Genossenschaftsblatt 4/2010 - RWGV
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Genossenschaftsblatt 4/2010 - RWGV
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GB<br />
<strong>Genossenschaftsblatt</strong> für Rheinland und Westfalen<br />
Verbandstag <strong>2010</strong>. Dr. Jürgen Rüttgers kommt. Seite 8<br />
Premiere: Westfleisch liefert direkt nach China. Seite 32<br />
Zum 5. Mal: NOWEDA bester Pharmagroßhandel. Seite 38<br />
„Krisenfest &<br />
sozial verträglich“<br />
Günter Verheugen zur Rolle der Kreditgenossenschaften<br />
4 | <strong>2010</strong>
Menschen<br />
machen<br />
Märkte.<br />
Jeder Mensch hat etwas, das ihn antreibt.<br />
WIRTSCHAFTSTAG <strong>2010</strong><br />
Visionen. Impulse. Strategien.<br />
RuhrCongress Bochum, 26. Oktober <strong>2010</strong><br />
Menschen machen Märkte:<br />
Mittelständische Innovationen als Antrieb wirtschaftlichen Erfolgs.<br />
Wir machen den Weg frei.<br />
Kreative und innovative Impulse liefern Ihnen in Talkrunden und Interviews unter anderem:<br />
� Günter Verheugen, Politiker und ehemaliger EU-Kommissar<br />
� Prof. Dr. Dr. h. c. Wolfgang Huber, ehemaliger Vorsitzender des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland<br />
� Ulrich Kienzle, Journalist und Publizist<br />
� Matthias Sammer, Sportdirektor des Deutschen Fußball-Bundes<br />
� Special Guest: Roland Koch, Hessischer Ministerpräsident a. D.<br />
Durch die Veranstaltung begleiten Sie Maybrit Illner und Peter Großmann.<br />
Im Rahmenprogramm wird der Ausnahmeturner Fabian Hambüchen als Testimonial<br />
der Volksbanken Raiffeisenbanken eine Kostprobe seines Könnens präsentieren.<br />
Sie haben Fragen? Wir helfen Ihnen gerne weiter:<br />
Thomas von Hammel, <strong>RWGV</strong>-Mitgliederservice, Marketing/Vertrieb,<br />
Telefon: 0251 7186-5116, E-Mail: thomas.von-hammel@rwgv.de<br />
Vera Kündgen, geno kom Werbeagentur, Veranstaltungsmanagement,<br />
Telefon: 0251 53001-52, E-Mail: vera.kuendgen@geno-kom.de<br />
Mit freundlicher Unterstützung der<br />
Neuer<br />
Veranstaltungsort!
Zorros Zorn<br />
Liebe Leserin, lieber<br />
Leser, Zorro reitet wieder!<br />
Können Sie sich erinnern?<br />
In den siebziger<br />
Jahren war er unser<br />
Held: Mantel und Degen,<br />
Maske und Peitsche,<br />
der Rächer der<br />
Armen und Unterdrückten.<br />
Zorros Zorn gilt<br />
heute aber nicht mehr<br />
einer korrupten Obrigkeit. Es ist die demokratisch<br />
legitimierte Obrigkeit in Form des<br />
Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft<br />
und Verbraucherschutz sowie die<br />
vom Ministerium zu 92,6 Prozent fi nanzierte<br />
Verbraucherzentrale Bundesverband, die<br />
Spaß am Zorro-Spiel gefunden haben. Sie<br />
blähen die Heldenbrust für die „wehrlosen<br />
Fremdkunden“, wie die Verbraucherzentrale<br />
gegenüber „Bank intern“ bekundet. Interessante<br />
Vorstellungen hat man dort vom Leben<br />
eines Verbrauchers. Er werde zur Kasse<br />
gebeten, „wenn der Bargeldbedarf dringend<br />
ist und keine Zeit mehr für das Ansteuern<br />
vielleicht noch nicht einmal bekannter weiterer<br />
Standorte von Konkurrenzautomaten<br />
besteht. Wenn es die vor Ort gibt“.<br />
Die Verbraucherschützer wollen daher den<br />
freien Zugang zur Bargeldversorgung ausfechten.<br />
Denn: Plötzliche, unvorhergesehene<br />
Ausgaben bedrängen den Verbraucher.<br />
Er hat auch keine Bankverbindung zu einer<br />
Volksbank oder Sparkasse. Deren Automaten<br />
stehen bekanntlich an jeder Ecke. Den<br />
80 Millionen Kunden dieser beiden Gruppen<br />
gilt Zorros Einsatz also nicht.<br />
Zorros Einsatz gilt nicht den vielen Millionen<br />
Mitgliedern von Genossenschaftsbanken,<br />
die in ihren Gremien für eine teure, auf-<br />
GENOSSENSCHAFTSBLATT 4 | <strong>2010</strong><br />
wändige Infrastruktur gestimmt haben,<br />
gerade auch im ländlichen Raum. Zorro reitet<br />
nicht für diese mittelständischen Bankteilhaber,<br />
die sich diese Infrastruktur Teile<br />
ihrer Dividende haben kosten lassen. Bei<br />
diesen ist es noch heute wie bei Raiff eisen:<br />
Wenn sie nicht auf Selbsthilfe und Selbstverantwortung<br />
setzten, wäre im ländlichen<br />
Raum weithin gähnende kreditwirtschaftliche<br />
Leere!<br />
Zorro reitet für die verhältnismäßig kleine<br />
Zahl überwiegend großstädtischer Kunden<br />
großer Banken. Deren Aktionäre haben<br />
nicht zugunsten von Infrastruktur auf Ausschüttungen<br />
verzichtet. Manche locken mit<br />
kostenlosen Girokonten, andere lassen sich<br />
von Staat helfen. Natürlich hätten sie auch<br />
Geldautomaten aufstellen können. Aber<br />
weshalb eigentlich, wenn ihnen der Staat<br />
mit Zorros Hilfe die Infrastruktur der Wettbewerber<br />
zutreibt. „Abgesehen von wichtigen<br />
Verkehrspunkten und bestimmten<br />
Haupteinkaufsgebieten wird es schnell rar<br />
mit der Automatenversorgung“ sagen die<br />
Verbraucherschützer „bank intern“. Zum<br />
Beispiel im westfälischen Peckelsheim:<br />
1.900 Einwohnern steht „nur“ ein Geldautomat<br />
der Volksbank und einer der Sparkasse<br />
zur Verfügung. Da muss man für die vielleicht<br />
doch gelegentlich durchreisenden<br />
Kunden von Targo- und Commerzbank, deren<br />
Automaten zehn Kilometer entfernt<br />
sind, und die in Peckelsheim plötzlich und<br />
unerwartet einen erheblichen Bargeldbedarf<br />
verspüren, schon mal ein „vollständiges<br />
und mehrschichtiges Marktversagen“ feststellen.<br />
Zorro, steig aus dem Sattel! Lass Dich<br />
vor keinen Karren spannen.<br />
Th orsten Weiland<br />
Inhalt<br />
Das Thema<br />
Im Interview: Günter Verheugen 4<br />
Wirtschaftstag in Bochum 6<br />
<strong>RWGV</strong> intern<br />
Reform der Einlagensicherung 7<br />
Verbandstag auf Schalke 8<br />
Hintergrund & Analyse<br />
<strong>RWGV</strong>-Studie:<br />
Vertrauen in Deutschland 9<br />
Erfolgreich Mitarbeiter gewinnen 12<br />
DRV-Studie: Im „Markt-Sandwich“ 14<br />
Aus dem Verbund<br />
Kurz gemeldet 15<br />
Im Interview: Hans Joachim Reinke 16<br />
„sozialgenial“ gut angelaufen 18<br />
WGZ BANK punktet beim Mittelstand 20<br />
Protest der Gewinnsparvereine 21<br />
Banken<br />
BAG feiert Geburtstag 23<br />
Kurz gemeldet 24<br />
Handelsblatt-Jahrestagung <strong>2010</strong> 31<br />
Landwirtschaft<br />
Westfl eisch exportiert nach China 32<br />
Kurz gemeldet 33<br />
Impressum 34<br />
Gewerbe<br />
NOWEDA mit neuer Niederlassung 38<br />
Kurz gemeldet 39<br />
„Ratiodata“ im Porträt 40<br />
Namen und Nachrichten 42<br />
Zu guter Letzt 46<br />
3
Foto: Europäische Kommission<br />
Thema<br />
Herr Verheugen, Sie sind in Brühl aufgewachsen<br />
– als Sohn eines Bankdirektors. Was hätte<br />
ihr Vater zur noch immer sehr angespannten<br />
Situation auf dem Bankenmarkt gesagt?<br />
Günter Verheugen: Wahrscheinlich hätte<br />
er gesagt: Zum Glück machen wir als Genossenschaftsbank<br />
solche Geschäfte nicht.<br />
Zudem sollten auch Top-Banker die elementarste<br />
Regel des Bankgeschäfts kennen<br />
– eine Bank ist in erster Linie für ihre Kunden<br />
da, es geht nicht nur um ihre eigenen<br />
Profi te.<br />
Wenn der Scheitelpunkt der Wirtschafts- und<br />
Finanzkrise überwunden ist – was muss sich<br />
ändern, um ein ähnliches Szenario in der Zukunft<br />
zu verhindern?<br />
Günter Verheugen: Wir brauchen eine<br />
funktionierende europäische Bankenaufsicht.<br />
Das ist auf gutem Wege. Die Banken<br />
müssen ein besseres Risikomanagement<br />
haben, auch dazu sind Vorschläge auf dem<br />
Weg. Der Bankensektor muss so geordnet<br />
werden, dass ein Institut im Notfall auch<br />
abgewickelt werden kann. In der Eurozone<br />
brauchen wir eine bessere wirtschaftspolitische<br />
Koordinierung, ein funktionierendes<br />
Frühwarnsystem und einen verlässlichen<br />
Krisenmechanismus.<br />
„Mittelständische Innovationen als Antrieb<br />
wirtschaftlichen Erfolgs“ – so lautet das Th ema<br />
des diesjährigen Wirtschaftstages der<br />
Volksbanken und Raiff eisenbanken in Rheinland<br />
und Westfalen am 26. Oktober in Bochum,<br />
zu dem Sie als Ehrengast eingeladen<br />
sind. Wie innovationsbereit und -fähig ist der<br />
Mittelstand aus Ihrer Sicht wirklich?<br />
Günter Verheugen: Der Mittelstand ist der<br />
Träger der Innovation, und ohne die vielen<br />
kleinen und mittleren Unternehmen, die<br />
technologische und nichttechnologische Innovationen<br />
realisieren, wäre die Bundesrepublik<br />
Deutschland nicht das starke wirtschaftliche<br />
Kernland in der EU. Die<br />
eigentliche Frage ist nicht, ob der Mittelstand<br />
innovativ sein kann oder will, sondern<br />
Günter Verheugen: „Wir brauchen<br />
mehr Risikokapital, mehr Risikobereitschaft<br />
aller Marktteilnehmer.“<br />
„Kreditwirtschaft zwischen Baum und Borke“<br />
Nachgefragt bei Günter Verheugen, ehemaliger Vizepräsident der Europäischen Kommission und Kommissar<br />
für Unternehmen und Industrie, der Gast beim Wirtschaftstag <strong>2010</strong> in Bochum (26. Oktober) ist.<br />
auf welche Rahmenbedingungen er triff t,<br />
damit Innovationen anerkannt und also<br />
auch am Markt Erfolg haben. Das fängt bei<br />
der Unterstützung der Finanzierung neuer<br />
Ideen an und schließt auch ein, dass das öffentliche<br />
Beschaff ungswesen off en für Neues<br />
ist. Und hier haben wir in Europa nachzuarbeiten.<br />
Wir brauchen mehr Risikokapital,<br />
mehr Risikobereitschaft aller Marktteilnehmer<br />
und wir brauchen junge Menschen mit<br />
solider Bildung, geschickt, kreativ, sprachlich<br />
versiert, nicht nur, aber auch in Deutsch,<br />
und sattelfest in den Naturwissenschaften.<br />
In der „Bild am Sonntag“ wurden Sie vor<br />
einiger Zeit mit dem Satz zitiert: „Es wird<br />
kein Zurück geben zu Protektionismus und<br />
Subventionswirtschaft“. Wo sehen Sie vor<br />
diesem Hintergrund konkrete Ansatzpunkte,<br />
dass Mittelständler wieder „mehr Luft“ zum<br />
Atmen, mehr Antrieb für Investitionen, mehr<br />
Mut für Innovationen bekommen?<br />
Günter Verheugen: Das war in Reaktion<br />
auf die Wirtschafts- und Finanzkrise gesagt<br />
4 GENOSSENSCHAFTSBLATT 4 | <strong>2010</strong><br />
>
und es gilt auch heute. Ich bin mehr denn je<br />
davon überzeugt, dass die Politik sich darauf<br />
beschränken muss, die bestmöglichen<br />
Rahmenbedingungen für Wachstum, Wettbewerbsfähigkeit<br />
und damit für Arbeitsplätze<br />
zu schaff en. Sie soll sich dagegen nicht in<br />
unternehmerische Entscheidungen einmischen.<br />
Protektionismus und Subventionspolitik<br />
verfälschen den Wettbewerb und erdrosseln<br />
die unternehmerische Initiative.<br />
Das ist auch das Credo der deutschen Wirtschaft.<br />
Sie ist aber nicht ganz konsequent in<br />
dieser Frage. Deutschland ist mit Abstand<br />
das Land in der EU mit dem absolut und relativ<br />
höchsten Subventionsniveau. Andererseits<br />
reagiert die EU nicht konsequent genug<br />
auf protektionistische Refl exe und Subventionsaufbau<br />
in anderen Teilen der Welt. Wir<br />
sind noch weit vom globalen level playing<br />
fi eld entfernt.<br />
Wenn Sie einmal einen Blick durch Europa<br />
wagen: Was macht Deutschland bei seiner<br />
Politik für mittelständische Unternehmen<br />
besonders gut? Was läuft in anderen Ländern<br />
besser?<br />
Günter Verheugen: In der EU fokussiert<br />
sich die Politik auf kleine und mittlere Unternehmen,<br />
also auf diejenigen, die bis 250<br />
Beschäftigte und maximal 50 Millionen<br />
Euro Jahresumsatz haben, während das<br />
deutsche Mittelstandskonzept wesentlich<br />
breiter ist. Deshalb lässt sich das schwer<br />
Zur Person: Professor Günter Verheugen<br />
„Wir freuen uns, dass wir Professor Verheugen als langjährigen<br />
und exzellenten Kenner der Europäischen Union für den genossenschaftlichen<br />
FinanzVerbund als Berater gewinnen konnten.<br />
Angesichts der anstehenden wichtigen Beratungen der EU-Kommission<br />
zur Bankenregulierung, im Zahlungsverkehr und im Wertpapiergeschäft<br />
möchten wir noch deutlicher den genossenschaftlichen<br />
FinanzVerbund und sein erfolgreiches Geschäftsmodell in<br />
Brüssel zu Gehör bringen." Mit diesen Worten hatte BVR-Präsident<br />
Uwe Fröhlich vor wenigen Monaten die Zusammenarbeit der<br />
genossenschaftlichen Organisation mit dem Wirtschaftsexperten<br />
Verheugen kommentiert. Günter Verheugen sagte dazu: „Ich freue<br />
mich auf die Zusammenarbeit mit den Genossenschaftsbanken,<br />
besonders aufgrund ihrer wichtigen Rolle für das Gedeihen der<br />
mittelständischen Unternehmen. Meine Tätigkeit wird sich auf die<br />
politische Beratung der Führungsgremien beschränken. Lobbyarbeit<br />
in jeglicher Form ist nicht vorgesehen.“<br />
Günter Verheugen wurde 1944 in Bad Kreuznach geboren. Aufgewachsen<br />
ist er in Brühl. Seine politische Laufbahn begann im Jahr<br />
1969, nachdem er einige Jahre als Journalist gearbeitet und Geschichte<br />
und Politik studiert hatte. Von 1983 bis 1999 war Verheugen<br />
Mitglied des Deutschen Bundestages, wo er sich hauptsäch-<br />
GENOSSENSCHAFTSBLATT 4 | <strong>2010</strong><br />
vergleichen. Seit 2008 sind alle Staaten aufgerufen,<br />
dem Grundsatz, den Anliegen der<br />
kleinen und kleinsten Unternehmen zu entsprechen,<br />
in der Politik und in der täglichen<br />
Praxis auf allen Ebenen Geltung zu verschaff<br />
en. Das ist noch nirgendwo wirklich<br />
erreicht. Aber es gibt ermutigende Trends:<br />
Großbritannien etwa ist sehr weit, was den<br />
Bürokratieabbau angeht, Polen hat in<br />
seinem Bildungssystem die unternehmerische<br />
Erziehung fest und sehr erfolgreich<br />
verankert, Frankreich hat arbeitsintensive<br />
Dienstleistungen mit reduzierten Mehrwertsteuersätzen<br />
belegt, Deutschland steht<br />
verhältnismäßig gut da, wenn es um die<br />
fristgerechte Bezahlung von Unternehmensrechnungen<br />
durch die öff entliche<br />
Hand geht, in Estland kann man ein Unternehmen<br />
in 15 Minuten gründen.<br />
Was macht einen guten Unternehmer heute<br />
aus?<br />
Günter Verheugen: Ein guter Unternehmer<br />
sorgt für die Motivation und die Qualifi<br />
kation seiner Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer.<br />
Er steht zu seiner gesellschaftlichen<br />
Verantwortung und leistet mehr, als<br />
das Gesetz von ihm verlangt. Seine Unternehmensphilosophie<br />
ist nicht auf den kurzfristigen<br />
Profi t sondern auf Nachhaltigkeit<br />
angelegt. Er sorgt für Chancengleichheit im<br />
Unternehmen. Er setzt auf Wettbewerb, Innovation<br />
und Qualität.<br />
Thema<br />
Viele Großbanken, die anders als die Kreditgenossenschaften<br />
lediglich mit staatlicher<br />
Alimentierung zum Teil gewaltige Kreditausfälle<br />
kompensieren konnten, gehen mit<br />
„Kampfkonditionen“ weit unter Marktpreis<br />
auf Kundenfang. Wie sollte der Staat darauf<br />
reagieren?<br />
Günter Verheugen: Das ist eine Frage an<br />
die Wettbewerbsbehörden. Kampfkonditionen,<br />
wie Sie es nennen, schaden am Ende<br />
dem ganzen Sektor, dies sollte doch nun jeder<br />
aus Erfahrung wissen.<br />
Vor inzwischen fast zwei Jahren fand ein<br />
Round Table-Gespräch über den Zugang zu<br />
Finanzmitteln in Brüssel statt. In Ihrer Funktion<br />
als Vizepräsident der Europäischen<br />
Kommission und Kommissar für Unternehmen<br />
und Industrie hatten Sie an dieser Stelle<br />
die Banken dazu aufgefordert, die von den<br />
Regierungen bereitgestellten Finanzmittel<br />
schnellstmöglich an kleine und mittlere Unternehmen<br />
weiterzugeben. Sehen Sie noch<br />
immer die Gefahr einer Kreditklemme?<br />
Günter Verheugen: Generell ja, denn gerade<br />
deutsche Banken, wenn auch nicht<br />
alle, haben immer noch erschreckend hohe<br />
Ausfallrisiken – viel höhere, als Banken anderer<br />
EU-Staaten. Die Genossenschaftsbanken<br />
und die Sparkassen haben bisher die<br />
Kreditversorgung der kleinen und mittleren<br />
Unternehmen sicherstellen können. Aller-<br />
lich mit außen- und sicherheitspolitischen Fragen sowie der<br />
Europapolitik befasst hat. 1998 wurde er zum Staatsminister für<br />
Europaangelegenheiten im Auswärtigen Amt ernannt. Ab 1999<br />
(bis zum Jahr 2004) war Verheugen als Mitglied der Europäischen<br />
Kommission zuständig für Erweiterung. Ab 2002 war er außerdem<br />
für die europäische Nachbarschaftspolitik verantwortlich. In seiner<br />
zweiten Amtszeit in der Europäischen Kommission, zwischen<br />
2004 und <strong>2010</strong>, war Günter Verheugen Vizepräsident und zuständiger<br />
Kommissar für Unternehmen und Industrie. In dieser Verantwortung<br />
hatte er zudem seit 2007 das Amt des europäischen<br />
Vorsitzenden des transatlantischen Wirtschaftsrates<br />
inne. Jetzt ist Verheugen<br />
Honorarprofessor an der Europa-Universität<br />
Viadrina in Frankfurt/Oder.<br />
Außerdem hat er eine Reihe von<br />
Büchern und Aufsätzen zur Europa-<br />
politik, aber auch zu anderen politischen<br />
Th emen veröff entlicht.<br />
Günter Verheugen<br />
5<br />
>
Thema<br />
dings beklagen sich die Unternehmen über<br />
die Konditionen – zu teuer und zu hohe Sicherheiten.<br />
In der Tat sitzt die Kreditwirtschaft<br />
zwischen Baum und Borke: einerseits<br />
verlangt die Politik bessere Risikovorsorge<br />
bei den Banken, auf der anderen Seite kritisiert<br />
sie eine zu zögerliche Kreditvergabe.<br />
In der Wochenzeitung „Die Zeit“ wurde gefordert,<br />
Volksbanken, die nachweislich mit<br />
ihrer auf Solidität ausgelegten Geschäftspolitik<br />
nicht für das Chaos an den Finanzmärkten<br />
verantwortlich waren, bei der von der<br />
Bundesregierung geplanten Bankenabgabe<br />
zu beteiligten. Mit dem Argument: „Sparkassen<br />
und Volksbanken aber sind gut geölte<br />
Vertriebsmaschinen, die auch davon leben,<br />
ebenjene Finanzprodukte zu verkaufen, die<br />
irgendwo auf der Welt entwickelt wurden.“<br />
Wie sehen Sie das?<br />
Günter Verheugen: Das ist ein ökonomisch<br />
unsinniges Argument. Wenn der Staat<br />
nicht will, dass bestimmte Finanzprodukte<br />
verkauft werden, muss er entsprechende<br />
Regeln setzen. Die genossenschaftlichen<br />
Banken haben ein bewährtes, auf Solidarität<br />
gegründetes internes Sicherungssystem. Sie<br />
fallen dem Staat nicht zur Last, falls sie doch<br />
einmal in Schwierigkeiten geraten sollten.<br />
Wo die Selbstregulierung funktioniert, sollte<br />
der Staat sich heraushalten.<br />
Sie selbst sind Mitglied einer Genossenschaftsbank,<br />
haben Mitspracherecht, können also<br />
die Geschäftspolitik Ihrer Bank aktiv mitbestimmen.<br />
Was wünschen Sie sich von Ihrer<br />
Genossenschaftsbank und damit im Grunde<br />
für alle Kreditgenossenschaften für die kommenden<br />
Jahre?<br />
Günter Verheugen: Ich glaube, dass die<br />
Finanzkrise gezeigt hat, dass das Geschäftsmodell<br />
der deutschen Genossenschaftsbanken<br />
krisenfester und sozialverträglicher als<br />
das anderer ist. Deshalb sehe ich keinen<br />
Grund, an diesem Modell grundsätzlich etwas<br />
zu ändern. Eine Volksbank oder Raiff eisenbank<br />
ist nicht Goldman Sachs und sollte<br />
auch nicht so tun, als ob sie es wäre. Gesamtwirtschaftlich<br />
ist am wichtigsten, dass<br />
die kleinen und mittleren Unternehmen einen<br />
verlässlichen Partner in der Bankenwelt<br />
haben.<br />
Herzlichen Dank!<br />
Die Fragen stellte Wolfgang Koschny<br />
„Menschen machen Märkte"<br />
26. Oktober <strong>2010</strong>: Wirtschaftstag <strong>2010</strong> der Volksbanken und Raiff eisenbanken im Bochumer Ruhr-<br />
Congress lockt mit Prominenz und spannenden Th emen. Mit dabei: Roland Koch.<br />
Fast 2.000 Besucher werden in diesem Jahr zum Wirtschaftstag der Kreditgenossenschaften im Ruhr-<br />
Congress Bochum erwartet.<br />
Bochum. Der Wirtschaftstag der Volksbanken<br />
und Raiff eisenbanken in Rheinland<br />
und Westfalen fi ndet am 26. Oktober <strong>2010</strong>,<br />
ab 13 Uhr, im RuhrCongress Bochum statt.<br />
Die eingeladenen Mitglieder und Kunden<br />
der Mitgliedsgenossenschaften des <strong>RWGV</strong>s<br />
dürfen sich an diesem Tag nicht nur auf den<br />
ehemaligen EU-Kommissar Professor Günter<br />
Verheugen (siehe Interview auf den Seiten<br />
3 und 4 dieser Ausgabe) freuen. Zu den<br />
prominenten Gästen gehören in der Ruhr-<br />
Stadt auch der ehemalige hessische Ministerpräsident<br />
Roland Koch, DFB-Sportdirektor<br />
Matthias Sammer, Journalist Ulrich<br />
Kienzle, Professor Dr. Dr. h.c. Wolfgang Huber,<br />
ehemaliger Vorsitzender des Rates der<br />
Evangelischen Kirche in Deutschland, Werner<br />
Böhnke, Vorstandsvorsitzender der<br />
WGZ BANK, und Kunstturnweltmeister Fabian<br />
Hambüchen.<br />
Darüber hinaus werden sich in zwei von der<br />
Fernsehjournalistin Maybrit Illner moderierten<br />
Talkrunden erfolgreiche Unternehmerpersönlichkeiten<br />
wie Jens-Uwe Meyer, Geschäftsführer<br />
„Die Ideeologen – Gesellschaft<br />
für neue Ideen mbH“, Th omas Stümmler,<br />
Vorstand der Firma „Vectron Systems AG “ in<br />
Münster, sowie Walter Mennekes, geschäftsführender<br />
Gesellschafter der „MENNEKES<br />
Elektrotechnik GmbH & Co. KG“ in Kirchhundem<br />
zu Wort melden. Die Veranstaltung<br />
steht unter dem Motto: „Menschen machen<br />
Märkte: Mittelständische Innovationen als<br />
Antrieb wirtschaftlichen Erfolgs.“<br />
Unterstützt wird der Wirtschaftstag <strong>2010</strong><br />
durch die WGZ BANK.<br />
Weitere Informationen bei Th omas von<br />
Hammel (<strong>RWGV</strong>), thomas.von-hammel@<br />
rwgv.de, sowie unter www.rwgv.de.<br />
6 GENOSSENSCHAFTSBLATT 4 | <strong>2010</strong>
Foto: Wolfgang Koschny<br />
„Wir lehnen es ab“<br />
EU will Schutz für Sparer mit einer Reform der Einlagensicherung verschlechtern.<br />
Münster. Die Volksbanken und Raiff eisenbanken in Rheinland und<br />
Westfalen wollen den unbegrenzten Schutz für Bankeinlagen ihrer<br />
Sparer erhalten. Damit widersprechen sie einem Richtlinienvorschlag<br />
zur Reform der Einlagensicherung in der Europäischen Union.<br />
Brüssel will die Absicherung von Bankeinlagen auf 100.000 Euro<br />
begrenzen. „Unsere unbegrenzte Einlagensicherung ist ein Stabilitätsanker<br />
in der Finanzkrise. Sie gilt aktuell für 6,4 Millionen Sparerinnen<br />
und Sparer bei Volksbanken und Raiff eisenbanken in Rheinland<br />
und Westfalen – und sie funktioniert seit rund 80 Jahren. Wir<br />
appellieren deshalb an die neu zu bildende Landesregierung in<br />
<strong>RWGV</strong> bekennt Farbe beim Streit um Geldautomaten-Gebühren<br />
Professor Dr.<br />
Erik Schweickert (FDP)<br />
GENOSSENSCHAFTSBLATT 4 | <strong>2010</strong><br />
Münster. Das Th ema<br />
„Kosten für<br />
Fremdabhebungen<br />
an Geldausgabeautomaten<br />
(GAA)“<br />
stand im Mittelpunkt<br />
eines Gesprächs<br />
des <strong>RWGV</strong>-<br />
Vorstandes mit<br />
Professor Dr. Erik<br />
Schweickert, verbraucherpolitischer<br />
Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion. Hintergrund<br />
hierfür war die im <strong>RWGV</strong>-Politiknewsletter<br />
3/<strong>2010</strong> kritisierte einseitige Haltung<br />
der Bundesregierung in dieser<br />
Angelegenheit. Hans Pfeifer und Moritz Krawinkel<br />
machten in Münster deutlich, dass es<br />
bei der Auseinandersetzung um die Höhe<br />
der GAA-Gebühren nicht um die Frage der<br />
Bepreisung einer isolierten Dienstleistung<br />
gehe. Es ginge vielmehr um den Wettbewerb<br />
zweier unterschiedlicher Geschäftsmodelle<br />
für den Privatkundenmarkt: fi lialgestützte<br />
Banken versus Direktbanken. Die vom Zentralen<br />
Kreditausschuss (ZKA) schließlich getroff<br />
ene Lösung für Fremdabhebungen an<br />
Geldautomaten wird seitens des <strong>RWGV</strong>-Vorstand<br />
begrüßt. Zum Hintergrund: Künftig<br />
wird dem Kunden bereits vor dem Geldabheben<br />
am Automaten der Preis für die Transaktion<br />
angezeigt. Die Institute sind frei in der<br />
Preisgestaltung. Die Interbankentgelte, mit<br />
denen sich die Banken die Kosten für Fremdabbuchungen<br />
bisher gegenseitig berechneten,<br />
werden entfallen. „Wir befürworten die<br />
<strong>RWGV</strong> intern<br />
Auch gegenüber Leo Dauzenberg<br />
(MdB), Finanzpolitischer Sprecher der<br />
CDU/CSU Fraktion im Bundestag,<br />
machte der <strong>RWGV</strong> seinem Unmut zur<br />
geplanten Änderung der Einlagensicherung<br />
Luft. Beim Gespräch in Münster<br />
waren neben Hans Pfeifer (Mitte)<br />
und Moritz Krawinkel (3.v. rechts) mit<br />
dabei (v. links): Die Verwaltungsratsmitglieder<br />
Carsten Graaf, Dr. Klaus Kalefeld<br />
(Vorsitzender), Heinz Hüning und<br />
Hans Schmitt.<br />
Düsseldorf und an die Landesregierung in Mainz, in Brüssel für diesen<br />
