Genossenschaftsblatt 4/2010 - RWGV
Genossenschaftsblatt 4/2010 - RWGV
Genossenschaftsblatt 4/2010 - RWGV
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Hintergrund & Analyse<br />
Erfolgreich Mitarbeiter für sich gewinnen<br />
Die Suche externer oder interner Mitarbeiter unter Kosten-/Nutzen-Gesichtspunkten ist ein<br />
wichtiger Erfolgshebel für die Bank. Worauf sollte man dabei achten?<br />
Professionalisierung der Recruitingaktivitäten<br />
Defi nition<br />
des Suchprofi ls<br />
Interner<br />
Kandidatenpool<br />
Externe<br />
Recherche<br />
Online<br />
Unterstützung<br />
Persönliches<br />
Kennenlernen<br />
Entscheidungsfi<br />
ndung<br />
Vertragsgestaltung<br />
Eintritt<br />
Klare Herausarbeitung jetziger und künftiger Kernaufgaben und dafür benötigter<br />
Fähigkeiten sowie Kernaspekte der kulturellen Passung<br />
Gestaltung und Kommunikation der internen Ausschreibung<br />
Falls die Bank einen „Goldfi schteich“ aussichtsreicher und engagierter<br />
Nachwuchskandidaten angelegt hat, ist zu prüfen, ob die aktuell zu besetzende<br />
Stelle hieraus erfolgreich besetzt werden kann<br />
Gestaltung und Schaltung der externen Ausschreibung<br />
Kombination Print und Online prüfen<br />
Eigene Homepage als Medium nutzen<br />
Imageanzeigen zur Vermarktung der eigenen Beschäftigungschancen<br />
gestalten<br />
Geschäftsdatenbanken prüfen<br />
Stellengesuchsdatenbanken prüfen<br />
Eigene Netzwerke im genossenschaftlichen Verbund prüfen<br />
Ausbau der eigenen Homepage als Medium für Initiativbewerbungen<br />
in Kombination mit Imageanzeigen gestalten<br />
Strukturierte Interviews auf Basis von (1) umsetzen<br />
Entscheidungsfi ndung unter Kosten- /Nutzen-Erwägungen und Einbeziehung<br />
der Ergebnisse von (5)<br />
Stuttgart. Die Entscheidung, welcher Bewerber<br />
als Mitarbeiter eingestellt werden<br />
soll, ist von enormer fi nanzieller Bedeutung<br />
für eine Bank. Je nach Fachaufgabe liegt der<br />
Unterschied in der Produktivität zwischen<br />
einem unter realistischen Rahmenbedingungen<br />
ausgewählten „guten Mitarbeiter“<br />
und einem „weniger guten Mitarbeiter“<br />
konservativ geschätzt zwischen 40 und 70<br />
Prozent, in Vertriebsbereichen oft noch<br />
deutlich höher. Die konsequente Gewinnung<br />
der „besseren“ Kandidaten bedeutet<br />
vorsichtig kalkuliert eine 25-prozentige Leistungssteigerung.<br />
Bei einer durchschnittlichen<br />
Produktivität der Beschäftigten in<br />
Deutschland von 50.000 Euro im Jahr sind<br />
das 12.500 Euro pro Mitarbeiter, bei einer<br />
angenommenen fünfjährigen Verweildauer<br />
62.500 Euro pro Einstellungsentscheidung.<br />
Rekrutierungsentscheidungen –<br />
fi nanzielle Tragweite oft unterschätzt<br />
Es gibt nur wenige Investitionsentscheidungen<br />
in Volksbanken und Raiff eisenbanken,<br />
die gegenüber einer „durchschnittlichen“<br />
Entscheidung mit einer Verlust- oder Steigerungschance<br />
der Produktivität in der<br />
Größenordnung von 25 Prozent verbunden<br />
sind.<br />
In unserer Wahrnehmung wird in den meisten<br />
anderen, sachbezogenen Entscheidungsfällen<br />
sorgfältig analysiert, umfangreiche<br />
Abwägungen und Informationsaustauschprozesse<br />
fi nden statt, und es werden<br />
spezialisierte Berater hinzugezogen.<br />
Im Vorfeld der Mitarbeitergewinnung und<br />
-auswahl unterbleibt der Aufwand allzu oft.<br />
Hierfür kann es ganz unterschiedliche<br />
Gründe geben.<br />
Menschenkenntnis –<br />
klar, hat doch jeder …<br />
In der menschlichen Entwicklungsgeschichte<br />
ist in über einer Million Jahren die lebenswichtige<br />
Fähigkeit entstanden, rasch zu entscheiden,<br />
ob es sich bei der fremden Person,<br />
der man begegnet, um Freund oder Feind<br />
handelt. Diese Einschätzungen waren jeweils<br />
schnell zu treff en. Dies ist einer der Aspekte,<br />
warum heute in der Bewerberauswahl<br />
schon nach kurzer Zeit, oft in weniger als einer<br />
Minute, sich ein nur noch schwer korrigierbarer<br />
Eindruck verfestigt. Jedoch ist es<br />
fraglich, ob wir mit unserer biologischen<br />
Grundausrüstung auch Th emen wie „Abschlussstärke<br />
im Kundengespräch“, „Fähigkeit,<br />
die Beziehung zu einem Individualkunden<br />
zu intensivieren“ oder „ganzheitliche<br />
Beratung eines Firmenkunden bei gleichzeitiger<br />
Risikoorientierung“ zutreff end einschätzen<br />
können. Dazu braucht es professionelle<br />
Instrumente, die auf mehreren Ebenen<br />
(zum Beispiel Bewerberpersönlichkeit und<br />
menschliche Grundmotive und -werte, Berufsbiografi<br />
e und Sozialisation im Beruf oder<br />
Verhalten und Erleben in konkreten, anforderungsspezifi<br />
schen Situationen) Informationen<br />
über den Bewerber erfassen und damit<br />
die Treff sicherheit auf Basis eines Anforderungsprofi<br />
ls deutlich erhöhen. Trotzdem<br />
wird niemand einen Bewerber nur auf Basis<br />
abstrakter und unpersönlicher Verfahren<br />
einstellen, ohne sich selbst ein Bild gemacht<br />
zu haben, „ob die „Chemie stimmt“. Da kann<br />
durchaus passieren, was ein Vorstandsmitglied<br />
einer westfälischen Kreditgenossenschaft<br />
in einem durch die GGB-Beratungsgruppe<br />
begleiteten fusionsbedingten Begutachtungsprozess<br />
der künftigen zweiten Führungsebene<br />
prägnant auf den Punkt brachte:<br />
„Da liegen die guten Ergebnisse auf dem<br />
Tisch, aber ich krieg den Kerl nicht durch<br />
den Hals.“ Diese letztlich persönliche Entscheidung<br />
ist zu respektieren. Allerdings<br />
fußte sie in dem Beispiel auf einer konkret<br />
objektivierten Informations- und Datenbasis,<br />
die genutzt werden kann, um dem Kandidaten<br />
eine fundierte persönliche Rückmeldung<br />
über eigene Begabungsstärken und<br />
Entwicklungschancen zu geben. Auf diese<br />
Weise hat auch ein aktuell abgelehnter Bewerber<br />
einen persönlichen Nutzen. ><br />
12 GENOSSENSCHAFTSBLATT 4 | <strong>2010</strong>