Das Jahr der Entdeckungen - Salzburger Festspiele
Das Jahr der Entdeckungen - Salzburger Festspiele
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DailyNr. 11, 8. August 2007<br />
Junge Sänger in Salzburg<br />
<strong>Das</strong> <strong>Jahr</strong> <strong>der</strong> <strong>Entdeckungen</strong><br />
Anna Samuil in Eugen Onegin, Foto: wildbild.at<br />
SALZBURGER FESTSPIELE 2007
SALZBURGER FESTSPIELE 2007 Daily<br />
Nr. 11, 8. August 2007<br />
Ernst Peter Fischer im Gespräch mit Teilnehmern <strong>der</strong> ersten Runde <strong>der</strong> Roche Continents – Youth! Arts! Science!<br />
Der Wissenschaftshistoriker spricht im Rahmen des Continents-Programms über „Creativity in Arts and Science“<br />
Eine beson<strong>der</strong>e Zusammenarbeit verbindet die <strong>Salzburger</strong> <strong>Festspiele</strong> und Roche seit diesem<br />
<strong>Jahr</strong>: Die Kontinente-Reihe, ein neuer Schwerpunkt im Konzertprogramm <strong>der</strong> <strong>Festspiele</strong>, <strong>der</strong><br />
herausragende Komponistenpersönlichkeiten des 20. und 21. <strong>Jahr</strong>hun<strong>der</strong>ts präsentiert.<br />
Heuer ist die Serie Giacinto Scelsi und 2008 Salvatore Sciarrino gewidmet.<br />
Darüber hinaus findet begleitend und heuer ebenfalls zum ersten Mal ein Projekt für junge Studenten<br />
unter dem Titel Roche Continents – Youth! Arts! Science! statt. Am Sonntag trafen die rund<br />
100 ausgewählten Studenten aus ganz Europa in Klessheim zusammen. Ein Hauptziel <strong>der</strong> auf den<br />
wissenschaftlichen Nachwuchs ausgerichteten Veranstaltung ist es, Gemeinsamkeiten zwischen Innovationen<br />
in Kunst und Musik und Naturwissenschaften aufzuzeigen.<br />
In zahlreichen Workshops, bei Vorträgen, im Rahmen von Künstlergesprächen sowie bei Proben-<br />
und Konzertbesuchen werden sich die Studenten eine Woche lang mit Kunst und Wissenschaft<br />
auseinan<strong>der</strong>setzen.<br />
<strong>Festspiele</strong> Inside<br />
Junge Studenten aus Europa beim ersten Get Together in Klessheim. Sie werden sich eine Woche lang bei Vorträgen,<br />
Workshops und Konzerten mit Kunst und Wissenschaft auseinan<strong>der</strong>setzen<br />
Fotos: wildbild.at<br />
Aspecial relationship has been established between the Salzburg Festival and Roche since this<br />
year: the series Continents, a new focus within the Festival’s concert program, will present<br />
extraordinary composers of the 20 th and 21 st century. This year, it is dedicated to Giacinto<br />
Scelsi; in 2008 it will be Salvatore Sciarrino.<br />
Moreover, there will be an accompanying project that also has its premiere this year and addresses<br />
young students, entitled Roche Continents – Youth! Arts! Science! On Sunday, the 100 selected students<br />
from all over Europe met in Klessheim for the first time. One of the main goals of the symposium<br />
for and with tomorrow’s scientists is to identify connections between innovation in art and<br />
music and in the natural sciences.<br />
In numerous workshops, lectures, artist conversations and open rehearsals as well as performances<br />
they attend, the students will spend a week discussing and learning about art and science.<br />
Kunst und Tod<br />
Im Rahmen <strong>der</strong> von Michael Fischer geleiteten<br />
Festspiel-Dialoge referiert Thomas<br />