praktizierten Verbraucherschutz einzutreten“, fordert Hans<br />
Pfeifer, Vorstandsvorsitzender des <strong>RWGV</strong>s. Pfeifer weiter: „Der Ansatz<br />
der EU-Kommission beruht auf wettbewerbsferner Gleichmacherei.<br />
Wer – wie wir – mehr leisten kann als nur den Schutz von<br />
100.000 Euro pro Kunde, sollte sein bewährtes System der Einlagensicherung<br />
weiterführen können. Wir lehnen es ab, dass Volksbanken<br />
und Raiff eisenbanken in einen zusätzlichen EU-Topf einzahlen,<br />
den wir nicht brauchen: Er entzieht der Region Geld und bringt den<br />
Kunden weniger Sicherheit als unser bewährtes System.“<br />
einheitliche und transparente Lösung. Der<br />
Kunde hat die Wahl, den für ihn günstigsten<br />
Geldautomaten zu benutzen. Durch den<br />
Wettbewerb werden sich die Gebühren für<br />
Fremdabbuchungen deshalb senken“, so<br />
Hans Pfeifer. „Die Volksbanken und Raiff eisenbanken<br />
werden nun alle notwendigen<br />
Vorkehrungen einleiten, um die Automaten<br />
bis zum 15. Januar 2011 auf den neusten<br />
Stand zu bringen.“ Die Genossenschaftsbanken<br />
stellen in Deutschland rund 18.600 Geldautomaten.<br />
„Wir bieten unseren Kunden ein<br />
so breites, nahezu fl ächendeckendes Netz an<br />
Geldautomaten, dass sie im Grunde gar nicht<br />
woanders abheben müssen. Innerhalb unseres<br />
BankCard ServiceNetzes können Kunden<br />
von Volksbanken und Raiff eisenbanken in<br />
der Regel seit jeher kostenlos Geld beziehen.“<br />
7
<strong>RWGV</strong> intern<br />
Verbandstag <strong>2010</strong>: Jürgen Rüttgers kommt<br />
Gelsenkirchen. „Auf Schalke“ fi ndet am Donnerstag, 23. September <strong>2010</strong>, der<br />
Verbandstag des <strong>RWGV</strong>s statt. Eingeladen sind die über 600 Mitglieder des Verbandes:<br />
die Kreditgenossenschaften wie auch die landwirtschaftlichen und gewerblichen<br />
Genossenschaften in Rheinland und Westfalen. Darüber hinaus stehen die<br />
Mitgliedsunternehmen im genossenschaftlichen Verbund sowie Vertreter aus<br />
Wirtschaft, Politik und Wissenschaft auf der Gästeliste. Im Tagungsraum der Schalke-Arena<br />
werden an diesem Tag ab 14:30 Uhr unter anderem der Verbandsvorstand<br />
und der Verwaltungsrat berichten. Darüber hinaus stehen Beschlüsse über<br />
die „Feststellung des Jahresabschlusses sowie die Verwendung des Jahresüberschusses“<br />
und Wahlen zum Verwaltungsrat auf der Tagesordnung. Zum Abschluss<br />
des Verbandstages wird es einen Vortrag des ehemaligen Ministerpräsidenten des<br />
Landes Nordrhein-Westfalens, Dr. Jürgen Rüttgers (MdL), geben. Weitere Informationen<br />
bei Martin Müller (<strong>RWGV</strong>), martin.mueller@rwgv.de<br />
Jetzt neu: „Giftschein“ beim GenoKolleg<br />
Freuen sich über die Erweiterung des Angebots des GenoKollegs: Fachlehrerin Birgit Brendler-Klünker<br />
und Jens Beckmann.<br />
Münster. Das Genossenschaftliche Berufskolleg<br />
(GenoKolleg) des <strong>RWGV</strong>s kann ab<br />
diesem Schuljahr in Kooperation mit der<br />
Landwirtschaftskammer NRW in Münster<br />
erstmals für die Auszubildenden des Einzelhandels<br />
(Mittelstufe) den „Sachkunde-<br />
Forsbacher Tage <strong>2010</strong><br />
Forsbach. Die diesjährigen Forsbacher<br />
Tage fi nden am 15. und 16. November sowie<br />
am 17. und 18. November in der RWGA in<br />
Rösrath statt. Einmal mehr verspricht das<br />
Programm einen guten Mix aus Th eorie und<br />
Praxis. Eingeladen sind: Professor Dr. Friedrich<br />
Th ießen von der TU Chemnitz („Studie<br />
zum Selbstbewusstsein genossenschaftlicher<br />
Bankvorstände“), Professor Dr. Joachim<br />
E. Fischer vom Mannheimer Institut<br />
nachweis Pfl anzenschutzmittel“ als integrativen<br />
Bestandteil des Warenkundeunterrichts<br />
optional anbieten. Im landwirtschaftlichen<br />
Bereich war dieser Nachweis<br />
früher auch unter dem Namen „Giftschein“<br />
bekannt. Der Sachkundenachweis weist<br />
für Public Health („Herausforderungen im<br />
Kontext des demografi schen Wandels“),<br />
Professor Dr. Jens Weidner von der Hochschule<br />
für angewandte Wissenschaften in<br />
Hamburg („Durchschauen Sie Machtspiele<br />
und setzen Sie sich durch, um Gutes zu<br />
tun“), Professor Dr. Jürgen Zulley vom<br />
Schlafmedizinischen Zentrum der Psychatrischen<br />
Klinik der Universität am Bezirksklinikum<br />
Regensburg („So schlafen Sie<br />
Dr. Jürgen Rüttgers (MdL)<br />
insbesondere die notwendigen Kenntnisse<br />
und den sicheren Umgang im Verkauf mit<br />
Pfl anzenschutzmitteln nach. Dieser ist gemäß<br />
Pfl anzenschutzgesetz (Pfl SchuG) für<br />
den gewerblichen Verkauf sogar zwingend<br />
notwendig. Der Vorteil für Ausbildungsbetriebe<br />
im genossenschaftlichen Verbund: Es<br />
sind keine zusätzlichen externen Fortbildungskurse<br />
für ihre Auszubildenden notwendig,<br />
es fallen geringere Gebühren durch<br />
den Wegfall der Fortbildungskosten (in der<br />
Regel zwei Tage) an, es fi ndet eine ausbildungsbegleitende<br />
Prüfung durch die Landwirtschaftskammer<br />
NRW während der<br />
Schul-Blockzeiten am GenoKolleg statt und<br />
die Unternehmen können ihre Auszubildenden<br />
schon während der Ausbildungszeit<br />
als qualifi zierte Pfl anzenschutzberater einsetzen.<br />
Dieses Angebot richtet sich zur Zeit<br />
an Schüler, die im Beruf „Kauff rau-/mann<br />
im Einzelhandel“ am GenoKolleg ausgebildet<br />
werden. Im kommenden Ausbildungsjahr<br />
wird es auch für die Azubis des<br />
Großhandels (2011/12) angeboten. Informationen<br />
dazu: Jens Beckmann (Geno-<br />
Kolleg), jens.beckmann@genokolleg.de<br />
gut“), Professor Dr. Harald Welzer, Mitglied<br />
des Vorstandes Kulturwissenschaftliches<br />
Institut Universität Witten-Herdecke („Das<br />
Ende der Welt, wie wir sie kannten“) sowie<br />
Jörg Löhr, Erfolgstraining aus Augsburg<br />
(„Erfolg und Motivation in Zeiten der Veränderung“).<br />
Weitere Informationen und Unterlagen gibt<br />
es bei Hans-Josef Heuter (<strong>RWGV</strong>), hans-<br />
josef.heuter@rwgv.de<br />
8 GENOSSENSCHAFTSBLATT 4 | <strong>2010</strong>
Vertrauen in Deutschland<br />
<strong>RWGV</strong>-Studie zeigt auf, dass genossenschaftliche Werte fester Bestandteil der kulturellen Wertelandschaft<br />
der Deutschen sind.<br />
Münster. Seit Herbst 2008 beschäftigt sich<br />
eine Task Force „Perspektive 2020 – Deutschland<br />
nach der Krise“ der Bertelsmann Stiftung<br />
mit den mittel- und langfristigen Folgen<br />
der Finanz- und Wirtschaftskrise unter anderem<br />
auf das „Vertrauen“ der Menschen. Ende<br />
2009 veröff entlichte schließlich die Bertelsmann<br />
Stiftung eine vom Bremer Beratungsunternehmen<br />
nextpractice unter Leitung<br />
von Professor Dr. Peter Kruse durchgeführte<br />
qualitative Wertestudie zum Th ema „Vertrauen<br />
in Deutschland“. Ziel der Studie war es,<br />
genauer zu verstehen, woran die Menschen<br />
ihr Vertrauen knüpfen, welche Erwartungshaltungen<br />
sie haben und welche Th emen bei<br />
ihnen große Resonanz fi nden. Zudem sollte<br />
untersucht werden, wie verschiedene Menschen<br />
auf unterschiedliche Maßnahmen<br />
von Wirtschaft und Politik reagieren. Die Ergebnisse<br />
dieser qualitativen Untersuchung<br />
wurden im Auftrag des RVGVs mit genossenschaftlichen<br />
Werten abgeglichen.<br />
Genossenschaftliche Werte<br />
sind vertrauensbildend<br />
Von den insgesamt 1.400 im Rahmen der<br />
Vertrauensstudie frei genannten Vertrauensaspekten<br />
konnten 28 Prozent den genossenschaftlichen<br />
Werten zugeordnet werden.<br />
Dieser Wert ist deshalb bemerkenswert, weil<br />
die Umfrage nicht speziell auf die genossenschaftliche<br />
Th ematik ausgerichtet war,<br />
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sondern das allgemeine politische und ökonomische<br />
System betrachtete. Dabei werden<br />
die genossenschaftlichen Werte eindeutig als<br />
vertrauensbildend eingestuft und sind damit<br />
fester Bestandteil der kulturellen Wertelandschaft<br />
der Deutschen.<br />
Das Prinzip der Beteiligung<br />
ist ein Megatrend<br />
Fokussiert man in diesem Raum die positiven<br />
Nennungen der Menschen, ergeben<br />
sich vier Quadranten, die unterschiedliche<br />
resonanzfähige Konzepte zur Vertrauensbildung<br />
beschreiben. Im Feld „Beteiligung“<br />
fi nden sich Äußerungen, die den Wunsch<br />
nach Möglichkeiten zum Einfl uss des Einzelnen<br />
bei der langfristigen gesellschaftlichen<br />
Entwicklung umschreiben. Das Feld<br />
„Leistung“ umfasst Aussagen, welche den<br />
Gestaltungsspielraum des Einzelnen bei der<br />
Verfolgung seiner (kurzfristigen) Ziele defi -<br />
nieren. Der Quadrant „Regeln“ beschreibt<br />
den Wunsch nach einem bindenden Rahmen<br />
in den Systemen der Gesellschaft, der<br />
eine gerechte Umsetzung von Maßnahmen<br />
sicherstellt. Und im Feld „Fürsorge“ sind<br />
Äußerungen zusammengefasst, welche die<br />
gesellschaftlichen Systeme zur Verantwortungsübernahme<br />
für die langfristige Gestaltung<br />
der Zukunft auff ordern.<br />
Unter diesen vier Konzepten hervorzuheben<br />
ist der Megatrend „Beteiligung“, der<br />
Seite an Seite<br />
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Hintergrund & Analyse<br />
sich nicht nur in der 2009 durchgeführten<br />
Vertrauens-Studie als besonders zukunftsrelevant<br />
abzeichnete, sondern bereits heute<br />
immer mehr zum Teil der gesellschaftlichen<br />
Realität wird – sei es im politischen Kontext<br />
wie beim Aufschaukeln der Netzaktivitäten<br />
zur Wahl des Bundespräsidenten oder sei<br />
es im konsumbezogenen Kontext wie bei<br />
der steigenden Beliebtheit von Carrotmobs<br />
oder Verbraucherforen im Internet.<br />
Bei der Verortung der genossenschaftlichen<br />
Werte in einem zuvor skizzierten Konzeptraum<br />
fällt auf, dass diese mit 33 Prozent im<br />
Vergleich zur Gesamtmenge überproportional<br />
häufi g dem Feld „Beteiligung“ zuzuordnen<br />
sind (Referenzgröße: 25 Prozent).<br />
Damit kommt zum Ausdruck, dass genossenschaftliche<br />
Werte insbesondere mit<br />
Vertrauensaspekten korrelieren, die dem<br />
Einzelnen Einfl uss auf die Gestaltung von<br />
Zukunft geben. Die Mitgestaltungsmöglichkeiten<br />
sind mithin ein ganz zentraler Asset<br />
der Genossenschaften in einer Gesellschaft,<br />
in der die Möglichkeit zur aktiven Teilhabe<br />
einen zunehmend bedeutsamen Wunsch<br />
darstellt.<br />
Entsprechend viele Aussagen sind daher<br />
auch den Werten Selbsthilfe, Selbstverwaltung<br />
und Selbstverantwortung (15 Prozent<br />
der zugeordneten Nennungen) sowie<br />
Gleichberechtigung und Partizipation (14<br />
Prozent) zuzuordnen.<br />
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Hintergrund & Analyse<br />
Bei den Werten „Gleichberechtigung und<br />
Partizipation“ existieren Häufungen in den<br />
Quadranten „Beteiligung“ und „Regeln“,<br />
und zwar fast in gleicher Anzahl. Die Wertemuster<br />
der Menschen korrelieren positiv<br />
mit den genossenschaftlichen Rahmenbedingungen,<br />
die gleiche Rechte schaff en und<br />
gleichzeitig jedem Einzelnen Möglichkeiten<br />
zur Partizipation bei der Gestaltung von Zukunft<br />
sichern.<br />
Die meisten Nennungen (16 Prozent) fi nden<br />
sich für den Wert „Nachhaltigkeit“, wobei<br />
beim Abgleich der Ergebnisse der Bertelsmann-Studie<br />
explizit zu beachten war, dass<br />
nur Äußerungen berücksichtigt wurden,<br />
die auf eine wirtschaftliche Nachhaltigkeit<br />
bezogen waren. Dabei fi ndet sich ein ausgewogenes<br />
Verhältnis von Formulierungen,<br />
die einen Fokus auf ein nachhaltiges Denken,<br />
und von Äußerungen, die einen Fokus<br />
auf nachhaltiges Agieren legen. Nachhaltigkeit<br />
steht nicht zuletzt in Folge der Erfahrungen<br />
der Finanz- und Wirtschaftskrise<br />
hoch im Kurs.<br />
Interessant ist, dass der Wert „Mittelstandsorientierung“<br />
der einzige ist, der dem Resonanzfeld<br />
„Fürsorge“ zuzuordnen ist. Gleichwohl<br />
fi ndet sich hier mit zwölf Prozent der<br />
zugeordneten Äußerungen ein durchaus<br />
relevanter Wert. Die Menschen bewerten<br />
Mittelstandsorientierung positiv und sehen<br />
hierbei das System in der Verantwortung. Da<br />
Genossenschaften über einen institutionel-<br />
Die Methode<br />
Die Studie wurde im Auftrag der Bertelsmann Stiftung vom Bremer<br />
Methoden- und Beratungsunternehmen nextpractice unter<br />
Leitung von Professor Dr. Peter Kruse durchgeführt. Hierzu wurden<br />
eineinhalb- bis zweistündige Tiefeninterviews mit 100 repräsentativ<br />
ausgewählten Bundesbürgern geführt, um deren vertrauenstiftende<br />
Wertemuster vorgabefrei und unverfälscht zu<br />
erfassen. Das verwendete Verfahren „nextexpertizer“ ist sprachgebunden<br />
und erlaubt dennoch die Erfassung unbewusster emotionaler<br />
Bewertungsmuster. Bei der Defi nition der genossenschaftlichen<br />
Werte wurde die „gelebte Realität“ zu Grunde<br />
gelegt.<br />
Insgesamt elf Begriff e wurden dabei identifi ziert:<br />
■ Selbsthilfe<br />
■ Selbstverwaltung<br />
■ Selbstverantwortung/Selbstbestimmung<br />
■ Solidarität (Ausdruck der genossenschaftlichen Solidarität ist<br />
die Hilfe zur Selbsthilfe. Der Hilfeempfänger ist leistungsbereit<br />
und verantwortungsbewusst. Er nutzt die genossenschaft-<br />
len Rahmen verfügen, der die Mittelstandsorientierung<br />
sichert, erfüllen Genossenschaften<br />
nicht nur die normativen, sondern<br />
auch die strukturellen Erwartungen der<br />
Menschen. Abgesehen vom Wert der Subsidiarität<br />
werden das genossenschaftliche<br />
Verständnis von „Solidarität“ und der Wert<br />
„Regionalität“ von den Interviewpartnern<br />
relativ selten genannt. Hier fi nden sich nur<br />
neun Prozent beziehungsweise sieben Prozent<br />
der zugeordneten Äußerungen. Im<br />
Falle der Regionalität könnte dies Ausdruck<br />
der zunehmenden Bedeutung der elektronischen<br />
sozialen Netze sein.<br />
Deutschland befi ndet sich<br />
in einer Vertrauenskrise<br />
Die in der Bertelsmann-Studie identifi zierte<br />
große Diff erenz zwischen dem Idealbild<br />
der Menschen in Deutschland und der Einschätzung<br />
der aktuellen Situation weist auf<br />
ein massives Vertrauensproblem hin. Die<br />
positive Bewertung der genossenschaftlichen<br />
Werte legt nahe, dass die Genossenschaften<br />
wertvolle Voraussetzungen aufweisen,<br />
diese Lücke zu füllen. Diese Th ese<br />
kann aber anhand der vorliegenden Ergebnisse<br />
nicht zweifelsfrei belegt werden, da in<br />
der Bertelsmann-Studie Genossenschaften<br />
nicht explizit als Bewertungselement einbezogen<br />
wurden. Als einzige Genossenschaften<br />
wurden die Volksbanken und Raiff -<br />
eisenbanken berücksichtigt. Die bessere<br />
Positionierung im Vergleich zu Großbanken<br />
lässt zudem aus methodischen Gründen<br />
nicht erkennen, ob einzelne relative Stärken<br />
den Sparkassen oder den Kreditgenossenschaften<br />
zugeschrieben werden. Trotz<br />
der insgesamt sehr kritischen Bewertung<br />
des Finanzsektors zeigen die Ergebnisse<br />
gleichwohl, dass die Großbanken und nicht<br />
die Regionalbanken in der emotionalen<br />
Wahrnehmung der Menschen zum Sinnbild<br />
der Vertrauenskrise gemacht werden.<br />
Fazit<br />
Die genossenschaftlichen Werte stehen in<br />
hohem Einklang mit den kulturellen Wertemustern<br />
in Deutschland. Es existiert eine<br />
eindeutig positive Sicht auf das Prinzip Genossenschaft.<br />
Dies gilt in besonderem Maße<br />
für Eigenverantwortung, Mitbestimmungsstrukturen,<br />
Nachhaltigkeit und Mittelstandsorientierung.<br />
Die Ergebnisse lassen auf hohen<br />
Werbewert und auf hohe Markenattraktivität<br />
der Rechtsform „Genossenschaft“<br />
schließen, wenn es gelingt, die ausgeprägte<br />
Werteorientierung der Marke „Genossenschaft“<br />
bekannter zu machen und glaubhaft<br />
zu vermitteln, dass Unternehmen in der<br />
Rechtsform der eG für diese Werte stehen.<br />
Damit würde auch die Interessenvertretung<br />
Unterstützung erfahren.<br />
Asmus Schütt (<strong>RWGV</strong>) und<br />
Gustav Steiner (nextpractice GmbH)<br />
liche Solidarität zur Stärkung seiner Eigeninitiative)<br />
wirtschaftliche Unabhängigkeit und Freiheit erhalten<br />
wirtschaftlicher Förderauftrag (Genossenschaften sind Wirtschaftsunternehmen,<br />
in denen Initiativen von Bürgern und/<br />
oder Unternehmen gemeinsam wirtschaftlich tätig werden.<br />
Dank des aus der Mitgliederförderung erwachsenden wirtschaftlichen<br />
Förderauftrages ist nicht die Gewinnmaximierung<br />
Ziel, sondern die langfristige und zuverlässige Geschäftsverbindung.<br />
So kommt es zwischen Anbietern und<br />
Nachfragern zu einer Interessenkonvergenz)<br />
Gleichberechtigung und Partizipation<br />
Regionalität<br />
Subsidiarität (Genossenschaften sind nach dem Subsidiaritätsprinzip<br />
aufgebaut)<br />
Mittelstandsorientierung<br />
Nachhaltigkeit.<br />
Weitere Informationen zur Studie und den Ergebnissen der Werte-<br />
Umfrage bei: Asmus Schütt (<strong>RWGV</strong>), asmus.schuett@rwgv.de<br />
10 GENOSSENSCHAFTSBLATT 4 | <strong>2010</strong><br />
■<br />
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■<br />
■
Herr Pfeifer, was war für den <strong>RWGV</strong><br />
Anlass, die genossenschaftlichen<br />
Werte mit den Ergebnissen der<br />
Vertrauensstudie der Bertelsmann-<br />
Stiftung abzugleichen?<br />
Hans Pfeifer: Die Ende 2009 veröff<br />
entlichte Vertrauensstudie wies<br />
einerseits ein hohes Maß an Misstrauen<br />
der Bevölkerung gegenüber<br />
den politischen und ökonomischen<br />
Eliten sowie einen bemerkenswerten<br />
Vertrauensverlust in<br />
das System der sozialen Markt-<br />
Hans Pfeifer<br />
wirtschaft und der Demokratie auf.<br />
Andererseits aber zeigten rund 20 bis 30 Prozent der Menschen die<br />
Bereitschaft, sich aktiv in die Gesellschaft einzubringen. Außerdem<br />
identifi zierte die Studie Faktoren, die sich positiv auf die Vertrauensbildung<br />
und die Erhöhung von Zukunftsoptimismus in Deutschland<br />
auswirken. Vier von sechs dieser Faktoren liegen eng an den<br />
genossenschaftlichen Werten: Intensivierung von Partizipationsprozessen,<br />
Entwicklung und Ausbau alternativer Energietechniken,<br />
Förderung von Mittelstand und Familienunternehmen, Stärkung<br />
der gesellschaftlichen Wirkung von Bürgerinitiativen und Ehrenamt.<br />
Dies war für uns Anlass, hier einmal genauer hinzuschauen.<br />
Was kann man zusammenfassend über die Bedeutung der genossenschaftlichen<br />
Werte für unser gesellschaftspolitisches System feststellen?<br />
Hans Pfeifer: Im Ergebnis werden die genossenschaftlichen Werte<br />
wie Selbstverantwortung, Mitglieder- und Mittelstandsorientierung<br />
oder Nachhaltigkeit eindeutig als vertrauensbildend eingestuft.<br />
Dabei fällt auf, dass genossenschaftliche Werte insbesondere<br />
mit Vertrauensaspekten korrelieren, die dem Einzelnen Einfl uss<br />
auf die Gestaltung der Zukunft geben. Als Fazit kann festgehalten<br />
werden, dass die genossenschaftlichen Prinzipien den kulturellen<br />
Wertemustern in Deutschland entsprechen und damit eine stärkere<br />
Ausrichtung der Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik an den Wesensmerkmalen<br />
von Genossenschaften das Vertrauen in die Soziale<br />
Marktwirtschaft erhöhen würde. Die Bedeutung von Genossenschaften<br />
für die gesellschaftliche Stabilität ist immens.<br />
Welche Konsequenzen zieht der Verband hieraus?<br />
Hans Pfeifer: Im Rahmen der strategischen Neuausrichtung des<br />
<strong>RWGV</strong>s haben wir herausgearbeitet, welche Leistungsfelder der<br />
Verband in Zukunft mit welcher Intensität bearbeiten möchte. Eines,<br />
bei dem wir entschieden haben, unsere Aktivitäten auszuweiten,<br />
ist die „Rechtsformwerbung“. Für uns sind die Ergebnisse Ansporn,<br />
diesen Weg weiter zu beschreiten. Off enbar lohnt es sich, für<br />
die Stärken unserer Rechtsform zu werben. Aber die Menschen<br />
müssen erst einmal wissen, dass Vieles, was sie mit ihrem gesellschaftspolitischen<br />
Idealbild verbinden, in Genossenschaften gelebt<br />
wird. Hier gilt es, einerseits die Gelegenheiten für eine Information<br />
der breiten Öff entlichkeit konsequent zu nutzen. Andererseits<br />
brauchen wir konkrete Beispiele für gelebte genossenschaftliche<br />
Werte.<br />
Welche Anknüpfungspunkte für eine stärkere Öff entlichkeitsarbeit<br />
sehen Sie?<br />
Hans Pfeifer: Zum Beispiel ist das Jahr 2012 von den Vereinten Nationen<br />
zum „Internationalen Jahr der Genossenschaften“ ernannt<br />
worden. Dies bietet uns einen guten Rahmen, um Aufmerksamkeit<br />
zu erreichen und Interesse zu wecken. Die genossenschaftlichen<br />
Verbände müssen unter Leitung des DGRVs ein überzeugendes<br />
Konzept entwickeln, wie die Stärken der Genossenschaften und der<br />
Nutzen für die Gesellschaft einer breiten Öff entlichkeit vermittelt<br />
werden können. Die Planungen hierfür sind bereits gestartet.<br />
Auf welchen Gebieten sehen Sie konkrete Beispiele, die die Stärken<br />
des genossenschaftlichen Ansatzes erkennen lassen?<br />
Hans Pfeifer: Die Genossenschaften nicht nur in Rheinland und<br />
Westfalen beweisen ihre auch in der Rechtsform begründeten Stärken<br />
bei einem so positiv belegten Element wie der „Mittelstandsorientierung“<br />
tagtäglich. Bei der Energieerzeugung bieten wir eine<br />
bürgernahe Alternative zu den Großkonzernen. Hier stehen wir erst<br />
am Anfang, aber die Möglichkeiten der dezentralen Energieerzeugung<br />
durch Genossenschaften sind unstrittig. Auch im kommunalen<br />
Bereich können wir punkten, indem wir Problemlösungskompetenz<br />
nachweisen. Aber die Rechtsformrelevanz all dieser Stärken<br />
müssen wir gemeinsam mit unseren Mitgliedern noch intensiver<br />
herausarbeiten.<br />
Was raten Sie den Mitgliedern des <strong>RWGV</strong>s?<br />
Hintergrund & Analyse<br />
„Die Menschen wollen sich einbringen“<br />
Hans Pfeifer, Vorstandsvorsitzender des <strong>RWGV</strong>s, über die Bedeutung der genossenschaftlichen<br />
Werte für das gesellschaftspolitische System.<br />
GENOSSENSCHAFTSBLATT 4 | <strong>2010</strong><br />
Hans Pfeifer: Mit unseren Mitgliedern möchte ich gerne in eine<br />
Diskussion eintreten, wie der Rheinisch-Westfälische Genossenschaftsverband<br />
sie unterstützen kann, die Ergebnisse der Vertrauensstudie<br />
zu nutzen und den Werbewert unseres genossenschaftlichen<br />
Werte auszuschöpfen. Schauen Sie sich die in der<br />
Bertelsmann-Studie herausgearbeiteten Einfl ussfaktoren für Zukunftsoptimismus<br />
an. Hier werden Investitionen in ein zeitgemäßes<br />
Bildungssystem ebenso genannt wie die Förderung von Mittelstand<br />
und Familienunternehmen oder der Ausbau der regenerativen<br />
Energie. Da kann man sehr viele Ideen entwickeln, wie wir es<br />
gemeinsam schaff en, Genossenschaften mit diesen Faktoren glaubwürdig<br />
und anhand konkreter Maßnahmen in Verbindung zu<br />
bringen. Um unseren Mitgliedern die Möglichkeit zu bieten, die<br />
vorhandenen Chancen zu nutzen, stärken wir im <strong>RWGV</strong> gezielt<br />
unsere Netzwerke in Bezug auf diese Einfl ussfaktoren.<br />
11
Hintergrund & Analyse<br />
Erfolgreich Mitarbeiter für sich gewinnen<br />
Die Suche externer oder interner Mitarbeiter unter Kosten-/Nutzen-Gesichtspunkten ist ein<br />
wichtiger Erfolgshebel für die Bank. Worauf sollte man dabei achten?<br />
Professionalisierung der Recruitingaktivitäten<br />
Defi nition<br />
des Suchprofi ls<br />
Interner<br />
Kandidatenpool<br />
Externe<br />
Recherche<br />
Online<br />
Unterstützung<br />
Persönliches<br />
Kennenlernen<br />
Entscheidungsfi<br />
ndung<br />
Vertragsgestaltung<br />
Eintritt<br />
Klare Herausarbeitung jetziger und künftiger Kernaufgaben und dafür benötigter<br />
Fähigkeiten sowie Kernaspekte der kulturellen Passung<br />
Gestaltung und Kommunikation der internen Ausschreibung<br />
Falls die Bank einen „Goldfi schteich“ aussichtsreicher und engagierter<br />
Nachwuchskandidaten angelegt hat, ist zu prüfen, ob die aktuell zu besetzende<br />
Stelle hieraus erfolgreich besetzt werden kann<br />
Gestaltung und Schaltung der externen Ausschreibung<br />
Kombination Print und Online prüfen<br />
Eigene Homepage als Medium nutzen<br />
Imageanzeigen zur Vermarktung der eigenen Beschäftigungschancen<br />
gestalten<br />
Geschäftsdatenbanken prüfen<br />
Stellengesuchsdatenbanken prüfen<br />
Eigene Netzwerke im genossenschaftlichen Verbund prüfen<br />
Ausbau der eigenen Homepage als Medium für Initiativbewerbungen<br />
in Kombination mit Imageanzeigen gestalten<br />
Strukturierte Interviews auf Basis von (1) umsetzen<br />
