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Foto: Amac Garbe - ad-rem

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6<br />

Keine<br />

Witzfiguren<br />

Måns Herngrens<br />

„Männer im Wasser“<br />

W<br />

SOMMERKINO <strong>ad</strong> libitum | Sonderausgabe 28. Juli 2010<br />

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as machen frustrierte<br />

schwedische Männer? Na<br />

klar, Synchronschwimmen. Begann<br />

der Tanz im klaren Nass zunächst<br />

als Partygag auf einem<br />

Junggesellenabschied, wird für<br />

sieben Freunde bald weltmeisterlicher<br />

Ernst daraus: Sie gründen<br />

Schwedens einziges männliches<br />

Synchronschwimmteam und wollen<br />

damit sogar zur WM nach<br />

Berlin.<br />

Regisseur Måns Herngren erzählt<br />

mit „Männer im Wasser“ eine erfrischend<br />

komische Geschichte einer<br />

ausgedienten Hockeymannschaft,<br />

die sich zu neuen Ufern<br />

aufmacht und dabei völlig neue<br />

Seiten des Lebens entdeckt. Dabei<br />

steht die Ernsthaftigkeit der Charaktere<br />

trotz der skurril anmutenden<br />

Sportauswahl nie in Frage.<br />

Selbst wenn sich die Männer über<br />

Pediküre unterhalten und man<br />

sich das eine oder andere<br />

Schmunzeln nicht verkneifen<br />

kann. | Antje Meier<br />

Geplanter Kinostart: 19. August<br />

Selbsthass<br />

in Worten<br />

Dietrich Brüggemanns<br />

„Renn, wenn du kannst“<br />

G<br />

lücklicherweise hat Dietrich<br />

Brüggemanns Kinodebüt<br />

andere Stärken als seine langen<br />

und für die Handlung teilweise<br />

unwichtigen Gesprächssequenzen:<br />

nämlich ein tiefgründiges<br />

Drehbuch, das von ihm und seiner<br />

Schwester Anna Brüggemann<br />

geschrieben wurde, sowie ein tolles<br />

Schauspieltrio, allen voran Robert<br />

Gwisdek („13 Semester“), der<br />

vorzüglich die Rolle des Benjamin<br />

mimt. Dieser sitzt nach einem<br />

Unfall im Rollstuhl und stößt mit<br />

seiner bissigen und verletzenden<br />

Art jede Person in seinem Umfeld<br />

weg. Bis er sich in Annika (Anna<br />

Brüggemann) verliebt, an der<br />

auch sein Zivi und Freund Christian<br />

(Jacob Matschenz) Interesse<br />

hat. Für Ben entspinnt sich ein fatales<br />

Liebesdreieck. | Antje Meier<br />

Geplanter Kinostart: 29. Juli<br />

Die tödliche Lust<br />

Verstörendes Szenario: Baran bo Odars „Das letzte Schweigen“<br />

Dieser Film blickt unverblümt<br />

in den menschlichen<br />

Abgrund.<br />

Anstatt die Spannung langsam<br />

aufzubauen, wirft<br />

Baran bo Odar in seinem<br />

gelungenen Kinodebüt „Das letzte<br />

Schweigen“, einer Mischung aus<br />

Thriller und Melodram, den Zuschauer<br />

gleich mitten ins Geschehen,<br />

der zwei Männer bei einem<br />

Vorhaben beobachtet.<br />

Sofort kommt ein mulmiges Gefühl<br />

auf, als ein kleines Mädchen<br />

auf einem Fahrr<strong>ad</strong> eingeblendet<br />

wird. Als dieses in einen Feldweg<br />

einbiegt und ihr die Männer in einem<br />

roten Auto folgen, wird das<br />

ungute Gefühl leider zur Wirklichkeit.<br />

Einer der beiden Männer,<br />

Peer (Ulrich Thomsen), zerrt das<br />

Mädchen in ein Weizenfeld, vergewaltigt<br />

sie und erschlägt sie im<br />

Affekt. Sein Beifahrer Timo (Wotan<br />

Wilke Möhring) beobachtet<br />

das Geschehen scheinbar schockiert.<br />

Nach diesem Vorfall verschwindet<br />

Timo aus der St<strong>ad</strong>t,<br />

Auf russisch-französischem Traumfang<br />

R<strong>ad</strong>u Mihaileanus Tragikomödie „Das Konzert“<br />

Tief unten, am Boden des<br />

Wischeimers, dreht sich<br />

Andreï Filipovs Lebenstraum<br />

im Takt des eintauchenden<br />

Schrubbers.<br />

I<br />

mmer dann, wenn Andreï Filipov<br />

(Alexeï Guskov) als Hausmeister<br />

des legendären Bolschoi-<br />

Orchesters den Boden wischend<br />

den Proben der mittlerweile mittelmäßigen<br />

Musiker lauscht, erinnert<br />

er sich an seine Wunderknabenzeit.<br />

Einst dirigierte er als gefeierter<br />

Maestro das russische Orchester<br />

zum Weltruhm, ohne sich<br />

um das kommunistische Regime<br />

und dessen antizionistischen Parolen<br />

zu scheren. Als er sich weigerte,<br />

seine jüdischen Musiker zu<br />

entlassen, verlor er seinen Posten<br />

und wurde zum Putzmann im<br />

Bolschoi-Theater degr<strong>ad</strong>iert. Dort<br />

verliert sich der mittlerweile<br />

Teilen die dunkle Leidenschaft für Kinderpornographie: Peer Sommer (Ulrich<br />

Thomsen) und Timo Friedrich (Wotan Wilke Möhring). <strong>Foto</strong>: NFP<br />