Macho heute, Mittwoch, um 11.30 Uhr, im<br />
Schüttkasten unter dem Titel „Je<strong>der</strong>manns<br />
Tod“ über Todesmetaphern und Kunst. Der<br />
1952 in Wien geborene Thomas Macho studierte<br />
Philosophie, Musikwissenschaft und Pädagogik<br />
an <strong>der</strong> Universität Wien.<br />
1993 wurde Macho an den Lehrstuhl für<br />
Kulturgeschichte an die Berliner Humboldt-<br />
Universität berufen. Er ist Mitbegrün<strong>der</strong> des<br />
Berliner Hermann von Helmholtz-Zentrums<br />
und Preisträger <strong>der</strong> Aby-Warburg-Stiftung<br />
Hamburg. Seit 2006 ist Thomas Macho Dekan<br />
<strong>der</strong> Philosophischen Fakultät III <strong>der</strong> Humboldt-Universität<br />
Berlin.<br />
Abgesagt. Barbara Frey, die Heiner Müllers<br />
Quartett für die <strong>Festspiele</strong> (Premiere: 11. August)<br />
inszeniert, musste ihr für heute, Mittwoch,<br />
15.30 Uhr, angesetztes Gespräch mit<br />
Hedwig Kainberger kurzfristig absagen.<br />
Je<strong>der</strong>mann: Peter Simonischek, Clemens Schick, Sven-Eric Bechtolf<br />
Foto: Clärchen & Matthias Baus<br />
As part of the Festival Dialogues organized<br />
by Michael Fischer, Thomas Macho will<br />
speak today (Wednesday) about death<br />
metaphors in art un<strong>der</strong> the title “Je<strong>der</strong>mann’s<br />
Death” at 11:30 a.m. at the Schüttkasten.<br />
Thomas Macho, born in 1952 in Vienna, studied<br />
philosophy, musicology and education at the<br />
University of Vienna. In 1993 he was made<br />
professor for cultural history at the Humboldt<br />
University in Berlin. He is one of the foun<strong>der</strong>s of<br />
the Hermann von Helmholtz Center in Berlin<br />
and has been awarded the prize of the Aby<br />
Warburg Foundation. Thomas Macho has been<br />
Dean of the Philosophical Faculty III of the<br />
Humboldt University in Berlin since 2006.<br />
Cancellation. Barbara Frey, who is currently<br />
directing Heiner Müller’s Quartett for the<br />
Festival (premiere on August 11), had to cancel<br />
her conversation with Hedwig Kainberger that<br />
had been announced for today (Wednesday) at<br />
3:30 p.m.<br />
Peter Mattei: Kühler Dandy mit samtigem Timbre<br />
Mit lässig kühler Dandy-Attitude von erschrekken<strong>der</strong><br />
Gleichgültigkeit beeindruckt Peter<br />
Mattei <strong>der</strong>zeit in <strong>der</strong> Titelrolle von Tschaikowskis<br />
Eugen Onegin. Seinem Spiel beinahe entgegen<br />
steht sein lyrisch-kraftvoller, warm und farbenreich<br />
timbrierter Bariton, <strong>der</strong> diesen Sänger längst zu den<br />
führenden Vertretern seines Stimmfachs auf den wichtigsten<br />
internationalen Opernbühnen gemacht hat.<br />
Der schwedische Bariton, <strong>der</strong> in Stockholm studierte,<br />
hat dabei eine beeindruckend stetige und seriöse Karriere<br />
vorgelegt.<br />
1990 debütierte er als Nardo in Mozarts La finta<br />
giardiniera in Drottningholm. Im Mozartfach folgten<br />
auch die weiteren Erfolge. Vor allem mit seinem Don<br />
Giovanni in <strong>der</strong> legendären Inszenierung von Peter<br />
Brook bei den <strong>Festspiele</strong>n in Aix-en-Provence erregte<br />
er Aufsehen. Er hat mit Dirigenten wie Claudio<br />
Abbado, Sir Georg Solti, Daniel Barenboim, Riccardo<br />
Chailly und Antonio Pappano gearbeitet. Zuletzt war<br />