Entscheidungsfi ndung unter Kosten- /Nutzen-Erwägungen und Einbeziehung<br />
der Ergebnisse von (5)<br />
Stuttgart. Die Entscheidung, welcher Bewerber<br />
als Mitarbeiter eingestellt werden<br />
soll, ist von enormer fi nanzieller Bedeutung<br />
für eine Bank. Je nach Fachaufgabe liegt der<br />
Unterschied in der Produktivität zwischen<br />
einem unter realistischen Rahmenbedingungen<br />
ausgewählten „guten Mitarbeiter“<br />
und einem „weniger guten Mitarbeiter“<br />
konservativ geschätzt zwischen 40 und 70<br />
Prozent, in Vertriebsbereichen oft noch<br />
deutlich höher. Die konsequente Gewinnung<br />
der „besseren“ Kandidaten bedeutet<br />
vorsichtig kalkuliert eine 25-prozentige Leistungssteigerung.<br />
Bei einer durchschnittlichen<br />
Produktivität der Beschäftigten in<br />
Deutschland von 50.000 Euro im Jahr sind<br />
das 12.500 Euro pro Mitarbeiter, bei einer<br />
angenommenen fünfjährigen Verweildauer<br />
62.500 Euro pro Einstellungsentscheidung.<br />
Rekrutierungsentscheidungen –<br />
fi nanzielle Tragweite oft unterschätzt<br />
Es gibt nur wenige Investitionsentscheidungen<br />
in Volksbanken und Raiff eisenbanken,<br />
die gegenüber einer „durchschnittlichen“<br />
Entscheidung mit einer Verlust- oder Steigerungschance<br />
der Produktivität in der<br />
Größenordnung von 25 Prozent verbunden<br />
sind.<br />
In unserer Wahrnehmung wird in den meisten<br />
anderen, sachbezogenen Entscheidungsfällen<br />
sorgfältig analysiert, umfangreiche<br />
Abwägungen und Informationsaustauschprozesse<br />
fi nden statt, und es werden<br />
spezialisierte Berater hinzugezogen.<br />
Im Vorfeld der Mitarbeitergewinnung und<br />
-auswahl unterbleibt der Aufwand allzu oft.<br />
Hierfür kann es ganz unterschiedliche<br />
Gründe geben.<br />
Menschenkenntnis –<br />
klar, hat doch jeder …<br />
In der menschlichen Entwicklungsgeschichte<br />
ist in über einer Million Jahren die lebenswichtige<br />
Fähigkeit entstanden, rasch zu entscheiden,<br />
ob es sich bei der fremden Person,<br />
der man begegnet, um Freund oder Feind<br />
handelt. Diese Einschätzungen waren jeweils<br />
schnell zu treff en. Dies ist einer der Aspekte,<br />
warum heute in der Bewerberauswahl<br />
schon nach kurzer Zeit, oft in weniger als einer<br />
Minute, sich ein nur noch schwer korrigierbarer<br />
Eindruck verfestigt. Jedoch ist es<br />
fraglich, ob wir mit unserer biologischen<br />
Grundausrüstung auch Th emen wie „Abschlussstärke<br />
im Kundengespräch“, „Fähigkeit,<br />
die Beziehung zu einem Individualkunden<br />
zu intensivieren“ oder „ganzheitliche<br />
Beratung eines Firmenkunden bei gleichzeitiger<br />
Risikoorientierung“ zutreff end einschätzen<br />
können. Dazu braucht es professionelle<br />
Instrumente, die auf mehreren Ebenen<br />
(zum Beispiel Bewerberpersönlichkeit und<br />
menschliche Grundmotive und -werte, Berufsbiografi<br />
e und Sozialisation im Beruf oder<br />
Verhalten und Erleben in konkreten, anforderungsspezifi<br />
schen Situationen) Informationen<br />
über den Bewerber erfassen und damit<br />
die Treff sicherheit auf Basis eines Anforderungsprofi<br />
ls deutlich erhöhen. Trotzdem<br />
wird niemand einen Bewerber nur auf Basis<br />
abstrakter und unpersönlicher Verfahren<br />
einstellen, ohne sich selbst ein Bild gemacht<br />
zu haben, „ob die „Chemie stimmt“. Da kann<br />
durchaus passieren, was ein Vorstandsmitglied<br />
einer westfälischen Kreditgenossenschaft<br />
in einem durch die GGB-Beratungsgruppe<br />
begleiteten fusionsbedingten Begutachtungsprozess<br />
der künftigen zweiten Führungsebene<br />
prägnant auf den Punkt brachte:<br />
„Da liegen die guten Ergebnisse auf dem<br />
Tisch, aber ich krieg den Kerl nicht durch<br />
den Hals.“ Diese letztlich persönliche Entscheidung<br />
ist zu respektieren. Allerdings<br />
fußte sie in dem Beispiel auf einer konkret<br />
objektivierten Informations- und Datenbasis,<br />
die genutzt werden kann, um dem Kandidaten<br />
eine fundierte persönliche Rückmeldung<br />
über eigene Begabungsstärken und<br />
Entwicklungschancen zu geben. Auf diese<br />
Weise hat auch ein aktuell abgelehnter Bewerber<br />
einen persönlichen Nutzen. ><br />
12 GENOSSENSCHAFTSBLATT 4 | <strong>2010</strong>
Vom Suchen und suchen lassen –<br />
vom Finden und Gefunden werden<br />
Früher war es bei Fach- und Führungsstellen<br />
die Samstagsausgabe einer großen<br />
Frankfurter Tageszeitung, bei „normalen<br />
Jobs“ die Samstagsausgabe des regionalen<br />
Blattes. In der digitalisierten und globalisierten<br />
Online-Welt fi nden sich auch für die<br />
Rekrutierung von Mitarbeitern wichtige und<br />
notwendige Veränderungen für Personalverantwortliche.<br />
Doch wie stellt sich die Gemengelage<br />
derzeit dar?<br />
Am Anfang stehen die Klagen von Personalverantwortlichen<br />
genossenschaftlicher Banken<br />
über eine als zu gering empfundene<br />
Bewerberresonanz bei Print- und Online-<br />
Stellenausschreibungen zum Beispiel für<br />
marktnahe Spezialistenfunktionen. Zudem<br />
stehen steigenden bankseitigen Erwartungen<br />
an Fachkräfte für Vertriebs-, Produktions-<br />
oder Steuerungsaufgaben Bewerber<br />
gegenüber, deren formale Qualifi kation oder<br />
berufspraktische Erfahrung nicht Schritt<br />
halten kann. Gelegentlich wird dann – mit<br />
deutlichem fi nanziellen Aufwand – versucht,<br />
mit wiederholten Einschaltungen von Stellenanzeigen<br />
doch noch ein „Mehr“ an „besseren“<br />
Bewerbungen zu erzielen. Dieser<br />
Aufwand setzt jedoch häufi g zu spät im Rekrutierungsprozess<br />
an. Bereits im Vorfeld einer<br />
konkreten Ausschreibung sollte bedacht<br />
werden, wie die Beschäftigungsmöglichkeiten<br />
der Bank grundsätzlich vermarktet werden.<br />
Wie macht sich die Genossenschaftsbank<br />
attraktiv? Welche Informations- und<br />
Kommunikationskanäle kann eine VR-Bank<br />
zum Beispiel entlang der eigenen Online-<br />
Plattform nutzen?<br />
Günstig erscheint die Nutzung der Homepage<br />
der Bank:<br />
■ Darstellung von Muster-Karrierewegen in<br />
der Bank oder alternativ von personalisierten<br />
Muster-Berufsbiografi en „Elke<br />
■<br />
Müller hat Karriere gemacht …“<br />
Eine gute Chance ist das Angebot einer<br />
unentgeltlichen „freien Testung“ mit automatisiertem<br />
Bewerber-Feedback zur<br />
allgemeinen berufl ichen Orientierung<br />
■<br />
(Was sind meine Stärken? Welche berufl iche<br />
Spezialisierung passt zu mir?).<br />
Eine weitere Möglichkeit ist die „freie Testung“<br />
mit Feedback, ob die Bewerber zur<br />
Bank und zu einer konkret zu besetzenden<br />
Stelle passen.<br />
Folgende Instrumente und Prozesse können<br />
bei der Rekrutierung helfen:<br />
■ Biografi sche Fragen mit genau für die<br />
GENOSSENSCHAFTSBLATT 4 | <strong>2010</strong><br />
■<br />
■<br />
ausgeschriebene Position relevanten Fakten<br />
als erster „Check“<br />
Online hinterlegter Prozess mit automatischer<br />
Antwort an den Bewerber, zum Beispiel<br />
Angebot eines Telefonats mit der<br />
Personalabteilung<br />
Online hinterlegte Testung des Bewerbers,<br />
der seine Kontaktdaten dafür angibt.<br />
Weitere Konkretisierung und Veranlassung<br />
auf Basis der erzielten Ergebnisse<br />
durch die Personalabteilung.<br />
Im Verlauf des Rekrutierungsprozesses erleben<br />
Personalverantwortliche erhebliche<br />
Herausforderungen. In „engen“ Bewerbermärkten,<br />
zum Beispiel in Ballungszentren<br />
mit hoher Bankendichte und starkem Wettbewerb<br />
um Talente oder in sehr ländlichen<br />
Regionen, in grenznahen Gebieten oder Regionen<br />
mit einer überwiegenden Bevölkerungsabwanderung<br />
kommt der initiativen<br />
und diff erenzierten Recherche des Personalverantwortlichen<br />
erhebliche Bedeutung<br />
zu. Es gilt, ein Rekrutierungs-Maßnahmenbündel<br />
zu entwickeln.<br />
Neben der klassischen, anzeigengestützten<br />
Suche (Print und Online) sollten inhaltliche<br />
und technische Rahmenbedingungen geschaff<br />
en werden, welche einen möglichst<br />
kontinuierlichen Fluss von Initiativbewerbungen<br />
zulassen. Ein Prozess ist zu gestalten,<br />
diese initiativen Bewerber so wertschätzend<br />
zu behandeln, dass sie zu einem<br />
späteren Zeitpunkt „aktiviert“ werden können.<br />
Hier ist auch die vorausschauende Einrichtung<br />
eines externen – oder aber auch<br />
internen – Bewerberpools zu erwägen. Der<br />
externe Pool kann durch den Einsatz grundsätzlicher,<br />
nicht auf einen bestimmten Job<br />
zielender Imagekampagnen um die attraktiven<br />
Möglichkeiten einer Beschäftigung in<br />
der VR-Bank fl ankiert werden. In Verbindung<br />
mit der genossenschaftlichen Identität<br />
GGB-Beratungsgruppe GmbH<br />
Die GGB-Beratungsgruppe ist seit 30 Jahren<br />
erfolgreich in der Beratung genossenschaftlicher<br />
Banken und deren Verbundunternehmen<br />
tätig. Die GGB berät<br />
und begleitet ganzheitlich, vernetzt und<br />
umsetzungsorientiert zu aktuellen Problemstellungen<br />
und für eine erfolgreiche<br />
Zukunftsgestaltung. Das Beratungsspektrum<br />
umfasst Strategieentwicklung, Marketing<br />
und Vertrieb, Prozessoptimierung<br />
sowie Personalsuche und Personalma-<br />
Hintergrund & Analyse<br />
(„Wir sind hier zu Hause“ oder „Wir sind vor<br />
Ort“) ergeben sich hervorragende Chancen<br />
einer markenbildenden Vermittlung der unternehmerischen<br />
Verantwortung der Volksbanken<br />
und Raiff eisenbanken um den regionalen<br />
Arbeitsmarkt.<br />
Eine weitere Unterstützung bietet die Auswertung<br />
von Stellengesuch-Datenbanken.<br />
Hier können dann Erfolgschancen erhöht<br />
werden, wenn neben den genossenschaftsinternen<br />
Kanälen auch eine Auswahl aus<br />
anderen Geschäftsdatenbanken beziehungsweise<br />
Netzwerken wie XING, Experteer,<br />
Stepstone getroff en wird. Es gilt der<br />
Grundsatz: Erfahrungen sammeln und das<br />
Preis-/Leistungsverhältnis der Angebote<br />
prüfen. Die Handlungsanforderung an die<br />
Personalverantwortlichen lassen sich dabei<br />
auf eine kurze Faustformel bringen: Die unterschiedlichen<br />
Aktivitäten erbringen ein<br />
Mehr an Bewerbern. Ein Mehr an potenziell<br />
geeigneten Bewerbern wiederum erhöht die<br />
Chance einer erfolgreichen Besetzung.<br />
Zusammenfassend lässt sich feststellen,<br />
dass die Rekrutierung externer oder interner<br />
Mitarbeiter unter Kosten/Nutzen-Gesichtspunkten<br />
ein wichtiger Erfolgshebel für die<br />
Bank ist. Lediglich „durchschnittliche“ Besetzungsentscheidungen<br />
reichen aktuell<br />
nicht mehr aus. Die Professionalisierung des<br />
Instrumentariums des Stellenbesetzungsverfahrens<br />
ist allerdings nur dann zielführend,<br />
wenn bereits vorab die Weichen für<br />
eine erfolgreiche Vermarktung der Beschäftigungsmöglichkeiten<br />
der Bank gestellt werden.<br />
Vertraute Methoden der Rekrutierung<br />
sind zu ergänzen mit weiteren Aktivitäten<br />
der Analyse des sich diff erenzierenden Bewerbermarktes.<br />
Kai-Uwe Uchtländer,<br />
GGB-Beratungsgruppe,<br />
kuchtlaender@ggb-bg.de<br />
nagement. Durch unterstützendes Training<br />
und Coaching werden die Menschen<br />
befähigt, damit Konzepte verwirklicht<br />
sowie Veränderungen erfolgreich<br />
gestaltet werden. Für viele VR-Banken,<br />
die auf Kontinuität und Nachhaltigkeit<br />
setzen, ist die GGB langjähriger und<br />
dauerhafter Beratungs- und Trainingspartner<br />
im Rahmen des GGB-Partnermehrwertprogrammes.<br />
www.ggb-bg.de<br />
13
Hintergrund & Analyse<br />
Im „Markt-Sandwich“<br />
DRV-Studie zur Wettbewerbsfähigkeit deutscher Hauptgenossenschaften im EU-Binnenmarkt<br />
Hannover. Die Struktur der genossenschaftlich<br />
organisierten Unternehmen in der europäischen<br />
Agrar- und Ernährungswirtschaft<br />
verändert sich dynamisch. Unternehmensübernahmen,<br />
Fusionen oder strategische<br />
Partnerschaften prägen mittlerweile das Tagesgeschäft.<br />
Eine Analyse der Umsatzentwicklungen<br />
in den unterschiedlichen Tätigkeitsbereichen<br />
Milch-, Fleisch-, Gemüse-,<br />
Waren- und Mehrzweckgenossenschaften<br />
unterstreicht den gewaltigen Konzentrations-<br />
und Konsolidierungsprozess. Auf den<br />
genossenschaftlich organisierten Unternehmen<br />
lastet ein enormer Handlungsdruck.<br />
Viele Genossenschaften spüren den heißen<br />
Atem ihrer ausländischen Wettbewerber –<br />
insbesondere aus Skandinavien. Aber: Größe<br />
ist nicht alles. Viele kleine genossenschaftliche<br />
Gruppen diff erenzieren sich im<br />
Markt mit (regionalen) Nischenstrategien<br />
und nutzen die Kernvorteile der genossenschaftlichen<br />
Organisationsform (hohe Lieferanten-<br />
und Kundenbindung) zur Festigung<br />
ihrer Wettbewerbsposition.<br />
Im Fokus einer DRV-Studie steht nun die<br />
Analyse der Wettbewerbspositionen der<br />
Hauptgenossenschaften im europäischen<br />
Binnenmarkt. Hinsichtlich dieses Untersuchungsfelds<br />
wird deutlich, dass sich der Agrarhandel<br />
zunehmend in einer „Sandwichposition“<br />
befi ndet. Auf der Beschaff ungsseite<br />
steht den Unternehmen eine konzentrierte,<br />
machtbewusste Vorleistungsindustrie (insbesondere<br />
in den Geschäftsfeldern Pfl anzenschutzmittel,<br />
Saatgut und Landtechnik)<br />
gegenüber. Der Strukturwandel in der Landwirtschaft<br />
konfrontiert die Raiff e i s e n-<br />
Genossenschaften auf der Absatzseite mit<br />
größer strukturierten Einheiten. Besonders<br />
bei landwirtschaftlichen Zukunftsbetrieben<br />
steht das Geschäftsmodell des Agrarhandels<br />
unter Druck. In diesem Segment<br />
fi ndet eine Substitution der Kernaktivitäten<br />
durch direkte Geschäftsbeziehungen zu den<br />
Vorleistungsindustrien sowie die selbstständige<br />
Lagerung, Aufbereitung und Vermarktung<br />
der Ernte statt. Gleichzeitig sind Zukunftslandwirte<br />
wenig gebunden und treff en<br />
ihre Einkaufsentscheidung zunehmend preisorientiert.<br />
Nur durch ein profi liertes und<br />
zukunftsorientiertes Geschäftsmodell kann<br />
der Agrarhandel diese Herausforderungen<br />
bewältigen und seine Position in der Wert-<br />
schöpfungskette langfristig sichern. Der (anorganische)<br />
Wachstumshunger leistungsstarker<br />
europäischer Wettbewerber in den<br />
Kerngeschäftsfeldern der Hauptgenossenschaften<br />
ist ungebrochen. Der Konsolidierungs-<br />
und Konzentrationsprozess wird zügig<br />
voranschreiten und damit verbunden<br />
großen Playern im Markt wichtige Kostenvorteile<br />
durch Economies of scale und scope<br />
bringen. Durch diesen strategischen Wettbewerbsvorteil<br />
können besonders preissensible<br />
Kundengruppen in der Landwirtschaft –<br />
beispielsweise Zukunftslandwirte – gebunden<br />
werden. Gleichzeitig ist zu erwarten,<br />
dass die Rückwärtsintegration im Agrarhandel<br />
zunimmt und damit der verstärkte Aufbau<br />
eigener Marken und Produkte. Diese<br />
Strategie ist wesentliches Instrument, die<br />
Wettbewerbsposition im „Markt-Sandwich“<br />
zu festigen. Hauptgenossenschaften stehen<br />
dabei vier grundsätzliche Positionierungsalternativen<br />
zur Verfügung:<br />
■<br />
■<br />
■<br />
Option 1 – horizontale Diversifi kation:<br />
Großhandelskompetenzen auf andere<br />
Geschäftsfelder übertragen und damit selektiv<br />
in Heimatmärkten und im Ausland<br />
wachsen.<br />
Option 2 – Internationalisierung: Klassisches<br />
Geschäftsmodell (Bezugs- und Absatzgeschäft)<br />
international vorantreiben<br />
um Economies of scale und scope zu erzielen.<br />
Notwendige Voraussetzung: Organisationale<br />
Off enheit für Kooperationen<br />
und Fusionen sowie fi nanzielle Leistungsfähigkeit.<br />
Option 3 – Diff erenzierung: Diff erenzierung<br />
in (regionale) Nischen- beziehungs-<br />
Wettbewerbsstrategische Grundorientierungen<br />
vertikale<br />
Integration<br />
weise Spezialmärkte mit einem profi lierten<br />
Großhandelsgeschäftsmodell.<br />
Option 4 – vertikale Integration: Position<br />
in der Wertschöpfungskette als Value Net<br />
Integrator festigen oder Geschäftsmodell<br />
der französischen Multipurposes übernehmen.<br />
Die Internationalisierung der Geschäftstätigkeiten<br />
ist für die Hauptgenossenschaften<br />
ein wichtiges Betätigungsfeld. Eine verstärkte<br />
Internationalisierung und die damit verbundenen<br />
Größenvorteile sind wesentliche<br />
Stellhebel, um langfristig wettbewerbsfähig<br />
zu bleiben und die Rolle des (passiven) Akquisitionsobjekts<br />
zu vermeiden. Daneben ist<br />
es notwendig, zukunftsorientierte Unternehmensstrategien<br />
zu entwickeln. Wo liegen die<br />
Kernkompetenzen? Welche Ressourcen sind<br />
zukünftig wertvoller und schwieriger zu imitieren<br />
– Großhandelskompetenzen oder das<br />
Branchen-Know-how in der Agrar- und Ernährungsindustrie?<br />
Die allgemeinen Makrotrends<br />
in der Agrar- und Ernährungsindustrie<br />
(beispielsweise Zunahme der Weltbevölkerung<br />
und damit steigender Bedarf<br />
nach Lebensmitteln, Verknappung fossiler<br />
Rohstoff e und damit Wettbewerb Teller versus<br />
Tank) weisen darauf hin, dass durch die<br />
Integration von Wertschöpfungsstufen (vor-<br />
oder nachgelagert) und damit der Fokussierung<br />
auf das Branchen-Know-how die Wettbewerbsfähigkeit<br />
im globalen Kontext<br />
deutlich gesteigert werden.<br />
Professor Dr. Achim Spiller und<br />
Dr. Julian Voss (AgrifoodConsulting GmbH)<br />
14 GENOSSENSCHAFTSBLATT 4 | <strong>2010</strong><br />
■<br />
horizontale<br />
Diversifi zierung<br />
Großhandel<br />
Differenzierung<br />
Internationalisierung
Mittelstand: WGZ BANK und DZ BANK beraten gemeinsam<br />
Düsseldorf. Die WGZ Corporate Finance<br />
Beratung GmbH und die Abteilung M&A der<br />
DZ BANK bündeln seit dem 1. September<br />
<strong>2010</strong> ihre Aktivitäten in der VR Unternehmerberatung.<br />
Die WGZ BANK und die DZ<br />
BANK halten an der neuen Gesellschaft jeweils<br />
50 Prozent der Anteile. „Auf diese Weise<br />
erhalten die mittelständischen Kunden<br />
der genossenschaftlichen Bankengruppe aus<br />
einer Hand ein breites Spektrum qualifi zierter<br />
Beratungsleistungen“, so Hans-Bernd<br />
Wolberg, Mitglied des Vorstands der WGZ<br />
BANK. Jährlich werden Transaktionen mit<br />
Pensionskasse wächst weiter<br />
Münster. Viele Menschen haben Angst vor Altersarmut. Dies gilt jedoch<br />
nicht für die Versicherten der Pensionskasse westdeutscher Genossenschaften.<br />
„Mehr denn je ist es nötig geworden, Geld für die<br />
Zeit nach dem Beruf zurückzulegen“, betonte daher der geschäftsführende<br />
Vorstand Günter Schulze auf der gut besuchten Mitgliederversammlung<br />
der Pensionskasse. Dabei zog der Vorstand mit Blick<br />
auf das vergangene Geschäftsjahr ein positives Fazit. Die Kasse entwickelte<br />
sich solide und kontinuierlich. Im Geschäftsjahr 2009 verzeichnete<br />
sie 405 neue Mitglieder. Die Beitragseinnahmen stiegen<br />
GAD bezieht neues Rechenzentrum<br />
Münster. Ende Juni hat die GAD das Gebäude<br />
für ihr neues Rechenzentrum in<br />
Münster termingerecht fertiggestellt. Innerhalb<br />
von nur zwölf Monaten hat die GAD<br />
den Bau mit Ausmaßen von 110 mal 100<br />
Metern und einer reinen IT-Fläche von circa<br />
3.300 Quadratmetern planmäßig errichtet.<br />
Jetzt zieht nach und nach die IT und damit<br />
circa 1.000 Rechner ein. „Genau zum<br />
richtigen Zeitpunkt verdoppeln wir unsere<br />
Rechenzentrums-Kapazitäten. Denn die<br />
Auslastung der bisherigen Kapazitäten ist<br />
mit Blick auf aktuelle und zukünftige Aufgaben<br />
bereits in Sicht“, unterstreicht Dr. Elmar<br />
Pritsch, stellvertretender Vorstandsvorsitzender<br />
der GAD. Zu Spitzenzeiten waren in<br />
den zurückliegenden Monaten rund 250<br />
Handwerker von insgesamt 50 Firmen im<br />
Einsatz. Ein wichtiges Th ema beim Bau des<br />
Gebäudes war die Energieeffi zienz im Sinne<br />
von Green-IT. So setzt die GAD beispielsweise<br />
das Prinzip der freien Kühlung ein.<br />
Dabei wird an den kühlen Tagen und Nächten<br />
im Jahr die kalte Außenluft zur Kühlung<br />
der Serverräume genutzt. Dieses Prinzip ist<br />
so effi zient, dass nur im Hochsommer Kälte<br />
zusätzlich produziert werden muss.<br />
GENOSSENSCHAFTSBLATT 4 | <strong>2010</strong><br />
deutscher Beteiligung mit einem Volumen<br />
von durchschnittlich 150 bis 200 Milliarden<br />
Euro erfolgreich umgesetzt. Hieran will die<br />
genossenschaftliche Bankengruppe stärker<br />
partizipieren. „Mit diesem Schritt führen wir<br />
zwei erfolgreiche Einheiten zusammen und<br />
werden unsere Marktpräsenz weiter ausbauen“,<br />
sagt Hans-Th eo Macke, Mitglied des Vorstands<br />
der DZ BANK. Ein wichtiges Geschäftsfeld<br />
der gemeinsamen Aktivitäten<br />
sind Beratungen rund um die Unternehmernachfolge.<br />
Dr. Dirk Jungen, Geschäftsführer<br />
der VR Unternehmerberatung: „Die genos-<br />
Aus dem Verbund<br />
senschaftliche Bankengruppe begleitet ihre<br />
Kunden über Generationen und wird bei den<br />
zu erwartenden Nachfolge-Transaktionen<br />
verstärkt um Rat gefragt. In der neuen Aufstellung<br />
werden wir diesen Bedarf nach qualifi<br />
zierter Beratung noch besser erfüllen können.“<br />
Zudem wird die VR Unternehmerberatung<br />
Veräußerungen und Zukäufe von mittelständischen<br />
Einheiten für Konzernunternehmen<br />
beratend begleiten. Die aus den beiden<br />
Vorgängereinheiten rekrutierte Mannschaft<br />
geht zunächst mit rund 20 qualifi zierten<br />
Beratern an den Start.<br />
auf 19,4 Millionen Euro (plus 2,21 Prozent), die Rentenleistungen erhöhten<br />
sich auf 15,1 Millionen Euro. Oberste Priorität habe die gesetzlich<br />
vorgeschriebene Eigenkapitalbildung, die im vergangenen<br />
Geschäftsjahr auf 22,3 Millionen Euro erhöht werden konnte. Ziel sei<br />
es, im Jahr 2011 über 23 Millionen Euro Eigenkapital zu verfügen, so<br />
Schulz. Einig zeigten sich die Mitglieder bei turnusmäßig anstehenden<br />
Wahlen zum Aufsichtsrat: Jeweils ohne Gegenstimme wurden<br />
Moritz Krawinkel (<strong>RWGV</strong>), Friedhelm Wagner (GAD) und Klaus Korte<br />
(Volksbank Nordmünsterland) im Kontrollgremium bestätigt.<br />
Circa 3.300 Quadratmeter reine IT-Fläche bietet der Neubau.<br />
15
Aus dem Verbund<br />
„Daran will ich mich messen lassen …“<br />
Hans Joachim Reinke, seit dem 1. Juli <strong>2010</strong> der neue Vorstandsvorsitzende von Union Investment, über<br />
Herausforderungen für die Asset Management Branche und Antworten auf Kundenbedürfnisse.<br />
Herr Reinke, wie fühlen sich die ersten zwei<br />
Monate als Vorstandsvorsitzender an?<br />
Hans Joachim Reinke: Obwohl ich schon<br />
seit 19 Jahren für Union Investment arbeite,<br />
ist dieses Amt eine neue und ganz besondere<br />
Erfahrung für mich. Ich bin stolz darauf, dieses<br />
aus 2.300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern<br />
bestehende Team zu führen. Zusammen<br />
haben wir unsere Leistungsfähigkeit unter<br />
Hans-Joachim Reinke<br />
Beweis gestellt und Union Investment zuletzt<br />
mit der starken Unterstützung unserer Vertriebspartner im Verbund<br />
zu einer der stärksten Fondsgesellschaften in Deutschland gemacht.<br />
In meiner Verantwortung liegt es nun, die Weichen so zu stellen, dass<br />
wir auch weiterhin zu den besten Asset Managern gehören.<br />
Wofür stehen Sie? Was sollte man mit Ihnen verbinden?<br />
Hans Joachim Reinke: Ich stehe für Evolution, nicht für Revolution.<br />
Wir haben ein funktionierendes Geschäftsmodell und damit eine<br />
ausgezeichnete Ausgangsposition. Nur zwei Jahre nach dem Ausbruch<br />
der Finanzmarktkrise befi nden sich die Assets under Management<br />
mit rund 168 Milliarden Euro wieder auf dem Niveau von 2007.<br />
Wir haben alleine in den ersten sechs Monaten dieses Jahres ein Nettoneugeschäft<br />
von 2,8 Milliarden Euro zu verzeichnen. Union Investment<br />
ist im Retailgeschäft Marktführer bei der Riester-Rente sowie<br />
bei wertgesicherten Produkten und ist der zweitgrößte Anbieter bei<br />
Off enen Immobilienfonds. Im institutionellen Kundengeschäft<br />
wachsen wir deutlich schneller als der Markt. Hier haben wir uns<br />
auch weit über die Landesgrenzen hinaus einen Ruf als hervorragender<br />
Risikomanager erarbeitet. Dennoch müssen wir unser Geschäftsmodell<br />
fortentwickeln.<br />
Woran machen Sie den Veränderungsbedarf fest? Und wo sehen Sie die<br />
größten Herausforderungen?<br />
Hans Joachim Reinke: Zuerst einmal: Das Fondsgeschäft bleibt ein<br />
Wachstumsmarkt, auch wenn die Wachstumsraten mit 5,8 Prozent<br />
pro Jahr anderthalb bis zwei Prozentpunkte unter den Prognosen vor<br />
Ausbruch der Finanzmarktkrise liegen. Ich sehe derzeit vier große<br />
