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Chancen für eine Wald-Wildnis von morgen - Urwald vor den Toren ...

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URWALD <strong>vor</strong> <strong>den</strong> <strong>Toren</strong> der Stadt<br />

<strong>von</strong> Peter Schneider, Teamleiter <strong>Urwald</strong><br />

<strong>Chancen</strong> für <strong>eine</strong><br />

<strong>Wald</strong>-<strong>Wildnis</strong> <strong>von</strong> <strong>morgen</strong><br />

Unter Naturschützern und -liebhabern<br />

ist unumstritten, dass der Erhalt<br />

unserer heimischen Tier- und Pflanzenwelt<br />

ein wichtiges gesellschaftliches Ziel<br />

ist, für das es sich lohnt, viel ehrenamtliches<br />

Engagement einzubringen. Leider<br />

müssen Naturschützer landauf,<br />

landab mit vielen Vorurteilen leben.<br />

Viele Gegner (auch heimliche) fin<strong>den</strong>,<br />

dass der Naturschutz sich zu sehr einmischt<br />

und "berechtigte Wünsche" der<br />

2 Rohre (siehe unten) wur<strong>den</strong> im Netzbach entfernt und<br />

durch <strong>eine</strong> wildniskonforme Robinienbrücke ersetzt.<br />

Auf der Brücke stehen v.l.n.r.: Peter Schneider, Tino<br />

Sawrtal u. Hund, Forstpraktikant, Johannes Neu, Urban<br />

Backes und Carsten Krehling.<br />

Landnutzer, der Unternehmen, der Bauwilligen,<br />

Städte und Gemein<strong>den</strong> und<br />

sogar <strong>den</strong> wirtschaftlichen Fortschritt<br />

behindert. Vielen geht der Naturschutz<br />

in s<strong>eine</strong>n Forderungen zu weit.<br />

Umso erfreulicher ist es, wenn der<br />

Naturschutz ohne größere Konflikte<br />

und sogar in Kooperation mit <strong>eine</strong>m der<br />

größten Landnutzer (SaarForst) eindeutige<br />

Erfolge für sich verbuchen kann.<br />

Ja, wenn unser aller Ziel, der Schutz<br />

unserer schönen Heimat,<br />

mit dem <strong>Urwald</strong>projekt ein<br />

Beispiel geben kann, wie<br />

wertvoll wer<strong>den</strong>de <strong>Wald</strong>wildnis<br />

als Ort der Naturerfahrung,<br />

als Raum zur Erholung,<br />

als Naturschutzraum<br />

für seltene Tier- und Pflanzenarten<br />

im <strong>Wald</strong>ökosystem<br />

und für <strong>den</strong> Bo<strong>den</strong>-,<br />

Wasser-, Luftreinhalte- und<br />

Klimaschutz sein kann.<br />

Und das mitten in <strong>eine</strong>r<br />

mitteleuropäischen Stadtlandschaft.<br />

Mit dem 1003 Hektar<br />

großen "URWALD <strong>vor</strong> <strong>den</strong><br />

<strong>Toren</strong> der Stadt" entsteht<br />

ausgerechnet im kl<strong>eine</strong>n<br />

Saarland das bundesweit<br />

größte <strong>Wald</strong>-<strong>Wildnis</strong>gebiet<br />

in städtischem Umfeld. Vergleichbar<br />

ist es nur mit dem<br />

sehr naturnahen Sihlwald<br />

bei Zürich und <strong>den</strong> Donauauen<br />

bei Wien. Man nennt<br />

ihn bereits <strong>den</strong> heimlichen<br />

"kl<strong>eine</strong>n Nationalpark des<br />

Saarlandes". Er erregt über<br />

die Landesgrenzen hinaus<br />

Aufmerksamkeit und<br />

erfreut sich zunehmender<br />

Bekanntheit. Und er ist<br />

beste Werbung für die<br />

Innovationskraft des NABU<br />

Saarland, <strong>den</strong>n ohne die<br />

Durchsetzungskraft einiger,<br />

weniger, visionärer<br />

Ehrenämtler, die 1995<br />

bereits einfach und frech<br />

ihre Idee für diesen Naturschutzwald<br />

in die Tat umgesetzt<br />

haben, würde er heute<br />

- 10 Jahre später - nicht existieren<br />

Was wollen wir<br />

2005 - 2006 im<br />

URWALD erreichen?<br />

Grundlage für die<br />

Bewilligung der Fördermittel<br />

<strong>von</strong> der DBU (nis<br />

4/2004) ist die sogenannte<br />

"Machbarkeitsstudie"<br />

(s.a. www.saarurwald.de),<br />

die 2003 erarbeitet<br />

