Rheinland-Pfalz wählt! - RWGV
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GB<br />
Genossenschaftsblatt für <strong>Rheinland</strong> und Westfalen<br />
1 | 2011<br />
2010. WGZ BANK mit Spitzenergebnis. Seite 16<br />
Caoching. Herausforderungen meistern. Seite 20<br />
Fusion. Humana Milchindustrie und NORDMILCH. Seite 38<br />
Mit Energie in die Zukunft?<br />
Landtagswahl in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>: Fraktionsvorsitzende bekennen Farbe.
Thema<br />
<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> <strong>wählt</strong>!<br />
Exklusive Genossenschaftsblatt-Umfrage zur Landtagswahl in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> am 27. März 2011.<br />
SPD <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>: Kurt Beck<br />
Ministerpräsident Kurt Beck tritt bei der<br />
Landtagswahl 2011 zum fünften Mal an. Der<br />
gelernte Elektromechaniker aus Bad Bergzabern<br />
wurde am 26. Oktober 1994 vom<br />
Landtag als Nachfolger von Rudolf Scharping<br />
zum Ministerpräsidenten ge<strong>wählt</strong>.<br />
Fraktionsvorsitzender der SPD RLP ist<br />
Jochen Hartloff (siehe dazu Seite 4)<br />
www.kurt-beck.de<br />
CDU <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>: Julia Klöckner<br />
Spitzenkandidatin der CDU in <strong>Rheinland</strong>-<br />
<strong>Pfalz</strong> ist Julia Klöckner. Die 38-jährige<br />
Winzertochter aus Guldental ist seit 2002<br />
Mitglied des Bundestages. Zudem war sie<br />
Parlamentarische Staatssekretärin bei Bundesministerin<br />
Ilse Aigner. Fraktionsvorsitzender<br />
der CDU RLP ist Christian Baldauf<br />
(Fragen an ihn auf Seite 6).<br />
www.julia.kloeckner.de<br />
FDP <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>: Herbert Mertin<br />
„Liberalismus ist ein Lebensgefühl.“ Mit diesem<br />
Slogan wird FDP-Landes-Chef Herbert<br />
Mertin in den Wahlkampf der FDP <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
ziehen. Der 59-jährige Rechtsanwalt<br />
ist Vorsitzender der FDP-Landtagsfraktion<br />
und zugleich Vorsitzender des<br />
FDP-Bezirksverbandes Koblenz (Fragen an<br />
ihn folgen auf Seite 7).<br />
www.fdp-rlp.de<br />
Foto: Roman Mensing<br />
Energiegenossenschaften fördern: das will die Politik in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> parteiübergreifend wie die GB-<br />
Umfrage ergab (siehe S. 5 ff.). Die „eegon – Eifel Energiegenossenschaft“ (im Bild die Mitglieder Ina und<br />
Andreas Ballmann mit ihren Kindern Vincent und Isabel) in Wiesbaum wird das freuen. Zuletzt wurde die<br />
noch junge eG mit dem zweiten Platz des „Zukunftspreises Heimat“ der Volksbank RheinAhrEifel ausgezeichnet.<br />
Eine Urkunde und ein Preisgeld von 3.000 Euro überreichten Elmar Schmitz, Vorstandsvorsitzender<br />
der Volksbank, und Ministerpräsident Kurt Beck.<br />
Mainz. Bei der 16. Wahl des Landtags in<br />
<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> stehen vor allem Landesthemen<br />
im Mittelpunkt der Kampagnen:<br />
Während der CDU <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> vorgeworfen<br />
wird, den Wahlkampf 2006 zum<br />
Teil aus Steuergeldern finanziert und damit<br />
gegen die Regeln der Parteienfinanzierung<br />
verstoßen zu haben, steht die Landesregierung<br />
wegen der Finanzierung des Freizeitparks<br />
am Nürburgring in der Kritik.<br />
Bei der Landtagswahl am 26. März 2006<br />
gelang es der SPD mit einem Ergebnis von<br />
fast 800.000 Landesstimmen (45,6 Prozent)<br />
bei 3.075.577 Wahlberechtigten die absolute<br />
Mehrheit im Landtag zu erhalten. Neben<br />
der SPD (53 Sitze) sind CDU (38 Sitze)<br />
und FDP (zehn Sitze) vertreten. BÜNDNIS<br />
90/DIE GRÜNEN verpassten mit 4,6 Prozent<br />
Prozent den Einzug in den Landtag.<br />
Fünftstärkste Kraft im Land war die WASG<br />
mit 2,6 Prozent. Wer sind 2011 die Spitzenkandidaten?<br />
Ein kurzer Überblick:<br />
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN <strong>Rheinland</strong>-<br />
<strong>Pfalz</strong>: Eveline Lemke und Daniel Köbler<br />
Mit einer Doppelspitze ins Rennen gehen<br />
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Eveline Lemke<br />
und Daniel Köbler sind die beiden Spitzenkandidaten<br />
zur Landtagswahl von BÜNDNIS<br />
90/DIE GRÜNEN <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>. Eveline<br />
Lemke (46) ist seit 2006 Vorstandssprecherin<br />
der Landes-Grünen und seit März 2010<br />
Kreisvorstandssprecherin von BÜNDNIS<br />
90/DIE GRÜNEN Ahrweiler. Die Kauffrau<br />
lebt in Sinzig. Daniel Köbler (29) ist seit 2008<br />
Landesvorstandssprecher. Der Politkwissenschaftler<br />
ist zugleich stellvertretender Fraktionssprecher<br />
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im<br />
Mainzer Stadtrat (Fragen an die Sprecherin<br />
auf Seite S. 8)<br />
www.eveline-lemke.de,<br />
www.daniel-koebler.de<br />
Wolfgang Koschny<br />
4 GENOSSENSCHAFTSBLATT 1 | 2011
Thema<br />
„Einlagensicherung anerkennen“<br />
Nachgefragt bei: Jochen Hartloff (MdL), Vorsitzender der SPD-Fraktion im Landtag <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
Was wird Ihre<br />
Partei, sollte<br />
sie künftig in<br />
der Regierungsverantwortung<br />
stehen, unternehmen,<br />
um<br />
Rahmenbedingungen<br />
zu schaffen,<br />
innerhalb<br />
derer die Kredit-<br />
Jochen Hartloff<br />
genossenschaf-<br />
ten ihrer volkswirtschaftlichen Aufgabe noch<br />
