Sichere Entsorgung und Beseitigung von Kategorie 1 - Saria Bio ...
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N R . 2 S E P T M E B E R 2 0 0 7 · D I E Z E I T U N G V O N S A R I A B I O - I N D U S T R I E S<br />
news<br />
S O N D E R A U S G A B E » K A T E G O R I E 1 - U N D K A T E G O R I E 2 - M A T E R I A L I E N «<br />
www.saria.com<br />
<strong>Sichere</strong> <strong>Entsorgung</strong> <strong>und</strong><br />
<strong>Beseitigung</strong> <strong>von</strong> <strong>Kategorie</strong> 1-<br />
<strong>und</strong> <strong>Kategorie</strong> 2-Materialien
I N H A L T<br />
E D I T O R I A L<br />
Editorial <strong>von</strong> Klemens Rethmann 4<br />
Die organisatorische Eingliederung <strong>von</strong> SecAnim in der SARIA-Gruppe 5<br />
Editorial <strong>von</strong> Franz-Bernhard Thier 6<br />
I M B R E N N P U N K T<br />
17 mal sichere <strong>Entsorgung</strong> <strong>von</strong> <strong>Kategorie</strong> 1- <strong>und</strong> <strong>Kategorie</strong> 2-Rohwaren in Europa 8<br />
Von der Einzugsbereichsverordnung zur Ausschreibung 10<br />
»Was macht Ihr mit den toten Tieren?« 12<br />
Die Verarbeitung tierischer Nebenprodukte der <strong>Kategorie</strong>n 1 <strong>und</strong> 2 14<br />
Absolute Transparenz <strong>und</strong> jederzeitige Rückverfolgbarkeit 17<br />
Von Ohrmarken, Rinderpässen <strong>und</strong> Datenbanken 19<br />
Hoher Hygieneaufwand 20<br />
IMPRESSIONEN 22<br />
Die TSE-Probenahme 24<br />
»Ohne Plombe geht nichts!« 26<br />
Was macht man mit dem Mehl <strong>und</strong> dem Fett aus Kateorie 1 <strong>und</strong> <strong>Kategorie</strong> 2? 28<br />
<strong>Kategorie</strong> 1- <strong>und</strong> <strong>Kategorie</strong> 2-Aufkommen in Europa ohne große Veränderung 30<br />
Eine Frage der Kapazitäten 32<br />
Der Preis ist heiß 34<br />
Eine moderne Industrie mit historischen Wurzeln 36<br />
Neue Betriebsleitung in Lünen 39<br />
D I E S U N D D A S<br />
Erfolgreicher Abschluss an der Fernuniversität Hagen 40<br />
KFU spendet Anhänger 40<br />
Umweltbewusstes Handeln spart Geld 41<br />
SecAnim: Neue Firma – Neue Leitung 42<br />
Sommerzeiten – Schlechte Zeiten 42<br />
Interview mit Franz-Bernhard Thier – Sicher mit SARIA 43<br />
SARIAnews<br />
3
E D I T O R I A L<br />
Klemens Rethmann,<br />
Mitglied des Vorstands<br />
der Rhenus AG & Co. KG<br />
Liebe K<strong>und</strong>en, Nachbarn <strong>und</strong><br />
Fre<strong>und</strong>e <strong>von</strong> SARIA;<br />
Liebe Mitarbeiterinnen <strong>und</strong><br />
Mitarbeiter;<br />
Diese lateinische Weisheit trifft insbesondere<br />
auf SARIA zu.<br />
»Die Zeiten ändern sich – <strong>und</strong> wir mit ihnen.«<br />
Ursprünglich galt für SARIA das Primat<br />
der Futtermittelerzeugung. Mit<br />
dem Beginn des neuen Jahrtausends<br />
wurden wir zu »Proteinverbrennern«.<br />
Nun erleben wir schrittweise eine<br />
Wiedernutzung der wertvollen Ressourcen<br />
Protein <strong>und</strong> Fett. Diese Nutzung<br />
<strong>von</strong> lebensmitteltauglicher<br />
Rohware für Verfütterungszwecke<br />
wird nur möglich sein, wenn wir uns<br />
in einer spezialisierten Organisation<br />
auf die ursprüngliche Aufgabe besinnen.<br />
Das alte Tierkörperbeseitigungsgesetz<br />
nannte als oberstes Ziel den<br />
Schutz <strong>von</strong> Mensch <strong>und</strong> Tier. In diesem<br />
Sinne wollen wir uns auch<br />
besonders auf die Rohwarenbestandteile<br />
konzentrieren, die dauerhaft aus<br />
der Futter- <strong>und</strong> Lebensmittelkette<br />
ausgeschlossen werden sollen.<br />
Um diese Konzentration auf diese<br />
wichtige Aufgabe auch nach außen<br />
zu dokumentieren, haben wir uns<br />
entschlossen, dieses unter einem<br />
neuen Namen zu leisten: SecAnim<br />
(Security in Animal Processing).<br />
SecAnim ist ganz auf diese prophylaktische<br />
Ausschleusung <strong>von</strong> tierischen<br />
Nebenprodukten hin konzipiert.<br />
Sobald auch nur eine geringe<br />
potentielle Gefahr besteht, dass ein<br />
tierisches Nebenprodukt nicht als<br />
sicheres Futtermittel geeignet wäre,<br />
ist es zwingend zu vernichten.<br />
SecAnim hat sich voll <strong>und</strong> ganz dieser<br />
Aufgabe gewidmet. Was wir in<br />
diesem Unternehmen leisten, um<br />
Menschen <strong>und</strong> Tiere zu schützen,<br />
wird in dieser Sonderausgabe der<br />
SARIA news beschrieben. Nur wenn<br />
dieses Ausschleusen für alle klar <strong>und</strong><br />
nachvollziehbar geregelt ist, wird<br />
eine Akzeptanz für die sicheren Futtermittel<br />
erreicht werden können.<br />
Diese sicheren Futtermittel dürfen<br />
bekanntlich nur aus Rohware <strong>von</strong><br />
ges<strong>und</strong>en Tieren hergestellt werden.<br />
Mit den Zeiten verändern sich auch<br />
Menschen. Persönlich werde ich<br />
zukünftig Aufgaben innerhalb<br />
des Vorstandes der Rhenus Logistics<br />
übernehmen. Dies ist die dritte<br />
Säule des Familienunternehmens<br />
RETHMANN. Rhenus steht neben<br />
REMONDIS <strong>und</strong> neben der Ihnen<br />
bekannten SARIA. Zukünftig wird<br />
Herr Dr. Kurt Stoffel meine Position<br />
als Vorstandssprecher in der SARIA-<br />
Gruppe übernehmen. Er wird vorstandsseitig<br />
daneben weiter die Verantwortung<br />
für den Administrations<strong>und</strong><br />
Finanzbereich sowie für unsere<br />
Geschäftsbereiche ecoMotion <strong>und</strong><br />
Spanien tragen. Nicht nur als Vorstandsmitglied<br />
der RETHMANN AG<br />
& Co. KG, sondern vor allem im<br />
Namen der Familie wünsche ich<br />
Herrn Dr. Stoffel viel Glück <strong>und</strong><br />
Erfolg bei dieser Aufgabe.<br />
Mit ganz herzlichem Gruß<br />
Ihr<br />
Klemens Rethmann<br />
4<br />
SARIAnews
Die organisatorische Eingliederung <strong>von</strong><br />
SecAnim in der SARIA-Gruppe<br />
Weiß werden die Sammelfahrzeuge weiterhin bleiben, lediglich das bekannte SARIA-Logo<br />
wird dem neuen blauen SecAnim-Logo weichen. In der Organisation der SARIA-Gruppe<br />
steht nun SecAnim für die <strong>Kategorie</strong> 1 <strong>und</strong> 2, für die Verarbeitung der <strong>Kategorie</strong> 3 stehen<br />
die Firmen ReFood, ecoMotion, KFU, VFC, UNIMELT <strong>und</strong> Heck France. Die RTR GmbH ist<br />
eine reine Vertriebsgesellschaft für Mehle <strong>und</strong> Fette.<br />
Die Struktur des Geschäftsbereichs stellt sich derzeit wie abgebildet dar<br />
Einordnung des SecAnim-<br />
Geschäftsbereichs in<br />
die Gesamtorganisation<br />
R<br />
RETHMANN AG & Co. KG<br />
R<br />
REMONDIS AG & Co. KG<br />
SARIA<br />
<strong>Bio</strong>-Industries AG & Co. KG<br />
Rhenus AG & Co. KG<br />
Public Private Partnership<br />
Company Partnership<br />
Recycling <strong>und</strong> Production<br />
Logistik <strong>und</strong> Anlagen<br />
Verwertung tierischer<br />
Nebenprodukte<br />
Petfood<br />
Regenerative Energie<br />
Contract Logistics<br />
Freight Logistics<br />
Port Logistics<br />
Public Transport<br />
<strong>Kategorie</strong> 1 + 2 <strong>Kategorie</strong> 3<br />
SARIAnews<br />
5
E D I T O R I A L<br />
SecAnim – Ein neuer Name für<br />
eine gewohnte Dienstleistung<br />
<strong>Sichere</strong> Verarbeitung <strong>von</strong> <strong>Kategorie</strong> 1- <strong>und</strong> <strong>Kategorie</strong> 2-Materialien<br />
Franz-Bernhard Thier,<br />
Mitglied des SARIA-Vorstands<br />
1978 war die Welt noch in Ordnung!<br />
Tierkörperbeseitigungsanlagen waren<br />
Anlagen zum Beseitigen <strong>von</strong> Tierkörpern<br />
<strong>und</strong> beseitigungspflichtigen<br />
Tierkörperteilen, <strong>und</strong> Knochenverarbeitungsbetriebe<br />
waren Betriebe<br />
zum Verarbeiten <strong>von</strong> Knochen!<br />
Keiner kannte die mehrere h<strong>und</strong>ert<br />
Seiten starke europäische Rechtsvorschrift<br />
mit dem Namen 1774/2002,<br />
sondern es gab (nur) ein gut strukturiertes,<br />
einfach zu lesendes <strong>und</strong> insbesondere<br />
die wesentlichen Regeln<br />
beinhaltendes b<strong>und</strong>esdeutsches Tierkörperbeseitigungsgesetz.<br />
Die Welt der ordnungsmäßigen<br />
<strong>Beseitigung</strong> <strong>von</strong> animalischen Reststoffen<br />
änderte sich mit der BSE-<br />
Krise. Zu diesem Zeitpunkt (Ende<br />
2000/Anfang 2001) wurde über<br />
Nacht verboten, aus tierischen Reststoffen<br />
ein hochwertiges Eiweißfuttermittel<br />
<strong>und</strong> beliebtes, weil energiereiches<br />
Tierfett für die Verfütterung<br />
oder die Industrie herzustellen.<br />
Erst im Zeitablauf wurde den verantwortlichen<br />
Politikern <strong>und</strong> Verwal-<br />
tungsfachleuten klar, was geschehen<br />
war: Wertvolle Rohstoffe, die seit<br />
Jahrh<strong>und</strong>erten einer Verwertung<br />
zugeführt wurden, waren plötzlich<br />
diskriminiert <strong>und</strong> vom bisherigen<br />
Gebrauch ausgeschlossen. Es war<br />
also notwendig, darüber nachzudenken,<br />
wie – nach intensiver wissenschaftlicher<br />
Forschung – eine geregelte<br />
Rückführung <strong>von</strong> animalischen<br />
Reststoffen in den Wirtschaftskreislauf<br />
unter Beachtung notwendiger<br />
Regeln geschehen kann. Dies war die<br />
Geburtsst<strong>und</strong>e des europäischen<br />
Regelwerkes für die <strong>Beseitigung</strong><br />
animalischer Reststoffe – der EU VO<br />
1774/2002.<br />
Vom Gr<strong>und</strong>satz her regelt die<br />
1774/2002, welche Materialien wie<br />
zu klassifizieren <strong>und</strong> anschließend<br />
einzusammeln, zu transportieren, zu<br />
verarbeiten <strong>und</strong> wie die Produkte<br />
hieraus zu verwenden sind. Das<br />
Regelwerk ist vom Gr<strong>und</strong>satz her gut<br />
<strong>und</strong> richtig, weil damit natürliche<br />
Ressourcen genutzt werden <strong>und</strong> ein<br />
nachhaltiges Wirtschaften auch in<br />
den uns folgenden Generationen<br />
ermöglicht wird.<br />
So sieht das neue<br />
SecAnim-Logo aus<br />
6<br />
SARIAnews
Sie werden sich nunmehr fragen, was<br />
hat das eigentlich mit , dem<br />
neuen Namen für die TBA-Sparte<br />
<strong>von</strong> SARIA <strong>Bio</strong>-Industries zu tun?<br />
Sehr viel. Denn diese 1774/2002 hat<br />
auch unser Unternehmen dazu veranlasst,<br />
sich – orientiert an den<br />
neuen gesetzlichen Regelungen (so<br />
wie früher auch) – neu zu organisieren<br />
<strong>und</strong> Verarbeitungsbetriebe nach<br />
den Materialien bzw. nach den Produktverwendungen<br />
zu spezialisieren.<br />
SARIA <strong>Bio</strong>-Industries ist nämlich<br />
heute viel mehr als nur das Tierkörperbeseitigungsunternehmen,<br />
das aus<br />
der RETHMANN TBA hervorgegangen<br />
ist. SARIA ist ein facettenreiches<br />
Unternehmen, das sich überwiegend<br />
mit der Verwertung <strong>von</strong> tierischen<br />
Reststoffen beschäftigt.<br />
Bei SARIA <strong>Bio</strong>-Industries treffen<br />
Mitarbeiter aufeinander, die sich<br />
sowohl mit <strong>Bio</strong>diesel, Fischmehl,<br />
<strong>Bio</strong>gas, Lebensmittelfetten, Häuten<br />
<strong>und</strong> Fellen etc. beschäftigen als auch<br />
mit Materialien der <strong>Kategorie</strong>n 1-<br />
<strong>und</strong> 2 – gemäß der europäischen<br />
Verordnung 1774/2002 – also mit<br />
gefallenen Tieren, nicht entleerten<br />
Mägen <strong>und</strong> Därmen, Risikomaterial<br />
etc.<br />
Über all diesen Aktivitäten steht bislang<br />
ein Name, nämlich SARIA <strong>Bio</strong>-<br />
Industries – <strong>und</strong> so soll es bleiben!<br />
Aber es erschien uns notwendig, dieser<br />
einen Aktivität, nämlich der<br />
<strong>Beseitigung</strong> <strong>von</strong> Materialien der<br />
<strong>Kategorie</strong> 1 <strong>und</strong> 2 einen anderen,<br />
besser noch einen neuen Namen zu<br />
geben, der synonym dafür ist, was in<br />
dieser wichtigen SARIA-Aktivität<br />
getan, geleistet wird.<br />
Als dies als richtig erkannt <strong>und</strong> verstanden<br />
wurde, ging es darum, den<br />
geeigneten Namen für diese Aktivitäten<br />
zu suchen, <strong>und</strong> hierbei gab es<br />
selbstverständlich viele unterschiedliche<br />
Ansätze <strong>und</strong> Vorschläge. Letztendlich<br />
soll der Name aber etwas<br />
widerspiegeln, wofür die Dienstleistung<br />
steht, nämlich Sicherheit bei der<br />
<strong>Entsorgung</strong> <strong>von</strong> animalischen Abfällen.<br />
Daher lag es nahe, ein Synonym<br />
für Sicherheit <strong>und</strong> »Animalisches«<br />
zu suchen <strong>und</strong> zu finden, <strong>und</strong> dies<br />
haben wir mit dem Wortbild<br />
SecAnim gef<strong>und</strong>en.<br />
Wir werden also ab dem 1. Oktober<br />
2007 in Deutschland beginnen, den<br />
Bereich der Verarbeitung <strong>von</strong> <strong>Kategorie</strong><br />
1-, 2-Material bzw. die operativen<br />
Gesellschaften in SecAnim<br />
GmbH umzubenennen <strong>und</strong> öffentlich<br />
darzustellen.<br />
Die Mitarbeiter in der SecAnim-<br />
Gruppe werden sich selbstverständlich<br />
weiterhin für eine sichere<br />
<strong>Entsorgung</strong> <strong>von</strong> animalischen Reststoffen<br />
engagieren. Sie werden die<br />
Verpflichtungen, die aus der europäischen<br />
Verordnung 1774/2002 folgen,<br />
weiterhin zuverlässig erfüllen <strong>und</strong><br />
die Vorgaben dieser Verordnung,<br />
welche insbesondere für ein Höchstmaß<br />
an Sicherheit im Umgang mit<br />
tierischen Nebenprodukten zur Vermeidung<br />
<strong>von</strong> Tierseuchen <strong>und</strong> deren<br />
Ausbreitung steht, mit großer Kenntnis<br />
der Bedeutung dieser letztlich<br />
hoheit lichen Aufgabe jederzeit<br />
umsetzen.<br />
Wir freuen uns daher sehr, zukünftig<br />
überall dort für Sie als SecAnim<br />
tätig sein zu dürfen, wo es um die<br />
sichere <strong>Entsorgung</strong> <strong>von</strong> animalischen<br />
Reststoffen geht.<br />
Franz-Bernhard Thier –<br />
SARIA Vorstandsmitglied<br />
7<br />
SARIAnews
I M B R E N N P U N K T<br />
17 mal sichere <strong>Entsorgung</strong> <strong>von</strong><br />
<strong>Kategorie</strong> 1- <strong>und</strong> <strong>Kategorie</strong> 2-<br />
Rohwaren in Europa<br />
Eine Übersicht über die <strong>Kategorie</strong> 1- <strong>und</strong> <strong>Kategorie</strong> 2-Betriebe<br />
8<br />
SARIAnews
Vorratsbehälter für<br />
<strong>Kategorie</strong> 1-Fleischbrei<br />
in der Anlage Lünen<br />
für die Verbrennung im<br />
Kraftwerk<br />
Insgesamt betreibt SARIA <strong>Bio</strong>-Industries zwölf<br />
<strong>Kategorie</strong> 1- <strong>und</strong> vier <strong>Kategorie</strong> 2-Betriebe in fünf Ländern<br />
Deutschland:<br />
Lünen <strong>Kategorie</strong> 1<br />
Malchin <strong>Kategorie</strong> 1, <strong>Kategorie</strong> 2<br />
Mützel <strong>Kategorie</strong> 1<br />
Elxleben <strong>Kategorie</strong> 1<br />
Detmold (Ebelt) <strong>Kategorie</strong> 1<br />
Schwalmtal-Hopfgarten (TBA Schäfer) <strong>Kategorie</strong> 1, <strong>Kategorie</strong> 2<br />
Hüttenfeld (Süpro) <strong>Kategorie</strong> 2<br />
Österreich:<br />
Tulln <strong>Kategorie</strong> 1<br />
<strong>Kategorie</strong> 1-Anlage Malchin<br />
Tschechien:<br />
Odry <strong>Kategorie</strong> 2<br />
Zichlinek <strong>Kategorie</strong> 1, <strong>Kategorie</strong> 2<br />
Frankreich:<br />
Bayet <strong>Kategorie</strong> 1<br />
Benet <strong>Kategorie</strong> 1<br />
Guer <strong>Kategorie</strong> 1<br />
Plouvara <strong>Kategorie</strong> 1<br />
Polen:<br />
Golcza <strong>Kategorie</strong> 1, <strong>Kategorie</strong> 2<br />
Spanien:<br />
Artabra <strong>Kategorie</strong> 1<br />
In diesen Anlagen wurden im vergangenen Jahr 790.000 Tonnen<br />
<strong>Kategorie</strong> 1-Material <strong>und</strong> knapp 100.000 Tonnen <strong>Kategorie</strong> 2-Material<br />
