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projekte<br />
Eintauchen in eine fremde Welt<br />
Anfang Mai kündigten zwei Plakate, eine<br />
lange Kuchentafel und eine kleine Spendenbox<br />
vor der Kita „Musikus“ ein besonderes<br />
Projekt an. Geschäftsführer Gotthard<br />
Dittrich war ebenfalls darauf aufmerksam<br />
geworden und bat um genauere<br />
Informationen. Die Redaktion kam mit der<br />
Initiatorin ins Gespräch und erfuhr viel<br />
Wissenswertes und mit wie viel Herzblut<br />
junge Leute in diese Projekte eingebunden<br />
sind. Gern möchten wir Victoria Kose,<br />
derzeit Erzieherin an unserer Kita, die Gelegenheit<br />
geben, ihr Projekt vorzustellen,<br />
das sie für ein Jahr nach Kampala, die<br />
Hauptstadt Ugandas, führen wird. Auch<br />
möchten wir Sie, liebe Leserinnen und<br />
Leser, herzlich um Unterstützung bitten.<br />
Brigitte Wagner<br />
Redaktion r-aktuell<br />
Afrika? Warum ausgerechnet dieser<br />
Kontinent? Warum freiwillig in einer völlig<br />
unbekannten Kultur leben und tätig<br />
werden und sein sicheres Lebensumfeld<br />
verlassen? Das sind nur einige von vielen<br />
Fragen, die auch ich mir gestellt<br />
habe.<br />
Ja, Afrika! Afrika ist ein Kontinent der<br />
Gegensätze, ein Kontinent, der in den<br />
Medien präsent ist. Was unterscheidet<br />
die afrikanische Kultur von der europäischen<br />
Kultur, was unterscheidet Afrika<br />
von Europa? Gibt es diese Unterschiede<br />
wirklich? Ist es bei uns tatsächlich besser<br />
und woran genau sind wir eigentlich<br />
reich? In Afrika gibt es gleichsam wie in<br />
Europa verschiedene interessante Kulturen,<br />
Sprachen, Bildungssysteme, Naturschätze,<br />
genauso auch Armut, Gewalt,<br />
Krankheiten, Krieg, tiefsitzende<br />
Konflikte zwischen Menschen und Institutionen<br />
und und und... Ich persönlich<br />
habe viel zu wenig Wissen über die Lebenswelt<br />
der Menschen dort. Es ist an<br />
der Zeit, dies zu ändern. Ich möchte mir<br />
ein eigenes Bild machen und Wissen<br />
durch Selbsterfahrung erwerben.<br />
Ab Anfang September 2014 nutze<br />
ich für mich die Möglichkeit, einen entwicklungspolitischen<br />
Freiwilligendienst<br />
in Ugandas Hauptstadt Kampala zu absolvieren.<br />
Dieser Freiwilligendienst gehört<br />
zum Förderprogramm „weltwärts“<br />
und wird vom Bundesministerium für<br />
wirtschaftliche Zusammenarbeit zu 75<br />
Prozent gefördert. Die restlichen 25 Prozent<br />
finanziert der Verein aus Spenden,<br />
die der Freiwillige durch Öffentlichkeitsarbeit<br />
und den Aufbau eines Spenderkreises<br />
selbst organisiert.<br />
Der Verein, der den Freiwilligendienst<br />
in meinem Fall plant und betreut, heißt<br />
„VIA e. V.“ und steht für internationalen<br />
und interkulturellen Austausch. Der in<br />
Lüneburg ansässige Verein entsendet<br />
jedes Jahr circa 90 Freiwillige im Alter<br />
von 18 bis neuerdings 28 Jahren in neun<br />
afrikanische Länder und weitere Länder<br />
anderer Kontinente, wie z.B. Indien. Der<br />
Freiwilligendienst kostet pro Jahr und<br />
Freiwilligen 16.000 Euro, wovon Kosten<br />
wie Hin-und Rückreise, Versicherungen,<br />
Unterkunft und Verpflegung, monatliches<br />
Taschengeld, pädagogische Begleitung,<br />
Seminarkosten und die organisatorische<br />
und administrative Begleitung<br />
des Dienstes gedeckt werden können.<br />
Mit dem Kuchenbasar vom 9. Mai<br />
und dem Eintauschen von Selbstgemachtem<br />
zum Frühjahrsputz am 16. Mai<br />
sammelte ich Spenden ein, die direkt an<br />
VIA e.V. gehen. An dieser Stelle sei für<br />
die Unterstützung nochmals ein großes<br />
Dankeschön an Eltern, Großeltern, Kollegen,<br />
Chefinnen und Praktikanten ausgesprochen!<br />
Bereits vor 1,5 Jahren entstand<br />
durch eine zufällige Unterhaltung mit einer<br />
Klassenkameradin, deren Sohn ein<br />
Jahr lang durch VIA e. V. in Kenia war,<br />
der Wunsch und die Vorstellung, zwölf<br />
Victoria Kose (Foto: Maria Buschmann)<br />
Monate meines Lebens in einer mir unbekannten<br />
Umgebung zu verbringen und<br />
alles aufzunehmen, was mir ein realistisches<br />
Bild von diesem Land ermöglicht.<br />
Anfang September 2014 wird mich<br />
mein Weg nach Kampala führen. Kampala<br />
ist mit 1,7 Millionen Einwohnern die<br />
größte Stadt Ugandas. Dort findet sich<br />
landesweit die einzige Schule für gehörlose<br />
Kinder, die 200 Jungen und Mädchen<br />
im Alter von 5 bis 17 Jahren, die<br />
mitunter blind und gehörlos sind, bis zur<br />
Klassenstufe 7 einen Platz zum Lernen<br />
bietet. Die „Uganda School for the Deaf“<br />
möchte diesen jungen Menschen ermöglichen,<br />
zu selbstbewussten und<br />
selbständigen Persönlichkeiten heranzuwachsen.<br />
Dabei werden, wie auch in<br />
Deutschland, die Ressourcen eines jedes<br />
Kindes genutzt. Sowohl die Schüler<br />
als auch deren Eltern lernen in der Schule<br />
Gebärdensprache, die für gehörlose<br />
Kinder notwendig ist, um eine eigene<br />
Identität zu entwickeln und sich erfolgreich<br />
mitteilen zu können. Den Schülern<br />
stehen umfangreiche Projekte zur Verfügung,<br />
durch die sie Wissen und Fähigkeiten<br />
in den Bereichen Bäckerei, Zimmereiarbeiten,<br />
Milchgewinnung, Bananenplantagen,<br />
Computernutzung, Wasserprojekte<br />
und Gärtnern erlangen können.<br />
In naher Zukunft sollen zudem Minibusse<br />
angeschafft werden (um mit den<br />
Kindern Ausflüge unternehmen zu können)<br />
sowie die Bibliothek erweitert und<br />
3/2014 r-aktuell | 19