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In dem Gedicht "Mit Haut und Haar" von Ulla Hahn wird die ...

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<strong>In</strong> <strong>dem</strong> <strong>Gedicht</strong> "<strong>Mit</strong> <strong>Haut</strong> <strong>und</strong> Haar" <strong>von</strong> <strong>Ulla</strong> <strong>Hahn</strong> <strong>wird</strong> <strong>die</strong> Selbstaufgabe in<br />

einer Beziehung thematisiert. Es handelt sich hier um ein Sonett, das aus 14<br />

Zeilen in vier Strophen besteht. Die Zeilenenden reimen sich jeweils. <strong>Ulla</strong> <strong>Hahn</strong><br />

beschreibt hier, wie das lyrische Ich, das anscheinend weiblich ist, einem älteren<br />

Partner einen neuen Lebensinhalt gibt <strong>und</strong> ihm sein Herz schenkt. Zu <strong>dem</strong><br />

Zeitpunkt, da <strong>die</strong> beiden sich kennen lernen, steckt er gerade in einer Midlife-<br />

Crisis (<strong>die</strong> "Senke deiner Jahre" –Z.1), während sie, das lyrische Ich, im<br />

"Sommer"(Z.2) ihres Lebens steht. Sie verwöhnt ihren Partner <strong>und</strong> schwört ihm<br />

ewige Treue. Dies geschieht in der ersten Strophe. Die Beziehung scheint in den<br />

Anfängen romantisch <strong>und</strong> zärtlich zu sein. Der Ausdruck "ich leckte dir <strong>die</strong><br />

Hand <strong>und</strong> <strong>Haut</strong> <strong>und</strong> Haare"(Z.3) erweckt den Eindruck, das lyrische Ich wolle<br />

seinen Partner beschützen <strong>und</strong> pflegen. Doch bereits in Zeile vier kündigt sich<br />

unmerklich der Bruch zwischen der ersten <strong>und</strong> der zweiten Strophe an. Sie<br />

schwört ihm "ewig mein <strong>und</strong> dein zu sein". Hier könnte bereits ein Konflikt<br />

entstehen, denn einerseits will sie sich selbst treu bleiben <strong>und</strong> andererseits <strong>dem</strong><br />

Partner gehören. Doch <strong>die</strong> Situation ändert sich: Denn er versucht, sie seinem<br />

Willen zu unterwerfen: "Du branntest mir dein Zeichen sanft in das dünne<br />

Fell."(Z.5f). Er erhebt somit Besitzansprüche auf sie, <strong>die</strong> nicht länger als seine<br />

Partnerin, sondern als sein Besitz dargestellt <strong>wird</strong>. Diese Tatsache <strong>wird</strong> erst in<br />

den folgenden Zeilen richtig deutlich, denn der Akt der Unterwerfung <strong>wird</strong><br />

durch den Gebrauch des Ausdrucks <strong>von</strong> "sanftem Feuer"(Z.6) beschönigt <strong>und</strong><br />

zugleich verschleiert. Sie gibt seinem Druck nach <strong>und</strong> lässt <strong>von</strong> sich ab (Z.7).<br />

Die Selbstaufgabe beginnt. Der Schwur "ewig mein zu sein"(Z.4) scheint<br />

vergessen. Sie beginnt vor sich selbst zurückzuweichen (Z.8) <strong>und</strong> sich seinen<br />

Wünschen anzupassen. Zwischen der zweiten <strong>und</strong> der dritten Strophe findet ein<br />

Zeilensprung statt, der <strong>die</strong> Selbstaufgabe des lyrischen Ichs noch zusätzlich<br />

betont. Denn sie vergisst nicht nur sich selbst, sondern auch ihren Schwur "ewig<br />

mein <strong>und</strong> dein zu sein". "Anfangs blieb noch Erinnern"(Z.9) an <strong>die</strong> schöne Zeit,<br />

doch mittlerweile ist es schon zu spät, noch etwas zu ändern, denn zu <strong>die</strong>sem<br />