verarbeitet, das ist r<strong>und</strong> ein Drittel der gesamten in der SARIA-Gruppe<br />
verarbeite ten Roh warenmenge.<br />
9<br />
SARIAnews
I M B R E N N P U N K T<br />
SecAnim-Fahrzeug auf<br />
einem Bauernhof bei der<br />
Abholung <strong>von</strong> gefallenen<br />
Tieren<br />
Von der Einzugsbereichsverordnung<br />
zur Ausschreibung<br />
Wie <strong>und</strong> <strong>von</strong> wem bekommt SecAnim die Aufträge zur Pflichtentsorgung?<br />
Bernd Sroka – Leiter<br />
Gebietskörperschaften<br />
Die Tierkörperbeseitigung ist eine öffentlich-rechtliche<br />
Pflichtaufgabe der<br />
Kreise <strong>und</strong> kreisfreien Städte. Sie haben<br />
die Möglichkeit, diese Aufgabe<br />
selbst wahrzunehmen oder aber Dritte<br />
mit der Durchführung dieser Aufgabe<br />
zu beauftragen.<br />
In Zeiten vor der BSE-Krise war die<br />
Beauftragung relativ einfach geregelt.<br />
Da es schon immer »den Abdecker«<br />
gab, wurde einfach der nächstgelegene<br />
mit dieser Aufgabe betraut.<br />
In dem Bewusstsein, dass das Abdeckergeschäft<br />
auch ein äußerst anlagenintensives<br />
Geschäft ist, haben die<br />
beseitigungspflichtigen Kommunen<br />
in der Regel den Auftrag über längere<br />
Zeiträume – teilweise über Jahrzehnte<br />
– vergeben. Dies hatte für die<br />
Politik den angenehmen Nebeneffekt,<br />
über dieses Thema nicht permanent<br />
debattieren zu müssen. Die Landesgesetzgeber<br />
haben aber auch die<br />
Wichtigkeit einer ordnungsgemäßen<br />
<strong>Beseitigung</strong> erkannt <strong>und</strong> frühzeitig<br />
10<br />
SARIAnews
sogenannte Einzugsbereichsverordnungen<br />
erlassen. Mit diesen Verordnungen<br />
wurden den Kreisen <strong>und</strong><br />
kreisfreien Städten konkrete <strong>Beseitigung</strong>sanlagen<br />
zugewiesen, sie konnten<br />
gar nicht anders, als das beseitigungspflichtige<br />
Material in den<br />
gesetzlich zugewiesenen Anlagen zu<br />
beseitigen.<br />
Mit der BSE-Krise kam aber ein weitaus<br />
höherer Kostendruck auf die<br />
Kommunen zu. Die bestehende<br />
Dienstleistung konnte sich nicht<br />
mehr über Fett- <strong>und</strong> Mehlerlöse<br />
mitfinanzieren. Zusätzlich war die<br />
<strong>Beseitigung</strong> der Produkte zu bezahlen.<br />
Mit dem Kostendruck kam für<br />
die Politik auch der Zwang, sich mit<br />
dem Thema Tierkörperbeseitigung<br />
beschäftigen zu müssen <strong>und</strong> den<br />
Kommunen finanzielle Entlastungsmöglichkeiten<br />
zu schaffen. Zur Zeit<br />
bemühen sich die Länder, dieses Ziel<br />
über Ausschreibungen zu erreichen.<br />
Teilweise wurden Landesgesetze<br />
geändert, um die Kommunen in die<br />
Ausschreibung zu zwingen.<br />
Regelmäßig wird daher mit Auslaufen<br />
bestehender Verträge die <strong>Beseitigung</strong><br />
neu ausgeschrieben. Dies<br />
erfolgt über europaweite oder auch<br />
beschränkte Ausschreibungen, je<br />
nach landesgesetzlicher Regelung.<br />
Die ersten Ausschreibungen verliefen<br />
für die Kämmerer der Kommunen<br />
enttäuschend. Der erwartete Effekt<br />
<strong>von</strong> aktuell in der <strong>Entsorgung</strong>swirtschaft<br />
diskutierten <strong>und</strong> öffentlich<br />
dargestellten Entlastungen bis zu<br />
30 % tritt in unserem Marktsegment<br />
gar nicht ein. Dies kann aber gar<br />
nicht überraschen, da die Verarbeitungsbetriebe<br />
in der Regel bislang<br />
nach den Vorschriften des öffentlichen<br />
Preisrechtes vergütet wurden.<br />
Danach greift das Kostendeckungsprinzip.<br />
Den Unternehmern werden<br />
die tatsächlichen Kosten zuzüglich<br />
eines Unternehmerlohnes erstattet.<br />
Da bleibt den Unternehmern kein<br />
Spielraum, um Preise unter den bisherigen<br />
anzubieten.<br />
SecAnim ist für den Ausschreibungswettbewerb<br />
gut gerüstet. Solange die<br />
Spielregeln die Notwendigkeit einer<br />
ordnungsgemäßen <strong>und</strong> qualitativ<br />
sicheren <strong>Beseitigung</strong> berücksichtigen,<br />
geht SecAnim zuversichtlich in die<br />
Zukunft.<br />
● Bernd Sroka – Leiter Gebietskörperschaften<br />
Tierkörper- <strong>und</strong> Schlachtabfallverwertung<br />
ist<br />
ein äußerst anlagenintensives<br />
Geschäft<br />
11<br />
SARIAnews
I M B R E N N P U N K T<br />
»Was macht Ihr mit den toten Tieren?«<br />
Dr. Henry Helmholz,<br />
Betriebsleiter Elxleben<br />
Vom verantwortungsvollen Umgang mit der <strong>Kategorie</strong> 1-Rohware<br />
Die Frage »Was macht Ihr mit den toten Tieren?« wird uns so häufig gestellt, dass man<br />
da<strong>von</strong> ausgehen kann, dass darüber in der Öffentlichkeit weitgehende Unkenntnis besteht.<br />
Daher wollen wir im folgenden Beitrag schildern, wie der Ablauf in einem <strong>Kategorie</strong> 1-<br />
Betrieb funktioniert.<br />
Der Fahrer holt sich bei Arbeitsbeginn<br />
in der Disposition seinen<br />
»Handheld« (kleiner Handcomputer)<br />
mit den zu erledigenden Aufträgen,<br />
eine Auftragsliste in Papierform<br />
sowie den Schlüssel für den zugewiesenen<br />
LKW.<br />
Vor Fahrtantritt wird das Fahrzeug<br />
<strong>und</strong> die Ausrüstung mittels einer<br />
vorgegebenen Checkliste hinsichtlich<br />
Verkehrssicherheit <strong>und</strong> Hygienezustand<br />
bzw. Sauberkeit überprüft.<br />
Anschließend wird mit der Abarbeitung<br />
der Aufträge begonnen. Bei<br />
jeder Abholstelle werden die Auftragspositionen<br />
mit der vorgef<strong>und</strong>enen<br />
Anzahl <strong>und</strong> Spezifikation der<br />
Tiere abgeglichen. Änderungen oder<br />
Abweichungen werden sowohl auf<br />
der Auftragsliste, in Papierform, als<br />
auch elektronisch in den Handhelds<br />
korrigiert. Der Fahrer überprüft die<br />
Übereinstimmung <strong>von</strong> übergebenen<br />
Begleitpapieren, z. B. Rinderpass,<br />
Equidenpass etc., mit den Ohrmarken<br />
<strong>und</strong> trägt Ohrmarkennummern <strong>von</strong><br />
zu beprobenden Tieren, wie Rinder,<br />
Schafe, Ziegen, Pferde in eine Liste<br />
ein, um die Kontrolle der Vollständigkeit<br />
zu untersuchender Tiere zu<br />
erleichtern. Anschließend wird der<br />
Auftrag abgeschlossen <strong>und</strong> der<br />
nächste K<strong>und</strong>e angefahren.<br />
Die Tagestour wird während der<br />
Fahrt mit dem Auftragsbestand der<br />
Disposition elektronisch abgeglichen.<br />
Während der Fahrt werden die zwischenzeitlich<br />
eingegangenen <strong>und</strong><br />
kapazitätsmäßig noch realisierbaren<br />
Aufträge elektronisch in die abzuarbeitende<br />
Tour eingepflegt.<br />
Rohwarenannahme in<br />
Lünen: Hydraulisch öffnende<br />
<strong>und</strong> schließende Mulden<br />
Nach Abarbeitung der Tagestour<br />
fährt das Fahrzeug zurück in den<br />
Betrieb. Dort wird das Fahrzeug<br />
äußerlich gereinigt <strong>und</strong> verwogen.<br />
Anschließend fährt der LKW in die<br />
Rohwarenannahmehalle. Dort kippt<br />
er die eingesammelten toten Tiere<br />
(Kälber, Rinder, Schafe, Ziegen,<br />
Pferde, Schweine etc.) in der Halle<br />
ab. Mittels Radlader, oder bei kleinen<br />
<strong>und</strong> leichten Tieren per Hand, werden<br />
die Tierkörper sortiert. Die Tiere,<br />
bei denen die Köpfe zwecks späterer<br />
Probennahme <strong>und</strong>/oder veterinärmedizinischer<br />
Untersuchung abgesetzt<br />
werden müssen, Tiere, die für Sektionen<br />
vorgesehen sind, <strong>und</strong> solche, die<br />
12<br />
SARIAnews
abzuhäuten sind, werden für die weitere<br />
Behandlung bereitgelegt. Die<br />
Tiere, bei denen dies nicht notwendig<br />
ist, <strong>und</strong> die Schlachtabfälle werden<br />
schnellstmöglich in die Rohwarenmulden<br />
verbracht <strong>und</strong> verarbeitet. In<br />
den dafür vorgesehenen Bereichen<br />
der Rohwarenhalle werden <strong>von</strong> den<br />
Rohwarenhallenmitarbeitern die<br />
Köpfe abgesetzt <strong>und</strong> für die Beprobung<br />
durch die Veterinäre bereitgestellt,<br />
Ohrmarkennummern werden<br />
mit den Kopflisten abgeglichen.<br />
Sektionen werden in dem dafür vorgesehenen<br />
Bereich der Rohwarenhalle<br />
durchgeführt.<br />
Der nächste Schritt für die Kraftfahrer<br />
besteht in der Innenreinigung<br />
<strong>und</strong> -desinfektion des LKW-Aufbaus<br />
bzw. Containers. Danach wird der<br />
LKW bei der Ausfahrt mittels Sprühbogen<br />
auch außen desinfiziert <strong>und</strong><br />
nachfolgend zur Nettogewichtsermittlung<br />
leer verwogen.<br />
Abschließend wird dann das Fahrzeug<br />
auf dem Parkplatz ab- oder für<br />
die nächste Tour bereitgestellt.<br />
Der Fahrer übergibt die für die jeweilige<br />
Tour relevanten Unterlagen, z. B.<br />
den ausgefüllten Tagesbericht inklusive<br />
Tachoscheibe, Wiegeschein,<br />
Begleitpapiere, Kopfliste, ausgefüllte<br />
Auftragsliste sowie das Handheld<br />
wieder in der Disposition ab.<br />
Bei den geruchsbeladenen Anlagen<strong>und</strong><br />
Gebäudeteilen wird die Luft permanent,<br />
um Geruchsemissionen zu<br />
vermeiden, abgesaugt. Diese sehr<br />
intensiv riechende Luft wird gewaschen<br />
<strong>und</strong> über ein <strong>Bio</strong>beet mit einer<br />
Reinigungsrate <strong>von</strong> 97 % <strong>von</strong> den<br />
Geruchsstoffen befreit.<br />
Fleischbrei enthaltende Wasser<br />
in Trocknern weitestgehend ausgedampft.<br />
Die Brüden werden kondensiert <strong>und</strong><br />
gemeinsam mit den Betrieb- <strong>und</strong><br />
Reinigungsabwässern einer dafür<br />
geeigneten <strong>und</strong> zugelassenen Kläranlage<br />
zugeleitet; dies ist oftmals<br />
auch eine <strong>von</strong> SecAnim betriebene<br />
Betriebskläranlage.<br />
Nach dem Trocknen werden Tierfett<br />
<strong>und</strong> Tiermehl mittels aufwendiger<br />
Technik <strong>von</strong>einander getrennt. Das<br />
Tierfett muss über Dekanter <strong>und</strong><br />
Separatoren bis auf einen Restschmutzanteil<br />
<strong>von</strong> < 0,15 % gereinigt<br />
werden, um, je nach <strong>Kategorie</strong>,<br />
in der Oleochemie (<strong>Kategorie</strong> 2)<br />
oder aber zur Energieerzeugung<br />
(<strong>Kategorie</strong> 1), vorwiegend in<br />
SecAnim-Betrieben, Verwendung<br />
zu finden.<br />
Das Tiermehl wird gekühlt <strong>und</strong> zerkleinert<br />
<strong>und</strong> als Ersatzbrennstoff in<br />
Kraftwerken oder in der Zementindustrie<br />
eingesetzt.<br />
Gr<strong>und</strong>sätzlich muss das gesamte<br />
Tiermehl bzw. Tierfett aus <strong>Kategorie</strong><br />
1-Material bzw. -Anlagen verbrannt<br />
bzw. thermisch beseitigt werden.<br />
Die Abhäuter in einem SecAnim-<br />
Betrieb sind für die Gewinnung <strong>von</strong><br />
hochwertigen Kälber- <strong>und</strong> Rinderfellen<br />
zuständig. Das abzuhäutende Tier<br />
wird fixiert, die Haut wird eingeschnitten<br />
<strong>und</strong> mit Pressluft etwas<br />
vom Rumpf entfernt. Danach wird<br />
die Tierhaut in einer Klammer eingespannt<br />
<strong>und</strong> über ein Kälberabzugsband<br />
bzw. einen Seilabzug abgezogen.<br />
Die so gewonnenen Häute werden<br />
zur Konservierung eingesalzen,<br />
auf Paletten gelagert <strong>und</strong> nach<br />
Ablauf der einzuhaltenden Fristen,<br />
dem Verarbeitungsbetrieb bzw. Gerbereien<br />
zugeleitet. Aus den Häuten<br />
<strong>und</strong> Fellen werden in der Folge vielfältige<br />
<strong>und</strong> beliebte Produkte, beispielsweise<br />
Autoledersitze, Schuhe,<br />
Taschen, etc. hergestellt.<br />
In der TBA Lünen wird – aufgr<strong>und</strong><br />
der dort gegebenen Infrastruktur des<br />
Remondis-Lippewerks – keine Trocknung<br />
vorgenommen, sondern eine<br />
Entfettung des Fleischbreis durchgeführt,<br />
der entfettete Fleischbrei<br />
anschließend über eine Rohrleitung<br />
zum nahegelegenen Kraftwerk befördert<br />
<strong>und</strong> dort thermisch verwertet.<br />
Die hieraus gewonnene Energie wird<br />
in Form <strong>von</strong> Strom <strong>und</strong> Dampf im<br />
Remondis-Lippewerk genutzt.<br />
● Dr. Henry Helmholz<br />
Große <strong>Bio</strong>filter<br />
verhindern<br />
Geruchsemissionen<br />
Aus den Rohwarenmulden wird die<br />
Rohware über ein geschlossenes<br />
Transportsystem zur Zerkleinerung<br />
(< 50 mm) mittels Grob- <strong>und</strong> Feinbrecher<br />
befördert. Das zerkleinerte<br />
Material wird bei mindestens 133°C ,<br />
bei ≥ 3 bar Druck über mindestens<br />
20 Minuten drucksterilisiert.<br />
Anschließend wird das noch im<br />
13<br />
SARIAnews
I M B R E N N P U N K T<br />
Neben der Erfassung <strong>und</strong> unverzüglichen Einsammlung<br />
ist die Verarbeitung tierischer Nebenprodukte zu sicheren,<br />
stabilen Produkten das Herzstück einer erfolgreichen Tierseuchenprophylaxe.<br />
Die Verarbeitung soll dabei zwei wesentliche<br />
Aspekte erfüllen: zum einen wird durch eine Hitzebehandlung<br />
das Material sterilisiert <strong>und</strong> somit <strong>von</strong> Krankheitserregern<br />
befreit. Zum anderen wird das Material getrocknet,<br />
um am Ende stabile <strong>und</strong> lagerfähige Einsatzprodukte zu<br />
haben. Diese können dann verschiedenen Verwertungswegen<br />
zugeführt werden.<br />
Der Königsweg: Verwertung<br />
in Verarbeitungsbetrieben<br />
Gemäß der Hygieneverordnung<br />
1774/2002 können Materialien der<br />
<strong>Kategorie</strong>n 1 <strong>und</strong> 2 nach fünf verschiedenen<br />
Behandlungsmethoden<br />
verarbeitet werden. Diese unterscheiden<br />
sich in den Punkten Zeit- <strong>und</strong><br />
Temperaturführung, Partikelgröße,<br />
Überdruck/atmosphärischer Druck<br />
anschließenden Trocknungsprozess<br />
erhält man die Produkte Mehl <strong>und</strong><br />
Fett. Die Mehle haben mit 17 MJ/kg<br />
einen Energiegehalt wie Braunkohle.<br />
Der Energiegehalt <strong>von</strong> Fett ist mit<br />
39 MJ/kg sogar mehr als doppelt<br />
so hoch. Beide Stoffe eigenen sich<br />
somit für den Einsatz als Energiesubstitut.<br />
Mehle substituieren fossile<br />
Brennstoffe in Heizkraftwerken <strong>und</strong><br />
Fette der <strong>Kategorie</strong> 2 können in der<br />
Oleochemie (Fettchemie) genutzt<br />
werden. Daraus hergestellte Fettderivate<br />
dürfen technisch genutzt werden,<br />
jedoch nicht in Kosmetika,<br />
Pharmazeutik oder in Medizinprodukten.<br />
Die oleochemischen Anlagen<br />
müssen für diesen Zweck veterinärrechtlich<br />
zugelassen sein.<br />
Alte Alternativen<br />
Neben der Verarbeitung kennt die<br />
1774/2002 auch noch die Vernichtung.<br />
Sie spielt jedoch wirtschaftlich<br />
gesehen eine untergeordnete Rolle.<br />
Unter Vernichtung versteht man<br />
das Vergraben, Deponieren <strong>und</strong> das<br />
Verbrennen. Das Vergraben unbehandelter<br />
tierischer Nebenprodukte<br />
ist nur in Ausnahmefällen <strong>und</strong> unter<br />
Berücksichtigung verschiedener<br />
Auflagen erlaubt. Insbesondere das<br />
Vergraben außerhalb zugelassener<br />
Deponien darf nur mit hohen<br />
Auflagen erfolgen, da der Austritt<br />
gasförmiger oder flüssiger Schadstof-<br />
Die Verarbeitung tierischer Nebenprodukte<br />
der <strong>Kategorie</strong>n 1 <strong>und</strong> 2<br />
Königsweg: Drucksterilisation, Trocknung <strong>und</strong> Verwertung als Energie in Industrie <strong>und</strong><br />
Landwirtschaft<br />
Dr. Martin Alm –<br />
Forschung <strong>und</strong> Entwicklung<br />
<strong>und</strong> ob zusätzlich Fett zugegeben<br />
wird oder nicht. In Deutschland ist<br />
durch das Tierische Nebenprodukte-<br />
<strong>Beseitigung</strong>sgesetz (TierNebG) jedoch<br />
festgelegt, dass sowohl <strong>Kategorie</strong> 1<br />
als auch <strong>Kategorie</strong> 2 nach Methode 1<br />
zu verarbeiten ist. Methode 1 stellt<br />
