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3 CSTR-Reaktor

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18 3. <strong>CSTR</strong>-REAKTOR<br />

3 <strong>CSTR</strong>-<strong>Reaktor</strong><br />

Im vorhergehenden Abschnitt haben wir uns mit einem diskontinuierlich betriebenen<br />

<strong>Reaktor</strong> beschäftigt, die meisten industriell verwendeten <strong>Reaktor</strong>en werden jedoch kontinuierlich<br />

betrieben. Im folgenden werden wir uns nur noch mit kontinuierlich betriebenen<br />

<strong>Reaktor</strong>en auseinandersetzen. Kontinuierlich betrieben <strong>Reaktor</strong>en bieten die<br />

Möglichkeit, größere Produktmengen in kleineren Anlagen zu erzielen, benötigen weniger<br />

Arbeitskraft und geringere Betriebskosten und führen häufig auch zu einer besseren<br />

Produktqualität. Andererseits sind sie mitunter durch ein sehr komplexes An- und Abfahrverhalten<br />

gekennzeichnet.<br />

Als erstes Beispiel werden wir in diesem Abschnitt den kontinuierlich betriebenen<br />

Rührkessel mit vollständiger Durchmischung, hier kurz <strong>CSTR</strong> (= Continuous<br />

Stirred Tank Reactor, andere Bezeichnung PSR = Perfectly Stirred Reactor)<br />

genannt, diskutieren. Man stelle sich darunter einen <strong>Reaktor</strong>kessel mit Ein- und Auslaß<br />

und einer Rührvorrichtung sowie Heiz- und Kühlvorrichtungen vor (analog Abb. 2.1,<br />

nur mit ständig geöffnetem Einlaß und Auslaß).<br />

Die zwei für dessen Modellierung charakteristische Eigenschaften des <strong>CSTR</strong> sind: 1.<br />

Der <strong>Reaktor</strong> wird kontinuierlich betrieben, es gibt also einen ständigen Zufluß an Reaktanden<br />

und Abfluß and Produkten. Der Zufluß ist durch die einströmenden Stoffmengen<br />

der jeweiligen Spezies (ṅ in<br />

i ) und der Einström-Temperatur (T in ) gekennzeichnet, der<br />

Ausfluß durch die analogen Größen (ṅ out<br />

i , T out ). Der <strong>CSTR</strong> wird meist stationär betrieben,<br />

er benötigt jedoch eine gewisse Zeit, um nach dem Anfahren den stationären<br />

Zustand zu erreichen. 2. Die Reaktionsmasse ist vollständig (ideal) durchmischt. Diese<br />

Eigenschaft galt schon für den Batch-<strong>Reaktor</strong>. Es gilt also wiederum<br />

∂c i<br />

∂⃗r<br />

=0,<br />

∂T<br />

∂⃗r<br />

=0. (3.1)<br />

Dies bedeutet auch, daß die Variablen im <strong>Reaktor</strong> selbst die gleichen Werte wie im<br />

Abfluß besitzen. Wandeffekte wie Wärmezufuhr bzw. -abfuhr und chemische Reaktionen<br />

an der inneren Kesselwand können durch das <strong>CSTR</strong>- Modell nur insofern korrekt<br />

beschrieben werden, wie sie keine räumlichen Gradienten verursachen. Der Wärmetransport<br />

in der Reaktionsmasse muß also sehr schnell sein, und der Speziestransport<br />

muß wesentlich schneller als die chemischen Reaktionen auf der Wand ablaufen (kinetisch<br />

kontrolliertes System). Die geometrische Form des <strong>Reaktor</strong>s spielt im Modell<br />

keine Rolle, jedoch dessen Volumen.<br />

3.1 Grundlagen: Stoff- und Wärmebilanz im <strong>CSTR</strong><br />

Es besteht nun die Aufgabe, Ausdrücke abzuleiten, die es gestatten, die Konzentrationen<br />

der einzelnen Spezies (c out<br />

i (t)), die Temperatur (T out (t)) im <strong>Reaktor</strong> (= am Ausfluß)<br />

und den ausströmenden Volumenfluß ( ˙V out (t), Einheit: m 3 /s) zu berechnen. Da auch<br />

das An- und Abfahrverhalten beschrieben werden soll, sind die Variablen zeitabhängig<br />

zu modellieren.