Zeitpunkt ist sie schon tief in seinem <strong>In</strong>nern verborgen (Z.11f). Dieser Prozess<br />

führt sich so lange fort, bis sie ihre eigene Persönlichkeit vollkommen<br />

aufgegeben hat. <strong>In</strong> der letzten Strophe endet <strong>die</strong> Beziehung. Nach der absoluten<br />

Selbstaufgabe lässt er sie fallen <strong>und</strong> spuckt sie aus "mit <strong>Haut</strong> <strong>und</strong> Haar"(Z.14).<br />

Das Sonett beginnt <strong>und</strong> endet also mit <strong>dem</strong> Titel. Besonders auffällig an der<br />

bildlichen Sprache <strong>die</strong>ses Sonetts sind <strong>die</strong> Motive aus der Tierwelt: "ich leckte<br />

dir <strong>die</strong> Hand <strong>und</strong> <strong>Haut</strong> <strong>und</strong> Haare"(Z.3) ist zum Beispiel eine Geste aus der<br />

Tierwelt, <strong>die</strong> oft <strong>von</strong> Katzen praktiziert <strong>wird</strong>, um sich gegenseitig zu säubern, zu<br />

pflegen <strong>und</strong> um Zuneigung <strong>und</strong> Fürsorge auszudrücken. Im Kontext des<br />

<strong>Gedicht</strong>s steht <strong>die</strong>ses Verhalten für <strong>die</strong> Aufgabe, sich in einer Beziehung<br />

fürsorglich umeinander zu kümmern. Ein anderes Beispiel findet sich in Zeile<br />

5f: "Du branntest mir dein Zeichen mit sanftem Feuer in das dünne Fell." Tiere<br />

werden gebrandmarkt, damit jeder weiß, wer ihr Besitzer ist. Die Beziehung


zwischen <strong>dem</strong> lyrischen Ich <strong>und</strong> seinem Partner <strong>wird</strong> also <strong>von</strong> zwei sehr<br />

unterschiedlichen Aspekten geprägt. Am Anfang der Beziehung stehen<br />

Zärtlichkeit <strong>und</strong> Fürsorge im Vordergr<strong>und</strong>, <strong>die</strong> im Verlauf der Beziehung durch<br />

<strong>die</strong> Besitzansprüche des Partners ersetzt werden <strong>und</strong> schließlich zur<br />

Selbstaufgabe des lyrischen Ichs führen.<br />

Das zweite <strong>Gedicht</strong> stammt <strong>von</strong> Erich Fried <strong>und</strong> trägt den Titel<br />

"Durcheinander". Hier thematisiert das lyrische Ich, wie verschieden <strong>die</strong><br />

Menschen mit der Liebe umgehen. Das <strong>Gedicht</strong> besteht aus zwei Strophen mit<br />

jeweils elf Zeilen ohne jede Reimstruktur. Im ersten Abschnitt <strong>wird</strong> beschrieben,<br />

dass es möglich ist, sich in einer Zeit <strong>von</strong> Krieg, Tod <strong>und</strong> Zerstörung dennoch zu<br />

lieben. <strong>In</strong> <strong>die</strong>sem Kontext ist es wichtig zu erwähnen, dass <strong>die</strong>ses <strong>Gedicht</strong> in<br />

genau so einer Zeit, nämlich 1979 geschrieben wurde. Der zweite Abschnitt<br />

beschreibt, wie Liebe in einer Beziehung aussieht. Beide Abschnitte benutzen<br />

nahezu <strong>die</strong> gleichen Textbausteine. Man bekommt den Eindruck, jemand hätte<br />

<strong>die</strong> erste Strophe zerschnitten <strong>und</strong> aus den einzelnen Segmenten <strong>die</strong> zweite<br />

Strophe geformt. Das dadurch entstandene "Durcheinander" gibt den beiden<br />

Abschnitten einen völlig unterschiedlichen Sinn. Die erste Strophe erschafft ein<br />

Bild <strong>von</strong> der Liebe in Kriegszeiten, "in der Menschen einander töten"(Z.3). Sie<br />

beschreibt <strong>die</strong> Hilflosigkeit, "dass man wenig dagegen tun kann"(Z.7) <strong>und</strong> das<br />