effizienter nachkommen können?<br />
Jochen Hartloff: Die SPD-Landtagsfraktion<br />
beobachtet mit großer Aufmerksamkeit<br />
die aktuellen Diskussionen, Planungen<br />
und Maßnahmen zur Regulierung der Finanzmärkte<br />
im Gefolge der internationalen<br />
Finanzmarkt-, Wirtschafts- und Staatsschuldenkrise<br />
seit 2008. Die Belange der<br />
Sparkassen und Genossenschaftsbanken<br />
spielen dabei eine zentrale Rolle. Sie stellen<br />
die unverzichtbare dritte Säule des Banken-<br />
beziehungsweise Kreditsystems der<br />
Bundesrepublik dar, die für die Finanzierung<br />
insbesondere der mittelständischen<br />
Wirtschaft unverzichtbar ist, aber auch für<br />
Sparer eine wichtige Funktion übernimmt.<br />
Wir werden auch in der Zukunft unsere Politik<br />
an der Wahrung und Entwicklung der<br />
„dritten Säule“ ausrichten. Vor diesem Hintergrund<br />
ist zu den unter der Frage 1 aufgestellten<br />
Hintergrundthesen aus unserer<br />
Sicht Folgendes zu sagen:<br />
1.<br />
Die Commerzbank muss die stillen Einlagen<br />
des Bundes grundsätzlich mit<br />
mindestens neun Prozent per anno verzinsen<br />
(der Zinssatz steigt mit steigendem<br />
Gewinn). Eine solche Zinszahlung<br />
ist allerdings nur dann zu leisten, wenn<br />
die Bank einen Gewinn (nach HGB)<br />
ausweist. 2011 soll dies Presseberichten<br />
zufolge wieder der Fall sein. Eine solche<br />
Regelung macht nach unserer Auffassung<br />
grundsätzlich Sinn, schon weil andernfalls<br />
die Gefahr droht, eine gerade<br />
2.<br />
3.<br />
4.<br />
gerettete Bank wegen der fälligen Zinszahlungen<br />
noch einmal retten zu müssen.<br />
Klar ist aber auch, dass jede Rettung<br />
einer eigentlich insolventen Bank eine<br />
Wettbewerbsverzerrung darstellt. Das<br />
gilt im Übrigen allerdings auch für die<br />
Landesbanken. Mit anderen Worten:<br />
Eine solche Wettbewerbsverzerrung ist<br />
die notwendige Folge der notwendigen<br />
Rettung des Finanzsystems.<br />
Die SPD-Landtagsfraktion hat die Bankenabgabe<br />
als falsch kritisiert und abgelehnt.<br />
Sie belastet die Sparkassen und<br />
Volksbanken, aber auch die Förderbanken<br />
der Länder (während der Bund die<br />
KfW ausgenommen hat), und nimmt<br />
sie in Haftung für Risiken, die von ihnen<br />
nicht zu verantworten sind. Zudem ist<br />
der Zweck der Bankenabgabe insgesamt<br />
nicht erkennbar, da sie auch nach Jahrzehnten<br />
keine finanzielle Grundlage für<br />
Rettungsmaßnahmen im Bankensystem<br />
schaffen wird, insofern ihr summiertes<br />
Aufkommen in keiner Weise den in der<br />
Krise seit 2008 zur Bankenrettung erforderlich<br />
gewordenen Mitteln auch nur annähernd<br />
gleichkommen wird.<br />
Wir betrachten den Entwurf der Europäischen<br />
Einlagensicherungsrichtlinie als<br />
fragwürdig. Eine mögliche Doppelbelastung<br />
durch Institutssicherung und Einlagensicherungsfonds<br />
würde den Sparkassen<br />
und Volksbanken keinen Vorteil<br />
bringen, da die Institutssicherung in aller<br />
Regel bereits präventiv eingreift, die Einlagensicherungsfonds<br />
mithin niemals in<br />
Anspruch genommen werden müssten<br />
(der theoretische Fall eines Zusammenbruchs<br />
der Institutssicherung stellt angesichts<br />
ihrer Wahrscheinlichkeit eine<br />
nicht relevante Ausnahme dar).<br />
Die SPD-Landtagsfraktion vertritt das<br />
Ziel, die Institutssicherung der Sparkassen<br />
und Volksbanken als mit der Einlagensicherung<br />
gleichwertig anzuerkennen.<br />
Die rheinland-pfälzische Landesregierung<br />
hat das Anlegerschutzgesetz im<br />
Bundesrat grundsätzlich begrüßt und<br />
5.<br />
zudem darauf hingewiesen, dass (insbesondere<br />
aus Verbraucherschutzgründen)<br />
weitere gesetzgeberische Maßnahmen<br />
notwendig sind. Die SPD-Landtagsfraktion<br />
unterstützt diese Haltung der von ihr<br />
getragenen Landesregierung und wird<br />
dieser Linie auch weiter folgen.<br />
Wir betrachten es als fragwürdig, dass<br />
die ursprünglich ebenfalls im Rahmen<br />
der Verbesserung des Anlegerschutzes<br />
vorgesehenen (und auch erforderlichen)<br />
Maßnahmen zur Regulierung des „Grauen<br />
Kapitalmarktes“ im Anlegerschutzgesetz<br />
letztlich doch nicht berücksichtigt<br />
wurden. Vermeintlich will die Bundesregierung<br />
das im Rahmen eines separaten<br />
Gesetzgebungsverfahrens vor allem für<br />
den Bereich des Gewerberechts nachholen.<br />
Wir sprechen uns dafür aus, den<br />
„Grauen Kapitalmarkt“ in das Wertpapierhandelsgesetz<br />
einzubeziehen.<br />
In der Frage der Gebühren von Geldausgabeautomaten<br />
argumentiert die Politik aus<br />
der Perspektive der Direktbanken und ihrer<br />
Kunden. Es wird nicht erkannt, dass es bei<br />
der Frage der Gebühren von Fremdabhebungen<br />
nicht um eine isolierte Dienstleistung<br />
sondern um den Wettbewerb unterschiedlicher<br />
Geschäftsmodelle geht. Welche Position<br />
nimmt Ihre Partei in dieser Frage ein?<br />
Jochen Hartloff: Sie weisen zu Recht darauf<br />
hin, dass Sparkassen und genossenschaftliche<br />
Kreditinstitute die einzigen<br />
Betreiber flächendeckender Geldautomatennetze<br />
sind. Sparkassen und genossenschaftliche<br />
Kreditinstitute investieren dafür<br />
viel Geld. Könnte diese aufwendige Bargeld-Infrastruktur<br />
von jedem Wettbewerber<br />
zu sehr geringen Entgelten mitgenutzt<br />
werden, wäre letztlich die flächendeckende<br />