gründet eine Familie und lebt ein<br />

normales Leben. Bis er in den<br />

Nachrichten erfährt, dass nach<br />

genau 23 Jahren an derselben<br />

Stelle erneut ein Mädchen verschwunden<br />

ist. Ihn befällt eine<br />

furchtbare Ahnung und die<br />

Schuldgefühle von damals kehren<br />

zurück. Er muss sich Gewissheit<br />

verschaffen.<br />

In seiner Inszenierung, die sich<br />

durch beeindruckende Kameraaufnahmen,<br />

perfekte Schnitte und<br />

einer großartigen Konzipierung<br />

Cellist Sacha Grossmann (Dmitri Nazarov)<br />

in seinem Krankenwagen, in<br />

dem er lebt und spielt. <strong>Foto</strong>: Concorde<br />

50-Jährige trinkend im Selbstmitleid,<br />

bis ein ankommendes Fax im<br />

Büro des Direktors Olivier Morne<br />

Duplessis (François Berléand) seinen<br />

einstigen Lebenstraum über<br />

den Eimerrand schwappen lässt.<br />

Er beschließt, die Faxeinl<strong>ad</strong>ung<br />

ins Pariser Théâtre du Châtelet<br />

anzunehmen, lässt das Papier verschwinden<br />

und gibt sich als Direktor<br />

Duplessis aus. Zwei Wochen<br />

bleiben ihm, um die alte Orchesterbesetzungzusammenzutrommeln<br />

und in den Westen zu<br />

des Spannungsbogens auszeichnet,<br />

folgt Regisseur Odar der Romanvorlage<br />

„Das Schweigen“ von<br />

Jan Costin Wagner. So geht es weniger<br />

darum, wer der Mörder ist.<br />

Vielmehr dringt „Das letzte<br />

Schweigen“ in die Psyche des Täters,<br />

eines Mitwissers, der Angehörigen<br />

der Opfer und der Polizeiermittler<br />

vor und zeigt dabei<br />

vor allem die verschiedenen Facetten<br />

von Angst. | Antje Meier<br />

Geplanter Kinostart: 19. August<br />

fahren. Regisseur und Drehbuchautor<br />

R<strong>ad</strong>u Mihaileanu entspinnt<br />

eine vorhersehbare und dennoch<br />

mit unverhofften Wendungen gespikte<br />

Geschichte, deren klischeehaft<br />

ausstaffierte Nebenschauplätze<br />

nie ausufern. Da fideln die<br />

meistermusikalischen Russen gegen<br />

eine verkopfte Westwelt an.<br />

Da nutzen ganze Stämme von Sinti<br />

und Roma Filipovs Täuschungsmanöver<br />

für ihre erste<br />

Westreise und die Juden schachern<br />

in Paris selbst Ramsch zu<br />

Geld, um dabei beinahe den Auftritt<br />

zu verpassen. Selbst die vergangenheitsverliebtenParteitreuen<br />

vergisst R<strong>ad</strong>u Mihaileanu<br />

nicht. Ihm gelingt ein tragikomisches<br />

Multikulti-Potpurri, auf das<br />

man sich einlassen muss. Wer<br />

glauben will, was er sieht, erlebt<br />

ein rasant-skurilles Märchen, das<br />

sich herzerwärmend festsetzen<br />

wird. | Franziska Lange<br />

Geplanter Kinostart: 29. Juli<br />

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DER FILMTIPP<br />

vom UFA-Kristallpalast<br />

TOY STORY<br />

(DIGITAL 3 D)<br />

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Liebessuchender<br />

„Me too – Wer will schon<br />

normal sein?“<br />

D<br />

ieser Film erzählt flott, aber<br />

mit Fingerspitzengefühl und<br />

feinem Humor von der Suche eines<br />

behinderten Menschen nach<br />

Liebe – ohne auf die Mitleids- und<br />

Betroffenheitsdrüse zu drücken.<br />

Denn Daniel (Pablo Pineda) hat<br />

zwar das Down-Syndrom, weiß<br />

aber genau, was er will. Nachdem<br />

er sein Studium abgeschlossen<br />

und einen Job gefunden hat, sucht<br />

er nun die Frau fürs Leben. Jeder<br />

rät ihm, er solle unter seines Gleichen<br />

suchen, doch Daniel will<br />

mehr. Er hat ein Auge auf seine<br />

Kollegin Laura (Lola Dueñas) geworfen,<br />

aber die hat eigene Sorgen<br />

und will ein normales Leben<br />

führen. | Janine Kallenbach<br />

Geplanter Kinostart: 5. August<br />

Frankreich<br />

wunderbar<br />

Brizés „M<strong>ad</strong>emoiselle<br />

Chambon“<br />

E<br />

s ist ein stiller Film, der umrahmt<br />

mit Alltagsbildern von<br />

einer besonderen Liebe erzählt.<br />

Dem Regisseur Stephan Brizé gelingt<br />

mit ausdrucksstarken<br />

Schauspielern eine zauberhafte<br />

Melange feinsten französischen<br />

Erzählkinos. Da ist der bodenständige<br />

Familienvater Jean (Vincent<br />

Lindon) und die Lehrerin<br />

seines Sohnes, M<strong>ad</strong>emoiselle<br />

Chambon (Sandrine Kiberlain).<br />

Vier Augen, ein Blick, und da ist<br />

mehr. Bis zum Schluss hält der<br />

Film die Spannung zwischen<br />

Sehnsucht nach Zärtlichkeit und<br />

Erfordernissen des Alltags. Er wäre<br />

vielleicht einer der wenigen,<br />

den man perfekt nennen müsste,<br />

wenn da nicht am Ende… Der<br />

Streifen sei trotzdem wärmstens<br />

ans Herz gelegt. | Nicole Laube<br />

Geplanter Kinostart: 12. August

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