Bemühen "nicht stumpf zu werden"(Z.9) <strong>und</strong> das Grauen zu ignorieren. Im<br />

Anblick <strong>die</strong>ses Grauens ist es dennoch möglich, dass Menschen "sich<br />

lieben"(Z.11). Während <strong>die</strong> einen getötet werden, werden sie <strong>von</strong> den anderen<br />

betrauert. Es entsteht der Eindruck, das <strong>Gedicht</strong> wolle sagen, dass es gerade in<br />

schlechten Zeiten wichtiger denn je ist, sich zu lieben. Damit ist nicht nur <strong>die</strong><br />

Liebe zum Partner oder zur Familie, sondern <strong>die</strong> unter den Menschen allgemein<br />

gemeint. Im Gegensatz zum tragisch-grausamen Ernst der ersten Strophe klingt<br />

<strong>die</strong> zweite hingegen sehr alltäglich, beinahe schon romantisch. Sie steht in<br />

einem völlig anderen Kontext <strong>und</strong> beschreibt ganz alltägliche Liebe. Obwohl <strong>die</strong><br />

gleichen Textbausteine verwendet werden, <strong>wird</strong> hier durch <strong>die</strong> andere Folge das<br />

Bild einer völlig unterschiedlichen Situation geschaffen. Das lyrische Ich<br />

beschreibt in der zweiten Strophe, dass Liebe auch Sehnsucht heißt (Z.13) <strong>und</strong><br />

"man wenig dagegen tun kann"(Z.15). Liebe kann aber auch mit der Zeit ihren<br />

Reiz verlieren, "stumpf"(Z.17) werden <strong>und</strong> "einander töten"(Z.20). Diese<br />

weniger schönen Aspekte der Liebe werden jedoch dadurch verklärt, dass<br />

zwischen den Zeilen, <strong>die</strong> <strong>die</strong>sen Aspekt beschreiben, immer wieder der<br />

Ausdruck "sich lieben" steht. Es sieht aus, als hätte das lyrische Ich einen<br />

wesentlichen Gedanken gefasst <strong>und</strong> ihn dann nach <strong>und</strong> nach um <strong>die</strong> weiteren<br />

Einfälle ergänzt, was auch den Hakenstil, der <strong>die</strong> Zeilen miteinander verbindet,<br />

erklärt. Die letzten zwei Zeilen ("Und doch sich lieben mit immer besseren<br />

Waffen"-Z.21f) bilden wieder <strong>die</strong> Verbindung zur ersten Strophe. Nicht nur im<br />

Krieg gibt es Liebe, sondern in der Liebe gibt es auch Krieg.


Die <strong>Gedicht</strong>e <strong>von</strong> <strong>Ulla</strong> <strong>Hahn</strong> <strong>und</strong> Erich Fried unterscheiden sich rein äußerlich<br />

extrem in ihrem Aufbau. <strong>Ulla</strong> <strong>Hahn</strong>s <strong>Gedicht</strong> erscheint durch <strong>die</strong> Sonett-Form<br />

viel geordneter <strong>und</strong> harmonischer, während das "Durcheinander" eine gewisse<br />

Eigendynamik vermittelt. Dieses Verhältnis spiegelt sich außer<strong>dem</strong> in Reim <strong>und</strong><br />

Rhythmus der <strong>Gedicht</strong>e. Bei <strong>Ulla</strong> <strong>Hahn</strong>s "<strong>Mit</strong> <strong>Haut</strong> <strong>und</strong> Haar" wechseln sich<br />

Kreuzreime mit umarmenden Reimen ab. Zusammen mit der Aufteilung <strong>von</strong><br />

meist zehn bzw. elf Silben pro Zeile ergibt das einen sehr ruhigen, fließenden<br />