die in Deutschland seit Jahrzehnten<br />
bekannte Sterilisation unter Druck<br />
dar. Dabei wird das Material auf eine<br />
Partikelgröße <strong>von</strong> 50 mm zerkleinert<br />
<strong>und</strong> anschließend für 20 Minuten<br />
bei 133°C <strong>und</strong> 3 bar Druck sterilisiert.<br />
Nach dem sich normalerweise<br />
in der Zementindustrie. Fette werden<br />
vornehmlich in der Stahlindustrie<br />
oder zur Dampferzeugung in den<br />
betriebseigenen Kesseln eingesetzt.<br />
Darüber hinaus darf das proteinreiche<br />
Material (Mehl) der <strong>Kategorie</strong> 2<br />
als Düngemittel oder Bodenverbesserer<br />
eingesetzt werden. Es ist ebenfalls<br />
möglich, nach einer Drucksterilisation<br />
die proteinreiche Phase<br />
einer Kompostierung oder Vergärung<br />
zuzuführen. Der Gärrückstand/Kompost<br />
kann anschließend landwirtschaftlich<br />
genutzt werden.<br />
fe in die Luft oder das Gr<strong>und</strong>wasser<br />
nicht ausgeschlossen werden kann.<br />
Die Deponierung auf zugelassenen<br />
Deponien <strong>von</strong> verarbeiteten Produkten<br />
lässt die Verordnung 1774/2002<br />
hingegen zu. Einzige Ausnahme hier:<br />
das Material darf nicht <strong>von</strong> TSEverdächtigen<br />
oder positiven Tieren<br />
stammen. Die Deponierung lässt der<br />
deutsche Gesetzgeber jedoch nicht<br />
zu, da über die TA-Siedlungsabfall<br />
bestimmt ist, dass Deponien keine<br />
Reststoffe mehr aufnehmen dürfen,<br />
die einen Glühverlust >5 % aufwei-<br />
14<br />
SARIAnews
Schema der »klassischen« Verarbeitung tierischer Nebenprodukte<br />
Rohwarensammlung<br />
Zerkleinerung<br />
(mindestens 50 mm)<br />
Sterilisation<br />
(133°C, 20 Min., 3 bar)<br />
Abluftreinigung<br />
Brüdenkondensation<br />
Trocknung<br />
(Scheibentrockner o. Eindampfer)<br />
Abwasserreinigung<br />
Entfettung<br />
(Schneckenpresse)<br />
Fettreinigung (Dekanter)<br />
Vermahlung<br />
Mehllager<br />
Fettlager<br />
15<br />
SARIAnews
I M B R E N N P U N K T<br />
Umrüstung eines<br />
Heizkessels auf Fettverbrennung<br />
sen (d. h. der verglühbare, also der<br />
organische Anteil darf nicht größer<br />
als 5 % sein; aus diesem Gr<strong>und</strong> sind<br />
die in Deutschland zu deponierenden<br />
Abfälle in der Regel thermisch<br />
vorbehandelt).<br />
Ein ähnliches Bild zeigt sich bei einer<br />
Vernichtung durch Verbrennen. Die<br />
Verordnung 1774/2002 lässt die<br />
Direktverbrennung in Abfallverbrennungsanlagen<br />
zu. Dieses ist jedoch<br />
sehr teuer <strong>und</strong> ökonomisch nicht<br />
sinnvoll, sodass diese <strong>Entsorgung</strong>sart,<br />
die auch nach dem TierNebG<br />
zulässig ist, keine wirtschaftliche<br />
Bedeutung besitzt. Ebenso wie das<br />
Vergraben ist auch das offene Verbrennen<br />
unbehandelter tierischer<br />
Nebenprodukte (z. B. auf einem<br />
Scheiterhaufen) nur unter sehr strengen<br />
Auflagen erlaubt. Dieses ist in<br />
Deutschland eigentlich nur im Tierseuchenfall<br />
denkbar, <strong>und</strong> dann auch<br />
nur, wenn die Tierseuche verschiedene<br />
Tierarten infiziert – wie die<br />
Maul- <strong>und</strong> Klauenseuche – sich sehr<br />
schnell in tierreichen Regionen ausgebreitet<br />
hat <strong>und</strong> es dadurch bedingt<br />
zu Engpässen in der Verarbeitungskapazität<br />
für tierische Nebenprodukte<br />
gekommen ist (siehe Beitrag Seite<br />
32). Neben diesen Verarbeitungs<strong>und</strong><br />
Vernichtungsmethoden kennt<br />
die Verordnung 1774/2002 auch<br />
einige Ausnahmen, die jedoch mengenmäßig<br />
nicht ins Gewicht fallen.<br />
So können bestimmte tierische<br />
Nebenprodukte zu Diagnose-, Lehr<strong>und</strong><br />
Forschungszwecken verwendet<br />
werden, zur Verfütterung an<br />
bestimmte Tierarten wie Zootiere,<br />
Zirkustiere, Raubvögel, Pelztiere oder<br />
H<strong>und</strong>emeuten oder für die Herstellung<br />
<strong>von</strong> Jagdtrophäen.<br />
Neue Alternativen<br />
Da die Europäische Union den Fortschritt<br />
<strong>und</strong> die Entwicklung neuer<br />
technischer Verfahren nicht behindern<br />
will, hat sie bereits frühzeitig<br />
aufgerufen, alternative Verfahren zu<br />
beschreiben <strong>und</strong> zur Bewertung der<br />
Europäischen Kommission einzureichen.<br />
Diese wurden dem wissenschaftlichen<br />
Lenkungsausschuss<br />
(WLA) bzw. SSC (scientific steering<br />
committee) zur Bewertung vorgelegt.<br />
Am 10. <strong>und</strong> 11. April 2003 gab der<br />
WLA dann eine Stellungnahme zu<br />
sechs alternativen Verarbeitungsmethoden<br />
zur sicheren Behandlung <strong>und</strong><br />
<strong>Beseitigung</strong> tierischer Nebenprodukte<br />
ab.<br />
Unter bestimmten Bedingungen gelten<br />
danach 5 Verarbeitungsmethoden<br />
als sicher für die <strong>Beseitigung</strong> <strong>und</strong>/<br />
oder Verwendung <strong>von</strong> Material der<br />
<strong>Kategorie</strong>n 2 <strong>und</strong> 3 sowie in einigen<br />
Fällen für Material der <strong>Kategorie</strong> 1.<br />
Diese Verfahren wurden durch die<br />
Kommission in der Verordnung<br />
92/2005 zugelassen.<br />
Dabei handelt es sich um die<br />
■ alkalische Hydrolyse,<br />
■ der Thermodruckhydrolyse,<br />
■ um das Hochdruckhydrolysebiogasverfahren,<br />
■ die <strong>Bio</strong>gasherstellung<br />
■ <strong>und</strong> die Brookesvergasung,<br />
später dann auch die Nutzung <strong>von</strong><br />
Fetten in Dampfkesseln sowie das<br />
Verfahren zur thermomechanischen<br />
Herstellung <strong>von</strong> <strong>Bio</strong>brennstoffen.<br />
Material der <strong>Kategorie</strong> 1 darf jedoch<br />
nur mittels der alkalischen Hydrolyse<br />
oder des Hochdruckhydrolysebiogasverfahren,<br />
sowie Fett der <strong>Kategorie</strong> 1<br />
in der <strong>Bio</strong>dieselherstellung oder der<br />
Verbrennung in Dampfkesseln<br />
genutzt werden. Hierbei ist noch zu<br />
erwähnen, dass die Unterlagen zur<br />
erfolgreichen Evaluierung dieser Prozesse<br />
im Fall der Fettverbrennung<br />
durch die EFPRA (European fats processors<br />
and renderers association)<br />
<strong>und</strong> im Fall <strong>von</strong> <strong>Bio</strong>diesel durch<br />
SARIA <strong>Bio</strong>-Industries eingereicht<br />
wurden. Diese beiden genannten<br />
Prozesse sind derzeit auch die einzigen,<br />
die in einem industriellen Maßstab<br />
genutzt werden. Die Nutzung<br />
der selbst produzierten Fette zur<br />
Herstellung des Prozessdampfes in<br />
Dampfkesseln ist in fast ganz Europa<br />
Standard geworden. Auch dass<br />
SARIA-BDI-Verfahren zur Herstellung<br />
<strong>von</strong> <strong>Bio</strong>diesel wird bereits in<br />
acht Anlagen in fünf europäischen<br />
Mitgliedsstaaten eingesetzt.<br />
Die Verwertungsbranche<br />
zwischen Gesetz, Markt <strong>und</strong><br />
öffentlicher Aufgabe<br />
Obwohl die Verordnung 1774/2002,<br />
sowie die Verordnung über alternative<br />
Methoden 92/2005 verschiedene<br />
Methoden <strong>und</strong> Verarbeitungswege<br />
aufzeigen, orientiert sich die Branche<br />
zum einen daran, was durch die<br />
Deutsche Gesetzgebung einschränkend<br />
vorgegeben ist (Drucksterilisation<br />
für Material der <strong>Kategorie</strong> 1 <strong>und</strong><br />
2, keine Deponierung unverbrannter<br />
Reststoffe), sowie an den wirtschaftlich<br />
interessanten Verwertungswegen<br />
(Energiesubstitut, <strong>Bio</strong>diesel, Düngemittel,<br />
Oleochemie). Damit entspricht<br />
man auch den Vorstellungen des internationalen<br />
Tierseuchenamtes, OIE,<br />
in Paris, das bereits 2002 in einem<br />
Leitfaden zur Tierkörperbeseitigung<br />
klar stellte, dass die Verarbeitung in<br />
Verarbeitungsbetrieben für tierische<br />
Nebenprodukte das sicherste <strong>und</strong><br />
sinnvollste Instrument zur Tierseuchenbekämpfung<br />
darstellt.<br />
● Dr. Martin Alm<br />
16<br />
SARIAnews
Gabi Krüler –<br />
Leiterin EDV/Organisation<br />
Wie funktioniert die Anmeldung <strong>und</strong> Abholung der gefallenen Tiere?<br />
Absolute Transparenz <strong>und</strong><br />
jeder zeitige Rückverfolgbarkeit<br />
Die Auftragserzeugung erfolgt im RUMS (betriebseigenes<br />
<strong>und</strong> selbst entwickeltes »RETHMANN-Umwelt-Management-<br />
System«) über die Auftragsschnellerfassung (telefonische<br />
Annahme, Fax), über automatische Auftragsgenerierung<br />
(feste Touren, fester Rhythmus) oder über die automatische<br />
Auftragsannahme (über Telefontastatur, TOBIT).<br />
Die erzeugten Aufträge werden über<br />
eine Schnittstelle an das Tourenoptimierungsprogramm<br />
»CATRIN« <strong>und</strong><br />
anschließend in optimierter Reihenfolge<br />
an das Dispositionstool »RCT«<br />
übergeben.<br />
Der Fahrer lädt die Fahraufträge per<br />
Dockingstation bzw. per Mobilfunk<br />
(GSM) auf sein mobiles Handgerät<br />
<strong>und</strong> erhält zusätzlich eine Auftragsliste<br />
mit den Adressen der Leistungsorte,<br />
Menge, Art des Materials, Empfänger<br />
mit Zulassungs-Nr. <strong>und</strong><br />
Transporteur. Diese Liste wird vom<br />
Fahrer mitgeführt <strong>und</strong> um die tatsächlichen<br />
<strong>Entsorgung</strong>sdaten<br />
ergänzt/korrigiert, sodass die Daten<br />
immer zweifach (in Papierform <strong>und</strong><br />
in digitaler Form) zwecks Kontrolle<br />
zur Verfügung stehen.<br />
Mit seinem Handgerät hat der Fahrer<br />
die Möglichkeit, die Auftragsmenge<br />
entsprechend anzupassen, noch<br />
zusätzlich vor Ort befindliche Ware<br />
aufzunehmen <strong>und</strong> besondere<br />
Be merkungen einzugeben (z. B. verschmutzte<br />
Ware, Ohrmarken-Nr.,<br />
Geburtsdatum, Leerfahrt, Tor verschlossen).<br />
Der Disponent kann am Bildschirm<br />
die Tour verfolgen <strong>und</strong> jeden erledigten<br />
Auftrag einsehen, um so K<strong>und</strong>enanfragen<br />
schnell zu beantworten.<br />
Er kann auch jederzeit neue Aufträge<br />
ins Handheld überspielen; der Fahrer<br />
erhält eine optische Nachricht. Somit<br />
kann eine schnellstmögliche Abholung<br />
garantiert werden. ➜<br />
Mit den neuen mobilen<br />
Handgeräten haben die<br />
Fahrer immer die aktuellen<br />
Fahraufträge<br />
SARIAnews<br />
17
I M B R E N N P U N K T<br />
Zum Abschluss quittiert der K<strong>und</strong>e<br />
den Auftrag mit seiner Unterschrift.<br />
Ein abgeschlossener Auftrag kann<br />
vom Fahrer nicht mehr geändert<br />
werden! Ändert sich nach Abschluss<br />
des Auftrages etwas in der Menge,<br />
Art etc., muss der Disponent einen<br />
neuen Auftrag erzeugen <strong>und</strong> dem<br />
Fahrer zusenden.<br />
Ein nicht durchgeführter Auftrag<br />
kann nicht vom Fahrer oder Disponenten<br />
gelöscht, sondern nur als<br />
unerledigt gekennzeichnet <strong>und</strong> evtl.<br />
neu disponiert werden!<br />
Der Veterinär kann jederzeit beim<br />
Disponenten die Tour (Fahrzeuge)<br />
einsehen!<br />
Bei der Fahrzeugkontrolle können im<br />
Handheld alle abgearbeiteten Aufträge<br />
<strong>und</strong> somit die gesamte Ladung<br />
überprüft werden!<br />
■ Absolute Datensicherheit; keine<br />
Chance der Manipulation<br />
■ Völlige Transparenz in der Durchführung<br />
■ Absolute Rückverfolgbarkeit<br />
Am Ende des Tages wird das Handheld<br />
per Dockingstation oder GSM<br />
komplett ausgelesen.<br />
Die Disposition überprüft die Eintragungen<br />
der mitgeführten Liste mit<br />
den elektronischen Eintragungen <strong>und</strong><br />
übergibt sie zurück zum RUMS. Der<br />
K<strong>und</strong>e kann jederzeit seine K<strong>und</strong>enkartei<br />
mit Einzelaufstellung der<br />
durch geführten Leistung gegen Kostenerstattung<br />
per Post, per Fax <strong>und</strong> in<br />
Zukunft per Internet abfragen.<br />
Das elektronische System bietet:<br />
■ hohe Flexibilität in der Sammlung<br />
<strong>und</strong> Auftragsdisposition<br />
■ höhere Sicherheit in der Dokumentation<br />
als der Papiernachweis (kein<br />
Verlust <strong>von</strong> Zetteln, Datensicherung<br />
durch eine separate Speicherkarte,<br />
digitale Archivierung)<br />
■ völlige Transparenz <strong>und</strong> Rückverfolgbarkeit<br />
der Mengenströme<br />
»jederzeit« (sowohl im Fahrzeug<br />
als auch in der Fuhrparkleitung)<br />
■ eine bessere veterinärrechtliche<br />
Überwachung, da die elektronischen<br />
Daten besser, schneller <strong>und</strong><br />
effizienter auch in der Behörde<br />
ausgewertet werden können (nach<br />
Tagen, Touren mit Uhrzeit, K<strong>und</strong>en,<br />
etc.)<br />
■ Kostenentlastung für die öffentliche<br />
Hand <strong>und</strong> Tierhalter durch<br />
optimale Tourenplanung, Datenverwaltung<br />
<strong>und</strong> Datenarchivierung<br />
■ Datentransfer zu externen Stellen<br />
(HIT-Datenbank, Tierseuchenkasse,<br />
etc.)<br />
Vertreter der EU Kommission <strong>und</strong><br />
des BMELV haben sich bei SARIA<br />
<strong>von</strong> der elektronischen Auftragsdokumentation<br />
überzeugt. Da mit dem<br />
SecAnim Dokumentationssystem<br />
nachvollziehbar <strong>und</strong> sicher bewiesen<br />
wird, welche Aufträge wann <strong>und</strong> wie<br />
durchgeführt wurden, ist diese innovative<br />
Datenverarbeitung durch die<br />
Vertreter aus Brüssel akzeptiert worden.<br />
Im deutschen sowie im europäischen<br />
Recht (Hygieneverordnung)<br />
wurde daraufhin festgelegt, dass<br />
Handelspapiere auch elektronisch<br />
erstellt werden können.<br />
● Gabi Krüler, RUMS-Team<br />
Blick auf den<br />
CATRIN-Bildschirm:<br />
Routenoptimierung<br />
18<br />
SARIAnews
Von Ohrmarken, Rinderpässen<br />
<strong>und</strong> Datenbanken<br />
<strong>Sichere</strong>r <strong>und</strong> lückenloser Nachweis über unsere Arbeit<br />
Angela Burgsthaler –<br />
Betriebsleiterin Malchin<br />
Ein wichtiges Glied in der Kette seuchenverhindernder Maßnahmen stellt eine<br />
gut funktionierende Tierkörperbeseitigung dar. Sie dient der <strong>Entsorgung</strong> <strong>von</strong><br />
toten Tieren, Schlachtabfällen, verdorbenen Lebensmitteln tierischer Herkunft<br />
<strong>und</strong> anderen Stoffen, die seuchenhygienisch bedenklich sein können. Dies geschieht<br />
unter anderem entsprechend den gesetzlichen Vorschriften der Verordnung<br />
(EG) Nr.1774/2002 <strong>und</strong> der TierNebV . Dabei ist es unerlässlich, dass<br />
alle bei uns eingehenden Aufträge lückenlos nachweisbar sind <strong>und</strong> bleiben.<br />
➜ Zum Thema Anmeldung, Abholung, elektronische Systeme »RUMS«, CATRIN«<br />
<strong>und</strong> »RCT« lesen Sie bitte den Artikel »Absolute Transparenz <strong>und</strong> jederzeitige<br />
Rückverfolgbarkeit« auf Seite 17).<br />
Unsere Betriebe unterliegen einer<br />
ständigen veterinärbehördlichen<br />
Kontrolle. Das bei uns installierte<br />
<strong>und</strong> praktizierte System bietet hier<br />
eine solide Basis <strong>und</strong> wird durch die<br />
Behörden unterstützt <strong>und</strong> geschätzt.<br />
Dies gilt auch für das bei uns eingeführte<br />
Qualitätsmanagementsystem<br />
DIN EN ISO 9001 : 2000 <strong>und</strong> das<br />
HACCP Konzept.<br />
Eine lückenlose Tierkennzeichnung<br />
durch Ohrmarken <strong>und</strong> die Erfassung<br />
in zentralen Datenbanken wurde mit<br />
der BSE-Krise eingeführt <strong>und</strong> ist<br />
heute für eine erfolgreiche Tierseuchenbekämpfung<br />
ebenso unerlässlich<br />
wie ein EDV gestütztes Melde- <strong>und</strong><br />
Berichtssystem.<br />
Dabei müssen in unseren Verarbeitungsanlagen<br />
eine Menge Aufgaben<br />
erledigt werden, die unter anderem<br />
einen hohen Verwaltungsaufwand<br />
nach sich ziehen.<br />
Es sind z. B. täglich zu erledigen:<br />
■ Eintragen der Ohrmarkennummern<br />