Versorgung gefährdet. Ein angemessenes<br />
Entgelt für Fremdverfügungen an Geldautomaten<br />
(GA) ist sicher zur Vorhaltung der<br />
Infrastruktur notwendig, darf aber auch die<br />
Kunden nicht über gebühr belasten. Die im<br />
Zentralen Kreditausschuss (ZKA) vertretenen<br />
Verbände der deutschen Kreditinstitute<br />
><br />
GENOSSENSCHAFTSBLATT 1 | 2011<br />
5
Thema<br />
><br />
haben sich auf einen neuen Modus der Gebührenfestlegung<br />
geeinigt. Dies nützt den<br />
Verbrauchern, aber auch den Sparkassen<br />
und genossenschaftlichen Kreditinstituten<br />
mit ihren GA-Infrastrukturen. Für die<br />
beiden lokalen Kreditinstitute ist nunmehr<br />
Rechtssicherheit geschaffen. Dies wird von<br />
der SPD sehr begrüßt.<br />
Im Rahmen des Ausbaus der regenerativen<br />
Energien erschließt die genossenschaftliche<br />
Rechtsform neue Möglichkeiten einer<br />
gemeinsamen Energieerzeugung und -nutzung<br />
von Bürgern, Unternehmen und Kommunen.<br />
Damit kann die dezentrale Energieerzeugung<br />
bislang ungenutzte regionale<br />
Wertschöpfungspotenziale erschließen. Wie<br />
würde Ihre Partei in Regierungsverantwortung<br />
einen derartigen markt- und bürgergerechten<br />
Ansatz in der rheinland-pfälzischen<br />
Energiepolitik fördern?<br />
Jochen Hartloff: Die Zukunft der Energieerzeugung<br />
ist dezentral. Wir werden die<br />
Gründung von Energiegenossenschaften<br />
auch in Zukunft fördern und darüber hinaus<br />
alle Handlungsmöglichkeiten ausschöpfen,<br />
um die dezentralen Energieerzeugung und<br />
die Nutzung heimischer Potenziale gegenüber<br />
den Stromkonzernen zu stärken. Deshalb<br />
werden wir das rheinland-pfälzische<br />
Weiterbildungsprogramm weiterentwickeln,<br />
bei dem Projektentwickler für Energiegenossenschaften<br />
ausgebildet werden.<br />
Beteiligt sind neben der Landesregierung<br />
unter anderem die Landeszentrale für Umweltaufklärung,<br />
die Evangelischen Kirchen<br />
sowie „GenoPortal“.<br />
Wir werden die erfolgreiche KWK-Initiative<br />
um eine Initiative „Zuhause-Kraftwerk“ erweitern<br />
und dadurch zum Beispiel den Bau<br />
von Wärmenetzen voranbringen. Damit dezentral<br />
erzeugte Energie besser eingespeist<br />
werden kann, forcieren wir die Modernisierung<br />
der Stromnetze – zum Beispiel mit<br />
dem Kompetenznetzwerk „smart grids/<br />
virtuelles Netzwerk“. So schaffen wir eine<br />
optimale Infrastruktur für Bürgerkraftwerke<br />
jeder Größe.<br />
Der Steillagenweinbau steht vor großen Herausforderungen.Welche<br />
konkreten Fördermaßnahmen<br />
planen Sie?<br />
Jochen Hartloff: In einer Pressemitteilung<br />
(25. Januar 2011) im Kontext der jüngsten<br />
Sitzung des Ausschusses für Landwirtschaft<br />
und Weinbau des rheinland-pfälzischen<br />
Landtages haben die weinbaupolitische<br />
Sprecherin unserer Fraktion, Kathrin Anklam-Trapp,<br />
MdL, gemeinsam mit Heike<br />
Raab, MdL, örtliche Abgeordnete aus Cochem,<br />
die Bedeutung des Steillagenweinbaus<br />
nicht zuletzt zum Erhalt der spezifischen<br />
Kulturlandschaft in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
herausgestellt und Fördernotwendigkeiten<br />
deutlich betont: „Der Steil- und Steilstlagenweinbau<br />
– über Jahrhunderte entstanden<br />
– prägt die rheinland-pfälzische<br />
Landschaft, verleiht ihr in vielen Regionen<br />
das spezifische Profil. Weithin anerkannt<br />
entstehen hier besonders ausdrucksstarke<br />
Weine. Das Land unterstützt mit Förderungen<br />
in Höhe von 6,8 Millionen Euro pro Jahr<br />
diesen Anbau mit einem breiten Katalog<br />
von Maßnahmen. Auch Beratungskapazität,<br />
beispielsweise das Angebot der DLR Bernkastel-Kues<br />
für den Steillagenweinbau, können<br />
die Winzerinnen und Winzer nutzen.<br />
‚Erfreulicherweise zeichnet sich ab, dass inzwischen<br />
der Rückgang der Rebfläche nicht<br />
mehr weiter fortschreitet. Die Steillagenfläche<br />
wird, so die Prognose, weitgehend<br />
erhalten bleiben’, so Heike Raab. ‚Gleichwohl<br />
ist es unabdingbar, Winzerinnen und<br />
Winzer mit Bewirtschaftungszuschüssen zu<br />
unterstützen. Damit wird zum Erhalt dieser<br />
Kulturlandschaft und ihrer touristischen<br />
Strahlkraft beigetragen.’ Kathrin Anklam-<br />
Trapp ergänzte: ’In der heutigen Sitzung<br />
des Ausschusses für Landwirtschaft und<br />
Weinbau des rheinland-pfälzischen Landtags<br />
wurden zwei Ziele nochmals betont:<br />
Maßgeblich sind zum einen die Fortführung<br />
des Anbaustopps, nicht zuletzt um auch die<br />
Verlagerung des Weinbaus in andere Regionen<br />
zu verhindern, und eine angestrebte<br />
Erweiterung der Fördermöglichkeiten im<br />
Rahmen einer Kulturlandschaftsprämie aus<br />
Mitteln der Europäischen Union.<br />
Darin unterstützen wir die Landesregierung<br />
mit allem Nachdruck’“. Zu Ihren weiteren<br />
Fragen ist aus unserer Perspektive<br />
hinzuzufügen: Landwirtschaftliche Genossenschaften<br />
können, soweit sie landwirtschaftliche<br />
Produkte erfassen, verarbeiten<br />
und vermarkten, bei Investitionen und als<br />
nach dem Marktstrukturgesetz anerkannte<br />
Erzeugergemeinschaften in der Gründungsphase<br />
auch durch Zuschüsse zu den<br />
anfallenden Organisationskosten gefördert<br />
werden. Dabei ist zum einen Investitionsförderung<br />
möglich, die mit Ausnahme der<br />
Winzergenossenschaften als Marktstrukturförderung<br />
im Rahmen von PAUL mit Landes-,<br />