Rhythmus. <strong>In</strong> all <strong>die</strong>ser sprachlichen Harmonie geht das inhaltliche Zerbrechen<br />

der Beziehung beinahe unter. Das "Durcheinander" jedoch verzichtet auf<br />

jegliche Zeichensetzung, was den Eindruck <strong>von</strong> Chaos noch verstärkt, <strong>und</strong> <strong>wird</strong><br />

nur durch den Abschnitt zwischen Zeile elf <strong>und</strong> zwölf ein wenig strukturiert.<br />

Dieses <strong>Gedicht</strong> hat kein Reimschema; <strong>die</strong> einzige Auffälligkeit findet sich in<br />

den Zeilen 4f, <strong>die</strong> mit <strong>dem</strong> unreinen Reim <strong>von</strong> "Waffen" <strong>und</strong> "lassen" enden.<br />

Dementsprechend unregelmäßig, beinahe schon hektisch ist der Rhythmus. Es<br />

klingt, als habe das lyrische Ich seinen Text vergessen <strong>und</strong> wolle sagen: "Ach ja,<br />

<strong>und</strong> das noch!" Hierbei könnte das lyrische Ich sowohl männlich als auch<br />

weiblich sein. Bei <strong>Ulla</strong> <strong>Hahn</strong> geht <strong>die</strong> Tendenz eher zu einem weiblichen<br />

lyrischen Ich. Vom Zusammenhang her passt <strong>die</strong> Geschichte der Beziehung<br />

irgendwie nicht zu der Sicht eines Mannes. Das Ganze würde dann wohl einen<br />

Anflug <strong>von</strong> Lächerlichkeit bekommen. Möglich wären auch autobiografische<br />

Bezüge, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Autorin bewusst oder unbewusst in ihr Sonett mit einfließen<br />

ließ. Wichtig ist dann noch der Zeit-Kontext. Bei <strong>Ulla</strong> <strong>Hahn</strong> spielt das keine<br />

Rolle, ihr <strong>Gedicht</strong> erscheint ohne jeden geschichtlichen Zusammenhang,<br />

während <strong>dem</strong> <strong>Gedicht</strong> "Durcheinander", gegen Ende des Vietnam-Krieges<br />

geschrieben, erst dadurch Gewicht verliehen <strong>wird</strong>. Beide <strong>Gedicht</strong>e verbergen<br />

jedoch meiner Meinung nach einen Appell. <strong>Ulla</strong> <strong>Hahn</strong>s <strong>Gedicht</strong> warnt vor den<br />

versteckten Gefahren einer Beziehung. Man soll sich der Liebe hingeben, aber<br />

sich nicht in ihr aufgeben. Erich Frieds <strong>Gedicht</strong> soll Hoffnung erwecken <strong>und</strong><br />

zeigen, dass Liebe unter welchen Umständen auch immer möglich ist.<br />

http://www.du.nw.schule.de/gesmitte/lehrer/fachbere/deutsch/hahfrilo.htm<br />

(04.02.2008)<br />

Aufgabenstellung zur Textanalyse - Jg. 11 -<br />

Arbeitsanweisung mit eingeübten Arbeitsaspekten zur<br />

hermeneutischen Erarbeitung<br />

<strong>Ulla</strong> <strong>Hahn</strong> (geb. 1946)<br />

<strong>Mit</strong> <strong>Haut</strong> <strong>und</strong> Haar (1981)


Ich zog dich aus der Senke deiner Jahre<br />

<strong>und</strong> tauchte dich in meinen Sommer ein<br />

ich leckte dir <strong>die</strong> Hand <strong>und</strong> <strong>Haut</strong> <strong>und</strong> Haare<br />

<strong>und</strong> schwor dir ewig mein <strong>und</strong> dein zu sein.<br />

Du wendetest mich um. Du branntest mir dein Zeichen<br />

mit sanftem Feuer in das dünne Fell.<br />

Da ließ ich <strong>von</strong> mir ab. Und schnell<br />

begann ich vor mir selbst zurückzuweichen<br />

<strong>und</strong> meinem Schwur. Anfangs blieb noch Erinnern<br />

ein schöner Überrest der nach mir rief.<br />

Da aber war ich schon in deinem <strong>In</strong>nern<br />

vor mir verborgen. Du verbargst mich tief.<br />

Bis ich ganz in dir aufgegangen war:<br />

da spucktest du mich aus mit <strong>Haut</strong> <strong>und</strong> Haar.<br />