Herausforderungen für unsere Branche: einen sich verschärfenden<br />
Wettbewerb, eine zunehmende Regulierung, ein sich grundlegend<br />
veränderndes Kapitalmarktumfeld sowie sich wandelnde Kundenpräferenzen.<br />
Dies alles führt zu einer veränderten Sichtweise, die ich<br />
als „Neuen Realismus“ bezeichne.<br />
Wo liegen da die Chancen für Ihr Haus?<br />
Hans Joachim Reinke: Die Grundlage all unserer Entscheidungen<br />
ist der Anleger. Sich an seinen Interessen zu orientieren, ist tief im<br />
genossenschaftlichen Selbstverständnis verankert und uns sozusagen<br />
in die Wiege gelegt. Als Teil des genossenschaftlichen FinanzVer-<br />
bundes haben wir einen strategischen Vorteil gegenüber unseren<br />
Konkurrenten: Durch die fruchtbare Partnerschaft mit den Volks-<br />
und Raiff eisenbanken ist Union Investment näher am Kunden als<br />
jeder andere Asset Manager.<br />
Sie sprachen eben aber auch von sich wandelnden Kundenpräferenzen:<br />
Was genau ist damit gemeint?<br />
Hans Joachim Reinke: Das Grundthema über alle Kundengruppen<br />
hinweg ist die Suche nach Sicherheit, Stabilität und Verlässlichkeit.<br />
Genau dafür steht Union Investment. Unser Geschäftsmodell ist stabil<br />
und seit über 50 Jahren bewährt. Wir sind ein verlässlicher Partner<br />
für unsere Vertriebspartner, Anteilseigner, Kunden und Mitarbeiter.<br />
Unser Ziel ist es, weiterhin größter Nutzenstifter im Verbund zu sein.<br />
Und wie sieht es mit dem Th ema Sicherheit aus? Deutsche Anleger<br />
gelten im internationalen Vergleich als besonders risikoscheu. Das ist<br />
nichts Neues.<br />
Hans Joachim Reinke: Da haben Sie recht. Wie wir aber durch eine<br />
repräsentative Anlegerbefragung herausgefunden haben, ist Sicherheit<br />
ist nicht gleich Sicherheit. Jeder versteht etwas anderes darunter:<br />
Der eine Anleger setzt Sicherheit mit dem Werterhalt seiner Anlage<br />
gleich. Der andere versteht unter Sicherheit, dass seine Anlage im<br />
Zeitablauf möglichst geringen Wertschwankungen ausgesetzt ist. Für<br />
den Dritten hingegen bedeutet Sicherheit, dass sich ein Experte um<br />
seine Anlage kümmert und das Beste aus der jeweiligen Marktsituation<br />
rausholt. Um diesen unterschiedlichen Sicherheitsbedürfnissen<br />
unserer Kunden gerecht zu werden, haben wir für jedes Bedürfnis ein<br />
spezielles Lösungskonzept entwickelt und eine neue Generation von<br />
Vermögensmanagement-Fonds auf den Markt gebracht.<br />
Sicherheit ist Trumpf<br />
Was ist Ihnen bei der Geldanlage am wichtigsten?<br />
Verfügbarkeit<br />
53 %<br />
Ich wünsche<br />
mir einen Experten,<br />
der mir<br />
die Vermögensverwaltungabnimmt.<br />
Quelle: Union Investment<br />
Repräsentative Befragung durch T.I.P. Biehl und Wagner von ca. 1.000 Personen ab 18 Jahren im April <strong>2010</strong>.<br />
16 GENOSSENSCHAFTSBLATT 4 | <strong>2010</strong><br />
19 %<br />
6 %<br />
Rendite<br />
74 %<br />
Sicherheit<br />
92 %<br />
Ich wünsche mir,<br />
dass mein angelegtes<br />
Kapital nach einer<br />
bestimmten Zeit<br />
sicher ist.<br />
Unterschiedliche Sicherheitsbedürfnissen, spezielle Lösungskonzepte<br />
>
Sie sprechen von den seit Juli <strong>2010</strong> aufgelegten<br />
PrivatFonds. Was zeichnet diese Fonds<br />
besonders aus?<br />
Hans Joachim Reinke: Dem Anleger<br />
reicht es in schwierigen Marktphasen nicht<br />
aus, wenn er mit seinem Fonds weniger verloren<br />
hat, als der Index. Er will von seinem<br />
Vermögensmanager eine aktive Steuerung<br />
seiner Geldanlage in jeder Marktphase. Die<br />
PrivatFonds orientieren sich nicht mehr an<br />
festen Vergleichsindizes. Dynamisches Management<br />
ersetzt zudem starre Anlagequoten.<br />
Es werden möglichst viele Ertragsquellen<br />
genutzt, wie beispielsweise Aktien,<br />
Rentenpapiere, Rohstoff e, Währungen und<br />
Immobilien. Die PrivatFonds vereinen drei<br />
unterschiedliche Fondskonzepte von fl exibler<br />
Nutzung attraktiver Marktchancen über<br />
systematische Risikosteuerung bis hin zu<br />
dynamischer Wertsicherung. Hinzu kommt,<br />
dass jedes Konzept mit einer off ensiveren<br />
und einer defensiveren Fondsvariante ausgestattet<br />
ist.<br />
Dann beginnen wir mal mit den Konzepten,<br />
die die größten Freiheitsgrade haben, dem so<br />
genannten „Privat Fonds: Flexibel“ und dem<br />
„Flexibel pro“.<br />
Hans Joachim Reinke: Diese Fonds sind<br />
für Anleger geeignet, die fl exibel auf unterschiedliche<br />
Trends und Th emen setzen<br />
wollen. Die Fonds sind grundsätzlich dort<br />
investiert, wo attraktive Chancen gesehen<br />
werden. Aktuelle Th emen wie die Verschuldungskrise<br />
in der EWU fi nden hier genauso<br />
Eingang wie langfristige Strukturthemen –<br />
beispielsweise Rohstoff knappheit oder Klimawandel.<br />
In der konservativeren Variante<br />
wird eine Rendite von „Geldmarkt plus X“<br />
angestrebt. Die off ensivere Variante kennt<br />
keinerlei Restriktionen für die Anlageklasse.<br />
So kann beispielsweise die Aktienquote<br />
zwischen 0 und 100 Prozent liegen. Diese<br />
Variante nutzt also die Chancen der Kapitalmärkte<br />
ohne jede Beschränkung und ist<br />
an Motor- aber auch Bremskraft mit einem<br />
Formel 1-Rennwagen vergleichbar.<br />
Nun wird aber nicht jeder Kunde gleich einen<br />
Rennwagen fahren wollen.<br />
Hans Joachim Reinke: Richtig. Für diejenigen<br />
Kunden, denen starke Marktschwankungen<br />
Unbehagen bereiten, haben wir die<br />
„PrivatFonds: Kontrolliert“ und in der offensiveren<br />
Variante „PrivatFonds: Kontrolliert<br />
pro“ entwickelt. Die Zusammensetzung<br />
GENOSSENSCHAFTSBLATT 3 4 | <strong>2010</strong><br />
der Fonds ist abhängig von den Schwankungen<br />
an den Kapitalmärkten. So wird der<br />
Fondsmanager bei tendenziell steigenden<br />
Aktienmärkten auch verstärkt in Aktien und<br />
in Zeiten größerer Nervosität verstärkt in<br />
defensivere Positionen investieren. Um im<br />
Bild zu bleiben: Wir haben in diese Fonds<br />
sozusagen ein ESP eingebaut, was dem<br />
Kunden hilft, bei extremen Marktschwankungen<br />
nicht aus der Kurve getragen zu<br />
werden.<br />
Wofür steht die Produktsäule, „PrivatFonds<br />
Konsequent“ und „Konsequent pro“?<br />
Hans Joachim Reinke: Mit diesen beiden<br />
Fonds stellen wir Privatanlegern erstmals<br />
das im institutionellen Bereich bereits seit<br />
15 Jahren erfolgreich eingesetzte IMMUNO-<br />
Konzept zur Verfügung. Hierbei entscheidet<br />
sich der Anleger zu Beginn für ein Werterhaltungsziel<br />
von 97 oder 90 Prozent des<br />
Startpreises, das innerhalb einer Wertsicherungsperiode<br />
von maximal zwölf Monaten<br />
nicht unterschritten werden darf. Erreicht<br />
der Fonds zum Monatsultimo einen neuen<br />
Höchststand, wird dieser als Basis für eine<br />
neue Wertsicherungsperiode festgeschrieben.<br />
Geeignet sind die Fonds für Anleger,<br />
die nur am Kapitalmarkt investieren wollen,<br />
wenn sich das Risiko in vorher defi nierten<br />
Grenzen hält. Diese Produktlinie fährt praktisch<br />
mit eingestelltem Tempomat.<br />
Union Investment ist erfolgreich. Warum?<br />
Hans Joachim Reinke: Die Grundlage unseres<br />
Geschäftsmodells ist unsere Einbettung<br />
in den genossenschaftlichen Finanz-<br />
Verbund und die starke Unterstützung, die<br />
wir durch die VR-Banken erfahren. Wir sind<br />
im Geschäft mit Privatkunden und institutionellen<br />
Anlegern zukunftsfähig aufgestellt<br />
und verfügen über ein exzellentes Portfoliomanagement<br />
an den Kapital- und Immobilienmärkten<br />
ebenso wie über eine<br />
kostenoptimierte Infrastruktur und eine<br />
leistungsfähige Fondsadministration. Letztlich<br />
muss alles ineinandergreifen, wie bei<br />
einer Top-Fußballmannschaft. Ein Team<br />
aus qualifi zierten Einzelspielern, in dem<br />
aber alle mitziehen, weil alle das gleiche<br />
Spielverständnis haben. Das ist meine Idee<br />
von einer guten Aufstellung und gleichzeitig<br />
mein Anspruch für die Zukunft – an alle<br />
Kolleginnen und Kollegen und natürlich<br />
vor allem an mich selbst. Daran, wie gut uns<br />
das Zusammenspiel auch zukünftig gelingt,<br />
will ich mich messen lassen.<br />
„Dieses Projekt<br />
haben wir erfolgreich<br />
mit der DG HYP<br />
finanziert.“<br />
Uwe Schulze-Vorwick,<br />
Mitglied des Vorstands der<br />
Volksbank Bochum Witten eG<br />
„Technisches Rathaus“<br />
Finanzierung: DG HYP, IMMO META REVERSE<br />
mit Volksbank Bochum Witten eG<br />
Kunde: Großglockner S.à.r.l. – eine Tochter<br />
der CLS Holdings plc.<br />
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Aus dem Verbund<br />
Aktiv Verantwortung übernehmen<br />
„sozialgenial - Schüler engagieren sich“ ist gut angelaufen.<br />
40 Schüler aus Moers und Mülheim/Ruhr wurden stellvertretend für alle Schüler, die sich an sozialgenial-Schulprojekten seit dem Start der Initiative beteiligen, von<br />
Werner Böhnke, Vorstandsvorsitzender der WGZ BANK (links), für ihr gesellschaftliches Engagement ausgezeichnet.<br />
Düsseldorf. „Was kannst Du gut, was anderen nützt?“ – 2.400 Schülerinnen<br />
und Schüler aus Nordrhein-Westfalen beantworteten im<br />
vergangenen Schuljahr diese Frage mit Ideen und Projekten, die in<br />
keinem Schulbuch stehen. Die 12-bis 20-Jährigen aus Haupt- und<br />
Realschulen, Gymnasien, Berufskollegs und anderen weiterführenden<br />
Schulen engagierten sich aus dem Unterricht heraus für Kinder,<br />
Senioren oder für den Schutz der Umwelt. Andere Jugendliche wie<br />
Auszubildende des <strong>RWGV</strong>-GenoKollegs machten sich gegen Kinderprostitution<br />
stark (siehe Seite 19). Das sind Beispiele für Service Learning<br />
an Schulen, die die Initiative sozialgenial – Schüler engagieren<br />
sich der WGZ BANK in Trägerschaft von Aktive Bürgerschaft e.V. seit<br />
September 2009 fördert. Mit diesem Bildungskonzept erleben junge<br />
Menschen schon während der Schulzeit, dass sie mit ihrem bürgerschaftlichen<br />
Engagement etwas für Andere und die Gesellschaft bewirken<br />
können. Zum Schuljahresende wurden 40 Schüler aus Moers<br />
und Mülheim/Ruhr, stellvertretend für alle Schüler, die sich an sozialgenial-Schulprojekten<br />
seit dem Start der Initiative beteiligen, ausgezeichnet.<br />
Sie nahmen ihre sozialgenial-Zertifi kate vor 220 Lehrern<br />
während der „Fachtagung Service Learning <strong>2010</strong>“ in der WGZ BANK<br />
in Düsseldorf entgegen. Werner Böhnke: „Am Beispiel der ausgezeichneten<br />
Schüler zeigt sich, dass Wertvolles entstehen kann, wenn<br />
Bildung und gesellschaftliches Engagement zusammen kommen.<br />
Wir sind überzeugt, dass junge Menschen unabhängig von ihrer sozi-<br />
alen und wirtschaftlichen Herkunft ein kreatives Potenzial besitzen<br />
und die Bereitschaft haben, aktiv Verantwortung für die Gesellschaft<br />
zu übernehmen.“<br />
Wie können Lehrer ihre Schüler für Bürgerengagement begeistern?<br />
Antworten auf diese Frage fanden Lehrkräfte in diesem Frühjahr<br />
während der Informationsabende von sozialgenial in allen Regierungsbezirken<br />
Nordrhein-Westfalens. Unterstützt wurde die Initiative<br />
sozialgenial dabei von den örtlichen Volksbanken (Kölner Bank,<br />
der Volksbank Paderborn-Höxter-Detmold, der Volksbank Ruhr Mitte,<br />
der Volksbank Krefeld sowie der Volksbank Sauerland), die sich<br />
als Gastgeber oder Mitwirkende bei den Veranstaltungen engagierten.<br />
„Mit der Initiative ‚sozialgenial’ fördern wir Schüler darin, eigeninitiativ<br />
und solidarisch zu handeln. Diese Hilfe zur Selbsthilfe begründet<br />
sich in unserem Selbstverständnis als genossenschaftliche<br />
Organisation. Wir beteiligen uns gerne als Mitgliedsbank<br />
vor Ort an der Initiative der WGZ BANK“, erklärte Günter Vogt,<br />
stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Volksbank Paderborn-<br />
Höxter-Detmold eG, das Bildungsengagement.<br />
„Service Learning ist was für mich! Was wir dort gemacht haben, das<br />
entwickelt einen auch selbst weiter und man entdeckt eine neue Persönlichkeit<br />
an sich. Ich wusste gar nicht, dass ich das kann, dass ich<br />
das drauf habe“, so ein 18-jähriger Schüler über sein sozialgenial-<br />
Schulprojekt. Weitere Informationen: www.sozialgenial.de<br />
18 GENOSSENSCHAFTSBLATT 4 | <strong>2010</strong>
Gemeinsam gegen Kinderprostitution<br />
Münster. Ein Abend im GenoKolleg – mal<br />
ganz sozial! Unter diesem Motto stand eine<br />
Veranstaltung, die die genossenschaftliche<br />
Berufsschule zusammen mit Azubis der<br />
Deutschen Apotheker- und Ärztebank (Apobank)<br />
und der WGZ BANK-Initiative „sozial<br />
genial“ organisierte. Trotz des am selben<br />
Abend angesetzten Halbfi nales der Deutschen<br />
Nationalelf bei der Fußball-Welt-<br />
meisterschaft waren fast 70 Schüler und Pädagogen<br />
gekommen, um sich mit dem Th ema<br />
Kinderprostitution auseinanderzusetzen.<br />
Mehrmals hatten sich die 20 Apobank-Azubis<br />
unter der Federführung des GenoKollegs<br />
mit dem Münsteraner Pfarrer Dr. Jochen Reidegeld<br />
getroff en. Dieser war als Gründer des<br />
Netzwerkes gegen Kinderprostitution „Roter<br />
Keil“ Referent des Abends und betonte: „Wir<br />
helfen den Kindern, dem Teufels-Kreis der<br />
sexuellen Ausbeutung zu entkommen.“ Hierbei<br />
wollen auch die künftigen jungen Banker<br />
unterstützen und spendeten gemeinsam mit<br />
Mitschülern, Lehrern und <strong>RWGV</strong> 500 Euro<br />
an „Roter Keil“. Darüber hinaus entwickelten<br />
sie viele öff entlichkeitswirksame Vorschläge,<br />
„IFRS für KMU“ in der Kritik<br />
Berlin. Die Bundessteuerberaterkammer (BStBK) und der DGRV<br />
plädieren für eine Modernisierung der EU-Bilanzrichtlinien, lehnen<br />
die verpfl ichtende Anwendung eines internationalen Rechungslegungsstandards<br />
für den Mittelstand (IFRS für KMU) allerdings entschieden<br />
ab. Damit würde aus ihrer Sicht die Wettbewerbsfähigkeit<br />
des europäischen Mittelstandes eher geschwächt als gestärkt. Auf einer<br />
Konferenz in Brüssel verdeutlichen beide Organisationen ihren<br />
Standpunkt. „Wenn kleine und mittlere Unternehmen verpfl ichtet<br />
würden, nach IFRS für KMU zu bilanzieren, müssten sie zwingend<br />
einen weiteren Abschluss erstellen, der ihnen keinen Mehrwert<br />
bringt. Das gilt für Deutschland und für viele weitere Mitgliedstaaten.<br />
Für den Gläubigerschutz, die Ausschüttungsbemessung und die<br />
steuerliche Gewinnermittlung wird weiterhin ein Einzelabschluss<br />
nach nationalem Bilanzrecht benötigt“, so BStBK-Präsident Dr. Horst<br />
GAD-Generalversammlung: Positive Bilanz<br />
Münster. Die GAD kann mit Blick auf die<br />
Wirtschaftlichkeit des genossenschaftlichen<br />
IT-Dienstleisters eine positive Bilanz ziehen.<br />
Der Spezialist für Banken-IT machte<br />
auf seiner diesjährigen Generalversammlung<br />
in Münster deutlich, dass er einen hohen<br />
Beitrag zur Wettbewerbsfähigkeit seiner<br />
Kunden leistet. „Unsere zentrale<br />
Aufgabe ist es, den Erfolg der Volksbanken<br />
und Raiff eisenbanken am Markt zu unter-<br />
GENOSSENSCHAFTSBLATT 4 | <strong>2010</strong><br />
um das Anliegen von „Roter Keil“ noch bekannter<br />
zu machen. Diese sollen nun in die<br />
Tat umgesetzt werden. Dabei reichten die<br />
Ideen von Flyern, Plakaten, Aufklebern und<br />
stützen", betonte Anno Lederer, Vorstandsvorsitzender<br />
der GAD. Die rund 440 Volksbanken<br />
und Raiff eisenbanken im<br />
Geschäftsgebiet der GAD profi tieren von<br />
dem positiven Ergebnis für 2009: Erneut<br />
kann die GAD ihren Mitgliedern und Kunden<br />
auch für das zurückliegende Geschäftsjahr<br />
eine vierprozentige Rückvergütung in<br />
Höhe von 16,5 Millionen Euro (inklusive<br />
Mehrwertsteuer) auszahlen. Trotz der um<br />
Aus dem Verbund<br />
Dr. Jochen Reidegeld freute sich über die Geldspende aus den Händen von GenoKolleg-Leiter Rudolf<br />
Leißing<br />
Presse-Artikeln in hauseigenen Medien bis<br />
hin zu Vorträgen in Schulen, in Stadtbüchereien<br />
und Fußball-Vereinen. Informationen<br />
unter www.roterkeil.net<br />
Vinken. Auch DGRV-Vorstand Dr. Eckhard Ott<br />
lehnt den IFRS für KMU ab und verweist auf<br />
das Ergebnis einer Studie im Auftrag des<br />
DGRV: „Eine Zwangsvereinheitlichung auf<br />
Basis des IFRS für KMU hätte durchaus fatale<br />
Folgen für den Mittelstand. Die Harmonisierung<br />
würde einerseits keine Vorteile bringen,<br />
da die IFRS dem landesspezifi schen rechtlichen<br />
und wirtschaftlichen Umfeld der Unternehmen<br />
nicht gerecht werden. Andererseits<br />
Dr. Eckhard Ott<br />
hätte der Mittelstand die Umstellungskosten<br />
für unzweckmäßige und bürokratische Regeln zu tragen. Deshalb<br />
sollten vielmehr die EU-Richtlinien zur Rechnungslegung maßvoll<br />
weiterentwickelt werden.“<br />
ein Prozent gestiegenen Rückvergütung gegenüber<br />
dem Vorjahr erwirtschaftete die<br />
GAD im Geschäftsjahr 2009 bei einem Umsatz<br />
von rund 382 Millionen Euro (2008: 369<br />
Millionen Euro) einen Jahresüberschuss<br />
nach Rückvergütung und Steuern von 8,6<br />
Millionen Euro (Vorjahr: 6,6 Millionen<br />
Euro). Die GAD-Unternehmensgruppe erzielte<br />
rund 620 Millionen Euro Umsatz<br />
(2008: rund 613 Millionen Euro).<br />
19<br />
Foto: Sabine Bömmer
Aus dem Verbund<br />
Gesuchter Partner des Mittelstandes<br />
Die WGZ BANK erzielt das beste Halbjahresergebnis ihrer Geschichte.<br />
Düsseldorf. In einem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld hat sich<br />
die WGZ BANK gut behauptet. In allen Ergebnisbestandteilen konnte<br />
die WGZ BANK, zum Teil sehr deutlich, zulegen. „Aufgrund unserer<br />
ausgesprochen guten Kapital- und Reservenausstattung, unseres<br />
belastbaren und auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Geschäftsmodells<br />
und der im europäischen Stresstest unter Beweis gestellten Widerstandskraft<br />
der WGZ BANK-Gruppe zeigt sich die WGZ BANK<br />
unverändert solide und verlässlich. Wir haben erfreuliche, zum Teil<br />
sehr deutliche Verbesserungen in allen operativen Ergebnisbestandteilen<br />
erzielt“, stellte Werner Böhnke, Vorstandsvorsitzender der<br />
WGZ BANK, anläßlich der Jahrespressekonferenz der Zentralbank<br />
in Düsseldorf fest.<br />
Die WGZ BANK weist zur Jahresmitte mit 107,9 Millionen Euro vor<br />
Steuern und 68,3 Millionen Euro nach Steuern das mit Abstand beste<br />
Halbjahresergebnis ihrer 126-jährigen Unternehmensgeschichte<br />
aus. Mit einer Cost-Income-Ratio von 36,9 Prozent dürfte sie nicht<br />
nur in Deutschland zur Spitze zählen. Vor dem Hintergrund dieser<br />
guten Entwicklung verarbeitet die WGZ BANK-Gruppe die Wertschwankungen<br />
der europäischen Staatsanleihen umfassend in ihrer<br />
IFRS-Rechnungslegung. Das mit dem ausgewiesenen niedrigen<br />
Halbjahresüberschuss verbundene Wertaufholungspotenzial bildet<br />
stille Reserven für die Zukunft.<br />
Bilanz der WGZ BANK-Gruppe<br />
Die Bilanzsumme der WGZ BANK-Gruppe stieg um 5,3 Millionen<br />
Euro (5,5 Prozent) auf 100,9 Milliarden Euro. Der Anstieg erklärt sich<br />
weitgehend mit Ausweitungen des Mitgliedsbankengeschäfts, des<br />
Geschäfts mit Firmenkunden sowie den Aktivitäten am Interbankenmarkt.<br />
Die Geschäftspolitik der Gruppe verfolgt das Ziel eines<br />
31.06.2009<br />
Mio. Euro<br />
30.06.<strong>2010</strong><br />
Mio. Euro<br />
Veränderung<br />
in %<br />
Zinsüberschuss 158,4 174,8 10,4<br />
Provisionsüberschuss 31,7 39,0 23,0<br />
Nettoertrag aus Finanzgeschäften 35,1 61,3 74,6<br />
Sonstiges betriebliches Ergebnis 5,9 1,8 -69,5<br />
Verwaltungsaufwand 111,1 102,1 -8,1<br />
Betriebsergebnis vor Risikovorsorge 120,0 174,8 45,7<br />
Risikovorsorge* -85,0 -85,0 0<br />
Betriebsergebnis 35,0 89,8 > 100<br />
Saldo sonstiges Geschäft 9,2 18,1 96,7<br />
Ergebnis vor Steuern 44,2 107,9 > 100<br />
Steuern -6,9 -39,6 > 100<br />
Halbjahresüberschuss nach Steuern 37,3 68,3 83,1<br />
* zeitanteiliger Wert<br />
Ertragslage der WGZ BANK zum 30.06.<strong>2010</strong> nach HGB<br />
gesunden und nachhaltigen Wachstums. Besonders hervorzuheben<br />
ist der erneute Anstieg der Kreditausleihungen speziell im Geschäft<br />
mit mittelständischen Firmenkunden. Neue Rekordzahlen gibt es<br />
im Förderkreditgeschäft. In diesem für die wirtschaftliche Entwicklung<br />
in Deutschland wichtigen Segment, zeigt sich die genossenschaftliche<br />
Bankengruppe immer stärker als gesuchter Partner des<br />
Mittelstandes: Im Förderkreditgeschäft für den Mittelstand ist sie<br />
mittlerweile die Nr. 1 in NRW.<br />
Halbjahresergebnisse (nach IFRS)<br />
Die Ertragslage der WGZ BANK-Gruppe ist zur Jahresmitte von einem<br />
negativen Handelsergebnis (minus 129,2 Millionen Euro) geprägt.<br />
Das Handelsergebnis wird belastet von den Turbulenzen an<br />
den Kapitalmärkten im zweiten Quartal, die zu massiven Spreadausweitungen<br />
bei den europäischen Staatsanleihen führten. Diese werden<br />
innerhalb der Gruppe von der WL BANK gehalten. Ausfälle sind<br />
in dem Portfolio nicht zu verzeichnen, die Bank erwartet auch in Zukunft<br />
keine. Die in der Gruppe gehaltenen Staatsanleihen hat die<br />
WGZ BANK der Kategorie „Fair Value“, und nicht der Kategorie „held<br />
to maturity“ zugeordnet. Das führt dazu, dass die Spreadausweitungen<br />
voll in der G+V verarbeitet werden müssen.<br />
Ausblick<br />
Die jüngsten Entwicklungen haben einmal mehr gezeigt, dass die<br />
Finanzkrise noch nicht vorüber ist. „Auch wenn die WGZ BANK und<br />
mit ihr die gesamte Gruppe bislang gut durch die Krise gekommen<br />
ist, bleiben wir auch im mittlerweile dritten Jahr der Krise vorsichtig.<br />
Das Umfeld ist herausfordernd“, so Vorstandsvorsitzender Werner<br />
Böhnke.<br />
20 GENOSSENSCHAFTSBLATT 4 | <strong>2010</strong>
geno kom <strong>2010</strong><br />
11.11.<strong>2010</strong><br />
Oldenburg<br />
Münster<br />
09.11.<strong>2010</strong><br />
Hamburg<br />
23.11. und 24.11.<strong>2010</strong><br />
Dortmund<br />
04.11.<strong>2010</strong><br />
Bonn<br />
16.11.<strong>2010</strong><br />
Magdeburg<br />
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Aus dem Verbund<br />
Mit einer Stimme sprechen<br />
Gewinnsparvereine und PS-Lotterien gründen „Interessenverband für Lotterien mit geringem Gefährdungspotential“<br />
(ILgG).<br />
Köln. Gegen den seit 2008 gültigen „Glücksspielstaatsvertrag“ formiert<br />
sich Protest: Gewinnsparvereine und PS-Lotterien haben einen<br />
„Interessenverband für Lotterien mit geringem Gefährdungspotential“<br />
(ILgG) gegründet. Zwölf Mitglieder hat der Verband<br />
bereits. Die Beteiligten sind fest entschlossen, sich für Vertriebs-<br />
und Werbeerleichterungen im neuen Glücksspielstaatsvertrages<br />
stark zu machen. Zumal die Politik gerade an der Evaluierung des<br />
im Jahre 2011 auslaufenden Staatsvertrages arbeitet. Denn: Seit<br />
Einführung des Glücksspielstaatsvertrages sind alle Lotterien in<br />
Deutschland mit enormen Werbe- und Vertriebseinschränkungen<br />
durch den Staatsvertrag reguliert worden.<br />
Der Glücksspielstaatsvertrag verfolgt insbesondere die Ziele,<br />
Glücksspiel- und Wettsucht zu verhindern, Voraussetzungen für<br />
wirksame Suchtbekämpfung zu schaff en sowie das Glücksspielangebot<br />
zu begrenzen und den natürlichen Spieltrieb in geordnete<br />
und überwachte Bahnen zu lenken. „Das hat dazu geführt, dass<br />
nicht nur Kosten für die genossenschaftlichen Gewinnsparvereine<br />
und die PS-Lotterien der Sparkassen gestiegen sind“, so Frank Neuenhausen,<br />
hauptamtliches Vorstandsmitglied beim Gewinnsparverein<br />
e. V., Köln und Jürgen Rehm, Geschäftsführendes Vorstands-<br />
bank21: effektiv und ef� zient –<br />
gemeinsam erfolgreich!<br />
mitglied beim Gewinn-Sparverein der Volksbanken und<br />
Raiff eisenbanken in Württemberg e.V. in einer gemeinsamen Erklärung.<br />
Es sei nicht plausibel, dass es bei dieser Form des Glücksspiels<br />
zu einem pathologischen Spielverhalten komme. Somit bestehe<br />
kein signifi kantes Suchtgefährdungspotenzial. In Zusammenarbeit<br />
mit der Glücksspielforschungsstelle in Hohenheim wurde bereits<br />
von der neuen Initiative ein Positionspapier zur Regulierung des<br />
Gewinnsparens im Glücksspielstaatsvertrag erstellt und bundesweit<br />
an alle betreff enden Behörden und Arbeitsgruppen in Deutschland<br />
versandt. Des Weiteren hat der Verband eine Studie bei der<br />
Forschungsstelle in Hohenheim in Auftrag gegeben, die das Ziel<br />
hat, aus wissenschaftlicher Sicht darzustellen, dass man beim Gewinnsparen<br />
nicht süchtig werden kann.<br />
Der Verband konnte zudem an einer schriftlichen sowie mündlichen<br />
