Redaktionelle Leitung Sommernachtstraum - Sabine Haag - Text ...
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William Shakespeare und<br />
seine Zeit<br />
William Shakespeare, dem sein Dichterkollege Ben Jonson schon sieben Jahre<br />
nach seinem Tod in einem Epitaph bestätigte, daß er ”not for an age, but for all<br />
time“ seine Werke schuf, war sicher nicht nur, aber auch ein Kind seiner Zeit.<br />
Denn das elisabethanische Zeitalter, in das Shakespeare am 23. April 1564 hinein<br />
geboren wurde, schuf auf vielen Gebieten die Voraussetzungen für sein erfolgreiches<br />
Schaffen.<br />
Die Politik<br />
Durch geschicktes politisches Taktieren und erfolgreiche Kriegsführung war es<br />
Elisabeth I. gelungen, England zur führenden Großmacht in Europa zu machen.<br />
Außerdem verhalfen die Reichtümer aus den neuen Kolonien in Nordamerika<br />
breiten Schichten der Bevölkerung zu materiellem Wohlstand. Dies führte zur<br />
Aufweichung starrer Klassenschranken in dieser Epoche und schuf so die Voraussetzung<br />
dafür, daß das Publikum jeden Standes Zeit und Geld für das Theater<br />
hatte und ein ”Bürgerlicher“ wie Shakespeare durch seine Leistungen Zugang zu<br />
den höchsten Adelskreisen, ja sogar zur Königin bekommen konnte.<br />
Die Sprache<br />
Auch für Shakespeares ”Arbeitsmaterial“, die englische Sprache, fanden in dieser<br />
Zeit einschneidende Veränderungen statt. Durch Übernahmen aus dem Lateinischen<br />
wurde der Wortschatz wesentlich erweitert, und auch die rhetorischen<br />
Möglichkeiten erfuhren durch die Rezeption lateinischer Werke eine entscheidende<br />
Bereicherung.<br />
Dies wird in ”William Shakespeares Ein <strong>Sommernachtstraum</strong>“ besonders bei der<br />
Sprache der beiden Athener Liebespaare deutlich, die viele Antithesen, Stichomythien,<br />
syntaktische Parallelismen und Wortspiele benutzen. Außerdem profitierte<br />
Shakespeare, der ja bekanntlich ”little Latin and less Greeke“ konnte,<br />
auch auf andere Weise von den Übersetzungen lateinischer Literatur, die im elisabethanischen<br />
Zeitalter entstanden. Sie lieferten ihm nämlich auch inhaltlich<br />
Material, wie man gerade am 1595/96 entstandenen ”Midsummer Night’s<br />
Dream“ besonders gut sehen kann.<br />
So ist das Stück durchzogen von Anspielungen auf Ovids ”Metamorphosen“,<br />
von denen natürlich die Verwendung der Pyramus und Thisbe-Geschichte die<br />
deutlichste ist. Aber auch die Rahmenhandlung um die Hochzeit von Theseus<br />
und die Amazone Hippolyta geht teilweise auf Plutarchs Parallel-Biographien<br />
zurück.<br />
Weiterhin wird häufig die antike Mythologie benutzt, wie z. B. in Akt I,1: ”Or on Diana’s altar to protest<br />
for aye austerity and single life.“ (Wortübernahmen aus dem Lateinischen: austerity, single) oder ”And<br />
therefore is wing’d Cupid painted blind“. - Diana ist ja bekanntlich die jungfräuliche Göttin der Jagd und<br />
Cupido, der auch als Amor bekannte geflügelte Liebesgott, der mit verbundenen Augen seine Liebespfeile<br />
abschießt. Auch die Feenkönigin Titania bezieht ihren Namen von Ovids Diana, die von den Titanen, den<br />
mythischen Riesen, abstammen soll.<br />
Die Kunst<br />
Wenn auch Shakespeare sicher der herausragende Vertreter der elisabethanischen Kunst ist, so waren doch<br />
zu seiner Zeit andere Autoren mindestens ebenso berühmt. Dazu gehören die Dramatiker Ben Jonson,<br />
Thomas Kyd und Christopher Marlowe. Ebenso wichtig sind die Dichter Sir Philip Sidney und Edmund<br />
Spenser. Letzterer schrieb ein nicht vollendetes Epos, die ”Faerie Queene“, dessen Vorstellungswelt Shakespeare<br />
im ”Midsummer Night’s Dream“ bei seiner Darstellung der Feenwelt im Zauberwald benutzt.<br />
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