3.1 Grundlagen: Stoff- und Wärmebilanz im <strong>CSTR</strong> 19<br />

3.1.1 Stoffbilanz<br />

Sind im <strong>CSTR</strong> ein- und ausströmender Volumenfluß Null, so entspricht dies dem im<br />

vorigen Abschnitt behandelten Batch-<strong>Reaktor</strong>-Modell, und die zeitliche Konzentrationsänderung<br />

von Spezies i ergibt sich zu:<br />

dc i<br />

dt =˙ω i =<br />

K∑<br />

ν ik k fk<br />

k=1<br />

∏<br />

N g<br />

c ν′ ik<br />

i . (3.2)<br />

i=1<br />

Durch Multiplikation mit V R , dem <strong>Reaktor</strong>volumen des <strong>CSTR</strong> und mit ṅ in<br />

i<br />

bzw. ṅ out<br />

i (t))<br />

als den an Spezies i ein- bzw. ausströmenden Stoffmengen , erhält man die folgende<br />

Stoffmengenbilanz im <strong>CSTR</strong>:<br />

dn i<br />

dt = V dc i<br />

R<br />

dt =ṅin i − ṅ out(t)<br />

i + V R ˙ω i (3.3)<br />

Das <strong>Reaktor</strong>volumen und die einströmenden Stoffmengen sind hierbei zeitlich konstant.<br />

Mit ṅ i = c i ˙V und ci (im <strong>Reaktor</strong>)=c out<br />

i ergibt sich<br />

dc out<br />

i<br />

V R<br />

dt<br />

= c in<br />

i<br />

˙V in<br />

i<br />

− c out out<br />

i (t) ˙V i (t)+V R ˙ω i (3.4)<br />

der N g Gasphasen-<br />

und somit N g Bestimmungsgleichungen für die Konzentrationen c out<br />

i<br />

spezies im <strong>CSTR</strong>:<br />

3.1.2 Wärmebilanz<br />

dc out<br />

i<br />

dt<br />

=<br />

in ˙V i<br />

c in<br />

i −<br />

V R<br />

˙V<br />

out<br />

i<br />

V R<br />

c out<br />

i (t)+ ˙ω i . (3.5)<br />

Nach dem die zeitliche Veränderung der Konzentrationen im <strong>CSTR</strong> betrachtet wurden,<br />

soll nun eine Bestimmungsgleichung für die <strong>Reaktor</strong>temperatur abgeleitet werden. Aus<br />

dem 1. Hauptsatz folgt für konstantes <strong>Reaktor</strong>volumen, daß die Änderung der inneren<br />

Energie des Systems gleich der zu- bzw. abgeführten Wärmemenge ist. Weiterhin ist<br />

der Druck im <strong>CSTR</strong> konstant. Durch die Einströmung wird dem System pro Zeiteinheit<br />

die Wärmemenge (Einheit: Joule (J))<br />

˙Q in =<br />

N g ∑<br />

i<br />

ṅ in<br />

i h i (T in )M i (3.6)<br />

zugeführt, und durch die Ausströmung die Wärmemenge<br />

˙Q out =<br />

N g ∑<br />

i<br />

ṅ out<br />

i h i (T out )M i (3.7)<br />

abgeführt. Die pro Zeiteinheit aufgrund von Kühlung bzw. Heizung in den <strong>Reaktor</strong><br />

transportierte Wärme wird hier durch folgenden Ansatz modelliert:<br />

˙Q exch = k W A W (T W − T out ) , (3.8)


20 3. <strong>CSTR</strong>-REAKTOR<br />

mit k W als Wärmedurchgangskoeffizienten, A W als Wärmeaustauschfläche und T W als<br />

mittlere Temperatur des Kühl- bzw. Heizmediums. Mit (siehe auch Kapitel über Batch-<br />

<strong>Reaktor</strong>)<br />

∂U ∂H − pV ∂T out<br />

= = V R ρc p<br />

∂t ∂t<br />

∂t<br />

ergibt sich als Gesamtenthalpie-Bilnaz des <strong>CSTR</strong>:<br />

∑<br />

N g<br />

+ V R<br />

i<br />

h i M i ω˙<br />

i (3.9)<br />

V R ρc p<br />

∂T out<br />

∂t<br />

∑<br />

N g<br />

+ V R<br />

i<br />

h i M i ˙ω i (T out )= (3.10)<br />

N g ∑<br />

i<br />

∑<br />

N g<br />

ṅ in<br />

i h i (T in )M i − ṅ out<br />

i h i (T out )M i + k W A W (T W − T out ) ,<br />

i<br />

und somit eine Bestimmungsgleichung für die sich zeitlich verändernde Temperatur im<br />