Anhörung bei der Staatskanzlei Rheinland-Pfalz zum Th ema<br />
„Zukunft des Glücksspielwesens in Deutschland“ teilnehmen. „Wir<br />
sind uns sicher, dass bei der Evaluierung des Glücksspielstaatsvertrages<br />
mit Erleichterungen im Vertrieb sowie in der Werbung für<br />
das Gewinnsparen zu rechnen ist“, so Neuenhausen und Rehm.<br />
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Aus dem Verbund<br />
easyCredit erhält „Best Process Award”<br />
Nürnberg. easyCredit, der Konsumentenkredit der Genossenschaftsbanken,<br />
hat beim Wettbewerb „Best Process Award“ den ersten<br />
Platz belegt. Die Auszeichnung der Fachzeitschriften „geldinstitute“<br />
und „versicherungsbetriebe“ in Zusammenarbeit mit dem<br />
ProcessLab der Frankfurt School of Finance & Management zeichnet<br />
besonders gelungene Prozesse in der Finanzbranche aus. Der<br />
Ratenkreditexperte überzeugte mit dem Kerngeschäftsprozess von<br />
easyCredit, der die Kreditbestellung, den Verkauf und die Auszahlung<br />
umfasst. „Wir freuen uns, dass wir mit dem Herzstück unseres<br />
Bausparkasse: Neugeschäft wächst<br />
Schwäbisch-Hall. Die Bausparkasse Schwäbisch<br />
Hall verzeichnet im 1. Halbjahr <strong>2010</strong><br />
ein deutliches Plus: Das Neugeschäft der<br />
größten deutschen Bausparkasse wuchs um<br />
mehr als 16 Prozent und damit stärker als in<br />
der Gesamtbranche. Darüber hinaus wurde<br />
das Baufi nanzierungsgeschäft um mehr als<br />
zehn Prozent ausgebaut. „Das gute Neugeschäft<br />
trotz anhaltender wirtschaftlicher Unsicherheit<br />
ist der Beleg für die hohe Attrakti-<br />
Auszeichnung für die meisten Verträge<br />
„GenoWert“: Kurzgutachten für Standardimmobilien<br />
Hamburg. Die VR Wert Gesellschaft für Immobilienbewertungen<br />
mbH, eine Tochtergesellschaft<br />
der DG Hyp, hat eine neue Bewertungsleistung<br />
entwickelt, die sie exklusiv<br />
dem genossenschaftlichen FinanzVerbund<br />
anbietet. „GenoWert“ ist ein Kurzgutachten<br />
vität des Bausparens und der eigenen vier<br />
Wände“, erklärt Vorstandsvorsitzender Dr.<br />
Matthias Metz. Bausparen sei zur Zeit der Sicherheitsanker<br />
beim Sparen und Finanzieren.<br />
In den ersten sechs Monaten konnte<br />
Schwäbisch Hall in enger Zusammenarbeit<br />
mit den genossenschaftlichen Banken<br />
450.000 Bausparverträge mit einer Bausparsumme<br />
von 14 Milliarden Euro abschließen,<br />
ein Zuwachs von 16,1 Prozent im Vergleich<br />
für Standardimmobilien wie Eigentumswohnungen,<br />
Ein- und Zweifamilienhäuser,<br />
Mehrfamilienhäuser sowie kleinere gewerblich<br />
genutzte Objekte. Die neue Bewertungsleistung<br />
GenoWert erfüllt alle Erfordernisse<br />
für Standardimmobilien, um Darlehensteile<br />
easyCredit gewinnen konnten“, so Th eophil Graband, Vorstandsvorsitzender<br />
der Teambank. „Optimale Prozesse in Verbindung mit<br />
einem fairen Produkt und der umfassenden Beratung der Genossenschaftsbanken<br />
bieten den Kunden maximale Sicherheit.“<br />
easyCredit setzte sich gegenüber 19 Instituten durch und überzeugte<br />
bei den acht untersuchten Kriterien. Zu den relevanten Auswahlkriterien<br />
zählten Relevanz, Prozessdesign, Technologien, Kundenorientierung,<br />
Eff ektivität, Effi zienz, Steuerung und Einbindung der<br />
Mitarbeiter.<br />
zum Vorjahreszeitraum. Darunter waren gut<br />
53.000 Wohn-Rente-Verträge, für die der<br />
Bausparer die Riester-Förderung beziehen<br />
kann – ein Plus von 46,4 Prozent. Der Spargeldeingang<br />
stieg ebenfalls weiter an, um<br />
15,4 Prozent auf vier Milliarden Euro. Zum<br />
30. Juni betreute die Bausparkasse 6,7 Millionen<br />
Kunden, die 7,1 Millionen Verträge über<br />
219,4 Milliarden Euro Bausparsumme unterhalten.<br />
Eschborn. Im Verbandsgebiet des <strong>RWGV</strong>s erhielten die<br />
Volksbank Lippstadt, die Volksbank Münster sowie die Volksbank<br />
Versmold den VR LEASING-Award für besondere Vermittlungsleistungen<br />
im Leasinggeschäft. Die Auszeichnung<br />
wird in vier Kategorien, gestaff elt nach der Bilanzsumme,<br />
vergeben. Außerdem wurde erstmals in diesem Jahr der VR-<br />
LeasyOnline-Award verliehen. Diese Trophäe erhält die<br />
Volksbank Siegerland. Sie hat die meisten Verträge über das<br />
internetbasierte Tool VR-LeasyOnline (LOS) abgeschlossen.<br />
Günter Hippchen, Vorstandsvorsitzender der Volksbank<br />
Lippstadt, freute sich über die Auszeichnung: „Es ist eine<br />
schöne Bestätigung der guten Vertriebsleistungen unserer<br />
Mitarbeiter. Auch in Zukunft bildet das Leasinggeschäft eine<br />
wesentliche Komponente für die Fortsetzung unseres erfolgreichen<br />
Firmenkundengeschäftes.“<br />
Gruppenbild mit Sieger (v. links): Günter Hippchen, Vorstandsvorsitzender<br />
der Volksbank Lippstadt; Thomas Kurze, Volksbank Lippstadt,<br />
Friedrich Wilhelm Wenner, VR LEASING, und Robert Schlautmann,<br />
Volksbank Lippstadt<br />
als Realkredit auszuweisen. Der Marktwert<br />
der Immobilien ist auf maximal eine Million<br />
Euro begrenzt. Effi ziente IT-Lösungen und<br />
ein optimierter Workfl ow ermöglichen es der<br />
VR Wert, ihren Partnerbanken GenoWert zu<br />
einem attraktiven Preis anzubieten.<br />
22 GENOSSENSCHAFTSBLATT 4 | <strong>2010</strong>
„Erste funktionierende BadBank“<br />
125 Jahre BAG: Vom Sanierungsfall zum Kompetenzzentrum für die Bearbeitung von Problemkrediten.<br />
Hamm. „Mit der heutigen BAG hat die genossenschaftliche Organisation<br />
die erste funktionsfähige BadBank geschaff en.“ Das sagte Moritz<br />
Krawinkel, Vorstandsmitglied des <strong>RWGV</strong>s, in seinem Grußwort<br />
bei der diesjährigen Hauptversammlung der BAG Bankaktiengesellschaft,<br />
die ganz im Zeichen des 125. Geburtstages der Bank stand.<br />
Krawinkel machte in seiner Rede deutlich: „Hier in Hamm, bei einer<br />
kleinen Spar- und Darlehnskasse aus Heessen, liegt der Grund dafür,<br />
dass es die Volksbanken und Raiff eisenbanken in der aktuellen<br />
Finanzkrise nicht so hart triff t wie andere. In einem Akt der Selbsthilfe<br />
haben wir dazugelernt. Wir haben gelernt, was Prävention bedeutet.<br />
Wir haben gelernt, wie man eine erfolgreiche Sicherungseinrichtung<br />
betreibt. Wir haben gelernt, warum eine genossenschaftliche<br />
Prüfung wichtig ist und wie sie angelegt sein muss. Und wir haben<br />
hoff entlich gelernt, den Rattenfängern nicht zu folgen.“<br />
Neben einer Vielzahl von genossenschaftlichen Bankvorständen,<br />
Verbandsvorständen und Gästen aus Politik und Gesellschaft nahmen<br />
mehrere hochrangige Vertreter des genossenschaftlichen FinanzVerbundes<br />
teil. Unter anderem nutzten Gerhard Hofmann,<br />
Vorstandsmitglied des BVRs, und Werner Böhnke, Vorstandsvorsitzender<br />
der WGZ BANK, die Versammlung, um die Stärke des genossenschaftlichen<br />
FinanzVerbundes gerade in Krisensituationen hervorzuheben.<br />
Hofmann bezeichnete die BAG als gelungenes Beispiel<br />
für die Bewältigung einer Krise, ohne auf Staatshilfen zugreifen zu<br />
müssen. Durch den Einsatz der BAG Bankaktiengesellschaft sei es in<br />
den vergangenen beiden Jahrzehnten mehrfach gelungen, Schaden<br />
für den genossenschaftlichen FinanzVerbund abzuwenden oder zu<br />
GENOSSENSCHAFTSBLATT 4 | <strong>2010</strong><br />
Banken<br />
minimieren, ohne dass auf Steuergelder zurückgegriff en werden<br />
musste. Den von der Europäischen Union verfolgten Plänen, ein<br />
einheitliches, verbundübergreifendes Sicherungssystem zu installieren,<br />
erteilte er erneut eine deutliche Absage. Unterstützung erhielt<br />
Hofmann von Professorin Dr. Th eresia Th eurl, der Leiterin des<br />
Institutes für Genossenschaftswesen der Westfälischen Wilhelms-<br />
Universität Münster. In Anwesenheit von Vertretern weiterer Hochschulen<br />
unterstrich sie in ihrem Festvortrag die Zukunftsfähigkeit<br />
der genossenschaftlich organisierten Kreditinstitute und ihrer auf<br />
dem Prinzip des Institutsschutzes basierenden Sicherungsein-<br />
richtung.<br />
Im Rahmen seines Berichtes über das Geschäftsjahr 2009 ging der<br />
Vorstandsvorsitzende der BAG, Udo Wittler, auf die abgeschlossene<br />
Neuorientierung der BAG ein. Tätigkeitsschwerpunkt der BAG sei<br />
nun immer mehr die Sanierungsbegleitung mittelständischer Unternehmen.<br />
Er unterstrich dabei die Wichtigkeit einer möglichst<br />
frühzeitigen Einschaltung von Experten, um Unternehmen in Krisensituationen<br />
nachhaltig helfen zu können. Gleichzeitig stellte<br />
Wittler das Alleinstellungsmerkmal der BAG heraus, nämlich Kreditinstitut<br />
mit Vollbanklizenz zu sein und sanierungsfähigen Kreditnehmern<br />
damit in der Krise auch mit frischem Geld zur Verfügung<br />
stehen zu können. „Unsere Konkurrenz fokussiert sich vor dem Ziel<br />
der Gewinnmaximierung auf eine möglichst schnelle Verwertung<br />
der vorhandenen Sicherheiten. Das kann, allein schon aufgrund des<br />
genossenschaftlichen Förderprinzips, nicht unsere primäre Absicht<br />
sein“, so Udo Wittler.<br />
Gerhard Hofmann, Moritz Krawinkel, Udo Wittler, Hermann-Siegfried Rinn, Werner Böhnke, Dr. Wolfgang Baecker und Walter Kollbach (v. links) wurden für ihre<br />
Verdienste bei der „Gründung“ der BAG 1987 mit einer Collage, die alle bisherigen BAG-Standorte zeigt, geehrt.<br />
23
Banken<br />
Volksbanken Bigge-Lenne und Medebach fusionieren<br />
Lennestadt/Medebach. Das Votum ist eindeutig<br />
und zukunftsweisend gleichermaßen:<br />
99,35 Prozent in Medebach und zu 99,65<br />
Prozent in Schmallenberg sprachen sich die<br />
Vertreter und Mitglieder der Volksbanken<br />
Bigge-Lenne und Medebach für eine Verschmelzung<br />
aus. Rückwirkend zum 1. Januar<br />
Neue Geschäftsstelle eröffnet<br />
Prüm. Das ist nicht alltäglich: Die Volksbank Eifel Mitte eröff nete im<br />
alten Bahnhof von Prüm eine neue Geschäftsstelle und stellt sich damit<br />
bewusst gegen den Trend, Filialen zu schließen und zusammenzulegen.<br />
Mit der neuen Geschäftsstelle kommt die Volksbank ihren<br />
Mitgliedern, Kunden und Besuchern entgegen: Die kleine Bankfi liale<br />
liegt inmitten eines neuen Einkaufszentrums und ist von den umliegenden<br />
Geschäften und Märkten nur wenige Meter entfernt. Gut angenommen<br />
würden die späte Beratungszeit in der Geschäftsstelle bis<br />
19 Uhr und die Öff nung samstags bis 13 Uhr, so die Vorstände Rainer<br />
Berlingen und Michael Simonis. Mit einem kleinen Markt wurde die<br />
Geschäftsstelle offi ziell eröff net. Sein Glück konnte jeder Besucher<br />
am neuen Geldautomaten herausfordern: Dieser spuckte 30-mal<br />
100 Euro anstelle von 50 Euro aus. Wer einen entsprechend gekennzeichneten<br />
Schein aus dem Automaten erhielt, konnte diesen gegen<br />
einen 100-Euro-Schein eintauschen.<br />
Raiffeisenbank Erkelenz: 125 Jahre Partnerschaft<br />
Erkelenz. 125 Jahre Partnerschaft mit den<br />
Menschen vor Ort feierte die Raiff eisenbank<br />
Erkelenz. Den Auftakt der Geburtstagsfeiern<br />
machte die Vertreterversammlung in der Erkelenzer<br />
Stadthalle. WGZ BANK-Vorstand<br />
Begeisterndes Jubiläumsfest im Palastzelt<br />
des Jahres entsteht mit einer Bilanzsumme<br />
von knapp 1,2 Milliarden Euro eine der größten<br />
Regionalbanken im Sauerland. Sie wird<br />
von über 32.000 Mitgliedern getragen. „Das<br />
ist ein Vertrauensbeweis für die geleistete Arbeit<br />
und für die aufgezeigte Zukunftsperspektive“,<br />
freuten sich Aufsichtsratsvorsitzen-<br />
Karl-Heinz Moll lobte in seinem Festvortrag<br />
das Genossenschaftsinstitut als „wertgebundene<br />
und verlässliche Hausbank“. Sie gehe<br />
berechtigterweise mit Optimismus in die Zukunft,<br />
denn sie sei „eine menschliche Bank,<br />
der Christian Berken und Vorstandssprecher<br />
Peter Kaufmann. Off enheit, Transparenz<br />
und ehrliche Information im Vorfeld hätten<br />
sich ausgezahlt. Die fast 500 Gäste, davon<br />
293 stimmberechtigte Mitglieder, bestätigten<br />
diese Aussage mit ihrem positiven Votum für<br />
die Fusion.<br />
Im alten Prümer Bahnhof eröffnete die Volksbank Eifel Mitte eine neue Geschäftsstelle.<br />
eine außergewöhnliche Bank – verlässlich,<br />
stark und mit markantem Profi l“. Vorstandsmitglied<br />
Bruno Kasper warb abschließend<br />
für das Raiff eisenbank-Konzert der Bläck<br />
Fööss am 29. Oktober.<br />
Rhede. „125 Jahre Volksbank Rhede – das ist ein Grund zum Feiern.“<br />
Unter diesem Motto stand die Galafeier zum 125-jährigen<br />
Bestehen der Volksbank Rhede. Dabei konnten Aufsichtsratsvorsitzender<br />
Hans-Dieter Kohnen sowie die beiden Bankvorstände<br />
Andreas Terstegen und André Schaff eld 1.600 Gäste im vollbesetzten<br />
Palastzelt auf dem Kirmesplatz in Rhede begrüßen. 125<br />
Jahre Volksbank Rhede – es gab keinen besseren Grund für ein<br />
beschwingtes Fest im Kreise der Mitglieder und zahlreicher Gäste<br />
aus Politik und Wirtschaft. Ein abwechslungsreiches Programm<br />
hatte die Volksbank für die abendliche Party vorbereitet. Es war<br />
an alles gedacht und für jeden Geschmack etwas dabei: Show und<br />
Musik, Zauberei und Artistik sowie – nach dem großen Finale mit<br />
den Künstlern – ausgiebige Tanzeinlagen zur Live-Musik der Midnight-Special-Showband.<br />
125 Jahre Volksbank Rhede: Partystimmung im Festzelt in Rhede.<br />
24 GENOSSENSCHAFTSBLATT 4 | <strong>2010</strong>
Per Daumendruck in die Zukunft<br />
„Bank 2020“: Dieses Thema stand im Mittelpunkt des Schulunterrichts der<br />
Stufen zehn bis zwölf des Max-Planck-Gymnasiums in Gelsenkirchen-Buer.<br />
Gelsenkirchen. 24 Schüler aus den Stufen zehn bis zwölf des Max-<br />
Planck-Gymnasiums in Gelsenkirchen-Buer befassten sich eine Woche<br />
lang mit dem Th ema „Bank 2020“. Im Rahmen von „Jugend denkt<br />
Zukunft“ – einem offi ziellen Projekt der UN-Dekade „Bildung für<br />
nachhaltige Entwicklung“ – ging es zunächst um die Zukunftswünsche<br />
der Teilnehmer sowie die aktuell herrschenden Megatrends der<br />
Volksbank fi nanziert Solarkraftwerk<br />
Lauenförde/Paderborn. Finanziert von<br />
der Volksbank Paderborn-Höxter-Detmold<br />
ist in der niedersächsischen Gemeinde Lauenförde<br />
(Kreis Holzminden) eines der bun-<br />
Familienfreundliche Bank<br />
Paderborn. Die Bank für Kirche und Caritas<br />
in Paderborn hat von Bundesfamilienministerin<br />
Christina Schröder das „Zertifi kat zum<br />
audit berufundfamilie“ erhalten. Das Institut<br />
ist damit einer von bundesweit 300 Arbeitgebern,<br />
die für ihre Familienfreundlichkeit<br />
ausgezeichnet wurden. „Vereinbarkeit von<br />
Familie und Beruf ist für unsere Bank ein<br />
Grundanliegen“, meinte Vorstandsmitglied<br />
Jürgen Reineke, der die Auszeichnung für die<br />
Bank und ihre 82 Mitarbeiter in Berlin in<br />
Empfang nahm. Zu den Standards der Bank,<br />
so Reineke, gehörten schon jetzt familienbedingte<br />
Teilzeitmodelle, verlängerte Elternzeiten,<br />
Freistellungen zur Pfl ege von Angehörigen,<br />
ein aktives Gesundheitsmanagement<br />
und ein umfassender Sozialkatalog.<br />
Die Auszeichnung zum “audit berufundfamilie“<br />
gilt zunächst für drei Jahre. Die Praxis<br />
der Bank in diesem Bereich wird jährlich von<br />
einer gemeinnützigen Gesellschaft überprüft.<br />
GENOSSENSCHAFTSBLATT 4 | <strong>2010</strong><br />
desweit größten Solarkraftwerke dieser Art<br />
in Betrieb gegangen.<br />
Auf einer Fläche von 15.000 Quadratmetern<br />
wurden insgesamt 9.000 Solarmodule ins-<br />
Banken<br />
Gesellschaft. Hauptthemen waren Individualisierung, neue Technologien<br />
und Nachhaltigkeit. Kooperationspartner war dabei die Volksbank<br />
Ruhr Mitte. Die intensive Arbeitwoche mit den Schülern brachte<br />
der Volksbank wesentliche Erkenntnisse für die Neugestaltung<br />
ihrer Kundenkommunikation. So zeigte sich, dass nach der Finanzmarktkrise<br />
das Meinungsbild der Jugendlichen fast ausschließlich<br />
von negativen Medienberichten über Landes- und Großbanken geprägt<br />
worden ist. Die Schüler wünschten sich deshalb mehr Transparenz<br />
von ihrer Hausbank und wollten konkret wissen, wie die Volksbank<br />
ihre Kundeneinlagen anlegt. Große Verunsicherung gab es auch<br />
beim Online-Banking: Lediglich einer von 25 Schülern nutzte diese<br />
Leistung. Alle anderen hatten Sicherheitsbedenken. „Viele Wünsche,<br />
die in der Zukunftswerkstatt geäußert wurden, können Volksbanken<br />
bereits heute erfüllen“, stellte die Marketingexperte Wilhelm Uhlenbruch<br />
nach Projektabschluss fest: „Es hat sich aber gezeigt, dass die<br />
hohen Standards stärker als bisher kommuniziert werden sollten.“<br />
Als Beispiel führte er die Mehrkontenverfügbarkeit an, die unter dem<br />
Slogan „Eine Karte für alle Konten!“ vermarktet werden könnte. Darüber<br />
hinaus äußerten die motivierten Schüler konkrete Wünsche zur<br />
Organisation des Bankalltags. Dazu gehören ihrer Ansicht nach ein<br />
mit Mitarbeitern besetzter Empfang in den SB-Centern und ein Leitsystem<br />
für Besucher, in dem die vielfältigen Leistungen der Bank besser<br />
dargestellt werden.<br />
talliert. Die erwartete Leistung von 2,1 Megawatt<br />
reicht aus, um 500 Haushalte mit<br />
umweltneutral erzeugtem Strom zu ver-<br />
sorgen.<br />
Die Bank für Kirche und Caritas legt Wert auf work-life-balance. Für ihr erfolgreiches Wirken in diesem<br />
Bereich ist jetzt Vorstandsmitglied Jürgen Reineke (Mitte) in Berlin von Bundesfamilienministerin Christina<br />
Schröder und Staatssekretär Peter Hintze ausgezeichnet worden.<br />
25
Banken<br />
Volksbank gründet eigene Stiftung<br />
Stiftungsväter: Vorstände Hartmut Jacob (links) und Bernhard Plohr (rechts), Aufsichtsratsvorsitzender Ludwig<br />
Wiegmann (Mitte) und die beiden Prokuristen Ralf Rehker (2.v.rechts) und Andreas Schwarze (2.v.<br />
links) von der Volksbank Lübbecker Land.<br />
Zweiter Mezzanine Fonds der BFS<br />
Köln. In Form von Genussrechten mit Nachrangigkeitsstatus stellt<br />
der zweite Mezzanine Fonds der Bank für Sozialwirtschaft mittelständischen<br />
sozialwirtschaftlichen Unternehmen jetzt echtes Eigenkapital<br />
für die Erweiterungs- und Wachstumsfi nanzierung zur Verfügung.<br />
Pro Einzelprojekt werden bis zu 1,5 Millionen Euro vergeben.<br />
Die Laufzeit ist zunächst auf sieben Jahre begrenzt. Generiert wird<br />
das Kapital, indem Anlegern eine Kommandit-Beteiligung an einem<br />
geschlossenen vermögensverwaltenden Fonds angeboten wird. Die<br />
Mindesteinlage beträgt 200.000 Euro. Die Renditeziele liegen bei sieben<br />
Prozent pro Jahr und damit deutlich über den aktuell üblichen<br />
Renditen am Kapitalmarkt. Das Fondsvolumen beträgt zunächst<br />
zehn Millionen Euro mit der Möglichkeit, es auf 30 Millionen Euro zu<br />
erhöhen. Die Laufzeit des Fonds endet am 31. Dezember 2017. Der<br />
BFS Mezzanine Fonds II wurde für die Bedürfnisse der Sozialwirtschaft<br />
maßgeschneidert. Das betriff t die Größenordnung der Investi-<br />
Folgendes Sparbuch ist verloren gegangen:<br />
Lübbecke. Die Volksbank Lübbecker Land<br />
will ihr bürgerschaftliches Engagement neu<br />
organisieren. Dazu hat die Bank jetzt die<br />
„Stiftung der Volksbank Lübbecker Land –<br />
Von Menschen für Menschen der Region“<br />
ins Leben gerufen. Im Kern, so Bankvorstand<br />
Bernhard Plohr, gehe es darum, die Menschen<br />
gezielt zu unterstützen, die sich für die<br />
Attraktivität und Lebensqualität der ländlich<br />
geprägten Region einsetzen. Dazu ist die<br />
Stiftung von der Bank mit einem Kapital von<br />
einer Million Euro ausgestattet worden. Zustiftungen<br />
– auch von privater Seite – sowie<br />
Spenden im Sinne des Stiftungszweckes sind<br />
jederzeit möglich. Den Stiftungsvorstand bilden<br />
der Volksbank-Aufsichtsratsvorsitzende<br />
Ludwig Wiegmann und die beiden Bankprokuristen<br />
Ralf Rehker (1. Vorsitzender) und<br />
Andreas Schwarze (Stellvertreter). Das auf<br />
diesem Gebiet gewonnene Fachwissen stellt<br />
die Volksbank Lübbecker Land ihren Mitgliedern<br />
und Kunden übrigens kostenlos zur<br />
Verfügung. Wer über eine eigene Stiftung<br />
nachdenkt oder in einen Stiftungsfonds einzahlen<br />
und damit Gutes bewirken möchte,<br />
fi ndet dazu in der Bank kompetente Gesprächspartner.<br />
tionen sowohl für Anleger als auch für Kapitalnehmer ebenso wie die<br />
transparente Struktur des Fonds. Rechtlich ist der Fonds so gestaltet,<br />
dass er auch für gemeinnützige Unternehmen nutzbar ist: Anleger<br />
erzielen ausschließlich Einkünfte aus Kapitalvermögen. Für Kapitalnehmer<br />
bedeutet die Vergabe von Genussrechten, dass Eigenschaften,<br />
die den Fonds in die Rolle eines – für gemeinnützige Unter-<br />
nehmen nicht zulässigen – echten Gesellschafters bringen könnte,<br />
vermieden wurden. Langfristig orientierten Anlegern bietet die BFS<br />
Mezzanine Fonds II die Möglichkeit, in etablierte sozialwirtschaftlich<br />
tätige Unternehmen mit guten Zukunftsperspektiven zu investieren.<br />
Die Investitionen werden nach einem standardisierten Auswahlprozess<br />
und intensiven Prüfungen (unter anderem Rating, Wirtschaftlichkeitsanalyse,<br />
Betriebsvergleich) vorgenommen. Es kommen ausschließlich<br />
Projekte in Frage, von deren Kompetenz und langfristiger<br />
Marktfähigkeit die BFS überzeugt ist.<br />
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26 GENOSSENSCHAFTSBLATT 4 | <strong>2010</strong>
DAX-Schätzspiel der Raiffeisenbank Waldbröl<br />
Waldbröl. Anlässlich ihrer Anlegermesse im Rahmen der langen<br />
Einkaufsnacht hatte die Raiff eisenbank Waldbröl (Volksbank Oberberg),<br />
die Besucher aufgefordert, den Stand des Deutschen Aktienindex<br />
(DAX) zum Halbjahresschluss zu schätzen. Ganz knapp ging es<br />
zu zwischen den drei ersten Plätzen und nur 1,04 Punkte trennten die<br />
Siegerin von den Platzierten. Sie kam dem Stand des Dax’ am 30. Juni<br />
von 5965,52 Punkten mit ihrer Vorhersage von 5980 am nächsten und<br />
wurde hierfür mit Investmentfondsanteilen im Wert von 1.000 Euro<br />
belohnt. Die Anlegermesse, die die Raiff eisenbank Waldbröl als ihren<br />
Beitrag zur langen Einkaufsnacht von „Wir in Waldbröl“ und der<br />
„Werbegemeinschaft Einkaufsstadt Waldbröl“ beisteuerten, war ein<br />
großer Erfolg. Zahlreiche Besucher nutzten die Gelegenheit, mit den<br />
Experten der Volksbank Oberberg über aktuelle Th emen zu diskutieren<br />
und sich umfangreich zum Th ema Geldanlage und Wertpapiere<br />
zu informieren.<br />
Die Gewinner des DAX-Schätzspiels freuten sich über Investmentfondsanteile.<br />
Erster Musikwettbewerb der Raiffeisenbank Neustadt<br />
Neustadt. Erfolgreiche Premiere feierte<br />
der Musikwettbewerb der Raiff eisenbank<br />
Neustadt. Rund 400 Zuschauer fi eberten bei<br />
der fi nalen Entscheidung zwischen den<br />
besten fünf Musikgruppen mit. Zuvor hatten<br />
20 Bands, Chöre und Musikvereine aus<br />
dem Geschäftsgebiet der Genossenschaftsbank<br />
selbst gefertigte Musikvideos eingereicht.<br />
Eine kniffl ige Aufgabe für die Jury, zu<br />
der unter anderem „Deutschland sucht den<br />
Superstar“-Kandidat Roman Lob sowie<br />
Achim Brochhausen, musikalischer Leiter<br />
GENOSSENSCHAFTSBLATT 4 | <strong>2010</strong><br />
von Th omas Anders gehörten. „Es war nicht<br />
leicht, die musikalische Präsenz eines großen<br />
Orchesters mit einer Rockband aus der<br />
Garage zu vergleichen“, sagte Vorstand<br />
Martin Leis: „Nach dem ersten Juryvotum<br />
wurden im so genannten Recall acht Beiträge<br />
bei einem Live-Casting unter die Lupe<br />
genommen.“ Neben dem bereits bekannten<br />
Stück vom eingereichten Video mussten die<br />
Talente auch ein zweites Stück präsentieren,<br />
das es in wenigen Wochen einzustudieren<br />
galt. Fünf Gruppen kamen ins Finale.<br />
Banken<br />
Bei der Siegerehrung des Musikwettbewerbs<br />
stand Martin<br />
Leis (links), Vorstand der Raiffeisenbank<br />
Neustadt, mit den<br />
fünf Finalistengruppen auf der<br />
Bühne.<br />
Die Bandbreite der Finalisten war beeindruckend:<br />
Eine Rockband gehörte ebenso<br />
zu den Kandidaten wie Chöre, Jazzmusiker<br />
oder ein Orchester aus 33 Instrumenta-<br />
listen. Sie spielten Selbstkomponiertes<br />
oder eigens arrangierte Versionen bekannter<br />
Hits.<br />
Überzeugen konnte schlussendlich die vierköpfi<br />
ge Schülerband „Alles auf Zucker“. Sie<br />
durfte sich über 5.000 Euro und eine professionelle<br />
Aufnahme im Studio von Komponist<br />
und Juror Th omas Guthoff freuen.<br />
27
Banken<br />
Wenn die Lego-Eisscholle wegschmilzt<br />
40. Internationaler Jugendwettbewerb: Erster Film-Bundessieg für Annika Walter<br />
Sie freuen sich über den Bundessieg (v. links): Kunstlehrer Christoph Napp-Zinn, Gewinnerin Annika Walter<br />
und Melanie Frieden, Kundenberaterin der Volksbank Trier.<br />