(OM-Nr.) in die Auftragsliste durch<br />
den Fahrer<br />
■ Abgleich der Ohrmarkennummer<br />
am Tier mit dem (bisher noch)<br />
übergebenen Rinderpass <strong>und</strong> scannen<br />
der OM-Nr. ins Handheldgerät<br />
■ Hat das Rind keine Originalohrmarke,<br />
muss unser Fahrer eine<br />
TBA-Ersatzohrmarke, die durchnummeriert<br />
für solche Zwecke<br />
durch uns beschafft <strong>und</strong> bereit<br />
gehalten wird, zur späteren Identifizierung<br />
<strong>von</strong> Tier <strong>und</strong> Tierhalter<br />
an das Ohr befestigen.<br />
■ Lt. der neuen Viehverkehrsverordnung<br />
(ViehVerkV), gültig ab<br />
06.07.2007, sind die Tierhalter ab<br />
sofort nicht mehr verpflichtet, die<br />
Rinderpässe an den Entsorger zu<br />
übergeben. Aufgr<strong>und</strong> der Abschaffung<br />
eines bewährten Systems, wie<br />
im Punkt 2 beschrieben, obliegt<br />
dem Fahrpersonal die Hauptaufgabe<br />
zu einer fehlerfreien Übertragung<br />
der OM auf die Auftragslisten<br />
bzw. in das Handheldgerät.<br />
■ Nach Abarbeitung der Tour werden<br />
die Daten ins EDV- System (RUMS)<br />
übernommen.<br />
■ Täglich wird eine Rindereingangsliste<br />
mit kompletten Angaben (Tierhalter<br />
mit kompletter Anschrift,<br />
OM-Nr. des Rindes, Landkreis <strong>und</strong><br />
Alter) erstellt, die Basis für die tägliche<br />
BSE- Beprobung durch das<br />
zuständige Veterinäramt ist.<br />
Nach § 29 Abs. 2 der neuen ViehverkV<br />
sind wir verpflichtet, die Übernahme<br />
eines toten Rindes innerhalb<br />
<strong>von</strong> 7 Tagen in das Herkunftssicherungs-<br />
<strong>und</strong> Informationssystem für<br />
Tiere (HIT) anzuzeigen. Die Rückmeldung<br />
in HIT betrifft hier sämtliche<br />
Rinder aller Altersgruppen. Auch<br />
hier können die erforderlichen Daten<br />
aus unserem EDV- System, nach entsprechender<br />
Abstimmung, automatisch<br />
überspielt werden.<br />
Die EU Verordnung 1774/2002<br />
ist die »Bibel« für unsere Arbeit<br />
Auch dass diese Systeme in unseren<br />
Betrieben täglich gelebt <strong>und</strong> angepasst<br />
werden, vereinfacht die Zusammenarbeit<br />
mit den Behörden enorm<br />
<strong>und</strong> hat hier über die Jahre Vertrauen<br />
in eine veterinärhygienisch korrekte<br />
<strong>und</strong> ordentliche Arbeit unserer Be -<br />
triebe geschaffen. ● Angela Burgsthaler<br />
Monika Winkelmann<br />
sorgt für den lückenlosen<br />
Nachweis<br />
19<br />
SARIAnews
I M B R E N N P U N K T<br />
Die Sammelfahrzeuge<br />
werden nach der Ablieferung<br />
der Rohware<br />
gründlich gereinigt<br />
Hoher Hygieneaufwand<br />
Strenges Reinigungs-, Desinfektions- <strong>und</strong> Schädlingsmanagement<br />
Dietmar Ernst,<br />
Betriebsleitung Mützel<br />
Um dem <strong>Entsorgung</strong>sauftrag in höchstmöglicher Qualität<br />
gerecht zu werden, praktiziert SecAnim ein strenges<br />
Reinigungs-, Desinfektions- <strong>und</strong> Schädlingsmanagement.<br />
Entsprechend der Maßgabe der EU-Verordnung 1774/2002<br />
leistet das Unternehmen somit einen aktiven Beitrag zur<br />
Minimierung der Gefahr einer Ausbreitung <strong>und</strong> Verschleppung<br />
<strong>von</strong> Krankheiten <strong>und</strong> Tierseuchen.<br />
Maßgebend für die Einhaltung dieses<br />
Reinigungs-, Desinfektions- <strong>und</strong><br />
Schädlingsmanagements ist das zertifizierte<br />
Qualitätsmanagement nach<br />
DIN EN ISO 9001, das amtlich bestätigte<br />
System der Gefahrenanalyse<br />
<strong>und</strong> Überwachung kritischer Kontrollpunkte<br />
(HACCP) sowie regelmäßige<br />
nachweispflichtige Eigenkontrollen<br />
<strong>und</strong> amtliche Kontrollen durch die<br />
zuständigen Veterinärbehörden.<br />
Bei uns werden ausschließlich DVG-<br />
(Deutsche Veterinärmedizinische<br />
Gesellschaft) geprüfte <strong>und</strong> für die<br />
Tierhaltung wirksam bef<strong>und</strong>ene Desinfektionsmittel<br />
eingesetzt. Für die<br />
Umsetzung dieser Forderungen ist<br />
ein erheblicher baulicher sowie technischer<br />
Aufwand erforderlich. Die<br />
Schaffung <strong>und</strong> Einhaltung einer<br />
strikten Trennung <strong>von</strong> Schwarz- <strong>und</strong><br />
Weißbereich – oder sterilem <strong>und</strong><br />
unsterilem Bereich – sowohl bautechnisch,<br />
als auch bezogen auf die Personal<br />
hygiene, ist Gr<strong>und</strong>voraussetzung.<br />
Deshalb verfügen wir über einen<br />
räumlich getrennten <strong>und</strong> abgeschlossenen<br />
Rohwarenbereich, ausgestattet<br />
mit einer zentralen Reinigungs- <strong>und</strong><br />
Desinfektionsanlage, die im Rahmen<br />
der Eigenkontrollen täglich kontrolliert<br />
wird. Entsprechend eines anerkannten<br />
Reinigungs- <strong>und</strong> Desinfektionsplanes<br />
wird dieser Bereich täglich<br />
gründlich gereinigt <strong>und</strong> desinfiziert.<br />
Alle Fahrzeuge, die <strong>Kategorie</strong> 1- <strong>und</strong><br />
<strong>Kategorie</strong> 2-Materialien anliefern,<br />
werden im Rohwarenbereich nach<br />
dem Verkippen durch das Fahrpersonal<br />
gründlich gereinigt <strong>und</strong> desinfiziert.<br />
Dafür verfügt jedes einzelne<br />
Fahrzeug über ein Desinfektionskontrollbuch,<br />
in dem der Fahrer täglich<br />
durch seine Unterschrift die ordnungsgemäße<br />
Reinigung <strong>und</strong> Desinfektion<br />
dokumentiert. Darüber hinaus<br />
passiert jedes Fahrzeug beim<br />
Verlassen des Rohwarenbereiches<br />
eine automatische Desinfektionsanlage,<br />
die eine vollständige äußere<br />
Benetzung des Fahrzeuges mit nachwirkenden<br />
Desinfektionsmittel<br />
garantiert.<br />
20<br />
SARIAnews
Arbeitskleidung für den Seuchenfall:<br />
Einmal-Overall, Handschuhe,<br />
Brille, M<strong>und</strong>schutz, Stiefel<br />
Desinfektionsschleuse bei der Ausfahrt aus der<br />
Rohwarenannahmehalle<br />
Bei Ausbruch <strong>von</strong> anzeigepflichtigen<br />
Tierseuchen steht außerdem eine<br />
automatische Räderreinigungs- <strong>und</strong><br />
Desinfektionsanlage zur Verfügung,<br />
die das Einschleppen <strong>von</strong> Krankheitserregern<br />
über den unteren äußeren<br />
Bereich des Fahrzeugs auf das<br />
Betriebsgelände sowie die Verbreitung<br />
nach Verlassen des Betriebsgeländes<br />
verhindert.<br />
Auch hier findet man eine exakte<br />
Trennung in Schwarz-/Weißberei -<br />
che. Der gesamte Sozialbereich ist,<br />
räumlich getrennt, aufgegliedert in<br />
Umkleideräume für die Zivilgarderobe<br />
(Weißbereich) mit sanitären Einrichtungen<br />
<strong>und</strong> Umkleideräume für<br />
die Arbeitsbekleidung (Schwarzbereich)<br />
mit Sanitär- <strong>und</strong> Pausenbereichen.<br />
Zwischen dem Schwarz-,<br />
Weißbereich befindet sich ein großzügig<br />
gestalteter Wasch- <strong>und</strong> Duschbereich.<br />
Beide Bereiche sind über<br />
separate Außenzugänge erreichbar,<br />
um wiederum eine Kontaminierung<br />
<strong>von</strong> ziviler <strong>und</strong> Arbeitsbekleidung<br />
sicher zu verhindern. Diese Aufteilung<br />
finden wir einmal für die Produktionsmitarbeiter<br />
des Weißbereiches<br />
<strong>und</strong> nochmals für die Produktionsmitarbeiter<br />
des Schwarzbereiches/<br />
Kraftfahrer vor. Die Unterscheidung<br />
beider Arbeitsgruppen erfolgt durch<br />
farbliche Trennung der Arbeitsbekleidung.<br />
Im Schwarzbereich werden an sämtlichen<br />
sanitären Einrichtungen ausschließlich<br />
berührungslose Wasserauslass-<br />
<strong>und</strong> Spülventile verwendet.<br />
Diese finden wir auch in ausreichender<br />
Anzahl in den Produktionsbereichen.<br />
Handreinigungs- <strong>und</strong> Desinfektionsmittel<br />
werden an allen<br />
Wasch stationen zur Verfügung<br />
ge stellt. Der soziale Schwarzbereich<br />
wird natürlich ebenfalls täglich<br />
gereinigt <strong>und</strong> desinfiziert. Die Arbeitsbekleidung<br />
verbleibt ausnahmslos im<br />
Unternehmen <strong>und</strong> wird <strong>von</strong> einer<br />
zertifizierten Reinigungsfirma wö -<br />
chentlich abgeholt <strong>und</strong> fachgerecht<br />
chemisch gereinigt <strong>und</strong> desinfiziert.<br />
Im Rahmen des Schädlingsmanagement<br />
ist eine zertifizierte Fachfirma<br />
für Schädlingsbekämpfung vertraglich<br />
geb<strong>und</strong>en, welche den möglichen<br />
Befall an Schadnagern ständig<br />
überwacht, entsprechende notwendige<br />
Maßnahmen ergreift <strong>und</strong> alle<br />
2 Monate einen detaillierten Bericht<br />
an die Betriebsleitung erstellt.<br />
● Dietmar Ernst<br />
Moderne Umkleide räume<br />
(Schwarz-/Weiß-Bereich)<br />
Genauer Nachweis<br />
im Desinfektionskontrollbuch<br />
Im Rohwarenbereich sind generell<br />
leicht zu reinigende Gummistiefel<br />
zu tragen, die Reinigung der Stiefel<br />
erfolgt auf Stiefel- <strong>und</strong> Sohlenreinigungsanlagen,<br />
welche an allen Ausgängen<br />
aufgestellt sind, um eine<br />
Kontaminierung anderer Bereiche<br />
sicher auszuschließen. Bei Auftreten<br />
<strong>von</strong> anzeigepflichtigen Tierseuchen<br />
kommt zusätzlich für alle in diesem<br />
Bereich Beschäftigten Einwegkleidung<br />
zum Einsatz.<br />
Ein besonderer Augenmerk gilt<br />
natürlich auch der Personalhygiene.<br />
21<br />
SARIAnews
I M P R E S S I O N E N<br />
Darstellung der Markenidentität<br />
<strong>von</strong> SecAnim<br />
Die <strong>Kategorie</strong> 1-Anlage TBA Schäfer in Schwalmtal-Hopfgarten<br />
Aufsichtsratsvorsitzender<br />
Norbert Rethmann als<br />
Gastredner bei der Jahrestagung<br />
des Verbandes<br />
Österreichischer <strong>Entsorgung</strong>sbetriebe<br />
Ein SecAnim-Sammelfahrzeug wird nach der Abholtour gründlich gereinigt <strong>und</strong> desinfiziert<br />
Monitorüberwachung der Entladung <strong>von</strong><br />
<strong>Kategorie</strong> 1-Tiermehl im Kraftwerk<br />
Verplombung des mit 25 Tonnen <strong>Kategorie</strong> 1-Tiermehls beladenen Silofahrzeugs<br />
22<br />
SARIAnews
SARIA Sommerfest 2007 in Much: Auch die<br />
Kinder hatten große Freude<br />
Gespannte Aufmerksamkeit der Bodenmannschaft<br />
beim Hochseilgarten<br />
Wenn man sich gegenseitig hilft, kann man<br />
besser die Balance halten<br />
Neu bei SARIA <strong>und</strong> gut gelaunt: Frau Sandrine Vogel (PR) <strong>und</strong> Herr Buschhart (Zentralabteilung<br />
Technik)<br />
Mit so vielen Klötzchen kann man enorme<br />
Türme bauen<br />
Eine Polnische Delegation besucht mit RETHMANN-<br />
Aufsichtsratsmitglied Heinrich Zölzer (2.v.r.)<br />
SARIA <strong>und</strong> das Lippewerk<br />
Eintreffen der SARIA-Familie mit Kind <strong>und</strong> Kegel (130 Personen) zum Sommerfest in Much<br />
Vor dem Vergnügen die aktuelle Geschäftsentwicklung<br />
der SARIA- <strong>und</strong> RETHMANN-Gruppe<br />
23<br />
SARIAnews
I M B R E N N P U N K T<br />
Die TSE 1) -Probenahme<br />
Die wichtige Aufgabe der Probenahme durch den Veterinär<br />
Veterinär bei der<br />
TSE-Probenahme<br />
24<br />
SARIAnews
Claus M. Andreas,<br />
Unternehmenskommunikation<br />
Von allen eingesammelten Rindern, die älter als 24 Monate<br />
sind, <strong>und</strong> über 18 Monate alten Schafen <strong>und</strong> Ziegen muss<br />
ein Veterinär täglich Proben des Stammhirns nehmen, um so<br />
eventuelle BSE- oder Scrapie-Fälle zu erkennen.<br />
Keine schöne Aufgabe – wahrlich<br />
nicht. Aber unverzichtbar 2) .<br />
Mittags kommt Veterinär Dr. Kusch<br />
vom Staatlichen Veterinäruntersuchungsamt<br />
Unna in die SARIA <strong>Kategorie</strong><br />
1-Anlage Lünen. Er wechselt<br />
sich in der Regel mit zwei weiteren<br />
Veterinären ab. Zunächst geht er in<br />
den für die Veterinäre eingerichteten<br />
Bereich mit Büro, Waschraum <strong>und</strong><br />
Toilette. Hier findet er die Listen der<br />
zu untersuchenden Rinder-, Schafs<strong>und</strong><br />
Ziegenköpfe, die am Vortag<br />
abgesetzt 3) worden sind. Auf den Listen<br />
stehen K<strong>und</strong>ennummer, K<strong>und</strong>enadresse,<br />
Ohrmarkennummer <strong>und</strong> Proben-Nummern.<br />
Dr. Kusch beschriftet<br />
die Probebehältnisse vorab mit<br />
Datum <strong>und</strong> Proben-Nummer ebenso<br />
wie die Plastikbeutel, in die er später<br />
die Probebehältnisse hinein packt.<br />
Alle Proben werden nach Abschluss<br />
in einem Gefrierschrank eingelagert,<br />
bis der Probenabholdienst sie abholt<br />
<strong>und</strong> in das Labor des Veterinäruntersuchungsamtes<br />
nach Arnsberg<br />
bringt. Dort werden immuno-histologische<br />
(ELISA-Test 4) ) Untersuchungen<br />
auf das Vorliegen <strong>von</strong> TSE vorgenommen.<br />
Nach 24 bis 48 St<strong>und</strong>en<br />
liegen dann die Ergebnisse vor.<br />
Solange werden auch die Köpfe (mit<br />
den Ohrmarken) aufbewahrt, um im<br />
Falle eines positiven Bef<strong>und</strong>es eventuell<br />
weitere Untersuchungen durchführen<br />
zu können.<br />
Die Tiere sind inzwischen schon<br />
längst verarbeitet, die Köpfe folgen<br />
anschließend nach. Nach der Verarbeitung<br />
in der Anlage werden sie als<br />
Mehl <strong>und</strong> Fett sicher thermisch verwertet.<br />
● cma<br />
Glossar/Anmerkungen<br />
1)<br />
TSE: Transmissible Spongiforme<br />
Enzephalopathie (Gesamtheit aller<br />
Ȇbertragbaren schwammartigen<br />
Hirnleiden«, zu denen u. a. BSE<br />
<strong>und</strong> Scrapie gehören)<br />
2)<br />
Neben Tieren, die klinische Anzeichen<br />
einer TSE zeigen, gehören<br />
gefallene Tiere zu der TSE-Risikogruppe,<br />
bei der TSE am wahrscheinlichsten<br />
ist. Die Untersuchung<br />
<strong>von</strong> gefallenen Tieren dient<br />
somit nur indirekt dem Verbraucherschutz,<br />
da sie ein Abbild der<br />
TSE-Verbreitung in der jeweiligen<br />
Population zeichnet. Im Gegensatz<br />
dazu dienen die TSE-Tests am<br />
Schlachtbetrieb unmittelbar dem<br />
Verbraucherschutz.<br />
3)<br />
Absetzen: Fachausdruck für das<br />
Abtrennen <strong>von</strong> Tierköpfen<br />
4)<br />
ELISA-Test Labor-Verfahren, das<br />
auf der Antigen-Antikörper-Reaktion<br />
beruht. Wird u.a. auch bei<br />
einem der zugelassenen BSE-Test-<br />
Verfahren eingesetzt.<br />
Danach geht er in die Rohwarenannahmehalle,<br />
wo sich in einem abgetrennten<br />
Sektionsbereich ein Arbeitstisch<br />
<strong>und</strong> ein Kühlraum für die abgetrennten<br />
Köpfe befindet. Nun muss<br />
er aus jedem Kopf eine Probe aus<br />
dem Stammhirn entnehmen, die er<br />
in den jeweils vorbereiteten Probenbehälter<br />
einfüllt. Der verschlossene<br />
Behälter kommt in den vorbereiteten<br />
Plastikbeutel – <strong>und</strong> die nächste Probe<br />
kann entnommen werden. Auf der<br />
Liste wird vermerkt, dass die Probenahme<br />
erfolgt ist.<br />
Liste der zu untersuchenden<br />
Rinder-, Schafs- <strong>und</strong><br />
Ziegenköpfe<br />
25<br />
SARIAnews
I M B R E N N P U N K T<br />
Ich wollte es genau wissen: Wie<br />
gelangt das Tiermehl, hergestellt in<br />
unseren <strong>Kategorie</strong> 1-Anlagen, in<br />
den Ofen? Also fand ich mich Ende<br />
Mai morgens in der TBA Schäfer im<br />
hessischen Schwalmtal-Hopfgarten<br />
ein, <strong>und</strong> wartete auf das Silofahrzeug<br />
der Spedition Reis, das r<strong>und</strong><br />
25 Tonnen Tiermehl laden sollte,<br />
die im E.ON – Kraftwerk Staudinger<br />
in Großkrotzenburg bei Hanau<br />
zusammen mit der Steinkohle verbrannt<br />
werden sollten.<br />
Ein bis dreimal täglich holen Silofahrzeuge<br />
die durchschnittliche<br />
Mehlproduktion einer Schicht, das<br />
sind zwischen 20 <strong>und</strong> 25 Tonnen,<br />
ab <strong>und</strong> bringen sie in Kraft- oder<br />
Zementwerke, wo sie als Ersatzbrennstoff<br />
(mit braunkohleähnlichem<br />