Bundes- und EU-Mitteln erfolgt. Winzergenossenschaften<br />
werden im Rahmen<br />
des nationalen Stützungsprogramms Wein<br />
ausschließlich mit EU-Mitteln gefördert.<br />
Zum anderen ist eine Förderung der Organisationskosten<br />
möglich. Förderfähig sind<br />
angemessene Aufwendungen für Organisationskosten<br />
wie zum Beispiel Personalkosten<br />
im Bereich der Vermarktung, Geschäftskosten,<br />
Kosten für Büroeinrichtungen oder<br />
Kosten für Beratung von Mitgliedsbetrieben.<br />
Es können unter Umständen auch<br />
Organisationskosten gefördert werden, die<br />
im Zusammenhang mit einer wesentlichen<br />
Erweiterung (zum Beispiel durch Fusion)<br />
entstehen, soweit diese durch zusätzlich<br />
wahrgenommene Aufgaben entstehen. In<br />
den genannten Fördermöglichkeiten beziehungsweise<br />
dem Umfang der Fördersätze<br />
kommt aus unserer Perspektive eine besondere<br />
Würdigung der Arbeit und Organisation<br />
der regionalen Genossenschaften zum<br />
Ausdruck. Wir werden diese Arbeit weiterhin<br />
mit aller Überzeugung unterstützen.<br />
Die Bereitschaft der Bürgerinnen und Bürger<br />
zu Eigeninitiative und das Interesse, regionale<br />
Wirtschaftsstrukturen zu stärken,<br />
nehmen zu. Genossenschaften sind dabei ein<br />
bewährtes Instrument, die wirtschaftliche<br />
Leistungsfähigkeit zu erhöhen und Wertschöpfungsketten<br />
in der Region zu erhalten.<br />
Inwieweit wird Ihre Partei im Falle einer Regierungsbeteiligung<br />
das Genossenschaftswesen<br />
fördern?<br />
Jochen Hartloff: In <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> finden<br />
Unternehmen sehr gute Bedingungen<br />
vor. Betriebe erhalten von Seiten der SPDgeführten<br />
Landesregierung unbürokratische,<br />
schnelle Hilfen und Beratungsangebote.<br />
Die Bildung von Genossenschaften<br />
kann es mittelständischen Unternehmen,<br />
Handwerksbetrieben, freien Berufen und<br />
Existenzgründern ermöglichen, Synergieeffekte<br />
zu realisieren. Das neue Mittelstandsförderungsgesetz<br />
unterstützt dabei auch<br />
Bewerber- und Bietergemeinschaften. Gerade<br />
die Volksbanken und Raiffeisenbanken<br />
wie auch die Erzeugergemeinschaften<br />
im Bereich des Weinbaus zeigen Chancen<br />
des Genossenschaftswesens auf.<br />
Gründungsberatung ist in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
ein wichtiges Anliegen, über Starterzentren,<br />
Beratungsangebote der Kammern wie<br />
auch über die landeseigene Investitionsund<br />
Strukturbank <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> (ISB)<br />
GmbH. Existenzgründungen werden durch<br />
eine Reihe von Programmen unterstützt.<br />
Bürgerschaftliches Engagement, aber auch<br />
die Einrichtung von Dorfläden werden in<br />
<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> besonders gefördert. ><br />
6 GENOSSENSCHAFTSBLATT 1 | 2011
Thema<br />
„Ländlichen Raum gezielt stärken“<br />
Nachgefragt bei: Christian Baldauf (MdL), Vorsitzender der CDU-Fraktion im Landtag <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
><br />
Was wird Ihre<br />
Partei, sollte sie<br />
künftig in der Regierungsverantwortung<br />
stehen,<br />
unternehmen,<br />
um Rahmenbedingungen<br />
zu<br />
schaffen, innerhalb<br />
derer die<br />
Kreditgenossenschaften<br />
ihrer<br />
Christian Baldauf<br />
volkswirtschaftlichen Aufgabe noch effizienter<br />
nachkommen können?<br />
Christian Baldauf: Die CDU-Landtagsfraktion<br />
hat sich – leider vergeblich – gegenüber<br />
dem Bund dafür eingesetzt, dass die Genossenschaftsbanken<br />
und die Sparkassen nicht<br />
in die Bankenabgabe einbezogen werden.<br />
Wir werden uns auch in Zukunft dafür einsetzen,<br />
dass diese beiden für die regionalen<br />
und mittelständischen Strukturen unseres<br />
Landes so wichtigen Säulen des Bankwesens<br />
faire Wettbewerbsbedingungen vorfinden.<br />
Das gilt auch für die Themen Einlagensicherung<br />
und Anlegerschutzgesetz.<br />
In der Frage der Gebühren von Geldausgabeautomaten<br />
argumentiert die Politik aus<br />
der Perspektive der Direktbanken und ihrer<br />
Kunden. Es wird nicht erkannt, dass es bei<br />
der Frage der Gebühren von Fremdabhebungen<br />
nicht um eine isolierte Dienstleistung<br />
sondern um den Wettbewerb unterschiedlicher<br />
Geschäftsmodelle geht. Welche Position<br />
nimmt Ihre Partei in dieser Frage ein?<br />
Christian Baldauf: Im Sinne des Verbraucherschutzes<br />
will die CDU auf allen Ebenen<br />
in der Tat die Transaktionskosten bei Geldgeschäften<br />
für die Bürgerinnen und Bürger<br />
in einem plausiblen Rahmen halten. Das gilt<br />
auch für die Nutzung von Geldautomaten.<br />
Die Vereinbarung des Zentralen Kreditausschusses<br />
ist in diesem Zusammenhang hilfreich<br />
für eine Lösung, die faire Regelungen<br />
für alle Bereiche des Bankenwesens garantiert.<br />
Im Rahmen des Ausbaus der regenerativen<br />
Energien erschließt die genossenschaftliche<br />
Rechtsform neue Möglichkeiten einer gemeinsamen<br />
Energieerzeugung und -nutzung<br />
von Bürgern, Unternehmen und Kommunen.<br />
Damit kann die dezentrale Energieerzeugung<br />
bislang ungenutzte regionale Wertschöpfungspotenziale<br />
erschließen. Wie würde Ihre<br />
Partei in Regierungsverantwortung einen<br />
derartigen markt- und bürgergerechten Ansatz<br />
in der rheinland-pfälzischen Energiepolitik<br />
fördern?<br />