Aufgabe:<br />

Analysiere den Text <strong>und</strong> interpretiere ihn.<br />

Beachte dabei <strong>die</strong> Schritte:<br />

1. Formuliere deinen ersten Texteindruck <strong>und</strong> eine<br />

Verstehenshypothese.<br />

2. Untersuche <strong>die</strong> Auffälligkeiten in Form <strong>und</strong> <strong>In</strong>halt <strong>und</strong> erkläre<br />

<strong>die</strong> Funktion der eingesetzten <strong>Mit</strong>tel:<br />

• Strophenbau, Metrum, Rhythmus - bes. <strong>die</strong> Abweichungen<br />

<strong>von</strong> einem Schema; <strong>die</strong> Klangmittel<br />

• rhetorische <strong>Mit</strong>tel, Bildsprache<br />

• Wortfelder, Syntax<br />

• Perspektive, Blickführung, gedanklicher Weg<br />

• Gefühlslagen <strong>und</strong> Gefühlsentwicklung, Motive, Situation<br />

3. <strong>In</strong>terpretiere <strong>und</strong> deute <strong>die</strong> Aussage, den Sinn des <strong>Gedicht</strong>s. -<br />

Greife dabei auf deine erste Verstehenshypothese zurück, <strong>die</strong> du<br />

bestätigen, verwerfen, überarbeiten, präzisieren, differenzieren,<br />

erweitern <strong>und</strong> vertiefen kannst<br />

© G. Einecke - www.fachdidaktik-einecke.de


<strong>In</strong> <strong>dem</strong> <strong>Gedicht</strong> „<strong>Mit</strong> <strong>Haut</strong> <strong>und</strong> Haar“ welches <strong>Ulla</strong> <strong>Hahn</strong> 1981 verfasst hat, geht<br />

es um einen anfangs Geliebten, der das Lyrische Ich jedoch festhält, so dass es<br />

kein eigenes Leben mehr hat. Er will sie nur für sich haben.<br />

Das <strong>Gedicht</strong> besteht aus 4 Strophen. Die erste, zweite <strong>und</strong> dritte Strophe<br />

bestehen je aus vier Versen. Die letzte Strophe aus zwei Versen. Das<br />

Reimschema ist in der ersten Strophe ein Kreuzreim, in der zweiten Strophe ein<br />

Umfassender Reim, in der dritten Strophe wider ein Kreuzreim, <strong>und</strong> in der<br />

vierten Strophe ein Paarreim, (abab, cddc, efef, gg). Das Metrum des <strong>Gedicht</strong>es<br />

ist ein Jambus, wobei je immer der erste <strong>und</strong> dritte Vers weiblich endet, <strong>und</strong> der<br />

zweite <strong>und</strong> vierte männlich.<br />

<strong>In</strong> der ersten Strophe geht es um <strong>die</strong> Liebe, <strong>die</strong> das Lyrische Ich zu <strong>dem</strong><br />

geliebten empfindet, dass sie ihn verehrt, ihn glücklich gemacht hat. <strong>In</strong> der<br />

zweiten Strophe geht es darum, dass der Geliebte sie nur für sich haben will, sie<br />

auslaugt <strong>und</strong> über sie bestimmt. <strong>In</strong> der dritten Strophe geht es darum, dass sie<br />

anfangs noch Erinnerungen an das schöne Leben vorher hatte, jedoch hat der<br />

geliebte sie schon fest in der Hand, als sie <strong>die</strong> Tatsache bemerkt, dass er über sie<br />

bestimmt. <strong>In</strong> der vierten Strophe befreit sich das Lyrische Ich <strong>und</strong> er lässt sie<br />

gehen.<br />

<strong>In</strong> der ersten Strophe erfährt man, dass der Geliebte eine etwas ältere Person ist<br />