Brennwert) mitverbrannt werden.<br />
Fahrer Fritz Mattuch rollt um 11.00<br />
Uhr mit seinem 40-Tonner auf das<br />
Betriebsgelände, lässt das leere Fahrzeug<br />
wiegen, öffnet die Beladeluken<br />
<strong>und</strong> fährt dann unter den Beladerüssel,<br />
aus dem anschließend 25 Tonnen<br />
Tiermehl in den langen Silobehälter<br />
rieseln. Dabei wird eine Rückstellprobe,<br />
auf der Speditionsname, Kfz-<br />
Kennzeichen, Fahrer, Empfänger,<br />
Gewicht, Uhrzeit, Belader <strong>und</strong> Beladedatum<br />
vermerkt sind, entnommen.<br />
Nach der Beladung fährt Mattusch<br />
wieder auf die Waage (»Genau 25<br />
Tonnen!«) <strong>und</strong> lässt den Entladestutzen<br />
<strong>von</strong> Disponent Berhard Schul<br />
ordnungsgemäß verplomben.<br />
»Ohne Plombe geht nichts!«<br />
<strong>Kategorie</strong> 1-Tiermehlentsorgung: Aus Tiermehl wird Strom<br />
Tiermehl, hergestellt aus sog. <strong>Kategorie</strong> 1-Rohware (Kadaver,<br />
Risiko-Schlachtabfälle), wird seit dem 1. Januar 2001 europaweit<br />
ausnahmslos verbrannt. Damit kein Körnchen in einen anderen<br />
Verwertungsweg (Futtermittel, Dünger, Petfood) gelangen kann,<br />
wird der Weg <strong>von</strong> der TBA bis zur Verbrennung strengstens überwacht.<br />
Claus M. Andreas schildert den Weg vom Schlachtabfall<br />
bis zum Strom.<br />
Befüllung des Silo-Transporters mit<br />
ca. 25 Tonnen Tiermehl<br />
Silo-Lastzug Fahrer Fritz Mattuch Begleitzettel für Rückstellprobe Mehl-Ausgangsbuch Kraftwerk: Endstation des Tiermehls<br />
26<br />
SARIAnews
Auf der Plombe steht »SRM« <strong>und</strong> die<br />
Kennung der TBA Schäfer »TBA HE-1«.<br />
Danach trägt Mattusch sich in das<br />
Ausgangsbuch ein. Nun geht’s über<br />
die Autobahn zum 126 km entfernten<br />
E.ON-Kraftwerk Staudinger in<br />
Großkrotzenburg bei Hanau.<br />
Dort angekommen müssen wir lange<br />
warten, denn da sind noch andere,<br />
die ihr Tiermehl entladen wollen.<br />
Endlich kommen auch wir dran. Fahrer<br />
Mattuch ist ein alter Hase, denn<br />
er löst <strong>und</strong> verschraubt die diversen<br />
Anschlüsse <strong>und</strong> Schläuche zwischen<br />
Silofahrzeug <strong>und</strong> dem 300 cbm fassenden<br />
Tiermehlsilo ruhig <strong>und</strong><br />
umsichtig. Dann löst er die Plombe,<br />
öffnet den Schieber – <strong>und</strong> los geht’s.<br />
R<strong>und</strong> 40 Minuten dauert es, bis das<br />
Fahrzeug komplett entleert ist, wobei<br />
er den zylindrischen Behälter in Stufen<br />
bis zu 45° aufrichtet.<br />
Während der Entladung kommt ein<br />
e.on-Mitarbeiter <strong>und</strong> zeichnet den<br />
Lieferschein ab.<br />
Bevor Mattuch die Entladestutzen<br />
wieder im Fahrzeug verstaut, zeigt er<br />
stolz die Rohr- <strong>und</strong> Schlauchöffnungen:<br />
»Komplett sauber. Keine Anhaftungen.<br />
Perfekt!«<br />
Am Eingangstor zum Kraftwerk müssen<br />
dann noch die verschiedenen<br />
Formulare ausgefüllt bzw. unterschrieben<br />
werden: Wiegeschein, Lieferschein,<br />
Übernahmeschein. Ach ja<br />
– <strong>und</strong> natürlich muss die Plombe<br />
abgegeben werden. »Ohne Plombe<br />
geht gar nichts«, sagt die Dame vom<br />
Werkstor. Jetzt erst kann Fahrer Mattusch<br />
mit seinem 40-Tonner das<br />
Werk wieder verlassen. In der Regel<br />
kann er jetzt noch Flugasche laden<br />
<strong>und</strong> zu einem Empfänger in der<br />
Beton- oder Ziegeleibranche fahren.<br />
Heute hat er aber noch einen anderen<br />
Auftrag zu erledigen.<br />
Ich bleibe noch ein wenig, denn ich<br />
möchte noch sehen <strong>und</strong> fotografieren,<br />
wie unser Mehl brennt <strong>und</strong> –<br />
Strom erzeugt!<br />
Der Verantwortliche für die Brennstoffannahme,<br />
Herr Reeb, führt mich<br />
in die Tiefen des Kraftwerks, wo ich<br />
dann endlich durch ein kleines<br />
Schauglas ins Hölleninferno eines<br />
der Öfen, in denen Steinkohle<br />
(ca. 3.600 Tonnen/Tag) <strong>und</strong> Tiermehl<br />
(6 Tonnen/St<strong>und</strong>e) gemeinsam verbrannt<br />
werden, sehen kann.<br />
Das Tiermehl ist endgültig entsorgt.<br />
»Der einzige bekannte Brennstoff, der<br />
voll sterilisiert wurde, bevor er verbrannt<br />
wird...« murmele ich kopfschüttelnd.<br />
Aber immerhin kann jetzt<br />
niemand auf den Gedanken kommen,<br />
dass dieses Tiermehl einen anderen<br />
Weg als den Beschriebenen nimmt.<br />
● cma<br />
Lieferscheinbestätigung im<br />
Kraftwerk<br />
Nach Entplombung Entladung<br />
des Silofahrzeugs<br />
Lieferschein, Wiegeschein, Übernahmeschein<br />
<strong>und</strong> – natürlich – die<br />
Plombe werden registriert<br />
»Ohne Plombe geht nichts!«<br />
Der Beweis: Das Tiermehl verbrennt<br />
27<br />
SARIAnews
I M B R E N N P U N K T<br />
Foto cma<br />
fehlt noch<br />
Was macht man mit dem Mehl<br />
<strong>und</strong> dem Fett aus <strong>Kategorie</strong> 1 <strong>und</strong><br />
<strong>Kategorie</strong> 2?<br />
Welche Produkte kann man aus <strong>Kategorie</strong> 1- <strong>und</strong> <strong>Kategorie</strong> 2-Material herstellen?<br />
Mehl <strong>und</strong> Fett<br />
»Tierische Nebenprodukte« ist die wörtliche Übersetzung des englischen Begriffes<br />
»Animal By-Products«. Sie werden deshalb so genannt, weil sie im wesentlichen<br />
bei der Produktion tierischer Lebensmittel anfallen. Tierische Nebenprodukte<br />
sind Schlachtabfälle ebenso wie tote, also verendete, nicht geschlachtete<br />
Nutztiere oder tote Heimtiere. Auch Küchen- <strong>und</strong> Speiseabfälle, tierische Gülle<br />
<strong>und</strong> Milch, die nicht zum menschlichen Verzehr bestimmt ist, fallen darunter.<br />
Statt wie bisher in Tierkörper, Tierkörperteile<br />
<strong>und</strong> Erzeugnisse werden<br />
Tierische Nebenprodukte jetzt in drei<br />
Hygienekategorien eingeteilt. Für das<br />
Material jeder <strong>Kategorie</strong> werden<br />
bestimmte Verarbeitungs- bzw.<br />
<strong>Beseitigung</strong>smöglichkeiten festgelegt,<br />
die <strong>von</strong> der Verwertung in Tierfutter<br />
über Vergärung in <strong>Bio</strong>gasanlagen bis<br />
zur Deponierung <strong>und</strong> »thermischen<br />
Verwertung«, also Verbrennung, reichen.<br />
Eine Beschreibung der drei<br />
<strong>Kategorie</strong>n finden Sie auf Seite 29.<br />
All diese – im Fachjargon »Rohware«<br />
genannten – Materialien werden in<br />
eigens dafür spezialisierten <strong>Kategorie</strong><br />
1- bzw. <strong>Kategorie</strong> 2- sowie in <strong>Kategorie</strong><br />
3-Betrieben verarbeitet.<br />
Mehl <strong>und</strong> Fett:<br />
Die beiden Hauptprodukte<br />
Das Verarbeitungsverfahren für Rohwaren<br />
ist generell immer gleich: Die<br />
Rohware wird zerkleinert, sterilisiert,<br />
getrocknet <strong>und</strong> entfettet. Das Fett<br />
wird gereinigt <strong>und</strong> ergibt das eine<br />
Produkt: Fett. Der getrocknete <strong>und</strong><br />
entfettete Fleischbrei (Schilfer) wird<br />
vermahlen <strong>und</strong> ergibt das andere<br />
Produkt: Mehl. (Ausnahme: In der<br />
SARIA-Anlage Lünen wird der<br />
Fleischbrei zwar entfettet, aber nicht<br />
mehr getrocknet <strong>und</strong> vermahlen,<br />
sondern der »nasse« Fleischbrei wird<br />
direkt im WBF-Kraftwerk verbrannt.)<br />
Verarbeitungsschema siehe Seite 15.<br />
Wie man der nebenstehenden Grafik<br />
entnehmen kann, sind die Verwertungsmöglichkeiten<br />
für Mehle <strong>und</strong><br />
Fette aus den <strong>Kategorie</strong>n 1 <strong>und</strong> 2<br />
eingeschränkt.<br />
Die Mehle werden überwiegend in<br />
Kraftwerken oder in der Zementindustrie<br />
als Alternativbrennstoff eingesetzt<br />
(das gilt für <strong>Kategorie</strong> 1-<br />
Mehle ausschließlich), die Fette werden<br />
größtenteils verbrannt. <strong>Kategorie</strong><br />
2-Fette können auch in der Chemischen<br />
Industrie als Rohstoff verwendet<br />
werden.<br />
Fazit<br />
Die <strong>Kategorie</strong>n-Grafik zeigt, dass<br />
die Produkte aus der <strong>Kategorie</strong> 1<br />
(Risiko material) jedem weiteren<br />
Kreis lauf (Futtermittel, menschliche<br />
Ernährung) komplett entzogen werden<br />
<strong>und</strong> die Produkte der <strong>Kategorie</strong> 2<br />
teilweise in der Chemischen Industrie,<br />
in der <strong>Bio</strong>gaserzeugung <strong>und</strong> in<br />
der Düngemittelindustrie eingesetzt<br />
werden (können). ● cma<br />
28<br />
SARIAnews
Die <strong>Kategorie</strong>n in der sogenannten Hygieneverordung 1774/2002<br />
<strong>Kategorie</strong> 1<br />
Tiere mit oder mit Verdacht auf<br />
TSE; Spezifiziertes Risikomaterial;<br />
Heim-, Zoo-, Labortiere etc.<br />
Ausnahme:<br />
Speisereste aus<br />
internat. Transport<br />
<strong>Kategorie</strong> 2<br />
Gefallene Nicht-Wiederkäuer;<br />
Untaugliche Tierkörperteile;<br />
Magen-Darm Inhalte<br />
Ausnahme:<br />
Magen-Darm<br />
Inhalt<br />
<strong>Kategorie</strong> 3<br />
Schlachttaugliche Tierkörperteile.<br />
ungefährlich für Mensch <strong>und</strong> Tier,<br />
Speisereste; Fischreste<br />
Ausnahme:<br />
Speisereste<br />
Speiseöle/<br />
Frittierfette<br />
Die EU VO 1774/2002:<br />
Regelung der Verarbeitung<br />
<strong>und</strong> Verwendung<br />
tierischer Nebenprodukte<br />
nach <strong>Kategorie</strong>n<br />
Drucksterilisation<br />
Drucksterilisation<br />
Drucksterilisation<br />
Hitzebehandlung<br />
Hitzebehandlunbehandlung<br />
Hitze-<br />
1) 2)<br />
Hygienisierung<br />
(70° C)<br />
Verbrennung<br />
Chem.<br />
Industrie<br />
<strong>Bio</strong>diesel<br />
Deponie<br />
Chem.<br />
Industrie<br />
<strong>Bio</strong>diesel<br />
Deponie<br />
<strong>Bio</strong>gas;<br />
Kompost<br />
Chem.<br />
Ind.<br />
<strong>Bio</strong>diesel<br />
Verbrennung<br />
Düngemittel<br />
Verbrennung<br />
Deponie<br />
Düngemittel<br />
<strong>Bio</strong>gas;<br />
Kompost<br />
Petfood<br />
Futtermittel<br />
1)<br />
In Deutschland dürfen organische Abfälle nicht unbehalndelt auf die Deponie; 2) Bei der Nutzung ist das aktuelle Verfütterungsverbot zu beachten<br />
Die drei <strong>Kategorie</strong>n<br />
➜ <strong>Kategorie</strong> 1:<br />
Den höchsten Gefährdungsgrad können<br />
Tierische Nebenprodukte der <strong>Kategorie</strong> 1<br />
besitzen. Darunter fallen TSE 1) -verdächtige<br />
oder wegen TSE getötete Tiere genauso<br />
wie tote Heimtiere, Zoo- <strong>und</strong> Zirkustiere,<br />
tote Versuchstiere, auch tote<br />
Wildtiere, soweit sie einer auf Mensch<br />
<strong>und</strong> Tier übertragbaren Krankheit verdächtig<br />
sind, <strong>und</strong> Erzeugnisse <strong>von</strong> Tieren,<br />
denen verbotene Stoffe verabreicht<br />
wurden oder bei denen Rückstände <strong>von</strong><br />
Umweltgiften gef<strong>und</strong>en wurden. Ferner<br />
finden wir hier das bei der Schlachtung<br />
<strong>und</strong> Zerlegung <strong>von</strong> Rindern, Schafen<br />
<strong>und</strong> Ziegen sicher gestellte Spezifizierte<br />
Risikomaterial (SRM) <strong>und</strong> Küchen- <strong>und</strong><br />
Speiseabfälle aus Beförderungsmitteln<br />
im grenz überschreitenden Verkehr. Dieses<br />
Material der <strong>Kategorie</strong> 1 muss durch<br />
Verbrennung beseitigt werden. Dies geschieht<br />
in der Regel nach vorheriger<br />
Drucksterilisation (Zerkleinerung auf<br />
max. 5 cm Kantenlänge, Erhitzung auf<br />
mindestens 133°C <strong>und</strong> mindestens 20<br />
min. bei 3 bar Druck), selten unbehandelt.<br />
Es besteht auch die Möglichkeit<br />
der Deponierung nach vorheriger<br />
Drucksterilisation, wird aber in Deutschland<br />
nicht genutzt. Eine zugelassene Alternativmethode<br />
zur Verbrennung ist die<br />
Herstellung <strong>von</strong> <strong>Bio</strong>diesel aus Fetten der<br />
Kate gorie 1.<br />
➜ <strong>Kategorie</strong> 2:<br />
Alle tierischen Nebenprodukte, die nicht<br />
zur <strong>Kategorie</strong> 1 oder zur <strong>Kategorie</strong> 3 gehören,<br />
sind der <strong>Kategorie</strong> 2 zuzuordnen.<br />
Ihr werden die herkömmlich beseitigungspflichtigen<br />
tierischen Materialien<br />
zugeordnet, die nicht unter die <strong>Kategorie</strong><br />
1 fallen. Wir finden hier tote Nutztiere,<br />
Wildtiere, die nicht einer auf<br />
Mensch <strong>und</strong> Tier übertragbaren Krankheit<br />
verdächtig sind, Konfiskate vom<br />
Schlachthof im herkömmlichen Sinne,<br />
also Schlachtkörperteile mit Krankheitserscheinungen,<br />
andere tierische Nebenprodukte,<br />
die weder in <strong>Kategorie</strong> 1 noch<br />
3 aufgeführt sind <strong>und</strong> letztlich auch<br />
Gülle <strong>und</strong> Magen-Darm-Inhalt <strong>von</strong><br />
Schlachttieren. Diese Stoffe müssen in<br />
Deutschland – mit Ausnahme der Gülle<br />
<strong>und</strong> des Magen-Darm-Inhaltes – einer<br />
Drucksterilisation (siehe <strong>Kategorie</strong> 1)<br />
unterworfen werden. Daraus hergestellte<br />
Produkte sind Tierfett <strong>und</strong> Tiermehl,<br />
die gr<strong>und</strong>sätzlich wie <strong>Kategorie</strong> 1 genutzt<br />
werden können. Darüber hinaus<br />
kann Tierfett in der oleochemischen Industrie<br />
(Fettchemie) für bestimmte Anwendungen<br />
eingesetzt werden. Tiermehle<br />
können als Bodenverbesserungs-/<br />
Düngemittel dienen. <strong>Kategorie</strong> 2-Material<br />
kann nach Drucksterilisation auf<br />
einer Deponie abgelagert oder in eine<br />
<strong>Bio</strong>gas- oder Kompostieranlage eingebracht<br />
oder aber auch direkt oder nach<br />
Drucksterilisation verbrannt werden.<br />
➜ <strong>Kategorie</strong> 3:<br />
Tierische Nebenprodukte der <strong>Kategorie</strong> 3<br />
sind dagegen Stoffe, die hygienisch einwandfrei<br />
sind, sodass <strong>von</strong> Ihnen keine<br />
Gefährdung für die Ges<strong>und</strong>heit <strong>von</strong><br />
Mensch <strong>und</strong> Tier ausgeht. Zu ihnen zählen<br />
Schlachtnebenprodukte wie Knochen,<br />
Schwarten, Häute, Hufe, Hörner,<br />
Borsten, Federn usw. <strong>von</strong> schlachttauglichen<br />
Tieren, ferner Rohmilch, Fische<br />
oder andere Meerestiere, Küchen- <strong>und</strong><br />
Speiseabfälle sowie überlagerte (»ehemalige«,<br />
nicht mehr oder nur eingeschränkt<br />
verkaufsfähige) Lebensmittel.<br />
Aus Material der <strong>Kategorie</strong> 3 können<br />
Futtermittel hergestellt werden. Diese<br />
unterliegen derzeit einigen Einschränkungen/Verboten.<br />
Unter bestimmten<br />
Bedingungen kann aus diesen Stoffen<br />
Heimtierfutter gewonnen werden. Eine<br />
wie bisher vielfältige Möglichkeit technischer<br />
Verwertung <strong>von</strong> Häuten, Hornmehl,<br />
Borsten, Federn usw. ist ebenfalls<br />
sicher gestellt. <strong>Kategorie</strong> 3-Material<br />
kann aber auch nach einer Hygienisierung<br />
in eine <strong>Bio</strong>gas- oder Kompostieranlage<br />
eingebracht werden, es kann direkt<br />
oder behandelt verbrannt werden.<br />
Durch das Verfütterungsverbot werden<br />
Fette in die Oleochemie oder <strong>Bio</strong>dieselherstellung<br />
abgegeben <strong>und</strong> Mehle als<br />
Düngemittel abgesetzt.<br />
1)<br />
TSE: Transmissible<br />
Spongiforme Enzephalopathie<br />
(Gesamtheit<br />
aller Ȇbertragbaren<br />
schwammartigen<br />
Hirnleiden«, zu<br />
denen u. a. BSE <strong>und</strong><br />
Scrapie gehören)<br />
29<br />
SARIAnews
I M B R E N N P U N K T<br />
Produktionshalle in der<br />
TBA Lünen<br />
<strong>Kategorie</strong> 1- <strong>und</strong> <strong>Kategorie</strong> 2-<br />
Aufkommen in Europa ohne große<br />
Veränderung<br />
Die Entwicklung der <strong>Kategorie</strong> 1- <strong>und</strong> <strong>Kategorie</strong> 2-Märkte im In- <strong>und</strong> Ausland<br />
Tabelle1:<br />