Christian Baldauf: Die Förderung der regenerativen<br />
Energien erfolgt in Kern durch<br />
den Garantiepreis nach dem EEG. Die Bildung<br />
genossenschaftlicher regionaler Energieversorger<br />
und -erzeuger kann darüber<br />
hinaus mit den üblichen Instrumenten der<br />
Mittelstandsförderung und der Förderung<br />
von Existenzgründungen unterstützt werden.<br />
Der Steillagenweinbau steht vor großen Herausforderungen.<br />
Welche konkreten Fördermaßnahmen<br />
planen Sie?<br />
Christian Baldauf: Die CDU-Landtagsfraktion<br />
setzt sich zusammen mit der Bundesebene<br />
und allen Bundesländern vehement<br />
für eine unbefristete Verlängerung<br />
der Pflanzrechte im Weinbau ein. Dies wird<br />
noch schwierige Verhandlungen in der EU<br />
erfordern. Die Pflanzrechte sind jedoch eine<br />
wesentliche wirtschaftliche Grundlage für<br />
den Steillagenweinbau. Die Leistung, die<br />
die Betreibe dabei für die Landschaftspflege<br />
mit großem Nutzen zum Beispiel für den<br />
Fremdenverkehr erbringen, berechtigt darüber<br />
hinaus finanzielle Unterstützung im<br />
Rahmen der Agrarmarktpolitik. Auch unter<br />
diesen Voraussetzungen müssen die besten<br />
betrieblichen Organisationsformen entwickelt<br />
werden, um den im Steillagenbau hohen<br />
Aufwand an Kapital und Arbeitskraft so<br />
wirtschaftlich wie nur irgend möglich zu gestalten.<br />
Dabei können bei der großen genossenschaftlichen<br />
Tradition in Landwirtschaft<br />
und Weinbau Genossenschaften eine ganz<br />
wichtige Rolle spielen.<br />
Die Bereitschaft der Bürgerinnen und Bürger<br />
zu Eigeninitiative und das Interesse, regionale<br />
Wirtschaftsstrukturen zu stärken, nehmen<br />
zu. Genossenschaften sind dabei ein bewährtes<br />
Instrument, die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit<br />
zu erhöhen und Wertschöpfungsketten<br />
in der Region zu erhalten. Inwieweit wird<br />
Ihre Partei im Falle einer Regierungsbeteiligung<br />
das Genossenschaftswesen fördern?<br />
Christian Baldauf: Der ländliche Raum bedarf<br />
nicht zuletzt angesichts der demografischen<br />
Entwicklung einer gezielten Stärkung<br />
der regionalen Potenziale, um eine ausreichende<br />
Versorgungs- und Infrastruktur zu<br />
gewährleisten. Dabei werden nach den bisherigen<br />
positiven Erfahrungen Selbsthilfe-<br />
Initiativen eine wichtige Rolle spielen. Eine<br />
weitsichtige Landespolitik muss solche Initiativen<br />
ermuntern und fördern. Genossenschaftliche<br />
Organisationsformen sind dafür<br />
sehr gut geeignet. Die vorhandenen Mittel<br />
der regionalen Strukturförderung und der<br />
Wirtschaftsförderung insgesamt können<br />
hier gezielt eingesetzt werden.<br />
><br />
Sitzverteilung im Landesparlament<br />
Die Sitzverteilung der 101 Abgeordneten aus 51 Wahlkreisen<br />
geschieht in der Weise, dass den Parteien (nach Abzug der<br />
direkt ge<strong>wählt</strong>en 51 Wahlkreiskandidaten) die restlichen Sitze<br />
im Verhältnis der auf sie entfallenen Zweitstimmen zuget<br />
e i l t w e r d e n . We i t e r e I n f o r m a t i o n e n d a z u i m I n t e r n e t u n t e r<br />
www. wahlen.rlp.de<br />
GENOSSENSCHAFTSBLATT 1 | 2011<br />
7
Thema<br />
„Deutschland braucht mehr Genossenschaften“<br />
Nachgefragt bei: Herbert Mertin (MdL), Fraktionsvorsitzender der FDP im Landtag <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
><br />
Was wird Ihre<br />
Partei, sollte sie<br />
künftig in der Regierungsverantwortung<br />
stehen,<br />
unternehmen,<br />
um Rahmenbedingungen<br />
zu<br />
schaffen, innerhalb<br />
derer die<br />
Kreditgenossenschaften<br />
ihrer<br />
Herbert Mertin<br />
volkswirtschaftlichen Aufgabe noch effizienter<br />
nachkommen können?<br />
Herbert Mertin: Die Finanzkrise hat, ausgehend<br />
von den USA, Europa und Deutschland<br />
hart getroffen. Dass Deutschland sich<br />
relativ schnell, relativ gut von den Folgen<br />
der Erschütterungen an den internationalen<br />
Finanzmärkten erholen konnte, ist das Verdienst<br />
einer Vielzahl von Akteuren. Auch die<br />
Kreditgenossenschaften, die aufgrund ihres<br />
auf Solidität basierenden Geschäftskonzepts<br />
anders als andere Kreditinstitute die heimische<br />
Wirtschaft auch in stürmischen Zeiten<br />
voll unterstützen konnten, haben daran ihren<br />
Anteil. Dafür gebührt Ihnen Dank!<br />
Die rheinland-pfälzische FDP unterstützt<br />
die Bundesregierung nachdrücklich in ihrem<br />
Bemühen, die staatlichen Beteiligungen<br />
im Bankensektor zurückzufahren, auch um<br />
unseren ordnungspolitischen Vorstellungen<br />
gerecht zu werden. Dabei gilt es natürlich zu<br />
beachten, dass die abschließend eingesetzten<br />
Mittel möglichst gering ausfallen sollen,<br />
da es sich hierbei um das Geld der Steuerzahler<br />
handelt.<br />
Das Restrukturierungsgesetz sieht vor, dass<br />
alle Institute, die unter das Kreditwesengesetz<br />
fallen, einen Beitrag zur Finanzierung<br />
der „systemrelevanten Banken“ und damit<br />
zur Stabilisierung der Finanzmärkte leisten<br />
sollen. Förderbanken, wie etwa die Kreditanstalt<br />
für Wiederaufbau sind hiervon ausgenommen.<br />
Die Überzeugung, dass nicht<br />
allein die Steuerzahler den Preis für diese<br />
Stabilisierung zu entrichten haben, teilen<br />
wir unbedingt.<br />
Der Staatsminister im Kanzleramt, Eckard<br />
von Klaeden, hatte bereits im vergangenen<br />