<strong>CSTR</strong>.<br />

3.2 Numerisches Modell<br />

Mit den obigen Überlegungen ergibt sich im allgemeinen (instationären) Fall das folgende<br />

nichtlineare gekoppelte Differentialgleichungssystem zur Modellierung eines <strong>CSTR</strong>:<br />

dc out<br />

i<br />

dt<br />

=<br />

in ˙V<br />

c in<br />

i −<br />

V R<br />

˙V<br />

out<br />

V R<br />

c out<br />

i (t)+ ˙ω i i =1, ..., N g (3.11)<br />

∂T out<br />

∂t<br />

= − 1<br />

ρc p<br />

⎛<br />

∑<br />

N g<br />

⎝<br />

i<br />

+ 1<br />

ρc p V R<br />

⎛<br />

⎞<br />

h i M i ˙ω i (T out ) ⎠ (3.12)<br />

∑<br />

N g<br />

⎝<br />

i<br />

c in<br />

i<br />

˙V in h i (T in )M i −<br />

+ 1<br />

ρc p V R<br />

(<br />

kW A W (T W − T out ) ) .<br />

N g ∑<br />

i<br />

c out<br />

i<br />

⎞<br />

˙V out h i (T out )M i<br />

⎠<br />

Damit kann man bei vorgegebenen Einströmbedingungen (c in<br />

i , T in , ˙V in ), Volumen des<br />

<strong>Reaktor</strong>kessels (V R ) und Kenntnis der chemische Kinetik die Spezieskonzentrationen<br />

und die Temperatur im <strong>CSTR</strong> berechnen. Der ausströmnde Volumenfluß ( ˙V out ) ergibt<br />

sich aufgrund folgender Überlegung: Die pro Zeiteinheit eintrömende Masse (=Massenfluß)<br />

ist gleich der pro Zeiteinheit ausströmenden:<br />

und mit ṁ = c ∗ ˙V ∗ M gilt dann:<br />

m˙<br />

in = m ˙out<br />

, (3.13)<br />

˙V out = cin M in ˙V<br />

in<br />

c out M out . (3.14)


3.3 Weitere Betrachtungen zum <strong>CSTR</strong> 21<br />

Hierbei steht c in/out für die Gesamtkonzentration (= ∑ i c i ) und M in/out für die mittlere<br />

molare Masse (= ∑ i c i /c ∗ M i ) des Gemisches.<br />

Das sich ergebende DGL-System ?? läßt sich zum Beispiel mit dem bereits vorgestellten<br />

semi-impliziten Extrapolationsverfahren LIMEX lösen.<br />

Im <strong>CSTR</strong> stellt sich nach einiger Zeit ein stationärer Zustand ein, d. h. die Spezieskonzentrationen<br />

und die Temperatur im <strong>Reaktor</strong> sind zeitlich konstant. Das DGL-<br />

System ?? geht dann in ein gekoppeltes nichtlineares algebraisches Gleichungssystems<br />

für die N g + 1 Varaiablen über. Diese kann dann mit einem Newton-Verfahren gelöst<br />

werden. Man kann aber auch das korrespondierende DGL-System lösen und so lange<br />

zeitlich integrieren bis die Variablen sich zeitlich nicht mehr ändern, also der stationäre<br />

Zustand eingetreten ist. Diese Vorgehensweise erweist sich bei sehr steifen DGL-<br />

Systemen (steif = es existieren stark unterschiedliche Zeitskalen) häufig als die numerisch<br />

stabilere.<br />

Zur numerischen Simulation von <strong>CSTR</strong>-<strong>Reaktor</strong>en wird das Computerprogramm<br />

DETCHEM <strong>CSTR</strong> in dem die Voerlesung begleitenden Seminar vorgestellt. Informationen<br />

zur Software DETCHEM findet man auch unter http://www.detchem.de. In diesem<br />

Programmpaket ist der DAE-Solver LIMEX (siehe auch http://www.zib.de) implementiert.<br />