Anzahl der unterschiedlichen<br />
Verarbeitungsbetriebe<br />
in Deutschland<br />
(2007)<br />
Im V VTN organisierte<br />
Verarbeitungsbetriebe<br />
<strong>Kategorie</strong> 1 17<br />
<strong>Kategorie</strong> 2 4<br />
<strong>Kategorie</strong> 3 11<br />
<strong>Kategorie</strong> 1 + 2 1<br />
<strong>Kategorie</strong> 1 + 2 + 3 2<br />
<strong>Kategorie</strong> 1 + 3 3<br />
Derzeit sind im Verband der Verarbeitungsbetriebe<br />
Tierischer Nebenprodukte<br />
e. V. (VVTN) in Deutschland<br />
38 Verarbeitungsbetriebe organisiert<br />
(Tabelle 1).<br />
Die Mehrzahl der Verarbeitungsbetriebe<br />
sind <strong>Kategorie</strong> 1- <strong>und</strong> 2-<br />
Betriebe oder Kombinationen aus<br />
beiden. Damit wird in Gesamtdeutschland<br />
flächendeckend die tierseuchenhygienische<br />
Aufgabe<br />
gewährleistet. Auf der anderen Seite<br />
ist eine zunehmende Spezialisierung<br />
der Betriebe zu sehen. Insgesamt<br />
existieren sechs Betriebe, die verschiedene<br />
Linien haben, um für die<br />
Auftraggeber <strong>und</strong> K<strong>und</strong>en die<br />
Dienstleistung »<strong>Entsorgung</strong>« zu optimieren<br />
<strong>und</strong> die Wertschöpfung aus<br />
den Produkten der einzelnen <strong>Kategorie</strong>n<br />
zu erhöhen. Dafür spricht der<br />
deutsche Trend, immer mehr Material<br />
nach <strong>Kategorie</strong>n zu trennen, um<br />
30<br />
SARIAnews
somit eine höherwertige Verwertung<br />
zu erreichen. So nimmt der Anteil<br />
<strong>von</strong> Material der <strong>Kategorie</strong> 3 an der<br />
Rohware <strong>von</strong> 2004 (41 %) über 2005<br />
(46 %) bis 2006 (47 %) kontinuierlich<br />
zu (Tabelle 2).<br />
Die europäische Statistik (EFPRA),<br />
die die <strong>Kategorie</strong>n 1 <strong>und</strong> 2 sowie<br />
<strong>Kategorie</strong> 3 <strong>und</strong> die Lebensmittelfettschmelzen<br />
zusammenfasst, zeigt<br />
2005 eine ähnliche kleine Absenkung<br />
in der Verarbeitungsmenge, insbesondere<br />
im Bereich der <strong>Kategorie</strong>n 1<br />
<strong>und</strong> 2. In 2006 hingegen steigert sich<br />
– wie in Deutschland – die Verarbeitungsmenge<br />
wieder (Tabelle 3).<br />
Eine signifikante Änderung in der<br />
Anzahl der Verarbeitungslinien gibt<br />
es 2005/2006 nicht. Insgesamt gab es<br />
2006 in Europa (EU18) 119 <strong>Kategorie</strong><br />
1- <strong>und</strong> 2-Einheiten sowie 354<br />
<strong>Kategorie</strong> 3-Einheiten.<br />
Unter der besonderen Berücksichtigung<br />
der Tierseuchenprophylaxe in<br />
Deutschland muss man sich auch<br />
den Anfall der gefallenen Tierkörper,<br />
die per Definition <strong>Kategorie</strong> 1 <strong>und</strong> 2<br />
sind, anschauen (Grafik).<br />
Hier haben wir seit 2001 zwar eine<br />
schwankende Entwicklung, die jedoch<br />
insgesamt eine leichte Zu nah -<br />
me anzeigt. Durchschnittlich wurden<br />
408.000 Tonnen jährlich eingesammelt.<br />
Insgesamt konnte gezeigt werden,<br />
dass sich 2004–2006 die Menge an<br />
zu verarbeitendem Rohmaterial der<br />
<strong>Kategorie</strong>n 1 <strong>und</strong> 2 in Deutschland<br />
absolut nur geringfügig geändert hat.<br />
Anhand der gestiegenen Menge der<br />
<strong>Kategorie</strong> 3 sieht man jedoch, dass<br />
die Branche sich verstärkt darum<br />
bemüht, das durch die EU eingeführte<br />
System der Kategorisierung<br />
zum Wohle der K<strong>und</strong>en auf eine<br />
höhere Wertschöpfung auszurichten.<br />
Dieser Trend wird sich auch in Europa<br />
durchsetzen<br />
● Dr. Martin Alm – Forschung & Entwicklung<br />
Rohwarenaufkommen 2004–2006 in Deutschland<br />
Verän-<br />
Verän-<br />
Rohware 2004 2005 derung 04/05 2006 derung 05/06<br />
<strong>Kategorie</strong> 1 1.007.062 1.015.718 0,9 % 1.084.061 6,3 %<br />
<strong>Kategorie</strong> 2 366.389 248.731 -32,1 % 267.154 6,9 %<br />
<strong>Kategorie</strong> 3 968.849 1.073.531 10,8 % 1.178.728 8,9 %<br />
Gesamt 2.342.300 2.337.980 -0,2 % 2.529.943 7,6 %<br />
Anteil<br />
<strong>Kategorie</strong> 3 41,4 % 45,9 % 46,6 %<br />
Rohwarenaufkommen 2004–2006 in der EU 14<br />
Verän-<br />
Verän-<br />
Rohware 2004 2005 derung 04/05 2006 derung 05/06<br />
<strong>Kategorie</strong> 1<br />
<strong>und</strong> <strong>Kategorie</strong><br />
2 5.625.000 5.460.000 -2,9% 5.738.000 5,1 %<br />
<strong>Kategorie</strong> 3<br />
<strong>und</strong> Lebensmittelfette<br />
9.144.000 9.200.000 0,6 % 9.138.000 -0,6%<br />
Gesamt 14.769.000 14.660.000 -0,7 % 14.876.000 1,5 %<br />
Verarbeitete Rohware (to)<br />
Tierkörper der <strong>Kategorie</strong> 1 <strong>und</strong> 2 in Deutschland<br />
450.000<br />
400.000<br />
350.000<br />
300.000<br />
250.000<br />
200.000<br />
150.000<br />
100.000<br />
50.000<br />
0<br />
2001<br />
2002<br />
2003<br />
2004<br />
2005<br />
2006<br />
Tabelle 2: Überproportionale<br />
Zunahmen im<br />
Bereich der <strong>Kategorie</strong> 3<br />
zeigen den zunehmenden<br />
Spezialisierungsgrad<br />
der Branche<br />
Tabelle 3: In der EU 14<br />
festigen sich die Märkte;<br />
die <strong>Kategorie</strong>n 1 <strong>und</strong> 2<br />
legen sogar leicht zu<br />
Grafik: In Zeiten ohne<br />
große Tierseuchen<br />
bleibt die Menge der<br />
verarbeiteten Tierkörper<br />
nahezu gleich<br />
<strong>Sichere</strong> <strong>Entsorgung</strong><br />
<strong>und</strong> Verarbeitung bei<br />
SecAnim<br />
31<br />
SARIAnews
I M B R E N N P U N K T<br />
Kaum ein Thema beherrscht die Diskussionen in der Tierkörperbeseitigung<br />
so nachhaltig wie die Frage der vorgehaltenen<br />
Verarbeitungskapazitäten. Dies gilt vorwiegend immer<br />
dann, wenn es um die Finanzierung der Verarbeitungsbetriebe<br />
geht. Hier ist ein Vergleich mit der Feuerwehr ausdrücklich<br />
erlaubt: Jeder ist froh, dass es sie gibt, aber alle kritisieren<br />
die erforderlichen Kosten; jedenfalls dann, wenn es nicht<br />
brennt.<br />
Für die Verarbeitung der im normalen<br />
Tagesablauf anfallenden Mengen<br />
kann die notwendige Kapazität auf<br />
Basis der tatsächlichen Einsammlungsmengen<br />
bestimmt werden. Ist<br />
jedoch die Anlage einmal errichtet,<br />
kann sie nicht einfach bei einem<br />
Dieses »seuchenbedingte Rohwarenaufkommen«<br />
ist den vorhandenen<br />
Verarbeitungskapazitäten unter<br />
Berücksichtigung des auch im Seuchenfall<br />
zu verarbeitenden Materials<br />
aus dem normalen Tagesgeschäft<br />
gegenüberzustellen.<br />
20.000 jato zu verdeutlichen: diese<br />
Jahresreservekapazität entspricht<br />
einer Tagesleistung <strong>von</strong> 55 to. Im<br />
Rahmen des Pestgeschehens in NRW<br />
im Jahr 2006 waren im Zeitraum<br />
31.03.–06.04.2006 insgesamt 1.658 to<br />
(= 27.277 Schweine) zu beseitigen.<br />
Dies entspricht einer tatsäch lichen<br />
Tagesleistung <strong>von</strong> 242 to oder<br />
3.896 Schweine, <strong>und</strong> zwar nur für<br />
die seuchenbedingt angefallene<br />
Rohware. Bei 55 to Reservekapazität<br />
schafft der Verarbeitungsbetrieb<br />
»nur« 916 Schweine.«<br />
Eine Frage der Kapazitäten<br />
Wie groß muss die Verarbeitungskapazität einer TBA sein?<br />
Mengenrückgang den veränderten<br />
Verhältnissen angepasst werden. Eine<br />
Reduzierung der Kapazität führt auch<br />
nicht zu einer Reduzierung der Fixkosten<br />
im gleichen Verhältnis.<br />
Bei der Ermittlung der Seuchenreserve<br />
verhält sich dies völlig anders,<br />
weil sich der Umfang der Seuche<br />
nicht vorhersagen lässt. Zur Beantwortung<br />
der Frage nach den erforderlichen<br />
Kapazitäten ist zu prüfen,<br />
ob die vorgehaltenen Kapazitäten<br />
dem zusätzlichen Materialaufkommen<br />
gerecht werden können.<br />
Dazu ist zu berechnen, welche Tonnagen<br />
unter veränderbaren Voraussetzungen<br />
wie Keulungsradius, Keulungsumfang<br />
oder Seuchenverlauf<br />
bei Ausbruch einer Seuche zusätzlich<br />
beseitigt werden müssen.<br />
Genau hier kommt aber ein wesentlicher<br />
Faktor ins Spiel: die Zeit! Es<br />
hilft einer notwendigen Seuchenbekämpfung<br />
nichts, wenn Seuchenkapazitäten<br />
über das Jahr gesehen<br />
mathematisch <strong>und</strong> statistisch korrekt<br />
erfasst werden. Eine Jahresreservekapazität<br />
<strong>von</strong> zum Beispiel 20.000 jato<br />
erscheint auf den ersten Blick beruhigend.<br />
Tatsächlich aber trügt der<br />
Schein. Im Seuchenfall ist die zusätzliche<br />
Rohware ebenso schnell zu verarbeiten<br />
wie die normal anfallende<br />
Rohware. Ein Verarbeitungsbetrieb<br />
muß daher in der Lage sein, innerhalb<br />
einer Woche zusätzlich die seuchenbedingt<br />
anfallende Rohware zu<br />
verarbeiten. Nur wenn das gelingt,<br />
kann <strong>von</strong> einer ausreichenden Kapazität<br />
gesprochen werden. Die Seuchenfälle<br />
der Vergangenheit haben<br />
gezeigt, dass dies regelmäßig nicht<br />
der Fall ist. Um es am Beispiel <strong>von</strong><br />
Basis zur Diskussion einer notwendigen<br />
Seuchenreserve ist das sog.<br />
»Böckenhoff-Gutachten« der Universität<br />
Stuttgart aus dem Jahr 1991<br />
»zur Verwertung <strong>von</strong> ungenießbaren<br />
Schlachtabfällen im Gebiet der ehemaligen<br />
DDR«. Danach wird die Verarbeitungskapazität<br />
einer Tierkörperbeseitigungsanlage<br />
als ausreichend<br />
erachtet, wenn die anfallende Rohware<br />
aus der Landwirtschaft <strong>und</strong> den<br />
Schlachtbetrieben an fünf Arbeitstagen<br />
je Woche im Zwei-Schicht-<br />
Betrieb verarbeitet werden können.<br />
Die 3. Schicht unter Einbeziehung<br />
der Sonn- <strong>und</strong> Feiertage steht dann<br />
im Seuchenfall als Reserve zur Verfügung.<br />
Soweit die Theorie. In der Praxis<br />
bereitet die Ermittlung der notwendigen<br />
Seuchenreserve schon deshalb<br />
Schwierigkeiten, weil der Tierbestand<br />
32<br />
SARIAnews
im Einzugsbereich in der Regel zwar<br />
ermittelbar, aber tatsächlich gar nicht<br />
bekannt ist. In einer zweiten Stufe ist<br />
dann der voraussichtliche Keulungsradius<br />
bei Ausbruch einer Seuche zu<br />
berechnen. Hier kann es zu gravierenden<br />
Unterschieden kommen. So können<br />
in einem Umkreis <strong>von</strong> 3 km um<br />
einen landwirtschaftlichen Be trieb,<br />
in dem eine Seuche ausgebrochen ist,<br />
nur noch wenige weitere Betriebe<br />
stehen, es können aber auch gerade<br />
in diesem Umkreis ausgesprochen<br />
starke viehhaltige Betriebe be troffen<br />
sein. Der Umfang einer Seuche ist<br />
schließlich nicht vorhersehbar.<br />
Um die Frage der notwendigen Kapazitäten<br />
zu beantworten, hat die Tierseuchenkasse<br />
Niedersachsen das Institut<br />
für Strukturforschung <strong>und</strong> Planung<br />
in agrarischen Intensivgebieten<br />
(ISPA) der Hochschule Vechta beauftragt,<br />
unter Berücksichtigung des<br />
Viehbestandes <strong>und</strong> der vorhandenen<br />
TBAn in Niedersachsen die notwendigen<br />
Kapazitäten zu ermitteln. Das<br />
Institut kommt zu dem Ergebnis, dass<br />
die vorhandenen Reservekapazitäten<br />
in Niedersachsen ausreichend sind,<br />
um Keulungsmaßnahmen in angenommenen<br />
geringen Radien gerecht<br />
zu werden. Seuchenausbrüche an<br />
mehreren Stellen oder in einer zweiten<br />
<strong>und</strong> dritten Welle hingegen sind<br />
mit den vorhandenen Kapazitäten<br />
nicht beherrschbar.<br />
Dies hat auch der Ausbruch der<br />
Schweinepest in Nordrhein-Westfalen<br />
im Jahr 2006 gezeigt. Dieses –<br />
man kann sagen – mittlere Pestgeschehen<br />
war nur unter intensiver<br />
Inanspruchnahme aller in NRW tätigen<br />
Tierkörperbeseitigungsanlagen<br />
<strong>und</strong> auch aus angrenzenden B<strong>und</strong>esländern<br />
zu bewältigen.<br />
Die TBAn wirken daher aktuell darauf<br />
hin, dass auch in anderen B<strong>und</strong>esländern<br />
zunächst die notwendigen<br />
Kapazitäten anhand der Viehbestände<br />
ermittelt werden, ehe eine<br />
Diskussion in Richtung Kapazitätsreduzierung<br />
aus Kostengründen zu<br />
einem Seuchenkollaps führt. Das permanente<br />
Gerangel um Kapazitäten<br />
sollte dann ein Ende finden.<br />
● Bernd Sroka – Bereich Gebietskörperschaften<br />
»Es ist sinnvoll, die<br />
notwendigen Kapazitäten anhand<br />
der Viehbestände zu ermitteln!«<br />
Stark gefährdet<br />
durch Schweinepest<br />
33<br />
SARIAnews
I M B R E N N P U N K T<br />
Der Preis ist heiß<br />
Wie die Preise für die <strong>Entsorgung</strong>sdienstleistung ermittelt werden<br />
Insgesamt ist die Finanzierung der Pflichtaufgabe der Seuchenprophylaxe in Deutschland<br />
höchst unterschiedlich geregelt, da dies Ländersache ist. Von der Möglichkeit, selbst individuelle<br />
Regeln für die Finanzierung aufzustellen, machen die Länder auch regen Gebrauch.<br />
34<br />
SARIAnews
Bernd Sroka – Leiter<br />
Gebietskörperschaften<br />
In der Regel werden die Kosten eines<br />
<strong>Kategorie</strong> 1- <strong>und</strong> <strong>Kategorie</strong> 2-Verarbeitungsbetriebes<br />
über drei mögliche<br />
Vereinbarungen refinanziert:<br />
■ der Preis ergibt sich aus vertraglichen<br />
Vereinbarungen mit den<br />
Aufgabenträgern<br />
■ der Preis ergibt sich aus einem<br />
Ausschreibungsverfahren<br />
■ der Preis richtet sich nach den<br />
Vorschriften des öffentlichen Preisrechts<br />
Vertragliche Regelungen zu einer<br />
Preisvereinbarung mit den Aufgabenträgern<br />
sind immer seltener<br />
anzutreffen, da kaum noch Verträge<br />
automatisch verlängert werden, weil<br />
bei frühestmöglicher Beendigung der<br />
noch laufenden Verträge eine Ausschreibung<br />
vorgesehen ist.<br />
In einem Ausschreibungsverfahren<br />
richtet sich der Preis nach dem wirtschaftlichsten<br />
Angebot. Ausschreibungsverfahren<br />
waren allerdings bislang<br />
nicht üblich. Erst in den letzten<br />
zwei Jahren erfolgen derartige Veröffentlichungen<br />
– mit zunehmender<br />
Tendenz.<br />
Die Regel bildet – jedenfalls zur Zeit<br />
noch – die Preisermittlung auf Basis<br />
des öffentlichen Preisrechts. Bei<br />
öffentlichen Aufträgen greift die Verordnung<br />
PR Nr. 30/53 über die Preise<br />
bei öffentlichen Aufträgen vom 21.<br />
November 1953 in Verbindung mit<br />
den Leitsätzen für die Preisermittlung<br />
auf Gr<strong>und</strong> <strong>von</strong> Selbstkosten (LSP).<br />
Entgeltlisten bedürfen<br />
der Genehmigung durch die<br />
Behörden<br />
Sofern einem Unternehmen die<br />
<strong>Beseitigung</strong>spflicht nach § 3 Absatz 2<br />
TierNebG übertragen ist, berechnet<br />
das Unternehmen »Entgelte« an den<br />
Besitzer der tierischen Nebenprodukte.<br />
Diese Entgelte oder Tarife<br />
bedürfen der Genehmigung der<br />
zuständigen Behörden. Das Antragsverfahren<br />
durchläuft eine Überprüfung<br />
der Preisprüfungsbehörden oder<br />
unabhängiger Wirtschaftsprüfer.<br />
Diese ermitteln unter Berücksichtigung<br />
des Kostendeckungs- <strong>und</strong><br />
Äquivalenzprinzips sowie des Gleichbehandlungsgr<strong>und</strong>satzes,<br />
ob die Kosten<br />
zutreffend erfasst <strong>und</strong> auf die<br />
Kostenschuldner in der Entgeltliste<br />
verursachungsgerecht verteilt sind.<br />
Es werden daher zunächst die Kosten<br />
ermittelt, die erstattungsfähig sind.<br />
Diesem Kostenhaushalt wird ein<br />
bestimmter Prozentsatz zugerechnet,<br />
der dem Verarbeitungsbetrieb als<br />
»Unternehmerlohn« bleibt.<br />
Sodann erfolgt die Zuordnung auf<br />
die Kostenschuldner der Pflichtware,<br />
also auf die Schlachtbetriebe <strong>und</strong> die<br />
Landwirtschaft. In der Landwirtschaft<br />
wiederum werden die Kosten <strong>von</strong><br />
den Tierbesitzern, den Kreisen <strong>und</strong><br />
kreisfreien Städten, dem Land oder<br />
<strong>von</strong> der Tierseuchenkasse getragen.<br />