er auch <strong>der</strong> Don Giovanni in <strong>der</strong> international mit großer<br />
Aufmerksamkeit bedachten ersten Opernregie von<br />
Filmemacher Michael Haneke an <strong>der</strong> Pariser Bastille-<br />
Oper. Aber auch Partien des Belcanto bis hin zu Rollen<br />
wie Wagners Wolfram von Eschenbach zählen zum Repertoire<br />
des Sängers. Sein <strong>Salzburger</strong> Debüt absolvierte<br />
Peter Mattei 1996 als Don Fernando in Beethovens<br />
Fidelio (Sir Georg Solti, Herbert Wernicke); 2001 war<br />
er <strong>der</strong> Graf in Christoph Marthalers Inszenierung von<br />
Mozarts Le nozze di Figaro.<br />
Peter Mattei<br />
Foto: Micke Lundström<br />
With the chilly and nonchalant attitude of a<br />
dandy and an alarming indifference, Peter<br />
Mattei is currently making a great impression<br />
in the title role of Tchaikovsky’s Eugene Onegin. What is<br />
almost opposed to his acting is his lyrical and strong<br />
warm baritone voice with its rich timbre – a voice that<br />
has long made this singer one of the leading exponents of<br />
his fach on the major international opera stages. The<br />
Swedish baritone, who studied in Stockholm, has made<br />
an impressively steady and serious career for himself.<br />
In 1990, he made his debut as Nardo in Mozart’s La<br />
finta giardiniera in Drottningholm. His subsequent<br />
triumphs were also in Mozart roles. Especially his Don<br />
Giovanni in Peter Brook’s legendary production at the<br />
Festival in Aix-en-Provence made headlines. He has<br />
worked with conductors such as Claudio Abbado, Sir<br />
Georg Solti, Daniel Barenboim, Riccardo Chailly and<br />
Antonio Pappano. Most recently, he also sang Don Giovanni<br />
in the first foray of filmmaker Michael Haneke<br />
into opera directing at the Bastille Opera in Paris, which<br />
received much international attention. But belcanto<br />
parts also form part of his repertoire, as well as roles like<br />
Wagner’s Wolfram. Peter Mattei made his Salzburg debut<br />
in 1996 as Don Fernando in Fidelio (Sir Georg Solti,<br />
Herbert Wernicke); in 2001 he sang the Count in Christoph<br />
Marthaler’s production of Le nozze di Figaro.<br />
Karten für die Vorstellung am 8. August zu € 280,–<br />
verfügbar.
SALZBURGER FESTSPIELE 2007 Daily<br />
Nr. 11, 8. August 2007<br />
<strong>Das</strong> <strong>Jahr</strong> <strong>der</strong> <strong>Entdeckungen</strong><br />
Viele junge, ernsthafte Sänger feiern <strong>der</strong>zeit große Erfolge bei den <strong>Salzburger</strong> <strong>Festspiele</strong>n und werden vom Publikum begeistert<br />
akklamiert. Ein neues, exzellentes <strong>Salzburger</strong> Ensemble wächst hier für die Zukunft zusammen. Ein Beitrag in<br />
Wort und Bild stellt die Künstler vor, die in den Opernproduktionen des heurigen Festspiel-Sommers mitwirken.<br />
Meine Meinung<br />
my comment<br />
Fotos: wildbild.at, Bernd Uhlig, Clärchen & Matthias Baus<br />
Nach den vielen erfolgreichen Premieren,<br />
die wir in <strong>der</strong> Oper schon<br />
hatten, stellen mir Besucher immer die<br />
gleiche Frage: Wer ist denn diese Sängerin o<strong>der</strong><br />
jener Sänger? Die Zuschauer meinen viele<br />
unserer fast noch unbekannten und doch so<br />
wun<strong>der</strong>baren jungen Künstler. Annette <strong>Das</strong>ch,<br />