3.3 Weitere Betrachtungen zum <strong>CSTR</strong><br />

3.3.1 Verweilzeit, Umsatz, Einstellung des stationären Zustandes<br />

Bildet man das Verhältnis aus <strong>Reaktor</strong>volumen und ausströmendemder Volumenfluß<br />

eines <strong>CSTR</strong>, so ergibt sich die Verweilzeit τ des Reaktionsgemsiches im <strong>Reaktor</strong>:<br />

Wegen (3.13) gilt mit ρ = m/V :<br />

τ = V R<br />

. (3.15)<br />

V ˙out ρ in<br />

V˙<br />

in = ρ out V ˙ out . (3.16)<br />

Unter Verwendung dieser beiden Beziehungen läßt sich die Stoffbilanz (3.11) im <strong>CSTR</strong><br />

für Spezies i dann auch schreiben als:<br />

dc out<br />

i<br />

dt<br />

= cin i<br />

τ<br />

˙V in cout i<br />

−<br />

out<br />

˙V<br />

τ<br />

+˙ω i . (3.17)<br />

Für einfache Reaktionen oder Parallelreaktionen lassen sich die Konzentrationen<br />

einfach aus der Stoffbilanz ableiten.<br />

Beispiel: Es wird die Reaktion A→B mit dem Geschwindigkeitsgesetz ω˙<br />

A = −kc A<br />

betrachtet. Für konstante Temperatur ist diese Reaktion volumenbständig (=keine<br />

Dichteänderung), das heißt ˙V out = ˙V in . Nach (3.17) folgt die Beziehung<br />

dc out<br />

A<br />

dt<br />

= cin A<br />

τ − cout A<br />

τ<br />

− kc out<br />

A , (3.18)


22 3. <strong>CSTR</strong>-REAKTOR<br />

womit sich die Konzentration von Spezies A im <strong>Reaktor</strong> für den stationären Zusatnd<br />

(linke Seite = 0) explizit angeben läßt:<br />

c out,stat.<br />

A = 1<br />

1+kτ cin A . (3.19)<br />

Der Umsatz (Konversion) von Spezies i im <strong>Reaktor</strong> ist definiert als<br />

Conv i = ṁin i<br />

− ṁ out<br />

i<br />

ṁ in<br />

i<br />

=1− ṁout i<br />

ṁ in<br />

i<br />

. (3.20)<br />

Bei gegebener Verweilzeit und Kenntnis des Geschwindigkeitskoeffizienten (k) läßt sich<br />

somit für dieses Beispiel der Umsatz direkt angeben bzw. die Verweilzeit für einen<br />

erwünschten Umsatz berechnen, das heißt ein geeignetes <strong>Reaktor</strong>volumen oder einen<br />

geeigneten Volumenfluß der Einströmung wählen. Ist das Anfahrverhalten des <strong>Reaktor</strong>s<br />

zu beschreiben, so ergibt sich nach Integration von (3.18) folgende Beziehung:<br />

c out,instat.<br />

A = 1 (<br />

1+kτ<br />

1 − exp − (1+kτ)t<br />

τ<br />

)<br />

c in A . (3.21)<br />

Das Verhältnis c out,instat.<br />

A /c out,stat.<br />

A beschreibt dann, in wie weit sich der <strong>CSTR</strong> dem stationären<br />

Betriebszustand angenähert hat. Ähnliche Überlegungen lassen sich für weitere<br />

einfache Zeitgesetze und auch Parallelreaktionen, sowie für das Herunterfahren eines<br />

<strong>CSTR</strong> durchführen.<br />

3.3.2 Serienschaltung von <strong>CSTR</strong>’s in einer Kaskade<br />

Schaltet man N Kessel <strong>CSTR</strong>’s mit gleicher Temperatur zu einer Kasakde zusammen, bei<br />

der die Einströmung des n-ten <strong>CSTR</strong> der Ausströmung des n−1-ten <strong>CSTR</strong> entspricht,<br />

so gilt entsprechen Gl. (3.11) für den n-ten Kessel im stationären Betriebszustand:<br />

mit (wegen (3.13))<br />

c out out<br />

i,n−1 ˙V n−1 − c out out<br />

i,n ˙V n + V R,n ω i,n =0 (3.22)<br />

˙V out<br />

n−1ρ out<br />

n−1 =<br />

out ˙V n ρ out<br />

n . (3.23)<br />

Damit ergeben sich N Kessel *N g Gleichungen zur Bestimmung der N Kessel *N g Variablen<br />