„Ich zog dich aus der Senke deiner Jahre“. (Z.1) Das Lyrische Ich hat den<br />

Gelibeten aus einem Schutz geholt, den der Geliebte sich über <strong>die</strong> Jahre selbst<br />

aufgebaut hatte. Das Wort „Senke“, welches Vertiefung bedeutet, steht hier für<br />

den Schutz. Wenn man in ein Loch kriecht, ist <strong>die</strong>s schützend. Das Lyrische Ich<br />

hat den Geliebten aus seinem Unglück geholt <strong>und</strong> ihn wieder glücklich gemacht:<br />

„<strong>und</strong> tauchte dich in meinen Sommer ein“(Z.2). Das Wort „Sommer“ assoziiert<br />

man mit Wärme, Glück <strong>und</strong> Freude <strong>und</strong> in <strong>die</strong>se Welt hat das Lyrische Ich den<br />

Geliebten mitgenommen. Auch in <strong>dem</strong> dritten Vers <strong>wird</strong> <strong>die</strong> Lieb deutlich „ich<br />

leckte dich mit <strong>Haut</strong> <strong>und</strong> Harre“(Z.3). Das Lecken kann auch für „Küssen“<br />

stehen, sie küsst ihn überall, was für Vertrauen steht. Das Lyrische Ich schwört<br />

ihrem Geliebten ewig ihm, aber auch sich selber treu zu sein. „<strong>und</strong> schwor dir<br />

ewig mein <strong>und</strong> dein zu sein“(Z.4). Sie schwört ihm schwört immer für ihn aber<br />

auch für sich da zu sein. <strong>In</strong> der ersten Strophe <strong>wird</strong> beschrieben, dass sie alles<br />

für ihn getan hat, was <strong>die</strong> Anapher „Ich“ in Vers eins <strong>und</strong> drei deutlich macht.<br />

Somit ist <strong>die</strong> erste Strophe auch eine Art Anklage an den Geliebten. <strong>In</strong> der<br />

zweiten Strophe <strong>wird</strong> deutlich, dass der Geliebte das Lyrische Ich nur für sich<br />

haben will: „Du wendest mich um, branntest wir dein Zeichen mit sanftem


Feuer in das dünne Fell“(Z.5f.) Man brennt Tieren ein Zeichen in das Fell um<br />

später zu erkennen, wem es gehört. Das Lyrische Ich bezieht <strong>die</strong>sen Aspekt auf<br />

sich, der geliebte will sie ganz unter Kontrolle haben. <strong>In</strong> den nächsten beiden<br />

Versen <strong>wird</strong> auch deutlich, dass das Lyrische Ich nur noch alles für den Mann<br />

macht <strong>und</strong> nichts mehr für sich selbst. „ Da ließ ich <strong>von</strong> mir ab. Und schnell<br />

betan ich vor mir selbst zurückzuweichen.“(Z.7f.) Sie achtet nicht mehr auf sich<br />

selbst, <strong>und</strong> weicht <strong>von</strong> ihrer eigenen Meinung <strong>und</strong> ihrem eigenen Leben ab. Der<br />

weitergehende Satz in der dritten Strophe „ <strong>und</strong> meinem Schwur“(Z.9)zeigt, <strong>die</strong>s<br />

auch noch einmal deutlich. Sie hat in der ersten Strophe geschworen ihm <strong>und</strong><br />

sich treu zu bleiben, <strong>und</strong> immer sie selbst zu bleiben, <strong>die</strong>sen Schwur bricht sie<br />

jedoch, in<strong>dem</strong> sie immer weniger für sich selbst lebt, <strong>und</strong> immer weniger ein<br />

eigenes Leben hat. Am Anfang hat sie sich noch an das schöne Leben vor er<br />

Einengung erinnert. Diese Erinnerungen riefen nach ihr, sie wollte nicht so<br />

leben, wie es der Geliebte vorschreibt „Anfangs blieb noch Erinnern ein schöner<br />

Überrest der nach ihr rief.“(Z.9f.) Sie hatte noch Chancen, aus der Enge des<br />