Jahr angekündigt, die Möglichkeit zu prüfen,<br />
auch andere Bankrechtsformen von der Regelung<br />
auszunehmen beziehungsweise weniger<br />
stark zu belasten, sofern bestimmte<br />
Grundvoraussetzungen erfüllt seien. Dieser<br />
Aussage war eine Initiative des Bundesrates<br />
vorausgegangen, die von Landesregierungen<br />
mit FDP-Beteiligung initiiert war und die<br />
zumindest eine geringere Belastung der Genossenschaftsbanken<br />
zur Folge hatte.<br />
Die FDP begrüßt das Ziel der Europäischen<br />
Kommission, das Vertrauen in den Finanzsektor<br />
zu stärken. So genannte „bank runs“<br />
müssen europaweit frühzeitig verhindert<br />
werden, um einen Zusammenbruch der Finanzmärkte<br />
und einen eventuellen Dominoeffekt<br />
innerhalb der Europäischen Union zu<br />
verhindern. Dazu ist es notwendig, europaweit<br />
funktionierende Einlagensicherungssysteme<br />
einzuführen.<br />
Grundsätzlich müssen Regelungen auf europäischer<br />
Ebene gewachsene Strukturen in<br />
den Mitgliedsstaaten berücksichtigen. Gerade<br />
in Deutschland gibt es mit der Institutssicherung<br />
bei Sparkassen und Genossenschaftsbanken<br />
ein Instrument, welches<br />
Einlagen der Kunden durch Sicherungszusagen,<br />
verbundsinterne Überwachungssysteme<br />
und notfalls Umgliederungen der Mitgliedsinstitute<br />
bereits frühzeitig schützt.<br />
Warum Sparkassen und Kreditgenossenschaften<br />
in eine weitere Sicherungseinrichtung<br />
bei vermindertem Schutzumfang einzahlen<br />
sollen, an die die Frage der<br />
Aufrechterhaltung der eigenen Institutssicherung<br />
gekoppelt ist, erschließt sich aus<br />
Sicht der FDP nicht. Dies wäre bildlich gesprochen<br />
mit einer Situation vergleichbar, in<br />
der ein Verbraucher zwei Versicherungen für<br />
ein und denselben Schadensfall abschließen<br />
und zweifach Beiträge entrichten müsste –<br />
auch wenn der Versicherungsschutz der ersten<br />
Police eigentlich ausreichen würde. Den<br />
Instituten würden dadurch hohe und unnötige<br />
Kosten entstehen. Wir setzen uns daher<br />
für die Bewahrung der Eigenständigkeit der<br />
Institutssicherung und gegen eine Pflichtmitgliedschaft<br />
im gesetzlichen Sicherungssystem<br />
ein.<br />
Für die FDP besitzt Anlegerschutz einen hohen<br />
Stellenwert. Der von der Bundesregierung<br />
eingebrachte Gesetzentwurf weist in<br />
unseren Augen in die richtige Richtung. Sich<br />
ergebende Ergänzungen beziehungsweise<br />
Änderungen bleiben selbstverständlich<br />
möglich.<br />
In der Frage der Gebühren von Geldausgabeautomaten<br />
argumentiert die Politik aus<br />
der Perspektive der Direktbanken und ihrer<br />
Kunden. Es wird nicht erkannt, dass es bei der<br />
Frage der Gebühren von Fremdabhebungen<br />
nicht um eine isolierte Dienstleistung sondern<br />
um den Wettbewerb unterschiedlicher Geschäftsmodelle<br />
geht. Welche Position nimmt<br />
Ihre Partei in dieser Frage ein?<br />
Herbert Mertin: Seit dem 15. Januar werden<br />
Verbraucher beim Abheben an Automaten<br />
fremder Kreditinstitute über die Höhe der<br />
anfallenden Gebühren informiert. Bei zu hohen<br />
Kosten kann der Vorgang abgebrochen<br />
werden. Die FDP begrüßt die Neuerung. Der<br />
Transparenz am Automaten sollten nun allerdings<br />
auch sinkende, verbraucherfreundliche<br />
Gebühren folgen.<br />
Im Rahmen des Ausbaus der regenerativen<br />
Energien erschließt die genossenschaftliche<br />
Rechtsform neue Möglichkeiten einer gemeinsamen<br />
Energieerzeugung und -nutzung von<br />
Bürgern, Unternehmen und Kommunen. Damit<br />
kann die dezentrale Energieerzeugung<br />
bislang ungenutzte regionale Wertschöpfungspotenziale<br />
erschließen. Wie würde Ihre<br />
Partei in Regierungsverantwortung einen<br />
derartigen markt- und bürgergerechten Ansatz<br />
in der rheinland-pfälzischen Energiepolitik<br />
fördern?<br />
Herbert Mertin: Der Wettbewerb auf den<br />
deutschen Energiemärkten hatte in der Vergangenheit<br />
deutlich abgenommen. Hier<br />
sorgt das neue Energiekonzept der Bundesregierung<br />
für eine Belebung des Wettbewerbs.<br />
Die FDP in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> unter- ><br />
8 GENOSSENSCHAFTSBLATT 1 | 2011
Thema<br />
> stützt daher Bestrebungen der Bundes-FDP,<br />
die kartellrechtlichen Instrumente im Rahmen<br />
des Gesetzes gegen Wettbewerbsbeschränkungen<br />
zu schärfen. Wir befürworten<br />
die Initiativen der rheinland-pfälzischen<br />
Bürgerinnen und Bürger, der Wirtschaftsunternehmen<br />
und Kommunen, die auf diesem<br />
Wege zu einem breiten Energiemix beitragen.<br />
Die Rechtsform der Genossenschaft ist<br />
dabei zweckdienlich und findet unsere Unterstützung.<br />
Der Steillagenweinbau steht vor großen Herausforderungen.<br />
Welche konkreten Fördermaßnahmen<br />
planen Sie?<br />
Herbert Mertin: Im Bundesland <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
wachsen rund Zweidrittel aller<br />
Reben in Deutschland. Weinanbau, Weinerzeugung<br />
und Weinvermarktung sind demzufolge<br />
herausragende Wirtschafts- und Kulturgüter<br />
mit hoher Wertschöpfung, wovon<br />
viele tausend Menschen bei uns leben und<br />
unsere Kulturlandschaft erhalten. Für den<br />
Fortbestand dieser in Jahrhunderten gewachsenen<br />
Strukturen setzt sich die FDP mit<br />
Entschlossenheit ein. Der Strukturwandel<br />
im Weinbau hat bisher auch zu einem Rückgang<br />