wurde. Sie beschreibt<br />

sehr ausführlich<br />

die "Visionen, Ziele und<br />

Konzeption des Projekts"<br />

- und sie ist dem handeln<strong>den</strong><br />

"URWALD-<br />

Team" Richtlinie und Vorgabe<br />

für die nächsten bei<strong>den</strong><br />

Projektjahre.<br />

Als Leitziel kann man<br />

formulieren: "Wir wollen<br />

in <strong>den</strong> nächsten bei<strong>den</strong><br />

Jahren mittels <strong>eine</strong>s innovativen<br />

Kommunikationskonzepts<br />

<strong>den</strong> URWALD<br />

und die hiermit verbun<strong>den</strong>e <strong>Wildnis</strong>philosophie<br />

im Bewusstsein der <strong>den</strong><br />

URWALD tangieren<strong>den</strong> und "nutzen<strong>den</strong>"<br />

saarländischen Bevölkerung verankern.<br />

Wir wollen die heute noch relativ<br />

unspektakuläre, wer<strong>den</strong>de <strong>Wildnis</strong><br />

für die Stadtbevölkerung erkennbar in<br />

Wert setzen, so dass sie selbst ihren<br />

Erhalt in Zukunft und nachhaltig verteidigen<br />

wird. Der ehemalige Förster-<br />

Nutzwald soll ein Bürger-<strong>Urwald</strong> wer<strong>den</strong>."<br />

In der zeitlichen Perspektive erleben<br />

wir heute die Geburtsstunde <strong>eine</strong>s<br />

sekundären <strong>Urwald</strong>es. Er braucht mindestens<br />

200 Jahre bis zur Reife und <strong>vor</strong>aussichtlich<br />

600 Jahre, bis man <strong>von</strong><br />

<strong>eine</strong>m echten <strong>Urwald</strong> glaubwürdig<br />

re<strong>den</strong> kann. Die Wirkung <strong>eine</strong>r heutzutage<br />

gültigen Naturschutzgebietsverordnung<br />

kann in dieser sehr langfristigen<br />

Entwicklung relativ vergänglich<br />

sein. Umso wichtiger ist es, bereits heute<br />

<strong>den</strong> URWALD als besonders wertvolles<br />

<strong>Wald</strong>schutzgebiet in <strong>den</strong> Köpfen der<br />

Menschen zu etablieren. Die Bevölkerung<br />

soll <strong>den</strong> URWALD nicht nur kennen<br />

und akzeptieren lernen. Sie soll<br />

vielmehr sein aktiver Anwalt wer<strong>den</strong><br />

und mit tiefer Überzeugung für s<strong>eine</strong>n<br />

Erhalt in Zukunft kämpfen.<br />

16<br />

nis 2/2005


Frühling am Netzbach<br />

Wie wollen wir dieses Ziel erreichen?<br />

Kern der bei<strong>den</strong> Projektjahre ist<br />

unser "innovatives Kommunikationskonzept".<br />

Aber was genau hat es hiermit<br />

auf sich? "Innovation" bedeutet<br />

"Erneuerung", und "Kommunikation"<br />

kann man übersetzen mit "Brücken<br />

bauen" oder "zusammen kommen". So<br />

will ich an dieser Stelle <strong>eine</strong> hoffentlich<br />

allseits verständliche Übersetzungsformel<br />

versuchen: "Wir wollen neue<br />

Brücken bauen, aus unserem Naturschutzgebiet<br />

URWALD heraus in die<br />

Stadt. Über diese neuen Brücken kann<br />

dann die zivile Stadtbevölkerung in die<br />

wer<strong>den</strong>de <strong>Wildnis</strong> wandern, und wir<br />

Naturschützer wandern in die Stadt, und<br />

wir kommen sowohl im <strong>Wald</strong> als auch<br />

in der Stadt zusammen, um gemeinsam<br />

<strong>den</strong> URWALD <strong>von</strong> <strong>morgen</strong> zu gestalten<br />

und zu erleben."<br />

Genauso heißen auch unsere<br />

"URWALD-Werkstätten", in <strong>den</strong>en<br />

diese Arbeit (das Brücken bauen) getan<br />

wird. Es ist einmal die Werkstatt und der<br />

"Pfad Gemeinsam Gestalten", unter Leitung<br />

<strong>von</strong> <strong>Urwald</strong>ranger Karl Hermann,<br />

und der "Pfad Gemeinsam Erleben",<br />

unter Leitung des Künstlers Thomas<br />

Wer, Was, Wann im <strong>Urwald</strong><br />

Das Besucher- und Informations-Zentrum "Scheune Neuhaus" ist je<strong>den</strong> Sonntag<br />