Berlin/Trier. Der Wecker zeigt 20:10 Uhr.<br />
Der Lego-Mann legt sich in sein Bett. Sein<br />
Albtraum beginnt: Untermalt mit dramatischer<br />
Musik schmilzt unter einem Eisbären<br />
die Eisscholle aus Lego-Steinen immer weiter<br />
weg, bis er in den arktischen Fluten versinkt.<br />
Der Lego-Mann schreckt auf. Es ist<br />
VR-Bank-Fanmeile in Neuwied<br />
Neuwied. Friede, Freude, Fanmeile: Insgesamt über 15.000 Fußballbegeisterte<br />
feierten auf der Fanmeile der VR-Bank Neuwied-Linz<br />
in Neuwied „Open Air“ die Spiele der Fußballweltmeisterschaft.<br />
Pünktlich zum Spielauftakt am 11. Juni <strong>2010</strong> verwandelten die Banker<br />
den Parkplatz ihres Raiff eisen FinanzCenters in die VR-Bank-<br />
Fanmeile mit lichtstarker Großbildleinwand und knüpften damit an<br />
die Europameisterschaft vor zwei Jahren an. Bereits damals organisierte<br />
die VR-Bank unter dem Motto „Alle Spiele, alle Tore, Eintritt<br />
frei“ das erste „Public Viewing“ in Neuwied. Auch die Spiele, bei denen<br />
die Löw-Elf nicht mit von der Partie war, wurden gut besucht.<br />
Bis zu 3.500 Menschen hatten auf der Meile Platz. Zu den Deutschlandspielen<br />
begrüßte Bankvorstand Franz-Jürgen Lacher auf der<br />
VIP-Tribüne eine Vielzahl geladener Gäste, die von der Atmosphäre<br />
begeistert waren. „Wir sind sehr zufrieden. Die Entscheidung, eine<br />
Fanmeile einzurichten, war richtig. Auch weil alle Nationalitäten<br />
friedlich zusammengefeiert haben“, resümierte Franz-Jürgen<br />
Lacher.<br />
So feierten die Fans auf der Fanmeile der VR-Bank Neuwied-Linz.<br />
23:55 Uhr, fünf vor zwölf. Der Abspann des<br />
rund dreiminütigen Films appelliert an den<br />
Zuschauer: „Der Albtraum muss nicht wahr<br />
werden. Also wacht auf, es ist schon fast zu<br />
spät! Tut etwas gegen den Klimawandel!“.<br />
„<strong>2010</strong>“ heißt dieser eindrucksvolle Film von<br />
Annika Walter, der die aus renommierten<br />
Filmschaff enden bestehende Bundesjury<br />
des 40. Internationalen Jugendwettbewerbs<br />
begeisterte. Unter mehr als 500 eingereichten<br />
Filmen wurde der Beitrag der Elftklässlerin<br />
vom Trierer Friedrich-Wilhelm-Gymnasium<br />
zum Bundessieger gekürt.<br />
Annika Walter konnte mit ihrem Film, den<br />
sie bei der Volksbank Trier einreichte, gleich<br />
in mehreren Fachjurys überzeugen: Nach<br />
dem ersten Landespreis ist der Sieg auf<br />
Bundesebene sozusagen das Tüpfelchen<br />
auf dem i.“ „Annika Walter hat das Th ema<br />
besonders kreativ umgesetzt“, sagte Kristina<br />
Heinz von der Volksbank. „Mit Legolandschaften,<br />
-fi guren und -bausteinen hat Annika<br />
Walter in der so genannten Stop-Motion-<br />
Technik einen hervorragenden Film gedreht“,<br />
urteilte die Landesjury.<br />
Die Jury lobte die ausgereifte und hochprofessionelle<br />
Gestaltung: „Die 16-Jährige setzt<br />
Licht gekonnt ein, lässt die Hauptdarsteller<br />
aus der Unschärfe ins Bild kommen, wechselt<br />
die Bildausschnitte und arbeitet mit Geräuschen<br />
von Bärengebrumm bis Wellenschlag.“<br />
Der Preis für die Schülerin: Anfang August<br />
fand in der Internationalen Bildungsstätte<br />
Jugendhof Scheersberg an der Ostsee ein<br />
einwöchiger Kreativworkshop statt, bei dem<br />
sich alle Gewinner kennen lernten.<br />
28 GENOSSENSCHAFTSBLATT 4 | <strong>2010</strong>
Radeln mit der Volksbank<br />
Warburg. Die Volksbank Warburger Land<br />
lädt bereits seit dem Jahr 2004 alle passionierten<br />
Fahrradfahrer aus ihrem Geschäftsgebiet<br />
zur „Volksbank-Radtour rund ums<br />
Warburger Land“ ein. Auch die beiden Vorstandsmitglieder<br />
Birger Kriwet und Hubert<br />
Götte waren bei der diesjährigen Tour als aktive<br />
Radler mit von der Partie. Je nach körperlicher<br />
Fitness und technischer Ausstattung<br />
hatten die Teilnehmer die Wahl:<br />
Entweder sie entschieden sich für eine gemütliche<br />
50-Kilometer-Runde oder eine der<br />
beiden sportlichen 82-Kilometer beziehungsweise<br />
90-Kilometer-Touren. Dabei warem<br />
dann bis zu 900 Höhenmeter zu bewältigen.<br />
In jedem Falle winkte den wieder einmal<br />
begeisterten Teilnehmern Spaß an der gemeinsamen<br />
körperlichen Betätigung und<br />
lohnenswerte Ausblicke in die Weite der Bördelandschaft.<br />
2. RWO-GOFUS Team Trophy<br />
Oberhausen. Bereits zum zweiten Mal<br />
fand unter Mitwirkung der Volksbank<br />
Rhein-Ruhr die RWO-GOFUS Team Trophy<br />
auf der Anlage des Golfclubs Weselerwald<br />
in Schermbeck statt. Die Volksbank Rhein-<br />
Ruhr war bei diesem besonderen Golfereignis<br />
für die Organisaton, Akquisition von<br />
Sponsoren und die Koordination verantwortlich.<br />
Das über viele Jahre seitens der<br />
Bank aufgebaute Netzwerk kam bei diesem<br />
Turnier Rot-Weiß Oberhausen und den Golf<br />
spielenden Fußballern (GOFUS) zugute.<br />
Namhafte Fußballgrößen wie zum Beispiel<br />
Olaf Th on, Siggi Held, Th omas Brdaric und<br />
Peter Neururer nahmen neben zahlreichen<br />
Vertretern aus Sport, Wirtschaft und Politik<br />
an dem Golfturnier teil. Insgesamt traten<br />
mehr als 100 Spieler in 16 Teams an und mit<br />
Borussia Dortmund, FC Schalke 04 sowie<br />
Borussia Mönchengladbach waren auch<br />
drei Bundesligamannschaften am Start. Mit<br />
einem stolzen Ergebnis: Insgesamt konnten<br />
13.500 Euro an den Oberhausener Oberbürgermeister<br />
Klaus Wehling überreicht werden.<br />
Die Spende erfolgte im Rahmen der<br />
GOFUS-Maßnahme „Platz da!“ Mit dem<br />
Geld wird ein neuer Bolzplatz am Kaplan-<br />
Küppers-Weg in Oberhausen gebaut. Bereits<br />
im Jahr 2009 konnte durch die Team<br />
Trophy ein neuer Bolzplatz in Oberhausen<br />
gebaut werden.<br />
GENOSSENSCHAFTSBLATT 4 | <strong>2010</strong><br />
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Banken<br />
„Sterne des Sports“ befl ügeln Kinder<br />
Die Troisdorfer „Wasserfreunde Blau-Weiß“ haben vor Monaten den „Großen Stern des Sports“ in Gold<br />
von Bundeskanzlerin Angela Merkel erhalten – und schwimmen heute auf einer Erfolgswelle.<br />
Stolz auf den „Großen Stern des Sports“ in Gold: die Kinder und Trainer des Troisdorfer Schwimmvereins<br />
1923 e.V. „Wasserfreunde Blau-Weiß“.<br />
Troisdorf. Sie haben manchmal Angst davor,<br />
im tiefen Wasser zu schwimmen, sind<br />
aufgekratzt, wie Kinder es nun mal sind. Und<br />
doch: Wenn die Kinder mit Behinderung<br />
nach Monaten spielerisch-intensiven Trainings<br />
endlich ihr Seepferdchen verliehen<br />
bekommen, herrscht am Lehrschwimmbecken<br />
im Troisdorfer Schwimmbad Stimmung<br />
wie nach einem Olympiasieg. Und das seit<br />
vielen Jahren. Das war Grund genug für den<br />
Troisdorfer Schwimmverein 1923 e.V. „Wasserfreunde<br />
Blau-Weiß“ sich im vergangenen<br />
Jahr um die „Sterne des Sports“ bei ihrer Genossenschaftsbank,<br />
der VR-Bank Rhein-Sieg,<br />
zu bewerben. Erfolgreich, wie Birgit Langel,<br />
die erste Vorsitzende und Trainerin des Vereins,<br />
heute weiß.<br />
Die vom Deutschen Olympischen Sportbund<br />
(DOSB) und den Volksbanken und Raiff eisenbanken<br />
ins Leben gerufene Initiative ist<br />
mit insgesamt 10.000 Euro dotiert und zeichnet<br />
Sportvereine für ihr soziales Engagement<br />
aus. 5.500 Euro bekam der Troisdorfer Verein<br />
für seine Arbeit. Für die Wasserfreunde bedeutete<br />
das Preisgeld die Erfüllung eines<br />
Traumes: Zwei Unterwassertrampolins für<br />
das Lehrschwimmbecken. Das freut Birgit<br />
Langel ganz besonders. Schon lange träumt<br />
sie von diesen neuen Geräten, die Mut und<br />
Motorik gleichermaßen fördern. Die engagierte<br />
Rheinländerin wagte vor etwa zehn<br />
Jahren den Sprung ins kalte Wasser, als eine<br />
befreundete Mutter sie fragte, ob es möglich<br />
sei, ihrem Sohn das Schwimmen beizubringen.<br />
Mit Paul, dem Sechsjährigen mit Down<br />
Syndrom, begann im Jahr 2000 die Fördergruppe<br />
des Schwimmvereins. Heute gehören<br />
Mädchen und Jungen mit Herzerkrankungen,<br />
Wahrnehmungs- und Konzentrationsstörungen<br />
oder sozialen Defi ziten der Gruppe<br />
an. Mehr als 20 Kinder und Jugendliche<br />
mit Handicap werden in Troisdorf einmal<br />
wöchentlich von drei Schwimmtrainern unterrichtet<br />
und gefördert.<br />
„Manchmal reden wir uns schon den Mund<br />
fusselig, aber es lohnt sich, wir bekommen<br />
viel zurück“, beschreibt Langel die gemeinsame<br />
Arbeit mit den Kindern aus der Fördergruppe.<br />
In ihrer Bewerbung bei der VR-Bank<br />
für die Initiative „Sterne des Sports“ schrieb<br />
sie deshalb: „Die Kinder können nicht nur<br />
von uns etwas lernen, sondern wir auch von<br />
ihnen. Ihre Freude am Wasser steckt uns alle<br />
an.“ Wie viele Kinder bei ihr das Schwimmen<br />
gelernt haben, kann die Chefi n nach insgesamt<br />
30 Jahren als Trainerin nicht mehr so<br />
genau sagen. Eine ganze Reihe von ihnen<br />
bleibt aber dabei, so wie Paul. Der heute 16-<br />
jährige beherrscht inzwischen die technisch<br />
schwierige Rückenlage und schwimmt in einem<br />
regulären Kurs. Rund 20 Stunden verbringt<br />
Birgit Langel wöchentlich am Beckenrand.<br />
Ehrenamtliches Engagement, das jetzt<br />
belohnt wurde. Nach dem Erfolg auf Kreisebene,<br />
landeten die Wasserfreunde mit ihrer<br />
Fördergruppe auch bei der Landesauswahl<br />
ganz vorne. Damit qualifi zierte sich der Verein<br />
für den Bundeswettbewerb und durfte<br />
zur Siegerehrung Anfang des Jahres nach<br />
Berlin fl iegen. Dort nahmen Birgit Langel,<br />
Paul und fünf weitere Kinder der Troisdorfer<br />
Fördergruppe den „Goldenen Stern des<br />
Sports“ für den sechsten Platz auf Bundesebene<br />
aus den Händen von Bundeskanzlerin<br />
Angela Merkel entgegen. „Das war wie eine<br />
Oscarverleihung“, erzählt Birgit Langel strahlend.<br />
Mediales Interesse weckte die Troisdorfer<br />
Delegation auch, als sie wieder heimischen<br />
Boden unter den Füßen hatte. „Jede<br />
Woche besuchten Reporter und Fotografen<br />
unser Training. Vor kurzem war sogar noch<br />
jemand vom Radio da und hat Interviews geführt“,<br />
so Birgit Langel.<br />
Ein voller Erfolg sind die „Sterne des Sports“<br />
auch für die VR-Bank Rhein-Sieg geworden.<br />
„Es gab Glückwünsche und sogar Blumen<br />
von unseren Kunden“, sagt Andrea Schrahe,<br />
Verantwortliche für die „Sterne des Sports“<br />
bei der VR-Bank Rhein-Sieg. „Wir fördern<br />
seit Jahren Vereine in Kultur und Sport, insbesondere<br />
das Ehrenamt. Man braucht jedoch<br />
engagierte Menschen, die ein solches<br />
Projekt langfristig befl ügeln“, bekräftigt<br />
Schrahe, der die Aktion inzwischen sehr ans<br />
Herz gewachsen ist.<br />
Auch in diesem Jahr haben sich bundesweit<br />
rund 2.500 Banken an der „Sterne des Sports“<br />
Initiative des Deutschen Olympischen Sportbunds<br />
(DOSB) und der Volksbanken und<br />
Raiff eisenbanken beteiligt. Zum großen Finale<br />
in Berlin treff en sich die 16 Landessieger<br />
am 7. Februar 2011. Informationen zum<br />
Wettbewerb bei: Silke-Carolin Specht<br />
(<strong>RWGV</strong>), 0251 7186-5115<br />
Marco Lorenz<br />
30 GENOSSENSCHAFTSBLATT 4 | <strong>2010</strong>
Erkenntnisse und Emotionen<br />
Fünfte Handelsblatt-Jahrestagung „Praxisforum Genossenschaftsbanken“ auf Schloss Bensberg<br />
Dr. Veit Luxem (Volksbank Erkelenz)<br />
Bensberg. „Volksbanken, Verbände, Bundesbank, SoFFin, Verbraucherzentrale,<br />
Deutscher Bundestag: Beim hochkarätigen<br />
Zusammentreff en unter dem eher nüchtern-handfesten Titel<br />
„Praxisforum Genossenschaftsbanken“ ging es bei der fünften<br />
Handelsblatt-Jahrestagung auf Schloss Bensberg in Bergisch-Gladbach<br />
durchaus emotional und grundsätzlich zu.<br />
Dr. Veit Luxem, Vorsitzender des Vorstands der Volksbank Erkelenz,<br />
verteidigte das Institutssicherungssystem der deutschen Genossenschaftsbanken.<br />
Mit Blick auf die geplante Bankenabgabe nahm er<br />
dabei die Politik in die Pfl icht zu diff erenzieren. Denn: Zu argumentieren,<br />
dass auch die Volksbanken und Raiff eisenbanken ein Interesse<br />
an der Rettung der systemrelevanten Banken haben müssten und<br />
es deshalb gerechtfertigt sei, sie an Rettungsfonds zu beteiligen, reiche<br />
bei Weitem nicht aus. Luxem wies vielmehr darauf hin, dass die<br />
gesamte Volkswirtschaft ein hohes Interesse an stabilen Finanzmärkten<br />
habe. Deshalb stelle sich nur die Alternative: Entweder allein<br />
die Verursacher der Krise zur Kasse zu bitten – oder gleich den<br />
Steuerzahler. Einer europaweiten Sicherungseinrichtung setzte Luxem<br />
ein selten beachtetes, gleichwohl schwergewichtiges Argument<br />
entgegen. Den gesamten genossenschaftlichen Verbund beschrieb<br />
er als ein System der gegenseitigen sozialen Kontrolle. Das stabilisiere<br />
und stärke die Verantwortungsstrukturen. Anders bei nationalen<br />
oder gar europäischen Bankenrettungsfonds: Gegenseitige soziale<br />
Kontrolle der Einzahler mit ihren disziplinierenden Mechanismen<br />
sind hier nicht vorgesehen.<br />
Also gleich alle Filialen schließen, Geldautomaten abbauen, nur<br />
noch im Internet präsent sein und möglichst vom Investment-Banking<br />
leben, statt mittelständischen Unternehmern Kredit zu verschaff<br />
en und Spareinlagen annehmen? Das empfahl Hans Pfeifer,<br />
Vorstandsvorsitzender des <strong>RWGV</strong>s – allerdings sehr ironisch. Untermauert<br />
mit konkreten Zahlen der Volksbanken und Raiff eisenbanken<br />
aus Rheinland und Westfalen konnte Pfeifer zeigen, dass ein<br />
Geschäftsmodell, das auf den genossenschaftlichen Werten der<br />
Selbsthilfe, Selbstverantwortung und Selbstverwaltung fußt, erfolgreich<br />
ist. Die Menschen suchten Vertrauen und Gestaltungsmöglichkeiten.<br />
Eine aktuelle Bertelsmann-Studie bestätige, dass die<br />
Menschen diese Werte bei den Volksbanken und Raiff eisenbanken<br />
fi nden.<br />
Die schier ausweglos erscheinenden Widersprüche beim Wunsch<br />
nach optimalem Verbraucherschutz zeigte Dorothea Mohn, Referentin<br />
für Geldanlage und Altersvorsorge der Verbraucherzentrale<br />
Bundesverband, auf. Während Verbraucherschutz bisher vom rational<br />
entscheidenden Bürger ausgegangen sei, werde zunehmend<br />
deutlich, dass Verbraucher nur beschränkt rational handeln. Mohn<br />
forderte einen Rechtsrahmen, der eine hohe Beratungsqualität sichere.<br />
Dazu gehöre eine Regulierung der Beratung und Vermittlung,<br />
eine Standardisierung des Beratungsprozesses und der Dokumentation,<br />
ein Verbot von Vertriebsvorgaben in Banken und Finanzvertrieben<br />
sowie eine Beaufsichtigung der Verbraucherschutznormen<br />
durch die Finanzaufsicht und eine strikte Trennung von Provision<br />
und Beratung.<br />
Gegen eine „Sozialisierung der Beratung“ sprach sich Rainer Mellis,<br />
Vorstandsmitglied der Volksbank Düsseldorf Neuss aus. Er forderte,<br />
Diff erenzierungsmerkmale nicht zu nivellieren und nahm für die<br />
Genossenschaftsbanken die Qualitätsberatung als wesentliches Unterscheidungskriterium<br />
im Wettbewerb in Anspruch. Zugleich hielt<br />
Mellis den Institutionen des Verbraucherschutzes den Spiegel vor:<br />
Allzu oft gelte die Empfehlung etwa der Zeitschrift „Finanztest“ dem<br />
billigsten Anbieter. So seien Top-Notierungen der noa bank oder der<br />
isländischen Kaupthing Bank zustande gekommen.<br />
Den Fragen von Professor Dr. Andreas Pfi ngsten von der Westfälischen<br />
Wilhelms-Universität Münster und Robert Landgraf,<br />
Chefkorrespondent des Handelsblatts, stellten sich auch<br />
Dr. Michael Meister, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der<br />
CDU/CSU-Bundestagsfraktion, sowie Vertreter weiterer Primärbanken,<br />
Verbände, der Aufsicht und staatlicher Institutionen.<br />
Th orsten Weiland<br />
Rainer Mellis<br />
(Volksbank<br />
Düsseldorf Neuss)<br />
GENOSSENSCHAFTSBLATT 4 | <strong>2010</strong> 31
Landwirtschaft<br />
Was lange währt …<br />
Westfl eich hat den Anfang gemacht: Schweinefl eisch-Export direkt nach China.<br />
Freuen sich riesig, den ersten Direktexport nach China auf die Reise schicken zu können: (v. links) Dr. Thomas Müther, verantwortlicher Standortveterinär im<br />
Westfl eisch-Center Hamm, und Egbert Klokkers, Exportleiter Westfl eisch; Holger Schäfer, Geschäftsführer der ColdStore Hamm GmbH.<br />
Münster/Shanghai. Was lange währt …<br />
wird schließlich eine vielversprechende,<br />
neue Exportchance. Nach über vierjährigen<br />
Verhandlungen einer Kommission des<br />
BMELV unter der Federführung von Dr.<br />
Gerd Müller, Parlamentarischer Staatssekretär<br />
des Bundesministeriums für Ernährung,<br />
Landwirtschaft und Verbraucherschutz,<br />
mit Regierungsmitgliedern in China<br />
wird die Vision jetzt Wirklichkeit: Deutsches<br />
Schweinefl eisch kann von akkreditierten<br />
Vermarktern direkt in die Volksrepublik China<br />
exportiert werden – und Westfl eisch hat<br />
den Anfang gemacht! Der zeit-, kosten- und<br />
formalitätenaufwändige Weg über Hongkong<br />
ist somit in weiten Teilen Vergangenheit.<br />
Der „China-Zulassung“ vorausgegangen<br />
war ein intensives, detailorientiertes Audit<br />
von Produktionsbetrieben im August 2009.<br />
Eine sechsköpfi ge Delegation hochrangiger<br />
Vertreterinnen und Vertreter von Veterinärbehörden<br />
und des Außenwirtschaftsressorts<br />
hatte in einer zweiwöchigen Rundreise<br />
deutsche Fleischbetriebe auf Lieferfähigkeit<br />
geprüft. Wichtige Kriterien dabei waren zum<br />
Beispiel der Hygienestatus über die gesamte<br />
Prozesskette, die Aufbereitung von Trinkwasser<br />
und der Umgang mit dem Produkt<br />
von Schlachtung bis Verpackung. Ebenso im<br />
Fokus: die lückenlose, transparente Dokumentation<br />
aller Betriebsabläufe und Produktionsschritte,<br />
die für die Prüfer ein kompromissloses<br />
K.O.-Kriterium darstellte. Von<br />
den 25 untersuchten Betrieben bekamen<br />
hier 4 die begehrte Zulassung, darunter das<br />
Westfl eisch-Center in Coesfeld. Nach einer<br />
vorläufi gen Zusage im November 2009 folgte<br />
die offi zielle „CNCA Accreditation“ dann<br />
im April <strong>2010</strong>.<br />
Vor diesem Hintergrund war Westfl eisch mit<br />
seinem vor-Ort-Partner Han Wei Frozen<br />
Foods, einer Kooperation in Shanghai mit<br />
dem niederländischen Unternehmen van<br />
Hessen, ein gesuchter Ansprechpartner auf<br />
der CIMIE, einer mit der Anuga vergleichbaren<br />
Messe für Lebensmittel in Peking im<br />
Juli dieses Jahres. Neben dem Knüpfen aussichtsreicher<br />
Neukontakte konnte auch das<br />
Mengengerüst der Lieferungen im Vergleich<br />
zum bisherigen Status bereits verdoppelt<br />
werden. Neben den bekannten Nebenprodukten<br />
wie Masken, Zungen, Ohren und<br />
Knochen, die im asiatischen Markt gegenüber<br />
westlichen Maßstäben von hoher Wertigkeit<br />
sind, fi nden sich in den Auftragslisten<br />
zunehmend auch klassische Teilstücke vom<br />
Schwein wie Bäuche und Kotelettstränge.<br />
Damit stellt die China-Zulassung auch für<br />
landwirtschaftliche Westfl eisch-Vertragspartner<br />
in Nordwestdeutschland eine interessante<br />
Vermarktungschance mit neuer<br />
Wertschöpfungsperspektive dar.<br />
32 GENOSSENSCHAFTSBLATT 4 | <strong>2010</strong>
Foto: die Winzergenossenschaft Mayschoss-Altenahr<br />
Winzer von der Ahr liegen vorn<br />
Grund zur Freude haben (v. links) Vorstand Rudolf Mies, Kellermeister Rolf Münster und stellvertretender<br />
Vorstand Rudolf Stodden von der Winzergenossenschaft Mayschoss-Altenahr.<br />
Mayschoss. Sie ist nicht nur die älteste<br />
Winzergenossenschaft Deutschlands, sondern<br />
auch eine der erfolgreichsten. Ganz<br />
oben landete die Winzergenossenschaft<br />
Mayschoss-Altenahr beim Test deutscher<br />
Genossenschaften des Meininger-Verlags.<br />
Dessen Publikation „Wein-Wirtschaft“ listet<br />
Moselland mit „Riesling des Jahres“<br />
Bernkastel-Kues. Mit dem Jahrgang 2008 stellte die Winzergenossenschaft<br />
Moselland erstmals ihre neue Premium-Serie Moselland<br />
Goldschild vor und erhält von Weinexperten sowie nationaler und<br />
internationaler Presse die besten Noten. Angefangen mit dem erfolgreichen<br />
Abschneiden bei dem internationalen Weinpreis „MUNDUS<br />
Vini“, über die Landesweinprämierung bis hin zu internationalen<br />
Verkostungen, wie die International Wine Challenge oder der Decanter<br />
Award in Großbritannien – die neue Weinlinie wird durchweg gelobt.<br />
Auch der zweite Jahrgang, der 2009er, sorgt für Aufsehen. So<br />
konnte Manuel Brixius, Betriebsleiter Wein der Moselland, eine weitere<br />
Auszeichnung entgegen nehmen: Die 2009er Moselland Goldschild<br />
Ürziger Würzgarten Riesling Spätlese trocken wurde vom<br />
Weinmagazin „Weinwelt“ des Meininger Verlages der Sonderpreis<br />
„Bester Wein im Lebensmitteleinzelhandel“ verliehen. Insgesamt<br />
wurden 1.297 Riesling-Weine des Jahrgangs 2009 verkostet. Das Urteil<br />
der Jury: „Top-Wahl im Regal mit frischer Zitrusnote, feiner Mineralität<br />
und saftigem Körper“. Auch beim jüngsten Verkostungswettbewerb<br />
der Zeitschrift „SELECTION“ wurde mit der 2009 Moselland<br />
Goldschild Riesling Lieserer Schlossberg Riesling Spätlese ein Produkt<br />
aus der Erfolgserie mit Gold dekoriert.<br />
Für den Vorstandsvorsitzenden Werner Kirchhoff sind die zahlreichen<br />
Erfolge der Premium-Serie keine Überraschung: „Die Auszeichnungen<br />
und erfolgreichen Verkostungen sind das Ergebnis unseres<br />
konsequenten Weges der Qualitätsausweitung.“ Zur Betreuung der<br />
Mitgliedswinzer richtete die Genossenschaft 2001 einen hauseige-<br />
die 1868 gegründete Kooperative von der<br />
Ahr auf Platz eins der 30 besten Winzergenossenschaften.<br />
Mit 85,9 Punkten schlug sie<br />
knapp die „Vier Jahreszeiten Winzer“ aus der<br />
Pfalz (85 Punkte). Auch die Dagernova Weinmanufaktur<br />
von der Ahr darf sich freuen: Mit<br />
84,3 Punkten sicherte sie sich den dritten<br />
Landwirtschaft<br />
Platz. 88 Winzergenossenschaften stellten<br />
sich dem kritischen Urteil der Jury. Insgesamt<br />
528 Proben wurden von den 32 Verkostern<br />
genau unter die Lupe genommen, um<br />
die Betriebe mit der überzeugendsten Produktpalette<br />
zu küren. Bewertet wurde jeweils<br />
das Kernsortiment. Dazu mussten sechs Proben<br />
im Verkauf befi ndlicher Jahrgänge eingereicht<br />
werden: je ein QbA-Wein trocken<br />
rot und weiß, je ein Premiumwein trocken<br />
rot und weiß, ein Prädikats- oder Premiumwein<br />
halbtrocken oder lieblich sowie ein<br />
Rosé trocken oder halbtrocken, die von den<br />
Weinexperten in einer Blindprobe verkostet<br />
und bewertet wurden. Das Gesamtranking<br />
der deutschen Winzergenossenschaften<br />
wurde aus der durchschnittlichen Punktzahl<br />
für die eingereichten Weine ermittelt. Jeweils<br />
86 Punkte vergaben die Verkoster für einen<br />
2007er Spätburgunder „140 Jahre Jubiläumswein“<br />
trocken und einen 2009er Riesling „S“<br />
halbtrocken, beide von der Winzergenossenschaft<br />
Mayschoß-Altenahr. Die Bewertung<br />
„sehr gut“ gab es ab mindestens 85<br />
Punkte. Mit einem 2009er Gewürztraminer<br />
Edition „S“ Spätlese lieblich der Fellbacher<br />
Weingärtner aus Württemberg rückte ein<br />
Wein in die Kategorie „herausragend“ auf.<br />
Manuel Brixius und Werner Kirchhoff (v. links) freuen sich über die Erfolge der<br />
Premium-Serie.<br />
nen Beratungsring ein. Durch intensive Zusammenarbeit mit den<br />
Winzern werde bereits im Weinberg der Grundstein für ein qualitativ<br />
hochwertiges Produkt gelegt. Schonendste Traubenverarbeitung, Ertragsreduzierung,<br />
optimale Maischestandzeiten und eine gezügelte<br />
Gärung in den Kellern garantierten komplexe und mineralische Weine<br />
mit viel Fülle, so Kirchhoff .<br />
GENOSSENSCHAFTSBLATT 4 | <strong>2010</strong> 33<br />
Foto: Weinwelt
Impressum<br />
Herausgeber:<br />
Rheinisch-Westfälischer<br />
Genossenschaftsverband e. V. (<strong>RWGV</strong>)<br />
Mecklenbecker Str. 235–239<br />
48163 Münster<br />
Redaktion:<br />
Dr. Th orsten Weiland, Sabine Bömmer,<br />
Wolfgang Koschny (CvD), Marco Lorenz<br />
Telefon: 0251 7186-1020<br />
Fax: 0251 7186-1029<br />
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Titelbild:<br />
Europäische Kommission<br />
Aus den Regionen:<br />
Pressebüro Süd<br />
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julia.boeing@rwgv.de<br />
Pressebüro Rhein-Ruhr<br />
Ralf Bröker<br />
Telefon: 02853 956280<br />
ralf.broeker@rwgv.de<br />
Pressebüro Münsterland<br />
Hans-Peter Leimbach<br />
Telefon: 0251 7186-1025<br />
hans-peter.leimbach@rwgv.de<br />
Pressebüro für Südwestfalen und<br />
östliches Rheinland<br />