der bestockten Steillagenrebfläche in<br />
<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> geführt. Gleichzeitig gibt es<br />
aber aktuell zunehmend Initiativen von jungen<br />
Winzerinnen und Winzern, aufgegebene<br />
Steillagen wieder zu nutzen oder sogar neue<br />
Steillagenweinberge anzulegen.<br />
Mit Blick auf diese Initiativen und die Kulturlandschaft<br />
als solche gilt es, der Einzigartigkeit<br />
dieser Weine Chancen zu geben und<br />
– als gewünschte und bewusste Folge – die<br />
Kulturlandschaft des Steillagenweinbaus zu<br />
sichern. Der von der Europäischen Union<br />
ab dem Jahre 2015 vorgesehene Wegfall des<br />
Anbaustopps muss verhindert werden, weil<br />
eine Freigabe der Rebpflanzung zu Lasten<br />
der Steillage gehen würde.<br />
Die FDP unterstützt<br />
Gründung von Genossenschaften<br />
Die FDP wird sich auch künftig dafür einsetzen,<br />
den Initiativen von Winzerinnen und<br />
Winzern, die einzigartige Weine in Steilund<br />
Steilstlagen erzeugen, weiterhin gute<br />
Chancen zu geben und damit den Steillagenweinbau<br />
zu sichern. Mit dem Ziel, dass<br />
für Steillagen europaweit besondere Qualitätsanforderungen<br />
gelten. Des weiteren setzen<br />
wir uns dafür ein, zu prüfen, ob im Rahmen<br />
der Umstellung und Umstrukturierung<br />
die Anlage von Weinbergen in Steillagen<br />
stärker unterstützt werden kann.<br />
Die bisherige Steil- und Steilstlagenförderung<br />
gilt es nicht nur aufrecht zu erhalten,<br />
sondern anzupassen.<br />
Die Genossenschaften, in denen sich Winzerinnen<br />
und Winzer zusammengeschlossen<br />
haben, helfen mit ihren Innovationen und<br />
ihrer qualitativ hochwertigen Arbeit den<br />
(Steillagen-) Weinbau in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
weiterhin zu einem besonderen Markenzeichen<br />
unseres Bundeslandes zu machen.<br />
Die FDP wird diese Arbeit nach wie vor unterstützen!<br />
Die Bereitschaft der Bürgerinnen und Bürger<br />
zu Eigeninitiative und das Interesse, regionale<br />
Wirtschaftsstrukturen zu stärken, nehmen zu.<br />
Genossenschaften sind dabei ein bewährtes<br />
Instrument, die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit<br />
zu erhöhen und Wertschöpfungsketten<br />
in der Region zu erhalten. Inwieweit wird Ihre<br />
Partei im Falle einer Regierungsbeteiligung<br />
das Genossenschaftswesen fördern?<br />
Herbert Mertin: In der liberalen Bürgergesellschaft<br />
ist das Engagement der Bürgerinnen<br />
und Bürger unverzichtbar. Mitglieder<br />
einer Genossenschaft und Liberale eint vor<br />
diesem Hintergrund vor allem die Anstrengung<br />
des Einzelnen oder der Gemeinschaft<br />
bevor Hilferufe an den Staat gerichtet werden.<br />
Die FDP unterstützt daher die Gründung<br />
von Genossenschaften!<br />
Im Rahmen unseres Bundesparteitages im<br />
Jahre 2006 haben wir einen Antrag verabschiedet,<br />
der mit dem Titel „Deutschland<br />
braucht mehr Genossenschaften“ überschrieben<br />
war und in dem wir festhalten,<br />
dass in der Rechtsform der Genossenschaft<br />
Unternehmertum mit sozialer Verantwortung<br />
und Gemeinschaftssinn positiv verbunden<br />
ist. Daher sollten Genossenschaften<br />
im zukünftigen Wirtschaftsleben und im<br />
Rahmen der Mittelstandspolitik eine größere<br />
Rolle spielen. Dabei soll nachhaltig die<br />
Gründung neuer Genossenschaften in allen<br />
Bereichen des Handwerks, der Dienstleistungen,<br />
der Forschung und Entwicklung,<br />
der Freien Berufe, der Wohnungswirtschaft,<br />
unterstützt werden sowie auch neue Genossenschaftstypen<br />
der Sozial-, Kultur- und Gesundheitswirtschaft.<br />
><br />
Anzeige<br />
Bekanntmachung der ge<strong>wählt</strong>en Vertreter (§ 10 der Wahlordnung)<br />
Bekanntmachung zur Ergänzungswahl der Vertreterversammlung<br />
Nachdem am 17. Dezember 2010 die Ergänzungswahl unserer Vertreterversammlung durchgeführt worden ist und der Wahlausschuss<br />
in seiner Sitzung am 11. Januar 2011 deren ordnungsgemäßes Zustandekommen festgestellt hat, geben wir hiermit bekannt,<br />
dass die Listen der gesamten ge<strong>wählt</strong>en Vertreter und Ersatzvertreter gemäß § 43 a GenG ab 14. März 2011 für die Dauer von zwei<br />
Wochen in allen Geschäftsstellen unserer Bank während der üblichen Geschäftszeiten zur Einsicht durch die Mitglieder ausliegen.<br />
Auf Verlangen ist jedem Mitglied unverzüglich eine Kopie der Listen auszuhändigen.<br />
Viersen, 11. Januar 2011<br />
Volksbank Viersen eG<br />
Der Vorstand
Thema<br />
„Die eG ins Bewusstsein rücken“<br />
Nachgefragt bei: Eveline Lemke, Mitglied des Landesvorstandes von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN RLP<br />
><br />
Was wird Ihre<br />
Partei, sollte sie<br />
künftig in der Regierungsverantwortung<br />
stehen,<br />
unternehmen,<br />
um Rahmenbedingungen<br />
zu<br />
schaffen, innerhalb<br />
derer die<br />
Eveline Lemke<br />
Kreditgenossenschaften<br />
ihrer volkswirtschaftlichen Aufgabe<br />
noch effizienter nachkommen können?<br />
Eveline Lemke: Kleine, regional ausgerichtete<br />
Banken wie die Kreditgenossenschaften<br />
sollten künftig wieder einer größere Rolle<br />
im Finanzmarkt spielen. Wir sehen die Entwicklung<br />
immer größerer Banken als eine<br />
Gefahr für die Finanzmarktstabilität an. Mit<br />
einer Größenbremse für Banken – also mit<br />
der Größe steigenden Anforderungen an<br />