<strong>von</strong> 12:00 - 19:00 Uhr geöffnet.<br />

Ab 01.04.2005 findet jeweils 14-tägig Freitags ab 17.00 Uhr "After work - Entspannung<br />

im <strong>Urwald</strong>" statt, bei der wir Entspannungsübungen in der <strong>Wildnis</strong> als<br />

Feierabend-Event und Ausklang hin zum Wochenende veranstalten. Der genaue<br />

Treffpunkt wird <strong>vor</strong>her jeweils im Newsletter mitgeteilt.<br />

Veranstaltungen im <strong>Urwald</strong><br />

Do. 12.05.05; 18:00 - 22:00 Uhr: Buch<strong>vor</strong>stellung und Diashow: Die Urwälder<br />

Deutschlands (Sperber)<br />

Do. 19.05.05; 19:00 - 22:00 Uhr: Heimische Amphibien, Vortrag u. Exkursion<br />

Do. 02.06.05; 18:00 - 19:30 Uhr: Kulturhistorische Relikte im saarländischen <strong>Wald</strong>,<br />

Vortrag und Diskussion<br />

Do. 09.06.05; 18:00 - 20:00 Uhr: Geschichte der <strong>Wald</strong>arbeit, Vorführungen,<br />

Vortrag und Diskussion<br />

Do. 16.06.05; 18:00 - 20:00 Uhr: Ameisen im <strong>Urwald</strong>, Exkursion und Vortrag<br />

So. 19.06.05; 9:00 - 13:00 Uhr: Flohmarkt für Grüne Verbände<br />

Do. 07.07.05; 19:00 Uhr: Schoener Sommer an der Scheune - Konzert mit "Die<br />

Schoenen"<br />

Do. 14.07.05; 18:00 - 20:00 Uhr: PPP: Naturnahe <strong>Wald</strong>wirtschaft im Saarland<br />

So. 17.07.05; 16:00 - 19:00 Uhr: K<strong>eine</strong> Angst <strong>vor</strong> Hornissen und Wespen,<br />

Infoveranstaltung mit Wega Kling<br />

So. 24.07.02; 14:00 - 16:00 Uhr: Groppe und co, Exkursion ab Parkplatz<br />

Netzbachtal<br />

Sa./So. 23. + 24.7.; Hörspaziergang auf dem <strong>Urwald</strong>pfad Obere Acht<br />

Mo. - Fr. 25. - 29.07.05; 8:00 - 17:00 Uhr: jeweils Kinderferienprogramm<br />

Mo. - Fr. 01. - 05.08.05; 8:00 - 17:00 Uhr: jeweils Kinderferienprogramm<br />

Mo. - Fr. 22. - 26.07.05; 8:00 - 17:00 Uhr: jeweils Kinderferienprogramm<br />

So. 28.08.05; 16:00 - 18:00 Uhr: Biber im <strong>Urwald</strong>, Exkursion ab Parkplatz<br />

Netzbachtal<br />

Ansprechpartner im <strong>Urwald</strong>projekt<br />

Projektsteuerung im DBU-Projekt: Dr. Markus Rösler, Wega Kling, Tel. 0 68 81 /<br />

9 36 19 - 0<br />

Teamleitung <strong>Urwald</strong>, Öffentlichkeitsarbeit, Gesamtkoordination und Verantwortung<br />

in der Umsetzung <strong>vor</strong> Ort, Weiterentwicklung des Projekts: Peter Schneider,<br />

Tel. 0 68 06 /10 24 27<br />

"Pfad Gemeinsam Gestalten", Elemente: Besondere Orte und Wege, Informationssemiotik,<br />

Aktionszentrum Scheune Neuhaus, <strong>Urwald</strong>station Netzbachhütte: Karl<br />