Geliebten zu entfliehen, jedoch war es, als sie sie wahrnahm, schon zu spät. „Da<br />

aber war ich schon in deinem <strong>In</strong>nern vor mir verborgen. D verbargst mich<br />

tief.“(Z.11f.) Er hatte sie schon fest in der Hand <strong>und</strong> hatte ihr schon <strong>die</strong> eigene<br />

Identität weggenommen. Das „mich“ im letzten Satz kann hier für <strong>die</strong> Seele<br />

oder das Leben des Lyrischen Ichs stehen, welches der Geliebte verbirgt, damit<br />

sie keine eigene Identität mehr besitzt. <strong>In</strong> der vierten Strophe ändert sich jedoch<br />

<strong>die</strong> Gegebenheit, das Lyrische Ich hat sich <strong>von</strong> <strong>dem</strong> Geliebten befreit. „da<br />

spucktest du mich aus mit <strong>Haut</strong> <strong>und</strong> Haar“(Z.15) Der letzte Satz ist eine<br />

Metapher, welche bedeutet, dass er sie wider losgelassen hat. Der Vers davor<br />

bedeutet, dass das Lyrische Ich ihm zeigt, wie es wirklich ist, seine Identität<br />

zeigt, <strong>und</strong> sich nichts mehr vorschreiben lässt. „Bis ich ganz in dir aufgegangen<br />

war:“ Das Lyrische Ich beschreibt mit <strong>dem</strong> ganzen <strong>Gedicht</strong>, wie unangenehm<br />

<strong>und</strong> traurig es ist, wenn der Geliebte einen zu sehr einengt.<br />

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Lyrische Ich beschreibt, wie es <strong>von</strong><br />

der Liebe zur Einengung kommt, <strong>und</strong> wie unangenehm <strong>die</strong>s ist. Das Lyrische<br />

Ich wurde <strong>von</strong> seinem Geliebten eingeengt, sie hatte kein eigenes Leben, <strong>und</strong><br />

keine eigene Meinung mehr, doch als sie <strong>die</strong>s bemerkt hat, war es schon zu spät.<br />

Mir gefällt das <strong>Gedicht</strong>, da es beschreibt, wie es ist, so eingeengt zu sein, <strong>und</strong><br />

<strong>die</strong> Gefühle, <strong>die</strong> dadurch in einem ausgelöst werden.<br />

http://www.lerntippsammlung.de/<strong>In</strong>terpretation-<strong>Mit</strong>-<strong>Haut</strong>-<strong>und</strong>-Haar.html<br />

(04.02.2008)


Analyse <strong>und</strong> <strong>In</strong>terpretation<br />

<strong>In</strong> <strong>dem</strong> <strong>Gedicht</strong> "<strong>Mit</strong> <strong>Haut</strong> <strong>und</strong> Haar" <strong>von</strong> <strong>Ulla</strong> <strong>Hahn</strong> 1981 veröffentlicht, geht es<br />

um ein Lyrisches Ich, dass eine Trennung versucht zu verarbeiten.<br />

Nach meinem ersten Leseeindruck will <strong>die</strong> Autorin uns mit <strong>dem</strong> <strong>Gedicht</strong> sagen,<br />

dass alles <strong>und</strong> jeder vergänglich ist.<br />

Das Sonettartige <strong>Gedicht</strong> besteht aus 14 Versen in 4 Strophen. Die ersten drei<br />

Strophen bestehen aus vier <strong>und</strong> <strong>die</strong> letzte Strophe aus zwei Versen. Das<br />

Reimschema lautet abab cddc efef gg. Es ist also ein Kreuzreim, ein<br />

Umarmender Reim, ein Kreuzreim <strong>und</strong> zuletzt ein normaler Reim. Das Metrum<br />

ist ein Jambus <strong>und</strong> <strong>die</strong> Kadenz wechselt häufig zwischen Weiblich <strong>und</strong><br />

Männlich.<br />

Das <strong>Gedicht</strong> ist aufgr<strong>und</strong> seiner variierten Sonettform nach einem bestimmten<br />

Schema aufgebaut. Die erste Strophe befasst sich mit der These. Das Lyrische<br />