Hier besteht das Problem, dass die<br />
Länder die Kostenbeteiligung unterschiedlich<br />
regeln. In einigen Ländern<br />
zahlt der Tierbesitzer 25 % der Kosten,<br />
in anderen 33 %, teilweise sogar<br />
100 % oder sogar nur 25 % der reinen<br />
Verarbeitungskosten, wobei die<br />
öffentliche Hand die Sammlungskosten<br />
zu 100 % trägt.<br />
Unterschiedlich geregelt ist auch die<br />
Finanzierung der Seuchenreserve. In<br />
einigen Mitgliedsstaaten der EU zahlt<br />
die öffentlich Hand diese Seuchenreserve<br />
vollständig. In Deutschland<br />
gibt es analoge Regelungen in einigen<br />
B<strong>und</strong>esländern. In anderen B<strong>und</strong>esländern<br />
werden die Fleischbetriebe<br />
mit unterschiedlichen Quoten<br />
an der Refinanzierung dieser Kapazitätsvorhaltung<br />
beteiligt.<br />
Es liegt auf der Hand, dass diese<br />
unterschiedlichen Regelungen zu<br />
Unmut führen. Dies zu beseitigen<br />
liegt aber wiederum nicht in unserer<br />
Hand.<br />
● Bernd Sroka – Bereich Gebietskörperschaften<br />
Landwirtschaftsbetrieb als<br />
Kostenschuldner<br />
35<br />
SARIAnews
I M B R E N N P U N K T<br />
Eine moderne Industrie mit<br />
historischen Wurzeln<br />
Vom »Kafiller« zur High-Tech-Industrie<br />
Die Verwertung <strong>von</strong> Tierkörpern, Tierkörperteilen <strong>und</strong> tierischen Erzeugnissen nach den<br />
Vorschriften des Tierkörperbeseitigungsgesetzes wird heute in modernen Betrieben mit<br />
effektiver Technik <strong>und</strong> umfassendem Umweltschutz durchgeführt. Es ist eine seuchenhygienische<br />
Aufgabe, unverzichtbar für das Funktionieren der tierischen Veredelung <strong>und</strong><br />
der Schlachtwirtschaft. Unverzichtbar war diese Branche zwar schon immer – ihr Ansehen<br />
<strong>und</strong> die Art ihrer Tätigkeit waren jedoch einem umfassenden Wandel unterworfen.<br />
36<br />
SARIAnews
Seit dem 12./13. Jahrh<strong>und</strong>ert gibt es<br />
den Berufsstand des Tierkörperbeseitigers:<br />
Der »Abdecker« oder »Schinder«<br />
oder »Kafiller« (aus neuhebr.<br />
Kefàl: abdecken, abziehen) gehörte<br />
zu den Leuten, mit denen man möglichst<br />
wenig zu tun haben wollte. Um<br />
ihn besser zu erkennen, schrieb ihm<br />
1733 ein preußisches Edikt sogar die<br />
Kleidung vor.<br />
Die <strong>Beseitigung</strong> »gefallener« Tiere<br />
war schon früh dem Abdecker vorbehalten.<br />
So bestimmte der Herzog <strong>von</strong><br />
Sachsen, dass niemand anderer als<br />
dieser das Beseitigen gefallener Tiere<br />
übernehmen durfte.<br />
Schon zu dieser Zeit bemühte man<br />
sich, Kadaver zu verwerten. So<br />
erwarben die Seifensieder den Talg<br />
gefallener Tiere <strong>und</strong> die Seiler<br />
Schwänze gefallener Pferde. Der<br />
Abdecker erhielt für seine Tätigkeit<br />
ein Entgelt, <strong>und</strong> außerdem stand ihm<br />
der Erlös aus dem »Beködern <strong>von</strong><br />
Wolfsfallen« <strong>und</strong> dem Verkauf der<br />
Häute zu. Daher rührt auch der<br />
Name: Mit dem Enthäuten wurden<br />
gefallene Tiere »abgedeckt«.<br />
Der Abdecker war bereits<br />
im Mittelalter unverzichtbar<br />
Die Säuberung der Straßen <strong>und</strong> Felder<br />
<strong>von</strong> Tierkadavern war bereits im<br />
Mittelalter als seuchenhygienische<br />
Leistung anerkannt. Mit der Einführung<br />
der Gewerbefreiheit in Preußen<br />
(1810/11) verschwand dann endlich<br />
auch das Stigma der Unehrenhaftigkeit.<br />
Die »Abdeckerei« wurde ein normales,<br />
anerkanntes Handwerk.<br />
Um die Jahrh<strong>und</strong>ertwende<br />
wurden die Abdeckerprivilegien<br />
aufgehoben<br />
Die Gemeinden richteten »Wasenplätze«<br />
zum Vergraben ein, wo man<br />
nach ihrer Weisung das Abdecken<br />
<strong>und</strong> Vergraben besorgte. Die Abdecker<br />
waren nun »Wasenmeister«. Es<br />
gab keine reichseinheitliche Gesetzgebung,<br />
sodass die Einzelheiten den<br />
Ländern überlassen wurden. Bis weit<br />
in das 20. Jahrh<strong>und</strong>ert hinein blieb<br />
das Vergraben <strong>von</strong> Tieren die häufigste<br />
Form der <strong>Beseitigung</strong>. Im Jahr<br />
1934 gab es in Deutschland 7.224<br />
gemeindliche Verscharrungsplätze,<br />
418 Wasenmeistereien <strong>und</strong> 418 thermische<br />
<strong>Beseitigung</strong>sanlagen.<br />
Aus den Anfängen der<br />
Tierkörperbeseitigung<br />
(Quelle: Schäfer)<br />
37<br />
SARIAnews
I M B R E N N P U N K T<br />
Alter Dampfkessel<br />
in Genthin (kurz nach<br />
der Wende)<br />
1939 kam das erste Tierkörperbeseitigungsgesetz<br />
Das Tierkörperbeseitigungsgesetz<br />
vom 1. Februar 1939 sowie die<br />
Durchführungsverordnungen vom<br />
23. Februar <strong>und</strong> 17. April 1939 reformierten<br />
die Abdeckerei gr<strong>und</strong>legend.<br />
Die Zuständigkeit für die Tierkörperbeseitigung<br />
übergab der Gesetzgeber<br />
an die damaligen Landkreise sowie<br />
kreisfreien Städte.<br />
Hierin wurde festgelegt, welche<br />
Materialien beseitigt werden mussten<br />
<strong>und</strong> durch wen: die Tierkörperbeseitigungsanstalten.<br />
Seither ist klar vorgeschrieben,<br />
wie Tierkörper, Tierkörperteile<br />
<strong>und</strong> Erzeugnisse unschädlich<br />
entsorgt werden. Zum ersten Mal<br />
wurden in diesem Gesetz die Sterilisationsbedingungen<br />
festgelegt: 30<br />
Minuten bei 130 °C oder 20 Minuten<br />
bei über 130 °C. Die beiden Produkte<br />
aus den TBAen waren Tiermehl (Tierkörpermehl,<br />
Presskuchen) <strong>und</strong> Tierfett<br />
(technisches Fett«).<br />
Die Gesetzesnovelle <strong>von</strong><br />
1975 zielte auf die Verwertung<br />
Das Gesetz <strong>von</strong> 1939 wurde 1975<br />
modernisiert. Die Begründung legt<br />
dar, dass Tierkörperbeseitigung auch<br />
die Wiedergewinnung volkswirtschaftlich<br />
wertvoller Produkte wie<br />
Tiermehl, Tierfett <strong>und</strong> Knochenschrot<br />
bedeutet. Das Hauptprodukt war ein<br />
zur Herstellung <strong>von</strong> Mischfuttermitteln<br />
geeignetes Eiweißerzeugnis.<br />
Die TBA-Verordnung legte außerdem<br />
fest, dass die für den menschlichen<br />
Verzehr nicht verwendeten Nebenprodukte<br />
der Schlachtung mindestens<br />
20 Minuten bei 133 °C <strong>und</strong> bei<br />
3 bar zu sterilisieren sind, bevor sie<br />
getrocknet <strong>und</strong> gemahlen werden<br />
können. Damit war der deutsche<br />
Gesetzgeber seiner Zeit weit voraus.<br />
Wohl auch deshalb übernahm die<br />
europäische Richtlinie zur Harmonisierung<br />
der Tierkörperbeseitigung<br />
1990 diese Bedingungen.<br />
Die BSE-Krise veränderte<br />
fast alles<br />
Ende 2000/Anfang 2001 veränderte<br />
die europaweite BSE-Krise dann<br />
praktisch alles, was die Branche bisher<br />
kannte: Das generelle Verfütterungsverbot<br />
kam! Mehle mussten<br />
nun größtenteils verbrannt werden,<br />
Fette fanden ebenfalls meistens den<br />
Weg in die Verbrennung. Eine komplette<br />
Neuorientierung fand statt – in<br />
feste Bahnen gelenkt durch die EU<br />
Verordnung 1774/2002, die nun<br />
genau vorgab, welche tierischen<br />
Nebenprodukte (unterteilt in drei<br />
<strong>Kategorie</strong>n) auf welche Art verarbeitet<br />
werden müssen <strong>und</strong> welche Verwertungs-<br />
oder <strong>Beseitigung</strong>swege<br />
erlaubt sind.<br />
Die Branche begann sich zu spezifizieren,<br />
zu diversifizieren. Die TBAen<br />
(Fabriken) wurden für die verschiedenen<br />
<strong>Kategorie</strong>n oder auch<br />
bestimmte Rohwaren umgerüstet<br />
oder neu gebaut. Immer effizientere<br />
Produktionsbetriebe, die nur noch<br />
<strong>von</strong> wenigen Personen überwacht<br />
werden, waren die Folge.<br />
● Claus M. Andreas – Unter Verwendung eines<br />
Artikels <strong>von</strong> Harald Niemann, Geschäftsführer<br />
der STN – Servicegesellschaft Tierische Nebenprodukte<br />
mbH (Verband der Verarbeitungsbetriebe<br />
Tierischer Nebenprodukte e.V. (VVTN)<br />
in Bonn (veröffentlicht in der Festschrift zur<br />
Eröffnung der TBA in Genthin 08/1995)<br />
Die »Rendering-Branche« <strong>von</strong> heute hat keine<br />
Ähnlichkeit mehr mit dem alten Abdeckergewerbe. Der Wandel<br />
vom stigmatisierten Handwerker zum angesehenen<br />
High-Tech-Betrieb ist vollzogen. Die Unverzichtbarkeit aber<br />
ist geblieben.<br />
38<br />
SARIAnews
Kurze Historie der »Abdeckerei«<br />
➜ 14. September 1665 Ältestes allgemein<br />
zugängliches Recht, das unter<br />
Androhung <strong>von</strong> Strafen die Einhaltung<br />
der Abdeckereiprivilegien<br />
festsetzt. Danach wird den Scharfrichtern<br />
(= Abdeckern) in zugewiesenen<br />
Bezirken »abgestandenes« Vieh<br />
zuerkannt.<br />
➜ 29. April 1772 Publikandum der<br />
kurmärkischen (Friedrich der Große)<br />
Kriegs- <strong>und</strong> Domänenkammer. »...wie<br />
es mit An sagung <strong>und</strong> dem Vergraben<br />
des um gefallenen <strong>und</strong> unrein bef<strong>und</strong>enen<br />
Viehes zu halten <strong>und</strong> auf dem<br />
Wege der Ansagung an die Scharfrichter<br />
<strong>und</strong> Abdecker dieserhalb verordnet<br />
worden ist.« Darin wurde die<br />
Meldung, Bezahlung <strong>und</strong> Abholung<br />
innerhalb <strong>von</strong> 24 St<strong>und</strong>en geregelt.<br />
➜ 10. Februar 1810 Preußisches Gewerbesteueredikt.<br />
Hier wurde die<br />
Ausübung des Abdeckerberufes <strong>von</strong><br />
einer Prüfung (heute: Gewerbeschein)<br />
abhängig gemacht.<br />
➜ 31. Mai 1858 Gesetz zur Regulierung<br />
des Abdeckereiwesens. Die<br />
Zwangs- <strong>und</strong> Bannrechte wurden<br />
zum Teil auf gehoben.<br />
➜ 1900 Ab ca. 1900 verstärkter Maschineneinsatz<br />
bei der <strong>Beseitigung</strong><br />
<strong>von</strong> Tierkörpern <strong>und</strong> Tierkörperteilen.<br />
➜ 17. Juni 1911 Gesetz betreffend die<br />
<strong>Beseitigung</strong> <strong>von</strong> Tierkörpern (auch<br />
Tierkadavergesetz). Der Umfang betrug<br />
7 Paragraphen, dazu die »Preußischen<br />
Ausführungsvorschriften«<br />
mit 20 Paragraphen.<br />
➜ 1. Februar 1939 Verabschiedung<br />
des Tierkörperbeseitigungsgesetzes<br />
(TierKBG). Enthielt 17 Paragraphen.<br />
➜ 2. September 1975 Novellierung<br />
TBA Gesetz (11 Seiten)<br />
➜ 1. September 1976 Tierkörperbeseitigungsanlagenverordnung<br />
➜ 27. November 1990 90/667/EWG<br />
RICHTLINIE DES RATES zum Erlass<br />
veterinärrechtlicher Vorschriften für<br />
die <strong>Beseitigung</strong>, Verarbeitung <strong>und</strong><br />
Vermarktung tierischer Abfälle <strong>und</strong><br />
zum Schutz <strong>von</strong> Futtermitteln tierischen<br />
Ursprungs, auch aus Fisch, gegen<br />
Krankheitserreger sowie zur Änderung<br />
der Richtlinie 90/425/EWG<br />
(18 Seiten)<br />
➜ 10. Oktober 2000 VO 1774/2002<br />
(Hygieneverordnung) (95 Seiten<br />
zweispaltig!) – Verordnung des Europäischen<br />
Parlamentes <strong>und</strong> Rates mit<br />
Hygienevorschriften für »nicht für<br />
den menschlichen verzehr bestimmte<br />
tierische Nebenprodukte«.<br />
➜ 12. Mai 2003 6 VO <strong>und</strong> 10 Entscheidungen<br />
zur Klarstellung!!!<br />
➜ 25. Januar 2004 TierNebG – Tierische<br />
Nebenprodukte-<strong>Beseitigung</strong>sgesetz.<br />
Dieses Gesetz dient der Durchführung<br />
der Verordnung (EG) Nr.<br />
1774/2002<br />
Entschädigungsregelung<br />
für den Abdecker-Pächter<br />
im Jahre 1925<br />
Neue Betriebsleitung in Lünen<br />
Die Betriebsleitung des <strong>Kategorie</strong> 1-<br />
Betriebes Lünen wird ab dem 1. Oktober<br />
2007 Herr Christian Flader<br />
(34) übernehmen.<br />
Die Betriebsleitung des <strong>Kategorie</strong> 1-<br />
Betriebes Lünen wird ab dem 1. Oktober<br />
2007 Herr Christian Flader (34)<br />
übernehmen. Nach seinem Jura-Studium<br />
an der Universität Bielefeld<br />
(Staatsexamen 2004) absolvierte er in<br />
England an der Universität <strong>von</strong> Surrey<br />
den Studiengang »Master of Business<br />
Administration«. Nach seinem<br />
2. Staatsexamen war Herr Flader als<br />
Assessor <strong>und</strong> Rechtsanwalt tätig.<br />
Der Schwerpunkt lag im Vertrags-,<br />
Arbeits-, Gesellschafts- <strong>und</strong> Steuerrecht.<br />
Mit der Leitung des SecAnim-<br />
Betriebes Lünen übernimmt Herr Flader<br />
nun eine Aufgabe, die seinem<br />
Wunsch nach »unternehmerischer Betätigung«<br />
entgegen kommt.<br />
„Meine berufliche Entwicklung ist in<br />
den letzten Jahren entscheidend durch<br />
die Betreuung <strong>von</strong> Wirtschaftsmandaten<br />
<strong>und</strong> die eigene unternehmerische<br />
Tätigkeit als selbständiger Rechtsanwalt<br />
geprägt worden. Das hierdurch<br />
immer stärker werdende Interesse an<br />
betriebswirtschaftlichen <strong>und</strong> unternehmerischen<br />
Aufgaben hat zu der<br />
Entscheidung geführt, mich der neuen<br />
beruflichen Herausforderung bei<br />
SARIA zu stellen.“<br />
Wir wünschen Herrn Flader viel Erfolg<br />
<strong>und</strong> Freude bei seiner neuen Arbeit.<br />
Christian Flader,<br />
Betriebsleiter in der TBA<br />
Lünen ab 1. Oktober 2007<br />
39<br />
SARIAnews
D I E S U N D D A S<br />
Erfolgreicher Abschluss an der Fernuniversität Hagen<br />
Seit einem Jahr bei SARIA in Selm<br />
Frau Ekaterina Gorelchenko, die seit dem 9. Januar 2007 in der Hauptverwaltung<br />
der SARIA <strong>Bio</strong>-Industries in der Abteilung Controlling tätig ist, erhielt im<br />
Juli das Zeugnis zur Diplom-Kauffrau.<br />
Die FernUniversität in Hagen wurde<br />
am Donnerstag, 5. Juli 2007 als<br />
»Ausgewählter Ort 2007« ausgezeichnet.<br />
Damit gehört die Universität nun<br />
offiziell zu den <strong>von</strong> der Standortinitiative<br />
»Deutschland – Land der<br />
Ideen« <strong>und</strong> ihrem Projektpartner<br />
Deutsche Bank ausgezeichneten<br />
»365 Orten im Land der Ideen«.<br />
Schirmherr der Initiative ist B<strong>und</strong>espräsident<br />
Horst Köhler.<br />
Seit 1999 bietet die Fakultät für<br />
Wirtschaftswissenschaft der FernUniversität<br />
Studierenden aus Russland<br />
<strong>und</strong> Ungarn ein Doppelabschluss-<br />
Programm an. Dieses Programm<br />
ermöglicht es den Absolventinnen<br />
<strong>und</strong> Absolventen ihrer Heimat- <strong>und</strong><br />
der FernUniversität, sich in besonderer<br />
Weise für den internationalen<br />
Arbeitsmarkt zu qualifizieren. Im<br />
Rahmen dieser Auszeichnung erhielt<br />
Frau Ekaterina Gorelchenko, die seit<br />
dem 9. Januar 2007 in der Hauptverwaltung<br />
der SARIA <strong>Bio</strong>-Industries in<br />
der Abteilung Controlling tätig ist,<br />
Frau Gorelchenko bei der Zeugnisverleihung<br />
das Zeugnis zur Diplom-Kauffrau.<br />
Ihr Studium mit der Schwerpunkt<br />
»Finanzwirtschaft <strong>und</strong> Banken« an<br />
der Staatlicher Universität für Wirtschaft<br />
<strong>und</strong> Finanzen in St. Petersburg<br />
hat Frau Ekaterina Gorelchenko im<br />
Sommer 2006 erfolgreich abgeschlossen.<br />
Schon während ihres Studium<br />
in St. Petersburg nahm Frau<br />
Gorelchenko am Doppelabschluss-<br />
Programm der FernUniversität teil<br />
<strong>und</strong> konnte nun nach erfolgreichem<br />
Abschluss ihr Zeugnis entgegennehmen.<br />
Während der Feierlichkeiten zur<br />
Auszeichnung der FernUniversität<br />
berichtete Frau Gorelchenko den anwesenden<br />
Gästen <strong>von</strong> ihren Erfahrungen<br />
als Teilnehmerin des Doppelabschluss-Programms<br />
<strong>und</strong> als Mitarbeiterin<br />
bei der SARIA <strong>Bio</strong>-Industries.<br />
● Uwe Durchfeld – Leiter Controlling<br />
KFU spendet Anhänger<br />
Marler Landjugend hat endlich Platz für’s Inventar<br />
Übergabe des<br />
Anhängers durch die<br />
KFU (Marl)<br />