Liquiditäts- und Eigenkapitalausstattung –<br />
wollen wir Größe bei Banken teuer machen.<br />
Kleinere Banken erhalten so einen relativen<br />
Vorteil. Außerdem soll die Finanzaufsicht<br />
sich stärker auf die großen Risiken und Probleme<br />
am Finanzmarkt konzentrieren. Wir<br />
sehen auch in der genossenschaftlichen Organisationsform<br />
einen Pluspunkt: Sie verankert<br />
die Kreditgenossenschaften in der<br />
Region und an der Realwirtschaft. Das hat<br />
konkrete Vorteile: Auch Dank der Kreditgenossenschaften<br />
konnte die im Jahr 2010<br />
ernsthaft drohende Kreditklemme gerade<br />
noch abgewendet werden. Auch erkennen<br />
wir als hohe Leistung an, dass die Kreditgenossenschaften<br />
als einzige Säule des deutschen<br />
Bankensystems bisher ohne staatliche<br />
Stabilisierungsleistungen durch die<br />
Krise gekommen sind. Beim Thema Anlegerschutz<br />
achten wir darauf, dass nicht bei<br />
Banken höhere Standards gefordert werden<br />
als bei Strukturvertrieben oder freien Vermittlern.<br />
Nur eine Gleichbehandlung aller<br />
Vertriebswege sichert faire Wettbewerbschancen<br />
auch für Kreditgenossenschaften.<br />
In der Frage der Gebühren von Geldausgabeautomaten<br />
argumentiert die Politik aus<br />
der Perspektive der Direktbanken und ihrer<br />
Kunden. Welche Position nimmt Ihre Partei<br />
in dieser Frage ein?<br />
Eveline Lemke: Wir begrüßen die Tatsache,<br />
dass seit dem 15. Januar 2011 die Verbraucher<br />
am Automaten zumindest über<br />
die anfallenden Kosten informiert werden.<br />
Wie bei jeder anderen Dienstleistung auch<br />
können sie sich dann für die Inanspruchnahme<br />
entscheiden oder dagegen. Diese<br />
Transparenz war längst überfällig. Darüber<br />
hinaus halten wir eine Begrenzung der Entgelte<br />
an Geldautomaten für Fremdkunden<br />
für richtig. Eine Deckelung zwischen zwei<br />
und drei Euro schafft einen guten Interessenausgleich<br />
zwischen den Unternehmensinteressen,<br />
für die Bereithaltung der Infrastruktur<br />
Gebühren zu erheben und den<br />
Interessen der Verbraucher und Verbraucherinnen.<br />
Der Konkurrenzkampf der Banken<br />
darf nicht zu Lasten der Verbraucher<br />
ausgetragen werden.<br />
Beim Ausbau regenerativer Energien erschließt<br />
die genossenschaftliche Rechtsform<br />
neue Möglichkeiten einer gemeinsamen<br />
En-ergieerzeugung und -nutzung. Wie würde<br />
Ihre Partei einen derartigen markt- und<br />
bürgergerechten Ansatz in der Energiepolitik<br />
fördern?<br />
Eveline Lemke: Wir haben vor gut zehn<br />
Jahren mit dem EEG die Grundlage dafür<br />
geschaffen, dass jede und jeder zum Energieerzeuger<br />
werden kann. Der Erfolg hat<br />
uns Recht gegeben. Heute werden rund 17<br />
Prozent des Stromverbrauchs von erneuerbaren<br />
Energien abgedeckt. Ein Großteil der<br />
Anlagen befinden sich in der Hand kleinerer<br />
und mittlerer Unternehmen. Auch Genossenschaften<br />
haben sich sehr erfolgreich<br />
beteiligt. Diesen Weg wollen wir weitergehen.<br />
Unser Ziel ist es, die Stromversorgung<br />
in Deutschland so schnell wie möglich vollständig<br />
auf erneuerbare Energien umzustellen.<br />
Zur Erleichterung von Investitionen<br />
und zur Stärkung der dezentralen Energieerzeugung<br />
begrüßen wir die Gründung von<br />
Energiegenossenschaften. Wenn die Bürgerinnen<br />
und Bürger von Energieverbraucherinnen<br />
und -verbrauchern zu Energieerzeugerinnen<br />
und -erzeugern werden, hilft das,<br />
eine nachhaltige klimaverträgliche Energiewirtschaft<br />
in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> aufzubauen.<br />
Wir wollen deshalb das Programm zur Beratung<br />
der Gründung von Energiegenossenschaften<br />
in allen Kreisen und Städten<br />
ausbauen.<br />
Der Steillagenweinbau steht vor großen Herausforderungen.<br />
Welche konkreten Fördermaßnahmen<br />
planen Sie?<br />
Eveline Lemke: Viele Winzerinnen und<br />
Winzer in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> bauen Spitzenweine<br />
an. Wir wollen mit unserer Weinbaupolitik<br />
auf Qualität statt Masse setzen<br />
und haben uns deshalb in den vergangen<br />
Jahren gegen die Pläne der EU zur Ausweitung<br />
der Rebfläche gewehrt. Da dem Steillagenweinbau<br />
eine besondere Bedeutung für<br />
Kulturlandschaft und Tourismus zukommt,<br />
wollen wir hier einen Schwerpunkt der Förderpolitik<br />
setzen und das Marketing mit<br />
einer wirkungsvollen Imagekampagne unterstützen.<br />
Inwieweit wird Ihre Partei das Genossenschaftswesen<br />
fördern?<br />
Eveline Lemke: Wir wollen für Existenzgründer,<br />
die zusammen ein Unternehmen<br />
aufbauen wollen, die Genossenschaft als<br />
Rechtsform attraktiver machen. Genossenschaftliche<br />
Lösungen sind weder im<br />
Bewusstsein von Gründungswilligen noch<br />
im Bewusstsein vom Berater. Viele kleine<br />
Unternehmen weichen auf die Rechtsform<br />
des eingetragenen Vereins aus, gehen dabei<br />
jedoch erhebliche Risiken ein. Wird<br />
nämlich diese Rechtsform Verein für wirtschaftliche<br />
Zwecke eingesetzt, entfällt die<br />
Haftungsbeschränkung auf das Vereinsvermögen<br />
und die Vereinsmitglieder müssen<br />
im Insolvenz-fall gegebenenfalls mit ihrem<br />
Privatvermögen haften. Dabei könnten<br />
Genossenschaften nach den vollzogenen<br />
Änderungen im Genossenschaftsrecht eine<br />
attraktive Lösung sein.<br />
10 GENOSSENSCHAFTSBLATT 1 | 2011