Karl E. Rinas<br />
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Pressebüro Ostwestfalen-Hellweg<br />
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Telefon: 05242 908940<br />
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geno kom Werbeagentur GmbH<br />
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geno kom Werbeagentur GmbH<br />
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LV Druck GmbH & Co. KG, Münster<br />
Bei verspätetem Erscheinen oder Nichterscheinen<br />
infolge höherer Gewalt entfallen<br />
alle An sprüche. Für nicht angeforderte<br />
Manuskripte, Bilder und Bücher wird<br />
keine Gewähr übernommen.<br />
Nachdruck von Beiträgen nur mit Quellen-<br />
angabe und nur mit Zustimmung der<br />
Redaktion.<br />
Namensartikel geben nicht unbedingt die<br />
Meinung des Herausgebers wieder.<br />
Beilagenhinweis:<br />
Bilanzbeilage, Perspektive Praxis,<br />
Raiff eisenmagazin, RWZ, VR Factorem<br />
Nächste Ausgabe:<br />
Redaktions- und Anzeigenschluss<br />
für die nächste Ausgabe ist der<br />
25. September <strong>2010</strong>.<br />
ISSN 1612-474X<br />
Spatenstich in Geldern<br />
RWZ: Für 2,7 Millionen Euro entsteht ein neues Agrartechnik-Zentrum<br />
Geldern. Die Raiff eisen Waren-Zentrale<br />
Rhein-Main eG (RWZ) errichtet in den<br />
nächsten sechs Monaten in Geldern ein weiteres<br />
leistungsfähiges Agrartechnik-Zentrum.<br />
Vorstandssprecher Hans-Josef Hilgers<br />
sagte vor dem ersten Spatenstich, dass die<br />
RWZ vor Ort 2,7 Millionen Euro investieren<br />
werde. Dabei entstehe ein Angebot für die<br />
heimische Landwirtschaft sowie Lohnunternehmen,<br />
das dem in Rommerskirchen und<br />
Zülpich erfolgreichen Konzept entspreche.<br />
Weitere Projekte in Rheinhessen, im Westerwald<br />
und Vogelsberg sowie im Raum Erkelenz<br />
seien geplant. Der neue Standort Geldern,<br />
so Hilgers weiter, liege in der für die<br />
RWZ besonders wichtigen Region Niederrhein.<br />
Dort wirtschaften mehrere tausend<br />
landwirtschaftliche Betriebe aller Betriebsformen,<br />
vom Ackerbau über die Veredlungsproduktion<br />
bis hin zum Sonderkulturanbau.<br />
Die RWZ ist seit Jahren vor Ort im Geschäftsfeld<br />
Agrartechnik tätig. Allerdings ist die derzeit<br />
in einer gemieteten Immobilie eingerichtete<br />
RWZ-Agrartechnikwerkstatt an ihrer<br />
Leistungsgrenze angekommen. Der künftige<br />
Standort im Industriegebiet Siemensstrasse<br />
ist für landwirtschaftliche Großmaschinen<br />
gut erreichbar und bietet zugleich auf einem<br />
großräumigen Gelände ein deutlich umfangreicheres<br />
Angebot an Maschinen und Dienstleistungen.<br />
Auf einer Grundstücksfl äche von 11.800<br />
Quadratmetern und einer überbauten Fläche<br />
von 3.300 Quadratmetern wird sich ein<br />
funktional klar gegliederter moderner Technikbetrieb,<br />
bestehend aus den Bereichen<br />
Ausstellung, Verkauf, Lager, Werkstatt, Unterstellhalle<br />
für Neu- und Gebrauchtmaschinen<br />
sowie einem neuen Bereich Melk- und<br />
Hoftechnik präsentieren.<br />
Alle in der derzeitigen Technikwerkstatt<br />
tätigen RWZ-Mitarbeiter werden ihre Tätigkeit<br />
im neuen Agrartechnikzentrum fortsetzen.<br />
Darüber hinaus wird die neue Betriebsstätte<br />
der RWZ so ausgelegt, dass bei<br />
entsprechendem Wachstum künftig bis zu<br />
acht weitere Arbeitsplätze dort eingerichtet<br />
werden können.<br />
Ein Spatenstich, der 2,7 Millionen Euro wert ist: RWZ-Vorstandssprecher Hans-Josef Hilgers (4. v. rechts)<br />
setzt auf das Kompetenzfeld Agrartechnik.<br />
GENOSSENSCHAFTSBLATT 4 | <strong>2010</strong>
Neue Partnerschaft<br />
Im Lübbecker Land wird der Agrarmarkt neu geordnet.<br />
Rahden. Der Schulterschluss ist vollbracht. Die Unternehmen des<br />
genossenschaftlichen Sektors, die Raiff eisen-Warengenossenschaft<br />
Hunteburg eG, die Landwirtschaftliche Ein- und Verkaufsgenossenschaft<br />
Rahden eG und die Raiff esen-Markt Stemweder Berg GmbH,<br />
gehen Hand in Hand in die Zukunft. Unter dem Namen „Raiff eisen<br />
Lübbecker Land AG“ wollen Unternehmen ihre Kräfte bündeln und<br />
zu einer starken Gemeinschaft zusammenwachsen. Dies beschlossen<br />
nach der Raiff eisen Hunteburg die Mitglieder in Rahden sowie<br />
Landwirtschaft<br />
Blicken in eine gemeinsame Zukunft der „Raiffeisen Lübbecker Land AG“ Reinhard Schlechte, Stephan Sander, Dr. Christian Degenhardt, Achim Grötemeier,<br />
Jürgen Lange, Marko Keltz, Heinrich Scholle, Franz Rixen und Karl-Heinz Eikenhorst (v. links).<br />
Ein gefragter Partner<br />
Legden/Coesfeld/Ahaus. Die Raiff eisen<br />
Coesfeld-Ahaus ist ein gefragter Partner.<br />
Zum einen bei ihren landwirtschaftlichen<br />
Mitgliedsbetrieben, die auch im Geschäftsjahr<br />
2009 in hohem Maße den Kontakt mit<br />
„ihrer“ Genossenschaft gesucht haben.<br />
Zum anderen bei der breiten Bevölkerung,<br />
die oft auf das reichhaltige Angebot in den<br />
Über die Landesgrenze hinaus<br />
Lage. Die Raiff eisen Lippe-Weser in Lage hat<br />
die nordrhein-westfälisch-niedersächsische<br />
Grenze überschritten: Zum 1. Juli hat der<br />
größte Argrardienstleister der Region das<br />
Warengeschäft der „Volksbank in Schaum-<br />
drei Raiff eisen-Märkten zurückgreift. Seit<br />
kurzem ist mit der Raiff eisen Alstätte-<br />
Vreden-Epe ein Partner hinzugekommen.<br />
Unter Federführung der Raiff eisen Coesfeld-Ahaus<br />
hat man im Schulterschluss dem<br />
im Jahr 2008 geschlossenen Raiff eisen-<br />
Markt in Vreden neues Leben eingehaucht.<br />
„Ich bin guten Mutes, dass wir den Raiff ei-<br />
burg“ in Rinteln übernommen. Mit rund 30<br />
Mitarbeitern an zwei Standorten hatten die<br />
Rintelner zuletzt einen Umsatz von 15 Millionen<br />
Euro erwirtschaftet. Für die nahe Zukunft<br />
plant das Fusionsunternehmen einen Aus-<br />
die Gesellschafterversammlung der Raiff eisen-Markt Stemweder<br />
Berg GmbH. Auch die Bäuerliche Bezugs- und Absatzgenossenschaft<br />
Lübbecke eG prüft, ob sie dem Unternehmen beitreten wird. „Wir<br />
brauchen neue Strukturen. Darin sehen wir die richtige Antwort auf<br />
den immer rasanteren Strukturwandel in der regionalen Landwirtschaft“,<br />
begründete Aufsichtsratsvorsitzender Achim Grötemeier die<br />
jetzt eingeleitete Neuordnung auf dem Agrarmarkt des Lübbecker<br />
Landes.<br />
sen-Markt wieder auf den richtigen Weg<br />
bringen“, erklärte Vorstandsvorsitzender<br />
Günter Bröker auf der jüngsten Generalversammlung.<br />
Die Suche nach dafür notwendigen<br />
Fachkräften war erfolgreich: Zwei<br />
neue Mitarbeiterinnen habe man bereits<br />
nach kurzer Zeit für die neue Aufgabe gewinnen<br />
können, so Bröker weiter.<br />
bau seiner Aktivitäten im niedersächsischen<br />
Bereich: In den Stützpunkt Krankenhagen<br />
soll kurzfristig kräftig investiert werden. Geplant<br />
ist der Neubau eines Agrarstandorts<br />
mit angegliedertem Raiff eisen-Markt.<br />
GENOSSENSCHAFTSBLATT 4 | <strong>2010</strong> 35
Landwirtschaft<br />
Energetische Ressourcen sinnvoll einsetzen<br />
1. Raiff eisen Energie-Cup begeisterte Schüler und Juroren gleichermaßen.<br />
Gruppenbild mit den Initiatoren der Raiffeisenwarengenossenschaften und der RWZ Rhein-Main eG.<br />
Köln. Es war ein einzigartiger wie auch ehrgeiziger<br />
Wettbewerb, an dem sich zahlreiche<br />
Schüler anlässlich des 1. Raiff eisen<br />
Energie-Cups des „Initiativhauses Energie“<br />
der Raiff eisengenossenschaften im Rheinland<br />
und der RWZ über mehrere Monate<br />
beteiligt haben: Effi ziente Konzeptansätze<br />
zu entwickeln, die zum verantwortungsvollen<br />
und wirtschaftlichen Umgang mit Energie<br />
beitragen, fällt in Zeiten eines spürbar<br />
rückläufi gen Nachwuchsfachkräftemangels<br />
nicht immer leicht. Tatsächlich fehlten im<br />
vergangenen Jahr rund 60.000 Fachkräfte<br />
aus dem mathematisch-technischen Bereich,<br />
was nicht zuletzt auch wirtschaftlich<br />
negative Folgen haben wird. Dass es aber<br />
DRV: Genossenschaften als Problemlöser<br />
Hannover. „In den vergangenen zwei Jahren ist deutlich geworden,<br />
wie ungeschützt die EU-Agrarmärkte mittlerweile den Kräften<br />
des Weltmarktes ausgesetzt sind. Dadurch ist auch die Wettbewerbssituation<br />
unserer Land- und Agrarwirtschaft erheblich verändert<br />
worden“, erklärte Manfred Nüssel, Präsident des Deutschen<br />
Raiff eisenverbandes (DRV) bei der Mitgliederversammlung in<br />
Hannover. Die Folgen der fortschreitenden Liberalisierung wurden<br />
zunächst durch relativ stabile Verhältnisse an den europäischen<br />
Märkten nach 2005, vor allem aber durch die Hausse bei den Agrarpreisen<br />
2007/2008 überdeckt. Erst die massiven Preisrückgänge<br />
2008/2009 off enbaren nun die Eff ekte der Marktliberalisierung.<br />
Hinzu kommt die immer engere Verfl echtung mit anderen Rohstoff<br />
- und den Finanzmärkten, wie sich in der weltweiten Wirt-<br />
36<br />
auch anders gehen kann und Jugendliche<br />
durchaus in der Lage sind, sinnvolle wie<br />
auch kreative Ideen im Rahmen eines selbst<br />
konzipierten Projektes in die Tat umzusetzen,<br />
bewiesen jetzt vor allem die besten und<br />
von der Expertenjury ausgewählten Projektteams<br />
der erstplatzierten Th eobald-Simon<br />
Schule in Bitburg, die zweitplatzierten<br />
Schulen des HWK-Berufsbildungszentrums<br />
Bad Kreuznach und der Nicolaus-August-<br />
Otto-Schule im hessischen Diez sowie das<br />
Mildred-Scheel-Berufskolleg Solingen und<br />
die MES Alsfeld auf dem jeweils dritten<br />
Platz. Mit interessanten Beiträgen beeindruckten<br />
die Teilnehmer vor allem die Juroren<br />
und Schirmherren des Wettbewerbes,<br />
Lothar Schneider, Geschäftsführer der<br />
EnergieAgentur.NRW, sowie Professor Winfried<br />
Sehn von der Fachhochschule Bingen.<br />
Besonders Lothar Schneider betonte in seiner<br />
Rede die enorme Bedeutung der konsequenten<br />
Nachwuchsförderung im Bereich<br />
der Energieeffi zienz und der Erneuerbaren<br />
Energien: „Um beim Klimaschutz bestehen<br />
zu können, ist es eine Notwendigkeit, junge<br />
Leute frühzeitig für die Probleme der Energiegewinnung<br />
und Energienutzung zu sensibilisieren“,<br />
so der Experte vor den versammelten<br />
Gästen, Preisträgern und Initiatoren.<br />
Auch der zweite Juror, Professor Winfried<br />
Sehn, betonte in seiner Rede zu den eingereichten<br />
Arbeiten die herausragende Rolle<br />
der Nachwuchsförderung und äußerte dabei<br />
einen ganz persönlichen Wunsch: „Es<br />
wäre schön, wenn die Erfahrungen bei diesen<br />
Projekten auch Impulse geben würden<br />
für die Planung des berufl ichen Werdegangs,<br />
denn nur mit technisch und naturwissenschaftlich<br />
gut ausgebildeten, engagierten<br />
jungen Menschen sind wir für die<br />
Zukunft gerüstet.“<br />
Mit dem Raiff eisen Energie-Cup, der die<br />
Gewinner aus Bitburg mit 5.000 Euro, die<br />
zweitplatzierten Schüler aus Bad Kreuznach<br />
und Diez mit jeweils 1.500 Euro sowie die<br />
Solinger und Alsfelder Projektteams mit jeweils<br />
500 Euro prämierte, ist es der Raiff eisen<br />
Energie und den mit ihr verbundenen<br />
Initiatoren erfolgreich gelungen, wie Lothar<br />
Schneider formulierte: „gesamtgesellschaftlichen<br />
Nutzen für den Klimaschutz zu kombinieren“. <br />
schaftskrise gezeigt hat. Die Land- und Agrarwirtschaft bekommt<br />
die Folgen schmerzhaft zu spüren. 2009 gingen die Umsätze der<br />
2.675 genossenschaftlichen Unternehmen um 11,1 Prozent auf 38,4<br />
Milliarden Euro (Vorjahr 43,2 Milliarden Euro) zurück. „Das heißt<br />
für die Unternehmen: In diesen neuen Marktbedingungen liegen<br />
durchaus Chancen, aber auch rasant steigende Geschäftsrisiken.<br />
Preisentwicklungen sind nur noch schwer kalkulierbar. Das stellt<br />
höchste Anforderungen an das Management und die Risikovorsorge“,<br />
so Nüssel. Die EU-Marktordnungen sind in ihrer Wirksamkeit<br />
deutlich eingeschränkt worden. Die Sicherheitsnetze in den Marktordnungen<br />
hängen inzwischen extrem tief und haben auch die<br />
Funktion einer nachhaltigen Preisuntergrenze im Wettbewerb mit<br />
Industrie und Handel verloren.<br />
GENOSSENSCHAFTSBLATT 4 | <strong>2010</strong>
Hochwald meistert Milch-Krisenjahr<br />
Thalfang. „2009 war für die gesamte deutsche Milchwirtschaft und<br />
für Hochwald ein schwieriges Jahr“, stellte Aufsichtsratsvorsitzender<br />
Anton Streit auf der Vertreterversammlung der Hochwald Muttergenossenschaft<br />
Erbeskopf Eifelperle fest. Die Erlöse für Milchprodukte<br />
in Deutschland seien außergewöhnlich stark zurückgegangen und<br />
die Milcherzeugerpreise auf das niedrigste, für die Milcherzeuger<br />
existenzbedrohende Niveau der vergangenen 20 Jahre gesunken. Erst<br />
seit Ende 2009 und in den ersten Monaten des Jahres <strong>2010</strong> sei ein<br />
Aufwärtstrend erkennbar. Von der Entwicklung in der EU und in<br />
Deutschland konnte sich auch die Hochwald-Gruppe nicht entkoppeln.<br />
Dr. Karl-Heinz Engel, Hauptgeschäftsführer der Hochwald<br />
Nahrungsmittel-Werke: „Die Preisrückgänge führten zu einem deutlichen<br />
Umsatz- und Milchpreisrückgang.“ Den im Branchenvergleich<br />
geringeren Rückgang des Umsatzes begründete Engel mit der breiten<br />
Ausrichtung der Gruppe. „Durch die Diversifi zierung sowie die Ausrichtung<br />
der Werke auf strategische Produktionsschwerpunkte haben<br />
wir die Verluste in den Preisrunden teilweise abfedern können.<br />
Außerdem trägt der Export, der 34,5 Prozent am Gesamtumsatz ausmachte,<br />
zum Ergebnis bei.“ Der Milchpreis lag 2009 wiederum über<br />
AGRAVIS spendet 20.000 Euro<br />
Nicht weniger als 20.000 Euro kamen während<br />
der DLG-Feldtage in Bockerode auf den<br />
Ständen der AGRAVIS Raiff eisen AG für die<br />
Ak-tion „Antenne für Kinder – Niedersachsen<br />
hilft!“ zusammen. Dr. Clemens Große<br />
Frie, Vorsitzender des Vorstandes der AGRA-<br />
VIS Raiff eisen AG, überreichte den stattlichen<br />
Spendenscheck an „Scholly“ Schollmayer<br />
und Denise vom Hit-Radio Antenne<br />
Niedersachsen-Morgenteam. Der Betrag<br />
GENOSSENSCHAFTSBLATT 3 | <strong>2010</strong><br />
kam unter anderem durch den sportlichen<br />
Einsatz des Morgenteams auf den DLG-<br />
Feldtagen zu Stande. Im Rahmen der Radio-<br />
Sendung traten die Morgenmoderatoren mit<br />
ihren Teams in einer Schlepper-Wette gegeneinander<br />
an. Mit der Frontlader-Schaufel<br />
eines Schleppers mussten „Scholly“ und Denise<br />
so viele Tore wie möglich schießen. Pro<br />
Tor spendete die AGRAVIS 100 Euro. Ergebnis:<br />
26:21 für das Team von Denise. Durch<br />
Landwirtschaft<br />
dem Bundesdurchschnitt. Anfang 2009 fi elen die Marktpreise unter<br />
das Stützungsniveau der europäischen Milchmarktordnung. Die EU-<br />
Kommission griff stützend in den Markt ein, beispielsweise mit der<br />
befristeten Wiedereinführung von Exporterstattungen. Der Rückgang<br />
des Milchaufkommens im Herbst sowie die einsetzende Erholung<br />
des Exportes brachte Entspannung am Milchmarkt und zum<br />
Jahresende eine Erholung der Milcherzeugerpreise. Das Milchaufkommen<br />
der Hochwald-Gruppe lag 2009 bei 1980,8 Millionen Kilo.<br />
Im Vorjahr waren es 1923,4 Millionen Kilogramm. Trotz des schwierigen<br />
Jahres 2009 ist es gelungen, an die Milchlieferanten inklusive<br />
der beschlossenen Nachzahlung einen Milchpreis von 24,4 Cent je<br />
Kilo auszuzahlen. Der Gesamtumsatz der Hochwald-Gruppe im<br />
Milch- und Fleischsektor von Januar bis Mai <strong>2010</strong> liegt bei rund 458<br />
Millionen Euro. Das entspricht einer Steigerung von 3,4 Prozent gegenüber<br />
dem Vorjahr. Die Werke der Hochwald-Gruppe sind in den<br />
ersten fünf Monaten des Jahres aufgrund einer positiven Absatzentwicklung<br />
gut ausgelastet. „Der Umsatz und Milchpreis der Gruppe<br />
wird sich <strong>2010</strong> positiv entwickeln und deutlich über dem Vorjahr liegen“,<br />
schätzt Engel die Lage ein.<br />
20.000 Euro für die Spendenaktion<br />
„Antenne hilft“, überreichten<br />
Dr. Clemens Große Frie, Vorsitzender<br />
des Vorstandes der AGRAVIS<br />
Raiffeisen AG (rechts) und Bernd<br />
Homann, Leiter AGRAVIS-Unternehmenskommunikation<br />
(links) dem<br />
Morgenteam „Scholly“ und Denise.<br />
den Verkauf von Getränken und Bratwurst<br />
sowie einer Spendenaktion am AGRAVIS-<br />
Speedgoal auf den DLG-Feldtagen standen<br />
am Ende 20.000 Euro unterm Strich. „Antenne<br />
hilft“ setzt sich vor allem mit der Kinderarmut<br />
in Deutschland – speziell in Niedersachsen<br />
– auseinander. 2009 kamen bereits<br />
410.000 Euro für die Aktion zusammen.<br />
Schirmherrin der Aktion „Antenne hilft“ ist<br />
Bundesministerin Ursula von der Leyen.<br />
37
Gewerbe<br />
NOWEDA wieder bester Pharmagroßhandel<br />
Branchendienst „markt intern“ zeichnete die Apothekergenossenschaft erneut aus.<br />
Essen. Die NOWEDA eG Apothekergenossenschaft wurde <strong>2010</strong> in<br />
einer bundesweiten Umfrage des Branchendienstes „markt intern“<br />
wieder zum besten Pharmagroßhandel gewählt. Bereits zum fünften<br />
Mal in Folge gaben die befragten Apothekerinnen und Apotheker<br />
dem apothekereigenen Wirtschaftsunternehmen die besten<br />
Noten. „Der erneute Rang Eins im ‚markt intern-Leistungsspiegel’<br />
ist für die NOWEDA, vor allem aber für die Mitglieder-Apotheken,<br />
ein sehr erfreuliches Ergebnis“, so Wilfried Hollmann, Vorstandsvorsitzender<br />
der NOWEDA. „Nicht zuletzt weil die Bewertung noch<br />
besser als im Vorjahr ausgefallen ist“, so Hollmann weiter. In den<br />
Teilkategorien „Aktivitäten pro inhabergeführter Apotheke“, „Lagerhaltung/Sortiment“<br />
und „Retourenkulanz“ erzielte die NOWE-<br />
DA die Spitzenplatzierung und überzeugte auch in den übrigen der<br />
Richtfest der neuen NOWEDA-Niederlassung<br />
München/Bergkirchen. Im Sommer konnten<br />
über 120 Gäste, darunter Präsident Dr.<br />
Ullrich Krötsch und Vizepräsident Th omas<br />
Benkert von der Bayerischen Landesapothekerkammer,<br />
das symbolische Richtfest der<br />
neuen NOWEDA-Niederlassung in München/Bergkirchen<br />
feiern. Die Apothekerinnen<br />
und Apotheker als Eigentümer der NO-<br />
WEDA waren begeistert von Größe und<br />
Ausstattung des Hauses. Vorstandsvorsitzender<br />
Wilfried Hollmann kündigte an, dass die<br />
Niederlassung in den nächsten zwei Monaten<br />
mit über 100.000 Erscheinungsformen<br />
ausgestattet wird, um den bayerischen Apotheken<br />
ein herausragendes Sortiment zur<br />
Verfügung stellen zu können. Am 1. September<br />
hat die neue Niederlassung ihren Betrieb<br />
aufgenommen. In seiner Ansprache machte<br />
Hollmann deutlich, welche Leistungen die<br />
Solidargemeinschaft NOWEDA für die Apotheken<br />
erbringt. Er verwies darauf, dass die<br />
NOWEDA kein Großhandel sei, sondern<br />
Man kennt sich: Wilfried Hollmann,<br />
Vorstandsvorsitzender<br />
der NOWEDA (links), bekam bereits<br />
zum fünften Mal die Urkunde<br />
als Auszeichnung für den<br />
besten Pharmagroßhandel. Mit<br />
ihm freuten sich Christoph Bach,<br />
Chefredakteur markt intern , und<br />
Lars Horstmann, Mitglied der<br />
Geschäftsleitung Ressort Vertrieb/Marketing.<br />
insgesamt zehn Kategorien mit Bestnoten. Für Hollmann ist dies<br />
ein klares Votum: „Die deutschen Apothekerinnen und Apotheker<br />
haben unsere Leistungen für die inhabergeführte Apotheke anerkannt.“<br />
Ausruhen wird sich die NOWEDA trotzdem nicht: „Wir richten<br />
den Blick nach vorn. Platz Eins ist für die NOWEDA kein Ruhekissen,<br />
sondern die Auff orderung, die Leistungen für die Apotheke<br />
noch weiter zu verbessern. Es gibt immer noch Luft nach oben –<br />
und die wollen wir nutzen.“ Mit Blick auf anstehende Eingriff e des<br />
Gesetzgebers will Lars Horstmann, zuständig für den Vertrieb der<br />
NOWEDA-Gruppe, den erfolgreichen Weg fortsetzen: „Es ist die<br />
Aufgabe eines apothekereigenen Unternehmens, die Mitglieder-<br />
Apotheken in jeder Hinsicht zu unterstützen. Jede Apotheke kann<br />
unsere Leistungen und auch unsere Unterstützung annehmen.“<br />
mehr, nämlich ein apothekereigenes Wirtschaftsunternehmen.<br />
„Mit der Warenlogistik<br />
allein ist es nicht getan. Wir sind auch Vertreter<br />
der Interessen unserer Mitglieder, nämlich<br />
der inhabergeführten Apotheken“, so<br />
Hollmann. Hollmann setzte sich in seiner<br />
Rede mit „Ausfransungen“ in der Branche<br />
wie Pick-up, Discount und marktschreierischer<br />
Werbung, aber auch mit den Franchise-<br />
und Dachmarken-Konzepten kritisch<br />
auseinander.<br />
38 GENOSSENSCHAFTSBLATT 4 | <strong>2010</strong>
40 Jahre Friedhofsgärtner Gelsenkirchen<br />
Gelsenkirchen. Ihr 40-jähriges Bestehen<br />
feierte die Genossenschaft der Gelsenkirchener<br />
Friedhofsgärtner (FGG) in der<br />
Zoom-Erlebniswelt der Ruhrgebietsstadt.<br />
Freier Eintritt in den Tiergarten sowie Festakt<br />
und Familienfest sorgten für einen würdigen<br />
Rahmen. Wichtig war den FGG-Mitgliedern,<br />
dass viele Bürger von den<br />
Geburtstagsgeschenken profi tieren. Daher<br />
hatten sie mit ihrer Einladung dazu aufgerufen,<br />
für neue Sitzbänke auf den Friedhöfen<br />
zu spenden. Geschäftsführer und hauptamtlicher<br />
Vorstand Andreas Mäsing sagte<br />
dazu: „Unsere Dauergrabpfl egeverträge<br />
sind eine sichere Bank. Was liegt da näher,<br />
als um Spenden für Bänke zu bitten, wenn<br />
man einen besonderen Geburtstag feiert<br />
und damit den Bürgern einen Wunsch erfüllen<br />
kann?“ In enger Zusammenarbeit mit<br />
dem Verein zur Förderung der deutschen<br />
Friedhofskultur (VFFK) wird dieses Projekt<br />
nun realisiert. Christoph Gottwald überbrachte<br />
für den <strong>RWGV</strong> und die rheinischwestfälischen<br />
Genossenschaften herzliche<br />
Grüße und lobte den Wir-Gedanken der<br />
Friedhofsgärtner: „Nicht der einzelne, fast<br />
immer als Familienunternehmen organisierte<br />
Betrieb soll rund um die Uhr allen<br />
Benachteiligung ist aus der Welt<br />
Zukunftssicherung des Fachhandels: Soennecken eG erstreitet Rechte für ihre Händler.<br />
Overath. Nachdem sich die Soennecken eG<br />
gemeinsam mit der Büroring eG seit Dezember<br />
2009 beim Th ema Finanzierungsleasing<br />
dafür eingesetzt hat, dass Handelsunternehmen<br />
bei der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht<br />
(BaFin) den Herstellern<br />
gleichgesetzt werden, ist dies jetzt von der<br />
BaFin bestätigt worden. Damit ist eine eklatante<br />
Benachteiligung des Handels im Wettbewerb<br />
zu den Herstellern jetzt aus der Welt<br />
– ein großer Erfolg für die Zukunftssicherung<br />
des Fachhandels, so heißt es in einer Pressemitteilung.<br />
Seit August 2009 hat Soennecken<br />
zur Änderung des Gesetzes über das Kreditwesen<br />
(KWG) bei der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht<br />
(BaFin) mehrfach<br />
Stellung genommen. Hierbei ging es um<br />
die Frage, inwieweit Händler, die Finanzierungsleasingverträge<br />
zur Vermarktung von<br />
Kopierern, MFPs, Druckern oder Büroein-<br />
Herausforderungen der Zeit, des Marktes<br />
und der Gesellschaft gegenüberstehen.<br />
Sondern die Gemeinschaft übernimmt die<br />
Gewerbe<br />
FGG-Geschäftsführer Andreas Mäsing (links) dankte Christoph Gottwald für die herzlichen Glückwünsche<br />
des <strong>RWGV</strong>s.<br />
richtungen abschließen, dabei einer erlaubnispfl<br />
ichtigen Finanzdienstleistung nachgehen.<br />
„In einem ersten Schritt haben wir<br />
erreicht, dass die seit Jahren gängige Praxis<br />
mit Musterverträgen, die von der BaFin geprüft<br />
und freigegeben wurden, beibehalten<br />
werden konnte“, sagt Soennecken-Vorstand<br />
Dr. Rainer Barth. Hierdurch wurde verhindert,<br />
dass Fachhändler als Finanzdienstleister<br />
unter die Aufsicht der BaFin fallen und<br />
entsprechenden Verwaltungs- und Kostenaufwand<br />
haben. „Ein zweiter Punkt, der unsere<br />
Händler gegenüber den Herstellern<br />
stark benachteiligt hat, war die Aussage der<br />
BaFin, dass direktes Herstellerleasing nicht<br />
unter den Tatbestand des Finanzierungsleasings<br />
falle“, erläutert Dr. Barth. „Ebenso wie<br />
beim direkten Herstellerleasing steht auch<br />
beim Leasing durch einen Fachhändler der<br />
Absatz des Produktes und nicht die Finan-<br />
Aufgaben, die sie als gemeinsam getragenes<br />
Kooperationsunternehmen am besten lösen<br />
kann.“<br />
zierung im Vordergrund, weshalb diese Unterscheidung<br />
nicht hinnehmbar war!“<br />
Der Argumentation der Genossenschaft hat<br />
die BaFin nun zugestimmt. „Wir freuen uns<br />
sehr, dass unsere vielfältigen Bemühungen<br />
jetzt Erfolg hatten und sehen dies als einen<br />