die mit Armida einen großen Triumph erlebt,<br />
die Zelmira von Mojca Erdmann, die die Zuschauer<br />
in <strong>der</strong> Felsenreitschule begeistert und<br />
Bernard Richter, <strong>der</strong> den Clotarco gibt.<br />
Und Joseph Kaiser, <strong>der</strong> einen berührenden<br />
Lenski singt, armseliges Opfer eines zynischen<br />
Onegin des brillanten Peter Mattei. Und Anna<br />
Samuil und die Gubanova!<br />
Haben Sie schon John Relyea als Kaspar und<br />
Günther Groissböck als Eremiten gehört?<br />
Sie alle sind junge Künstler, die für das<br />
Theater und unsere Zuschauer mit großem<br />
Elan proben und singen. Und <strong>der</strong> Erfolg gibt<br />
ihnen recht! Nun freuen wir uns auf die Grand<br />
Links: Mojca Erdmann und Bernard Richter als Zelmira<br />
und Clotarco in Haydns Armida.<br />
Unten: Die russische Sopranistin Anna Samuil wurde<br />
als Tatjana in Tschaikowskis Eugen Onegin an <strong>der</strong><br />
Seite von Peter Mattei in <strong>der</strong> Titelrolle als Entdeckung<br />
gefeiert.<br />
Ganz unten rechts: Aleksandra Kurzaks Ännchen (hier<br />
mit Agathe Petra Maria Schnitzer) in Webers Freischütz<br />
begeisterte Publikum und Kritik gleichermaßen.<br />
Rechts: Der Grand Opéra Benvenuto Cellini von Hector<br />
Berlioz gilt die nächste große Premiere <strong>der</strong> <strong>Salzburger</strong><br />
<strong>Festspiele</strong> 2007. Die Hauptrollen singen <strong>der</strong> Tenor<br />
Burkhard Fritz als Cellini und die lettische Sopranistin<br />
Maija Kovalevska als seine Geliebte Teresa.<br />
The Year of the Discoveries<br />
Many young, serious singers, acclaimed by enthusiastic audiences, are currently<br />
enjoying great success at the Salzburg Festival. A superlative new ensemble<br />
is forming for the future. Here a feature in words and pictures presents the<br />
artists performing at this summer’s Festival.<br />
After the many successful opera premieres<br />
that we have already witnessed this<br />
summer, patrons always ask me the same<br />
question: who is this singer? They mean many of<br />
our almost unknown and yet so won<strong>der</strong>ful<br />
artists. Annette <strong>Das</strong>ch, who is emerging triumphant<br />
as Armida, Mojca Erdmann’s Zelmira,<br />
captivating audiences in the Felsenreitschule,<br />
and Bernard Richter, singing Clotarco.<br />
And Joseph Kaiser, a touching Lensky, the<br />
pathetic victim of a cynical Onegin, as sung<br />
brilliantly by Peter Mattei. And Anna Samuil<br />
and Gubanova!<br />
Have you heard John Relyea as Kaspar and<br />
Günther Groissböck as the Hermit?<br />
They are all young artists who are rehearsing<br />
and singing with boundless enthusiasm for the<br />
theater and for our audiences. And their success<br />
is encouraging! At the moment, we are looking<br />
forward to the Grand Opéra: Benvenuto Cellini<br />
with Burkhard Fritz, Laurent Naouri, Mikhail<br />
Petrenko and young Maija Kovalevska. Maybe<br />
we are witnessing a changing of the guard.<br />
Soon, the curtain will rise over Claus Guth’s<br />
Figaro. With Dorothea Röschmann, Gerald<br />
Finley, Diana Damrau, Martina Janková, Luca<br />
Pisaroni, and many others. Heart, what more<br />
can you desire?<br />
Like Michael Schade, Richard Croft, Ferrucchio<br />
Furlanetto, Peter Seiffert, Petra Maria<br />