Ich steht im <strong>Mit</strong>telpunkt <strong>und</strong> beschreibt wie Es jemanden aus seiner Lethargie<br />

zog (Z.1) <strong>und</strong> mit ihm heiratete. (Z.4)<br />

Die "Ich" Anapher aus den Zeilen 1 <strong>und</strong> 3 lassen deutlich zu erkennen geben,<br />

dass das Lyrische Ich in Strophe 1 das Zentrum darstellt <strong>und</strong> seinen ehemaligen<br />

Partner anklagt.<br />

Durch das Metaphorische eintauchen in den Sommer (Z.2) strahlt das <strong>Gedicht</strong><br />

Harmonie <strong>und</strong> Wärme aus. Die zweite Strophe, <strong>die</strong> mehr oder weniger durch ein<br />

Enjambement mit der dritten Strophe verb<strong>und</strong>en ist, ist bezeichnend für <strong>die</strong><br />

Antithese. Zu Beginn <strong>wird</strong> beschrieben wie das Lyrischen Ich <strong>dem</strong> Lyrischen<br />

Du vertraut hast <strong>und</strong> es eingenommen wurde. (Z.5, 6) Es wirkt als hätte man ein<br />

Tier für sich gebrandmarkt. (Z. 5). Das Enjambement zerreißt <strong>die</strong> Ehe förmlich<br />

(Z.8, 9), <strong>die</strong> in Zeile 7 schon zu kriseln beginnt. <strong>In</strong> der dritten Strophe erinnert<br />

sich das Lyrische Ich an <strong>die</strong> Zeit vor der Ehe <strong>und</strong> wie frei Es dabei war.(Z.10)<br />

Das lyrische Ich hat sich selbst <strong>von</strong> sich Entfremdet <strong>und</strong> war so durch den<br />

Ehepartner geblendet, dass es nicht mehr für sich lebte. (Z.11, 12) Der letzte<br />

Vers steht Symbolisch für <strong>die</strong> Antithese, einer Art Pointe, <strong>die</strong> das endgültige<br />

Ergebnis des <strong>Gedicht</strong>es Preis gibt. Das Lyrische Ich beschreibt, wie <strong>die</strong><br />

Beziehung auf <strong>dem</strong> Höhepunkt einfach fallen gelassen wurde. (Z. 14) Es soll <strong>die</strong><br />

Vergänglichkeit symbolisieren


Betrachtet man <strong>die</strong> Stilmittel nun genauer so fällt das sonderbare, tierische<br />

Vokabular auf. So wirkt Zeile 3. <strong>und</strong> Z. 14 viel mehr wie eine Katze <strong>die</strong> sich <strong>die</strong><br />

Pfoten leckt <strong>und</strong> ein Haarknäuel erbricht. Die Adjektive "lecken" oder auch<br />

"spucken" (Z.14) verstärken <strong>die</strong>se Wirkung.<br />

Andere Adjektive wie z.B. "sanft" (Z.6) oder "schön" (Z.10) wirken dagegen<br />

eher Harmonisch. Des Weiteren fallen <strong>die</strong> vielen Metaphern ins Auge<br />

Setzte Ich <strong>die</strong> <strong>In</strong>terpretation nun mit meiner <strong>In</strong>terpretationshypothese<br />

auseinander, so wurde ich bestätigt. Es geht tatsächlich um eine Beziehung, <strong>die</strong><br />

sich <strong>von</strong>einander distanzierte <strong>und</strong> <strong>die</strong> Vergänglichkeit darstellen sollte. Die<br />

<strong>In</strong>tention des Textes ist, dass man sich in nicht in etwas verrennen sollte <strong>und</strong><br />

alles irgendwas ein Ende hat. Zusammenfassend kann man objektiv sagen, dass<br />

<strong>die</strong> Geschichte der Verfasserin <strong>Ulla</strong> <strong>Hahn</strong> im Bezug auf sprachliche <strong>Mit</strong>tel<br />

grandios ist, aber in Sachen <strong>In</strong>halt zu wünschen übrig lässt.<br />

http://www.rhetoriksturm.de/mit-haut-<strong>und</strong>-haar.php (04.02.2008)

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