(c out<br />

i,n .Für die Konzentration der i-ten Spezies im n-ten Kessel gilt folglich:<br />

[<br />

c out<br />

i,n = ρout n<br />

ρ out<br />

n−1<br />

c out<br />

i,n−1 + V ]<br />

R,n<br />

˙V R,n ˙ω i,n<br />

n−1<br />

. (3.24)<br />

Beisichverändernder Temperatur ist das Gleichungssystem entsprechend zu erweitern.<br />

Man kann zum Beispiel mit Hilfe des Newton-Verfahrens dieses algebraische Gleichungssystem<br />

lösen.


3.4 Technische <strong>CSTR</strong> 23<br />

3.4 Technische <strong>CSTR</strong><br />

3.4.1 Durchmischung<br />

Bei technischen <strong>Reaktor</strong>en erweist es sich bei kurzen Verweilzeiten als schwierig, die in<br />

der Modellierung verwendete Voraussetzung ortsunabhängiger Variablen zu realisieren.<br />

Insbesondere für gasförmige Mischungen sind gut durchmischte <strong>Reaktor</strong>en schwer zu<br />

konstruieren. Daher sind die meisten <strong>CSTR</strong>’s Flüssigreaktoren. Hier können jedoch<br />

beizugroßerViskosität, zum Beispiel bei Polymerisationsprozessen, Mischprobleme<br />

auftreten.<br />

3.4.2 Stabilitätsverhalten<br />

Beispiel: Für die Reaktion A→B soll das Geschwindigkeitsgesetz ˙ω A = −kc out<br />

A gelten.<br />

Da es sich um eine volumenbeständige Reaktion handelt, ergibt sich der Unsatz im<br />

stationärem Fall (siehe oben) am Stoff A zu:<br />

Conv A =1− cout A<br />

= kτ<br />

c in A 1+kτ = τAexp −E A<br />

RT out<br />

1+τAexp −E . (3.25)<br />

A<br />

RT out<br />

Für niedrige Temperaturen bedeutet dies, daß der Umsatz exponentiell steigt, da<br />

τAexp −E A<br />

klein gegenüber 1 ist. Bei hohen Temperaturen nähert sich der Umsatz<br />

RT out<br />

dem Wert 1 an, da nun dieser Term wesentlich größer als 1 ist.<br />

Führen wir für dieses Beispiel eine Wärmebilanz durch, bei der ˙Q exch =0 ist, so<br />

ergibt sich unter der Annahme, daß c p unabhängig von der Temperatur und konstant<br />

ist, der folgende Ausdruck:<br />

˙V in ρ in c in<br />

p (T out − T in )=c in ˙V A in τAexp −E A<br />

RT<br />

(−∆ R H)<br />

out<br />

1+τAexp −E . (3.26)<br />

A<br />

RT out<br />

Der linke Term stellt die Differenz zwischen ausströmender Wärmemenge und einströmender<br />

Wärmemenge dar. Dies ist bei exothermen Reaktionen genau die durch<br />

Strömung abgeführte Wärmemenge, hier als ˙Q Str bezeichnet. Die rechte Seite stellt die<br />

durch chemische Reaktion pro Zeiteinheit freiwerdende Wärmemenge ˙Q R dar, wobei<br />

∆ R H die Reaktionsenthalpie ist. ˙Q Str steigt mit der <strong>Reaktor</strong>temperatur T out linear<br />

an, während die Temperaturabhängigkeit von ˙Q R , mit einen S-förmigen Verlauf, für<br />

niedrige Temperaturen exponentiell ist (siehe analoge Diskussion oben).<br />

Diese Verhältnisse sind in der Abbildung grafisch dargestellt. Je nach Eintrittstemperatur<br />

T ein können sich die Geraden und die S-Kurve in einem, in zwei oder in drei<br />

Punkten schneiden, wobei die Abzissenwerte dieser Schnittpunkte diejenigen Temperaturen<br />

T aus sind, für welche die Gleichung (3.26) erfüllt ist.<br />

Wenn an einem gewählten Betriebspunkt, z. B. A 1 , A, C, C 1 , die Wärmebildungskurve<br />