Schnitzer and many others, they are all part of a<br />
won<strong>der</strong>ful ensemble that has come to give life to<br />
our Festival this summer.<br />
And this to all the skeptics: art is truly more<br />
important in Salzburg than the noisy carnival of<br />
commerce.<br />
Jürgen Flimm<br />
Opéra, Benvenuto Cellini mit Burkhard Fritz,<br />
Laurent Naouri, Mikhail Petrenko und <strong>der</strong><br />
jungen Maija Kovalevska. Vielleicht erleben<br />
wir einen Generationswechsel.<br />
Bald hebt sich auch <strong>der</strong> Vorhang vor Claus<br />
Guths Figaro. Mit Dorothea Röschmann, Gerald<br />
Finley, Diana Damrau, Martina Janková,<br />
Luca Pisaroni und und und. Herz, was willst du<br />
mehr?<br />
Auch diese gehören wie Michael Schade,<br />
Richard Croft, Ferrucchio Furlanetto, Peter<br />
Seiffert, Petra Maria Schnitzer und viele an<strong>der</strong>e<br />
zu einem wun<strong>der</strong>baren Ensemble, das sich<br />
in diesem Sommer bei unseren <strong>Festspiele</strong>n<br />
eingefunden hat.<br />
Und allen Skeptikern sei ins Stammbuch geschrieben:<br />
Die Kunst wiegt in Salzburg wahrlich<br />
mehr als <strong>der</strong> lärmende <strong>Jahr</strong>markt des<br />
Kommerz.<br />
Jürgen Flimm<br />
Sergio Morabito<br />
Foto: A.T. Schaefer<br />
Bei einigen dürfte es sich schon herumgesprochen<br />
haben: im <strong>Salzburger</strong><br />
Onegin ist „Felsensteins Carmen“<br />
zu erleben! Und zwar in <strong>der</strong> Rolle<br />
<strong>der</strong> Filípjewna, Tatjanas Kin<strong>der</strong>frau.<br />
<strong>Das</strong>s in <strong>der</strong> Regie von Andrea Breth <strong>der</strong><br />
erste Akt von Tschaikowskis Oper zu einer<br />
Hommage an die „Njanja“ geworden<br />
ist, ist auch ihr zu verdanken: <strong>der</strong> armenischen<br />
Mezzosopranistin Emma Sarkissjan.<br />
Ich lernte sie im Sommer 2005<br />
bei meiner Einstudierung <strong>der</strong> Norma an<br />
<strong>der</strong> Novaya Opera Moskau kennen.<br />
Nach <strong>der</strong> ersten Probenwoche stellte ich<br />
in einem Gespräch mit dem Ensemble<br />
fest, dass Emma – die in <strong>der</strong> gesanglich<br />
kleinen, dramaturgisch unendlich wichtigen<br />
Partie <strong>der</strong> Clotilde besetzt war – die<br />
erste war, die den Geist dieser Inszenierung,<br />
die ich mit Jossi Wieler in Stuttgart<br />
erarbeitet hatte, verstand, die bereit war,<br />
eine Figur von innen heraus zu verstehen<br />
und zu erzählen.<br />
Je<strong>der</strong> Regisseur, <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Arbeit mit<br />
einem Darsteller auf einen Dolmetscher<br />
angewiesen war, weiß, dass man irgendwann<br />
einen Punkt erreicht, über den selten<br />
hinauszukommen ist. Nun, Andrea<br />
und Emma verstanden sich sehr schnell<br />
fast ganz ohne Worte, nur über die Aufmerksamkeit,<br />
die sie sich wechselseitig<br />
entgegenbrachten. Emmas Erfahrung mit<br />
bedeutenden Regisseuren, ihre Disziplin<br />
und Bescheidenheit und natürlich ihre<br />
Kunst taten das Übrige. Ich bin glücklich,<br />
dass ich für Emma „Schicksal spielen“<br />
durfte, wie sie sich ausdrückte.<br />
Word is getting out: Salzburg’s<br />
Onegin features Walter Felsenstein’s<br />
Carmen this year! She is<br />
cast as Filipyevna, Tatiana’s nanny. It is<br />
partly due to her that the entire first act of<br />
