiden<br />

Abschnitten einen völlig unterschiedlichen Sinn. Die erste Strophe erschafft ein<br />

Bild <strong>von</strong> der Liebe in Kriegszeiten, "in der Menschen einander töten"(Z.3). Sie<br />

beschreibt <strong>die</strong> Hilflosigkeit, "dass man wenig dagegen tun kann"(Z.7) <strong>und</strong> das<br />

Bemühen "nicht stumpf zu werden"(Z.9) <strong>und</strong> das Grauen zu ignorieren. Im<br />

Anblick <strong>die</strong>ses Grauens ist es dennoch möglich, dass Menschen "sich<br />

lieben"(Z.11). Während <strong>die</strong> einen getötet werden, werden sie <strong>von</strong> den anderen<br />

betrauert. Es entsteht der Eindruck, das <strong>Gedicht</strong> wolle sagen, dass es gerade in<br />

schlechten Zeiten wichtiger denn je ist, sich zu lieben. Damit ist nicht nur <strong>die</strong><br />

Liebe zum Partner oder zur Familie, sondern <strong>die</strong> unter den Menschen allgemein<br />

gemeint. Im Gegensatz zum tragisch-grausamen Ernst der ersten Strophe klingt<br />

<strong>die</strong> zweite hingegen sehr alltäglich, beinahe schon romantisch. Sie steht in<br />

einem völlig anderen Kontext <strong>und</strong> beschreibt ganz alltägliche Liebe. Obwohl <strong>die</strong><br />

gleichen Textbausteine verwendet werden, <strong>wird</strong> hier durch <strong>die</strong> andere Folge das<br />

Bild einer völlig unterschiedlichen Situation geschaffen. Das lyrische Ich<br />

beschreibt in der zweiten Strophe, dass Liebe auch Sehnsucht heißt (Z.13) <strong>und</strong><br />

"man wenig dagegen tun kann"(Z.15). Liebe kann aber auch mit der Zeit ihren<br />

Reiz verlieren, "stumpf"(Z.17) werden <strong>und</strong> "einander töten"(Z.20). Diese<br />

weniger schönen Aspekte der Liebe werden jedoch dadurch verklärt, dass<br />

zwischen den Zeilen, <strong>die</strong> <strong>die</strong>sen Aspekt beschreiben, immer wieder der<br />

Ausdruck "sich lieben" steht. Es sieht aus, als hätte das lyrische Ich einen<br />

wesentlichen Gedanken gefasst <strong>und</strong> ihn dann nach <strong>und</strong> nach um <strong>die</strong> weiteren<br />

Einfälle ergänzt, was auch den Hakenstil, der <strong>die</strong> Zeilen miteinander verbindet,<br />

erklärt. Die letzten zwei Zeilen ("Und doch sich lieben mit immer besseren<br />

Waffen"-Z.21f) bilden wieder <strong>die</strong> Verbindung zur ersten Strophe. Nicht nur im<br />

Krieg gibt es Liebe, sondern in der Liebe gibt es auch Krieg.

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