˙Q R = f(T out=aus ) flacher veläuft als die Wärmeabführungskurve ˙Q Str =<br />

f(T out=aus ), so wird bei einer kleinen Temperaturerhöhung des Reaktionsgemisches,<br />

wie sie infolge betrieblicher Schwankungen auftreten kann, mehr Wärme in der Zeiteinheit<br />

durch Strömung abgeführt, als durch die chemische Reaktion gebildet wird;<br />

die Reaktionsmischung kühlt sich dann so lange ab, bis wieder der stationäre Betriebspunkt<br />

erreicht ist. Umgekehrt ist bei einer kleinen Temperaturerniedrigung die


24 3. <strong>CSTR</strong>-REAKTOR<br />

Abbildung 3.1: Verlauf der Wärmebildungskurve ˙Q R und der Wärmeabführungsgeraden<br />

˙Q Str als Funktion der Temperatur T out ; Bild entnommen aus Fitzer/Fritz: Technische<br />

Chemie.


3.4 Technische <strong>CSTR</strong> 25<br />

durch chemische Reaktion pro Zeiteinheit gebildete Wärmemenge größer als die durch<br />

Strömung abgeführte, so daß sich die Reaktionsmischung so lange erwärmt, bis wieder<br />

der stationäre Betriebspunkt erreicht ist. Bei den in der Abbildung eingezeichneten<br />

Schnittpunkten A 1 , A, C und C 1 handelt es sich um stabile Betriebspunkte.<br />

Wenn jedoch wie im Punkt B die Steigung der Wärmebildungskurve größer als<br />

diejenige der Wärmeabführungsgeraden ist, so wird bei einer Erhöhung der <strong>Reaktor</strong>temperatur<br />

infolge betrieblicher Schwankungen mehr Wärme pro Zeiteinheit gebildet,<br />

als abgeführt werden kann, das heißt, die Reaktionsmischung heizt sich auf, und zwar<br />

so lange bis die Temperatur und der Umsatz erreicht sind, welche dem oberen stabilen<br />

Betriebspunkt C entsprechen. Bei einer Erniedrigung der <strong>Reaktor</strong>temperatur hingegen<br />

würde sich die Reaktionstemperatur so lange abkühlen bis Betriebspunkt A erreicht<br />

ist. Der Betriebspunkt B ist demnach instabil.<br />

Bei einer exothermen Reaktion in einem adiabatisch betriebenen <strong>CSTR</strong> existiert<br />

also dann ein instabiler Zustand, falls drei Schnittpunkte vorliegen, wobei zwei davon<br />

stabil und der mittlere instabilen Betriebszuständen entsprechen. In der Abbildung<br />

stellen T1 ein und T2 ein Grenztemperaturen des Zulaufstroms dar; für alle Einströmtemperaturen<br />

T in ≤ T1 ein bzw. T in ≥ T2 ein ergeben sich nur stabile Betriebszustände, mit<br />

niedrigem Umsatz bei nidrieger Temperatur bzw. hohem Umsatz bei hoher Temperatur.<br />

Aus diesen Betrachtungen läßt sich schlußfolgern, durch welche Maßnahmen, Reaktionen<br />

gezündet (=bringen in den oberen Temperaturbereich) oder gelöscht (=bringen<br />

in den unteren Temperaturbereich) werden können. Eine Zündung kann erreicht werden<br />

(siehe (3.26)) durch Erhöhung der Zulauftemperatur T in über die Temperatur T ein<br />

2<br />

hinaus bei sonst gleichen Reaktionsbedingungen, durch Erhöhung des Zulaufkonzentraion<br />

c in A bei konstanter Zulauftemperatur- und strom, durch Erhöhung der mittleren<br />

Verweilzeit.<br />

Bei komplexen Reaktioen kann die Wärmebildungskurve mehrere Wendepunkte<br />

haben, somit ändert sich auch die Zahl und Lage der Schnittpunkte und das Zündund<br />

Löschverhalten wird mitunter sehr komplex.<br />

Für endotherme Reaktioen ist ˙Q R negativ, d. h. die S-förmige Wärmebildungskurve<br />

ist um die Abzissenachse nach unten geklappt (gespiegelt); die Steigung der Wärmeabführungskurve<br />

ist auch hier positiv. Daher existiert nur ein Schnittpunkt zwischen<br />

beiden Kurven, der einem stabilen Betriebszustand entspricht.

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