Tchaikovsky’s opera has become a homage<br />
to the “nyanya” in Andrea Breth’s production:<br />
the singer I speak of is the Armenian<br />
mezzo-soprano Emma Sarkissian. I met<br />
the artist during the summer of 2005 when<br />
I was rehearsing Norma at the Novaya<br />
Opera in Moscow. After the first week of<br />
rehearsals, I realized during a conversation<br />
with the ensemble that Emma – who<br />
had been cast in the role of Clotilde, a<br />
small role in vocal terms but a pivotal one<br />
for the dramatic development – was the<br />
first one to un<strong>der</strong>stand the spirit of this<br />
production that I had developed with Jossi<br />
Wieler in Stuttgart, and who was willing<br />
to un<strong>der</strong>stand and tell a character’s story<br />
from the inside out.<br />
Every director who has ever had to work<br />
with an artist with the aid of an interpreter<br />
knows that one reaches a point at<br />
which one can hardly progress any further.<br />
Andrea and Emma un<strong>der</strong>stood each other<br />
very quickly and almost without words,<br />
just through the attention that each paid<br />
to the other. Emma’s experience with<br />
major directors, her discipline and humility,<br />
and of course her art did the rest. I am<br />
happy to have been able to play “fate” for<br />
Emma, as she herself has said.<br />
Sergio Morabito<br />
Dramaturge
SALZBURGER FESTSPIELE 2007 Daily<br />
Nr. 11, 8. August 2007<br />
Goethe trifft Beethoven und Brahms<br />
Die Trommel gerühret – Ein deutsches<br />
Gipfeltreffen zwischen Wort und Musik<br />
bietet das diesjährige Konzert des<br />
Radio-Symphonieorchesters (RSO) Wien<br />
unter seinem Chefdirigenten Bertrand de<br />
Billy in <strong>der</strong> Felsenreitschule. Beethovens<br />
Schauspielmusik zu Goethes Egmont steht<br />
dabei morgen, Donnerstag, um 20.00 Uhr,<br />
<strong>der</strong> selten zu hörenden Kantate Rinaldo von<br />
Johannes Brahms gegenüber.<br />
„Beethoven ist mit bewun<strong>der</strong>nswertem<br />
Genie in meine Intentionen eingegangen.“<br />
Dieses Zitat Goethes zu Beethovens Schauspielmusik<br />
ist überliefert, allerdings bezog er<br />
sich darin nur auf Egmonts Melodram und<br />
nicht auf das ganze Werk. Beethovens Komposition<br />
ist jedenfalls keine simple musikalische<br />
Illustration, son<strong>der</strong>n greift sehr eigenständig<br />
weiter.<br />
Im regulären Konzertbetrieb ist davon meist<br />
nur die Ouvertüre geblieben bzw. begegnen<br />
einem Clärchens Lie<strong>der</strong> in manchem Lie<strong>der</strong>abend<br />
wie<strong>der</strong>. Im Konzert des RSO Wien<br />
schlüpft Salzburgs Armida, Annette <strong>Das</strong>ch,<br />
in die Rolle des Clärchen, und Tobias Moretti<br />
konnte als Sprecher gewonnen werden.<br />
Der zweiten Goethe-Vertonung, Rinaldo,<br />
leihen <strong>der</strong> Tenor Johan Botha und die Konzertvereinigung<br />
Wiener Staatsopernchor ihre<br />
Stimmen. Johannes Brahms hat mit <strong>der</strong> Bearbeitung<br />
von Goethes dezidiert zur Vertonung<br />
vorgesehenen Kantate 1863 begonnen,<br />
aber diese erst im Sommer 1869, nach Komposition<br />
seines Deutschen Requiems, vollendet.<br />
Die Uraufführung fand im selben <strong>Jahr</strong> in<br />
Wien unter <strong>der</strong> Leitung des Komponisten<br />