wichtigen Schritt der Zukunftssicherung unserer<br />
Fachhändler“, so Dr. Barth. In ihrem<br />
Schreiben stellt die BaFin klar, dass sowohl<br />
das direkte Hersteller- als auch das direkte<br />
Händlerleasing nicht unter den Tatbestand<br />
des Finanzierungsleasings fallen. Gleichzeitig<br />
weist die BaFin aber auch darauf hin, dass<br />
diese Regelung nicht auf den Vertrieb über<br />
eine konzerninterne Leasinggesellschaft<br />
übertragbar ist.<br />
Über die genauen Bedingungen und Voraussetzungen<br />
der BaFin-Regelungen für Fachhändler<br />
hat Soennecken ihre Mitgliedshändler<br />
detailliert informiert.<br />
GENOSSENSCHAFTSBLATT 4 | <strong>2010</strong> 39
Fotos: Marco Stepniak<br />
Gewerbe<br />
Bis zu 10.000 Blatt Papier pro Stunde kann der Hochleistungsscanner verarbeiten. Das sind rund 20 Aktenordner.<br />
Von Druckerschwärze zum Pixelpunkt<br />
Seit über 30 Jahren ist die „Ratiodata IT-Lösungen & Services GmbH“ auf Wachstumskurs. Im Bereich<br />
der Archivierung von Dokumenten gehört sie zu den Marktführern in Deutschland.<br />
Münster. Martin Greiwe und Günter Juhr gehen mit gutem Beispiel<br />
voran. In den noch immer ein wenig nach frischer Farbe riechenden<br />
Münsteraner Büros der beiden Geschäftsführer der Ratiodata<br />
IT-Lösungen & Services GmbH fi nden sich in den Regalen weder<br />
angestaubte Aktenordner noch papierbestückte Klemmmappen.<br />
„Unsere Geschäftspapiere haben wir fast alle digitalisiert und gut<br />
gesichert auf dem Server“, so Martin Greiwe. Der Ratiodata-Chef<br />
vertraut der Technik, der Digitalisierung von Papieren, Unterlagen<br />
und Verträgen. Aus gutem Grund: Das Unternehmen der GAD-<br />
Gruppe hat sich in den letzten 30 Jahren nicht nur als IT-Dienstleister<br />
für „IT-Systeme & Services“ sowie „Personal-Systeme & Services“<br />
einen guten Namen gemacht – sondern auch mit der<br />
professionellen Archivierung von Geschäftspapieren gehört die Ratiodata<br />
bundesweit zu den meistgefragten Anbietern. 400 Mitarbeiter<br />
sind bei der Ratiodata an inzwischen sechs Standorten (Duisburg,<br />
Frankfurt/Main, Köln, Lindhorst, Mülheim-Kärlich und<br />
Münster) beschäftigt. Davon rund die Hälfte im Bereich Scanning<br />
und Archivierung. „Bei immer mehr Genossenschaftsbanken im<br />
Rheinland und in Westfalen führen wir erfolgreich Digitalisierungs-<br />
projekte durch und installieren Aktenlösungen in verschiedensten<br />
Bereichen“, macht der Geschäftsführer deutlich.<br />
„Industrialisierung“ heißt das Zauberwort. Im Bankensektor versteht<br />
man darunter verständlicherweise weniger rauchende<br />
Schornsteine. Vielmehr gilt es, interne Abläufe zwischen dem so genannten<br />
„Front- und Backoffi ce“ zu standardisieren und zu automatisieren.<br />
Greiwe: „Finanzdienstleister können so Projektlaufzeiten<br />
reduzieren und deutlich Kosten sparen. Der erste Schritt ist<br />
dabei stets die Umwandlung ehemals papiergebundener in digitale<br />
Prozesse. Dazu müssen Aktenordner gescannt und digitale Akten<br />
angelegt werden, die dann die Basis für die elektronischen Geschäftsabläufe<br />
bilden.“<br />
Was zunächst noch ein wenig theoretisch klingt, bedeutet in der<br />
Praxis viel Handarbeit. Der Weg vom Aktenordner in den Hochleistungsscanner<br />
und schließlich auf den Bildschirm in der Bank ist<br />
nicht immer leicht. Es muss gesichtet, sortiert, markiert und optimiert<br />
werden. Gelbe Klebezettel und Büroklammern sind dabei der<br />
natürliche Feind des Scanners. Das wissen die rund 150 Mitarbeiter<br />
im pragmatisch eingerichteten, hallengroßen Großraumbüro im<br />
40 GENOSSENSCHAFTSBLATT 4 | <strong>2010</strong>
Münsterschen Gewerbebegiet. Papierrascheln<br />
gehört hier ebenso zum dezenten<br />
Grundrauschen wie das leise Klackern der<br />
Computertastaturen und der Hochleistungsscanner,<br />
die bis zu 10.000 Blatt Papier<br />
pro Stunde verarbeiten können. „Das sind<br />
rund 20 Aktenordner“, macht Geschäftsführer<br />
Juhr deutlich. Im Jahr 2009 wurden in<br />
den Scan-Centern der Ratiodata im Zwei-<br />
Schicht-Turnus rund 1.200 Millionen Dokumente<br />
verarbeitet.<br />
Die Ratiodata-Zentrale in Münster ist vor<br />
allem eines: ein gut gesicherter Sperrbezirk.<br />
Ein Hochsicherheitstrakt mit strengen Regeln.<br />
Jährlich überprüft eine unabhängige<br />
Stelle den Datenschutz. Jährlich müssen<br />
Mitarbeiter ein polizeiliches Führungszeugnis<br />
vorlegen. „Anders geht es in dem Gewerbe<br />
einfach nicht“, macht Greiwe deutlich.<br />
„Immerhin bearbeiten wir hier hoch<br />
sensible Dokumente von rund 1.000 Kunden.<br />
Darunter rund 450 Genossenschaftsbanken,<br />
aber auch sehr kleine Firmen oder<br />
DAX-Unternehmen.“ Ein Kunde, der von<br />
der Leistung der Ratiodata überzeugt ist, ist<br />
die GENO BANK ESSEN. Sie hat den Umzug<br />
ihrer Hauptstelle für die Einführung einer<br />
digitalen Kreditakte genutzt. Der gesamte<br />
Kreditprozess läuft damit heute elektronisch<br />
ab. Ratiodata hat dafür zunächst die<br />
Kredit-, Firmenkunden- und Baufi nanzierungsakten<br />
digitalisiert. Insgesamt knapp<br />
700.000 Belege. Die Dokumente stehen jetzt<br />
allen zugriff sberechtigten Bankmitarbeitern<br />
in allen Niederlassungen für weitere Beratungsgespräche<br />
zur Verfügung.<br />
Was die GENO BANK ESSEN für ihre Kreditprozesse<br />
nutzt, hat die Volksbank Bigge-<br />
Lenne im Personalwesen realisiert und verwaltet<br />
die Personalakten ihrer 325<br />
Beschäftigten zukünftig mit einer digitale<br />
Personalakte.<br />
Im Bereich der Archivierung und Digitalisierung<br />
von Dokumenten gehört die Ratiodata<br />
zu den Markführern in Deutschland.<br />
Fast drei Millionen Euro hat das Unternehmen<br />
dafür in den letzten Jahren in die Hand<br />
genommen, so dass inzwischen 20 Hochleistungsscanner<br />
an Produktionsstätten in<br />
Münster und Duisburg eine zügige Verarbeitung<br />
auch eiliger, qualitativ hochwertiger<br />
Massen-Scanaufträge gewährleisten.<br />
Und die Nachfrage wächst stetig. „Wir konnten<br />
daher in den letzten fünf Jahren in diesem<br />
Bereich unseren Personalstand verdoppeln“,<br />
so Günter Juhr. „Allein in<br />
Deutschland sind schätzungsweise eine<br />
Milliarde Aktenordner in Gebrauch. Und lediglich<br />
neun Prozent aller Unternehmen<br />
haben sich mit dem Th ema ,Digitalisierung’<br />
bis dato beschäftigt. Potenzial für uns<br />
ist also weiterhin genug vorhanden“, so<br />
Greiwe.<br />
Gewaltige Serverräume, Aktenarchive und<br />
Lagerräume sucht man in der Ratiodata-<br />
Welt vergebens. Daten werden beim IT-<br />
Dienstleister nur kurz vorgehalten. Innerhalb<br />
von 48 Stunden ist alles erledigt, wird<br />
aus Druckerschwärze ein Pixelpunkt. „Wenn<br />
die digitalen Daten dem Kunden für einen<br />
optimalen und schnellen Zugriff im Unter-<br />
Gewerbe<br />
nehmen wieder zur Verfügung gestellt wurden,<br />
löschen wir bei uns wieder alles. Ad<br />
Acta legen wir nichts. Denn auch die Akten<br />
gehen zurück zum Kunden. Oder sie werden<br />
vernichtet“, so Juhr. Die Ratiodata geht<br />
auch da auf Nummer Sicher. Greiwe: „Wir<br />
verwenden zur Vernichtung der Originale,<br />
der Kreditanträgen, Personalbögen oder<br />
Bauakten, eine Mühle, die das Papier mit<br />
Wasser verbreit. Da bleibt nichts übrig.“<br />
Wolfgang Koschny<br />
Sichten, glätten, sortieren: Die über 150 Mitarbeiter in der digitalen Produktion der Ratiodata sind bestens<br />
geschult.<br />
GENOSSENSCHAFTSBLATT 4 | <strong>2010</strong> 41
Foto: Karl E. Rinas<br />
Gewerbe<br />
Sternekoch zauberte Leckereien<br />
DMG gibt Tipps für den Einkaufsbummel<br />
Die Kochaktion auf dem Wochenmarkt in Hückelhoven war der Auftakt einer bundesweiten Aktion der Deutschen Marktgilde eG.<br />
Hückelhoven. Mediterranes Olivenöl wird<br />
in der Pfanne heiß, marktfrische Kräuter<br />
verströmen einen weithin wahrnehmbaren,<br />
angenehmen Duft und ein durch Sterne<br />
ausgezeichneter Mann mit Schürze erklärt<br />
interessierten Zuschauern, was er da gerade<br />
in den Topf steckt: Die Kochaktion auf dem<br />
Wochenmarkt in Hückelhoven war der Auftakt<br />
einer bundesweiten Aktion der Deutsche<br />
Marktgilde eG (DMG). Euro-Toques<br />
Sternekoch Markus Haxter ließ die Besucher<br />
des Wochenmarktes an seinem Können teilhaben<br />
und bereitete nach einem besonde-<br />
GWS schließt Software-Projekt erfolgreich ab<br />
Münster. Die GWS Gesellschaft für Warenwirtschafts-Systeme mbH<br />
hat eines der bislang größten Software-Projekte der Unternehmensgeschichte<br />
abgeschlossen. Nachdem im vergangenen Jahr bereits<br />
rund 150 Anwender der Team Mineralöl GmbH & Co. KG und rund<br />
150 Anwender der Saatzucht Teambaucenter GmbH & Co. KG erfolgreich<br />
auf die GWS-Warenwirtschaftslösung gevis umgestellt wurden,<br />
erfolgte in einem zweiten Teil nun die Implementierung an weiteren<br />
330 Arbeitsplätzen im Bereich Baustoff handel in Schleswig-Holstein<br />
und Mecklenburg-Vorpommern. Die TEAM AG, die mit rund 1.300<br />
Mitarbeitern, mehr als 100 Standorten in Norddeutschland und ei-<br />
ren Wochenmarktkochbuch Speisen zum<br />
Direktverzehr und Nachkochen zu. Das interessierte<br />
die Besucher, die sich um den<br />
Kochstand drängten und von Moderator<br />
Harry Flint auch noch Tipps für ihren Einkaufsbummel<br />
im wöchentlichen Marktgeschehen<br />
bekamen. „Mit dieser und weiteren<br />
Veranstaltungen wollen wir bundesweit die<br />
Attraktivität des Wochenmarktes weiter<br />
hoch halten“, erklärte Ralf Piel, der im Auftrag<br />
der Marktgilde Genossenschaft für die<br />
Aktion verantwortlich zeichnete. Die Marktgilde<br />
beobachtet als Veranstalter von Wo-<br />
chenmärkten in der Bundesrepublik eine<br />
wachsende Zahl von Verbrauchern, denen<br />
die Qualität, Frische und Herkunft ihrer Lebensmittel<br />
immer wichtiger wird. Piel: „Deshalb<br />
ist es nicht nur unser Antritt, den Kundinnen<br />
und Kunden möglichst hochwertige<br />
Produkte anzubieten, sondern auch zu zeigen,<br />
was man damit machen kann“. Damit<br />
triff t die DMG off ensichtlich den Geschmack<br />
des Publikums punktgenau, denn nicht nur<br />
die frisch zubereiteten Speisen zum Verkosten,<br />
sondern auch die Kochbücher „gingen<br />
weg wie warme Semmel“.<br />
nem Umsatz von fast einer Milliarde Euro zu den größten Handelspartnern<br />
für Gewerbetreibende in den Geschäftsfeldern Baustoff -<br />
handel, Baumärkte, Mineralölhandel und Tankstellen in Deutschland<br />
gehört, erhält durch die Einführung des auf Microsoft Dynamics<br />
(NAV) aufbauenden Systems nicht nur eine unternehmensweit einheitliche<br />
ERP-Basis, sondern auch deutliche Vorteile bei Verwaltung,<br />
Prozessen und Archivierung. Für gevis sprach auch, dass damit keine<br />
Individual-, sondern eine Standardlösung inklusive einer ständigen<br />
Software-Weiterentwicklung genutzt wird und dass diese über eine<br />
monatliche Mietzahlung zu fi nanzieren ist.<br />
42 GENOSSENSCHAFTSBLATT 4 | <strong>2010</strong>
Wahlen/Ernennungen/Wechsel<br />
Birgit Dircks-Menten (54) ist neue Aufsichtsratsvorsitzende der Genossenschaft<br />
Kölner Friedhofsgärtner eG. Die Vizepräsidentin der<br />
IHK zu Köln ist Nachfolgerin von Hans-Robert Mertens.<br />
Sascha Monschauer (43) ist neues Vorstandsmitglied der Volksbank<br />
RheinAhrEifel.<br />
Henning Schmidt (57), Vorstandsvorsitzender der Landgard eG,<br />
Straelen, wurde als Repräsentant der genossenschaftlichen Obst-,<br />
Gemüse- und Gartenbauwirtschaft in das DRV-Präsidium gewählt.<br />
Elmar Schmitz (54) ist neuer Vorstandsvorsitzender der Volksbank<br />
RheinAhrEifel. Er tritt die Nachfolger von Bernhard Kaiser an, der in<br />
den Ruhestand verabschiedet wurde.<br />
Dr. Frank Schweizer-Nürnberg (50) ist neuer Pressesprecher der<br />
WGZ BANK. In dieser Funktion folgt er auf Dr. Christian Brauckmann<br />
(42), der seit April <strong>2010</strong> dem Vorstand angehört.<br />
Klaus Traut (50) ist zum hauptamtlichen Vorstandsmitglied der Winzergenossenschaft<br />
Moselland ernannt worden.<br />
Es starben<br />
Fritz Habighorst, ehemaliges Vorstandsmitglied der Volksbank<br />
Steinhagen (heute: Volksbank Gütersloh), im Alter von 64 Jahren<br />
Ludger Hessling, langjähriger Aufsichtsratsvorsitzender der Volksbank<br />
Lembeck-Rhade, im Alter von 61 Jahren.<br />
Heinrich Horstmann, langjähriges Vorstandsmitglied der Raiff eisen<br />
Warengenossenschaft Albersloh-Everswinkel, im Alter von 72 Jahren<br />
Burchard Hollmann, ehemaliger Aufsichtsratsvorsitzender der<br />
Volksbank Soest (heute: Volksbank Hellweg) und Träger der Goldenen<br />
Ehrennadel, im Alter von 83 Jahren<br />
Alfred Huttrop, ehemaliger Vorstandsvorsitzender der BBAG Lichtenau<br />
(heute: Raiff eisen Westfalen Mitte), im Alter von 83 Jahren<br />
Hubert Kahr, langjähriger Vorstandsvorsitzender der Volksbank<br />
Dorsten, im Alter von 85 Jahren.<br />
Fritz Kickartz, ehemaliges Aufsichtsratsmitglied der Volksbank<br />
Hellweg, im Alter von 70 Jahren<br />
Josef Heinrich Steinhaus, langjähriger Vorstandsvorsitzender der<br />
Bäuerlichen Bezugs- und Absatzgenossenschaft eG Bottrop im Alter<br />
von 62 Jahren<br />
Werner Wegener, ehemaliges Aufsichtsratsmitglied der Volksbank<br />
Büren und Salzkotten, im Alter von 82 Jahren<br />
Ruhestand<br />
T homas Dahm (60), Geschäftsführer der Ratiodata IT-Lösungen &<br />
Servicees GmbH<br />
Namen und Nachrichten<br />
Manfred Günter (63), Vorstandssprecher der Vereinigten Volksbank<br />
Raiff eisenbank in Wittlich<br />
Hubert Hill (62), Vorstandssprecher der VR-Bank Hunsrück-Mosel<br />
Herbert Himmels (63), Vorstandsmitglied der Raiff eisenbank eG,<br />
Heinsberg<br />
Bernhard Kaiser (61), Vorstandsvorsitzender der Volksbank Rhein-<br />
AhrEifel<br />
Ulrich Mertens (62), Vorstandsmitglied der Volksbank Hellweg<br />
Manfred Mowwe (63), Vorstandsmitglied der Volksbank Versmold<br />
Geburtstage<br />
70 Jahre<br />
Hans Hermann Gnegler, ehemaliges Vorstandsmitglied der Volksbank<br />
Versmold<br />
65 Jahre<br />
Günter Hus, ehemaliges Vorstandsmitglied der Volksbank Schnathorst<br />
Martin Rathert, ehemaliges Vorstandsmitglied der Volksbank Minden-Hille-Porta<br />
60 Jahre<br />
Friedrich Schnittker, Vorstandsmitglied der Volksbank Petershagen<br />
Goldene Ehrennadel (DGRV/DRV)<br />
Hubert Hill (62),<br />
Vorstandssprecher<br />
der VR-Bank Hunsrück-Mosel,<br />
wurde<br />
zum Abschied in<br />
den Ruhestand mit<br />
der Ehrennadel in<br />
Gold des DGRVs<br />
ausgezeichnet. Die<br />
Würdigung nahm<br />
Hans Pfeifer, Vorstandsvorsitzender<br />
des <strong>RWGV</strong>s, vor.<br />
Siegbert Benker, Aufsichtsratsvorsitzender<br />
der Volksbank Seppenrade, ist zum Abschied<br />
in den Ruhestand mit der Ehrennadel in Gold<br />
des DGRVs ausgezeichnet worden. <strong>RWGV</strong>-Bankenbetreuer<br />
Michael Paatz dankte ihm für sein<br />
außergewöhnliches Engagement im Ehrenamt<br />
der Bank.<br />
Mit Gold geehrt: Siegbert Benker<br />
<strong>RWGV</strong>-Vorstandsvorsitzender Hans Pfeifer dankte<br />
Hubert Hill (links)<br />
Nachdem Hill schon viele Jahre als Vorstandsmitglied für die heutige<br />
VR-Bank tätig war, ist er seit 2001 Sprecher der Bank. Auch über<br />
die Geschäfte der Kreditgenossenschaft hinaus engagierte er sich ><br />
GENOSSENSCHAFTSBLATT 4 | <strong>2010</strong> 43
Namen und Nachrichten<br />
> ehrenamtlich für die genossenschaftliche Organisation: Hill war seit<br />
1986 Beiratsmitglied der WGZ BANK, stellvertretender Bankleitersprecher<br />
des Bankleiterkreises Bernkastel-Wittlich und Sprecher des<br />
Marketingarbeitskreises.<br />
Mit Gold geehrt: Hans Mäurer (Mitte)<br />
Hans Mäurer (75), ehemaliges Aufsichtsratsmitglied der Volksbank<br />
Mönchengladbach und lange Jahre ehrenamtlicher Vorstandsvorsitzender<br />
der Volksbank Rheindahlen, wurde die goldene Ehrennadel<br />
des DGRVs verliehen. Lothar Erbers, Vorstandsvorsitzender der<br />
Volksbank Mönchengladbach, betonte, dass Mäurer „bis zur Fusion<br />
mit Hardt/Venn die Geschicke der Bank mitbestimmt“ habe. Der<br />
gelernte Drogist Hans Mäurer ist als Geschäftsmann tief in seinem<br />
Stadtteil Rheindahlen verwurzelt und war bis Juli 2005 Mitglied des<br />
Aufsichtsrates. „Hans Mäurer ist ein Genosse im besten Sinn: immer<br />
für den Anderen da, immer das Gemeinwohl und die Solidarität im<br />
Blick und stets bodenständig“, so Erbers.<br />
WGZ BANK-Vorstandsvorsitzender Werner Böhnke dankte Ulrich Mertens<br />
(links).<br />
Ulrich Mertens (62) erhielt die höchste Auszeichnung der Deutschen<br />
Raiff eisen-Organisation zu seinem altersbedingten Ausscheiden<br />
aus dem Vorstand der Volksbank Hellweg. Mehrere Jahrzehnte<br />
hatte der Werler an der Spitze der Bank gestanden. Damit war er einer<br />
der dienstältesten Bankleiter im <strong>RWGV</strong>-Gebiet. Über zwei Jahrzehnte<br />
war Mertens Sprecher der Volksbanken des Kreises Soest. Für<br />
seinen Kreis hat er sich zudem in Münsteraner und Berliner Gremien<br />
ehrenamtlich engagiert. „Ulrich Mertens steht für eine Bank, die<br />
zu ihren Kunden geht. Er hat Mitglieder- und Kundenorientierung<br />
erlebbar gemacht“, meinte Laudator Werner Böhnke, Vorstandsvorsitzender<br />
der WGZ BANK, der Mertens die Goldnadel im Rahmen<br />
einer feierlichen Vertreterversammlung verlieh.<br />
Robert Müller (WGZ BANK) ehrte Bernhard Schmitt (rechts).<br />
Bernhard Schmitt (70), Aufsichtsratsvorsitzender der Raiff eisenbank<br />
Irrel, wurde für sein jahrzehntelanges, ehrenamtliches Engagement<br />
mit der Goldenen Ehrennadel des DGRVs ausgezeichnet.<br />
Die Würdigung nahm Robert Müller, Repräsentant der WGZ BANK,<br />
vor. Bernhard Schmitt war zunächst viele Jahre ehrenamtlicher Vorstand<br />
der ehemaligen Raiff eisenkasse Nusbaum. Nach der Fusion<br />
mit der Raiff eisenbank Irrel war er im Aufsichtsrat, dem er seit 1994<br />
vorstand.<br />
Werner Böhnke, Vorstandsvorsitzender der WGZ BANK, zeichnete Joachim<br />
Schwecht (rechts) aus.<br />
Joachim Schwecht (64), Vorstandsvorsitzender der Volksbank Erft,<br />
ist für sein jahrzehntelanges Engagement im genossenschaftlichen<br />
Verbund mit der Ehrennadel in Gold des DGRVs ausgezeichnet worden.<br />
WGZ BANK-Vorstandsvorsitzender Werner Böhnke skizzierte<br />
in seiner Laudatio den Werdegang Schwechts, der seit 1979 dem<br />
Vorstand der Kreditgenossenschaft angehört. Die Interessen der<br />
Primärgenossenschaften in der Region hat Schwecht unter anderem<br />
im Fachrat des <strong>RWGV</strong>s sowie in der Industrie- und Handelskammer<br />
vertreten. Er gehörte zudem dem Beirat der westdeutschen genossenschaftlichen<br />
Bankleitervereinigung an.<br />
Goldene Ehrennadel (<strong>RWGV</strong>)<br />
Herbert Himmels (63), Vorstandsmitglied der Raiff eisenbank eG,<br />
Heinsberg, ist nach 47 Jahren im gleichen genossenschaftlichen<br />
Unternehmen in den Ruhestand gegangen. Seine Banklehre hatte<br />
er 1963 bei der Spar- und Darlehenskasse Karken begonnen, 1979<br />
rückte er in den dortigen Vorstand auf. Insgesamt sieben Fusionen<br />
hat Himmels begleitet und war damit maßgeblicher Wegbereiter<br />
für den heutigen Erfolg der Raiff eisenbank Heinsberg. WGZ BANK-<br />
44 GENOSSENSCHAFTSBLATT 4 | <strong>2010</strong><br />
>
Vorstand Karl-Heinz Moll verlieh ihm zum Abschied die goldene<br />
Ehrennadel des <strong>RWGV</strong>s.<br />
WGZ BANK-Vorstandsmitglied Karl-Heinz Moll ehrte Herbert Himmels (rechts)<br />
Heinrich Ruckes (61), Vorstandsmitglied der Raiff eisenbank KaiserseschKaifenheim,<br />
wurde zum Abschied in den Ruhestand mit der Ehrennadel<br />
in Gold ausgezeichnet. Ab 1987 war Ruckes als Prokurist<br />
bei der Raiff eisenbank Kaisersesch tätig und wurde ein Jahr später<br />
zum Vorstand berufen. Auch über die Geschäfte der Kreditgenossenschaft<br />
hinaus engagierte er sich: Ruckes war Mitglied des Beirats<br />
der WL-Bank und im Fachrat der kreditgenossenschaftlichen Fachvereinigung<br />
des <strong>RWGV</strong>s tätig.<br />
Bankenbetreuer Heinz Schneider (<strong>RWGV</strong>) ehrte Heinrich Ruckes (links).<br />
Josef Schemmer (62) wurde nach 46 Jahren im Dienst der Volksbank<br />
Lembeck-Rhade während der diesjährigen Generalversammlung mit<br />
viel Beifall in den Ruhestand verabschiedet. Seit 1978 war Schemmer<br />
Mitglied des Vorstands gewesen. Michael Paatz vom <strong>RWGV</strong> ehrte ihn<br />
für sein langjähriges Engagement mit der Ehrennadel in Gold.<br />
Bankenbetreuer Michael Paatz (<strong>RWGV</strong>) gratulierte Josef Schemmer (rechts).<br />
GENOSSENSCHAFTSBLATT 4 | <strong>2010</strong><br />
Silberne Ehrennadel<br />
Hans-Jürgen Bach, Raiff eisendruckerei Neuwied<br />
Wilhelm Bexen, Spar- und Darlehnskasse Oeventrop<br />
Dietmar Demmer, REG Bergisch Land und Mark<br />
Franz Drerup, Raiff eisen Steverland<br />
Henning Friedrichs, Volksbank Nordmünsterland<br />
Alois Hammes, Raiff eisenbank Lutzerather Höhe<br />
Heinrich Hermeling, Raiff eisen Steinfurter Land<br />
Walter Jansen, Volksbank Rhein-Lippe<br />
Franz-Josef Konermann, Volksbank Tecklenburger Land<br />
Johannes Kuhlmann, RWG Milte<br />
Karl Lietmann, Volksbank Bigge-Lenne<br />
Herbert Lohmann, Volksbank Nottuln<br />
Josef Schürmann, Spar- und Darlehnskasse Reken<br />
Hans-Dieter Vordtriede, Volksbank Enger-Spenge<br />
Udo Waldhoff , Raiff eisen Westfalen Mitte<br />
Ehrenurkunden<br />
Manfred Bolwien, Volksbank Greven<br />
Georg Eickelmann, Volksbank Bigge-Lenne<br />
Josef Farwick, VR-Bank Westmünsterland<br />
Paul-Hermann Grobbel, Volksbank Bigge-Lenne<br />
Manfred Hillermann, Volksbank Ascheberg-Herbern<br />
Josef Kurney, Volksbank Nordmünsterland<br />
Hans-Robert Mertens, Genossenschaft Kölner Friedhofsgärtner<br />
Robert Müller, Volksbank Lübbecker Land<br />
Wolfgang Schubert, Volksbank Bigge-Lenne<br />
Bernhard Spöler, VR-Bank Westmünsterland<br />
Heinz-Günter Voß, Volksbank Bigge-Lenne<br />
Heinrich Walgern, Raiff eisen Steverland<br />
Namen und Nachrichten<br />
45
Fotos: Roman Mensing<br />
Zu guter Letzt<br />
„Werte leben. Werte schaffen.“<br />
Der <strong>RWGV</strong>-Jahresbericht 2009 rückt zum fünften Mal in Folge die Mitglieder der Genossenschaften<br />
„ins rechte Licht“.<br />
Theo Germes, Mitglied der Landgard eG. Auf 30.000 Quadratmetern baut er in<br />
seinen Gewächshäusern in Geldern von März bis November Tomaten an.<br />
Walter Mennekes, Mitglied der Volksbank Bigge-Lenne und geschäftsführender<br />
Gesellschafter der MENNEKES Elektrotechnik GmbH & Co. KG in Kirchhundem<br />
Bernd Rosenbauer (links) und Marco Wenzel, Vorstandsmitglieder der Energiegenossenschaft<br />
Lieberhausen<br />
Münster. In seinem Jahresbericht 2009 stellt der <strong>RWGV</strong> ein zentrales<br />
Th ema der letzten Monate in den Mittelpunkt: „Werte leben.<br />
Werte schaff en.“ Dabei geht es zum einen um „Genossenschaften<br />
und Gesellschaft: Werte ohne Halbwertzeit.“ Zum anderen werden<br />
aber auch praxisnah und theoretisch fundiert folgende Th emen mit<br />
dem Blick auf die aktuelle Situation in Rheinland und Westfalen beschrieben<br />
und analysiert: „Genossenschaften im ländlichen Raum“,<br />
„Genossenschaften in den Ballungsräumen“, „Werte entdecken: Genossenschaften<br />
gründen“ und „Kooperation – ein strategisches Instrument“.<br />
„Gut, dass es Genossenschaften gibt!“ machen Hans Pfeifer und Moritz<br />
Krawinkel in ihrem Vorwort deutlich. „Die genossenschaftliche<br />
Idee ist zutiefst liberal. Sie akzeptiert ohne jede Einschränkung die<br />
Anreizmechanismen des Marktes. Aber sie verfolgt keine abstrakten<br />
Renditeziele. Sie ist auf Nachhaltigkeit und Förderung ausgerichtet.<br />
Die Mitglieder entscheiden in Selbstverantwortung und unter Selbstverwaltung.<br />
So stellt die Genossenschaft den Menschen als mündigen<br />
Bürger ins Zentrum ihres Handelns und sichert die Verträglichkeit<br />
ökonomischer Entscheidungen mit dem Gemeinwohl.“<br />
Illustriert wird der Jahresbericht inzwischen zum fünften Mal mit<br />
Portraits von Genossenschaftsmitgliedern aus Rheinland und Westfalen.<br />
Ob Mitglied einer Kreditgenossenschaft, einer landwirtschaftlichen<br />
oder einer gewerblichen Genossenschaft, ob Jung, ob Alt: Die<br />
vom renommierten Münsteraner Fotografen Roman Mensing ins<br />
Bild gesetzten Mitglieder präsentieren einmal mehr in eindrucksvoller<br />
Weise die Vielfalt und Leistungsfähigkeit der genossenschaftlichen<br />
Organisation zwischen Minden und Trier. Der Jahresbericht<br />
steht zum kostenlosen Download bereit unter www.rwgv.de.<br />
46 GENOSSENSCHAFTSBLATT 4 | <strong>2010</strong>
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