Genossenschaftsblatt 4/2010 - RWGV

Zorros Zorn
Liebe Leserin, lieber
Leser, Zorro reitet wieder!
Können Sie sich erinnern?
In den siebziger
Jahren war er unser
Held: Mantel und Degen,
Maske und Peitsche,
der Rächer der
Armen und Unterdrückten.
Zorros Zorn gilt
heute aber nicht mehr
einer korrupten Obrigkeit. Es ist die demokratisch
legitimierte Obrigkeit in Form des
Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft
und Verbraucherschutz sowie die
vom Ministerium zu 92,6 Prozent fi nanzierte
Verbraucherzentrale Bundesverband, die
Spaß am Zorro-Spiel gefunden haben. Sie
blähen die Heldenbrust für die „wehrlosen
Fremdkunden“, wie die Verbraucherzentrale
gegenüber „Bank intern“ bekundet. Interessante
Vorstellungen hat man dort vom Leben
eines Verbrauchers. Er werde zur Kasse
gebeten, „wenn der Bargeldbedarf dringend
ist und keine Zeit mehr für das Ansteuern
vielleicht noch nicht einmal bekannter weiterer
Standorte von Konkurrenzautomaten
besteht. Wenn es die vor Ort gibt“.
Die Verbraucherschützer wollen daher den
freien Zugang zur Bargeldversorgung ausfechten.
Denn: Plötzliche, unvorhergesehene
Ausgaben bedrängen den Verbraucher.
Er hat auch keine Bankverbindung zu einer
Volksbank oder Sparkasse. Deren Automaten
stehen bekanntlich an jeder Ecke. Den
80 Millionen Kunden dieser beiden Gruppen
gilt Zorros Einsatz also nicht.
Zorros Einsatz gilt nicht den vielen Millionen
Mitgliedern von Genossenschaftsbanken,
die in ihren Gremien für eine teure, auf-
GENOSSENSCHAFTSBLATT 4 | 2010
wändige Infrastruktur gestimmt haben,
gerade auch im ländlichen Raum. Zorro reitet
nicht für diese mittelständischen Bankteilhaber,
die sich diese Infrastruktur Teile
ihrer Dividende haben kosten lassen. Bei
diesen ist es noch heute wie bei Raiff eisen:
Wenn sie nicht auf Selbsthilfe und Selbstverantwortung
setzten, wäre im ländlichen
Raum weithin gähnende kreditwirtschaftliche
Leere!
Zorro reitet für die verhältnismäßig kleine
Zahl überwiegend großstädtischer Kunden
großer Banken. Deren Aktionäre haben
nicht zugunsten von Infrastruktur auf Ausschüttungen
verzichtet. Manche locken mit
kostenlosen Girokonten, andere lassen sich
von Staat helfen. Natürlich hätten sie auch
Geldautomaten aufstellen können. Aber
weshalb eigentlich, wenn ihnen der Staat
mit Zorros Hilfe die Infrastruktur der Wettbewerber
zutreibt. „Abgesehen von wichtigen
Verkehrspunkten und bestimmten
Haupteinkaufsgebieten wird es schnell rar
mit der Automatenversorgung“ sagen die
Verbraucherschützer „bank intern“. Zum
Beispiel im westfälischen Peckelsheim:
1.900 Einwohnern steht „nur“ ein Geldautomat
der Volksbank und einer der Sparkasse
zur Verfügung. Da muss man für die vielleicht
doch gelegentlich durchreisenden
Kunden von Targo- und Commerzbank, deren
Automaten zehn Kilometer entfernt
sind, und die in Peckelsheim plötzlich und
unerwartet einen erheblichen Bargeldbedarf
verspüren, schon mal ein „vollständiges
und mehrschichtiges Marktversagen“ feststellen.
Zorro, steig aus dem Sattel! Lass Dich
vor keinen Karren spannen.
Th orsten Weiland
Inhalt
Das Thema
Im Interview: Günter Verheugen 4
Wirtschaftstag in Bochum 6
RWGV intern
Reform der Einlagensicherung 7
Verbandstag auf Schalke 8
Hintergrund & Analyse
RWGV-Studie:
Vertrauen in Deutschland 9
Erfolgreich Mitarbeiter gewinnen 12
DRV-Studie: Im „Markt-Sandwich“ 14
Aus dem Verbund
Kurz gemeldet 15
Im Interview: Hans Joachim Reinke 16
„sozialgenial“ gut angelaufen 18
WGZ BANK punktet beim Mittelstand 20
Protest der Gewinnsparvereine 21
Banken
BAG feiert Geburtstag 23
Kurz gemeldet 24
Handelsblatt-Jahrestagung 2010 31
Landwirtschaft
Westfl eisch exportiert nach China 32
Kurz gemeldet 33
Impressum 34
Gewerbe
NOWEDA mit neuer Niederlassung 38
Kurz gemeldet 39
„Ratiodata“ im Porträt 40
Namen und Nachrichten 42
Zu guter Letzt 46
3