statt. <strong>Das</strong> kaum gespielte Werk ist auch insofern<br />
interessant, als es die Form einer Mini-<br />
Oper o<strong>der</strong> eines einzelnen Opernakts besitzt<br />
und daher die spannende Frage aufwirft, wie<br />
es womöglich hätte klingen können, wenn<br />
Brahms ein Musikdrama komponiert hätte.<br />
Strike up the drums – this year’s concert by<br />
the Radio-Symphony Orchestra (RSO)<br />
Vienna un<strong>der</strong> its chief conductor Bertrand<br />
de Billy at the Felsenreitschule offers a German<br />
summit meeting between word and music.<br />
Beethoven’s Schauspielmusik zu Goethes<br />
Egmont (Incidental Music for Goethe’s Egmont)<br />
will be paired tomorrow (Thursday) at<br />
8 p.m. with the rarely performed cantata<br />
Rinaldo by Johannes Brahms.<br />
“Beethoven has fulfilled my intentions with<br />
remarkable genius.” This quotation from<br />
Goethe has come down regarding Beethoven’s<br />
Schauspielmusik, however he was referring<br />
merely to Egmont’s melodrama, not to the<br />
entire work. In any case, Beethoven’s composition<br />
is more than a simple musical illustration;<br />
it goes further quite independently. Mostly,<br />
only the overture appears on concert programs<br />
today, and Clärchen’s songs may be encountered<br />
in many a song recital. In the RSO<br />
concert, Salzburg’s Armida, Annette <strong>Das</strong>ch,<br />
will take the role of Clärchen and Tobias<br />
Moretti will be the speaker.<br />
The second Goethe setting, Rinaldo, will<br />
feature tenor Johan Botha and the chorus of the<br />
Vienna State Opera. Johannes Brahms began in<br />
1863 with his setting of the cantata that Goethe<br />
explicitly had intended to be set to music, but he<br />
only finished it in the summer of 1869, after he<br />
had completed the German Requiem. The first<br />
performance took place in the summer of the<br />
same year un<strong>der</strong> the composer’s baton. The<br />
work, which is hardly ever heard, is interesting<br />
in that it takes the form of a mini-opera or a<br />
one-act opera and thus raises the fascinating<br />
question what a musical drama by Brahms<br />
might have sounded like.<br />
Karten für das Konzert am 9. August sind in<br />
den Kategorien € 150,–, 120,–, 105,– und<br />
80,– verfügbar.<br />
Tobias Moretti Foto: Marc Antonio Marino Bertrand de Billy Foto: Ali Schafler<br />
heute · today<br />
Datum Uhrzeit Veranstaltung Veranstaltungsort<br />
Date time event venue<br />
Mi, 8.8. 10.00 Uhr Eugen Onegin · Einführungsvortrag von Oliver Kraft Schüttkasten<br />
11.30 Uhr Festspiel-Dialoge 2007 · Thomas Macho<br />
Je<strong>der</strong>manns Tod (Todesmetaphern und Kunst)<br />
Schüttkasten<br />
17.00 Uhr Molière. Eine Passion<br />
Von Feridun Zaimoglu, Günter Senkel, Luk Perceval<br />
Perner-Insel<br />
Luk Perceval · Mit Thomas Thieme u.a.<br />
Hallein<br />
19.00 Uhr Peter I. Tschaikowski · Eugen Onegin · Daniel Barenboim Großes<br />
Andrea Breth · Mit Anna Samuil, Peter Mattei u.a.<br />
Festspielhaus<br />
20.30 Uhr Kontinent Scelsi 3 · Stefan Asbury · Geneviève Strosser,<br />
basel sinfonietta · Werke von Grisey<br />
Kollegienkirche<br />
21.00 Uhr Stabat mater ·<br />
Andrea Marcon · Orchestra Barocca di Venezia<br />
Christine Schäfer, Andreas Scholl · Werke von Vivaldi, Pergolesi Haus für Mozart<br />