Hermann, Tel. 0 68 06 / 30 95 45<br />

"Pfad Gemeinsam Erleben", <strong>Wildnis</strong> und Kunst, Orte des Verwilderns, <strong>Urwald</strong><br />

macht Schule: Thomas Engelhardt, Tel. 0 68 06 / 30 95 45<br />

2/2005 nis 17


Foto: Ute-Maria Meiser<br />

Im Steinbachtal, südlich der Scheune Neuhaus<br />

Engelhardt. Die Arbeiten koordinieren<br />

und verantwortlich zeichnen muss der<br />

Autor, Teamleiter Peter Schneider. Und<br />

<strong>vor</strong> allem hat er die Aufgabe der verstärkten<br />

Öffentlichkeitsarbeit in Presse<br />

und anderen Medien, nach dem Motto:<br />

"Tue Gutes und rede darüber!"<br />

Mit der wichtigste Baustein im "Pfad<br />

Gemeinsam Erleben" ist unsere <strong>Wildnis</strong>pädagogik<br />

für junge Menschen,<br />

genannt: "<strong>Urwald</strong> macht Schule". In 25<br />

"<strong>Urwald</strong> macht Schule"-Aktionen je<br />

Jahr nehmen wir Schüler an der Hand<br />

und bil<strong>den</strong> sie mit "Herz, Hand und Verstand"<br />

zu Naturliebhabern fort. Man<br />

kann nur schützen, was man kennt und<br />

lieben gelernt hat. In unserem Konzept<br />

der <strong>Wildnis</strong>pädagogik gehen wir bereits<br />

seit Jahren neue Wege im Sinne <strong>eine</strong>r<br />

"Bildung für gelingendes Leben". Zur<br />

Zeit läuft ein Antrag auf Anerkennung<br />

als UN-Dekade Projekt 2005 - 2014, "Bildung<br />

für Nachhaltige Entwicklung", für<br />

die wir uns gute <strong>Chancen</strong> ausrechnen.<br />

In der Werkstatt "Pfad Gemeinsam<br />

Gestalten" kümmern wir uns um die<br />

"besonderen Orte und Wege" im<br />

URWALD. Wir erproben <strong>eine</strong> neue<br />

"Informationssemiotik" (neue Wegekennzeichnung<br />

bzw. Zeichensetzung),<br />

bauen das "Aktions- und Informationszentrum<br />

Scheune Neuhaus" aus und<br />

renovieren die Netzbachhütte für künftige<br />

Forschertreffen.<br />

Im Prinzip dürfen alle am URWALD-<br />

Projekt interessierten Menschen, Bürger,<br />

Gruppierungen, NABU-Ortsgruppen<br />

und Aktivisten mitmachen.<br />

Wir la<strong>den</strong> Sie alle zu <strong>eine</strong>m offenen<br />

Austausch und zum Mitmachen ein.<br />

Gelegenheit bietet sich hierzu <strong>vor</strong> allem<br />

in <strong>den</strong> vielfältigen Workshops und Veranstaltungsterminen,<br />

die in <strong>den</strong> nächsten<br />

Tagen in Form <strong>von</strong> Broschüren oder<br />

im Internet (www.saar-urwald.de) veröffentlicht<br />

wer<strong>den</strong>.<br />

Zusammfassend<br />

2005 wer<strong>den</strong> wir im Rahmen des vom<br />

NABU Saarland federführend begleiteten<br />

DBU-Projekts neben vielen hoch<br />

interessanten URWALD-Veranstaltungen<br />

ein Schwerpunktjahr zur Vermittlung<br />

des Naturschutz- und <strong>Wildnis</strong>gedankens<br />

erleben. Besonders hinweisen<br />

möchte ich auf das 10-jährige Jubiläum<br />

der URWALD-Idee, die <strong>von</strong> <strong>den</strong> NABU-<br />

Mitgliedern Anne Caspari, Stefan Mörsdorf,<br />

Bernd Trockur, Christoph Heinrich<br />

und vielen mehr aus der Taufe gehoben<br />

und durchgesetzt wurde. Wir begehen<br />

dieses Jubiläum am 17.09.2004 in der<br />

Scheune Neuhaus mit <strong>eine</strong>m großen<br />

Fest.<br />

Naturschutz sollte hin und wieder<br />

ganz bewusst s<strong>eine</strong> Erfolge feiern. Denn<br />

bei aller Kritik wird viel zu selten<br />

erwähnt, dass Naturschutz auch Gelder<br />

beschaffen hilft und Arbeitsplätze<br />

schafft.<br />

18<br />

nis 2/2005

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