Einen geräumigen Anhänger <strong>von</strong><br />
sieben Metern Länge, 2,40 m Breite<br />
<strong>und</strong> einer Höhe <strong>von</strong> 2,30 Meter gehört<br />
jetzt der Landjugend Marl.<br />
Spender ist die KFU (Knochen <strong>und</strong><br />
Fettunion) an der Rennbachstraße.<br />
Dipl.-Ing. Andreas Rak übergab den<br />
ausgemusterten Hänger, der technisch<br />
in einwandfreiem Zustand ist,<br />
an die Vertreter der Landjugend.<br />
»Jetzt können wir unser gesamtes<br />
Inventar wie Bierzeltgarnituren,<br />
Tarnzelte, Gläser, Pavillons, die<br />
Hüpfburg <strong>und</strong> vieles mehr hier einlagern<br />
<strong>und</strong> bei Bedarf zum Veranstaltungsort<br />
fahren«, sagt der Vorsitzende<br />
der Landjugend Marl, Tim<br />
Wüller. Ob beim Tanz in den Mai<br />
oder beim beliebten Treckertag –<br />
das ständige Ein- <strong>und</strong> Ausräumen<br />
aus Lagerräumen entfällt jetzt.<br />
Gleich nach der Übergabe des neuen<br />
Anhängers gingen die Mitglieder<br />
ans Werk <strong>und</strong> bauten Regale in den<br />
Hänger ein.<br />
● Quelle: Marler Zeitung (Marl); Von Werner<br />
Kadoch<br />
40<br />
SARIAnews
Umweltbewusstes Handeln spart Geld<br />
KFU-Marl bekommt zum zweiten Mal den Titel »Ökoprofit-Unternemen«<br />
Das Ökoprofit-Siegel hat die KFU GmbH (Knochen- <strong>und</strong> Fettunion) bereits zum<br />
zweiten Mal erhalten: Das Unternehmen in Marl sammelt <strong>und</strong> verarbeitet<br />
Schlachtnebenprodukte, unter anderem zu Düngemitteln, Petfood oder <strong>Bio</strong>diesel.<br />
Durch Umstellung der Energieversorgung werden in erheblichem Maße Kosten<br />
gesenkt <strong>und</strong> die CO2-Emissionen verringert.<br />
Im Mai 2003 übernahm die KFU, eine<br />
Tochter der <strong>Saria</strong> <strong>Bio</strong>-Industries, das<br />
Gelände in Alt-Marl <strong>von</strong> der Firma<br />
SARIA. Allerdings waren die Anlagen<br />
mitten in Frentrop nicht für die<br />
neuen Aufgaben geeignet. »Die Technik<br />
passte nicht«, sagt Geschäftsführer<br />
Patrick Wilkens. »Wir haben<br />
deshalb im Zeitraum <strong>von</strong> 2003 bis<br />
2007 4,5 Millionen Euro investiert<br />
<strong>und</strong> haben seit Ende des Jahres 2006<br />
einen voll funktionsfähigen Produktionsstandort<br />
in Marl.«<br />
Im Umkreis <strong>von</strong> etwa 400 Kilometern<br />
sammelt die KFU Schlachtnebenprodukte<br />
ein, die bei den großen Fleischproduzenten<br />
(etwa Westfleisch), bei<br />
mittelständischen Zerlegebetrieben<br />
<strong>und</strong> auch bei der Metzgerei um die<br />
Ecke anfallen. Das Einzugsgebiet<br />
umfasst Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen<br />
<strong>und</strong> das nördliche Rheinland-Pfalz.<br />
Knochen, Fette <strong>und</strong> (beim Schwein)<br />
die Schwarte werden <strong>von</strong> der eigenen<br />
LKW-Flotte nach Marl transportiert,<br />
dort wird die Rohware sortiert, zerkleinert<br />
<strong>und</strong> verarbeitet. »Alles was<br />
wir verarbeiten, ist gr<strong>und</strong>sätzlich<br />
zum menschlichen Verzehr geeignet«,<br />
sagt Patrick Wilkens. »Es wird im<br />
Prinzip wie zu Hause auf der Herdplatte<br />
gekocht«.<br />
Nur kommt dabei keine Herdplatte<br />
sondern ein Fallfilm-Verdampfer<br />
zum Einsatz, der die Entfettung <strong>und</strong><br />
Trocknung großer Mengen ermöglicht.<br />
R<strong>und</strong> 300 Tonnen werden<br />
täglich in Marl angeliefert <strong>und</strong> verarbeitet.<br />
Das Fett wird gereinigt <strong>und</strong> findet<br />
schließlich Verwendung in der Oleo-<br />
Chemie bei der Herstellung <strong>von</strong><br />
Schmierstoffen oder wird zu <strong>Bio</strong>diesel<br />
verarbeitet. Den wiederum tanken<br />
die Fahrzeuge der KFU, <strong>und</strong> somit<br />
stellt sich ein geschlossener Verwertungskreislauf<br />
ein.<br />
Aus den festen Bestandteilen wird<br />
Mehl hergestellt, das als Düngung in<br />
der Landwirtschaft Verwendung findet.<br />
»Seit dem BSE-Skandal ist der<br />
Einsatz <strong>von</strong> tierischen Proteinen in<br />
der Nutztierfütterung verboten. Wir<br />
hoffen, dass sich das wieder ändert«,<br />
so Patrick Wilkens.<br />
16 Mitarbeiter übernahm die KFU<br />
<strong>von</strong> ihrem Vorgänger in Marl, heute<br />
beschäftigt sie am Standort 48, darunter<br />
auch Auszubildende als Industriekaufleute<br />
sowie als Maschinen<strong>und</strong><br />
Anlagenführer.<br />
»25 Prozent unserer Betriebskosten<br />
sind Energiekosten«, sagt Andreas<br />
Rak, Betriebsleiter in Marl. Mit der<br />
Teilnahme am Ökoprofit Projekt in<br />
Marl <strong>und</strong> im Vest Recklinghausen hat<br />
die KFU hier hohe Summen einsparen<br />
können, unter anderem durch<br />
Umstellung <strong>von</strong> der Gas- <strong>und</strong> Erdölheizung<br />
auf tierische Fette als Brennstoff.<br />
Und zur Zeit wird wieder neu<br />
geplant: Auch die Gebäude der<br />
REMONDIS, die bis März dieses<br />
Jahres Sondermüllsammlung <strong>und</strong><br />
-trennung in Marl durchführte,<br />
werden neu genutzt. Hier wird der<br />
Unternehmenszweig ReFood einziehen,<br />
der Lebensmittel- <strong>und</strong> Speisereste<br />
einsammelt <strong>und</strong> ebenfalls<br />
verarbeitet. »Optimal wäre die Verwertung<br />
in einer <strong>Bio</strong>gasanlage. Wir<br />
sind noch in den Planungen«, sagt<br />
Patrick Wilkens. »Den hier erzeugten<br />
Strom könnten wir in unserer eigenen<br />
Produktion wieder nutzen.«<br />
Auch in diesen Zweig werden noch<br />
einmal 4 Millionen Euro investiert.<br />
50 bis 60 Arbeitsplätze sollen bei der<br />
ReFood in Marl entstehen.<br />
● Von Jürgen Wolter (Ruhr Nachrichten)<br />
KFU (Marl) nimmt die<br />
Auszeichnung »Ökoprofit-Unternehmen«<br />
zum zweiten Mal nach<br />
2003 entgegen<br />
41<br />
SARIAnews
D I E S U N D D A S<br />
SecAnim: Veränderungen in der Leitung<br />
Nicolas Rottmann neu bei SecAnim<br />
Nicolas Rottmann –<br />
neues Mitglied der<br />
Leitung <strong>von</strong> SecAnim<br />
Nicolas Rottmann (33), ausgebildeter<br />
Bankkaufmann, kam 2003 zu SARIA<br />
France. Nach einem Praktikum war<br />
er als Direktor <strong>von</strong> Heck France<br />
(Häute <strong>und</strong> Felle) tätig, danach war<br />
er für wesentliche Einkaufsbereiche<br />
zuständig <strong>und</strong> ist seit Januar 2006<br />
Direktor <strong>von</strong> SARIA Sud Est in Bayet<br />
<strong>und</strong> damit verantwortlich für acht<br />
dieser Region zugeordnete Standorte.<br />
Ab November wird Herr Rottmann<br />
wieder eine neue Aufgabe in der<br />
SARIA Gruppe übernehmen: Er wird<br />
mit in die Leitung der neu gegründeten<br />
SARIA Tochter SecAnim GmbH,<br />
mit den Standorten Malchin, Mützel,<br />
Elxleben <strong>und</strong> Bresinchen, eintreten.<br />
Damit bewahrheitet sich ein Satz,<br />
den er im vergangenen Jahr der<br />
SARIA news in einem Interview<br />
gesagt hatte: »Bei SARIA gibt es<br />
ständig neue Herausforderungen,<br />
<strong>und</strong> man sucht neue Ideen zur Entwicklung<br />
des Unternehmens.«<br />
Wir wünschen Herrn Rottmann viel<br />
Erfolg <strong>und</strong> Freude bei seiner neuen<br />
Aufgabe. ● cma/fbt<br />
Sommerzeiten – Schlechte Zeiten<br />
Was Sie über Tierkörperbeseitigung nie wissen wollten...<br />
Während wir im Sommer an heißen Tagen gerne ein Schwimmbad, einen See,<br />
das Meer oder ein schattig-kühles Plätzchen aufsuchen, hat es Schwein-Rind-<br />
Huhn & Co. meistens nicht so kommod, <strong>und</strong> da fallen dann nicht nur einzelne<br />
Tiere sondern manchmal ganze Stallbesatzungen der Hitze zum Opfer.<br />
Man kann sich unschwer vorstellen,<br />
dass dann schnelle, sehr schnelle<br />
Hilfe notwendig ist <strong>und</strong> das Sammelfahrzeug<br />
<strong>von</strong> SecAnim nicht schnell<br />
genug zum Hof kommen kann.<br />
Aber wie das so ist im Leben: Da<br />
stirbt das Tier am Freitag, der Bauer<br />
legt es am Ende seines Anwesens<br />
unter eine Plane, vielleicht auch<br />
noch in die Sonne, <strong>und</strong> am Montag<br />
ruft er in der TBA an, man möge<br />
doch kommen, über’ s Wochenende<br />
seien wegen der Hitze vier Schweine<br />
verendet. Wie die dann aussehen ...<br />
Eben, das wollten Sie ja nie wissen!<br />
Aber genau hier beginnt ein großes<br />
Problem für die TBAn: Je schlechter<br />
der Zustand der sogenannten »Rohware«<br />
ist, desto schlechter lässt sie<br />
sich verarbeiten. Insbesondere die<br />
Abtrennung des Fettes wird zum<br />
Problem. Einerseits bekommt man zu<br />
fettes Mehl – das lässt sich nicht gut<br />
in Zement– <strong>und</strong> Kohleöfen verbrennen.<br />
Andererseits hat man zu viele<br />
Feststoffanteile im Fett, dann kann<br />
man es nicht in unseren Kesselanlagen<br />
verbrennen. Zudem kann je nach<br />
Qualität der (Sommer) Rohware die<br />
Verarbeitungskapazität auf fast die<br />
Hälfte sinken.<br />
»Früher (als es noch keine <strong>Kategorie</strong>n<br />
gab) war alles besser.« Da konnte<br />
man die »schlechte« Rohware des<br />
Sommers mit »guter« Rohware (z. B.<br />
Knochen) zusammen verarbeiten. Das<br />
Ergebnis waren ordentliche Mehle<br />
<strong>und</strong> Fette. Heute gibt es die gute<br />
Ware gar nicht mehr im <strong>Kategorie</strong> 1-<br />
Betrieb, die ist komplett im <strong>Kategorie</strong><br />
3-Betrieb gelandet.<br />
Fazit: Ein heißer Sommer ist nicht<br />
gut – weder für`s Vieh noch für die<br />
TBA. ● cma/kr<br />
42<br />
SARIAnews
Sicher mit SARIA<br />
B<strong>und</strong>esverwaltungsgerichtsentscheidung zur durchgängigen rechtlichen<br />
Verantwortung des Abfallproduzierenden<br />
Interview mit<br />
Franz-Bernhard Thier –<br />
SARIA Vorstandsmitglied<br />
Das B<strong>und</strong>esverwaltungsgericht<br />
in<br />
Leipzig hat mit<br />
einer Gr<strong>und</strong>satzentscheidung<br />
die dauerhafte Verantwortung<br />
des Abfallproduzenten für<br />
die <strong>von</strong> ihm produzierten Abfälle bestätigt.<br />
Ob <strong>und</strong> welche Verantwortung<br />
sich hieraus für Materialien der <strong>Kategorie</strong><br />
1, 2 <strong>und</strong> 3 gemäß EU-Verordnung<br />
1774/2002 ergeben, wollte die<br />
SARIA news <strong>von</strong> Herrn Franz-Bernhard<br />
Thier, Vorstandsmitglied der SARIA<br />
<strong>Bio</strong>-Industries AG & Co. KG, wissen.<br />
SN: Hat die jüngste B<strong>und</strong>esverwaltungsgerichtsentscheidung,<br />
Az.: BverwG 7 C<br />
5.07, vom 28.06.07, auch Auswirkun gen<br />
auf Materialien der <strong>Kategorie</strong> 1, 2 u. 3<br />
gemäß EU-Entscheidung 1774/2002?<br />
FBT: Dass die <strong>von</strong> Ihnen genannte Entscheidung<br />
des B<strong>und</strong>esverwaltungsgerichts<br />
vom 28.06.2007 auf organische<br />
Abfälle anzuwenden ist, liegt eindeutig<br />
auf der Hand <strong>und</strong> ist auch unstreitig.<br />
Da immer schon das TierNebG bzw.<br />
früher das Tierkörperbeseitigungsgesetz<br />
als Spezialgesetz zum Abfallrecht<br />
galt, hat sich hier die Rechtslage<br />
gr<strong>und</strong>sätzlich nicht geändert.<br />
SN: Was bedeutet dies konkret für die<br />
Praxis?<br />
FBT: Dies bedeutet für die Praxis, dass<br />
ein Abfallverursacher nicht mit der<br />
Zeichnung eines Auftrages oder gar<br />
eines Vertrages die Verantwortung für<br />
die <strong>von</strong> ihm produzierten Abfälle abgegeben<br />
bzw. aufgegeben hat, sondern<br />
dass er bis zur abschließenden <strong>Beseitigung</strong><br />
– dies kann theoretisch nur die<br />
Verbrennung sein – die Verantwortung<br />
für die <strong>von</strong> ihm produzierten Abfälle<br />
behält.<br />
SN: In welchem Bereich kann es<br />
denn für den Abfallerzeuger zu einem<br />
Problem kommen?<br />
FBT: In den letzten Jahren hat es eine<br />
Vielzahl <strong>von</strong> neu gegründeten Firmen<br />
gegeben, die die <strong>Entsorgung</strong> bzw. Übernahme<br />
<strong>von</strong> organischen Abfallstoffen<br />
anbieten. Zum Teil sind dies Unternehmen<br />
mit sehr wenig Substanz; will<br />
heißen, diese Unternehmen haben<br />
nicht viel mehr als ein Telefon <strong>und</strong> einen<br />
geleasten Pkw, um ihrem Geschäft<br />
der Abfallvermittlung nachzugehen.<br />
Wenn solche Unternehmen Materialien<br />
<strong>von</strong> verschiedensten Abfallproduzenten<br />
in <strong>Bio</strong>gasanlagen zusammenführen,<br />
so ist eine Nachvollziehbarkeit<br />
überhaupt nicht mehr gegeben. Uns<br />
sind aus der Praxis Sammeltouren bekannt,<br />
wo solche Unternehmen Spediteure<br />
beauftragen, um <strong>von</strong> einem Abfallerzeuger<br />
zum anderen zu fahren,<br />
um dieses Material dann anschließend<br />
in einer oder vielleicht sogar in mehreren<br />
<strong>Bio</strong>gasanlagen zu verteilen.<br />
Wie soll hier ein später in Anspruch<br />
genommener Abfallerzeuger ohne vereidigten<br />
Probenzieher die Ordnungsmäßigkeit<br />
seines Abfalls beweisen?!<br />
SN: Bedeutet dies, dass ein Abfallerzeuger<br />
ausschließlich direkt mit einer<br />
Verwertungs- bzw. <strong>Beseitigung</strong>sanlage<br />
zusammenarbeiten sollte?<br />
FBT: Vom Gr<strong>und</strong>satz her wäre das bereits<br />
eine erste Sicherungsmaßnahme,<br />
die der Abfallerzeuger durchführen<br />
sollte. Dies würde allerdings immer<br />
noch nicht ausschließen, dass sich die<br />
Verwertung-/<strong>Beseitigung</strong>sanlagen<br />
noch <strong>von</strong> weiteren Dritten beliefern<br />
lassen, <strong>und</strong> es damit wieder zu Haftungs-<br />
<strong>und</strong> Abgrenzungsproblemen im<br />
Falle der Vermischung der Materialien<br />
kommen könnte.<br />
SN: Könnten Sie denn einmal skizzieren,<br />
welche Haftungsprobleme auf<br />
einen Abfallerzeuger zukommen<br />
könnten?<br />
FBT: Das Beispiel PFT <strong>und</strong> die Meldungen<br />
Anfang Juli über 2 weitere <strong>Bio</strong>gasanlagen,<br />
die PFT-Belastungen festgestellt<br />
haben, sind als konkretes Beispiel<br />
hier zu nennen. Ein solcher Fall<br />
führt regelmäßig zur Insolvenz der<br />
Verwertungsanlage, hier der <strong>Bio</strong>gasanlage,<br />
<strong>und</strong> der Schaden, der durch die<br />
Aufbringung <strong>von</strong> belastetem Gärsubstrat<br />
auf die landwirtschaftlichen Flächen<br />
entstanden ist, wird in die Millionen<br />
gehen. Die eingeschaltete Staatsanwaltschaft<br />
wird sich selbstverständlich<br />
exakt die Mengenströme anschauen,<br />
<strong>und</strong> es dürfte sehr wichtig sein,<br />
z. B. in diesem Fall, die PFT-Freiheit<br />
<strong>von</strong> dem abgegebenen Abfall an diese<br />
<strong>Bio</strong>gasanlagen für jeden Abfallerzeuger<br />
zu beweisen. Aber selbst wenn dies<br />
gelingt <strong>und</strong> der Abfallerzeuger nicht<br />
ursächlich für das PFT verantwortlich<br />
war, bleibt jedoch sein Substrat in den<br />
Fermentern, Gärrestelägern <strong>und</strong> ggf.<br />
auf den Ackerflächen <strong>und</strong> ist separat<br />
zu entsorgen. Die Behörden werden im<br />
Regelfall Verfügungen zur <strong>Entsorgung</strong><br />
der Materialien erstellen <strong>und</strong> da wird<br />
es ggf. zum Schluss den Abfallerzeuger<br />
treffen, der die beste bzw. längste<br />
Solvenz besitzt.<br />
SN: Herr Thier, was raten Sie Abfallerzeugern<br />
zur Vermeidung diesbezüglicher<br />
Schäden?<br />
FBT: Die Antwort eines SARIA-Vorstandes<br />
ist klar. Nehmen Sie zertifizierte,<br />
solvente <strong>und</strong> durch entsprechende<br />
langjährige Tätigkeit in dem Metier<br />
erfahrene Unternehmen – am besten<br />
natürlich die SARIA bzw. ein Unternehmen<br />
aus der RETHMANN-Gruppe!<br />
Interview<br />
43<br />
SARIAnews
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