21.15 Uhr Siemens Festspielnächte · Don Carlo<br />
Lorin Maazel/Herbert Wernicke · 1998<br />
Kapitelplatz<br />
KARTENBÜRO <strong>der</strong> SALZBURGER FESTSPIELE<br />
5010 Salzburg · Postfach 140<br />
Telefon +43-662-8045-500 · Telefax +43-662-8045-555<br />
DIREKTVERKAUF im Schüttkasten (neben dem Festspielhaus)<br />
täglich 9.30–18.30 Uhr<br />
info@salzburgfestival.at · www.salzburgfestival.at<br />
Vorschau · Preview<br />
morgen · tomorrow<br />
Datum Uhrzeit Veranstaltung Veranstaltungsort<br />
Date time event venue<br />
Do, 9.8. 10.00 Uhr Armida · Nadja Kayali · Armida und die Kreuzritter Schüttkasten<br />
11.30 Uhr Quartett · Dichter zu Gast · Ein Sommernachtstraum<br />
Thomas Oberen<strong>der</strong> über das Schauspielprogramm II<br />
Schüttkasten<br />
15.30 Uhr Je<strong>der</strong>mann · Peter Simonischek im Gespräch<br />
mit Volkmar Parschalk<br />
Schüttkasten<br />
17.00 Uhr Molière. Eine Passion · Von Feridun Zaimoglu, Günter Senkel, Perner-Insel<br />
Luk Perceval · Luk Perceval · Mit Thomas Thieme u.a.<br />
Hallein<br />
18.00 Uhr Dichter zu Gast · The Virgin Suicides · Sofia Coppola · USA · 1999 <strong>Das</strong> Kino<br />
19.00 Uhr Young Directors Project<br />
Auftrag : Lorey · WMF. Wie<strong>der</strong>sehen macht Freude<br />
republic<br />
19.30 Uhr Amor, vida de mi vida · Mozarteum Orchester Salzburg<br />
Jésus López Cobos · Plácido Domingo, Ana María Martínez<br />
Werke von Chueca, Serrano, Moreno Torroba, Sorozábal,<br />
Großes<br />
de Falla u.a.<br />
Festspielhaus<br />
20.00 Uhr Radio-Symphonieorchester Wien · Bertrand de Billy<br />
Konzertvereinigung Wiener Staatsopernchor · Annette <strong>Das</strong>ch,<br />
Johan Botha, Tobias Moretti · Werke von Beethoven, Brahms Felsenreitschule<br />
21.00 Uhr Young Directors Project<br />
Auftrag : Lorey · WMF. Wie<strong>der</strong>sehen macht Freude<br />
republic<br />
21.15 Uhr Siemens Festspielnächte · Die Zauberflöte für Kin<strong>der</strong><br />
James Levine/Jean-Pierre Ponnelle · 1982<br />
Kapitelplatz<br />
22.00 Uhr Kontinent Scelsi 4 · Scelsi Morning<br />
Marc Ribot, Ensemble Dissonanzen · Werke von Scelsi, Ribot Universitätsaula<br />
Impressum • Medieninhaber: <strong>Salzburger</strong> Festspielfonds • Direktorium: Helga Rabl-Stadler, Präsidentin, Jürgen Flimm, Intendant und Künstlerischer Leiter, Gerbert Schwaighofer, Kaufmännischer<br />
Direktor, Schauspiel: Thomas Oberen<strong>der</strong>, Konzert: Markus Hinterhäuser • Redaktion und Gestaltung: Margarethe Lasinger, Stefan Musil • Übersetzungen: Alexa Nieschlag • Graphische<br />
Gestaltung und Layout: Margarethe Lasinger, Christiane Klammer • Litho: Media Design: Rizner.at, Salzburg • Druck: <strong>Salzburger</strong> Druckerei • Alle Rechte, insbeson<strong>der</strong>e das Recht <strong>der</strong> Vervielfältigung<br />
und <strong>der</strong> Verbreitung sowie <strong>der</strong> Übersetzung vorbehalten. Kein Teil <strong>der</strong> Publikation darf in irgendeiner Form ohne schriftliche Genehmigung des Medieninhabers reproduziert o<strong>der</strong><br />
unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet o<strong>der</strong> verbreitet werden. E-Mail: daily@salzburgfestival.at<br />
Diese Publikation wird ermöglicht durch die Unterstützung von:<br />
und die Freunde <strong>der</strong> <strong>Salzburger</strong> <strong>Festspiele</strong>